CHRONISCHE PERIPHERE NEUROPATHISCHE SCHMERZEN: Diagnose und Therapie in der Praxis - Assoc. Prof. Dr. Eva Katharina Masel
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Schmerz NACHRICHTEN Nr. 1c| 2020 • ISSN 2076-7625 ZEITSCHRIFT DER ÖSTERREICHISCHEN SCHMERZGESELLSCHAFT CHRONISCHE PERIPHERE NEUROPATHISCHE SCHMERZEN: Diagnose und Therapie in der Praxis Die Diagnostik und Therapie peripherer neuropathischer Schmerzen kann im Behandlungsalltag in vielen Fällen eine Herausforderung darstellen. Nicht immer werden sie rechtzeitig erkannt und somit auch nicht in einem frühen Stadium therapiert. Bei spätem Therapiebeginn oder nicht-adäquater Behandlung beein- trächtigen chronische neuropathische Schmerzen jedoch die Lebensqualität der Betroffenen massiv. Um das diagnostische und therapeutische Management peripherer neuropathischer Schmerzen, insbesondere auch in der niedergelassenen Praxis, optimal zu unterstützen, wurden von einer interdisziplinären Gruppe von Expertinnen und Experten die vorliegenden Empfehlungen für die Behandlungspraxis entwickelt.
Teilnehmerinnen und Teilnehmer: OÄ Dr. Prim. Priv.-Doz. Dr. GABRIELE GRAGGOBER NENAD MITROVIC Klinische Abteilung für Anästhesie Leiter der Abteilung für und Intensivmedizin, Universitäts- Neurologie, Salzkammergut- klinikum St. Pölten Klinikum, Vöcklabruck Prim. Univ.-Prof. Dr. OÄ Dr. SYLVIA REICHL BURKHARD GUSTORFF Klinik für Anästhesiologie, Vorstand der Abteilung für Perioperative und Allgemeine Anästhesie, Intensiv- und Intensivmedizin, Universitäts- Schmerzmedizin, Wilhelminen- krankenhaus Salzburg und spital der Stadt Wien Paracelsus Medizinische Privatuniversität Ao. Univ.-Prof. DDr. Univ.-Prof. Dr. HANS-GEORG KRESS SABINE SATOR-KATZENSCHLAGER Vorstand der Klinischen Stellvertretende Leiterin der Abteilung für Spezielle Anästhesie Klinischen Abteilung für Spezielle und Schmerztherapie, Medizinische Anästhesie und Schmerzmedizin an der Universität Wien/AKH Wien Universitätsklinik für Anästhesie, All- gemeine Intensivmedizin und Schmerz- therapie der MedUni Wien/AKH Wien Prim. Univ.-Prof. Dr. OÄ Dr. RUDOLF LIKAR, MSc WALTRAUD STROMER, Vorstand der Abteilung für Abteilung für Anästhesiologie Anästhesiologie und Intensivmedizin, und Intensivmedizin, Klinikum Klagenfurt am Wörther- Landesklinikum Horn see und LKH Wolfsberg, Lehrstuhl für Palliativmedizin an der Sigmund Freud Privatuniversität Ao. Univ.-Prof. Dr. Prim. Priv.-Doz. Dr. WOLFGANG LÖSCHER RAFFI TOPAKIAN Neuromuskuläre Ambulanz, Leiter der Abteilung für Neurologie, Universitätsklinik für Neurologie, Klinikum Wels-Grieskirchen Medizinische Universität Innsbruck Assoc.-Prof. OÄ PD Dr. EVA KATHARINA MASEL, MSc Universitätsklinik für Innere Medizin I, Klinische Abteilung für Palliativmedizin, Medizinische Universität Wien/AKH Wien
D Tabelle 1: ÄTIOLOGISCH/ANATOMISCH-BASIERTE KLASSIFIKATION ie Prävalenz neuropathischer Schmerzen variiert je nach Studie NEUROPATHISCHER SCHMERZEN (modifiziert nach Schlereth T. et al. 2019)9 und Schmerzursache. So sind laut eines systematischen Reviews von van PERIPHERE LOKALE ODER MULTIFOKALE SCHMERZHAFTE NEUROPATHIEN Hecke et al. in Europa geschätzt sieben u Post-Zoster-Neuralgie bis zehn Prozent der Bevölkerung von neuropathischen Schmerzen betroffen 1. u Post-Mastektomie-Schmerz, Post-Thorakotomie-Schmerz, Narbenschmerz In einer britischen Studie betrug die Prä- u Phantomschmerz, Stumpfschmerz, Schmerzen nach Nervenverletzung valenz neuropathischer Schmerzen acht u Radikulopathien, Postdiskektomie-Syndrom, Ischialgie Prozent 2. Bei den häufigsten Ursachen neuropathischer Schmerzen liegt die Prä- u Engpasssyndrome valenz jedoch deutlich höher, beispiels- u Diabetische Mononeuropathie weise wies ein systematisches Review zur schmerzhaften diabetischen peripheren u Ischämische Neuropathie Neuropathie eine europäische Prävalenz u Neuralgische Schulteramyotrophie, Plexusläsion nach Bestrahlung zwischen sechs und 34 Prozent3, bei der Post-Zoster-Neuralgie von 6,5 Prozent u Plexusinfiltration durch Tumor einen Monat nach Auftreten des Haut- u Sonderstellung: komplexes regionales Schmerzsyndrom ausschlages nach 4. In der einzigen für PERIPHERE GENERALISIERTE SCHMERZHAFTE NEUROPATHIEN Österreich verfügbaren Studie zur Präva- lenz neuropathischer Schmerzen beträgt u Metabolisch/ernährungsbedingt – Diabetes mellitus, Hypothyreose, diese auf Basis von 7.707 Patienten 3,3 Vitaminmangel Prozent5. Risikofaktoren für die Entwick- u Medikamente – antiretrovirale Substanzen, Chemotherapeutika, Disulfiram, lung neuropathischer Schmerzen sind Antibiotika, Thalidomid, Gold neben den ursächlichen Läsionen oder einer Dysfunktion des Nervensystems das u Toxine – Alkohol, Acrylamid, Arsen, Clioquinol, Dinitrophenol, Ethylenoxid, Alter2, 4, 5, 6, weibliches Geschlecht2, 6 oder Pentachlorphenol, Thallium die Schmerzdauer2, 6. Die interdisziplinäre u Malignome – paraneoplastisch (insbesondere Bronchialkarzinom), Gruppe von Expertinnen und Experten multiples Myelom konstatierte das Fehlen aktueller Prä- valenzdaten zu chronischen neuropathi- u Infektiös oder postinfektiös, autoimmunologisch – akute inflammatorische schen Schmerzen und regt entsprechen- Polyradikuloneuropathie, chronische inflammatorische demyelinisierende de Erhebungen an. Polyneuritis, vaskulitische Neuropathie, HIV-Neuropathie ZENTRALE URSACHEN NEUROPATHISCHER SCHMERZEN Behandelt werden neuropathische Schmerzen von Spezialistinnen und Spe- u Vaskuläre Läsionen zialisten unterschiedlichster Fachrichtun- u Entzündliche Erkrankungen wie Multiple Sklerose, Abszesse, Myelitis gen, je nach zugrundeliegender Ursache: zum Beispiel von Fachärztinnen und -ärz- u Traumata (z. B. Rückenmarksverletzungen, SHT) ten für Anästhesie und Intensivmedizin, u Tumoren Innere Medizin, Physikalische Medizin u Syringomyelie/Syringobulbie oder Neurologie sowie von Schmerzthe- rapeutinnen und -therapeuten, Onkolo- ginnen und Onkologen sowie Palliativme- dizinerinnen und -medizinern, angesichts der Häufigkeit aber auch von Allgemein- le Schmerzen, in periphere generalisierte Hilfreich zur Diagnosestellung von peri- medizinerinnen und -medizinern. Valide oder diffuse Schmerzen oder Schmerzen pheren neuropathischen Schmerzen sind Daten über Patientenströme fehlen in mit zentralen Ursachen (siehe Tab. 1)8. validierte einfache Tests wie der pain- Österreich allerdings ebenso wie Präva- DETECT®-Fragebogen10, der DN4-Frage- lenzdaten. DIAGNOSE bogen11 oder der General Pain Screener NEUROPATHISCHER SCHMERZEN (GPS)12 (siehe Abb. 1 und Abb. 2). DEFINITION Leitsymptome neuropathischer Schmer- NEUROPATHISCHER SCHMERZEN zen sind sensorische Defizite in unter- Bei positiven Hinweisen in der Anamnese Neuropathische Schmerzen werden, so schiedlichen nervalen Funktionen und (Fragebögen und Hinweise auf relevante auch die aktuelle Definition der Interna- zusätzliche, gleichzeitig oder alternierend Nervenläsionen oder Nervenerkrankung, tional Association for the Study of Pain auftretende „positive“ bzw. „negative plausible neuroanatomische Schmerzaus- (IASP), durch eine Läsion oder Dysfunk- sensorische Symptome“ (siehe Tab. 2)8,"9, breitung) kann die Arbeitshypothese neu- tion des peripheren und/oder zentralen wobei Positivsymptome meist gut be- ropathischer Schmerz aufgestellt werden. Nervensystems verursacht 7. Eingeteilt handelbar sind, Negativsymptome sich Finden sich auch bei der körperlichen Un- werden neuropathische Schmerzen in der hingegen wenig oder gar nicht zufrieden- tersuchung positive und negative senso- Regel in periphere lokale oder multifoka- stellend beeinflussen lassen. rische Symptome (siehe Tab. 2) und/oder SCHMERZ NACHRICHTEN Nr. 1c | Februar 2020 3
Tabelle 2: DEFINITION UND UNTERSUCHUNG NEGATIVER UND POSITIVER SENSORISCHER SYMPTOME BEI NEUROPATHISCHEN SCHMERZEN8 SYMPTOM DEFINITION/UNTERSUCHUNG (BEDSIDE-TEST) NEGATIVSYMPTOME Hypästhesie Reduzierte Empfindung nicht schmerzhafter Reize (z."B. Pinsel oder Watteträger) Hypalgesie Reduzierte Empfindung schmerzhafter Reize (z."B. Pinprick, Zahnstocher) Pallhypästhesie Reduzierte Empfindung eines Vibrationsreizes (z."B. Stimmgabel auf Knochen) Termhypästhesie Reduzierte Empfindung eines Wärme- oder Kältereizes (z."B. warmer oder kalter Gegenstand) POSITIVSYMPTOME (SPONTAN ODER EVOZIERT) Parästhesie Missempfindung (z. B. Ameisenlaufen, Stromgefühl) Dysthesie Unangenehme Missempfindung Spontanschmerz Nicht durch einen Stimulus erzeugt, meist brennend oder elektrisierend Allodynie Schmerz als Reaktion auf einen üblicherweise nicht schmerzhaften Reiz (z. B. Pinsel oder Watteträger) Hyperalgesie Überschießende Reaktion auf leichten Schmerzreiz (z."B. Pinprick oder scharfer Zahnstocher, Kälte- oder Wärmereiz) Pinprick = Nadelstich weitere Anhaltspunkte für das Vorliegen Für einen Überblick zu Medikamenten langfristigen reversiblen Defunktionalisie- einer neuropathischen Schmerzkompo- und Dosierungen bei neuropathischen rung nozizeptiver Afferenzen in der Haut nente durch Bestätigung der Läsionen Schmerzen siehe Tabelle 3. führt16. Das Indikationsspektrum für das oder Erkrankung, ist der neuropathische Capsaicin-Pflaster (179 mg) umfasst alle Schmerz wahrscheinlich oder gesichert In der Folge werden, unter Bezugnahme peripheren neuropathischen Schmerz- (Abb. 3)13. Damit kann eine adäquate The- auf aktuelle Leitlinien, die Therapieemp- ätiologien bei Erwachsenen.15 rapie eingeleitet werden. fehlungen der Expertengruppe zusam- mengefasst. Laut aktueller DGN-Leitlinie für Diagnostik Bei unklarer Diagnose kann eine initia- und Therapie in der Neurologie kann das le Therapie eingeleitet werden, zugleich Topische Therapieoptionen Capsaicin-Pflaster (179 mg) zur Thera- sollte aber, genauso wie bei Nichtan- Zur topischen Behandlung von periphe- pie neuropathischer Schmerzen jeglicher sprechen auf die induzierte Therapie, ren neuropathischen Schmerzen sind ku- Ursache empfohlen werden. Es sollte als eine Überweisung zu Spezialistinnen bzw. tane Pflaster mit dem Wirkstoff Lidocain Mittel der zweiten Wahl verwendet wer- Spezialisten erfolgen (siehe Abb. 4), wo 700 mg (5 %) und Capsaicin 179 mg (8 %) den, der Effekt sei bei guter Verträglich- gegebenenfalls weitere Untersuchungen zugelassen. keit vergleichbar mit etablierten oralen durchgeführt werden können: Medikamenten. Bei lokalisierten neuropa- u Quantitative sensorische Testung Lidocain unterbindet über eine Blockade thischen Schmerzen ist auch der primäre (QST) der spannungsabhängigen Natriumkanä- Einsatz zu erwägen, so die DGN-Leitlinie9. u Hautbiopsie (Standarduntersuchung le die Entstehung von ektopen Aktions- bei einer unklaren Small-Fiber-Erkran- potenzialen über eine Blockade der Na- Auch die Expertengruppe unterstreicht, kung) triumkanäle16,"17. Das Lidocainpflaster ist dass bei lokalisierten neuropathischen u Nervenleitgeschwindigkeit (NLG) zur Linderung der Symptome neuropathi- Schmerzen der primäre Einsatz der topi- u Konfokale korneale Mikroskopie (wird scher Schmerzen nach einer Herpes-Zos- schen Therapieoptionen vorteilhaft sein in wenigen spezialisierten Zentren an- ter-Infektion bei Erwachsenen zur Mono- kann. Aufgrund des geringen Risikos für geboten) oder Kombinationstherapie zugelassen14. systemische und zentrale Nebenwirkun- Die aktuelle DGN-Leitlinie vom Mai 20199 gen und Medikamentenwechselwirkungen DIE THERAPIE empfiehlt es grundsätzlich als Zweitlinien- sollte der primäre Einsatz vor allem bei NEUROPATHISCHER SCHMERZEN therapie bei lokalisierten neuropathischen älteren Patientinnen und Patienten, multi- Die Palette an Arzneimitteln, die für die Schmerzen, bei Post-Zoster-Neuralgie sei morbiden Personen und Menschen unter Behandlung neuropathischer Schmerzen der primäre Einsatz zu erwägen. Polymedikation oder mit eingeschränkter verfügbar sind, hat sich in den vergange- Organfunktion erfolgen, wie die Experten- nen Jahren erweitert. Es kommen topi- Capsaicin ist ein selektiver Agonist des gruppe betonte. Auch die Präferenz der sche und systemische Medikamente zum TRPV1-Rezeptors (Transienter Rezep- Patientinnen und Patienten, die Complian- Einsatz, wobei auch eine Kombination tor-Potential-Kationenkanal der Unter- ce sowie die Dringlichkeit einer wirksamen von Substanzen aus beiden Anwendungs- familie V Subtyp 1), der nach Applikation therapeutischen Intervention sollten in die formen in Betracht kommt. eines Hochdosis-Pflasters (8 %) zu einer Entscheidung für einen möglichen primä- 4 SCHMERZ NACHRICHTEN Nr. 1c | Februar 2020
Tabelle 3: MEDIKAMENTE UND DOSIERUNGEN BEI NEUROPATHISCHEN SCHMERZEN. Die Tabelle bildet nur eine Auswahl an Substanzen ab. Für eine vollständige Auflistung der Nebenwirkungen und Kontraindikationen, s. jeweilige Fach- information (Stand 2019). Bitte den jeweiligen Zulassungsstatus der Medikamente beachten. ARZNEISTOFF STARTDOSIS AUFDOSIERUNG BESONDERHEITEN UND ZIELDOSIS (ZD) WICHTIGE NEBENWIRKUNGEN Maximaldosis pro Tag (d) (Max) ANTIKONVULSIVA Gabapentina 3 x 100 mg bzw. Täglich um 300 mg steigern bis 1.200 mg/d, Müdigkeit, Schwindel, Gangunsicherheit, periphere (Kalziumkanal, 1 x 300 (Beginn dann falls erforderlich wöchentlich um Ödeme, kaum Interaktionen, Dosis an Nierenfunktion α2δ) mit abendlicher 600 mg steigern. ZD: 1.200–3.600 mg/d, anpassen, verzögerter Wirkbeginn Dosis) 3(–4) Dosen. Max: 3.600 mg/d Pregabalinb 2 x 50–75 mg Nach 3–7 Tagen Steigerung um 50–75 mg Müdigkeit, Schwindel, Gangunsicherheit, periphere (Kalziumkanal, (Beginn mit auf 150 mg/d, dann falls erforderlich Ödeme, Gewichtszunahme, wirkt anxiolytisch, kaum α2δ) abendlicher wöchentlich um 150 mg steigern Interaktionen, lineare Plasmakonzentration, Dosis an Dosis) ZD: 150–600 mg/d, 2 Dosen. Max: 600 mg/d Nierenfunktion anpassen, verzögerter Wirkbeginn Carbamazepin 100–400 mg 200 mg alle 3–7 Tage Goldstandardsubstanz bei Trigeminusneuralgie, kog- retardc (abends) ZD: 600 mg/d, 2 Dosen. Max: 1.200 mg/d nitive Beeinträchtigung, Blutbildveränderungen, Leber- (Natriumkanal) schäden, Hyponatriämie, Hautausschlag, Medikamenten- interaktionen wegen Enzyminduktion, langsame Aufdosierung notwendig ANTIDEPRESSIVA Amitriptylinb 10–25 mg 10–25 mg alle 7 Tage Müdigkeit, Schwindel, Sedierung (Sturzgefahr!), (TCA; 5HT, NA) (abends) ZD: 25–75 mg/d als Einmalgabe unretardiert Miktions- und Akkommodationsstörungen, Hypotonie, abends, bei begleitender Depression Gewichtszunahme, CYP-Interaktionen, langsame 75–150 mg Aufdosierung notwendig, Alter und Gewicht des Max: 150 mg/d Patienten müssen bei der Dosierung berücksichtigt werden, kardiale Nebenwirkungen (EKG-Kontrollen!), Cave: bekannte Herzrhythmusstörungen, Herzinsuffizienz, Glaukom, Prostatahyperplasie Duloxetind 30–60 mg 30 mg alle 4–7 Tage Übelkeit, Erbrechen, Mundtrockenheit, Blutdruck- (sSNRI) (morgens) ZD: 60 mg/d morgens (evtl. bis 120 mg) anstieg, CYP-Interaktionen, Dosisanpassung bei Max: 120 mg/d Rauchern (Wirkungsverlust), keine Kombination mit Tramadol, Triptanen oder Johanniskrautpräparaten, Einnahme mit dem Essen reduziert Übelkeit OPIOIDE Tramadol retardf 2(–3) x 50– 50–100 mg alle 3–4 Tage Übelkeit, Hypotonie, Dosisreduktion bei eingeschränkter 100 mg ZD: 100–200 mg/d, 2(–3) Dosen Nierenfunktion. Cave: keine Kombination mit seroto- 1 x 150 mg Max: 600 mg/d nergen Substanzen oder Duloxetin Oxycodon retardf 2(–3) x 5–10 mg Individuell Übliche Opioid-NW, Dosisreduktion bei Leber- oder Max bei Tumorpatienten: 400 mg/d Niereninsuffizienz Buprenorphin TTSf 5–20 µg/Stunde Individuell Übliche Opioid-NW, keine Dosisreduktion bei ein- (Schmerzpflaster) 35 µg/Stunde geschränkter Nierenfunktion. Cave: Es gibt Pflaster mit Wirkdauer 3 oder 7 Tage MOR/NRI Tapentadol 2 x 50 mg 100 mg alle 3–4 Tage Übliche Opioid-NW bei geringerer Obsti- retarde, f ZD: 100–200 mg/d, 2(–3) Dosen. pation und Absetzproblematik Max: 500 mg/d TOPISCHE THERAPIEN Lidocain-Pflasterg 5 % (700 mg); 1–3 Pflaster täglich Erythem und Unverträglichkeitsreaktionen am (Natriumkanal) 10 x 14 cm; 1 x Applikationsareal, kaum systemische Nebenwirkungen täglich bis zu oder Medikamentenwechselwirkungen 12 Stunden Pause Capsaicin- 8 % (179 mg); 1–4 Pflaster pro Anwendung Erythem, Rötung, Brennschmerz und Unverträglich- Pflastera (TRPV1- 14 x 20 cm; alle 3 Monate oder später keitsreaktionen am Applikationsareal, temporäre Rezeptor) 1 x 30 min bzw. Schmerzzunahme ggf. mit Blutdruckanstieg, keine vmin; mind. 90 systemischen Nebenwirkungen oder Medikamen- Tage Pause tenwechselwirkungen CYP = Cytochrom P450; NA = noradrenerg; NW = Nebenwirkungen; sSNRI = selektive Serotonin/-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer; TCA = trizyklische Antidepressi- va; TRPV1 = Transient Receptor Potential Vanilloid 1; TTC = transdermales therapeutisches System; zugelassen für aperiphere neuropathische Schmerzen; bneuropathische Schmerzen; cTrigeminusneuralgie; d diabetische Polyneuropathie; elangfristige/chronische Schmerzen; fmäßig starke/starke Schmerzen gPost-Zoster-Neuralgie (PZN). SCHMERZ NACHRICHTEN Nr. 1c | Februar 2020 5
Abbildung 1: SCREENING- UND DIAGNOSETOOLS IM ÜBERBLICK Zusammenstellung der Hilfsmittel für Screening, Diagnose und Therapie neuropathischer Schmerzen in der Praxis. Weitere Informa- tionen können unter https://www.cme-point.de/fortbildungen-3/schmerztherapie/neuropathische-schmerzen2020 im PDF-Format abgerufen werden. TOOL GPS – General Pain Screener Patient und Medizinische Fachkraft Der Schmerz 32 (Suppl 1) 2018 u 5 Basisfragen u Wird vom Patienten im Wartezimmer ausgefüllt DN4-Fragebogen Patient und Medizinische Fachkraft Siehe Abb. 2 u 2 Basisfragen an den Patienten u Körperliche Untersuchung painDETECT®-Fragebogen Patient und Medizinische Fachkraft www.pain-detect.de u Fragen zu Hinweisen auf neuropathische Schmerzen u Wird vom Patienten im Wartezimmer ausgefüllt Diagnose-Algorithmus Arzt Siehe Abb. 4 u Diagnose: Neuropathischer Schmerz u Abklärung der Schmerzausbreitung u Wird vom Arzt ausgefüllt ren Einsatz einfließen. Für den Erfolg der Als systemische pharmakologische The- Die Expertengruppe betont, dass die topischen Therapie ist ein frühzeitiger rapie erster Wahl werden Antikonvulsi- Auswahl der geeigneten Opioide Mecha- Start der Anwendung von Vorteil16. va mit Wirkung auf neuronale Kalzium- nismus-orientiert differenziert erfolgen kanäle (Gabapentin, Pregabalin) sowie muss: Eine antineuropathische Wirksam- Ähnliche Aussagen bezüglich des pri- tri- und tetrazyklische Antidepressiva keit weisen das schwache Opioid Trama- mären Einsatzes von topischen Thera- empfohlen.9 Ebenfalls als Therapie ers- dol sowie die starken Opioide Oxycodon, pien finden sich auch ein einer aktuellen ter Wahl gilt der selektive Serotonin-/ Buprenophin und Tapentadol auf.24 Zur französischen Expertenempfehlung17 und Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer Veminderung einer Opioid-induzierten deutschen Publikationen18. Duloxetin, der allerdings nur zur Be- Obstipation kann während der Thera- handlung der diabetischen Neuropathie piedauer die Gabe von Laxanzien oder Bei Verwendung des 5%igen Lido- zugelassen ist 19. Das auf neuronale Na- von peripher wirkenden µ-Opioidrezep- cain-Pflasters sollte bei nicht zufrieden- triumkanäle wirkende Antikonvulsivum tor-Antagonisten erforderlich sein.25, 26 stellender Schmerzlinderung direkt der Carbamazepin spielt insbesondere in Wechsel auf eine systemische Therapie der Behandlung der Trigeminusneuralgie Botulinumtoxin kann zur Therapie neuro- erfolgen oder zunächst eine topische The- eine wichtige Rolle9. pathischer Schmerzen in Betracht gezogen rapie mit 8%igem Capsaicin in Erwägung werden, allerdings nur als Drittlinienthera- gezogen werden. Auch eine Kombination A u c h O p i o i d e b z w . d e r μ- O p i o i d - pie bei lokal begrenzten Beschwerden.9 aus topischer und systemischer Therapie Rezeptoragonist/Noradrenalin-Wieder- kann sinnvoll oder notwendig sein12. aufnahmehemmer (MOR/NRI) Tapenta- Orale Cannabinoide kommen als Dritt- dol können in der Therapie chronischer linien- bzw. Add-on-Therapie nach Aus- Systemische Therapieoptionen neuropathischer Schmerzen eingesetzt schöpfung der anderen empfohlenen Kommt eine systemische Therapie in Be- werden20,"21,"22, wobei sie nach Ansicht der Maßnahmen in Betracht27. tracht, muss die individuell geeignete interdisziplinären Gruppe von Expertin- Dosierung in Abhängigkeit von Wirkung nen und Experten besonders bei starken Eine Kombination aus Substanzen mit und Nebenwirkungen durch sorgfältige Schmerzen und dem Bedarf für einen ra- unterschiedlichen Wirkmechanismen Titration ermittelt werden. Die Auswahl schen therapeutischen Effekt ihren Stel- kann, auch wegen möglicher synergisti- sollte anhand des zugrundeliegenden lenwert haben. Bei den meisten Untersu- scher Effekte, erfolgreich sein28,"29. Aller- Krankheitsbildes, des Nebenwirkungs- chungen zum Einsatz von Opioiden bei dings muss in einer solchen Konstellation profils und der Komorbiditäten sowie peripheren neuropathischen Schmerzen besonderes Augenmerk auf potenzielle unter Berücksichtigung von Komedika- handelt es sich um eine Kurzzeitanwen- Wechselwirkungen gelegt werden, wie tion und Kontraindikationen erfolgen. dung23, Langzeitdaten fehlen. die Expertengruppe betont. 6 SCHMERZ NACHRICHTEN Nr. 1c | Februar 2020
Abbildung 2: DN4–FRAGEBOGEN (modifiziert nach Bouhassira D. et al. 2005)11 Bei Einleitung einer systemischen Schmerzbehandlung ist ein systemati- Beantworten Sie bitte die folgenden vier Fragen. sches Therapiemonitoring erforderlich, Kreuzen Sie zu jedem Punkt nur eine Antwort an. auch um im Bedarfsfall eine Anpassung oder Änderung der Therapiestrategie vor- BEFRAGUNG DER PATIENTIN/DES PATIENTEN zunehmen. 1 Weist der Schmerz eines oder In Tabelle 3 finden sich Dosisempfehlun- gen der gebräuchlichen Substanzen zur mehrere der folgenden Merkmale auf? Behandlung neuropathischer Schmerzen. Brennen Ja Nein In Abbildung 4 ist ein von der Experten- gruppe empfohlener Therapie-Algorith- Gefühl einer mus zusammengefasst, der die praktische Ja Nein Vorgangsweise bei der Therapie periphe- schmerzhaften Kälte rer neuropathischer Schmerzen unter- stützen soll. Bei lokalisierten Schmerzen Elektrische Schläge Ja Nein kann der primäre Einsatz von topischen Therapieoptionen vorteilhaft sein (für De- tails siehe Seite 5 ff.), bei generalisierten (diffusen) Schmerzen sind bevorzugt sys- 2 Treten die folgenden Beschwerden zusammen temische Therapien einzusetzen. mit den Schmerzen im selben Körperbereich auf? Weitere Anmerkungen zur Therapie Kribbeln Ja Nein Die Wirksamkeit einer eingeleiteten Schmerztherapie sollte bei allen thera- peutischen Optionen erst nach Ablauf Pieksen Ja Nein einer entsprechenden Zeit und unter aus- reichender Dosierung beurteilt werden. Taubheitsgefühl Ja Nein Zusätzlich zu einer laufenden Pharmako- Juckreiz Ja Nein therapie ist ein multimodaler schmerzthe- rapeutischer Ansatz häufig unverzichtbar, UNTERSUCHUNG DER PATIENTIN/DES PATIENTEN bei dem in spezialisierten Einrichtungen die medikamentösen Verfahren durch nichtmedikamentöse Verfahren aus der 3 Sind die Schmerzen in einem Bereich lokalisiert, in Physio-, Sport- und Psychotherapie er- dem die körperliche Untersuchung Folgendes zeigt? gänzt werden. Zeigen konventionelle Therapien keine Hypoästhesie bei ausreichende Wirksamkeit, stehen auch Ja Nein Berührung periphere lokale Nervenblockaden oder die intrathekale Applikation von Medika- menten mittels Schmerzpumpen zur Ver- Hypoästhesie bei fügung. Weitere invasive Verfahren sind Ja Nein Nadelreizen die Spinal Cord Stimulation (SCS) oder die Dorsal Root Ganglion Stimulation, die in spezialisierten Zentren zum Einsatz kommen. 4 Werden die Schmerzen ausgelöst oder Ist die Diagnose des peripheren neuro- verschlimmert durch: pathischen Schmerzes nicht eindeutig, empfiehlt die Expertengruppe eine fach- Reiben Ja Nein ärztliche Überweisung für eine weitere Abklärung. ALLGEMEINE EMPFEHLUNGEN Ja: 1 Punkt Ergebnis von ≥ 4: FÜR DIE PRAXIS Nein: 0 Punkte Neuropathischer Schmerz Geduld und eine gute Kommunikation zwischen Behandelnden und Behandelten ist wichtig, um die individuell am besten SCHMERZ NACHRICHTEN Nr. 1c | Februar 2020 7
Abbildung 3: DIAGNOSE-ALGORITHMUS FÜR NEUROPATHISCHEN SCHMERZ (modifiziert nach Treede et al. 200813) SCHMERZ 1. Anamnese Neuropathischer Anamnese deutet auf relevante Nervenläsion oder -erkrankung Nein Schmerz 2. Anatomie hin und Schmerzausbreitung neuroanatomisch plausibel unwahrscheinlich Ja Arbeitshypothese: möglicherweise neuropathischer Schmerz a. Negative oder positive sensorische Befunde, begrenzt auf Neuropathischer das Innervationsgebiet der geschädigten Nervenstruktur Weder a 3. Untersuchung Schmerz b. Diagnostische Tests bestätigen Läsion oder Erkrankung, noch b nicht bestätigt auf die der neuropathische Schmerz zurückzuführen ist Neuropathischer Schmerz wahrscheinlich (a oder b) ODER gesichert (a und b) Peripher: repro- Peripher: Nicht re- Peripher: Nicht re- 4. Beschreibung duzierbare/s und produzierbare/s produzierbare/s des Schmerz- umschriebene/s und umschriebene/s und umschriebene/s areals Schmerzareal/e Schmerzareal/e Schmerzareal/e Lokalisierter Diffuser Leitlinie: zentraler neuropathischer neuropathischer neuropathischer Schmerz Schmerz Schmerz geeignete Therapie zu finden. In die Dia- gung von sozialen und/oder beruflichen gnose und insbesondere auch die Wahl Aktivitäten umfassen. der Therapie sollten Patientinnen und Pa- tienten partizipativ miteinbezogen wer- Bei der pharmakologischen Schmerzbe- den. handlung sollte bei vergleichbarer Wirk- samkeit unter Berücksichtigung der Ko- Um eine langfristige Adhärenz zu unter- morbiditäten immer die nebenwirkungsär- stützen und zu hoch gesteckte Ansprüche mere Therapie gewählt werden und in re- an die Behandlung zu vermeiden, sollten gelmäßigen Abständen deren Wirksamkeit die Therapieziele im Vorfeld ausführlich und Nebenwirkungen evaluiert werden. Zur mit Patientinnen und Patienten bespro- Verbesserung der Compliance sollten Pati- chen werden. entinnen und Patienten vor Therapiebeginn auch über den Ablauf der Dosisfindung Therapieziele bei der Behandlung neuro- oder einen möglichen verzögerten Wirk- pathischer Schmerzen sollten neben einer beginn informiert werden. Feste Kontroll- Schmerzreduktion um ≥30 Prozent auch termine können die Therapietreue fördern. die Verbesserung der Lebens- und Schlaf- Quelle: 3. Qutenza® Expertenmeeting: Diagnose und qualität, die Verbesserung der Funktiona- Therapie der schmerzhaften peripheren Neuropathie: lität und die Erhaltung oder Wiedererlan- Behandlung in der Praxis, 7. November 2019, Wien 8 SCHMERZ NACHRICHTEN Nr. 1c | Februar 2020
Abbildung 4: ANAMNESE PERIPHERER NEUROPATHISCHER SCHMERZEN Anamnese ergibt Hinweis auf neuropathische Schmerzen Diagnose gesichert Diagnose unklar Therapiebeginn Therapiebeginn R Überweisung an Fachmediziner für Therapie wirksam weitere diagnostische Schritte Therapie unwirksam Fortsetzung der Therapie Überweisung an Fachmediziner für weitere diagnostische Schritte SCHMERZ NACHRICHTEN Nr. 1c | Februar 2020 9
Referenzen: Therapie in der Neurologie. Online: www.dgn.org/ 20 Gimbel JS et al. Controlled-release oxycodone for leitlinien (abgerufen am 28.11.2019) pain in diabetic neuropathy: A randomized con- 1 van Hecke O et al. Neuropathic pain in the general 10 Freynhagen R et al. painDETECT: A new screening trolled trial. Neurology 2003, 60: 927–934 population: A systematic review of epidemiologi- questionnaire to identify neuropathic components 21 Raja SN et al.: Opioids versus antidepressants cal studies. Pain 2014;155(4):654–662 in patients with back pain. Curr Med Res Opin in postherpetic neuralgia: a randomized, place- 2 Torrance N et al. The epidemiology of chronic 2006;22(10):1911–1920 bo-controlled trial. Neurology 2002, 59: 1015–1021 pain of predominantly neuropathic origin. Re- 11 Bouhassira D et al. Comparison of pain syndromes 22 Steigerwald I et al. Effectiveness and safety of sults from a general population survey. J Pain associated with nervous or somatic lesions and tapentadol prolonged release for severe, chronic 2006;7(4):281–291 development of a new neuropathic pain diag- low back pain with or without a neuropathic pain 3 Alleman CJ et al. Humanistic and economic bur- nostic questionnaire (DN4). Pain. 2005 Mar;114(1- component: results of an open-label, phase 3b den of painful diabetic peripheral neuropathy in 2):29-36. study. Curr Med Res Opin 2012; 28: 911–936 Europe: A review of the literature. Diabetes Res 12 Gillhausen K et al. General Pain Screener (GPS). 23 McNicol ED et al. Opioids for neuropathic pain. Clin Pract. 2015 Aug;109(2):215–225 Poster Abstract. DGSS 2018, Mannheim Cochrane Database of Systematic Reviews 2013, 4 Opstelten W et al. Herpes zoster and postherpet- 13 Treede RD et al. Neuropathic pain: Redefiniton Issue 8. Art. No.: CD006146 ic neuralgia: incidence and risk indicators using a and a grading system for clinical and research 24 Häuser W et al. Empfehlungen der aktualisier- general practice research database. Fam Pract. purposes. Neurology 2008; 70(18):1630–1635 ten Leitlinie LONTS. Langzeitanwendung von 2002 Oct;19(5):471–475 14 Lattanzi S et al. Topical lidocaine for localized Opioiden bei chronischen nicht-tumorbedingten 5 Gustorff B et al. Prevalence of self-reported neu- neuropathic pain. Arch Neurosci, 2016;3(1):e28698 Schmerzen. Schmerz 2015;29(1):109–130 ropathic pain and impact on quality of life: a pro- 15 Fachinformation Qutenza, Stand März 2019 25 Häuser W et al. Empfehlungen der aktualisierten spective representative survey. Acta Anaesthesiol 16 Maihöfner C et al. Treatment of peripheral neu- Leitlinie LONTS. Langzeitanwendung von Opi- Scand. 2008 Jan;52(1):132–136 ropathic pain by topical capsaicin: Impact of oiden bei chronischen nicht-tumor-bedingten 6 Dieleman JP et al. Incidence rates and treatment pre-existing pain in the QUEPP-study. Eur J Pain Schmerzen. Schmerz 2015;29(1):109–130. of neuropathic pain conditions in the general pop- 18 (2014) 671–679 26 Pergolizzi JV Jr et al. Peripherally acting μ-opioid ulation. Pain. 2008 Jul 31;137(3):681–688 17 Prudhomme M et al. Management of neuropathic receptor antagonists as treatment options for 7 IASP Task Force on Taxonomy 2017. Stand pain induced by surgery: Review of the literature constipation in noncancer pain patients on chron- Dezember 2017. Abrufbar unter: http://www. by a group of experts specialized in pain manage- ic opioid therapy. Patient Prefer Adherence. 2017 iasp-pain.org/Education/Content.aspx?ItemNum- ment, anesthesia and surgery. J Visc Surg. 2020 Jan 17;11:107-119 ber=1698#Peripheralneuropathicpain; abgerufen Feb;157(1):43-52. 27 Häuser W, Finn DP, Kalso E, et al. European Pain am: 18.11.2019 18 Gillhausen K et al. Diagnose und Therapie neuro- Federation (EFIC) position paper on cannabinoid 8 Baron et al. Diagnostik neuropathischer Schmer- pathischer Schmerzen: Eine praktische Hilfe für based medicines and medical cannabis for chronic zen. In: Diener HC (Hg.) Leitlinien für Diagnostik den hausärztlichen Alltag, CME Beilage erschienen pain management. Eur J Pain 2018; 22: 1547–64 und Therapie in der Neurologie. 5. Aufl., Thieme in: Der Allgemeinarzt, 2019 (Ausgabe 2), abruf- 28 Eisenberg E et al. Drug combinations in the treat- 2012 bar unter https://www.cme-point.de/fortbildun- ment of neuropathic pain. Curr Pain Headache 9 Schlereth T et al., Diagnose und nicht interven- gen-3/schmerztherapie/neuropathische-schmer- Rep 2014;18(12):463 tionelle Therapie neuropathischer Schmerzen, zen (Gültigkeitsdauer: 06.02.2019–06.02.2020) 29 Gilron I et al. Combination pharmacotherapy for S2k-Leitlinie, 2019, in: Deutsche Gesellschaft für 19 Fachinformation Duloxetin Ratiopharm, Stand management of chronic pain: From bench to bed- Neurologie (Hrsg.), Leitlinien für Diagnostik und Juni 2019 side. Lancet Neurol 2013;12(11):1084–1095 10 SCHMERZ NACHRICHTEN Nr. 1c | Februar 2020
Abbildung 5: THERAPIE-ALGORITHMUS FÜR NEUROPATHISCHE SCHMERZEN KRITERIEN PERIPHERE LOKALISIERTE NEUROPATHIEN PERIPHERE GENERALISIERTE NEUROPATHIEN THERAPIE Topische Therapie erwägen* Systemische Therapie erwägen* Capsaicin 179 mg (8%) Pflaster Lidocain 700 mg (5%) Pflaster Antikonvulsiva (z."B. Pregabalin, Gabapentin) Einmalige Anwendung Anwendung bis zu 1 x täglich, Antidepressiva (z."B. Duloxetin, Amitriptylin) alle 3 Monate 12 Stunden Retadierte Opioide (z."B. Tramadol, Buprenorphin) MOR/NRI (Tapentadol) ÜBERPRÜFUNG Keine Therapieeinstellung nötig Therapieeinstellung† DER RESULTATE Therapiekontrolle** zeitnah Therapiekontrolle** zeitnah Zufriedenstellende Nicht zufrieden- Keine Schmerz- Zufriedenstellende Nicht zufrieden- Keine Schmerz- Schmerzlinderung und stellende Schmerz- linderung und/oder Schmerzlinderung und stellende Schmerz- linderung und/oder gute Verträglichkeit linderung und gute schlechte gute Verträglichkeit linderung und gute schlechte Verträglichkeit Verträglichkeit Verträglichkeit Verträglichkeit ANGEPASSTE Jeweilige Therapie Jeweilige Therapie THERAPIE fortsetzen†† fortsetzen†† Capsaicin Lidocain Capsaicin Lidocain Therapiewechsel: Therapie- Dosissteigerung Therapiewechsel wieder- fortsetzen 2. Versuch Therapie- Capsaicin Lidocain fortsetzung†† und/oder und/oder holen *** (bis zu 1 gerecht- wechsel: oder systemische Kombinations- Kombinations- x tägl., 12 fertigt *** Capsaicin Therapie†† therapie†† therapie†† Stunden) ggf. oder sys- Add-on temische systemi- Therapie sche Therapie *) Aktuelle Zulassungsindikationen berücksichtigen; **) Schmerzreduktion, Verträglichkeit, Verbesserung von Schlaf, Funktionalität, Lebensqualität und/oder Compliance; ***) Frühestens SCHMERZ NACHRICHTEN Nr. 1c | Februar 2020 nach drei Monaten; † ) Intensives Therapiemonitoring über die Einstellungsphase von bis zu vier Wochen; ††) Die Therapie sollte in regelmäßigen Abständen bewertet werden. Außerdem bei 11 systemischer Therapie: kritische Reflexion der Therapie nach drei bis sechs Monaten. Die Abbildung bildet nicht exakt die einzelnen Leitlinienstufen ab.
Thinkstock Gender-Mainstreaming-Policy: Wir sind bemüht, in den Texten Männer wie Frauen in gleicher Weise sichtbar zu machen und verwenden daher an vielen Stellen sowohl die männliche als auch die weibliche Personen- oder Berufsbezeichnung. Im Interesse der Lesbarkeit wird aber auch immer wieder nur eine Form verwendet, wobei es sich ausdrücklich um keine Bevorzugung eines Geschlechts handelt. IMPRESSUM: SCHMERZNACHRICHTEN. Zeitschrift der Österreichischen Schmerzgesellschaft; Herausgeber: Österreichische Schmerzgesellschaft; Medieninhaber und Verlag: B&K Bettschart&Kofler Kommunikationsberatung GmbH; Medieninhaber-, Verlags- und Redaktionsadresse: 1090 Wien, Liechtensteinstr. 46a; A-7100 Neusiedl, Untere Hauptstraße 99/3/2; Geschäftsführung und Chefredaktion: Mag. Roland Bettschart, Dr. Birgit Kofler; Hersteller: Donau Forum Druck; Verlags- und Herstellungsort: Wien; Lektorat: Susanne Hartmann; Projektmanagement: Monica Friedmann, BA; Grafische Gestaltung: Patricio Handl; Fotos: Anna Rauchenberger Diese Sondernummer der Schmerznachrichten erscheint mit freundlicher Unterstützung von Grünenthal. M-QZA-AT-02-20-0007 12 SCHMERZ NACHRICHTEN Nr. 1c | Februar 2020
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