Besichtigung Teilchenbeschleuniger in Genf
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Besichtigung Teilchenbeschleuniger in Genf Es ist Freitagmorgen, 06.00Uhr Frühmorgens und noch stockdunkle Nacht. Wir schreiben den 15.Oktober, der Tag für die Abreise nach Genf. 32 der 35 Angemeldeten Mitglieder der SCV Sektion Oberwallis sind bereit für die Erkundung des Urknalles. Cern ist ein langjähriges Unternehmen welches dieser Frage nachgeht. Der Frage welche Energieform und welche Teilchen Millionstel Sekunden nach dem Urknall allgegenwärtig waren. Ca. um 06.05Uhr sind wir mit einem grossen Reiscar in Richtung Westen aufgebrochen. Bild: “Unser Reisemobil “ (Bildquelle: Salzmann Fredy) Nach einem kurzen Zwischenstopp sind wir kurz nach 09.00Uhr beim Werkseingang der Firma Cern angekommen wo wir von einem wild fuchtelnden Eingangskontrolleur zu dem Parkplatz verwiesen wurden. Juon Orlando hat diese Exkursion für uns organisiert und hat für das Programm zuerst die Besichtigung des Mikrocosm vorgesehen. Sodann haben wir uns als erstes zuerst einmal einen Einblick in die Welt der Protonen und Neutronen geschaffen und haben aus meiner Sicht sehr viele neue speziell klingende Namen dieser Mikroskopisch kleinen Teilchen angeeignet. In dieser Ausstellung wird den Zuschauern dargestellt an was die Forscher schon seit Jahrzehnten tüfteln und sich die Köpfe wund kratzen. Die Entwicklung zur Erforschung des Urknalles geht mehrere Jahrzehnte zurück als erste Wissenschaftler versuchten diesen Moment nachzustellen. In den folgenden Jahren hat sich die Technik so weit entwickelt, dass die Wissenschaftler sehr nahe an einer Antwort sind. Milliarden von Franken wurden investiert und monströse Hilfsmittel damit entwickelt. Durch die moderne Technik wird es nun möglich Millionen und Abermillionen von winzig kleinen Teilchen zu erforschen.
Ein unterirdischer Ring Was dafür nötig war ist ein 27km langer Tunnel welcher sich in einer Tiefe von 50 bis 150 m unter der Erdoberfläche befindet. Zwischen dem französischen Jura und dem Genfer See in der Schweiz wurde der Tunnel bereits in den 80er Jahren für den vorigen Beschleuniger, den grossen Elektron-Positron-Speicherring LEP, gebaut. Dadurch wurde dann auch der Bau eines neuen Tunnels finanziell interessant. Somit wurde im Dezember 1996 der Bau eines neuen längeren Tunnels bewilligt. Der sogenannte LHC-Tunnel. (LHC=Large Hadron Collider). Erster offizieller Start des LHC war am 10.September 2008. An diesem Tag umrundete ein Protonenpaket zum ersten Mal den gesamten Ring. Technische Probleme führten allerdings zur Beschädigung des Kühlsystems der Anlage, daher mussten die ersten Versuche nach neun Tagen wieder eingestellt werden. Der LHC wurde bis August 2009 repariert und am 20.November 2009, wieder in Betrieb genommen. Am 23.November im gleichen Jahr fanden in den Teilchendetektoren die ersten Proton-Proton- Kollisionen statt. Millionen Kollisionen Der LHC schiesst zwei Strahlen frontal aufeinander, die aus Teilchen gleicher Sorte bestehen: entweder Protonen oder Blei-Ionen. Die Strahlen werden in einer Kette von Vorbeschleunigern am CERN erzeugt und in den LHC eingespeist. Dort kreisen sie in einem Vakuum ähnlich dem, das im Weltall vorherrscht. Supraleitende Magnete, die bei extrem niedrigen Temperaturen betrieben werden, führen den Strahl auf seiner 27km langen Kreisbahn. Jeder Strahl besteht aus fast 3000 Teilchenpaketen, von denen jedes ungefähr 100 Milliarden Teilchen enthält. Die Teilchen sind so winzig, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass zwei davon aufeinandertreffen. Wenn sich zwei Teilchenpackete durchdringen, wird es nur rund 20 Kollisionen unter den 200 Milliarden Teilchen geben. Da sich die Teilchenpakete aber ungefähr 30 Millionen Mal pro Sekunde kreuzen, ereignen sich im LHC bis zu 600 Millionen Kollisionen pro Sekunde. Mit nahezu Lichtgeschwindigkeit umlaufen die Protonen 11245-mal pro Sekunde und können dabei bis zu 10 Stunden lang den LHC umkreisen. Dabei legen sie einen Weg von mehr als 10 Milliarden Kilometer zurück. Diese Strecke entspricht in etwa einen Reise zum Planeten Neptun und wieder zurück! Geballte Energie Bei voller Energie besitzt jeder Strahl ungefähr soviel Energie wie ein Auto bei 1600 km/h. die in den Ablenkmagneten gespeicherte Energie entspricht in etwa der Energie welche zum Schmelzen von 50 Tonnen Kupfer benötigt würde. Innovative Technologie Bestünde der LHC aus normalen „warmen“ Ablenkmagneten anstelle von supraleitenden, dann müsste der Ring einen Umfang von mindestens 120km haben, um die gleiche Kollisionsenergie zu erreichen und würde rund 40mal mehr Strom verbrauchen. Mit Hilfe dieser Ablenkmagneten wird es ermöglicht, dass die Protonenstrahlen ohne jeglichen Widerstand genau in der Bahn beschleunigt werden können. Zwei Protonenstrahlen werden hierbei in entgegen gesetzter Richtung beschleunigt und stossen im Zentrum riesiger Detektoren aufeinander. Am Ort der Kollision herrschen die höchsten Energiedichten, die Menschen je hergestellt haben. Sie entsprechen
den Bedingungen, die ein Millionstel einer Millionstel Sekunde nach dem Urknall geherrscht haben. Die Detektoren wurden gebaut, um das Verhalten von Teilchen unter diesen extremen Bedingungen aufzuzeichnen. Daraus erhoffen sich die Wissenschaftler zu erkennen, warum das Universum so ist, wie wir es heute kennen. Bild: LHC-Tunnel (Bildquelle: Wyer Michael) Hungrig durch die vielen Eindrücke sind wir dann alle zusammen mit dem Reisecar über die Landesgrenze nach Frankreich gefahren um in der Werkseigenen Kantine unser Mittagessen einzunehmen. Bei dieser Gelegenheit wollten einige unserer Mitglieder das Mittagessen mit einem Aperitif beginnen und haben sich hierfür an die Bar begeben. Hier mussten Sie bald einmal die Erfahrung machen, dass ein mit Alkohol versetztes Getränk nur im Zusammenhang mit Essen ausgeschenkt wird. Kurz darauf standen 6 Bier und ein Sandwich auf dem Tresen. Andere Länder andere Sitten. Das Sandwich war denn wohl auch das beste Essbare, das in dieser Kantine angeboten wurde. Mehr oder weniger gut genährt sind wir dann gegen 14.00Uhr wieder vor der Ausstellung des Microcosm gestanden wo wir dann schon von einem sehr dynamisch wirkenden Cern Mitarbeiter erwartet wurden. Kurz darauf sind wir dann auch schon in einem Vortragssaal der Firma eingewiesen worden wo uns ein weiterer Mitarbeiter schon erwartet hatte. Dieser hat sich dann kurz vorgestellt und uns sein Arbeitsgebiet vorgestellt. In dieser Präsentation wurde uns vermittelt, wie mächtig diese Sache ist. Weltweit sind viele Länder daran beteiligt der Frage des ominösen Urknalles auf den Grund zu gehen. Zum Schluss der Präsentation wurde uns dann noch in einem Eindrücklichen Film die Entwicklung des Teilchenbeschleunigers näher gebracht.
Im Anschluss hat ein Mitarbeiter mit einem lauten Pfiff die Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Uns wurde bald einmal bewusst, dass er nun unser Guide für die weitere Besichtigung des Unternehmens war. Also sind wir ihm gefolgt. Nach mehreren Fehlversuchen sind wir dann auch endlich im inneren des Abgesperrten Areals angelangt. Ein weiterer hat sich dann auch noch kurz vorgestellt. Auch er ist wie sein Kollege als Wissenschaftler für das Unternehmen tätig. Er erklärte uns dann wie es eigentlich möglich ist die unzählig vielen Teilchen, welche beim Zusammenstoss der Protonen entstehen, zu erfassen bzw. zu messen. Einer der vier Detektoren dafür nennt sich Atlas und ist wohl das grösste jemals von Menschen entwickelte und hergestellte Detektor Bauteil auf diesem Planeten. Durch die hoch entwickelte Technik dieses Detektors ist es möglich die Energie der wild umher fliegenden Teilchen zu messen und einigermassen zu Ordnen. Der Wissenschaftler meinte, dass bis heute noch nicht genau herausgefunden wurde, was in dieser sehr kurzen Zeit nach dem Urknall war. Jedoch ist man auf der Fährte und es wird sicherlich nicht mehr lange dauern, werden wir auch bei dieser für die Menschheit so wichtigen Frage einen Schritt weiterkommen. Bild: Modell Atlas Detektor (Bildquelle: Salzmann Fredy) In einer riesigen Leitstation, werden rund um die Uhr die Daten gesammelt und verarbeitet. Mit Hilfe einer Präsentation im Atlas Gebäude haben wir dann eine ungefähre Vorstellung davon bekommen wie gross der Atlas Detektor in Wirklichkeit ist und unter welchen erschwerten Bedingungen gearbeitet werden musste um diesen in dieser Tiefe zu installieren.
Bild: Leitstation Atlas (Bildquelle: Salzmann Fredy) Etwas später haben wir in einer 3 dimensionalen Filmvorführung die Arbeitsbedingungen in dieser Tiefe mit einem Monströs wirkenden Detektor nachempfinden können. Bild: Dies zum Thema „Strange Species“ (Bildquelle: Salzmann Fredy)
Zum Schluss des Nachmittages sind wir noch in die Halle für Montage- und Unterhalt der gesamten Anlage der Firma geführt worden. Hier waren die Teile aufgeschnitten und man bekam einen sehr genauen Einblick in die Verfahrenstechnik des Teilchenbeschleunigers. Gesättigt mit Informationen haben wir uns schlussendlich verabschiedet und das Werk in Richtung Norden wieder verlassen. Non-Stopp Genf/Visp haben wir dann gegen 20.00Uhr wieder unseren heimatlichen Boden unter den Füssen gehabt. Ich bin überzeugt, dass auch dieser Anlass einmal mehr mit einem durchwegs Positiven Eindruck, in unsere Vereinsgeschichte eingehen wird. Aktuar SCV Sektion Oberwallis Salzmann Fredy Quellennachweis: Bilder: Salzmann Fredy und Wyer Michael Text: Salzmann Fredy, Broschüren von CERN und http://de.wikipedia.org/wiki/Large_Hadron_Collider
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