DVI, HDMI und HDCP lösen Scart, Cinch und Co. ab.
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So funktioniert´s DVI, HDMI und HDCP lösen Scart, Cinch und Co. ab. anzutreffen. Scart überträgt analoge Sig- zum TV-Gerät übertragen. Ist dieses ana- Alte und neue Verbindungen ... nale: RGB (Rot, Grün, Blau), FBAS (Farb- log, so war der D/A-Wandlungsschritt un- Bild-Austast-Synchron-Signal, auch engl. vermeidlich. Absurd wird es jedoch, wenn Erstaunlich lange hat sich die Scart- CVBS oder Composite Signal genannt) ein moderner, als hochauflösend apostro- Buchse (Abbildung 1) für die Audio- und oder S-Video. Eine Schaltspannung kann phierter Flachbildschirm mit digitaler An- Video-Verbindung analoger Endgeräte wie verschiedenen Zwecken dienen. Für Wie- steuerung einer festen Pixelmatrix zum TV-Gerät, Videorecorder, Sat-Receiver dergabegeräte mit YUV-Eingang (Lumi- Einsatz kommt. Dieser muss die A/D- usw. gehalten. Ende der 80er Jahre des nanz Y, Farbdifferenz-Komponenten Wandlung wieder rückgängig machen und letzten Jahrhunderts in Frankreich als pro- U=B-Y und V=R-Y) sind Wandler im evtl. eine Anpassung der waagrechten und tektionistische Maßnahme gegen den Im- Handel, die RGB in YUV umsetzen (Ab- senkrechten Pixelzahl an seine native port ausländischer Fernsehgeräte durch das bildung 2). Auch als die Signalverarbei- Auflösung vornehmen (Skalierung). „Syndicat des Constructeurs d’Appareils tung „immer digitaler“ wurde, hat dies zu Radiorécepteurs et Téléviseurs“ vorge- keiner Ablösung des „guten“ alten Scart- schlagen, hat sich die Scart-Verbindung Kabels durch eine rein digitale Alternative trotz zahlreicher Mängel europaweit durch- geführt, wodurch die Digitaltechnik ihren gesetzt und ist bis heute in Neugeräten Qualitätsvorteil bis heute gar nicht voll ausspielen konnte. Denken wir an DVB-S-C-T-Receiver (DVB: Digital Video Broadcast, SCT: Sa- tellit Cable Terrestrial) oder einen DVD- Player (DVD: Digital Versatile Disc). Hier Bild 1: Die Ära der 21-poligen Scart- wird das digitale Signalverarbeitungser- Buchse geht zu Ende. (Quelle: gebnis wieder in ein analoges Signal zu- Bild 2: Aus RGB wird www.converters.tv) rückgewandelt und mit dem Scart-Kabel YUV. (Quelle: www.converters.tv) 22 ELVjournal 4/05
DVI-Pin-Belegung 1 TMDS Daten 2- 16 Hot Plug Detect 2 TMDS Daten 2+ 17 TMDS Daten 0- 3 TMDS Daten 2/4 Abschirmung 18 TMDS Daten 0+ 4 TMDS Daten 4- 19 TMDS Daten 0/5 Abschirmung 5 TMDS Daten 4+ 20 TMDS Daten 5- 6 DDC Takt 21 TMDS Daten 5+ 7 DDC Daten 22 TMDS Takt Abschirmung 8 Analog V-Sync 23 TMDS Takt + 9 TMDS Daten 1- 24 TMDS Takt - 10 TMDS Daten 1+ C1 Analog Rot Video 11 TMDS Daten 1/3 Abschirmung C2 Analog Grün Video 12 TMDS Daten 3- C3 Analog Blau Video 13 TMDS Daten 3+ C4 Analog H-Sync 14 +5 V C5 Masse für RGB 15 Masse für +5 V u. analog H/V-Sync Bild 5: Pin-Belegung und Maße der DVI-I-Steckverbindung (Quelle teilw. Molex) Wen wundert’s, wenn dabei Schärfe, blüffenden Qualitätsgewinn. Man muss also sind DVI-I (Integrated, 29 Pins, Abbil- Farbe und Auflösung reduziert wurden. nicht unbedingt warten, bis der DVD-Markt dung 5) und DVI-D (Digital, 24 Pins, Ab- Bei den PC-Grafikkarten und -Monitoren von hochauflösenden Produktionen über- bildung 6). Während DVI-I aus Kompati- gilt das Gleiche. Eine Ausnahme bildete in schwemmt wird. Damit hat das letzte Stünd- bilitätsgründen auch die analogen RGB- den letzten Jahren der Mehrkanalton, der chen für Scart geschlagen. Heute muss Signale und die zugehörigen Sync-Impul- in höherwertigen Geräten als digitaler, se- man sich neue Abkürzungen einprägen: se „integriert“, beschränkt sich DVI-D auf rieller Datenstrom über die digitale SPDIF- DVI (Digital Visual Interface), HDMI die rein digitalen Bildsignale. Der Ton Schnittstelle (Sony/Philips Digital Inter- (High-definition Multimedia Interface) und wird nicht über die DVI-Schnittstelle trans- face, elektrisch oder optisch) an entspre- HDCP (High-bandwidth Digital Content portiert. DVI wurde von den amerikanischen chend ausgestattete Verstärker ausgege- Protection). Was es damit auf sich hat, soll Herstellern Silicon Image und Intel entwi- ben wird. in diesem Artikel in knapper Form zusam- ckelt und steht nun unter der Aufsicht der mengefasst werden. DDWG (Digital Display Working Group), einem Zusammenschluss namhafter Unter- DVI nehmen wie Silicon Image, Intel, Compaq, HP, IBM und NEC (www.ddwg.org). DVI (Digital Visual Interface) ist eine Für die hohen Datenübertragungsraten Bild 4: neue, voll digitale Schnittstellentechnolo- via DVI wird das differentielle Verfahren Das DVI-Logo gie, mit der die Wiedergabequalität digital TMDS (Transition Minimized Differen- aufbereiteter, unkomprimierter Video- tial Signaling) verwendet. Ein Adernpaar Mit dem Siegeszug der Digitaltechnik Signale für moderne, voll digitale Flach- kann damit über 1,6 GBit/s übertragen. Für ist inzwischen entlang der gesamten Über- bildschirme optimiert werden soll. Abbil- die volle Schnittstellenimplementation tragungskette von der Kamera über die dung 4 zeigt das DVI-Logo. So, wie wir (dual link) mit 6 Adernpaaren sind theore- Studio-, Speicher- und Übertragungstech- heute keine höherwertige PC-Grafikkarte tisch etwa 10 GBit/s zu erzielen. Die Länge nik bis zur hochauflösenden Wiedergabe ohne DVI-Anschluss antreffen, wird dies eines Verbindungskabels ist auf ca. 5 m im „Home Theatre“ kein analoges Signal voraussichtlich in Zukunft auch bei den begrenzt. mehr anzutreffen (Abbildung 3). Übrigens DVB-Receivern, PVRs, DVD-Playern und bringt die Wiedergabe „normaler“ DVDs Flachbildschirmen der Fall sein. HDCP über einen Player und Flachbildschirm je- Es gibt eine ganze Reihe von digitalen weils mit digitaler Schnittstelle einen ver- Video-Schnittstellen. Die gebräuchlichsten Wenn es nach dem Willen der Filmin- dustrie geht, sollen keine kopiergeschütz- ten Inhalte über die DVI-Schnittstelle flie- ßen, es sei denn, Quelle und Ziel sind für den neuen digitalen Kopierschutzstandard HDCP (High-bandwidth Digital Content Protection) eingerichtet und berechtigt. HDCP wurde von der Intel Corp. entwi- ckelt (http://www.digital-cp.com), um die Urheberrechte an den Inhalten, die über Bild 3: Einfaches HDMI-Heimkino- system (Quelle Bild 6: Pin-out der rein digitalen DVI- Molex) D-Buchse ELVjournal 4/05 23
So funktioniert´s den Geräte (anders als das Display) nicht Bild 8: mit den Entschlüsselungseinrichtungen Das „HD ready“- ausgestattet sind. In Amerika sind die vom Logo garantiert FCC (Federal Communications Commis- ein Stück Zu- kunftssicherheit. sion) vorgeschlagenen Regeln für das rechtmäßige Kopieren von Inhalten (fair- use rights) heftig umstritten. Wie HDCP im Einzelnen in Deutschland umgesetzt große Zahl von Adaptern zwischen beiden wird, ist unklar. Nur eines scheint sicher: Schnittstellen bezeugt (Abbildung 10). HDCP erschwert den Umgang mit video- Zwei zusätzliche Features von HDMI basiertem Programmmaterial, verteuert die sind die Unterstützung von CEC (Consu- Endgeräte und wird bald nach der allge- mers Electronics Control) und DDC (Dis- Bild 7: Beim DVD-Player Denon meinen Einführung „geknackt“ sein. play Data Channel). CEC basiert auf dem DVD 1919 weiß man, woran man ist. In Europa hat die EICTA (European „AV link“-Protokoll und erlaubt die Nut- Information, Communications & Consu- zung einer gemeinsamen Fernbedienung mer Electronics Technology Industry As- für mehrere HDMI-Quellen wie DVD- eine DVI-Verbindung transportiert werden, sociation) Kriterien für HDTV-Geräte auf- Player, DVB-Receiver etc. Mit DDC kann zu schützen. HDCP zwingt die Geräte- gestellt, die das „HD ready“-Logo tragen die Quelle via I2C-Kommunikation die industrie dazu, den Wünschen der Inhalte- dürfen und ihren Käufern dadurch ein Stück Eigenschaften der Senke abfragen. So könn- anbieter zu folgen. Die Hersteller müssen Zukunftssicherheit garantieren. Dies war te z. B. ein DVD-Player sein Ausgabefor- ihre Geräte mit lizenzierten Schlüsseln auch dringend notwendig, da viele der ak- mat selbsttätig an die Auflösung des Dis- ausstatten, um den Empfang und die Dar- tuell in den Märkten angebotenen Geräte plays anpassen. Abbildung 11 zeigt das stellung der Bilder auf einem Display zu irreführend mit einem „HDTV“-Schrift- Blockdiagramm einer durchgängig auf ermöglichen. Eine Lizenz erhält ein Her- zug werben, aber nicht die entsprechende HDMI beruhenden Anlagenkonzeption steller nur dann, wenn er sich verpflichtet, Auflösung und oft genug nicht einmal ei- (Quelle Toshiba). Markierungen im Inhaltssignal auszuwer- ten, die das Speichern oder Wiederversen- HDMI-Pin-Belegung den des Inhalts beschränken. HDCP-kon- 1 TMDS Daten 2+ 11 TMDS Takt Abschirmung forme digitale Schnittstellen sollten mit 2 TMDS Daten 2 Abschirmung 12 TMDS Takt - einem entsprechenden Hinweis versehen 3 TMDS Daten 2- 13 CEC sein, um Verbindungsprobleme zu ver- 4 TMDS Daten 1+ 14 nicht verwendet meiden. Ein Beispiel zeigt Abbildung 7, 5 TMDS Daten 1 Abschirmung 15 DDC Takt (SCL) der DVI-D-Ausgang des Denon DVD- 6 TMDS Daten 1- 16 DDC Daten (SDA) Players DVD 1910 ist als kopiergeschützt 7 TMDS Daten 0+ 17 DDC/CEC Masse 8 TMDS Daten 0 Abschirmung 18 +5 V gekennzeichnet. 9 TMDS Daten 0- 19 Hot Plug Detect Beim Urheberrechtsschutz durch HDCP 10 TMDS Takt + wirken drei Elemente zusammen. In den HDCP-Spezifikationen Rev. 1.1 liest sich das so: „… Jedes Element spielt innerhalb nen digitalen Eingang für HDTV-Signale Es gibt inzwischen zwei Typen der des Systems eine genau bezeichnete Rolle. haben. HDMI-Schnittstelle: HDMI Typ A mit An erster Stelle steht das Authentifizie- Mit dem „HD-ready“-Logo (Abbil- 19 Pins für max. 5 GBit/s (Abbildung 12) rungsprotokoll, durch das der HDCP-Sen- dung 8) wird dem Käufer zugesichert, dass und 15 m Kabellänge und HDMI Typ B der verifiziert, ob der HDCP-Empfänger das Display mit 29 Pins für höhere Video-Datenraten. für den Empfang des HDCP-Inhalts lizen- 1. mindestens eine nominale Auflösung Typ B ist zwar definiert, aber in der Praxis ziert ist. Wenn der Receiver sich legiti- von 720 Zeilen aufweist, die HDTV- (noch?) nicht anzutreffen. miert hat, wird der verschlüsselte Inhalt Formate 720p (1280 x 720 progressive) Die Pixelfrequenz liegt bei Typ A zwi- zwischen den beiden Geräten auf der und 1080i (1920 x 1080 interlaced) mit schen 25 und 165 MHz (Typ B bis 330 MHz) Grundlage geheimer Verabredungen über- jeweils 50 und 60 Hz unterstützt, mit bis zu 24 Bit/Pixel. Die Abtastmuster tragen. Die Entschlüsselung findet dann 2. mindestens einen digitalen DVI- oder sind für RGB 4:4:4 und YUV 4:2:2 oder im Receiver statt. Dadurch wird das ,Be- HDMI-Eingang und 4:4:4. HDMI unterstützt komprimierte lauschen‘ durch andere Empfänger zur 3. einen analogen HDTV-fähigen YUV- Audioformate wie Dolby Digital, Dolby Nutzung des Inhalts verhindert. Falls die Komponenten-Eingang hat und Digital EX, DTS und DTS EX und 1 bis legitimierten Geräte dennoch ,ausgespäht‘ 4. HDCP unterstützt. 8 unkomprimierte Audio-Datenströme werden sollten, um die HDCP-Inhalte un- mit Bitraten von 48, 96 oder 192 kHz, berechtigt zu nutzen, kann der HDCP-Sen- HDMI alternativ auch komprimierte Mehrkanal- der durch die Wiederholung der Authen- Datenströme mit 32, 44,1, 48, 88,2, 176,4 tifizierungsprozedur die ausgespähten Eine Schwäche von DVI ist, dass man oder 192 kHz. Geräte an der Übertragung der HDCP- für das digitale Audio-Signal eine eigene Zusammenfassend ist festzuhalten: Inhalte hindern. Wird das Signal über ei- Verbindung herstellen muss. Mit HDMI nen analogen Ausgang (z. B. YUV oder (High-definition Multimedia Interface, Ab- FBAS) parallel zum digitalen ausgegeben, bildung 9) ist dies vorbei. Es leitet auch die muss dieser durch den Content-Anbieter digitalen Signale für bis zu 8 Ton-Kanäle beeinflussbar sein (abschalten, Auflösung zum digitalen Sound-Prozessor. Das erleich- reduzieren …).“ tert natürlich die Verkabelung einer Anlage. Das Anfertigen digitaler Kopien ist bei Ansonsten ist HDMI zu DVI hundertpro- Bild 9: Dieses Logo signalisiert „state HDCP nicht möglich, da die aufnehmen- zentig abwärtskompatibel, was auch die of the art“. 24 ELVjournal 4/05
Bild 10: Compliance Test Specification 1.0 Ein DVI-D- (CTS) erforderlich. Damit kann man Kuppler auf vom Idealzustand „Plug & Play“ aus- HDMI-Stecker gehen. Die Prozedur ist in Abbil- dung 13 schematisch dargestellt. Die Gebühren für die Lizenzierung betra- gen 15.000 US-$/a und zwischen 0,15 und 0,04 US-$/Gerät. Details kann man unter http://www.hdmi.org/ manufacturer/terms.asp nachlesen. HDMI vereint die unkomprimierte Über- Augen auf! tragung von hochauflösendem Video bis Das kritischste Merkmal für die zu 1080p (1920 x 1080 Pixel, progressiv) Signalqualität „über alles“ ist die Öff- und Vielkanal-Audio, Steuerung sowie di- nung des „Auges“, das sich ergibt, Bild 13: Nur nach erfolgreich bestandener gitalen Kopierschutz unter einer Schnitt-wenn die Ausgangssignale abschnitts- Zertifizierungsprozedur darf das HDMI-Logo stelle. weise synchron übereinander ge- auf ein Gerät. schrieben werden. Bei einem idea- Zertifizierung len Signal sind die Anstiegs- und Abfall- zeiten null sowie Phase und Amplitude Empfehlung Wenn Produkte unterschiedlicher Her- konstant und nicht verrauscht. Das Auge Wer heute vor der Anschaffung neuen steller das HDMI-Zeichen tragen, sollte ist dann ein scharf umrandetes Rechteck Equipments für hochauflösendes Fernse- mit maximaler Fläche. In der hen steht, sollte unbedingt darauf achten, Praxis ist es durch die genann- dass die Geräte über eine digitale Schnitt- ten Einflüsse mehr oder weni- stelle (DVI oder HDMI) und damit über ger geschlossen. Dabei darf ein Zukunftssicherheit verfügen. Idealerweise gewisses Toleranzschema (Ab- werden alle Geräte mit HDMI ausgestattet bildung 14) nicht verletzt wer- sein, aber auch der gemischte Betrieb macht den. Abbildung 15 zeigt das laut der HDMI Licensing, LLC, keine Prob- Ausgangssignal eines TMDS- leme (sofern beide Schnittstellenarten Senders, welches eine ausrei- HDCP-geschützt sind). Geräte mit dem chend weite Augenöffnung „HD ready“-Logo und hochwertige Ver- besitzt. In Abbildung 16 dage- bindungskabel sollten eigentlich gravie- gen weisen die weiß gefärbten rende Fehlkäufe ausschließen. Teile des Augendiagramms darauf hin, wo das Toleranz- Was ist TMDS? schema verlassen wurde. Man darf nicht vergessen, Für DVI und HDMI ist wegen der riesi- dass am Ausgang eines min- gen Datenmengen, die zwischen Quelle derwertigen HDMI-Anschluss- und Senke transportiert werden müssen, Bild 12: Pin-Belegung und Maße der HDMI- kabels (hohe Dämpfung, Über- ein sicheres, schnelles und verlustleistungs- Steckverbindung (Quelle teilw. Molex) sprechen, zu lang, schlechte armes Übertragungsverfahren zwingend Impedanzanpassung …) ein erforderlich (Abbildung 17). Ein vom ame- dies die Gewähr für ein problemloses Zu- nicht konformes Signal auftreten kann, rikanischen Hersteller Silicon Image ent- sammenspiel sein. Für die Berechtigung obwohl die Quelle alle Anforderungen er- wickelter Übertragungsstandard dafür ist zum Führen des Logos ist nämlich das füllt. Die Nagelprobe wäre also die „Au- TMDS. TMDS steht für „Transition Mini- erfolgreiche Bestehen einer gründlichen genmessung“ am Ende des Display-An- mized Differential Signaling“, was so viel Zertifizierungsprozedur nach der HDMI schlusskabels. heißt wie „Differentielle Übertragung mit minimierter Anzahl von (Pegel-) Übergängen“. Was kann man sich darun- ter vorstellen? Differentielle Über- tragung Die gebräuchlichste Art der Signalübertragung ver- wendet eine Leitung für den Signalpegel (Single Ended), der sich auf eine Referenz bezieht, in der Regel das Massepotenti- al (Abbildung 18). Ein- Bild 11: Hochintegrierte Chipsets vereinfachen das streuungen auf die Sig- durchgängige HDMI-Konzept. (Quelle Toshiba) naleitung überlagern das Nutzsignal und verfäl- ELVjournal 4/05 25
So funktioniert´s Bild 14: Das TMDS-Signal nicht mehr von der absoluten Höhe der darf sich nur im hellgrau- Logikpegel ab, sondern von ihrer Diffe- en Bereich befinden. renz (typ. 700 mV). Damit ist die differen- (Quelle: DVI Test and tielle Übertragung erheblich störsicherer Measurement Guide, als die „eindrähtige“. Rev. 1.0, http://www. ddwg.org/data/DVI_ TM_guide_REV1.pdf) Minimierte Anzahl von Pegelüber- gängen Wird ein Datenwort seriell übertragen, findet ein Pegelübergang (0→1: Anstieg, 1→0 Abfall) immer zwischen zwei be- nachbarten entgegengesetzten Bits statt. Weil ein Pegelübergang stets mit der Ge- fahr einer erhöhten Fehlerhäufigkeit infol- ge EMI (Electromagnetical Interference) und erhöhtem Leistungsbedarf einhergeht, ist es sinnvoll, das übertragene Datenwort so zu codieren, dass die Anzahl der Pegel- übergänge möglichst klein wird. Diese Aufgabe erfüllt der TMDS-Encoder auf der Sendeseite. Empfangsseitig wird die Encodierung durch den inversen TMDS- Decoder wieder rückgängig gemacht. Ob- wohl die Zahl der Bits nach der Encodie- rung von acht auf zehn zugenommen hat, ist die Zahl der Übergänge gesunken. Das Encodierprinzip arbeitet zweistufig 1. Schritt. Mit einem Encoder werden die Übergänge innerhalb eines Datenwor- Bild 15: tes verringert (transition minimizing). Der Das Auge ist so weit Encoder besteht aus 7 Gattern, die entwe- offen, dass das der eine Verknüpfung als Exclusiv-Oder Toleranzschema nicht (XOR: e8 = I) oder als negiertes Exclusiv- verletzt wird. Oder (XNOR: e8 = 0) (Abbildung 19) rea- lisieren und aus einem achtstelligen Daten- Bild 16: Ein wort D für den Pixelwert (d7d6d5d4d3d2d1d0) schlechtes das Encodierergebnis E (e8e7e6e5e4e3e2e1e0) HDMI-Signal erzeugen (Abbildung 20). Welche Funkti- mit Amplitu- on (XOR oder XNOR) sie ausüben, hängt den- und Phasenjitter davon ab, aus wie vielen Nullen und Ein- und langen, sen das zu codierende Datenwort D be- unsymmetri- steht. Im Ergebnis werden aus 8-Bit-Da- schen An- tenwörtern mit jeweils bis zu acht Über- stiegs- und gängen (einschließlich des Übergangs zwi- Abfallzeiten schen benachbarten Wörtern) 9-Bit-Da- schen es damit. Bei digitalen Werten kann somit ein „Low“ zu „High“ kippen und umgekehrt. Dieses Problem ist elegant zu lösen, indem das Signal S+ und seine in- verse Kopie S- („0“→„1“, „1“→„0“) über ein verdrilltes Leitungspaar zum Empfän- ger geführt werden. Er bildet die Differenz aus beiden, wodurch sich die Einstreuun- gen kompensieren. Die Differenzspannung wird den logischen Pegeln „0“ und „1“ zugeordnet. Der Logikwechsel hängt also Bild 17: Das prinzipielle Block- schaltbild einer HDMI-Verbindung. Die Bilddaten werden auf drei TMDS- Kanälen für Rot, Grün und Blau übertragen. Für den Takt gibt es einen eigenen TMDS-Kanal. 26 ELVjournal 4/05
tenwörter mit maximal fünf Übergängen. 2. Schritt. Das encodierte Datenwort e8e7e6e5e4e3e2e1e0 wird um ein weiteres Bit e9 erweitert. e9 hat die Aufgabe, für die mittlere Gleichstromfreiheit des Ergebnis- bitstroms zu sorgen (DC balancing). Das verhindert das „Aufladen“ des Kabels (was den Wechsel in den entgegengesetzten lo- gischen Zustand erschweren und dadurch Datenfehler hervorrufen würde) und er- leichtert die Verwendung von Transfor- matoren (die andernfalls in die Sättigung getrieben werden könnten). Wenn bereits durch die vorangegangenen encodierten Worte mehr „0“-Bits als „I“-Bits übertra- gen wurden und das aktuell encodierte Wort E ebenfalls mehr „0“-Bits als „I“- Bits enthält, werden alle Bits im aktuell encodierten Wort invertiert. Der empfangs- Bild 18: Beim differentiellen Übertragungsverfahren werden Leitungsstörungen seitige Decodierer wird durch e9=I darüber „heraussubtrahiert“. informiert, worauf er die sendeseitige In- vertierung rückgängig macht. Enthält das aktuell encodierte Wort E bereits mehr „I“- Gleich viel „0“-Bits wie „I“-Bits: In Die Null-Byte-Folgen bewirken Zyklen Bits als „0“-Bits, was ja dem angenomme- diesem Fall entscheidet das niedrigstwerti- (in Klammern) mit einer Länge von 9 Wör- nen Überschuss an vorangegangenen „0“- ge Datenbit d0, ob mit XOR (d0 = I) oder tern, die jeweils 45-mal die „I“ und 45-mal Bits entgegenwirkt, wird E unverändert XNOR (d0 = 0) verknüpft wird. 0I0I0I0I → die „0“ enthalten. Bei Folgen von Bytes übernommen. e9=0 teilt dem Decoder mit, I00II00II, I0I0I0I0 → 0II00II00. mit dem Dezimalwert 255 (IIIIIIIII) erge- dass er dieses Wort einfach kopieren kann. Wie bereits erwähnt, ist es die Aufgabe ben sich 7-Wort-Zyklen mit 35-mal „0“ Obwohl das Codierergebnis nun zehn- statt des zweiten Schritts, die Differenz zwi- und 35-mal „I“. Die Zyklen sind durch die achtstellig ist, hat die Zahl der Übergänge schen der Gesamtzahl an „0“-Bits und „I“- Parität von Nullen und Einsen also „ausge- im Wort und zwischen den Wörtern abge- Bits (und damit den mittleren Gleichanteil) wogen“. nommen, wie man an einigen Zahlenbei- klein zu halten. Am „Worst Case“-Bei- Eine exakte Beschreibung des Codier- spielen überprüfen kann. spiel einer längeren Folge von „Null“- oder algorithmus findet sich in der Spezifika- Der Codieralgorithmus soll an einigen „I“-Bytes kann man ersehen, wie sich Er- tion „Digital Visual Interface – DVI“ 8-Bit-Datenwörtern demonstriert werden. gebniswortzyklen ergeben, deren Gleich- Rev. 1.0 vom April 1999 der Digital Dis- Zuerst wird geprüft, wie viele „0“- oder anteil null ist. play Working Group (www.ddwg.org). „I“-Bits im Wort vorkommen. 00000000, 00000000, 00000000, Als Nachteil muss man dieser TMDS- Es gibt nun drei mögliche Ergebnisse: 00000000, … → Codierung anrechnen, dass sie unabhängig Mehr „0“-Bits: Codiert wird nach der (0I00000000, IIIIIIIIII, 0I00000000, von den Eigenschaften des übertragenen Vorschrift e8=I (XOR), ei = ei-1 XOR di für IIIIIIIIII, 0I00000000, IIIIIIIIII, Bildes arbeitet. Berücksichtigt man die 1 ≤ i ≤ 7 und e0 = d0. Beispiel: I000I00I → 0I00000000, IIIIIIIIII, 0I00000000), Ähnlichkeiten benachbarter Pixel inner- II0000III, d. h. aus vier Übergängen sind (0I00000000, IIIIIIIIII, 0I00000000, halb eines Bildes in Bezug auf ihre Signal- zwei geworden. IIIIIIIIII, 0I00000000, IIIIIIIIII, werte (tonal locality), lassen sich die Pixel- Mehr „I“-Bits: Codiert wird nach der 0I00000000, IIIIIIIIII, 0I00000000), … daten auf noch weniger Pegelübergänge Vorschrift e8=0 (XNOR), ei = ei-1 XNOR di IIIIIIII, IIIIIIII, IIIIIIII, IIIIIIII, umcodieren. Das Verfahren dazu heißt für 1 ≤ i ≤ 7 und und e0 = d0. Beispiel: IIIIIIII, … → „Chromatische Codierung“. Sie kann die I0III0II → 0II0000II, aus vier Übergängen (000000000I, IIIIIIII00, IIIIIIII00, Zahl der 0→1- und 1→0-Übergänge um sind drei geworden. 000000000I, IIIIIIII00, 000000000I, bis zu 70 % reduzieren (vergl. Cheng, Wei- IIIIIIII00), Chung: „Chromatic Encoding: Chromati- (000000000I, IIIIIIII00, IIIIIIII00, cally Transition Minimized Differential 000000000I, IIIIIIII00, 000000000I, Signaling“, Dept. of EE Systems, Univer- IIIIIIII00), … sity of Southern California, 2004). Bild 19: Durch sukzessive Verknüpfung entsteht aus dem Datenwort D das Bild 20: Je nachdem, ob Nullen oder Einsen im Datenwort überwiegen, wird mit encodierte Wort E. XOR oder XNOR verknüpft. ELVjournal 4/05 27
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