MAI 68 - Centre Culturel Français Freiburg

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MAI 68 - Centre Culturel Français Freiburg
MAI 68
MAI 68 - Centre Culturel Français Freiburg
"CE N'EST QU'UN DÉBUT,
 CONTINUONS LE COMBAT !"

     "IL EST INTERDIT
       D'INTERDIRE"

"SOUS LES PAVÉS, LA PLAGE !"

"L'IMAGINATION AU POUVOIR"

   "SOYONS RÉALISTES,
DEMANDONS L'IMPOSSIBLE."

  "MÉTRO-BOULOT-DODO"
MAI 68 - Centre Culturel Français Freiburg
Chronologie des événements
22 mars 1968 : l'université de Nanterre est occupée suite aux arrestations de jeunes lors de
manifestations contre la guerre du Vietnam. Certains se distinguent dès ce jour, comme Daniel Cohn
Bendit, Serge July et Bernard Henri-Lévy. Ils revendiquent une liberté d'expression politique. Dès
mars, des affrontements avec les forces de l'ordre ont lieu.

2 mai : suite à ces incidents, le doyen de l'université de Nanterre suspend les cours et ferme la fac de
lettres.

3 mai : les étudiants quittent Nanterre et occupent la Sorbonne. Ils sont alors évacués de force par la
police. Les étudiants réagissent en manifestant violemment contre les forces de l'ordre (jets de pavé,
barricades, slogans...). Le quartier latin est en état de siège. Le recteur ordonne la fermeture de la
Sorbonne. Bilan de ces affrontements : de nombreux blessés et des arrestations.

4 mai : les pro-Chinois présents au début des événements se désolidarisent du mouvement jugeant
que la situation a déjà été trop loin.

6 mai : le mouvement gagne les universités de province.
10 mai : nuit des barricades dans le quartier latin et affrontements contre les CRS.
11 mai : quelques paysans sont solidaires aux étudiants.
Après avoir critiqué le mouvement des jeunes, le PCF tente de rallier les ouvriers aux étudiants.

14 mai : la première grève dans une usine a lieu à Sud-Aviation près de Nantes.
Le 1er ministre, Pompidou exige que la police quitte la Sorbonne pour calmer la situation. Il propose
la dissolution de l'Assemblée Nationale afin d'organiser les élections législatives. De Gaulle
n'intervient pas.

16 mai : une cinquantaine d'usines dont Renault, sont occupées par les ouvriers.
25 mai : on dénombre neuf millions de grévistes. Une grève générale paralyse la France puisqu'elle
touche tous les secteurs (pénurie d'essence, téléphone, agriculture, lieux culturels...).

27 mai : les accords de Grenelle (négociations organisées par Pompidou) sont signés mais la grève
continue.

29 mai : De Gaulle part en Allemagne pour y rencontrer le Général Massu.
30 mai : il dissout l'Assemblée Nationale.
Une marche a lieu pour soutenir le président et protester contre ce mouvement social.

mi-juin : la Sorbonne est évacuée. Le travail reprend presque partout en France.
30 juin : victoire des gaullistes aux élections législatives.
http://www.lemondepolitique.fr/culture/mai-68
MAI 68 - Centre Culturel Français Freiburg
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11.4.2018                                    KONTEXT:Wochenzeitung - Ausgabe 367 - Hinter der Vitrine liegt der Strand

Ausgabe 367       Schaubühne

Hinter der Vitrine liegt der Strand
Von Oliver Stenzel
Datum: 11.04.2018

Wo bitte geht's zur Revolte? Wir haben einen kleinen Reiseführer zu Ausstellungen über 1968 im Südwesten
zusammengestellt. Protesttouristen können im Badischen Landesmuseum sogar checken, ob sie überhaupt
revolutionsgeeignet sind.

"Sous les pavés, la plage!" – "Unter dem Pflaster liegt der Strand" wurde Ende der Sechziger Jahre zu einem der bekanntesten
Sponti-Sprüche. Geprägt wurde er während der Pariser Maikämpfe, die am 3. Mai 1968 mit der Besetzung der Universität
Sorbonne begannen und in den darauf folgenden Wochen zu den heftigsten Auseinandersetzungen im Rahmen der 68er-
Bewegung innerhalb Westeuropas wurden. Der junge Fotograf Philippe Gras dokumentierte die Kämpfe mit der Kamera und
schuf dabei einige der ikonischen Bilder des Pariser Mai. Gras fotografierte nicht nur die gewalttätigen Auseinandersetzungen
zwischen Studenten und Polizei, sondern auch die ruhigen Momente dazwischen, und noch heute fasziniert die künstlerische
Qualität der Aufnahmen. Seine Fotografien sind ab 24. April in der Ausstellung "Au coeur de mai 68" ("Im Herzen des Mai 68")
im Centre Culturel Français Freiburg (CCFF) zu sehen.

Was für Paris die Maikämpfe, das waren für Freiburg die Fahrpreiskämpfe. In der ersten Februarwoche 1968 demonstrierten
Schüler und Studenten gegen die vom Gemeinderat beschlossenen Fahrpreiserhöhungen, und das ziemlich heftig: Im Laufe der
Proteste kam es in der Bertoldstraße erstmals in Baden-Württemberg zum Einsatz von Wasserwerfern durch die Polizei,
außerdem zu massivem Schlagstockeinsatz. "Es lag was in der Luft. Es war das lang erwartete Signal, dass wir, die Jungen, uns
das nicht mehr gefallen lassen", erinnert sich der Schriftsteller Wolfgang Schorlau, der Teilnehmer des damals so genannten
"Aufruhrs" am Bertoldsbrunnen war, den er auch in seinem autobiografisch inspirierten Roman "Rebellen" verarbeitet hat.
"Aufruhr am Bertoldsbrunnen" heißt nun auch eine Ausstellung im Freiburger Kommunalen Kino (Koki), die mit Fotografien
von Werner Pragher und Dokumenten aus dem Archiv für soziale Bewegungen die Fahrpreiskämpfe und deren kulturelles
Umfeld nachzeichnet.

Wer noch mehr über die Breisgau-Metropole wissen will: Im "Uniseum", dem Museum der Freiburger Uni, wurde bereits im
vergangenen Jahr die Dauerausstellung um eine Darstellung der Protestjahre von 1951 bis 1968/68 erweitert. Zum
Themenbereich "Wilde, milde Jahre – 1968 und die Freiburger Universität" finden regelmäßig Sonderführungen statt.

Stuttgart: Von Bildern und Mode der Revolte
Wechselseitige deutsch-französische Betrachtungen erlaubt auch das Institut Francais in Stuttgart: In "Bilder der
Revolte" werden Plakate der 68er-Bewegung aus Deutschland und Frankreich gegenüber gestellt. Dabei zeigen sich nicht nur
thematische Gemeinsamkeiten, von Kritik an Autoritäten und am Kapitalismus bis hin zum Kampf um die sexuelle Befreiung,
sondern auch grafische: Ein prägnant reduzierter, comic- oder karikaturenhaft wirkender Stil findet sich in den Plakaten aus
beiden Ländern. Als Kontrast dazu zeigen die Werke des aus Grenoble stammenden Künstlers Johann Rivat ganz andere Bilder
der Revolte: Oft fast fotorealistisch wirken seine großformatig gemalten oder gezeichneten Szenen, die sich aus aktuellen
Protestbewegungen bedienen – und irgendwo zwischen dokumentarischem Stil und heroischer Inszenierung schwanken. Das
Klischee, dass die Franzosen protestfreudiger als ihre östlichen Nachbarn sind, scheint dabei auch die umfangreiche
Veranstaltungsreihe "Der Sinn der Revolte – Mai 68 heute" des Institut Francais zu bestätigen. Dabei geht es am 12. April auch
um "Jean-Luc Godard und die Ästhetik von Mai 68" und am 19. April wird über Popkultur in den 1960er Jahren in Deutschland
und Frankreich" diskutiert

Nicht nur um die Studentenproteste, aber auch um sie dreht sich ebenfalls in Stuttgart die Schau "... denn die Zeiten ändern
sich. Die 60er-Jahre in Baden-Württemberg" im Haus der Geschichte. Die Ausstellung ist in die Bereiche "Musik",
"Geschlechterverhältnisse", "Mode", "Protest", Eskalation" und "Freiräume" gegliedert, entsprechend sind neben vielen Fotos
https://www.kontextwochenzeitung.de/schaubuehne/367/hinter-der-vitrine-liegt-der-strand-5026.html                               1/2
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auch Miniröcke und Schlaghosen, eine Packung Antibabypillen, ein Stuhl, auf dem Jimi Hendrix in einem Stuttgarter
Musikgeschäft saß und Rudi Dutschkes Aktentasche zu finden.

Protesttouristen sollten sich auch noch auf die andere Seite des Neckars nach Bad Cannstatt wagen, denn dort zeigt das
Stuttgarter Stadtarchiv noch bis zum 4 Mai die bereits in Kontext besprochene Ausstellung "Kessel unter Druck". Sie nimmt die
Protestinitiativen in der Stadt von 1945 bis 1989 in den Blick – und dokumentiert dabei natürlich auch die 1968 hier
stattgefundenen Demonstrationen, Sit-ins und Kundgebungen.

Proteste und Revolten auf regionaler Ebene gegenüberstellen, vergleichen – das tut auch das Stadtmuseum Tübingen in seiner
aktuellen Ausstellung "Tübinger Revolten – 1848 und 1968". Interessante, über Tübingen hinausreichende Erkenntnisse gibt es
dabei etwa zur Rolle der Frauen.

Karlsruhe: Bewegungen in der Stadt und weltweit
Ausgerechnet in Heidelberg, neben Freiburg Ort der heftigsten Studentenproteste in Baden-Württemberg, ist keine Ausstellung
zu 1968 geplant, wohl aber im rund 50 Kilometer südlich gelegenen Karlsruhe. Im dortigen Stadtmuseum heißt es ab dem 27.
April "Bewegt euch!". In der Schau soll es nicht nur darum gehen, was im Protestjahr in Karlsruhe los war, sondern vor allem,
welche Auswirkungen dies hatte. Die Haltungen der Neuen Sozialen Bewegungen, seien von 1968 geprägt worden, sagt
Kuratorin Alexandra Kaiser: "Eine Demokratisierung der Gesellschaft voranzutreiben, gegen falsche Zielsetzungen 'von oben'
und gegen Unrecht aufzustehen, Aufklärung zu leisten und zu versuchen, die Welt wenigstens ein Stück besser zu machen".
Diese Bewegungen, von Umwelt- über Anti-AKW- und Friedens- bis hin zur Hausbesetzerbewegung, bilden den Schwerpunkt
der Ausstellung. Dabei sollen auch ZeitzeugInnen in 23 Interviewfilmen zu Wort kommen und viel neues – oder verschüttetes –
Material präsentiert werden.

Und nicht zuletzt geht es um die Frage: Was bleibt eigentlich heute von 1968? Gemessen an einem Ziel vieler der damaligen
Studenten – Weltrevolution! – ist die Antwort einfach: Die Bundesrepublik und andere westliche Staaten hatten sich als nicht
ausreichend revolutionsbereit erwiesen. Aber was macht überhaupt eine richtige Revolution aus? Anlässlich der vielen Jubiläen
im Jahr 2018 – neben 1968 auch die Revolution von 1848/49 oder die Novemberrevolution 1918 – will sich das Badische
Landesmuseum in Karlsruhe in der Ausstellung "Revolution! Für Anfänger" ab dem 21. April ganz grundsätzlich mit dem
Thema befassen.

Der Titel ist dabei doppeldeutig: Zum einen sollen beginnend mit der Französischen Revolution 1789 zeit- und
länderübergreifend Revolutions-, Aufstands- und Protestbewegungen betrachtet, ihre Ursachen, Abläufe und Zusammenhänge
vergleichend unter die Lupe genommen werden. Zum anderen werden in einem Teil der Ausstellung die BesucherInnen selbst
mit einbezogen. In einem interaktiven Spiel können sie, wie es in der Ankündigung heißt, ihr eigenes revolutionäres Potential
ausloten. Dafür müssen sie sich an mehreren Stationen immer wieder entscheiden: Wie würde ich in dieser Situation handeln?
Wo liegt meine Schmerzgrenze, um gegen Ungerechtigkeiten vorzugehen? Ob die Auswertung am Ende den einen oder anderen
Salonrevolutionär zum Grübeln bringt, bleibt abzuwarten.

https://www.kontextwochenzeitung.de/schaubuehne/367/hinter-der-vitrine-liegt-der-strand-5026.html                               2/2
19.3.2018                                         Hier in Paris, dort am Bertoldsbrunnen - Kultur - Badische Zeitung

                              Hier in Paris, dort am Bertoldsbrunnen
                                                                   Von Annette Hofmann
                                                                   So, 18. März 2018
                                                                   Kultur

             | Das Kommunale Kino in Freiburg widmet der 68er-Bewegung eine
  Veranstaltungsreihe.

  "Soziale Bewegungen thematisieren Problemlagen. Sie dramatisieren sie. Die reale Veränderung
  obliegt anderen Trägergruppen", sagt die Bielefelder Professorin Ingrid Gilcher-Holtey, die in
  Freiburg ihre Habilitation über den Pariser Mai 1968 schrieb, zu den Studentenunruhen vor 50
  Jahren in einem Interview. Freiburg war nicht Paris. Und doch ist der Kon ikt über die
  Fahrpreiserhöhungen im Februar 1968 in das kollektive Gedächtnis der Stadt eingegangen.

  Bevor das Centre Culturel Français Freiburg im April mit Fotos und Filmen an den Pariser Mai
  1968 erinnert, geht das Kommunale Kino nun am 23. März mit mit Lesungen, Filmvorführungen
  und einer Foto-Ausstellung, die bis in den Juli dauern wird, voran. Rita Baukrowitz vom
  Kommunalen Kino hat zusammen mit Jörg Schöning eine Kooperation mit dem Centre Culturel
  Français geschnürt, die neben weiteren Freiburger Partnern auch das Haus des Dokumentar lms
  in Stuttgart einbezieht.

  Tatsächlich war die Blockade des Bertoldsbrunnens durch Studenten und Schüler in der ersten
  Februarwoche 1968 ziemlich dramatisch. Damals war die Innenstadt noch keine Fußgängerzone,
  nicht nur die Straßenbahnen, auch die Autos kamen nicht weiter, die Geschäfte hatten
  Einnahmeeinbußen. Dies war ein Grund, warum im Verlauf der Woche Wasserwerfer eingesetzt
  wurden. Auch der Autor Wolfgang Schorlau war damals dabei, der in der Reihe aus seinem Roman
  "Rebellen" lesen wird. Trotz dieser Eskalation bemühte sich ein Bildjournalist wie Willy Pragher
  um Objektivität. Von den Demonstrationstagen, so erzählt der Filmwissenschaftler Jörg Schöning,
  sind 54 Motive erhalten, unter anderem vom Auftritt Rudi Dutschkes an der Stadthalle während
  des Bundesparteitages der FDP. Eine andere Quelle für die Reihe sind Filme, die Mitarbeiter der
  Filmhochschule Ulm wie etwa Alexander Kluge und Edgar Reitz bundesweit über den Protest
  gedreht haben. Und dann sind da noch Filme des aka-Filmclub, die distanziert-ionisch, so
  Schöning, das Geschehen begleitet haben.

  Der Hamburger Filmwissenschaftler Jörg Schöning, der selbst Jahrgang 1955 ist und in den 70er
  Jahren bereits einmal in Freiburg lebte, bescheinigt der 68er-Bewegung, dass sich das, wofür
  protestiert wurde, durchgesetzt hat: der veränderte Umgang miteinander, das Verhältnis zwischen
  Männer und Frauen, die Ästhetik, die Mode. Man war gegen Faschismus, den Vietnamkrieg und
  nicht zuletzt für Hedonismus. Schaut man sich Peter Adlers Produktion "Um 13 Uhr am

http://www.badische-zeitung.de/kultur-sonstige/hier-in-paris-dort-am-bertoldsbrunnen--150532763.html#downloadpaper     1/2
19.3.2018                                         Hier in Paris, dort am Bertoldsbrunnen - Kultur - Badische Zeitung

  Bertoldsbrunnen" aus dem Jahr 1991 an, zeigt sich das von Ingrid Gilcher-Holtey angesprochene
  Problem. Die Kluft zwischen Arbeitern und Akademikern konnte nicht überbrückt werden. Viele
  der Akteure von damals, im Film werden etwa Klaus Theweleit, Michael Moos, Walter Mossmann
  oder Traute Hensch genannt oder interviewt, wurden Lehrer, Verleger, Rechtsanwälte,
  Literaturwissenschaftler und Autoren. Politisch aktiv sind sie alle geblieben und haben so
  wiederum dann doch reale Veränderungen bewirkt.

  Annette Hofmann

    Unser ’68… in Freiburg und Paris. Filme, Lesung, Ausstellung und Gäste im Kommunalen
    Kino, Urachstraße 40, Freiburg. Ausstellungseröffnung: 23. März, 19 Uhr, in der Galerie. Weitere
    Infos unter koki-freiburg.de.

   Ressort: Kultur

   Veröffentlicht in der gedruckten Ausgabe von "Der Sonntag" vom So, 18. März 2018:
      Zeitungsartikel im Zeitungslayout: PDF-Version herunterladen

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22.3.2018                                 "Diskurskino" über die 68er-Revolte in Freiburg und Paris - Kino - Badische Zeitung

                                                Reihe im Kommunalen Kino Freiburg

            "Diskurskino" über die 68er-Revolte in Freiburg und Paris
                                                             Von Bettina Schulte
                                                             Mi, 21. März 2018 um 19:47 Uhr
                                                             Kino

        | Im Kommunale Kino Freiburg ndet die Film- und Veranstaltungsreihe "Unser 68. In
  Freiburg und Paris" statt. Ein Interview mit Kurator Jörg Schöning.

             Ohne Dahrendorf, dafür dicht umringt: Rudi Dutschke 1968 auf Freiburgs Messplatz Foto: Willy Pragher

  Ein halbes Jahrhundert ist es nun her, dass die Studenten zur Revolte bliesen – nicht nur an
  bundesdeutschen Universitäten. Auch Freiburg hatte sein ’68: Das fand zunächst mitten in der
  Stadt am Bertoldsbrunnen statt – ein friedlicher Protest gegen Fahrpreiserhöhungen im
  öffentlichen Nahverkehr. Eine Film- und Veranstaltungsreihe im Kommunalen Kino erinnert an
  die bewegten Zeiten von damals und schlägt den Bogen zum Pariser Mai. Mit dem Kurator der
  Reihe, dem Filmhistoriker Jörg Schöning (62), sprach Bettina Schulte.

http://www.badische-zeitung.de/kino-11/diskurskino-ueber-die-68er-revolte-in-freiburg-und-paris--150726612.html#downloadpaper   1/4
22.3.2018                                 "Diskurskino" über die 68er-Revolte in Freiburg und Paris - Kino - Badische Zeitung

  BZ: Herr Schöning, wie kommen Sie zu diesem Projekt?
  Schöning: Ich lebe in Hamburg, habe aber einen Teil meiner Jugendzeit in Freiburg verbracht, als
  Lehrling im Herder Verlag. Als Filmhistoriker habe ich die Entdeckung gemacht, dass es eine
  reiche Freiburger Filmgeschichte gibt. Das Jahr 1968 ist ein starkes Kapitel darin. Die Ereignisse
  von damals sind in verschiedenen Medien festgehalten worden: in den Fotogra en von Willy
  Pragher etwa oder im Roman "Rebellen" von Wolfgang Schorlau.
  BZ: Das heißt: Die Reihe spiegelt nicht nur Zeit-, sondern auch Mediengeschichte.
  Schöning: Unbedingt. Auch der studentische aka-Filmclub war damals aktiv: Er hat von den
  gewaltsamen Auseinandersetzungen am Bertoldsbrunnen stumme Bilder gedreht. Ein
  Kameramann beim aka-Filmclub ist im Mai dann nach Paris gereist und hat Daniel Cohn-Bendit
  interviewt. Diese Aufnahmen sind zwar verschollen, aber der Kameramann wird nach Freiburg
  kommen und berichten.
  BZ: Ist das der Grund, warum die Reihe den Titel "Unser 68. In Freiburg und Paris" trägt?
  Schöning: Die erste Anregung kam vom Centre Culturel Français, das im April eine große
  Fotoausstellung zum Mai 68 zeigt. Es hatte angefragt, ob wir dazu einen Film zeigen können. So
  kamen wir auf die Darstellung der "Hotspots" Freiburg – Paris. Alle anderen 68er Orte spielen hier
  keine Rolle. Im Sommer werden wir den Fokus auf deutsche Filme legen, im nächsten Semester
  kommt eine internationale Perspektive dazu.
  BZ: Wie ist diese kleine Freiburger Revolte aus Ihrer Sicht zu bewerten? Es war ja kein rein
  studentischer Protest.
  Schöning: Die Freiburger standen nicht allein. Es gab Demonstrationen zum Beispiel in Bremen,
  die erfolgreich waren. Die Freiburger fühlten sich davon ermutigt.
  BZ: Warum hat es in Freiburg nicht funktioniert?
  Schöning: Der Stadtstaat Bremen konnte selbstständig entscheiden. Den Freiburgern wurde das
  Heft des Handelns durch den Eingriff der Stuttgarter Landesregierung entwunden. Diese hat mit
  dem Einsatz von Wasserwerfen für eine gewaltsame Lösung gesorgt. Die Beziehung zwischen den
  Demonstranten und der Freiburger Polizei war dagegen am Anfang geradezu herzlich. Es hatte
  etwas von einem Happening. Die Kaiser-Joseph-Straße war damals eine Bundesstraße mit
  Durchgangsverkehr. Ich vermute: Wenn die Barrikaden in einer Nebenstraße aufgebaut worden
  wären, hätte das Ganze nicht so einen dramatischen Verlauf genommen.
  BZ: Der Einsatz der Wasserwerfer hat zu einem großen Erschrecken geführt?
  Schöning: Das lässt sich ablesen an den Zeugnissen, die wir haben. Das massive Durchgreifen der
  Staatsmacht hat nachhaltige Wirkung gehabt auf alle, die dabei gewesen sind. Man sieht das gut
  zum Beispiel in Peter Adlers Film "Um 13 Uhr am Bertoldsbrunnen", den wir am Wochenende
  zeigen. Mit der Staatsgewalt konfrontiert zu sein: Das hat Biogra en verändert. Und das hat auch
  das Selbstverständnis in der Stadt und das Verhältnis der kritischen Bürger zu den Organen der
  Öffentlichkeit verändert. Nicht unbedingt zum Positiven. Aber ich bin Filmhistoriker. Ich habe in
  erster Linie Material zu sichten und zu beurteilen.
  BZ: Die eigentliche Studentenbewegung fand in Freiburg dann ja später statt.
  Schöning: Der Höhepunkt der Auseinandersetzung war die Sprengung der
  Grundordnungsversammlung am 13. Dezember 1968. Die Universitäten sollten auf der Basis eines
  Vorschlags des FDP-Politikers und Soziologen Ralf Dahrendorf reformiert werden, die Professoren
  hätten auch in der neuen Ordnung die absolute Mehrheit in den Gremien erhalten. Dagegen

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  protestierten die Studenten – auch in Freiburg.
  BZ: Und dazu gibt es denn auch Filmmaterial?
  Schöning: Die Filmemacher Alexander Kluge und Edgar Reitz schickten Filmteams an die
  Brennpunkte der Bewegung: nach Frankfurt, nach Berlin – und eben auch nach Freiburg. Da die
  Auseinandersetzungen hier aber weitgehend friedlich und damit wenig spektakulär verliefen,
  erregte der Film aus Freiburg kaum Beachtung. Er schlummerte im Archiv. Nun ist die
  mehrstündige Dokumentation des Ulmer Instituts für Filmgestaltung digitalisiert worden. Wir
  werden sie in Ausschnitten beim zweiten 68er Schwerpunkt Ende April zeigen. Das ist ein richtiger
  Schatz.
  BZ: Was ist heute daran spannend?
  Schöning: Das ist richtiges Diskurskino. Es ndet eine tiefe Auseinandersetzung zwischen
  Studenten und Professoren statt, ein Austausch von Argumenten auf hohem Niveau. Die
  Professoren mussten erkennen, dass sie in den Studenten ernst zu nehmende Gegner hatten, und
  reagieren gerade deshalb mit heftiger Ablehnung. Sie rotten sich geradezu zusammen.
  BZ: Auch das zeigt der Film?
  Schöning: Die Filmemacher gingen in die Seminare und interviewten die Lehrenden. Was
  besonders schön ist: Es gibt außerdem Porträts einzelner Studenten. Der Regisseur Günther
  Hörmann wird die Dokumentation in Freiburg vorstellen.
  BZ: Das verspricht neue Einsichten.
  Schöning: Apropos: Unbedingt erwähnen möchte ich noch die Filme, die Freiburger Schüler und
  Schülerinnen vor zehn Jahren über die 68er in Freiburg gemacht haben. Das ist eine
  Auseinandersetzung mit Witz und Distanz.

    Programm: Unser 68
    Die Reihe beginnt am Wochenende mit mehreren Veranstaltungen. Am 23. März um 19 Uhr wird
    die Ausstellung "Aufruhr am Bertoldsbrunnen" eröffnet. Am 24. März um 19.30 Uhr lesen
    Wolfgang Schorlau und Reinhold Joppich aus "Rebellen". Am 25. März um 17.30 Uhr gibt es ein
    Kurz lmprogramm. Am zweiten Wochenende steht die Studentenbewegung in Paris und
    Freiburg im Mittelpunkt. Am 24. April wird die Ausstellung
    "Pariser Mai" eröffnet, am 26. April wird der Dokumentar lm "Das ist nur der Anfang" von
    Claudia von Alemann gezeigt, am 27. April die Dokumentation über das Wintersemester
    1968/69 an der Uni Freiburg.

   Ressort: Kino

   Zum Artikel aus der gedruckten BZ vom Do, 22. März 2018:
      Zeitungsartikel im Zeitungslayout: PDF-Version herunterladen
      Webversion dieses Zeitungsartikels: "Das ist richtiges Diskurskino"

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26.3.2018                       Das Kommunale Kino zeigt die Ausstellung "Aufruhr am Bertoldsbrunnen" - Freiburg - Badische Zeitung

                                                             68er in Freiburg

            Das Kommunale Kino zeigt die Ausstellung "Aufruhr am
                            Bertoldsbrunnen"
                                                                    Von Anita Rüffer
                                                                    Mo, 26. März 2018
                                                                    Freiburg

  Jetzt ist es schon wieder passiert. Zu jedem 68er-Jubiläum taucht dieses berühmte Foto von Willy
  Pragher auf: Dutschke mit Dahrendorf im Januar vor der Stadthalle. Auch in der gerade eröffneten
  Ausstellung „Aufruhr am Bertoldsbrunnen“ im Kommunalen Kino (Koki) hängt es.

  FREIBURG-WIEHRE. Jetzt ist es schon wieder passiert. Zu jedem 68er-Jubiläum taucht dieses
  berühmte Foto von Willy Pragher auf: Dutschke mit Dahrendorf im Januar vor der Stadthalle. Auch
  in der gerade eröffneten Ausstellung "Aufruhr am Bertoldsbrunnen" im Kommunalen Kino (Koki)
  hängt es.

  Manfred Gloderer identi ziert unter den vielen Köpfen in der Menge auf Anhieb seinen eigenen
  und erinnert sich. Da hatte der angehende Abiturient vom Berthold-Gymnasium in der "riesigen
  Menge" durch Zufall plötzlich neben dem "Herrn Dutschke" gestanden und sogar ein paar Worte
  mit dem Studentenführer gewechselt. "An ihren Inhalt kann ich mich nicht mehr erinnern. Es
  muss belanglos gewesen sein."

  Jedenfalls hatte er sich wegen der Fahrpreiserhöhungen für die Straßenbahn unters Volk gemischt
  und war auch später im Februar bei den legendären Aktionen am Bertoldsbrunnen und auf dem
  Rathausplatz dabei. Da hat er auch die Kehrseite des Protests kennen gelernt. "Ein paar
  Bäuerinnen aus Lehen uchten, weil sie wegen der Blockaden nicht mehr wussten, wie sie nach
  Hause kommen sollten."

  Michael Mäder war sieben und mit seinem Vater auf dem Schauinsland gewesen. Am Holzmarkt
  mussten sie raus aus der Straßenbahn: abgesperrte Innenstadt, Wasserwerfer, viele Polizisten, alle
  Scheiben am Kaufhaus (heute Kaufhof) demoliert. Noch genau kann er sich an die Flugblätter vom
  SDS oder die Deckblätter der Freiburger Studentenzeitungen erinnern, die er an den Wänden der
  Koki-Galerie entdeckt. "Enteignet Springer", steht da etwa. "Mein Vater erklärte mir, worum es
  ging und wer Springer ist. Er mochte die Bildzeitung auch nicht."

  Als einer der Ausstellungsbesucher fragt, wer von den Anwesenden denn damals dabei gewesen
  sei, heben mindestens die Hälfte der ergrauten Herren und wenigen Damen die Hände. "Wir waren
  eine aktive Minderheit", rekapituliert Rolf Basters, damals Schüler am – rein männlich bestückten
  – Rotteck-Gymnasium. Am Goethe-Gymnasium (nur für Mädchen) hätten sie die dort
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26.3.2018                       Das Kommunale Kino zeigt die Ausstellung "Aufruhr am Bertoldsbrunnen" - Freiburg - Badische Zeitung

  festgehaltenen Schülerinnen zum Protestieren befreit und so Verstärkung geholt.

  Grüppchen von Ehemaligen kommen ins Erzählen, wobei sie sich hö ich siezen. Wie das war,
  später beim Aufstand gegen die Notstandsgesetze und, natürlich, in Wyhl, wo sich der nächste
  Anlass für den Widerstand fand. Paul Busse, auch ein Aktivist von damals, bedauert, dass die
  junge Generation heute so unpolitisch sei. Er wünscht sich, dass es "mal wieder so richtig knistert
  und knackt im System. Aber niemand macht mehr den Mund auf". Immerhin gab es vor nicht allzu
  langer Zeit in Freiburg den Widerstand der Hoteliers gegen die Bettensteuer. Für den
  Hostelbetreiber Busse eine Gelegenheit, die seinerzeit gewachsenen Protest-Gene mal wieder zu
  aktivieren.

  Martin Handte, der die 68er in Stuttgart mitmachte, von wo er heute angereist ist, wirft einen
  nachdenklichen Blick zurück: "Sowas ist heute in dieser vernetzten Welt mit ihren zersplitterten
  Interessen nicht wiederholbar. Die 68er hatten einfachere Alternativen: schwarz oder weiß,
  Beatles oder Stones."

  Und doch: Was bleibt? Rolf Basters ndet es "schön, dass (die Buchhandlung) Jos Fritz noch
  existiert". Wie Manfred Gloderer ist er Lehrer geworden. Als solcher sei er "viel zu schade", habe
  ihm eine politisch aktive Schülerin gesagt, die wegen einer Sprühaktion sogar verhaftet worden
  sei. Manfred Gloderer wurde später indirekt mit den Auswüchsen der Revolte konfrontiert. Eine
  der Schulen, an der er Mathe und Physik unterrichtete, war von dem späteren RAF-Terroristen
  Christian Klar besucht worden.

  Die Spuren, die der Bertoldsbrunnen-Aufruhr bei Manfred Gloderer für sein Leben hinterlassen
  hat, gingen in eine andere Richtung: Er wurde zum Kriegsdienstverweigerer und engagierte sich
  politisch im Lehener Ortschaftsrat.

  Unser 68: Veranstaltungsreihe von Kommunalem Kino und Centre Culturel Français. Die
  Ausstellung ist bis 8. April und dann wieder vom 20. April bis 15. Mai zu sehen. Programm "Unser
  68": http://www.koki-freiburg.de

   Ressort: Freiburg

   Veröffentlicht in der gedruckten Ausgabe der BZ vom Mo, 26. März 2018:
      Zeitungsartikel im Zeitungslayout: PDF-Version herunterladen

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                                             https://www.franceinter.fr/recherche?q=mai%2068

                                                 https://sites.arte.tv/karambolage/de/die-
                                                      geschichte-mai-68-karambolage

                                              https://www.franceculture.fr/emissions/le-choix-
                                                de-la-redaction/le-choix-de-la-redaction-1-er-
                                                                 janvier-2018

                                                           https://www.berliner-
                                              zeitung.de/kultur/literatur/paris--mai--68-mein-
                                                  anarchistischer-kamerad-dany-29990726

Verfasst von Alix Thibaudin (Praktikantin)
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