DAS LIED VON DER ERDE - GUSTAV MAHLER Freitag, 2. April 2021 - Oper Frankfurt

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DAS LIED VON DER ERDE - GUSTAV MAHLER Freitag, 2. April 2021 - Oper Frankfurt
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  DAS LIED VON
     DER ERDE
GUSTAV MAHLER
      Freitag, 2. April 2021
PROGRAMM

GUSTAV MAHLER 1860–1911                     DIE KÜNSTLER*INNEN
Das Lied von der Erde
Eine Sinfonie (1908–1909)                   ALT   Katharina Magiera
    1. Das Trinklied vom Jammer der Erde    TENOR AJ   Glueckert
    (Allegro pesante)                       MUSIKALISCHE LEITUNG      Sebastian Weigle
    2. Der Einsame im Herbst
    (Etwas schleichend. Ermüdet)
    3. Von der Jugend
    (Behaglich heiter)                      FRANKFURTER OPERN- UND
    4. Von der Schönheit
    (Comodo. Dolcissimo)                    MUSEUMSORCHESTER
    5. Der Trunkene im Frühling
    (Allegro. Keck aber nicht zu schnell)   ERSTE VIOLINE Dimiter Ivanov, Artur
    6. Der Abschied
    (Schwer)                                Podlesniy, Christine Schwarmayr,
                                            Yoriko Muto
                                            ZWEITE VIOLINE Jörg Hammann,
Texte nach Hans Bethges Gedicht-            Doris Drehwald, Lutz ter Voert,
sammlung Die chinesische Flöte (1907)       Guillaume Faraut
                                            VIOLA Wolf Attula, Miyuki Saito,
In der Bearbeitung für kleines Orchester    Susanna Bienroth, Elisabeth Friedrichs
von Jens Joneleit (Auftragswerk der         VIOLONCELLO Rüdiger Clauß,
Oper Frankfurt, 2011)                       Kaamel Salaheldin, Roland Horn,
                                            Nika Brnic Uhrhan
                                            KONTRABASS Hedwig Matros-Büsing,
                                            Jean Hommel
                                            FLÖTE Sarah Louvion, Giovanni Gandolfo
                                            OBOE Johannes Grosso, Oliver Gutsch
                                            KLARINETTE Jens Bischof, Matthias Höfer
                                            FAGOTT Richard Morschel, Stephan Köhr
                                            HORN Matthijs Heugen (als Gast),
                                            Stef van Herten
                                            TROMPETE Florian Pichler, Markus Bebek
                                            POSAUNE Jeroen Mentens,
                                            Konstantin Kappe
                                            SCHLAGZEUG Jürgen Friedel,
                                            Nicole Hartig-Dietz
                                            CELESTA Simone Di Felice

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LIEDTEXTE

GUSTAV MAHLER                                Seht dort hinab! Im Mondschein auf den
                                             Gräbern
1. DAS TRINKLIED VOM JAMMER DER              hockt eine wildgespenstische Gestalt -
ERDE                                         Ein Aff ist's! Hört ihr, wie sein Heulen
                                             hinausgellt in den süßen Duft des
Schon winkt der Wein im goldnen              Lebens!
Pokale,                                      Jetzt nehmt den Wein! Jetzt ist es Zeit,
Doch trinkt noch nicht, erst sing ich euch   Genossen!
ein Lied!                                    Leert eure goldnen Becher zu Grund!
Das Lied vom Kummer soll auflachend          Dunkel ist das Leben, ist der Tod!
in die Seele euch klingen.
Wenn der Kummer naht,
Liegen wüst die Gärten der Seele,            2. DER EINSAME IM HERBST
Welkt hin und stirbt die Freude, der
Gesang.                                      Herbstnebel wallen bläulich überm See;
Dunkel ist das Leben, ist der Tod.           Vom Reif bezogen stehen alle Gräser;
                                             Man meint', ein Künstler habe Staub von
Herr dieses Hauses!                          Jade über die feinen Blüten ausgestreut.
Dein Keller birgt die Fülle des goldenen
Weins!                                       Der süße Duft der Blumen ist verflogen;
Hier, diese Laute nenn' ich mein!            Ein kalter Wind beugt ihre Stengel
Die Laute schlagen und die Gläser leeren,    nieder.
Das sind die Dinge, die zusammen             Bald werden die verwelkten, goldnen
passen.                                      Blätter der Lotosblüten
Ein voller Becher Weins zur rechten Zeit     Auf dem Wasser ziehn.
Ist mehr wert als alle Reiche dieser Erde!
Dunkel ist das Leben, ist der Tod.           Mein Herz ist müde. Meine kleine Lampe
                                             Erlosch mit Knistern;
Das Firmament blaut ewig und die Erde        Es gemahnt mich an den Schlaf.
Wird lange fest stehen und aufblühn im       Ich komm zu dir, traute Ruhestätte!
Lenz.                                        Ja, gib mir Ruh, ich hab Erquickung not!
Du aber, Mensch, wie lang lebst denn du?
Nicht hundert Jahre darfst du dich
ergötzen an all dem morschen Tande
dieser Erde!

                                                                                        3
Ich weine viel in meinen Einsamkeiten.   4. VON DER SCHÖNHEIT
Der Herbst in meinem Herzen währt zu
lange.                                   Junge Mädchen pflücken Blumen,
Sonne der Liebe, willst du nie mehr      Pflücken Lotosblumen an dem Uferrande.
scheinen,                                Zwischen Büschen und Blättern sitzen sie,
Um meine bittern Tränen mild             Sammeln Blüten in den Schoß und rufen
aufzutrocknen?                           Sich einander Neckereien zu.

3. VON DER JUGEND                        Goldne Sonne webt um die Gestalten,
                                         Spiegelt sie im blanken Wasser wider.
Mitten in dem kleinen Teiche             Sonne spiegelt ihre schlanken Glieder,
Steht ein Pavillon aus grünem            Ihre süßen Augen wider,
Und aus weißem Porzellan.                Und der Zephyr hebt mit
                                         Schmeichelkosen das Gewebe
Wie der Rücken eines Tigers              Ihrer Ärmel auf, führt den Zauber
Wölbt die Brücke sich aus Jade           Ihrer Wohlgerüche durch die Luft.
Zu dem Pavillon hinüber.
                                         O sieh, was tummeln sich für schöne
In dem Häuschen sitzen Freunde,          Knaben
Schön gekleidet, trinken, plaudern,      Dort an dem Uferrand auf mut'gen
Manche schreiben Verse nieder.           Rossen,
                                         Weithin glänzend wie die
Ihre seidnen Ärmel gleiten               Sonnenstrahlen;
Rückwärts, ihre seidnen Mützen           Schon zwischen dem Geäst der grünen
Hocken lustig tief im Nacken.            Weiden
                                         Trabt das jungfrische Volk einher!
Auf des kleinen Teiches stiller          Das Roß des einen wiehert fröhlich auf
Wasserfläche zeigt sich alles            Und scheut und saust dahin;
Wunderlich im Spiegelbilde,              Über Blumen, Gräser, wanken hin die
                                         Hufe,
Alles auf dem Kopfe stehend              Sie zerstampfen jäh im Sturm die
In dem Pavillon aus grünem               hingesunknen Blüten.
Und aus weißem Porzellan;                Hei! Wie flattern im Taumel seine
                                         Mähnen,
Wie ein Halbmond steht die Brücke,       Dampfen heiß die Nüstern!
Umgekehrt der Bogen. Freunde,            Goldne Sonne webt um die Gestalten,
Schön gekleidet, trinken, plaudern.      Spiegelt sie im blanken Wasser wider.

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Und die schönste von den Jungfraun        6. DER ABSCHIED
Sendet lange Blicke ihm
Der Sehnsucht nach.                       Die Sonne scheidet hinter dem Gebirge.
Ihre stolze Haltung is nur Verstellung.   In allen Tälern steigt der Abend nieder
In dem Funkeln ihrer großen Augen,        Mit seinen Schatten, die voll Kühlung
In dem Dunkel ihres heißen Blicks         sind.
Schwingt klagend noch die Erregung        O sieh! Wie eine Silberbarke schwebt
ihres Herzens nach.                       Der Mond am blauen Himmelssee herauf.
                                          Ich spüre eines feinen Windes Wehn
                                          Hinter den dunklen Fichten!
5. DER TRUNKENE IM FRÜHLING
                                          Der Bach singt voller Wohllaut durch das
Wenn nur ein Traum das Leben ist,         Dunkel.
Warum denn Müh und Plag?                  Die Blumen blassen im Dämmerschein.
Ich trinke, bis ich nicht mehr kann,      Die Erde atmet voll von Ruh und Schlaf,
Den ganzen, lieben Tag!                   Alle Sehnsucht will nun träumen.
                                          Die müden Menschen gehn heimwärts,
Und wenn ich nicht mehr trinken kann,     Um im Schlaf vergeßnes Glück
Weil Kehl und Seele voll,                 Und Jugend neu zu lernen!
So tauml' ich bis zu meiner Tür           Die Vögel hocken still in ihren Zweigen.
Und schlafe wundervoll!                   Die Welt schläft ein!

Was hör ich beim Erwachen? Horch!         Es wehet kühl im Schatten meiner
Ein Vogel singt im Baum.                  Fichten.
Ich frag ihn, ob schon Frühling sei,      Ich stehe hier und harre meines Freundes;
Mir ist als wie im Traum.                 Ich harre sein zum letzten Lebewohl.
                                          Ich sehne mich, o Freund, an deiner Seite
Der Vogel zwitschert: »Ja! Der Lenz       Die Schönheit dieses Abends zu
Ist da, sei kommen über Nacht! «          genießen.
Aus tiefstem Schauen lausch ich auf,      Wo bleibst du? Du läßt mich lang allein!
Der Vogel singt und lacht!                Ich wandle auf und nieder mit meiner
                                          Laute auf Wegen,
Ich fülle mir den Becher neu              Die vom weichen Grase schwellen.
Und leer ihn bis zum Grund                O Schönheit! O ewigen Liebens -
Und singe, bis der Mond erglänzt          Lebenstrunkne Welt!
Am schwarzen Firmament!

Und wenn ich nicht mehr singen kann,
So schlaf ich wieder ein,
Was geht mich denn der Frühling an!?
Laßt mich betrunken sein!

                                                                                  5
Er stieg vom Pferd und reichte ihm den
Trunk des Abschieds dar.
Er fragte ihn, wohin
Er führe und auch warum es müßte sein.

Er sprach, seine Stimme war umflort:
Du, mein Freund,
Mir war auf dieser Welt das Glück nicht
hold!
Wohin ich geh? Ich geh, ich wandre in
die Berge.
Ich suche Ruhe für mein einsam Herz.

Ich wandle nach der Heimat, meiner
Stätte.
Ich werde niemals in die Ferne
schweifen.
Still ist mein Herz und harret seiner
Stunde!

Die liebe Erde allüberall
Blüht auf im Lenz und grünt
Aufs neu! Allüberall und ewig
Blauen licht die Fernen!
Ewig … ewig …

Texte nach Hans Bethge (1876–1945)
Die chinesische Flöte
Nachdichtungen chinesischer Lyrik
(Insel Verlag, Leipzig 1907)

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IMPRESSUM
Oper Frankfurt 2020/21 HERAUSGEBER Bernd Loebe   REDAKTION   Dramaturgie
BILDNACHWEIS Vincent König

Oper Frankfurt ist eine Sparte der Städtischen Bühnen Frankfurt am Main GmbH
GESCHÄFTSFÜHRER Bernd Loebe, Anselm Weber AUFSICHTSRATSVORSITZENDE Dr. Ina Hartwig
HRB-NR. 52240 beim Amtsgericht Frankfurt am Main STEUERNUMMER 047 250 38165
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