Chronische Bronchitis - Erkennen, verstehen, behandeln Dr. med. York Dhein Prof. Dr. med. Heinrich Worth

 
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Chronische Bronchitis - Erkennen, verstehen, behandeln Dr. med. York Dhein Prof. Dr. med. Heinrich Worth
Chronische
Bronchitis
      Erkennen, verstehen,
      behandeln

      Dr. med. York Dhein
      Prof. Dr. med. Heinrich Worth
Chronische Bronchitis - Erkennen, verstehen, behandeln Dr. med. York Dhein Prof. Dr. med. Heinrich Worth
Inhalt

Vorwort                                                                                                        3

Chronisch obstruktive Bronchitis – Was ist das?                                                                4

Die Ursachen der chronisch obstruktiven Bronchitis                                                             9

Selbstkontrolle der Erkrankung                                                                               13

Medikamentöse Therapie                                                                                       15

Inhalation von Medikamenten                                                                                  20

Achtung: Atemwegsinfekt!                                                                                     22

Weiterführende Therapiemaßnahmen                                                                             24

Körperlich aktiv trotz der Erkrankung                                                                        26

Sicheres Handeln im Notfall                                                                                  28

Die Atemtherapie                                                                                             30

Allgemeine Tipps für den Alltag                                                                              32

Fünf Wege zu einer erfolgreichen Behandlung                                                                  34

Wichtige Adressen                                                                                            35

Chronisch obstruktive Bronchitis – Herausgeber: Techniker Krankenkasse, Hauptverwaltung: 22291 Hamburg,
Fax 040-69 09-22 58, Internet: www.tk-online.de. Bereich Marketing und Vertrieb, Fachbereich Werbung und
Redaktion. Text: Dr. med. Y. Dhein, Prof. Dr. med. H. Worth, Klinikum Fürth. Redaktion: Roderich Vollmer-Rupprecht
(verantwortlich), Maria Schwormstedt. Gestaltung: Michael Mülling. Produktion: Jürgen Karau. Fotos: Medicalpic-
ture, Photodisc, Zefa. Litho: NELLESmedia GmbH, Hamburg. Druck: Kuncke-Druck, Ahrensburg.

© Techniker Krankenkasse. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit vorheriger
schriftlicher Genehmigung. 1. Auflage 2002                                             ISSN 0723-1717.

Autoren und Redaktion haben große Sorgfalt darauf verwendet, dass die Angaben zu Medikamenten, Dosierungen
und Nebenwirkungen dem derzeitigen Stand der Wissenschaft bei Fertigstellung der Broschüre entsprechen.
Trotzdem ist der Leser ausdrücklich aufgefordert, anhand der Beipackzettel der verwendeten Präparate in eigener
Verantwortung die Dosierungsempfehlungen und Kontraindikationen zu überprüfen.

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Vorwort
Wer erfährt, dass er an einer bestimmten Erkrankung leidet, von der er
bisher wenig wusste, verspürt zunächst Unsicherheit und Ratlosigkeit.
Unweigerlich drängen sich Fragen auf wie: Was ist das für eine Erkrankung?
Wie kann diese Erkrankung mein Leben verändern? Vor allem aber, was kann
ich tun, um sie richtig zu behandeln und ein Fortschreiten zu vermeiden?

Diese Broschüre soll Ihnen helfen, das tägliche Leben mit einer chronisch
obstruktiven Bronchitis besser zu meistern. Das beginnt zunächst bei
wesentlichen Grundlagen über die Erkrankung und endet mit vielen prak-
tischen Tipps.

Aber etwas können wir Ihnen nicht abnehmen: Sie müssen selber Initiative
ergreifen, Selbstverantwortung übernehmen und vielleicht sogar Ihren
Lebensstil ändern. Natürlich kann so eine kurze Broschüre keine ausführliche
Patientenschulung ersetzen, aber es ist ein erster Schritt.

Nun wünschen wir Ihnen viel Freude und Gewinn beim Lesen dieser
Broschüre.

                                                                            3
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Chronisch obstruktive Bronchitis
– Was ist das?
Um zu verstehen, was die Erkrankung „chronisch obstruktive Bronchitis“
überhaupt ist, sollen hier zunächst die medizinischen Fachbegriffe
erläutert werden:

• chronisch:
  Das Wort „chronisch“ bedeutet dauerhaft. Es handelt sich um
  eine dauerhafte, also lebenslange Erkrankung.

• obstruktiv:
  Der Begriff „Obstruktion“ steht für eine Einengung der Atemwege.

• Bronchitis:
  Die lateinische Bezeichnung „Bronchus“ steht für die kleinen Äste
  der Luftröhre. Die Endsilbe „-itis“ beschreibt eine Entzündung.

Zusammenfassend gesagt führt diese Erkrankung infolge einer dauerhaften
Entzündung zu einer Einengung der Atemwege.

Häufigkeit der Erkrankung

Die chronisch obstruktive Bronchitis ist keineswegs eine seltene Erkrankung.
Im Gegenteil, sie ist eine Volkskrankheit und eine Erkrankung des reiferen
Lebensalters. Aber im Vergleich zu anderen häufigen Krankheiten wie zum
Beispiel Einengung der Herzkranzgefäße (KHK), erhöhtem Blutdruck
(Hypertonie) oder der Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus), die in aller Munde
sind, wird der chronisch obstruktiven Bronchitis zurzeit noch nicht so viel
Beachtung geschenkt. Kaum einer weiß, dass die Häufigkeit der Erkrankung
bei circa fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung liegt. Dabei fällt eine deut-
liche Zunahme im höheren Lebensalter auf, denn rund ein Drittel der über
70-jährigen sind betroffen.

                                      Die chronisch obstruktive Bronchitis
                                      ist eine dauerhafte Entzündung der
                                      Bronchien, die zu einer Einengung
                                      der Atemwege führt. Sie ist eine
                                      Volkskrankheit, von der circa fünf
                                      bis zehn Prozent der Bevölkerung
                                      betroffen sind.

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Die ersten Anzeichen einer chronisch obstruktiven Bronchitis

Die ersten Anzeichen der Erkrankung entwickeln sich über mehrere Jahre,
werden kaum bemerkt und leider auch oft verharmlost und verdrängt.
Gerade beim ersten Auftreten der Symptome ist jedoch eine frühzeitige
Diagnostik und Therapie am erfolgreichsten.

Typischerweise tritt zunächst Husten am Morgen auf, zusammen mit einer
erhöhten Menge an Auswurf. Oft wird das „bisschen Husten“ nicht ernst
genommen und auch manche Ärzte neigen zur Bagatellisierung. Das erste
einschneidende Erlebnis ist häufig ein Infekt der Atemwege. Der Betroffene
bemerkt zum ersten Mal pfeifende Geräusche beim Ausatmen und verspürt
Atemnot. Er führt seine Probleme mit den Bronchien auf den „verschleppten
Infekt“ zurück.

Dies ist jedoch nicht ganz richtig,      Die typischen Krankheitszeichen und
denn die fortgeschrittenen               Symptome der chronisch obstruktiven
Veränderungen waren in der               Bronchitis:
Lunge bereits vorhanden.
Sie wurden nur durch den Infekt          • Husten, besonders morgens;
der Atemwege erst offensichtlich.        • meistens Auswurf;
                                         • Geräusche beim Ausatmen:
                                           Giemen, Pfeifen, Brummen;
                                         • Atemnot, besonders unter Belastung.

Die Luft zum Leben

Um die Veränderungen der Lunge bei der chronisch obstruktiven Bronchitis
zu verstehen, soll hier zunächst die Aufgabe und Funktion der Lunge
erläutert werden.

Unser Körper benötigt für die verschiedenen Stoffwechselvorgänge
Sauerstoff. Als Abfallprodukt entsteht Kohlendioxid. Die Hauptaufgabe der
Lunge ist der Gasaustausch: Der lebenswichtige Sauerstoff wird aus der
Luft über die Lunge in das Blut aufgenommen und im Austausch wird das
Kohlendioxid abgegeben. Wie wichtig das Atmen ist, wird an einem Beispiel
deutlich: Wir können wochenlang leben, ohne zu essen, tagelang, ohne
zu trinken, aber nur wenige Minuten, ohne zu atmen.

Am besten ist es, über die Nase einzuatmen, denn hier wird die Luft erwärmt,
angefeuchtet und gefiltert. Die Luft gelangt dann über den Rachen in die
Luftröhre, die sich in zwei Äste, die Hauptbronchien, aufteilt. Diese leiten
die Luft in den rechten und linken Lungenflügel. Sie verzweigen sich immer
weiter bis in die Lungenbläschen, in denen der Gasaustausch stattfindet.
Für den Gasaustausch ist eine große Oberfläche der Lungenbläschen
notwendig. Die Lungenbläschen liegen eng nebeneinander, ähnlich wie
bei einem feinen Schwamm. Sie haben insgesamt eine Fläche von 80 bis
120 m2. Das entspricht ungefähr der Größe eines Tennisplatzes.

                                                                          5
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Den Aufbau der Atemwege kann man
                                   Rachen         sich leicht merken, wenn man an einen
                                                  auf dem Kopf stehenden Baum denkt:
                               Kehlkopf           Bei diesem so genannten Bronchialbaum
                                                  entsprechen der Stamm der Luftröhre,
                               Luftröhre          die Äste den Bronchien und die Blätter
                                                  den Lungenbläschen.
                        Stammbronchus

                                      Die Hauptaufgabe der Lunge ist der
                                      Gasaustausch, das heißt die Aufnahme
                                      von Sauerstoff und die Abgabe von
                                      Kohlendioxid. Die Atemwege verzweigen
                                      sich über die Hauptbronchien bis zu
                                      den Bronchien und enden in den
                                      Lungenbläschen, wo der eigentliche
                                      Gasaustausch stattfindet.
Aufbau der Atemwege

           Veränderungen in der Lunge

            Betrachtet man den Querschnitt eines Bronchus, so lassen sich verschie-
            dene anatomische Strukturen erkennen. Der Bronchus ist innen von einer
            Schleimhaut ausgekleidet, die mit Flimmerhärchen besetzt ist. Die
                                                        Flimmerhärchen und der
                                                        Schleim sind wichtig für die
  Zwischen einem gesunden und einem kranken             Reinigung der Atemwege.
  Bronchus bestehen drei wesentliche Unterschiede:      Neben Bindegewebe sind
                                                        die Bronchien auch von
  1. Verkrampfung der Muskulatur der Atemwege;          Muskelschichten umgeben,
                                                        die die Weite der Atemwege
  2. Schwellung der Bronchialschleimhaut;               regulieren.

  3. Vermehrte Bildung von zähem Sekret.

                           gesunder Bronchus                        entzündeter Bronchus

                     Schleimdrüsen          weite Atemwegsöffnung                     Schleimablagerung

                                                                                          Verkrampfung
             Bronchialmuskulatur     Bronchialschleimhaut     Schleimhautschwellung      der Muskulatur
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Durch diese drei Veränderungen lassen sich auch die Beschwerden
auf Grund der chronisch obstruktiven Bronchitis erklären: Die Atemwege
verengen sich, es kommt zu Atemnot, Husten und Auswurf sowie
Geräuschen beim Ausatmen.

Die Veränderungen in der Lunge beginnen schleichend und zunächst
oft unbemerkt. Anfangs wird die Schleimhaut, die alle Atemwege innen
auskleidet, geschädigt, später wird sie dann zerstört. In der Folge kann
die Schleimhaut ihre Reinigungsfunktion der Lunge nicht mehr erfüllen.
Erstes Zeichen dieser Funktionsstörung sind zunehmender Husten und
Auswurf, besonders morgens.

Im weiteren Verlauf kommt es in den Atemwegen zu einem Entzündungs-
prozess, der nicht nur zu einer Verkrampfung der Atemwege und zu einer
Schwellung der Schleimhaut führt, sondern auch zu einem Umbau der
Lungenstruktur. Dieser Umbauprozess betrifft zum einen die Bronchien,
denn hier wird die Bronchuswand in den kleinen Atemwegen zerstört und
somit instabil. Das hat zur Folge, dass bei der Ausatmung die instabilen
Bronchien zusammenfallen und die Ausatmung zusätzlich behindert wird.

Außerdem verändert sich die Struktur der Lungenbläschen. Aus den kleinen
Bläschen werden größere Blasen, bildlich gesprochen, aus dem feinen
Schwamm des Lungengewebes wird eine grobblasige Struktur, das so
genannte Lungenemphysem. Diese Veränderungen der Lunge lassen sich
auch in verschiedenen Untersuchungen erkennen wie der Lungenfunktion,
dem Röntgenbild oder Schichtaufnahmen (CT) der Lunge.

Durch den Umbau der Lungenbläschen
beim Lungenemphysem geht auch
Oberfläche für den Gasaustausch
verloren. Das heißt, es steht jetzt nur
noch ein Bruchteil der eigentlichen
Fläche für die Abgabe von Kohlendioxid
und die Aufnahme von Sauerstoff zur
Verfügung. Der Körper erhält also nicht
mehr genug Sauerstoff, und es entsteht
Atemnot schon bei geringen körperlichen
Anstrengungen.

                              Im fortgeschrittenen Stadium
                              der chronisch obstruktiven
                              Bronchitis und des Lungen-
                              emphysems besteht Atemnot
                              schon bei geringster körper-
                              licher Anstrengung oder sogar
                              in Ruhe.

                                                                           7
Chronische Bronchitis - Erkennen, verstehen, behandeln Dr. med. York Dhein Prof. Dr. med. Heinrich Worth
Veränderungen anderer Organe

       Die chronisch obstruktive Bronchitis ist zwar eine Erkrankung der
       Atemwege, aber sie kann auch andere Organe unseres Körpers in
       Mitleidenschaft ziehen.

       Das Herz und die Lunge arbeiten eng zusammen. Das Herz pumpt das
       sauerstoffarme Blut, das aus dem Körper über die Venen zur rechten
       Herzkammer zurückfließt, in die Lunge. Dort findet in den Lungenbläschen
       der Gasaustausch statt. Das sauerstoffreiche Blut fließt nun wieder zum
       Herzen zurück und wird von der linken Herzkammer mit hohem Druck
       durch die Arterien in den Körper gepumpt.

       Wie bereits erwähnt, kann die chronisch obstruktive Bronchitis nach einem
       langen Krankheitsverlauf zu einer Zerstörung der Lungenstruktur führen.
       Es verändern sich jedoch nicht nur die kleinen Atemwege und die Lungen-
       bläschen, sondern auch die Blutgefäße in der Lunge. Dadurch steigt der
       Gefäßwiderstand in der Lunge und die rechte Herzkammer muss gegen
       einen erhöhten Druck arbeiten.

       Zunächst ist das für das Herz kein Problem. Im weiteren Verlauf kann sich
       aber durch die Überlastung eine Rechtsherzschwäche entwickeln. Man
       spricht dann vom so genannten Cor pulmonale. Wenn die rechte Herzkam-
       mer überlastet ist, „staut“ sich das Blut vor dem Herzen. Geschwollene
       Knöchel (Ödeme) können ein erstes Zeichen dieser Rechtsherzschwäche
       sein. Allerdings können Knöchelödeme auch viele andere Ursachen haben
       und bedürfen immer einer ärztlichen Abklärung.

       Mit verschiedenen Untersuchungsverfahren kann man feststellen, ob
       bereits Veränderungen des Herzens vorliegen. Das Elektrokardiogramm
       (EKG) zum Beispiel kann Hinweise auf eine Rechtsherzbelastung geben.
       Weitere Methoden sind der Ultraschall des Herzens (Herzecho) und der
       Rechtsherzkatheter. Dieser ist allerdings deutlich aufwendiger als die
       übrigen Verfahren und wird daher nur bei speziellen Fragestellungen ein-
       gesetzt.

         Außerdem kommt es bei Patienten mit chronisch obstruktiver Bronchitis
         oft zu einer Schwächung der Skelettmuskulatur, die Osteoporose tritt
                                     häufiger auf und gelegentlich werden auch
                                     depressive Verstimmungen beobachtet.
Die fortgeschrittene chronisch
obstruktive Bronchitis kann
zu einer Rechtsherzschwäche
(Cor pulmonale) führen.

       8
Die Ursachen der chronisch
obstruktiven Bronchitis
Mittlerweile sind eine Reihe von verschiedenen Auslösern der Erkrankung
identifiziert worden. Hierzu zählen:

• Zigarettenrauchen, sowohl aktiv als auch passiv (Mitrauchen);

• jahrelange Inhalation von Stäuben (zum Beispiel Kohlebergbau,
  Gießerei, Steinbrüche) oder Gasen (zum Beispiel Schwefeldioxid,
  Nitrosegase, Chlor) im Beruf oder durch Umweltverschmutzung;

• genetisch bedingte Faktoren.

Viele Menschen neigen dazu, zunächst anderen die Schuld für eine
Erkrankung zu geben. Also die Umweltverschmutzung oder der Staub am
Arbeitsplatz sind schuld. Zu leicht wird dabei von vielen vergessen, dass
sie seit Jahren starke Raucher sind beziehungsweise über viele Jahre
geraucht haben.

Denn an einer Tatsache gibt es keinen
Zweifel: Das Rauchen ist mit Abstand
die häufigste Ursache der chronisch
obstruktiven Bronchitis. Mehr als
90 Prozent aller Fälle sind auf das
Rauchen zurückzuführen.

                       Das Zigarettenrauchen ist
                       die häufigste Ursache
                       der chronisch obstruktiven
                       Bronchitis.

Aber was ist am Rauchen eigentlich so gefährlich? Das Problem ist, dass
im Zigarettenrauch mehrere tausend verschiedene Stoffe und Substanzen
enthalten sind, von denen wir bis heute noch nicht alle kennen. Nicht nur
jede einzelne Substanz ist für sich alleine schon gefährlich, sondern es
kommt auch noch zu Wechselwirkungen. In der Folge potenzieren sich die
Gefahren, und das Rauchen wird zum unkalkulierbaren Risiko.

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Andere Gefahren des Rauchens

Rauchen erhöht das Risiko für die so genannten „tabakassoziierten
Erkrankungen“. Dazu gehören nicht nur die chronisch obstruktive Bronchitis,
sondern zum Beispiel auch bösartige Tumorerkrankungen. Hier ist an
erster Stelle der Lungenkrebs zu nennen. Neun von zehn Menschen, die
an Lungenkrebs erkranken, sind oder waren Raucher. Auch der Kehlkopf-
krebs ist eine typische Krebserkrankung der Raucher, insbesondere in
Verbindung mit dem Konsum von Alkohol.

Zu den typischen Raucherkrankheiten gehören auch die Gefäßerkrankungen.
Rauchen fördert die Arteriosklerose, das heißt die Verkalkung der Gefäße.
Die Folgen dieser Gefäßveränderungen sind abhängig von dem Versor-
gungsgebiet der betroffenen Gefäße:

• Koronare Herzkrankheit (KHK) nennt man
  die „Verengung“ der Herzkranzgefäße,
  deren schwerste Folge der Herzinfarkt ist.
  Bei Rauchern tritt ein Herzinfarkt mindestens
  doppelt so häufig auf wie bei Nichtrauchern.

• Wenn die Arteriosklerose die Gefäße im
  Gehirn betrifft, spricht man von einer
  Zerebralsklerose. Diese kann im schlimmsten
  Fall zu einem Schlaganfall führen.

• Die Veränderung der Arterien, die das
  Becken und die Beine versorgen, wird als
  periphere arterielle Verschlusskrankheit
  oder auch „Schaufensterkrankheit“ bezeichnet.
  Im Anfangsstadium fällt sie meist durch
  Schmerzen beim Laufen auf.

                                 Das Rauchen schädigt nicht nur
                                 die Lunge, sondern potenziert
                                 das Risiko für Krebs- und Gefäß-
                                 erkrankungen.
      Arteriosklerose

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       gesunde Arterie        beginnende        fortgeschrittene Arteriosklerose,
                              Arteriosklerose   arteriosklerotische Fettablagerungen
                                                (Plaques) an der Gefäßinnenwand
Mit dem Rauchen aufhören – so kann es klappen

Obwohl sich fast jeder Raucher der Gefahren bewusst ist, können es die
meisten dennoch nicht lassen. Auch Versuche, mit dem Rauchen auf-
zuhören, scheitern in vielen Fällen. Aber es gibt Hilfen, die den Schritt in
die Abstinenz erleichtern.

Die beste Möglichkeit ist es, sich das Rauchen in einer Gruppe mit Gleich-
gesinnten unter psychologischer oder ärztlicher Leitung abzugewöhnen.
Die TK bietet hierfür spezielle Kurse zur Raucherentwöhnung an. Das
Kursprogramm basiert auf lerntheoretischen und verhaltenstherapeutischen
Grundlagen. Durch Verhaltensänderung sollen das Rauchen „verlernt“ und
Hilfen entwickelt werden, das Nichtrauchen durchzuhalten. Das Ziel des
Programmes ist es, den Zigarettenkonsum
schrittweise zu reduzieren. Außerdem
werden Strategien erarbeitet, um Rückfall-
situationen zu bewältigen. Bei Interesse
an einem Raucherentwöhnungskurs hilft
jede TK-Geschäftsstelle gerne weiter.

Eine andere Möglichkeit sind Nikotinersatz-
stoffe. Direkt nach dem Aufhören stehen
die körperlichen Entzugsprobleme im
Vordergrund. Um diese abzumildern, kann
man dem Körper auf verschiedene Arten
das Nikotin zuführen. Denn das Nikotin in
Reinform ist nicht so gefährlich wie der
gesamte Zigarettenrauch. Die besten
Erfahrungen liegen mit Nikotinpflastern
vor, andere Möglichkeiten sind Kaugummi
oder Nasen-Spray. Die Kosten für diese
Nikotinersatzstoffe können leider von den
gesetzlichen Krankenkassen nicht
übernommen werden.

Denken Sie daran, dass der vollständige Verzicht auf Zigaretten die
einzige Möglichkeit ist, das weitere Fortschreiten der Lungenerkrankung
zu verhindern. Die tägliche Zigarettenzahl zu verringern oder zu einer
„leichteren“ Marke zu wechseln, ist Selbstbetrug. Denn wir haben es hier
mit einer Abhängigkeit zu tun. Der Körper holt sich weiterhin durch eine
Änderung der Rauchtechnik seine gewohnte Menge Nikotin – und damit
auch die Schadstoffe. Je mehr Zigaretten geraucht werden, umso stärker
ist die Einengung der Atemwege und umso schneller schreitet die Erkran-
kung voran. Zwar bildet sich durch die Aufgabe des Rauchens die Schä-
digung der Lunge nicht zurück, aber die Beeinträchtigung der Lungenfunk-
tion verlangsamt sich auf das altersbedingte, bei Nichtrauchern übliche
Maß. Noch ein letztes Argument zur Motivation: Das Rauchen schädigt
auch Ihre Mitmenschen, und dabei besonders jene, die sich nicht wehren
können, nämlich die Kinder.

                                                                               11
Die veränderte Lungenfunktion

      Wichtig für die erfolgreiche Behandlung einer Lungenkrankheit ist die
      frühzeitige Diagnose und die Verlaufskontrolle durch eine Lungenfunktions-
      prüfung. Nur so ist der Arzt in der Lage, frühzeitig eine Einengung der
      Atemwege (Obstruktion) zu erkennen, den Schweregrad der Obstruktion
      festzustellen und eine entsprechende Therapie durchzuführen.

      Ein wichtiger Wert bei der Lungenfunktionsprüfung ist die so genannte
      Einsekundenkapazität. Sie zeigt an, wie viel Liter Luft bei maximaler
      Anstrengung in einer Sekunde ausgeatmet werden können. Hier ist Ihre
      Mitarbeit gefragt. Denn wenn ein zuverlässiger Messwert erreicht werden
      soll, müssen Sie sich bei diesem „Atemstoßtest“ maximal anstrengen.
      Denken Sie einfach daran, dass Sie einige Kerzen ganz schnell ausblasen
      müssen.

      Mit einer Lungenfunktionsprüfung kann auch festgestellt werden, ob
      atemwegserweiternde Medikamente (siehe auch Seite 16) die Einengung
      der Atemwege verbessern. In diesem Fall wird nach der Inhalation eines
      atemwegserweiternden Medikamentes eine zweite „Lungenfunktion“
      durchgeführt, auch Bronchospasmolyse-Test genannt. Hier kann der Arzt
      sehen, ob und in welchem Ausmaß das inhalierte Medikament die
      Lungenfunktion verbessert. Diese Aussage ist zum einen wichtig für die
      genaue Diagnose der Lungenerkrankung, zum anderen entscheidend für
      die Optimierung der medikamentösen Therapie.

Lungenfunktionsprüfung: Frühzeitige Diagnose,
angepasste Therapie.

Wichtig ist auf jeden Fall gute Mitarbeit.
Denn nur wenn Sie sich maximal anstrengen,
ist das Ergebnis auch verwertbar!

      Ergänzend kann auch eine Blutgasanalyse durchgeführt werden. Hier
      werden vor allem der Sauerstoff- und Kohlendioxiddruck sowie der Säure-
      Basen-Haushalt im Blut bestimmt. Diese Untersuchung ist gerade in einem
      fortgeschrittenen Stadium der chronisch obstruktiven Bronchitis wichtig, da
      die Veränderungen an der Lunge zu einem Sauerstoffmangel in Ruhe oder
      unter Belastung führen können. Für die Blutgasanalyse müssen nur einige
      Tropfen Blut, zum Beispiel aus dem Ohrläppchen, entnommen werden. Um
      festzustellen, ob der Sauerstoffdruck auch unter Belastung noch für die
      Versorgung des Körpers ausreicht, wird die Blutgasanalyse oft nach einer
      kurzen Belastung zum Beispiel mit einem Fahrradergometer durchgeführt.

      12
Selbstkontrolle der Erkrankung
Die chronisch obstruktive Bronchitis ist durch langsam zunehmende und
manchmal wechselnde Beschwerden gekennzeichnet. Um so wichtiger
ist es, rechtzeitig die „Tiefs“ zu erkennen, also die Phasen, in denen die
Stabilität der Atemwege abnimmt. So können zusammen mit dem Arzt
frühzeitig die Medikamente angepasst und so ein Notfall verhindert werden.

Symptome beobachten und „Peak flow“ messen

Jede Verschlechterung einer chronisch obstruktiven
Bronchitis, zum Beispiel im Rahmen eines Infektes,
kündigt sich durch eine Reihe von Warnsymptomen an.
Diese Warnsymptome müssen Sie kennen, um recht-
zeitig zusammen mit Ihrem Arzt reagieren zu können.

Die typischen Warnsymptome für eine drohende
Verschlechterung sind:

• zunehmende Atemnot, auch in Ruhe;

• vermehrter Husten;

• Veränderung des Auswurfs: größere Menge,                Peak-Flow-Meter
  gelb-grüne Farbe, veränderte Konsistenz;

• zunehmender Verbrauch an Notfallspray (siehe auch Seite 16);

• andere Symptome: zum Beispiel körperliche
  Abgeschlagenheit oder Fieber.

Problematisch ist, dass das Gefühl „Atemnot“ oft nicht das wirkliche,
also objektive Ausmaß der Einengung der Bronchien wiedergibt. Viele
Patienten mit einer chronisch obstruktiven Bronchitis unterschätzen die
Einengung der Atemwege, wenn sie sich nur auf ihr Empfinden verlassen,
insbesondere, wenn sie schon länger an dieser Erkrankung leiden.
Mit dem Peak-Flow-Meter, einem einfachen mechanischen Messgerät,
kann zuverlässig zu jeder Zeit und an jedem Ort die Weite der Atemwege
bestimmt werden. Der Begriff „Peak flow“ steht für Spitzenfluss. Das heißt,
das Gerät macht eine „ganz kleine Lungenfunktionsmessung“ und
bestimmt die maximale Strömungsgeschwindigkeit der Atemluft während
der Ausatmung.

Wichtig ist, dass die Messung korrekt durchgeführt wird. Lassen Sie
sich die richtige Technik von Ihrem Arzt oder Apotheker zeigen.
Auch im Rahmen einer Patientenschulung (siehe auch Seite 33) wird
die Handhabung des Peak-Flow-Meter wiederholt trainiert.

                                                                            13
Neben der korrekten Messtechnik ist die Interpretation der Messwerte
        entscheidend:

        • Niedrige oder fallende Peak-Flow-Werte:
          Die Atemwege werden enger, die Stabilität der Atemwege
          verschlechtert sich. Es muss jetzt frühzeitig mit dem Arzt Kontakt
          aufgenommen werden.

        • Stabile oder steigende Peak-Flow-Werte:
          Die Lungenfunktion ist gut. Trotzdem müssen verordnete
          Medikamente weiter eingenommen werden und dürfen keinesfalls
          selbstständig abgesetzt werden.

        Eine genauere Interpretation der Peak-Flow-Werte kann ebenfalls in einer
        ausführlichen Patientenschulung erlernt werden.

        Um einen zuverlässigen Überblick über die Stabilität der Atemwege zu
        erhalten, sind regelmäßige Peak-Flow-Kontrollen erforderlich. Es sollte
        mindestens einmal pro Tag gemessen werden und darüber hinaus immer,
                                                     wenn Atemnot auftritt. Auch
                                                     bei einem Bronchialinfekt
Achten Sie auf Warnsymptome, die eine drohende       oder bei einer Veränderung
Verschlechterung der Stabilität der Atemwege         der Medikamente sollte der
ankündigen. Das Peak-Flow-Meter ist eine „kleine     Peak flow häufiger bestimmt
Lungenfunktionsprüfung“. Damit können Sie zu         werden.
jeder Zeit und an jedem Ort die Weite Ihrer Atem-
wege bestimmen.

                             Das Patiententagebuch:
                             Die Erkrankung im Überblick

                              Für eine optimale Selbstkontrolle der Erkrankung
                              gibt es von der Deutschen Atemwegsliga (Adresse
                              am Ende der Broschüre) ein handliches Patienten-
                               tagebuch. Dieses ist zwar eigentlich für Asthmatiker
                               gedacht, aber es lässt sich genauso gut für die
                                chronisch obstruktive Bronchitis verwenden.

                               Wer hier reglmäßig Symptome und Peak-Flow-
                               Werte protokolliert, erhält bald einen sicheren
                               Überblick über die Stabilität seiner Erkrankung.
                          Das Tagebuch sollte zu jedem Arztbesuch mitge-
                          nommen werden. So kann jeweils gemeinsam mit
                          dem Arzt besprochen werden, ob zum Beispiel eine
                          Anpassung der Medikamente erforderlich ist.

        14
Medikamentöse Therapie
Unverzichtbar für die Behandlung der chronisch obstruktiven Bronchitis
ist eine medikamentöse Therapie, die an den Schweregrad der Erkrankung
angepasst ist. Die Medikamente lindern die Beschwerden und können
das Fortschreiten der Erkrankung verzögern.

Es ist wichtig, Wirkungen und Nebenwirkungen der Medikamente zu kennen,
um im Notfall zu wissen, auf welches Medikament man sich verlassen kann.
Die Medikamente, die hier vorgestellt werden, sind von der Deutschen
Atemwegsliga für die Therapie der chronisch obstruktiven Bronchitis
empfohlen worden. Im Rahmen dieser Broschüre können die verschiede-
nen Wirkstoffgruppen nur kurz angesprochen werden. Einer ausführlichen
Patientenschulung ist es vorbehalten, die Wirkungen und Nebenwirkungen
im Detail zu besprechen.

Zunächst erscheint die Vielzahl der Medikamente für den Laien verwirrend.
Im Grunde gibt es jedoch nur drei Gruppen von Wirkstoffen, denen sich
alle Medikamente für die Behandlung der chronisch obstruktiven Bronchitis
zuordnen lassen.

Hier gibt es zunächst die atemwegserweiternden Medikamente, dann die
antientzündlichen Wirkstoffe und außerdem noch die schleimlösenden
Präparate. Fragen Sie Ihren Arzt, er wird Ihnen bei der Zuordnung Ihrer
Medikamente zu diesen drei Gruppen behilflich sein.

Zu den atemwegserweiternden Wirkstoffen
(Befreier, Atemwegserweiterer) gehören:
• Betamimetika (Beta-2-Adrenergika, Beta-2-Sympathomimetika)
• Anticholinergika
• Theophyllin

Antientzündlich (Schützer, Entzündungshemmer) wirkt:
• Kortison zum Inhalieren oder als Tabletten

Schleimlösend sind die Wirkstoffe:
• Acetylcystein
• Ambroxol

                              Die Medikamente in der Therapie der chronisch
                              obstruktiven Bronchitis lindern die Beschwerden und
                              können das Fortschreiten der Erkrankung verzögern.
                              Sie wirken vorwiegend atemwegserweiternd, entzün-
                              dungshemmend oder schleimlösend.

                                                                       15
Atemwegserweiternde Wirkstoffe

Diese Medikamente erweitern die Atemwege, indem sie die Verkrampfung
der Bronchialmuskulatur lösen. In der Folge nimmt die Atemnot ab, und der
Patient bekommt besser Luft.

Betamimetika
Die Betamimetika sind mit dem körpereigenen Stresshormon Adrenalin
verwandt, das die Atemwege erweitern kann. Daher heißen sie auch
Beta-Adrenergika. Mit der Verwandtschaft zum Adrenalin erklären sich
nicht nur die Wirkungen, sondern auch die typischen Nebenwirkungen wie
Händezittern, Unruhe, Kopfschmerzen und ein beschleunigter Herzschlag.

Betamimetika gibt es als kurz und schnell wirksame Sprays beziehungs-
weise Pulver (schnell wirkende Adrenergika, Notfallspray, Öffner-Spray),
als langwirksame Sprays beziehungsweise Pulver (Zwölf-Stunden-Spray
oder -Pulver) und als so genannte Retardtabletten. Retardpräparate setzen
den Wirkstoff verzögert über einen längeren Zeitabschnitt frei.

Anticholinergika
Zu den atemwegserweiternden Stoffen gehören auch die Anticholinergika,
die eine besonders gute Wirkung bei der chronisch obstruktiven Bronchitis
haben. Die Nebenwirkungen dieser Wirkstoffgruppe sind gering.
Gelegentlich wird ein bitterer Geschmack oder Mundtrockenheit bemerkt.
Außerdem können Männer mit einer Vergrößerung der Vorsteherdrüse
(Prostata) Probleme bekommen.

Anticholinergika gibt es zum Inhalieren als Reinsubstanz oder in Kombina-
tion mit Betamimetika.

Theophyllin
Das Theophyllin ist ein Wirkstoff, der dem Coffein in Wirkung und
Nebenwirkung verwandt ist. Das Theophyllin gehört ebenfalls zu den
atemwegserweiternden Medikamenten und löst die Verkrampfung
der Bronchialmuskulatur.

Die Nebenwirkungen des Theophyllins sind so, als hätte man zuviel
Kaffee getrunken. Übelkeit, Herzrasen, Zittern, Unruhe und Schlafstörungen
können auftreten. Bei einer Überdosierung kann es zu ernsten Herzrhyth-
musstörungen und bei entsprechender Vorerkrankung zu zentralen
Krampfanfällen kommen.

Das Theophyllin wird in der Behandlung der chronisch obstruktiven
Bronchitis meist als langwirksame Retardtablette eingesetzt. Für den
Notfall stehen schnellwirksame Theophyllin-Präparate als Trinkampullen,
Tropfen oder Brausetabletten zur Verfügung.

16
Die atemwegserweiternden
      Wirkstoffgruppen Betamimetika,
      Anticholinergika und Theophyllin
      erweitern die Atemwege, indem
      sie die Verkrampfung der
      Bronchialmuskulatur lösen.

Antientzündlicher Wirkstoff Kortison

Immer wenn das Thema „Kortison“ ange-
sprochen wird, reagieren viele Menschen mit
Angst und Unsicherheit. Das ist nicht zuletzt
die Folge von falschen und unsachlichen
Informationen über dieses Medikament. Hier soll versucht werden, auf
objektive Art und Weise die Wirkungen und Nebenwirkungen des Kortisons
darzustellen.

Das Kortison ist eine körpereigene Substanz, die für uns lebenswichtig ist.
Sie hilft dem Körper in den verschiedensten Belastungssituationen, zum
Beispiel bei Infekten oder Stress. Zudem greift es in den Stoffwechsel von
Fett, Eiweiß und Zucker sowie in den Salz- und Wasserhaushalt ein.
Das körpereigene Kortison wird in der Nebenniere hergestellt, wobei die
Produktion und auch die Ausschüttung in die Blutbahn einem komplizierten
Regelkreislauf unterliegen.

Bereits seit dem Jahr 1949 wird der Wirkstoff Kortison als Medikament
eingesetzt und hat schon vielen Patienten das Leben gerettet. Nach mehr
als einem halben Jahrhundert liegen umfangreiche Erfahrungen über
Wirkungen und Nebenwirkungen vor.

In der Therapie von Lungenerkrankungen wird das Kortison als Tablette,
als Spritze und als Spray beziehungsweise Pulver zum Inhalieren eingesetzt.
Da die chronisch obstruktive Bronchitis eine Art Entzündung der kleinen
Atemwege ist, ist das Kortison mit seiner entzündungshemmenden Wirkung
vor allem für die Behandlung akuter Verschlechterungen so wichtig.
Zudem wirkt es auch schleimhautabschwellend.

In der Langzeitbehandlung der chronisch obstruktiven Bronchitis wirkt
das Kortison allerdings nicht bei allen Patienten. Man schätzt, dass der
Wirkstoff Kortison nur bei einem Fünftel der Patienten mit einer chronisch
obstruktiven Bronchitis positive Wirkungen zeigt. Es ist die Aufgabe
des Arztes, dies im Einzelfall herauszufinden. Wenn der Arzt Kortison
verschrieben hat, sollte der Patient es auf jeden Fall regelmäßig nach
Anordnung einnehmen.

                                                                             17
Bei einer längeren Kortisontherapie mit Injektionen oder Tabletten können
folgende unerwünschte Nebenwirkungen auftreten:

• Hautschäden wie zum Beispiel dünne Haut,
  Blutungsneigung nach leichten Prellungen, Akne;

• Osteoporose;

• Appetitsteigerung, Gewichtszunahme, Rundung des Gesichts;

• Auftreten oder Verschlechterung einer Zuckerkrankheit.

Diese unerwünschten Wirkungen treten bei inhalativer Anwendung von
Kortison in den üblichen Dosierungen nicht auf. Allerdings kann es hier
gelegentlich zu einer vorübergehenden Heiserkeit und einem Befall des
Mundraumes mit Candida-Pilzen kommen.

Schleimlösende Medikamente und physikalische Maßnahmen

Viele Bronchitiker haben Probleme mit dem Abhusten des zähflüssigen
Auswurfes. Es gibt Wirkstoffe, die den zähen Schleim verflüssigen oder
die Sekretproduktion fördern wie Acetylcystein und Ambroxol. Bei akuten
Atemwegsinfekten mit starker Verschleimung sind sie oft hilfreich.
Ob eine vorbeugende Therapie mit diesen Medikamenten in den Herbst-
und Wintermonaten zur Vermeidung von Infekten sinnvoll ist, muss noch
endgültig geklärt werden.

Es müssen jedoch nicht immer Medikamente sein. Es gibt auch zahlreiche
physikalische Maßnahmen, die das Abhusten des zähen Sekretes erleichtern:

• Vibrationsmassage: Der Rücken wird mit einem vibrierenden
  Massage-Gerät massiert;

• Klopfungen, Klatschungen, Abziehgriffe und Ausstreichen der
  Zwischenrippenräume als Selbsthilfetechniken am eigenen Körper;

• Hustentechniken;

• Düsenvernebler: Viele Patienten können leichter abhusten nach
  der Inhalation von Salzlösungen oder Betamimetika;

• Mechanische Hilfsmittel: Mit solchen Geräten werden Vibrationen
  erzeugt, die sich auf die Atemwege übertragen und mechanisch
  den Schleim lösen.

18
Medikamente: Tipps für den Alltag

Wirksame Medikamente sind entscheidend für die Behandlung der
chronisch obstruktiven Bronchitis. Im Folgenden finden Sie einige
Ratschläge, die Ihnen den alltäglichen Umgang mit Ihren Medikamenten
erleichtern können:

• Nicht die Übersicht verlieren!
  Machen Sie sich einen Plan für die Einnahme der Medikamente.
  In dieser Liste, die immer auf dem aktuellen Stand sein muss,
  notieren Sie Ihre Medikamente mit Menge und Tageszeit. Diese
  Übersicht, die auch Ihr Arzt zusammenstellen kann, hilft Ihnen,
  eine bessere Kontrolle über die Einnahme zu behalten.

• Was anderen hilft, kann Ihnen eventuell schaden!
  Nehmen Sie keine Medikamente anderer Leute ein. Auch wenn
  ein Medikament bei jemand anderem hilft, kann es bei Ihnen
  Schaden verursachen.

• Nicht selbstständig die Medikation verändern!
  Setzen Sie keine Medikamente ab und ändern Sie nicht die Dosis,
  ohne vorher mit Ihrem Arzt gesprochen zu haben.

• Medikament vergessen?
  Wenn Sie die Einnahme eines Medikamentes versäumt haben,
  holen Sie dies nach, sobald Sie es bemerkt haben. Die nächste
  Einnahme erfolgt zum nächsten vereinbarten Zeitpunkt.
  Nehmen Sie keine doppelte Menge, um den „Fehler“ wieder gut-
  zumachen. Besprechen Sie die Zeitabstände der einzunehmenden
  Medikamente mit Ihrem Arzt.

• Nur was korrekt gelagert ist, kann helfen!
  Bewahren Sie Ihre Medikamente an einem kühlen und trockenen
  Ort auf, um zu verhindern, dass die Wirkung verloren geht.
  Sehen Sie Ihren Medikamentenschrank von Zeit zu Zeit durch.
  Kontrollieren Sie die Verfallsdaten und bringen Sie alte Medikamente
  zu Ihrem Apotheker zurück.

                                                                         19
Inhalation von Medikamenten
Wirkstoffe zur Behandlung von Erkrankungen gelangen auf verschiedenen
Wegen in den Körper. Zum einen können Tabletten oder Saft geschluckt
werden. Dann erreicht das Medikament über den Magen-Darm-Trakt die
Blutbahn und schließlich den Wirkort. Eine andere Methode ist die Injektion
als Spritze entweder unter die Haut, in den Muskel oder direkt in die Vene.
Eine weitere, elegantere Variante ist die Inhalation des Wirkstoffes.
Die Vorteile einer Inhalation eines Medikamentes im Vergleich zu Tabletten
oder Spritze sind:

1. Der Wirkstoff gelangt direkt an den Wirkort, die Bronchien.

2. Im Vergleich zur Tablettenform genügt eine kleinere Dosis.

3. Die Nebenwirkungen sind geringer, da weniger Wirkstoff
   in den Blutkreislauf gelangt und somit weniger unerwünschte
   Wirkungen auftreten.

Korrekte Inhalationstechnik

Die Vielzahl der verschiedenen Geräte zur Inhalation von Medikamenten
ist auch für den Experten verwirrend. Aber unabhängig vom System gibt es
einige Grundprinzipien der Inhalation:

Inhalation vorbereiten:
• Langsam und entspannt ausatmen.

Inhalation auslösen und einatmen:
• Inhalation je nach Gerät auslösen.
• Je nach Gerät schnell oder langsam, immer jedoch tief einatmen.

Atem anhalten:
• Den Atem für etwa fünf bis zehn Sekunden anhalten.
  So hat das Medikament Zeit, in den Bronchien zu wirken.

Ausatmen:
• Langsam ausatmen, bevorzugt über die Nase oder
  mit „Lippenbremse“ (siehe auch Seite 30).

Nächste Inhalation:
• Weitere Inhalationen frühestens nach einer Minute durchführen.

20
Es gibt grundsätzlich zwei verschiedene Arten von Inhalationssystemen:
die Pulverinhalatoren und die Dosieraerosole. Es würde den Umfang dieser
Informationsschrift sprengen, alle Systeme detailliert erläutern zu wollen.

Zwei wichtige Dinge sollen hier dennoch erwähnt werden: Wer ein neues
Inhalationssystem von seinem Arzt verordnet bekommt, sollte darauf
bestehen, dass der Arzt, das Praxispersonal oder der Apotheker ihm die
Anwendung erklärt. Und für die Profis gilt: Auch wenn Sie denken, Sie
kennen Ihr System schon lange und machen bei der Inhalation alles richtig,
zeigen Sie es lieber nochmals Ihrem Arzt. Denn oft schleichen sich
unmerklich Fehler in der Inhalationstechnik ein. Die richtige Inhalations-
technik ist auch eine zentrales Thema jeder Patientenschulung für Atem-
wegserkrankungen.

                                     Die Vorteile der Inhalation von Medikamenten
                                     lassen sich nur nutzen, wenn man die Technik
                                     des Inhalierens fehlerfrei beherrscht.

Dosier-Aerosole gibt es in verschiedenen Anwendungsformen.

                                                                        21
Achtung: Atemwegsinfekt!
          Von einem Atemwegsinfekt spricht man, wenn Krankheitserreger in die
          Atemwege eindringen, sich dort vermehren und eine Entzündungsreaktion
          auslösen.

          Für diese Infekte sind zwei Arten von Krankheitserregern verantwortlich.
          Zum einen Viren, das sind sehr kleine, krankheitserregende Partikel.
          Und zum anderen Bakterien, die als Kleinstlebewesen Atemwegsinfekte
          hervorrufen können.

          Patienten mit chronisch obstruktiver Bronchitis sind anfälliger für Atem-
          wegsinfekte, da die Lunge vorgeschädigt ist. Oft beginnt ein Atemwegs-
          infekt zunächst mit einem viralen Infekt, anschließend folgt die bakterielle
          Besiedelung. Es kommt zunächst zu einem vermehrten weißlichen
          Auswurf, der sich später durch die Besiedelung mit Bakterien gelb-grün
          verfärbt.

          Da Atemwegsinfekte häufig zu einer dramatischen Verschlechterung der
          chronisch obstruktiven Bronchitis führen, ist es sehr wichtig, die ersten
          Anzeichen eines Infektes frühzeitig zu erkennen.

          Hier eine Zusammenstellung der typischen Anzeichen
          von Atemwegsinfekten:

          • allgemeines Krankheitsgefühl, vermehrtes Schwitzen, Fieber;

          • vermehrter Husten mit oder ohne Auswurf;

          • Änderung des Auswurfs: zum Beispiel größere Menge,
            vermehrte Zähigkeit, weiß-grauer Auswurf beim viralen Infekt und
            gelblich-grüner Auswurf beim bakteriellen Infekt;

          • Warnsymptome für eine Abnahme der Stabilität der Atemwege:
            • Abfall der Peak-Flow-Werte;
            • zunehmende Atemnot;
            • Abnahme der körperlichen Leistungsfähigkeit;
            • Zunahme des Verbrauchs an atemwegserweiternden Medikamenten.

Atemwegsinfekte: Frühzeitig erkennen, rechtzeitig behandeln.

          Behandlung von Atemwegsinfekten

          Für den Bronchialinfekt gilt: Auf keinen Fall selbst behandeln, sondern
          frühzeitig den Arzt aufsuchen, um eine dramatische Verschlechterung der
          Lungenerkrankung zu vermeiden.

          22
Der Infekt wird auf verschiedene Arten behandelt. Einmal müssen mehr
atemwegserweiternde Medikamente eingesetzt werden. Um die Atemwege
schnell zu stabilisieren, wird eine Kortison-Stoßtherapie benötigt. Auch
schleimlösende Medikamente und physikalische Maßnahmen zur Sekret-
mobilisierung wie zum Beispiel Vibrationsmassage und Hustentechniken
sind hilfreich. Bei bakteriellen Infekten werden Antibiotika eingesetzt, die
gezielt die Bakterien bekämpfen.

Vorbeugung ist besser

Wenn einige einfache Dinge beachtet werden, kann damit die Häufigkeit
und die Ausprägung von Atemwegsinfekten verringert werden.
Gut umsetzbare Maßnahmen zur Infektvorbeugung sind:

Allgemeine Maßnahmen: Zum Beispiel Meiden von Nikotin und
Alkohol, gesunde und vitaminreiche Ernährung, geregelte Lebensweise,
ausgewogene körperliche Aktivität, Waschen der Hände vor dem Essen
und nach Kontakt mit erkälteten Angehörigen.

Meiden von Ansteckungssituationen, besonders im Winter:
Zum Beispiel von öffentlichen Verkehrsmitteln, erkrankten Angehörigen
oder Freunden.

Hygienemaßnahmen: Alle medizinischen Geräte, die eingesetzt werden
wie zum Beispiel Zuleitungen für Langzeit-Sauerstofftherapie, Düsenver-
nebler und Peak-Flow-Meter müssen in einem einwandfreien hygienischen
Zustand sein. Die Anweisungen zur Reinigung sollten daher sorgfältig
beachtet werden.

Grippe-Schutzimpfung: Menschen mit chronischen Atemwegserkran-
kungen sollten sich gegen Grippe impfen lassen. Da sich die Grippeviren
jährlich verändern, muss die Grippeschutzimpfung jedes Jahr aufgefrischt
werden. Die klassische Grippe darf nicht mit einer einfachen Erkältung
verwechselt werden. Die Grippe ist eine schwerwiegende Erkrankung, die
als Epidemie alle paar Jahre bei abwehrschwachen Menschen sogar Todes-
opfer fordern kann. Die Grippeschutzimpfung schützt vor dieser schweren
Erkrankung, nicht jedoch vor einfachen Erkältungen.

Pneumokokken-Schutzimpfung: Pneumokokken sind Bakterien, die
häufig Auslöser von Lungenentzündungen sind. Auch hier profitieren unter
anderem Menschen mit chronischen Atemwegserkrankungen von einer
Impfung. Die Impfung senkt zwar nicht die Häufigkeit der Infektionen, aber
der Schweregrad der Infektion, die Komplikationen und Folgeerkrankungen
werden verringert. Diese Impfung sollte nach sechs Jahren aufgefrischt
werden.

Schleimlösende Medikamente: Ob diese Medikamente bei regelmäßiger
Einnahme in den Wintermonaten vor Infekten schützen können, ist noch
nicht endgültig geklärt.

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Weiterführende
Therapiemaßnahmen
Bei schweren Formen der chronisch obstruktiven Bronchitis mit Lungen-
emphysem sind die Veränderungen der Atemwege so weit fortgeschritten,
dass die Lunge ihre Hauptaufgabe, den Gasaustausch, nicht mehr aus-
reichend erfüllen kann. In der Folge kommt es zu einem Sauerstoffmangel
im Blut, der sich zunächst nur unter Belastung, später auch in Ruhe zeigt.

Langzeit-Sauerstofftherapie

Der Betroffene ist dann auf eine dauernde Sauerstoffzufuhr mit einer
Langzeit-Sauerstofftherapie angewiesen. Dieses Therapieverfahren bewirkt
aber nur dann Erleichterung im Alltag, wenn die Sauerstoffzufuhr konse-
quent über mindestens 15 Stunden pro Tag durchgeführt wird.
Die Sauerstoffzufuhr erfolgt meistens über eine Nasenbrille, in der Regel
genügt eine Flussrate von ein bis zwei Liter Sauerstoff pro Minute.

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Für dieses bewährte und leicht anzuwendende Therapieverfahren stehen
mehrere Systeme zur Verfügung. Ihren Bedürfnissen entsprechend wird
jeweils das geeignete System verordnet:

• Sauerstoff-Konzentrator:
  Der Sauerstoff wird aus der Luft gefiltert und angereichert.

• Flüssig-Sauerstoff:
  Der Sauerstoff wird in flüssiger Form in einem gekühlten Tank gelagert
  und bedarfsweise in einen kleinen tragbaren Behälter abgefüllt.

• Sauerstoff-Gasflaschen:
  Der Sauerstoff wird unter Druck in kleine Gasflaschen abgefüllt.

Intermittierende Selbstbeatmung

Bei sehr weit fortgeschrittenen Formen der Erkrankung kann es zu einer
Überforderung der Atemmuskulatur kommen. Durch diese Überlastung
der „Atempumpe“ kommt es zu einer verminderten Belüftung der Lunge.
Dadurch steigt das Kohlendioxid im Blut an und der Sauerstoff fällt ab.

Erschöpfte Muskeln benötigen Erholung. Mit der intermittierenden
Selbstbeatmung wird die Atemmuskulatur zeitweilig ruhiggestellt, und die
Energiereserven können sich wieder auffüllen. Zum Beispiel übernimmt
dann eine Beatmungsmaschine in der Nacht die Atemarbeit und die eigene
Atemmuskulatur ist morgens wieder fit für den Tag.

„Intermittierend“ ist der lateinische Begriff für zeitweilig, zum Beispiel nur
eine nächtliche Beatmung. „Selbstbeatmung“ heißt, dass eine Maschine
die Atmung über eine Nasenmaske unterstützt und der Atemmuskulatur
Gelegenheit zur Erholung gibt.

Das hört sich zunächst erschreckend an, ist aber ein langjährig bewährtes
Therapieverfahren. Die ärztliche und psychologische Betreuung und
Schulung dieser Patienten sollten nur besondere Zentren für Lungenerkran-
kungen übernehmen, die über ausreichende Erfahrungen verfügen.

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Körperlich aktiv
trotz der Erkrankung
Jeder Bronchitiker weiß, dass körperliche Belastung zu Atemnot führt.
Daher werden alle größeren körperlichen Anstrengungen vermieden. Genau
das ist aber falsch. Denn so wird ein verhängnisvoller Teufelskreis in Gang
gesetzt. Die Folge der Bewegungsarmut ist nämlich ein weiterer Verlust der
Leistungsfähigkeit. Dadurch kommt es bei noch geringerer Belastung zu
noch mehr Atemnot. Der Betroffene wird in seinem Vermeidungsverhalten
bestärkt. Es entsteht eine so genannte Abwärtsspirale.

Der schleichende Verlust an körperlicher Belastbarkeit führt im Laufe vieler
Jahre dazu, dass Patienten mit chronisch obstruktiver Bronchitis im Vergleich
zu Gleichaltrigen körperlich weniger leistungsfähig sind. Anfangs mögen
sie das noch als unwesentlichen Unterschied empfinden. Irgendwann
stellen sie jedoch fest, dass sie beim Treppensteigen schwer atmen, der
um einige Jahre ältere Nachbar, Freund oder Verwandte aber nicht. Es gibt
jedoch Wege, diesem Dilemma zu begegnen.

Individuelles körperliches Training

Die Lungenfunktion kann durch körperliches Training zwar nicht verbessert
werden, denn weder eine gesunde noch eine kranke Lunge ist trainierbar.
Das ist aber keine schlechte Nachricht. Denn es bedeutet, dass die Energie
beim Training nicht für die ohnehin eingeschränkte Lungenfunktion verwen-
det werden muss. Der Zugewinn an Leistungsfähigkeit, der durch Training
erzielt wird, wird durch die Stärkung der Muskulatur des Körpers und eine
verbesserte Atemtechnik erreicht.

Wenn der Arzt den Schweregrad der chronisch obstruktiven Bronchitis
bestimmt hat, werden gemeinsam mit dem Patienten die Empfehlungen für
ein individuelles körperliches Training besprochen. Körperliche Schonung
ist nur bei schweren Fällen mit Sauerstoffmangel im Blut notwendig. Die
Mehrheit der Patienten hat eine leichtgradige chronisch obstruktive Bron-
chitis und kann sich einer Lungensportgruppe anschließen.

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In einer Lungensportgruppe, die es auch als Schwimmgruppen gibt,
wird unter Anleitung eines speziell ausgebildeten Übungsleiters und unter
Betreuung eines Arztes ein individuelles Trainingsprogramm durchgeführt.
Hier gewinnen Betroffene die Freude an der Bewegung zurück.
Sie bauen lange verlorenes Vertrauen in sich und ihren Körper wieder auf.
Sie finden Gleichgesinnte und können sich mit anderen austauschen.

Patienten mit einer mittelschweren chronisch obstruktiven Bronchitis werden
in einer Lungensportgruppe eher überfordert sein. Sie sollten nach einer
ambulanten Rehabilitationssportgruppe suchen, von denen es bislang
leider nur sehr wenige gibt. Der behandelnde Arzt und die TK können bei
der Suche nach einer geeigneten Gruppe unterstützen. Ein sehr guter
Einstieg in ein langfristiges körperliches Trainingsprogramm ist ein Aufent-
halt in einer Rehabilitationsklinik. Erkundigen Sie sich, in welcher Klinik
Wert auf körperliches Training gelegt wird. Verwechseln Sie bitte nicht den
Begriff „Kur“ mit einer Rehabilitation, denn eine effektive Rehabilitation
verlangt aktive Mitarbeit von Ihnen.

                                     Lungensportgruppen: Spaß und körperliches
                                     Training unter fachkompetenter Anleitung.

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Sicheres Handeln im Notfall
Einen Notfall mit plötzlich auftretender schwerer Atemnot haben schon
viele erleben müssen. Zu Recht besteht Angst davor. Dabei ist gerade
die chronisch obstruktive Bronchitis dadurch gekennzeichnet, dass die
Atemnot nicht plötzlich auftritt, sondern eher schleichend. Betroffene
werden nun sagen, bei ihnen sei das aber anders, denn sie hatten schon
oft plötzliche schwere Atemnot. Aber im Grunde hat sich auch hier die
Luftnot langsam über viele Tage entwickelt. Sie haben die Verschlechterung
in kleinen Schritten nur nicht wahrgenommen, bis zu dem Moment, wo
die Atemnot so schwer war, dass sie nicht mehr zu verdrängen war. Also
gilt es, die Sinne zu schärfen, um rechtzeitig die kleinen Veränderungen
zu erkennen und so einen schweren Notfall zu verhindern.

Wie schon erwähnt, gibt es eine Reihe typischer Warnsymptome, die eine
Verschlechterung der Stabilität der Atemwege, zum Beispiel im Rahmen
eines Infektes, ankündigen. Die typischen Warnsymptome für eine drohen-
de Verschlechterung sind hier nochmals zusammengestellt:

• zunehmende Atemnot, auch in Ruhe;

• vermehrter Husten;

• Veränderung des Auswurfs: größere Menge,
  gelb-grüne Farbe, veränderte Zähigkeit;

• Abnahme der Peak-Flow-Werte;

• zunehmender Verbrauch an Notfallspray;

• allgemeine Beschwerden: Verminderte Belastbarkeit,
  Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Gliederschmerzen, Fieber.

Wenn es doch einmal zu einer schweren Atemnot kommt, müssen Sie
wissen, wie Sie sicher Schritt für Schritt vorgehen und welche Medikamente
Sie wann in welcher Reihenfolge und Dosierung einsetzen müssen.

Nun das richtige Vorgehen im Notfall Schritt für Schritt:

• Zwei Hübe eines kurzwirksamen Betamimetikums in Kombination mit
  einem Anticholinergikum (Notfallspray);

• Fünf bis zehn Minuten warten: atemerleichternde Körperhaltung,
  dosierte Lippenbremse (siehe auch Seite 30), Entspannungsübungen;

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Notfall: Ein individueller
          Notfallplan gibt Sicherheit.

• Keine Besserung: Notfall!
  Vier Hübe eines kurzwirksamen Betamimetikums in Kombination mit
  einem Anticholinergikum, Kortison-Tabletten (zum Beispiel 100 mg
  Prednisolon) und eine 200 mg Theophyllin-Trinkampulle;

• Zehn bis fünfzehn Minuten warten: atemerleichternde Körperhaltung
  (siehe auch Seite 30), dosierte Lippenbremse;

• Keine Besserung: Notarzt rufen!

Und hier noch einige zusätzliche Tipps:

• Das richtige Vorgehen im Notfall sollten Sie mit Ihren Angehörigen
  durchsprechen. So weiß dann jeder, was zu tun ist.

• Lassen Sie sich von Ihrem Arzt einen individuellen Notfallplan
  aufstellen, damit in der Aufregung nichts vergessen wird.
  Notieren Sie auf jeden Fall die Notfallnummern auf dem Telefon.

• Notfallbox: Lassen Sie sich die Notfallmedikamente von Ihrem Arzt
  in einer kleinen Notfallbox zusammenstellen.

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Die Atemtherapie
Die Atemtherapie ist ein Eckpfeiler einer erfolgreichen Behandlung der
chronisch obstruktiven Bronchitis. Leider kann man diese nicht durch das
Lesen einer Broschüre erlernen. Lassen Sie sich die Atemtherapie von
Ihrem Arzt verordnen.

Die Atemtherapie ist nur dann wirklich sinnvoll, wenn sie in das tägliche
Leben eingebunden ist. Dies beginnt mit den richtigen Atemtechniken,
dem Einsatz der dosierten Lippenbremse oder der Kopplung von Atmung
und Bewegung bei jeder Anstrengung im Alltag. Und es endet bei den
atemerleichternden Körperstellungen im Notfall.

Im Folgenden werden einige Grundlagen der Atemtherapie vorgestellt:

Dosierte Lippenbremse

Die dosierte Lippenbremse verhindert den Kollaps der Atemwege bei
der Ausatmung. Dem erhöhten Druck im Brustkorb wird ein erhöhter Druck
in den Atemwegen entgegengesetzt, indem gegen den Widerstand der
Lippen ausgeatmet wird. Die dosierte Lippenbremse ist einfach: Sie atmen
aus gegen die locker aufeinanderliegenden Lippen. Sie müssen die dosierte
Lippenbremse regelmäßig trainieren, um sie bei Atemnot ohne Konzentration
und Anstrengung anwenden zu können.

Atemerleichternde Körperstellungen

Die atemerleichternden Körperstellungen entlasten Sie vom Gewicht der
Arme und des Schultergürtels, die zusammen immerhin zwischen acht und
zehn Kilogramm wiegen. Außerdem kann die Atemhilfsmuskulatur besser
eingesetzt werden und der Bauch hat mehr Platz, so dass mit der Zwerch-
und Bauchfellatmung die unteren Lungenabschnitte besser belüftet werden
können. Einige typische atemerleichternde Körperstellungen sind:

• der Kutschersitz: auf die vordere Stuhlkante setzen,
  Handflächen beziehungsweise Ellenbogen liegen
  auf den Knien und die Arme sind leicht gebeugt.

• die Treppengeländerstütze: den vorgebeugten Oberkörper
  mit gestreckten Armen auf einem Treppengeländer abstützen.

• die Stuhlstütze: „verkehrtherum“ auf einen Stuhl setzen,
  die gebeugten Arme auf der Lehne ablegen.

• die Torwartstellung: mit geradem Rücken die gestreckten
  Arme auf den Oberschenkeln abstützen.

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Hustentechniken

Effektives Husten ist für jeden Patienten mit einer chronisch obstruktiven
Bronchitis wichtig und muss regelmäßig geübt werden, um die Mobilisation
des Sekrets aus dem Bronchialsystem zu verbessern. Um von dem so
genannten produktiven Husten zu profitieren, müssen Sie einige Regeln
beachten:

• Warten Sie, bis ausreichend Sekret vorhanden ist, das abgehustet
  werden muss. Dies zeigt sich oft durch ein „Rasseln“ in der Luftröhre.
  Dann husten Sie mit höchsten drei Stößen ab.

• Üben Sie eine so genannte „Hustendisziplin“. Das heißt, vermeiden
  Sie, sich bei langen Hustenattacken („Hustensturm“) in einen Bronchial-
  kollaps hineinzuhusten. Denn hier wird der Schleim zurückgehalten
  und Atemnot entsteht. Noch besser lässt sich das Sekret aus der Lunge
  mobilisieren, wenn Sie vor der Anwendung dieser Hustentechnik den
  Schleim lösen, indem Sie Klopfungen oder Klatschungen am Brustkorb
  oder Bauch oder auch Vibrationen am Brustbein oder Brustkorb an
  sich selbst durchführen.

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