ÜBERLEBEN(S) KUNST 201712
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Zeitschrift der HochschülerInnenschaft an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien 2017 12 ÜBERLEBEN(S) KUNST 1 qu[art]
EDITORIAL (Überlebens)KUNST KUNST studieren - Studieren als KUNST - Überleben als KUNST Ein provokanter Titel? Vielleicht doch gar nicht zu weit hergeholt, schaffen es immerhin mittlerweile selbst etablierte politische Parteien nicht mehr von einer bis zur nächsten Wahl zu überleben. Auch den mehr als 3000 Kunststudierenden der mdw stellt sich vielleicht die Frage: Studieren wir eigentlich noch KUNST? Oder ist es nicht viel eher die KUNST, das Studium zu absolvieren und sich anschließend als Künstler_in zu etablieren? Um noch einmal zur Politik zurückzukehren: Kunst- und Kulturpolitik wurde während des Wahlkampfs der Nationalratswahl und wird insbesondere auch bei den laufenden Regierungsverhandlungen nicht wirklich groß geschrieben - ehrlich gesagt eher sehr klein, wenn überhaupt. Bezeichnend dafür ist auch, dass die qu[art]-Redaktion eine geplante Gegenüberstellung der Ideen zur Kunst- und Kulturpolitik aller neu gewählten Parlamentsparteien mangels Antworten auf- schieben musste. Doch wir bleiben dran und widmen uns diesem Aspekt hoffent- lich in der nächsten Ausgabe. Spannend bleibt es nämlich auf jeden Fall.Von der KUNST aktive Kunst- und Kulturpolitik zu betreiben also hin zur (Überlebens-) KUNSt, der wir uns in, um und nach unserem Studium stellen. Viel Spaß beim Durchblättern, Hängenbleiben, Durchlesen und Nachdenken! Sollte nebenbei auch etwas Weihnachtsstimmung möglich sein, dann nur zu - immerhin scheint es auch eine Kunst zu sein, in den richtigen Momenten abschalten und genießen zu können. Schöne Weihnachtsferien, ein erfolgreiches Durchstarten ins Jahr 2018 und bis bald – eure qu[art]-Redaktion 2 qu[art]
Inhalt 4 18 2 Editorial 4 Interview mit Aleksey Igudesman 11 Studienplatzfinanzierung für ,Dummies’ 14 Kolumne: Oh tempora, oh mores 15 Studieren als Überlebenskunst? 14 Weniger Anwesenheitspflicht - höhere Eigenverantwortung 18 hmdw-Klausur in Payerbach 20 AKG - was ist das? IMPRESSUM Herausgeber, Eigentümer, Medieninhaber: Hochschüler_inne nschaft an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, Für den Inhalt verantwortlich: Vorsitz der hmdw: Anton von Webern-Platz 1, A-1030 Wien T 01/711 55/8901 F 01/711 55/8999 e-mail: hmdw-presse@mdw.ac.at Internet: www.hmdw.ac.at Konto: ERSTE Bank, BIC: GIBAATWWXXX, IBAN: AT502011182237636000 Redaktion: Benedikt Blaschek und Martina Helfenschneider Layout und Satz: nikagestaltet e.U. Onlineversion: www.hmdw.ac.at Cover Foto: www.fotolia.com Alle namentlich gekennzeichneten Artikel müssen nicht die Meinung der hmdw widerspiegeln. Terminangaben ohne Gewähr. Offenlegung nach Mediengesetz: Das qu[art] ist die aktuelle Information für Studierende an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Anmerkung: Selbstverständlich bezieht sich die gewählte Genderform immer auf beide Geschlechter. Die Redaktion behält sich das Recht auf redaktionelle Bearbeitung von Manuskripten vor. Zur Schonung der Ressourcen versuchen wir die quart Zeitung nur einmal pro Haushalt zuzustellen. Weitere Exemplare, falls nötig, sind im hmdw Büro abholbereit. 3 qu[art]
Aleksey Igudesman Ein Interview mit dem Initiator von Music Traveler „Search, book and play“ - ein Service für Musiker_innen, die auf der Suche nach Übungsräumen sind. TEXT Benedikt Blaschek - FOTOS Music Traveler 5 qu[art]
INTERVIEW QUART: Seit wann gibt es Music Traveler und wann und der perfekte Ort dafür wäre. Wir haben auch recht bald wie ist die Idee dazu entstanden? das Glück gehabt, von der Wirtschaftsagentur der Stadt AI: Die Idee hatte ich dazu bei einem Spaziergang im Wien eine Förderung dafür zu bekommen. Ich habe recht Stadtpark mit meiner damaligen Partnerin. Sie ist Pianistin bald meine Co-Founder an Bord genommen, Dominik und wenn wir unterwegs waren, was häufig der Fall war, Joelsohn, der als Head of Operations alles überblickt und war es immer wieder ein Problem für sie ein Übungszim- Julia Rhee: Sie hat selber an der mdw Klavier und später mer zu finden. Genauso ist es mit meinem musikalischen Business studiert und arbeitet nun in New York, hat schon Partner Hyung-ki Joo, der ebenfalls Probenzimmer mit mehrere Firmen aufgebaut und war extrem begeistert von einem passenden Klavier sucht. Außerdem brauchen der Idee, denn es wäre genau die Idee, die sie als Musike- Ensembles oft mehr oder weniger leere Räume, um zu rin gesucht hat. Wir haben in Wien nun begonnen, sind proben. Ich habe mir gedacht, ich mache eine facebook- darüber sehr froh und warten auf Feedback. Wir haben Seite und schaue, ob vielleicht verschiedene Personen schon Buchungen verzeichnet und suchen besonders für ihre Räume anbieten. Gleichzeitig dachte ich, dass das mdw-Studierende praktische Räume. Das Wichtige ist explodieren würde. Dann habe ich angefangen zu natürlich auch der Preis, ganz klar! Wir basteln außerdem recherchieren und bemerkt, dass es so etwas nicht gibt: an „Promotional Codes“ speziell für mdw-Angehörige. Eine ganz simple Seite, auf der Als Student an der mdw weiß ich, wie eng trotz Verbesserun- man ein Zimmer mit Instru- gen und aller Bemühungen zur weiteren Verbesserung die ment buchen kann. Und dabei wäre es so Übesituation an der Uni ist. Die hmdw versucht ebenfalls logisch, dass es sowas gibt - es gibt es für Büros, „AirBnB“ mit Übeboxen im Büro in der Neulinggasse eine kleine für Übernachtungen, „Uber“ für Taxifahrten, aber für Erweiterung zu bieten, aber die hmdw allein kann frei- uns Musiker gibt es in der Sharing Economy sehr wenig. lich allein den Bedarf nicht decken. Wie sieht eigentlich die Da hab ich mir gedacht: Eine Plattform, die wirklich für aktuelle Situation Herbst 2017 aus? Wo steht Music Traveler uns Musiker und gleichzeitig auch für Musikliebhaber da in seiner Entwicklung speziell in Wien? ist, wäre doch erstens eine Marktlücke und zweitens eine Wir haben schon circa 50 Standorte. Speziell den Bereich Sache, die uns das Leben viel einfacher macht. Ich hab um den mdw-Standort Webernplatz haben wir versucht zu angefangen mit ein paar Leuten darüber zu reden. Alle bedienen. Zum Beispiel gibt es einen Ort, nur 5 Gehmi- Musiker und Musikbegeisterte davon fanden es gleich nuten von hier entfernt, mit einigen sehr guten Räumen. super. Ich glaube es gibt sehr viele Musiker, die davon Dort gibt es ein Zimmer mit einem schönen großen Bos- Gebrauch machen möchten, sobald sie verstanden haben, ton-Flügel und auch Räume, in denen man Performances wie einfach es ist. Für mich ist es auch wichtig, dass die machen kann. Der ist groß genug, um z.B. Durchläufe o.ä. Möglichkeit jederzeit und überall spielen zu können auch zu machen und so ein Raum kostet dort momentan nur für Musikliebhaber besteht, die vielleicht kein (gutes) Ins- 20€ die Stunde. D.h. wenn man sagt: „Hey, wo machen trument haben. Den größten Sinn wird es dann natürlich wir spontan ein Konzert?“ - Einfach dort buchen! Wo- machen, wenn es dieses Angebot überall auf der Welt gibt, anders kostet so eine Location ein Vielfaches davon und aber man muss so etwas irgendwo beginnen. Deshalb habe es geht nie so leicht. Die Idee hinter Music Traveler ist ja: ich mir gedacht, dass Wien als Welthauptstadt der Musik Man schaut was es gibt, man bucht per Knopfdruck und 6 qu[art]
bekommt die Buchung so bald wie möglich bestätigt, oder Woche weg - wo soll ich üben? Dieses Problem, das man bei manchen Räumen sogar unbestätigt sofort. Ich selbst als Musiker hat, wollen wir aus der Welt schaffen. Man soll bin als Co-Founder auch als Host dabei! Ich hab einen sich in Ruhe die Flugtickets buchen können und erst „last tollen Steinway-Flügel bei mir zu Hause und der wird im minute“ entscheiden, wo man dann probt. Oder sagen wir, Moment sehr oft gebucht. Ich bin in der Annagasse, zent- ich hab an der mdw eine Stunde um fünf Uhr und einen ral, ganz in der Nähe der Seilerstätte zuhause. Zahnarzttermin vorher um zwei und dazwischen möcht‘ Also: Wir haben viele Räume, wollen aber noch viel mehr ich ein Stündchen üben. Wenn man dann ein Zimmer um haben!Wir sind konstant in Gesprächen, wir haben bald ein paar Euro findet, ist es das Geld auch wert. Einerseits Band-Proberäume online, weil wir nicht nur für die Klas- ist es schwierig als Student, wenn man auch noch Geld sik da sein wollen, sondern für alle Musiker, d.h. es sollen bezahlen muss fürs Proben, andererseits ist die Motivation auch Percussion-Übungsräume kommen, die ebenfalls noch größer, wenn man ein gutes Instrument hat und nicht so leicht zu finden sind. Das ist der Stand momen- dann auch fokussiert üben sollte, wenn man schon dafür tan. Wir wollen außerdem so bald wie möglich in anderen bezahlt. Das bringt etwas. Weiters gibt es noch einen sehr Bundesländern starten, sind dazu in Gesprächen und schönen sozialen Aspekt bei Music Traveler: Privatpro- hoffen in ein bis zwei Monaten in Graz, in Innsbruck, in beräume sind eine sehr schöne Sache für den Host! Die Linz und Salzburg zu sein. Türen aufzumachen für andere Musiker, eigentlich egal, ob sie jung oder älter sind, ist wirklich schön! Anfangs Die Ziele von dem Projekt Music Traveler sind, wie man hab ich mich noch gefragt, ob mich das dann stören wird, schon heraushört, Expansion in Österreich, als auch inter- wenn jemand auf meinem Instrument übt, aber es ist über- national. Wie du schon erwähnt hast, lebt deine Co-Founde- haupt nicht so. Ich bekomme eine spontane Anfrage, dann rin in New York. Stellt diese Riesenmetropole nicht auch eine kommt jemand, um 1-2 Stunden zu üben und es ist extrem besondere Chance für das Projekt dar? schön, Musik ins Haus zu lassen. Natürlich! Es werden noch viel mehr Optionen offen sein - Jetzt stellt sich mir natürlich die folgende Frage: Ich hab ein New York, London und Berlin Klavier zu Hause, wie kann ich meinen Proberaum anbie- wollen wir sobald wie möglich ten? Was ist dazu erforderlich? „erobern“. Eigentlich nicht viel. Man muss nicht mal ein Instrument Natürlich müssen wir die Proberäume dort erst finden, sie haben, um ehrlich zu sein. Einfach nur einen Raum. Es an Bord holen und sie davon überzeugen, dass das eine geht darum, dass es Räume gibt, die für Musiker verfügbar tolle Sache ist. Das machen wir. Wir sind überall aktiv und sind. Man hat beispielsweise einen Raum, in dem man ein wie bei jedem Start-up sind wir auf der Suche nach mehr Quartett üben lassen kann – perfekt! Natürlich: Mit Kla- Geld für Expansion. Obwohl wir der Wirtschaftsagentur vier ist es auch interessant. Als Host kann man sich einfach sehr dankbar für ihre Förderung sind! Bei einem Start-up einschreiben auf der Homepage, ein paar Fotos hochladen, ist es wie immer eng, wie es sich gehört. (lacht) Aber wir man definiert selbst den Preis und fertig. Eine automati- sind sehr zuversichtlich, dass es klappt. Der Punkt ist ja: sche Versicherung ist bei jeder Buchung dabei. Ein Euro Man ist eine Woche in New York oder hat irgendwo eine gilt als Versicherung und damit ist jedes Instrument auto- Performance und denkt sich: Na toll, jetzt bin ich eine matisch bis zu 100.000 Euro versichert, was natürlich sehr 7 qu[art]
wichtig für alle privaten Anbieter ist, falls etwas passiert. ben, viel mit Hans Zimmer zusammengearbeitet. Viele Bis zu ein paar tausend Euro ist man auch versichert, wenn meiner Kompositionen erscheinen bei „Universal Edition“, ein Glas kaputt geht o.ä., das ist auch wichtig für uns, dass von Solostücken für Geige über Duette in verschiedenen es in dem Fall eine Absicherung gibt und dass kein Scha- Stilen, die oft gespielt werden bis hin zu Orchesterwerken den entsteht. (u.a. Auftragswerke für das Tonhalle Orchester Zürich). Ich bezeichne mich gerne als Chamäleon (lacht). Ich habe Das wäre schon meine nächste Frage gewesen. Die rechtliche auch schon TV-Serien gemacht („Du Kunst mich“ u.a.) Seite spielt natürlich auch eine Rolle. und arbeite an neuen Produkten für den ORF. Aktuell Ja, natürlich. arbeiten wir auch an kleinen lustigen Clips für Music Tra- veler mit unserem tollen Advisory Board (Anm.: Fachli- Euer Konzept klingt sehr durchdacht und sehr einfach. Ist es cher Beirat). Wir haben das Glück, ein tolles Team zu sein wirklich so leicht umsetzbar für die User_innen? - es sind nämlich auch andere wunderbare Musiker dabei Es ist alles sehr einfach und das Wichtigste für uns ist, dass wie Sabina Hasanova, die auch hier an der mdw studiert wir immer mehr Instrumentarium anbieten können und hat. Sie spielt aktiv mit dem „Trio KlaViS“ (Anm.: Trio aus dass Leute anfangen, Music Traveler auszuprobieren. Wie Klavier, Violine und Saxophon) im Musikverein. Unser gesagt, wir schauen, dass wir Räume haben, die günstig Advisory Board war für mich sehr einfach zusammen- sind für die Studierenden. Ich finde, man muss es mal zustellen, weil sobald ich die Idee hinter Music Traveler probieren, um zu sehen, wie es funktioniert. Wir erbitten erwähnt hatte, haben alle Musiker gesagt: „Wow, klingt toll, auch feedback darüber, wie etwas vielleicht noch anders wie kann ich helfen?“ Wir haben einige Musiker dafür gemacht gehört, denn wir sind konstant daran interessiert begeistern können, für uns Videos zu machen und bei ver- uns zu verbessern. schiedenen Angelegenheiten zu helfen, u.a. auch Leute mit „großen Namen“, die auch hinter Music Traveler stehen Man kann auf der Homepage buchen. Gibt es auch eine App und teilweise auch investiert haben, wie Hans Zimmer, fürs Smartphone? Billy Joel, Sean Lennon und John Malkovich. Ja, für iOS und für Android ist die App gerade neu er- schienen. Das klingt nach einem sehr bewegten und interessanten, ab- wechslungsreichen Künstlerleben. Zu den Personen im Hintergrund hast du schon etwas er- Das stimmt. Im Moment stehe ich auf und denke mir, wie wähnt, hast deine Co-Founder_innen Dominik und Julia ich das alles mit meinen 10.000 Sachen schaffen soll. erwähnt. Nun würde mich auch dein persönlicher Hintergrund Aber natürlich hab ich ein ganz interessieren. tolles Team hinter mir, das mir Ich habe hier in Wien an der MUK Geige und Kompo- hilft. sition studiert. Zurzeit bin ich sehr viel unterwegs mit Gleichzeitig stehe ich auf und meditiere erstmal (lacht), „Igudesman & Joo“ und mache Vieles im theatralischen, bevor ich überhaupt erst irgendwas anfange, um etwas humoristischen Bereich und schreibe auch sehr viel Musik. Ruhe zu haben. Tja, und dann ist der Tag schon ein Ritt. Ich habe für „Hollywood“ geschrieben und mitgeschrie- (lacht) Im Moment funktioniert das, weil ich ein kreatives 8 qu[art]
und tolles Team habe. Erfreulicherweise helfen Leute auch gewählt, Kalifornien und viele große Städte haben anders gerne ohne etwas dafür zu verlangen, weil sie an deine Idee gewählt! Und kulturelles Interesse ist ja noch da. Wie viel glauben. Gleichzeitig bin ich auch immer für diese Leute Geld jetzt vom Staat kommt, ist immer „die“ Frage und wir da. Eigentlich geht es ja bei Music Traveler genau darum! haben in Österreich trotzdem das Glück, dass die Men- schen trotzdem verstehen, wie wichtig die Kultur ist – egal wer regiert – und zwar nicht nur im Sinne von „Kultur ist schön für Leute, die hier wohnen“, sondern auch für Wien als Kulturmetropole! Es ist wichtig zu wissen, wie viele Touristen eigentlich wegen der Kultur nach Wien kommen. Das ist der Wahnsinn! Das ist nicht nur Touris- mus, das ist auch Luxustourismus! Die Personen, die hier- her kommen, lassen auch gerne Geld hier. Diese Personen ziehen wir durch die Kultur an. Wir dürfen als Musiker nicht vergessen, den Politikern immer wieder bewusst zu machen, wie wichtig die Kultur ist, und zwar nicht nur im Sinne von „Musik klingt hübsch“, sondern auch im Sinne dessen, wie wichtig Kultur sozial ist, wie wichtig es ist fürs Lernen unserer Kinder, für die allgemeine Bildung. Es ist durch Studien bewiesen, dass Personen, die Musik machen, besser lernen, besser studieren und glücklichere Menschen sind. Das vergisst man sehr leicht. Wir haben Für Künstler_innen, egal aus welcher Kunstsparte und egal als Musiker die Aufgabe eines Sprachrohrs! Wenn wir mit woher man stammt und wo man lebt, spielt immer Geld Politikern reden, ist es immer wichtig, ihnen genau das eine gewisse Rolle. Wir erleben einen Präsidenten Donald alles zu sagen. Ich glaube, dass es die Leute eigentlich auch Trump in den USA, wir erleben in Österreich einen Regie- wissen und es gibt wirklich sehr wenige Menschen, die rungswechsel und die Erfahrung zeigt uns, dass bei einem behaupten, Musik nicht zu mögen. Aber es ist eben nicht rechtsgerichteten Kulturpolitikgeschehen die Kultur eine der nur individuell wichtig, sondern auch fürs ganze Land. Da ersten Stellen ist, an der eingespart wird. Wie sehr ist man haben wir alle die Verantwortung darauf zu bestehen, dass deiner Ansicht nach von diesen politischen Geschehnissen etwas weitergeht. Man merkt in der Welt, dass es manch- abhängig? Merkst du, dass sich durch gewisse politische Ver- mal an manchen Orten schwieriger wird, sein Ding zu änderungen im Musik-Business selbst etwas verändert und machen. Aber „ein Jahr später“ ist wieder ein anderer Bür- wie reagierst du darauf? germeister gewählt und dann ist es wieder einfacher. Am Natürlich verändert sich etwas, die Welt ist ja die ganze Ende überleben die Kultur und die Musik weltweit und in Zeit in Bewegung. Es wird daher manches schwerer bzw. schwierigen Zeiten werden sie eigentlich immer wichtiger. leichter. Den Schub nach rechts gibt es, ja, aber gleichzeitig sollten wir nicht vergessen, dass z.B. Wien nicht gleich Ös- An der mdw gibt es zahlreiche Kolleg_innen, die von einer terreich ist. Wien hat anders gewählt, New York hat anders musikalischen Karriere träumen. Egal ob im pädagogischen 9 qu[art]
Bereich, am Theater, an einem Opernhaus, im Orchester, nach nicht sein. Das ist ja langweilig, wenn es einen vorge- oder als Solist_in. Du hast sehr viel Erfahrung im Mu- fertigten Pfad gibt. Dabei geht es bei der Kunst überhaupt sik-Business und verschiedene Zweige dessen kennengelernt. nicht. Ich bringe bei Workshops Leute gerne dazu, Bewe- Kannst du den Studierenden der mdw etwas mitgeben, einen gung in ihre Performance mit einzubringen. Als kreative Tipp oder eine Anregung dafür, um ihre Träume verwirk- Bereicherung. lichen zu können? Fragt euch immer: Was ist eigentlich mein USP - mein Das Wichtigste aus meiner Sicht ist Kreativität und, dass Unique Selling Point? Wenn du dir denkst, du kannst ein- man sie täglich anspornt! Das ist tendenziell viel wichtiger, fach nur dieses oder jenes, du kannst einfach nur Geige als dass man der größte Virtuose oder der größte Fachspe- oder einfach nur Klavier spielen, ist das nie so simpel! zialist ist. Wenn man kreativ ist mit dem was man macht, Weil: Du spielst Klavier und bist gleichzeitig beispiels- kann man Erfolg haben. Außerdem macht es dich glück- weise sehr gut im Schach. Man hat immer irgendetwas, lich, kreativ zu sein. Ich versuche immer nachzudenken, egal wie banal das ist, um es mit seinem Tun zu kombinie- wie ich meine Angelegenheiten anders oder neu gestalten ren! Spielst du z.B. gerne Computerspiele, mach doch ein kann, so dass es für mich passt. Vom ersten Augenblick an Programm mit Computerspiel-Musik und vielleicht wirst bin ich dabei glücklicher und habe gleichzeitig dadurch du extrem populär dadurch! Jeder sollte kreativ danach viel mehr Möglichkeiten! Dir wird ja gesagt: Wenn du suchen, was das Einzigartige an einem selber ist. unterrichten willst, dann musst du dies studieren und dann bekommst du jene Arbeit etc., aber so einfach ist es Vielen Dank für das Gespräch! erstens nicht und so einfach soll es auch meiner Meinung Danke auch dir! Mit Unterstützer John Malkovich (Schauspieler und Filmstar) bei einer Pressekonferenz in Wien, 2017 10 qu[art]
EINFÜHRUNG Studienplatzfinanzierung FÜR ,DUMMIES’ TEXT, ILLUSTRATIONEN Jakob Schlögl Studienplatzfinanzierung, was ist das eigentlich? Mitterlehners Steckenpferd der Studienplatzfinanzierung? Wer oder was wird hier finanziert? Was heißt das Die folgende Darstellung baut auf den wenigen konkreten für mich als Studierende_r? Informationen auf, die in den Medien bisher diskutiert wurden und stellt damit nur einen Erklärungsversuch dar. Für all’ jene, denen sich hier noch immer mehr Fragen als Antworten stellen, sei hier eine illust- Berechnungsparameter ,Studienplatz’ rative Veranschaulichung der geplanten Verände- und ,Forschungsbasisleistung’ rungen versucht. Das neue Finanzierungsmodell sieht die individuelle Auf- teilung eines global zugeteilten Budgets für jede der 21 österreichischen Universitäten vor. Aufgeteilt wird dabei Wir schreiben den Jahresbeginn 2017: die Universitäten in die Bereiche „Lehre“, „Forschung/Entwicklung und beklagen mangelnde Ausfinanzierung, schlechte Betreu- Erschließung der Künste“ und „Infrastruktur/Strategische ungsverhältnisse werden unter anderem für das ausbau- Entwicklung“. fähige Abschneiden bei internationalen Uni-Rankings verantwortlich gemacht, die Forderungen nach Zugangs- Für die Berechnung der finanziellen Mittel im Bereich beschränkungen oder Studiengebühren stehen beinahe „Lehre“ ist die Studienplatzberechnung wesentlich: das täglich auf der politischen Tagesordnung. Modell sieht die Berechnung einer Mindestanzahl an Stu- Abhilfe soll das Modell der Studienplatzfinanzierung dienplätzen pro Universität vor. Für diese Berechnung soll schaffen, das bereits seit einigen Jahren immer wieder dis- die aktuelle Zahl der „prüfungsaktiven“ Studierenden (also kutiert wird: diese wird medial als Antwort auf sämtliche mit Studienerfolg von mindestens 16 ECTS/Studienjahr), Probleme seitens der verantwortlichen Politiker_innen die Zahl der Absolvent_innen und eine Fächergruppenein- dargestellt. Unausgereift und unüberlegt sehen es jedoch teilung herangezogen werden. Diese Fächergruppen sollen die Kritiker_innen. Und so trägt auch die Studienplatz- den Betreuungsaufwand pro Student_in abbilden. Für finanzierung ihren Teil zur Regierungsauflösung und künstlerisch(-pädagogische) Studienrichtungen wäre dieser Ankündigung von Neuwahlen im Frühjahr 2017 bei. Die dementsprechend höher als für zum Beispiel gewisse geis- Verhandlungen über das Modell werden mit der verpass- teswissenschaftliche Studien. Für jeden Studienplatz soll der ten Chance einer Einigung vor den Nationalratswahlen der Universität ein bestimmtes Budget zur Verfügung stehen, kommenden Regierung übertragen. Doch fragen sich nach für eine hohe Zahl besonders schneller Studierender bzw. wie vor viele: was steckt tatsächlich hinter Ex-Vizekanzler erfolgreicher Absolvent_innen dementsprechend mehr. 11 qu[art]
der Fächergruppengewichtung den zweiten Teilbetrag des globalen Budgets einer Universität ausmacht. Daneben spielen hier auch Drittmittel eine Rolle, sowie die „Struk- turelle Doktoratsausbildung“, die ebenfalls nicht näher beschrieben wird. Nähere Details zur Doktoratsausbildung finden sich dazu im gesamtösterreichischen Entwicklungs- plan für 2016-2021, der in diesem Zusammenhang von „Innovatinsorientierung“ spricht. Zusätzliche Mittel beschlossen Der Nationalrat beschloss Ende Juni die Erhöhung des Uni-Budgets um 1,35 Mio. Euro und ging somit ansatzwei- se auf die Forderung nach Ausfinanzierung der österrei- chischen Universitäten mit einem Budget von zumindest 2,0% des österreichischen Bruttoinlandsprodukts ein. Diese Budgeterhöhung wäre nach Vorstellung der ÖVP Für Universitäten würden dadurch Studierende, die ein nur in Verbindung mit dem Modell der Studienplatzfinan- Studium abbrechen bzw. wechseln, finanziell tendenziell zierung vorstellbar gewesen, was von den übrigen Parteien unattraktiver. Zudem sollen Betreuungsrichtwerte erstellt jedoch abgelehnt wurde, da die Modellentwürfe noch werden, deren Überschreitung zu vom Wissenschaftsmi- nicht ausgereift genug wären. Diese Budgeterhöhung kam nisterium verordneten bundesweiten Zulassungsbeschrän- somit ganz unabhängig von den Plänen der Studienplatz- kungen führen sollen. Eignungstests wie Self-Assessments finanzierung. Die Universitäten reagierten positiv über- oder Motivationsschreiben sollen zudem in allen Studien- rascht von dieser Budgeterhöhung. Doch die zusätzliche richtungen möglich sein. Diese dürfen aber laut Modell Mittel ändern am geplanten Modell der Studienplatzfinan- nicht über Zulassung oder Nicht-Zulassung entscheiden. zierung nur bedingt etwas. Denn dieses scheint ganz genau Berechnungen sagen, dass die Umsetzung des Modells festzuhalten, wie Studieren in den kommenden Jahren im über bundesweite Zulassungsbeschränkungen bei be- Idealfall aussehen soll. stimmten Studienrichtungen die Zahl der Studienanfän- ger_innen sogar halbieren würde. Treffen würden diese Studieren für alle? Beschränkungen vor allem stark nachgefragte Studien- Das Modell der Studienplatzfinanzierung sieht es als Ziel, richtungen wie Jus, Bildungswissenschaften oder Sprach- studieren so effektiv und kurz wie möglich zu gestalten. So studien. wird zum einen finanzieller Druck auf Universitäten auf- Im Bereich der „Forschung und Entwicklung und Er- gebaut, indem sich der Finanzierungsschlüssel im Teilbe- schließung der Künste“ sieht der sehr kurz gefasste reich „Lehre“ vor allem an prüfungsaktiven Studierenden Finanzierungsentwurf von Noch-Wissenschaftsminister (also mit mindestens 16 ECTS/Jahr) orientiert. Für die Harald Mahrer eine Orientierung am nicht näher defi- Universitäten sind somit Studierende, die nicht in Min- nierten Parameter „Forschungsbasisleistung“ vor, der mit deststudienzeit abschließen, aus ökonomischer Sicht 12 qu[art]
„idealen“ Studium von der Politik verfolgt wird. Vom Studieren ausgeschlossen werden auf lange Sicht also vor allem auch Studieninteressierte auf dem zweiten Bildungs- weg. Die soziale Durchlässigkeit des Studiensystems scheint somit deutlich in Frage gestellt. Studieren als elitäres Privileg? So könnte es letztlich enden: Studieren wird in der Folge der Einführung der Studienplatzfinanzierung ausschließ- lich bestimmten Bevölkerungsgruppen vorbehalten sein. Zulassungsprüfungen und die Vorbereitung auf diese werden beispielsweise vor allem Studieninteressierte be- vorzugen, die aus akademischen Familienverhältnissen stammen, finanziell abgesichert sind und die auch nicht durch die Zulassungsprüfungen als Einschränkung bei der Planbarkeit des Studierens benachteiligt werden. Der viel zitierte „freie Hochschulzugang“ ist damit Geschichte. Die Ökonomisierung der Studienplatzverwaltung scheint weniger „rentabel“. Die vom Vorsitzenden der Universi- in eine Richtung führen, wo nicht der größtmögliche tätenkonferenz geforderte Beschränkung der Prüfungs- individuelle und nachhaltige Bildungserfolg im Vorder- antritte und Exmatrikulation (=Erlöschen der Zulassung) grund steht, sondern das schnellstmögliche und damit bei ungenügendem Prüfungserfolg können als mögliche aus staatlicher Sicht das kostengünstigste Erreichen von Reaktionen darauf verstanden werden. Inwieweit ein Bildungsabschlüssen. berufsbegleitendes Studieren oder die Vereinbarkeit von Familie und Studium dann noch möglich ist, scheint Adieu, Autonomie der Universitäten dabei fraglich zu sein. Zudem führt die Studienplatzbe- Die im Universitätsgesetz erlangte Autonomie der österrei- rechnung auf lange Sicht mit hoher Wahrscheinlichkeit chischen Universitäten scheint bei diesem Modell ebenso zu Zulassungsprüfungen für viele Studienrichtungen. Die auf dem Spiel zu stehen. Denn wenn die öffentliche Hand ÖH-Bundesvertretung kritisiert, dass dadurch die soziale die Zuweisung von finanziellen Mitteln von bestimmten Selektion im Bildungsbereich verschärft würde: eine Studie Berechnungsschlüsseln abhängig macht und so die Zahl der Arbeiterkammer zum Aufnahmetest für Medizin zeigt der Studienplätze und den finanziell abzudeckenden nämlich, dass seit der Einführung der Zulassungsprüfung Betreuungsaufwand bestimmt, sind die Universitäten in der Anteil an Studienanfänger_innen aus so genannten ihrer inneruniversitären Entwicklung mitunter stark ein- „bildungsferneren Haushalten“ um gut ein Drittel gesun- geschränkt. Wie zum Beispiel könnten Studienplanerneue- ken ist. Die Herabsetzung des Höchstalters für den Bezug rungen bzw. die Einführung neuer Studienrichtungen so von Familienbeihilfe im Jahr 2011 zeugt außerdem davon, eigenständig und flexibel erfolgen, wenn dafür nur genau dass offensichtlich eine ganz klare Vorstellung von einem limitierte finanziellen Ressourcen bereitgestellt werden? 13 qu[art]
KOLUMNE: J. SCHLÖGL ÜBER DAS BUMMELN UND STUDIEREN „Bummelstudent, der – Substantiv, maskulin“ Laut Duden zu definieren als „Student, der sein Studium nicht im vorgesehenen Zeitrahmen abschließt“. Der Terminus fand jüngst wieder starke Verwendung in den heimischen Medien, unter anderem auch im Rahmen einer an- gedachten Reform, die Prüfungsantritte reduzieren und einen verpflichtenden Studienerfolg einführen soll. Im selben Atemzug wird häufig folgendes Argument genannt: nur 24% aller Studierenden absolvieren ihr Studium in Mindeststudi- enzeit. Ergo: 76% der Studierenden sind demnach per definitio- nem Bummelstudent_innen. Ach, die Studierenden von heute!? So manche U-Bahn-Qualitätszeitung würde wohl daraus den Schluss ableiten, dass drei von vier Studierenden sämtliche Studie- rendenklischees erfüllen, bis zur Mittagszeit schlafen, die Nächte sich feiernd um die Ohren schlagen, mehr Zeit auf Netflix als auf Quo vadis? Moodle verbringen, … Die kommende Regierung hat über das Modell der Stu- dienplatzfinanzierung zu entscheiden und gegebenenfalls Ach, die Unipolitik von heute!? Eine seriöse Analyse könnte lauten: You get what you pay for. Im- Änderungen im Entwurf bis Jänner 2018 auszuarbeiten. merhin zeigt die Studierendensozialerhebung aus dem Jahr 2015, Es wird spannend, ob und in welcher Form die Studien- dass über 80% aller Studierenden (also mehr als jene 76% „Bum- platzfinanzierung kommen wird. In jedem Fall wird sich melstudent_innen“) neben dem Studium arbeiten und dennoch beinahe jede_r zweite Studierende_r auf zusätzliche finanzielle zeigen, ob die im Entwurf vorhandenen Beschränkungen Unterstützung angewiesen ist. Etwa 10% aller Studierenden haben des universitären Sektors tatsächlich zur gewünschten bereits Kinder und 12% haben laut eigenen Angaben eine Erkran- Qualitätssteigerung und auch zur Weiterentwicklung des kung oder Behinderung, die ihnen das Studieren erschwert. Ein österreichischen Wirtschafts- und Wissenschaftsstandorts weiter gefasster Blick zeigt außerdem, dass die Betreuungsverhält- nisse an den österreichischen Universitäten mehr als dürftig sind führen werden. und Studieren im Zeitplan auch einfach daran scheitern kann, dass nicht genug Plätze in Lehrveranstaltungen zur Verfügung stehen. Was bedeutet diese Überlegungen für das Phänomen „Bummel- Quellen: student_in“? 1) Online-Artikel der Wiener Zeitung, 2.August 2017: Längst nicht jede_r, die/der das Studium nicht in Mindeststudien- „Kommt das Ende des freien Uni-Zugangs?“ zeit abschließt, hat dies selbst zu verantworten. 2) Online-Artikel der Kleinen Zeitung, 3.August 2017: „Uni-Konferenz begrüßt Entwurf zur Studienplatzfinanzierung“ 3) Gesamtösterreichischer Universitätsentwicklungsplan 2016-2021, Bundesministerium für Ach, politische Argumentation von heute!? Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft Unzureichende Ausbildungsverhältnisse an den Universitäten und 4) Online-Artikel des Standards, 20.November 2017, „Universitaeten wollen Bummelstudenten loswerden können“ Lebensbedingungen zum Studieren wiederum auf Studierende 5) Studierendensozialerhebung 2015, IHS Projektbericht abzuwälzen, indem Studienplätze limitiert und Leistung vor indi- 6) Arbeiterkammer-Bericht „Zugangsbeschränkungen und Chancen(un)gleichheit im österreichi- vidueller wissenschaftlicher/künstlerischer Qualifikation kommt, schen Hochschulsystem“ 2014 ist Ausdruck der gegenwärtigen politischen „Logik“. Damit sind jedoch wohl kaum internationale Uni-Rankings zu gewinnen und schon gar kein Ausbauen des Forschungsstandorts Österreich möglich. Damit bewegen wir uns einzig und allein zurück zu jenem Punkt, an dem Studieren wieder zum elitären Privileg wird. Oh tempora, oh mores – Ach Zeiten, ach Sitten 14 qu[art]
Studieren als Überlebenskunst? hmdw-Sozialförderung: neues Stipendienmodell TEXT Jakob Schlögl Du bist über 24 Jahre alt, hast dich für ein weiteres Studium entschieden oder vielleicht auch nicht jedes Semester die allerbesten Noten? Trotzdem geht sich das Studieren selbst mit einem Nebenjob nur mit Mühe und Not aus? Die Antwort der hmdw auf diese Fragen ist die neu eingerichtete hmdw-Sozialförderung. Was ist das? Das Stipendienmodell richtet sich an ordentliche Studierende der mdw, die sich das Studieren aus verschiedensten Gründen nur schwer oder gar nicht leisten können. Die Gründe dafür sind vielfältig. Für das gesamte Studienjahr vergibt die hmdw ein neues Stipendium, das in neun Monatsraten (Oktober-Juni) ausbezahlt wird, und in individuell angepasster Höhe das Studieren erleichtern soll. Für wen? Die Sozialförderung richtet sich besonders an Studierende, die zu wenig oder gar keine sonsti- ge finanzielle Unterstützung (z.B. in Form von Studienbeihilfe, mdw-Stipendium, …) erhalten. Das Alter oder der Notendurchschnitt spielen dabei für die Vergabe keine Rolle, eventueller Kinderbetreuungsaufwand, Nebenerwerbstätigkeiten oder besondere studienbezogene Ausga- ben jedoch sehr wohl. Wie? Der Antrag für die Sozialförderung muss bis zu einer gewissen Frist (aktuell 26.11.2017) bei der hmdw eingelangt sein. In diesem Antrag ist anzugeben, welcher monatliche Betrag benö- tigt wird. Als Nachweis dafür muss eine Kostenaufstellung mit allen Einnahmen und Ausgaben inkl. Kontoauszüge vorgelegt werden. Die hmdw entscheidet dann über die Anträge und ver- gibt die Förderung für das gesamte Studienjahr. Bei weiteren Fragen wende dich an: Referat für Sozial- und Inklusionspolitik hmdw-sozial@mdw.ac.at 15 qu[art]
BIPOL WENIGER ANWESENHEITSPFLICHT - HÖHERE EIGENVERANTWORTUNG TEXT Referat für Bildungs- und Kulturpolitik WAS BEDEUTET DAS KONKRET? Lehrende dürfen in Vorlesungen und Mischformen keine Liebe Kolleginnen und Kollegen, Anwesenheitspflicht einfordern. Sollte dies doch in VO, VK, wir, das Referat für Bildungs- und Kulturpolitik, wollen VU oder anderen Vorlesungstypen von Seiten des Lehr- eine Erhebung machen, wie viele Fälle es gibt, bei denen bei personals verlangt werden, verstößt dies gegen die aktuell Vorlesungen (VO) oder bei Mischformen von Vorlesungen gültige Satzung an der mdw. (VU, VK, VO-L, etc.) entgegen der gültigen Satzung An- wesenheitspflicht eingefordert wird. WELCHE AUSWIRKUNGEN HÄTTE EINE AN- Aus diesem Grund möchten wir euch bitten, uns per WESENHEITSPFLICHT IN VORLESUNGEN UND E-Mail (hmdw-bipol@mdw.ac.at) mitzuteilen, wenn in MISCHFORMEN? einer Lehrveranstaltung eures Erachtens ungerechtfertigt Überschneidungen mit anderen Pflichtlehrveranstaltun- Anwesenheitspflicht verlangt wird. Eure Meldungen werden gen selbstverständlich vertraulich behandelt und im Bedarfsfall Alle Lehrveranstaltungstypen außer Vorlesungen (KE anonymisiert bei Gesprächen mit den Institutsleiter_innen - Künstlerischer Einzelunterricht, SE – Seminare, PS – bzw. dem Rektorat verwendet. Proseminare, EU – Ensembleunterricht, PR - Praktika, Wir möchten vorweg betonen, dass dies einzig und allein UE – Übungen, KO – Konversatorien) sind anwesenheits- der Gewährung der Studierendenrechte und der Verbesse- pflichtig. Häufig gibt es Überschneidungen von Vorlesungen rung der einzelnen Studienrichtungen dienen soll. In der mit anderen Pflichtlehrveranstaltungen des Studienplans. Erkenntnis, dass dieser Schritt an anderen Schnittstellen der Wenn nun also auch bei den verschiedenen Vorlesungs- mdw offensichtlich zu wenig erfolgt, sehen wir in diesem typen Anwesenheitspflicht bestünde, könnte man weniger Engagement unseren Vertretungsauftrag als Interessensver- Lehrveranstaltungen im selben Semester absolvieren und tretung aller Studierenden an der mdw verwirklicht. dementsprechend würde sich die Studienzeit verlängern. In Nachfolgend der Auszug aus der Satzung als Rechtsgrund- der Regelstudienzeit abzuschließen gestaltet sich dann als lage: immer schwieriger. „Vorlesungen haben die Studierenden in die Hauptbereiche und Arbeiten und Studium Methoden des jeweiligen Fachgebietes einzuführen. Es ist insbeson- Die Belastung der Studierenden ist zum aktuellen Stand dere ihre Aufgabe, auf die hauptsächlichen Tatsachen, Inhalte und häufig schon sehr hoch. Wer arbeiten muss, um sich das Lehrmeinungen einzugehen. In Vorlesungen soll den Studierenden eigene Studium zu finanzieren oder bereits während des auch Gelegenheit zur Erörterung des vorgetragenen Lehrstoffes gebo- Studiums Erfahrungen im späteren Berufsfeld sammeln ten werden. Es besteht keine Anwesenheitspflicht. Dies gilt auch bei kann, hat oft einen sehr straffen Zeitplan. Einschränkungen Mischformen (Vorlesung mit Übung (VU), Vorlesung mit Konversa- durch Anwesenheitspflicht würden die Vereinbarkeit mit torium (VK)).“ (Teil Studienrecht, §9 Abs 10) der Arbeit zusätzlich erschweren. 16 qu[art]
Mehrfachstudien „Vertrauen und das Stärken von Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass sich das Berufs- feld für einige Studienrichtungen im Wandel befindet und Eigenverantwortung fördern die deshalb viele Studierende der mdw ein zweites oder drittes eigene Willensbildung“ Fach studieren. Die Planung und Durchführung mehrerer Vertrauen und Eigenverantwortung Studien zur gleichen Zeit stellt eine große Belastung dar und Weniger Anwesenheit setzt natürlich sowohl Vertrauen als führt in den meisten Fällen zu Verzögerungen im Studien- auch Eigenverantwortung voraus. Vertrauen der Lehrenden, ablauf. Durch auf Vorlesungen erweiterte Anwesenheits- dass ihr Unterricht überzeugend und interessant genug ist, pflicht würde dieses Problem noch vergrößert werden. dass Studierende aus Interesse am Inhalt und/oder aufgrund Studieren mit Kind der Lehrperson die Lehrveranstaltung besuchen. Bei den Studierende mit Kind, insbesondere alleinerziehende Stu- Studierenden liegt wiederum die Eigentverantwortung zu dierende sind vor eine noch größere Aufgabe gestellt, v.a. entscheiden, ob man an der Lehrveranstaltung teilnimmt wenn das Kind schulpflichtig ist. Eine starre Präsenzzeit, so- und sich den Vortrag der/des Lehrenden anhört, sich aktiv wie die zuvor genannten weiteren Einschränkungen würden einbringt oder ob man sich das Wissen, das für die erfolg- ein Studieren mit Kind nahezu unmöglich machen. reiche Absolvierung einer Prüfung notwendig ist, selbst aneignet. WAS ERSCHEINT UNS AM SINNVOLLSTEN Anwesenheitspflicht nimmt den Studierenden Verantwor- FÜR DIE STUDIERENDEN? tung ab, Vertrauen und das Stärken von Eigenverantwor- Besinnung auf Grundgedanken einer Universität tung hingegen fördern die eigene Willensbildung. Durch Im Sinne des Grundgedankens einer Universität, dass Motivation und eine überzeugende Persönlichkeit kann es Wissen auf verschiedene Art und Weise angeeignet werden Lehrpersonen gelingen viele Studierende im Hörsaal vor kann und darf (z.B. durch Lesen von Fachliteratur, An- sich zu haben – egal welche Bezeichnung die Lehrveranstal- wesenheit in der Lehrveranstaltung, durch Gespräche mit tung hat. Wichtig ist die Art und Weise der Vermittlung! KollegInnen, eigene Forschung u.v.m.), sowie im Sinne des Rechts der Studierenden sich ihren Studienplan selbst zu- Wir versuchen in den Gesprächen mit den Lehrenden der sammenstellen zu dürfen, wäre es aus unserer Sicht besser, Universität die Situation für die Studierenden immer weiter darüber nachzudenken mehr Lehrveranstaltungen anzubie- zu verbessern und hoffen, durch diesen Artikel Lehrende ten, bei denen keine Anwesenheitspflicht besteht. Eine Uni- und Studierende zum Nachdenken über das Thema Uni- versität soll eigenständiges Denken und Arbeiten fördern versität und Anwesenheitspflicht anzuregen. und im Idealfall die Studierenden wählen lassen, wie sie sich Für Fragen, Anregungen, Wünsche, Beschwerden o.ä. ste- die Inhalte für eine Lehrveranstaltungsprüfung erarbeiten hen wir per Mail (hmdw-bipol@mdw.ac.at) oder im persön- – sei es durch selbstständiges Arbeiten, Anwesenheit im lichen Gespräch sehr gerne zur Verfügung. Rahmen der Lehrveranstaltung oder in einer anderen Form. Liebe Grüße Euer Referat für Bildungs- und Kulturpolitik (Marc Spörri & Tobias Zimmermann) 17 qu[art]
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RÜCKBLICK hmdw-Klausur in PAYEBACH Nach diesem intensiven Vormittag regenerierten sich alle Interessierten bei einer Yogaeinheit mit Evelyn Lyn Vysher, bevor wieder inhaltlich weitergearbeitet wurde. Sebastian Studienjahr Riedl aus dem ehemaligen Vorsitz-Team gab einen Ein- blick in das Studienrecht an der mdw und vermittelte so wichtiges Know-How für die kommende hmdw-Vertre- 2017/18 – tungsarbeit. Im Anschluss daran ging es um die Ziele und Projekte der hmdw im kommenden Studienjahr. Bestens wir kommen! gerüstet konnte das hmdw-Team so in das aktuelle Winter- semester starten. Für alle Interessierten sei hier auch die herzliche Ein- TEXT Martin Furch - FOTOS hmdw ladung zum neuen hmdw-Jour fixe ausgesprochen, der regelmäßig Mittwochs im neuen hmdw-Büro in der Ungargasse 53 stattfindet. Die Termine sind auf unserer Homepage oder in unserem neuen Blog zu finden. ÖH-Wahlen 2017 – und jetzt? Die aktuellen hmdw-Vertreter_innen (UV-Man- Wir freuen uns auf die kommenden Herausforderungen datar_innen, Studienrichtungsvertreter_innen im Studienjahr 2017/18, und weitere Interessierte) beantworteten diese Eure hmdw Frage auf der hmdw-Klausur in Payerbach. Dort fand ein Wochenende lang ein intensives Kennenlernen statt. Den Anfang machte am Freitagabend jedoch nicht einfach eine gesellige Runde, sondern die erste UV-Sitzung der neu gewählten Mandatar_innen. Bei dieser Gelegenheit wurden auch unsere Referent_innen gewählt und grundle- gende Projekte für das bevorstehende Studienjahr disku- tiert. Am Samstag erhielten die Teilnhemer_innen dann die Möglichkeit, die Rektorin der mdw Ulrike Sych kennenzu- lernen und mit ihr die Fragen und Anliegen zum Studium an der mdw zu diskutieren. In dieser Runde konnten auf sehr konstruktive Weise viele Themen besprochen und Lösungsansätze für aktuelle Herausforderungen erarbeitet werden. 19 qu[art]
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AKG - was ist das? TEXT AKG An jeder Universität ist der Arbeitskreis für Gleich- behandlungsfragen (AKG) per Gesetz (UG 2002) eingerichtet und beauftragt, Diskriminierung auf Grund des Geschlechts, der ethnischen Zugehörigkeit, der Religion oder Weltanschauung, der sexuellen Orientierung und/oder Behinderung sowie sexueller und geschlechtsbezogener Belästigung entgegenzuwirken und alle an der mdw in diesen Angelegenheiten zu beraten und zu unterstützen. Der AKG ist ähnlich der hmdw niemandem weisungsgebunden und eigenständig, das bedeutet, er ist auch nicht verpflichtet, anderen Personen an der Uni über die jeweiligen Vorfälle zu berichten. Was bedeutet Diskriminierung? Diskriminiert werden bedeutet, schlechter behandelt zu werden als andere, und zwar aus Gründen, die nicht gerechtfertigt sind. Diese Gründe und Beispiele dafür können sein: » Geschlecht (Bsp: Sexismus im Unterricht, bessere/schlechtere Behandlung von Frauen oder Män- nern, „Witze“ über trans*/inter*-Personen, etc.) » Ethnische Zugehörigkeit (Bsp: rassistische Kommentare) » Alter (Bsp: „zu alt sein“ in Bezug auf das musikalische Können) » Religion/Weltanschauung (Bsp: keine Rücksichtnahme auf Feiertage, etc.) » Sexuelle Orientierung (Bsp: benachteiligt zu werden, nachdem man sich als homosexuell geoutet hat) » Behinderung (Bsp: keine Rücksichtnahme seitens der Lehrpersonen trotz körperlicher/psychischer Beeinträchtigung) Oft werden hier die Hierarchien zwischen den Betreffenden ausgenützt. 21 qu[art]
Diskriminierung ergibt sich nicht aus fachlichen oder pädagogischen Gründen und wird nicht durch künstlerische Freiheit geschützt! Diskriminierung tritt oft nicht nur auf Grund von einem Wann kann ich mich dorthin wenden? Merkmale auf, sondern auf Grund von einer Kombination » als Betroffene bzw. Gleichzeitigkeit verschiedener Merkmale, die wieder- » als Freund_in/Bekannte_r/Verwandte_r um eine spezifische Diskriminierung zur Folge haben. von Betroffenen » bei Fragen aller Art zu den oben genannten Themen Auch sexuelle Belästigung ist Diskriminierung. » Sexuelle Belästigung ist kein Missverständnis! Wie wird mir dort geholfen? » Sexuelle Belästigung ist keine Schuld des Opfers! » Gemeinsam wird besprochen, worum es sich handelt » Sexuelle Belästigung ist sexualisierte Gewalt und Dis- und was der AKG tun kann, also: Welche Konsequen- kriminierung! zen für alle Beteiligten entstehen könnten und wie » Sexuelle Belästigung hat Rechtsfolgen und wird eine optimale Lösung für die Betroffenen aussehen dienst- und/oder disziplinarrechtlich geahndet! kann. Der AKG agiert nicht gegen den Willen der » Sexuelle Belästigung an der mdw ist nicht nur un- Betroffenen. erwünscht, sondern verboten! » Der AKG ist zur Verschwiegenheit verpflichtet. Die betroffene Person allein hat das Recht, sexuelle Be- lästigung als solche zu benennen und zu definieren, ob ein Warum sollte ich nicht schweigen? Verhalten unerwünscht, grenzüberschreitend und sexuell (vielleicht fällt dir da noch eine bessere Antwort ein) belästigend ist. » Weil wir in einer Gesellschaft leben wollen, in der man keine Angst vor Kolleg_innen im Job/in der Uni Wer sitzt in diesem Arbeitskreis? haben muss. Im AKG sitzen 12 Hauptmitglieder und 8 Ersatzmitglieder » Weil wir wollen, dass wir aufgrund unseres Könnens aus allen im Senat vertretenen Gruppen der fair bewertet werden, und nicht aufgrund von Merk- Universitätsangehörigen (= Lehrer_innen, Student_innen, malen, die wir nicht ändern können. Verwaltungsmitarbeiter_innen). Der Senat entsendet diese » Weil man anderen aus der Krise helfen kann. Personen in den AKG. » Weil ein Schweigen und Zusehen dazu führt, dass es Diese wählen dann eine_n Vorsitzende_n. nie aufhört. » Weil man gemeinsam mit dem AKG immer stärker ist als die Täter_innenperson, unabhängig von deren universitärer Stellung! 22 qu[art] 22 qu[art]
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www.hmdw.ac.at Bei Detailfragen wendet Euch bitte per Mail an die entsprechende Studienvertretung/ das entsprechende Referat. Anton-von-Webern-Platz 1, 1030 Wien, 01/711 55 - 8901 Vorsitz o hmdw-vorsitz@mdw.ac.at finanzielle Angelegenheiten o hmdw-wirtschaft@mdw.ac.at allgemeine Information o hmdw-sekretariat@mdw.ac.at AKTUELLE ÖFFNUNGSZEITEN MO 9:00 – 15:00 Uhr DI geschlossen MI & DO 9:00 – 15:00 Uhr FR 9:00 – 12:00 Uhr 24 qu[art]
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