Of Mind and Brain - Humboldt-Universität zu Berlin
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GRADUATE SCHOOLS ................................................................................................................ Arno Villringer Berlin School of Mind and Brain Die Berlin School of Mind and Brain ist eine gemeinsame Initiative der »mind LEBENSWISSENSCHAFTEN sciences« (Geistes- und Sozialwissenschaften, z.B. Philosophie, Psychologie, Kognitionswissenschaft, Linguistik) sowie der »brain sciences« (Lebens- bzw. Neurowissenschaften, wie Neurophysiologie und -anatomie, Biologie, Neurologie, Psychiatrie, Physik, Computationale Neurowissenschaften). Diese Graduierten- schule wird eine transdisziplinäre Plattform für die vielschichtigen Beziehungen zwischen den verschiedenen Wissenschaftskulturen zur Verfügung stellen und damit ihr Zusammenwachsen fördern. Eingebunden in das bestehende dichte Netz von Graduiertenkollegs und Sonderforschungsbereichen und in enger Kooperation mit universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen wird die Gradu- iertenschule die nächste Generation von Wissenschaftlern ausbilden, die fachgren- zenüberschreitend forschen. Ein weiteres Ziel der interdisziplinären Ausbildung ist es, eine gemeinsame Abb. 1 Sprache zu entwickeln, Motivation zur Gründung der Graduiertenschule Von Gall zu Cajal die die Kommunikation Wie ›funktioniert‹ das Denken, wie entscheiden wir, wie Schon der Begründer der Phrenologie, Franz Gall (links) hatte die Vorstellung, dass gewisse geistige Funktionen in bestimm- zwischen den verschie- entsteht Bewusstsein, inwiefern ist Denken an das ten Gebieten des Gehirns lokalisierbar seien und somit einen denen Wissenschaftsdis- menschliche Gehirn gebunden? Diese und ähnliche Fra- Brückenschlag von Geistes- zu Lebenswissenschaften ver- ziplinen ermöglicht. gen gehören zu den großen ungelösten Herausforderun- sucht. Allerdings hat die Phrenologie trotz vielversprechender gen der Wissenschaft. In der Beantwortung solcher Fra- Konzepte angesichts unvalidierter bzw. falscher methodologi- gen hat sich in den letzten Jahrzehnten allerdings ein scher Ansätze nie den Anschlus an die moderne Neurowissen- fundamentaler Wandel abgespielt. Bis dahin wurden schaft, hier symbolisiert durch den Vater der Neuron-Doktrin Santiago Ramón y Cajal (rechts) gefunden. solche Fragen praktisch ausschließlich von Geisteswis- senschaftlern bearbeitet. Schon die allerersten Philoso- phen haben sich mit solchen Fragen beschäftigt. Im des Geistes«. Eine grundlegende Wende ergab sich in Zuge der Entwicklung und Ausdifferenzierung neuer den letzten Jahren insbesondere durch dramatische Wissenschaftsdisziplinen insbesondere im 19. und 20. Fortschritte innerhalb der Lebens- und insbesondere Jahrhundert verteilten sich diese Themen dann auf der Neurowissenschaften. Die Wende besteht darin, Fächer wie Psychologie, Linguistik, Sozialwissenschaf- dass Fragen, wie z.B. die nach den Entstehungsbedin- ten, außerdem bildeten sich innerhalb der Philosophie gungen von Bewusstsein, neuerdings empirischer neu- neue Unterdisziplinen, wie z.B. das der »Philosophie robiologischer Forschung zugänglich werden. Infobox: Dieser Nachteil wurde durch die kurz danach ent- Neue bildgebende Verfahren zur Untersuchung wickelte Kernspintomographie, die mit hohen Magnet- des menschlichen Gehirns feldern arbeitet und auf magnetischen Eigenschaften Die Bildgebung des Gehirns entwickelte sich zunächst von Geweben basiert, aufgehoben. Die Kernspintomo- aus dem schon lange bekannten Röntgen-Verfahren. graphie (Magnetic Resonance Imaging: MRI) zeigt wie Durch Kombination des Röntgen mit Computerge- die Computertomographie strukturelle Eigenschaften stützten Rekonstruktions-Verfahren entstand die Com- des Gehirns, hat aber den Vorteil eines besseren Kon- putertomographie (CT). Sie war das erste bildgebende trastes zwischen grauer und weißer Hirnsubstanz und Verfahren, mit dem die Hirnstruktur in vivo darge- einer höheren räumlichen Auflösung. Ähnlich wie die stellt werden konnte. Die dabei erhaltenen strukturel- CT ist sie vor allem in der medizinischen Anwendung len Informationen erwiesen sich als sehr nützlich für beheimatet, allerdings hat die fehlende Strahlenbela- medizinische Anwendungen. Für die Hirnforschung stung zu einer deutlichen Ausdehnung der wissen- erlaubte das CT es erstmals, an einem lebenden Men- schaftlichen Anwendungen geführt. schen physiologische oder pathologische Variationen der Hirnstruktur in Bezug zu Variationen oder Störun- Sind die mit CT oder MRI erhaltenen Informationen gen geistiger Leistungen zu setzen. So wurde es z.B. immer noch statischer bzw. struktureller Art, so wur- möglich, bei Patienten nach einem Schlaganfall dieje- den daneben auch Methoden entwickelt, die Hirnfunk- nigen Hirngebiete zu identifizieren, deren Ausfall zu tion widerspiegeln. Die Grundlage fast aller dieser einer Sprachschädigung führt. Ein entscheidender funktionellen Neuroimaging-Verfahren ist die Messung Nachteil für die nichtmedizinische Forschungsarbeit eines metabolischen oder Blutfluss-abhängigen Sig- war die Verwendung schädlicher Röntgenstrahlen. nals, das zwar nicht direkt der neuronalen Hirnfunkti- 4 HUMBOLDT-SPEKTRUM 1/2007
GRADUATE SCHOOLS ................................................................................................................ Zusammenhang zwischen bestimmten genetischen Fak- toren der Hirnfunktion und der Qualität bestimmter Leistungen des Gehirns, zu erforschen. Der jüngste und vielleicht entscheidende Durchbruch gelang in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, als Techniken entwickelt wurden, die es ermöglichten das Gehirn des Menschen selbst nicht invasiv zu untersuchen (siehe Infobox: Neue bildgebende Verfahren zur Untersuchung des menschlichen Gehirns). Insbesondere die funktio- nelle Kernspintomographie (functional magnetic reso- nance imaging: fMRI) ist heute zu einem grundlegenden Pfeiler moderner Neurowissenschaften geworden. Die moderne funktionelle Bildgebung, insbesondere die funk- tionelle Kernspintomographie, wurde von ihren Kritikern Diese Fortschritte haben zur Entwicklung neuer Wis- manchmal als Neophrenologie bezeichnet. Angesichts der senschafts-Disziplinen geführt, wie z.B. Neuro-Philoso- zunehmenden Möglichkeit, Befunde der Kernspintomographie phie, Neuro-Ökonomie, Neuro-Ethologie etc., die die mit neurophysiologischen Befunden zu untersetzen bzw. zu erklären, ist aber mittlerweile die Verknüpfung zur Neurowis- Verbindung zwischen einer geistigen Leistung bzw. senschaft etabliert. Somit kann nun fundierter ein Brücken- einer ganzen Gruppe von Leistungen einerseits und der schlag der »Brain«-Wissenschaften zu den »Mind«-Wissen- Erforschung ihrer neurobiologischen Grundlagen durch schaften angegangen werden. (Abb. l.o.: F.E. Bilz 1894; l.u.: das gemeinsame Prinzip der Namensgebung »Neuro-X« Bildarchiv, Institut für Geschichte der Medizin, MUW; r.o.: zum Ausdruck bringen. Diese neuen Disziplinen haben S.R. y Cajal 1911; r.u.: Nobel Foundation Stockholm) fast alle mit einem gemeinsamen Problem zu kämpfen. Während sie sich einerseits äußerst dynamisch ent- Über die allgemeine Erkenntnis hinaus, dass das wickeln, neue Befunde und Interpretationen sich über- Gehirn Träger geistiger Leistungen ist, wurde es in schlagen und neue Zeitschriften die wachsende Zahl an immer detaillierter durchgeführten Untersuchungen Publikationen abzudecken versuchen, stecken sie noch möglich, auch weiter gehende Fragen, z.B. nach der in ihren Kinderschuhen in so zentralen Punkten wie Lokalisation bestimmter Leistungen innerhalb des der klaren Definition ihrer Gegenstände, der Überein- Gehirns, dem Zusammenwirken verschiedener Hirn- kunft über die Aussagekraft bestimmter Befunde für areale bei bestimmten geistigen Tätigkeiten oder der bestimmte Fragestellungen, wie überhaupt in Bezug on entspricht, aber diese indirekt widerspieglt. Das diesbezüglich erste wichtige Verfahren, die Positronen- Emissions-Tomographie (PET) erreicht dies durch Ver- abreichung radioaktiver Substanzen, die sich im Gehirn abhängig von Metabolismus und/oder Blutfluss verteilen, und deren räumliche Verteilung im Gehirn erfasst werden kann. Die PET wurde/wird sowohl kli- nisch wie auch wissenschaftlich eingesetzt, allerdings Italienisch – Muttersprache Deutsch – Zweitsprache setzt wiederum die Strahlenbelastung der letzteren Anwendung deutliche Grenzen. Erneut war es ein Ver- Studie siehe Wartenburger et al. Neuron 2003 Abb. 2 fahren, das auf der Verwendung von Magnetfeldern Man erkennt aktivierte Hirn- basiert, nämlich eine Weiterentwicklung der MRI zur stanzen bzw. schädlicher Röntgenstrahlen. Während in areale bei der Durchführung einer sprachlichen Aufgabe. funktionellen MRI (fMRI), die hier einen wichtigen den ersten Jahren der Anwendung von fMRI vor allem Die aktiven Hirnareale sind Fortschritt brachte (Belliveau et al., Science 1991; die Darstellung »basaler« Systeme des Gehirns gezeigt rot/orange (je nach ›Stärke‹ Kwong et al., PNAS 1992; Ogawa et al., PNAS 1992; wurde, ist in den letzten Jahren zunehmend die Abbil- der Aktivierung) dargestellt. Bandettini et al., MRM 1992; Frahm et al., JMRI dung der Hirnaktivität bei höheren Hirnfunktionen, wie Man erkennt, dass bei Durch- 1992). Die fMRI hat sich zur vielleicht wichtigsten Sprache, Entscheidungsfindung, moralischem Urteilen führung der Aufgabe in der Methode der Neurowissenschaft des Menschen ent- etc. in den Mittelpunkt des Interesses gerückt. Die (schlechter beherrschten) Zweitsprache deutlich umfas- wickelt, sie ermöglicht die Abbildung von Hirnaktivität Abb. zeigt eine Aktivierung des Gehirns bei der Verar- sendere Gebiete des Gehirns mit einer räumlichen Auflösung im Millimeterbereich beitung von Sätzen in der Muttersprache und einer für die Sprachverarbeitung und bedarf keinerlei Verabreichung radioaktiver Sub- Fremdsprache (s. Wartenburger et al. Neuron, 2003). einbezogen werden müssen. HUMBOLDT-SPEKTRUM 1/2007 5
GRADUATE SCHOOLS ................................................................................................................ auf eine dem untersuchten Gegenstand adäquate »Wis- Geschichte der Gründung der senschaftskultur«. Diese Probleme sind u.a. darauf Berlin School of Mind and Brain zurückzuführen, dass es bisher keine Wissenschaftler Um die Entwicklung einer neuen Wissenschaftler- gibt, die in einem solchen neuen Fach »ausgebildet« Generation von Mind&Brain-Forschern voranzutreiben wurden, es gibt allenfalls solche Forscher, die durch entstand die Idee der Gründung einer Mind&Brain- Doppel- oder Mehrfach-Qualifikationen verschiedene, Schule in Berlin. Im Kontext der Exzellenz-Ausschrei- für das neue Fach wichtige Elemente beitragen kön- bung des Bundes und der Länder im Jahre 2005 wur- nen. An diesem Punkt möchte die Berlin School of Mind de eine »Faculty« zusammengestellt. Grundprinzip die- and Brain ansetzen. Sie möchte eine neue Generation ser Zusammenstellung war die Einbindung möglichst von Wissenschaftlern ›heranziehen‹, die genau am Neu- aller exzellenter Expertise, die sich in Berlin und ro-X Interface arbeiten und sich auf dieses Interface Umgebung finden ließ – ohne Rücksicht auf Zuordnung spezialisieren. Das heißt, es geht nicht darum, das zu Institutionen. So entstand ein Gruppe von etwa 60 Prinzip Doppel-Qualifikation zu institutionalisieren Wissenschaftlern, die sich aus den drei großen Berli- (was letzen Endes nur zu einer Verwässerung und feh- ner Universitäten, aber auch den Universitäten in lenden Fokussierung führen würde), sondern einen Potsdam und Magdeburg zusammensetzte und außer- neuen Fokus bzw. Blickwinkel für die wissenschaftliche dem führende Forscher an den Max-Planck-Instituten Ausbildung zu setzen. Als Promotions-Programm ist in Berlin, Leipzig, der Physikalisch-Technischen Bun- sich die Berlin School of Mind and Brain natürlich der desanstalt und am Max-Delbrück-Center in Berlin Tatsache bewusst, dass sie relativ spät in der Ausbil- umfasste. Antragstechnisch führend war die Hum- dung einsetzt. Da aber die Promotion in einer wissen- boldt-Universität zu Berlin. Nach einem einjährigen schaftlichen Karriere nach einer breiteren Ausbildung Antragsprozess erfolgte die Bewilligung im Oktober in der Regel die erste echte wissenschaftliche Fokus- 2006, bereits im November 2006 wurden die ersten sierung für einige Jahre darstellt, auf der basierend Ausgaben für die Schule getätigt, im März 2007 wur- viele Wissenschaftler ihre weitere Laufbahn ent- den den ersten 11 Studenten der Schule ihre Aufnah- wickeln, erscheint uns dieser Ansatz insbesondere für me bestätigt. Diese exzellenten Nachwuchsforscher die Mind&Brain-Fragen adäquat. hatten sich in einem mehrstufigen Auswahlverfahren Abb. 3 Kooperationspartner und Schwerpunktprojekte der Berlin School of Mind and Brain 6 HUMBOLDT-SPEKTRUM 1/2007
GRADUATE SCHOOLS ................................................................................................................ erfolgreich qualifiziert und werden ihre Forschungs- Doktoranden Projekte durchführen werden, die einem projekte im April und Oktober diesen Jahres aufneh- internationalen Maßstab gerecht werden. Die Themen men. Am 26. April 2007 wird die Berlin School of fokussieren sich auf drei paradigmatische geistige Lei- Mind and Brain unter dem Dach der Humboldt Gra- stungen, nämlich »Bewusste Wahrnehmung«, »Ent- duate School feierlich eröffnet. scheidungsfindung« und »Sprache« sowie zwei wichtige Determinanten jedweder geistiger Leistung nämlich die Wissenschaftliche Fokussierung der »ontogenetische Entwicklung über die Lebensspanne« Berlin School of Mind and Brain sowie deren pathologische Alterationen »Hirnerkran- Obwohl das wissenschaftliche Feld »Mind & Brain«, wie kungen und mentale Dysfunktionen«. Diese fünf Bereiche es oben als Interface der traditionellen »Mind« und sind darüber hinaus eng miteinander verzahnt. So gibt »Brain« Wissenschaften definiert wurde, schon eine es z.B. Projekte, die sich mit der Sprach-Entwicklung Fokussierung umfasst, ist für eine Graduiertenschule über die Lebensspanne beschäftigen oder mit Verände- auch diese Fokussierung noch zu weit. Deswegen wur- rungen der Perzeption bei neurologischen Erkrankun- den fünf Themengebiete aufgestellt, die wissenschaftli- gen. Zentral für die »Mind&Brain«-Forschung der Schu- che Stärken der »Faculty« darstellen. In allen fünf le ist es, dass bei allen Projekten Wissenschaftler, die Bereichen sind international führende Forscher Mitglie- aus den traditionellen »Mind«-Dispziplinen kommen mit der der Faculty, so dass es sichergestellt ist, dass die solchen aus den tradionellen »Brain«-Fächern zusam- Infobox: Kooperationspartner Die Berlin School of Mind and Brain im Überblick Sprecherhochschule Die Berlin School of Mind and Brain ist eine durch die Humboldt-Universität Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder geför- zu Berlin mit Charité – derte Graduiertenschule von Geistes- und Sozialwis- Universitätsmedizin senschaften wie der Philosophie, Psychologie und Berlin Kognitionswissenschaften und Naturwissenschaften sowie der Neurophysiologie, Neuroanatomie, Neurobio- Partneruniversitäten: logie, Informatik und Neurowissenschaften. Unter der – Freie Universität Berlin Leitung der Humboldt-Universität kooperieren Wissen- – Technische Universität Berlin schaftler verschiedener universitärer und außeruniver- – Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg sitärer Institutionen in und um Berlin, u.a. der FU Ber- – Universität Potsdam lin, der TU Berlin, der Charité – Universitätsmedizin Berlin, der Universität Magdeburg, der Universität Partnerinstitute/-einrichtungen: Potsdam, des Berlin NeuroImaging Centers (BNIC), der – Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissen- Max-Planck-Institute in Berlin und Leipzig und des schaften (BBAW) Kontakt: Bernstein Centers for Computational Neuroscience – Berlin NeuroImaging Center (BNIC) Prof. Dr. Arno Villringer Berlin (BCCN). Ziel der Schule ist es, eine breite, inter- – Bernstein Center for Computational Neuroscience (Sprecher) disziplinäre Plattform zu etablieren, die dem vielschich- Berlin (BCCN Berlin) Berlin NeuroImaging tigen und stetig wachsenden Kontakt zwischen den ver- – Interdisziplinäres Zentrum für sprachliche Bedeu- Center, Dept. of Neurology schiedenen wissenschaftlichen Kulturen ein Forum bie- tung (IZS) Charité – Universitätsme- tet. Insbesondere hat sich die Schule zum Ziel gesetzt, – Fraunhofer Institut für Rechnerarchitektur und dizin Berlin eine neue Generation von Wissenschaftlern auszubil- Softwaretechnik (FIRST), Berlin Charitéplatz 1 10117 Berlin den, die jenseits traditioneller disziplinärer Grenzen – Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin forschen und lehren. Die Berlin School of Mind and (MDC), Berlin Prof. Dr. Dominik Perler Brain wird von zwei Wissenschaftlern und einem eige- – Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Berlin (Sprecher) nen Management koordiniert. Die Schule ist Teil der – Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowis- Humboldt-Universität Humboldt Graduate School (HGS) und wird von den senschaften, Leipzig zu Berlin Dienstleistungen dieser neuen Einrichtung unterstützt. – Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB), Institut für Philosophie Unter den Linden 6 Berlin 10099 Berlin Doktoranden der Schule werden grundsätzlich immer – Wissenschaftskolleg zu Berlin von zwei Wissenschaftlern betreut (je einem aus den – Zentrum für Allgemeine Sprachwissenschaft, Internet: »Mind«-Wissenschaften bzw. »Brain«-Wissenschaf- Typologie und Universalienforschung Berlin (ZAS) www.mind-and-brain.de ten), hinzu kommt für jeden Doktoranden ein Mentor. info@mind-and-brain.de HUMBOLDT-SPEKTRUM 1/2007 7
GRADUATE SCHOOLS ................................................................................................................ menarbeiten. Jede empirische wissenschaftliche Arbeit Das Mind&Brain-Forschungsprogramm unterscheidet wird begleitet von einer eingehenden konzeptuellen sich noch in einem weiteren Punkt bedeutend von der (philosophischen) Untersuchung der wichtigsten ver- traditionellen Doktorandenausbildung in Deutschland: wendeten Begriffe, wie z.B. »Entscheidung«, »Freier Im Mind&Brain PhD-Programm verankert ist ein Wille« oder »Bewusstsein«, aber auch mit einer syste- systematisches Progress-Monitoring, mit dem Stand matischen Evaluierung von ethischen und anthropologi- und Entwicklung des einzelnen Forschungsprojekts schen Konsequenzen der Forschung. kontinuierlich evaluiert werden und das die Leistung der Doktoranden ebenso wie die ihrer Betreuer einbe- Struktur der Schule/Ausbildung zieht. In die Berlin School of Mind and Brain werden pro Jahr ca. 20 Doktoranden aufgenommen, die ihre Pro- Das Umfeld der Schule Prof. Dr. Arno Villringer motion im Zeitraum von drei Jahren abschließen, Die Berlin School of Mind and Brain knüpft an die lan- Jg. 1958. 1977–84 Medizin- wodurch die Schule zu jedem Zeitpunkt insgesamt ge und gewachsene Tradition geisteswissenschaftli- studium an der Universität etwa 60 Studierende betreut. cher Forschung in Berlin und Umgebung an. In geogra- Freiburg, dort 1984 Promoti- fischer Nähe hat sich rasch ein systemwissenschaft- on. 1985 DFG-Stipendium, Mass. General Hospital, Har- Betreut werden die Nachwuchsforscher von der ca. 60- lich orientierter Schwerpunkt in den Neurowissen- vard Medical School, Boston. köpfigen Mind&Brain-Faculty, die eigens für die neue schaften herausgebildet, der von verschiedenen uni- 1986–93 Assistenzarzt, Neu- Schule rekrutiert wurde und hochrangige Forscher aus versitären Institutionen mit internationaler Ausrich- rologie, Psychiatrie (1989) allen beteiligten Fachbereichen zusammenbringt. Unter tung vorangetrieben wird. Von dieser Ambition geprägt an der LMU München; 1992 Beteiligung der drei großen Universitäten Berlins (HU, sind das Berlin NeuroImaging Center, das Bernstein Facharzt für Neurologie. FU, TU), der Universität Potsdam und Magdeburg sowie Center for Computational Neurosciences sowie das 1993–04 OA, Neurologische zehn außeruniversitären Forschungseinrichtungen über- Center for Advanced Studies Magdeburg, mit denen Klinik, Charité, von 1996–04 stellvertr. Klinikdirektor; windet die Fakultät der Berlin School of Mind and Brain die Mind&Brain-School eng kooperiert. Außerdem 1994 Habilitation für das traditionelle Universitäts-Grenzen und repräsentiert haben sich in den letzten Jahren zahlreiche Sonderfor- Fach Neurologie; 1996 Pro- zugleich die kumulierte Expertise auf dem Gebiet der schungsbereiche und Graduiertenkollegs etabliert, u.a. fessur für Neurologie (Cha- Mind&Brain-Forschung in Deutschland. in Kooperation mit dem Berliner Max-Planck-Institut rité); 1999–04 Leitender OA für Bildungsforschung, dem Leipziger Max-Planck- des Standorts Virchow-Klini- Die Doktoranden erwartet ein strukturiertes Ausbil- Institut für Kognitionswissenschaften, dem Max Del- kum, Neurologische Klinik, Charité. 1999 Koordinator dungsprogramm, in dem sie von zwei Supervisoren, brück Center Berlin und der Physikalisch-Technischen und Vorstandsmitglied des jeweils einem Vertreter der »Mind«-Sciences und einem Bundesanstalt Berlin, allesamt Netzwerkpartner der Kompetenznetz Schlaganfall; der »Brain«-Sciences sowie einem zusätzlichen Mentor neuen Graduiertenschule. seit: 2001 Vorstandsmitglied begleitetet werden. Gemeinsam mit ihren Betreuern und der Deutschen Schlaganfall Mentoren stellen die Promovenden ein Curriculum Profitieren wird »Mind and Brain« zudem nicht allein Gesellschaft, 2002 Koordina- zusammen, das sich an den spezifischen Anforderungen von dem äußerst dynamischen Umfeld der Wissen- tor des Berlin NeuroImaging ihres interdisziplinären Forschungsprojekts und ihren schaftsstadt Berlin, sondern auch von den kreativen Center (BNIC), 2004 Leiter Neurologische Klinik, Cha- individuellen Interessen orientiert. Ziel der Ausbildung kulturellen Impulsen dieser dynamischen Stadt in der rité, CBF, 2006 Lehrstuhl für ist eine umfassende Schulung in den relevanten Grund- Mitte Europas. Kognitive Neurologie an der lagen und Methoden des Mind&Brain-Forschungspara- Charité. Arbeitsgebiete: Bild- digmas: Die Studierenden erwerben Kenntnisse in Neu- Die Berlin School of Mind and Brain gebung des Gehirns; Schlag- roanatomie, Kognitionswissenschaften, Linguistik und will und soll ein Beispiel für die Integration von Geis- anfall; Wahrnehmung von Ethik ebenso wie in den verschiedenen Methoden klini- tes- und Lebenswissenschaften sein, sie will Berührungsreizen. scher und experimenteller Forschung. Das Ausbildungs- • der Mind&Brain Forschung in Deutschland ein neu- Kontakt programm wird erweitert durch ein intensives Coaching es Fundament geben, an dem junge und erfahrene Humboldt-Universität im Präsentieren von Forschungsergebnissen und im Forscher gemeinsam bauen und das seine zu Berlin Schreiben wissenschaftlicher Papers. Grundlage der Blickrichtung über einen engen Expertenkreis hin- Charité – Universitäts- interdisziplinären Forschungsperspektive bildet ein aus dem Interesse einer breiten Öffentlichkeit an medizin Berlin intensiver Austausch zwischen den Doktoranden, der gesellschaftsrelevanten Themen zuwendet Berlin NeuroImaging Center durch Arbeitsgruppen und regelmäßige Präsentationen • ein dynamisches Netzwerk fördern, das im Aus- Charitéplatz 1 im Team gefördert wird. Die Studenten entwickeln so die tausch mit internationalen Partnern auch in finan- D–10117 Berlin entscheidenden sozialen Fähigkeiten, mit denen sie sich zieller Hinsicht eigenständig wächst Tel.: +49 30 450–560142 im internationalen Wettbewerb erfolgreich durchsetzen • erstklassigen Wissenschaftlern am Standort Berlin Fax: +49 30 450–560952 können. Ziel des Mentorenprogramms der Graduierten- ein weiteres Instument in die Hand geben, um auf arno.villringer@charite.de schule ist es, die Doktoranden gezielt beim Aufbau ihrer dem Mind&Brain-Gebiet zu den weltweit führenden wissenschaftlichen Karriere zu unterstützen. Zentren zu gehören. 8 HUMBOLDT-SPEKTRUM 1/2007
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