Bericht für das Jahr 2020 - Hochtaunus-Kliniken
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Surveillance gemäß §23 Abs. 4 in Verbindung mit §4 Abs. 2 Nr2b IfSchG: Nosokomiale Infektionen, Krankheitserreger mit speziellen Resistenzen und Multiresistenzen sowie Art und Umfang des Antibiotika-Verbrauchs Bericht für das Jahr 2020 Erstellt: A. Kukić, OA Krankenhaushygiene der HT-K im Juni-Juli 2020 1
Inhaltsverzeichnis: Seite Grundlage: Liste des Robert-Koch-Instituts 3 Teil 1: Krankheitserreger mit speziellen Resistenzen und Multiresistenzen, spezielle isolationspflichtige Infektionserreger 1.1 Isolationserfassung 5 1.2 Methicillin-resistente Staph. aureus (MRSA) 7 1.3 Multiresistente Gram-negative Bakterien (MRGN) 13 1.4 Vancomycin-resistente Enterokokken (VRE) 20 1.5 Enterococcus faecium: Surveillance der Infektionen 24 1.6 Clostridium difficile 26 1.7 Noroviren 29 Teil 2: Surveillance nosokomialer Infektionen 2.1 Device-assoziierte Infektionen auf Intensivstationen 31 2.2 Surveillance postoperativer Wundinfektionen 32 Teil 3: Art und Umfang des Antibiotika-Verbrauchs 3.1 Gesamtverbrauch in DDD / 100 Belegtage (BT) 33 3.2 Allgemeine Bewertung 34 3.3 ARVIA: Antibiotika-Resistenz und -Verbrauch - Integrierte Analyse 35 2
Zu Teil 1): Krankheitserreger mit speziellen Resistenzen und Multiresistenzen Grundlage: Liste des Robert-Koch-Instituts / KRINKO: Bundesgesundheitsblatt 2013-56: 580-583 3
Zu Teil 2): Surveillance nosokomialer Infektionen Grundlage: Liste des Robert-Koch-Instituts / KRINKO: Bundesgesundheitsblatt 2013-56: 580-583 Zu Teil 3): Art und Umfang des Antibiotika-Verbrauchs Grundlage: Bekanntmachung des Robert-Koch-Instituts / KRINKO: Bundesgesundheitsblatt 2013-56: 996 - 1002 4
Teil 1: Krankheitserreger mit speziellen Resistenzen und Multiresistenzen, spezielle isolationspflichtige Infektionserreger 1.1 Isolationserfassung Seit 01.01.2018 wird die Isolation elektronisch im KliAP/Medico angeordnet. Dies erfolgt an allen Standorten. Somit ist nun eine genauere Erfassung - auch standortbezogen - möglich. Darüber hinaus wird seit dem 01.01.2019 monatlich eine stationsbezogene Auswertung der Isolationsdaten erstellt und den Abteilungen übermittelt. Patienten-Isolationstage nach Isolationsgrund 6000 5000 4000 3000 2018 2000 2019 1000 2020 0 Hier die gleichen Daten ohne die Darstellung der Isolationstage auf Grund von SARS CoV2/ Covid-19, zur besseren Vergleichbarkeit zu den Vorjahren: 3000 2500 2000 1500 2018 1000 2019 500 2020 0 5
Jahr Gastroenteritis Clostr. diff. Noro, etc MRSA 3MRGN 4MRGN VRE Tuberkulose Influenza andere Corona 2018 2441 807 236 1810 580 153 85 148 615 350 0 2019 2863 1043 454 1660 381 202 125 278 439 301 0 2020 1876 896 76 1482 516 132 85 97 364 251 5970 Summe Belegtage Jahr Isolationstage gesamt Ratio 2018 7586 155984 4,86% 2019 8018 161945 4,95% 2020 12005 147485 8,14% Tabelle 1: Gesamtanzahl Isolationstage nach Isolationsgrund 2018-2020 Beurteilung: • Das Jahr 2020 war durch die SARS CoV2-Pandemie gekennzeichnet. Somit überrascht es nicht, dass die große Mehrheit der Isolationstage (49,7%) auf Isolationen bei bestätigtem Covid-19 bzw. Verdachtsfällen entfallen. • Durch die große Anzahl an isolationspflichtigen Patienten(-tagen) kam es insgesamt zu einer höheren Anzahl an Isolationstagen im Vergleich zu den Vorjahren bei insgesamt geringeren Belegungstagen (2020: 8,14% der Belegungstage; die Jahre davor ca 5%) • Während es bei den Isolationstagen auf Grund von MRE oder auf Grund von C. diff-Infektionen kaum Änderungen gab, sah man einen deutlichen Abfall bei den Isolationstagen auf Grund von infektiösen Gastroenteritiden und hier v.a. auf Grund von Norovirus-Infektionen Die Abnahme der Häufigkeit der Norovirus-Infektionen sowie der infektiösen GEs ist auf die verschärften Hygienemaßnahmen in der Allgemeinbevölkerung zurückzuführen Diesen Effekt sah man auch bei Influenza, v.a in der zweiten Jahreshälfte 2020 und fortgesetzt in 2021: durch Maskentragen und Händehygiene fiel die Influenzasaison 2019/2020 sowie 2020/2021 aus • Bei den Isolationstagen auf Grund von C. difficile-Infektionen gab es wenig Änderungen im Vergleich zu den Vorjahren, was sich auch in der stagnierenden Fallzahl wiederspiegelt (siehe Kapitel 1.6) • Bei MRSA ist weiterhin ein stetiger Rückgang der Isolationstage zu verzeichnen, welcher mit dem Rückgang der Gesamt-MRSA-Prävalenz erklärt ist. Schlussfolgerungen: • Die monatliche stationsbezogene Auswertung der Isolationsdaten und –gründe wird kontinuierlich fortgeführt und dient den Stationen und Abteilungen zu verschiedenen internen Auswertungen (Feststellen eines erhöhten Pflegebedarfs, Abschätzen des Verbrauches an PSA). • Da die Pandemie noch weit in das Jahr 2021 reichen dürfte, dürften Isolationen auf Grund von SARS CoV2/ Covid-19 auch in 2021 führend sein. Interessant wird die weitere Entwicklung der Isolationstage von Infektionserkrankungen, die durch Pandemie-bedingt geltende Hygienemaßnahmen (v.a. Masken-Tragen, Händehygiene) präventabel sind (infektiöse GEs, Influenza) 6
1.2 Methicillin-resistente Staph. aureus (MRSA) Patiententage und MRSA-Fälle 2020 Anzahl Anzahl Patienten: 25765 Anzahl Patiententage: 147485 Anzahl stationärer MRSA-Patiententage: 1482 Anzahl % MRSA-Fälle gesamt 120 Mitgebrachte Fälle 116 96,67 Nosokomiale Fälle 4 3,33 durchschnittliche Anzahl MRSA-Tage eines 12,35 MRSA-Falles Verteilung der MRSA-Raten 2020 Bezeichnung Berechnung Wert Gesamtprävalenz Anzahl MRSA-Fälle pro 100 Patienten 0,47 Inzidenzdichte der nosokomialen Anzahl nosokomialer MRSA-Fälle pro 0,03 MRSA-Fälle 1000 Patiententage Anzahl mitgebrachter MRSA-Fälle pro MRSA-Prävalenz bei Aufnahme 0,45 100 Patienten Anzahl stationärer MRSA-Patiententage Mittlere tägliche MRSA-Last 1,00 pro 100 Patiententage Jahresvergleich der MRSA-Raten und NRZ-Referenzdaten Inzidenz- MRSA- Mittlere Anzahl Nasen- Patienten- MRSA- Gesamt- dichte d. Jahr Patienten- tägliche abstriche pro tage Fälle prävalenz noso. MRSA- tage MRSA-Last 100 Patienten Fälle 2013 115887 2282 198 1,00 0,12 1,97 33,23 2014 115700 2079 202 0,95 0,09 1,80 37,57 2015 116986 1531 197 0,87 0,09 1,31 39,33 2016 158314 1305 172 0,61 0,06 0,82 47,65 2017 161324 1591 175 0,62 0,04 0,99 49,76 2018 155948 1810 169 0,64 0,03 1,16 52,15 2019 161945 1660 142 0,50 0,01 1,03 49,85 2020 147485 1482 120 0,47 0,03 1,00 54,90 Referenzdaten 2020: 0,64 0,06 1,05 43,59 7
MRSA-Screening 2020 • 14.144 MRSA-PCR-Tests bei insges. 25.765 Patienten = 54,9% aller Pat. • Davon 246 positiv ( 246/ 14.144 = 1,74%) (2019: 1,98%) • Davon 113 kulturell bestätigt (113/ 246 = 45,93%) (2019: 49,64%) Verlauf MRSA-Fälle ab 2015 mitgebracht nosokomial 250 200 11 10 7 5 150 1 4 100 186 162 168 164 141 50 116 0 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Jahr 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Fälle gesamt 197 172 175 169 142 120 mitgebracht 186 162 168 164 141 116 nosokomial 11 10 7 5 1 4 Rate 5,58% 5,81% 4% 2,96% 0,70% 3,33% Referenzrate 9,29% 7,92% 7,19% 6,86% 6,48% 6,35% MRSA: Vorkommen nach Standorten 120 100 4 80 60 nosokomial 97 mitgebracht 40 20 0 18 0 0 1 HG USI KOE HG USI KOE Summe mitgebracht 97 18 1 116 nosokomial 4 0 0 4 gesamt 101 18 1 120 8
Daten der GQH: Qualitätssicherung des MRE-Projektes Hessen Bei den Daten der GQH werden nur die Daten der stationären MRSA-Fälle berücksichtigt. Der Trigger für die QS-Erfassung erfolgt über den DRG/OPS-Code für MRE. Dies erklärt die Diskrepanz zwischen der Gesamtanzahl der MRSA-Fälle bei den GQH-Daten verglichen zur MRE-Surveillance der Hygiene der HT-Kliniken. Auf eine Darstellung der Auswertung der Daten aus St. Josefs Königstein wird auf Grund der geringen Fallzahl (n=1) verzichtet. Ausprägung: Kolonisation oder Infektion? Standort Bad Homburg Die Darstellung der GQH ist an dieser Stelle falsch: Von den 8 behandlungsbedürftigen Infektionen waren: - 6x Haut- und Weichteil-Infekte - 2x urogenitale Infekte (einmal mit Urosepsis) Standort Usingen Die Darstellung der GQH ist an dieser Stelle falsch: Von den 4 behandlungsbedürftigen Infektionen waren: - 2x Haut- und Weichteil-Infekte - 1x urogenitaler Infekt - 1x Sepsis (primär) 9
Dekolonisierung und Isolation Standort Bad Homburg Standort Usingen 10
Entlassungsmanagement Standort Bad Homburg Standort Usingen Standort St. Josefs Königstein Der einzige MRSA-Fall 2020 im St. Josefs Königstein war: - Eine asymptomatische Kolonisation - Ein mitgebrachter Fall - Pat. wurde gemäß Hygieneplan isoliert - Sanierung wurde durchgeführt; Pat. zur Entlassung weiterhin MRSA-positiv - Die weiterbehandelnde Einrichtung und Ärzte wurden mittels Arztbrief informiert 11
Beurteilung: • Kein Anhalt für einen Ausbruch oder eine Häufung nosokomialer Fälle • Die Zahlen sind unter Vorbehalt wegen der SARS CoV2-Pandemie zu betrachten: insgesamt kam es zu einem Rückgang der Belegungstage und somit auch zum Rückgang der MRSA-Fälle und -Belegungstage • Die Prävalenz an MRSA-Fällen ist in den Hochtaunus-Kliniken weiterhin geringer als im bundesdeutschen Durchschnitt, die Tendenz ist weiterhin abnehmend • die Rate nosokomialer Fälle ist höher als in den Vorjahren, aber weiterhin unter dem bundesdeutschen Durchschnitt. Die vier als nosokomial gewerteten Fälle sind mutmaßlich alle mitgebracht, aber erst ab dem dritten Aufenthaltstag festgestellt, da das Eingangsscreening nicht korrekt durchgeführt wurde. • die HT-Kliniken screenen deutlich mehr Patienten als die Referenzdaten (etwas mehr als jeder zweite Patient); dieser Wert ist über die Jahre stabil. • die Anzahl der richtig-positiven MRSA-PCR-Schnelltests (kulturell bestätigt) ist stabil niedrig bei Werten um 50% (2020: 45,93%; 2019: 49,64%; 2018: 53,15%) • die überwiegende Anzahl der MRSA-Nachweise sind asymptomatische Kolonisationen • die Rate an MRSA-Infektionen ist insgesamt im hessenweiten Durchschnitt. Es überwiegen Haut- und Weichteilinfektionen. Es gab aber auch zwei MRSA- Nachweise in Blutkulturen (einmal Urosepsis, einmal primäre Sepsis) • Bezüglich der Hygienemaßnahmen „Dekolonisation“ sind die Daten der Standorte deutlich besser als die Referenz. Es wird in der Regel bei jedem Patienten die Dekolonisierung direkt nach positivem PCR-Test eingeleitet. • Bei der „Isolation“ sind die Daten an beiden Standorten stabil hoch. • Entlassmanagement: Die Werte sind bei konsequenter Nennung des MRSA-Status im Entlassbericht und bei breiter Anwendung des MRE-Überleitungsbogens bei 100%. Schlussfolgerungen: • Da im Rahmen der Pandemie die eigentliche Isolierstation K0 am Standort HG für Covid-19 reserviert war, waren Isolationen bei MRE und anderen infektiösen Erkrankungen (nicht Covid-19) nun auf allen Normalstationen notwendig • Hier waren umfangreiche Schulungsmaßnahmen notwendig, vor allem in der Indikationsstellung für das Eingangsscreening auf MRSA sowie bei der korrekten Durchführung der Sanierungsmaßnahmen • Die Einhaltung der Hygienemaßnahmen (Isolation, PSA) waren hingegen ausreichend bekannt • Die initiale Unkenntnis der Screenings-Indikation bei manchen Mitarbeitern erklärt die vier als nosokomial zu wertenden MRSA-Fälle Ziele für 2021 Es werden auch in 2021 umfangreiche Schulungen angeboten zu: Indikation zum Eingangsscreening (MRE: MRSA, MRGN, VRE) Korrekte Sanierung bei MRSA 12
1.3 Multiresistente Gram-negative Bakterien (MRGN) Häufigkeit in den HTK und Vergleich mit MRSA 400 378 367 350 301 290 300 263 250 198 202193 197208 200 172 175 169 143 142 150 120 100 50 0 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 MRSA 3+4-MRGN HTK gesamt davon 4-MRGN Erreger 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 MRSA 198 202 197 172 175 169 142 120 3+4-MRGN HTK gesamt 143 193 208 301 378 367 290 263 davon 4-MRGN 7 8 14 9 13 12 MRGN: Vorkommen nach Standorten 250 200 45 150 nosokomial 100 mitgebracht 167 50 14 35 0 1 HG USI KOE Standort HG USI KOE HT-K gesamt mitgebracht 167 35 1 203 nosokomial 45 14 1 60 gesamt 212 49 2 263 Rate 2020 21,23% 28,57% 50% 22,81% Rate 2019 16,04% 27,27% 100% 19,31% Rate 2018 19,93% 15,63% 75% 20,38% Rate 2017 20,38% 18,03% 83,33% 20,90% 13
Entwicklung der Rate nosokomialer Fälle und Vergleich zu KISS-Referenzdaten Jahr Rate nosokom. Fälle HT-K Referenzdaten KISS 2020 22,81% 13,53% 2019 19,31 % 17,57% 2018 20,38% 18,82% 2017 20,9% 20,5% Vergleich mit Referenzdaten (KISS): Begriffsdefinitionen: Gesamtprävalenz Fälle/100 Pat Aufnahmeprävalenz mitgebrachte Fälle / 100 Pat Inzidenz nosok. Fälle nosokom Fälle / 100 Pat Inzidenzdichte nosok. nosok. Fälle / 1000 Pat.tage Prävalenz MRE-Infektionen MRE-Infekt. / 100 Pat. a) Hochtaunus-Kliniken gesamt HTK gesamt KISS 2020 2020 2019 2018 2017 2016 Fälle/100 Pat 1,04 1,02 1,04 1,4 1,33 1,06 mitgebrachte Fälle / 100 Pat 0,9 0,79 0,84 1,11 1,06 0,84 nosokom Fälle / 100 Pat 0,14 0,23 0,2 0,29 0,28 0,21 nosok. Fälle / 1000 Pat.tage 0,28 0,41 0,35 0,48 0,48 0,38 MRE-Infekt. / 100 Pat. 0,24 0,48 0,47 0,54 1,6 1,4 1,2 1 0,8 0,6 0,4 0,2 0 2016 2017 2018 2019 2020 Inzidenz nosok. Fälle 0,21 0,28 0,29 0,2 0,23 Aufnahmeprävalenz 0,84 1,06 1,11 0,84 0,79 14
b) Standort Bad Homburg HG KISS 2020 2020 2019 2018 2017 2016 Fälle/100 Pat 1,04 0,99 0,88 1,26 1,27 0,93 mitgebrachte Fälle / 100 Pat 0,9 0,78 0,74 1,01 1,02 0,73 nosokom Fälle / 100 Pat 0,14 0,21 0,14 0,25 0,26 0,2 nosok. Fälle / 1000 Pat.tage 0,28 0,39 0,27 0,49 0,49 0,37 MRE-Infekt. / 100 Pat. 0,24 0,48 0,41 0,52 c) Standort Usingen USI KISS 2020 2020 2019 2018 2017 2016 Fälle/100 Pat 1,04 1,3 2,11 2,58 1,69 1,9 mitgebrachte Fälle / 100 Pat 0,9 0,93 1,56 2,17 1,39 1,58 nosokom Fälle / 100 Pat 0,14 0,37 0,55 0,41 0,41 0,32 nosok. Fälle / 1000 Pat.tage 0,28 0,55 0,8 0,35 0,42 0,5 MRE-Infekt. / 100 Pat. 0,24 0,53 0,85 0,6 d) Standort Königstein KOE KISS 2020 2020 2019 2018 2017 2016 Fälle/100 Pat 1,04 0,38 0,2 2,02 1,62 1,6 mitgebrachte Fälle / 100 Pat 0,9 0,19 0 0,5 0,27 1,6 nosokom Fälle / 100 Pat 0,14 0,19 0,2 1,52 1,35 0 nosok. Fälle / 1000 Pat.tage 0,28 0,13 0,11 0,81 0,68 0 MRE-Infekt. / 100 Pat. 0,24 0,19 0,2 0,51 MRGN-Infektionen 2020 124 139 2019 131 159 2019 2020 Infekt 131 124 kein Infekt 159 139 0% 20% 40% 60% 80% 100% Infekt kein Infekt 15
Erregerverteilung 2020 3 1 2 1 Citrobacter freundii 1 28 E. coli 4 Enterobacter spp. Klebsiella pneumoniae 49 Morganella morganii Proteus mirabillis Serratia marscescens 166 8 Pseudomonas aeruginosa Acinetobacter baumannii Klebsiella oxytoca Vergleich der relativen Erregerverteilung zu den Vorjahren: 2020 Citrobacter freundii E. coli 2019 Enterobacter spp. Klebsiella pneumoniae 2018 Morganella morganii Proteus mirabillis 2017 Serratia marscescens Pseudomonas aeruginosa 2016 Acinetobacter baumannii Klebsiella oxytoca 0% 20% 40% 60% 80% 100% Beurteilung: • Nach kontinuierlichem starken Anstieg der MRGN-Fälle bis einschließlich 2017 ist es seit 2018 zu einem Rückgang der MRGN-Nachweise gekommen • Zu beachten ist dabei die im 1. Quartal 2019 geänderte EUCAST-Definition der Kategorie „I = intermediär“ im Rahmen der Antibiotika-Resistenzbestimmung und der daraus resultierenden Änderung der MRGN-Definition (Ep. Bulletin Nr 9/ Feb. 2019). Intermediär getestete Antibiotika werden nun nicht mehr als „resistent“ gewertet, sondern als „Sensibel bei erhöhter Exposition“. • Die Rate nosokomialer Fälle liegt etwas höher als in den Vorjahren und deutlich über dem KISS-Referenzdurchschnitt. Dieser ist für 2020 deutlich niedriger als in den Vorjahren, was sicherlich ein Erfassungs-Bias ist bedingt durch die geringere Teilnehmeranzahl an allen KISS-Modulen in der Pandemie. . 16
• Die Prävalenz hat insgesamt und auch an jedem Standort deutlich abgenommen, und ist nun nah am KISS-Durchschnitt (HTK: 1,02 Fälle/100 Pat; Referenz: 1,04). Bei den KISS-Referenzdaten kam es zu einem deutlichen Anstieg des Mittelwertes (2018: 0,73; 2019: 0,81; 2020: 1,04). • Die MRGN-Infektionsprävalenz ist absolut gesehen höher. Alle Standorte zusammengerechnet wurden 47% der MRGN-Nachweise als Infektion gewertet, bei den KISS-Referenzdaten waren dies ca 23%. Hierbei überwiegen Harnwegsinfekte. 4-MRGN-Fälle 2020 Anzahl • 12x 4-MRGN Fälle: – 8x 4MRGN Pseudomonas aeruginosa – 2x 4MRGN Acinetobacter baumannii – 2x 4MRGN Enterobacteriaceae 16 14 12 10 8 6 4 2 0 2016 2017 2018 2019 2020 Enterobacteriaceae PAE ACI Nachweis von Carbapenemasen: 16 nicht getestet 14 NDM-5 NDM 12 KPC-3 10 KPC-2 VIM-2 8 VIM-1 6 GIM-1 OXA-213 4 OXA-48 2 OXA-232 OXA-23 0 OXA-72 2016 2017 2018 2019 2020 keine 17
Kolonisation oder Infektion? Mitgebracht oder nosokomial? 15 15 10 10 5 5 0 0 2016 2017 2018 2019 2020 2016 2017 2018 2019 2020 Kolonisation Infektion mitgebracht nosokomial Beurteilung: • • Es gab im Jahr 2020 keinen MRGN-Ausbruch oder eine Häufung nosokomialer Fälle • Die Anzahl der 4MRGN-Nachweise schwankt zwischen 8-14/ Jahr. Dieses Jahr waren weniger 4MRGN-Enterobacteriaceae nachweisbar, dafür erneut mehr 4MRGN Pseudomonas aeruginosa-Isolate ohne Carbapenemase-Nachweis. • Die meisten 4-MRGN Fälle waren Kolonisationen (meist von chronischen Wunden oder rektal) • Die beiden Infekte waren Wundinfekte bei chronischen Wunden und konnten lokal behandelt werden; kein Infekt hatte einen letalen Ausgang • Die Hälfte der 4MRGN-Nachweise sind per Definition als nosokomial zu werten: dabei handelt es sich überwiegend (bei 5 von 6 nosokomialen Fällen) um 4MRGN Pseudomonaden ohne Carbapenemase-Nachweis Das betraf vor allem Patient*innen nach langwieriger antibiotischer Therapie, die eine höhere MHK und somit eine „Resistent“-Wertung im Antibiogramm zur Konsequenz hatte bzw. unter welcher die Pseudomonaden selektioniert wurden Dies ist nicht als Hygienemangel zu werten, sondern ein Thema des Antibiotic stewardship Konsequenzen und Ziele für 2021: • Weiterführen der Erhebung der Screening-Daten sowie der regelmäßigen Schulungen des Personals in MRE (V.a. Definition von Risikobereichen und – Patienten, Umgang mit MRGN-Patienten im OP) • Weiterhin Erheben der Daten zur Unterscheidung in MRGN-Infektion oder MRGN-Kolonisation • ABS-Arbeit: • Es bleibt abzuwarten, ob die MRGN-Prävalenz bei zu erwartendem weiteren Rückgang des Chinolon-Verbrauches auch weiterhin abnimmt. 18
• Vor allem im Bereich der Urindiagnostik und Indikationsstellung zur AB- Therapie muss im ABS-Team weiter daran gearbeitet werden, dass asymptomatische Bakteriurien von symptomatischen Harnwegsinfekten unterschieden werden. Es ist durchaus möglich, dass die erhöhte Rate an MRGN-Infektionen im Vergleich zum KISS-Durchschnittswert durch eine Fehleinschätzung der klinischen Relevanz des mikrobiologischen Befundes erklärt ist. • Konsequente Meldung aller 4MRGN-Fälle an das zuständige Gesundheitsamt • Konsequente Bestimmung der Carbapenemase bei 4MRGN-Nachweisen • Bei einer Häufung an MRE konsequentes Aufarbeiten des Ausbruchsgeschehens in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt und dem MRE Netz Rhein Main. 19
1.4 Vancomycin-resistente Enterokokken (VRE) Häufigkeit in den HTK 70 60 50 40 30 20 10 0 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 VRE: Vorkommen nach Standorten Diagrammtitel 16 14 12 Achsentitel 10 8 6 4 2 0 HG USI KOE nosokomial 8 10 1 mitgebracht 7 3 0 Raten nosokomialer KISS-Referenz- Fälle HG USI KOE HT-K gesamt MW 2020 53,33% 76,92% 100 65,52% 19,27% 2019 51,61% 77,78% 0 57,50% 23,85% 2018 52,20% 61,90% 0 56,82% 25,01% 2017 43,24% 24,00% 100,00% 36,50% 26,74% 2016 58,33% 61,50% 0 57,89% 20
Vergleich mit Referenzdaten (KISS) Begriffsdefinitionen: Gesamtprävalenz Fälle/100 Pat Aufnahmeprävalenz mitgebrachte Fälle / 100 Pat Inzidenz nosok. Fälle nosokom Fälle / 100 Pat Inzidenzdichte nosok. nosok. Fälle / 1000 Pat.tage Prävalenz MRE-Infektionen MRE-Infekt. / 100 Pat. a) Hochtaunus-Kliniken insgesamt HTK gesamt KISS 2020 2020 2019 2018 2017 2016 Fälle/100 Pat 0,47 0,11 0,14 0,17 0,22 0,12 mitgebrachte Fälle / 100 Pat 0,38 0,04 0,06 0,07 0,14 0,06 nosokom Fälle / 100 Pat 0,09 0,07 0,08 0,1 0,08 0,07 nosok. Fälle / 1000 Pat.tage 0,18 0,13 0,14 0,16 0,14 0,12 MRE-Infekt. / 100 Pat. 0,03 0,02 0,02 0,13 Diagrammtitel 0,25 0,2 0,15 0,1 0,05 0 2016 2017 2018 2019 2020 Inzidenz nosok. Fälle 0,07 0,08 0,1 0,08 0,07 Aufnahmeprävalenz 0,06 0,14 0,07 0,06 0,04 b) Standort Bad Homburg HG KISS 2020 2020 2019 2018 2017 Fälle/100 Pat 0,47 0,07 0,13 0,1 0,15 mitgebrachte Fälle / 100 Pat 0,38 0,03 0,06 0,05 0,09 nosokom Fälle / 100 Pat 0,09 0,04 0,07 0,05 0,06 nosok. Fälle / 1000 Pat.tage 0,18 0,07 0,13 0,1 0,13 MRE-Infekt. / 100 Pat. 0,03 0,01 0,03 0,02 21
c) Standort Usingen USI KISS 2020 2020 2019 2018 2017 Fälle/100 Pat 0,47 0,35 0,25 0,85 0,69 mitgebrachte Fälle / 100 Pat 0,38 0,08 0,05 0,32 0,53 nosokom Fälle / 100 Pat 0,09 0,27 0,2 0,52 0,17 nosok. Fälle / 1000 Pat.tage 0,18 0,39 0,27 0,46 0,23 MRE-Infekt. / 100 Pat. 0,03 0,03 0,03 0,16 d) Standort Königstein KOE KISS 2020 2020 2019 2018 2017 Fälle/100 Pat 0,47 0,19 0 0 0,27 mitgebrachte Fälle / 100 Pat 0,38 0 0 0 0 nosokom Fälle / 100 Pat 0,09 0,19 0 0 0,27 nosok. Fälle / 1000 Pat.tage 0,18 0,13 0 0 0,14 MRE-Infekt. / 100 Pat. 0,03 0 0 0 Beurteilung: • Kein Anhalt für einen Ausbruch oder eine Häufung nosokomialer Fälle • Auch bei VRE gab es keinen weiteren Anstieg der Fallzahlen, sondern einen weiteren Rückgang der Prävalenz • Für die Gesamt-Klinik zeigt sich eine geringere Prävalenz als im Bundesdurchschnitt, was durch das Überwiegen der Daten aus Bad Homburg bedingt ist. • Am Standort Usingen ist die Prävalenz annährend so wie der KISS-Referenzwert und im Trend deutlich rückläufig. • Die Rate nosokomialer Fälle 2019 ist weiterhin hoch und weiterhin über 50%. Sie ist auch deutlich höher als der Referenzwert, der seit Jahren kontinuierlich abfällt und nun bei 19,27% liegt. • Die Inzidenz nosokomialer Fälle hingegen ist für die Gesamtklinik nah am KISS- Durchschnitt. Am Standort Bad Homburg liegt sie deutlich unter dem Referenzbereich, während sie am Standort Usingen ca. drei Mal höher ist als der KISS-Referenzwert. • Die Rate der mitgebrachten Fälle ist deutlich niedriger als der KISS-Referenzwert Hier liegt wahrscheinlich eine Untererfassung von VRE vor (kein generelles Screening) • Die VRE-Infektionsprävalenz ist an allen Standorten weiterhin niedrig und liegt nah am KISS-Referenzbereich von 0,03. Die höheren Raten nosokomialer Fälle in Usingen sind durch die Geriatrie erklärt: Die Patienten werden erst weit nach dem dritten Aufenthaltstag in die Geriatrie übernommen. Bei Aufnahme wird bei den meisten geriatrischen Patienten eine Urinkultur abgenommen, unabhängig von der Symptomatik. Die Hygiene und das ABS-Team haben diesen Standard in Frage gestgellt, da dabei teilweise auch asymptomatische Bakterurien mit Antibiotika behandelt werden, was absolut nicht indiziert ist 22
Durch Hygieneschulungen und ABS-Tätigkeit konnte immerhin erreicht werden, dass die Urinbefunde kritisch überprüft werden und dass nur bei HWI-Symptomen eine antibiotische Therapie eingeleitet wird. Dies erklärt den deutlichen Abfall der VRE-Infektionsprävalenz in Usingen. Konsequenzen und Ziele für 2021: • Weiterführen der Erhebung der Daten sowie der regelmäßigen Schulungen des Personals in MRE (V.a. Definition von Risikobereichen und –Patienten, Umgang mit VRE-Patienten im OP) • Verbesserung der Urindiagnostik und der Indikationsstellung zur AB-Therapie (symptomatischer, behandlungsbedürftiger Harnwegsinfekt oder asymptomatische Bakteriurie?) • Diskussion, ob eine Urinkultur-Abnahme als Standard bei der v.a. geriatrischen Aufnahme noch indiziert ist (Hinweis auf S3-Leitlinie etc). 23
1.5 Enterococcus faecium: Surveillance der Infektionen Gemäß der KRINKO-Empfehlung 10/2018 werden nicht nur antibiotikaresistente Ent. faecium (VRE, LRE) unter Surveillance gestellt, sondern alle Ent. faecium-Infektionen. Hierfür wird mindestens eine Bewertung der Erregerstatistik aus Blutkulturen vorgenommen. Für die Hochtaunus-Kliniken werden alle Ent. faecium-Isolate unter Surveillance gestellt. Bei der überwiegenden Mehrzahl handelt es sich um Isolate aus Urinkulturen. 20 10 kein Infekt nosokomialer infekt mitgebrachter infekt 137 2019 2020 kein Infekt 82,5% 82,04% nosokomialer Infekt 5,8% 5,99% mitgebrachter Infekt 11,7% 11,98% 90,0% 80,0% 70,0% 60,0% 50,0% 2019 40,0% 2020 30,0% 20,0% 10,0% 0,0% kein Infekt nosokomialer infekt mitgebrachter infekt 24
Der großen Mehrzahl der Nachweise lag kein Infekt zu Grunde. Bei den 30 Fällen, bei welchen ein Infekt zu verzeichnen war, war dieser zumeist mitgebracht. Bei den 10 als nosokomial zu wertenden Infektionen gab es keinen Hinweis auf einen zeitlichen oder räumlichen Zusammenhang. Nachweise von Ent. faecium in Blutkulturen Es gab insgesamt 9 Nachweise von Ent. faecium in Blutkulturen, davon waren fünf mitgebracht und vier gelten als nosokomial. Von den vier Patienten waren drei INTZ-Langlieger, die eine langwierige antibiotische Therapie erhalten haben. In diesem Zusammenhang kam es zur Selektionierung von Ent. faecium und zu Katheter-assoziierten Bakteriämien. Der vierte Nachweis betraf eine Patientin mit Urosepsis, bei welcher es unter antibiotische Therapie zu Erreger-Switch mit Nachweis in Blutkulturen kam. Schlussfolgerungen aus der Surveillance von Enterococcus faecium-Nachweisen: Es sind keine Probleme im Hygienemanagement, die die Nachweis von Ent. faecium bedingen Es ergibt sich eher ein Handlungsbedarf im Bereich des ABS und zwar insbesondere: a) Indikationsstellung für Therapie von Ent. faecium-Nachweisen, dh korrekte Interpretation der mikrobiologischen Befunde b) Verhinderung der Selektion von Ent. faecium bei Langzeit-AB-Therapie Konsequenzen und Ziele für 2021: • Gemäß KRINKO-Empfehlung werden Ent. faecium-Nachweise unter kontinuierliche Surveillance gestellt. • Bei Nachweis von mehreren nosokomialen Infektionen wird ein Maßnahmenbündel gemäß KRINKO-Empfehlung implementiert • Im ABS-Team werden Maßnahmen zur korrekten Interpretation von mikrobiologischen Befunden mit Enterococcus faecium-Nachweis besprochen 25
1.6 Clostridium difficile Häufigkeit in den HTK 250 200 150 100 50 0 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 nosokom. mitgebracht Rate nosokomialer Fälle 80,00% 60,00% 40,00% % noso 20,00% 0,00% 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Clostridium diff.: Vorkommen nach Standorten 100 80 60 40 20 0 HG USI KOE mitgebracht nosokomial 26
HT-K KISS- HG USI KOE gesamt Referenzrate mitgebracht 41 6 0 47 nosokomial 36 7 2 45 gesamt 77 13 2 92 Rate 2020 45,75% 53,84% 100% 48,91% 53,13% Rate 2019 51,20% 40% 50% 50% 53,43% Rate 2018 44,93% 42,10% 33,30% 45,05% 56,13% Rate 2017 72,97% 68,00% 30,00% 67,89% 56,71% Rate 2016 67,60% 90,50% 50% 72,34% 56,10% Jahresdaten HTK ab 2016 und NRZ-Referenzdaten Inzidenz- Inzidenz- CDAD- Prävalenz Patienten- Noso. Schwere Gesamt- dichte d. dichte d. Jahr Patienten Fälle bei tage Fälle Fälle prävalenz noso. schwer. Gesamt Aufnahme Fälle Fälle 2016 28374 158314 94 68 9 0,33 0,43 0,06 0,09 2017 28336 161324 109 74 9 0,38 0,46 0,06 0,12 2018 26302 155948 91 41 20 0,35 0,26 0,13 0,19 2019 28123 161945 98 46 20 0,30 0,28 0,12 0,14 2020 25765 147485 92 42 29 0,33 0,28 0,20 0,17 Referenzdaten (KISS) 2020: 0,29 0,25 0,06 0,13 Übersicht Fälle 2020 Anzahl % Anzahl CDAD-Fälle 92 Mitgebrachte Fälle 44 47,83 Nosokomiale Fälle 42 45,65 Rezidive Fälle * 6 6,52 Schwere Fälle 29 31,52 *: Bei den Rezidiven galten drei als mitgebracht und weitere drei als nosokomial erworben Rate der schweren Fälle: 2019: 20,41% 2018: 21,98% 2017: 8,26% 2016: 9,57% Von den 29 schweren Fällen waren: • 24 ambulant erworben • Kein Fall mit Notwendigkeit eines chirurgischen Eingriffes oder der auf Grund der CDI auf die Intensivstation verlegt werden musste 27
• 6 Fälle, bei welchem die CDI als direkte Todesursache oder als zum Tode beitragende Erkrankung gewertet wurde Beurteilung: • Kein Anhalt für einen Ausbruch oder eine Häufung nosokomialer Fälle • Die Rate der nosokomialen Fälle ist erfreulicherweise stabil geblieben auf unterdurchschnittlichem Niveau, was als Erfolg der ABS-Maßnahmen bewertet werden kann. • Die Rate der „schweren Fälle“ ist weiterhin angestiegen und liegt nun bei ca. 30%, wobei die meisten ambulant erworbene CDIs sind. Konsequenzen und Ziele für 2021: • Konsequente Meldung aller schwierigen CDI-Verläufe an das zuständige Gesundheitsamt • Konsequente Umsetzung der ABS-Maßnahmen, mit dem Ziel, die Rate der nosokomialen CDI auf dem stabil Wert um 50% oder niedriger zu halten 28
1.7 Noro- und Rotaviren Häufigkeit in den HTK 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 2015 2016 2017 2018 2019 2020 nosokom. mitgebracht Häufigkeit in HTK – monatsweise 25 20 15 10 5 0 Juli Juli Juli Juli Juli April April April April April Januar Oktober Januar Oktober Januar Oktober Januar Oktober Januar Oktober Januar 2016 2017 2018 2019 2020 29
Norovirus: Vorkommen nach Standorten mitgebracht nosokomial 18 16 14 12 10 8 6 4 2 0 HG USI KOE HT-K HG USI KOE gesamt mitgebracht 17 1 0 18 nosokomial 1 0 0 1 gesamt 18 1 0 19 Rate 2020 5,56% 0,00% 0,00% 5,26% Rate 2019 30,00% 45,00% 80,00% 36,90% Rate 2018 16,28% 13,33% 100,00% 20,97% Rate 2017 9,09% 11,11% 92,86% 34,04% Beurteilung • Durch die verschärften Hygienemaßnahmen im Rahmen der SARS CoV2 Pandemie kam es zu einem drastischen Abfall der Prävalenz von anderen infektiösen Erkrankungen, allen voran infektiösen Gastroenteritiden, somit auch von Noro- und Rotaviren • Die Nachweis 2020 waren hauptsächlich im ersten Quartal, noch vor Beginn der Pandemie • Dies ist das erste Jahr ohne nosokomiale Norovirus-Ausbrüche in den Hochtanus- Kliniken Konsequenzen und Ziele für 2021: • Umfangreiche Schulungsmaßnahmen über Händehygiene, Hygienemaßnahmen bei Noroviren und Gastroenteritiden im Allgemeinen • Miteinbeziehung der Angehörigen durch Informationsschreiben, dass bei GE- Beschwerden von einem Besuch Abstand genommen werden soll 30
Teil 2: Surveillance nosokomialer Infektionen Interpretationshilfe für „Funnelplots Im Diagramm ist ein gelb unterlegter Trichter (Funnel) um die Linie des gepoolten arithmetischen Mittelwertes der Referenzdaten (Referenzrate) zu sehen, der das 90%- Konfidenzintervall beschreibt und mit wachsender Zahl der Nennerdaten nach rechts hin enger wird. Liegt der Punkt ihrer Station/Abteilung innerhalb des Trichters, wird die Rate als mit der Referenzrate übereinstimmend und nur zufällig von ihr abweichend beurteilt. Eine Rate oberhalb des Trichters wird als auffallend hoch und unterhalb des Trichters als auffallend niedrig gewertet. 2.1 Device-assoziierte Infektionen auf der Intensivstation Auflistung der unter Surveillance stehenden Daten: • Belegungsdaten: • Anzahl neu aufgenommener Patienten • Anzahl Patiententage • Device-Anwendungsraten für: • Harnwegskatheter • Zentralvenöse Katheter • Invasive Beatmung • Nicht-invasive Beatmung (nur Standort USI: S0INTZ) • Device-assoziierte Infektionsraten für: • Harnwegsinfekte • Primäre Sepsis • Atemwegsinfektion (Pneumonie, Bronchitis) • MRE-Surveillance für MRSA, MRGN, VRE und Clostridium difficile 31
2.2 Surveillance postoperativer Wundinfektionen 2.2.1 Allgemeines Auflistung der Indikator-OPs der teilnehmenden Abteilungen • CH1: Allgemein- und Visceralchirurgie • COLO = Eingriffe am Colon (endoskopisch und offen) • CHOL = Cholezystektomie (endoskopisch und offen) • CH2: Unfallchirurgie und Orthopädie • KPRO = Knie-TEPs (R: Revision) • HPRO = H-TEPs (A: Arthrose, F: Fraktur, R: Revision) • CH3: Gefäß- und Endovasculäre Chirurgie • GC_EXT = Eingriffe am arteriellen System untere Extremität • Gyn: Gynäkologie (Frauenheilkunde) und Geburtshilfe • MAST = Eingriffe an der Mamma • SECC = Sectio cesarea • Uro: Urologie • PRST = Prostatektomien (endoskopisch und offen) • CH USI: Chirurgie Usingen (Allgemein- und Unfallchirurgie) • CHOL = Cholezystektomie (endoskopisch und offen) • FPF = Reposition bei proximaler Femurfraktur (G: geschlossen; O: offen) Die Daten der Surveillance nosokomialer Infektionen (2.1 und 2.2) werden von der Abteilung für Krankenhaushygiene kontinuierlich erhoben und den jeweiligen Abteilungen zusammengefasst für ein Kalenderjahr präsentiert. Dabei erfolgt auch immer ein Vergleich mit den Referenzdaten des NRZ (OP-KISS und INT-KISS). Diese Daten werden hausintern veröffentlicht und liegen den jeweiligen Abteilungen, der Krankenhaushygiene sowie der Geschäftsführung vor und können dort angefragt werden. 32
Teil 3: Art und Umfang des Antibiotika-Verbrauchs 3.1. Gesamtverbrauch in DDD/100 Belegtage (BT) Standort Bad Homburg Standort Usingen GESAMT-DDD/100 BT GESAMT-DDD/100 BT 119,65 120 120 100 100 93,00 88,41 82,62 79,52 82,37 79,52 76,20 72,16 71,91 80 80 70,01 61,09 60 53,26 52,75 60 40 40 20 20 0 0 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2020 Referenz AVS.RKI MW 25% Median 75% Range alle Häuser 50,21 41,3 50,14 58,9 5,53 - 86,35 Angaben zu Referenzdaten: Die Referenzdaten des AV-Systems des Robert-koch-Institutes werden aus Daten von 208 Krankenhäusern mit insgesamt 3.411 Stationen ermittelt. Die Teilnahme-Tendenz ist steigend: für die Referenzdaten 2017 + 2018 waren es annähernd gleich viele Häuser (205), jedoch weniger Stationen (2.955), 2016 + 2017 waren es noch 180 Krankenhäuser, davor (für die Jahre 2015 + 2016) 110 Krankenhäuser. Dennoch ist anzumerken, dass dies lediglich etwas mehr als 10% der Gesamt- Krankenhauszahl Deutschlands entspricht. Beurteilung • Positiv anzumerken ist ein stetiger Rückgang des Antibiotikaverbrauches an beiden Standorten. • In Bad Homburg hat sich der Trend des Rückganges des AB-Verbrauches kontinuierlich fortgesetzt. Vor allem mit der Einführung des ABS-Programms zu Beginn 2018 (Kolloquien, Leitlinie, Hausmittelliste, etc.) sieht man einen starken Rückgang des Gesamtverbrauches, der seit 2019 um den Mittelwertes und Median liegt. • Am Standort Usingen kam es nach einem starken Rückgang zu Beginn der Erfassung ab dem Jahr 2017 zu einem Anstieg des Verbrauches. Dies ist wahrscheinlich durch die Etablierung der Pneumologie an diesem Standort mit entsprechendem Patientenkollektiv und der Ausweitung der Weaning-Station S0 erklärt. Allerdings zeigt sich auch hier der Effekt der Arbeit des ABS-Teams in den Daten von 2019 und 2020 mit einem deutlichem Rückgang des Gesamt-AB- Verbrauches. 33
• Die Daten der Surveillance des Antibiotika-Verbrauches werden auch für die einzelnen Antibiotika-Gruppen bis zur Wirkstoff-Ebene ausgewertet. • Es erfolgt auch ein Vergleich mit den Referenzdaten des NRZ (AVS des Robert- Koch-Instituts). • Diese Daten werden hausintern veröffentlicht und liegen den jeweiligen Abteilungen, der Krankenhaushygiene sowie der Geschäftsführung vor und können dort angefragt werden. 3.2 Allgemeine Bewertung des Antibiotika-Verbrauches an den Hochtaunus-Kliniken Mit der Neufassung der Hessischen Hygieneverordnung ist die Gründung eines ABS-Teams für Krankenhäuser verpflichtend geworden. Die Hochtaunus-Kliniken haben diese Forderung im ersten Quartal 2019 mit der offiziellen Gründung des ABS-Teams unter der Leitung von PD DR. Heringlake erfüllt. Es wird ein eigener Jahresbericht über die Tätigkeiten des ABS- Teams verfasst. Das ABS-Team der Hochtaunus-Kliniken hat die Leitlinie überarbeitet und verabschiedet. Die nunmehr dritte Version ist im ersten Quartal 2020 in Druck gegangen und wurde im 2. Quartal an die Mitarbeiter*innen verteilt. Wesentliche Änderungen betrafen das Kapitel „Harnwegsinfektionen“ sowie die Therapie der C. difficile-Infektion. Desweiteren wurde ein Kapitel über die Anwendungseinschränkungen der Chinolone eingefügt. In die Leitlinie zur Antibiotika-Therapie wurde auch die Leitlinie zur analgetischen Therapie aufgenommen. Das wöchentliche Kolloquium ist Pandemiebedingt pausiert worden. ABS-Fragen konnten aber weiterhin in direkten kollegialen Gespräch oder mittels ABS-Konsilen geklärt werden. Die Verbrauchsdaten werden regelmäßig an das AVS des Robert-Koch-Institutes gemeldet, und zwar auf folgenden Ebenen: monatlich und Stationsbezogen (Kostenstellen). Allgemein zeigt sich, dass die Bemühungen des ABS-Teams mittlerweile an beiden Standorten fruchten: Es kam insgesamt zu einem Abfall des Gesamt-Antibiotika- Verbrauches, in HG sogar auf den Referenz-Mittelwert. In den einzelnen Antibiotika-Klassen und –Substanzen kann man auch ABS-Effekte ersehen, am deutlichsten beim Abfall des Verbrauches an Carbapenemen, Chinolonen und Clarithromycin (Makrolide) und dem Anstieg des Verbrauches der Penicilline. Auch das Verlassen der prolongierten perioperativen Prophylaxe ist am deutlichen Abfall des Cefuroxim-Verbrauches zu ersehen. Die Oralisierung auf Cefuroxim und auf Sultamicillin sind weitestgehend aufgegeben worden zu Gunsten von besser oral bioverfügbaren Substanzen wie Amoxicillin/Clavulansäure und Cefpodoxim. Der Anstieg des Flucloxacillin-Verbrauches ist durch die Leitliniengerechte Therapie der Staph. aureus-Bakteriämie/ -Sepsis erklärt, die als eine der Hauptaufgaben des ABS-Teams verstanden wird. Es zeigen sich aber auch weiterhin hohe Verbräuche von Makroliden, Vancomycin und Linezolid am Standort Usingen sowie von Fosfomycin am Standort Bad Homburg. Dies muss über die kommenden Jahre weiter beobachtet werden. 34
Interessant wird dir weitere Entwicklung des Verbrauches des für unkomplizierte Harnwegsinfekte empfohlenen Pivmecillinam sein. In diesem Zusammenhang wäre es auch erfreulich, wenn es zu einem Rückgang des Ceftriaxon- und Fosfomycin-Verbrauches zu Gunsten von Piperacillin/Tazobactam, Pivmecillinam und Cotrimoxazol kommen würde. Insgesamt zeigt sich erfreulicherweise eine hohe Leitlinien-Adhärenz bei der empirischen AB- Therapie und ein großes Interesse an der Arbeit des ABS-Teams. 3.3 ARVIA: Antibiotika-Resistenz und -Verbrauch - Integrierte Analyse Die Antibiotika-Verbrauchs-Surveillance (AVS) und die Antibiotika-Resistenz-Surveillance (ARS) wurden in den Jahren 2014 bzw. 2008 am RKI etabliert. AVS und ARS haben zum Ziel, lokal wie national Daten zur Antibiotika-Verbrauch und Antibiotika-Resistenz für die Fachöffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Darüber hinaus fließen die Daten auch in internationale Surveillancesysteme wie EARS-Net und GLASS ein. Die Hochtaunus-Kliniken nehmen seit 2018 (mit den Daten seit 2014) an AVS teil; unser kooperierendes Labor amedes nimmt am ARS teil. Das Ziel von „ARVIA - Antibiotika-Resistenz und -Verbrauch - Integrierte Analyse“ ist es, die in den beiden Surveillance-Systemen AVS und ARS generierten Daten auf Krankenhausebene zusammenzuführen und in Bezug zueinander auszuwerten, um lokale ABS-Maßnahmen zu unterstützen. Zukünftig soll ARVIA auch genutzt werden, um überregionale Auswertungen durchzuführen. Die Hochtaunus-Kliniken sind eines der ersten Häuser bundesweit, die sich zur Teilnahme an ARVIA bereit erklärt haben und die den komplizierten Weg zur Freischaltung des Systems nach dem notwendigen Datenabgleich zwischen Krankenhaus, Labor und Apotheke erfolgreich absolviert haben. Das sog. Mapping war im April 2020 abgeschlossen, die Datenauswertung erfolgte mit den Daten seit 1. Quartal 2017. 35
3.3.1 Korrelation zwischen Rückgang des Chiniolon-Verbrauches und der Chinolon- Resistenz bei E. coli und Klebsiella pneumoniae ARVIA konnte auch einen konsequenten Rückgang des Verbrauchs an Fluorochinolonen in den Hochtaunus-Kliniken seit dem 2.Quartal 2018 bestätigen. Durch die Korrelation mit den Antibiotika-Resistenz-Daten des mikrobiologischen Labors zeigte sich damit verbunden eine statistisch signifikante Abnahme der entsprechenden Resistenzen bei E.coli und Klebsiella pneumoniae. Hier die graphische Darstellung für E. coli: Abb.: Deskription von Antibiotikaverbrauchsdichte von Fluorochinolonen und Resistenzdichte von E. coli mit Fluorochinolon-Resistenz bezogen auf 1000 Patiententage. 36
Zeit Antibiotikaverbrauchs- Resistenzdichte, Anzahl aller gegen Anzahl aller Patienten dichte Anzahl resistente Fluorochinolone mit gegen Isolate pro 1000 getestete E. coli- Fluorochinolone Patiententage Isolate getesteten E. coli-Isolate DDD/100PT R/1000PT (95%CI) R+I+S N 2020, Quartal 4* 1.27 2.4 ( 1.9 - 2.9 ) 557 508 2020, Quartal 3* 0.77 2.2 ( 1.8 - 2.8 ) 565 507 2020, Quartal 2* 1.19 2.3 ( 1.8 - 2.9 ) 439 397 2020, Quartal 1* 1.82 2.3 ( 1.9 - 2.8 ) 556 489 2019, Quartal 4 1.68 2.2 ( 1.8 - 2.6 ) 551 516 2019, Quartal 3 1.86 2.5 ( 2.1 - 3.1 ) 615 536 2019, Quartal 2 2.32 2.2 ( 1.8 - 2.7 ) 535 467 2019, Quartal 1 3.04 2.8 ( 2.3 - 3.3 ) 515 461 2018, Quartal 4 3.43 2.8 ( 2.4 - 3.5 ) 528 472 2018, Quartal 3 4.79 3.3 ( 2.7 - 3.9 ) 515 468 2018, Quartal 2 5.55 3.5 ( 3.0 - 4.2 ) 578 516 2018, Quartal 1 5.17 2.3 ( 1.9 - 2.8 ) 488 445 2017, Quartal 4 5.30 3.0 ( 2.5 - 3.6 ) 501 448 2017, Quartal 3 6.15 4.2 ( 3.6 - 4.9 ) 603 538 2017, Quartal 2 5.11 3.5 ( 3.0 - 4.2 ) 530 479 2017, Quartal 1 5.56 3.0 ( 2.5 - 3.5 ) 577 546 * Die Ergebnisse sind vorläufig, da für die Resistenzdaten nach 2019 die jährliche Qualitätsprüfung und Freigabe in ARS noch nicht abgeschlossen ist. Auswertung beruht auf der Zuordnung der Daten (Mapping) von 03-2020. 37
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