Bericht der Landesanstalt für Bienenkunde der Universität Hohenheim für das Jahr 2020
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PD DR. PETER ROSENKRANZ & MITARBEITER Bericht der Landesanstalt für Bienenkunde der Universität Hohenheim für das Jahr 2020 Inhalt 1. Personal & Organisation Wissenschaftler: PD Dr. Peter Rosenkranz Dr. Annette Schroeder Dr. Klaus Wallner. Aus Drittmitteln finanziert: Dr. Raghdan Alkattea Vera Joedecke Dr. Bettina Ziegelmann (bis Mai) Carolin Rein Labor: Bozena Blind, Dana Böhm, Birgit Fritz, Ma- nuela Schenk (je 50%). Imkerei: Rüdiger Gerlich (50%), Bernd Gieler Doris De Craigher (50%) Sekretariat: Gabriele Zander. Reinigung: Rosa Schwarz. ProjektmitarbeiterInnen: Doris de Craigher (30%) Abb. 01: Neubau der LAB oberhalb der alten Bienenkunde. Foto Dr. Rosenkranz DoktorandInnen: Carolin Friedle, Melanie Marquardt, Victo- beim Feldversuch „AS-PAD“ und Pollen- 2. Arbeiten an der LAB unter ria Seeburger, Lina Sprau, Manuel Treder. sammler im Pollenprojekt) engagiert und Corona-Bedingungen uns wichtige Daten geliefert. Herzlichen Diplom/ Master/ Magister/ Bachelor: Dank an alle Beteiligten für die gute und Die Corona-Pandemie und die damit ver- Marius Blumenschein, Thais Chaves, Evin engagierte Zusammenarbeit! bundenen Einschränkungen haben seit Erenler, Larissa Fellner, Jessica Fischle, Tim März auch die Arbeit der Landesanstalt Fuhrmann, Markus Grünke, Nina Häcker, Neubau: erheblich verändert. Beginnend mit dem Juan Carlos Tlacaélel Vázquez. Die Arbeiten liefen trotz coronabedingten Hohenheimer Tag mussten alle Präsenzver- Einschränkungen sehr gut und der Neubau anstaltungen bis Ende des Jahres nach und Wissenschaftliche Hilfskräfte, Prak- konnte im Dezember weitgehend fertigge- nach abgesagt werden. Die Universität tikantInnen: stellt werden. forderte von allen Einrichtungen ein kon- Asude Demir, Elsa Friedrich, Klara Friedrich, Die für Mitte Dezember geplante Über- sequentes Hygienekonzept mit viel Home- Sebastian Heintze, Tobias Hinderer, Helen nahme des Gebäudes durch die Universität office, Abstandsregeln, dem Verbot von Kilian-Rosenkranz, Lucia Parbel, Annabel musste wegen noch nicht geklärter tech- Veranstaltungen mit externen Teilnehmern Schenk, Maja Schenk und viele unserer nischer Fragen (insbesondere bzgl. Lüf- (z.B. Imkerkurse) und studentische Kurse tungsanlage und Aufzug) leider verscho- ausschließlich in digitaler Form. ExamenskandidatInnen u. Imker in ben werden. Positiv in der Krise war, dass Imker, Wissen- Kooperationsprojekten: Zum Zeitpunkt der Berichtserstellung ist die schaftler und Studenten die Imkerei als Wiederum haben sich viele Imker in den Bienenkunde aufgrund der bereits erfolg- Privileg wahrgenommen haben und die angewandten Langzeitprojekten (u. a. ten Umzugsvorbereitungen nur bedingt Arbeit an und mit den Bienen wohl selten „Monitoringimker“ im „DeBiMo“, Imker arbeitsfähig. so viel Freude gemacht hat. So konnten wir BIENENPFLEGE 03 2021 117
auch ab dem Frühjahr die Forschungsarbei- kontrollierbar. Aufgrund der Versuche und Blütenhonigen auf. Nur 2 der eingesandten ten an den Bienenvölkern einschließlich Aufbau von Mini-Plus-Einheiten konnte nur Proben waren aufgrund von Fruchteintrag vieler Examensarbeiten nahezu ohne Ein- ein Teil der Völker für die Honigernte ein- durch die Bienen nicht als Honig vermark- schränkung durchführen – im Freien und gesetzt werden. Insgesamt wurden ca. tungsfähig. 6 Honige wiesen Anzeichen mit den nötigen Abständen. Auch die La- 1.200 kg Honig geerntet, wobei aufgrund ausländischer Herkunft auf. bortätigkeiten fuhren wir nach dem ersten der Einschränkungen auf Wanderungen in Lockdown im Frühsommer wieder auf das die Waldtracht verzichtet wurde. Honigprämierung vorherige Niveau hoch, bei weitgehender Bei der Württembergischen Honigprämie- zeitlicher und räumlicher Trennung der 4. Honiguntersuchung, rung mit 91 Honiglosen war wie in den MitarbeiterInnen. Dies war nur möglich Qualitätskontrolle, Vorjahren die Qualität der eingesandten durch die Bereitschaft aller MitarbeiterIn- Honiginhaltsstoffe Honige sehr gut. Der durchschnittliche nen, alle notwendigen Arbeiten mit enor- Dana Böhm, Dr. Raghdan Alkattea, Manu- Wassergehalt aller Proben betrug 16,1 % mem Einsatz auch unter den schwierigen ela Schenk, Dr. Annette Schroeder (13,8 bis 18,0 %), die Invertaseaktivität lag Hygienebedingungen umzusetzen. im Mittel bei 144 Units/kg (29 bis 376). Die studentische Lehre wurde im gleichen Insgesamt wurden 1.250 Honigproben un- Insgesamt wurden 25 Honige (27,5 %) der Umfang wie im Vorjahr durchgeführt, al- tersucht, 1.198 davon waren einheimi- eingesandten Lose nicht prämiert. Die häu- lerding komplett digital. Wir vertonten scher Herkunft und mehr als 5.000 Einzel- figsten Ausschlussgründe waren nicht aus- Vorlesungen, führten unzählige Frage- und analysen wurden durchgeführt. Den größ- reichend geklärter und schaumiger Honig, Diskussionsrunden in Zoom-meetings ten Teil der Proben bildeten die Imkerpro- Fehler in der Aufmachung (falsche Decke- durch und produzierten zu Imkerei und ben aus Baden-Württemberg, die über die leinlage, falsches Glas), verringerte Inver- Bienenforschung mehrere hochwertige Vi- Landesverbände mit EU-Fördergeldern taseaktivität mit erhöhtem HMF-Gehalt, deos. Für diese Veranstaltungen erhielt die bezuschusst werden, gefolgt von den Pro- Gärung und Fremdaroma. Ein Honig wurde Bienenkunde hervorragende Bewertungen ben der Württembergischen Honigprämie- aufgrund von ausländischer Herkunft von durch die studentischen Teilnehmer. rung, anderen Imkerproben und den Ho- der Prämierung ausgeschlossen. Schwieriger war die Durchführung von im- nigen der Marktkontrolle des DIB (Tab. 1). kerlichen Fortbildungen. Während die Ver- Durch notwendige Paralleluntersuchungen Ringversuche eine teilweise Anfängerkurse am Bienen- von Kontrollhonigen bei bestimmten Ana- Das Honiglabor als akkreditierte Untersu- stand durchführen durften, war dies auf lysen (Invertaseaktivität, HMF-Gehalt) so- chungseinrichtung beteiligte sich wie in dem Gelände der Universität nicht erlaubt. wie Doppel- oder Dreifachbestimmungen den Vorjahren an drei nationalen Ringver- Ab Herbst wurden dann mit den Fachbe- zur endgültigen Absicherung der Analysen- suchen und an einem internationalen Ring- ratern und den Landesverbänden erste ergebnisse erhöht sich die Gesamtzahl der versuch, die alle erfolgreich durchgeführt digitale Vorträge (Microsoft Teams) orga- durchgeführten Analysen beträchtlich. Bei werden konnten. nisiert und durchgeführt. Wir hoffen sehr, Zugrundelegung der DIB-Richtlinien wur- dass es bald wieder imkerliche Kurse an den lediglich 10,5 % der einheimischen Untersuchung von Pollen, Bienen- Bienenvölkern in Präsenz geben wird. Honige beanstandet. Den größten Anteil brot und Futtersirup hatten hierbei mit 5,4 % Honige mit über- Daneben wurden 23 Bienenbrotproben im 3. Imkerlicher Betrieb/ höhtem Wassergehalt und mit 1,9 % Ho- Rahmen des DeBiMo-Projekts und 33 Pol- Versuchsvölker nige mit verringerter Invertaseaktivität. lenproben aus Projekten pollenanalytisch Rüdiger Gerlich, Bernd Gieler, Doris de Letztere waren auch meist durch höhere und 2 Futtersirupe auf Wärmeschäden un- Craigher, Mitarbeiter der LAB HMF-Gehalte gekennzeichnet. Überhöhte tersucht. Wassergehalte traten hauptsächlich bei Die Versuchsvölker wurden ausschließlich für die unten aufgeführten Forschungspro- jekte eingesetzt. Coronabedingt mussten Honig- die imkerlichen Arbeiten noch flexibler als DIB- EU-Proben Imker- DeBiMo- Aus- Herkunft präm. sonst zwischen Imkermeistern, Projektlei- Proben (**) proben Proben landsproben (*) tern, Projektmitarbeiter*innen und wissen- Anzahl der Proben 59 91 897 121 30 52 schaftlichen Hilfskräften abgestimmt und Analysen: durchgeführt werden. Im Frühjahr wurden 162 Bienenvölker und Wassergehalt 59 91 897 105 30 20 Invertase 59 91 896 84 --- 1 20 Mini-Plus-Völker ausgewintert. Wäh- Diastase --- 8 11 3 --- 18 rend der Saison wurden weitere Mini-Plus- Versuchseinheiten (LiCl-Versuche, SETBie, HMF 2 17 29 29 --- 41 BioVa) gebildet. An 4 Montagen im Mai elektr. Leitfähigkeit 59 91 897 101 30 20 und Anfang Juni wurden unter strengen Filtertest --- 91 --- --- --- --- Gewicht --- 91 --- --- --- --- Hygienebedingungen insgesamt ca. 1.500 Bienenlarven an Imker zur Königinnenauf- Pollenanalysen 18 91 896 96 30 63 zucht abgegeben. Das Bienenjahr 2020 Gesamtanalysen 197 571 3.626 418 90 163 war deutlich besser als das historisch (*) Prämierungshonige: Honige aus der Württembergischen Honigprämierung schlechte Vorjahr. Die Volksentwicklung (**) EU-Proben: Honigproben aus Baden-Württemberg (Orientierungsproben), deren war gut bis sehr gut und der Schwarmtrieb Untersuchung im Rahmen einer EU-Bezuschussung gefördert wird 118 BIENENPFLEGE 03 2021
5. Rückstandsuntersuchungen µg/kg) bei allen anderen Fungiziden bei 50 in Bienenprodukten µg/kg. Die übrigen 33 Pflanzenschutzmit- Birgit Fritz, Bozena Blind, Carolin Friedle, tel im Untersuchungsprogramm sind im Markus Grünke, Dr. Klaus Wallner Bereich der Bestimmungsgrenzen von 3 µg/kg nicht oder nur in Einzelfällen aufge- Rückstände von Varroa-Bekämp- taucht. Drei bienenungefährlich einge- fungsmitteln im Honig stufte Rapsinsektizide, Thiacloprid (11,7%, Es wurden insgesamt 1.443 einheimische Vorjahr 8,1%,), Acetamiprid (1,6%, Vor- Honigproben auf Rückstände analysiert, jahr 1,2%) und Deltamethrin (0,4% Vor- davon 1.080 DIB-Marktkontrollproben, 42 jahr 0%) und die z.B. im Obstbau ge- Honige aus EU-geförderten Projekten ver- bräuchlichen bienenkritischen Insektizide schiedener Landesverbände, Honige aus Chlorpyriphos-ethyl, Indoxacarb und Flo- Prämierungen der Landesverbände Rhein- nicamid waren im diesjährigen Probenma- land-Pfalz (n=30) und Hessen (n=205) und terial lediglich je einmal im Spurenbereich Proben von Imkern und imkerlichen Orga- nachweisbar. nisationen, 86 Honige aus Versuchen der Die zulässige Höchstgrenze liegt bei Landesanstalt und zusätzlich 125 Aus- Thiacloprid bei 200 µg/kg, bei den beiden landshonige mit Schwerpunkt Österreich, anderen insektiziden Wirkstoffen bei 50 Schweiz und den Niederlanden. Nicht in Abb. 02: Wildbiene auf der Blüte der µg/kg. Einige der Rapsspritzmittel konnten dieser Auswertung erfasst sind Honig- und Schafgarbe (Halictus subauratus) mit auffällig hohen Rückstandswerten in Futterproben, die im Zusammenhang mit den Frühjahrsblütenhonigen gemessen der Erprobung von Versuchspräparaten werden und in einigen Fällen kam es sogar und aus Feldversuchen mit Pflanzenschutz- in keinem der 22 daraufhin untersuchten zu Höchstmengenüberschreitungen. Die mitteln stehen. Unser Untersuchungspro- Honige nachweisbar. Bei den Rückstands- Rückstandswerte bei der überwiegenden gramm umfasst die gängigen Varroazide, belastungen im Honig zeichnet sich damit Zahl der Proben liegt aber im niedrigen verschiedene Pflanzenschutzmittel vorran- seit Jahren eine positive Entwicklung ab. Bereich unter 20 µg/kg. Thiacloprid als ein gig aus Blütenbehandlungen, das Para- dominierender Wirkstoff für Rückstände dichlorbenzol aus der Wachsmottenbe- Pflanzenschutzmittel im Honig im Frühjahrshonig hat für die Blütenbe- kämpfung und die Sulfonamide, die im 540 der eingesandten einheimischen Ho- handlung im Raps ab 2021 allerdings keine Ausland teilweise noch gegen Amerikani- nige wurden auf Pflanzenschutzmittel un- Zulassung mehr. sche Faulbrut eingesetzt werden. tersucht. Der Großteil unserer einheimi- schen Honigsorten ist frei von Pflanzen- Die bienenungefährlich eingestuften In- Rückstände der zugelassenen syntheti- schutzmittel-Rückständen, da viele der sektizide aus der Gruppe der Pyrethroide schen Varroabekämpfungsmittel spielen landwirtschaftlichen Kulturen, in denen tau-Fluvalinat, Deltamethrin, beta-Cyflu- mittlerweile eine untergeordnete Rolle. Pflanzenschutz betrieben werden muss, thrin, lambda-Cyhalothrin und alpha-Cy- Lediglich in 0,4 % (Vorjahr 1,2 %) der von Bienen nicht angeflogen werden wie permethrin waren nur in Einzelfällen nach- deutschen Honige waren Spuren des Wirk- z.B. für Mais, Soja, Kartoffeln, Zuckerrüben weisbar. Diese ehemals wichtigen Rapsin- stoffs Coumaphos nachweisbar. Nur ein und sämtliche Getreide. Rückstände treten sektizide werden aufgrund der Resistenz- Honig wies einen Rückstandswert von v.a. dort auf, wo chemischer Pflanzen- entwicklung gegen viele Rapsschädlingen knapp 10 µg/kg auf. Von den eingesandten schutz in attraktive blühende Kulturen weniger eingesetzt und verlieren an Be- 125 Auslandshonigen, die meist von Öko- (Raps, Obst) betrieben wird. Von den in der deutung. Auch in diesem Jahr muss der betrieben stammten, war lediglich ein Ho- landwirtschaftlichen Praxis im Einsatz be- Raps wieder als ein Hauptwirkstoffliefe- nig im Spurenbereich positiv. findlichen Fungiziden konnten sechs Raps- rant für Honigrückstände gesehen wer- Rückstände von Folbex VA Neu und Bay- fungizide, das Boscalid (6,8 %, Vorjahr 6,8 den. Diese Rückstandsprobleme könnten varol waren in keinem Honig nachweisbar. %), das Dimoxystrobin (6,7 %, Vorjahr 4,8 durch den Einsatz der Dropleg-Technologie Der Wirkstoff von Klartan/Mavrik bzw. Api- %) das Azoxystrobin (3,8 %, Vorjahr 4,0 deutlich reduziert werden, weil dabei die stan war ebenfalls in keinem einzigen Ho- %), das Prothioconazol (4,1%, Vorjahr Wirkstoffe erst unter den Blüten freige- nig im nachweisbar. Amitraz, das seit 2016 2,9%), Thiophanat-methyl (1,3 %, Vorjahr setzt werden. offiziell auch in Deutschland eingesetzt 0,6%) und das Tebuconazol (1,3 %, Vor- werden darf, wurde lediglich in Futterpro- jahr 0,8%) gefunden werden. Aus dem Rückstandsanalysen an Bienen- ben von Versuchsvölkern nachgewiesen. Bereich Obstbau wurden die Fungizide wachsproben Die relativ hohe zulässige Höchstgrenze Fluopyram (0,5%, Vorjahr 1,0%) und je in Es wurden 518 (Vorjahr 1.703) Wachspro- von 200 µg/kg sorgt auch dafür, dass einem Fall Dimethomorph und Prochloraz ben aus dem In- und Ausland analysiert. Höchstmengenverletzungen kaum auftau- nachgewiesen. Bienenungefährlich einge- Etwa ein Drittel der 365 einheimischen chen dürften. stufte Präparate mit diesen Wirkstoffen Proben und ein Großteil der Auslandspro- Die vorwiegend im Ausland eingesetzten dürfen gegen unterschiedliche Schadorga- ben (Österreich und Schweiz) stammten Wirkstoffe Acrinathrin, Chlorfenvinphos nismen auch in blühenden Kulturen einge- von Ökobetrieben, weshalb die Wachser- und Tetradifon wurden nicht gefunden. setzt werden, weshalb Rückstände in Ho- gebnisse nicht repräsentativ für die aktu- Auch Thymol und Paradichlorbenzol wurde nig naheliegend sind. Die zulässigen elle Rückstandssituation im Land sind. in keinem der analysierten Honige nachge- Höchstgrenzen liegen mit Ausnahme des Neben den Ökokontroll-, Imker- und Ver- wiesen. Die Gruppe der Sulfonamide war Rapsfungizids Thiophanat-methyl (1.000 bandsproben kamen Wachsproben aus BIENENPFLEGE 03 2021 119
Versuchen der Landesanstalt zur Untersu- Analysenprogramm (Schwerpunkt Blüten- chung. behandlungen), konnte lediglich das Raps- Folbex VA Neu aus den Anfängen der Var- fungizid Boscalid im Spurenbereich unter roabekämpfung wurde immerhin in 21 1mg/kg nachgewiesen werden. (Vorjahr 7) Proben gefunden. 14 davon im Spurenbereich
BMEL für eine dreijährige Projektförderung volk ausreichend Brut im Käfig aufgezogen noch nicht vor. Bei den 9 Teilnehmern wur- erhalten haben mit dem Ziel, ein wirksa- wird. Die Anzahl der mit den Wabenstüc- den alle Bienenvölker im Jul i/ August einer mes Verfahren zur Anwendung von LiCl als ken entnommenen Milben und damit der AS-Behandlung unterzogen. Danach Varroabekämpfungsmittel zu entwickeln. Wirkungsgrad schwankte je nach Befalls- wurde jeweils bei der Hälfte der Völker ei- grad der Völker und der Zahl verdeckelter nes Bienenstandes 4–6 Wochen später 6.2.2 Varroabekämpfung mit einem Brutzellen. Sie lag in einem Einzelfall bei eine zweite AS-Behandlung durchgeführt, neu entwickelten Ameisensäure- knapp 700 Milben, war aber insgesamt während die andere Hälfte drei- bis fünf- Verduns-tungssystem nicht zufrieden stellend. mal mit Varromed® beträufelt wurde. Vor, Dr. Stefan Berg, Nina Häcker, Carolin Rein, während und nach den Behandlungen PD Dr. Peter Rosenkranz, Dr. Manuel Trit- 6.2.4 Projekt zur Analyse von Var- wurden regelmäßig die Milben in den Bo- schler roabehandlungskonzepten in der deneinlagen gezählt und im Winter bei erwerbsorientierten Imkerei allen Völkern eine Träufelbehandlung mit Zusammen mit dem Unternehmen Inter- Marius Blumenschein, Raphael Buck, Se- Oxalsäure durchgeführt. Insgesamt wur- bran Nature GmbH (Jan Schiemer, Jessica bastian Heintze, PD Dr. Peter Rosenkranz den knapp 100 Bienenvölker ausgewertet, Steiner) und gefördert durch die Deutsche wobei die Gesamtmilbenanzahl pro Volk Bundestiftung Umwelt (DBU) wurde ein In der vom Ministerium für Ländlichen zwischen 20 und über 5.000 schwankte. „AS-PAD“ entwickelt und im Verlauf der Raum und Verbraucherschutz Baden- Saison optimiert, in dem Ameisensäure ad Württemberg und der Gesellschaft der Die Wirkungsgrade der zweiten AS-Be- us. vet. kontinuierlich von einem minerali- Freunde unterstützten Masterarbeit wer- handlung lagen je nach Befallsgrad durch- schen Material abgegeben wird. Ein Vorteil den aktuelle Varroabehandlungskonzepte schnittlich zwischen 79% und 88% und ist zunächst die einfachere Anwendung, in der erwerbsorientierten Imkerei (> 30 waren damit etwas höher als bei den 3- weil keine Leerzarge benötigt wird. Im Bienenvölker) näher erfasst und Probleme 5-mal mit Varromed® behandelten Völ- Spätsommer wurden mit einigen bzgl. Umsetzung und Wirksamkeit analy- kern (66% bis 79%). Trotz der etwas ge- Imker*innen und den Kollegen in Freiburg siert. Insbesondere sollen die besonderen ringeren Wirksamkeit kann die „Blockbe- und Veitshöchheim erste Versuche unter Anforderungen von größeren Imkereibe- handlung“ mit Varromed® eine Alternative Praxisbedingungen durchgeführt, die bzgl. trieben und Probleme mit den bestehen- für die zweite (nicht die erste!) Spätsom- Anwendung und Wirksamkeit vielverspre- den Bekämpfungskonzepten aufgezeigt merbehandlung in kühlen Regionen sein, chend verliefen. Das PAD soll in der kom- werden. Ziel ist es, die erwerbsorientierte wenn die Wetterbedingungen für eine menden Saison weiterentwickelt und dann Imkerschaft in Bezug zur Varroabehand- ausreichende AS-Verdunstung nicht mehr in Feldversuchen getestet werden. lung zu unterstützen und in die Weiterent- gegeben sind. wicklung des Varroose-Behandlungskon- 6.2.3 Versuche mit dem „Jenter Var- zeptes Baden-Württemberg stärker mit 6.2.6 Selektion von Bienenvölkern roaSTOP-System“ einzubinden. In einem praktischen Teil auf Varroa-sensitive Hygiene („SET- Juan Carlos Tlacaélel Vázquez, Dr. Klaus werden seit August bei zwei kooperieren- Bie“) Wallner den Imkereien die Varroabehandlungskon- Prof. Dr. Martin Hasselmann (FG Populati- zepte auf deren Wirksamkeit, den Tierarz- onsgenomik), Gerhard Kottek, PD Dr. Peter Bei diesem biotechnischen Verfahren wird neimitteleinsatz, die Volkstärke, Überwin- Rosenkranz, Birgit Gessler, Lina Sprau, Me- versucht, den Milbenentzug durch Bann- terung und betriebswirtschaftliche Aspekte lanie Liebsch (und viele Projektimker und waben mit den Bekämpfungsmöglichkei- untersucht. HiWi) ten in brutlosen Völkern zu kombinieren. Dabei wird ein etwa 12x12 cm großer Kä- Außerdem soll eine anonyme Online-Um- Ziel des Projekts ist die Etablierung var- fig mit bienendurchlässiger Front und ab- frage eine größere Datengrundlagen über roatoleranter Bienen auf Basis der Varroa nehmbarer Rückwand in eine Wabe einge- Wirksamkeit und Probleme mit den ange- sensitiven Hygiene (VSH) sowie die Identi- baut und die Königin vorübergehend dort wandten Varroabehandlungskonzepten fizierung der zugrundeliegenden geneti- eingesperrt. Auf der mit einer Zellprägung schaffen. Diese Umfrage bei Haupt- und schen Mechanismen. Weitere Beteiligte bestückten Rückwand entsteht eine einsei- Nebenerwerbsimkereien wird ab Mitte Fe- sind neben der Landsiedlung Baden- tig bebrütete Brutfläche mit etwa 300 Zel- bruar im Verteiler der Abteilung „Süd“ des Württemberg GmbH (Projektleitung) meh- len, die nach der Verdeckelung entnom- DBIB versendet und auf der Homepage der rere Imker aus Baden-Württemberg, die men wird. Die Brutfläche mit den darin LAB zu finden sein. Wir sind bei der Befra- Imkerverbände Baden, Württemberg und gefangenen Milben wird geköpft, ausge- gung auf die Teilnahme von Berufs- und Buckfast Süd, die Universität Tübingen und klopft und anschließend ein zweites Mal NebenerwerbsimkerInnen angewiesen und die Arista-Stiftung. eingesetzt. Danach ist dieses Wabenstück hoffen daher auf deren Unterstützung. Dieses Jahr wurden erneut viele Königin- für die im Volk befindlichen Milben die nen künstlich besamt (meist „Eindrohnbe- letzte Möglichkeit, offene Brut zu errei- 6.2.5 Feldversuch zur Prüfung einer samung“), wobei gezielt Herkünfte mit chen. Nachdem auch diese Brut verdeckelt Blockbehandlung mit Varromed® unterschiedlichen VSH-Werten miteinan- ist, wird die Königin frei gelassen. Dieses Carolin Rein, PD Dr. Peter Rosenkranz, Dr. der gekreuzt wurden. Die 424 befruchte- Verfahren wurde bei 12 Bienenvölkern im Klaus Wallner, viele Imker ten Königinnenn wurden anschließend in Rahmen einer Masterarbeit getestet. Dabei Mini-Plus-Völkern gehalten (2019: 311 hat sich gezeigt, dass in trachtlosen Phasen Dieser kleine Feldversuch wurde bereits im Völker). Die Völker wurden dann mit 180 der Ausbau der Waben im Käfig schlep- letzten Jahresbericht beschrieben, aller- Milben infiziert und nach 9 Tagen ausge- pend verläuft und nicht in jedem Bienen- dings lagen die Winterbehandlungsdaten wertet. Diese Auswertung erfolgte Ende BIENENPFLEGE 03 2021 121
Juli unter Hygienekonzeptbedingungen 6.3.3 Differenzierung von Honigtau 6.3.5 Wachsqualität in Bienen- über 3 Tage. Es konnten 211 Völker aus- mittels Fouriertransformierter Infra- wachstüchern gewertet werden (2019: 126 Völker). 37 rotspektroskopie (FT-IR) zur Unter- Bozena Blind, Birgit Fritz, Dr. Klaus Wallner Völker wurden anhand Herkunft, VSH- scheidung von Tannen- und Fichten- Wert u. a. Kriterien ausgewählt und auf honigen Mit Bienenwachs getränkte Tücher sind dem Universitätscampus weitere Versuche Jessica Fischle, Dr. Annette Schroeder, Vic- derzeit als Ersatz für Plastikfolien bei den durchgeführt und Proben für die geneti- toria Seeburger Verbrauchern sehr beliebt. Da Rückstände schen Analysen gesammelt. So wurde z.B. im Bienenwachs im Bienenvolk durchaus das Ausräumverhalten durch künstliche Bei der Fourier-transformierten Infrarot- in Honig oder Bienenbrot einzuwandern Infektion von Brutzellen überprüft und zu- spektroskopie (FT-IR) handelt es sich um können, sollte dies auch bei Lebensmitteln sätzlich untersucht, ob es zwischen der eine Multikomponentenanalyse die auf überprüft werden, die in Bienenwachstü- Reproduktion der Varroaweibchen und dem Prinzip der Infrarotmessung beruht. chern eingewickelt werden. Dazu wurde VSH einen Zusammenhang gibt. Im Pro- Dabei werden durch Anregung mit Infra- Bienenwachs in steigenden Konzentratio- jektjahr 2021 sind erste genetische Analy- rotlicht innerhalb eines Moleküls unter- nen mit einer Reihe von Wirkstoffen aus sen geplant. Die bisherigen Ergebnisse sind schiedliche Schwingungen der Atombin- den Bereichen Varroabekämpfung und sehr ermutigend. Ein Zwischenbericht dungen hervorgerufen und mit Hilfe eines Pflanzenschutz versetzt und mit Lebens- wurde auch an die Imkerzeitungen ver- Interferometers detektiert. Anschließend mitteln in Kontakt gebracht. Dabei konnte schickt. erhält man durch Anwendung des mathe- festgestellt werden, dass tatsächlich mit matischen Verfahrens der Fourier-Transfor- einem Übergang der Wachsrückstände auf 6.3 Bienenprodukte mation ein Absorptionsspektrum der zu einige Lebensmittel gerechnet werden analysierenden Probe im mittleren Infrarot- muss. Bei der Auswahl des Bienenwachses 6.3.1 Botanische, zoologische und bereich (400–4000 cm-1). Durch moleku- für die Herstellung von Wachstüchern geographische Identifizierung von lare Unterschiede ergeben sich hierbei sollte dies unbedingt beachtet werden. Honigtauhonig „BoogIH“ auch Unterschiede in den Absorptionsma- Victoria Seeburger, Thais Chaves, Dr. An- xima. 6.4 Bienenschutz / Eintrag von nette Schroeder Im Rahmen ihrer Masterarbeit analysierte Pflanzenschutzmitteln/ Rückstände Jessica Fischle die Honigtauproben aus Das Sammeln der Honigtau- und Honig- dem BoogIH-Projekt aus den Jahren 2017- 6.4.1 Mitwirkung beim NOcsPS-Pro- tauhonigproben konnte im vorangegange- 2019, von ihr selbst gesammelte Honigtau- jekt nen Jahr erfolgreich abgeschlossen wer- proben aus 2020 sowie unterschiedliche Birgit Fritz, Dr. Klaus Wallner den. Dieses Jahr wurden die Proben von Honigtauhonigproben. Es wird geprüft, ob den Verbundspartnern in Wuppertal, Dres- es möglich ist mittels Infrarotspektroskopie Das NOcsPS-Projekt (LaNdwirtschaft 4.0 den, Bremen und Schweitenkirchen nun Tannen- und Fichtenhonigtau und dadurch Ohne chemisch-synthetischen Pflanzen- vielfältig analysiert, um eine geeignete auch die daraus entstehenden Honige zu Schutz, gefördert vom BMBF), ein Ver- Methode zur Sortenidentifizierung von Ho- unterscheiden. Des Weiteren ist von Inter- bundprojekt an der Universität Hohenheim nigtauhonigen zu entwickeln. esse, ob auch der zoologische Ursprung versucht seit 2019 mit Parzellenversuchen d.h. die für den Honigtau verantwortliche und der kompletten Umstellung eines ihrer 6.3.2 Vergleich von Sommer und Lausart unterschieden werden kann. Versuchsbetriebe zu prüfen, ob bei be- Winterbienen im Fressverhalten von stimmten Kulturen (Mais, Winterweizen, Nektar- und Honigtausimulationen 6.3.4 Wachsverfälschung im ein hei- Soja) ganz auf chemisch-synthetische Thais Chaves, Victoria Seeburger, Dr. An- mischen Bienenwachs Pflanzenschutzmittel verzichtet werden nette Schroeder, Prof. Dr. Martin Hassel- Bozena Blind, Dr. Klaus Wallner kann. Möglich wird das durch computer- mann, PD Dr. Peter Rosenkranz gestützte Verfahren zur Unkrautbeseiti- Die Verfälschung von Bienenwachs mit gung sowie spezielle Bodenbearbeitungs- Fütterungsversuche mit Sommer- und Win- Stearin und Paraffin sorgt seit Jahren für verfahren und optimierte Düngeverfahren. terbienen zeigten eine klare Präferenz von große Unsicherheit in der Imkerschaft. Die LA Bienenkunde übernimmt in diesem Honigbienen gegenüber Nektarzuckern Mittlerweile ist an der Landesanstalt ein Projekt einen Teilaspekt zur Analyse von anstatt Honigtauzuckern. Zusätzlich Nachweisverfahren zur Bestimmung von Guttationswasser. Dabei soll untersucht konnte gezeigt werden, dass die Sommer- Verfälschungen etabliert, das der Imker- werden, ob Pflanzenschutzmittel aus dem bienen im Laufe des Versuches immer we- schaft zur Verfügung steht. Paraffin- oder Boden, die in den Vorjahren auf den Flä- niger der künstlich hergestellten Honigtau- Stearin-Verfälschungen können ab 1% si- chen zum Einsatz gekommen sind, gefun- lösung fraßen, während die Winterbienen cher bestimmt werden. Im letzten Jahr den werden können und wie diese sich immer mehr Nektarlösung fraßen. Die wurden von Imkern 40 Wachsproben ein- ohne Pestizideinsatz weiterentwickeln. Daten zeigen, dass Honigbienen sich eher gesandt. Eine Probe war mit 14% Stearin für Nektar entscheiden, wenn beide Fut- verfälscht. Eine zweite Probe mit etwa 4% terquellen vorhanden sind. Paraffin. Stearin kann bereits ab einer Zu- mischung von 7% zum raschen Absterben von Bienenlarven führen. Paraffin führt bei hohen Verfälschungsgraden zu instabilem Wabenbau. 122 BIENENPFLEGE 03 2021
6.4.2 Projekt „Pollen sammeln in Ministerium für Ländlichen Raum, Ernäh- aus heimischen und geeigneten bestäuber- Baden-Württemberg“ in Koopera- rung und Verbraucherschutz finanzierten freundlichen Zierpflanzen zu verwenden tion mit einem Netzwerk aus Pollen- Monitorings soll überwacht werden, ob und (II) lokale, standortabhängige Schutz- sammlern Bienen bei Pflanzenschutz-Maßnahmen im maßnahmen zu entwickeln und anzuwen- Carolin Friedle, Dr. Raghdan Alkattea, Dr. Weinbau Kontakt zu Pflanzenschutzmitteln den. Die Ergebnisse des Abschlussberichtes Paul D’Alvise Prof. Dr. Martin Hasselmann, haben. Aufgrund der trockenen und hei- werden demnächst (nach Freigabe durch Dr. Klaus Wallner ßen Wetterbedingungen gab es aber im den Geldgeber) über unsere homepage Weinbau auch im Jahr 2020 keine Not- online verfügbar sein. Für das vom MLR im Rahmen des Sonder- wendigkeit zur Bekämpfung. Das Moni- programms „Stärkung der biologischen toring läuft weiter bis zum Jahresende 6.5.2 „BioVa“: Schutz und Förde- Vielfalt“ geförderte Pollenprojekt konnten 2021. rung der biologischen Vielfalt von 85 Imker in ganz Baden-Württemberg ge- Bestäubern im urbanen Raum wonnen werden, die im Jahr 2019 für das 6.5 Bestäubung, Trachtver-besse- Vera Joedecke, Prof. Dr. Martin Dieterich, Projekt mehrmals während der Saison Pol- rung, nachwachssende Rohstoffe PD Dr. Peter Rosenkranz, Manuel Treder, len gesammelt haben. Die Pollenproben Ute Ruttensperger wurden zu definierten Zeitpunkten wie der 6.5.1 „Blühinsel“: Verbesserung der Weiden-, der Obst- bzw. Raps-, der Linden- Attraktivität von Beet- und Balkon- Aufgrund des immer größer werdenden und der Kreuzkräuterblüte gesammelt und pflanzen für Insekten im urbanen Urbanisierungsgrades nehmen Grün- und an die Landesanstalt versendet. Insgesamt Raum Blühflächen in städtischen Gebieten stark sind 356 Pollenproben bei uns eingegan- Melanie Marquardt, PD Dr. Peter Rosen- ab. Damit gehen wichtige, bisher vernetzte gen, die im Jahr 2020 in Zusammenarbeit kranz, Ute Ruttensperger Blühflächen für blütenbesuchende Insek- mit der LUFA Speyer und dem CVUA Stutt- ten verloren. Studien im Rahmen des vor- gart auf Pestizidrückstände, Pyrrolizidinal- Nach dreijähriger Projektlaufzeit (2017- angegangenen EIP Projektes „BLÜHINSEL“ kaloide und Pollenzusammensetzung hin 2020) konnte das von der EU geförderten zeigen, dass gezielte Bepflanzungen mit untersucht wurden. Die Pestizidergebnisse und vom Land co-finanzierte EIP-Projekt Blumen und Stauden für Bestäuber als sind bereits ausgewertet und teilweise pu- „Blühinsel“ mit den vier Kooperationspart- Nahrungsquelle attraktiv sind. Im Projekt bliziert; weitere internationale Veröffentli- nern LVG Heidelberg, Floricultz, Selecta „BioVa“ soll durch die Untersuchung bio- chungen sind in Vorbereitung. Die Daten One und LA Bienenkunde im September diversitätsfördernder Maßnahmen eine der Pyrrolizidinalkaloid- und Pollenanalysen erfolgreich abgeschlossen werden. Das Grundlage geschaffen werden, anhand liegen nun ebenfalls vor und werden der- übergeordnete Ziel war, die Bedingungen derer sinnvolle Maßnahmen zum Schutz zeit ausgewertet. Mit den Ergebnissen sol- für Blütenbesucher wie Bienen, Schmetter- von Bestäuberinsekten im urbanen Raum len Regionen und Zeitpunkte ermittelt linge und Schwebfliegen in städtischen abgeleitet und optimiert werden können. werden, in denen möglichst rückstands- Gebieten durch die gezielte Verwendung So wurden zum einen Pflanzflächen und freier Blütenpollen geerntet werden kann. von bestäuberfreundlichen Pflanzen zu Nisthabitate hinsichtlich ihrer Bestäuber- In einer ersten Auswertung wurden insge- verbessern. Hierfür wurde ein breites Sor- freundlichkeit untersucht sowie Habitat- samt 102 Tagesproben an einem Standort timent an exotischen und gezüchteten qualitäten im urbanen Raum klassifiziert. zwischen April und Juli auf Pestizidrück- Zierpflanzen auf den Nutzen für Blütenbe- Zum anderen wird die Eignung von verti- stände untersucht im internationalen Jour- sucher getestet. Dabei konnten viele ge- kalen Fassadenbegrünungen als Nahrung- nal Environmental Science and Pollution eignete Pflanzenarten und -sorten identifi- sangebot für Bestäuber erfasst und schließ- Research veröffentlicht. ziert werden, deren Verwendung wir emp- lich, als ein aktueller Stressor, der Effekt Zudem soll anhand der Proben die Biodi- fehlen können. Als besonders bestäuber- von Strahlenbelastungen experimentell versität der verfügbaren Blühpflanzen an freundlich erwiesen sich dabei Euphorbia untersucht. Dabei arbeiten die LVG Heidel- den gewählten Standorten in Baden- hypericifolia (Zauberschnee), Helenium berg und die Landesanstalt für Bienen- Württemberg bestimmt werden. In einem autumnale (Herbst-Sonnenbraut) und Bi- kunde Universität Hohenheim mit dem weiteren Versuch, wurde die Zusammen- dens ssp. (Zweizahn). Von der Verwendung Verband für Garten-, Landschafts- und setzung der in den Blütenpollen enthalte- von Verbena ssp. (Eisenkraut), Pelargonium Sportplatzbau Baden-Württemberg e.V., nen Mikroorganismen untersucht. Dazu zonale (Zonal-Pelargonie) und Dianthus Kommunen und weiteren planerischen wurde frisch gesammelter Blütenpollen ssp. (Nelken) raten wir hingegen aufgrund Partnern zusammen. unter kalten, warmen und warm-feuchten der geringen Attraktivität für die Blütenbe- Die Erfassungen des Bestäuberzuflugs im Bedingungen gelagert. Es konnte ein deut- sucher ab. Die einzelnen Bestäubergrup- Jahr 2020 zeigten bereits Unterschiede in liches Wachstum von lebensmittelverder- pen zeigten unterschiedliche Präferenzen den Nahrungspräferenzen der einzelnen benden Mikroorganismen in den warm- für bestimmte Zierpflanzenarten. Während Bestäubergruppen (Honigbienen, Hum- feucht gelagerten Proben nachgewiesen beispielsweise Euphorbia hypericifolia und meln, weitere Wildbienen, Schwebfliegen, werden. Coreopsis ssp. (Mädchenauge) vor allem etc.). Viele der Pflanzen in den untersuch- von kleinen Wildbienenarten angeflogen ten urbanen Pflanzungen, die unter Be- 6.4.3 Kirschessigfliegen-Monitoring wurden, fanden sich auf den Blüten von trachtung der Bestäuberfreundlichkeit den Dr. Klaus Wallner Dahlia (Dahlien) und vielen Salvia (Salbei)- „Top-Performern“ zugeordnet werden Arten überwiegend Honigbienen und können, waren nicht heimisch, wobei so- Die Kirschessigfliege Drosophila suzukii ist Hummeln. Um Bestäuberinsekten nachhal- wohl die Zusammensetzung als auch die inzwischen auch in Europa ein gefährlicher tig bei ihrer Nahrungssuche zu unterstüt- Menge der Bestäuber sich stark mit dem Fruchtschädling. Im Rahmen eines vom zen, empfehlen wir (I) eine Kombination Umfeld änderte. Das BioVa-Projekt wird im BIENENPFLEGE 03 2021 123
Rahmen des Sonderprogramms zur Stär- kung der biologischen Vielfalt des Landes Baden-Württemberg gefördert. 6.5.3 „BioVa“: Untersuchung an- thropogener elektromagnetischer Strahlung als Stressor bei Bestäu- bern Manuel Treder, Larissa Fellner, Marcus Müller, PD Dr. Peter Rosenkranz, Prof. Dr. Prof. Dr.-Ing. Laurent Schmalen, Prof. Dr. Martin Hasselmann Die vom Menschen emittierte elektroma- gnetische Strahlung ist eine Form der Um- weltbelastung und ein möglicher, aber bisher kaum untersuchter Stressfaktor für Bienen und andere Bestäuber. Damit stellt diese einen potenziellen Störfaktor für die Biodiversität dar. Besonders vor dem Hin- tergrund der zunehmenden Emission elek- tromagnetischer Strahlung (z.B. WLAN und Mobilfunk/5G) sowie der fehlenden belast- baren Studien für Insekten wird die Not- wendigkeit diesbezüglicher Forschung deutlich. Ziel ist es, den Einfluss nichtioni- sierender elektromagnetischer Strahlung auf Honigbienen (Apis mellifera) und Wild- • Eintägige Einführungsveranstaltung im bestäuberzentrum, Lungau, Österreich bienen experimentell zu untersuchen. Un- Januar – noch in Präsenz – für ca. 300 (13.-17.7., Joedecke, Treder) ter Verwendung einer vom KIT Karlsruhe interessierte NeuimkerInnen zusammen • 7. Forschungsforum Landschaft: Grün zur Verfügung gestellten professionellen mit dem BV Filder. macht Klima – in Planung und Ausfüh- und reproduzierbaren Strahlenquelle wur- • Alle Imkerkurse mussten coronabedingt rung. Hochschule Nürtingen-Geislingen den zunächst 8 Mini-Plus-Völker (+ 8 Kon- leider abgesagt werden (05./06.03., Joedecke) trollvölker) über 3 Monate einem definier- • 6. Mainauer Nachhaltigkeitsdialog – Er- ten elektromagnetischen Feld ausgesetzt 8. Kongresse, Arbeits halten was uns Erhält – Konzepte für und die Auswirkungen auf Brutentwick- tagungen und Forschungs mehr Artenvielfalt auf der Insel Mainau lung, Lebensdauer und Heimfindevermö- aufenthalte „Wie Artenvielfalt in der Stadt gelingt“ gen untersucht. Eine Veröffentlichung ist (16.07., Vortrag Joedecke) in Vorbereitung. Zudem wurden Proben • Informationsveranstaltung für Anfänger • Netzwerktreffen Biodiversität der RP von bestrahlten Bienen und Entwicklungs- und Interessierte an der Imkerei, Uni Tübingen und Stuttgart an der LEL in stadien entnommen, um über eine Tran- Hohenheim (15.02., Kustermann, Schwäbisch Gmünd, „Projektvorstel- skriptom-Analyse mögliche Änderungen Schroeder, Rosenkranz, Treder, Wallner) lung Schutz und Förderung der biologi- der Genexpression in Bienen zu erfassen. • 3 Beiträge durch MitarbeiterInnen der schen Vielfalt in der Stadt und in den LAB bei der digitalen COLOSS Konfe- Gemeinden – BioVa“ (25.09., Joedecke) 7. Vorlesungen, renz (Seeburger, Treder, Rein) • Vortragstagung Garten- und Land- Blockveranstaltungen, Kurse • DeBiMo Projekttreffen digital (02.09., schaftsbau – Garten und Landschaft – Rosenkranz, Schroeder, Rein, Seebur- nicht nur Privatgärten an der LVG Hei- • Unser 4-wöchiges Blockpraktikum „Bie- ger, Erenler) delberg „Biodiversität im urbanen Raum nenkunde und Imkerei“ im Sommerse- • BoogIH Projekttreffen: 14. 05.; 07. 07.; – Projekte an der LVG Heidelberg“ mester wurde digital mit 45 Studieren- 10. 09. und 17. 11. (Schroeder, Seebur- (25.11., Joedecke) den durchgeführt (fast 100 Anmeldun- ger) • Veranstaltungsreihe Biodiversität för- gen!). • Fachgespräch Imkerei mit MLR und dern in Haus- und Kleingärten der Gar- • Das Blockpraktikum „Soziale Insekten“ Fachberatern (23.10. digital, Rosen- tenakademie Heidelberg e.V. „Wer fliegt für Biologen und Agrarwissenschaftler kranz, Wallner) auf wen? – Artenvielfalt im Garten“ wurde ebenfalls digital mit 16 Master- • Runder Tisch Landwirtschaft und Imke- (03.12., Joedecke) studentInnen durchgeführt. rei beim MLR (10.11., digital, Rosen- • Jahreshauptversammlung OGV Fricken- • Beteiligung an digitalen Lehrveranstal- kranz) hausen – „Was sind Bienen? Wildbienen tungen der Universität in den Bereichen • Runder Tisch des Bauernverbandes, kennenlernen und verstehen“ (06.03., Obstbau, Tierhaltung, Tropical Apicul- Vortrag zum DeBiMo (02.12., digital, Treder) ture, Organic Food, Biologie, Summer- Rosenkranz) • Informationsveranstaltung „Insekten- school. • Intensivkurs Bienenbestimmung, Wild- freundliche Kommune“, Levbb – 124 BIENENPFLEGE 03 2021
„Schutz und Förderung von Bestäubern den urbanen Raum (BioVa). Landinfo SCHROEDER A. (2020): Der Weg zu cremi- im Siedlungsraum“ (09. 09. & 24. 09., 2/2020 Mai 2020; https://lel.landwirt- gem Honig. Bienenpflege 6: 316-318. Treder) schaft-bw.de/pb/site/pbs-bw-mlr/get/ SCHROEDER A. (2020): Richtig gelagert, • Internationale Pflanzenmesse IPM in documents_E-998974057/MLR.LEL/PB- hält am längsten. Bienenpflege 7/8: 362- Essen „Zierpflanzen als Nahrungsquelle 5Documents/lel/Abteilung_1/Landinfo/ 364. für Bestäuberinsekten“ (29.-31.01., Po- Landinfo_extern/2020/02_2020/einzel_ ster Joedecke) pdf/Joedecke_Treder.pdf SCHROEDER A. (2020): Aus Nektar und • Teilnahme an den Sitzungen des Fach- Honigtau wird Honig. Bienenpflege 7/8: bzw. Begleitgremiums „Förderung der JOEDECKE, V.; RUTTENSPERGER, U.: Nah- 365-367. Biodiversität“ in Baden-Württemberg rungsquelle für Bestäuber. Grenzen ver- (Wallner). schwimmen, Lehrschau auf der IPM 2020. SCHROEDER A. (2020): Das ist das Deut- • Vortrag bei den Gemüsebautagen in ZVG Gartenbau Report 04.06.2020 sche Bienenmonitoring. https://www.bie- Grünberg (Wallner). nenjournal.de/imkerpraxis/fachberichte/ • Vortrag beim Obstbautag Oedheim MARQUARDT, M., KIENBAUM, L., bienenmonitoring/ (Wallner) KRETSCHMER, L.A., PENELL, A., SCHWEI- • Vortrag beim Landwirtschaftlichen Ver- KERT, K., RUTTENSPERGER, U., ROSEN- SCHROEDER A. (2020): Waldhonig, kräftig, suchszentrum Laimburg (Wallner) KRANZ, P. (2020): Evaluation of the impor- würzig, dunkel. Bienenpflege 9: 396-398 • Vortrag bei den Pflanzenbauberatern in tance of ornamental plants for pollinators Münsingen (Wallner) in urban and suburban areas in Stuttgart, SCHROEDER A. (2020): HMF – Das Indiz für • 5 digitale Fortbildungen bei Imkerverei- Germany. Urban Ecosystems (), 1-15. Wärmeschaden. Bienenpflege 10: 441- nen und Referenten der Landesver- http://doi.org/10.1007/s11252-020- 443. bände (Rosenkranz) 01085-0. • Und unzählige weitere Zoom-Meetings SCHROEDER A. (2020): Honig – was er mit Projektpartnern, Ministerien, Behör- ROSENKRANZ P. & MITARBEITER (2019): kann und was drinsteckt. Bienenpflege 11: den und Verbänden Bericht der Landesanstalt für Bienenkunde 484-486. für das Jahr 2019. Bienenpflege (141/ 3, S. 9. Besucher, Beratung, 158 ff); bienen&natur 5: 20-23. SCHROEDER A. (2020): Honig – Was er Öffentlichkeitsarbeit kann und was drinsteckt. bienen&natur ROSENKRANZ P., SCHROEDER A., WALL- Honig-Sonderheft 03/2020: 18-20 Alle geplanten Veranstaltungen mussten NER, K. (2019): Mehrere Beiträge zum In- aufgrund der Hygienekonzepte und Vorga- fobrief für Imker. SCHROEDER A. (2020): Kulinarisches mit ben der Universität abgesagt werden. Honig. bienen&natur Honig-Sonderheft SEEBURGER, V.C.; D‘ALVISE, P.; SHAABAN, 03/2020: 48-51 10. Veröffentlichungen und B.; SCHWEIKERT, K.; LOHAUS, G.; SCHRO- Examensarbeiten 2020 EDER, A.; HASSELMANN, M. (2020): The WALLNER K. (2020): Zwei Berichte für den trisaccharide melezitose impacts honey Jahresbericht 2019 der Versuchsstationen Abgeschlossene Examensarbeiten bees and their intestinal microbiota. In: der Universität Hohenheim 1. Thais Chaves (Masterarbeit, Betreuer: PLOS ONE 15 (4), e0230871. DOI: 10.1371/ Victoria Seeburger, Dr. Annette Schroeder, journal.pone.0230871. WALLNER K. (2020): Rückstandsuntersu- Prof. Dr. Martin Hasselmann, PD Dr. Peter chungen von Bienenprodukten. Jahresbe- Rosenkranz) SEEBURGER V: (7-2020) Waldtracht ver- richt des DIB 2019/20: 86-88 2. Anja Penell (Masterarbeit, Betreuer PD kürzt das Bienenleben. Bienen und Natur Peter Rosenkranz, Prof. Hanns Steidle) WALLNER K. (2020): Nie mehr auf Blüten 3. Annamaria Achtzehn (Masterarbeit, Be- SEEBURGER V: (11-2020) Melezitose redu- spritzen. bienen&natur 4: 24-25 treuer: Dr. Wallner) ziert Lebensdauer von Bienen. Bienen- pflege WALLNER K. (2020): Grenzwerte für Gly- phosat. Deutsches Bienenjournal7: 57 SHAABAN, B; SEEBURGER, V; SCHROEDER, Veröffentlichungen A.; LOHAUS, G. (2020): Sugar, amino acid WALLNER K. (2020): Das Lebenselixier. and inorganic ion profiling of the honey- bienen&natur 7: 14-17 FRIEDLE C., WALLNER K., ROSENKRANZ P., dew from different hemipteran species MARTENS D., VETTER W. (2020): Pesticide feeding on Abies alba and Picea abies. In: WALLNER K. (2020): Honig – ein Naturpro- residues in daily bee pollen samples (April– PLOS ONE 15(1): e0228171. DOI: 10.1371/ dukt mit Rückstandsproblemen? July) from an intensive agricultural region journal.pone.0228171. bienen&natur Sonderheft 3: 36-39 in Southern Germany. Environmental Sci- ence and Pollution Research, DOI: 10.1007/ SCHROEDER A. (2020): Reichlich guter Ho- s11356-020-12318-2 nig - Das kann ich dafür tun. Bienenpflege 4: 216-217. Anschrift der Autoren: JOEDECKE, V.; TREDER, M.; RUTTENSPER- Landesanstalt für Bienenkunde der Univer- GER, U.; ROSENKRANZ, P.: Entwicklung SCHROEDER A. (2020): Honigernte: Leicht sität Hohenheim (730), D-70593 Stuttgart. bestäuberfreundlicher Pflanzkonzepte für und sauber. Bienenpflege 5: 262-263. peter.rosenkranz@uni-hohenheim.de BIENENPFLEGE 03 2021 125
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