Bericht der Landesanstalt für Bienenkunde der Universität Hohenheim für das Jahr 2021
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
PD DR. PETER ROSENKRANZ & MITARBEITER Bericht der Landesanstalt für Bienenkunde der Universität Hohenheim für das Jahr 2021 Inhalt 1. Personal & Organisation Wissenschaftler*innen: PD Dr. Peter Rosenkranz, Dr. Annette Schroeder, Dr. Ulrich Ernst. Im August wurde die Leiterstelle (Nachfolge Rosen- kranz zum 1. Mai 2022) ausgeschrieben, im Dezember fanden die Auswahlgesprä- Neubau: che statt. Kurz vor Beginn der Bienensaison konnte Aus Drittmitteln finanziert: endlich der Umzug vollzogen werden. Doris de Craigher (30%), Dr. Raghdan Al- Auch wenn Alt- und Neubau Luftlinie nur kattea, Vera Joedecke, Dr. Klaus Wallner, ca. 50m voneinander entfernt sind, war Dr. Claudia Garrido (ab September). dies eine extreme arbeits- und zeitaufwen- Labor: dige Aktion, die sich über mehrere Wochen Bozena Blind, Dana Böhm, Birgit Fritz, Ma- hinzog. Hinzu kam die Vorbereitung und nuela Schenk (je in Teilzeit). Durchführung der Erstausstattung aller Bü- Imkerei: ros und Funktionsräume inkl. Möblierung, Rüdiger Gerlich (50%), Bernd Gieler, Doris Laboreinrichtungen und imkerlicher Be- de Craigher (50%). trieb; diese Arbeiten zogen sich über den Sekretariat: gesamten Berichtszeitraum hin. Gabriele Zander (bis März), Karin Heisler Am 25. Oktober fand dann die offizielle (ab Mai). Übergabe des Neubaus im Rahmen einer Reinigung: Baufeier statt. Anwesend waren Vertreter Rosa Schwarz. des Universitätsbauamtes und der Univer- Doktorand*innen: sitätsleitung sowie zahlreiche Gäste, die Carolin Friedle, Elsa Friedrich, Melanie Mar- entweder an Planung und Baumaßnahmen quardt, Carolin Rein, Victoria Seeburger, direkt beteiligt waren oder auf andere Art Lina Sprau, Manuel Treder. zum Gelingen dieses Langzeitprojektes bei- Diplom/ Master/ Magister/ Bachelor: getragen haben. Marius Blumenschein, Evin Erenler, Larissa Fellner, Jessica Fischle, Markus Grünke, Nina Häcker, Kira Nürk, Julia Renz, Juan 2. Arbeiten an der LAB im Carlos Tlacaélel Vázquez. zweiten Jahr unter Corona- Bepflanzen der Vertikalwand in Hohen- Wissenschaftliche Hilfskräfte, Bedingungen heim. Praktikant*innen: Entgegen den Hoffnungen aller Beteiligten Sandra Flörke, Mona Fritscher, Michael wurden Forschung, Lehre, Imkerfortbil- Glück, Sebastian Heintze, Tobias Hinderer, dung und Laborarbeiten auch in diesem jekte und Laborarbeiten fast wie geplant Cecile Landenberger, Luca Lang, Leon Rein- Jahr durch die notwendigen Hygienemaß- durchzuführen. Zum einen, weil viele Ar- hold, Kathrin Scharsich, Niklas Schädler, nahmen eingeschränkt. Größere Präsenz- beiten im Freien durchgeführt werden Anna-Lena Wahl, Renate Weißmann und veranstaltungen fanden erneut nicht statt konnten, zum anderen, weil das neue Ge- viele unserer Examenskandidat*innen. und in den Wintermonaten wurde - wenn bäude mit großzügigen Räumen und neue- Imker in Kooperationsprojekten: möglich - Home-Office empfohlen oder ster Lüftungstechnik auch „indoor-Arbei- Wiederum haben sich viele Imker in den gar angeordnet. Dies hatte wiederum v.a. ten“ unter Corona-Bedingungen möglich angewandten Langzeitprojekten (u. a. Auswirkungen auf die imkerlichen Kurse machte. Vor allem aber hat die gute Zu- „Monitoringimker“ im „DeBiMo“, Imker und Fortbildungen, obwohl im Sommer sammenarbeit sowohl innerhalb der LAB beim Feldversuch „AS-PAD“ und ImkerIn- zumindest einige Präsenzveranstaltungen als auch mit den Studierenden, Imkerver- nen aus dem DBIB/AG Süd für das Projekt stattfinden konnten (siehe Punkt 7 und 8). bänden, Projektpartnern und zuständigen „Varroabekämpfung in der erwerbsorien- Die studentischen Bienenkurse wurden Behörden zu einer letztendlich positiven tierten Imkerei“) engagiert und uns wich- wiederum weitgehend digital abgehalten, Jahresbilanz geführt. tige Daten geliefert. Herzlichen Dank an wobei immerhin einige Demonstrationen alle Beteiligten für die gute und engagierte im Freien am Bienenvolk möglich waren. Zusammenarbeit! Erneut schafften wir es, Forschungspro- BIENENPFLEGE 03 2022 125
3. Imkerlicher Betrieb/ Anzahl der Probeneinsendungen deutlich Honigprämierung Versuchsvölker beeinflusst wurde. Insgesamt wurden 617 Bei der Badischen Honigprämierung mit Rüdiger Gerlich, Bernd Gieler, Doris de Honigproben untersucht, 607 davon waren 238 Honiglosen war wie in den Vorjahren Craigher, Mitarbeiter der LAB einheimischer Herkunft und es wurden etwa die Qualität der eingesandten Honige sehr Im Frühjahr 2021 wurden knapp 150 Bie- 2.900 Einzelanalysen durchgeführt. Den gut. Da die Prämierung im Januar statt- nenvölker, 10 Fünfwabenableger und 25 größten Teil der Proben bildeten die Imker- fand, stammten die zur Prämierung einge- Mini-Plus-Völker ausgewintert. Die frühe proben aus Baden-Württemberg, die über sandten Honige vorwiegend aus der 2020- Volksentwicklung war zwar gut bis sehr die Landesverbände mit EU-Fördergeldern iger Ernte. Der durchschnittliche Wasser- gut, aber aufgrund der kühlen und feuch- bezuschusst werden, gefolgt von den Pro- gehalt aller Proben betrug 15,2 % (12,9 bis ten Witterung blieb der Nektar- und Pol- ben der Württembergischen Honigprämie- 18,3 %), die Invertaseaktivität lag im Mittel leneintrag weit hinter den Vorjahren zu- rung, anderen Imkerproben und den Honi- bei 166 Units/kg (12 bis 457). Insgesamt rück, und damit stagnierte die Volksent- gen der Marktkontrolle des DIB (Tab. 1). wurden 24 Honige (10,1 %) der einge- wicklung. In unserer Region war 2021 das Durch notwendige Paralleluntersuchungen sandten Lose nicht prämiert. Die häufig- seit 50 Jahren schlechteste Honigjahr. Be- von Kontrollhonigen bei bestimmten Analy- sten Ausschlussgründe waren nicht ausrei- reits ab Ende Mai und im Juni mussten sen (Invertaseaktivität, HMF-Gehalt) sowie chend geklärter und schaumiger Honig, etliche Völker zur Überbrückung zugefüt- Doppel- oder Dreifachbestimmungen zur Fehler in der Aufmachung (falsche Decke- tert (!) werden. Mit Ausnahme einzelner endgültigen Absicherung der Analysener- leinlage, falsches Glas) und verringerte In- Honigwaben für Kurse im Rahmen des gebnisse erhöhte sich die Gesamtzahl der vertaseaktivität. Kurses „Soziale Insekten“ und des „Bienen- durchgeführten Analysen beträchtlich. Bei Ringversuche blocks“ wurde kein Honig geerntet, ledig- Zugrundelegung der DIB-Richtlinien wurden Das Honiglabor beteiligte sich, wie in den lich unsere „Regierungsbienen“ am Stand- 23,7 % der einheimischen Honige beanstan- Vorjahren an drei nationalen Ringversu- ort Villa Reitzenstein brachten knapp 50 kg det. Das sind mehr als doppelt so viele wie chen und an einem internationalen Ring- Ertrag. in den Vorjahren. Den größten Anteil hatten versuch, die alle erfolgreich durchgeführt Bei der Zuchtstoffabgabe im Mai/ Juni wur- hierbei mit 17,3 % Honige mit überhöhtem werden konnten. den insgesamt ca. 2.800 Larven abgegeben. Wassergehalt und mit 3,8 % Honige mit ver- Aufgrund der Pandemie und des Umzugs ringerter Invertaseaktivität. Letztere waren Untersuchung von Pollen, Bienen- in den Neubau wurde auf größere Wande- auch häufig durch höhere HMF-Gehalte ge- brot und Futtersirup rungen verzichtet und die imkerlichen Tä- kennzeichnet. Überhöhte Wassergehalte Daneben wurden 20 Bienenbrotproben im tigkeiten haben sich ausschließlich am traten hauptsächlich bei Blütenhonigen auf. Rahmen des DeBiMo-Projekts und 209 Pol- Bedarf von Forschungsprojekten (Königin- Nur zwei der eingesandten Proben waren lenproben aus Projekten pollenanalytisch nen, Ableger, Mini-Plus) orientiert. aufgrund von Fruchteintrag durch die Bienen und 4 Futtersirupe auf Wärmeschäden, 3 nicht als Honig vermarktungsfähig. Ein Ho- davon zusätzlich auf ihre Zuckerspektren nig wies Anzeichen ausländischer Herkunft untersucht. 4. Honiguntersuchung, auf. Fünfundzwanzig einheimische Honige Qualitätskontrolle, (4,1%) entsprachen nicht den lebensmittel- Honiginhaltsstoffe rechtlichen Vorschriften und waren daher 5. Rückstandsuntersuchungen Dr. Raghdan Alkattea, Dana Böhm, Manu- nicht verkehrsfähig, die meisten aufgrund in Bienenprodukten ela Schenk, Dr. Annette Schroeder abweichender Sensorik (angärig, rauchig, Bozena Blind, Birgit Fritz, Dr. Annette Im Jahr 2021 fiel die Honigernte in Baden- verschmutzt, Fremdaroma) oder aufgrund Schroeder, Dr. Klaus Wallner Württemberg sehr gering aus, wodurch die des überhöhten Wassergehalts. Rückstände von Varroa-Bekämp- fungsmitteln im Honig Tab. 1: Untersuchte Honigproben des Jahres 2021 Durch die geringe Honigernte war das Pro- benaufkommen im Rückstandslabor auch DIB- Honig- EU-Proben Imker- DeBiMo- Auslands- Herkunft deutlich niedriger als in den Vorjahren. Proben präm.(*) (**) proben Proben proben Insgesamt wurden 1.107 einheimische Ho- Anzahl der Proben 3 2 238 226 86 2 1 11 nigproben auf Rückstände analysiert, dar- Analysen: unter 930 DIB-Marktkontrollproben, 31 Wassergehalt 3 2 238 226 76 2 1 9 Honige aus EU-geförderten Projekten ver- Invertase 3 2 238 226 59 - -- 3 schiedener Landesverbände, 131 Honige Diastase - -- 7 1 9 - -- 4 aus Prämierungen der Landesverbände HMF --- 19 1 5 15 - -- 4 Rheinland-Pfalz und Hessen und Proben von Imkern und imkerlichen Organisatio- elektr. Leitfähigkeit 12 2 38 2 26 6 5 21 8 nen, 11 Honige aus Versuchen der LAB und Filtertest - -- 2 38 - -- - -- - -- - -- zusätzlich 4 Honige aus Italien. Nicht in Gewicht --- 238 --- --- --- --- dieser Auswertung erfasst sind Honig- und Pollenanalysen 12 2 38 2 25 6 5 21 6 Futterproben, die im Zusammenhang mit Gesamtanalysen 88 1 .454 9 19 2 89 6 3 34 der Erprobung von Versuchspräparaten (*) Prämierungshonige: Honige aus der Badischen Honigprämierung und aus Feldversuchen mit Pflanzenschutz- (**) EU-Proben: Honigproben aus Baden-Württemberg (Orientierungsproben), deren Un- mitteln stehen. Unser Untersuchungspro- tersuchung im Rahmen einer EU-Bezuschussung gefördert wird gramm umfasst die gängigen Varroazide, 126 BIENENPFLEGE 03 2022
verschiedene Pflanzenschutzmittel vorran- gig aus Blütenbehandlungen, auf Anfrage das Paradichlorbenzol aus der Wachsmot- tenbekämpfung und die Sulfonamide, die im Ausland teilweise noch gegen Amerika- nische Faulbrut eingesetzt werden. Rückstände der zugelassenen syntheti- schen Varroabekämpfungsmittel spielen mittlerweile eine untergeordnete Rolle. Erstmals (Vorjahr 0,4 %) ist in keinem ein- heimischen Honig der Perizin-Wirkstoff Coumaphos aufgetaucht. Auch in den ein- gesandten Auslandshonigen war der Wirk- stoff nicht zu finden. Damit verschwindet ein weiterer, über Jahrzehnte für die Ho- nigqualität prägender Wirkstoff. Rückstände von Folbex VA Neu, von Bay- varol und dem bei uns nicht zugelassenem Apistan waren ebenfalls in keinem Honig nachweisbar. Amitraz, das seit 2016 offizi- ell auch in Deutschland eingesetzt werden darf, wurde in 6 Proben nachgewiesen. Die relativ hohe zulässige Höchstmenge bei %, Vorjahr 1,3 %) gefunden werden. Aus ab 2021 keine Zulassung mehr. Allerdings Amitraz von 0,2 mg/kg sorgt auch dafür, dem Bereich Obstbau wurde das Fungizid durften gelagerte Vorräte noch aufge- dass Höchstmengenüberschreitungen Fluopyram (6,6 %, Vorjahr 0,5 %) nachge- braucht werden. Die minderbienengefähr- kaum auftreten dürften. wiesen. In zwei Einzelproben konnte Iso- lich (B2) bzw. bienenungefährlich (B4) ein- Die vorwiegend im Ausland eingesetzten pyrazam gefunden werden. Bienenunge- gestuften Insektizide aus der Gruppe der Wirkstoffe Acrinathrin, Chlorfenvinphos fährlich eingestufte Präparate mit diesen Pyrethroide, Deltamethrin, beta-Cyfluthrin, und Tetradifon wurden nicht gefunden. Wirkstoffen dürfen gegen unterschiedliche lambda-Cyhalothrin und alpha-Cyperme- Auch Thymol und Paradichlorbenzol wurde Schadorganismen auch in blühenden Kul- thrin waren nicht nachweisbar. Diese ehe- in keinem der analysierten Honige nachge- turen eingesetzt werden, weshalb Rück- mals wichtigen Rapsinsektizide werden wiesen. Die Gruppe der Sulfonamide war stände in Honig wahrscheinlich werden. aufgrund der Resistenzentwicklung gegen ebenfalls in keinem der 15 daraufhin un- Die zulässigen Höchstmengen liegen mit viele Rapsschädlingen deutlich weniger tersuchten Honige nachweisbar. Der im- Ausnahme des Rapsfungizids Thiophanat- eingesetzt und verlieren bis auf das tau- kerliche Einfluss auf die Rückstandsbela- methyl (1,0 mg/kg) bei allen anderen Fun- Fluvalinat weiter an Bedeutung. Auch in stung von Honig spielt erfreulicherweise giziden bei 0,05 mg/kg. Die übrigen 20 diesem Jahr muss der Raps wieder als ein fast schon eine vernachlässigbare Rolle. Pilzbekämpfungsmittel im Untersuchungs- Hauptwirkstofflieferant für Honigrück- programm sind im Bereich der Bestim- stände gesehen werden. Diese Rückstands- Pflanzenschutzmittel im Honig mungsgrenzen von 0,01 mg/kg nicht auf- probleme könnten durch den Einsatz der 483 der eingesandten einheimischen Ho- getaucht. Lediglich drei bienenungefähr- Dropleg-Technologie deutlich reduziert nige wurden auf Pflanzenschutzmittel un- lich eingestufte Rapsinsektizide, Thiaclo- werden, weil dabei die Wirkstoffe erst un- tersucht. Der Großteil unserer einheimi- prid (5,4 %, Vorjahr 11,7 %), Acetamiprid ter den Blüten freigesetzt werden. Das schen Honigsorten ist frei von Pflanzen- (1 %, Vorjahr 1,6 %) und Fluvalinat (0,4 %) Rückstandslabor hat sich erfolgreich an schutzmittel-Rückständen, da viele land- und das im Obstbau gebräuchliche Floni- mehreren internationalen Honig-Pestizid- wirtschaftlichen Kulturen, in denen chemi- camid (2,7 %) konnten nachgewiesen wer- Ringversuchen beteiligt. scher Pflanzenschutz betrieben wird, von den. Bienen gar nicht angeflogen werden, weil Die zulässige Höchstmenge liegt bei Rückstandsanalysen an Bienen- sie keinen Nektar liefern, wie z.B. Mais, Thiacloprid bei 0,2 mg/kg, bei den beiden wachsproben Soja, Kartoffeln, Zuckerrüben, viele Gemü- anderen insektiziden Wirkstoffen bei 0,05 Es wurden 186 (Vorjahr 518) Wachsproben sesorten und alle Getreidearten. Rück- mg/kg. Einige der Rapsspritzmittel konnten aus dem In- und Ausland analysiert. Etwa stände treten v.a. dort auf, wo Pflanzen- mit auffällig hohen Rückstandswerten in ein Drittel der 143 einheimischen Proben schutzmittel in attraktive blühende Kultu- den Frühjahrsblütenhonigen gemessen und ein Großteil der 43 Auslandsproben ren (Raps, Obst) appliziert werden. Von werden und in vier Fällen kam es zu (Schweiz, Österreich, Dänemark u.a.) den in der landwirtschaftlichen Praxis im Höchstmengenüberschreitungen durch stammten von Ökobetrieben, weshalb die Einsatz befindlichen Fungiziden konnten Fungizide. Die Rückstandswerte bei der Wachsergebnisse nicht repräsentativ für fünf Rapsfungizide, das Boscalid (9 %, Vor- überwiegenden Zahl der Proben liegt aber die aktuelle Rückstandssituation im Land jahr 6,8 %), das Dimoxystrobin (8,9 %, im niedrigen Bereich unter 0,02 mg/kg. sind. Neben den Ökokontroll-, Imker- und Vorjahr 6,7 %) das Azoxystrobin (3,2 %, Thiacloprid, als ehemals dominierender Verbandsproben kamen Wachsproben aus Vorjahr 3,8 %), das Prothioconazol (11 %, Wirkstoff für Rückstände im Frühjahrsho- Versuchen der LAB zur Untersuchung. Vorjahr 4,1 %), und das Difenconazol (0,6 nig, hat für die Blütenbehandlung im Raps Folbex VA Neu aus den Anfängen der Var- BIENENPFLEGE 03 2022 127
dem Befallsgrad des Vorjahres und liegt etwas unter dem deutschlandweiten Mittel von 3,6 Milben pro 100 Bienen. Die Win- terverluste 2020/2021 der 200 Monitoring- Völker aus Baden-Württemberg lagen dementsprechend mit 12,8 % im Bereich des Vorjahres (12 %). Auffällig für 2021 war die hohe Belastung vieler Bienenvölker mit dem Darmparasiten Nosema spec. im Sommer und Herbst. Sie dürfte auf die bis September anhaltend kühle und feuchte Witterung zurückzuführen sein. Ebenfalls durch die Witterung beeinträchtigt betrug 2021 der durchschnittliche Honigertrag der DeBiMo-Imker in Baden-Württemberg mit 6,8 kg pro Volk nur ein Fünftel der Ernte vom letzten Jahr. Manche Imker hat- ten gar nicht geschleudert. Ausführliche Berichte finden Sie unter www.bienenmonitoring.org. 6.2 „NutriBee“ –Interaktion von abiotischen Stressoren und Nah- rungslimitierung auf Bienengesund- roabekämpfung wurde lediglich in 2 (Vor- Rückstände, z.B. in Mittelwänden, kann heit und Entwicklung von Jungvöl- jahr 21) Proben gefunden. Beide waren im ein maximaler Gehalt von 0,5 mg/kg gese- kern im Freiland unbedenklichen Spurenbereich
6.3 Varroose-Bekämpfung/ Varroa- sierte Unternehmen bei einer solchen ko- ter Arzneimittel, Kosten, Wirksamkeit und biologie/ Bienenpathologie stenintensiven Zulassung zu unterstützen. Anwendungsprobleme im Detail analysiert. Wir haben zunächst nochmals verschie- Dabei zeigte sich u.a., dass (a) überwie- 6.3.1 Versuche mit Lithiumchlorid dene Parameter getestet, die die Effizienz gend die organischen Säuren verwendet zur Varroa-Bekämpfung - „EAsy der Ameisensäureverdunstung beeinflus- werden, (b) fast alle eine Varroadiagnose Life“ sen könnten. Untersucht wurden unter durchführen, (c) die Teilnehmer mit An- Markus Grünke, Carolin Rein, Julia Renz, anderem der Effekt von verschiedenen wenderfreundlichkeit und Wirksamkeit der PD Dr. Peter Rosenkranz Verdunstungssystemen (u.a. Nassenheider Bekämpfungsmittel unzufrieden sind und Dank der Zusage des BMEL für eine drei- professional und Liebig Dispenser), ver- (d) bereit wären, für „gute“ Bekämpfungs- jährige Förderung des Projektes „EAsy Life“ schiedenen Volksstärken (Ein- und Zweizar- mittel auch mehr zu bezahlen. konnten im Jahr 2021 die Versuche mit ger) und verschiedenen Standorten. Die Im zweiten Projektteil wurden die Durch- Lithiumchlorid (LiCl) weitergeführt werden. umfangreichen Daten werden derzeit sta- führung und Wirksamkeit der Varroabe- Ziel des Projektes ist es, eine geeignete Ap- tistisch ausgewertet; auf der Basis dieser kämpfungsmaßnahmen in zwei Berufsim- plikationsmethode von LiCl zur systemi- Ergebnisse sollen die Versuche unter stan- kereien, die sich hinsichtlich Standorte und schen Bekämpfung der Varroa-Milbe zu dardisierten Bedingungen weitergeführt Betriebsweise unterschieden, über die ge- entwickeln. Die Wirkung von LiCl wurde werden. samte Bekämpfungssaison erfasst. Dabei zunächst in brutfreien Völkern sowohl im wurden u.a. bei 280 Völkern regelmäßig Sommer als auch im Winter untersucht 6.3.3 Varroabekämpfung mit einem die Bodeneinlagen kontrolliert (und dabei und mit den bislang zugelassenen Behand- neu entwickelten Ameisensäure- insgesamt über 300.000 Milben gezählt!) lungsmethoden verglichen. Dabei zeigte Verdunstungssystem („AS-Pad“) sowie Volksstärke und Überwinterung do- sich erneut die außerordentlich gute Wirk- Dr. Stefan Berg, Nina Häcker, PD Dr. Peter kumentiert. Diese umfangreichen und sehr samkeit und Verträglichkeit sowie die ein- Rosenkranz, Dr. Manuel Tritschler, Dr. spannenden Ergebnisse wurden inzwi- fache Anwendung von LiCl in brutfreien Klaus Wallner schen in der Masterarbeit von Marius Blu- Völkern. Im Sommer wurden darüber hin- Zusammen mit dem Unternehmen Inter- menschein sowie u.a. auf dem Berufsim- aus Bienen- und Futterproben entnom- bran Nature GmbH (Jan Schiemer, Jessica kertag in Friedrichshafen vorgestellt. Be- men, um diese von der Core-Facility der Steiner) und gefördert durch die Deutsche sonders erwähnt werden muss das große Universität Hohenheim auf Lithium-Ge- Bundestiftung Umwelt (DBU) wurde das im Engagement des gesamten Vorstandes der halte untersuchen zu lassen. Damit sollen Jahr 2020 entwickelte „AS-PAD“ optimiert, BDIB/ AG Süd (Deutscher Berufs- und Er- die Verteilung des applizierten LiCl unter indem die Diffusionseigenschaften der Fo- werbsimkerbund) und der beiden beteilig- den Bienen und mögliche Kontaminatio- lie, die Größe des Pads und die Füllung mit ten Erwerbsimker sowie allen an der Onli- nen von LiCl im Futter analysiert werden. Perlit variiert wurden. Hierfür wurden ge- neumfrage beteiligten Imker*innen. Daneben wurden die Brutschäden genauer zielte Experimente unter unterschiedlichen untersucht und die Schadschwelle be- Bedingungen mit unterschiedlichen Pads 6.3.5 Selektion von Bienenvölkern stimmt. Es bestätigte sich, dass eine ge- durchgeführt. Ab Sommer wurde ein Feld- auf Varroa-sensitive Hygiene („SET- genüber den Varroamilben wirksame Ap- versuch mit ca. 30 Teilnehmern durchge- Bie“) plikation von LiCl erheblich Brutschäden führt. Leider zeichnete sich der Spätsom- Birgit Gessler, Prof. Dr. Martin Hassel- verursacht; eine Veröffentlichung hierzu mer 2021 durch ungewöhnlich kühles und mann, Gerhard Kottek, Melanie Liebsch, wurde eingereicht. In weiteren Versuchen feuchtes Wetter aus, wodurch die Wirk- PD Dr. Peter Rosenkranz, Lina Sprau, (und sollen alternative Applikationsmethoden samkeit der Ameisensäure (AS) bei allen viele Projektimker und WiHi) untersucht werden, welche Brutschäden Applikationsformen (Pad, Liebig-Dispenser, Ziel des zusammen mit dem Fachgebiet vermeiden. LiCl ist nicht zur Varroabe- Nassenheider prof.) deutlich schlechter war Populationsgenomik durchgeführten Pro- kämpfung zugelassen! als in den Vorjahren. Dies zeigte sich auch jekts ist die Etablierung varroatoleranter deutlich bei den Ergebnissen der o.a. Zu- Bienen auf Basis der Varroa-sensitiven Hy- 6.3.2 (Neu)Zulassung von Ameisen- lassungsversuchen zur AS 60% (6.3.2). Die giene (VSH) sowie die Identifizierung der säure zur Varroa-Bekämpfung Versuche sollen in 2022 weitergeführt wer- zugrundeliegenden genetischen Mechanis- Bernd Gieler, Michael Glück, Dr. Ulrich den, wobei durch unterschiedliche Größen men. Weitere Beteiligte sind neben der Ernst, PD Dr. Peter Rosenkranz der Pads die AS-Verdunstung besser ge- Landsiedlung Baden-Württemberg GmbH Die bisherige Standardzulassung der orga- steuert werden soll. (Projektleitung) mehrere Imker aus Baden- nischen Säuren Ameisensäure (60%), Württemberg, die Imkerverbände Baden, Milchsäure, Oxalsäure wird im Frühjahr 6.3.4 Projekt zur Analyse von Var- Württemberg und Buckfast Süd, die Uni- 2022 auslaufen, wobei die Produkte noch roabehandlungskonzepten in der versität Tübingen und die Arista-Stiftung. für eine Übergangszeit von 5 Jahren ver- erwerbsorientierten Imkerei Gefördert wird das Projekt über die Euro- wendet werden dürfen. Eine Neuzulassung Marius Blumenschein, Raphael Buck, Se- päische Innovationspartnerschaft (EIP) ge- kann nur durch ein Unternehmen durchge- bastian Heintze, Prof. Christian Lippert, meinsam von EU und MLR. führt werden und es werden Daten benö- Christoph Soter, PD Dr. Peter Rosenkranz Auch dieses Jahr konnten alle Versuche tigt, die eine hohe Wirksamkeit bei gleich- In der vom MLR und der Gesellschaft der und gemeinsame Auswertungen trotz der zeitig hohem Anwenderschutz belegen. In Freunde unterstützten Masterarbeit wur- Corona-Problematik wie geplant durchge- der Zusammenarbeit mit mehreren ande- den Varroabehandlungskonzepte in der führt werden. Es wurden 407 Königinnen ren Bieneninstituten in Deutschland wollen erwerbsorientierten Imkerei (> 30 Bienen- künstlich besamt (2020: 424; 2019: 311), wir hierfür solche Daten generieren und völker) zunächst im Rahmen einer online- diese wurden in MiniPlus Völker gehalten allgemein bereitstellen, um damit interes- Umfrage bei 67 Imkereien bzgl. eingesetz- und 10 Tage vor der Auswertung Ende Juli BIENENPFLEGE 03 2022 129
2021 mit 180 Milben infiziert. 222 Köni- ginnen konnten bei einer 3 tägigen Aus- zählung unter Einhaltung des Hygieneko- nzept ausgewertet werden (2020: 211; 2019: 126). Anschließend wurden 41 Völ- ker unter Berücksichtigung verschiedener Kriterien ausgewählt und für die Probe- nahme zur genetischen Analyse und Ver- suche zur künstlichen Infektion von Brut- zellen an die Universität Hohenheim ge- bracht. Durch die Infektion einzelner Brut- zellen mit Varroamilben kann die direkte Reaktion der adulten Bienen auf die befal- lene Brutzelle erfasst werden. 2021 konn- ten erste genetische Analysen durchge- führt werden, die erste spannende Tenden- zen zeigen. Jedoch muss die große Menge an Daten noch ausgewertet werden. Ein Zwischenbericht des Projekts wird in Im- kerzeitungen veröffentlicht werden und weitere Informationen finden Sie unter https://setbie.uni-hohenheim.de/. 6.4 Bienenprodukte Jessica Fischle die Honigtauproben aus 6.5 Bienenschutz / Eintrag von 6.4.1 Botanische, zoologische und dem BoogIH-Projekt aus den Jahren 2017- Pflanzenschutzmitteln / Rückstände geographische Identifizierung von 2019, von ihr selbst gesammelte Honigtau- 6.5.1 Mitwirkung beim „NOcsPS – Honigtauhonig „BoogIH“ proben aus 2020 sowie unterschiedliche Projekt“ Dr. Victoria Seeburger, Dr. Annette Schro- Honigtauhonigproben. Es wurde geprüft, Birgit Fritz, Dr. Klaus Wallner eder ob es möglich ist mittels Infrarotspektro- Im Verbundprojekt NOcsPS - Projekt (LaNd- Das Projekt konnte im vorangegangenen skopie Tannen- und Fichtenhonigtau und wirtschaft 4.0 Ohne chemisch-syntheti- Jahr abgeschlossen werden. Ein Vergleich dadurch auch die daraus entstehenden schen PflanzenSchutz, gefördert vom der bei den Projektpartnern entwickelten Honige zu unterscheiden. Des Weiteren BMBF) der Universität Hohenheim wird seit verschiedenen Methoden zur Sortendiffe- war von Interesse, ob auch der zoologische 2019 mit zahlreichen Parzellenversuchen renzierung führte leider nicht zu einer ein- Ursprung, d.h. die für den Honigtau ver- untersucht, ob bei bestimmten Kulturen heitlich anwendbaren Analysemethode. antwortliche Lausart, unterschieden wer- (Mais, Winterweizen, Soja) ganz auf che- Kombinationen verschiedener Analysepa- den kann. Die Ergebnisse lassen Rück- misch-synthetische Pflanzenschutzmittel rameter lassen Sorteneinteilungen zu. schlüsse auf eine begrenzte Möglichkeit verzichtet werden kann. Möglich werden Diese sind jedoch sehr aufwendig (Gerät- der Sortendifferenzierung durch FT-IR zu. soll dies durch computergestützte Verfah- ausstattung, Arbeitszeit, Statistik), so dass ren zur Unkrautbeseitigung sowie spezielle eine kostengünstige, einfache, zur Routi- 6.4.3 Wachsverfälschung im einhei- Bodenbearbeitungs- und optimierte Dün- neanalytik geeignete Methode leider noch mischen Bienenwachs geverfahren. Die LAB übernimmt in diesem nicht zur Verfügung steht. Interessante Bozena Blind, Dr. Klaus Wallner Projekt einen Teilaspekt zur Analyse von Ergebnisse zu Umweltbedingungen, die Die Verfälschung von Bienenwachs mit Guttationswasser. Dabei wird untersucht, Einfluss auf die Melezitoseproduktion ha- Stearin und Paraffin ist ein großes Problem ob Pflanzenschutzmittel aus dem Vorjahr ben, konnten ermittelt werden. So zeigte für die Bienengesundheit und die Produk- noch nachweisbar sind und wie sie ggf. sich, dass vor allem warme und trockene tion naturbelassener Bienenprodukte. Mit weiter abgebaut werden. Die Analyse- Bedingungen, die zu einem Trockenstress einem an der LAB etablierten Nachweisver- ergebnisse der gesammelten Proben wer- der Wirtspflanzen führen, die Melezitose- fahren können Paraffin- oder Stearin-Ver- den für das Frühjahr 2022 erwartet. produktion durch die Honigtauerzeuger fälschungen ab 1% sicher bestimmt wer- steigern. Probleme bereitet hier vor allem den. Im letzten Jahr wurden von Imkern 34 6.5.2 Zuckerrüben-Monitoring die flachwurzelnde Fichte je nach Standort Wachsproben eingesandt. Eine Probe war Elsa Friedrich, Dr. Klaus Wallner und Witterung. mit max. 5% Stearin verfälscht. Zwei wei- Im Rahmen einer Notfallzulassung kam tere Proben mit knapp 5% Paraffin. Stearin 2021 auf begrenzten Flächen auch in Ba- 6.4.2 Differenzierung von Honigtau kann bereits ab einer Zumischung von 7% den-Württemberg pilliertes Zuckerrüben- mittels Fourier-transformierter In- zum raschen Absterben von Bienenlarven saatgut mit dem insektiziden Beizwirkstoff frarotspektroskopie (FT-IR) zur Un- führen. Paraffin führt bei hohen Verfäl- Thiamethoxam zum Einsatz. Auf einem der terscheidung von Tannen- und Fich- schungsgraden zu instabilem Wabenbau. landwirtschaftlichen Versuchsbetriebe der tenhonigen Uni Hohenheim wurden insgesamt 8 ha Jessica Fischle, Dr. Annette Schroeder mit diesem Saatgut bestellt. Thiametho- Im Rahmen ihrer Masterarbeit analysierte xam gehört zur umstrittenen Wirkstoff- 130 BIENENPFLEGE 03 2022
gruppe der Neonicotinoide, die bekannter- Mauerbienen mikroskopisch analysiert, um Online Sortenfinder der LVG Heidelberg maßen hoch toxisch sind, wenn Bienen zu ermitteln, inwieweit die in den Obstan- abrufbar sein (https://lvg-sortenfinder.de/). damit in Kontakt kommen. Im Rahmen des lagen angesiedelten Mauerbienen auch Außerdem werden diese mit vielen weite- Monitorings sollte der Frage nachgegan- tatsächlich den Bestand befliegen und zur ren Ergebnissen und Infos rund um die gen werden, ob während der Saat Beiz- Bestäubung beitragen. Die Ergebnisse zei- Anlage bestäuberfreundlicher Pflanzungen staub entstehen kann, bzw. ob durch Stau- gen, dass nur etwa 15 % der untersuchten zeitnah in Form eines Handlungsleitfadens nässeereignisse oder durch Guttation der Proben tatsächlich Pollen der Obstanlagen veröffentlicht. Das BioVa-Projekt wird Rüben Wasserquellen entstehen, die für aufwiesen und dass Walnuss- und Eichen- durch das Sonderprogramm zur Stärkung Bienen giftig werden könnten. Darüber pollen für Mauerbienen interessante Pol- der biologischen Vielfalt des Landes Ba- hinaus wurde geprüft, ob blühendes Un- lenquellen darstellen. den-Württemberg gefördert. Ab April kraut in den Rübenflächen einen für Bienen 2022 schließt ein neues Projekt zum Thema giftigen Pollen- oder Nektar freisetzt. Das 6.6.2 „BioVa“: Schutz und Förde- Sicherung und Förderung der Artenvielfalt Monitoring war verpflichtender Teil dieser rung der biologischen Vielfalt von und Biodiversität im urbanen Raum (Ur- Notfallzulassung, die zum Jahresende Bestäubern im urbanen Raum bane Biodiversität) an das im März en- 2021 ausgelaufen ist. Finanziell unterstützt Prof. Dr. Martin Dieterich, Vera Joedecke, dende BioVa-Projekt an. wurde das Projekt durch das Ministerium Kira Nürk, PD Dr. Peter Rosenkranz, Ute für Ernährung, Ländlichen Raum und Ver- Ruttensperger, Kathrin Scharsich, Manuel 6.6.3 „BioVa“: Untersuchung an- braucherschutz Baden-Württemberg. Treder thropogener elektromagnetischer Das Projekt „BioVa“ untersucht biodiversi- Strahlung als Stressor bei Bestäu- 6.5.3 Rückstandsrisiko für Honig tätsfördernde Maßnahmen und möchte bern durch Acetamiprid damit eine Grundlage schaffen, anhand Marius Blumenschein, Larissa Fellner, Prof. Birgit Fritz, Dr. Klaus Wallner derer sinnvolle Maßnahmen zum Schutz Dr. Martin Hasselmann, Marcus Müller, PD Die Zahl der für den Rapsanbau verfügba- von Bestäuberinsekten im urbanen Raum Dr. Peter Rosenkranz, Prof. Dr.-Ing. Laurent ren Insektizide ist durch den endgültigen abgeleitet und optimiert werden können. Schmalen, Manuel Treder Wegfall von Thiacloprid für die Blütenbe- Die Versuche des Projektes sind nun weit- Die von technischen Anlagen emittierte handlung weiter geschrumpft. Auf der gehend abgeschlossen und werden aktuell elektromagnetische Strahlung ist eine anderen Seite weitet sich die Resistenz der noch abschließend aufbereitet und veröf- Form der Umweltbelastung und ein mög- Schadinsekten gegenüber den verbliebe- fentlicht. So wurden zum einen Pflanzflä- licher, aber bisher kaum untersuchter nen Wirkstoffen ständig aus. Theoretisch chen und Nisthabitate hinsichtlich ihrer Stressfaktor für Bienen und andere Bestäu- könnten die B4 Präparate Mospilan bzw. Bestäuberfreundlichkeit über zwei Jahre ber. Damit stellt diese einen potenziellen Danjiri aus der Gruppe der Neonicotinoide untersucht sowie Habitatqualitäten im ur- Störfaktor für die Biodiversität dar. Bereits für die Bekämpfung von Schadinsekten in banen Raum klassifiziert. Dabei arbeiten im Vorjahr wurden zur Überprüfung mög- der Blühphase des Rapses zur Anwendung die LVG Heidelberg und die LAB mit dem licher Effekte auf Honigbienen 8 Mini-Plus- kommen. Der Wirkstoff Acetamiprid ist gut Verband für Garten-, Landschafts- und Völker über 3 Monate einem definierten wasserlöslich und wird auch im Saftstrom Sportplatzbau Baden-Württemberg e.V., elektromagnetischen Feld ausgesetzt und der behandelten Pflanzen transportiert. Kommunen und weiteren planerischen die Auswirkungen auf Brutentwicklung, Wir haben eine derartige Anwendung si- Partnern zusammen. Zum anderen wurde Lebensdauer und Heimfindevermögen im muliert und geprüft, ob Rückstände im die Eignung von blühenden Fassadenbe- Vergleich zu 8 unbestrahlten Kontrollvöl- Rapshonig zu erwarten sind. Die Ergeb- grünungen mit integrierten Nisteinheiten kern untersucht. Unter der Verwendung nisse zeigten, dass Rückstände weit über als zukunftsorientierte Nahrungs- und Nist- der vom KIT Karlsruhe zur Verfügung ge- den zulässigen Größenordnungen entste- grundlage für Bestäuber in bebauten Ge- stellten professionellen und reproduzierba- hen können. Durch Beiträge in den land- bieten geprüft. Auch wurden das Beloh- ren Strahlenquelle wurden die Versuche in wirtschaftlichen Fachblättern wurden die nungssystem der verwendeten Pflanzen diesem Jahr nun vertieft und um Orientie- Rapsbauern auf diese Zusammenhänge sowie die Belegung der Nisteinheiten mit- rungsversuche mit Hummeln (Bombus ter- aufmerksam gemacht und davon abgera- tels DNA-Analysen untersucht. restris) erweitert. Zudem liegen nun erste ten, Acetamiprid-haltige Pflanzenschutz- interessante Ergebnisse der Transkriptom- mittel während der Blüte einzusetzen. Zwi- Die Ergebnisse zeigen, dass Fassadenbe- Analysen vor, durch die wir Information schenzeitlich hat die Zulassungsbehörde grünungen bei geeigneter Gestaltung ähn- über mögliche Änderungen in der Genex- offiziell die Anwendung dieser Präparate in lich attraktiv sein können wie herkömmli- pression der bestrahlten Bienen erhalten. offene Blüten untersagt. che Pflanzbeete. Somit könnten diese ei- Eine Veröffentlichung ist in Vorbereitung. nen wichtigen Beitrag zur Biotopvernet- 6.6 Bestäubung, Trachtverbesse- zung und Förderung von Bestäubern in 6.7 Studentische Forschungspro- rung, nachwachsende Rohstoffe Städten leisten. jekte im Rahmen des „Humboldt- Reloaded“-Programms der Universi- 6.6.1 Pollensammelverhalten von Auch die untersuchten städtischen Pflan- tät Hohenheim Mauerbienen (Osmia sp.) bei Ansied- zungen zeigten sich attraktiv für vielfältige Hannah Barbon, Sina Ehlert, Dr. Ulrich lung in Steinobstanlagen Bestäuber. Aus den über 190 untersuchten Ernst, Felix Götz, Felix Köhler, Evelyn Kraus, Dr. Raghdan Alkattea, Dr. Annette Schro- Arten & Sorten konnten nun Pflanzen er- Jaspar Lütke, Grazia de Tulio, Céline Uhl- eder mittelt werden, die besonders zur Förde- mann In Zusammenarbeit mit dem Obsthof Satt- rung von Bestäubern geeignet sind. Die Im Rahmen dieses Programms sollen Stu- ler, Koblenz wurden Pollenproben von Ergebnisse der Zuflugswerte werden im dierende frühzeitig die Möglichkeit haben, BIENENPFLEGE 03 2022 131
erste Erfahrungen in der Forschung zu in einer Hybridveranstaltung teil (einige • Fachgespräch Imkerei mit MLR und sammeln. In kleinen eigenen Projekten sol- Teilnehmende vor Ort, die anderen live Fachberatern im Juni (Präsenz) und im len sie Fragen untersuchen, die auch für zugeschaltet). November digital (Ernst, Rosenkranz, die betreuenden Wissenschaftler von Inter- • Beteiligung an digitalen Lehrveranstal- Schroeder, Wallner). esse sind. tungen der Universität in den Bereichen • Beiratssitzung im Juli (Rosenkranz, Wir haben insgesamt 6 solcher Projekte Obstbau, Tierhaltung, Tropical Apicul- Ernst). durchgeführt. Vier Studierende haben un- ture, Organic Food, Agrarbiologie, Sum- • Württembergischer Imkertag (Rosen- tersucht, inwieweit kürzlich identifizierte merschool, Evolutionsbiologie. kranz). Königinnenpheromone von Honigbienen • Einführungsveranstaltung an zwei Wo- • Runder Tisch Landwirtschaft und Imke- und Hummeln die Fruchtbarkeit von Arbei- chenend-Tagen im Februar, erstmalig rei beim MLR im November (digital, terinnen im Käfigversuch beeinflussen. In als digitale Zoom-Veranstaltung und mit Rosenkranz, Wallner). diesen Experimenten konnte kein Unter- sehr positiven Rückmeldungen für 260 • Runder Tisch des Bauernverbandes im schied zwischen der Behandlung mit Köni- interessierte Neuimker*innen (in Koope- Dezember (Garrido) ginnenpheromon und der Kontrolle fest- ration mit dem BV Filder). • Mehrere digitale Treffen zur Ameisen- gestellt werden, d.h. die Arbeiterinnen • Sieben digitale Fortbildungskurse konn- säure-Standardzulassungen sowie Ar- haben sich nicht vorgaukeln lassen, eine ten an der LAB angeboten werden, alle beitstreffen mit den Fachberatern zu Königin sei vorhanden. Ein weiterer Studie- mit guter Resonanz. imkerlichen Fachfragen (Ernst, Rosen- render hat sich in einer Literaturstudie mit • Telefonische Imkerberatung im Zeit- kranz). der Frage auseinandergesetzt, ob Honig- raum der Zuchtstoffabgabe im Frühjahr • Auftakttreffen KomBioTa der Uni Ho- bienen eine Konkurrenz für Wildbienen wurde von 60 Imker*innen in Anspruch henheim im Dezember (Ernst, Rosen- darstellen könnten. Eine erste Auswertung genommen. kranz). der im Jahr 2020 veröffentlichten Literatur • Fortbildung Pflanzenbauberater im April ergab, dass die Mehrheit der Studien das (Wallner, Rosenkranz) Potential eines negativen Einflusses sehen, • Fortbildung Referenten Badische Imker 9. Besucher, Beratung, dass aber die Daten nicht eindeutig nach- im November in Präsenz (Rosenkranz) Öffentlichkeitsarbeit weisen, dass Wildbienenpopulationen tat- • Digitale Gastvorlesung Hochschule Gei- Alle größeren Veranstaltungen mussten sächlich aufgrund der Anwesenheit von senheim, Mastermodul „Die Biene“ zum aufgrund der Hygienekonzepte und Vorga- Honigbienen zurückgehen. Es wurde deut- Thema Bienenprodukte (Schroeder) ben der Universität wiederum abgesagt lich, dass es auf die Rahmenbedingungen • Mitarbeiter*innen der LAB führten ins- werden. der Studien ankommt und es noch viel gesamt ca. 30 Kurse bei Imkervereinen Forschungsbedarf für methodisch solide durch, davon ca. 10 in Präsenz und die Studien gibt. übrigen online. 10. Veröffentlichungen und Diese Aktivitäten waren für Betreuer und Examensarbeiten 2021 Studierende gleichermaßen fruchtbar und werden weitergeführt; sie bieten die Mög- 8. Kongresse, ABGESCHLOSSENE EXAMENSARBEITEN: lichkeit kleine Forschungsfragen anzuge- Arbeitstagungen und 1. Victoria Seeburger (Promotion, Betreuer: hen und zukünftige Kandidat*innen für Forschungsaufenthalte Prof. Hasselmann, Prof. Steidle, Dr. Rosen- Bachelor- und Masterarbeiten zu rekrutie- kranz, Dr. Schroeder) ren. • 11 Beiträge durch Mitarbeiter*innen der 2. Jessica Fischle (Masterarbeit, Betreuer: LAB bei der digitalen Tagung der AG Dr. Schroeder, PD Dr. Rosenkranz) Bieneninstitute, Göttingen. 3. Markus Grünke (Bachelorarbeit, Be- 7. Vorlesungen, universitäre • Digitale COLOSS Konferenz zu Var- treuer: Dr. Ziegelmann, PD Dr. Rosenkranz) Lehre, imkerliche roathemen mit 4 Vorträgen. 4. Larissa Fellner (Masterarbeit, Betreuer: Fortbildungen • Poster beim 4th Symposium on Horti- Dr. Rosenkranz, Prof. Hasselmann, Manuel culture in Europe im März (Joedecke, Treder) • Unser 4-wöchiges Blockpraktikum „Bie- Treder, Ruttensperger) 5. Julia Renz (Bachelorarbeit, Betreuer: Ca- nenkunde und Imkerei“ im Sommerse- • 4 Vorträge beim 51. Süddeutsche Be- rolin Rein, PD Dr. Rosenkranz) mester wurde überwiegend digital (inkl. rufs- und Erwerbsimkertage Friedrichs- 6. Nina Häcker (Masterarbeit, Betreuer Dr. einiger Demonstrationen am Bienen- hafen im Oktober (Sprau, Rein, Blumen- Rosenkranz, Prof. Hasselmann) volk) mit 45 Studierenden durchgeführt schein, Treder). 7. Juan Carlos Vazquez Benitez (Masterar- (wiederum deutlich mehr Anmeldun- • Mehrere NutriBee Projekttreffen (Ernst, beit, Betreuer: Dr. Wallner, Dr. Rosenkranz, gen!). Friedrich, Schroeder, Wallner). Prof. Hasselmann) • Das Blockpraktikum „Soziale Insekten“ • Mehrere DeBiMo Projekttreffen (Garrido, für Biologen und Agrarwissenschaftler Seeburger, Rosenkranz, Schroeder). VERÖFFENTLICHUNGEN wurde digital (mit einigen Demonstra- • Mehrere BoogIH Projekttreffen (Seebur- FRIEDLE, C, D`ALVISE, P, SCHWEIKART, K, tionen in Präsenz!) mit 16 ger, Schroeder). WALLNER, K, HASSELMANN, M (2021): Masterstudent*innen durchgeführt. • 18 Vorträge und 4 Radiointerviews zum Changes of microorganism composition • Erstmals wurde der Fortgeschrittenen- Projekt „BioVa“ (Joedecke, Treder). in fresh and stored bee pollen from kurs „Aktuelle Themen zur Biologie der • 4 digitale Besprechungen im Rahmen des Southern Germany. Environmental Sci- Honigbienen“ im Wintersemester ange- Fachgremiums Förderung der Biodiversi- ence and Pollution Research 28, 47251- boten, 10 Masterstudierende nahmen tät in Baden-Württemberg (Wallner). 47261. https://doi.org/10.1007/ 132 BIENENPFLEGE 03 2022
s11356-021-13932-4 26-28 SPRAU, L, HASSELMANN, M, ROSEN- FRIEDLE, C, WALLNER, K, ROSENKRANZ, P, SCHROEDER, A (2021): Honig mit zu ho- KRANZ, P (2021): Reproduction of Var- MARTENS, D, VETTER, W. (2021): Pesti- hem Wassergehalt - ein Problem! Bie- roa destructor does not elicit varroa cide residues in daily bee pollen samples nenpflege 11: 476-477. sensitive hygiene (VSH) or recapping (April–July) from an intensive agricultu- SCHROEDER, A (2021): Propolis – klebrig behaviour in honey bee colonies (Apis ral region in Southern Germany. Envi- und bunt. Bienen und Natur 11/2021: mellifera). Apidologie 52:1048-1059 ronmental Science and Pollution Re- 16-17 DOI: 10.1007/s13592-021-00886-2 search 28, 22789-22803. https://doi. SCHROEDER, A (2021): Propolis: Ernte, WALLNER, K (2021): Mospilan und Danjiri org/10.1007/s11356-020-12318-2 Wert und Risiken. Bienen und Natur nicht in die Blüte. Badische Bauernzei- JOEDECKE, V, TREDER, M, RUTTENSPER- 11/2021: 22 tung 9: 29-30 GER, U, ROSENKRANZ, P (2021): Stau- SCHROEDER, A. (2021): Tee mit Honig: WALLNER, K (2021): Wie sauber ist unser denmischungen für Wildbiene und Co. Klassiker gegen Erkältungen https:// Wachs. Bienen und Natur 2: 20-23 DEGA Gartenbau Ausgabe 7-2021. www.bienenjournal.de/imkerpraxis/rat- WALLNER, K (2021): Infobrief 4, Frühjahrs- JOEDECKE, V, TREDER, M, RUTTENSPER- geber/tee-mit-honig/ durchsicht GER, U, ROSENKRANZ, P (2021): Kon- SCHROEDER, A (2021): Honig in der WALLNER, K (2021): Mospilan/Danjiri mit zepte für urbane Bestäuber – Erste Er- Schwangerschaft: Kein Grund zur Vor- dem Wirkstoff Acetamiprid nicht in die kenntnisse aus dem BioVa-Projekt. sicht https://www.bienenjournal.de/ offene Rapsblüte spritzen! Raps (1): 7 Landinfo Ausgabe 2/2021. imkerpraxis/ratgeber/honig-in-der- WALLNER, K (2021): Sieben Schritte bis zur MARQUARDT, M, KIENBAUM, L, LOSERT, schwangerschaft/ Propolis-Tinktur. Bienen und Natur 11: D, KRETSCHMER, L, RIGLING, M, SCHROEDER, A (2021): Schätze aus dem 24-25 ZHANG, Y, SCHWEIKERT, K, WESTER- Bienenstock. https://ngum.de/artikel/ WALLNER, K (2021): Spray applications MANN, N, RUTTENSPERGER, U, ROSEN- schaetze-aus-dem-bienenstock.html into blossoming oilseed rape - A tech- KRANZ, P (2021): Comparison of floral SEEBURGER, V, SHAABAN, B, SCHWEI- nological chance of minimizing the con- traits in Calibrachoa cultivars and as- KERT, K, LOHAUS, G, SCHROEDER, A, frontation of flower visiting insects. sessment of their impacts on attrac- HASSELMANN, M. (2022/ online 2021): American Bee Journal tiveness to flower-visiting insects. Ar- Environmental factors affect melezitose WALLNER, K (2021): Zwei Berichte für den thropod-Plant Interactions. 15, 1-18. production in honeydew from aphids Jahresbericht 2019 der Versuchsstatio- 10.1007/s11829-021-09844-2. and scale insects of the order Hemi- nen der Universität Hohenheim ROSENKRANZ, P & MITARBEITER (2019): ptera. Journal of Apicultural Research, WALLNER, K (2021): Rückstandsuntersu- Bericht der Landesanstalt für Bienen- 61:1, 127-137, DOI: chungen von Bienenprodukten. Jahres- kunde für das Jahr 2020. Bienenpflege 10.1080/00218839.2021.1957350 bericht des DIB 2020: 81-86 (142/ 3, S. 117 ff); bienen&natur 5. SEEBURGER, V. (3-2021): Honigtau-Er- ROSENKRANZ, P & Mitarbeiter (2021): zeuger erkennen. Bienen und Natur Mehrere Beiträge zum Infobrief für Im- Sonderheft 1/2021: 24-27 Anschrift der Autoren: ker. SEEBURGER, V, BÖHME, F, WALLNER, K Landesanstalt für Bienenkunde der Univer- SCHROEDER, A. (2021): Honig – was (2021): Was bei den Larven ankommt. sität Hohenheim (730) macht ihn so wertvoll? The Journey of DBJ 5: 56-57 Erna-Hruschka-Weg 6 Liquid Gold: 10-27 SEEBURGER, V, BÖHME, F, WALLNER, K 70599 Stuttgart SCHROEDER, A. (2021): Dunkel, würzig, (2021): Rückstände im Bienenbrot und peter.rosenkranz@uni-hohenheim.de begehrt- Was ist Waldhonig? Bienen im Futter der Bienenlarven. Bienen- und Natur Sonderheft 1/2021: 54-257. pflege 6: 283-285 SCHROEDER, A. (2021): Was tun mit nas- SPIWOK, S, WALLNER, K (2021): Versuch sem Honig? Bienen und Natur 10/2021: und Wirklichkeit. DBJ 5: 58-59 BIENENPFLEGE 03 2022 133
Sie können auch lesen