Übliche Sonderkonstruktion - Sammlung häufig angewandter Sonderkonstruktionen - Industrieverband Klebstoffe eV
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
TKB-Merkblatt 20 Übliche Sonderkonstruktion Sammlung häufig angewandter Sonderkonstruktionen Stand: Februar 2021 Erstellt von der Technischen Kommission Bauklebstoffe (TKB) im Industrieverband Klebstoffe e.V., Düsseldorf und dem Bundesverband Parkett und Fußbodentechnik (BVPF), Berlin Industrieverband Klebstoffe e.V. www.klebstoffe.com BUNDESVERBAND Dieses Merkblatt steht zum kostenfreien Download beim Industrieverband PARKETT UND Klebstoffe e.V., Völklinger Str. 4, 40219 Düsseldorf, Tel.: 0211/6 79 31-10, unter FUSSBODENTECHNIK www.klebstoffe.com zur Verfügung.
TKB-Merkblatt 20 Sonderkonstruktionen • Februar 2021 Seite 2 von 9 Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 1 Einleitung ................................................... 2 Der Parkett- und/oder Bodenleger findet auf Bau- stellen häufig Situationen vor, die normgerecht sein 2.1 SK1 – Wasserdampfbremsen, flüssig sollen, es aber nicht sind. Grundsätzlich muss er auftragbar .................................................. 3 hier Bedenken gem. 3.1.1 DIN 18356 bzw. DIN 2.2 SK2 – Verfestigende Grundierungen .......... 5 18365 anmelden. Um dennoch weiter arbeiten zu können oder um Wünsche des Bauherrn umsetzen 2.3 SK3 – Unterlagsbahnen zur zu können, die mit Normausführungen nicht dar- Trittschallminderung und Entkopplung für zustellen sind, werden Sonderkonstruktionen be- Parkett und Holzpflaster ............................. 6 nötigt. Hierbei handelt es sich um Problem- 2.4 SK4 – Estriche mit Zusatzmittel für eine lösungen, über deren Vor- und Nachteile der Bau- verkürzte Trocknungszeit ........................... 8 herr informiert werden muss. 3 Literatur ..................................................... 9 Das Merkblatt soll dem Parkett- und/oder Boden- leger dazu dienen bzw. eine Hilfe sein, dem Auftrag- geber entsprechende Hinweise zu erteilen, welche Vor- und Nachteil die angebotenen Sonder- konstruktionen mit sich bringen. Im Folgenden werden Sonderkonstruktionen, die regelmäßig eingesetzt werden, generisch be- schrieben. Es wird ausdrücklich darauf hin- gewiesen, dass bei fast allen Sonderkonstruktionen Spezialprodukte eingesetzt werden und das den spezifischen Herstellervorschriften für die gewähl- ten Produkte zu folgen ist. Der formale Aufbau der Beschreibungen ist bei allen Sonderkonstruktionen gleich. Als ersten Punkt enthält jede Beschreibung eine für alle Sonder- konstruktionen inhaltsgleiche "Einführung". Damit soll erreicht werden, dass jede Beschreibung für sich alleine stehend, d. h. unabhängig vom weiteren Inhalt dieses Merkblatts verwendet werden kann. Sie kann damit z. B. als Hilfestellung bei der Angebotserstellung für eine Bauleistung dienen.
TKB-Merkblatt 20 Sonderkonstruktionen • Februar 2021 Seite 3 von 9 2.1 SK1 – Wasserdampfbremsen, flüssig auftragbar Einführung entweder abgesandet oder mit einem Haft- vermittler beschichtet werden. Der Parkett- und/oder Bodenleger findet auf Aus Arbeitsschutzsicht werden Epoxidharz- Baustellen häufig Situationen vor, die normgerecht grundierungen als kritisch angesehen. sein sollen, es aber nicht sind, oder in denen der b) 1K-Polyurethan-(PUR-)Grundierungen Bauherr Wünsche äußert, die mit Normaus- Diese werden je nach Herstellerempfehlung führungen nicht darzustellen sind. In diesen Fällen und Feuchte des Untergrunds in Mengen von wird dann i. d. R. eine Sonderkonstruktion nötig. bis ca. 300 g/m² (mehrmaliger Auftrag, zweiter Auftrag im Kreuzgang) vollflächig mit einer Im Folgenden wird eine Sonderkonstruktion, die Rolle auf den Untergrund aufgetragen. Falls regelmäßig eingesetzt wird, generisch beschrieben. ein zweiter Auftrag notwendig ist, muss der Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass bei erste hinreichend gehärtet sein. Um die Haf- fast allen Sonderkonstruktionen Spezialprodukte tung nachfolgender Schichten zu erreichen, eingesetzt werden und dass den spezifischen Her- werden diese Grundierungen häufig abge- stellervorschriften für die gewählten Produkte zu sandet oder mit einem Haftvermittler folgen ist. beschichtet. Welche Probleme können mit der SK1 gelöst c) 1K-Silan-Grundierungen werden? Diese werden je nach Herstellerempfehlung und Feuchte des Untergrunds in Mengen von Bei der üblichen Prüfung von Zementestrichen 250 g/m² (einmaliger Auf-trag) oder 500 g/m² (schwimmend oder auf Trennlage) stellt der (zweimaliger Auftrag, zweiter Auftrag im Bodenleger fest, dass der Estrich nicht hinreichend Kreuzgang) vollflächige mit einer Rolle oder trocken ist. Es liegt kein drückendes oder kapillar Spachtel auf den Untergrund aufgetragen. aufsteigendes Wasser vor und es kann ange- Falls ein zweiter Auftrag notwendig ist, muss nommen werden, dass noch eine Zeitlang zuge- der erste hinreichend gehärtet sein. Um die wartet werden müsste bis die Estrichfeuchte den Haftung nachfolgender Schichten zu Belegreif-Richtwert erreicht hat. Aus Termin- erreichen, werden diese Grundierungen häufig gründen muss jedoch mit der Belegung kurzfristig abgesandet. begonnen werden. d) Dispersionsgrundierungen Diese werden je nach Herstellerempfehlung Problemlösung und prinzipieller Aufbau und Feuchtezustand des Untergrunds in einer, meist aber in zwei Schichten (zweite Schicht im Feuchte aus dem Untergrund kann im Bodenbelag Kreuzgang) bevorzugt mit einer Rolle oder oder Parkett nur schadenswirksam werden, wenn auch mit einem Spachtel aufgebracht. Der sie in ggf. feuchteempfindliche Verlegewerkstoffe Verbrauch beträgt ca. 150 g/m² je Schicht, die (z. B. Dispersions-Grundierungen und -Klebstoffe, Trockenzeit der ersten Schicht liegt auf mineralische Spachtelmassen) bzw. in die Boden- Zementestrich bei ca. 60 min, die der zweiten beläge oder Parkett eindringt. Schicht bei mehreren Stunden, bevorzugt erfolgt die Trocknung der zweiten Schicht über Das Aufbringen einer feuchtebeständigen Be- Nacht. schichtung mit einem hinreichend großen Wasser- dampfdiffusionswiderstand verhindert eine scha- Welche Probleme können nicht gelöst werden denswirksame Auffeuchtung der Verlegewerk- und gibt es weitere Effekte? stoffe sowie der Bodenbeläge/des Parketts. Calciumsulfat-basierte Estriche, Magnesia-/ Übliche Systeme sind: Magnesit-Estriche besitzen im feuchten Zustand nicht ihre bestimmungsgemäßen Festigkeiten. Das a) 2K-Epoxidharz-(EP-)Grundierungen Aufbringen einer Feuchtebremse auf solche noch Diese werden – je nach Herstellerempfehlung feuchten Estriche kann daher zu einem Versagen und Feuchtegehalt des Untergrunds – in des Aufbaus in Form eines Bruchs im Estrich oder Mengen von ca. 500 g/m² (zweimaliger Auf- in der Grenzfläche Estrich/Grundierung führen. trag, zweiter Auftrag im Kreuzgang) vollflächig mit einer Rolle auf den Untergrund aufge- Bei richtiger Ausführung ist die Feuchte bei einem tragen. Falls ein zweiter Auftrag notwendig ist, Zementestrich mit der Dampfbremse weitgehend muss der erste hinreichend gehärtet sein. Um eingeschlossen, da an der Unterseite (Folie gegen die Haftung zu nachfolgenden Schichten zu nachstoßende Feuchte) und den Seiten (Rand- erreichen, muss die Epoxidharzgrundierung streifen) ebenfalls Dampfsperren installiert werden.
TKB-Merkblatt 20 Sonderkonstruktionen • Februar 2021 Seite 4 von 9 In vielen Fällen wird ein Teil des eingeschlossenen Wassers noch chemisch durch Hydratation (Wasser-Zement-Reaktion) gebunden, sehr lang- sam kann auch Wasser durch die Dampfbremse entweichen. In einigen Fällen beobachtet man jedoch, dass es an den Randbereichen (Sockel- leisten) zu Schimmelbildung z. B. wegen schlechter Ventilation in diesem Bereich oder Kondensations- effekten aufgrund von Wärmebrücken kommt. Was ist sonst zu beachten. Der Auftrag muss vollflächig erfolgen. Teilweises Absperren kann nicht erfolgreich sein. Sehr selten werden diese Produkte auf Altunter- gründen aufgetragen. Hier ist es wichtig, dass alte Verlegewerkstoffschichten entfernt werden müs- sen. Absandungen können entfallen, wenn nach- folgende Klebstoffe bzw. eine haftvermittelnde Zwischengrundierung eine gute Haftung zur Dampf- bremse besitzen. Wasserdampfbremsen, flüssig auftragbar, sind seit ca. 30 Jahren (Epoxidharz) bzw. ca. 20 Jahren (1K- PUR) bzw. ca. 10 Jahren (Silan und Dispersion) am Markt und etabliert.
TKB-Merkblatt 20 Sonderkonstruktionen • Februar 2021 Seite 5 von 9 2.2 SK2 – Verfestigende Grundierungen Einführung b) 1K-Polyurethan-(PUR-)Grundierungen Diese werden je nach Herstellerempfehlung in Der Parkett- und/oder Bodenleger findet auf Bau- einer Menge von ca. 150 g/m² auf den Unter- stellen häufig Situationen vor, die normgerecht sein grund aufgetragen – um die Haftung nach- sollen, es aber nicht sind oder in denen der Bauherr folgender Schichten zu erreichen, werden Wünsche äußert, die mit Normausführung nicht diese Grundierungen häufig abgesandet oder darzustellen sind. In diesen Fällen wird dann i. d. R. mit einem Haftvermittler beschichtet. eine Sonderkonstruktion nötig. c) 1K-Silan-Grundierungen Im Folgenden wird eine Sonderkonstruktion, die Diese werden – je nach Herstellerempfehlung regelmäßig eingesetzt wird, generisch beschrieben. – in Mengen von ca. 250 g/m² (einmaliger Auf- Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass bei trag) vollflächig mit einer Rolle auf den fast allen Sonderkonstruktionen spezielle Produkte Untergrund aufgetragen. Um die Haftung eingesetzt werden und dass den spezifischen nachfolgender Schichten zu erreichen, werden Herstellervorschriften für die gewählten Produkte zu diese Grundierungen häufig abgesandet. folgen ist. Welche Probleme können nicht gelöst werden Welche Probleme können mit der SK2 gelöst bzw. werden geschaffen werden? Feuchtempfindliche Untergründe (Calciumsulfat- Bei der üblichen Prüfung des Estrichs stellt der basierte Estriche, Magnesia-/Magnesit-Estriche) Bodenleger fest, dass der Unterboden an der müssen vor einer Anwendung trocken sein. Oberfläche nicht hinreichend fest ist. Das Problem kann nicht mit einer normalen Dispersions- Estriche, die im Kern nicht fest genug sind, bzw. die grundierung gelöst werden. Der Estrich ist trocken vorgegebene Tragfähigkeit nicht aufweisen, können und hat seine vorgegebene Festigkeit erreicht, hiermit nicht ertüchtig werden. lediglich die Oberfläche muss ertüchtigt werden. Was ist sonst zu beachten Problemlösung und prinzipieller Aufbau Man benötigt Erfahrung, um den Zustand des Reaktive, dünnflüssige Grundierungen können eine Estrichs und eine erfolgversprechende Wirkung der labile Oberfläche, bei der lose Teile entfernt Grundierung sicher vorher zu sagen. Im Zweifelsfall wurden, verfestigen. Die Eindringtiefe ist begrenzt, sollte ein Experte hinzugezogen werden. je nach Material wird maximal 0,5 bis 1 mm verfestigt. Dies reicht jedoch häufig aus, um die Verfestigende Grundierungen sind seit mehr als 20 benötigte Oberflächenfestigkeit zu erreichen. Jahren am Markt und etabliert. Übliche Systeme sind: a) 2K-Epoxidharz-(EP-)Grundierungen Diese werden je nach Herstellerempfehlung in Mengen von 250 g/m² (einmaliger Auftrag) vollflächige mit einer Rolle auf den Untergrund aufgetragen. In einigen Fällen wird auch eine weitere Viskositätsreduktion durch Zusatz einer Verdünnung (typischerweise Ethanol) durchgeführt. Um die Haftung nachfolgender Schichten zu erreichen, werden Epoxidharz- grundierungen abgesandet oder mit einem Haftvermittler beschichtet. Aus Arbeitsschutzsicht werden Epoxidharz- grundierungen als kritisch angesehen.
TKB-Merkblatt 20 Sonderkonstruktionen • Februar 2021 Seite 6 von 9 2.3 SK3 – Unterlagsbahnen zur Trittschallminderung und Entkopplung für Parkett und Holzpflaster Einführung Verlegung: Der Parkett- und/oder Bodenleger findet auf Bau- Die Unterlagsbahn wird vollflächig auf den Unter- stellen häufig Situationen vor, die normgerecht sein grund geklebt. Geeignete Klebstoffe gibt es auf sollen, es aber nicht sind oder in denen der Bauherr Dispersions-, 2K-PUR- und Silan-Basis. Typische Wünsche äußert, die mit Normausführungen nicht Auftragsmengen sind ca. 850 g/m² mit der TKB darzustellen sind. In diesen Fällen wird dann i. d. R. Zahnleiste B3. eine Sonderkonstruktion nötig. Nach Abbinden des Klebstoffs (1 bis 3 Tage) wird Im Folgenden wird eine Sonderkonstruktion, die der Belag in der üblichen Art und Weise auf die regelmäßig eingesetzt wird, generisch beschrieben. Unterlagsbahn geklebt. Dabei sind die Haftung des Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass bei Klebstoffs auf der entsprechenden Unterlagsbahn fast allen Sonderkonstruktionen spezielle Produkte und die gleichzeitige Eignung des Klebstoffs für den eingesetzt werden und dass den spezifischen zu installierenden Belag zu beachten. Herstellervorschriften für die gewählten Produkte zu folgen ist. Welche Probleme können nicht gelöst werden und gibt es weitere Effekte? Welche Probleme können mit der SK3 gelöst werden? Die Unterlagsbahnen haben, je nach Aufbau und Dicke, unterschiedliche Trittschallverbesserungs- a) Der Trittschall soll gedämmt werden. maße. Es muss geprüft werden, ob mit einer b) Bei der üblichen Prüfung des Zementestrichs ausgewählten Bahn die gewünschte Trittschall- stellt er Bodenleger fest, dass die Oberfläche dämmung erreicht werden kann. des Unterbodens nicht hinreichend fest ist. Mit diesen Unterlagsbahnen wird eine Entkopplung c) Der Kunde wünscht einen Boden mit erhöhtem von Belag und Estrich erreicht. Ein grundsätzlich Gehkomfort nicht tragfähiger Estrich kann damit nicht saniert werden. Problemlösung und prinzipieller Aufbau Die Verbesserung des Gehkomforts lässt sich nur Die o. g. Unterlagsbahnen bestehen aus einem subjektiv bewerten und kann nicht quantitativ be- elastischen Material. Insbesondere harte Beläge schrieben werden. Das Begehen eines Musters werden durch diese Materialien weichelastisch vom kann hier dem Kunden aber einen guten Eindruck harten Estrich „abgekoppelt“. Es ändert sich das verschaffen. Schwingungsverhalten des gesamten Bodens, ins- gesamt wird weniger Trittschall nach unten weiter- Die Unterlagsbahnen haben sehr verschiedene gegeben, die Frequenzbereiche des Trittschalls und mechanische Eigenschaften. In jedem Fall sind sie des Raumschalls ändern sich, es steigt der Geh- aber deutlich weicher und weniger fest als ein komfort (der Boden ist „weicher“), lokale mecha- normaler Unterboden. Bodenbeläge, insbesondere nische Belastungen des Unterbodens werden harte Bodenbeläge mit erheblichem Feuchte- reduziert. wechsel (Parkett, Holzpflaster, …) können sich ggf. erheblich stärker ausdehnen und schrumpfen. Hier Übliche Systeme sind: sind die Flächen entsprechend klein zu halten, Dehnungsfugen einzubauen und größere Fugen- a) Korkunterlagsbahn/Rollenkork, breiten zu tolerieren. Textile oder elastische Beläge typisch in 3 mm Dicke werden auf weichen Unterlagen bei rollenden b) Kork-Elastomergranulat-Unterlagsbahn, Belastungen stärker beansprucht als auf hartem typisch in 2 mm, 3 mm oder 5 mm Dicke Untergrund. Die Eignung zum Verlegen auf Unter- lagen muss bestätigt sein. c) PUR-Schaumgranulat-Unterlagsbahn, Punktlasten z. B. durch Tisch- oder Stuhlbeine typisch in 2 mm, 3 mm oder 5 mm Dicke können bei elastischen Belägen (z. B. PVC, d) Polyestervlies-Schaum-Unterlagsbahn, Kautschuk) auf weichen Unterlagen zu dauerhaften typisch in 4 mm Dicke und sichtbaren Eindrücken führen.
TKB-Merkblatt 20 Sonderkonstruktionen • Februar 2021 Seite 7 von 9 Was ist sonst zu beachten. Bei Anforderungen an den Brandschutz ist stets die Kombination aus Unterlage/Klebstoff/Belag maß- geblich. Unterlagsbahnen zur Trittschallminderung und Entkoppelung für Parkett und Holzplaster sind seit mehr als ca. 20 Jahren am Markt und etabliert.
TKB-Merkblatt 20 Sonderkonstruktionen • Februar 2021 Seite 8 von 9 2.4 SK4 – Estriche mit Zusatzmittel für eine verkürzte Trocknungszeit Einführung Welche Probleme können nicht gelöst werden und gibt es weitere Effekte? Der Parkett- und/oder Bodenleger findet auf Bau- stellen häufig Situationen vor, die normgerecht sein Auch diese Estriche müssen noch trocknen. sollen, es aber nicht sind oder in denen der Bauherr Ungünstige Baustellenbedingungen (dauerhaft Wünsche äußert, die mit Normausführungen nicht feuchte Räume, ungenügende Lüftung, hohe darzustellen sind. In diesen Fällen wird dann i. d. R. Estrichdicken) können dies allerdings verhindern. eine Sonderkonstruktion nötig. Die Trocknung dieser Estriche wird häufig mit dem Im Folgenden wird eine Sonderkonstruktion, die CM-Gerät beurteilt, wobei oft entsprechend der regelmäßig eingesetzt wird, generisch beschrieben. Herstellervorgaben von den allgemein anerkannten Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass bei Regeln des Fachs abweichende Grenzwerte (Bei- fast allen Sonderkonstruktionen spezielle Produkte spiel: nicht 2 sondern 3 CM-% sind „trocken“) ein- eingesetzt werden und dass den spezifischen zuhalten sind. Die Hersteller der Estrichzusatzmittel Herstellervorschriften für die gewählten Produkte zu haften nicht für diese Angaben. folgen ist. Durch den verringerten Wassergehalt und die Welche Probleme können mit der SK4 gelöst Wirkung weiterer Inhaltsstoffe des Estrichzusatz- werden? mittels kann es zu einer Reihe zusätzlicher Effekte kommen: Der Estrich ist in sich weniger fest, die Im Bauablauf ist nicht genügend Zeit für die not- Oberfläche ist deutlich weicher oder härter, die wendige Trocknungszeit des Estrichs berück- Saugfähigkeit ist deutlich größer oder geringer, die sichtigt. Durch Verwendung eines Estrichzusatz- Ausgleichsfeuchte wird reduziert. mittels (sog. "Beschleuniger") soll Trocknungszeit eingespart werden. Was ist sonst zu beachten. Problemlösung und prinzipieller Aufbau Man kann sich von der Belegreife des "beschleu- nigten" Estrichs durch eine KRL-Messung über- Bei konventionellen Zementestrichen (Norm- zeugen. Diese ist unabhängig vom Estrichmaterial estriche) kann die Trocknungszeit verkürzt werden, und empfehlenswert, da sich durch den reduzierten indem durch Einsatz von Estrichzusatzmitteln die w/z-Wert bei Verwendung eines Zusatzmittels in der Menge des Anmachwassers reduziert wird (sog. Regel die Lage der Sorptionsisotherme (nach "beschleunigte" Estriche). Da weniger Wasser zu- unten) verschiebt, die Ausgleichsfeuchte also gesetzt wird, muss auch weniger verdunsten. Bei niedriger liegt und der CM-Belegreif-Richtwert einer Feuchtemessung mit dem CM-Gerät erscheint daher ebenfalls niedriger liegen müsste als bei der Estrich als schneller trocken. einem normalen, nicht Anmachwasser-reduzierten Estrich. Der KRL-Wert gibt unabhängig von diesen Auf der Baustelle wird dabei dem Zement-/Sand- Effekten eine sichere Information zum Feuchte- Gemisch das Estrichzusatzmittel und eine ver- zustand und zur Belegreife des Estrichs. ringerte Menge Wasser zugesetzt. Die KRL-Grenzwerte der Estriche liegen bei Anmerkung: • 80 % rel. Luftfeuchte (unbeheizt) Wenn man anstelle der CM-Messung eine KRL- • 75 % rel. Luftfeuchte (beheizt) Messung zur Bestimmung der Estrich-Belegreife hinsichtlich des Feuchtezustands durchführt, Estriche mit Zusatzmittel für eine verkürzte könnte sich ggf. keine oder eine nur geringe Ver- Trockenzeit sind seit mehr als 20 Jahren am Markt kürzung der Wartezeit bis zur Belegreife einstellen, und etabliert. da sich durch den niedrigeren w/z-Wert die Sorptionsisotherme in der Regel nach unten ver- schiebt. Daher sind der obige Hinweis auf das CM- Gerät und der untenstehende Hinweis auf die reduzierte Ausgleichsfeuchte wichtig.
TKB-Merkblatt 20 Sonderkonstruktionen • Februar 2021 Seite 9 von 9 3 Literatur BVPF/TKB-Fachinformation "Sonderkonstruktion" oder "Normkonstruktion" - was ist das und was müssen Parkett- und Bodenleger beachten, 06- 2019
Sie können auch lesen