Business Function Modeling - Beherrschbares Anforderungsmanagement für das agile Zeitalter Whitepaper - Software-Architektur gestalten

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Business Function Modeling - Beherrschbares Anforderungsmanagement für das agile Zeitalter Whitepaper - Software-Architektur gestalten
Business Function
         Modeling
     Beherrschbares Anforderungsmanagement
               für das agile Zeitalter

                  Whitepaper

Juri Urbainczyk
05.08.2020
Business Function Modeling - Beherrschbares Anforderungsmanagement für das agile Zeitalter Whitepaper - Software-Architektur gestalten
Inhaltsverzeichnis

1 Ausgangslage .......................................................................................................3
2 Business Functions definieren ...........................................................................4
    2.1 Business Capabilities versus Business Functions ..................................................... 4
    2.2 Quellen für Business Functions ................................................................................ 4
    2.3 Gemeinsames Verständnis der Business Functions erarbeiten ................................ 5
    2.4 Business Functions dokumentieren .......................................................................... 5
3 Fazit .......................................................................................................................7
Autor ...........................................................................................................................8
Über S&N Invent ........................................................................................................9
Abbildungsverzeichnis ........................................................................................... 10

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1 Ausgangslage
Anforderungsmanagement bewegt sich häufig im Detail: oft sind mehrere tausend Anforde-
rungen zusammenzutragen, zu analysieren und schriftlich zu dokumentieren. Dazu kommen
Themen wie Vollständigkeit, Konsistenz und Abhängigkeiten, ganz zu schweigen von der
Abstimmung der detaillierten Beschreibungen mit den Stakeholdern. Hier kann schnell ein
halbes Jahr ins Land gehen – Zeit, die man in aktuellen Projekten oft nicht hat. Vorstudien
müssen meist unter enormem Zeitdruck greifbare Ergebnisse liefern, um den Erwartungen
von Markt und Digitalisierung zu entsprechen. Hier hilft eine Methode aus der Enterprise Ar-
chitektur: das Business Function Modeling (BFM). Diese beherrschbare Vorgehensweise er-
zeugt greifbare Resultate in überschaubarer Zeit und erlaubt es zudem, den Granularitätsle-
vel so einzustellen, wie er für das jeweilige Projekt gebraucht wird. Zusätzlich sind die Ergeb-
nisse eine hervorragende Basis, sowohl für agile Projekte als auch für Ausschreibungen.
Nicht nur der Zeitdruck ist eine Herausforderung: häufig liegen die Anforderungen nicht
strukturiert vor und können nur schwer in greifbare Form gebracht werden, da sie in den
Köpfen weniger Experten, der Stakeholder und im Source Code von Legacy-Systemen exis-
tieren. Dazu kommt, dass es meist keinen Überblick über die aktuell schon vorhandene
Funktionalität gibt, was es schwierig macht, für eine Ausschreibung den fraglichen Gap zu
identifizieren.

                       Abbildung 1: Typisch: Anforderungen in Unordnung

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2 Business Functions definieren

2.1 Business Capabilities versus Business Functions

Business Function Modeling (BFM) ist eine im Enterprise Architektur Management (EAM)
weit verbreitete Methode, welche im Wesentlichen darin besteht, Business Capabilities („Ge-
schäftsfähigkeiten“) für Unternehmen zu definieren. Eine Business Capability ist in der „rei-
nen Lehre“ eine Fähigkeit, die das Unternehmen besitzen muss, um seine Geschäfte durch-
führen zu können. Bei einer Airline können z.B. „Tickets verkaufen“, „Personal ausbilden“
und „Flugplan erstellen“ solche Fähigkeiten sein. Für ein Softwaresystem ist diese Granulari-
tät natürlich viel zu grob (allein bei „Personal ausbilden“ kommen umgekehrt viele verschie-
dene Systeme zum Einsatz), so dass man den Scope einer Business Capability im Rahmen
eines Softwareprojekts neu definieren muss. So hat es sich als praktikabel erwiesen, für ein
Projekt von einer Menge von 5-15 Business Capabilities auszugehen – je nach Größe und
Umfang des Projekts. Jetzt sprechen wir von Business Capabilities wie „Preise berechnen“,
„Angebote anzeigen“ und „Bezahlung durchführen“. Diese „projektbezogenen“ Business
Capabilities findet man z.B., wenn man den übergeordneten Prozess betrachtet, der für das
fragliche Softwaresystem relevant ist, bzw. von ihm abgedeckt wird (z.B. ein Verkaufspro-
zess). Die groben Aktivitäten dieses Prozesses bilden die Business Capabilities.
Tatsächlich sind die Business Capabilities jedoch nicht das Wesentliche an dieser Methode.
Wie der Name schon sagt, geht es um die Business Functions; diese müssen wir finden.
Eine Business Function ist eine partielle Funktionalität, die das fragliche Softwaresystem be-
sitzen muss, um seine Business Capability zu erfüllen. Auch hier hilft es, zunächst zu überle-
gen, in welche Teilschritte eine Business Capability zerlegt werden kann. „Preis berechnen“
könnte z.B. in die Schritte „Reiseparameter erfassen“, „Tarif finden“, „Personalisierung an-
wenden“, „Ermäßigungen anwenden“ und „Preis kommunizieren“ zerfallen. Diese Schritte
sind die Business Functions. Typischerweise lässt sich ein Softwaresystem durch 100-200
Business Functions vollständig beschreiben.

2.2 Quellen für Business Functions

Wichtig ist, dass die Fachlichkeit des Systems vollständig durch die Business Functions er-
fasst wird. Wir müssen also sicherstellen, dass keine Funktion vergessen wird. Daher ist es
notwendig, möglichst viele Quellen für Business Functions zu aktivieren und ihren Input zu
nutzen. Nach der Erfahrung des Autors gibt es 7 Quellen für Business Functions:
    ▪   Business Capabilities und deren Teilschritte
    ▪   Stärken des Ist-Systems
    ▪   Schwächen des Ist-Systems (Pain Points)
    ▪   Nicht-funktionale Anforderungen
    ▪   Ausschreibungen
    ▪   Strategie des Unternehmens
    ▪   Inspiration (z.B. durch Market Leader)
Nicht alle dieser Quellen können in jedem Projekt vollumfänglich genutzt werden – man
sollte aber daran denken. Nicht zu unterschätzen sind vor allem die „Pain Points“, also die

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Schwächen des Ist-Systems oder -Prozesses, die meist auf fehlende Business Functions
hindeuten. Die Business Capabilities – mit denen wir ursprünglich gestartet waren – sind
letztlich auch nur ein Vehikel, um Business Functions zu finden, und daher am Ende von un-
tergeordneter Bedeutung.

                       Abbildung 2: Die 7 Quellen der Business Functions

2.3 Gemeinsames Verständnis der Business Functions erarbeiten

Das „Finden“ der Business Functions (mit den o.a. 7 Quellen) generiert im Wesentlichen eine
Bezeichnung für jede Funktion sowie einen Bezug auf eine oder mehrere der Business Cap-
abilities (Mehrfachbezug ist erlaubt). Häufig gibt es unter den beteiligten Personen aber noch
unterschiedliche Vorstellungen über die wirkliche Bedeutung (die „Funktion“) der Business
Function. Offensichtlich ist dies der Kern der Sache und sollte daher bewusst adressiert wer-
den: es ist absolut notwendig, ein gemeinsames Verständnis über die Business Functions zu
erhalten, denn sonst wird jede weitere Diskussion extrem erschwert (und auch jede weitere
auf den Business Functions aufbauende Aktivität). Als Best Practice kann der Autor empfeh-
len, die Business Functions in kleinen, fachlich erfahrenen Gruppen (bis 5 Personen) zu be-
arbeiten. In der Diskussion klärt sich so manches Missverständnis und es finden sich ge-
meinsame Vorstellungen und Definitionen.

2.4 Business Functions dokumentieren

Die Dokumentation der Business Functions ist einfach und geschieht am besten unter Nut-
zung eines klar strukturierten Templates in Prosa. Idealerweise nutzt man dazu ein Wiki oder
ein ähnliches Tool, es geht aber auch mit Office Produkten. Das Template enthält neben der
„Beschreibung“, welche die Business Function erläutert, vor allem die Bereiche

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„Vorbedingungen“ und „Nachbedingungen“, da durch sie wesentliche Einschränkungen und
Annahmen dokumentiert werden. Wichtig ist auch der Abschnitt „Business Nutzen“, der er-
läutert, warum wir diese Business Function – aus Sicht des Business – brauchen. Ist dieser
Abschnitt leer, wird die Business Function vielleicht gar nicht benötigt.

                         Abbildung 3: Eine Landkarte der Funktionalität

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3 Fazit
Der große Vorteil am Business Function Modeling (BFM) ist, dass man den Detailgrad auf
ein für das jeweilige Projekt sinnvolles Maß einstellen kann, während man dennoch eine voll-
ständige Überdeckung der Fachlichkeit erreicht. Gerade für Vorstudien ist eine bis ins feinste
Detail ausgearbeitete Anforderungsdefinition gar nicht sinnvoll, schon gar nicht, wenn darauf
eine agile Entwicklung aufsetzen soll. Mit vertretbarem Aufwand und mit beherrschbarer Vor-
gehensweise entwickelt man mit BFM eine komplette „Landkarte“ der Funktionalität des ge-
wünschten Systems – ohne sich im Detail zu verlieren. Die Landkarte ist ein großartiges
Hilfsmittel für alle darauf folgenden Aktivitäten, wie Diskussionen zu fachlichen „Hot Spots“
oder zur Organisation von Folgeprojekten. Sogar eine erste logische Architektur lässt sich
ableiten. In agilen Projekten können die User Stories dann unmittelbar aus den Business
Functions heruntergebrochen werden, so dass BFM auch hier eine gute Basis liefert.

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Autor

                    Juri Urbainczyk arbeitete nach dem Physik-Studium in Münster mehrere
                    Jahre als Softwareentwickler mit C++ und Java. Seit 2009 ist er
                    Bereichsleiter bei der Agon Solutions GmbH (ein Unternehmen der S&N
                    Invent) und seit 2019 Business Unit Director bei der S&N Invent. Als
                    Architekt und Projektleiter ist Herr Urbainczyk unter anderem für BMW,
                    Deutsche Bahn und Lufthansa tätig. Schwerpunkte seiner Arbeit sind
                    Cloud- und Web-Architekturen sowie Beratungsprojekte zur Software-
Architektur und im Umfeld der Digitalisierung.
Juri Urbainczyk ist Gründer der Community Enterprise Architektur Rhein-Main. Seine Freizeit
verbringt er mit der Familie in der Wetterau oder produziert elektronische Musik.

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Über S&N Invent
S&N Invent ist ein bundesweit tätiges IT-Unternehmen mit einem umfassenden Leistungport-
folio über die gesamte Wertschöpfungskette des IT-Lifecycles von der Beratung über die
Softwareentwicklung bis hin zu Managed Services. Wir entwickeln gemeinsam mit unseren
Kunden Lösungen, setzen Projekte um und schaffen damit digitale Mehrwerte.
Dabei haben wir uns auf performante, skalierende und flexible Enterprise-Architekturen mit
modernem Softwaredesign fokussiert. In agilen Entwicklungsprozessen entsteht dabei auf
Basis einer fachlich fundierten Anforderungsanalyse, Software in kurzen Entwicklungszyklen
mit außerordentlich kurzer Time-To-Use. Mit einer kontinuierlichen methodischen Beratung
in den Bereichen Continuous Quality Management und Software Development Governance
in Kombination mit agilen Methoden werden unsere Projekte stets zukunftssicher realisiert.
Unser Kompetenzspektrum reicht von klassischen Mainframe-Architekturen über moderne
Java/JEE Web- und Portalarchitekturen bis hin zu neuesten Technologien im Cloud- und Mo-
bile-Bereich.
Ergänzt wird das Leistungsportfolio durch Beratung und Entwicklung in neuesten SAP-Tech-
nologien zum optimierten Produktions-, Logistik- und Warehouse-Management sowie effi-
zienten Supply-Chain-Lösungen einschließlich der entsprechenden Service-Prozesse.
Agile Projekte mit hohem Qualitätsanspruch, gewährleistet durch modernes Continuous
Quality Management, sind für uns in zahlreichen Projekten gelebter Standard.
Ein wesentlicher Branchenfokus ist die Finanzwirtschaft. Hier bieten wir neben aktueller und
innovativer Technologiekompetenz zusätzlich branchenspezifisches Architektur- und Lö-
sungs-Know-how, z.B. für Filialinfrastrukturen und SB-gestütztes Bargeldmanagement. Dies
wird durch eine hervorragende bankfachliche Expertise untermauert, die das Unternehmen
seit Jahren bei zahlreichen namhaften Finanzdienstleistern als präferierten Beratungs-, Lö-
sungs- und Servicepartner positioniert. Erfolgreiche Produkte unter anderem für das Kredit-
management und die Bilanzanalyse, das Versicherungsmanagement sowie Lösungen zur
Optimierung von Bargeldprozessen runden das finanzspezifische Angebot ab.
Die S&N Invent GmbH ist ein Unternehmen der S&N Group und deren stärkste operative
Einheit. Dabei arbeitet sie eng mit den verbundenen Unternehmen ABISCON GmbH (SAP-
Beratung und -Entwicklung) und der S&N CQM GmbH (Continuous Quality Management)
zusammen. Insgesamt sind in der S&N Group ca. 380 feste Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
an acht Standorten in Deutschland sowie dem Nearshore-Standort Budapest beschäftigt.
Damit sind wir hervorragend aufgestellt, um unsere Kunden mit umfassender Kompetenz
und regionaler Nähe zu betreuen. Gleichzeitig sind wir so in der Lage, große und komplexe
Projekte in Time und Budget erfolgreich umsetzen zu können.

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Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Typisch: Anforderungen in Unordnung ........................ 3

Abbildung 2: Die 7 Quellen der Business Functions.......................... 5

Abbildung 3: Eine Landkarte der Funktionalität ................................. 6

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