Bausteingottesdienst am Heiligen Abend, 24. Dezember 2020: Auf dem Weg zur Krippe mit den Hirten
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Bausteingottesdienst am Heiligen Abend, 24. Dezember 2020: Auf dem Weg zur Krippe mit den Hirten Erschließung des Evangeliumstextes für Große und Eltern Im zweiten Kapitel des Lukasevangeliums liegt uns der einzige Text vor, der die Geburt Jesu ausführlich zum Thema macht. Dabei ist der Text weniger an den Einzelheiten der Geburt an sich interessiert. Es geht vielmehr um etwas Grundlegendes: In der Zeit des Kaisers Augustus, der damals die Weltherrschaft für sich beanspruchte, wird ein andere König/ Messias und „Herr“ geboren – Jesus Christus. Gottes Sohn. Er ist der Retter der Welt. Er führt die Menschen zu Gott, stellt die Herrschaft Gottes ins Zentrum seiner Verkündigung. Gott macht sich in diesem neuen König ganz klein und kommt in diese Welt. Diese Herrschaft hat einen anderen Charakter als die Herrschaft des Kaisers von Rom: Jesus ist kein König, der seine Herrschaft mit Gewalt durch setzt. Jesu Macht ist die Liebe. Die Liebe kann nicht erzwungen werden, sie ist eine Grundhaltung, die vom Geben und Nehmen lebt. Dies zeigt sich schon in der Geburtserzählung. Der neugeborene Jesus ist ein kleines Kind, angewiesen auf andere, alleine nicht überlebensfähig. Wo Liebe und Geborgenheit, Fürsorge und Nähe gelebt wird, kann dieses Kind wachsen und gedeihen. Dass diese Botschaft für alle gilt, kann man auch in diesem Text sehen und lesen. Jesus kommt nicht in einem Palast, mit viel Prunk zur Welt. Nicht die Reichen und Mächtigen wissen als erste von der Geburt. Jesus kommt als „Abgeschobener“, in einem Stall zur Welt und die Futterkrippe ist sein erstes Bett. Die Botschaft dieser Geburt geht nicht an die gut betuchten und reichen Bürger von Jerusalem, diese Neuigkeit wird nicht auf dem Marktplatz verkündet, sondern bei den Hirten, die auf dem Feld bei Bethlehem lagerten und ihre Schafe hüteten. Hirten waren zu dieser Zeit nicht nur arme Menschen, sondern sie hatten in der Bevölkerung auch kein besonders gutes Ansehen und keine gute Stellung. Die Bibel schweigt darüber, was die Hirten von dieser himmlischen Ansage gehalten haben. Lukas überliefert nur, dass sie sich – was keinen wundern dürfte – schrecklich gefürchtet haben, als plötzlich der Engel erschien und sie vom „Glanz des Herrn umstrahlt“ wurden. Die Hirten aber sagen nichts, gar nichts. Sie fragen nicht, sie haken nicht nach, sie machen sich einfach auf den Weg. Anders als die Weisen aus dem Morgenland folgen sie keinem Stern, und da der Engel nicht mehr zu sehen ist, kann auch er sie nicht führen. Die Hirten gehen einfach drauflos und halten Ausschau: nach einem Baby in Windeln in einem Futtertrog. Und vielleicht sollen sie uns auch ein Vorbild sein, nicht so viel zu hinterfragen, sondern einfach die Augen und das Herz aufmachen, vertrauen und sich auf den Weg zur Krippe aufzumachen. 1
Impuls, um zur Ruhe zu kommen Sag es leise weiter Sag es leise weiter; Sag allen, die sich fürchten, sag leise zu ihnen: Fürchtet euch nicht, habt keine Angst mehr. Gott ist da. Er kam in unsere Welt, einfach, arm, menschlich. Sucht ihn, macht euch auf den Weg! Sucht ihn nicht über den Sternen, nicht in Palästen, nicht hinter Schaufenstern. Sucht ihn dort, wo ihr arm seid, wo ihr traurig seid und Angst habt. Da hat er sich verborgen, da werdet ihr ihn finden, wie ein Lichtschein im dunklen Gestrüpp, wie eine tröstende Hand, wie eine Stimme, die leise sagt: Fürchte dich nicht! Ihr Kinderlein kommet 2
Stern über Bethlehem 3
Die Heilige Nacht Die Lieder während der Geschichte können unter den angegebenen Links abgeru- fen, gehört und oder mitgesungen werden. Wer die Lieder singen möchte, findet nach der Geschichte beide Lieder mit Noten Die Heilige Nacht Es war ein Weihnachtstag, an dem alle außer Großmutter und mir zur Kirche gefah- ren waren. Ich glaube, dass wir im ganzen Haus allein waren. Wir hatten nicht mit- fahren können, weil es Großmutter nicht gut ging und ich bei ihr bleiben wollte. Als wir aber so zusammensaßen, begann Großmutter zu erzählen: Es war einmal ein Mann, der in die dunkle Nacht hinausging, um sich etwas Feuers- glut zu holen. Er ging von Hütte zu Hütte und klopfte an jede Tür und rief: „Helft mir, bitte. Meine Frau hat soeben ein Kind geboren und ich brauche Feuer, damit beide nicht frieren müssen.“ Aber es war Nacht und alle Menschen schliefen fest, niemand antwortete ihm. So ging der Mann weiter und sah in der Ferne einen hellen Feuer- schein. Er kam näher, eine große Herde Schafe lagerte schlafend auf der Weide und ein alter Hirte saß daneben und bewachte die Herde. Als der Mann die Herde erreichte, erwachten die Hunde, die bei den Schafen waren. Doch anstatt laut zu bellen, um ihn zu vertreiben, blieben sie ruhig liegen und sahen ihn erwartungsvoll an. Kommet ihr Hirten https://www.youtube.com/watch?v=olLTlI_UTd4 Bis dahin hatte Großmutter ungestört erzählen können, doch hier musste ich sie un- terbrechen: Weshalb vertrieben sie den Mann nicht, Großmutter? Was glaubt ihr, welchen Grund es geben könnte, dass die Hunde ruhig blieben? Auch den Hirten erstaunte die Reaktion seiner Hunde sehr und er ärgerte sich, dass sie den Mann nicht vertrieben. Er war ein alter Mann und immerzu unfreundlich und hart zu anderen Menschen. Doch nun kam der Mann zu dem Hirten und bat ihn: „Hilf mir und lass mich etwas von deiner Feuersglut mitnehmen. Meine Frau hat soeben ein Kind geboren und ich brauche Feuer, damit beide nicht frieren müssen.“ Der Hirte hätte es ihm am liebsten abgeschlagen, sah aber, dass der Mann keinen Eimer zum Tragen der Glut dabeihatte. So sagte er zu ihm: „Nimm so viel, wie du brauchst!“, da er annahm, dass der Mann die Glut nicht tragen konnte. Aber der Mann beugte sich nieder, nahm mit bloßen Händen die glühenden Kohlen und wi- ckelte sie in seinen Mantel. Die Kohlen verbrannte ihm die Hände nicht. Wieder unterbrach ich Großmutter: Warum konnte der Mann die glühenden Kohlen mit den Händen anfassen? Was glaubt ihr, warum der Mann die glühende Kohle anfassen konnte, ohne sich zu verbrennen? 4
Der Hirte wunderte sich sehr über den Mann. Er verstand nicht, warum die Hunde ruhig blieben, die Schafe weiterschliefen und der Mann die glühenden Kohlen tragen konnte. So folgte er ihm, um zu sehen, wohin dieser nun ging. Sie ka- men zu einem Stall, der leer war, doch eine Frau mit einem Kind in einer Krippe war dort. Als der Hirte das sah, überlegte er, wie er helfen könnte, damit das Kind nicht frieren musste. Obwohl er im Laufe der Jahre ein so harter Mann geworden war, rührte ihn das kleine Kind und so nahm er ein weiches Schaffell, das er mit sich trug und gab es dem fremden Mann, damit er das Kind auf das Fell legen konnte. Aber sobald der Hirte gezeigt hatte, dass er mitfühlend sein konnte und half, wurden ihm die Augen geöffnet und er sah, was er zuvor nicht wahrgenommen hatte und hörte, was seinen Ohren verschlossen war. Was glaubt ihr, was der Hirte plötzlich sehen und hören konnte, was für ihn bisher verborgen war? Er sah, dass er inmitten einer dichten Schar kleiner, leuchtender Engel stand, die ei- nen Kreis um ihn bildeten. Und die Engel sangen mit jubelnder Stimme, dass in dieser Nacht Gottes Sohn auf die Welt gekommen sei. Da verstand er, weshalb die Schafe weitergeschlafen hatten, die Hund nicht gebellt hatten und der Mann die glühen- den Kohlen mit den Händen tragen konnte. Jubel und Freude, Gesang und Spiel waren überall und der Hirte sah in der dunklen Nacht, was alles geschah, was er zuvor in seiner Unzufriedenheit nicht hatte wahrnehmen können. Voll Freude, dass seine Augen geöffnet waren, dankte er Gott. Das Jesuskind wird in die Krippe gelegt Als Großmutter so weit gekommen war, seufzte sie und sagte: Was der Hirte sah, das können wir in dieser Nacht auch sehen, denn die Engel fliegen in jeder Weihnachts- nacht umher, wir müssen sie nur erkennen können. Mit unseren Gedanken und Her- zen ist es möglich, Gottes Herrlichkeit zu sehen. (Weihnachtsgeschichte in Anlehnung an: Christuslegenden von Selma Lagerlöf) Stille Nacht, heilige Nacht https://www.youtube.com/watch?v=gavZL5412JM 5
Kommet ihr Hirten Stille Nacht, heilige Nacht 2. Stille Nacht, heilige Nacht! Hirten erst kundgemacht, durch der Engel Halleluja tönt es laut von fern und nah: Christ der Retter, ist da! Christ der Retter ist da! 3. Stille Nacht, heilige Nacht! Gottes Sohn, o wie lacht Lieb aus deinem göttlichen Mund, da uns schlägt die rettende Stund, Christ, in deiner Geburt, Christ in deiner Geburt! 6
Engel auf den Feldern singen Nun freut euch ihr Christen 2. o sehet, die Hirten eilen von den Herden und suchen das Kind nach des Engels Wort; geh´n wir mit ihnen, Friede soll uns werden. Kommt, lasset uns anbeten,.. 7
Evangelium Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas In jenen Tagen erließ Kaiser Augustus den Befehl, alle Bewohner des Reiches in Steuerlisten einzutragen. Dies geschah zum ersten Mal; damals war Quirinius Statthalter von Syrien. Da ging jeder in seine Stadt, um sich eintragen zu lassen. So zog auch Josef von der Stadt Nazareth in Galiläa hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die Betlehem heißt; denn er war aus dem Haus und Geschlecht Davids. Er wollte sich eintragen lassen mit Maria, seiner Verlobten, die ein Kind erwartete. Als sie dort waren, kam für Maria die Zeit ihrer Niederkunft, und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war. In jener Gegend lagerten Hirten auf freiem Feld und hielten Nachtwache bei ihrer Herde. Da trat der Engel des Herrn zu ihnen und der Glanz des Herrn umstrahlte sie. Sie fürchteten sich sehr, der Engel aber sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteil werden soll: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Messias, der Herr. Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das in Windeln gewickelt in einer Krippe liegt. Und plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer, das Gott lobte und sprach: Verherrlicht ist Gott in der Höhe und auf Erden ist Friede bei den Menschen seiner Gnade. Als die Engel sie verlassen hatten und in den Himmel zurückgekehrt waren, sagten die Hirten zueinander: Kommt, wir gehen nach Betlehem, um das Ereignis zu sehen, das uns der Herr verkünden ließ. So eilten sie hin und fanden Maria und Josef und das Kind, das in der Krippe lag. Als sie es sahen, erzählten sie, was ihnen über dieses Kind gesagt worden war. Und alle, die es hörten, staunten über die Worte der Hirten. Maria aber bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen und dachte darüber nach. Die Hirten kehrten zurück, rühmten Gott und priesen ihn für das, was sie gehört und gesehen hatten; denn alles war so gewesen, wie es ihnen gesagt worden war. Lk 2, 1-20 Das Licht an der Krippe wird entzündet 8
Fürbitten Liedruf zwischen den Fürbitten: „Tragt in die Welt nun ein Licht“ Wenn du kommst, Gott, bleibt nichts, wie es ist. Streit verstummt und Not wird ge- wendet. Finsternis weicht und das Leben beginnt von Neuem. Deshalb dürfen wir dich voll Vertrauen bitten: Wir feiern, dass du zur Welt kommst, Gott. Wir bitten dich: Wir bitten dich: komm zu denen, die krank sind und leiden. Zu denen die alleine sind und traurig – komm zu uns, dass wir aufmerksam werden und sie begleiten. Wir feiern, dass du uns ansiehst und dich mit uns versöhnst: Wir bitten dich: Komm zu denen, die niedergeschlagen sind oder zweifeln – und komm zu uns, damit du uns zeigen kannst, was Vertrauen und füreinander Dasein bewirken kann. Wir feiern, dass du uns gezeigt hast, was deine Liebe bewegen kann: Wir bitten dich: für unsere Gemeinden, für alle, die sich einsetzten, damit der Glaube unter uns lebendig bleibt – komm zu uns und schenke uns immer wieder neue Kraft und Segen für das Wirken an und mit deiner Kirche. Wir feiern, dass du uns gezeigt hast, dass es ein neues Leben nach dem Tod bei dir zu Hause gibt. Wir bitten dich: Komm zu allen, die heute besonders traurig sind, weil ein Mensch, der ihnen nahe stand gestorben ist – und komm zu uns, damit wir Augen haben, um da zu sein und zu trösten und den Schmerz gemeinsam auszuhalten und zu tragen. Bleib in unserer Welt, bleib in unserem Leben und erleuchte alles und alle durch das Licht deiner Liebe. Hoffnung wächst. 9
Oh du fröhliche 2. Christ ist erschienen, uns zu versühnen: Freue, freue dich, o Christenheit! 3. Himmlische Heere, jauchzen dir Ehre: Freue, freue dich, o Christenheit. 10
Sie können auch lesen