Begriffsbildung "Wahrscheinlichkeit" - Arbeitskreis "Anwendungsorientierter Mathematikunterricht" Unterrichtseinheit, Klasse 7

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Begriffsbildung "Wahrscheinlichkeit" - Arbeitskreis "Anwendungsorientierter Mathematikunterricht" Unterrichtseinheit, Klasse 7
Gymnasium Neureut
Dienstag, 15.05.2012

     Arbeitskreis „Anwendungsorientierter Mathematikunterricht“

Rolf Reimer, Staatliches Seminar für Didaktik und Lehrerbildung (Gymnasien) Karlsruhe

               Begriffsbildung „Wahrscheinlichkeit“

                           Unterrichtseinheit, Klasse 7
Begriffsbildung "Wahrscheinlichkeit" - Arbeitskreis "Anwendungsorientierter Mathematikunterricht" Unterrichtseinheit, Klasse 7
Anwendungscharakter der Mathematik: „Modellieren“ und „Problemlösen“
                Mathematikunterricht als Prozess, in dem Produkte entstehen.
      Vernetzung mit der Alltagswelt: Modellierungskreislauf (Vier Phasen – Vier Prozesse)
       Ge- und erlebte Welt des Alltags                                  Welt der Schulmathematik
(Bereichert durch nützliche math. Werkzeuge ...)                 (Ort an dem Werkzeuge gemacht werden ...)
1.                                                                                                           2.
               Problemstellung                                        Mathematische Beschreibung
                                                                              Aufgabe
                                                 überführen in
                prüfen auf                                                          lösen
               Brauchbarkeit                                                    der Aufgabe

                                              interpretieren der
             Lösung des Problems                   Lösung                  Lösung der Aufgabe
4.                                                                                                       3.

                          Aufgabe des Mathematikunterrichts:
             Es wird ein Werkzeugkasten mit Gebrauchsanweisungen für die
            „blaue Welt“ entwickelt, welcher in der „grünen Welt“ nützlich ist.

                           Fachbereich Mathematik, Rolf Reimer                                               1
Begriffsbildung "Wahrscheinlichkeit" - Arbeitskreis "Anwendungsorientierter Mathematikunterricht" Unterrichtseinheit, Klasse 7
Grundvorstellungen zur Wahrscheinlichkeit
    Empirisch: Relative Häufigkeit                            Annahmen: Relativer Anteil

              Experiment                                                 Denken

Relative Häufigkeiten sind (bestmögliche)                    Anzahl der günstigen Ergebnisse
 Schätzungen für die Wahrscheinlichkeit.                         Anzahl aller Ergebnisse

        Subjektives Vertrauen                                    Prognostischer Aspekt

        Persönliche Erfahrungen                                  Maß für eine Erwartung

        Mit Wahrscheinlichkeiten will man das Auftreten von Ereignissen
            bei Zufallsexperimenten möglichst objektiv vorhersagen.

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Begriffsbildung "Wahrscheinlichkeit" - Arbeitskreis "Anwendungsorientierter Mathematikunterricht" Unterrichtseinheit, Klasse 7
Idee:   Grundvorstellungen durchgängig über Beispiele ausbilden

        Vorwissen nutzen: Anteile, Prozente, Rechnen

        Drei Werkzeuge verwenden:

                 - Experiment (Versuchsreihen auswerten)

                 - Denken (Annahmen machen)

                 - Strukturelles Hilfsmittel (Baumdiagramm)

        Fachbereich Mathematik, Rolf Reimer                       3
Einstiegsaufgabe – Wer nichts weiß, probiert!

Tisch abräumen – Der Zufall als Streitschlichter

Michi und Niki streiten sich täglich, wenn es darum geht, den
Tisch abzuräumen. Und gemeinsam ist es am
„allerallerallerdoooooofsten“.

Michi schlägt Niki vor, dass von jetzt an der Zufall darüber
entscheiden soll, wer täglich abräumt.

Sie sagt: „Du darfst jeden Tag dreimal würfeln. Wenn du dabei eine Sechs
würfelst, muss ich abräumen. Sonst räumst du ab.“

                                                              Soll Niki den Vorschlag annehmen?

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Schätzen – Experimentieren – Häufigkeiten

- Lesen
- Verstehen: Spiel durchführen
   spielen, Fehlvorstellungen
   ausräumen
- Schätzungen abgeben
- Bankweise 10 mal spielen,
   Ergebnisse sammeln,
   vorstellen, diskutieren
- Ergebnisse sukzessive
   kumulieren, absolute und
   relative Häufigkeit des
   Versuchs bestimmen
- Vergleich des Gesamt-
   ergebnisses (320 Versuche)
                                                                               Niki wird wohl
   mit den ersten Ergebnissen (10                                            nicht „mitspielen“!
   Versuche)

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Üben und Vertiefen: Zufallsgeräte analysieren und variieren

           Fachbereich Mathematik, Rolf Reimer           6
Vom Würfeln zum Denken
Noten Würfeln mit System

Die Schüler der Klasse 7 beschweren sich
beim Mathelehrer, weil die Noten in den
Klassenarbeiten zu schlecht ausfallen.

Lehrer Reimer macht zwei Vorschläge:
                                                                 Wer Mathe lernt, hat
  1. Ich würfle für jede Note mit einem Würfel.                   mehr vom Leben.

     Die Augenzahl ist die Note.

  2. Ich würfle für jede Note mit zwei Würfeln.
     Die Summe der beiden Augenzahlen wird halbiert.
     Danach wird auf Ganze abgerundet.
     Das Ergebnis ist die Note.

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Handlungsorient – Tabelle – relativer Anteil

Fachbereich Mathematik, Rolf Reimer                                  8
Durchblick mit einem Baumdiagramm
K.O. - Spiel

In einer Socke befinden sich
7 Plättchen mit dem
Buchstaben „O“ und
2 Plättchen mit dem
Buchstaben „K“.                             O
Man zieht zweimal mit
                                                 K                          O    O
Zurücklegen.                                                           O
Beim Ziehen des Wortes                              O         O    K        O
„OK“ gewinnt man, beim
Ziehen des Wortes „KO“ verliert man.
                                                              Bestimme die Gewinnchancen.

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Propädeutik der Pfadregel : „Stochastischer Abakus“ nach A. Engel

                            810

                    2                       7
                    9                       9
      180    K                                      630
                                                O
      2                 7            2                    7
      9                 9            9                    9

     K                   O         K                       O
     40                 140       140                     490

      Fachbereich Mathematik, Rolf Reimer                       10
Übungsblatt: Experimentieren oder Denken?

Spiele mit Zufallsgeräten

                  Fachbereich Mathematik, Rolf Reimer            11
Die Kür: Tisch abräumen – Lösung ohne Experiment
Baumdarstellung nutzen – Denken                                          4320
Baumdarstellung: maximal 3 Stufen,
   Ergebnisse: 6 und ¬6
Einzelwahrscheinlichkeiten der Stufen                      720
                                                                                       3600
   aufschreiben
Experiment gedanklich mit 4320                                     600
   Versuchen durchführen und die
                                                                                                      3000
   erwarteten Aufteilungen an den
   Stufen vornehmen
Auswertung                                                                      500
                                                                                                      2500
           720  600  500 1820
W(Michi) =                         0,42  42%
                4200          4320
          4320 1820
W(Niki) =              0,58  58%
             4320
                                                                                              Michi      Niki
Vergleich mit dem Experiment                              Experiment (320 reale Versuche)     39,1%     60,3%
                                                          Theorie (4320 gedachte Versuche)     42%       58%

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Problemlösen: Eine Wahrscheinlichkeit schätzen und verwenden

Fische im Teich
Im trüben Schulteich des GiPS schwimmen
13 Fische. Ihre Farbe ist entweder gelb oder rot.
Man möchte herausfinden, wie viele Fische gelb
und wie viele Fische rot sind.

Wegen des Tierschutzes darf man jedoch immer nur einen Fisch fangen und
seine Farbe feststellen. Danach muss er gleich wieder zurück in Wasser.

                                          Wie kann man unter diesen Bedingungen
                   (Teichwasser ablassen, Teich leerfischen usw. ist nicht erlaubt)
                    sinnvoll schätzen, wie viele Fische im Teich rot oder gelb sind?

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Was haben wir gelernt? – Die Wissenskarte zur Wahrscheinlichkeit
- Die relative Häufigkeit eines Ergebnisses bei einem Zufallsversuch wird berechnet

               absolute Häufigkeit desErgebni sses
durch                 Anzahl derVersuch e          .

- Relative Häufigkeiten sind bestmögliche Schätzwerte für Wahrscheinlichkeiten.

- Mit Annahmen kann man Wahrscheinlichkeiten ohne Versuchsreihe angeben.

- Mit Wahrscheinlichkeiten kann man die Häufigkeit von Ergebnissen bei langen
Versuchsreihen (in etwa) vorhersagen.

- Bei Zufallsexperimenten, die mehrstufig sind hilft ein Baumdiagramm zur Ermittlung der

Wahrscheinlichkeiten (z.B. 2-maliges Drehen am Glücksrad, 3-maliges Würfeln …).

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Quellen, Literatur, Tipps

- Seminar Karlsruhe: Unterrichtseinheit „Begriffsbildung Wahrscheinlichkeit“, Klasse 7.

- Julia Neumann, Hinführung zum Wahrscheinlichkeitsbegriff, DUE, Seminar Karlsruhe,
2009.

- Karla Höning, Herausbildung einer Grundvorstellung von Wahrscheinlichkeit in
Klasse 7 mittels Vernetzung von auftragsgesteuertem mit dialogischem Lernen, DUE,
Seminar Karlsruhe, 2012.

- Günther Malle und Sonja Malle, Was soll man sich unter einer Wahrscheinlichkeit
vorstellen?, mathematik lehrern, Heft 118, 2003.

- Wolfgang Riemer, Internet-Seite: http://www.riemer-koeln.de/

Anfragen zu Materialien des Seminars: rolf-reimer@freenet.de

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