Aufbau und Konzeption von Selbstlernkursen zu digitalen Kompetenzen
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BIBLIOTHEK – Forschung und Praxis 2021; 45(2): 351–356 Zukunftsgestalter Silvia Czerwinski* und Tatyana Tasche Aufbau und Konzeption von Selbstlernkursen zu digitalen Kompetenzen https://doi.org/10.1515/bfp-2020-0102 kommunizieren und in kollaborativen Teams Daten- oder Multimedia-Projekte bearbeiten. Dafür finden und bewer- Zusammenfassung: In einem vierjährigen Projekt hat die ten die Studierenden Informationen in digitalen Publika- Universität Göttingen Online-Kurse entwickelt, die Studie- tionen und Suchräumen. Zudem visualisieren und präsen- rende bei der Entwicklung von digitalen Kompetenzen tieren sie ihre Ergebnisse mit unterschiedlichen Methoden unterstützen sollen. Die Kurse stehen den Studierenden als auf verschiedenen Online-Plattformen. Kurz: Der Alltag Selbstlernmaterialien über das universitäre Lernmanage- der Studierenden ist durchweg digital geprägt. mentsystem Stud.IP/ILIAS zur Verfügung. Für Nichtange- Um sich souverän in digitalen Umgebungen bewegen hörige der Universität besteht ein freier Zugang über die zu können, werden bestimmte Kenntnisse und Fähigkeiten Plattform OpenILIAS. Da die Kurse unter einer Creativ- benötigt, die Studierenden oft erst erlernen müssen. Dies Commons-Lizenz veröffentlicht wurden, können sie in Tei- gilt insbesondere für die Studierenden der Geisteswissen- len oder im Ganzen weiterverbreitet, verändert und er- schaften, da hier die Arbeit mit Daten sowie mit digitalen gänzt werden. Methoden und Werkzeugen immer größeren Raum ein- nimmt. Die Universität Göttingen entwickelt deshalb in Schlüsselwörter: Digitale Kompetenzen; E-Learning; OER einem vierjährigen Projekt Online-Lernangebote, die die Studierenden bei dem Erwerb bzw. dem Ausbau ihrer digi- Conception and Design of Online Courses on Digital Skills talen Kompetenzen unterstützen sollen. Abstract: In a four-year project, the University of Göttingen Das Projekt „Digitale Kompetenzen für Studierende“ has developed online courses to support students in deve- (DigKom)1 hat eine Laufzeit von vier Jahren (2016–2020) loping digital skills. The courses are available to students und ist Teil der zweiten Förderungsphase des übergreifen- as self-study materials via the university’s learning ma- den Projektes Göttingen Campus QPLUS.2 Mit über 25 Einzel- nagement system Stud.IP/ILIAS. Non-members of the uni- maßnahmen sollen darin die Studienbedingungen verbes- versity have free access via the platform OpenILIAS. As the sert und die Qualität in der Lehre erhöht werden. Mit dem courses are published under a Creative Commons licence, Projekt Campus QPLUS ist die Universität Göttingen seit 2011 they can be redistributed, modified, and supplemented in am Qualitätspakt Lehre beteiligt, der von Bund und Län- part or in whole. dern finanziert wird. Das Teil-Projekt DigKom wird gemein- sam von der Abteilung Studium und Lehre (Bereich Digita- Keywords: Digital skills; e-learning; OER les Lernen und Lehren) und der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen (Benutzungsabtei- 1 Ziel des Projekts „Digitale lung und eResearch Alliance3) durchgeführt. In dem Pro- jekt sind zwei Stellen angesiedelt: 0,75 VZÄ Digital Huma- Kompetenzen“ nist und 0,75 VZÄ Instructional Designer. Über zentrale Studienqualitätsmittel werden zusätzlich drei studentische Die bundesweite Einführung von weitgehend digitalen Se- Hilfskräfte finanziert. mestern aufgrund der Covid-19-Pandemie zeigt eindring- Ziel des Projektes DigKom ist die Bereitstellung von lich, wie wichtig das Erlernen eines sicheren Umgangs Selbstlernkursen, die in enger Abstimmung mit den Leh- mit digitalen Informationen und Werkzeugen für Studie- renden und den jeweiligen Experten des Bereichs ent- rende ist: Sie müssen über verschiedene Online-Kanäle 1 https://www.uni-goettingen.de/de/629608.html. *Kontaktperson: Silvia Czerwinski, silvia.czerwinski@tib.eu 2 https://www.uni-goettingen.de/de/217934.html. Tatyana Tasche, tatyana.tasche@uni-goettingen.de 3 http://www.eresearch.uni-goettingen.de.
352 Silvia Czerwinski und Tatyana Tasche wickelt werden. Die Lerninhalte werden über Videos, kur- E-Learning im Fokus, wie sie z. B. im Zertifikatsprogramm ze Texte, Infografiken und vielen Quiz als Module im Lern- „Lernen und Lehren in der digitale Gesellschaft“8 der Uni- managementsystem Stud.IP/ILIAS vermittelt. Diese Modu- versität Trier vermittelt werden. Ziel ist es dabei, digitale le können in die Lehre eingebunden werden und stehen Medien kompetent im Unterricht einzubinden und die Ler- den Studierenden als zusätzliche, freie Lernmaterialien nenden im Umgang damit zu schulen, wie es z. B. im zur Verfügung. Über eine Kopie in OpenILIAS4 sind die „Monitor Digitale Bildung“9 der Bertelsmann Stiftung aus- Lernangebote zudem als Open Educational Resources führlich untersucht wurde und vom digitalen Bildungs- (OER) nachnutzbar. pakt10 unterstützt wird. Zu Beginn des Projektes erfolgte eine Bestimmung des Im Rahmen der digitalen Bildung wird noch ein ande- Feldes „digitale Kompetenzen“. Dabei wurde auf bereits rer Punkt diskutiert, nämlich wie früh und wie intensiv vorliegende Kompetenzmodelle zurückgegriffen. Um he- Informatik ein Schulfach sein soll. Für die curriculare Ver- rauszufinden, inwiefern die Studierenden der Geisteswis- ankerung der Informatik bereits in der Grundschule sowie senschaften der Universität Göttingen bereits über diese informatischer Inhalte in anderen Fächern argumentieren Kompetenzen verfügen bzw. wie deren eigene Einschät- z. B. Informatikdidaktikerinnen wie Ira Diethelm.11 Unter- zung dazu ist, wurde im SoSe 2017 eine Onlineumfrage stützung erhält sie von der Gesellschaft für Informatik (GI), unter den Studierenden durchgeführt. Aufgrund der Er- die in den Empfehlungen der Kompetenzen für informati- gebnisse der Umfrage wurden relevante Themen für Lern- sche Bildung im Primarbereich12 sich dafür einsetzt, dass angebote identifiziert und bis Projektende insgesamt fünf bereits Schulkinder Lösungen für Probleme in der digitalen deutschsprachige Selbstlernkurse erstellt und drei der Kur- Welt selbständig entwickeln können. Ein viel zitierter An- se ins Englische übersetzt. satz bei dieser Art der digitalen Bildung ist das so genannte „Dagstuhl-Dreieck“:13 Die Lernenden nähern sich einem Problem oder einem Phänomen der digitalen Welt aus drei 2 Was sind digitale Kompetenzen? verschiedenen Richtungen, um ein ganzheitliches Bild zu erhalten und zu bestmöglichen Lösungen zu gelangen: Wie Nach einer ersten Recherche zum Thema „digitale Kom- nutze ich das? Wie funktioniert das? Wie wirkt das? petenzen“ konnten die vier wichtigsten Handlungsfelder identifiziert werden: Kommunikation, Medien, Daten und Informatik. Je nachdem, welches Feld näher betrachtet wird, ergibt sich eine andere Definition von „digitalen Kompetenzen“ und dementsprechend eine andere Aus- richtung der Lernangebote. Betrachtet man die bereits bestehenden Angebote von Universitäten, legen auffällig viele den Schwerpunkt auf den Umgang mit digitalen Medien bzw. auf die Kommuni- kation im Internet, z. B. die frei zugänglichen Online-Kurse „Digital Literacy“5 der Fachhochschule Lübeck oder „Di- gital Footprint“6 der University of Edinburgh. Andere An- gebote erweitern den von Bibliotheken seit langem be- spielten Bereich der Informationskompetenz lediglich um digitale Begriffe wie z. B. der Online-Kurs „Information & Abb. 1: Dagstuhl Digital Literacy for University Success“7 der University of Sydney. Ein weiteres Kompetenz-Feld ist das der „Digitalen Bildung“. Hier stehen vorrangig die Kompetenzen der Leh- 8 https://www.uni-trier.de/index.php?id=64030. renden bzw. der Lehramtsstudierenden beim Einsatz von 9 https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/publikationen/publikati on/did/monitor-digitale-bildung/. 10 http://digitaler-bildungspakt.de/. 4 http://openilias.uni-goettingen.de/openilias/goto_openilias_cat_ 11 https://www.bundestag.de/resource/blob/573972/37590b970d6d 368.html. 530bcce7825efe39160e/Diethelm_Stellungnahme_37g-data.pdf. 5 https://www.oncampus.de/integration/digital-literacy. 12 https://gi.de/themen/beitrag/informatische-bildung-im-primarb 6 https://www.coursera.org/learn/digital-footprint. ereich. 7 https://www.coursera.org/learn/digital-literacy. 13 https://dagstuhl.gi.de/dagstuhl-erklaerung.
Aufbau und Konzeption von Selbstlernkursen zu digitalen Kompetenzen 353 In der Informatik ist der Fokus auf kreativen Lösungs- petenzen vermitteln, wichtige Themenbereiche festgelegt. ansätzen grundlegend und wird als „Computational Thin- Diese Themen wurden in einem Workshop mit Masterstu- king“ bezeichnet: Ein Problem wird in mehrere Punkte dierenden und einer Vertreterin der Graduiertenschule für unterteilt und dann dafür eine schrittweise Lösung er- Geisteswissenschaften Göttingen (GSGG) diskutiert. arbeitet. Dieses algorithmische Denken steht am Anfang Aus den Ergebnissen des Workshops und der Einzel- jedes Programmierenlernens und kann in andere Lebens- gespräche sowie anhand des Kompetenzrahmens der KMK bereiche übertragen werden.14 Man könnte diese Heran- wurden die endgültigen Fragen für eine Online-Umfrage gehensweise als unterste Ebene ansehen, auf die alle an- unter Studierenden der Geisteswissenschaften entwickelt. deren digitalen Kompetenzen aufbauen. In einer Vollerhebung unter Studierenden der Philosophi- Eine strukturierte Sammlung an digitalen Kompetenz- schen und der Theologischen Fakultäten der Universität bereichen wurde bereits 2016 von der Kultusministerkon- Göttingen im SoSe 2017 sollte demnach herausgefunden ferenz (KMK) erstellt.15 Die Universität Göttingen (Bereich werden, welche digitalen Kompetenzen bei den Studieren- Digitales Lernen und Lehren) hat eine eigene Matrix zu den bereits vorhanden sind und welche konkrete digitale digitalen Kompetenzen16 entwickelt und sie den Kompe- Kompetenzen ihrer Meinung nach für das Studium und das tenzfeldern der KMK zugeordnet. Auch bei der Entwick- spätere Berufsleben benötigt werden. Daraus ergaben sich lung der Lernangebote im Projekt DigKom diente der Kom- priorisierte Arbeitsbereiche, in denen neue Lernangebote petenzrahmen der KMK als Referenzpunkt. entwickelt werden. Eine eindeutige Abgrenzung von digitalen (Digital Li- Die gesamte Umfrage gliederte sich in neun Themen- teracy) und datenbezogenen Kompetenzen (Data Literacy) bereiche (plus der Abfrage demografischer Daten), in de- ist kaum zu leisten. Im Projekt DigKom werden diese Kom- nen insgesamt 22 Fragen gestellt wurden. Bis auf drei Frei- petenzen jedoch nur sehr rudimentär behandelt. Dies hat textfragen wurden hauptsächlich Multiple- bzw. Single- zwei Gründe: Zum einen bietet das Projekt „Daten Lesen Choice-Frageformen verwendet. Als Umfragetool wurde Lernen“,17 federführend unter dem Zentrum für Statistik die Software SoSci Survey über die Hochschullizenz der der Universität Göttingen, die Lehrveranstaltung „Data Li- Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät verwendet. Den teracy Basics“ für Studierende aller Fachrichtungen an. Aufruf und den Zugangslink zur Umfrage bekamen die Zum anderen werden digitale Kompetenzen im Umgang Studierenden über eine Mail der Dekanate der Philosophi- mit Daten in den Geisteswissenschaften vorrangig über die schen bzw. Theologischen Fakultät. Es wurden insgesamt datengetriebene Forschung in den Digital Humanities ver- 5 401 Studierende angeschrieben, davon 5 027 aus der Phi- mittelt. So wurden auch an der Universität Göttingen 2019 losophischen und 374 aus der Theologischen Fakultät. 294 die bisherigen Bestrebungen im Institut für Digital Huma- Personen haben die Umfrage begonnen und 205 Personen nities18 gebündelt und ein Studiengang eingerichtet. haben sie bis zur letzten Frage beantwortet. Dies ergibt eine Rücklaufquote von 5,44 % bzw. 3,79 %. Bei der Auswertung der Umfrage stellte sich zum einen 3 Was benötigen die Studierenden? heraus, dass die bis dahin bereits im Rahmen des Projekts entwickelten bzw. sich in der Entwicklung befindenden Nachdem die digitalen Kompetenzfelder im Projekt Dig- Lernangebote den Bedarfen der Studierenden entspre- Kom identifiziert waren, sollten sie mit den Bedarfen der chen. Dies betraf insbesondere die Kurse zu Open Educa- Zielgruppe, also den Studierenden der Geisteswissen- tional Resources (OER) sowie zur Literaturrecherche. Zum schaften der Universität Göttingen, abgeglichen werden. anderen formulierten die befragten Studierenden, dass die Dazu wurde 2017 eine Bedarfsanalyse durchgeführt. Zur Arbeit mit Daten für ihr Studium bzw. ihr späteres Berufs- Vorbereitung einer Online-Umfrage unter Studierenden leben sehr relevant sei, ohne dass sie jedoch den abge- wurden in Einzelgesprächen mit fünf Lehrenden der Uni- fragten Arbeitsschritten eine sinnvolle Bedeutung geben versität Göttingen, die in ihrer Lehre bereits digitale Kom- können. Im Ganzen wurden Aspekte zur Kommunikation, Arbeit im Team, Recherche/Informationsbeschaffung, Prä- sentation/Publikation, Daten (inkl. Datensicherung) und 14 https://www.cs.cmu.edu/afs/cs/usr/wing/www/ct-german.pdf. Informationsverarbeitung abgefragt. 15 https://www.kmk.org/fileadmin/Dateien/veroeffentlichungen_b Neben den inhaltlichen Aspekten wurden auch Fragen eschluesse/2018/Strategie_Bildung_in_der_digitalen_Welt_idF._vom zur Motivation gestellt. Da im Projekt DigKom reine Selbst- _07.12.2017.pdf. 16 https://www.uni-goettingen.de/de/609498.html. lernkurse entwickelt werden, war es von großem Interesse 17 https://www.uni-goettingen.de/de/592287.html. zu erfahren, warum die Studierenden einen Kurs bis zum 18 https://www.uni-goettingen.de/de/597374.html. Ende durchführen bzw. was sie evtl. zum Abbruch veran-
354 Silvia Czerwinski und Tatyana Tasche Abb. 2: Interesse Abb. 3: Motivation lassen würde. Von Konzepten des Blended Learning oder Die Studierenden erhalten demnach nur in ausgewählten einer Begleitung über ein Forum oder Wiki wurde abge- Seminaren ECTS-Punkte. In allen Kursen ist es allerdings sehen, weil innerhalb des Projekts der Fokus auf das Er- möglich, eine Teilnahmebescheinigung zu erhalten, wie es stellen der Kurse gelegt wurde. Eine didaktische Beglei- laut Umfrage von den Studierenden gewünscht ist. tung der Lernenden erfolgt lediglich in solchen Kursen, die von Lehrenden in ihre Veranstaltungen übernommen wurden. Dies gilt z. B. für den OER-Kurs bei den Lehramts- studierenden oder den Literaturrecherchekurs in der Eng- lischen Philologie und der Interkulturellen Germanistik.
Aufbau und Konzeption von Selbstlernkursen zu digitalen Kompetenzen 355 4 Erstellung von ILIAS-Lernmodulen Anfänger bzw. leicht Fortgeschrittene und bestehen aus 4–6 Kapiteln mit einer durchschnittlichen Länge von ca. Die Selbstlernkurse werden im Projekt DigKom in Anleh- 20–30 Minuten. Aufgrund des modularen Aufbaus bleibt nung an das ADDIE-Modell aus dem Instructional Design19 der Lernvorgang flexibel, d. h., die Lernenden bestimmen entwickelt. Dieses gliedert sich in fünf Phasen: ihr eigenes Lerntempo, den Ablauf des Kurses und die 1. In der Analysephase wird das Thema erfasst und Ex- Inhaltstiefe. Sie lernen demnach nur das, was sie entspre- perten dazu auf dem Campus identifiziert. chend ihrer individuellen Erfordernisse brauchen. Es wur- 2. In der Designphase werden die groben Lernziele und den folgende Kurse entwickelt: eine erste inhaltliche Struktur des Kurses erstellt. Die- se werden in einem mehrstündigen Workshop mit Ex- Freie Bildungsmaterialien: Open Educational Resources perten auf dem Feld, die möglichst unterschiedliche (OER) leicht gemacht. Aspekte abdecken, diskutiert und konkretisiert. OER sind Lehr- und Lernmaterialien, die kostenfrei ge- 3. In der Entwicklungsphase (engl. Development) wird nutzt, bearbeitet und weitergegeben werden dürfen. Der nach bereits vorhandenen Materialien unter freien Li- Kurs soll einen ersten praktischen Einstieg in OER bieten zenzen recherchiert. Diese werden im nächsten Schritt und die Studierenden für ein komplexes Thema insbeson- evtl. bearbeitet, z. B. werden Videos geschnitten oder dere für urheberrechtliche Fragen und Verwendung von mit deutschen Untertiteln versehen, oder Grafiken freien Lizenzen sensibilisieren. werden angepasst. Außerdem werden in dieser Phase neue Materialien erstellt. Dies sind hauptsächlich Tex- Literaturrecherche: Wie Sie finden, was Sie suchen. te, erklärende Grafiken bzw. Infografiken und ver- (auch in Englisch) schiedene H5P-Quiz. In diesem Kurs lernen die Studierenden effektive Such- 4. In der Implemetierungsphase werden die verschiede- strategien für die Recherche in Fachdatenbanken und Bi- nen Materialien im Lernmanagementsystem – an der bliothekskatalogen kennen. Außerdem erhalten sie wert- Universität Göttingen wird hauptsächlich Stud.IP/ volle Tipps für die Beurteilung der wissenschaftlichen ILIAS eingesetzt – eingebunden und angepasst. Au- Qualität der gefundenen Informationen. ßerdem werden zu dem eigentlichen Lernmodul wei- tere Module wie ein Abschlusstest, ein Glossar oder Informationsvisualisierung: Daten auf den Punkt ge- eine Evaluation angelegt. bracht. (auch in Englisch) 5. In der Evaluierungsphase wird der Kurs zunächst in- In diesem Kurs lernen die Studierenden unterschiedliche haltlich bzw. didaktisch von den Experten getestet. Diagrammarten und Visualisierungsformen kennen und Außerdem werden technische Tests auf verschiedenen erfahren, welche Grafiken oder andere Formen der Visuali- Geräten und Systemen durchgeführt. Schlussendlich sierung für welche Daten geeignet sind. Außerdem erhal- wird ein Feedback der Zielgruppe eingeholt. Zunächst ten sie Tipps für ein gutes Design, um ihre Daten und werden ausgewählte Studierende gebeten, ein aus- Informationen bestmöglich darzustellen. führliches Feedback zu erstellen. Sobald der Kurs für alle online zugänglich ist, kann von allen Teilnehmen- Informationstechnologie: IT so leicht wie nie. (auch in den ein Evaluationsbogen ausgefüllt und eine Bewer- Englisch) tung abgegeben werden. Die Möglichkeit des Evaluati- Nach Abschluss dieses Kurses sind die Studierenden mit onsbogens wird eher spärlich genutzt. Insbesondere den grundsätzlichen Prinzipien und Prozessen der Infor- die Angaben in dem darin enthaltenen Freitextfeld mationstechnologie vertraut und in der Lage, sich in ver- liefern allerdings hilfreiche Anmerkungen und Ideen, tiefende bzw. fachspezifische Methoden und Werkzeuge die möglichst zeitnah umgesetzt werden. ihres Studiums einzuarbeiten. Mit diesem Workflow wurden im Projekt DigKom fünf Kur- Datensicherheit: Nehmen Sie Ihre digitalen Fußspuren in se in deutscher Sprache erstellt. Drei davon wurden ins die Hand. Englische übersetzt und für die Gruppe der internationalen Mit diesem Kurs können die Studierenden abschätzen, Studierenden leicht angepasst. Die Kurse richten sich an welche Daten sie täglich preisgeben und welche Auswir- kungen dies hat. Außerdem sind sie in der Lage, Maßnah- men zum Schutz ihrer Daten zu ergreifen. 19 https://www.e-teaching.org/didaktik/theorie/instruktionsdesign Alle Kurse sind für die Studierenden in ihrer gewohn- /instruktionsdesign.pdf. ten Lernumgebung Stud.IP der Universität Göttingen zu-
356 Silvia Czerwinski und Tatyana Tasche gänglich. Im Sinne von Open Science stehen alle Kurse Lehre (Sarvin Navidi) eine Strategie für die Bewerbung zusätzlich für Nichtangehörige der Universität Göttingen aller Kurse entwickelt. Dazu wurden Postkartentaschen über die Plattform OpenILIAS als OER zur Verfügung. Auf- entworfen und von einer Grafikerin ausgestaltet. Basie- grund der Verwendung fremder Materialien müssen die rend auf diesem Design und einem Icon als Wiedererken- Kurse insgesamt unter der etwas einschränkenden, aber nungseffekt wurden weitere Werbematerialien wie z. B. immer noch freien Lizenz CC BY-SA20 veröffentlicht wer- Plakate und Online-Werbung erstellt. Außerdem wurden den. Selbst erstellte Grafiken und andere Materialien wer- besonders eingängige Tipps als kurze Videos umgesetzt, den unter die möglichst freie Lizenz CC0 gestellt. Diese die über die Monitore auf dem Campus sowie über In- Lizenzierungen ermöglichen es Lehrenden, die Kurse bzw. stagram verbreitet werden. Zu guter Letzt wurde die Web- die Materialien kostenlos für eigene Lehrprojekte zu nut- seite des Projekts überarbeitet und stärker auf die Zielgrup- zen, d. h., die Kursinhalte zu verbreiten, zu bearbeiten und pe Studierende ausgerichtet. zu ergänzen. Sie können ganze Kurse oder einzelne Modu- le kostenfrei verwenden und in ihre Lehrveranstaltungen einbinden bzw. an ihre eigenen, fachspezifischen Inhalte anpassen. 5 Fazit und Ausblick Die Kurse werden insgesamt gut angenommen: Bis Sep- tember 2020 haben sich mehr als 1 300 Studierende in Stud.IP für die Kurse angemeldet. Hinzu kommen die Ler- nenden auf der freien Plattform OpenILIAS. Die Nutzung ist hier allerdings anonymisiert, damit das Angebot mög- lichst niedrigschwellig ist. Aus diesem Grund lassen sich keine validen Nutzungszahlen ermitteln, es ist aber davon Abb. 5: Laufender Kurs auszugehen, dass die Zahlen hier ähnlich sind. Mit den Selbstlernkursen waren die Universität Göttingen und insbesondere die SUB Göttingen gut auf die Durch- führung eines digitalen Semesters ohne Präsenzlehre vor- bereitet. Auf die Erfahrungen aus dem Projekt konnte schnell zurückgegriffen werden, so dass andere Lehren- den auf einzelne Elemente (z. B. H5P Quiz) oder ganze Kurse (z. B. Literaturrecherche) aufbauend eigene Online- Kurse erstellen konnten. Silvia Czerwinski Technische Informationsbibliothek (TIB) Königsworther Platz 1 B D-30167 Hannover silvia.czerwinski@tib.eu Abb. 4: Nutzung Die Kurse wurden bis 2019 nur sehr punktuell beworben, da der Fokus auf der Erstellung von Inhalten lag. Ab dem Tatyana Tasche SoSe 2019 wurde mit der Öffentlichkeitsreferentin des Pro- Georg-August-Universität Göttingen jekts Campus QPLUS (Franziska Peukert) und der Medien- Studium und Lehre koordinatorin für Studierende der Abteilung Studium und Platz der Göttinger Sieben 5 D-37073 Göttingen tatyana.tasche@uni-goettingen.de 20 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/deed.de.
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