BMI-Monitoring im Kanton Obwalden Resultate zum Schuljahr 2011/12
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BMI-Monitoring im Kanton Obwalden Resultate zum Schuljahr 2011/12 Hanspeter Stamm und Markus Lamprecht Lamprecht und Stamm Sozialforschung und Beratung AG Forchstrasse 212 • 8032 Zürich • info@LSSFB.ch Zürich • April 2012 Inhalt 1. Überblick 1 2. Vorgehensweise und Datengrundlage 2 3. Resultate 5 3.1. Verbreitung von Übergewicht 5 3.2. Ernährung und Bewegung 6 4. Zusammenfassung 9 Literaturhinweise 10 Dank 10
1. Überblick In verschiedenen nationalen und internationalen Studien ist seit einigen Jahren die Rede von einer „Epidemie des Übergewichts“ (vgl. WHO 2000, Schopper 2005), die alle Altersgruppen und Schichten der Bevölkerung betrifft. Je nach Quelle wird der Anteil übergewichtiger Kinder und Jugendlicher in der Schweiz gegenwärtig auf rund zehn bis deutlich über zwanzig Prozent veranschlagt, wobei erhebliche Unterschiede zwischen städtischen und ländlichen Regionen sowie nach sozialer Herkunft der Kinder existieren. So zeigt beispielsweise die Untersuchung von Aeberli und Kollegen (2010), dass der Anteil übergewichtiger Kinder in den Städten höher ist als in ländlichen Gemeinden. Und dem vergleichenden „BMI-Monitoring“ der Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz (vgl. Stamm et al. 2010, 2012), lässt sich entnehmen, dass der Anteil übergewichtiger Kinder in Graubünden und dem Wallis bei knapp 15 Prozent, in Zürich und Basel dagegen bei rund 20 Prozent liegt. Dieselbe Studie zeigt überdies deutliche Unterschiede im Anteil übergewichtiger Kinder je nach ihrer sozialen Herkunft und Staatsangehörigkeit, wobei gilt: Schweizer Kinder und Kinder von Eltern mit einem höheren Bildungsabschluss sind deutlich seltener von Übergewicht betroffen als Kinder von bildungsfernen und/oder ausländischen Eltern. Da eine Übertragung von in anderen Regionen gewonnenen Resultaten auf den Kanton Obwalden schwierig ist, haben sich der Schulgesundheitsdienst und die Arbeitsgruppe Schulgesundheit des Kantons im Jahr 2011 entschieden, eine gesonderte Studie zur Verbreitung von Übergewicht bei Kindern durchzuführen. Die Vorgehensweise dieser Untersuchung, deren Resultate im vorliegenden Bericht dokumentiert sind, lehnt sich stark an die Methodologie an, welche im BMI-Monitoring- Projekt von Gesundheitsförderung Schweiz entwickelt und erfolgreich erprobt wurde (vgl. Stamm et al. 2010, 2012). Der Ansatz stellt nicht nur eine qualitativ hochwertige Datensammlung und -analyse sicher, sondern schafft auch die Möglichkeit, die Resultate des Kantons Obwalden in die für das Jahr 2013 geplante zweite Studie zum vergleichenden BMI-Monitoring zu integrieren. Der vorliegende Bericht gliedert sich in zwei Teile: Das folgende Kapitel enthält einen Überblick über die Methode und die im Kanton Obwalden gesammelten Daten, während die Resultate zum Übergewicht sowie zum Zusammenhang zwischen Körpergewicht, Ernährung und Bewegung Gegenstand von Kapitel 3 sind. Der Bericht schliesst mit einer kurzen Zusammenfassung der wichtigsten Befunde (Kapitel 4). BMI-Monitoring Kanton Obwalden, Schuljahr 2011/12 • April 2012 /1
2. Vorgehensweise und Datengrundlage Mit Blick auf die Verfügbarkeit von Daten zum Übergewicht von Kindern und Jugendlichen sind die Probleme im Kanton Obwalden sehr ähnlich gelagert wie in vielen anderen Kantonen: Er werden zwar regelmässig schulärztliche Untersuchungen auf ausgewählten Klassenstufen durchgeführt, in deren Rahmen auch Angaben zum Körpergewicht erhoben werden, doch die verfügbaren Resultate eignen sich nicht für einen Vergleich mit anderen Kantonen. Da sich eine Nacherfassung der Daten oder eine Erweiterung des Mandats der Schulärzt/innen als schwierig erwies, entschieden sich die Verantwort- lichen der Schulgesundheitsdienste im Sommer 2011 dafür, eine gesonderte Datenerhebung in allen Kindergärten und 5. Klassen des Kantons durchzuführen (Vollerhebung). Diese Vorgehensweise hatte gegenüber der Datensammlung durch die Schulärzt/innen verschiedene Vorteile: Erstens wurden die Schulärzt/innen nicht durch zusätzliche Aufgaben belastet, zweitens konnte die Untersuchung durch zwei speziell auf die Aufgabe vorbereitete Personen durchgeführt werden und drittens war es möglich, den Kindern eine Reihe von Fragen zu ihrem Ernährungs- und Bewegungsverhalten zu stellen, die nicht Gegenstand der schulärztlichen Untersuchungen gewesen wären. Die Kinder wurden mit anderen Worten also nicht nur gemessen und gewogen, sondern auch einer kurzen Befragung zu den folgenden Themen unterzogen: • Ernährung: Einnahme des Frühstücks, Mitnahme eines Znünis von zu Hause, Mittagessen am Familientisch bzw. einem Mittagstisch • Bewegung: Verkehrsmittel für den Schulweg (zu Fuss, mit dem Fahrrad, Schulbus/Auto) und Dauer des Schulwegs; Häufigkeit von Spielen draussen (Kindergarten) bzw. von sportlichen Aktivitäten im Verein oder im informellen Rahmen ausserhalb der Schule (5. Klasse) • Medienkonsum: Dauer der täglichen Beschäftigung mit Fernsehen, Computer, Computerspielen und Mobiltelefonen. Zwischen dem 21. Oktober 2011 und dem 6. Februar 2012 wurden insgesamt 795 Kinder in 25 Klassen (13 Klassen im Kindergarten, 12 5. Klassen) besucht, gemessen, gewogen und befragt.1 Die Daten wurden vor Ort mit einem Laptopcomputer erfasst und anschliessend zu einem Datenfile zusammengefügt, das die Angaben aller untersuchten Schüler/innen enthielt und die Basis für die statistische Analyse bildete. Sowohl die Datenerhebung als auch die -analyse folgte dabei, wie einleitend erwähnt, der Vorgehensweise, welche von Gesundheitsförderung Schweiz im Rahmen ihres allgemeinen BMI-Monitoringprojekts entwickelt worden war. Die Anlehnung an diese Methodologie stellt nicht nur sicher, dass die Daten in ausreichender Qualität erhoben und ausgewertet werden, sondern wird im Jahr 2013 auch Vergleiche mit den Resultaten aus anderen Kantonen erlauben. Die von Gesundheitsförderung Schweiz vorgeschlagene Art der Datenanalyse hat einige Besonder- heiten, die an dieser Stelle kurz erläutert werden müssen. Eine erste Bemerkung bezieht sich auf die Verwendung des Body Mass Index (BMI). Der BMI ist zwar nicht das einzige Mass zur Einschätzung, ob eine Person übergewichtig ist oder nicht, er wird wegen seiner einfachen Messbarkeit jedoch – nicht zuletzt auch von Kinderärzt/innen – sehr häufig verwendet und hat damit den zusätzlichen Vorteil, dass viele Vergleichsdaten existieren. Bei Erwachsenen sind zur Berechnung des BMI nur das Körpergewicht und die Körpergrösse notwendig, bei unter 18-jährigen Personen werden zudem das 1 Insgesamt 32 Kinder (26 aus dem Kindergarten und 6 aus der 5. Klasse) konnten nicht untersucht werden, weil sie an jenem Tag entweder krank waren oder ihre Eltern gegen die Teilnahme an der freiwilligen Studie waren. Eine Teilnahmequote von 96 Prozent kann jedoch als gut bezeichnet werden, so dass mit keinen grösseren Verzerrungen gerechnet werden muss. BMI-Monitoring Kanton Obwalden, Schuljahr 2011/12 • April 2012 /2
Alter und das Geschlecht benötigt, da die Grenzwerte zwischen Normal- und Übergewicht nach diesen beiden Merkmalen variieren. 2 Um die geschlechts- und altersspezifischen Grenzwerte für das Übergewicht zu berechnen, kann das Modell von Cole et al. (2000) verwendet werden, das in Abbildung 2.1 grafisch dargestellt ist. Aus der Abbildung geht hervor, dass die Grenzwerte für die Mädchen in der Regel etwas über denjenigen der Knaben liegen. 14-jährige Knaben mit einem BMI von über 22.6 kg/m2 werden nach diesem System beispielsweise als „übergewichtig“ klassifiziert, während gleichaltrige Mädchen erst ab einem BMI von über 23.2 kg/m2 als übergewichtig gelten. Die Abbildung enthält neben den Grenzwerten für das Übergewicht auch die Grenzwerte für starkes Übergewicht (Adipositas), welche in der Analyse ebenfalls verwendet wurden. Abbildung 2.1: Grenzwerte für Übergewicht und Adipositas für 5 bis 18-jährige Mädchen und Jungen nach Cole et al. (2000) 32 kg/m2 28 Grenze zum Übergewicht, weiblich Grenze zur Adipositas, weiblich Grenze zum Übergewicht, 24 männlich Grenze zur Adipositas, männlich 20 Alte 16 5 8 11 14 17 Quelle: Eigene Darstellung auf der Grundlage von Cole et al. (2000) Ein zweiter Hinweis zur Vorgehensweise betrifft die Datenbereinigung: Analysen zum Übergewicht in der Bevölkerung werden in aller Regel nach Alter und Geschlecht der Untersuchungspersonen differenziert. Werden statt Jahrgängen Schulklassen untersucht, so führt dies zu einer heterogenen Altersgruppe. Schüler/innen der 5. Klasse sind zwar in ihrer Mehrheit rund elf Jahre alt, doch normalerweise existieren in den 5. Klassen auch jüngere und ältere Kinder, die beispielsweise früher eingeschult wurden bzw. eine Klasse repetiert haben. Im ursprünglichen BMI-Monitoring-Projekt von Gesundheitsförderung Schweiz sollten jedoch trotz dieser Unterschiede im Alter der untersuchten Kindern zuverlässige Analyse nach Altersjahren ermöglicht werden. Deshalb wurden in den Städten Basel, Bern und Zürich jeweils Halbjahresaltersgruppen 3 aus der Analyse ausgeschlossen, welche nicht mindestens hundert Kinder umfassten. Mit dieser Einschränkung wurde zusätzlich sicher 2 Der BMI ist folgendermassen definiert: BMI=Körpergewicht in kg / (Körpergrösse in m)2 3 In der pädiatrischen Praxis wird häufig auf Halbjahresaltersgruppen Bezug genommen, also auf Kinder die beispielsweise zwischen 5.25 und 5.75 Jahren (Fünfeinhalbjährige), zwischen 5.75 und 6.25 Jahren (Sechsjährige) alt sind etc. BMI-Monitoring Kanton Obwalden, Schuljahr 2011/12 • April 2012 /3
gestellt, dass die Berücksichtigung von „zu alten“ oder „zu jungen Kindern“ nicht zu einer Verzerrung der Resultate führt. Für kleinere Städte und Kantone hat sich die Faustregel von hundert Kindern pro Halbjahresalters- gruppe jedoch als zu restriktiv erwiesen. Im Kanton Graubünden, in dem eine relativ kleine Stichprobe von Schüler/innen untersucht wurde, wurden im Bericht des Jahres 2010 beispielsweise bereits Halbjahresaltersgruppen mit mindestens sechzig Schülern für die Analyse verwendet. Wird im Kanton Obwalden dasselbe Ausschlusskriterium verwendet, so reduziert sich die Zahl der analysierbaren Kinder gemäss Tabelle 2.1 von 795 auf 726 (91%). Dass der Ausfall in der 5. Klasse grösser ist als auf der Kindergartenstufe ist plausibel, denn der Anteil der „zu alten“ Kinder, die eine oder mehrere Klassen repetiert haben, wird mit steigendem Alter grösser. Tabelle 2.1: Übersicht über die Fallzahlen, Schuljahre 2011/12 Alle untersuchten Halbjahresalters- Anteil an allen Schüler/innen gruppen > 60 Schüler/innen in Prozent Kindergarten 377 361 95.8% 5. Klasse 418 365 87.3% Total 795 726 91.3% Das folgende Kapitel enthält die Resultate zur Prävalenz von Übergewicht und Adipositas bei Kindergartenschüler/innen und Fünftklässler/innen im Kanton Obwalden. Der erste Abschnitt ist dabei zunächst einer allgemeinen Bestandsaufnahme sowie den Zusammenhängen zwischen Übergewicht, Geschlecht und Staatsangehörigkeit gewidmet. In den meisten Analysen wird dabei nur die gesamte Übergewichtsprävalenz – das heisst: übergewichtige und adipöse Kinder zusammengenommen – dar- gestellt, während der Anteil adipöser Kinder nicht gesondert ausgewiesen wird. Die Anzahl adipöser Kinder ist im Kanton Obwalden nämlich so gering, dass zuverlässige Aussagen über den Anteil stark übergewichtiger Personen differenziert nach Geschlecht und Staatsangehörigkeit etc. nicht möglich sind. Dasselbe gilt auch für die Analysen zum Zusammenhang zwischen Übergewicht und Ernährungs- bzw. Bewegungsverhalten in Abschnitt 3.2, welche ebenfalls nur für die Übergewichtigen insgesamt durchgeführt werden, da die Fallzahlen für die gesonderte Betrachtung der Adipösen zu gering sind. Entsprechend bezieht sich der Begriff „Übergewicht“ in den folgenden Analysen immer auf die übergewichtigen und adipösen Kinder, ausser wo dies ausdrücklich vermerkt wird. BMI-Monitoring Kanton Obwalden, Schuljahr 2011/12 • April 2012 /4
3. Resultate 3.1. Verbreitung itung von Übergewicht Abbildung 3.1 zeigt zunächst den Anteil übergewichtiger und adipöser Kinder im Kindergarten und in der 5. Klasse für den Gesamtkanton. Aus der Abbildung geht hervor, dass der Anteil übergewichtiger (inkl. adipöser) Kinder im Kindergarten etwas über 13, in der 5. Klasse dagegen knapp 19 Prozent beträgt. Auf beiden Stufen liegt der Anteil stark übergewichtiger Kinder unter der Drei-Prozent- Drei Marke. Der Befund,, dass der Anteil übergewichtiger Kinder in der Mittelstufe deutlich höher als a im Kindergarten ist, steht in Einklang mit den Befunden aus anderen Kantonen und Städten. Auch der Anteil übergewichtiger Kinder im Kanton Obwalden liegt im Rahmen dessen, was angesichts der Resultate aus dem vergleichenden BMI-Monitoring BMI Monitoring von Gesundheitsförderung Schweiz für einen ländlichen Kanton erwartet werden konnte. Das heisst: Die Werte sind auf der Kindergartenstufe ungefähr vergleichbar mit den Resultaten für die Kantone Graubünden und Wallis, liegen auf der Mittelstufe jedoch etwas höher. Im Vergleich zu den städtischen Kantonen Kantonen und den grösseren Städten liegtt der Anteil der übergewichtigen Kinder im Kanton Obwalden jedoch auf beiden Stufen etwas tiefer. Abbildung 3.1: Verbreitung von Übergewicht und Adipositas im Kanton Obwalden, Schuljahr 2011/12 (n=726) 20% 2.7% 15% 2.8% 2.8% 10% Adipositas 15.9% 13.2% Übergewicht 5% 10.5% 0% KIGA 5. Klasse Beide Stufen Hinweis: Unterschiede im Anteil aller Übergewichtigen Über (inkl. Adipösen) zwischen den beiden Stufen signifikant mit p < 0.05. Auch die in den Abbildungen 3.2 und 3.3 dargestellten Resultaten zur Verbreitung von Übergewicht nach Geschlecht und Staatsangehörigkeit passen gut zu den Resultaten aus anderen Studien: Knaben sind auf der Kindergartenstufe zwar etwas häufiger übergewichtig als Mädchen, doch scheint sich dieser Unterschied bis zur 5. Klasse „ausgewachsen“ „ausge zu haben.. Erheblich und hoch signifikant sind dagegen die Unterschiede nach Staatsangehörigkeit: Ausländische Kinder sind mehr als doppelt so häufig von Übergewicht betroffen als Schweizer Kinder (Gamma-Koeffizient Koeffizient von 0.48, p < 0.01). Aufgrund der geringen Fallzahlen bei den ausländischen Kindern, können können diese Resultate nicht weiter nach Herkunftsregion aufgeschlüsselt werden. BMI-Monitoring Kanton Obwalden,, Schuljahr 2011/12 • April 2012 /5
Abbildung 3.2: Verbreitung von Übergewicht (inkl. Adipositas) im Kanton Obwalden nach Geschlecht, Schuljahr 2011/12 2011/ (n=726) 19.1% 20% 18.1% 17.7% 16.2% 14.2% 15% 10.2% 10% Mädchen Knaben 5% 0% KIGA 5. Klasse Beide Stufen Hinweis:: Unterschiede nach Geschlecht und Klassenstufe nicht signifikant. Abbildung 3.3: Verbreitung von Übergewicht (inkl. Adipositas) im Kanton Obwalden nach Staatsangehörigkeit, atsangehörigkeit, Schuljahr 2011/12 (n=726) 34.8% 35% 31.3% 28.0% 30% 25% 20% 16.3% Schweiz 13.7% 15% 10.9% 10% Ausland 5% 0% KIGA 5. Klasse Beide Stufen Hinweis:: Unterschiede nach Staatsangehörigkeit und un Klassenstufe signifikant mit p < 0.01. 01. 3.2. Ernährung und Bewegung Anlässlich der Untersuchung in den Schulen wurden den Kindern auch einige einfache Fragen zu ihrem Ernährungs- und Bewegungsverhalten gestellt, deren Resultate in den Abbildungen 3.4 3 bis 3.6 4 dokumentiert sind. Abbildung 3.4 zeigt zunächst die Antworten auf zwei Fragen nach der Ernährung: ob man am Tag der Untersuchung ein richtiges Frühstück eingenommen habe und ob man jeweils einen Znüni von Zuhause mitnehme. Mit Bezug zum Frühstück sind die Unterschiede zwischen zwischen dem Kindergarten und der 5. Klasse weder substantiell noch signifikant: Die grosse Mehrheit von über vier Fünftel aller Kinder gibt an, am Untersuchungstag ein richtiges Frühstück gegessen zu haben. Beim Znüni sieht es etwas anders aus: Fast alle Kindergartenkinder Kindergartenkinder nehmen einen Znüni von zu Hause mit – dies dürfte nicht zuletzt mit dem gemeinsamen Znüni-Essen Znüni ssen im Kindergarten zusammenhängen –, während dieser Anteil bei den Fünftklässler/innen klässler/innen nur noch drei Viertel beträgt. Unklar bliebt bei diesem Resultat Resulta jedoch, ob sich diese Schüler/innen anderweitig verpflegen oder auf die Pausenmahlzeit verzichten. 4 Die folgenden Darstellungen basieren auf allen 795 Kindern, die befragt wurden; die Zusammenhangs- Zusammenhangs analysen am Schluss des Kapitels beziehen sich dagegen wiederum auf die 726 Kinder aus Halbjahres- Halbjahres altersgruppen mit mindestens 60 Personen. BMI-Monitoring Kanton Obwalden,, Schuljahr 2011/12 • April 2012 /6
Eine weitere Frage zum Ernährungsverhalten wurde nur in der 5. Klasse gestellt und bezieht sich darauf, ob und wie oft pro Woche die Kinder ihr Mittagessen am Familientisch oder einem externen Mittagstisch einnehmen. Die Befunde zu dieser Frage sind überaus deutlich: 98 Prozent aller Kinder geben an, n, mindestens fünfmal pro Woche ein Mittagessen gemeinsam mit anderen zu essen, bei den übrigen zwei Prozent findet det ein solches Essen an drei oder vier Tagen pro Woche statt. Kein einziges Kind gibt an, weniger als dreimal pro Woche ein gemeinsames Mittagessen einzunehmen. Abbildung 3.4: Frühstück und Znüni nach Schulstufe, Schuljahr 2011/12 (n=795 795) 100% 0.3% 11.9% 16.5% 90% 24.9% 80% 70% 60% nein 50% 99.7% 88.1% 83.5% 40% 75.1% ja 30% 20% 10% 0% KIGA 5. Klasse KIGA 5. Klasse Frühstück Znüni Signifikanz der Unterschiede zwischen Kindergarten und 5. Klasse: Frühstück: nicht signifikant.; Znüni: p < 0.01 Wie aus Abbildung 3.5 hervorgeht, bewegen sich die meisten Kinder beim Spielen (Kindergarten) oder beim Sport ausserhalb der Schule mindestens einmal pro Woche. Jeweils knapp ein Drittel der Kinder wird dabei an mehr als drei Tagen pro Wochen aktiv. Der Unterschied zwischen den beiden untersuchten Schulstufen ist signifikant, signifikant wobei der Anteil derjenigen, die ie sich (fast) nie bewegen, in der 5. Klasse nur halb so gross ist wie im Kindergarten. Abbildung 3.5: Bewegung in der Freizeit nach Schulstufe, Schuljahr 2011/12 (n=795) (n= 100% 9.8% 18.3% 80% (fast) nie 60% 50.4% 62.2% ab und zu (1-3 (1 Tage/Woche) 40% häufig (> 3 Tage/Woche) 20% 31.3% 28.0% 0% KIGA (Spielen draussen) 5. Klasse (Sport ausserhalb Schule) Signifikanz der Unterschiede zwischen den Stufen: p < 0.01 Wie Abbildung 3.6 zeigt, sind die meisten Kinder zudem auf dem Schulweg insofern sofern körperlich aktiv, als sie diesen zu Fuss oder – insbesondere in der 5. Klasse – mit dem Fahrrad/Tretroller zurücklegen. BMI-Monitoring Kanton Obwalden,, Schuljahr 2011/12 • April 2012 /7
Nur eine Minderheit von weniger als zwanzig Prozent der Kinder nimmt einen Schulbus oder wird mit dem Auto zur Schule gebracht.5 Der Schulweg ist in der Regel jedoch verhältnismässig kurz: Bei den Fünftklässler/innen, denen eine entsprechende Frage gestellt wurde, dauert die körperliche Bewegung auf einem Schulweg im Durchschnitt knapp acht Minuten.6 erkehrsmittel für den Schulweg nach Klassenstufe, Abbildung 3.6: Verkehrsmittel Klassenstufe, Schuljahr 2011/12 (n=726) 100% 17.0% 15.3% 80% 1.9% 36.1% motorisiert (Schulbus, Auto) 60% 40% 81.2% mit dem Fahrrad/Tretroller 48.8% 20% zu Fuss 0% KIGA 5. Klasse Die Schüler/innen der 5. Klasse wurden zusätzlich gefragt, wie viel Zeit sie pro Tag vor dem Fern- Fern seher, dem Computer (inkl. Computerspiele) oder mit dem Handy verbringen. Der Durchschnittswert beträgt hier exakt eine Stunde. Zwei Fünftel der Kinder (38.3%) berichten von einem täglichen Medienkonsum von maximal 30 Minuten, bei etwas über einem Drittel (35.4%) beträgt die tägliche Zeit vor dem Fernseher etc. maximal eine Stunde, und das übrige gute Viertel (26.3%) verbringt mehr als eine Stunde täglich mit den verschiedenen Medien. Beim Umfang des Medienkonsums besteht bei den Schüler/innen der 5. Klasse zudem ein hochsignifikanter Zusammenhang Zusammenhang mit den Sportaktivitäten (Gamma-Koeffizient von -0.24).24) in dem Sinne, dass Kinder, welche mehr Zeit mit den Medien verbringen, weniger häufig körperlich aktiv sind.7 Mit Blick auf präventive Massnahmen stellt sich die Frage, ob die verschiedenen Merkmale des Ernährungs- und Bewegungsverhaltens in einem Zusammenhang mit dem Körpergewicht stehen, ob also beispielsweise Kinder, die sich seltener bewegen, häufiger übergewichtig sind als Kinder, die regelmässig Sport treiben eiben oder sich beim Spielen bewegen. Letzteres ist bei den Schüler/innen der 5. Klasse eindeutig der Fall (Gamma-Koeffizient: (Gamma -0.38, p < 0.01), 01), nicht aber bei den Kindergarten- Kindergarten schülern, bei denen dagegen ein signifikanter Zusammenhang mit der Einnahme des Frühstücks (Gamma-Koeffizient: -0.53, .53, p < 0.05) 05) existiert, der bei den älteren Schüler/innen nicht mehr nachweisbar ist. Bei diesen ist jedoch ein höherer Medienkonsum mit einem höheren Körpergewicht assoziiert (Gamma-Koeffizient: 0.26, p < 0.05). Die Zusammenhänge mit den übrigen Dimensionen des Ernährungs- (Znüni, Mittagstisch) und Bewegungsverhaltens (Verkehrsmittel und Dauer des Schulwegs) sind dagegen nicht signifikant. 5 Mit über 70 Prozent ist der Anteil der Kinder, die mit dem Schulbus oder dem Privatauto in die Schule gebracht werden, in den beiden untersuchten Privatschulen in Sarnen und Sachseln besonders hoch. Dies liegt wohl primär daran, dass ein erheblicher Teil der Privatschüler/innen ausserhalb des Schulortes wohnt. 6 13 Prozent der Fünfklässler/innen geben an, ihr Schulweg hätte überhaupt keine Dauer (z.B. weil sie ihn motorisiert zurücklegen), 70 Prozent berichten von einem Schulweg, der maximal zehn Minuten dauert, und die übrigen 17 Prozent haben einen Schulweg von über zehn Minuten. 7 Zudem verbringen Knaben und ausländische Kinder etwas mehr Zeit mit den elektronischen Medien als Schweizer Kinder und Mädchen. Bezüglich der sportlichen Aktivitäten sind es Schweizer Kinder und Knaben, die eine etwas twas höhere Aktivität aufweisen. aufweisen BMI-Monitoring Kanton Obwalden,, Schuljahr 2011/12 • April 2012 /8
4. Zusammenfassung Die zwischen Oktober 2011 und Februar 2012 in allen Kindergärten und 5. Klassen des Kantons Obwaldens durchgeführte Datenerhebung zu Körpergewicht, Ernährung und Bewegung verlief äusserst erfolgreich. Daten von knapp 800 Kindern konnten gesammelt und ausgewertet werden, wobei die wichtigsten Befunde folgendermassen zusammengefasst werden können: • Im Schuljahr 2011/12 waren im Kanton Obwalden 16 Prozent der untersuchten Schüler/innen übergewichtig oder adipös. Während der Anteil übergewichtiger (inkl. adipöser Kinder) im Kindergarten 13 Prozent beträgt, beläuft er sich in der 5. Klasse auf knapp 19 Prozent. Auf beiden Stufen sind jeweils weniger als drei Prozent aller Kinder stark übergewichtig. • Während die Geschlechterunterschiede beim Anteil Übergewichtiger gering sind, besteht ein hochsignifikanter und ausgeprägter Zusammenhang zwischen Staatsangehörigkeit und Überge- wicht: Knapp 14 Prozent der untersuchten Schweizer Kinder sind übergewichtig, bei den Kindern mit ausländischer Staatsbürgerschaft beläuft sich dieser Anteil auf mehr als das Doppelte (31%). • Die grosse Mehrheit der Kinder hat am Untersuchungstag ein Frühstück zu sich genommen (86%) und nimmt regelmässig einen Znüni von zu Hause mit in die Schule (87%). Überdies nehmen fast alle Schüler/innen der 5. Klasse (98%) ihr Mittagessen mindestens fünfmal pro Woche mit der Familie oder an einem speziellen Mittagstisch zu sich. • Über vier Fünftel (84%) der befragten Kinder legen ihren Schulweg unmotorisiert zurück, und ein vergleichbarer Anteil (86%) treibt mindestens einmal pro Woche Sport oder geht zum Spielen nach draussen. An mehr als drei Tagen pro Woche wird allerdings weniger als ein Drittel (30%) der Kinder aktiv. Die Schulwege, welche zu Fuss oder mit dem Fahrrad zurückgelegt werden, sind mit durchschnittlich acht Minuten pro Weg relativ kurz. Wird allerdings in Rechnung gestellt, dass die Kinder den Schulweg täglich zweimal (Hin- und Rückweg) bis viermal (Unterricht am Morgen und am Nachmittag) zurücklegen, dürfte die tägliche Bewegungszeit auf dem Schulweg im Durch- schnitt zwischen einer Viertel- und einer halben Stunde betragen. • Die Fünftklässler/innen verbringen rund eine Stunde pro Tag vor dem Fernseher, am Computer und/oder mit dem Handy. Hier existiert überdies – ebenso wie bei der sportlichen Aktivität der Fünftklässler/innen, allerdings mit umgekehrten Vorzeichen – ein erheblicher und signifikanter Zusammenhang mit dem Übergewicht. Dass der Unterschied zwischen Sportaktivität und Körpergewicht nicht noch deutlicher ausfällt, könnte teilweise eine Folge der Tatsache sein, dass im Kanton Obwalten gewisse "ländliche Sportarten" (z.B. Schwingen) populär sind, bei denen eine grössere Muskelmasse und damit ein etwas höheres Körpergewicht von Vorteil sein können. Die Resultate legen den Schluss nahe, dass Übergewicht im Kanton Obwalden zwar ein ernstzu- nehmendes Problem darstellt, die Situation aber (noch) nicht ganz so gravierend ist wie beispielsweise in den Grossstädten Zürich oder Basel. Insbesondere der ausgeprägte Zusammenhang zwischen Über- gewicht und Staatsangehörigkeit findet sich auch in allen anderen Regionen, aus denen Vergleichs- daten vorliegen. Mit Bezug zum Ernährungs- und Bewegungsverhalten existieren nur wenige Vergleichsdaten. Nimmt man die nur bedingt vergleichbaren Resultate zu den 11-Jährigen aus der Studie "Health Behaviour of School-Aged Children" von "Sucht Schweiz" als Basis, so scheinen die Kinder im Kanton Obwalden eher etwas häufiger ein richtiges Frühstück zu essen, weniger Zeit mit den Medien zu verbringen, körperlich aber auch etwas weniger aktiv zu sein als der gesamtschweizerische Durchschnitt. BMI-Monitoring Kanton Obwalden, Schuljahr 2011/12 • April 2012 /9
Literaturhinweise Aeberli, I, I. Henschen, L. Molinari und M.B. Zimmermann (2010): Stabilisation of the prevalence of childhood obesity in Switzerland. Swiss Medical Weekly 2010; 140 (July 2010, online Version). Cole, T. J., M. C. Bellizzi, K. M. Flegal und W. H. Dietz (2000): "Establishing a standard definition for child overweight and obesity worldwide: international survey". British Medical Journal 320: 1240-3. Cole, T. J., K. M. Flegal, D. Nicholls and A. A. Jackson (2007): "Body mass index cut offs to define thinness in children and adolescents: international survey." BMJ 335(7612): 194 (online Version: http://www.bmj.com/content/335/7612/194.full, gefunden am 4.10.2011). Schopper, D. (2005): Gesundes Körpergewicht. Wie können wir der Epidemie des Übergewichts entgegenwirken? Bern: Gesundheitsförderung Schweiz. Stamm, H., D. Wiegand und M. Lamprecht (2010): Monitoring der Gewichtsdaten von Kindern und Jugendlichen in den Kantonen Graubünden, Wallis, Jura, Genf und Basel-Stadt sowie den Städten Freiburg, Bern und Zürich. Auswertung der Daten des Schuljahres 2008/09. Bern: Gesundheitsförderung Schweiz. Stamm, H., D. Frey, A. Gebert, M. Lamprecht, M. Ledergerber, T. Steffen, S. Stronski Huwiler und A. Tschumper (2012): Monitoring der Gewichtsdaten der schulärztlichen Dienste der Städte Basel, Bern und Zürich. Vergleichende Auswertung der Daten des Schuljahres 2010/11. Bern: Gesundheitsförderung Schweiz. WHO (2000). Obesity: preventing and managing the global epidemic. Report of a WHO Consultation. WHO Technical Report Series 894. Geneva: World Health Organization, 2000. Dank Die Autoren möchten sich an dieser Stelle herzlich bei allen am Projekt beteiligten Personen bedanken. Ein besonderer Dank geht an Frau Lydia Hümbeli, Leiterin des Schulgesundheitsdienstes Obwalden, für die kompetente und hilfreiche Unterstützung in allen Phasen des Projekts. Zu grossem Dank verpflichtet sind wir überdies Frau Claudia Würsch-Kneubühler, Patrizia Christen (FitNow OW/NW) und Frau Emine Emini, welche die Datenerhebungen vor Ort durchgeführt haben. Ein weiterer Dank geht an die Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz, welches die vorliegende Un- tersuchung im Rahmen des Projekts "Vergleichendes BMI-Monitoring" fachlich und finanziell unterstützt hat. BMI-Monitoring Kanton Obwalden, Schuljahr 2011/12 • April 2012 /10
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