Der Fliegende Wildretter in Aktion: DLR und BJV nutzen ferngesteuerte Flug-plattform zur Rehkitzrettung
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Der Fliegende Wildretter in Aktion: DLR und BJV nutzen ferngesteuerte Flug- plattform zur Rehkitzrettung Tilman Wimmer, Martin Israel, Peter Haschberger und Anita Weimann Zusammenfassung durchgeführt. Trotz der relativ kurz bemessenen Suchsaison (etwa von Mitte Mai bis maximal Mitte Der Fliegende Wildretter des Deutschen Zen- Juni) konnten dabei viele Kitze vor dem Mähtod trums für Luft- und Raumfahrt ist als prototy- gerettet und wichtige Erfahrungen mit dem Sys- pische Kleinserie seit dem Jahr 2010 erfolgreich tem im praktischen Einsatz gewonnen werden. in Deutschland und Österreich im Einsatz, um Die technische Zuverlässigkeit des Geräts auch aus der Luft Wildtiere während der Wiesenmahd bei ungünstigen Umweltbedingungen, seine Be- aufzuspüren und diese so vor dem Tod durch nutzerfreundlichkeit und damit verbunden die das Mähwerk zu retten. Der Prototyp basiert auf Entlastung des Benutzers von automatisierbaren einem ferngesteuerten Multikopter, der mit meh- Aufgaben sind dabei wesentliche Faktoren für reren Kameras ausgestattet ist und damit im Flug den Sucherfolg. zuverlässiger und wesentlich schneller Wildtiere erkennen kann, als dies mit bisher praktizierten Der Beitrag stellt das System vor, beschreibt Methoden möglich ist. Gemeinsam mit dem Ba- den Ablauf typischer Feldeinsätze mit dem Flie- yerischen Jagdverband und weiteren ausgewähl- genden Wildretter und fasst die wesentlichen ten Nutzern wurden in den Jahren 2011 und 2012 Erkenntnisse zusammen. Im Ausblick werden die Foto: DLR zahlreiche Feldeinsätze zur Rettung von Rehkit- erkannten Probleme kurz diskutiert und mögliche zen mit dem Prototyp des Fliegenden Wildretters Lösungen aufgezeigt. Hege und Bejagung des Rehwildes I Seite 71
Tilman Wimmer, Martin Israel, Peter Haschberger und Anita Weimann 1 Einleitung treiben der Jungtiere beispielsweise durch Lärm oder Verstänkern funktioniert wegen des Drü- Wildtiergefährdung während ckinstinktes nicht. Das Suchen der Tiere vor der der Wiesenmahd Mahd ist hingegen nur dann wirkungsvoll, wenn Grasflächen wirklich flächendeckend abgesucht Unbeabsichtigte tödliche Verletzungen von werden, was durch den enormen Personal- und Wildtieren durch Mähmaschinen stellen schon seit Zeitaufwand aber nur für kleinere Flächen und Jahrzehnten ein bis heute noch nicht befriedigend nur bei ausreichend langer Vorwarnzeit möglich gelöstes Problem dar. So beziffert Kittler in einer ist. Einer Suchleistung ohne technische Hilfsmittel Veröffentlichung aus dem Jahr 1979 die Verluste von nur etwa 0,35 Hektar pro Stunde steht heu- von Rehwild durch landwirtschaftliche Maschinen te eine Mähleistung von mehr als 10 Hektar pro in der (damaligen) BRD auf mehr als 84.000 getö- Stunde gegenüber. Eine deutliche Verbesserung tete Tiere im Jagdjahr 1976/77 (Kittler 1979). im Sinne einer effektiveren und gleichzeitig zuver- lässigeren Suche stellt der „Tragbare Infrarotwild- Durch die kontinuierliche Weiterentwicklung retter“ der Firma I.S.A. Industrieelektronik dar, der moderner Mähmaschinen zur Futtermittelgewin- beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt nung und die damit verbundene Verbreiterung entwickelt wurde und seit 1999 als tragbares Sys- der Mähwerke bei gleichzeitiger Erhöhung der tem1 kommerziell verfügbar ist. Das Gerät wird Arbeitsgeschwindigkeit wird das Problem der von einer Person vor der Mahd über die Wiese be- landwirtschaftlich bedingten Wildtierverluste wegt und erkennt mit Hilfe von Infrarotsensoren heute gegenüber früheren Jahren noch weiter Wärmeunterschiede im Gras. Es arbeitet unter ge- verschärft. eigneten Randbedingungen (kein Sonnenschein) sehr zuverlässig und anwenderfreundlich. Dieser Trend zur Optimierung der Futtermitte- lernte ist zwar im wirtschaftlichen Sinne positiv für Im Rahmen eines BMBF-Verbundprojekts wur- Landwirte und Lohnunternehmer, lässt aber Reh- de in den letzten Jahren umfassend der Einsatz kitzen und Wiesenbrütern immer weniger Zeit, weiterer Sensoren und Plattformen zur Erken- ihr bevorzugtes Nahrungs- und Deckungshabitat nung des Wildes erprobt (BMBF). Insbesondere während der Wiesenmahd ungestört zu nutzen. wurde versucht, ein Gerät für die direkte Mon- Besonders verhängnisvoll ist dies in den Monaten tage an der Mähmaschine zu entwickeln. Bei Mai und Juni, weil hier die Zeit der ersten Wiesen- so einem Gerät wird der Suchvorgang mit dem mahd des Jahres mit der Brut- und Setzzeit der Mähvorgang gekoppelt. Eine zentrale Erkennt- meisten Bodenbrüter zusammenfällt (CIC 2011). nis der Untersuchungen war, dass einer der Insbesondere für Rehkitze besteht in den ersten Vorteile einer fliegenden Plattform eben in der Tagen nach Ihrer Geburt eine sehr hohe Gefahr, zeitlichen Entkopplung des Suchvorgangs vom Opfer der Mähmaschine zu werden. Zwei natür- Mähvorgang liegt. Damit wird für die Suche Zeit liche Schutzmechanismen des Kitzes sind zwar gewonnen. Sensorsystem und die Suchstrategie wirksam gegen natürliche Feinde wie Fuchs oder können aufgabenspezifisch optimiert werden, Wolf, erweisen sich aber gegenüber der Bedro- wodurch die Erkennungsrate steigt. Ein anschlie- hung durch Maschinen als wenig hilfreich, bzw. ßendes Wiederfinden der Kitze während der als kontraproduktiv: Mahd erfordert allerdings ein geeignetes Mar- kierungsverfahren (z.B. mittels RFID-Tags) für die 1) Der Drückinstinkt verhindert während der er- Tiere. Zudem besteht durch die zeitliche Tren- sten Lebenstage die Flucht des Kitzes auch und nung das Risiko, zwischenzeitlich geborene Tiere gerade bei einer unmittelbaren Bedrohung. Das nicht erfassen zu können. Basierend auf diesen Kitz sucht Deckung im hohen Gras und verharrt Ergebnissen wird im laufenden Projekt „System dort regungslos, um der Aufmerksamkeit des und Verfahren zur Rehkitzrettung während der vermeintlichen Jägers zu entgehen. Grünlandmahd“ mit Unterstützung des Bundes- 2) Die fehlende Witterung des Jungtiers in den er- ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und sten Lebenstagen macht die Suche mit Hunden Verbraucherschutz ein einsatztaugliches System wenig effektiv. für die Kitzrettung entwickelt. Dadurch werden die bislang in der Landwirt- Die nachfolgenden Kapitel beschreiben das Sys- schaft praktizierten Ansätze zur Vermeidung von tem des Fliegenden Wildretters (Israel 2011) und Unfällen mit Rehkitzen sehr erschwert: Das Ver- die Erfahrungen, die in praktischen Tests gewonnen Seite 72 I Schriftenreihe des Landesjagdverbandes Bayern
Fliegende Wildretter in Aktion Abb. 1a: Asctec Flugplattform mit DLR- Nutzlast (links) Abb. 1b: Komponenten der Bodenstation wurden. In der Kette des Wildrettungsprozesses Auf dem Laptop der mobilen Bodenstation wird „Suchen – Markieren – Wiederfinden der Kitze“ die Planung des Flugwegs über eine kartenbasier- deckt das vorgestellte System die erste Phase ab. te grafische Benutzeroberfläche durchgeführt: Der sogenannte „Waypoint Editor“ ist eine HTML / Javascript Webapplikation, die die Google Maps 2 Material und Methoden Javascript API v3 nutzt. Wichtigste Komponente ist hierbei das Google Maps Hauptfenster, welches 2.1 Prototyp des Fliegenden Wildretters ein Satellitenbild der gewünschten Wiese und der umliegenden Felder zeigt. Sobald der Nutzer seine Der Prototyp des Fliegenden Wildretters besteht eigene Position durch eine grüne Fahne gekenn- aus einer kommerziellen Flugplattform vom Her- zeichnet hat, kann er die Ecken der gewünschten steller „Ascending Technologies GmbH“2, die als Fläche mit roten Fähnchen abstecken. Ist das Poly- Trägersystem für die vom DLR entwickelte Wild- gon geschlossen, wird automatisch ein günstiger retter-Nutzlast dient. Die aus Fernsteuerung und Flugpfad berechnet. Laptop bestehende mobile Bodenstation dient der automatisierten Steuerung der Flugmission und Abb. 2: Autopylot der manuellen Steuerung während des Starts und Software der Landung: Bei der Flugplattform in Abbildung 1 handelt es sich um einen sogenannten „Oktokopter“ vom Typ „Falcon 8“, der durch seine 8 Antriebe sehr eigenstabil und wendig bis zu einer Flugdauer von 15 Minuten fliegen kann. Die Wildretter-Nutzlast verfügt über mehrere Ka- meras für unterschiedliche Wellenlängenbereiche: Die wichtigste Rolle spielt dabei eine miniaturisier- te Wärmebildkamera, die im langwelligen Infra- rotbereich zwischen 8 µm und 15 µm empfindlich ist und auf diese Weise Temperaturunterschiede sichtbar machen kann. Je kälter die Außentempe- 2.2 Methodik der Kitzsuche mit dem ratur, umso deutlicher hebt sich die Körperwärme Fliegenden Wildretter im Gras versteckter Tiere gegenüber ihrer Um- gebung ab. Außerdem verfügt die DLR-Nutzlast Eine Kitz-Suchkampagne mit dem Fliegenden noch über eine weitere Kamera, die im sichtbaren Wildretter lässt sich in 4 wesentliche Schritte un- Spektralbereich arbeitet und zusätzliche Sicher- terteilen: Abbildungen: DLR heit bei der Identifikation von Wildtieren bringt. Das ist besonders hilfreich bei wärmeren Außen- 1. Flugvorbereitung temperaturen, die eine eindeutige Erkennung al- Zunächst werden die für die Planung des Flugwegs leine aufgrund des IR-Bilds erschweren. erforderlichen Kartendaten mittels einer mobilen Hege und Bejagung des Rehwildes I Seite 73
Tilman Wimmer, Martin Israel, Peter Haschberger und Anita Weimann 3. Kitzsuche mit GPS Handgerät Die potentielle Lagerstelle eines Rehkitzes wird nach manueller Markierung in der ebenfalls vom DLR entwickelten „AutoPylot“-Software georefe- renziert und die Koordinaten anschließend auf ein GPS Handgerät übertragen, mit dessen Hilfe ein Suchteam mit hoher Genauigkeit (Abweichung im Bereich weniger Meter) zu der Kitz-Lagerstelle geleitet wird. 4. Ingewahrsamnahme des Kitzes Es gibt mindestens zwei Möglichkeiten, wie nach Abb. 3: Flugführung des Internetverbindung direkt am Einsatzort auf den erfolgreicher Suche mit dem Jungtier verfahren Fliegenden Wildretters Laptop der Bodenstation heruntergeladen. Damit werden kann. Die gebräuchlichste und wahr- erfolgt dann die Planung des Flugwegs: Das Such- scheinlich sicherste Methode besteht in der In- gebiet wird durch den Benutzer definiert, so wie gewahrsamnahme des Tieres für die Dauer der beispielhaft in Abbildung 2 aufgezeigt. Gefährdung. Das Kitz wird unmittelbar nachdem es vom Suchteam aufgespürt wurde von seiner 2. Flugdurchführung Lagerstelle weg an einen sicheren Ort gebracht, Der Fliegende Wildretter wird zunächst manuell wo es für die Dauer der Mahd verwahrt wird. gestartet und führt anschließend seinen Flug nach Dies kann z. B. in einer Holzkiste am Rande der Erreichen der vom Piloten vorzugebenden Arbeits- Wiese erfolgen, wie in Abbildung 5a. höhe automatisch entlang des vorab geplanten Wegs durch. Für den Zeitraum der Wiesenmahd verbleibt das Kitz dort. Unmittelbar nachdem keine Gefahr Abbildung 3 zeigt schematisch die Flugführung mehr durch das Mähfahrzeug besteht wird es des Fliegenden Wildretters, bei der die abzusu- wieder auf der frisch gemähten Fläche ausgesetzt chende Fläche von der Autopylot Software auto- (Abb. 5b). Abb. 4a: Suchteam matisch in mehrere Flugstreifen aufgeteilt wird, auf dem Weg zur Kitz- wobei durch eine leichte Überschneidung der Flug- Eine zweite Methode besteht in der Markie- lagerstelle streifen eine vollständige Abdeckung der Suchflä- rung der Fundstelle mit einer Fahne. Diese Me- che gewährleistet wird. Das Infrarot-Kamerabild thode ist zwar für das Rehkitz gegenüber der In- Abb. 4b: Mittels GPS wird während des Flugs in Echtzeit an die Boden- gewahrsamnahme stressfreier, aber gleichzeitig gefundenes Rehkitz station übertragen, wo es auf das Vorhandensein auch weniger sicher, weil der Fahrer der Mähma- (rechts) von Kitzlagerstellen hin untersucht wird. schine die Fahne übersehen könnte oder für den Seite 74 I Schriftenreihe des Landesjagdverbandes Bayern
Fliegende Wildretter in Aktion Abb. 5a: Ingewahrsam- nahme (links) Abb. 5b: Wiederaus- setzen Fall einer zwischenzeitlichen Standortverlage- Lagerstellen hin analysiert. Dabei spielt die Inten- rung (beispielsweise durch das Muttertier) die sität der Sonneneinstrahlung eine entscheidende markierte Lagerstelle nicht mehr stimmt. Rolle. Das wird durch Abbildung 7 verdeutlicht: Während bei bedecktem Himmel im linken Bild Die Wahl der Verfahrensweise liegt in der Ent- ein einzelnes Rehkitz als heller Fleck im Thermal- scheidung des jeweiligen Jägers oder Landwirts, bild deutlich erkennbar ist, ist eine sichere Identi- der die Suche durchführt. Die derzeitige Jagd-, fikation der gleichen Szene aus gleicher Höhe im bzw. Tierschutzgesetzgebung sieht dafür keine Bild rechts nicht mehr möglich. Die Sonne hat in verbindliche Regelung vor. dieser Aufnahme für eine Erwärmung von Erd- hügeln gegenüber der umgebenden Grasland- 3 Ergebnisse und Diskussion schaft gesorgt. Diese weisen im Infrarotbild nicht selten eine annähernd gleiche Form und Größe Abb. 6: Übersicht der 3.1 Erfahrungen der Feldeinsätze auf, wie ein Rehkitz. Eine sichere Unterscheidung DLR-Wildretter-Einsät- mit dem Fliegenden Wildretter im ist damit nicht mehr möglich. ze in der Saison 2012 Jahr 2012 Im Frühjahr 2012 wurden mit einer Kleinserie bestehend aus vier Fliegenden Wildrettern im süddeutschen Raum insgesamt 31 Rehkitze vor dem Mähtod gerettet. Die Einsatzorte gehen aus Abbildung 6 hervor. Die unterschiedlichen farb- lichen Markierungen stehen für die drei an den Sucheinsätzen beteiligten Institutionen Deut- sches Zentrum für Luft und Raumfahrt (grün), Bayerischer Jagdverband (blau), den Landma- schinenhersteller Claas (rot) und einer beteili- gten, engagierten Privatperson (gelb). In der Suchsaison 2012 kam kein automa- tischer Mustererkennungsalgorithmus zur De- Abbildungen: DLR tektion der Rehkitze zum Einsatz. Die zur Bo- denstation übertragenen Videobilder wurden vom Piloten und dem Assistenten an der mobilen Bodenstation auf das Vorhandensein möglicher Hege und Bejagung des Rehwildes I Seite 75
Tilman Wimmer, Martin Israel, Peter Haschberger und Anita Weimann Abb.7: Thermalbild aus 50m Höhe bei bedecktem Himmel (links) und Sonnen- schein (rechts) Es hat sich bei den Einsätzen bewährt, bei gu- negativ (d. h. Rehkitz übersehen) Rate und damit ten Temperaturbedingungen (also z. B. morgend- die meisten Kitzopfer verursacht. lich kühlen Temperaturen) eine Flughöhe von 50 m zu wählen. In dieser Höhe ist das Verhältnis Die Akzeptanz des Systems bei zukünftigen zwischen Flächenleistung und Zuverlässigkeit bei Nutzern ist stark abhängig von dessen Zuverläs- der Erkennung der Rehkitze sehr gut. Je niedriger sigkeit und der Einfachheit in der Bedienung. Hier das Fluggerät fliegt, desto zuverlässiger ist zwar zeigte sich, dass möglichst wenige Einzelkompo- die Identifikation, aber die maximal mögliche Flä- nenten im Zweifelsfall einem komplexeren System chenleistung nimmt durch die geringere Flächen- aus mehreren Bedienelementen vorzuziehen ist. überdeckung ab. Weil Zeitdruck bei der Suche Die technische Zuverlässigkeit und Ausfallsicher- eine große Rolle spielen kann, stellt diese Flughö- heit aller Komponenten stellte sich insbesondere he einen guten Kompromiss zwischen Geschwin- unter Zeit- und Erwartungsdruck als absolut es- digkeit und Zuverlässigkeit dar. sentiell heraus, um rechtzeitig ohne Zeitverlust die Suche durchführen zu können. Neben sich in der Sonne erwärmenden Erd- hügeln stellen verlassene Kitzlagerstellen eine Bei Sonnenschein funktioniert das System noch weitere Ursache für Fehlalarme dar. Diese sind nicht effizient. Zwar können auch bei Sonnen- (wiederum in Abhängigkeit von der Intensität einstrahlung Kitze gefunden werden, allerdings der Sonneneinstrahlung) unter Umständen noch muss das Fluggerät dann tiefer fliegen und das Stunden, nachdem sie vom Kitz verlassen wurden, führt zu einer längeren Flugdauer auf Grund des deutlich als vermeintliche Kitzlagerstelle im Infra- geringeren Sichtfeldes. Fliegt man anstatt in 50 m rotbild erkennbar und wurden nicht selten mit Flughöhe nur in 30 m Höhe, dann verdoppelt sich einem echten Kitz verwechselt. in etwa die Flugzeit. 3.2 Diskussion der Ergebnisse 4 Ausblick Mit dem fliegenden Wildretter ist ein Werkzeug Verbesserungspotential besteht in technischer entstanden, mit dem Rehkitze bei günstigen Um- Hinsicht bei der Auswertung der Bilddaten. Die- gebungsbedingungen schnell und sicher detek- se erfolgt im Moment noch nicht automatisiert. tiert und geborgen werden können. Verglichen Ein Mustererkennungsalgorithmus, der Rehkitze mit der Methode „Wiese zu Fuß ablaufen“ ver- automatisch und mit hoher Zuverlässigkeit identi- ringert sich die Suchdauer von 166 Minuten pro fizieren kann, würde den Piloten entlasten. Hektar auf 4 Minuten pro Hektar (also um mehr als den Faktor 40). Die GPS-gestützte Wegpunkt- Bei Batterien ist das Verhältnis von Energiedichte navigation gewährleistet eine vollständige Ab- zum Eigengewicht in den letzten Jahren durch die Abbildungen: DLR deckung der gesamten Suchfläche. Dies ist ein Einführung der Lithium-Polymer („LiPo“) Techno- wesentlicher Vorteil gegenüber herkömmlichen logie erheblich verbessert worden. Wegen des gi- Methoden, da das Übersehen, aufgrund feh- gantischen Marktpotentials bei mobilen Geräten lender Abdeckung den größten Anteil der falsch darf man mit weiteren Fortschritten auf dem Ge- Seite 76 I Schriftenreihe des Landesjagdverbandes Bayern
Fliegende Wildretter in Aktion biet der Batterietechnik rechnen, wovon auch die Referenzen UAV Technologie und damit der Fliegende Wild- BMBF: Haschberger P., Schlagenhauf G.: „Entwicklung und retter profitieren wird. Erprobung eines Trägersystems mit Sensortechniken zur Auffindung wildlebender Tiere beim Mähen landwirtschaft- Außerdem wird die Preisentwicklung bei UAVs licher Flächen – Wildretter“, gemeinsamer Abschlussbericht eine wichtige Rolle für die Marktakzeptanz spie- der Projektpartner, BMBF-Förderkennzeichen 16SV3669, len. Der größte Anteil bei den Gesamtkosten des 01.04.2008 – 31.12.2011 Systems liegt derzeit bei der Thermalkamera und International Council for Game and Wildlife Conservation der Flugplattform. Der allgemeinen preislichen (CIC): Mowing Mortality in Grassland Ecosystems, 2011 Entwicklung bei technischen Systemen folgend Israel M. (2011): „A UAV based roe deer fawn detection kann man von sinkenden Preisen in der Zukunft system“ ausgehen. International Archives of Photogrammetry and Remote Sensing, Vol XXXVIII-1/C22, ISSN 1682-1777, pp. 1-5 5 Danksagungen Kittler L. (1979): „Wildverluste durch den Einsatz land- wirtschaftlicher Maschinen nach einer Erhebung aus dem Die Autoren danken allen Projektkollegen bei Jagdjahr 1976/77 in Nordrhein-Westfalen“ Fa. I.S.A. Industrieelektronik GmbH, Fa. CLAAS Zeitschrift für Jagdwissenschaft, Ausgabe 25, April 1979: Saulgau GmbH und der TU München sowie den S. 22-32 engagierte Kitzsuchern Dr. E. Zeltner, Dr. E. Moser und P. Pelz. Adressen Die Förderung des Vorhabens erfolgt anteilig aus Peter Haschberger, Martin Israel, Tilman Wimmer, Mitteln des Bundesministeriums für Ernährung, Deutsches Zentrum für Luft- und Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) Raumfahrt e. V. (DLR) aufgrund eines Beschlusses des deutschen Bun- Institut für Methodik der Fernerkundung destages. Die Projektträgerschaft erfolgt über die Münchner Str. 20 Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung 82234 Weßling-Oberpfaffenhofen (BLE) im Rahmen des Programms zur Innovations- peter.haschberger@dlr.de förderung. martin.israel@dlr.de tilman.wimmer@dlr.de Anita Weimann Bayerischer Jagdverband Hohenlindner Str. 12 85622 Feldkirchen anita.weimann@jagd-bayern.de Fußnoten 1 Tragbarer Infrarot Wildretter der Firma I.S.A. Industriee- lektronik GmbH siehe http://www.wildretter.de 2 Ascending Technologies GmbH, Krailing Hege und Bejagung des Rehwildes I Seite 77
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