Covid-19 Infektionsrisiko über respiratorische Partikel im Nah- und Fernfeld - sind AHA+L Regeln ausreichend ? - Martin Kriegel

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Covid-19 Infektionsrisiko über respiratorische Partikel im Nah- und Fernfeld - sind AHA+L Regeln ausreichend ? - Martin Kriegel
Covid-19 Infektionsrisiko über respiratorische Partikel
im Nah- und Fernfeld - sind AHA+L Regeln ausreichend ?

Martin Kriegel

1. WV PM, 01.02.2021
Covid-19 Infektionsrisiko über respiratorische Partikel im Nah- und Fernfeld - sind AHA+L Regeln ausreichend ? - Martin Kriegel
Ausgangssituation

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Abhängigkeiten des Infektionsrisikos

          Aktivität                              Aktivität
        Infektiosität      Konzentration       Immunstatus
                             Tenazität

              Auf die inhalierte Dosis kommt es an !

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Was ist das (Schutz-) Ziel

  Zero Airborne SARS-CoV-2 ?

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Allgemeines zu Schutzkonzepten

                        Raumlufttechnik

                        Vermeiden / Reduzieren
                           • Kontakte
                           • PSA (z.B. Maske)
                           • Impfen
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stoffkonzentration und in der Temperatur ausgeglichen werden. Mit Hilfe der Mischlüftung

Raumbelüftung
     die Zuluft mit         einer deutlichen Untertemperatur (∆T = 10 K) und mit einem hohen Impu
             5 m/s) in den Raum eingebracht werden, was als ein Vorteil dieser Lüftungsform herausg
             werden kann. Eine optimale Mischlüftung bedeutet eine 100 % Durchmischung der Rauml
             dass Temperatur und Schadstoffkonzentration an jedem Ort identisch sind. Dies ist gleich

                  Verdünnungslüftung / Mischlüftung
             ein Nachteil der Mischlüftung, da zur Kühlung und zur Luftqualitätsverbesserung der ge
             Raum betrachtet werden muss. Das Prinzip der Mischlüftung zeigt Abbildung 2.

             Abbildung 2: Prinzip der Mischlüftung

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Partikel ≠ reproduzierfähige Viren

Zur Bewertung des Infektionsrisikos notwendig:

Wie viele reproduzierfähige Viren sind auf Aerosolpartikeln ?

Wie viele reproduzierfähige Viren sind für eine Infektion notwendig?

Messungen aus dem Sputum:

Anzahl Viren auf Aerosolpartikeln:                        ca. 1-50 pro 100

Anzahl Viren für eine Infektion notwendig:                ca. 300 - 3000

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Partikel ≠ reproduzierfähige Viren

Retrospektive Betrachtung von Ausbrüchen:

Wer saß wo?
                                 Sehr hoher Aufwand der Erfassung
Wer ist Index-Person?
                                 - Befragungen
Wer hat sich angesteckt?
                                 - Testungen
                                 - Genom-Bestimmung
Raumsituation?
                                 - Ggf. Messungen vor Ort
Lüftungssituation?

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Infektionsrisikomodell

Quantum-Dosis-Wirkungs-Konzept für luftgetragene Ansteckungen
[Wells, Riley 60er Jahre]

Ein Quantum ist die unbekannte Menge an pathogenen Aerosolpartikeln in
der Luft, die eine anhaltende Infektion bei 63 % der exponierten Personen
verursachen wird.

1 quanta: Emissionsrate in 1/h

Retrospektive Betrachtung                       Wert für quanta

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Infektionsrisikomodell

Basis quanta korreliert mit Art der
Infektionskrankheit und dem Basis R0

Berücksichtigung
      - Aktivität
      - Infektiosität      quanta Wert (Quellstärke)
      - Tenazität
      - PSA

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Validierung Infektionsrisikomodell
        Predicted Infection Risk for Aerosol Transmission of SARS-CoV-2

                                                             Quelle: (Kriegel et al., 2020)

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II Luftführungssysteme zur Belüftung von Aufenthaltsräumen
             abgeführt. Die Schadstoffabfuhr basiert auf dem Prinzip der Verdünnung. Die Zuluft wird durch

Typische Raumbelüftungsarten
             einen hohen Impuls und vorwiegend im Deckenbereich – außerhalb dersich stetig mit zunehmender
                                                                                Aufenthaltszone
                                                                              eineRaumluft
             Raum gebracht. Aufgrund der hohen Turbulenz vermischen sich Zu- und
                                                                                                  – in den Höhe. Die vertikalen Temperatur- und Dichteunterschiede sorgen für
                                                                                   stabile Schichtung im Raum. Die freien Konvektionsströmungen an und über den im Raum
                                                                                            sehr schnell,
                                                                                   befindlichen in
             wodurch sich die Eintrittsgeschwindigkeit der Luft abmindert und die Unterschiede   Wärmequellen
                                                                                                   der Schad- sorgen für die vertikale Raumströmung von unten nach oben. Das
                                                                                 Prinzip
             stoffkonzentration und in der Temperatur ausgeglichen werden. Mit Hilfe der der Quelllüftung
                                                                                         Mischlüftung     zeigt Abbildung 3.
                                                                                                       kann
             die Zuluft mit einer deutlichen Untertemperatur (∆T = 10 K) und mit einem hohen Impuls (bis
                                                                                 Zu den Vorteilen
             5 m/s) in den Raum eingebracht werden, was als ein Vorteil dieser Lüftungsform       der Quelllüftung gegenüber der Mischlüftung gehören:
                                                                                            herausgestellt
                                                                                  - hoher
             werden kann. Eine optimale Mischlüftung bedeutet eine 100 % Durchmischung     thermischer
                                                                                       der Raumluft, soKomfort
                              Verdünnung
             dass Temperatur und Schadstoffkonzentration an jedem Ort identisch sind. sehr ist
                                                                                   - Dies   geringe   Schichtung
                                                                                                     Luftgeschwindigkeiten im Raum (
Lüftungsart: Quell-/Schichtlüftung

                                                                        Summe Auf-/Abtrieb
                                                                                 =
                                                                        Zuluftvolumenstrom

                        Quelle: RHEVA Guidebook: Ventilation Effectiveness

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0,5
the contaminants stratify at                                                                            in the room
   Lüftungsart: Quell-/Schichtlüftung
lower levels                                                     0,0
                                                                       0 100 200 300 400 500 600 700 8
                                                                                          Increase in CO2-concentra

                                                                Quelle: RHEVA Guidebook: Ventilation and Smoking

   Federation of European Heating, Ventilation and Air-conditioning Associations
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Beispiele zur Lüftungseffektivität

Computational Fluid Dynamics (CFD)       Mögliche Position der infizierten Person
Studie

§ Raumgröße 60 m2; 180 m3

§ Bei allen Berechnungen 1000 m3/h
     § 40 m3/h pro Person

§ Berechnung des
  Strömungs- und Temperaturfelds

§ Ausbreitungsverhalten von luftgetra-
  genen Partikeln in Abhängigkeit von
  Position

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Darstellung der Ergebnisse

Darstellung der relativen Partikelkonzentration                     Skala
                                                                   begrenzt

                                              Ideal Mischlüftung

Werte kleiner 100 % à besser belüftet à stärke Verdünnung
Werte größer 100 % à besser belüftet à stärke Verdünnung

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Darstellung der Ergebnisse

Schnittebene durch die Köpfe der
sitzenden Personen

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3 Szenarien

      Mischlüftung
                            Gleicher virenfreier
      Quelllüftung          Zuluftvolumenstrom
                                1000 m3/h
      Luftreinigungsgerät

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Beispiel Mischlüftung

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Beispiel Mischlüftung

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Beispiel Quelllüftung

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Beispiel Quelllüftung

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Beispiel Quelllüftung

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Beispiel Luftreiniger

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Beispiel Luftreiniger

                        25

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Fazit Lüftungseffektivität

Ø Raumluftströmung sind instationär und 3-dimensional

Ø Sie werden beeinflusst durch
    • Raumumschließungsflächen
      • Einbauten (Mobiliar)
      • Thermische Kräfte (Personen, sonstige Wärmequellen, kalte Flächen)
      • Erzwungene Kräfte (Art und Ort der Auslässe, Zuluftgeschwindigkeiten)

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Fazit Lüftungseffektivität

 Ø Effektivität der Abfuhr von Schadstoffen hängt ab von:
      - Raumluftströmung
      - Ort der Quelle
      - Position Zu- und Abluft

 Ø Virenbeladene Partikelkonzentration im Raum:
      - Virenfreier Zuluftvolumenstrom bestimmt das Maß der Verdünnung
      - Lüftungseffektivität führt zu unterschiedlichen Zonen

 Ø Quellluftprinzip bietet große Vorteile, aber keine Sicherheit

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Nutzungsmöglichkeiten

Für Wiedereröffnungsstrategien

                                                           ̇
                                                          '()
              !"#$ =
                                                       56
                            *+ , *- , *./01. , 75              ,<
                                                  ℎ , !89:., ℎ; ;
     !"#$       maximal mögliche Personenanzahl

     *+         Faktor für die Art der Lüftung, Mischlüftung/Quelllüftung

     *-         Faktor für die Art der Maske

     *./01.     Korrekturfaktor stationär / instationär

      ̇
     '()        Zuluftvolumenstrom
Nutzungsmöglichkeiten Beispiel

Besprechungsraum:
50 m2 à 150 m3 für 20 Personen
Frischluftzufuhr: 30 m3/(h Pers.) à 600 m3/h oder 800 m3/h

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Sind bestehende AHA-L Regeln ausreichend ?

                              Abstand    >> 1,5 m
                         Hygieneregeln
                          Alltagsmaske   Schulung zum Tragen
                               Lüftung   maximieren

                         Kontaktanzahl   reduzieren
                Gemeinsame Kontaktzeit   reduzieren

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             haben Sie ?

        https://blogs.tu-berlin.de/hri_sars-cov-2/

Univ. Prof. Dr.-Ing. Martin Kriegel
              kontakt@tu-berlin.de

              www.hri.tu-berlin.de
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