DVI, HDMI und HDCP lösen Scart, Cinch und Co. ab.

Die Seite wird erstellt Sören Simon
 
WEITER LESEN
DVI, HDMI und HDCP lösen Scart, Cinch und Co. ab.
So funktioniert´s

                DVI, HDMI und HDCP lösen Scart, Cinch und Co. ab.
                                              anzutreffen. Scart überträgt analoge Sig-     zum TV-Gerät übertragen. Ist dieses ana-
Alte und neue Verbindungen ...                nale: RGB (Rot, Grün, Blau), FBAS (Farb-      log, so war der D/A-Wandlungsschritt un-
                                              Bild-Austast-Synchron-Signal, auch engl.      vermeidlich. Absurd wird es jedoch, wenn
   Erstaunlich lange hat sich die Scart-      CVBS oder Composite Signal genannt)           ein moderner, als hochauflösend apostro-
Buchse (Abbildung 1) für die Audio- und       oder S-Video. Eine Schaltspannung kann        phierter Flachbildschirm mit digitaler An-
Video-Verbindung analoger Endgeräte wie       verschiedenen Zwecken dienen. Für Wie-        steuerung einer festen Pixelmatrix zum
TV-Gerät, Videorecorder, Sat-Receiver         dergabegeräte mit YUV-Eingang (Lumi-          Einsatz kommt. Dieser muss die A/D-
usw. gehalten. Ende der 80er Jahre des        nanz Y, Farbdifferenz-Komponenten             Wandlung wieder rückgängig machen und
letzten Jahrhunderts in Frankreich als pro-   U=B-Y und V=R-Y) sind Wandler im              evtl. eine Anpassung der waagrechten und
tektionistische Maßnahme gegen den Im-        Handel, die RGB in YUV umsetzen (Ab-          senkrechten Pixelzahl an seine native
port ausländischer Fernsehgeräte durch das    bildung 2). Auch als die Signalverarbei-      Auflösung vornehmen (Skalierung).
„Syndicat des Constructeurs d’Appareils       tung „immer digitaler“ wurde, hat dies zu
Radiorécepteurs et Téléviseurs“ vorge-        keiner Ablösung des „guten“ alten Scart-
schlagen, hat sich die Scart-Verbindung       Kabels durch eine rein digitale Alternative
trotz zahlreicher Mängel europaweit durch-    geführt, wodurch die Digitaltechnik ihren
gesetzt und ist bis heute in Neugeräten       Qualitätsvorteil bis heute gar nicht voll
                                              ausspielen konnte.
                                                 Denken wir an DVB-S-C-T-Receiver
                                              (DVB: Digital Video Broadcast, SCT: Sa-
                                              tellit Cable Terrestrial) oder einen DVD-
                                              Player (DVD: Digital Versatile Disc). Hier
Bild 1: Die Ära der 21-poligen Scart-         wird das digitale Signalverarbeitungser-
Buchse geht zu Ende. (Quelle:                 gebnis wieder in ein analoges Signal zu-      Bild 2: Aus RGB wird
www.converters.tv)                            rückgewandelt und mit dem Scart-Kabel         YUV. (Quelle: www.converters.tv)

22                                                                                                                  ELVjournal 4/05
DVI, HDMI und HDCP lösen Scart, Cinch und Co. ab.
DVI-Pin-Belegung
  1   TMDS Daten 2-                   16 Hot Plug Detect
  2   TMDS Daten 2+                   17 TMDS Daten 0-
  3   TMDS Daten 2/4 Abschirmung      18 TMDS Daten 0+
  4   TMDS Daten 4-                   19 TMDS Daten 0/5 Abschirmung
  5   TMDS Daten 4+                   20 TMDS Daten 5-
  6   DDC Takt                        21 TMDS Daten 5+
  7   DDC Daten                       22 TMDS Takt Abschirmung
  8   Analog V-Sync                   23 TMDS Takt +
  9   TMDS Daten 1-                   24 TMDS Takt -
 10   TMDS Daten 1+                   C1 Analog Rot Video
 11   TMDS Daten 1/3 Abschirmung      C2 Analog Grün Video
 12   TMDS Daten 3-                   C3 Analog Blau Video
 13   TMDS Daten 3+                   C4 Analog H-Sync
 14   +5 V                            C5 Masse für RGB
 15   Masse für +5 V u. analog H/V-Sync

Bild 5: Pin-Belegung und Maße der DVI-I-Steckverbindung (Quelle teilw. Molex)
   Wen wundert’s, wenn dabei Schärfe,          blüffenden Qualitätsgewinn. Man muss also      sind DVI-I (Integrated, 29 Pins, Abbil-
Farbe und Auflösung reduziert wurden.          nicht unbedingt warten, bis der DVD-Markt      dung 5) und DVI-D (Digital, 24 Pins, Ab-
Bei den PC-Grafikkarten und -Monitoren         von hochauflösenden Produktionen über-         bildung 6). Während DVI-I aus Kompati-
gilt das Gleiche. Eine Ausnahme bildete in     schwemmt wird. Damit hat das letzte Stünd-     bilitätsgründen auch die analogen RGB-
den letzten Jahren der Mehrkanalton, der       chen für Scart geschlagen. Heute muss          Signale und die zugehörigen Sync-Impul-
in höherwertigen Geräten als digitaler, se-    man sich neue Abkürzungen einprägen:           se „integriert“, beschränkt sich DVI-D auf
rieller Datenstrom über die digitale SPDIF-    DVI (Digital Visual Interface), HDMI           die rein digitalen Bildsignale. Der Ton
Schnittstelle (Sony/Philips Digital Inter-     (High-definition Multimedia Interface) und     wird nicht über die DVI-Schnittstelle trans-
face, elektrisch oder optisch) an entspre-     HDCP (High-bandwidth Digital Content           portiert. DVI wurde von den amerikanischen
chend ausgestattete Verstärker ausgege-        Protection). Was es damit auf sich hat, soll   Herstellern Silicon Image und Intel entwi-
ben wird.                                      in diesem Artikel in knapper Form zusam-       ckelt und steht nun unter der Aufsicht der
                                               mengefasst werden.                             DDWG (Digital Display Working Group),
                                                                                              einem Zusammenschluss namhafter Unter-
                                               DVI                                            nehmen wie Silicon Image, Intel, Compaq,
                                                                                              HP, IBM und NEC (www.ddwg.org).
                                                  DVI (Digital Visual Interface) ist eine        Für die hohen Datenübertragungsraten
       Bild 4:                                 neue, voll digitale Schnittstellentechnolo-    via DVI wird das differentielle Verfahren
Das DVI-Logo                                   gie, mit der die Wiedergabequalität digital    TMDS (Transition Minimized Differen-
                                               aufbereiteter, unkomprimierter Video-          tial Signaling) verwendet. Ein Adernpaar
   Mit dem Siegeszug der Digitaltechnik        Signale für moderne, voll digitale Flach-      kann damit über 1,6 GBit/s übertragen. Für
ist inzwischen entlang der gesamten Über-      bildschirme optimiert werden soll. Abbil-      die volle Schnittstellenimplementation
tragungskette von der Kamera über die          dung 4 zeigt das DVI-Logo. So, wie wir         (dual link) mit 6 Adernpaaren sind theore-
Studio-, Speicher- und Übertragungstech-       heute keine höherwertige PC-Grafikkarte        tisch etwa 10 GBit/s zu erzielen. Die Länge
nik bis zur hochauflösenden Wiedergabe         ohne DVI-Anschluss antreffen, wird dies        eines Verbindungskabels ist auf ca. 5 m
im „Home Theatre“ kein analoges Signal         voraussichtlich in Zukunft auch bei den        begrenzt.
mehr anzutreffen (Abbildung 3). Übrigens       DVB-Receivern, PVRs, DVD-Playern und
bringt die Wiedergabe „normaler“ DVDs          Flachbildschirmen der Fall sein.               HDCP
über einen Player und Flachbildschirm je-         Es gibt eine ganze Reihe von digitalen
weils mit digitaler Schnittstelle einen ver-   Video-Schnittstellen. Die gebräuchlichsten       Wenn es nach dem Willen der Filmin-
                                                                                              dustrie geht, sollen keine kopiergeschütz-
                                                                                              ten Inhalte über die DVI-Schnittstelle flie-
                                                                                              ßen, es sei denn, Quelle und Ziel sind für
                                                                                              den neuen digitalen Kopierschutzstandard
                                                                                              HDCP (High-bandwidth Digital Content
                                                                                              Protection) eingerichtet und berechtigt.
                                                                                              HDCP wurde von der Intel Corp. entwi-
                                                                                              ckelt (http://www.digital-cp.com), um die
                                                                                              Urheberrechte an den Inhalten, die über

                                                                      Bild 3: Einfaches
                                                                      HDMI-Heimkino-
                                                                      system (Quelle          Bild 6: Pin-out der rein digitalen DVI-
                                                                      Molex)                  D-Buchse

ELVjournal 4/05                                                                                                                         23
DVI, HDMI und HDCP lösen Scart, Cinch und Co. ab.
So funktioniert´s

                                               den Geräte (anders als das Display) nicht                  Bild 8:
                                               mit den Entschlüsselungseinrichtungen            Das „HD ready“-
                                               ausgestattet sind. In Amerika sind die vom        Logo garantiert
                                               FCC (Federal Communications Commis-                 ein Stück Zu-
                                                                                                kunftssicherheit.
                                               sion) vorgeschlagenen Regeln für das
                                               rechtmäßige Kopieren von Inhalten (fair-
                                               use rights) heftig umstritten. Wie HDCP
                                               im Einzelnen in Deutschland umgesetzt            große Zahl von Adaptern zwischen beiden
                                               wird, ist unklar. Nur eines scheint sicher:      Schnittstellen bezeugt (Abbildung 10).
                                               HDCP erschwert den Umgang mit video-                Zwei zusätzliche Features von HDMI
                                               basiertem Programmmaterial, verteuert die        sind die Unterstützung von CEC (Consu-
                                               Endgeräte und wird bald nach der allge-          mers Electronics Control) und DDC (Dis-
Bild 7: Beim DVD-Player Denon                  meinen Einführung „geknackt“ sein.               play Data Channel). CEC basiert auf dem
DVD 1919 weiß man, woran man ist.                 In Europa hat die EICTA (European             „AV link“-Protokoll und erlaubt die Nut-
                                               Information, Communications & Consu-             zung einer gemeinsamen Fernbedienung
                                               mer Electronics Technology Industry As-          für mehrere HDMI-Quellen wie DVD-
eine DVI-Verbindung transportiert werden,      sociation) Kriterien für HDTV-Geräte auf-        Player, DVB-Receiver etc. Mit DDC kann
zu schützen. HDCP zwingt die Geräte-           gestellt, die das „HD ready“-Logo tragen         die Quelle via I2C-Kommunikation die
industrie dazu, den Wünschen der Inhalte-      dürfen und ihren Käufern dadurch ein Stück       Eigenschaften der Senke abfragen. So könn-
anbieter zu folgen. Die Hersteller müssen      Zukunftssicherheit garantieren. Dies war         te z. B. ein DVD-Player sein Ausgabefor-
ihre Geräte mit lizenzierten Schlüsseln        auch dringend notwendig, da viele der ak-        mat selbsttätig an die Auflösung des Dis-
ausstatten, um den Empfang und die Dar-        tuell in den Märkten angebotenen Geräte          plays anpassen. Abbildung 11 zeigt das
stellung der Bilder auf einem Display zu       irreführend mit einem „HDTV“-Schrift-            Blockdiagramm einer durchgängig auf
ermöglichen. Eine Lizenz erhält ein Her-       zug werben, aber nicht die entsprechende         HDMI beruhenden Anlagenkonzeption
steller nur dann, wenn er sich verpflichtet,   Auflösung und oft genug nicht einmal ei-         (Quelle Toshiba).
Markierungen im Inhaltssignal auszuwer-
ten, die das Speichern oder Wiederversen-                                      HDMI-Pin-Belegung
den des Inhalts beschränken. HDCP-kon-             1    TMDS Daten 2+                       11 TMDS Takt Abschirmung
forme digitale Schnittstellen sollten mit          2    TMDS Daten 2 Abschirmung            12 TMDS Takt -
einem entsprechenden Hinweis versehen              3    TMDS Daten 2-                       13 CEC
sein, um Verbindungsprobleme zu ver-               4    TMDS Daten 1+                       14 nicht verwendet
meiden. Ein Beispiel zeigt Abbildung 7,            5    TMDS Daten 1 Abschirmung            15 DDC Takt (SCL)
der DVI-D-Ausgang des Denon DVD-                   6    TMDS Daten 1-                       16 DDC Daten (SDA)
Players DVD 1910 ist als kopiergeschützt           7    TMDS Daten 0+                       17 DDC/CEC Masse
                                                   8    TMDS Daten 0 Abschirmung            18 +5 V
gekennzeichnet.                                    9    TMDS Daten 0-                       19 Hot Plug Detect
   Beim Urheberrechtsschutz durch HDCP            10    TMDS Takt +
wirken drei Elemente zusammen. In den
HDCP-Spezifikationen Rev. 1.1 liest sich
das so: „… Jedes Element spielt innerhalb      nen digitalen Eingang für HDTV-Signale              Es gibt inzwischen zwei Typen der
des Systems eine genau bezeichnete Rolle.      haben.                                           HDMI-Schnittstelle: HDMI Typ A mit
An erster Stelle steht das Authentifizie-         Mit dem „HD-ready“-Logo (Abbil-               19 Pins für max. 5 GBit/s (Abbildung 12)
rungsprotokoll, durch das der HDCP-Sen-        dung 8) wird dem Käufer zugesichert, dass        und 15 m Kabellänge und HDMI Typ B
der verifiziert, ob der HDCP-Empfänger         das Display                                      mit 29 Pins für höhere Video-Datenraten.
für den Empfang des HDCP-Inhalts lizen-        1. mindestens eine nominale Auflösung            Typ B ist zwar definiert, aber in der Praxis
ziert ist. Wenn der Receiver sich legiti-         von 720 Zeilen aufweist, die HDTV-            (noch?) nicht anzutreffen.
miert hat, wird der verschlüsselte Inhalt         Formate 720p (1280 x 720 progressive)            Die Pixelfrequenz liegt bei Typ A zwi-
zwischen den beiden Geräten auf der               und 1080i (1920 x 1080 interlaced) mit        schen 25 und 165 MHz (Typ B bis 330 MHz)
Grundlage geheimer Verabredungen über-            jeweils 50 und 60 Hz unterstützt,             mit bis zu 24 Bit/Pixel. Die Abtastmuster
tragen. Die Entschlüsselung findet dann        2. mindestens einen digitalen DVI- oder          sind für RGB 4:4:4 und YUV 4:2:2 oder
im Receiver statt. Dadurch wird das ,Be-          HDMI-Eingang und                              4:4:4. HDMI unterstützt komprimierte
lauschen‘ durch andere Empfänger zur           3. einen analogen HDTV-fähigen YUV-              Audioformate wie Dolby Digital, Dolby
Nutzung des Inhalts verhindert. Falls die         Komponenten-Eingang hat und                   Digital EX, DTS und DTS EX und 1 bis
legitimierten Geräte dennoch ,ausgespäht‘      4. HDCP unterstützt.                             8 unkomprimierte Audio-Datenströme
werden sollten, um die HDCP-Inhalte un-                                                         mit Bitraten von 48, 96 oder 192 kHz,
berechtigt zu nutzen, kann der HDCP-Sen-       HDMI                                             alternativ auch komprimierte Mehrkanal-
der durch die Wiederholung der Authen-                                                          Datenströme mit 32, 44,1, 48, 88,2, 176,4
tifizierungsprozedur die ausgespähten             Eine Schwäche von DVI ist, dass man           oder 192 kHz.
Geräte an der Übertragung der HDCP-            für das digitale Audio-Signal eine eigene           Zusammenfassend ist festzuhalten:
Inhalte hindern. Wird das Signal über ei-      Verbindung herstellen muss. Mit HDMI
nen analogen Ausgang (z. B. YUV oder           (High-definition Multimedia Interface, Ab-
FBAS) parallel zum digitalen ausgegeben,       bildung 9) ist dies vorbei. Es leitet auch die
muss dieser durch den Content-Anbieter         digitalen Signale für bis zu 8 Ton-Kanäle
beeinflussbar sein (abschalten, Auflösung      zum digitalen Sound-Prozessor. Das erleich-
reduzieren …).“                                tert natürlich die Verkabelung einer Anlage.
   Das Anfertigen digitaler Kopien ist bei     Ansonsten ist HDMI zu DVI hundertpro-            Bild 9: Dieses Logo signalisiert „state
HDCP nicht möglich, da die aufnehmen-          zentig abwärtskompatibel, was auch die           of the art“.

24                                                                                                                       ELVjournal 4/05
DVI, HDMI und HDCP lösen Scart, Cinch und Co. ab.
Bild 10:                                    Compliance Test Specification 1.0
Ein DVI-D-                                  (CTS) erforderlich. Damit kann man
Kuppler auf                                 vom Idealzustand „Plug & Play“ aus-
HDMI-Stecker                                gehen. Die Prozedur ist in Abbil-
                                            dung 13 schematisch dargestellt. Die
                                            Gebühren für die Lizenzierung betra-
                                            gen 15.000 US-$/a und zwischen 0,15
                                            und 0,04 US-$/Gerät. Details kann
                                            man unter http://www.hdmi.org/
                                            manufacturer/terms.asp nachlesen.

HDMI vereint die unkomprimierte Über-    Augen auf!
tragung von hochauflösendem Video bis      Das kritischste Merkmal für die
zu 1080p (1920 x 1080 Pixel, progressiv) Signalqualität „über alles“ ist die Öff-
und Vielkanal-Audio, Steuerung sowie di- nung des „Auges“, das sich ergibt, Bild 13: Nur nach erfolgreich bestandener
gitalen Kopierschutz unter einer Schnitt-wenn die Ausgangssignale abschnitts- Zertifizierungsprozedur darf das HDMI-Logo
stelle.                                  weise synchron übereinander ge- auf ein Gerät.
                                         schrieben werden. Bei einem idea-
Zertifizierung                           len Signal sind die Anstiegs- und Abfall-
                                         zeiten null sowie Phase und Amplitude Empfehlung
   Wenn Produkte unterschiedlicher Her- konstant und nicht verrauscht. Das Auge         Wer heute vor der Anschaffung neuen
steller das HDMI-Zeichen tragen, sollte ist dann ein scharf umrandetes Rechteck Equipments für hochauflösendes Fernse-
                                                     mit maximaler Fläche. In der hen steht, sollte unbedingt darauf achten,
                                                     Praxis ist es durch die genann- dass die Geräte über eine digitale Schnitt-
                                                     ten Einflüsse mehr oder weni- stelle (DVI oder HDMI) und damit über
                                                     ger geschlossen. Dabei darf ein Zukunftssicherheit verfügen. Idealerweise
                                                     gewisses Toleranzschema (Ab- werden alle Geräte mit HDMI ausgestattet
                                                     bildung 14) nicht verletzt wer- sein, aber auch der gemischte Betrieb macht
                                                     den. Abbildung 15 zeigt das laut der HDMI Licensing, LLC, keine Prob-
                                                     Ausgangssignal eines TMDS- leme (sofern beide Schnittstellenarten
                                                     Senders, welches eine ausrei- HDCP-geschützt sind). Geräte mit dem
                                                     chend weite Augenöffnung „HD ready“-Logo und hochwertige Ver-
                                                     besitzt. In Abbildung 16 dage- bindungskabel sollten eigentlich gravie-
                                                     gen weisen die weiß gefärbten rende Fehlkäufe ausschließen.
                                                     Teile des Augendiagramms
                                                     darauf hin, wo das Toleranz- Was ist TMDS?
                                                     schema verlassen wurde.
                                                         Man darf nicht vergessen,      Für DVI und HDMI ist wegen der riesi-
                                                     dass am Ausgang eines min- gen Datenmengen, die zwischen Quelle
                                                     derwertigen HDMI-Anschluss- und Senke transportiert werden müssen,
Bild 12: Pin-Belegung und Maße der HDMI-             kabels (hohe Dämpfung, Über- ein sicheres, schnelles und verlustleistungs-
Steckverbindung (Quelle teilw. Molex)                sprechen, zu lang, schlechte armes Übertragungsverfahren zwingend
                                                     Impedanzanpassung …) ein erforderlich (Abbildung 17). Ein vom ame-
dies die Gewähr für ein problemloses Zu- nicht konformes Signal auftreten kann, rikanischen Hersteller Silicon Image ent-
sammenspiel sein. Für die Berechtigung obwohl die Quelle alle Anforderungen er- wickelter Übertragungsstandard dafür ist
zum Führen des Logos ist nämlich das füllt. Die Nagelprobe wäre also die „Au- TMDS. TMDS steht für „Transition Mini-
erfolgreiche Bestehen einer gründlichen genmessung“ am Ende des Display-An- mized Differential Signaling“, was so viel
Zertifizierungsprozedur nach der HDMI schlusskabels.                                  heißt wie „Differentielle Übertragung mit
                                                                                                      minimierter Anzahl von
                                                                                                      (Pegel-) Übergängen“.
                                                                                                      Was kann man sich darun-
                                                                                                      ter vorstellen?

                                                                                                      Differentielle Über-
                                                                                                      tragung
                                                                                                         Die gebräuchlichste Art
                                                                                                      der Signalübertragung ver-
                                                                                                      wendet eine Leitung für
                                                                                                      den Signalpegel (Single
                                                                                                      Ended), der sich auf eine
                                                                                                      Referenz bezieht, in der
                                                                                                      Regel das Massepotenti-
                                                                                                      al (Abbildung 18). Ein-
 Bild 11: Hochintegrierte Chipsets vereinfachen das                                                   streuungen auf die Sig-
 durchgängige HDMI-Konzept. (Quelle Toshiba)                                                          naleitung überlagern das
                                                                                                      Nutzsignal und verfäl-

ELVjournal 4/05                                                                                                              25
DVI, HDMI und HDCP lösen Scart, Cinch und Co. ab.
So funktioniert´s

                                              Bild 14: Das TMDS-Signal     nicht mehr von der absoluten Höhe der
                                              darf sich nur im hellgrau-   Logikpegel ab, sondern von ihrer Diffe-
                                              en Bereich befinden.         renz (typ. 700 mV). Damit ist die differen-
                                              (Quelle: DVI Test and        tielle Übertragung erheblich störsicherer
                                              Measurement Guide,
                                                                           als die „eindrähtige“.
                                              Rev. 1.0, http://www.
                                              ddwg.org/data/DVI_
                                              TM_guide_REV1.pdf)           Minimierte Anzahl von Pegelüber-
                                                                           gängen
                                                                              Wird ein Datenwort seriell übertragen,
                                                                           findet ein Pegelübergang (0→1: Anstieg,
                                                                           1→0 Abfall) immer zwischen zwei be-
                                                                           nachbarten entgegengesetzten Bits statt.
                                                                           Weil ein Pegelübergang stets mit der Ge-
                                                                           fahr einer erhöhten Fehlerhäufigkeit infol-
                                                                           ge EMI (Electromagnetical Interference)
                                                                           und erhöhtem Leistungsbedarf einhergeht,
                                                                           ist es sinnvoll, das übertragene Datenwort
                                                                           so zu codieren, dass die Anzahl der Pegel-
                                                                           übergänge möglichst klein wird. Diese
                                                                           Aufgabe erfüllt der TMDS-Encoder auf
                                                                           der Sendeseite. Empfangsseitig wird die
                                                                           Encodierung durch den inversen TMDS-
                                                                           Decoder wieder rückgängig gemacht. Ob-
                                                                           wohl die Zahl der Bits nach der Encodie-
                                                                           rung von acht auf zehn zugenommen hat,
                                                                           ist die Zahl der Übergänge gesunken.

                                                                           Das Encodierprinzip arbeitet
                                                                           zweistufig
                                                                              1. Schritt. Mit einem Encoder werden
                                                                           die Übergänge innerhalb eines Datenwor-
                   Bild 15:                                                tes verringert (transition minimizing). Der
      Das Auge ist so weit                                                 Encoder besteht aus 7 Gattern, die entwe-
           offen, dass das                                                 der eine Verknüpfung als Exclusiv-Oder
     Toleranzschema nicht                                                  (XOR: e8 = I) oder als negiertes Exclusiv-
             verletzt wird.
                                                                           Oder (XNOR: e8 = 0) (Abbildung 19) rea-
                                                                           lisieren und aus einem achtstelligen Daten-
                                                         Bild 16: Ein      wort D für den Pixelwert (d7d6d5d4d3d2d1d0)
                                                         schlechtes        das Encodierergebnis E (e8e7e6e5e4e3e2e1e0)
                                                         HDMI-Signal       erzeugen (Abbildung 20). Welche Funkti-
                                                         mit Amplitu-      on (XOR oder XNOR) sie ausüben, hängt
                                                         den- und
                                                         Phasenjitter
                                                                           davon ab, aus wie vielen Nullen und Ein-
                                                         und langen,       sen das zu codierende Datenwort D be-
                                                         unsymmetri-       steht. Im Ergebnis werden aus 8-Bit-Da-
                                                         schen An-         tenwörtern mit jeweils bis zu acht Über-
                                                         stiegs- und       gängen (einschließlich des Übergangs zwi-
                                                         Abfallzeiten      schen benachbarten Wörtern) 9-Bit-Da-
schen es damit. Bei digitalen Werten kann
somit ein „Low“ zu „High“ kippen und
umgekehrt. Dieses Problem ist elegant zu
lösen, indem das Signal S+ und seine in-
verse Kopie S- („0“→„1“, „1“→„0“) über
ein verdrilltes Leitungspaar zum Empfän-
ger geführt werden. Er bildet die Differenz
aus beiden, wodurch sich die Einstreuun-
gen kompensieren. Die Differenzspannung
wird den logischen Pegeln „0“ und „1“
zugeordnet. Der Logikwechsel hängt also

        Bild 17: Das prinzipielle Block-
schaltbild einer HDMI-Verbindung. Die
     Bilddaten werden auf drei TMDS-
       Kanälen für Rot, Grün und Blau
übertragen. Für den Takt gibt es einen
                 eigenen TMDS-Kanal.

26                                                                                                  ELVjournal 4/05
DVI, HDMI und HDCP lösen Scart, Cinch und Co. ab.
tenwörter mit maximal fünf Übergängen.
   2. Schritt. Das encodierte Datenwort
e8e7e6e5e4e3e2e1e0 wird um ein weiteres Bit
e9 erweitert. e9 hat die Aufgabe, für die
mittlere Gleichstromfreiheit des Ergebnis-
bitstroms zu sorgen (DC balancing). Das
verhindert das „Aufladen“ des Kabels (was
den Wechsel in den entgegengesetzten lo-
gischen Zustand erschweren und dadurch
Datenfehler hervorrufen würde) und er-
leichtert die Verwendung von Transfor-
matoren (die andernfalls in die Sättigung
getrieben werden könnten). Wenn bereits
durch die vorangegangenen encodierten
Worte mehr „0“-Bits als „I“-Bits übertra-
gen wurden und das aktuell encodierte
Wort E ebenfalls mehr „0“-Bits als „I“-
Bits enthält, werden alle Bits im aktuell
encodierten Wort invertiert. Der empfangs-
                                              Bild 18: Beim differentiellen Übertragungsverfahren werden Leitungsstörungen
seitige Decodierer wird durch e9=I darüber    „heraussubtrahiert“.
informiert, worauf er die sendeseitige In-
vertierung rückgängig macht. Enthält das
aktuell encodierte Wort E bereits mehr „I“-      Gleich viel „0“-Bits wie „I“-Bits: In         Die Null-Byte-Folgen bewirken Zyklen
Bits als „0“-Bits, was ja dem angenomme-      diesem Fall entscheidet das niedrigstwerti-   (in Klammern) mit einer Länge von 9 Wör-
nen Überschuss an vorangegangenen „0“-        ge Datenbit d0, ob mit XOR (d0 = I) oder      tern, die jeweils 45-mal die „I“ und 45-mal
Bits entgegenwirkt, wird E unverändert        XNOR (d0 = 0) verknüpft wird. 0I0I0I0I →      die „0“ enthalten. Bei Folgen von Bytes
übernommen. e9=0 teilt dem Decoder mit,        I00II00II, I0I0I0I0 → 0II00II00.             mit dem Dezimalwert 255 (IIIIIIIII) erge-
dass er dieses Wort einfach kopieren kann.       Wie bereits erwähnt, ist es die Aufgabe    ben sich 7-Wort-Zyklen mit 35-mal „0“
Obwohl das Codierergebnis nun zehn- statt     des zweiten Schritts, die Differenz zwi-      und 35-mal „I“. Die Zyklen sind durch die
achtstellig ist, hat die Zahl der Übergänge   schen der Gesamtzahl an „0“-Bits und „I“-     Parität von Nullen und Einsen also „ausge-
im Wort und zwischen den Wörtern abge-        Bits (und damit den mittleren Gleichanteil)   wogen“.
nommen, wie man an einigen Zahlenbei-         klein zu halten. Am „Worst Case“-Bei-            Eine exakte Beschreibung des Codier-
spielen überprüfen kann.                      spiel einer längeren Folge von „Null“- oder   algorithmus findet sich in der Spezifika-
   Der Codieralgorithmus soll an einigen      „I“-Bytes kann man ersehen, wie sich Er-      tion „Digital Visual Interface – DVI“
8-Bit-Datenwörtern demonstriert werden.       gebniswortzyklen ergeben, deren Gleich-       Rev. 1.0 vom April 1999 der Digital Dis-
Zuerst wird geprüft, wie viele „0“- oder      anteil null ist.                              play Working Group (www.ddwg.org).
„I“-Bits im Wort vorkommen.                      00000000, 00000000, 00000000,                 Als Nachteil muss man dieser TMDS-
   Es gibt nun drei mögliche Ergebnisse:      00000000, … →                                 Codierung anrechnen, dass sie unabhängig
   Mehr „0“-Bits: Codiert wird nach der          (0I00000000, IIIIIIIIII, 0I00000000,       von den Eigenschaften des übertragenen
Vorschrift e8=I (XOR), ei = ei-1 XOR di für   IIIIIIIIII, 0I00000000, IIIIIIIIII,           Bildes arbeitet. Berücksichtigt man die
1 ≤ i ≤ 7 und e0 = d0. Beispiel: I000I00I →   0I00000000, IIIIIIIIII, 0I00000000),          Ähnlichkeiten benachbarter Pixel inner-
II0000III, d. h. aus vier Übergängen sind        (0I00000000, IIIIIIIIII, 0I00000000,       halb eines Bildes in Bezug auf ihre Signal-
zwei geworden.                                IIIIIIIIII, 0I00000000, IIIIIIIIII,           werte (tonal locality), lassen sich die Pixel-
   Mehr „I“-Bits: Codiert wird nach der       0I00000000, IIIIIIIIII, 0I00000000), …        daten auf noch weniger Pegelübergänge
Vorschrift e8=0 (XNOR), ei = ei-1 XNOR di        IIIIIIII, IIIIIIII, IIIIIIII, IIIIIIII,    umcodieren. Das Verfahren dazu heißt
für 1 ≤ i ≤ 7 und und e0 = d0. Beispiel:      IIIIIIII, … →                                 „Chromatische Codierung“. Sie kann die
I0III0II → 0II0000II, aus vier Übergängen        (000000000I, IIIIIIII00, IIIIIIII00,       Zahl der 0→1- und 1→0-Übergänge um
sind drei geworden.                           000000000I, IIIIIIII00, 000000000I,           bis zu 70 % reduzieren (vergl. Cheng, Wei-
                                              IIIIIIII00),                                  Chung: „Chromatic Encoding: Chromati-
                                                 (000000000I, IIIIIIII00, IIIIIIII00,       cally Transition Minimized Differential
                                              000000000I, IIIIIIII00, 000000000I,           Signaling“, Dept. of EE Systems, Univer-
                                              IIIIIIII00), …                                sity of Southern California, 2004).

Bild 19: Durch sukzessive Verknüpfung
entsteht aus dem Datenwort D das              Bild 20: Je nachdem, ob Nullen oder Einsen im Datenwort überwiegen, wird mit
encodierte Wort E.                            XOR oder XNOR verknüpft.

ELVjournal 4/05                                                                                                                        27
DVI, HDMI und HDCP lösen Scart, Cinch und Co. ab. DVI, HDMI und HDCP lösen Scart, Cinch und Co. ab. DVI, HDMI und HDCP lösen Scart, Cinch und Co. ab. DVI, HDMI und HDCP lösen Scart, Cinch und Co. ab.
Sie können auch lesen