Biblische Phraseologismen im deutsch-slowakischen Vergleich - MASARYKOVA UNIVERZITA - IS MUNI
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MASARYKOVA UNIVERZITA FILOZOFICKÁ FAKULTA ÚSTAV GERMANISTIKY, NORDISTIKY A NEDERLANDISTIKY Biblische Phraseologismen im deutsch-slowakischen Vergleich BAKALÁRSKA PRÁCA Mária Kapustová BRNO, 2020
MASARYK-UNIVERSITÄT PHILOSOPHISCHE FAKULTÄT INSTITUT FÜR GERMANISTIK, NORDISTIK UND NEDERLANDISTIK, DEUTSCHE SPRACHE UND LITERATUR Biblische Phraseologismen im deutsch-slowakischen Vergleich BACHELORARBEIT Mária Kapustová Betreuerin: doc. PhDr. Jiřina Malá, CSc. BRÜNN, 2020
Erklärung Hiermit erkläre ich, dass ich die vorliegende Bachelorarbeit selbststän- dig und nur mit Hilfe der angegebenen Quellen und Fachliteratur angefertigt habe. Mária Kapustová i
Danksagung An dieser Stelle möchte ich mich bei meiner Betreuerin, Frau doc. PhDr. Jiřina Malá, CSc. für ihre wertvolle Ratschläge während des Verfassens dieser Bachelorarbeit herzlich bedanken. ii
Inhaltsverzeichnis Einleitung 1 I Theoretischer Teil 3 1 Einführung in die Phraseologie 4 1.1 Phraseologie als linguistische Disziplin . . . . . . . . . 4 1.2 Gegenstand der Phraseologie . . . . . . . . . . . . . . . 4 1.3 Merkmale der Phraseologismen . . . . . . . . . . . . . . 5 1.3.1 Polylexikalität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 1.3.2 Festigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 1.3.3 Idiomatizität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 1.3.4 Lexikalisierung und Reproduzierbarkeit . . . . 11 1.4 Klassifikation nach H. Burger . . . . . . . . . . . . . . . 11 1.5 Syntaktische Klassifikation . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 1.6 Spezielle Klassen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 2 Kontrastive Phraseologie 16 2.1 Dimensionen der kontrastiven Phraseologie . . . . . . . 16 2.1.1 Interlinguale Dimension . . . . . . . . . . . . . . 16 2.1.2 Intralinguale Dimension . . . . . . . . . . . . . . 16 2.2 Typen phraseologischer Äquivalenz . . . . . . . . . . . 17 2.2.1 Vollständige Äquivalenz . . . . . . . . . . . . . . 17 2.2.2 Partielle Äquivalenz . . . . . . . . . . . . . . . . 18 2.2.3 Rein semantische Äquivalenz . . . . . . . . . . . 20 2.2.4 Nulläquivalenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 II Praktischer Teil 22 3 Methode der Arbeit 23 4 Analyse der Phraseologismen 24 4.1 Vollständige Äquivalenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 4.2 Partielle Äquivalenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 4.3 Rein semantische Äquivalenz . . . . . . . . . . . . . . . 44 iii
4.4 Nulläquivalenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 Zusammenfassung 53 Sigel 54 Literaturverzeichnis 58 iv
Einleitung Der Ursprung eines großen Teiles der Sprüchen, wie die Beispiele: Der Adamsapfel, ein Wolf im Schafspelz oder nicht von gestern sein veran- schaulichen, findet seine Blütezeit im 15 – 16. Jahrhundert und quellt aus der Bibel.1 Die Bibel ist auch dank der Erfindung des Buchdrucks im Mittelalter und europäische, sogar weltweite christliche Tradition, fast in den Himmel gehoben worden. Die vorliegende Bachelorarbeit beschäftigt sich mit der Untersu- chung der biblischen Phraseologismen, mit ihrem Vorkommen und ihrer Bedeutung in den Phraseolexika und mit ihrer Übersetzung primär aus dem Deutschen ins Slowakische, beziehungsweise ins Tschechische. Die einzelnen Phrasemen werden von dem Standpunkt der kontrastiven Phraseologie analysiert. Die Arbeit wird in einen theoretischen und einen praktischen Teil eingeteilt. Der erste Teil widmet sich der Spezifika und Eigenschaften der Phraseologismen und gliedert sie in Klassen auf. Dabei werden die Standardwerke der Phraseologie von den Forschern Harald Bur- ger, Wolfgang Fleischer, Christine Palm und Csaba Földes eingesetzt. Dann wird auf die kontrastive Phraseologie näher angegangen, die den eigentlichen Mittelpunkt der vorliegenden Arbeit bildet. Auf- grund dieser theoretischen Grundlage wird die kontrastive Analyse durchgeführt. Im praktischen Teil erfolgt der Auswahl der häufigsten Phrasemen, der sich primär auf Duden-Korpus: Band 11 stützt. Die anderen we- sentlichen Wörterbücher, die in den praktischen Teil eintreten, sind vornehmlich das deutsch-slowakische Wörterbuch von Eva Ondrčko- vá und Dieter Hannig, das phraseologische Kernlexika slowakischer Sprache von Adolf Peter Záturecký und Eva Smiešková. Am Rande der Arbeit werden auch die tschechischen Nachschlagewerke von František Čermák et.al., Karel Heřman und Markéta Blažejová et.al., in Gebrach genommen. Die tschechischen Äquivalente vorkommen in der Arbeit ersts da, wo das Slowakische vorgeblich keine Entspre- chung bietet. 1. vgl. PALM, Christine. Phraseologie. Eine Einführung. 2., durchges. Aufl. Tübingen: Gunter Narr Verlag, 1997. 132 S. isbn: 3-8233-4953-8, S. 3. 1
Die in den phraseologischen Wörterbücher gefunden Einheiten werden nach den einzelnen Äquivalenzstufen in fünf Gruppen einge- teilt, dabei wird die Volläquivalenz, partielle Äquivalenz, rein seman- tische Äquivalenz und Nulläquivalenz. Das Ziel der Arbeit besteht darin – die gebräuchlichsten biblischen Phraseologismen der deutschen Sprache zu dokumentieren und sie auszulassen, wenn sie ein passendes Äquivalent in der Zielsprache finden. 2
TEIL I THEORETISCHER TEIL 3
1 Einführung in die Phraseologie 1.1 Phraseologie als linguistische Disziplin Phraseologie ist seit 70er Jahre als eine selbständige linguistische Dis- ziplin, also nicht mehr als Teildisziplin der Lexikologie, betrachtet.1 Nach Wolfgang Fleischer wird sie als „sprachwissenschaftliche Teildis- ziplin, die sich mit der Erforschung der Phraseologismen beschäftigt, bezeichnet.”2 Die Terminologie der phraseologischen Disziplin bietet uns eine bunte Vielfalt an.3 „Im Laufe der durch das erhöhte Interesse gepräg- ten Entwicklung in der Phraseologieforschung wurden zahlreiche Versuche unternommen, das phraseologische Material zu klassifi- zieren.”4 Jedoch werden die geläufigsten Termini berücksichtigt. In Betracht werden die Phrasemen auch Phraseolexeme, Wortgruppen- lexeme, Idiome, feste Wendungen und Redensarten bezogen.5 Die terminologische Opposition bildet der Begriff freie Wortverbindung.6 1.2 Gegenstand der Phraseologie Burger beschreibt Phraseologismen als „Kombinationen von Wörtern”, die den Muttersprachlern in einer festen Kombination (evl. variiert) im Gedächtnis abrufbar sind, ähnlich wie die deutschen Wörter als ein- 1. FLEISCHER, Wolfgang. Phraseologie der deutschen Gegenwartssprache. 2., durchges. und erg. Aufl. Tübingen: Max Niemeyer Verlang, 1997. 299 S. isbn: 3-484-73032-3, S. 10, 11. 2. FLEISCHER (1997), S. 3. 3. PILZ, Klaus D. Phraseologie. Versuch einer interdiszplinären Abgrenzung, Begriffsbe- stimmung und Systematisierung unter besonderer Berücksichtigung der deutschen Gegen- wartssprache (Göppinger Arbeiten zur Germanistik). Nr. 239. Göppingen: Kümmerle, 1978. 1038 S. isbn: 3874523977, S. 784. 4. MALÁ, Jiřina. „BÖHMISCHE DÖRFER – ŠPANELSKÁ VESNICE. Einige Aspek- te der kontrastiven Phraseologie (Deutsch-Tschechisch) in Wörterbüchern und Tex- ten“. In: BRÜNNER BEITRÄGE ZUR GERMANISTIK UND NORDISTIK XIV.R 5 (2000), S. 77–86. issn: 1211-4979, S. 2. 5. PALM (1997), S. 2. 6. vgl. BURGER, Harald. Phraseologie. Eine Einführung am Beispiel des Deutschen. 2., überarbeitete Auflage. Berlin: Erich Schmidt Verlag, 2003. 224 S. isbn: 3 503 06170 3, S. 12. 4
1. Einführung in die Phraseologie zelne7 Daraus folgt sich, dass feste Wendungen immer aus mindestens zwei lexikalischen Einheiten, Lexemen, bestehen.8 Diese lexikalischen Bestandteile einer Phraseologismus nennen wir Komponenten.9 Sie sind unterschiedlich lang. Als Beispiel können wir, aus zehn Wörtern bestehende Phraseologismus anführen: was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen.10 Die ausführliche Definition über der Spezifika eines Phraseologis- mus ist bei Burger, Buhofer, Sialm nachzulesen: “Phraseologisch ist eine Verbindung von zwei oder mehr Wör- tern dann, wenn die Wörter eine durch die syntaktischen und semantischen Regularitäten der Verknüpfung nicht voll er- klärbare Einheiten bilden, und wenn die Wortverbindung in der Sprachgemeinschaft, ähnlich wie ein Lexem, gebräuchlich ist.”11 1.3 Merkmale der Phraseologismen Auf der Grundlage von folgenden Hauptmerkmalen werden die fe- sten Wortverbindungen in vier Unterkapitel gegliedert: Polylexikalität, strukturelle, lexikalisch-semantische und pragmatische Festigkeit (Sta- bilität) und Idiomatizität (Figurtheit, metaphorische oder metonymische Übertragung).12 Die einzelnen Eigenschaften bilden einen Unterschied zwischen den Phraseologismen und freien Wortverbindungen und Sätzen.13 In den folgenden Abschnitten werden die Phraseolexeme näher entdeckt und geprüft. 7. vgl. BURGER (2003), S. 11. 8. PALM (1997), S. 2. 9. vgl. BURGER (2003), S. 11. 10. BURGER (2003), S. 12. 11. BURGER, Harald, BUHOFER, Annelies und SIALM, Ambros. Handbuch der Phraseologie. Berlin: Walter de Gruyter, 1982. 434 S. isbn: 3-11-008002-8; BURGER (2003), S. 1, 15. 12. vgl. FLEISCHER (1997), S. 68. 13. BURGER (2003), S. 14 – 15. 5
1. Einführung in die Phraseologie 1.3.1 Polylexikalität Mit dem ersten Merkmal der Polylexikalität, oft auch Mehrwortcharak- ter, Mehrgliedrigkeit benannt, wird auf das strukturelle Kernzeichen der Phraseologismen eingegangen, und zwar, dass sie immer aus min- destens zwei lexikalischen Komponenten bestehen. Auf untere Grenze der Wortmenge sind sich Fleischer und Bur- ger einig. Donalies hält dagegen, dass die Minimalgrenze entweder bei zwei getrennt geschriebenen Wörtern oder bei zwei Inhaltswör- tern in einem Kompositum liegt. Schwarzmarkt ist ein Wort, aber es geht um ein Kompositum. Beim Ausdruck Schwarzer Markt wie- derum, ist es offenbar, dass es aus zwei Wörter besteht.14 Fleischer einführt auch einen Beispiel des Kompositums: Damoklesschwert, der er nicht als ein echter Phraseologismus betrachtet. Im slowakischen und Tschechischen wird der Ausdruck in zwei selbständige Wörter übersetzt: Damoklov meč/Damoklův meč, die „den Status voller Äquiva- lente zu den Phraseologismen haben”.15 Hierbei wird aber die Frage erötert, ob es semantisch um Autosemantika (wie zum Beispiel geben) oder Synsemantika (wie und) gehen soll. Burger16 findet hier keine terminologische Klarheit und „rechnet zur Phraseologie jede feste Kombination von zwei Wörtern, also auch Ausdrücke wie an sich, bei weitem, wenn auch, im Nu, so dass”.17 Harald Burger nach ist die obere Grenze phraseologischer Wortver- bindungen ein Satz. Sie wurde also nicht lexikalisch, sondern syntak- tisch bestimmt.18 Der größte Anzahl der Lexeme, die einen Phraseolo- gismus bilden können, ist nicht festgesetzt. Kleine Texte, die mehr als einen Satz umfassen, also Sprüche, Gedichte, Gebete, usw., können als Phraseologismen bezeichnet werden, unter der Bedingung, dass sie nicht nur von einzelnen Personen auswendig gelernt werden, sondern zum Sprachbesitz größerer Gruppen gehören.19 14. vgl. DONALIES, Elke. Basiswissen Deutsche Phraseologie. Tübingen: A. Francke, 2009. 126 S. isbn: 978-3-8252-3193-4, S. 7. 15. FLEISCHER (1997), S. 249. 16. BURGER (2003), S. 18. 17. BURGER (2003), S. 16. 18. vgl. BURGER (2003), S. 15. 19. vgl. BURGER (2003), S. 15. 6
1. Einführung in die Phraseologie 1.3.2 Festigkeit Zunächst widmet sich die Forschung der Festigkeit (auch Stabilität, Fixiertheit), als dem Austausch der phraseologischen Komponeneten keine oder minimale Grenzen zuschrieben wurde.20 Es ist aber nicht absolut vorzunehmen, es existieren Varianten vieler Phraseologismen im System, hier ein paar Beispiele: jeden Pfennig (dreimal) umdrehen, von der Pike auf dienen (lernen).21 Korhonen formuliert zwei konkrete Kriterien, die der vollen Unver- änderlichkeit zutreffen. Diese vorstellen „unikale Komponenten und die strukturelle Anomalien bzw. Defektivität” in den Ausdrücken.22 Fleischer23 hebt gesondert hervor, dass wenn eine lexikalisch – seman- tische Stabilität vorliegt, ist ein solcher Austausch überhaupt nicht möglich. Auf der anderen Seite ist die Ansicht/Meinung, der mit Erwähnten nicht zustimmt, vorhanden. Heutzutage findet sich in der Phraseolo- gieforschung mehrere Beweise der Fehl-Einschätzung der Unverän- derlichkeit von Unikalia-Phraseme. Die Unikalia-Idioms kommen oft in phraseologischen Wörterbüchern vor. Es lässt sich anhand einer von Stumpf durchgeführte Korpusanalyse von 153 Phrasemen mit Unika- lia, belegen, dass bei etwa einem Drittel der Idiome die tatsächlichen Realisierungsformen von der phraseografischen Angabe im DUDEN24 abweichen. Zu diesem Argument kann folgendes Beispiel angeführt werden. Die Nennform des Unikalia-Idioms im DUDEN25 lautet jmdn. (bis) zur Weißglut bringen/reizen. Die Korpusanalyse von Stumpf hat aufgezeigt, dass Weißglut zwar mit den Verben bringen und reizen rea- 20. FLEISCHER (1997), S. 36. 21. vgl. DONALIES (2009), S. 29. 22. KORHONEN, Jarmo. „Konvergenz und Divergenz von Wortbildung und Phra- seologisierung“. In: Phraseologie und Wortbildung – Aspekte der Lexikonerweiterung (1992), S. 53–66. doi: 10.1515/9783111353944.53, S. 49. 23. FLEISCHER (1997), S. 36. 24. DUDEN: Redewendungen. Wörterbuch der deutschen Idiomatik. 3., überarbeitete und aktualisierte Auflage. Bd. 11. Mannheim: Dudenverlag, 2008. 960 S. isbn: 978-3- 411-04113-8. 25. DUDEN: Redewendungen. Wörterbuch der deutschen Idiomatik. 3., überarbeitete und aktualisierte Auflage. Bd. 11. Mannheim: Dudenverlag, 2008. 960 S. isbn: 978-3- 411-04113-8, S. 858. 7
1. Einführung in die Phraseologie lisiert werden kann, darüber hinaus aber auch (am zweithäufigsten nach bringen) mit dem Verb treiben.26 In Bezug auf das Merkmal der Festigkeit, ist es wichtig, diese Erscheinungen vorzubringen. Die phraseologische Variation und Mo- difikation stellen die unterschiedliche Aspekte der Stabilität dar: 1. Variation Für viele Phrasemen auftretren zwei oder mehrere sehr ähnli- che Varianten, anstatt einer, vollständig fixierten Grundform.27 Varianten der festen Wendungen verändern weder die ursprüng- liche Bedeutung, noch die stilistische Konnotation.28 Nähere Spezifika zum Verhalten der Varianten sind bei Chri- stine Palm nachzulesen. Als Varianten der phraseologischen Einheiten werden die lexikographisch etablierten, im Phraseo- lexikon gespeicherten und allgemein gebräuchliche Verände- rungsmöglichkeiten erkannt, die im Komponentenbestand ei- nes Phraseologismus auftauchen.29 Fleischer30 führt an, dass die phraseologischen Einheiten in dreierlei Hinsicht variieren können: (a) Strukturvariation Es handelt sich um morphologische und zum Teil auch syntaktische Abwandlung einzelner Komponenten. Für Variationen der angeführten Art wird der Ausdruck phra- seologische (Struktur-)Variante verwendet. Diese Verände- rungen können auf mehrere Umstände bezogen werden: • den Numerus: seine Hand/Hände im Spiel haben • die Rektion: für jmdn./jmds.Partei ergreifen • den Gebrauch des Artikels: das/sein Herz auf der Zunge tragen • das Diminutivum: jmdm. kein Haar/Härchen krümmen 26. vgl. STUMPF, Sören. Die Phraseologie der tschechischen Sprache. Korpuslinguistische Befunde und sprachtheoretische Überlegungen. Bd. 67. Frankfurt am Main: Peter Lang GmbH, 2015. 543 S. isbn: 978-3-653-95636-8, S. 35. 27. vgl. BURGER (2003), S. 25. 28. FLEISCHER (1997), S. 206. 29. vgl. PALM (1997), S. 71. 30. FLEISCHER (1997), S. 205. 8
1. Einführung in die Phraseologie • die Art der Negation: jmdm. keinen/nicht den Bissen Brot gönnen • die Lautstruktur: etw. ist gehupft/gehüpft wie gesprun- gen. (b) variierte Phraseologismen In diesem Fall werden die einzelnen lexikalischen Kom- ponenten im Phraseologismus ausgetauscht. In diesem Prozess entstehen in der Regel entweder phraseologische Synonyme (jmdm. Honig um den Mund/den Bart/ums Maul schmieren)31 oder phraseologische Antonyme (mit dem/ge- gen den Strom schwimmen).32 (c) Erweiterung oder Reduktion Bei der dritten Variationsmöglichkeit wird ein Teil des Komponentes erweitert oder reduziert. Das kann zur Au- tonomisierung einer Komponentengruppe, d.h. zur phra- seologischen Derivation führen. Beispielweise: es geht (rapide) abwärts mit jmdm. (immer) auf der Achse sein 2. Modifikation Unter Modifikation verstehen wir nicht die usuelle, sondern die okkasionelle, für die Zwecke eines Textes gestaltete Abwand- lung eines Phrasems.33 Im Vergleich mit Variation werden die Modifikationen nicht im Lexikon gespeichert.34 Es sollte auch nicht unerwähnt bleiben, dass es verschiedene Arten der Modi- fikationen zu unterscheiden sind. Entscheidend für die Modifi- kation ist jedoch, dass diese nicht nur strukturell, sondern auch semantisch und kontextuell/formal erzeugt werden kann.35 Die modifizierten Phraseologismen lassen sich in hohem Ma- ße in der Belletristik und der Massenmedien finden, was das 31. PALM (1997), S. 72. 32. vgl. FLEISCHER (1997), S. 206. 33. BURGER (2003), S. 27. 34. PALM (1997), S. 72. 35. BURGER, Harald. Phraseologie. Eine Einführung am Beispiel des Deutschen (Grund- lagen der Germanistik). 4., neu bearbeitete Auflage. Bd. 36. Berlin: Erich Schmidt Verlag (ESV), 2010. 239 S. isbn: 978-3503122042, S. 159 – 162. 9
1. Einführung in die Phraseologie folgende Beispiel illustriert: das Idiom „Guter Rat ist teuer.“ wurde in der Schlagzeile im Text durch das Wort „Schlechter“ substituiert.36 3. Pragmatische Festigkeit Abschließend wird eine Perspektive vorgelegt, aus der Phraseo- logismen im Hinblick auf typische (mündliche und schriftliche) Aufgaben in kommunikativen Situationen berücksichtigt wer- den können.37 1.3.3 Idiomatizität Burger38 meint mit der Idiomatizität eine Verknüpfung der Kompo- nenten durch die syntaktischen und semantischen Regularitäten. Als ein weiteres Grundmerkmal wird der Begriff Idiomatizität nachgefragt. Im weiten Sinne umfasst er die strukturellen Anomalien, die auch auf die Aspekte der Festigkeit bezogen sind. Burger unter- streicht eine Diskrepanz zwischen der wörtlichen und der phraseologi- schen Bedeutung der Komponenten oder der ganzen Wortverbindung. Je größer der Kontrast zwischen diese beiden Bedeutungsebenen ist, umso stärker idiomatisch ist der Phraseologismus.39 Diese Tatsache liegt nach, dass nach Burger die Ausdrücken idiomatisch im seman- tischen Sinn sind. Z. B. Bei der Wortverbindung: Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm erschließt sich die Bedeutung nicht aus der einzelnen Komponenten.40 Palm behauptet dazu, dass bei der semantischen Metamorphose der Prozess der Idiomatisierung abgebildet wird.41 Die Teilklasse von Phraseologismen, die dazu analogisch sind, nennen wir Idiome.42 Nach der Grad der Idiomatizität unterscheiden wir voll- und teil- und nichtidiomatische Phraseolexeme. Ein vollidiomatischer Phraseo- 36. BURGER (2003), S. 27. 37. BURGER (2003), S. 29. 38. BURGER (2003), S. 15. 39. vgl. BURGER (2003), S. 31. 40. vgl. BERGEROVÁ, Hana. Einführung in die deutsche Phraseologie. ein Reader, Aufgaben- und Übungsbuch. Vyd. 1. Ústí nad Labem: Univerzita J.E. Purkyně, 2005. 84 S. isbn: 9788070446904, S. 8. 41. vgl. PALM (1997), S. 16. 42. vgl. BURGER (2003), S. 15. 10
1. Einführung in die Phraseologie logismus kommt danach vor, als alle seine Komponenten ihre originale Bedeutung, die sie außerhalb der phraseologischen Wendung tragen, verloren haben.43 Z.B.: vom Fleische fallen – abmagern.Im zweiten Fall, haben die Phraseologismen ihre freie, phrasemexterne Bedeutung bewahren: von Tuten und Blasen (keine Ahnung haben) – etwas nicht wissen oder können.44 1.3.4 Lexikalisierung und Reproduzierbarkeit Die Lexikalisierung einer phraseologischen Einheit deutet ihre Auf- nahme und Eintragung in einem Nachschlagewerk, im Phraseolexikon des Deutschen.45 Unter Reproduzierbarkeit der Phrasemen verstehen wir, dass sie in der Rede und im Text als fertige Einheiten zur Verfügung stehen und nicht jedesmal von Grund auf neu gebildet werden müssen.46 1.4 Klassifikation nach H. Burger Burger versucht das Gebiet der Phraseologie als Einheit in seinem Werk „Phraseologie: Eine Einführung am Beispiel des Deutschen“ zu schaffen. Aus seiner Ansicht werden Idiome nach dem Kriterium der Zeichenfunktion strukturiert, mit dem sie sich in der Kommunikation aufweisen. Es werden drei Formen der Phraseologismen unterschieden, die referentiellen, strukturellen und kommunikativen Phraseologismen. Im Folgenden werden alle diese Formen beschrieben: • Referentielle Phraseologismen Die referentiellen Phraseologismen haben Bezug auf Sachver- halte der Wirklichkeit, Objekte oder Vorgänge: 1. Nominative (satzgliedwertige) (a) Kollokationen – Schwarzes Brett 43. vgl. BERGEROVÁ (2005), S. 15. 44. Beispiele aus: PALM (1997), S. 12. 45. PALM (1997), S. 36. 46. vgl. PALM (1997), S. 36. 11
1. Einführung in die Phraseologie (b) Teil-Idiome – jmdn. übers Ohr hauen (c) Idiome -– Eine Hand wäscht die andere. 2. Propositionale (satzwertige) (a) Feste Phrasen – jmds. Aktien steigen (b) Topische Formeln i. Sprichwörter – aus gutem Holz (geschnitzt) sein ii. Gemeinplätze – Man lebt nur einmal. • Strukturelle Phraseologismen Die strukturellen Phraseologismen sind die kleinste Gruppe, denen wurde nur eine Funktion in der Sprache zugewiesen, und zwar die Funktion, grammatische Relationen entstehen lassen (in Bezug auf; sowohl — als auch). • Kommunikative Phraseologismen Die kommunikativen Phraseologismen werden auch Routine- formel geheißen. Zu ihren Aufgaben gelten die Definition, die Herstellung, der Vollzug und die Beendigung kommunikativer Handlungen (Guten Morgen; ich meine). 1.5 Syntaktische Klassifikation Man hat die strukturellen Phraseme je nachdem in Relation zu Worta- ren oder Satzgliedern bestimmt und benannt. 1. verbale Phraseologismen In verbalen Phraseologismen findet sich immmer ein Verb. Da- bei ist aber zu beachten, dass dieser Name Phraseologismen mit ganz unterschiedlichen Binnenstrukturen erfüllen. Z.B. eine Kombination von Verb und Objekt(en): jmd. beißt ins Gras 2. nominale Phraseologismen Nominale Phraseologismen können als Subjekte, Objekte (evl. Attribute) im Satz vertreten. Z.B.: Hinz und Kunz, Vater Staat 12
1. Einführung in die Phraseologie 3. adjektivische Phraseologismen Zur adjektivischen Phrasemen gehören diejenige, die prädika- tive und attributive Funktionen haben. Z.B.: gang und gäbe, dumm wie Bohnenstroh) 4. adverbiale Phraseologismen Diese Gruppe erkennt man nach der Funktion des Adverbiale im Satz. Z.B.: auf jeden Fall, im Handumdrehen 5. präpositionale/konjuktionale Phraseologismen Präpositionale Phraseologismen befolgen syntaktischen Funk- tionen der betreffenden Wortart. Z.B.: an Hand von, wenn auch47 1.6 Spezielle Klassen Es geht um Klassenbildungen, die unter einem speziellen Kriterium einzelne Gruppe selektieren. Alle die Klassen haben eine kurze Cha- rakteristik und werden mit Beispielen belegt. 1. Modellbildungen Modellbildungen sind nach einem Strukturschema hergestellt, haben eine konstante semantische Interpretation und ihre un- verzichtbare autosemantische Komponenten lexikalisch ergänz- bar sind. (Schritt für Schritt, ein Mann von Geist) 2. Zwillings-/Paarformeln Der Aufbau von Paarformeln wird aus zwei Wörtern der glei- chen Wortart (oder es kommen auch zwei gleiche Wörter vor) begriffen, die meist durch die Konjunktion und, einer anderen Konjuktion oder einer Präposition verbunden sind. (In Hülle und Fülle, fix und fertig)48 3. Komparative Phraseologismen Komparative Phraseologismen, oft auch phraseologische Ver- gleiche, enthalten einen festen Vergleich, der semantische Spe- 47. vgl. BURGER (2003), S. 42 – 43. 48. vgl. BURGER (2003), S. 45. 13
1. Einführung in die Phraseologie zifizierung eines Verbs oder Adjektivs hilft. (stumm wie ein Fisch, etw. geht/läuft wie am Schnürchen) 4. Kinegramme Die Kinnegramme umfassen konventionalisiertes nonverbales Verhalten. (sich die Haare raufen, die Nase rümpfen über etw.) 5. Geflügelte Worte Die Geflügelte Worte weisen immer auf eine bestimmte Quelle, bspw. aus Filmen, der Werbung oder aus der Literur stammen- den bekannten Ausdrücken zurück.(Scheidung auf italienisch; Nicht immer, aber immer öfter) 6. Autorphraseologismen Autorphraseologismen darstellen eine Art fester Wendung, die nur innerhalb eines Textes ihren konkreten Sinngehalt hat. (auf den Steinen sitzen) 7. Onymische Phraseologismen Onymische Phraseologismen ausüben die Funktion der Eigen- namen. (Das Rote Kreuz, Das weiße Haus) 8. Phraseologische Termini Die Phraseologische Termini sind in ihrer Bedeutung festge- legt, verhalten sich wie jeder Fachausdruck. Man kann sie in der juristischen Fachsprache, mathematischen Begriffe, wissen- schaftliche Fächer, Spiele, Wetterbericht, etc. bemerken. (die Wurzel ziehen, einen Tor schießen) 9. Klischees Klischees funktionieren ähnlich wie Schlagwörter, auch sie kön- nen für eine konkrete politische oder ökonomische Situation „modisch sein und wieder aus der Mode kommen.” (Schritt in die richtige Richtung)49 10. Kollokationen Als die Kollokationen werden die festen Wortverbindungen oder auch die „Lexemverbindungen“50 betrachtet, die nicht 49. BURGER (2003), S. 49 – 50. 50. FLEISCHER (1997), S. 251. 14
1. Einführung in die Phraseologie oder schwach idiomatisch sind. Sie beziehen sich an Text und Sprachgebrauch. (Geld abheben)51 51. vgl. BURGER (2003), S. 43 – 53. 15
2 Kontrastive Phraseologie Das nachfolgende Kapitel beschäftigt sich mit der kontrastiven oder vergleichenden Phraseologie, die jeweils die zwischensprachlichen (interlinguale) Gemeinsamkeiten, Unterschieden und Ähnlichkeiten behandelt.1 Am öftesten werden zwei verwandte Sprachen wie z.B. Russisch – Tschechisch, Russisch – Deutsch oder hier Slowakisch – Deutsch verglichen, während umgekehrt die nichtverwandten Spra- chen sehr selten „kontrastiert“ werden.2 2.1 Dimensionen der kontrastiven Phraseologie Die Kontrastierung in der Phraseologie wird im Folgenden nach Földes demonstriert. Dabei wird unterscheiden zwischen intralinguale und interlinguale Dimension unterschieden: 2.1.1 Interlinguale Dimension Die Beschreibung vom Vergleich einzelner Phraseologismen, die mit- einander kontrastieren, ist phraseologischer Herkunftsbereiche (z.B. der biblischen Phraseologismen), phraseosemantischer Gruppen (z.B. der somatischen Phraseologismen) oder strukturelle Typen (z.B. der komparativen Phraseologismen) der einbezogenen Sprachen denk- bar.3 2.1.2 Intralinguale Dimension • Standardsprache und Dialekt oder Regiolekt Die phraseologischen Einheiten in Dialekt und Regiolekt stehen mit Phrasemen in der Standardsprache im Vergleich. Es werden strukturelle Beziehungen und Mechanismen, der gegenseitigen 1. BERGEROVÁ (2005), S. 42. 2. vgl. BURGER, Harald. Handbuch der Phraseologie. Berlin: De Gruyter, 1982. 433 S. isbn: 978-3-11-008002-5, S. 289. 3. vgl. FÖLDES, Csaba. Deutsche Phraseologie kontrastiv. Intra- und interlinguale Zugänge. Bd. 15. Heidelberg: Julius Groos Verlag, 1996. 224 S. isbn: 3-87276-759-3, S. 19. 16
2. Kontrastive Phraseologie Einwirkung untersucht. Solche Beeinflussung wurde auch als Interferenz bezeichnet.4 • Standardsprache in den deutschsprachigen Ländern Der Bereich der Phraseologie des Deutschen als Minderheiten- sprache wird mit der Phraseologie des geschlossenen, zusam- menhängenden deutschen Sprachraums verglichen.5 Földes stützt sich ohne Weiteres auf das Deutsche als Minderheiten- sprache in Ungarn.6 Er hinterfragt der Auswahl der populä- ren Arbeiten mit Interpretationen der österreischspezifischer Wörter und Wendungen, die aber eher Regionalismen oder anekdotische Etymologiesierungsversuche u.ä. enthalten.7 • Standardsprache und Deutsch als Minderheitssprache Deutsch als Minderheitensprache wird mit der deutschen Stan- dardsprache nach phraseologischen Gemeinsamkeiten, Ähn- lichkeiten und Unterschieden verglichen. Földes nimmt bei- spielsweise die ungarndeutschen Phraseologie in Anspruch.8 2.2 Typen phraseologischer Äquivalenz Nach Henschel und Földes lassen sich vier Typen der phraseologi- schen Äquivalenz konstruieren: Volläquivalenz, Partielle Äquivalenz bzw. Kongruenz, rein semantische und fehlende Äquivalenz.9 2.2.1 Vollständige Äquivalenz Als vollständigen Äquivalente werden diejenige bezeichnen, die eine zugleich semantische, strukturelle und lexikalische Entsprechung haben, sowie das gleiche Bild als Grundlage wählen.10 4. vgl. BURGER (2003), S. 274. 5. FÖLDES (1996), S. 19. 6. FÖLDES (1996), S. 21. 7. FÖLDES (1996), S. 32. 8. FÖLDES (1996), S. 59. 9. FÖLDES (1996), S. 118. 10. BERGEROVÁ (2005), S. 45. 17
2. Kontrastive Phraseologie Die vollständige Äquivalenz kommt hauptsächlich bei den sog. phraseologischen Internationalismen vor, die auf Grund der histori- schen, ethnographischen, kulturgeschichtlichten oder sozialökono- mischen Beziehungen in beiden zu vergleichenden Sprachen entstan- den sind. Es handel sich oft um Idiome, die in der Bibel oder in der griechisch-römischen Mythologie zu finden sind, z.B.: jmdm. ein Dorn im Auge sein - být někomu trnem v očích / oku11 Phraseme mit nachstehenden Besonderheiten rechnen wir noch zu den vollständigen Äquivalenten: a. Morphologische bzw. morphosyntaktische Abweichungen Unterschied in Numerus: Donner und Blitz - hromy a blesky, im Kasus: einen Korb bekommen – dostat košem, in der Präposition: zwischen zwei Stühlen sitzen – sedět na dvou židlích, Diminutiva: eine harte Nuss – tvrdý oříšek 12 b. Wiedergabe einer Komponente durch ein Synonym nalít někomu čisté víno – jmdn. reinen Wein einschenken (wörtlich eingießen) c. Veränderte Wortfolge vor allem in Paarformeln: wie Hund und Katze – jako kočka a pes d. Unterschiedliche Varianz jmdm. in die Hände geraten – dostat se někomu do rukou/ruky 2.2.2 Partielle Äquivalenz „Teil-Äquivalenz” oder auch teilweise Äquivalenz13 umfasst Phraseme, die sich im Bild, der Struktur, der Semantik, der Funktion oder der le- xikalischen Entsprechung unterscheiden, die jedoch in der Bedeutung und der Stilistik als zupassend gelegt werden.14 Die meisten Probleme ergeben sich aus dem Bereich der partiellen Äquivalenz, die man noch weiter differenzieren kann, z.B. nach den 11. MALÁ (2000), S. 80. 12. HENSCHEL, Helgunde. Die Phraseologie der tschechischen Sprache. Ein Handbuch. Frankfurt am Main: Peter Lang GmbH, 1993. 175 S. isbn: 978-3631453681, S. 139. 13. FÖLDES (1996), S. 118. 14. HENSCHEL (1993), S. 140. 18
2. Kontrastive Phraseologie formalen Kriterien im Bezug auf die lexikalische Realisierung des gleichen Bildes: » Dt.: jmdm. stehen die Haare zu Berge » Tschech.: někomu stojí/vstávají vlasy na hlavě (hrůzou) oder Verkürzung bzw. Erweiterung desselben Bildes: » Dt.: seine Hände in Unschuld waschen » Tschech.: mýt si ruce Die Unterschiede können auch aus der stilistischen Verwendung der Idiome resultieren.15 Im folgenden dargestellten Typen partieller Äquivalenten, werden die graduellen Unterschiede zwischen Äquivalente in Abhängigkeit vom Stellenwert gezeigt: a) Komponententausch Abweichung einer Komponente, meist eines Substantivs, bei gleich- bleibender Struktur, Semantik und Funktion. die Beine in die Hand (wörtlich auf Schultern) nehmen – vzít nohy na ramena. b) Funktionale Unterschiede Es handelt sich um Änderungen in der Valenzstruktur, in der Aktionsart der Verbalphraseme oder in den Phrasemklassen. ein Langfinger sein – mít dlouhé prsty c) Unterschiede im Bildcharakter Ihr Komponentbestand ist teilweise oder völlig unterschiedlich, entstammt jedoch dem gleichen Begriffsfeld. mít jazyk na vestě – jemandem hängt die Zunge nun Halse heraus (wört- lich die Zunge auf der Weste haben) d) Semantische Unterschiede In diesem Fall sind die Phrasempaare formal identisch, aber ihre Bedeutungen weichen ab. steinhart sein (unbelebt konkret) – být tvrdý jako kámen – tsch.auch „unnachgiebig sein“ (belebt)16 15. vgl. FÖLDES (1996), S. 118. 16. BERGEROVÁ (2005), S. 47-48. 19
2. Kontrastive Phraseologie 2.2.3 Rein semantische Äquivalenz Darunter werden Phraseme verstanden, die keinerlei Übereinstim- mung des Komponentenbestandes sowie des Bildes aufweisen. Vor- nehmlich handelt sich um Verbalphraseme, die nicht sehr variable Strukturen haben. Das einzig Verbindende ist die annäherend gleiche Bedeutung und die Tatsache, dass dieselbe durch ein Phrasem bildhaft und expressiv ausgedrückt wird.17 z.B.: Dreck am Stecken haben – mít máslo na hlavě wörtlich: „Butter auf dem Kopf haben“18 2.2.4 Nulläquivalenz Die fehlende Äquivalente können nicht mit phraseologischen Mitteln wiedergegeben werden und deshalb lassen sich als Nulläquivalenz bezeichnen.19 Oft erscheinen in der einen oder der anderen Sprache eine unikale Komponente. z.B.: In der älteren deutschen Phraseolo- gie symbolisierte die Farbe blau u.a. Täuschung und Betrug, was im Tschechischen nicht der Fall ist, z.B.: » Dt.: jmdm blauen Dunst vormachen – „jmdm. etw. vorgaukeln" » Tschech.: někomu něco předstírat/zastírat – „jmdm. etw. vortäu- schen" » Dt.: einen blauen Mantel umhängen – „untreu sein" Beispiele aus: Röhrich.20 a. Expressive Einwortlexeme » abhauen – prásknout do bot » jmdm. etw. vorkauen – dát někomu něco po lopatě b. Nichtexpressive Einwortlexeme und freie Wortverbindungen 17. BERGEROVÁ (2005), S. 49. 18. vgl. HENSCHEL (1993), S. 142. 19. vgl. HENSCHEL (1993), S. 142. 20. vgl. RÖHRICH, Lutz. Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten. 3. Bde. Freiburg im Breisgau, Basel, Wien: Verlag Herder, 1994. 1910 S., S. 209. 20
2. Kontrastive Phraseologie » stehlen – koupit něco za pět prstů » zu spät kommen – přijít s křížkem po funuse c. Periphrasen – Umschreibung des Phraseologismus Die Periphrasen können nur als Ersatzmittel für die Wiedergabe der Phrasemen angesehen werden. Besonders schwer zu widerspiegeln sind Phrasemen, deren Komponentenbestand nationale Spezifika wie Realien, Eigennamen oder Brauchtum wiederspiegeln:21 » jdn. billig eintrügen – opít někoho rohlíkem » er ist schon tot – už je na prkně wörtlich: „er ist schon auf dem Brett” . d. Vergleiche Das dargestellte Bild ist allgemein verständlich, aber Vergleiche in der Zielsprache werden nicht als Phraseologismen betrachtet. » stark wie eine Eiche sein – být silný jako buk » blind wie ein Maulwurf sein – být slepý jako krtek Beispiele aus: Henschel.22 21. BERGEROVÁ (2005), S. 49. 22. HENSCHEL, Helgunde. Die Phraseologie der tschechischen Sprache. Ein Handbuch. Frankfurt am Main: Peter Lang GmbH, 1993. 175 S. isbn: 978-3631453681. 21
TEIL II PRAKTISCHER TEIL 22
3 Methode der Arbeit Ich versuche mich anhand der oben dargestellten Theorie die slowaki- schen bzw. tschechischen Äquivalente zu den deutschen Phraseologis- men mithilfe der Deutsch-slowakischen Wörterbücher, monolingualen Wörterbüchern und Online-Wörterbücher aufzusuchen. Die biblischen Phraseologismen führe ich in den vier Gruppen der Äquivalente nach alphabetische Reihenfolge an. Dann kommen also die Erklärung des deutschen Phrasems und das zuständige slowaki- sche Äquivalent vor. Zu jedem Phraseologismus führe ich die Quelle, in der ich das Phraseologismus fand. Die deutschen Phraseologismen suchte ich vor allem in folgen- den Wörterbüchern und Lexikons: Duden: Band 11, Čermák: Slovník české frazeologie a idiomatiky, Büchmann: Geflügelte Worte, Heř- man, Blažejová: Deutsch-Tschechisches Wörterbuch der Phraseologis- men, Potoková: Sprichwörter und Zaorálek: Lidová rčení. Als Haupt- quellen zur Aufsuchung den slowakischen Äquivalenten benutzte ich vor allem: Záturecký: Slowakische Sprichwörter und Redensar- ten, Smiešková: Malý frazeologický slovník. Als Ergänzung habe ich die folgenden Internetquellen verwendet: http://www.redensarten- index.de/, http://www.duden.de/, http://www.ludoslovensky.sk/, http://www.slovnik.dovrecka.sk/. Genaue Angaben über die Quellen gebe ich im Literaturverzeichnis am Ende der Arbeit an. Manche Übersetzungen betrachte ich als phraseologische Aus- drücke, auch wenn ich sie in keiner Quelle gefunden habe, falls sie die Bedingungen eines Phraseologismus erfüllen. 23
4 Analyse der Phraseologismen “Es wird in vielen Arbeiten der Phraseologie- und überset- zungswissenschaftlichen Forschung darauf hingewiesein, dass die Übersetzung von Phraseologismen nahezu immer mit Schwierigkeiten verbunden ist.”1 Koller2 versteht unter Übersetzungsproblematik bei Phraseologis- men alle charakteristischen Eigentümlichkeiten, Wirkungsmöglichkei- ten und Funktionen phraseologischer Einheiten, die sich im Text voll entwickeln können. 4.1 Vollständige Äquivalenz • das A und O (DUDEN, 2008, S. 25) die Hauptsache, das Wesentliche, der Kernpunkt, wörtlich:„der Anfang und das Ende” » Slowak.: alpha i omega (Ondrčková und Hannig, S. 12) • (wie) in Abrahams Schoss (ugs.) (DUDEN, 2008, S. 29) absolut sicher, geborgen, ohne Angst vor Gefahr (Redensarten- Index, vgl.) » Slowak.: v lone Abrahámovom » Tschech.: v lůně Abrahámově (Büchmann, S. 256) • den alten Adam ausziehen (DUDEN, 2008, S. 34) » Tschech.: odložit/svléknout starého Adama (vgl. Heřman, Bla- žejová und Goldhanh, Et al., S. 26) 1. PRINZ, Michael und (Hg.), RICHTER-VAPAATALO. Idiome, Konstruktionen, "verblümte Rede". Beiträge zur Geschichte der germanistischen Phraseologieforschung. Bd. 3. Stuttgart: S. Hirzel Verlag, 2012. 416 S. isbn: 978-3-7776-2144-9, S. 297. 2. KOLLER, Werner. „Probleme der Übersetzung von Phraseologismen“. In: Phra- seologie/Phraseology II (2007), S. 605–613, S. 607. 24
4. Analyse der Phraseologismen • bei Adam und Eva anfangen (ugs.) (DUDEN, 2008, S. 34) bei seinen Ausführungen sehr weit ausholen » Slowak.: začať od Adama/ začínať od Adama a Evy/ začať od samého začiatku (WebSlovník) • seit Adams Zeiten/Tagen (ugs.) (DUDEN, 2008, S. 34) seit je, solange man denken kann (vgl. Heřman, Blažejová und Goldhanh, Et al., S. 26) » Tschech.: za Adama a Evy • Adamsapfel (DUDEN, Wörterbuch) der Kehlkopf » Tschech.: Adamovo jablko, tzv. ohryzek(Čermák, 2009, S. 118) • im Adamskostüm (ugs. scherzh.) (DUDEN, 2008, S. 35) evtl. im Evaskostüm (DUDEN, 2008, S. 205) nackt von männlichen/weiblichen Personen (DUDEN, 2008, S. 205) » Slowak.: V Adamových šatách. / To je taký kabát, ako čo Adam v raji nosil. (Záturecký, S. 309, 310) evtl. (byť) v Evinom rúchu (úbore u.a.) (Smiešková, S. 59) • ägyptische Finsternis (ugs.) (DUDEN, 2008, S. 38) tiefste Finsternis » Slowak.: Tma egyptská (Záturecký, S. 554) • ägyptische Plagen (Čermák, 1994, S. 283) eine schwerwiegende Last (geh.) » Slowak.: Egyptské rany/sedem egyptských rán (Smiešková, S. 58) • alt wie Methusalem sein (ugs.) (DUDEN, 2008, S. 41) sehr alt, vgl. mit: etw. gehört schon in die Mottenkiste 25
4. Analyse der Phraseologismen » Slowak.: niečo je predpotopné/staré ako Matuzalem (Ondrčko- vá und Hannig, S. 429) • wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen (DUDEN, 2008, S. 57) wer zum Arbeiten zu faul ist, hat keinen Anspruch darauf, von den anderen mit ernährt zu werden » Slowak.: Kto nepracuje, nech neje. (Záturecký, S. 251) evtl. Bez práce nie sú koláče. (Smiešková, S. 32) • sich Asche aufs Haupt streuen/sein Haupt mit Asche bestreu- en (meist scherzh.) (DUDEN, 2008, S. 64) demütig bereuen » Slowak.: sypať si popol na hlavu; posypať si hlavu popolom (Ondrčková und Hannig, S. 34) • jmdn. / etw. wie seinen Augapfel hüten / hegen (Wotjak Et al., S. 116) (DUDEN, 2008, S. 71) jmdn. / etw. besonders sorgsam behüten » Slowak.: Chráni ho ako zrenicu svojho oka / Chráni ho ako oko v hlave. (Záturecký, S. 164) (vgl. Ondrčková und Hannig, S. 39) • Auge um Auge, Zahn um Zahn. (DUDEN, 2008, S. 77) Gleiches mit Gleichem vergelten » Slowak.: Hlava za hlavu; oko za oko; zub za zub. (Záturecký, S. 178) • ein barmherziger Samariter (geh.) (DUDEN, 2008, S. 95) selbstlos helfender Mensch » Slowak.: milosrdný Samaritán (Smiešková, S. 136) • Berge versetzen (können) (DUDEN, 2008, S. 110) nahezu Unmögliches vollbringen 26
4. Analyse der Phraseologismen » Slowak.: môcť hory prenášať (Ondrčková und Hannig, S. 66) • viele sind berufen, aber nur wenige sind auserwählt (DU- DEN, 2008, S. 111) von den vielen, die etwas erreichen möchten, haben nur wenige Erfolg » Slowak.: veľa je povolaných, ale málo vyvolených (WebSlovník, vgl.) • Böses mit Gutem vergelten Ungerechtigkeit, Geduld mit Liebe vergelten » Slowak.: odplatiť zlo dobrom; kto do teba kameňom, ty doňho chlebom (Ondrčková und Hannig, S. 90) vgl. mit: Kto do teba kameňom, ty do neho chlebom. (Záturecký, S. 134) • David gegen Goliath (Redensarten-Index) ein Schwacher gegen einen Übermächtigen » Slowak.: Dávid proti Goliášovi (slabý proti silnému) (slov- nik.dovrecka.sk) • jmdm. ein Dorn im Auge sein (DUDEN, 2008, S. 170) jmdn. stören und ihm deshalb verhasst sein; jmdm. ein Ärgernis sein » Slowak.: byť tŕňom v oku niekomu (Smiešková, S. 252) • im Dunkeln tappen (DUDEN, 2008, S. 178) in einer aufzuklärenden Sache noch keinen Anhaltspunkt ha- ben » Slowak.: nevedieť; tápať; tápať v temnote; nevyznať sa (WebS- lovník) • dienstbarer Geist (ugs. scherzh.) (DUDEN, 2008, S. 167) jmdm. für Dienste zur Verfügung steht 27
4. Analyse der Phraseologismen » Slowak.: služobný duch (WebSlovník) vgl. mit: Kto Bohu slúži, má dobrého pána. (Záturecký, S. 644) • Ehre, wem Ehre gebührt! (auch iron.) (DUDEN, 2008, S. 182) Formel, mit der man jmdm. seine Anerkennung ausdrückt oder jmds. als übertrieben oder unangebracht erscheinende Ehrung kommentiert » Slowak.: Komu česť, tomu česť, pastierovi trúba. (Ľudo Slovens- ký) • eine Tochter Evas (veraltend scherzh.) (DUDEN, 2008, S. 775) das weibliche Geschlecht, eine Frau vgl. mit: neugierige Evastoch- ter » Slowak.: Evina dcéra (WebSlovník) » Tschech.: zvědavá Eva (Čermák, 2009, S. 81) • verbotene Früchte (DUDEN, 2008, S. 247) verlockende, aber verbotene Genüsse » Slowak.: Zakázané ovocie najlepšie chutí / jesť (ochutnať) zo zakázaného ovocia (geh.) (Smiešková, S. 280) • auf fruchtbaren Boden fallen (DUDEN, 2008, S. 135) günstig angenommen werden, wirksam werden » Slowak.: padať na úrodnú pôdu (WebSlovník) • auf schwachen/schwankenden/tönernen/wackligen Füßen stehen (ugs.) (DUDEN, 2008, S. 254) keine feste Grundlage haben » Slowak.: Na slabých nohách stojí. / Dobre, že z nôh nespadol od žiaľu. (Záturecký, S. 470) • der Geist ist willig, (aber) das Fleisch ist schwach (DUDEN, 2008, S. 269) oft ist ein guter Vorsatz da, aber die Ausführung scheitert an menschlicher Schwäche 28
4. Analyse der Phraseologismen » Slowak.: v duchu by človek chcel, ale nevládze (WebSlovník) • seinen / den Geist aufgeben (veraltet, noch iron.) (DUDEN, 2008, S. 269) sterben » Slowak.: vypustiť/vydýchnuť dušu; naposledy vydýchnuť (On- drčková und Hannig, S. 213) • sich kein Gewissen aus etw. machen (geh. veraltend) (DU- DEN, 2008, S. 285) sin von einem üblen Tun durch sein Gewissen nicht abhalten lassen » Slowak.: Nerobí si z toho žiadne svedomie. (Záturecký, S. 185) • bei Gott ist kein Ding unmöglich (DUDEN, 2008, S. 295) es ist nichts unmöglich » Slowak.: U Boha nič nenie nemožného. (Záturecký, S. 640) • Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein (DUDEN, 2008, S. 302) wer anderen zu schaden versucht, schadet sich dadurch oft nur selbst » Slowak.: Kto druhému jamu kope, sám do nej (s)padne (On- drčková und Hannig, S. 241) evtl. Kto druhému jamu kope, sám do nej padá. (Záturecký, S. 498) • jmdn. auf Händen tragen (DUDEN, 2008, S. 327) jmdn. mit Liebe und Fürsorge umgeben » Slowak.: Na rukách by ho nosil. (Záturecký, S. 156) • Niemand kann zwei Herren dienen. (ugs.) (Redensarten-In- dex) für zwei verschiedene Leute / Organisationen gleichzeitig ar- beiten 29
4. Analyse der Phraseologismen » Slowak.: Dvom pánom nemožno slúžiť. (Ondrčková und Han- nig, S. 280) evtl. Zle je dvom pánom slúžiť. (Záturecký, S. 356) • ein Herz aus Stein haben (DUDEN, 2008, S. 356) (Redensarten- Index) hartherzig, ohne Mitgefühl sein » Slowak.: mať srdce z kameňa/kamenné srdce (Ondrčková und Hannig, S. 625) • jmdm. bricht das Herz (Redensarten-Index) (Apostelgeschich- te 21,12) jemand ist traurig, erschüttert, bedrückt » Slowak.: zlomiť niekomu srdce (Ondrčková und Hannig, S. 282) • jmdm. das/sein Herz ausschütten / öffnen (geh.) (DUDEN, 2008, S. 355) jmdm. unerträglich großen Kummer bereiten » Slowak.: vyliať / otvoriť niekomu svoje srdce/svoju dušu (On- drčková und Hannig, S. 282) • Heulen und Zähneklappern/Zähneknirschen (oft scherzh., expr.) (DUDEN, 2008, S. 360) große Furcht, großes Entsetzen » Slowak.: plač a škrípanie zubov (Ondrčková und Hannig, S. 285) • den Himmel offen sehen (geh.) (DUDEN, 2008, S. 362) sehr glücklich sein, sich am Ziel seiner Wünsche glauben » Tschech.: otevřelo se mu nebe (Zaorálek, S. 240) • wie im sieb(en)ten Himmel sein (ugs., expr.) (DUDEN, 2008, S. 363) sehr glücklich; voller Freude sein 30
4. Analyse der Phraseologismen » Slowak.: byť (ako) v siedmom nebi (Ondrčková und Han- nig, S. 288) evtl. cítiť sa (ako) v (siedmom) nebi (ugs. expr.) (Smiešková, S. 150) • jmdn., etw. in den (dritten) Himmel heben (geh., expr.) (DU- DEN, 2008, S. 363) jmdn./etw. übermäßig loben » Slowak.: vynášať/vychvaľovať niekoho do nebies/ do neba (On- drčková und Hannig, S. 287) • Eine Hiobsbotschaft bekommen/erhalten (Redensarten-In- dex) eine Unglücksbotschaft erhalten; Schreckensnachricht bekom- men/eine schlechte Nachricht bekommen » Slowak.: dostať Jóbovú zvesť, zvesť o veľkom nešťastí (dostať zlú správu) (WebSlovník) • sich in die Höhle des Löwen begeben/wagen (umg., scherzh.) (DUDEN, 2008, S. 373) sich in eine gefährliche Situation begeben, einem Stärkeren offen gegenübertreten » Slowak.: vrhať sa/ísť do jamy levovej (Ondrčková und Hannig, S. 292) • am grünen Holz(e) (geh.) (DUDEN, 2008, S. 375) dort, wo man Besseres oder zumindest weniger Schlimmes erwartet hätte » Slowak.: Dostal sa na zelenú ratolesť. (Záturecký, S. 462) • über den Jordan gehen (verhüll.) (DUDEN, 2008, S. 395) sterben; kaputtgehen » Slowak.: prejsť cez Jordán/prejsť na druhú stranu (WebSlov- ník) 31
4. Analyse der Phraseologismen • Judasgeld (DUDEN, Wörterbuch) s. Judaslohn • Judaslohn (DUDEN, Wörterbuch) der Lohn für einen Verrat » Slowak.: judášsky groš, predať (zapredať) niekoho, niečo za judášsky groš (Smiešková, S. 96) • Judaskuss (abwertend) (DUDEN, Wörterbuch) hinterhältige, heuchlerische Freundlichkeit » Slowak.: judášsky bozk (Smiešková, S. 96) evtl. Judášov bozk (Záturecký, S. 160) • ein Kainszeichen/Kainsmal tragen (geh.) (Redensarten-In- dex) ein Zeichen der Schuld tragen » Slowak.: Kainovo znamenie; mať Kainovo znamenie (na čele) (Smiešková, S. 97) • den (bitteren) Kelch bis zur Neige/bis auf dem Grund lee- ren (Ondrčková und Hannig, S. 327) eine schlimme / unangenehme Sache bis zum Schluss durch- stehen » Slowak.: vypiť kalich horkosti (až) do dna (Smiešková, S. 48) • ein Kräutchen/Kräutlein Rührmichnichtan (ugs.) (DUDEN, 2008, S. 447) jmd., der überempfindlich, äußerst verletzlich ist » Slowak.: netýkavka (WebSlovník) evtl. Netýkaj sa ma! (Zátu- recký, S. 395) » Tschech.: být/bejt netýkavka (Čermák, 1994, S. 519) 32
4. Analyse der Phraseologismen • sein Kreuz tragen/ein (schweres) Kreuz zu tragen haben (Re- densarten-Index) sein Leiden erdulden » Slowak.: niesť svoj kríž/ťažké bremeno/svoj batôžtek (Ondrč- ková und Hannig, S. 360) • der Mensch denkt, Gott lenkt (DUDEN, 2008, S. 517) menschliches Planen kann nicht vollkommen sein » Slowak.: Človek mieni, Pán Boh mení. (Záturecký, S. 639) • der Mensch lebt nicht vom Brot allein (geh.) (DUDEN, 2008, S. 517) die Menschen haben nicht nur materielle Bedürfnisse » Slowak.: nielen (samým) chlebom žije človek; nielen (samým) chlebom je človek živý (Smiešková, S. 82) • einen neuen Mensch einziehen (Čermák, 1994, S. 283) sich zu seinem Vorteil ändern » Slowak.: stať sa novým človekom (Ondrčková und Hannig, S. 421) • Perlen vor die Säue werfen (ugs.) (DUDEN, 2008, S. 577) etw. Wertvolles jmdm. geben, der es nicht schätzt » Slowak.: hádzať perly sviniam (Ondrčková und Hannig, S. 479) • von Pontius zu Pilatus laufen/rennen (ugs.) (DUDEN, 2008, S. 591) in einer Angelenheit viele Wege machen » Slowak.: chodiť/behať od Poncia k Pilátovi (Ondrčková und Hannig, S. 494) 33
4. Analyse der Phraseologismen • Der Prophet gilt nichts in seinem Vaterlande/ in seinem ei- genen Lande (DUDEN, 2008, S. 596) in der eigenen Heimat, von den eigenen Mitbürgern wird ein außergewöhnlicher Mensch oft nicht anerkannt » Slowak.: Nikto nie je prorokom vo svojej vlasti. (Potoková, S. 16) evtl. Nik(to) nie je doma prorokom. (Ondrčková und Hannig, S. 497) • nicht nach rechts oder nach links blicken von einer bestimmten Richtung nicht abgeleitet werden » Slowak.: neobzerať sa ani napravo, ani naľavo (Ondrčková und Hannig, S. 518) • Nur ein Sündenbock sein/jemanden zum Sündenbock ma- chen (umg.) (Redensarten-Index) jmdm. unberechtigt für alles die Schuld geben » Slowak.: byť obetným baránkom, urobiť z niekoho obetného baránka (Ondrčková und Hannig, S. 644) • auf Sand gebaut haben (DUDEN, 2008, S. 647) sich auf etwas Unsicheres verlassen » Slowak.: stavať na piesku (Ondrčková und Hannig, S. 545) evtl. Stavia na piesku. (Záturecký, S. 365) • aus (einem) Saulus zu (einem) Paulus/vom Saulus zum Pau- lus werden (geh.) (DUDEN, 2008, S. 651) sich völlig verändern, sich vom Schlechten abkehren und zum guten Menschen werden » Slowak.: zo Šavla sa stal Pavel (Pavlom) (Smiešková, S. 179) • Sodom und Gomorrha/Sodom und Gomorrhöe (DUDEN, 2008, S. 711) ein Ort, Zustand höchster Verderbtheit und Unmoral 34
4. Analyse der Phraseologismen » Slowak.: Sodoma a Gomora (Smiešková, S. 227) • den Splitter in fremden Auge, aber den Balken im eigenen nicht sehen (DUDEN, 2008, S. 720) klein Fehler anderer scharf kritisieren, aber die eigenen großen Fehler nicht wahrhaben wollen. » Slowak.: V cudzom oku vidí smeť, a vo svojom brvno nevidí (Smiešková, S. 225) • die Spreu vom Weizen trennen/sondern/scheiden (DUDEN, 2008, S. 722) das Wertlose, Unbrauchbare vom Wertvollen, Brauchbaren tren- nen » Slowak.: čistiť (cúdiť a pod.) zrno od pliev (geh.) (Smiešková, S. 289) • (wieder zu) Staub werden (geh.) (DUDEN, 2008, S. 728) sterben » Slowak.: obrátiť sa/premeniť sa v prach (Ondrčková und Han- nig, S. 622) • der Stein des Anstoßes (DUDEN, 2008, S. 730) die Ursache eines Ärgenisses » Slowak.: kameň úrazu (WebSlovník) • kein Stein bleibt/blieb auf dem anderen (DUDEN, 2008, S. 730) alles wird völlig zerstört » Slowak.: nezostal kameň na kameni (WebSlovník) evtl. neostal kameň na kameni (Ondrčková und Hannig, S. 625) • schwanken wie ein Rohr im Wind (DUDEN, 2008, S. 692) sehr stark schwanken 35
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