Das Schweizer Parlamentsgebäude - Juniorparl

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Das Schweizer Parlamentsgebäude - Juniorparl
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Das Schweizer
Parlamentsgebäude

                                            Welche Funktion hat das
                                            Parlamentsgebäude?

                                            Das umgangssprachlich als «Bundeshaus» bekannte
                                            Parlamentsgebäude beherbergt die Vereinigte Bundesver­
                                            sammlung mit den beiden gleichberechtigten Kammern,
                                            dem Nationalrat und dem Ständerat. Der Nationalrat zählt
                                            200 Mitglieder. Sie vertreten die Schweizer Bevölkerung
Südansicht des Parlamentsgebäudes in Bern   im Verhältnis zur Einwohnerzahl der Kantone. Der
                                            Stände­rat vertritt mit seinen 46 Mitgliedern die Kantone.
                                            Die beiden Räte werden jeweils für vier Jahre (eine «Legis­
                                            latur») gewählt und halten vier Mal pro Jahr eine drei­
                                            wöchige Session im Parlament ab.

                                            Das Schweizer Parlament erlässt Gesetze auf Bundes­
                                            ebene. Auch kann es dem Volk und den Kantonen
                                            Änderungen der Bundesverfassung vorschlagen. Weiter
                                            wählt das Parlament die sieben Mitglieder des Bundesrats,
                                            die Bundespräsidentin oder den Bundespräsidenten,
                                            die Bundeskanzlerin oder den Bundeskanzler sowie die
                                            Richterinnen und Richter der eidgenössischen Gerichte.
Der Nationalratssaal                        Schliesslich legt das Parlament auch die Tätigkeitsbereiche
                                            des Bundesrates und damit der Bundesverwaltung fest
                                            und übt die Oberaufsicht über diese aus. Zudem kontrol­
                                            liert es die Bundes­gerichte und andere Organe, die mit
                                            Bundesaufgaben betraut sind.

                                            Das Parlamentsgebäude dient der Vereinigten Bundesver­
                                            sammlung mit seiner Architektur und Infrastruktur als
                                            Arbeitsort während den Sessionen sowie für Kommissions-
                                            und Delegationssitzungen.

Der Ständeratssaal
Fotos: Béatrice Devènes
Das Schweizer Parlamentsgebäude - Juniorparl
Das Schweizer Parlamentsgebäude   2

                                                                                  Was muss man über die Architektur
                                                                                  des Parlamentsgebäudes wissen?

                                                                                  Das Parlamentsgebäude wurde nach den Plänen des
                                                                                  Architekten Hans Wilhelm Auer von 1894 bis 1902
                                                                                  erbaut. Er plante die Architektur, das Dekor und die
                                                                                  künstlerische Ausstattung. Das Schweizer Parlament sollte
                                                                                  ein funktionales Versammlungshaus erhalten und das
                                                                                  ganze Land ein nationales Denkmal. Die Vereinigte
                                                                                  Bundesversammlung weihte am 1. April 1902 das Parla­
                                                                                  mentsgebäude feierlich ein.

                                                                                  Das Parlamentsgebäude füllt den Raum zwischen Bundes­
                                                                                  haus West (erbaut 1852–1857) und Bundeshaus Ost
Die Kuppelhalle                                                                   (erbaut 1888–1892). Es bildet damit den Abschluss dieser
                                                                                  Bauabfolge und den architektonischen Höhepunkt des
                                                                                  Projekts «Bundespalast». Die verwendeten Materia­lien
                                                                                  stammen zu 95 Prozent aus der Schweiz.

                                                                                  Der Schweizerische Kunstführer GSK hält diesbezüglich
                                                                                  Folgendes fest:
                                                                                  «[…] Auers Absicht war es, das Parlamentsgebäude nicht
                                                                                  nur als architektonischen Höhepunkt zwischen den bei-
                                                                                  den Verwaltungsbauten zu gestalten, sondern sinnbildlich
                                                                                  die ganze Schweiz an diesem Ort entstehen zu lassen.
                                                                                  […] Auer vermerkte 1885 zu dem von ihm geplanten
                                                                                  ‹Nationaldenkmal›: ‹Es gilt ein Werk zu schaffen, das dem
Die Wandelhalle                                                                   Lande zu unvergänglichem Ruhme dient, ein Symbol
Fotos: Béatrice Devènes
                                                                                  schweizerischer Einheit und Einigkeit, die höchste Bestäti-
                                                                                  gung des nationalen Kunstsinns›.»1

                                                                                  Stilistisch ist das Bundeshaus dem Historismus zugeord­
                                                                                  net. Das bedeutet: Das Gebäude vereinigt eine Vielzahl
                                                                                  von epochenübergreifenden Stilelementen in sich und
                                                                                  steht stellvertretend für die Architektur des ausgehenden
                                                                                  19. Jahrhunderts.

                                                                                  Zwischen 2006 und 2008 wurde das Parlamentsgebäude
                                                                                  erstmals in seiner über 100-jährigen Geschichte umfas­
                                                                                  send renoviert. Im Vordergrund der Arbeiten standen die
                                                                                  Sanierung der Fassade und des Dachs. Es wurden dane­
                                                                                  ben ebenfalls neue Arbeitsräume geschaffen und diverse
                                                                                  Sicherheits- und Brandschutzmassnahmen vorgenommen.

1 Bilfinger, Monica: Schweizerischer Kunstführer GSK / Das Bundeshaus in Bern.
   Bern: Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK 2020, S.27.
Das Schweizer Parlamentsgebäude - Juniorparl
Das Schweizer Parlamentsgebäude   3

                                                                            Was ist ein Tympanon?

                                                                            Der Begriff Tympanon (Plural Tympana) leitet sich vom
                                                                            altgriechischen Wort τύμπανον (týmpanon) ab, das sich
                                                                            als «gespanntes Trommelfell» übersetzen lässt. Der Bau­
                                                                            weise einer Trommel entsprechend, verwendet die Archi­
                                                                            tektur den Begriff, um eine an Gebäudefassaden – in der
                                                                            Regel in Giebeldreiecken oder im Bogenfeld von Portalen
                                                                            – «gespannte» Zierfläche zu beschreiben.

                                                                            In der Antike wie auch im Mittelalter finden sich Tympana
                                                                            hauptsächlich an Sakralbauten. Das Dekor zeigt denn
                                                                            auch oft Motive religiösen Ursprungs, etwa Szenen aus
Leeres Giebeldreieck des                                                    der griechischen Mythologie oder Darstellungen von bibli­
Schweizer Parlamentsgebäudes
                                                                            schen Gleichnissen. Im Zuge des im 19. und frühen
                                                                            20. Jahrhunderts aufkommenden Historismus, bei dem
                                                                            Architekten und Künstler vorzugsweise auf Stilrichtungen
                                                                            vergangener Jahrhunderte zurückgriffen, fanden Tympana
                                                                            insbesondere beim Bau von staatlichen Repräsentations­
                                                                            häusern Verwendung.

                                                                            Auch das schweizerische Parlamentsgebäude verfügt an
                                                                            seiner Nordfassade über eine dreieckige Giebelfeld­Fläche
                                                                            die als Tympanon bezeichnet wird. Sie besteht aus Berner
                                                                            Sandstein und ist komplett unverziert. Wie folgender
                                                                            Auszug aus dem Schweizerischen Kunstführer zeigt, war
                                                                            dies ursprünglich anders geplant:
Entwurf von Alfred Lanz, 1903                                               «Für das Giebelfeld war ein Relief von Alfred Lanz (1847–
                                                                            1907) vorgesehen gewesen: 22 Gestalten, die Kantone
                                                                            darstellend, sollten den Altar des Vaterlandes flankieren.
                                                                            Das Projekt wurde nicht ausgeführt und auch die Initiative
                                                                            von 1906, das Giebelfeld mit einem Mosaik zu schmü-
                                                                            cken, blieb erfolglos.» 2

                                                                            Aus welchen Gründen das Giebelfeld letztlich nicht aus­
                                                                            geschmückt wurde, lässt sich nicht mit absoluter Sicher­
                                                                            heit beantworten. Wilhelm Auers Meinung bezüglich
                                                                            der Tympanon­Gestaltung war indes eindeutig. Er wollte,
                                                                            dass die Fläche leerbleibt: «[…] doch scheint uns, müsste
                                                                            dann das Tympanon frei bleiben, denn darin liegt ja die
                                                                            Wirkung des Giebels: in dem Dreieck zwischen den an-
                                                                            steigenden Dachlinien und dem horizontalen Gesims –
                                                                            der freien Denkerstirne, die ins Weite schaut.» 3
2 Ebd. S.27.
3 Auer, Hans Wilhelm: Weitere Andeutungen zum Baue eines Parlaments- und
   Verwaltungs-Gebäudes in Bern», Wien 1885, im Selbstverlage, Druck von
   Otto Maass & Sohn, S. 6.
Das Schweizer Parlamentsgebäude - Juniorparl
Das Schweizer Parlamentsgebäude    4

                                             Angaben zum Giebeldreieck

                                             Die freie Fläche befindet sich auf einer Höhe von ca. 23 m
                                             oberhalb des Bundesplatzes. Sie hat die Form eines
                                             gleichschenkeligen, stumpfwinkeligen Dreiecks mit einer
                                             Basisbreite von 23 m und einer Höhe von 4.25 m. Die
                                             Tiefe beträgt 60 cm.

                                             Das Parlamentsgebäude ist eines der bekanntesten
                                             Gebäude der Schweiz und das Giebeldreieck hat mit
                                             seinem Platz über dem Nordeingang eine sehr hohe
                                             Symbolwirkung.

Giebelfläche in Detailansicht und -schnitt
Höhe 4.25 m, Breite 23.00 m, Tiefe 0.60 m
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Das Schweizer Parlamentsgebäude   5

Tympana weiterer Parlamentsgebäude

Deutschland

                                                     Tympana anderer nationalen
                                                     Parlamentsgebäude

Reichstagsgebäude in Berlin                          Tympanon beim Reichstagsgebäude in Berlin
Bild: Deutscher Bundestag/Achim Melde                Foto: Deutscher Bundestag/Julia Nowak

Österreich

                                                     Tympana anderer nationalen
                                                     Parlamentsgebäude

Parlamentsgebäude in Wien                            Tympanon des Österreichischen Parlaments­gebäudes
Bild: Parlamentsdirektion/Bernhard Zofall            Bild: Parlamentsdirektion/Johannes Zinner

Belgien

Palast der Nation in Brüssel                         Tympanon beim Palast der Nation in Belgien
Bild: Chambre des représentants de Belgique,         Bild: Chambre des représentants de Belgique,
Service des Relations publiques et internationales   Service des Relations publiques et internationales
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