CSR-Module Handout für die Umsetzung in der Ausbildung - für die Bereiche Logistik, Verkauf, Bürokommunikation - ergolog

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CSR-Module Handout für die Umsetzung in der Ausbildung - für die Bereiche Logistik, Verkauf, Bürokommunikation - ergolog
CSR-Module
Handout für die Umsetzung in der
Ausbildung
für die Bereiche Logistik, Verkauf, Bürokommunikation

Entwickelt von Birgitt Wählisch

Im Rahmen des Projektes CAESAR
Gesellschaftliche Verantwortung im Mittelstand
CSR-Module Handout für die Umsetzung in der Ausbildung - für die Bereiche Logistik, Verkauf, Bürokommunikation - ergolog
Inhaltsverzeichnis

1     Einführung und Hintergrund                                                 4

2     Methodisches Herangehen                                                    5

3     Aufbau dieses Handbuches                                                   6

4     Zur Auswahl der Schlüsselthemen                                            6

5     Zielgruppe - lernbenachteiligte Jugendliche                                6

5.1     Schlussfolgerungen für die Arbeit mit lernbenachteiligten Jugendlichen   7
5.2     Zusammenfassung zu den Methoden                                          9

6     Rahmenbedingungen                                                          9

7     Die übergreifenden Themen                                                  10

7.1     Einführung in das Thema - CSR und Nachhaltigkeit                         10
7.2     CO2 und Klimawandel                                                      11
7.3     Globalisierung und Verantwortung                                         12
7.4     Kreislaufwirtschaft - vom Abfall zur Ressource                           14
7.5     Nachhaltige Unternehmen als Arbeitgeber                                  16

8     Das Modul - Bereich Logistik                                               16

8.1     Transport und Umwelt                                                     16
8.2     CSR und Markt - was wollen Kundinnen und Kunden?                         19
8.3     Energieeffizienz                                                         19
8.4     Einordnung in die Ausbildungsrahmenpläne                                 20

9     Das Modul - Bereich Verkauf                                                22

9.1     Nachhaltigkeit im Lebensmittelbereich                                    22
9.2     Textilien - fair gehandelt                                               25
9.3     CSR und Markt                                                            29
9.4     Einordnung in den Ausbildungsrahmenplan                                  31

10 Das Modul - Bürokommunikation                                                 33

10.1 Ressourcen schonen - von Energie bis Büromaterial                           33

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10.2    Papier - Rohstoff aus der Natur?           33
10.3    Reiseplanung umweltbewusst                 34
10.4    Green Meeting - ein Gesamtkonzept          34
10.5    Einordnung in die Ausbildungsrahmenpläne   35

11 Beschreibung der einzelnen Übungen              39

11.1 CO2 Emissionen berechnen                      39
11.2 Nachhaltiger Transport? – Pro und Kontra      40
11.3 Faire Zusammenarbeit                          41
11.4 Quiz zur Entsorgung                           45
11.5 Verpackung und Nachhaltigkeit                 46
11.6 Entsorgung von Verpackungsmitteln             47
11.7 Lernlandschaft - Wege einer Plastiktasche     48
11.8 Pro und Kontra Kunststoffe                    53
11.9 Erneuerbare Energien                          54
11.10 Energie sparen                               55
11.11 Nachhaltige Unternehmen als Arbeitgeber      56
11.12 Bio-Label im Lebensmittelhandel              57
11.13 Nachhaltige Textilien                        60
11.14 Papier ordentlich entsorgen!                 61
11.15 Papier - Ressourcen schonen                  63
11.16 Green Meeting                                64

12 Glossar                                         65

13 Weiterführende Links                            70

14 Literaturverzeichnis                            74

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1     Einführung und Hintergrund
Im Rahmen des durch den ESF geförderten Programms „CSR – Gesellschaftliche Verantwortung im
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Mittelstand“hatte das Projekt CaeSaR die grundlegende Zielstellung, Unternehmen das Thema
Corporate Social Responsibility (CSR) vorzustellen und betriebliche CSR-Projekte zu unterstützen.
CSR steht für die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen und umfasst die ökologische,
ökonomische und soziale Ebene. Eine frühzeitige Sensibilisierung zum Thema CSR bereits während
der Ausbildung bzw. im Rahmen der betrieblichen Weiterbildung ist ein wichtiger Bestandteil.

In der TÜV Rheinland Akademie GmbH wurden im Rahmen des Projektes CaeSaR Module zur
Integration in die Ausbildung Jugendlicher erarbeitet. Die Module wurden auf Jugendliche in den
Ausbildungsbereichen Logistik, Büro und Verkauf zugeschnitten. Als Schwerpunkt, der sich wie ein
roter Faden durch alle Themenbereiche zieht, wurde der Bezug zum Markt aus verschiedenen
Perspektiven gewählt. Innerhalb des Projektzeitraums wurden alle hier vorgestellten Module in drei
Ausbildungsgruppen mit insgesamt 34 Jugendlichen erprobt und nach den praktischen Erfahrungen
noch einmal angepasst.

Eine Sensibilisierung kann nur funktionieren, wenn der Bezug zur eigenen Lebensrealität gelingt.
Deshalb wurde bei der Gestaltung der Seminare besonderer Wert auf einen Bezug zu
Ausbildungsinhalten und zu praktischen Erfahrungen in der Ausbildung gelegt. Die Inhalte orientieren
sich an den Ausbildungsplänen, gehen teilweise aber über die Rahmenvorgaben hinaus und stellen
eine Ergänzung dar.

Die Module sollen den Ausbildungsalltag unterbrechen und Zeit zum Nachdenken und zur Reflexion
eigenen Tuns bieten. Deshalb kann hier außerhalb von Leistungsdruck gelernt werden. Die
Jugendlichen lernen, andere Perspektiven einzunehmen und mit Komplexität umzugehen.

Der Fokus wird bei allen Themenstellungen auf das Thema „Nachhaltigkeit“gelegt. Corporate Social
Responsibility wird begrifflich zwar eingeführt, erweist sich aber als Konzept zu sperrig für die
Jugendlichen, da es eher auf das Management zielt. Deshalb wird im Folgenden vornehmlich von
„Nachhaltigkeit“gesprochen. Genutzt werden für die Behandlung der Themen vielfältige
Anknüpfungspunkte aus dem unmittelbaren Lebensumfeld der Jugendlichen, ob es um den Erhalt
natürlicher Lebensgrundlagen, soziale Gerechtigkeit oder die Etablierung nachhaltiger Ideen am Markt
geht. Die Vermittlung spezifischen Wissens macht dabei den geringeren Teil aus. Es kommt eher
darauf an in der allgegenwärtigen Wissensüberflutung, die Daten und Fakten richtig einordnen zu
lernen. In diesem Sinn dienen die Module vor allem dazu, dass die Auszubildenden erfahren, was sich

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 Das Projekt CaeSaR - Gesellschaftliche Verantwortung im Mittelstand ist ein ESF-Projekt des
Qualifizierungsförderwerks Chemie GmbH (QFC)

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hinter „CSR“und „Nachhaltigkeit“verbirgt, wo die Themen in ihrem Arbeitsbereich eine Rolle spielen
und was sie selbst für Verbesserungen tun können.

Die vorliegenden Materialien ermöglichen es Ausbilderinnen und Ausbildern, Module oder auch
einzelne Übungen oder inhaltlichen Teile in die Ausbildung zu integrieren und die im Projekt
gewonnenen Erfahrungen für sich zu nutzen. Natürlich kann das Material auch für den Unterricht in
den Berufsschulen genutzt werden.

2     Methodisches Herangehen
Das Konzept verfolgt einen handlungsorientierten Ansatz. Im Mittelpunkt der Module steht nicht die
Wissensvermittlung, sondern die Motivation der Jugendlichen, sich mit den Themen rund um
Nachhaltigkeit zu beschäftigen und eigene Verhaltensweisen zu hinterfragen und zu verändern.
Deshalb wird der Fokus auf Diskussionen und die Arbeit an speziellen Projekten/Übungen gelenkt.
Alle Einzelthemen folgen dem Schema Problem erkennen, Lösungsmöglichkeiten finden und
Umsetzungsideen entwickeln. Es wird versucht immer an reale Arbeitserfahrungen anzuknüpfen und
persönliche Interessen und Erfahrungen zu berücksichtigen. Die Jugendlichen sollen sich in der
Vermittlung wieder finden. Theoretisches Wissen über CSR und Nachhaltigkeit wird nur soweit
vermittelt, wie es zum Verständnis der Zusammenhänge unbedingt notwendig ist. Zugunsten der
Behandlung exemplarischer Beispiele wird auf inhaltliche Vollständigkeit innerhalb eines
Themenkanons verzichtet. Die Wissensvermittlung wird immer untersetzt mit dazugehörigen Übungen
oder Diskussionen. Verzichtet wird auf Aufgaben, die Leistungsdruck erzeugen. Motiviert werden soll
für einen offenen Austausch ohne vornehmliche Leistungsbeurteilung.

Besonders herausgearbeitet werden positive Beispiele, an denen sichtbar wird, was Veränderungen
bewirken können. Durch die Fokussierung der von den Jugendlichen wahrgenommenen Medien auf
Probleme bis hin zur Überhöhung soll der weit verbreiteten Resignation „wir können doch nichts tun“,
entgegen gewirkt werden. Auseinandersetzung mit Nachhaltigkeit berührt immer auch die
Wertvorstellungen der Teilnehmer/innen. Deshalb sind ein individueller Zugang und eine Atmosphäre
der Wertschätzung wichtig. Es werden in den Modulen keine fertigen Urteile, sondern Ansätze zum
Nachdenken vermittelt.

Die Module sollen abwechslungsreich gestaltet werden. Vorgeschlagen wird eine Methodenvielfalt von
Präsentation über Gruppenarbeit bis zum Quiz. Einen besonders emotionalen Zugang verschafft der
Einsatz geeigneter Videos.

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3     Aufbau dieses Handbuches
Das Handout enthält zu jedem Modul kurze Ausführungen zu wichtigen inhaltlichen Punkten, die zu
vermitteln sind. Sie ergänzen die zusätzlich bereit gestellten Power Point Präsentationen. Außerdem
werden in einem gesonderten Teil alle Übungen ausführlich beschrieben. Die dazu notwendigen
Übungsblätter werden ebenfalls als Vorlagen bereitgestellt. Alle sind so konzipiert, dass sie auch
einzeln in bestehende Unterrichtskonzepte eingebaut werden können. Im Anhang zu diesem Handout
finden Sie Vorschläge für Ablaufpläne jeweils für zweitägige und für zwei halbtägige Module für
Logistik, Büro und Verkauf, die alle veröffentlichten Materialien strukturiert aufnehmen.
Bewusst wurden alle Materialien in offenen Formaten veröffentlicht und können mit entsprechender
Urheberangabe verwendet und verändert werden.

4     Zur Auswahl der Schlüsselthemen
Die Schlüsselthemen werden jeweils mit kurzen Präsentationen oder mit dazu passenden Materialien
eingeführt. Die Themen wurden auf Grundlage der Ausbildungsrahmenpläne und praktischer
Erfahrungen ausgewählt. Die Module sind so flexibel konzipiert, dass die Themenbereiche auch
einzeln in den laufenden Lehrbetrieb eingebaut werden können. In den drei Ausbildungsbereichen ist
der Einstieg ähnlich - die gesetzten Themenschwerpunkte und Übungen sind unterschiedlich. In den
Abschnitten zu den inhaltlichen Schwerpunkten werden die für den Einsatz in den Modulen
erarbeiteten Präsentationen mit Zusatzinformationen untersetzt.

Hauptthemen, die sich an unterschiedlichen Stellen wieder finden sind:
     •     CSR und Nachhaltigkeit - Einordnung der Begriffe und Problembewusstsein
     •     Auswirkungen der Globalisierung - Fairness für alle
     •     Ansprüche von Verbraucher/innen - Verhältnis von Markt und Nachhaltigkeit
     •     Umgang mit Ressourcen - von Energieeffizienz bis Kreislaufwirtschaft
     •     Soziale Verantwortung - nachhaltiger Umgang mit Personal

5     Zielgruppe - lernbenachteiligte Jugendliche
Bei der praktischen Erprobung der Module wurde in Gruppen mit lernbenachteiligten Jugendlichen
gearbeitet. Bei der TÜV Rheinland Akademie GmbH werden unterschiedliche schulische
Ausbildungen für diese Gruppen angeboten. Erprobt wurden die Module in den Ausbildungsbereichen
Fachlagerist/in, Verkäufer/in und Fachpraktiker/in Büro.

Als benachteiligt eingestufte Jugendliche weisen in der Praxis eine große Bandbreite von
Einschränkungen auf. Oft liegen mehrere Benachteiligungen gleichzeitig vor. Ein Großteil hat
Lerneinschränkungen aufgrund sozialer Desintegration. Das Scheitern dieser Jugendlichen hat in der

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Schulkarriere oft eine sehr lange Geschichte. Häufig finden sich in diesen Gruppen Migrantinnen und
Migranten mit Sprachproblemen, die ansonsten eine normale Auffassungsgabe aufweisen. Dazu
kommen Auszubildende mit verschiedenen kognitiven Einschränkungen, wie zum Beispiel die Lese-
Rechtschreib-Schwäche, aber auch körperliche Einschränkungen, z.B. aufgrund von Epilepsie. Es
handelt sich also in jedem Fall um höchst inhomogene Gruppen mit einem hohen Anspruch an die
individuelle Ansprache und dem Schaffen von flexiblen Zugängen, um möglichst alle erreichen zu
können.

Der Zugang zu „Nachhaltigkeit“, einem so komplexen Thema erforderte nach den Erfahrungen vor Ort
mit der Zielgruppe konzeptionelle Anpassungen, die hier noch einmal zusammen gefasst werden.

5.1        Schlussfolgerungen für die Arbeit mit lernbenachteiligten Jugendlichen
1. Kürzere Lernsequenzen
Viele Jugendliche mit Lernbenachteiligungen haben Schwierigkeiten mit der Aufmerksamkeit. Die
Konzentration für eine Aufgabe lässt sehr schnell nach. Deshalb sollten die Aufgaben eher in kleinere
Sequenzen aufgeteilt werden.

2. Wechsel der Methoden
Methodische Abwechslung trägt zu einer erhöhten Konzentration bei. Lernintensive Phasen sollten
sich mit eher spielerischen Elementen abwechseln.

3. Gestaltung von Gruppenarbeiten
Das selbstorganisierte Lernen erfordert Disziplin und Organisationsvermögen. In Gruppen mit
Lernbenachteiligten sollten die Aufgaben sehr klar formuliert und nicht zu komplex sein. Da die
Neigung besteht, vom Thema abzuschweifen, ist während der Gruppenphase eine moderierende
Begleitung unerlässlich. Zeit und erwartetes Ergebnis müssen ganz klar benannt werden. Vor allem
sollten an die Teamorganisation nicht zu hohe Ansprüche gestellt werden. Für den Arbeitsablauf sind
nach Bedarf mehr Vorgaben (Arbeitsschritte) zu benennen. Insgesamt sollten Gruppenphasen nicht
länger als 30 min (Aufmerksamkeit) umfassen.

4. Gestaltung von Rechercheaufgaben
Selbstorganisierte Recherchen zu einem komplexen Thema stellen eine sehr hohe Anforderung dar.
Deshalb sollten auch hier überschaubare Aufgabenstellungen gewählt werden, möglichst Antworten
auf eine konkrete Frage. Oft werden die gefundenen Websites mit dem Ergebnis gleichgesetzt.
Deshalb sollte schon die Fragestellung zum Lesen und Reflektieren anregen. Hilfreich kann auch die
Unterstützung mit möglichen Links sein, die in die Recherche einbezogen werden sollten. Zu
bevorzugen sind Websites mit kurzen Texten und vielen Illustrationen zu den jeweiligen

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Sachverhalten. Häufig genutzt wird von Jugendlichen Wikipedia - gerade diese Artikel sind aber häufig
weniger hilfreich, weil die Beiträge zu umfangreich, textlastig, komplex und widersprüchlich sind. In der
Regel werden alle gefundenen Internetseiten als wahr und objektiv angesehen. Unterstützung muss
bei den Recherchen deshalb hinsichtlich der Einordnung gegeben werden. So kann insgesamt die
Medienkompetenz der Jugendlichen an praktischen Beispielen geschult werden. Das ist für
Nachhaltigkeitsthemen, die häufig verschiedene Aspekte beinhalten, besonders wichtig.

5. Förderung des Problembewusstsein
Das Problembewusstsein ist bei den Jugendlichen vor allem für ihren unmittelbaren Alltag ausgeprägt.
Ein komplexer Blick auf Probleme fehlt oftmals. Die Problemanalyse soll deshalb insbesondere durch
konkrete Fragen und Ableitungen aus dem eigenen Umfeld erfolgen. Dabei ist es hilfreich, die
Einordnung in komplexe Zusammenhänge möglichst zu visualisieren.

6. Praxisbezug
Der in den meisten Fällen geforderte Praxisbezug ist häufig gar nicht so leicht herzustellen. In der
beruflichen Praxis sind die lernbenachteiligten Jugendlichen oft nur in Teilaufgaben eingebunden.
Zum Teil lernen sie den betrieblichen Alltag nur über Praktika kennen. Damit fehlt nicht selten der
Blick auf das Gesamtunternehmen und die Gesamtzusammenhänge. Es ist bei den Aufgaben genau
zu überlegen, inwieweit die Jugendlichen einen Bezug zur betrieblichen Praxis überhaupt herstellen
können. Als Alternative bleibt die Einbeziehung der Lebenswelt der Jugendlichen. Es besteht sonst
die Gefahr, dass die angedachten praktischen Bezüge reine Theorie bleiben. Lernen ist vielfach an
der Vorbereitung von Prüfungen/Abschlüssen ausgerichtet, also eher extrinsisch motiviert. Deshalb ist
der Bezug „wozu etwas gelernt werden soll“immer wieder neu herzustellen und einzufügen.

8. Positive Orientierung
Aufgrund der Erfahrungen und vieler Medienberichte ist die Resignation vieler Jugendlicher
erschreckend hoch. Die Haltung „da kann man ohnehin nichts machen“ist sehr verbreitet. Deshalb
sollte gerade bei den Nachhaltigkeitsthemen immer wieder auf bereits erreichte Veränderungen (z.B.
sauberere Seen) hingewiesen werden. Bei den Themen ist nicht bei der Problembeschreibung stehen
zu bleiben, sondern es sind immer auch Veränderungsmöglichkeiten aufzuzeigen.

9. Emotionale Ansprache und Ermutigung
Viele benachteiligte Jugendliche benötigen insbesondere emotionale Zuwendung und Ermutigung.
Deshalb sind ihre Erfahrungen in jedem Fall ernst zu nehmen und angemessen darauf zu reagieren.
Der Verzicht auf Leistungskontrollen und stark leistungsorientierten Übungen verringert den Druck
und ermöglicht den individuellen Zugang zum Thema.

10. Zu eigenem Tun motivieren

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Am Ende der Module sollten alle Jugendlichen Ideen entwickelt haben, was sie selbst verändern
können, worin ihr Beitrag liegt. Das Thema Nachhaltigkeit bleibt kein theoretisches Konstrukt, sondern
wird erlebbare Realität.

Wichtig ist die Authentizität der Lehrperson. Von den Jugendlichen wird sehr genau beobachtet und
nachgefragt, ob nur das Thema abgehandelt wird oder die Person auch selbst ein eigenes Verhältnis
zu Nachhaltigkeit hat. Das Themenfeld erfordert eine Reflexion eigenen Handelns, um als glaubwürdig
wahrgenommen zu werden. Dabei gehört zur Glaubwürdigkeit, mit eigenen Schwächen offen
umzugehen. Es geht nicht darum ein perfekt und immer nachhaltiges Verhalten zu demonstrieren,
sondern es geht darum, die eigene Sensibilität für Fragen der Umwelt, der sozialen Fairness und des
bewussten Umgangs mit allen Ressourcen zu zeigen.

5.2        Zusammenfassung zu den Methoden
Besonders gut kamen in den Gruppen spielerische (Quiz) und visualisierende Methoden
(Lernlandschaft) an. Außerdem eignen sich Aufgaben mit einem klaren Ergebnis (Informationsblatt zur
Papierentsorgung) gut. Kurze Videos können ebenfalls einen emotionalen Einstieg in Themen bieten.
Weniger geeignet sind komplexe Gruppenaufgaben mit hohem Selbstorganisationsaufwand
(Planspiele u.ä.).

6     Rahmenbedingungen
Für die vorgeschlagenen Module ist eine Gruppengröße von 10 bis maximal 16 Teilnehmer/innen
vorgesehen. In sehr kleinen Gruppen von unter 8 Personen müssen die Übungen zum Teil angepasst
werden. Bei noch größeren Gruppen kommen Einzelne in den Diskussionen zu wenig zu Wort und
einige Übungen, bei denen die einzelnen Ergebnisse betrachtet werden sollen, geraten zu lang.

Bei der Behandlung von Nachhaltigkeitsthemen muss natürlich auch der Rahmen entsprechend
nachhaltig gestaltet werden. Das bedeutet, an allen Stellen nur so viel Material wie nötig einzusetzen,
also keine Materialschlachten. Bereits hier beginnt die Vorbildwirkung. Die Papierausdrucke sind auf
das Notwendige zu beschränken und sollen Recyclingpapier nutzen. Ein Großteil der Präsentationen
erfolgt mittels Beamer. Bei Internetrecherchen sollte darauf geachtet werden, dass nicht (wie oftmals
gewohnt) jede Recherche ausgedruckt wird. Kärtchen und Flipcharts können für Präsentationen
vorbereitet und mehrfach genutzt werden. Außerdem sollte eine richtige Entsorgung der Materialien
selbstverständlich sein.

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7     Die übergreifenden Themen
Einige Themen werden identisch in allen drei Modulen aufgegriffen. So eignen sich die Themen CO2
und Klimawandel besonders gut um in die Nachhaltigkeit einzuführen und den Bezug zu eigenen
Erfahrungen zu ermöglichen. Hier stellen wir zunächst die Themenbereiche vor, die in allen drei
Gruppen behandelt werden.

7.1        Einführung in das Thema - CSR und Nachhaltigkeit
Zu CSR und Nachhaltigkeit gibt es eine ungeheure Menge an Daten und Fakten, die in der Fülle eher
zu einer Informationsüberflutung führen. In den Modulen werden deshalb am Anfang nur einige
Begriffe geklärt. Im Mittelpunkt steht der emotionale Zugang, der am schnellsten über bekannte und
beobachtbare Problemfelder wie Umweltverschmutzung oder Klimawandel zu schaffen sind. Gut ist es
hier aktuelle Bezüge herzustellen, die gerade in den Massenmedien verhandelt werden.

Gleichzeitig soll von Anfang an aufgezeigt werden, dass Veränderungen möglich sind. Ausgeprägt ist
eine relativ pessimistische Haltung mit der Aussage „Wir können ohnehin nichts tun.“Aufgezeigt
werden soll, dass kleine Veränderungen große Wirkung haben können, um die Motivation zu erhöhen,
sich um die scheinbaren Kleinigkeiten im Arbeitsalltag zu kümmern. In der Präsentation wurde das
Thema Verbot der Phosphate in Waschmitteln in Deutschland gewählt - die Erholung der Gewässer ist
sichtbar und dass es mehr Badeseen mit guter Wasserqualität gibt, ist ein Ergebnis, das auch die
Jugendlichen erleben können. Gleichzeitig zeigt das Thema, dass Umweltthemen nicht immer mit
einem Verlust an Lebensqualität einhergehen müssen.

Der Begriff „Nachhaltigkeit“lässt sich über den begrifflichen Ursprung - Wald und nachhaltige
Waldwirtschaft - gut und sinnlich vermitteln. Schwieriger lässt sich der Begriff Corporate Social
Responsibility (CSR) verankern. Der CSR-Ansatz ist sehr abstrakt und weit weg von der Realität der
Jugendlichen. Die Auszubildenden haben in der Regel mit Managementaufgaben nichts zu tun. Hier
kann vor allem aufgezeigt werden, was CSR-Konzepte für Mitarbeiter/innen und Kunden erreichen.
Immer mehr Unternehmen engagieren sich im Bereich Nachhaltigkeit/ CSR. Die Motive verdeutlichen
auch, weshalb die Etablierung dieser Themen nicht unbedingt Kosten verursacht, sondern
Engagement für Umwelt und soziale Belange auch Geld sparen kann. Mit der Einführung
werden die drei Ebenen von Nachhaltigkeit eingeführt, das sogenannte magische Dreieck von
Ökologie - Sozialem - Ökonomie. Dieser Dreiklang wird bei allen späteren Themen immer wieder
aufgegriffen. Die Einführung soll insgesamt den Umfang und die Vielfältigkeit des Themas
verdeutlichen. Außerdem werden die Jugendlichen von Anfang an angeregt, im eigenen Umfeld auf
Veränderungsmöglichkeiten zu achten. Das ist auch das Thema der ersten Gruppendiskussion.

→ Power Point Präsentation: Einführung - Worum geht es?

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7.2        CO2 und Klimawandel
Als übergreifendes Thema im Bereich Nachhaltigkeit ist das Thema CO2-Emissionen geeignet. Da
Klimawandel als ein Problem allgemein bekannt ist und zahlreiche Themen von Transport bis
Produktentwicklung berührt, wurde über diesen Schwerpunkt der übergreifende Einstieg in die
Thematik gewählt. In den Nachrichten ist der Klimawandel immer wieder präsent - hier wird noch
einmal vertieft, was CO2-Emissionen überhaupt sind und wie darauf Einfluss genommen werden kann.
Es werden Grundlagen aus der Schule (was ist CO2 und Treibhauseffekt) wiederholt. Für die weitere
Beschäftigung mit dem Thema sollen in dieser Sequenz vor allem die globalen Probleme verdeutlicht
werden.

Neben Informationen wird mit dem Einsatz des Videos „Die Rechnung“ein emotionaler Zugang
geschaffen, mit dem die Diskussion „Was kann getan werden - was können wir tun?“eingeleitet
werden kann.

Praktisch lassen sich Einflussfaktoren besonders gut mit Hilfe von Klimarechnern erfahren. Hier wird
durch die Berechnung und damit ein Ergebnis am Ende eine aktive Beschäftigung mit dem Thema
angeregt. Die frei verfügbaren Klimarechner richten sich an Privatpersonen. Eine Berechnung für
Unternehmen wäre aufgrund der Unterschiedlichkeit der Unternehmen und der fehlenden Daten nicht
ohne Weiteres möglich. Deshalb wird der Zugang über den Privatbereich gewählt. Klimarechner, wie
z.B. von Klimaktiv gGmbH, umfassen die Bereiche:
•          Lifestyle
•          Mobilität
•          Wohnen
•          Ernährung

Besonders geeignet ist der Klimarechner für Jugendliche - Check Dein Klima
http://jugend.klimaktivist.de
Ein Vorteil dieses Rechners besteht darin, dass keine Verbrauchszahlen benötigt werden. Die
Ansprache ist aber eher für jüngere Erwachsene gedacht. Bei der Verwendung anderer Klimarechner
müssen zumindest Zahlen zu Fernwärme, Stromverbrauch u.ä. vorgegeben werden
In der Diskussion können danach die Faktoren zur Senkung der CO2-Emissionen für die
Unternehmen abgeleitet werden.

Ergänzt werden können an dieser Stelle Informationen zur Neutralisierung von CO2-Emissionen. Das
bedeutet, dass Unternehmen oder Privatpersonen auf Grundlage des CO2-Ausstoßes z.B. bei einer
Flugreise Ausgleichzahlungen vornehmen. Diese Zahlungen werden in erster Linie für
Klimaschutzprojekte verwendet - eine der größten Organisationen in diesem Bereich Atmosfair
gGmbH: www.atmosfair.de/

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Birgitt W ählisch
13.11.2014
→ Power Point Präsentation: CO2 und Klimawandel - Von kleinen Ursachen und großer Wirkung
→ Video: Die Rechnung
„Drei Freunde treffen sich in der Kneipe und berichten aus ihrem Leben. Auto, Urlaub, Energie und Ernährung
ergeben ein buntes Klimasündenregister. Mit dem Auftreten der Kellnerin nimmt der Film eine überraschende
Wendung... Das Drehbuch zu dem etwa vierminütigen Kurzfilm stammt von Heiner Rosch, Dirk Wenzel und Peter
Wedel. Letzterer inszenierte den Film mit Benno Fürmann, Bjarne Mädel, Christoph Tomanek und Ina Paule Klink
in den Hauptrollen.“
Download über: www.eco-film.de
→ Übung: CO2 Emissionen berechnen

7.3 Globalisierung und Verantwortung
Der weltweite Handel schafft vielfältige Probleme, das ist auch den meisten Jugendlichen aufgrund
zahlreicher Medienberichte durchaus bewusst. In diesem Themenbereich werden Fakten zu
Problemen aufgrund von Globalisierung an einem oder mehreren Beispielen zusammen getragen.
Außerdem wird ein Verständnis entwickelt, wie faire weltweite Zusammenarbeit aussehen kann.

Als Einstieg in das Thema wurde das Handy gewählt. Alle Auszubildenden haben ein Handy und
nutzen es intensiv. Die wenigsten machen sich bei dem kleinen Gerät Gedanken darüber, woher es
kommt und welche Teile darin verbaut werden. Es stellt damit ein gutes Beispiel für Globalisierung
dar. Außerdem gibt es zu dem Bereich relativ viel gut aufbereitetes Material.
Die Jugendlichen sollen anhand von Materialien bzw. eigener Internetrecherche erarbeiten, was fair
(bzw. unfair) an Produktion und Handel ist. Mit dem Beispiel des fairen Smartphones oder Fairphones
kann erfahrbar gemacht werden, wie gerade in einem von großen Konzernen beherrschten Markt
auch Alternativen entwickelt werden können. Das zeigt sich in mehrfacher Hinsicht:
•          ein kleineres Unternehmen (Niederlande)
•          Transparenz in der Kostenkalkulation
•          Nachvollziehbare Lieferkette
•          neuer Weg jenseits von Kostendrückerei - möglichst faire Bedingungen
•          andere Finanzierungsform (Crowdfunding)

Über faire Handys gibt es weiterführendes Material unter : www.makeitfair.org

In den Materialien, z.B. zu Fair Trade, werden immer wieder die ILO-Kernarbeitsnormen erwähnt.
Diese sollen als Grundlage erläutert werden. Anhand der internationalen Normen lässt sich
diskutieren, wie die Bedingungen in Deutschland aussehen. Verdeutlicht werden kann der hohe

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Standard - z.B. sind Kinderarbeit oder Zwangsarbeit kein Thema. Gleichzeitig kann diskutiert werden,
wie gerechte und faire Arbeitsbedingungen aussehen und welche Rolle dabei Nachhaltigkeit spielt.

Im Bereich der Siegel (hier der technische Bereich) zeigen sich die unterschiedlichen Ansätze im
Vergleich zwischen dem Blauen Engel, der in erster Linie auf technische Regelungen setzt und dem
TCO Certified, bei dem auch eine soziale Komponente enthalten ist.

                                TCO Certified                           Blauer Engel

 Produkte                       Monitore, Notebooks, Desktop-           Desktop-PCs, Notebooks, Monitore
                                PCs; Tablets; Smartphones               (RAL-UZ 78) / Drucker, Kopierer,
                                                                        Multifunktionsgeräte (RAL-UZ 171)

 Soziales                       Kernarbeitsnormen der ILO               Keine spezifischen Angaben

 Schadstoffe                    Kunststoffgehäuse frei von PVC und      Kunststoffgehäuse frei von PVC und
                                bromierten Flammschutzmitteln           bromierten Flammschutzmitteln

 Langlebigkeit                  Ersatzteile 3 Jahre nach                Reparatur und Ersatzteile 5 Jahre nach
                                Produktionseinstellung (zusätzlich      Produktionseinstellung
                                bei Smartphones: wechselbarer
                                Akku)

 Ergonomie/ Gesundheit          helles Display, niedriges               niedriges Lüftergeräusch (zusätzlich bei
                                Lüftergeräusch (zusätzlich bei          Druckern: geringe Feinpartikel-Emission)
                                Smartphones: Headset)

 Nachweise                      Testergebnisse von unabhängigen         Selbstauskünfte von Herstellern,
                                Laboren, Berichte von                   Testergebnisse von unabhängigen
                                unabhängigen Auditoren                  Laboren

 Produktdatenbank               tcodevelopment.com                      blauer-engel.de

siehe c’
       t 3/13, S. 110 - (Tabelle gekürzt aus ct 2014 Heft 4 S.132 - Artikel von Christian Wölbert: Fairsiegelt)

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13.11.2014
→ Video: Kleines Handy - große Wirkung
http://csr.jugend-und-bildung.de/webcom/show_article.php/_c-849/i.html
„Denis, ein jugendlicher Vieltelefonierer, wird in dieser Reportage in die Zentrale von Germanwatch begleitet,
einer Organisation mit Sitz in Berlin, die sich für globale Gerechtigkeit und den Erhalt der Lebensgrundlagen
engagiert. Der Jugendliche erfährt, unter welchen teils sozial und ökologisch inakzeptablen Bedingungen
Mobiltelefone hergestellt werden. Denis erkennt, wie wichtig gesellschaftlich verantwortungsbewusstes Handeln
ist – auch für die Unternehmen. Doch wie kann er als Konsument das Verhalten von Unternehmen beeinflussen?
(Dauer: 5:02 Minuten)“- produziert im Projekt „MitVerantwortung“
→ Übung: Faire Zusammenarbeit
→ Power Point Präsentation: Globalisierung und Verantwortung - Was ist eigentlich fair?

7.4        Kreislaufwirtschaft - vom Abfall zur Ressource
In allen Unternehmen spielt das Thema Kreislaufwirtschaft inzwischen in unterschiedlichem Maß eine
Rolle. Mit der Entsorgung von Materialien und damit mit der Kreislaufwirtschaft haben alle drei
Bereiche - Logistik, Verkauf und Büro zu tun. Die Jugendlichen sollen Hintergrundwissen erhalten zur
Abfallvermeidung, - verwertung und -beseitigung. Beim Thema Vermeidung kann zunächst beim
privaten Konsum angefangen werden, um danach Möglichkeiten in den Unternehmen bzw. der
Ausbildungsstätte zu entdecken. Gefördert werden soll die Sensibilität für den Wert von „Abfall“als
Rohstoff.

Bei der Verwertung lernen die Jugendlichen die Materialien hinsichtlich ihrer Recyclingmöglichkeiten
unterscheiden und werden damit für die sortenreine Sortierung motiviert. Der spielerische Einstieg mit
einem Quiz zur Entsorgung motiviert zur weiteren Beschäftigung mit dem Thema. Es wird hier sehr
schnell klar, dass die eindeutige Zuordnung „Was gehört zur Entsorgung wohin?“keine so leicht zu
lösende Aufgabe ist. Außerdem kann die Motivation sich damit zu beschäftigen, auch durch das
Verdeutlichen der unterschiedlichen Entsorgungssysteme (Hausmüll - grüner Punkt) und damit das
Eingehen auf ökonomische Aspekte erhöht werden. Besonders eingegangen wird dabei auf:

      •    Altglas
                o    ca. 82 % Wiederverwertung - Glas lässt sich ohne Qualitätsverluste beliebig oft
                     einschmelzen
      •    Papier
                o    ca. 83 Recycling - Altpapier lässt sich bis zu 5 x wieder verwerten
                o    z.B. Pappkartons bestehen zu mehr als 90 % aus Recycling-Fasern.
      •    Verpackungsmüll
                o    problematisch und kostenintensiv die gelbe Tonne - Mischung unterschiedlicher
                     Materialien
                o    müssen erst sortiert werden

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13.11.2014
o   relativ unproblematisch - Dosenrecycling - da sich Weißblech magnetisch vom
                    anderen Müll trennen lässt
                o   bei den verschiedenen Kunststoffen schwierig - hier wird nur ca. 50 % wieder
                    verwertet
                o   ein großer Teil wird verbrannt - das spart immerhin Öl und fossile Brennstoffe
     •     Schadstoffe
                o   insbesondere im Bereich Lager/Logistik kommen Auszubildende auch mit
                    Schadstoffen in Kontakt

Das Thema Kreislaufwirtschaft ist sehr komplex. Besonders schwierig macht es die Tatsache, dass
klare Aussagen oft gar nicht möglich sind. Ob etwas gut oder schlecht für die Umwelt ist, hängt von
sehr vielen unterschiedlichen Faktoren ab. In den öffentlichen Diskussionen existieren viele, oft auch
widersprüchliche Aussagen zu den Themen. Für diese Komplexität sollen die Jugendlichen
sensibilisiert werden.

Dafür geeignet ist das Thema Kunststoffe. Kunststoffe haben inzwischen durch die verschiedensten
Medienberichte und die einseitige Berichterstattung ein Negativimage. Als Einstieg wird das Beispiel
„Plastiktüte“genutzt. Auf Nachfrage wird ein Großteil sagen, dass sie schlecht für die Umwelt ist und
am besten ganz darauf verzichtet werden sollte. Deshalb wird an diesem für alle nachvollziehbaren
Beispiel dargestellt, welche unterschiedlichen Faktoren hier zusammen wirken. Methodisch wird hier
die Lernlandschaft zur Darstellung genutzt. Dabei werden der gesamte Produktlebenszyklus
betrachtet und unterschiedliche Umweltfaktoren berücksichtigt. So erfordern Papiertaschen z.B. mehr
Transportkapazität als Papiertüten gleicher Größe (Europallette - 30.000 Plastiktaschen gegenüber
5.000 Papiertaschen gleicher Größe - Quelle Dürrstein, 2013 S. 22). Diskutiert werden müssen also
unterschiedliche Faktoren. Dabei wird auch auf die Umweltprobleme eingegangen, die einen
besonders sensiblen Umgang mit den Produkten erfordern.

In einem kleinen Quiz innerhalb der Power Point Präsentation sollen die Jugendlichen
Verrottungszeiten schätzen. So verrottet ein Zellstofftaschentuch in 3 Monaten Plastikfolie in 30 bis 40
Jahren und Gläser sind auch nach 4.000 Jahren noch auffindbar. Die meisten schätzen die Zeiten,
viel zu kurz ein. Damit wird dem Thema Kreislaufwirtschaft und entsprechende Entsorgung noch
einmal Nachdruck verliehen.

→ Übung: Quiz zur Entsorgung
→ Power Point Präsentation: Kreislaufwirtschaft - Vom Abfall zur Ressource
→ Übung: Verpackung und Nachhaltigkeit
→ Übung: Lernlandschaft - Wege einer Plastiktasche

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13.11.2014
→ Power Point Präsentation: Kunststoffe und Umweltverträglichkeit - incl. Schätzaufgabe zur
Verrottung
→ Übung: Pro und Kontra Kunststoffe

7.5 Nachhaltige Unternehmen als Arbeitgeber
Die Jugendlichen sollen auch für die soziale Komponente von Nachhaltigkeit sensibilisiert werden. Da
alle früher oder später vor Bewerbungsverfahren in Unternehmen stehen, kann die Bedeutung des
Nachhaltigkeitsansatzes besonders über die Arbeitgeber-Auswahl vermittelt werden. Viele vor allem
große Unternehmen veröffentlichen inzwischen CSR- oder Nachhaltigkeitsberichte bzw. Leitbilder auf
ihren Websites. Hier können die Jugendlichen selbst vergleichen, was sagen die Veröffentlichungen
aus, wo würde ich mich eher bewerben. Die Auszubildenden sollen damit Anhaltspunkte für ihre
realen Bewerbungsverfahren erhalten.

→ Video: CSR in Unternehmen
http://csr.jugend-und-bildung.de/webcom/show_article.php/_c-847/_lkm-557/i.html
„Eine junge Reporterin untersucht, auf welche Weise Unternehmen ihrer gesellschaftlichen und ökologischen
Verantwortung gerecht werden können. Zusammen mit einem Unternehmensvertreter der Messe Leipzig
inspiziert sie mehrere Schauplätze in und um die Messe. Wie können Unternehmen Umweltschutz und soziale
Belange in ihren Betrieb integrieren und dabei auch ökonomisch profitieren? (Dauer: 5:03 Minuten)“
→ Übung: Nachhaltige Unternehmen als Arbeitgeber

8     Das Modul - Bereich Logistik
Orientierung für die gewählten Schwerpunkte bieten die branchenspezifischen Kernpunkte der Green
Logistics. Die Schwerpunkte stehen nicht solitär nebeneinander, sondern haben viele
Überschneidungspunkte. So hängen die Themen CO2-Emissionen und Transport eng zusammen.
Diese Überschneidungen werden in den Diskussionen zur thematischen Vertiefung genutzt.

8.1 Transport und Umwelt
Im Bereich Logistik sind der Transport und vor allem die Transportplanung ein Schlüsselthema. Im
Seminar sollen die Jugendlichen, Vor- und Nachteile der einzelnen Transportarten auch unter
Nachhaltigkeitsgesichtspunkten einschätzen lernen. In der kurzen Einführung lernen die Jugendlichen
vor allem die Problembereiche kennen, die mit wachsendem Verkehr verbunden sind. Hier wird über
die CO2-Emissionen hinaus auch das Thema Feinstaubbelastung angesprochen. Der Wunsch mobil
zu sein, ist legitim - aber wie kann damit sinnvoll umgegangen werden? Die Jugendlichen erkunden
selbst das Pro und Kontra verschiedener Transportmöglichkeiten und beziehen dabei sowohl
ökonomische als auch ökologische Aspekte. Die Erarbeitungen können ggf. durch die Präsentation
ergänzt werden.

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13.11.2014
Angeregt werden soll eine Diskussion zum Verkehr der Zukunft und zu Entwicklungen in der Logistik.
Die Jugendlichen können dazu ergänzend Beispiele im Internet recherchieren - vor allem zu
o    Optimierten Fahrzeugen - Leichtbau, Aerodynamik, Hybridantrieb
o    Alternativen Treibstoffen
Außerdem sind die Auswirkungen optimierter Verkehrsleitsysteme und die Veränderungen in der
Tourenplanung (Telematik) mögliche Themen.
Beispiele sind zu finden unter:
www.oekosystem-erde.de/html/verkehrszukunft.html
www.ecodesign-beispiele.at

Grundlage der Übung zu Vor- und Nachteilen der Transportarten ist folgende Tabelle:

Transportart                      Vorteile                                Nachteile

Straßengütertransport             Zeit- und Kostenersparnis im Nah- und   keine zeitgenauen
                                  Flächenverkehr,                         Fahrpläne,
                                  u.U. Zeitersparnis im Fernverkehr,      Witterungsabhängigkeit,
                                  flexible Fahrplangestaltung,            Abhängigkeit von
                                  Eignung für spezifische Ladegüter,      Verkehrsstörungen,
                                  Anpassungsfähigkeit bei Annahmezeiten   begrenzte Ladefähigkeit,
                                                                          Ausschluss bestimmter
                                                                          Gefahrgüter (z.B.
                                                                          Ammoniakwasser)

Schienengüterverkehr              Größere Einzelladegewichte als beim     Schienennetz begrenzt,
                                  LKW,                                    Gleisanschlüsse oder
                                  exakte Fahrpläne,                       Einsatz sog. Straßenroller
                                  weitgehend störungsfrei,                erforderlich,
                                  Gefahrgüter zulässig                    Zusatzkosten bei Anmietung
                                                                          von Spezialwagen,
                                                                          für geringe Transportmengen
                                                                          ungeeignet

Luftfrachttransport               Hohe Transportgeschwindigkeit,          Hohe Transportkosten,
                                  Unabhängigkeit von Infrastruktur am     Ausschluss gewisser
                                  Boden                                   Gefahrgüter,
                                                                          Flughafen erforderlich,

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13.11.2014
ungebrochener Transport

                                                                           meist nicht zu realisieren,
                                                                           besondere Verpackungen
                                                                           notwendig

Seeschifffahrts-               Große Einzelladegewichte,                   Zugang zu Seehäfen
gütertransport                 große Laderäume,                            erforderlich,
                               Angebot von Spezialschiffen                 Abhängigkeiten von Sturm,
                                                                           Eisgang und Nebel,
                                                                           im Linienverkehr
                                                                           Abhängigkeit von festen
                                                                           Routen (anders als bei
                                                                           Charterung von Schiffen),
                                                                           besondere Verpackung
                                                                           notwendig,
                                                                           ungeeignet für verderbliche
                                                                           Güter,
                                                                           ungebrochener Transport
                                                                           meist nicht zu realisieren

Zusammenfassender Vergleich der Verkehrsträger (vgl. Koch; Susanne, 2012, S. 93) - Anregung für
die Übung

Herzustellen ist in dieser Sequenz die Verbindung zwischen Transportoptimierung und Lagerhaltung.
Auf der einen Seite steht die Beschaffung größerer Mengen mit Rabatten und Einsparungen von
Transportkosten, auf der anderen Seite verursacht auch die Lagerhaltung Kosten. So ist die
Transportoptimierung immer als Komplex mit verschiedenen Seiten zu betrachten.
Außerdem kann hier die zunehmende Globalisierung thematisiert werden. Ein Großteil unserer Waren
kommt inzwischen auf dem Seeweg aus aller Welt.

                                                   Foto: C. Wählisch

CSR-Handout                                                                                         Seite 18 von 76
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Im Brainstorming haben die Jugendlichen die Möglichkeit, sich zukünftige Entwicklungen
auszumalen. Die Phantasie kann mit der Darstellung neuerer Entwicklungen, wie sehen
Verkehrssysteme der Zukunft aus, angeregt werden. Gleichzeitig sollen eigene Einflussmöglichkeiten
zum Thema wachsender Mobilität und Umweltbelastung sowohl im privaten als auch im beruflichen
Bereich aufgezeigt werden.

→ Power Point Präsentation: Transport und Umwelt - Wie funktioniert umweltfreundlicher Verkehr?
→ Übung: Nachhaltiger Transport - Pro und Kontra
→ Power Point Präsentation: Vor- und Nachteile der Transportmöglichkeiten

8.2 CSR und Markt - was wollen Kundinnen und Kunden?
Im Lager/Logistikbereich muss als erstes noch einmal verdeutlicht werden, wer alles zu den
Kundinnen und Kunden gehört. Dabei ist zu berücksichtigen, dass Lagerbereiche zum Teil auch als
interne Dienstleister für das Unternehmen fungieren und den Auszubildenden hier der Kundenbegriff
nicht geläufig ist. Das Thema CSR wird oft mit einer Verursachung von Kosten in Verbindung
gebracht. Deshalb soll hier CSR und Nachhaltigkeit noch einmal unter dem Aspekt von möglichen
Kostenreduzierungen aufgenommen werden. Gesammelt werden Argumente, die für
Nachhaltigkeitsmaßnahmen sprechen. Dabei sind Aspekte der Imagewandel und die Bedeutung von
nachhaltiger Ausrichtung für bestimmte Kundengruppen.

→ Power Point Präsentation: CSR und Markt

8.3 Energieeffizienz
Das Thema Energieeffizienz ist geeignet, das Bewusstsein für Nachhaltigkeitsthemen im
unmittelbaren Umfeld zu schulen. Vertieft werden soll das Wissen über erneuerbare Energien und den
Begriff Ökostrom.

Gemeinsam werden Möglichkeiten der Energieeinsparung erarbeitet. Überall, wo Energie verbraucht
wird, kann geschaut werden, ob es nicht auch effizienter geht. In Unternehmen gibt es viele kleine
Verhaltens-Maßnahmen, die zu Einsparungen führen:
•          Geräte und Licht ausschalten
•          Kein Stand by
•          Richtig Lüften
•          Angemessene Raumtemperatur

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Auf der anderen Seite steht der richtige Einsatz von Investitionen. So sollte bei der Anschaffung von
Geräten auf die Energieeffizienzklassen geachtet werden. Hier können die Jugendlichen angeregt
werden, zu recherchieren, welche es gibt und wie sie sich unterscheiden.

Am Beispiel dargestellt werden können Baumaßnahmen, die unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten
geplant sind. Anschaulich wird hier das Zusammenspiel von Wärmedämmung über Raumgestaltung
bis zur Nutzung alternativer Energiequellen. Die Tendenz besteht in der Entwicklung intelligenter
Systeme, die sich selbst steuern. Diese halten Einzug in immer mehr Bereiche auch im
Logistikbereich.

→ Power Point Präsentation: Energieeffizienz - Geht es auch mit weniger?
→ Übung: Erneuerbare Energie
→ Übung: Energie sparen

8.4        Einordnung in die Ausbildungsrahmenpläne
Die Ausbildung zur/m Fachlagerist/in ist eine anerkannte Ausbildung nach dem Berufsbildungsgesetz
(BBiG). Die bundesweit geregelte 2-jährige Ausbildung wird in Industrie und Handel sowie im
Handwerk angeboten. Die Ausbildung als Fachlagerist/in kann durch die darauf aufbauende
Ausbildung Fachkraft für Lagerlogistik ergänzt werden (3. Ausbildungsjahr). In der Ausbildung
werden zahlreiche Kenntnisse und Fähigkeiten entwickelt, die mit den CSR-Modulen vertiefend
vermittelt werden können. Bezugspunkte finden sich insbesondere in folgenden Abschnitten des
Ausbildungsrahmenplans - gegliedert nach den Ausbildungsjahren:

                               zu vermittelnde Fertigkeiten und Kenntnisse im

1. Ausbildungsjahr
2. Aufbau und Organisation des Ausbildungsbetriebes
     2
d.) Grundlagen, Aufgaben und Arbeitsweise der betriebsverfassungs- oder
personalvertretungsrechtlichen Organe des ausbildenden Betriebes beschreiben
.
5. Arbeitsorganisation; Information und Kommunikation
a.) den Lager- und Transportbereich sowie den eigenen Arbeitsbereich in den betrieblichen Ablauf
einordnen und daraus Konsequenzen für das eigene Handeln ableiten

6. Logistische Prozesse; qualitätssichernde Maßnahmen
a.) gesetzliche und betriebliche Vorschriften bei der güterspezifischen Lagerung anwenden

2
    Die Nummerierung bezieht sich auf die Lernziele der Ausbildungsrahmenplans vom 26.7.2004

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Kenntnisse der Berufsbildposition

2. Ausbildungsjahr
5. Arbeitsorganisation; Information und Kommunikation
g.) Auswirkungen von Information, Kommunikation und Kooperation auf Betriebsklima und
Arbeitsleistung beachten

6. Logistische Prozesse; qualitätssichernde Maßnahmen
e.) gesetzliche und betriebliche Vorschriften bei Verpackung und Transport anwenden
f) qualitätssichernde Maßnahmen im eigenen Arbeitsbereich durchführen, dabei zur
kontinuierlichen Verbesserung von Arbeitsvorgängen beitragen

9. Lagerung von Gütern
c.) Maßnahmen zur Qualitäts- und Werterhaltung durchführen

11. Versand von Gütern
c.) Sendungen entsprechend der Gütereigenschaften und der Verkehrsmittel verladen und
verstauen

3. Ausbildungsjahr
8. Annahme von Gütern
e.) Rückgabe von Leergut, Verpackung und Ladehilfsmitteln nach rechtlichen und betrieblichen
Vorgaben durchführen und dokumentieren

10. Kommissionierung und Verpackung von Gütern
c.) Transportverpackungen und Füllmaterialien hinsichtlich Güterart, Transportart,
Umweltverträglichkeit und Wirtschaftlichkeit auswählen

Während der gesamten Ausbildung sind Aspekte des Umweltschutzes (§ 7 Nr. 4) zu berücksichtigen
und zu vermitteln. In den Prüfungen (Zwischenprüfung und Abschlussprüfung) muss vom Prüfling
gezeigt werden, dass er in der Lage ist Sicherheit, Gesundheits- und Umweltschutzmaßnahmen
praktisch anzuwenden.

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9     Das Modul - Bereich Verkauf
Das Thema Nachhaltigkeit spielt im Handel inzwischen eine wichtige Rolle. Große
Handelsunternehmen werben mit Nachhaltigkeit, mit Umweltbewusstsein und fairem Handel, um ein
möglichst positives Image zu vermitteln. Verbraucherinnen und Verbraucher fragen zunehmend nach
nachhaltig produzierten Produkten, so dass sich auch die Angebotsstruktur verändert. Von
Nischenprodukten gelangen immer mehr dieser Waren in den Mainstream. Das erfordert auch vom
Verkaufspersonal mehr Wissen über die Zusammenhänge, um Kundinnen und Kunden fachgerecht
informieren zu können. Eingegangen wird in diesem Material auf die Spezialisierungsrichtungen
Lebensmittel- und Textilverkauf.

9.1 Nachhaltigkeit im Lebensmittelbereich
Inzwischen gibt es so viele verschiedene Label, das sie die Verbraucher/innen eher verwirren.
Deshalb ist es besonders wichtig, dass das Verkaufspersonal auf Fragen reagieren kann. Häufig
gestellt wird die Frage - „Ist das wirklich ‚
                                            Bio‘
                                               ?“. Kurz gesagt, wo Bio drauf steht, muss im bestimmten
Rahmen auch Bio drin sein, denn durch das EU-Recht sind die Begriffe „Bio“, „aus kontrolliert
biologischen Anbau“ und „Öko“geschützt. Das bedeutet, dass wenn diese Begriffe verwendet
werden, die Kriterien des Bio-Siegels eingehalten werden müssen. Betriebe, die konsequent
ökologisch produzieren, gehen in ihren Ansätzen oft über die Anforderungen des EU-Bio-Siegels
hinaus.

Ökologischer Landbau bedeutet, einen möglichst geschlossenen Nährstoffkreislauf zu ermöglichen,
die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten und zu fördern, sowie Tiere artgerecht zu halten. Damit leisten
ökologisch arbeitende landwirtschaftliche Betriebe ihren Beitrag zum Erhalt der Kulturlandschaft. Die
Besonderheiten dieser Wirtschaftsweise bedingen einen erhöhten Arbeitsaufwand, niedrigere Erträge
bzw. Leistungen. Deshalb sind Bioprodukte in der Regel teurer als herkömmlich hergestellte Produkte.
Gütesiegel sind immer Qualitätsversprechen - aber die dahinter stehenden Kriterien sind sehr
unterschiedlich.

Umfangreiche Informationen zu diesem Thema bietet das Informationsportal der Bundesanstalt für
Landwirtschaft und Ernährung:
www.oekolandbau.de

VORSICHT - nicht geschützt sind Begriffe wie „umweltschonend“„unbehandelt“oder „naturnah“.

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Übersicht verbreitete Label im Lebensmittelbereich

EU- Biosiegel
                                          Erhalten nur Erzeuger, die entsprechend der EU-
                                          Ökoverordnung produzieren u.a.
                                          •       95 % der Zutaten aus ökologischem Anbau
                                          •       ca. 50 Zusatzstoffe zugelassen
                                          •       Vorgaben zur Stallgröße, Futter und
                                          Haltungsbedingungen
                                          Einschränkungen hinsichtlich des Einsatzes von
                                          Pflanzenschutzmitteln

Deutsches Biosiegel
                                          Kennzeichnung oft parallel mit dem EU-Biosiegel
                                          Seit 2001
                                          entspricht der EU-Ökoverordnung
                                          Überwachung der Biobetriebe durch staatlich
                                          zugelassene private Kontrollstellen
www.oekolandbau.de

Ecovin- Biosiegel
                                          Bundesverband ökologischer Weinbau
                                          Spezielle Regelungen für den Weinbau

www.ecovin.de

demeter                                   zertifiziert von demeter e.V.
                                          geht über die EU-Richtlinie hinaus
                                          strengere Maßstäbe z.B. bei der Zulassung von
www.demeter.de                            Zusatzstoffen, alle Zutaten aus ökologischer
                                          Produktion
                                          ca. 330 Hersteller zertifiziert

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Naturland Siegel             einer der größten ökologischen Anbauverbände
                             Deutschlands
                             strengere Maßstäbe als EU-Richtlinie z.B. keine
www.naturland.de             Teilbetriebsumstellung
                             im Verband ca. 53.000 Bauern

Bioland Siegel               Siegel von Bioland e.V.
                             Es gibt Richtlinien für unterschiedliche Erzeugnisse
                             Zusätzliche Vor-Ort Kontrollen
www.bioland.de               Im Verein sind ca. 6.000 Erzeuger
EDEKA - Bio
Wertkost                     Eigenmarke
                             Geht nicht über die EU-Verordnung hinaus und
                             ergänzt somit werbewirksam das Bio-Siegel
www.edeka.de

Pro Planet                   Vergabe innerhalb der REWE-Group
                             Rund 500 Produkte tragen das Label
www.proplanet.de             eigene Nachhaltigkeitskriterien

MSC
                             Vergeben von MSC - internationale gemeinnützige
Marine Stewardship Council   Organisation
                             Kennzeichnet Fische, die nach nachhaltigen
                             Richtlinien gefangen wurden
                             Soll der Überfischung der Meere entgegen wirken

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Neben der Beschäftigung mit den Gütesiegeln sollten auch andere Aspekte diskutiert werden. Ein
Beispiel ist die Gesamtbilanz beim Einkauf von Obst. Die Kundinnen und Kunden wollen Frische und
guten Geschmack möglichst das ganze Jahr über. Die ganzjährige Verfügbarkeit erfordert einen
enorm hohen Aufwand, die Aufzucht in Gewächshäusern, lange Transportwege oder aufwändige
Lagerung. Das heißt, die Orientierung auf einen saisonalen Einkauf trägt zur Nachhaltigkeit bei. Da
die Kenntnis über Saisonzeiten oft aufgrund der ganzjährigen Angebote nicht mehr präsent sind, kann
hier ergänzend ein kleines Quiz (Was gibt es wann?) durchgeführt und mit einem Saisonkalender
überprüft werden.

Saisonkalender unter: www.aid.de/ernaehrung/saisonkalender.php

Angesprochen werden sollte in diesem Zusammenhang das Thema Lebensmittelverschwendung. „Ein
Drittel aller weltweit produzierten Lebensmittel wird verschwendet oder geht verloren, in
Industrieländern sogar etwa die Hälfte aller Produkte.“Der größte Teil wird in privaten Haushalten,
Restaurants und Kantinen weggeschmissen. „Jeder EU-Bürger wirft pro Jahr durchschnittlich 179
Kilogramm Obst, Gemüse, Fleisch und andere Nahrungsmittel in die Tonne. Einer Studie der
Welternährungsorganisation zufolge werden in Europa sogar jährlich 280 Kilogramm Lebensmittel pro
Einwohner weggeworfen, obwohl häufig noch nicht einmal das Haltbarkeitsdatum erreicht worden ist.“
Aber auch der Handel hat einen Anteil an der Lebensmittelverschwendung. Die Diskussion, wie auch
die Mitarbeiter/innen im Handel einen Beitrag zu weniger Abfall leisten können, führt die Jugendlichen
unmittelbar in ihre eigene Arbeitsrealität.

Zahlen und Fakten zum Thema Lebensmittelverschwendung bietet das Informationszentrum für die
Landwirtschaft:
/www.proplanta.de

→ Power Point Präsentation: Nachhaltigkeit im Lebensmittelhandel - Alles Bio?
→ Übung: Bio-Label im Lebensmittelhandel

9.2        Textilien - fair gehandelt
Der Druck auf die Textilindustrie ist aufgrund der Skandale in den letzten Jahren groß. Zu niedrige
Sicherheitsstandards und schlechte Arbeitsbedingungen vor allem in den Fabriken in Asien, haben
weltweit Aufsehen erregt. Im Modul wird die fortgeschrittene Globalisierung verdeutlicht. Oft sind die
langen Wege den Textilien gar nicht anzusehen. Die Nachfrage nach Billigtextilien ist trotzdem nach
wie vor hoch. Es gibt nur marginale Veränderungen im Konsumverhalten. Die zukünftigen
Verkäufer/innen erfahren insbesondere, woran nachhaltig produzierte Textilien zu erkennen sind und
was sie von herkömmlich produzierten unterscheidet.

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Gute Anhaltspunkte dazu liefert die Organisation Clean Clothes Campaign (CCC). Von 2010 bis 2012
wurden insgesamt 61 Unternehmen im Bereich Mode zu ihren Nachhaltigkeitsstrategien befragt -
Ergebnisse unter: www.cleanclothes.at/de/firmen-check

Die Kampagne
     •     fordert Bekleidungsmarken und -unternehmen dazu auf, konkrete und messbare Schritte zu
           unternehmen, die existenzsichernde Löhne entlang der Lieferkette sicherstellen
     •     setzt sich bei nationalen Regierungen in textilproduzierenden Ländern für Mindestlöhne ein
     •     regt europäische Regierungen dazu an, die Verantwortlichkeit der Unternehmen für
           existenzsichernde und menschenwürdige Arbeitsbedingungen zu regulieren

                                                                                      Das Beispiel zeigt
                                                                                      deutlich - dass die
                                                                                      Produktionslöhne vor
                                                                                      Ort nur den kleinsten
                                                                                      Anteil am Preis
                                                                                      ausmachen.

Auch im Textilbereich gibt es verschiedene Siegel - die Jugendlichen sollen erfahren, welche Siegel
besonders verbreitet sind und was sich dahinter verbirgt.

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