Of Mind and Brain - Humboldt-Universität zu Berlin

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Of Mind and Brain - Humboldt-Universität zu Berlin
GRADUATE SCHOOLS
                                                   ................................................................................................................
                       Arno Villringer
                                                               Berlin School
                                                             of Mind and Brain

                       Die Berlin School of Mind and Brain ist eine gemeinsame Initiative der »mind
LEBENSWISSENSCHAFTEN

                       sciences« (Geistes- und Sozialwissenschaften, z.B. Philosophie, Psychologie,
                       Kognitionswissenschaft, Linguistik) sowie der »brain sciences« (Lebens- bzw.
                       Neurowissenschaften, wie Neurophysiologie und -anatomie, Biologie, Neurologie,
                       Psychiatrie, Physik, Computationale Neurowissenschaften). Diese Graduierten-
                       schule wird eine transdisziplinäre Plattform für die vielschichtigen Beziehungen
                       zwischen den verschiedenen Wissenschaftskulturen zur Verfügung stellen und
                       damit ihr Zusammenwachsen fördern. Eingebunden in das bestehende dichte Netz
                       von Graduiertenkollegs und Sonderforschungsbereichen und in enger Kooperation
                       mit universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen wird die Gradu-
                       iertenschule die nächste Generation von Wissenschaftlern ausbilden, die fachgren-
                       zenüberschreitend forschen. Ein weiteres Ziel der interdisziplinären Ausbildung
                       ist es, eine gemeinsame                                                                Abb. 1
                       Sprache zu entwickeln,      Motivation zur Gründung der Graduiertenschule              Von Gall zu Cajal
                       die die Kommunikation       Wie ›funktioniert‹ das Denken, wie entscheiden wir, wie    Schon der Begründer der Phrenologie, Franz Gall (links) hatte
                                                                                                              die Vorstellung, dass gewisse geistige Funktionen in bestimm-
                       zwischen den verschie-      entsteht Bewusstsein, inwiefern ist Denken an das
                                                                                                              ten Gebieten des Gehirns lokalisierbar seien und somit einen
                       denen Wissenschaftsdis- menschliche Gehirn gebunden? Diese und ähnliche Fra-           Brückenschlag von Geistes- zu Lebenswissenschaften ver-
                       ziplinen ermöglicht.        gen gehören zu den großen ungelösten Herausforderun-       sucht. Allerdings hat die Phrenologie trotz vielversprechender
                                                   gen der Wissenschaft. In der Beantwortung solcher Fra-     Konzepte angesichts unvalidierter bzw. falscher methodologi-
                                                   gen hat sich in den letzten Jahrzehnten allerdings ein     scher Ansätze nie den Anschlus an die moderne Neurowissen-
                                                   fundamentaler Wandel abgespielt. Bis dahin wurden          schaft, hier symbolisiert durch den Vater der Neuron-Doktrin
                                                                                                              Santiago Ramón y Cajal (rechts) gefunden.
                                                   solche Fragen praktisch ausschließlich von Geisteswis-
                                                   senschaftlern bearbeitet. Schon die allerersten Philoso-
                                                   phen haben sich mit solchen Fragen beschäftigt. Im         des Geistes«. Eine grundlegende Wende ergab sich in
                                                   Zuge der Entwicklung und Ausdifferenzierung neuer          den letzten Jahren insbesondere durch dramatische
                                                   Wissenschaftsdisziplinen insbesondere im 19. und 20.       Fortschritte innerhalb der Lebens- und insbesondere
                                                   Jahrhundert verteilten sich diese Themen dann auf          der Neurowissenschaften. Die Wende besteht darin,
                                                   Fächer wie Psychologie, Linguistik, Sozialwissenschaf-     dass Fragen, wie z.B. die nach den Entstehungsbedin-
                                                   ten, außerdem bildeten sich innerhalb der Philosophie      gungen von Bewusstsein, neuerdings empirischer neu-
                                                   neue Unterdisziplinen, wie z.B. das der »Philosophie       robiologischer Forschung zugänglich werden.

                                                     Infobox:                                                 Dieser Nachteil wurde durch die kurz danach ent-
                                                     Neue bildgebende Verfahren zur Untersuchung              wickelte Kernspintomographie, die mit hohen Magnet-
                                                     des menschlichen Gehirns                                 feldern arbeitet und auf magnetischen Eigenschaften
                                                     Die Bildgebung des Gehirns entwickelte sich zunächst     von Geweben basiert, aufgehoben. Die Kernspintomo-
                                                     aus dem schon lange bekannten Röntgen-Verfahren.         graphie (Magnetic Resonance Imaging: MRI) zeigt wie
                                                     Durch Kombination des Röntgen mit Computerge-            die Computertomographie strukturelle Eigenschaften
                                                     stützten Rekonstruktions-Verfahren entstand die Com-     des Gehirns, hat aber den Vorteil eines besseren Kon-
                                                     putertomographie (CT). Sie war das erste bildgebende     trastes zwischen grauer und weißer Hirnsubstanz und
                                                     Verfahren, mit dem die Hirnstruktur in vivo darge-       einer höheren räumlichen Auflösung. Ähnlich wie die
                                                     stellt werden konnte. Die dabei erhaltenen strukturel-   CT ist sie vor allem in der medizinischen Anwendung
                                                     len Informationen erwiesen sich als sehr nützlich für    beheimatet, allerdings hat die fehlende Strahlenbela-
                                                     medizinische Anwendungen. Für die Hirnforschung          stung zu einer deutlichen Ausdehnung der wissen-
                                                     erlaubte das CT es erstmals, an einem lebenden Men-      schaftlichen Anwendungen geführt.
                                                     schen physiologische oder pathologische Variationen
                                                     der Hirnstruktur in Bezug zu Variationen oder Störun-    Sind die mit CT oder MRI erhaltenen Informationen
                                                     gen geistiger Leistungen zu setzen. So wurde es z.B.     immer noch statischer bzw. struktureller Art, so wur-
                                                     möglich, bei Patienten nach einem Schlaganfall dieje-    den daneben auch Methoden entwickelt, die Hirnfunk-
                                                     nigen Hirngebiete zu identifizieren, deren Ausfall zu    tion widerspiegeln. Die Grundlage fast aller dieser
                                                     einer Sprachschädigung führt. Ein entscheidender         funktionellen Neuroimaging-Verfahren ist die Messung
                                                     Nachteil für die nichtmedizinische Forschungsarbeit      eines metabolischen oder Blutfluss-abhängigen Sig-
                                                     war die Verwendung schädlicher Röntgenstrahlen.          nals, das zwar nicht direkt der neuronalen Hirnfunkti-

                  4    HUMBOLDT-SPEKTRUM 1/2007
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                                                                Zusammenhang zwischen bestimmten genetischen Fak-
                                                                toren der Hirnfunktion und der Qualität bestimmter
                                                                Leistungen des Gehirns, zu erforschen. Der jüngste
                                                                und vielleicht entscheidende Durchbruch gelang in der
                                                                zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, als Techniken
                                                                entwickelt wurden, die es ermöglichten das Gehirn des
                                                                Menschen selbst nicht invasiv zu untersuchen (siehe
                                                                Infobox: Neue bildgebende Verfahren zur Untersuchung
                                                                des menschlichen Gehirns). Insbesondere die funktio-
                                                                nelle Kernspintomographie (functional magnetic reso-
                                                                nance imaging: fMRI) ist heute zu einem grundlegenden
                                                                Pfeiler moderner Neurowissenschaften geworden.
Die moderne funktionelle Bildgebung, insbesondere die funk-
tionelle Kernspintomographie, wurde von ihren Kritikern         Diese Fortschritte haben zur Entwicklung neuer Wis-
manchmal als Neophrenologie bezeichnet. Angesichts der          senschafts-Disziplinen geführt, wie z.B. Neuro-Philoso-
zunehmenden Möglichkeit, Befunde der Kernspintomographie
                                                                phie, Neuro-Ökonomie, Neuro-Ethologie etc., die die
mit neurophysiologischen Befunden zu untersetzen bzw. zu
erklären, ist aber mittlerweile die Verknüpfung zur Neurowis-   Verbindung zwischen einer geistigen Leistung bzw.
senschaft etabliert. Somit kann nun fundierter ein Brücken-     einer ganzen Gruppe von Leistungen einerseits und der
schlag der »Brain«-Wissenschaften zu den »Mind«-Wissen-         Erforschung ihrer neurobiologischen Grundlagen durch
schaften angegangen werden. (Abb. l.o.: F.E. Bilz 1894; l.u.:   das gemeinsame Prinzip der Namensgebung »Neuro-X«
Bildarchiv, Institut für Geschichte der Medizin, MUW; r.o.:     zum Ausdruck bringen. Diese neuen Disziplinen haben
S.R. y Cajal 1911; r.u.: Nobel Foundation Stockholm)
                                                                fast alle mit einem gemeinsamen Problem zu kämpfen.
                                                                Während sie sich einerseits äußerst dynamisch ent-
Über die allgemeine Erkenntnis hinaus, dass das                 wickeln, neue Befunde und Interpretationen sich über-
Gehirn Träger geistiger Leistungen ist, wurde es in             schlagen und neue Zeitschriften die wachsende Zahl an
immer detaillierter durchgeführten Untersuchungen               Publikationen abzudecken versuchen, stecken sie noch
möglich, auch weiter gehende Fragen, z.B. nach der              in ihren Kinderschuhen in so zentralen Punkten wie
Lokalisation bestimmter Leistungen innerhalb des                der klaren Definition ihrer Gegenstände, der Überein-
Gehirns, dem Zusammenwirken verschiedener Hirn-                 kunft über die Aussagekraft bestimmter Befunde für
areale bei bestimmten geistigen Tätigkeiten oder der            bestimmte Fragestellungen, wie überhaupt in Bezug

 on entspricht, aber diese indirekt widerspieglt. Das
 diesbezüglich erste wichtige Verfahren, die Positronen-
 Emissions-Tomographie (PET) erreicht dies durch Ver-
 abreichung radioaktiver Substanzen, die sich im
 Gehirn abhängig von Metabolismus und/oder Blutfluss
 verteilen, und deren räumliche Verteilung im Gehirn
 erfasst werden kann. Die PET wurde/wird sowohl kli-
 nisch wie auch wissenschaftlich eingesetzt, allerdings            Italienisch – Muttersprache                 Deutsch – Zweitsprache
 setzt wiederum die Strahlenbelastung der letzteren
 Anwendung deutliche Grenzen. Erneut war es ein Ver-            Studie siehe Wartenburger et al. Neuron 2003              Abb. 2
 fahren, das auf der Verwendung von Magnetfeldern                                                                         Man erkennt aktivierte Hirn-
 basiert, nämlich eine Weiterentwicklung der MRI zur            stanzen bzw. schädlicher Röntgenstrahlen. Während in      areale bei der Durchführung
                                                                                                                          einer sprachlichen Aufgabe.
 funktionellen MRI (fMRI), die hier einen wichtigen             den ersten Jahren der Anwendung von fMRI vor allem
                                                                                                                          Die aktiven Hirnareale sind
 Fortschritt brachte (Belliveau et al., Science 1991;           die Darstellung »basaler« Systeme des Gehirns gezeigt     rot/orange (je nach ›Stärke‹
 Kwong et al., PNAS 1992; Ogawa et al., PNAS 1992;              wurde, ist in den letzten Jahren zunehmend die Abbil-     der Aktivierung) dargestellt.
 Bandettini et al., MRM 1992; Frahm et al., JMRI                dung der Hirnaktivität bei höheren Hirnfunktionen, wie    Man erkennt, dass bei Durch-
 1992). Die fMRI hat sich zur vielleicht wichtigsten            Sprache, Entscheidungsfindung, moralischem Urteilen       führung der Aufgabe in der
 Methode der Neurowissenschaft des Menschen ent-                etc. in den Mittelpunkt des Interesses gerückt. Die       (schlechter beherrschten)
                                                                                                                          Zweitsprache deutlich umfas-
 wickelt, sie ermöglicht die Abbildung von Hirnaktivität        Abb. zeigt eine Aktivierung des Gehirns bei der Verar-
                                                                                                                          sendere Gebiete des Gehirns
 mit einer räumlichen Auflösung im Millimeterbereich            beitung von Sätzen in der Muttersprache und einer         für die Sprachverarbeitung
 und bedarf keinerlei Verabreichung radioaktiver Sub-           Fremdsprache (s. Wartenburger et al. Neuron, 2003).       einbezogen werden müssen.

                                                                                                                          HUMBOLDT-SPEKTRUM 1/2007        5
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                                auf eine dem untersuchten Gegenstand adäquate »Wis-      Geschichte der Gründung der
                                senschaftskultur«. Diese Probleme sind u.a. darauf       Berlin School of Mind and Brain
                                zurückzuführen, dass es bisher keine Wissenschaftler     Um die Entwicklung einer neuen Wissenschaftler-
                                gibt, die in einem solchen neuen Fach »ausgebildet«      Generation von Mind&Brain-Forschern voranzutreiben
                                wurden, es gibt allenfalls solche Forscher, die durch    entstand die Idee der Gründung einer Mind&Brain-
                                Doppel- oder Mehrfach-Qualifikationen verschiedene,      Schule in Berlin. Im Kontext der Exzellenz-Ausschrei-
                                für das neue Fach wichtige Elemente beitragen kön-       bung des Bundes und der Länder im Jahre 2005 wur-
                                nen. An diesem Punkt möchte die Berlin School of Mind    de eine »Faculty« zusammengestellt. Grundprinzip die-
                                and Brain ansetzen. Sie möchte eine neue Generation      ser Zusammenstellung war die Einbindung möglichst
                                von Wissenschaftlern ›heranziehen‹, die genau am Neu-    aller exzellenter Expertise, die sich in Berlin und
                                ro-X Interface arbeiten und sich auf dieses Interface    Umgebung finden ließ – ohne Rücksicht auf Zuordnung
                                spezialisieren. Das heißt, es geht nicht darum, das      zu Institutionen. So entstand ein Gruppe von etwa 60
                                Prinzip Doppel-Qualifikation zu institutionalisieren     Wissenschaftlern, die sich aus den drei großen Berli-
                                (was letzen Endes nur zu einer Verwässerung und feh-     ner Universitäten, aber auch den Universitäten in
                                lenden Fokussierung führen würde), sondern einen         Potsdam und Magdeburg zusammensetzte und außer-
                                neuen Fokus bzw. Blickwinkel für die wissenschaftliche   dem führende Forscher an den Max-Planck-Instituten
                                Ausbildung zu setzen. Als Promotions-Programm ist        in Berlin, Leipzig, der Physikalisch-Technischen Bun-
                                sich die Berlin School of Mind and Brain natürlich der   desanstalt und am Max-Delbrück-Center in Berlin
                                Tatsache bewusst, dass sie relativ spät in der Ausbil-   umfasste. Antragstechnisch führend war die Hum-
                                dung einsetzt. Da aber die Promotion in einer wissen-    boldt-Universität zu Berlin. Nach einem einjährigen
                                schaftlichen Karriere nach einer breiteren Ausbildung    Antragsprozess erfolgte die Bewilligung im Oktober
                                in der Regel die erste echte wissenschaftliche Fokus-    2006, bereits im November 2006 wurden die ersten
                                sierung für einige Jahre darstellt, auf der basierend    Ausgaben für die Schule getätigt, im März 2007 wur-
                                viele Wissenschaftler ihre weitere Laufbahn ent-         den den ersten 11 Studenten der Schule ihre Aufnah-
                                wickeln, erscheint uns dieser Ansatz insbesondere für    me bestätigt. Diese exzellenten Nachwuchsforscher
                                die Mind&Brain-Fragen adäquat.                           hatten sich in einem mehrstufigen Auswahlverfahren

    Abb. 3
    Kooperationspartner und
    Schwerpunktprojekte der
    Berlin School of Mind and
    Brain

6   HUMBOLDT-SPEKTRUM 1/2007
GRADUATE SCHOOLS
................................................................................................................

erfolgreich qualifiziert und werden ihre Forschungs-          Doktoranden Projekte durchführen werden, die einem
projekte im April und Oktober diesen Jahres aufneh-           internationalen Maßstab gerecht werden. Die Themen
men. Am 26. April 2007 wird die Berlin School of              fokussieren sich auf drei paradigmatische geistige Lei-
Mind and Brain unter dem Dach der Humboldt Gra-               stungen, nämlich »Bewusste Wahrnehmung«, »Ent-
duate School feierlich eröffnet.                              scheidungsfindung« und »Sprache« sowie zwei wichtige
                                                              Determinanten jedweder geistiger Leistung nämlich die
Wissenschaftliche Fokussierung der                            »ontogenetische Entwicklung über die Lebensspanne«
Berlin School of Mind and Brain                               sowie deren pathologische Alterationen »Hirnerkran-
Obwohl das wissenschaftliche Feld »Mind & Brain«, wie         kungen und mentale Dysfunktionen«. Diese fünf Bereiche
es oben als Interface der traditionellen »Mind« und           sind darüber hinaus eng miteinander verzahnt. So gibt
»Brain« Wissenschaften definiert wurde, schon eine            es z.B. Projekte, die sich mit der Sprach-Entwicklung
Fokussierung umfasst, ist für eine Graduiertenschule          über die Lebensspanne beschäftigen oder mit Verände-
auch diese Fokussierung noch zu weit. Deswegen wur-           rungen der Perzeption bei neurologischen Erkrankun-
den fünf Themengebiete aufgestellt, die wissenschaftli-       gen. Zentral für die »Mind&Brain«-Forschung der Schu-
che Stärken der »Faculty« darstellen. In allen fünf           le ist es, dass bei allen Projekten Wissenschaftler, die
Bereichen sind international führende Forscher Mitglie-       aus den traditionellen »Mind«-Dispziplinen kommen mit
der der Faculty, so dass es sichergestellt ist, dass die      solchen aus den tradionellen »Brain«-Fächern zusam-

 Infobox:                                                     Kooperationspartner
 Die Berlin School of Mind and Brain im Überblick             Sprecherhochschule
 Die Berlin School of Mind and Brain ist eine durch die       Humboldt-Universität
 Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder geför-         zu Berlin mit Charité –
 derte Graduiertenschule von Geistes- und Sozialwis-          Universitätsmedizin
 senschaften wie der Philosophie, Psychologie und             Berlin
 Kognitionswissenschaften und Naturwissenschaften
 sowie der Neurophysiologie, Neuroanatomie, Neurobio-         Partneruniversitäten:
 logie, Informatik und Neurowissenschaften. Unter der         – Freie Universität Berlin
 Leitung der Humboldt-Universität kooperieren Wissen-         – Technische Universität Berlin
 schaftler verschiedener universitärer und außeruniver-       – Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
 sitärer Institutionen in und um Berlin, u.a. der FU Ber-     – Universität Potsdam
 lin, der TU Berlin, der Charité – Universitätsmedizin
 Berlin, der Universität Magdeburg, der Universität           Partnerinstitute/-einrichtungen:
 Potsdam, des Berlin NeuroImaging Centers (BNIC), der         – Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissen-
 Max-Planck-Institute in Berlin und Leipzig und des              schaften (BBAW)
                                                                                                                          Kontakt:
 Bernstein Centers for Computational Neuroscience             – Berlin NeuroImaging Center (BNIC)
                                                                                                                          Prof. Dr. Arno Villringer
 Berlin (BCCN). Ziel der Schule ist es, eine breite, inter-   – Bernstein Center for Computational Neuroscience           (Sprecher)
 disziplinäre Plattform zu etablieren, die dem vielschich-       Berlin (BCCN Berlin)                                     Berlin NeuroImaging
 tigen und stetig wachsenden Kontakt zwischen den ver-        – Interdisziplinäres Zentrum für sprachliche Bedeu-         Center, Dept. of Neurology
 schiedenen wissenschaftlichen Kulturen ein Forum bie-           tung (IZS)                                               Charité – Universitätsme-
 tet. Insbesondere hat sich die Schule zum Ziel gesetzt,      – Fraunhofer Institut für Rechnerarchitektur und            dizin Berlin
 eine neue Generation von Wissenschaftlern auszubil-             Softwaretechnik (FIRST), Berlin                          Charitéplatz 1
                                                                                                                          10117 Berlin
 den, die jenseits traditioneller disziplinärer Grenzen       – Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin
 forschen und lehren. Die Berlin School of Mind and              (MDC), Berlin                                            Prof. Dr. Dominik Perler
 Brain wird von zwei Wissenschaftlern und einem eige-         – Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Berlin         (Sprecher)
 nen Management koordiniert. Die Schule ist Teil der          – Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowis-         Humboldt-Universität
 Humboldt Graduate School (HGS) und wird von den                 senschaften, Leipzig                                     zu Berlin
 Dienstleistungen dieser neuen Einrichtung unterstützt.       – Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB),              Institut für Philosophie
                                                                                                                          Unter den Linden 6
                                                                 Berlin
                                                                                                                          10099 Berlin
 Doktoranden der Schule werden grundsätzlich immer            – Wissenschaftskolleg zu Berlin
 von zwei Wissenschaftlern betreut (je einem aus den          – Zentrum für Allgemeine Sprachwissenschaft,                Internet:
 »Mind«-Wissenschaften bzw. »Brain«-Wissenschaf-                 Typologie und Universalienforschung Berlin (ZAS)         www.mind-and-brain.de
 ten), hinzu kommt für jeden Doktoranden ein Mentor.                                                                      info@mind-and-brain.de

                                                                                                                         HUMBOLDT-SPEKTRUM 1/2007      7
GRADUATE SCHOOLS
                                     ................................................................................................................

                                     menarbeiten. Jede empirische wissenschaftliche Arbeit      Das Mind&Brain-Forschungsprogramm unterscheidet
                                     wird begleitet von einer eingehenden konzeptuellen         sich noch in einem weiteren Punkt bedeutend von der
                                     (philosophischen) Untersuchung der wichtigsten ver-        traditionellen Doktorandenausbildung in Deutschland:
                                     wendeten Begriffe, wie z.B. »Entscheidung«, »Freier        Im Mind&Brain PhD-Programm verankert ist ein
                                     Wille« oder »Bewusstsein«, aber auch mit einer syste-      systematisches Progress-Monitoring, mit dem Stand
                                     matischen Evaluierung von ethischen und anthropologi-      und Entwicklung des einzelnen Forschungsprojekts
                                     schen Konsequenzen der Forschung.                          kontinuierlich evaluiert werden und das die Leistung
                                                                                                der Doktoranden ebenso wie die ihrer Betreuer einbe-
                                     Struktur der Schule/Ausbildung                             zieht.
                                     In die Berlin School of Mind and Brain werden pro
                                     Jahr ca. 20 Doktoranden aufgenommen, die ihre Pro-         Das Umfeld der Schule
    Prof. Dr. Arno Villringer        motion im Zeitraum von drei Jahren abschließen,            Die Berlin School of Mind and Brain knüpft an die lan-
    Jg. 1958. 1977–84 Medizin-       wodurch die Schule zu jedem Zeitpunkt insgesamt            ge und gewachsene Tradition geisteswissenschaftli-
    studium an der Universität       etwa 60 Studierende betreut.                               cher Forschung in Berlin und Umgebung an. In geogra-
    Freiburg, dort 1984 Promoti-
                                                                                                fischer Nähe hat sich rasch ein systemwissenschaft-
    on. 1985 DFG-Stipendium,
    Mass. General Hospital, Har-     Betreut werden die Nachwuchsforscher von der ca. 60-       lich orientierter Schwerpunkt in den Neurowissen-
    vard Medical School, Boston.     köpfigen Mind&Brain-Faculty, die eigens für die neue       schaften herausgebildet, der von verschiedenen uni-
    1986–93 Assistenzarzt, Neu-      Schule rekrutiert wurde und hochrangige Forscher aus       versitären Institutionen mit internationaler Ausrich-
    rologie, Psychiatrie (1989)      allen beteiligten Fachbereichen zusammenbringt. Unter      tung vorangetrieben wird. Von dieser Ambition geprägt
    an der LMU München; 1992         Beteiligung der drei großen Universitäten Berlins (HU,     sind das Berlin NeuroImaging Center, das Bernstein
    Facharzt für Neurologie.         FU, TU), der Universität Potsdam und Magdeburg sowie       Center for Computational Neurosciences sowie das
    1993–04 OA, Neurologische
                                     zehn außeruniversitären Forschungseinrichtungen über-      Center for Advanced Studies Magdeburg, mit denen
    Klinik, Charité, von 1996–04
    stellvertr. Klinikdirektor;      windet die Fakultät der Berlin School of Mind and Brain    die Mind&Brain-School eng kooperiert. Außerdem
    1994 Habilitation für das        traditionelle Universitäts-Grenzen und repräsentiert       haben sich in den letzten Jahren zahlreiche Sonderfor-
    Fach Neurologie; 1996 Pro-       zugleich die kumulierte Expertise auf dem Gebiet der       schungsbereiche und Graduiertenkollegs etabliert, u.a.
    fessur für Neurologie (Cha-      Mind&Brain-Forschung in Deutschland.                       in Kooperation mit dem Berliner Max-Planck-Institut
    rité); 1999–04 Leitender OA                                                                 für Bildungsforschung, dem Leipziger Max-Planck-
    des Standorts Virchow-Klini-
                                     Die Doktoranden erwartet ein strukturiertes Ausbil-        Institut für Kognitionswissenschaften, dem Max Del-
    kum, Neurologische Klinik,
    Charité. 1999 Koordinator
                                     dungsprogramm, in dem sie von zwei Supervisoren,           brück Center Berlin und der Physikalisch-Technischen
    und Vorstandsmitglied des        jeweils einem Vertreter der »Mind«-Sciences und einem      Bundesanstalt Berlin, allesamt Netzwerkpartner der
    Kompetenznetz Schlaganfall;      der »Brain«-Sciences sowie einem zusätzlichen Mentor       neuen Graduiertenschule.
    seit: 2001 Vorstandsmitglied     begleitetet werden. Gemeinsam mit ihren Betreuern und
    der Deutschen Schlaganfall       Mentoren stellen die Promovenden ein Curriculum            Profitieren wird »Mind and Brain« zudem nicht allein
    Gesellschaft, 2002 Koordina-     zusammen, das sich an den spezifischen Anforderungen       von dem äußerst dynamischen Umfeld der Wissen-
    tor des Berlin NeuroImaging
                                     ihres interdisziplinären Forschungsprojekts und ihren      schaftsstadt Berlin, sondern auch von den kreativen
    Center (BNIC), 2004 Leiter
    Neurologische Klinik, Cha-       individuellen Interessen orientiert. Ziel der Ausbildung   kulturellen Impulsen dieser dynamischen Stadt in der
    rité, CBF, 2006 Lehrstuhl für    ist eine umfassende Schulung in den relevanten Grund-      Mitte Europas.
    Kognitive Neurologie an der      lagen und Methoden des Mind&Brain-Forschungspara-
    Charité. Arbeitsgebiete: Bild-   digmas: Die Studierenden erwerben Kenntnisse in Neu-       Die Berlin School of Mind and Brain
    gebung des Gehirns; Schlag-      roanatomie, Kognitionswissenschaften, Linguistik und       will und soll ein Beispiel für die Integration von Geis-
    anfall; Wahrnehmung von          Ethik ebenso wie in den verschiedenen Methoden klini-      tes- und Lebenswissenschaften sein, sie will
    Berührungsreizen.
                                     scher und experimenteller Forschung. Das Ausbildungs-      •  der Mind&Brain Forschung in Deutschland ein neu-
     Kontakt                         programm wird erweitert durch ein intensives Coaching         es Fundament geben, an dem junge und erfahrene
     Humboldt-Universität            im Präsentieren von Forschungsergebnissen und im              Forscher gemeinsam bauen und das seine
     zu Berlin                       Schreiben wissenschaftlicher Papers. Grundlage der            Blickrichtung über einen engen Expertenkreis hin-
     Charité – Universitäts-         interdisziplinären Forschungsperspektive bildet ein           aus dem Interesse einer breiten Öffentlichkeit an
     medizin Berlin                  intensiver Austausch zwischen den Doktoranden, der            gesellschaftsrelevanten Themen zuwendet
     Berlin NeuroImaging
     Center
                                     durch Arbeitsgruppen und regelmäßige Präsentationen        •  ein dynamisches Netzwerk fördern, das im Aus-
     Charitéplatz 1
                                     im Team gefördert wird. Die Studenten entwickeln so die       tausch mit internationalen Partnern auch in finan-
     D–10117 Berlin                  entscheidenden sozialen Fähigkeiten, mit denen sie sich       zieller Hinsicht eigenständig wächst
     Tel.: +49 30 450–560142         im internationalen Wettbewerb erfolgreich durchsetzen      •  erstklassigen Wissenschaftlern am Standort Berlin
     Fax: +49 30 450–560952          können. Ziel des Mentorenprogramms der Graduierten-           ein weiteres Instument in die Hand geben, um auf
     arno.villringer@charite.de      schule ist es, die Doktoranden gezielt beim Aufbau ihrer      dem Mind&Brain-Gebiet zu den weltweit führenden
                                     wissenschaftlichen Karriere zu unterstützen.                  Zentren zu gehören.

8   HUMBOLDT-SPEKTRUM 1/2007
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