Biobasierte Wirtschaft als Schlüssel zum Klimaschutz - 3N Kompetenzzentrum
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Nachrichten Nr. 29 - April 2019 Biobasierte Wirtschaft als Schlüssel zum Klimaschutz 240 Teilnehmer diskutierten auf dem Eco-Innovation Kongress Henk Staghouwer (Provinz Groningen), Ilona Heijen (EDR), Prof. Dr. André Heeres (Universität Groningen), Karin Eden (EDR), Prof. Dr. Emiel Elferink (NOM), Reinhard Winter (Landkreis Emsland), Prof. Dr.-Ing. Achim Loewen (HAWK), Meis van der Heide (Provinz Groningen), Hermann Hermeling (Landwirtschaftskammer Niedersachsen), Anita Buijs (EDR), Dr. Marie-Luise Rottmann-Meyer (3N), Christopher Straeter, Prof. Dr. Ludwig Theuvsen (beide Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz), Prof. Dipl.-Des. Ellen Bendt und Katerina Amprazi (Hochschule Niederrhein) Erfolgreiche Praxiskonzepte, innovative Verfahren, neue Produkte sowie regionale Handlungsansätze standen im Mittelpunkt des Strategietreffs der Bioökonomie, der am 20. - 21. März 2019 in Papenburg stattfand. Über 60 Refe- renten aus neun Nationen und mehr als 40 Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Institutionen präsentierten aktuelle Ergebnisse und Produkte. »Grüne Chemie für eine saubere Zukunft ist ein The- ma, das keinen Halt macht vor Landesgrenzen«, betonte Henk Staghouwer, Deputierter Provinz Groningen. Auf den folgenden Seiten finden Sie einen zusammenfas- senden Überblick der beiden Kongresstage. Unterstützt wurde der Kongress durch das Niedersächsische Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz sowie von der Europäischen Union aus dem INTERREG V-A Programm der Ems-Dollart-Region.
Nachrichten Nr. 29 - April 2019 »Ein Schlüssel zum Erfolg liegt in der Bioökonomie, Best-of Bioökonomie also darin, den Werkzeugkasten der Natur mit dem Neben Beiträgen zur nachhaltigen Biomassenutzung Ideenreichtum der Menschen zu vereinen«, betonte die standen die Ergebnispräsentationen aus dem EU-Projekt Bundestagsabgeordnete Gitta Connemann. »Die Europäi- »Bioökonomie im Non-Food Sektor« im Vordergrund. sche Union hat sich auf die Fahne geschrieben, weltweit Was neue Materialien zur Treibhausgasminderung leis- die Nummer Eins bei der Dekarbonisierung zu werden«, ten können und welche Marktchancen hiermit verbunden berichtete Jens Gieseke, Mitglied des Europäischen Par- sind, zeigten eindrucksvoll die Ergebnisse der Projekt- laments. Er ging auf die Herausforderungen in den Be- partner aus dem INTERREG Forschungsverbund Bioöko- reichen Landwirtschaft und Mobilität ein. Beide Politiker nomie im Non-Food Sektor. Das Spektrum umfasste die forderten in ihren Videobotschaften die Teilnehmer auf, Entwicklung von Spezialcompounds aus Biopolmyeren für Handlungsempfehlungen und Lösungsvorschläge an die den 3D-Druck sowie Spritzgussanwendungen bis hin zu Politik heranzutragen. speziellen Inhaltsstoffen, die aus Tagetes für den Pharma- Biomasse hat Potenzial bereich gewonnen werden. Pierre Bouillon von der FAO (Food and Agriculture Orga- nization) führte aus, welchen Beitrag die Holznutzung für eine nachhaltigere Welt leisten kann. Die in über 200 Mio. Jahren aufgebauten Kohlenstoffressourcen der Erde sei- en seit Beginn der Industrialisierung nahezu verbraucht. Laut Bouillon stelle sich daher die drängende Frage, wie eine Alternative zu einem fossilen Kohlenstoffzeitalter zu gestalten sei. Der Markt für eine holzbasierte Bioökono- mie nehme stetig zu, habe jedoch sein volles Potenzial Zahlreiche Aussteller präsentierten sich auf dem Kongress noch nicht erreicht. Beispielsweise würden für den Holz- bau zunehmend mehr hochtechnisch anspruchsvolle 23.000.000.000 Schuhe pro Jahr Produkte entwickelt. Ebenso nehmen neue Produkte und Beim anschließenden »Markt der Ideen« stellten auch Holzderivate aus dem Bereich der Bioraffination zu, so in diesem Jahr ausgewählte Unternehmen weitere in- Bouillon. novative Produkte vor. Unter anderem präsentierte die Hochschule Niederrhein ein nachhaltiges, smartes und modulares Schuhkonzept. Der obere Teil des Schuhes ist gestrickt, die Sohle entsteht im 3D-Druckverfahren. Die Motivation hinter dieser Idee ist die jährlich produzierte Menge von 23 Mrd. Schuhen, die aufgrund ihrer hetero- genen Materialeigen- schaften bisher nicht in den Recyclingkreis- lauf eingehen. »Neue Produkte und Produkt- ideen für einen schonenderen André Faaij und Pierre Bouillon in der Diskussion Umgang mit Ressourcen« unter anderem präsentierte die Im weiteren Verlauf belegte auch André Faaij, Professor Hochschule Niederrhein ein komplett nachhaltiges, modula- an der Universität Groningen, dass Biomasse wesentlich res Schuhkonzept, im Bild Kate- rina Amprazi, Masterstudentin. zur Erreichung der Klimaziele beitragen kann. Mithilfe ver- schiedener Szenarien stellte er die Klimabilanzen ausge- Ein neues Recyclingkonzept präsentierte das niederländi- wählter Entwicklungspfade bei der Energieerzeugung und sche Unternehmen LIMM Recycling, das biologisch abbau- der Transformation der heutigen Energiesysteme vor. Er bare Kaffeebecher im geschlossenen Kreislauf anbietet. verwies auf die Bedeutung der Kohlenstoffspeicherung Als drittes Unternehmen berichtete die EMSLAND-Stärke durch eine nachhaltige Landwirtschaft und auf neue tech- GmbH über die Produktentwicklung von stärkebasierten nologische Konzepte für die Umwandlung von CO2 in er- Flockungsmitteln und deren breiten Einsatzspektrum zur neuerbare Produkte. Abwasser- und Gärrestbehandlung.
Pierre Bouillon am ersten Konferenztag im großen Saal Wie die Gesellschaft von der Ralph Pütz plädierte für die Notwendigkeit einer ganzheit- Bioökonomie profitiert lichen Betrachtung alternativer Antriebskonzepte. Im Ver- gleich unterschiedlicher Kraftstoffe und Antriebssysteme »60 Prozent unseres Ökosystems sind bereits geschä- stelle Biomethan, so der Experte der Hochschule Lands- digt oder werden auf nicht nachhaltige Weise genutzt. hut, eine der CO2-ärmsten Varianten dar. Um diesem Trend entgegen zu wirken, müssen Res- sourcen effizienter genutzt und die Kreislaufwirtschaft Jörg Gigler vom Top Consortium Knowledge and Innovati- effektiver gestaltet werden«, so Anders Wijkman, Ehren- on aus den Niederlanden setzt vor allem auf Wasserstoff präsident des Club of Rome in seinem Impulsvortrag zur als zukünftigen Kraftstoff, da dieser aufgrund seiner Eig- Eröffnung des zweiten Konferenztages. Allein der weltwei- nung für die Sektorenkopplung von großer Bedeutung sei. te Materialeinsatz sei für etwa 20 Prozent der globalen CO2-Emissionen verantwortlich, erläuterte Wijkman. Ein erhöhter Einsatz bio- basierter Materialien in einem zirkulären Wirt- schaftssystem sind für den Referenten die Schlüsselfaktoren einer zukunftsfähigen Welt- wirtschaft. Ferner fordert er eine Stärkung der länd- Den Sektionen folgten Diskussionen mit den Teilnehmern lichen Räume und die Verbesserung der nach- haltigen Bewirtschaftung Anders Wijkman während seiner Präsentation von Ressourcen. Magnus Buhlert vom Niedersächsischen Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz stellte heraus, dass Energiewende auch Verkehrswende bedeute. Die Offenheit gegenüber innovativen Techniken sei die Vor- aussetzung dafür, Mobilität klimaschonender gestalten zu können, so Buhlert. Im weiteren Verlauf wurden die Themen nachhaltige Mobilität und nachhaltige Landnut- zung/Carbon Management vertieft. Aussteller im Gespräch mit Kongressteilnehmern
Nachrichten Nr. 29 - April 2019 Carbon Farming Kick-Off: Bioökonomie Grüne Chemie Nachhaltige Landnutzungskonzepte zur Minderung und Speicherung von CO2-Emissionen standen im Mittel- punkt des zweiten Tages. Über Erfahrungen mit einem Zertifikatehandel durch Humusaufbau aus Österreich informierte Thomas Karner aus der Ökoregion Kaindorf. Wie mit Biokohle ein urbanes Grünflächenkonzept in Stockholm erfolgreich umgesetzt wurde, berichtete Mat- tias Gustafsson. Weitere Erkenntnisse aus Paludikultur- pilotvorhaben und dem Einsatz der Produkte in ökologi- schen Wärmedämmsystemen präsentierten Referenten aus Universitäten und Unternehmen. Mit hochwertigen Im Rahmen des Kongresses erfolgte der Auftakt des Nessel-und Hanffaserprodukten für den textilen Bereich deutsch-niederländischen INTERREG V A Projekts überzeugte Heiko Beckhaus von der NFC GmbH Nettle Bioökonomie Grüne Chemie. Über 50 Projektpartner Fibre Company das Publikum vom hohen Innovationspo- arbeiten in den kommenden drei Jahren an Lösungen tenzial dieses Marktsegments. zu einer verstärkten biobasierten Wirtschaft. Interes- Darüber hinaus präsentierten diverse Aussteller ihre sierte Unternehmen können noch über sogenannte biobasierten Produkte, darunter: Verkehrsschilder aus offene Projekte beteiligt werden. Biopolymeren, Dämmmaterial auf Basis von Rohrkolben, Algen als Rohstoff für nachhaltige Kleidungsstücke so- wie technische Lösungen zur Beerntung nasser Flächen. Europäische Union Europese Unie
Nachhaltige Landnutzungskonzepte in der Praxis Teilnehmer beim Besuch der Maschinenfabrik Krone Landwirtschaftliche Dauerkulturen, wie Agroforstsyste- als Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen zu erproben. Jetzt me oder spezielle Blühpflanzen bieten vielversprechen- zeigen sich erste Erfolge«, begrüßte als Projektträger der de Optionen zur Förderung der Biodiversität. Die 3N- Speller Samtgemeindebürgermeister Bernhard Hummel- Veranstaltung »Nachhaltige Landnutzungskonzepte in dorf die Teilnehmer. Im Anschluss an die Vorträge erfolg- der Praxis – Optionen mit Agrarholzsystemen und Blüh- te die Besichtigung der Agroforst-Testflächen, die gerade pflanzen« widmete sich den Möglichkeiten und Rahmen- beerntet wurden. Besonderes Interesse fand auch ein Be- bedingungen zur Umsetzung. »Wir haben mit der Anlage such der Maschinenfabrik Bernard Krone GmbH & Co. KG unserer Testflächen in der Gemeinde Schapen bereits vor in Spelle. Hier wurden die technischen Entwicklungen auf rund acht Jahren begonnen neue Wege zur Förderung der dem Gebiet der Ernteverfahren für Energiepflanzen und Artenvielfalt und zur Etablierung von Agroforstsystemen Sonderkulturen vorgestellt. Einsatz von Futterkohle Pflanzenkohle findet mittlerweile in vielen landwirtschaft- lichen Bereichen Anwendung: Vom Einsatz als Futterkoh- le zur Verbesserung der Tiergesundheit und des Stallkli- mas bis hin zum Humusaufbau und der Verbesserung der Bodenqualität. In diesem Kontext fand am 8.3.2018 in Haren die Veranstaltung »Mikrobielle Milieusteuerung mit Pflan- zenkohle in Landwirtschaft und Gärten« statt. Die ca. 100 Teilnehmer aus Landwirtschaft, Gartenbau und Industrie er- hielten Einblicke in die am Markt verfügbaren Herstellungs- techniken sowie über die rechtlichen Rahmenbedingungen zum Einsatz von Pflanzenkohle. Ergebnisse aus Praxis und Die Teilnehmer diskutierten sich über den Einsatz von Pflanzenkohle Forschung zeigten die Umsetzungsmöglichkeiten und die sich entwickelnden Märkte auf. Die Veranstaltung wurde HEBRICO GmbH mit Unterstützung der Vereinigung des im Rahmen des INTERREG VA-Projektes »Bioökonomie Emsländischen Landvolkes e. V., der BUND-Kreisgruppe im Non-Food-Bereich« durch die Firmen Brink GmbH und Emsland und des 3N e. V. durchgeführt. Der Tagungsstick mit den Vorträgen des Kongresses kann unter info@3-n.info angefragt werden.
Nachrichten Nr. 29 - April 2019 LIGNA 2019: 27. bis 31. Mai in Hannover Besuchen Sie 3N in Pavillon P32. Gründungsmitglieder: Mitglieder und Förderer: Terminhinweise: 24.4. Aktionstag Mobilität im Klimacenter, Werlte 21.-22.5. Biogasinnovationskongress, Osnabrück 27.5. Holzenergie im zukünftigen Energiesystem, Geschäftsstelle: CC Messe, Messegelände Hannover Kompaniestraße 1 | 49757 Werlte Tel.: +49(0)5951 9893 0 | Fax: +49(0)5951 9893 11 27.-31.5. LIGNA, Ausstellungsstand Pavillion 32, Hannover E-Mail: info@3-n.info 27.6. Risikomanagement im Cluster Forst & Holz«, Büro Göttingen: Veranstalter: NHN e. V. u. 3N e. V. Göttingen Rudolf-Diesel-Straße 12 | 37075 Göttingen Tel.: +49(0)551 30738 17 | Fax: +49(0)551 30738 21 Weitere Termine und die vollständigen Informationen/Programme E-Mail: goettingen@3-n.info zu den Veranstaltungen unter www.3-n.info Büro Heidekreis: Walsroder Straße 9 | 29683 Bad Fallingbostel Impressum: 3N Kompetenzzentrum Niedersachsen Netzwerk Tel.: +49(0)5162 9856 296 | Fax: +49(0)5162 9856 297 Nachwachsende Rohstoffe und Bioökonomie e. V., E-Mail: heidekreis@3-n.info V.i.S.d.P.: Dr. Marie-Luise Rottmann-Meyer www.3-n.info
Sie können auch lesen