Chronische Bronchitis - Erkennen, verstehen, behandeln Dr. med. York Dhein Prof. Dr. med. Heinrich Worth
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Chronische Bronchitis Erkennen, verstehen, behandeln Dr. med. York Dhein Prof. Dr. med. Heinrich Worth
Inhalt Vorwort 3 Chronisch obstruktive Bronchitis – Was ist das? 4 Die Ursachen der chronisch obstruktiven Bronchitis 9 Selbstkontrolle der Erkrankung 13 Medikamentöse Therapie 15 Inhalation von Medikamenten 20 Achtung: Atemwegsinfekt! 22 Weiterführende Therapiemaßnahmen 24 Körperlich aktiv trotz der Erkrankung 26 Sicheres Handeln im Notfall 28 Die Atemtherapie 30 Allgemeine Tipps für den Alltag 32 Fünf Wege zu einer erfolgreichen Behandlung 34 Wichtige Adressen 35 Chronisch obstruktive Bronchitis – Herausgeber: Techniker Krankenkasse, Hauptverwaltung: 22291 Hamburg, Fax 040-69 09-22 58, Internet: www.tk-online.de. Bereich Marketing und Vertrieb, Fachbereich Werbung und Redaktion. Text: Dr. med. Y. Dhein, Prof. Dr. med. H. Worth, Klinikum Fürth. Redaktion: Roderich Vollmer-Rupprecht (verantwortlich), Maria Schwormstedt. Gestaltung: Michael Mülling. Produktion: Jürgen Karau. Fotos: Medicalpic- ture, Photodisc, Zefa. Litho: NELLESmedia GmbH, Hamburg. Druck: Kuncke-Druck, Ahrensburg. © Techniker Krankenkasse. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit vorheriger schriftlicher Genehmigung. 1. Auflage 2002 ISSN 0723-1717. Autoren und Redaktion haben große Sorgfalt darauf verwendet, dass die Angaben zu Medikamenten, Dosierungen und Nebenwirkungen dem derzeitigen Stand der Wissenschaft bei Fertigstellung der Broschüre entsprechen. Trotzdem ist der Leser ausdrücklich aufgefordert, anhand der Beipackzettel der verwendeten Präparate in eigener Verantwortung die Dosierungsempfehlungen und Kontraindikationen zu überprüfen. 2
Vorwort Wer erfährt, dass er an einer bestimmten Erkrankung leidet, von der er bisher wenig wusste, verspürt zunächst Unsicherheit und Ratlosigkeit. Unweigerlich drängen sich Fragen auf wie: Was ist das für eine Erkrankung? Wie kann diese Erkrankung mein Leben verändern? Vor allem aber, was kann ich tun, um sie richtig zu behandeln und ein Fortschreiten zu vermeiden? Diese Broschüre soll Ihnen helfen, das tägliche Leben mit einer chronisch obstruktiven Bronchitis besser zu meistern. Das beginnt zunächst bei wesentlichen Grundlagen über die Erkrankung und endet mit vielen prak- tischen Tipps. Aber etwas können wir Ihnen nicht abnehmen: Sie müssen selber Initiative ergreifen, Selbstverantwortung übernehmen und vielleicht sogar Ihren Lebensstil ändern. Natürlich kann so eine kurze Broschüre keine ausführliche Patientenschulung ersetzen, aber es ist ein erster Schritt. Nun wünschen wir Ihnen viel Freude und Gewinn beim Lesen dieser Broschüre. 3
Chronisch obstruktive Bronchitis – Was ist das? Um zu verstehen, was die Erkrankung „chronisch obstruktive Bronchitis“ überhaupt ist, sollen hier zunächst die medizinischen Fachbegriffe erläutert werden: • chronisch: Das Wort „chronisch“ bedeutet dauerhaft. Es handelt sich um eine dauerhafte, also lebenslange Erkrankung. • obstruktiv: Der Begriff „Obstruktion“ steht für eine Einengung der Atemwege. • Bronchitis: Die lateinische Bezeichnung „Bronchus“ steht für die kleinen Äste der Luftröhre. Die Endsilbe „-itis“ beschreibt eine Entzündung. Zusammenfassend gesagt führt diese Erkrankung infolge einer dauerhaften Entzündung zu einer Einengung der Atemwege. Häufigkeit der Erkrankung Die chronisch obstruktive Bronchitis ist keineswegs eine seltene Erkrankung. Im Gegenteil, sie ist eine Volkskrankheit und eine Erkrankung des reiferen Lebensalters. Aber im Vergleich zu anderen häufigen Krankheiten wie zum Beispiel Einengung der Herzkranzgefäße (KHK), erhöhtem Blutdruck (Hypertonie) oder der Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus), die in aller Munde sind, wird der chronisch obstruktiven Bronchitis zurzeit noch nicht so viel Beachtung geschenkt. Kaum einer weiß, dass die Häufigkeit der Erkrankung bei circa fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung liegt. Dabei fällt eine deut- liche Zunahme im höheren Lebensalter auf, denn rund ein Drittel der über 70-jährigen sind betroffen. Die chronisch obstruktive Bronchitis ist eine dauerhafte Entzündung der Bronchien, die zu einer Einengung der Atemwege führt. Sie ist eine Volkskrankheit, von der circa fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung betroffen sind. 4
Die ersten Anzeichen einer chronisch obstruktiven Bronchitis Die ersten Anzeichen der Erkrankung entwickeln sich über mehrere Jahre, werden kaum bemerkt und leider auch oft verharmlost und verdrängt. Gerade beim ersten Auftreten der Symptome ist jedoch eine frühzeitige Diagnostik und Therapie am erfolgreichsten. Typischerweise tritt zunächst Husten am Morgen auf, zusammen mit einer erhöhten Menge an Auswurf. Oft wird das „bisschen Husten“ nicht ernst genommen und auch manche Ärzte neigen zur Bagatellisierung. Das erste einschneidende Erlebnis ist häufig ein Infekt der Atemwege. Der Betroffene bemerkt zum ersten Mal pfeifende Geräusche beim Ausatmen und verspürt Atemnot. Er führt seine Probleme mit den Bronchien auf den „verschleppten Infekt“ zurück. Dies ist jedoch nicht ganz richtig, Die typischen Krankheitszeichen und denn die fortgeschrittenen Symptome der chronisch obstruktiven Veränderungen waren in der Bronchitis: Lunge bereits vorhanden. Sie wurden nur durch den Infekt • Husten, besonders morgens; der Atemwege erst offensichtlich. • meistens Auswurf; • Geräusche beim Ausatmen: Giemen, Pfeifen, Brummen; • Atemnot, besonders unter Belastung. Die Luft zum Leben Um die Veränderungen der Lunge bei der chronisch obstruktiven Bronchitis zu verstehen, soll hier zunächst die Aufgabe und Funktion der Lunge erläutert werden. Unser Körper benötigt für die verschiedenen Stoffwechselvorgänge Sauerstoff. Als Abfallprodukt entsteht Kohlendioxid. Die Hauptaufgabe der Lunge ist der Gasaustausch: Der lebenswichtige Sauerstoff wird aus der Luft über die Lunge in das Blut aufgenommen und im Austausch wird das Kohlendioxid abgegeben. Wie wichtig das Atmen ist, wird an einem Beispiel deutlich: Wir können wochenlang leben, ohne zu essen, tagelang, ohne zu trinken, aber nur wenige Minuten, ohne zu atmen. Am besten ist es, über die Nase einzuatmen, denn hier wird die Luft erwärmt, angefeuchtet und gefiltert. Die Luft gelangt dann über den Rachen in die Luftröhre, die sich in zwei Äste, die Hauptbronchien, aufteilt. Diese leiten die Luft in den rechten und linken Lungenflügel. Sie verzweigen sich immer weiter bis in die Lungenbläschen, in denen der Gasaustausch stattfindet. Für den Gasaustausch ist eine große Oberfläche der Lungenbläschen notwendig. Die Lungenbläschen liegen eng nebeneinander, ähnlich wie bei einem feinen Schwamm. Sie haben insgesamt eine Fläche von 80 bis 120 m2. Das entspricht ungefähr der Größe eines Tennisplatzes. 5
Den Aufbau der Atemwege kann man Rachen sich leicht merken, wenn man an einen auf dem Kopf stehenden Baum denkt: Kehlkopf Bei diesem so genannten Bronchialbaum entsprechen der Stamm der Luftröhre, Luftröhre die Äste den Bronchien und die Blätter den Lungenbläschen. Stammbronchus Die Hauptaufgabe der Lunge ist der Gasaustausch, das heißt die Aufnahme von Sauerstoff und die Abgabe von Kohlendioxid. Die Atemwege verzweigen sich über die Hauptbronchien bis zu den Bronchien und enden in den Lungenbläschen, wo der eigentliche Gasaustausch stattfindet. Aufbau der Atemwege Veränderungen in der Lunge Betrachtet man den Querschnitt eines Bronchus, so lassen sich verschie- dene anatomische Strukturen erkennen. Der Bronchus ist innen von einer Schleimhaut ausgekleidet, die mit Flimmerhärchen besetzt ist. Die Flimmerhärchen und der Schleim sind wichtig für die Zwischen einem gesunden und einem kranken Reinigung der Atemwege. Bronchus bestehen drei wesentliche Unterschiede: Neben Bindegewebe sind die Bronchien auch von 1. Verkrampfung der Muskulatur der Atemwege; Muskelschichten umgeben, die die Weite der Atemwege 2. Schwellung der Bronchialschleimhaut; regulieren. 3. Vermehrte Bildung von zähem Sekret. gesunder Bronchus entzündeter Bronchus Schleimdrüsen weite Atemwegsöffnung Schleimablagerung Verkrampfung Bronchialmuskulatur Bronchialschleimhaut Schleimhautschwellung der Muskulatur
Durch diese drei Veränderungen lassen sich auch die Beschwerden auf Grund der chronisch obstruktiven Bronchitis erklären: Die Atemwege verengen sich, es kommt zu Atemnot, Husten und Auswurf sowie Geräuschen beim Ausatmen. Die Veränderungen in der Lunge beginnen schleichend und zunächst oft unbemerkt. Anfangs wird die Schleimhaut, die alle Atemwege innen auskleidet, geschädigt, später wird sie dann zerstört. In der Folge kann die Schleimhaut ihre Reinigungsfunktion der Lunge nicht mehr erfüllen. Erstes Zeichen dieser Funktionsstörung sind zunehmender Husten und Auswurf, besonders morgens. Im weiteren Verlauf kommt es in den Atemwegen zu einem Entzündungs- prozess, der nicht nur zu einer Verkrampfung der Atemwege und zu einer Schwellung der Schleimhaut führt, sondern auch zu einem Umbau der Lungenstruktur. Dieser Umbauprozess betrifft zum einen die Bronchien, denn hier wird die Bronchuswand in den kleinen Atemwegen zerstört und somit instabil. Das hat zur Folge, dass bei der Ausatmung die instabilen Bronchien zusammenfallen und die Ausatmung zusätzlich behindert wird. Außerdem verändert sich die Struktur der Lungenbläschen. Aus den kleinen Bläschen werden größere Blasen, bildlich gesprochen, aus dem feinen Schwamm des Lungengewebes wird eine grobblasige Struktur, das so genannte Lungenemphysem. Diese Veränderungen der Lunge lassen sich auch in verschiedenen Untersuchungen erkennen wie der Lungenfunktion, dem Röntgenbild oder Schichtaufnahmen (CT) der Lunge. Durch den Umbau der Lungenbläschen beim Lungenemphysem geht auch Oberfläche für den Gasaustausch verloren. Das heißt, es steht jetzt nur noch ein Bruchteil der eigentlichen Fläche für die Abgabe von Kohlendioxid und die Aufnahme von Sauerstoff zur Verfügung. Der Körper erhält also nicht mehr genug Sauerstoff, und es entsteht Atemnot schon bei geringen körperlichen Anstrengungen. Im fortgeschrittenen Stadium der chronisch obstruktiven Bronchitis und des Lungen- emphysems besteht Atemnot schon bei geringster körper- licher Anstrengung oder sogar in Ruhe. 7
Veränderungen anderer Organe Die chronisch obstruktive Bronchitis ist zwar eine Erkrankung der Atemwege, aber sie kann auch andere Organe unseres Körpers in Mitleidenschaft ziehen. Das Herz und die Lunge arbeiten eng zusammen. Das Herz pumpt das sauerstoffarme Blut, das aus dem Körper über die Venen zur rechten Herzkammer zurückfließt, in die Lunge. Dort findet in den Lungenbläschen der Gasaustausch statt. Das sauerstoffreiche Blut fließt nun wieder zum Herzen zurück und wird von der linken Herzkammer mit hohem Druck durch die Arterien in den Körper gepumpt. Wie bereits erwähnt, kann die chronisch obstruktive Bronchitis nach einem langen Krankheitsverlauf zu einer Zerstörung der Lungenstruktur führen. Es verändern sich jedoch nicht nur die kleinen Atemwege und die Lungen- bläschen, sondern auch die Blutgefäße in der Lunge. Dadurch steigt der Gefäßwiderstand in der Lunge und die rechte Herzkammer muss gegen einen erhöhten Druck arbeiten. Zunächst ist das für das Herz kein Problem. Im weiteren Verlauf kann sich aber durch die Überlastung eine Rechtsherzschwäche entwickeln. Man spricht dann vom so genannten Cor pulmonale. Wenn die rechte Herzkam- mer überlastet ist, „staut“ sich das Blut vor dem Herzen. Geschwollene Knöchel (Ödeme) können ein erstes Zeichen dieser Rechtsherzschwäche sein. Allerdings können Knöchelödeme auch viele andere Ursachen haben und bedürfen immer einer ärztlichen Abklärung. Mit verschiedenen Untersuchungsverfahren kann man feststellen, ob bereits Veränderungen des Herzens vorliegen. Das Elektrokardiogramm (EKG) zum Beispiel kann Hinweise auf eine Rechtsherzbelastung geben. Weitere Methoden sind der Ultraschall des Herzens (Herzecho) und der Rechtsherzkatheter. Dieser ist allerdings deutlich aufwendiger als die übrigen Verfahren und wird daher nur bei speziellen Fragestellungen ein- gesetzt. Außerdem kommt es bei Patienten mit chronisch obstruktiver Bronchitis oft zu einer Schwächung der Skelettmuskulatur, die Osteoporose tritt häufiger auf und gelegentlich werden auch depressive Verstimmungen beobachtet. Die fortgeschrittene chronisch obstruktive Bronchitis kann zu einer Rechtsherzschwäche (Cor pulmonale) führen. 8
Die Ursachen der chronisch obstruktiven Bronchitis Mittlerweile sind eine Reihe von verschiedenen Auslösern der Erkrankung identifiziert worden. Hierzu zählen: • Zigarettenrauchen, sowohl aktiv als auch passiv (Mitrauchen); • jahrelange Inhalation von Stäuben (zum Beispiel Kohlebergbau, Gießerei, Steinbrüche) oder Gasen (zum Beispiel Schwefeldioxid, Nitrosegase, Chlor) im Beruf oder durch Umweltverschmutzung; • genetisch bedingte Faktoren. Viele Menschen neigen dazu, zunächst anderen die Schuld für eine Erkrankung zu geben. Also die Umweltverschmutzung oder der Staub am Arbeitsplatz sind schuld. Zu leicht wird dabei von vielen vergessen, dass sie seit Jahren starke Raucher sind beziehungsweise über viele Jahre geraucht haben. Denn an einer Tatsache gibt es keinen Zweifel: Das Rauchen ist mit Abstand die häufigste Ursache der chronisch obstruktiven Bronchitis. Mehr als 90 Prozent aller Fälle sind auf das Rauchen zurückzuführen. Das Zigarettenrauchen ist die häufigste Ursache der chronisch obstruktiven Bronchitis. Aber was ist am Rauchen eigentlich so gefährlich? Das Problem ist, dass im Zigarettenrauch mehrere tausend verschiedene Stoffe und Substanzen enthalten sind, von denen wir bis heute noch nicht alle kennen. Nicht nur jede einzelne Substanz ist für sich alleine schon gefährlich, sondern es kommt auch noch zu Wechselwirkungen. In der Folge potenzieren sich die Gefahren, und das Rauchen wird zum unkalkulierbaren Risiko. 9
Andere Gefahren des Rauchens Rauchen erhöht das Risiko für die so genannten „tabakassoziierten Erkrankungen“. Dazu gehören nicht nur die chronisch obstruktive Bronchitis, sondern zum Beispiel auch bösartige Tumorerkrankungen. Hier ist an erster Stelle der Lungenkrebs zu nennen. Neun von zehn Menschen, die an Lungenkrebs erkranken, sind oder waren Raucher. Auch der Kehlkopf- krebs ist eine typische Krebserkrankung der Raucher, insbesondere in Verbindung mit dem Konsum von Alkohol. Zu den typischen Raucherkrankheiten gehören auch die Gefäßerkrankungen. Rauchen fördert die Arteriosklerose, das heißt die Verkalkung der Gefäße. Die Folgen dieser Gefäßveränderungen sind abhängig von dem Versor- gungsgebiet der betroffenen Gefäße: • Koronare Herzkrankheit (KHK) nennt man die „Verengung“ der Herzkranzgefäße, deren schwerste Folge der Herzinfarkt ist. Bei Rauchern tritt ein Herzinfarkt mindestens doppelt so häufig auf wie bei Nichtrauchern. • Wenn die Arteriosklerose die Gefäße im Gehirn betrifft, spricht man von einer Zerebralsklerose. Diese kann im schlimmsten Fall zu einem Schlaganfall führen. • Die Veränderung der Arterien, die das Becken und die Beine versorgen, wird als periphere arterielle Verschlusskrankheit oder auch „Schaufensterkrankheit“ bezeichnet. Im Anfangsstadium fällt sie meist durch Schmerzen beim Laufen auf. Das Rauchen schädigt nicht nur die Lunge, sondern potenziert das Risiko für Krebs- und Gefäß- erkrankungen. Arteriosklerose 6 gesunde Arterie beginnende fortgeschrittene Arteriosklerose, Arteriosklerose arteriosklerotische Fettablagerungen (Plaques) an der Gefäßinnenwand
Mit dem Rauchen aufhören – so kann es klappen Obwohl sich fast jeder Raucher der Gefahren bewusst ist, können es die meisten dennoch nicht lassen. Auch Versuche, mit dem Rauchen auf- zuhören, scheitern in vielen Fällen. Aber es gibt Hilfen, die den Schritt in die Abstinenz erleichtern. Die beste Möglichkeit ist es, sich das Rauchen in einer Gruppe mit Gleich- gesinnten unter psychologischer oder ärztlicher Leitung abzugewöhnen. Die TK bietet hierfür spezielle Kurse zur Raucherentwöhnung an. Das Kursprogramm basiert auf lerntheoretischen und verhaltenstherapeutischen Grundlagen. Durch Verhaltensänderung sollen das Rauchen „verlernt“ und Hilfen entwickelt werden, das Nichtrauchen durchzuhalten. Das Ziel des Programmes ist es, den Zigarettenkonsum schrittweise zu reduzieren. Außerdem werden Strategien erarbeitet, um Rückfall- situationen zu bewältigen. Bei Interesse an einem Raucherentwöhnungskurs hilft jede TK-Geschäftsstelle gerne weiter. Eine andere Möglichkeit sind Nikotinersatz- stoffe. Direkt nach dem Aufhören stehen die körperlichen Entzugsprobleme im Vordergrund. Um diese abzumildern, kann man dem Körper auf verschiedene Arten das Nikotin zuführen. Denn das Nikotin in Reinform ist nicht so gefährlich wie der gesamte Zigarettenrauch. Die besten Erfahrungen liegen mit Nikotinpflastern vor, andere Möglichkeiten sind Kaugummi oder Nasen-Spray. Die Kosten für diese Nikotinersatzstoffe können leider von den gesetzlichen Krankenkassen nicht übernommen werden. Denken Sie daran, dass der vollständige Verzicht auf Zigaretten die einzige Möglichkeit ist, das weitere Fortschreiten der Lungenerkrankung zu verhindern. Die tägliche Zigarettenzahl zu verringern oder zu einer „leichteren“ Marke zu wechseln, ist Selbstbetrug. Denn wir haben es hier mit einer Abhängigkeit zu tun. Der Körper holt sich weiterhin durch eine Änderung der Rauchtechnik seine gewohnte Menge Nikotin – und damit auch die Schadstoffe. Je mehr Zigaretten geraucht werden, umso stärker ist die Einengung der Atemwege und umso schneller schreitet die Erkran- kung voran. Zwar bildet sich durch die Aufgabe des Rauchens die Schä- digung der Lunge nicht zurück, aber die Beeinträchtigung der Lungenfunk- tion verlangsamt sich auf das altersbedingte, bei Nichtrauchern übliche Maß. Noch ein letztes Argument zur Motivation: Das Rauchen schädigt auch Ihre Mitmenschen, und dabei besonders jene, die sich nicht wehren können, nämlich die Kinder. 11
Die veränderte Lungenfunktion Wichtig für die erfolgreiche Behandlung einer Lungenkrankheit ist die frühzeitige Diagnose und die Verlaufskontrolle durch eine Lungenfunktions- prüfung. Nur so ist der Arzt in der Lage, frühzeitig eine Einengung der Atemwege (Obstruktion) zu erkennen, den Schweregrad der Obstruktion festzustellen und eine entsprechende Therapie durchzuführen. Ein wichtiger Wert bei der Lungenfunktionsprüfung ist die so genannte Einsekundenkapazität. Sie zeigt an, wie viel Liter Luft bei maximaler Anstrengung in einer Sekunde ausgeatmet werden können. Hier ist Ihre Mitarbeit gefragt. Denn wenn ein zuverlässiger Messwert erreicht werden soll, müssen Sie sich bei diesem „Atemstoßtest“ maximal anstrengen. Denken Sie einfach daran, dass Sie einige Kerzen ganz schnell ausblasen müssen. Mit einer Lungenfunktionsprüfung kann auch festgestellt werden, ob atemwegserweiternde Medikamente (siehe auch Seite 16) die Einengung der Atemwege verbessern. In diesem Fall wird nach der Inhalation eines atemwegserweiternden Medikamentes eine zweite „Lungenfunktion“ durchgeführt, auch Bronchospasmolyse-Test genannt. Hier kann der Arzt sehen, ob und in welchem Ausmaß das inhalierte Medikament die Lungenfunktion verbessert. Diese Aussage ist zum einen wichtig für die genaue Diagnose der Lungenerkrankung, zum anderen entscheidend für die Optimierung der medikamentösen Therapie. Lungenfunktionsprüfung: Frühzeitige Diagnose, angepasste Therapie. Wichtig ist auf jeden Fall gute Mitarbeit. Denn nur wenn Sie sich maximal anstrengen, ist das Ergebnis auch verwertbar! Ergänzend kann auch eine Blutgasanalyse durchgeführt werden. Hier werden vor allem der Sauerstoff- und Kohlendioxiddruck sowie der Säure- Basen-Haushalt im Blut bestimmt. Diese Untersuchung ist gerade in einem fortgeschrittenen Stadium der chronisch obstruktiven Bronchitis wichtig, da die Veränderungen an der Lunge zu einem Sauerstoffmangel in Ruhe oder unter Belastung führen können. Für die Blutgasanalyse müssen nur einige Tropfen Blut, zum Beispiel aus dem Ohrläppchen, entnommen werden. Um festzustellen, ob der Sauerstoffdruck auch unter Belastung noch für die Versorgung des Körpers ausreicht, wird die Blutgasanalyse oft nach einer kurzen Belastung zum Beispiel mit einem Fahrradergometer durchgeführt. 12
Selbstkontrolle der Erkrankung Die chronisch obstruktive Bronchitis ist durch langsam zunehmende und manchmal wechselnde Beschwerden gekennzeichnet. Um so wichtiger ist es, rechtzeitig die „Tiefs“ zu erkennen, also die Phasen, in denen die Stabilität der Atemwege abnimmt. So können zusammen mit dem Arzt frühzeitig die Medikamente angepasst und so ein Notfall verhindert werden. Symptome beobachten und „Peak flow“ messen Jede Verschlechterung einer chronisch obstruktiven Bronchitis, zum Beispiel im Rahmen eines Infektes, kündigt sich durch eine Reihe von Warnsymptomen an. Diese Warnsymptome müssen Sie kennen, um recht- zeitig zusammen mit Ihrem Arzt reagieren zu können. Die typischen Warnsymptome für eine drohende Verschlechterung sind: • zunehmende Atemnot, auch in Ruhe; • vermehrter Husten; • Veränderung des Auswurfs: größere Menge, Peak-Flow-Meter gelb-grüne Farbe, veränderte Konsistenz; • zunehmender Verbrauch an Notfallspray (siehe auch Seite 16); • andere Symptome: zum Beispiel körperliche Abgeschlagenheit oder Fieber. Problematisch ist, dass das Gefühl „Atemnot“ oft nicht das wirkliche, also objektive Ausmaß der Einengung der Bronchien wiedergibt. Viele Patienten mit einer chronisch obstruktiven Bronchitis unterschätzen die Einengung der Atemwege, wenn sie sich nur auf ihr Empfinden verlassen, insbesondere, wenn sie schon länger an dieser Erkrankung leiden. Mit dem Peak-Flow-Meter, einem einfachen mechanischen Messgerät, kann zuverlässig zu jeder Zeit und an jedem Ort die Weite der Atemwege bestimmt werden. Der Begriff „Peak flow“ steht für Spitzenfluss. Das heißt, das Gerät macht eine „ganz kleine Lungenfunktionsmessung“ und bestimmt die maximale Strömungsgeschwindigkeit der Atemluft während der Ausatmung. Wichtig ist, dass die Messung korrekt durchgeführt wird. Lassen Sie sich die richtige Technik von Ihrem Arzt oder Apotheker zeigen. Auch im Rahmen einer Patientenschulung (siehe auch Seite 33) wird die Handhabung des Peak-Flow-Meter wiederholt trainiert. 13
Neben der korrekten Messtechnik ist die Interpretation der Messwerte entscheidend: • Niedrige oder fallende Peak-Flow-Werte: Die Atemwege werden enger, die Stabilität der Atemwege verschlechtert sich. Es muss jetzt frühzeitig mit dem Arzt Kontakt aufgenommen werden. • Stabile oder steigende Peak-Flow-Werte: Die Lungenfunktion ist gut. Trotzdem müssen verordnete Medikamente weiter eingenommen werden und dürfen keinesfalls selbstständig abgesetzt werden. Eine genauere Interpretation der Peak-Flow-Werte kann ebenfalls in einer ausführlichen Patientenschulung erlernt werden. Um einen zuverlässigen Überblick über die Stabilität der Atemwege zu erhalten, sind regelmäßige Peak-Flow-Kontrollen erforderlich. Es sollte mindestens einmal pro Tag gemessen werden und darüber hinaus immer, wenn Atemnot auftritt. Auch bei einem Bronchialinfekt Achten Sie auf Warnsymptome, die eine drohende oder bei einer Veränderung Verschlechterung der Stabilität der Atemwege der Medikamente sollte der ankündigen. Das Peak-Flow-Meter ist eine „kleine Peak flow häufiger bestimmt Lungenfunktionsprüfung“. Damit können Sie zu werden. jeder Zeit und an jedem Ort die Weite Ihrer Atem- wege bestimmen. Das Patiententagebuch: Die Erkrankung im Überblick Für eine optimale Selbstkontrolle der Erkrankung gibt es von der Deutschen Atemwegsliga (Adresse am Ende der Broschüre) ein handliches Patienten- tagebuch. Dieses ist zwar eigentlich für Asthmatiker gedacht, aber es lässt sich genauso gut für die chronisch obstruktive Bronchitis verwenden. Wer hier reglmäßig Symptome und Peak-Flow- Werte protokolliert, erhält bald einen sicheren Überblick über die Stabilität seiner Erkrankung. Das Tagebuch sollte zu jedem Arztbesuch mitge- nommen werden. So kann jeweils gemeinsam mit dem Arzt besprochen werden, ob zum Beispiel eine Anpassung der Medikamente erforderlich ist. 14
Medikamentöse Therapie Unverzichtbar für die Behandlung der chronisch obstruktiven Bronchitis ist eine medikamentöse Therapie, die an den Schweregrad der Erkrankung angepasst ist. Die Medikamente lindern die Beschwerden und können das Fortschreiten der Erkrankung verzögern. Es ist wichtig, Wirkungen und Nebenwirkungen der Medikamente zu kennen, um im Notfall zu wissen, auf welches Medikament man sich verlassen kann. Die Medikamente, die hier vorgestellt werden, sind von der Deutschen Atemwegsliga für die Therapie der chronisch obstruktiven Bronchitis empfohlen worden. Im Rahmen dieser Broschüre können die verschiede- nen Wirkstoffgruppen nur kurz angesprochen werden. Einer ausführlichen Patientenschulung ist es vorbehalten, die Wirkungen und Nebenwirkungen im Detail zu besprechen. Zunächst erscheint die Vielzahl der Medikamente für den Laien verwirrend. Im Grunde gibt es jedoch nur drei Gruppen von Wirkstoffen, denen sich alle Medikamente für die Behandlung der chronisch obstruktiven Bronchitis zuordnen lassen. Hier gibt es zunächst die atemwegserweiternden Medikamente, dann die antientzündlichen Wirkstoffe und außerdem noch die schleimlösenden Präparate. Fragen Sie Ihren Arzt, er wird Ihnen bei der Zuordnung Ihrer Medikamente zu diesen drei Gruppen behilflich sein. Zu den atemwegserweiternden Wirkstoffen (Befreier, Atemwegserweiterer) gehören: • Betamimetika (Beta-2-Adrenergika, Beta-2-Sympathomimetika) • Anticholinergika • Theophyllin Antientzündlich (Schützer, Entzündungshemmer) wirkt: • Kortison zum Inhalieren oder als Tabletten Schleimlösend sind die Wirkstoffe: • Acetylcystein • Ambroxol Die Medikamente in der Therapie der chronisch obstruktiven Bronchitis lindern die Beschwerden und können das Fortschreiten der Erkrankung verzögern. Sie wirken vorwiegend atemwegserweiternd, entzün- dungshemmend oder schleimlösend. 15
Atemwegserweiternde Wirkstoffe Diese Medikamente erweitern die Atemwege, indem sie die Verkrampfung der Bronchialmuskulatur lösen. In der Folge nimmt die Atemnot ab, und der Patient bekommt besser Luft. Betamimetika Die Betamimetika sind mit dem körpereigenen Stresshormon Adrenalin verwandt, das die Atemwege erweitern kann. Daher heißen sie auch Beta-Adrenergika. Mit der Verwandtschaft zum Adrenalin erklären sich nicht nur die Wirkungen, sondern auch die typischen Nebenwirkungen wie Händezittern, Unruhe, Kopfschmerzen und ein beschleunigter Herzschlag. Betamimetika gibt es als kurz und schnell wirksame Sprays beziehungs- weise Pulver (schnell wirkende Adrenergika, Notfallspray, Öffner-Spray), als langwirksame Sprays beziehungsweise Pulver (Zwölf-Stunden-Spray oder -Pulver) und als so genannte Retardtabletten. Retardpräparate setzen den Wirkstoff verzögert über einen längeren Zeitabschnitt frei. Anticholinergika Zu den atemwegserweiternden Stoffen gehören auch die Anticholinergika, die eine besonders gute Wirkung bei der chronisch obstruktiven Bronchitis haben. Die Nebenwirkungen dieser Wirkstoffgruppe sind gering. Gelegentlich wird ein bitterer Geschmack oder Mundtrockenheit bemerkt. Außerdem können Männer mit einer Vergrößerung der Vorsteherdrüse (Prostata) Probleme bekommen. Anticholinergika gibt es zum Inhalieren als Reinsubstanz oder in Kombina- tion mit Betamimetika. Theophyllin Das Theophyllin ist ein Wirkstoff, der dem Coffein in Wirkung und Nebenwirkung verwandt ist. Das Theophyllin gehört ebenfalls zu den atemwegserweiternden Medikamenten und löst die Verkrampfung der Bronchialmuskulatur. Die Nebenwirkungen des Theophyllins sind so, als hätte man zuviel Kaffee getrunken. Übelkeit, Herzrasen, Zittern, Unruhe und Schlafstörungen können auftreten. Bei einer Überdosierung kann es zu ernsten Herzrhyth- musstörungen und bei entsprechender Vorerkrankung zu zentralen Krampfanfällen kommen. Das Theophyllin wird in der Behandlung der chronisch obstruktiven Bronchitis meist als langwirksame Retardtablette eingesetzt. Für den Notfall stehen schnellwirksame Theophyllin-Präparate als Trinkampullen, Tropfen oder Brausetabletten zur Verfügung. 16
Die atemwegserweiternden Wirkstoffgruppen Betamimetika, Anticholinergika und Theophyllin erweitern die Atemwege, indem sie die Verkrampfung der Bronchialmuskulatur lösen. Antientzündlicher Wirkstoff Kortison Immer wenn das Thema „Kortison“ ange- sprochen wird, reagieren viele Menschen mit Angst und Unsicherheit. Das ist nicht zuletzt die Folge von falschen und unsachlichen Informationen über dieses Medikament. Hier soll versucht werden, auf objektive Art und Weise die Wirkungen und Nebenwirkungen des Kortisons darzustellen. Das Kortison ist eine körpereigene Substanz, die für uns lebenswichtig ist. Sie hilft dem Körper in den verschiedensten Belastungssituationen, zum Beispiel bei Infekten oder Stress. Zudem greift es in den Stoffwechsel von Fett, Eiweiß und Zucker sowie in den Salz- und Wasserhaushalt ein. Das körpereigene Kortison wird in der Nebenniere hergestellt, wobei die Produktion und auch die Ausschüttung in die Blutbahn einem komplizierten Regelkreislauf unterliegen. Bereits seit dem Jahr 1949 wird der Wirkstoff Kortison als Medikament eingesetzt und hat schon vielen Patienten das Leben gerettet. Nach mehr als einem halben Jahrhundert liegen umfangreiche Erfahrungen über Wirkungen und Nebenwirkungen vor. In der Therapie von Lungenerkrankungen wird das Kortison als Tablette, als Spritze und als Spray beziehungsweise Pulver zum Inhalieren eingesetzt. Da die chronisch obstruktive Bronchitis eine Art Entzündung der kleinen Atemwege ist, ist das Kortison mit seiner entzündungshemmenden Wirkung vor allem für die Behandlung akuter Verschlechterungen so wichtig. Zudem wirkt es auch schleimhautabschwellend. In der Langzeitbehandlung der chronisch obstruktiven Bronchitis wirkt das Kortison allerdings nicht bei allen Patienten. Man schätzt, dass der Wirkstoff Kortison nur bei einem Fünftel der Patienten mit einer chronisch obstruktiven Bronchitis positive Wirkungen zeigt. Es ist die Aufgabe des Arztes, dies im Einzelfall herauszufinden. Wenn der Arzt Kortison verschrieben hat, sollte der Patient es auf jeden Fall regelmäßig nach Anordnung einnehmen. 17
Bei einer längeren Kortisontherapie mit Injektionen oder Tabletten können folgende unerwünschte Nebenwirkungen auftreten: • Hautschäden wie zum Beispiel dünne Haut, Blutungsneigung nach leichten Prellungen, Akne; • Osteoporose; • Appetitsteigerung, Gewichtszunahme, Rundung des Gesichts; • Auftreten oder Verschlechterung einer Zuckerkrankheit. Diese unerwünschten Wirkungen treten bei inhalativer Anwendung von Kortison in den üblichen Dosierungen nicht auf. Allerdings kann es hier gelegentlich zu einer vorübergehenden Heiserkeit und einem Befall des Mundraumes mit Candida-Pilzen kommen. Schleimlösende Medikamente und physikalische Maßnahmen Viele Bronchitiker haben Probleme mit dem Abhusten des zähflüssigen Auswurfes. Es gibt Wirkstoffe, die den zähen Schleim verflüssigen oder die Sekretproduktion fördern wie Acetylcystein und Ambroxol. Bei akuten Atemwegsinfekten mit starker Verschleimung sind sie oft hilfreich. Ob eine vorbeugende Therapie mit diesen Medikamenten in den Herbst- und Wintermonaten zur Vermeidung von Infekten sinnvoll ist, muss noch endgültig geklärt werden. Es müssen jedoch nicht immer Medikamente sein. Es gibt auch zahlreiche physikalische Maßnahmen, die das Abhusten des zähen Sekretes erleichtern: • Vibrationsmassage: Der Rücken wird mit einem vibrierenden Massage-Gerät massiert; • Klopfungen, Klatschungen, Abziehgriffe und Ausstreichen der Zwischenrippenräume als Selbsthilfetechniken am eigenen Körper; • Hustentechniken; • Düsenvernebler: Viele Patienten können leichter abhusten nach der Inhalation von Salzlösungen oder Betamimetika; • Mechanische Hilfsmittel: Mit solchen Geräten werden Vibrationen erzeugt, die sich auf die Atemwege übertragen und mechanisch den Schleim lösen. 18
Medikamente: Tipps für den Alltag Wirksame Medikamente sind entscheidend für die Behandlung der chronisch obstruktiven Bronchitis. Im Folgenden finden Sie einige Ratschläge, die Ihnen den alltäglichen Umgang mit Ihren Medikamenten erleichtern können: • Nicht die Übersicht verlieren! Machen Sie sich einen Plan für die Einnahme der Medikamente. In dieser Liste, die immer auf dem aktuellen Stand sein muss, notieren Sie Ihre Medikamente mit Menge und Tageszeit. Diese Übersicht, die auch Ihr Arzt zusammenstellen kann, hilft Ihnen, eine bessere Kontrolle über die Einnahme zu behalten. • Was anderen hilft, kann Ihnen eventuell schaden! Nehmen Sie keine Medikamente anderer Leute ein. Auch wenn ein Medikament bei jemand anderem hilft, kann es bei Ihnen Schaden verursachen. • Nicht selbstständig die Medikation verändern! Setzen Sie keine Medikamente ab und ändern Sie nicht die Dosis, ohne vorher mit Ihrem Arzt gesprochen zu haben. • Medikament vergessen? Wenn Sie die Einnahme eines Medikamentes versäumt haben, holen Sie dies nach, sobald Sie es bemerkt haben. Die nächste Einnahme erfolgt zum nächsten vereinbarten Zeitpunkt. Nehmen Sie keine doppelte Menge, um den „Fehler“ wieder gut- zumachen. Besprechen Sie die Zeitabstände der einzunehmenden Medikamente mit Ihrem Arzt. • Nur was korrekt gelagert ist, kann helfen! Bewahren Sie Ihre Medikamente an einem kühlen und trockenen Ort auf, um zu verhindern, dass die Wirkung verloren geht. Sehen Sie Ihren Medikamentenschrank von Zeit zu Zeit durch. Kontrollieren Sie die Verfallsdaten und bringen Sie alte Medikamente zu Ihrem Apotheker zurück. 19
Inhalation von Medikamenten Wirkstoffe zur Behandlung von Erkrankungen gelangen auf verschiedenen Wegen in den Körper. Zum einen können Tabletten oder Saft geschluckt werden. Dann erreicht das Medikament über den Magen-Darm-Trakt die Blutbahn und schließlich den Wirkort. Eine andere Methode ist die Injektion als Spritze entweder unter die Haut, in den Muskel oder direkt in die Vene. Eine weitere, elegantere Variante ist die Inhalation des Wirkstoffes. Die Vorteile einer Inhalation eines Medikamentes im Vergleich zu Tabletten oder Spritze sind: 1. Der Wirkstoff gelangt direkt an den Wirkort, die Bronchien. 2. Im Vergleich zur Tablettenform genügt eine kleinere Dosis. 3. Die Nebenwirkungen sind geringer, da weniger Wirkstoff in den Blutkreislauf gelangt und somit weniger unerwünschte Wirkungen auftreten. Korrekte Inhalationstechnik Die Vielzahl der verschiedenen Geräte zur Inhalation von Medikamenten ist auch für den Experten verwirrend. Aber unabhängig vom System gibt es einige Grundprinzipien der Inhalation: Inhalation vorbereiten: • Langsam und entspannt ausatmen. Inhalation auslösen und einatmen: • Inhalation je nach Gerät auslösen. • Je nach Gerät schnell oder langsam, immer jedoch tief einatmen. Atem anhalten: • Den Atem für etwa fünf bis zehn Sekunden anhalten. So hat das Medikament Zeit, in den Bronchien zu wirken. Ausatmen: • Langsam ausatmen, bevorzugt über die Nase oder mit „Lippenbremse“ (siehe auch Seite 30). Nächste Inhalation: • Weitere Inhalationen frühestens nach einer Minute durchführen. 20
Es gibt grundsätzlich zwei verschiedene Arten von Inhalationssystemen: die Pulverinhalatoren und die Dosieraerosole. Es würde den Umfang dieser Informationsschrift sprengen, alle Systeme detailliert erläutern zu wollen. Zwei wichtige Dinge sollen hier dennoch erwähnt werden: Wer ein neues Inhalationssystem von seinem Arzt verordnet bekommt, sollte darauf bestehen, dass der Arzt, das Praxispersonal oder der Apotheker ihm die Anwendung erklärt. Und für die Profis gilt: Auch wenn Sie denken, Sie kennen Ihr System schon lange und machen bei der Inhalation alles richtig, zeigen Sie es lieber nochmals Ihrem Arzt. Denn oft schleichen sich unmerklich Fehler in der Inhalationstechnik ein. Die richtige Inhalations- technik ist auch eine zentrales Thema jeder Patientenschulung für Atem- wegserkrankungen. Die Vorteile der Inhalation von Medikamenten lassen sich nur nutzen, wenn man die Technik des Inhalierens fehlerfrei beherrscht. Dosier-Aerosole gibt es in verschiedenen Anwendungsformen. 21
Achtung: Atemwegsinfekt! Von einem Atemwegsinfekt spricht man, wenn Krankheitserreger in die Atemwege eindringen, sich dort vermehren und eine Entzündungsreaktion auslösen. Für diese Infekte sind zwei Arten von Krankheitserregern verantwortlich. Zum einen Viren, das sind sehr kleine, krankheitserregende Partikel. Und zum anderen Bakterien, die als Kleinstlebewesen Atemwegsinfekte hervorrufen können. Patienten mit chronisch obstruktiver Bronchitis sind anfälliger für Atem- wegsinfekte, da die Lunge vorgeschädigt ist. Oft beginnt ein Atemwegs- infekt zunächst mit einem viralen Infekt, anschließend folgt die bakterielle Besiedelung. Es kommt zunächst zu einem vermehrten weißlichen Auswurf, der sich später durch die Besiedelung mit Bakterien gelb-grün verfärbt. Da Atemwegsinfekte häufig zu einer dramatischen Verschlechterung der chronisch obstruktiven Bronchitis führen, ist es sehr wichtig, die ersten Anzeichen eines Infektes frühzeitig zu erkennen. Hier eine Zusammenstellung der typischen Anzeichen von Atemwegsinfekten: • allgemeines Krankheitsgefühl, vermehrtes Schwitzen, Fieber; • vermehrter Husten mit oder ohne Auswurf; • Änderung des Auswurfs: zum Beispiel größere Menge, vermehrte Zähigkeit, weiß-grauer Auswurf beim viralen Infekt und gelblich-grüner Auswurf beim bakteriellen Infekt; • Warnsymptome für eine Abnahme der Stabilität der Atemwege: • Abfall der Peak-Flow-Werte; • zunehmende Atemnot; • Abnahme der körperlichen Leistungsfähigkeit; • Zunahme des Verbrauchs an atemwegserweiternden Medikamenten. Atemwegsinfekte: Frühzeitig erkennen, rechtzeitig behandeln. Behandlung von Atemwegsinfekten Für den Bronchialinfekt gilt: Auf keinen Fall selbst behandeln, sondern frühzeitig den Arzt aufsuchen, um eine dramatische Verschlechterung der Lungenerkrankung zu vermeiden. 22
Der Infekt wird auf verschiedene Arten behandelt. Einmal müssen mehr atemwegserweiternde Medikamente eingesetzt werden. Um die Atemwege schnell zu stabilisieren, wird eine Kortison-Stoßtherapie benötigt. Auch schleimlösende Medikamente und physikalische Maßnahmen zur Sekret- mobilisierung wie zum Beispiel Vibrationsmassage und Hustentechniken sind hilfreich. Bei bakteriellen Infekten werden Antibiotika eingesetzt, die gezielt die Bakterien bekämpfen. Vorbeugung ist besser Wenn einige einfache Dinge beachtet werden, kann damit die Häufigkeit und die Ausprägung von Atemwegsinfekten verringert werden. Gut umsetzbare Maßnahmen zur Infektvorbeugung sind: Allgemeine Maßnahmen: Zum Beispiel Meiden von Nikotin und Alkohol, gesunde und vitaminreiche Ernährung, geregelte Lebensweise, ausgewogene körperliche Aktivität, Waschen der Hände vor dem Essen und nach Kontakt mit erkälteten Angehörigen. Meiden von Ansteckungssituationen, besonders im Winter: Zum Beispiel von öffentlichen Verkehrsmitteln, erkrankten Angehörigen oder Freunden. Hygienemaßnahmen: Alle medizinischen Geräte, die eingesetzt werden wie zum Beispiel Zuleitungen für Langzeit-Sauerstofftherapie, Düsenver- nebler und Peak-Flow-Meter müssen in einem einwandfreien hygienischen Zustand sein. Die Anweisungen zur Reinigung sollten daher sorgfältig beachtet werden. Grippe-Schutzimpfung: Menschen mit chronischen Atemwegserkran- kungen sollten sich gegen Grippe impfen lassen. Da sich die Grippeviren jährlich verändern, muss die Grippeschutzimpfung jedes Jahr aufgefrischt werden. Die klassische Grippe darf nicht mit einer einfachen Erkältung verwechselt werden. Die Grippe ist eine schwerwiegende Erkrankung, die als Epidemie alle paar Jahre bei abwehrschwachen Menschen sogar Todes- opfer fordern kann. Die Grippeschutzimpfung schützt vor dieser schweren Erkrankung, nicht jedoch vor einfachen Erkältungen. Pneumokokken-Schutzimpfung: Pneumokokken sind Bakterien, die häufig Auslöser von Lungenentzündungen sind. Auch hier profitieren unter anderem Menschen mit chronischen Atemwegserkrankungen von einer Impfung. Die Impfung senkt zwar nicht die Häufigkeit der Infektionen, aber der Schweregrad der Infektion, die Komplikationen und Folgeerkrankungen werden verringert. Diese Impfung sollte nach sechs Jahren aufgefrischt werden. Schleimlösende Medikamente: Ob diese Medikamente bei regelmäßiger Einnahme in den Wintermonaten vor Infekten schützen können, ist noch nicht endgültig geklärt. 23
Weiterführende Therapiemaßnahmen Bei schweren Formen der chronisch obstruktiven Bronchitis mit Lungen- emphysem sind die Veränderungen der Atemwege so weit fortgeschritten, dass die Lunge ihre Hauptaufgabe, den Gasaustausch, nicht mehr aus- reichend erfüllen kann. In der Folge kommt es zu einem Sauerstoffmangel im Blut, der sich zunächst nur unter Belastung, später auch in Ruhe zeigt. Langzeit-Sauerstofftherapie Der Betroffene ist dann auf eine dauernde Sauerstoffzufuhr mit einer Langzeit-Sauerstofftherapie angewiesen. Dieses Therapieverfahren bewirkt aber nur dann Erleichterung im Alltag, wenn die Sauerstoffzufuhr konse- quent über mindestens 15 Stunden pro Tag durchgeführt wird. Die Sauerstoffzufuhr erfolgt meistens über eine Nasenbrille, in der Regel genügt eine Flussrate von ein bis zwei Liter Sauerstoff pro Minute. 24
Für dieses bewährte und leicht anzuwendende Therapieverfahren stehen mehrere Systeme zur Verfügung. Ihren Bedürfnissen entsprechend wird jeweils das geeignete System verordnet: • Sauerstoff-Konzentrator: Der Sauerstoff wird aus der Luft gefiltert und angereichert. • Flüssig-Sauerstoff: Der Sauerstoff wird in flüssiger Form in einem gekühlten Tank gelagert und bedarfsweise in einen kleinen tragbaren Behälter abgefüllt. • Sauerstoff-Gasflaschen: Der Sauerstoff wird unter Druck in kleine Gasflaschen abgefüllt. Intermittierende Selbstbeatmung Bei sehr weit fortgeschrittenen Formen der Erkrankung kann es zu einer Überforderung der Atemmuskulatur kommen. Durch diese Überlastung der „Atempumpe“ kommt es zu einer verminderten Belüftung der Lunge. Dadurch steigt das Kohlendioxid im Blut an und der Sauerstoff fällt ab. Erschöpfte Muskeln benötigen Erholung. Mit der intermittierenden Selbstbeatmung wird die Atemmuskulatur zeitweilig ruhiggestellt, und die Energiereserven können sich wieder auffüllen. Zum Beispiel übernimmt dann eine Beatmungsmaschine in der Nacht die Atemarbeit und die eigene Atemmuskulatur ist morgens wieder fit für den Tag. „Intermittierend“ ist der lateinische Begriff für zeitweilig, zum Beispiel nur eine nächtliche Beatmung. „Selbstbeatmung“ heißt, dass eine Maschine die Atmung über eine Nasenmaske unterstützt und der Atemmuskulatur Gelegenheit zur Erholung gibt. Das hört sich zunächst erschreckend an, ist aber ein langjährig bewährtes Therapieverfahren. Die ärztliche und psychologische Betreuung und Schulung dieser Patienten sollten nur besondere Zentren für Lungenerkran- kungen übernehmen, die über ausreichende Erfahrungen verfügen. 25
Körperlich aktiv trotz der Erkrankung Jeder Bronchitiker weiß, dass körperliche Belastung zu Atemnot führt. Daher werden alle größeren körperlichen Anstrengungen vermieden. Genau das ist aber falsch. Denn so wird ein verhängnisvoller Teufelskreis in Gang gesetzt. Die Folge der Bewegungsarmut ist nämlich ein weiterer Verlust der Leistungsfähigkeit. Dadurch kommt es bei noch geringerer Belastung zu noch mehr Atemnot. Der Betroffene wird in seinem Vermeidungsverhalten bestärkt. Es entsteht eine so genannte Abwärtsspirale. Der schleichende Verlust an körperlicher Belastbarkeit führt im Laufe vieler Jahre dazu, dass Patienten mit chronisch obstruktiver Bronchitis im Vergleich zu Gleichaltrigen körperlich weniger leistungsfähig sind. Anfangs mögen sie das noch als unwesentlichen Unterschied empfinden. Irgendwann stellen sie jedoch fest, dass sie beim Treppensteigen schwer atmen, der um einige Jahre ältere Nachbar, Freund oder Verwandte aber nicht. Es gibt jedoch Wege, diesem Dilemma zu begegnen. Individuelles körperliches Training Die Lungenfunktion kann durch körperliches Training zwar nicht verbessert werden, denn weder eine gesunde noch eine kranke Lunge ist trainierbar. Das ist aber keine schlechte Nachricht. Denn es bedeutet, dass die Energie beim Training nicht für die ohnehin eingeschränkte Lungenfunktion verwen- det werden muss. Der Zugewinn an Leistungsfähigkeit, der durch Training erzielt wird, wird durch die Stärkung der Muskulatur des Körpers und eine verbesserte Atemtechnik erreicht. Wenn der Arzt den Schweregrad der chronisch obstruktiven Bronchitis bestimmt hat, werden gemeinsam mit dem Patienten die Empfehlungen für ein individuelles körperliches Training besprochen. Körperliche Schonung ist nur bei schweren Fällen mit Sauerstoffmangel im Blut notwendig. Die Mehrheit der Patienten hat eine leichtgradige chronisch obstruktive Bron- chitis und kann sich einer Lungensportgruppe anschließen. 26
In einer Lungensportgruppe, die es auch als Schwimmgruppen gibt, wird unter Anleitung eines speziell ausgebildeten Übungsleiters und unter Betreuung eines Arztes ein individuelles Trainingsprogramm durchgeführt. Hier gewinnen Betroffene die Freude an der Bewegung zurück. Sie bauen lange verlorenes Vertrauen in sich und ihren Körper wieder auf. Sie finden Gleichgesinnte und können sich mit anderen austauschen. Patienten mit einer mittelschweren chronisch obstruktiven Bronchitis werden in einer Lungensportgruppe eher überfordert sein. Sie sollten nach einer ambulanten Rehabilitationssportgruppe suchen, von denen es bislang leider nur sehr wenige gibt. Der behandelnde Arzt und die TK können bei der Suche nach einer geeigneten Gruppe unterstützen. Ein sehr guter Einstieg in ein langfristiges körperliches Trainingsprogramm ist ein Aufent- halt in einer Rehabilitationsklinik. Erkundigen Sie sich, in welcher Klinik Wert auf körperliches Training gelegt wird. Verwechseln Sie bitte nicht den Begriff „Kur“ mit einer Rehabilitation, denn eine effektive Rehabilitation verlangt aktive Mitarbeit von Ihnen. Lungensportgruppen: Spaß und körperliches Training unter fachkompetenter Anleitung. 27
Sicheres Handeln im Notfall Einen Notfall mit plötzlich auftretender schwerer Atemnot haben schon viele erleben müssen. Zu Recht besteht Angst davor. Dabei ist gerade die chronisch obstruktive Bronchitis dadurch gekennzeichnet, dass die Atemnot nicht plötzlich auftritt, sondern eher schleichend. Betroffene werden nun sagen, bei ihnen sei das aber anders, denn sie hatten schon oft plötzliche schwere Atemnot. Aber im Grunde hat sich auch hier die Luftnot langsam über viele Tage entwickelt. Sie haben die Verschlechterung in kleinen Schritten nur nicht wahrgenommen, bis zu dem Moment, wo die Atemnot so schwer war, dass sie nicht mehr zu verdrängen war. Also gilt es, die Sinne zu schärfen, um rechtzeitig die kleinen Veränderungen zu erkennen und so einen schweren Notfall zu verhindern. Wie schon erwähnt, gibt es eine Reihe typischer Warnsymptome, die eine Verschlechterung der Stabilität der Atemwege, zum Beispiel im Rahmen eines Infektes, ankündigen. Die typischen Warnsymptome für eine drohen- de Verschlechterung sind hier nochmals zusammengestellt: • zunehmende Atemnot, auch in Ruhe; • vermehrter Husten; • Veränderung des Auswurfs: größere Menge, gelb-grüne Farbe, veränderte Zähigkeit; • Abnahme der Peak-Flow-Werte; • zunehmender Verbrauch an Notfallspray; • allgemeine Beschwerden: Verminderte Belastbarkeit, Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Gliederschmerzen, Fieber. Wenn es doch einmal zu einer schweren Atemnot kommt, müssen Sie wissen, wie Sie sicher Schritt für Schritt vorgehen und welche Medikamente Sie wann in welcher Reihenfolge und Dosierung einsetzen müssen. Nun das richtige Vorgehen im Notfall Schritt für Schritt: • Zwei Hübe eines kurzwirksamen Betamimetikums in Kombination mit einem Anticholinergikum (Notfallspray); • Fünf bis zehn Minuten warten: atemerleichternde Körperhaltung, dosierte Lippenbremse (siehe auch Seite 30), Entspannungsübungen; 28
Notfall: Ein individueller Notfallplan gibt Sicherheit. • Keine Besserung: Notfall! Vier Hübe eines kurzwirksamen Betamimetikums in Kombination mit einem Anticholinergikum, Kortison-Tabletten (zum Beispiel 100 mg Prednisolon) und eine 200 mg Theophyllin-Trinkampulle; • Zehn bis fünfzehn Minuten warten: atemerleichternde Körperhaltung (siehe auch Seite 30), dosierte Lippenbremse; • Keine Besserung: Notarzt rufen! Und hier noch einige zusätzliche Tipps: • Das richtige Vorgehen im Notfall sollten Sie mit Ihren Angehörigen durchsprechen. So weiß dann jeder, was zu tun ist. • Lassen Sie sich von Ihrem Arzt einen individuellen Notfallplan aufstellen, damit in der Aufregung nichts vergessen wird. Notieren Sie auf jeden Fall die Notfallnummern auf dem Telefon. • Notfallbox: Lassen Sie sich die Notfallmedikamente von Ihrem Arzt in einer kleinen Notfallbox zusammenstellen. 29
Die Atemtherapie Die Atemtherapie ist ein Eckpfeiler einer erfolgreichen Behandlung der chronisch obstruktiven Bronchitis. Leider kann man diese nicht durch das Lesen einer Broschüre erlernen. Lassen Sie sich die Atemtherapie von Ihrem Arzt verordnen. Die Atemtherapie ist nur dann wirklich sinnvoll, wenn sie in das tägliche Leben eingebunden ist. Dies beginnt mit den richtigen Atemtechniken, dem Einsatz der dosierten Lippenbremse oder der Kopplung von Atmung und Bewegung bei jeder Anstrengung im Alltag. Und es endet bei den atemerleichternden Körperstellungen im Notfall. Im Folgenden werden einige Grundlagen der Atemtherapie vorgestellt: Dosierte Lippenbremse Die dosierte Lippenbremse verhindert den Kollaps der Atemwege bei der Ausatmung. Dem erhöhten Druck im Brustkorb wird ein erhöhter Druck in den Atemwegen entgegengesetzt, indem gegen den Widerstand der Lippen ausgeatmet wird. Die dosierte Lippenbremse ist einfach: Sie atmen aus gegen die locker aufeinanderliegenden Lippen. Sie müssen die dosierte Lippenbremse regelmäßig trainieren, um sie bei Atemnot ohne Konzentration und Anstrengung anwenden zu können. Atemerleichternde Körperstellungen Die atemerleichternden Körperstellungen entlasten Sie vom Gewicht der Arme und des Schultergürtels, die zusammen immerhin zwischen acht und zehn Kilogramm wiegen. Außerdem kann die Atemhilfsmuskulatur besser eingesetzt werden und der Bauch hat mehr Platz, so dass mit der Zwerch- und Bauchfellatmung die unteren Lungenabschnitte besser belüftet werden können. Einige typische atemerleichternde Körperstellungen sind: • der Kutschersitz: auf die vordere Stuhlkante setzen, Handflächen beziehungsweise Ellenbogen liegen auf den Knien und die Arme sind leicht gebeugt. • die Treppengeländerstütze: den vorgebeugten Oberkörper mit gestreckten Armen auf einem Treppengeländer abstützen. • die Stuhlstütze: „verkehrtherum“ auf einen Stuhl setzen, die gebeugten Arme auf der Lehne ablegen. • die Torwartstellung: mit geradem Rücken die gestreckten Arme auf den Oberschenkeln abstützen. 30
Hustentechniken Effektives Husten ist für jeden Patienten mit einer chronisch obstruktiven Bronchitis wichtig und muss regelmäßig geübt werden, um die Mobilisation des Sekrets aus dem Bronchialsystem zu verbessern. Um von dem so genannten produktiven Husten zu profitieren, müssen Sie einige Regeln beachten: • Warten Sie, bis ausreichend Sekret vorhanden ist, das abgehustet werden muss. Dies zeigt sich oft durch ein „Rasseln“ in der Luftröhre. Dann husten Sie mit höchsten drei Stößen ab. • Üben Sie eine so genannte „Hustendisziplin“. Das heißt, vermeiden Sie, sich bei langen Hustenattacken („Hustensturm“) in einen Bronchial- kollaps hineinzuhusten. Denn hier wird der Schleim zurückgehalten und Atemnot entsteht. Noch besser lässt sich das Sekret aus der Lunge mobilisieren, wenn Sie vor der Anwendung dieser Hustentechnik den Schleim lösen, indem Sie Klopfungen oder Klatschungen am Brustkorb oder Bauch oder auch Vibrationen am Brustbein oder Brustkorb an sich selbst durchführen. 31
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