BRAHMS - GLA BE LIEBE H FFN NG - Ballett - Tanzfilm von Guido Markowitz - Theater ...
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BRAHMS – GLAUBE LIEBE HOFFNUNG Choreografie, Inszenierung und Filmkonzept – Guido Markowitz 11. JUNI Musik – Johannes Brahms, 1. Sinfonie (1876) 2021 Sounddesign – Fabian Schulz Kamera – Philipp Contag-Lada, Paul Hoffer PREMIERE Schnitt und Regie – Michael Maurissens GROSSES HAUS THEATER PFORZHEIM Es spielt die Badische Philharmonie Pforzheim unter Leitung von GMD Robin Davis Uraufführung des Balletts: 5. Juni 2021, Congress-Center Villach Dauer: ca. 60 min Mitschnitte des Films und sonstige Aufzeich- nungen (Video/audio/Foto) sind untersagt. Der Glaube — Yannis Brissot Die Liebe — Mei Chen Die Hoffnung — Hyeon-Woo Bae Ensemble — Elena Cattardico, Stella Covi, Elise de Heer, Fabienne Deesker, Selene Martello, Eleonora Pennacchini, Mirko Ingrao, Willer G. Rocha, Emanuele Senese, Dario Wilmington Choreografie, Inszenierung und Filmkonzept — Guido Markowitz Choreografische Assistenz — Damian Gmür Bühnenbild und Videoinstallation — Philipp Contag-Lada Kostüm — Erika Landertinger Lichtdesign — Andreas Schmidt Maske — Sandra Bandeen-Sczepan Dramaturgie — Alexandra Karabelas Visuals — Mirko Ingrao Texte — Yannis Brissot, Mei Chen, Elise de Heer, Mirko Ingrao, Willer G. Rocha, Dario Wilmington Fotos: Andrea D´Aquino 3
BRAHMS – GLAUBE LIEBE HOFFNUNG Hoffnung ist ein kalter horizontaler Spiegel, in den ich mit dem Kopf voran tauchen möchte. Die Handlung 1. Satz der Glaube in Kontakt mit der An einem felsigen Ort. Der Liebe. Auch die Hoffnung tritt Glaube tritt auf: Majestä- erstmals auf. Der Glaube, tisch, herrisch, stolz und die Liebe und die Hoffnung wütend. Er ist voller Kraft. tanzen zusammen. Nach dem Die Gruppe der Frauen tritt Auftritt der Gruppe finden die auf. Unter ihnen: die reine Liebe und der Glaube erneut Liebe. Sie stellt sich neben zu einem Duett. Die Liebe den Glauben, hinter ihn und lockt ihn, umstrahlt ihn. Er springt auf ihn. Doch der spürt sie und sein großes Glaube bleibt zunächst fest, Verlangen nach ihr. Er möch- stolz und in sich gefangen. In te nach ihr greifen, aber die einem langen Duett kommt Liebe ist frei. Sie geht. 2. Satz Die Hoffnung führt zwei Menschen zueinander. Doch bereits im unschuldigen An- fang ihrer Beziehung steckt das Ende. Der Glaube fühlt sich magisch von der Frau angezogen. Sie zieht es zu ihm. Er mischt sich in ihre Beziehung ein. Im Hintergrund zeigt sich erstmals die von der Liebe zer- brochene Frau. Der Glaube hat mit ihr ein leichtes Spiel. Da führt ihn die Liebe von ihr weg. Das Liebespaar wird ge- trennt. Der Glaube nimmt den Platz an der Seite der Frau ein. Die zerbrochene Frau irrlich- tert durch die Landschaft. 4
Intermezzo I Sie sind schwer. Alle gehen unterschiedlich damit um. Der 3. Satz Glaube versucht sich als ein- Die zerbrochene Frau beginnt ziger, sich am Boden entlang eine neue Liebe. Sie ist nicht kriechend davonzustehlen. mehr das Opfer, sondern wird Zum Schluss erkennt er, dass zur Täterin. Fröhlich tanzen er den größten Stein von allen die Liebe und die Hoffnung vor sich herschiebt. derweil zusammen. Voller Wut bringt der Glaube die Erde 4. Satz zum Beben. Die zebrochene Frau muss sich mit ihrem ei- Wie Sisyphos müht sich der genen Schatten konfrontieren. Glaube mit Steinbrocken ab. Behende verteilt die Liebe an Er steht auf und wendet sich alle Steine. einer neuen Frau zu, die sein Herz wieder zum Schlagen Intermezzo II bringt. Es erklingt das Haupt- Jeder hat Steine im Leben. motiv aus Beethovens´ 9. 5
Symphonie. Die Freude tanzt. zerbricht. Im Folgenden nimmt Währenddessen geraten zwei der Glaube die Steine des am Liebende in einen immer Boden liegenden Mannes zu schlimmer werdenden Macht- sich und findet dabei für sich kampf. Einer legt dem anderen wieder die Liebe und die Hoff- immer mehr Steine auf, bis er nung. Diese setzen ihm seine unter der Last seiner Bürden Krone auf. Eine Stimme spricht: Liebe, ich weiß dass Du da bist. Nimm von mir, was Du willst, was Du brauchst. Aber Liebe, bitte bleib bei mir. 7
WIE IN DIE LIEBE KOMMEN? Über Guido Markowitz´Ballett „Brahms - Glaube Liebe Hoffnung“ Die beiden Sätze gehören zu Betrachtens, Befragens und den berühmtesten Stellen in Erkennens dieser drei inneren, der Bibel: „Nun aber bleiben univeralen Haltungen des Men- Glaube, Hoffnung, Liebe, diese schen sowie ihrer Beziehungen drei; aber die Liebe ist die größte untereinander: unter ihnen“ (1 Korinther 13). Guido Markowitz stellt sie ins „Was ist Glaube, wenn er Zentrum seines neuen Balletts; ohne Liebe ist? Entsteht dann im Titel fällt dabei die leichte Hoffnungslosigkeit? Wie sehe Akzentverschiebung auf, die ich die Hoffnung? Wie ist die der Choreograf vorgenom- Liebe? Und wie vermag der men hat: Die Hoffnung steht Mensch, wieder in die Liebe zu an dritter Stelle und die Liebe kommen?“ – Guido Markowitz befindet sich in der Mitte. Für Markowitz eröffneten sich so Der Choreograf entwickelte im Räume und Prozesse inneren Laufe des Kreationsprozesses 8
gemeinsam mit den Tänzerin- nen und Tänzern des Ballett Theater Pforzheim drei signi- fikante Figuren. Während die Liebe, verkörpert von Mei Chen, und die Hoffnung, kreiert für Hyeon-Woo Bae, als Allegorien erkennbar werden, agiert der Glaube als Doppelfigur: als alle überstrahlende, sinnbildliche und symbolträchtige Darstel- lung sowie als menschlich han- delnder Charakter. „Mein Gedanke war: Wenn ich eine Figur wäre, die „Glaube“ verkörpert, wie würde ich die Welt sehen? - Ich glaube, ich wäre wütend. Meine Figur des 9
Glaubens charakterisiert eine Im Gegensatz dazu durchlau- große Sehnsucht nach Erlö- fen die Liebe und die Hoffnung sung. Er ist voller Kraft, aber im Ballett keine seelische Ent- innerlich verletzt, und er wicklung, sondern stellen diese verändert andere Menschen selbst dar: und Beziehungen mit seiner Energie. Während des ganzen „Die Liebe ist frei und strahlt Stückes versucht er, die Hoff- facettenreich wie ein Prisma. nung und die Liebe, die ihm Sie ist überall. Einzelne Aspekte fehlen, zu finden. Am Ende der Liebe habe ich im Laufe muss er sein Handeln verant- des Kreationsprozesses dann worten und er erkennt, dass fokussiert und als Rollen er Glaube, Liebe und Hoff- auf andere Tänzerinnen und nung in sich selbst entdecken Tänzer übertragen: Das Phä- muss.“ – Guido Markowitz nomen der verlorenen Liebe, der leidenschaftlichen Liebe, 10
der besitzergreifenden Liebe Begegnungen und Episoden oder der zerbrochenen Liebe.“ gewobene, durchkomponierte – Guido Markowitz Tanzerzählung, die stilistisch ein breites Spektrum abgreift. Kühn Und die Hoffnung? mischen sich in die physisch „Die Hoffnung ist für mich kindlich und fröhlich. Sie ist voller Unschuld und Hingabe. Sie verströmt Reinheit und Zuversicht. Im Ballett ist sie immer wieder diejenige, die die Menschen zueinander bringt, damit sie die Liebe le- ben, auch wenn der Glaube in diese entstehenden Beziehun- gen eingreift um sie zu zerstö- ren“. – Guido Markowitz Das Ballett „Brahms – Glau- be Liebe Hoffnung“ erscheint so als eine aus vielen einzel- nen Momenten, Stationen, 11
herausfordernde zeitgenössi- „Sie stehen für mich für die sche Choreografie Bewegungs- Sünden in der Welt. Sie sind sequenzen, die neoklassisch schwer. Jeder Mensch hat anmuten oder der Tradition des Steine im Leben. Mit Steinen Tanztheaters entnommen sind. kann man töten. Steine bergen Angesiedelt an einem zerklüf- Weisheit. Meine Hauptfigur teten Niemandsort zwischen nimmt am Ende die schweren Felsen führt das Stück durch Steine zu sich, in der Hoffnung ein Dickicht seelischer Erfah- auf Erlösung, weil er akzep- rungen, innerer Verstrickungen tiert, dass er die Liebe und und daraus folgender emoti- die Hoffnung in sich zulassen onal angetriebener Handlun- muss“. – Guido Markowitz gen. Immer wieder kulminiert das Stück in archetypischen Der Tanzfilm „Brahms – Glau- Bildern. Das Motiv des Steins be Liebe Hoffnung“ greift steht im Mittelpunkt. Für Guido einen einstündigen Ausschnitt Markowitz sind Steine das Sym- aus dem Ballett heraus. Er bol für Probleme in zwischen- verbindet das klassische menschlichen Beziehungen. Erlebnis einer Aufführung mit 12
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Einblendungen in das Backs- tage-Geschehen und weiteren Einspielungen von parallel ablaufenden Tanzszenen. Ein markantes Element bildet die Präsenz der Badischen Philharmonie Pforzheim auf der Bühne mit Generalmu- sikdirektor Robin Davis als Alter Ego des Glaubens. Ihre Begegnung auf der Bühne steht am Beginn des Tanzfilm und kreiert eine weitere Deu- tungsebene. Yannis Brissot als Glaube rennt auf seine Zuschauer zu, Davis hebt den Taktstock. Alles, was sich danach auf der Bühne ereig- net, kann auf diese Weise als getanzter Ausdruck der Musik definiert werden; die Rolle des Glaubens als Dirigent eines 14
Orchesters des Lebens inter- von Guido Markowitz im pretiert werden. Frühjahr 2020 an verschiede- nen Orten in Pforzheim sowie Emotionale Nähe im Rahmen dem Trailer zum Ballett in eines eher klassischen Um- Schwarzweiß-Optik von Mirko gangs mit dem Genre Tanzfilm Ingrao setzen der Ballettdi- zu schaffen, war ein Anliegen rektor und sein Ensemble mit Markowitz´. Hierfür arbeitete dem Tanzfilm „Brahms – Glau- der Pforzheimer Ballettdirektor be Liebe Hoffnung“ ihre Be- mit den Video-Bildnern und schäftigung mit der Verwand- Tanz-Regisseuren Philipp Con- lung von neuen Kreationen in tag-Lada und Michael Mauris- Film fort. sens zusammen. Nach „Being Human“, einem filmischen Site Specific-Reenactment des Bal- letts „Die vier Jahreszeiten“ 15
„SIE HAT VOM GEFÜHL HER EINE GEWALTIGE GRÖSSE“ GMD Robin Davis im Gespräch mit Alexandra Karabelas über die 1. Sinfonie von Johannes Brahms Robin Davis ist Mathematiker, Pianist und Generalmusikdirektor der Badischen Philharmonie am Theater Pforzheim. Er dirigierte die 1. Sinfonie von Johannes Brahms für die Premiere des Tanz- films „Brahms – Glaube Liebe Hoffnung“. Herr Davis, wie kamen Sie 1. Sinfonie ist vor allem am darauf, Brahms´ Sinfonie vor- Anfang rau und ungeformt zuschlagen? und hat viel Power. Es ist eine Energie vom Anfang aller Zeit. Nachdem klar war, dass wir Ich wusste: Sie würde uns al- wegen der Pandemie auch len viele Möglichkeiten geben, Ludwig van Beethovens 9. viele verschiedene Emotionen Sinfonie nicht als choreogra- auszudrücken. fische Neuinterpretation wür- den aufführen können, habe Brahms´ 1. Sinfonie gleicht ich Guido Markowitz gefragt, einer schroffen, zerklüfteten in welche Richtung er gehen und zugleich weiten, sehn- möchte. In jedem Fall sollte suchtsvollen Landschaft. die Musik etwas sehr Tiefes Was erleben Sie, wenn Sie sie und Intensives haben. Johan- hören? nes Brahms´ 1. Sinfonie schien passend. Wenn man ein Musikstück einstudiert, kommen Bilder Weshalb? in den Kopf. Diese Bilder und Eindrücke sind subjektiv. Sie Sie hat vom Gefühl her eine basieren auf keinem Pro- gewaltige Größe. Als Werk gramm, da Brahms dem Werk weist sie viele Ebenen und ein bewusst keines beigefügt breites Spektrum auf, dass ich hat. Höre ich den ersten Satz dachte: Diese Komposition dieser 1. Sinfonie, spüre ich passt zur Energie von Guido absolute Verzweiflung, aber Markowitz; zu dem, was er auch Wut. Der ganze erste sucht und will. Die Energie der Satz steht wie unter Strom. 16
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Da ist etwas böse, traurig, genau, wie der Kontrapunkt voller Schmerzen, aber es ist funktioniert. Trotzdem klingt aktiv. Es gibt nicht auf. Dafür seine Musik nie trocken. erscheint mir der zweite Satz Er hat die Struktur nur als wie ein Gebet. Das ist etwas Gerüst benutzt und hinter Heiliges und hat eine große einer wunderbaren Fassade Wärme. Der dritte Satz hat aus Emotionen und Gefühle für mich etwas Frisches. Wie versteckt. Man kann Brahms´ neuer Wind. Da kommen mir Sinfonie sofort genießen. Bilder vom Garten Eden mit Adam und Eva – ein Ort der Was reizt Sie an der 1. Sinfo- Unschuld mit vielen Tieren. nie als Dirigent? Die Melodien sind tatsäch- lich schlangenartig, so als Ich bin jemand, der gerne ge- ob sich das Böse in die Welt wagt musizieren möchte. Ich heranschleicht. Und der möchte etwas riskieren. Das vierte Satz – wow, was für geht vielleicht schief, aber ich ein Satz. Da sind wir plötz- habe dann ein Angebot ge- lich kurz wie am Anfang in macht. Das bedeutet es auch derselben Stimmung – in der für mich zu musizieren: dass Wut, in der Verzweiflung und man bis an die Grenze der im Schmerz. Dann aber spüre Emotionen geht. Dieses Wag- ich wieder diese Wärme. Es nis habe ich in den Proben ist wie bei einem Gewitter. zu Brahms mit der Badischen Die kleinen Pizzicati klingen Philharmonie einzugehen wie Regentropfen, die Pauken versucht. wie Donner und die Bläser wie Blitzschläge, und dann kommt das Horn mit einer Melodie, als ob die Sonne aus den Wolken hervortritt, und die Welt ist wieder gut. Man hat ein Gefühl von Glück und Seligkeit, wenn man am Ende ankommt. Was ist das Besondere für Sie an Brahms 1. Sinfonie? Brahms schreibt hochemo- tional, aber strukturiert und akademisch. Das verlangt viel Fleiß und eine hohe Intelli- genz. Er hat die alte Musik seiner Zeit studiert. Er wusste 18
„ICH WERDE NIE EINE SINFONIE KOMPONIEREN!“ Musikdramaturgin Inken Meents über die Entstehung der 1. Sinfonie von Johannes Brahms Johannes Brahms kam 1833 als in einer Sinfonie gesungen Kind eines Orchestermusikers wurde, schien es zunächst un- im Hamburger Gänge-Vier- möglich, weitere Werke der für tel zur Welt. Zwischen seiner namhafte Komponist*innen dortigen Ausbildung im Kla- wichtigen Gattung „Sinfonie“ vierspiel und in Komposition zu komponieren:, wie einer sowie seiner späteren Schaf- Äußerung des Komponisten fensperiode in Wien liegt eine aus dem Jahr 1870 zu entneh- von Selbstzweifeln geprägte men ist: Findungsphase als Komponist: Nach Ludwig van Beethovens „Ich werde nie eine Sinfonie Werken, besonders dessen 9. komponieren! Du hast keinen Sinfonie, in der im Finalsatz Begriff davon, wie es unserei- erstmalig auf den Text von nem zu Mute ist, wenn er im- Schillers Ode „An die Freude“ mer so einen Riesen (Beetho- 19
ven) hinter sich marschieren weise, die ein zentrales Thema hört.“ – Guido Markowitz seiner 1. Sinfonie wird. Über den vierten Satz bemerkte sie Brahms war zudem Zeit seines 1877 ergriffen: Lebens Junggeselle, löste Verbindungen oder ging sie „Der letzte Satz mit seiner gar nicht ein. Um ihn und sein genialen Introduction pack- Verhältnis zu Frauen, beson- te mich ganz merkwürdig, ders zur berühmten Pianistin die Introduction so düster, und Komponistin Clara Schu- wahrhaft erschütternd klärt mann, ranken sich zahlreiche sich dann so nach und nach Gerüchte. Schumann war bis zu dem sonnigen Motiv ihm jedoch eine lebenslange des letzten Satzes, bei dem Freundin und Gesprächspart- sich das Herz einem förmlich nerin in Sachen Musik. Brahms erweitert, wie Frühlingsluft sandte ihr 1868 aus der nach langen trüben Tagen Schweiz als musikalischen Ge- erquickt.“ – Guido Markowitz burtstagsgruß eine Alphorn- I. Un poco sostenuto – Allegro II. Andante Sostenuto III. Un poco Allegretto e grazioso IV. Adagio – Più Andante – Allegro non troppo, ma con brio – Più Allegro 20
Die Sinfonie kam nach län- gerem Kompositionsprozess 1876 in Karlsruhe erfolgreich zur Uraufführung. Für sie griff Brahms Beethovens Konzept auf, erweiterte es aber: Zwar bediente sich Brahms der etablierten Sonaten- hauptsatzform für die Rah- mensätze und liedhafteren Formen für die Mittelsätze, ließ jedoch satzübergreifend und kleinteiliger Motive und Themen aufflackern, wodurch manche Abschnitte oft nicht eindeutig benannt werden können. Gleich der Stück- Thema, sondern als damit beginn mit dem pochenden verwandte langsame Einlei- Pauken-Rhythmus und chro- tung. Darüber hinaus wird im matischen Melodiegängen vierten Satz zwar nicht wie entpuppt sich nicht als erstes bei Beethoven gesungen, aber 21
es erklingen nach der erneut des Ballett Theater Pforz- langsamen Einleitung die heim. Bis heute schuf er über sangliche Alphornweise, ein 60 Choreografien für Ballett, choralartiger Abschnitt und Musiktheater und Schau- vor allem das sehr sang- spiel. Sein choreografisches lich-hymnische Hauptthema, Werk und sein Engagement das sich vom Sinfonieverlauf für den Zeitgenössischen spürbar abhebt. Brahms ver- Tanz wurden zuletzt 2018 mochte sich so vom „Riesen mit dem Isadora-Preis der Beethoven“ zu befreien. Er Iwanson-Sixt-Stiftung in schuf noch drei weitere Sin- München geehrt. Das Ballett fonien, bevor er 1897 in Wien Theater Pforzheim wirkt als starb. zeitgenössisches 14-köpfiges Spitzenensemble in Baden- Guido Markowitz ist in Württemberg in Deutschland Villach geboren und auf- und lebt das emotionale, gewachsen. Er ist seit 2015 expressive Erlebnis Tanz pur Direktor und Chefchoreograf und als Gesamtkunstwerk. 22
LEITUNG IMPRESSUM Intendant — Thomas Münstermann Verwaltungsdirektor — Uwe Dürigen → Herausgeber Generalmusikdirektor — Theater Pforzheim Robin Davis → Intendant Thomas Münstermann Chefdramaturg — Peter Oppermann → Verwaltungsdirektor Uwe Dürigen Spielzeit 2020/21, Großes Haus, Heft 6 → Redaktion Alexandra Karabelas, Inken Meents Ballettdirektor — Guido Markowitz → Basisentwurf DMBO – Studio für Gestaltung Stellvertr. Balletdirektor Pforzheim und Probenleiter — Damian Gmür → Gestaltung Larissa Seither Inspizienz — → Druck Johannes Kriener Nunnenmann GmbH, Herxheim Technischer Direktor — → Textnachweise Thomas Kalkofen Die Texte und das Interview mit Robin Davis sind Originalbeiträge von Alexandra Karabelas und Inken Meents für dieses Heft. Theaterinspektoren — Johannes Arnolds, Thomas Braun → Fotos Alle Fotos stammen von Andrea Leiter der Werkstätten — D´Acquino. Abgebildet sind auf den Sebastian Dierer Seiten 1,2, 4,6: Yannis Brissot; Seite 7: Yannis Brissot, Mei Chen; Seiten Gewandmeisterin — Ulrike Wenk 8, 10: Yannis Brissot, Hyeon-Woo Bae; Seite 9: Yannis Brissot, Elise de Chefmaskenbildnerin — Heer; Seiten 9,11: Hyeon-Woo Bae, Andrea Dengler-Heiermann Mei Chen; Seite 11: Yannis Bris- Leitung der Requisite — sot, Stella Covi; Seite 12,13: Willer Annette Pagani G. Rocha, Mirko Ingrao; Seite 14: Selene Martello, Hyeon-Woo Bae, Licht — emanuele Senese; Seite 15: Eleono- Andreas Schmidt ra Pennacchini; Seite 19: Fabienne Deesker, Dario Wilmington. Das Leitung der Tonabteilung — Foto von Guido Markowitz stammt Jörg Linke von Sebastian Seibel.
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