Befragung betreffend Covid-19-Impfung bei der jungen Bevölkerung im Kanton Bern

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Befragung betreffend Covid-19-Impfung bei der jungen
Bevölkerung im Kanton Bern

Im Auftrag der Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion des
Kantons Bern

Bern, 18. August 2021

 w hoch 2 GmbH
 Research, Analysis & Consulting
 Diego Häberli, M.Sc.
 Dr. Bartholomäus Wissmath
 Kramgasse 5
 3011 Bern
 www.w-hoch2.ch
Befragung betreffend Covid-19-Impfung bei der jungen Bevölkerung im Kanton Bern

Inhalt

1 Hintergrund ................................................................................................................................................... 1
2 Stichproben und Vorgehen ........................................................................................................................... 1
3 Ergebnisse ..................................................................................................................................................... 2
    3.1 Registrierung und Zugang zur Impfung ................................................................................................. 2
    3.2 Gründe für eine Impfung ....................................................................................................................... 2
    3.3 Gründe für eine Registrierung ohne nachfolgende Terminbuchung..................................................... 2
    3.4 Impfbereitschaft im Kolleg:innenkreis................................................................................................... 3
    3.5 Zeitpunkt der Impfung ........................................................................................................................... 5
    3.6 Potenzielle Massnahmen zur Steigerung der Impfmotivation .............................................................. 5
4 Diskussion ...................................................................................................................................................... 8

                                                                                                                                                             I
Befragung betreffend Covid-19-Impfung bei der jungen Bevölkerung im Kanton Bern

1       Hintergrund
Die Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion des Kantons Bern (GSI) hat bei der jungen Bevölkerung
von 16 bis 24 Jahren eine Online-Befragung lanciert, um das Impfverhalten und die Impfmotivation besser
nachvollziehen zu können.
Der 8. SRG Corona-Monitor1 zeigte, dass die Impfbereitschaft mit Urbanisierungs- und Bildungsgrad, einer
progressiven politischen Einstellung und dem Alter einhergeht. Die altersbedingten Zusammenhänge zeigen
sich beispielsweise in einer tieferen Impfbereitschaft bei jungen Personen. Die aktuelle Erhebung dient der
intensivierten Erforschung der Situation junger Menschen in Bezug auf die Impfung. Neben dem tieferen
Verständnis der Motivatoren und der Hinderungsgründe wird genauer untersucht, wie die Impfung und die
Impfkampagne in dieser Altersgruppe im Kanton Bern wahrgenommen werden. Neben der Zugänglichkeit zu
Registrierung und Impfung wird ein Dialog mit den jungen Menschen initiiert. Die GSI möchte damit eine
konkrete Basis schaffen, um ein Impfangebot auszuarbeiten, welches speziell die jungen Menschen noch
besser anspricht. Konkret wurden den jungen Respondent:innen Fragen zu den folgenden Themenbereichen
gestellt:
       •    Registrierung und Zugang zur Impfung
       •    Persönliche Impfgründe
       •    Gründe für die Registrierung ohne nachfolgende Terminbuchung
       •    Impfbereitschaft im Kolleg:innenkreis
       •    Impfzeitpunkt im Vergleich zu den Kolleg:innen
       •    Motivatoren und konkrete Massnahmenvorschläge zur Erhöhung der Impfbereitschaft

2       Stichproben und Vorgehen
Aus der VacMe2-Datenbank wurde eine Stichprobe von 5000 registrierten Personen im Alter zwischen 16 und
24 Jahren ausgewählt. Einerseits wurden aus allen Registrierten in dieser Alterspanne per Zufall 1000 Perso-
nen gezogen, welche zum Zeitpunkt der Stichprobenziehung am 29. Juli 2021 noch keinen Impftermin ge-
bucht hatten (nachfolgend: Befragte ohne Impftermin). Andererseits wurden 4000 Personen zufällig ausge-
wählt, die bereits mindestens einmal geimpft worden sind (nachfolgend: Befragte mit Impfung).
Die Respondent:innen wurden persönlich per SMS mit eingefügtem Zugang zu einer Online-Befragung ein-
geladen. Die SMS mit den Einladungen wurden am 3. und am 4. August 2021 versendet. Am 8. August 2021
erhielten alle Personen, welche bis dahin noch nicht teilgenommen hatten, eine Erinnerung via SMS. Die
Teilnahme war nur mit dem persönlichen Link und Einladungscode möglich, welcher nur einmal verwendet
werden konnte. Die Erhebung der Daten erfolgte anonym.
Insgesamt nahmen 1945 Respondent:innen an der Befragung teil (1103 Frauen, 841 Männer, 1 Andere). Dies
entspricht einem Rücklauf von 38.9%. 1731 Personen haben bereits mindestens eine Impfung erhalten, 214
sind zwar registriert, haben aber keinen Impftermin vereinbart. Das durchschnittliche Alter betrug 20.4 Jahre
bei einer Standardabweichung von 2.55. Die durchschnittliche Beantwortungszeit lag bei rund vier Minuten.
19 Personen klickten auf den Befragungslink, erklärten sich aber nicht bereit, an der Befragung teilzunehmen.
Es wurden keine Respondent:innen ausgeschlossen. Die Daten wurden auf Unterschiede zwischen den Ver-
waltungsbezirken und Geschlecht geprüft, wobei bis auf die eingeschätzte Impfbereitschaft bei den Kolleg:in-
nen keine bedeutsamen Unterschiede entdeckt wurden (vgl. Abbildung 3).

1   https://sotomo.ch/site/wp-content/uploads/2021/07/8.-SRG_Corona-Monitor.pdf
2   https://blog.vacme.ch/be/

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Befragung betreffend Covid-19-Impfung bei der jungen Bevölkerung im Kanton Bern

3   Ergebnisse
3.1 Registrierung und Zugang zur Impfung
Die Registrierung zur Impfung via VacMe wird von drei Viertel der Befragten ohne Impftermin (75.2%) als
einfach erlebt. 8.4% gaben an, Schwierigkeiten bei der Registrierung gehabt zu haben.
Sehr ähnlich haben die Befragten mit Impfung betreffend dem Zugang zur Impfung geantwortet: 75.3% ha-
ben den Zugang als einfach, weniger als zehn Prozent (9.8%) als schwierig erlebt. Diese Ergebnisse sprechen
für die bisherige Kampagne des Kantons Bern wie auch für das VacMe-Portal.

3.2 Gründe für eine Impfung
Die Befragten mit Impfung wurden gefragt, warum sie sich geimpft haben. Dabei wurde ihnen eine Liste von
möglichen Gründen vorgelegt, denen sie zustimmen konnten. Die folgenden drei Gründe wurden von den
Respondent:innen am häufigsten gewählt: (1) die Hoffnung auf die Bewältigung der Pandemie (74.3%), (2)
die mit der Impfung verbundene Bewegungsfreiheit (69.4%) sowie (3) der Schutz von anderen (67.8%) (vgl.
Abbildung 1).

                                           Warum haben Sie sich impfen lassen?
                                               (Mehrere Antworten möglich, N=1'731)

                        Um die Pandemie zu bewältigen                                                            74.3%, 1'286 Personen

     Um mich im Alltag möglichst frei bewegen zu können                                                       69.4%, 1'201 Personen

                            Ich möchte andere schützen                                                      67.8%, 1'173 Personen

                        Ich möchte mich selber schützen                                               58.3%, 1'010 Personen

                         Wegen der Reisemöglichkeiten                                                 58.1%, 1'005 Personen

                                              Sonstiges        4.3%, 74 Personen

                                                          0%   10%    20%    30%    40%     50%    60%    70%    80%     90% 100%
                                                               Anteil Personen, welcher die Antwortoption gewählt hat

                                 Abbildung 1: Gründe für Impfentscheidung bei den Befragten mit Impfung

3.3 Gründe für eine Registrierung ohne nachfolgende Terminbuchung
Die Befragten ohne Impftermin wurden gefragt, warum sie sich registriert haben, danach aber keinen Termin
vereinbart haben. Es zeigte sich, dass eine Mehrheit sich bereits ausserkantonal geimpft hat (56.1%), es sich
also nicht um Personen ohne Impfung handelt. Weiter wurden die folgenden drei Gründe am häufigsten
genannt: (1) die Sorge vor längerfristigen Nebenwirkungen (11.7%), Vereinbarkeitsprobleme mit persönli-
chen Plänen (unpassende Termine; 11.2%) sowie (3) eine Corona-Infektion in der Vergangenheit (9.3%) (vgl.
Abbildung 2).

                                                                                                                                    2
Befragung betreffend Covid-19-Impfung bei der jungen Bevölkerung im Kanton Bern

                    Warum sind Sie zur Impfung registriert, haben aber noch keinen Termin vereinbart?
                                                         (Mehrere Antworten möglich, N=214)

                                                          Bereits geimpft                                           56.1%, 120 Personen

                            Ich befürchte längerfristige Nebenwirkungen                  11.7%, 25 Personen

     Bislang haben die möglichen Termine nicht in meine Planung gepasst                  11.2%, 24 Personen

                         Ich hatte in den letzten sechs Monaten Covid-19                9.3%, 20 Personen
           Ich möchte Personen den Vortritt lassen, die durch eine Covid-
                                                                                        9.3%, 20 Personen
                      Erkrankung mehr gefährdet sind als ich
                              Ich konnte keinen Impftermin vereinbaren                  8.9%, 19 Personen

                                 mRNA-Impfungen sind zu wenig erprobt                  7.5%, 16 Personen

                              Es gab Impfnebenwirkungen bei Bekannten                 7.0%, 15 Personen

                                      Mir ist die Impfung nicht so wichtig           5.6%, 12 Personen
    Die Wirkung der Impfung ist bei neu auftretenden Corona-Mutationen
                                                                                     5.6%, 12 Personen
                                   fraglich
                                              Ich habe Angst vor Spritzen            4.7%, 10 Personen

                            Ich schätze das Infektionsrisiko als gering ein          4.7%, 10 Personen

                                                                 Sonstiges          4.2%, 9 Personen

                              Ich befürchte kurzfristige Nebenwirkungen             3.7%, 8 Personen

                                 Ich bin grundsätzlich gegen die Impfung            3.3%, 7 Personen

                         Ich habe frühere Impfungen nicht gut vertragen            2.8%, 6 Personen

           Es haben sich bereits genügend andere Personen impfen lassen            1.4%, 3 Personen

                                                                              0%    10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%
                                                                                    Anteil Personen, welcher die Antwortoption gewählt hat

                         Abbildung 2: Gründe für Registrierung zur Impfung ohne erfolgte Terminvereinbarung im Kanton Bern

3.4 Impfbereitschaft im Kolleg:innenkreis
Alle Befragten wurden gebeten, die Impfbereitschaft bei den Kolleg:innen einzuschätzen. Diese wird am häu-
figsten als eher hoch (40.4%) oder mittel (35.1%) eingeschätzt. Nur 15.1% der Respondent:innen schätzen
die Impfbereitschaft ihrer Kolleg:innen als tief oder sehr tief ein. Hier zeigt sich, dass die Impfbereitschaft der
Kolleg:innen im Verwaltungsbezirk Bern-Mitteland bedeutsam höher erlebt wird als bei den anderen Verwal-
tungsbezirken und den Ausserkantonalen (vgl. Abbildung 3). Dies deckt sich mit weitgehend mit den effekti-
ven Impfquoten3 in den verschiedenen Verwaltungskreisen des Kantons Bern.

3   https://covid-kennzahlen.apps.be.ch/#/de/cockpit

                                                                                                                                          3
Befragung betreffend Covid-19-Impfung bei der jungen Bevölkerung im Kanton Bern

                     Wie schätzen Sie die Bereitschaft Ihrer Kolleg:innen ein, sich impfen zu lassen?
                                                                         (N=1'945)

                                                            sehr tief      eher tief       mittel      eher hoch      sehr hoch

               TOTAL (N=1'945)     2.6%     12.5%                       35.1%                                      40.4%                        9.4%

        Bern-Mittelland (n=816) 1.1%      11.8%                27.3%                                      46.9%                            12.9%

   Andere Verwaltungsbezirke /
                                                    35.7%                          13.1%                          40.7%                    6.8% 3.6%
    Ausserkantonale (n=1'129)

                                 0%        10%        20%          30%           40%        50%         60%        70%          80%     90%        100%

                                                        Anteil Personen, welcher die Antwortoption gewählt hat

 Abbildung 3: Wahrgenommene Impfbereitschaft bei Kolleg:innen insgesamt, sowie im Vergleich zwischen Bern-Mittelland und den restlichen Ver-
                                                            waltungsbezirken

Diejenigen 15.1% der Respondent:innen, welche die Bereitschaft bei ihren Kolleg:innen als eher tief oder
sehr tief einschätzen (vgl. Abbildung 3), wurden nach vermuteten Gründen für die tiefe Bereitschaft befragt.
Die Antworten zeigen, dass angenommen wird, dass die tiefe Impfbereitschaft im Umfeld vor allem in den
Sorgen vor längerfristigen Nebenwirkungen (64.7%), der grundsätzlichen Ablehnung von Impfungen (39.7%)
sowie der Empfindung, dass Covid-19 keine grosse Bedrohung darstellt (39.0%), begründet ist (vgl. Abbildung
4).

                                 Warum ist die Impfbereitschaft bei Ihren Kolleg:innen tief?
                                                    (Mehrere Antworten möglich, N=295)

               Sorge vor längerfristigen Nebenwirkungen                                                                   64.7%, 191 Personen

             Grundsätzliche Ablehnung gegen Impfungen                                                39.7%, 117 Personen

              Covid-19 stellt keine grosse Bedrohung dar                                            39.0%, 115 Personen

         Das Infektionsrisiko wird als gering eingeschätzt                              21.0%, 62 Personen

                 Sorge vor kurzfristigen Nebenwirkungen                              18.6%, 55 Personen

      Aufgrund von Impfnebenwirkungen bei Bekannten                                15.6%, 46 Personen
Es haben sich bereits genügend andere Personen impfen
                                                                                10.5%, 31 Personen
                         lassen
                                                    Sonstiges              7.1%, 21 Personen

       Es wurden frühere Impfungen nicht gut vertragen                   4.1%, 12 Personen

                                                                 0%      10%      20%      30%   40%    50%   60%         70%   80%   90% 100%
                                                                         Anteil Personen, welcher die Antwortoption gewählt hat

                                 Abbildung 4: Vermutete Gründe für eine tiefe Impfbereitschaft bei Kolleg:innen

Insgesamt sind die angegebenen Gründe ähnlich zu den vermuteten und oben berichteten Gründen für eine
Registrierung ohne nachfolgende Terminvereinbarung (vgl. Abbildung 2).

                                                                                                                                              4
Befragung betreffend Covid-19-Impfung bei der jungen Bevölkerung im Kanton Bern

3.5 Zeitpunkt der Impfung
Die geimpften Respondent:innen erleben sich als Vorreiter:innen bei der Impfung. Rund drei Viertel sind der
Meinung, dass ihre Impfung im Vergleich zu den gleichaltrigen Kolleg:innen früh erfolgt ist (vgl. Abbildung 5).

                   Verglichen mit Ihren gleichaltrigen Kolleg:innen ist der Zeitpunkt Ihrer Impfung:
                                                                    (N=1'677)

                      1 = vergleichsweise früh         2      3     4         5     6    7     8       9 = vergleichsweise spät

                                                                                                                                             2%

             18%                      18%                          23%                          16%                10%        7%      6%

                                                                                                                                              1%

 0%           10%           20%            30%         40%         50%        60%        70%                       80%         90%           100%
                                          Anteil Personen, welcher die Antwortoption gewählt hat

                 Abbildung 5: Einschätzungen der Geimpften bezüglich des Zeitpunktes ihrer Impfung im Vergleich zu Kolleg:innen

3.6 Potenzielle Massnahmen zur Steigerung der Impfmotivation
Ein Hauptziel der vorliegenden Befragung war es, mögliche Massnahmen zu eruieren, die helfen die Impf-
quote von junge Menschen zu erhöhen. Hierzu wurde den Respondent:innen zunächst eine Liste von mögli-
chen Massnahmen vorgelegt mit der Bitte, diejenigen auszuwählen, die ihrer Meinung nach geeignet wären.
Die nachfolgenden Massnahmen wurden dabei am häufigsten gewählt: (1) transparente Informationen zu
Nutzen und Risiken der Impfung (55.7%), (2) breiterer Einsatz des Covid-Zertifikats (52.5%) sowie (3) freie
Impfstoffwahl (35.7%) (vgl. Abbildung 6).

                        Wie könnte man noch unentschlossene Menschen zur Impfung bewegen?
                                                     (Mehrere Antworten möglich, N=1'945)

      Transparente Informationen zu Nutzen und Risiken der Impfung                                                   55.7%, 1'083 Personen

        Breiterer Einsatz des Covid-Zertifikats (Restaurants, Fitness,
        Verkehrsmittel dürfen nur noch mit gültigem Covid-Zertifikat                                               52.5%, 1'022 Personen
                            aufgesucht werden)

                                                  Freie Impfstoffwahl                                   35.7%, 695 Personen

           Persönliche Beratung (im Internet, in Einkaufzentren u.a.)                              29.0%, 565 Personen

                Impfung direkt bei den Leuten (im Quartier, im Dorf)                               28.3%, 550 Personen

                             Einführung der allgemeinen Impfpflicht                          23.9%, 465 Personen

   Ein kleines Geschenk, wenn man sich impfen lässt (Gratiseintritt,
                                                                                             23.4%, 456 Personen
                            Gutschein)

                                                            Sonstiges             6.4%, 125 Personen

                                                                         0%       10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

                                                                                    Anteil Personen, welche die Antwortoption gewählt hat

              Abbildung 6: Einschätzung der Wirksamkeit von Massnahmen zur Förderung der Impfbereitschaft bei Unentschlossenen

                                                                                                                                              5
Befragung betreffend Covid-19-Impfung bei der jungen Bevölkerung im Kanton Bern

Weiter wurden die Respondent:innen in einer offeneren Frage gebeten, konkrete Massnahmen zu skizzieren,
die der Kanton Bern anwenden könnte, um die Impfquote innerhalb der jungen Bevölkerung zu steigern.
Dabei resultierten insgesamt 1213 Massnahmenvorschläge, was bedeutet, dass fast zwei Drittel der Befrag-
ten einen Vorschlag formuliert haben. Die Antworten wurden inhaltsanalytisch ausgewertet, wobei die Aus-
wertungsobjektivität durch zwei Beurteilende sichergestellt worden ist. Die Analyse zeigte, dass die Antwor-
ten in zehn übergeordnete Kategorien mit mindestens fünf Nennungen zusammengefasst werden können.
Diese Kategorien sind in Abbildung 7 ersichtlich. Mehr Aufklärung wurde am häufigsten genannt (27.0%),
gefolgt von der Ausweitung der Zertifikationspflicht (19.3%), einer Anpassung der Kommunikation (18.9%)
und dem Schaffen von Anreizen (10.2%). Die Respondent:innen legen dem Kanton somit nahe, die Aufklä-
rungsanstrengungen zu intensivieren und thematisch auszuweiten, die Zertifikatspflicht breiter anzuwenden
sowie die eigene Kommunikationsstrategie anzupassen, unter anderem durch zielgruppenspezifische Ele-
mente wie Einbezug sozialer Medien.

   Was könnte der Kanton Bern aus Ihrer Sicht tun, um die Impfquote innerhalb der jungen Bevölkerung
                                               zu steigern?
                                                (Kategorisierung offener Frage, N=1'213)

                       Aufklärung betreiben                                   27.0%, 327 Personen

                  Zertifikatpflicht ausweiten                           19.3%, 234 Personen

                   Kommunikation anpassen                           18.9%, 229 Personen

                           Anreize schaffen                  10.2%, 124 Personen

      Keine weiteren Massnahmen notwendig                 6.9%, 84 Personen

            Zugang zur Impfung vereinfachen              6.3%, 76 Personen

                      Sanktionen verhängen              4.6%, 56 Personen

                 Impfobligatorium einführen            3.6%, 44 Personen

                                   Sonstige           2.7%, 33 Personen

                        Freie Impfstoffwahl          0.5%, 6 Personen

                                                0%       10%     20%         30%     40%      50%   60%   70%    80%      90%   100%
                                                                Anteil Personen, welcher die Antwortoption gewählt hat

          Abbildung 7: Massnahmenvorschläge für den Kanton Bern zur Steigerung der Impfbereitschaft in der jungen Bevölkerung

Da sich die Hauptkategorien als heterogen herausgestellt haben, wurden die Aussagen innerhalb der
Hauptkategorien weiter analysiert und zu Unterkategorien bzw. konkreten Massnahmenvorschlägen kom-
primiert, wobei alle Unterkategorien mindestens fünfmal genannt worden sind. In der Tabelle 1 finden sich
die jeweiligen Massnahmenvorschläge pro Hauptkategorie. Diese werden jeweils mit einer Beispielaussage
illustriert.

                                                                                                                                6
Befragung betreffend Covid-19-Impfung bei der jungen Bevölkerung im Kanton Bern

Tabelle 1: Identifizierte Massnahmenvorschläge
 Kategorie      Massnahmenvorschläge (Unterkategorien)                   Beispielaussage
 Aufklärung     Ausweitung der Themenbereiche der Aufklärung             Das grösste Problem ist, dass viele Covid-19 immer noch nicht ernst nehmen.
 betreiben      (z.B. Entgegen von Vorurteilen und Fehlinformatio-       Gekoppelt mit dem Misstrauen, welches durch viele Falschinformationen
                nen wie Unfruchtbarkeit, DNA-Veränderungen etc.)         ausgelöst wird. Ich denke es sollte besser darüber aufgeklärt werden.
                Intensivierung genereller Aufklärungsbestrebungen        Viele jüngere Personen sind skeptisch gegenüber der Impfung, da sie zu we-
                (z.B. Erklärung Funktionsweise mRNA-Impfstoffe,          nig darüber wissen. Man sollte besser über die Wirkung und Funktion des
                Impfnutzen, Impfstoffentwicklung, Langzeitfolgen         Impfstoffes informiert werden.
                von Covid-19)
                Intensivierung altersspezifischer Aufklärungsbestre-     Klare wissenschaftlich basierte Kommunikation. Das grosse Risiko von Long-
                bungen (z.B. Long-Covid-Risiko bei Jüngeren Perso-       Covid ausführlich behandeln (Mythos von "ich bin jung, also passiert mir
                nen, Impfstoffnebenwirkungen, Impfnutzen)                nichts" beseitigen). [...]
 Zertifikat-    Ausweitung 3G1 Zertifikatspflicht (z.B. Sport, Aus-      Strengere Einlassbedingungen in Restaurants, Bars etc. (nur mit Zertifikat).
 pflicht aus-   gang, Restaurant, öff. Veranstaltungen und Einrich-
 weiten         tungen, Reisen, Ausbildung)
                Ausweitung 2G2 Zertifikatspflicht (z.B. Ausgang, Ver-    Einführung einer Impfpflicht, um Clubs, Restaurants, Bars, Kinos etc. aufzusu-
                anstaltungen, generell)                                  chen.
                Ausweitung 1G3 Zertifikatspflicht (z.B. Einkaufsmög-     Le rendre obligatoire car il faut stopper au plus vite ce virus pour pouvoir
                lichkeiten, Restaurant, Ausgang )                        vivre normalement. C’est pour protéger la population donc le rendre obliga-
                                                                         toire se justifie.
                Einführung Maskenpflicht nur für Ungeimpfte              Maskenpflicht nur bei Personen, welche kein Impfzertifikat vorweisen kön-
                                                                         nen.
 Kommuni-       Einbezug sozialer Medien (z.B. Influencer als Impf-      [...] Die Umsetzung wäre möglich, indem geimpfte Influencer und Influence-
 kation an-     botschafter, Informationskampagnen)                      rinnen über ihre Impfung berichten, ihre persönlichen Gründe und Gedanken
 passen                                                                  dazu und auch Fragen aus ihrer Community beantworten. [...]
                Einbezug unmittelbares Umfeld (z.B. Eltern, (Hoch-)      Gezielt auch Eltern mitansprechen, da viele selbst impfwillige Eltern ihren
                Schulen)                                                 Teenagern momentan nicht zur Impfung raten. [...]
                Appell an Verantwortungsbewusstsein                      Den Jugendlichen klar machen, dass die Impfung nicht nur für sie sondern
                                                                         auch für andere ist und sie so helfen können. [...]
                Ansprache direkter und zielgruppengerechter gestal-      Menschen direkter ansprechen. [...]
                ten
                Verwendung transparenter und neutraler Informati-        Transparenz zeigen und die Menschen über die Wirkung und Risiken aufklä-
                onen                                                     ren. [...]
                Gestaltung der Werbung mit Testimonials                  Beispiele von jungen Menschen, die sich geimpft haben, aufzeigen, z.B. ge-
                                                                         rade aus dem Gesundheitsbereich
                Verstärkung aktiver Werbung für die Impfung              Aktive Werbung. Generation-Z wird von allerlei Informationen überflutet.
                                                                         Seien sie ein Teil davon.
 Anreize        Aufhebung von Einschränkungen für Geimpfte (z.B.         Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ein einfacher Zugang zu Leistungen
 bieten         Maskenpflicht, Reiseeinschränkungen)                     (z.B. einfacheres Reisen mit Impfung) Leute in meinem Umfeld zur Impfung
                                                                         bewogen hat. M.E. sollte dies noch konsequenter Umgesetzt werden.
                Einführung von Privilegien für Geimpfte (z.B. mehr       Mehr Privilegien für Geimpfte. Durch die Impfung muss ein klarer Vorteil ent-
                Freiheiten)                                              stehen.
                Abgabe von Geschenken (z.B. Gutscheine, Nahrungs-        Ein Geschenk verteilen, wie andere Länder dies machen [...], denn bei jenen
                oder Genussmittel)                                       Ländern, welche kleine Geschenke machen, wurde gesehen, dass die Impf-
                                                                         quote gegen oben gegangen ist unter den eher Jungen.
 Keine wei-     Massnahmen ausreichend                                   Die Bemühungen des Kantons sind ausreichend.
 teren Mas-     Keinen Druck aufbauen (z.B. Zeit / in Ruhe lassen)       Besser keinen Druck und Pseudozwang einsetzen.
 snahmen        Entscheidungsfreiheit belassen                           Je pense que c’est au jeune de décider s’il veulent se faire vacciner. [...]
 notwendig
 Zugang zur     Optimierung Anmeldeverfahren (z.B. Vereinfachung,        Termine sollen nach der Anmeldung vergeben werden (mit Auswahl) und
 Impfung        Versand freier Termine per SMS)                          nicht so, dass man selber jeden Tag 10x nachschauen muss.
 vereinfa-      Einführung proaktiver Einladung zum Impftermin           [...] Evtl. wäre eine direktere Kontaktaufnahme per Post oder ähnliches eine
 chen                                                                    Möglichkeit, sozusagen ein kleiner Anstupser [...].
                Flexibilisierung der Zeitfenster der Impftermine (z.B.   [...] Auch könnte man mehr Impftermine ausserhalb von Schul- und Arbeits-
                ausserhalb Arbeits- / Schulzeiten)                       zeiten anbieten, das würde sicher helfen.
                Einführung dezentraler und mobiler Impfzentren           Mobile Impfzentren bei Veranstaltungen.
                (z.B. an (Hoch-)Schulen, Arbeitsplätzen, Clubs)
                Einführung von Impfterminen ohne Anmeldung               Die Impfung ohne Anmeldung zugänglich machen und an möglichst vielen
                                                                         Standorten anbieten. [...]
 Sanktionen     Kosteneinforderung bei Erkrankung                        Beteiligung Ungeimpfter an Behandlungskosten. [...]
 verhängen      Einführung von Einschränkungen für Ungeimpfte            Der Kanton Bern könnte die Ungeimpften besser einschränken. Sie aus der
                (z.B. mehr Verbote, Reiseinschränkungen)                 Gesellschaft ausgrenzen, bis sie sich gezwungen fühlen aus eigenem Inte-
                                                                         resse sich zu Impfen.
                Einführung Kostenübernahme für Tests (z.B. tätig-        Tests (z.B. vor Clubs) sollten kostenpflichtig werden, so dass die kostenlose
                keitsgebunden oder generell)                             Impfung attraktiver wird. [...]
  Impfobliga-   Einführung eines umfassenden Impfobligatoriums           Impfpflicht einführen. Geht leider nicht anders.
  torium ein-   Einführung eines partiellen Impfobligatoriums (z.B.      Impfpflicht für Präsenzunterricht, wer nicht geimpft ist muss via Zoom mit-
  führen        Ausgang, Einkaufen, Präsenzunterricht)                   machen
  Freie Impf-   Ermöglichung freier Impfstoffwahl                        [...] Die Wahl geben, den Impfstoff auszuwählen.
  stoffwahl
Anmerkung: 13G = getestet, genesen oder geimpft; 22G = genesen oder geimpft; 31G = geimpft. Auf die Veranschaulichung der Kategorie «Sonstige»
wurde in der Tabelle 1 verzichtet. Bei den Beispielsaussagen handelt es sich um konkrete Antworten aus der Befragung, die ggf. sprachlich leicht
angepasst und/oder grammatikalisch verbessert worden sind.

                                                                                                                                              7
Befragung betreffend Covid-19-Impfung bei der jungen Bevölkerung im Kanton Bern

4   Diskussion
Die Befragung richtete sich an Personen, welche für die Impfung registriert oder mindestens einmal geimpft
worden sind. Damit liefert sie direkte Informationen zur Motivation für die Registrierung und die tatsächliche
Impfung. Der Prozess der Registrierung sowie der Zugang zur Impfung wird von den Teilnehmenden grund-
sätzlich sehr positiv bewertet.
Der grösste Teil der Personen, die gemäss VacMe zwar registriert, aber noch ungeimpft sind, gab an, bereits
anderweitig eine Impfung erhalten zu haben. Dieses Resultat legt somit nahe, dass ein Grossteil derjenigen
Personen, die gemäss VacMe noch nicht geimpft sind, eben doch bereits eine Impfung erhalten haben, ein-
fach in einem anderen Kanton.
Erkenntnisse zu den Hinderungsgründen liefern die Antworten der Befragten, die bislang weder einen Termin
vereinbart haben, noch ausserkantonal geimpft worden sind: Diese gaben am häufigsten an, dass sie sich aus
Angst vor längerfristigen Nebenwirkungen noch nicht für eine Impfung registriert zu haben. Dieser Befund
korrespondiert mit den Antworten zur Frage nach den Gründen für eine tiefe Impfbereitschaft im Kolleg:in-
nenkreis. Die Fragen zur Impfbereitschaft im Kolleg:innenkreis wurden gestellt, weil davon auszugehen ist,
dass die Respondent:innen der vorliegenden Befragung der Impfung positiver gegenüberstehen als Perso-
nen, die weder registriert noch geimpft sind. Die Antworten hierzu zeigen, dass die Befragten annehmen,
dass gleichaltrige Kolleg:innen mit einer tiefen Impfbereitschaft sich vor allem aufgrund von Ängsten betref-
fend langfristiger Nebenwirkungen, aufgrund einer grundsätzlichen Ablehnung gegenüber Impfungen sowie
der Empfindung, dass Covid-19 keine grosse Bedrohung darstellt, nicht impfen lassen wollen.
Der Kanton Bern hat seit Beginn der Covid-19-Impfungen grosse Kapazitäten aufgebaut, damit sich die Be-
völkerung möglichst schnell gegen Covid-19 impfen lassen kann und dazu zahlreiche Informationen bereit-
gestellt. Die Massnahmen des Kantons zur Steigerung der Impfquote, werden kontinuierlich vorangetrieben.
Aktuell sollen die meisten Impfzentren im Kanton auf Ende August in die Spitalinfrastruktur integriert wer-
den, damit ein dichtes Impf-Netzwerk bestehen bleibt. Weiter werden in den Regionalspitälern neue Impf-
Orte geschaffen. Zusätzlich hat ab dem 13. August 2021 der Impf-Truck seine zweite Tour aufgenommen, um
an 13 Orten im Kanton erste und zweite Impfungen, ohne Voranmeldung, durchzuführen. Diese Massnah-
men decken sich grösstenteils mit den durch die Respondent:innen vorgeschlagenen Massnahmen, den Impf-
zugang möglichst einfach zu gestalten. Um das Impfangebot jedoch speziell auf die jungen Menschen auszu-
richten, legen die Respondent:innen der vorliegenden Befragung dem Kanton Bern einen Vielzahl von weite-
ren Massnahmen nahe. Dabei wird vorgeschlagen mit noch mehr (direkter) Information, mit Anreizen und
unter Umständen auch mit Druck zu arbeiten:
Um noch unentschlossene junge Menschen zur Impfung zu bewegen und gerade auch um die berichtete
Angst vor Nebenwirkungen zu mindern, sind gemäss den Ergebnissen der vorliegenden Studie insbesondere
transparente Informationen zu Nutzen und Risiken der Impfung, der breitere Einsatz des Covid-Zertifikats
sowie die freie Impfstoffwahl zielführend. Eine Betrachtung der zahlreichen qualitativen Angaben zu konkre-
ten Massnahmenvorschlägen zur Erhöhung der Impfbereitschaft legt nahe, dass mehr Informationen ge-
wünscht werden, um Vorurteilen und Fehlinformationen zu begegnen. Unsicherheit scheint insbesondere
bei den Themen Unfruchtbarkeit, DNA-Veränderungen oder Long-Covid bei jungen Personen zu bestehen.
Hier könnte der Kanton ansetzen und breiter informieren. Ein wesentlicher Fokus bei der Kommunikation
könnte somit das Ausräumen von unbegründeten Ängsten und die Sicherheit und Wirksamkeit der Impfung
sein. Wesentlich erscheint in diesem Zusammenhang zudem das Bedürfnis der jüngeren Bevölkerung nach
Informationen und direkter Ansprache. Es wird vorgeschlagen, im unmittelbaren Umfeld (Bildung, Arbeit,
Ausgang) der jungen Menschen zu wirken, sowie geeignete Botschafter:innen, wie auch zielgruppengerechte
Kommunikationskanäle zu verwenden (z.B. via Social Media oder Einbezug von Influencer:innen). Ein weite-
rer Ansatz, der häufig vorgeschlagen worden ist, um die Impfquote zu steigern, und somit zielführend sein

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Befragung betreffend Covid-19-Impfung bei der jungen Bevölkerung im Kanton Bern

könnte, ist die Ausweitung des Impfzertifikats auf öffentliche Veranstaltungen sowie Sport- und Freizeitein-
richtungen wie Restaurants, Clubs, Theater, Freibänder oder Fitnesscenter. Ebenfalls wurde vorgeschlagen,
dass Anreize für eine Impfung eingeführt werden könnten. Hierbei wurden einerseits eine Aufhebung der
Maskenpflicht für Geimpfte, aber auch mehr persönliche Freiheiten bei einer Impfung, sowie eine Vielzahl
von möglichen Incentives wie Gutscheine oder die Abgabe von Genussmitteln genannt.
Die Tatsache dass zwei Drittel der Respondent:innen Massnahmenvorschläge vorgebracht haben, unter-
streicht die Wichtigkeit der Thematik bei der jungen Bevölkerung im Kanton Bern.

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