Presseinformationen - Mühlhäuser Museen

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PRESSEMITTEILUNG

Einhörner und Drachentöter in Mühlhäuser Marienkirche

Die Klassik Stiftung Weimar besitzt eine bedeutende Mittelaltersammlung. Über 60
kostbare Exponate werden in einem der größten gotischen Kirchenbauten Thüringens
– der Mühlhäuser Marienkirche – für die kommenden Jahre in einer umfangreichen
Schau der Mühlhäuser Museen zu mittelalterlichen Bildwerken aus Thüringen
präsentiert.

Mühlhausen. Eine Vorstellung des von Frömmigkeit und tiefer Religiosität geprägten
Mittelalters erhalten Besucher, wenn am Montag, 12. November, um 18.00 Uhr die Schau
„Von Einhörnern und Drachentötern – Mittelalterliche Kunst aus Thüringen“ in der
Mühlhäuser Marienkirche eröffnet wird.
Die Schau zeigt vom vollständigen Altarwerk bis zu einzelnen Gemälden und
Heiligenskulpturen über 60 Werke bzw. Werkgruppen in der bislang umfangreichsten
Exposition mittelalterlicher Bildwerke aus Thüringen. Sie stammen größtenteils aus den
mittelalterlichen Sammlungsbeständen der Klassik Stiftung Weimar und waren von 2000 bis
2018 im Stadtschloss Weimar zu sehen. Im Zuge einer Gesamtinstandsetzung wird das
Stadtschloss bis 2023 für die Öffentlichkeit geschlossen bleiben. Stattdessen wird die
Sammlung zukünftig im Museum St. Marien in Mühlhausen neu präsentiert.
Durch die Anordnung wertvoller Altäre, Skulpturen und Gemälde in der originalen gotischen
Architektur wird der Eindruck eines reich ausgestatteten mittelalterlichen Kirchenraumes
wieder erlebbar. Die hohe stilistische Qualität und Vielfalt der Weimarer Sammlung bietet
dabei in seltener Vollständigkeit einen Querschnitt über die wichtigsten regionalen sowie
überregionalen Kunstströmungen des mittelalterlichen Thüringen.

In vier Themenbereichen illustriert die Ausstellung, welche Bedeutung religiöse Bildwerke
für die Menschen des späten Mittelalters hatten. Werke aus den damaligen Thüringer
Kunstzentren sowie Werkstätten und wichtige Künstler werden vorgestellt und in einen
größeren künstlerischen Zusammenhang eingeordnet. Verschiedenste Darstellungen Gottes
und der Heiligen bezeugen die mit ihnen verbundenen biblischen Geschichten und
überlieferten Wunder. Jahrhundertealte Heiligenlegenden wie jene von Maria mit dem
Einhorn sowie dem Drachen tötenden Georg veranschaulichen mittelalterliche
Glaubenswelten. Ein weiterer Bereich stellt St. Marien als größtes fünfschiffiges Gotteshaus
Thüringens sowie Predigtstätte des radikalen Reformators Thomas Müntzer und
Wirkungsort Johann Sebastian Bachs vor.
Darüber hinaus widmet sich ein eigener Ausstellungsbereich im Nord-Chor und der Sakristei
dem Leben und Wirken Thomas Müntzers. Projektionen, moderne Skulpturen und Plastiken
geben einen Einblick in die Interpretation Müntzers durch die bildende Kunst.
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Für die baulichen Maßnahmen in der Marienkirche, die Ausstellungsgestaltung- und
Vermittlung werden Fördermittel des Landes aus dem Kommunalen Investitionsprogramm
in Höhe von 250.000 € zur Verfügung gestellt. Prof. Dr. Benjamin-Immanuel Hoff, Thüringer
Kulturminister und Chef der Staatskanzlei, sieht in der Kooperation der Mühlhäuser Museen
mit der Klassik Stiftung Weimar die Chance, Mühlhausen noch stärker als ein Zentrum für
mittelalterliche Kunst aus Thüringen zu etablieren. Die museale Präsentation biete eine
zusätzliche Gelegenheit für die wissenschaftliche Beschäftigung mit der mittelalterlichen
Kunst aus Thüringen.
Die Eröffnung der Ausstellung findet am Montag, dem 12. November, um 18.00 Uhr im
Beisein Hoffs im Bauernkriegsmuseum Kornmarktkirche statt. Nach einer Begrüßung und
thematischen Einführung folgt ein kurzer gemeinsamer Fußweg zum Museum St. Marien,
wo die Ausstellung eröffnet wird. Kurator Friedrich Staemmler führt durch die Ausstellung.
Ab 13. November öffnet die Schau für den Besucherverkehr.

„Von Einhörnern und Drachentötern – Mittelalterliche Kunst aus Thüringen“
Eröffnung: 12. November 2018, um 18.00 Uhr
Ort: Bauernkriegsmuseum Kornmarktkirche, Mühlhausen
mit anschließendem Fußweg zum Museum St. Marien
Laufzeit: 13. November 2018 – Ende 2023
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V           Ei h r er u d Drache t ter
                      itte a ter iche      u st aus Th ri ge

Projektpartner                   Mühlhäuser Museen und Klassik Stiftung Weimar
Ausstellungsort                  Museum St. Marien | Müntzergedenkstätte, Mühlhausen
Eröffnung                        12. November 2018, 18.00 Uhr, im Beisein des Ministers für
                                 Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten und Chef der
                                 Staatskanzlei des Freistaates Thüringen,
                                 Prof. Dr. Benjamin-Immanuel Hoff
Laufzeit                         13. Nov. 2018 bis Ende 2023
Projektleitung:                  Dr. Thomas T. Müller, Direktor der Mühlhäuser Museen
                                 Dr. Gert-Dieter Ulferts, Leiter der Abteilung Kunstsammlungen
                                 und Stellvertreter des Direktors Museen
                                 der Klassik Stiftung Weimar
Kuratoren:                       Friedrich Staemmler, Stellvertretender Direktor
                                 und Fachreferent Kunst der Mühlhäuser Museen
                                 Sarah Lösel,
                                 Fachreferentin Kultur/Geschichte der Mühlhäuser Museen
Wissenschaftliche Beratung:      Dr. Katharina Krügel, Kustodin Plastik Mittelalter bis 1860 der
                                 Klassik Stiftung Weimar
Restauratorische Betreuung:      Johannes Schaefer, Diplom-Restaurator, Altenburg
                                 Konrad Katzer, Chefrestaurator der Klassik Stiftung Weimar
                                 Anne Levin, Gemälderestauratorin der Klassik Stiftung Weimar
Gestaltung, Realisierung:        Artus Atelier GmbH, Erfurt:
                                 Carl-Ulrich Spannaus und Susanne Spannaus
Ausstellungsfläche               ca. 1.200 m²
Objekte                          62 Objekte, davon 5 vollständige Altäre, 31 Skulpturen,
                                 18 Gemälde, 8 Glasmalereien, 16 Texttafeln
Sammlung                         Klassik Stiftung Weimar (Leiter der Abteilung Kunstsammlungen
                                 und stellvertr. Direktor Dr. Gert-Dieter Ulferts)
Finanzierung                     Thüringer Staatskanzlei: 250.000,– EUR
Ausführende Firmen:              Jugendberufsförderung Erfurt gGmbH, Erfurt
                                 Bau- und Möbeltischlerei René Heinemann, Witterda
                                 Elektromeister Heinz Renner, Erfurt
                                 elba Elektrobau, Bad Langensalza
                                 Grafikbüro Ole B., Erfurt
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Videoton Stein und Schramm GmbH, Erfurt
Glaserei Werner, Erfurt
Schmiedemeister Stefan Schmidt, Erfurt
WMP werbemittelpunktcom GmbH, Erfurt
M. Becker Sicherheitstechnik GmbH, Bad Langensalza
Malergeschäft Helbing GmbH & Co. KG, Rodeberg OT Struth

Kontakt

Mühlhäuser Museen
Friedrich Staemmler M.A.
Fachreferent Kunst und stellvertr. Direktor
Kristanplatz 7
99974 Mühlhausen/Thür.
Tel.: 03601/8566-16
E-Mail: staemmler@mhl-museen.de
oder info@mhl-museen.de
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Zur Ausstellung „Von Einhörnern und Drachentötern“

Von Einhörnern und Drachentötern – Mittelalterliche Kunst aus Thüringen

                                Die Ausstellung „Von Einhörnern und Drachentötern –
                                Mittelalterliche Kunst aus Thüringen“ ist ein
                                Kooperationsprojekt der Mühlhäuser Museen mit der
                                Klassik Stiftung Weimar und präsentiert die
                                umfangreiche Sammlung mittelalterlicher Altäre,
                                Skulpturen und Tafelgemälde aus dem Bestand der
                                Stiftung in der Marienkirche zu Mühlhausen.

                               Die hier vorgestellte Weimarer Sammlung bietet einen
                               beispielhaften Einblick in die spätmittelalterliche Kunst
                               Thüringens. Sie vermittelt mit ihren zahlreichen Marien-,
                               Christus- und Heiligendarstellungen ein anschauliches
                               Bild des von starker Religiosität geprägten Mittelalters.
Circa 60 Werke bzw. Werkgruppen bilden aktuell den Grundstock der Sammlung. Zwei
Drittel davon stammen aus Thüringer Kirchen und Kapellen bzw. sind in hiesigen
Künstlerwerkstätten geschaffen worden.

Der übrige Teil ist überwiegend den Nachbarregionen Franken und Sachsen zuzuordnen.
Trotz dieser Heterogenität spiegelt die Sammlung nicht nur allgemein die Typologien
mittelalterlicher Kunstwerke wider, sondern lässt auch wesentliche stilistische
Strömungen von Schnitzer- und Malerwerkstätten innerhalb des Thüringer Raumes
erkennen bzw. zeigt deren enge Verflechtung zu den benachbarten Kunstzentren auf.
Durch die Anordnung wertvoller Altäre, Skulpturen und Gemälde in der gotischen
Architektur der Marienkirche wird mit der Ausstellung nun der Eindruck eines reich
ausgestatteten mittelalterlichen Kirchenraumes wieder erlebbar. Jahrhundertealte
Heiligenlegenden wie jene von Maria mit dem Einhorn sowie dem Drachen tötenden
Georg veranschaulichen damalige Glaubenswelten.
Darüber hinaus ergibt sich für die Weimarer Sammlung ein enormes kunstgeschichtliches
Forschungspotenzial mit den auch wissenschaftlich nach neuesten Erkenntnissen
nachgezeichneten Verbindungslinien des künstlerischen Austausches zwischen Thüringen
und Franken, etwa am Beispiel der Tafelmalerei bzw. Thüringen und Sachsen am Exempel
der Schnitzkunst. Sie bietet nicht nur die Möglichkeit, anhand ihres Bestandes diese
genannten überregionalen Bezüge zu verdeutlichen, sondern auch spezifisch thüringische
Stilmerkmale, die sich trotz aller von außerhalb einströmenden Stileinflüsse daneben
eigenständig entwickelt haben, aufzuzeigen.
Sammlungsgeschichtlich interessant ist die Kollektion auch deshalb, weil J.W. Goethe sie
begründet hat.
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Museum St. Marien
Als größtes fünfschiffiges Gotteshaus Thüringens sowie Predigtstätte des radikalen
Reformators Thomas Müntzer und Wirkungsort Johann Sebastian Bachs ist St. Marien von
überregionaler Bedeutung.
1243 erlangte der Deutsche Orden die Besitzrechte an der Hauptpfarrkirche der
Mühlhäuser Neustadt. Der heutige Bau wurde bis zum Beginn des 15. Jh. errichtet. Stark
von der französischen Kathedralbaukunst beeinflusst, vereint er in seinen
architektonischen Details v. a. Vorbilder aus Südostdeutschland und Böhmen. Zwischen
1895 und 1903 wurde der bis dahin unvollendete Westturm durch den Architekten
Wilhelm Röttscher zum höchsten Kirchturm Thüringens mit knapp 87 Metern ausgebaut.
Für den traditionell in der Kirche vorgenommenen Ratswechsel, die Verabschiedung des
alten und die Vereidigung des neuen städtischen Magistrats, komponierte Bach mehrere
Kantaten.

Heil und Erlösung
Der tief verwurzelte christliche Glaube und die
Frömmigkeit der Menschen fanden in Bau und
Ausstattung der Pfarr- und Klosterkirchen ihren
lebendigsten Ausdruck. Sie waren der Ort, an dem man
im gemeinsamen Gebet und zahlreichen Gottesdiensten
um das eigene Seelenheil und das der Verstorbenen
Fürbitte hielt.
Dabei wurden auch die Heiligen um ihre Fürsprache bei
Gott angerufen. Der Heiligenkult spiegelt sich u.a. in den
Namen der Gotteshäuser wider. So gibt es in Mühlhausen
u.a. eine Marien-, Nicolai-, Jakobi- oder Blasiuskirche. Die
großzügig angelegte Architektur und Ausstattung der
Kirchen sollte ein Abbild des „himmlischen Jerusalems“
sein, in dem die Menschen nach der Apokalypse Frieden
und Sicherheit finden.
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Werk und Werkstatt
Vermutlich bereits Anfang des 14. Jh. bildeten sich in Thüringen eigenständige Maler-,
Bildschnitzer- und Steinbildhauerwerkstätten. Mit dem sog. Schönen Stil (ca. 1380–1440)
entwickelte sich Erfurt zu einem künstlerischen Zentrum mit überregionaler Ausstrahlung.
In der Spätgotik (ca. 1450–1525) setzte sich hier die Produktion hölzerner Bildwerke
durch. Vor allem für die Herstellung von Flügelaltären waren die Werkstätten bekannt.
Eine ökonomische Krise Erfurts gegen Ende des 15. Jh. führte zur Abwanderung vieler
Künstler nach Saalfeld. Wegen des wirtschaftlichen Aufschwungs durch den Bergbau
herrschte dort eine bessere Auftragslage. Bis zur Reformation etablierten sich auch in
weiteren Thüringer Orten Künstlerwerkstätten, z. B. in Altenburg, Jena, Pößneck, Schleiz,
Eisenach und Mühlhausen.

Stiftung und Seelenheil
Der Wunsch nach Absicherung des persönlichen Seelenheils im Jenseits bewirkte im
Hoch- und Spätmittelalter das Aufblühen eines umfangreichen Stiftungswesens. Bis heute
erhalten haben sich z.B. von Gläubigen finanzierte Altäre, Andachtsbilder, Taufsteine,
Chorgestühle, Glasmalereien, Grabsteine und Messgewänder. Die Auftraggeber
versprachen sich davon einen Erlass ihrer irdischen Sünden.
Geistliche Orden und Bruderschaften stifteten solche Werke ebenso wie Zünfte, Adlige
oder vermögende Bürger. In bestimmten Fällen wurde sogar die Einrichtung ganzer
Seitenkapellen von Einzelpersonen gespendet. Häufig finden sich auf diesen Kunstwerken
auch das Wappen und ein kleines Bildnis des Stifters, der anbetend vor den
Heiligengestalten kniet.
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Kult und Verehrung
Für die Gläubigen war zur Erlangung des jenseitigen Seelenheils die Verehrung Gottes und
der Heiligen unabdingbar. Die damit verbundenen biblischen Geschichten, zahlreichen
Legenden und überlieferten Wunder schlugen sich in unterschiedlichsten
Darstellungstypen nieder. Einer der wichtigsten war das sog. Andachtsbild, das sich im
Verlauf des 14. Jh. als eigenständige Form etablierte und durch seine naturalistische
Darstellung die Gefühlswelt des Betrachters ansprechen sollte. Thematisch beschränkte
es sich hauptsächlich auf Darstellungen Mariens und des Gottessohnes.
Einzelfiguren wie Jesus als Schmerzensmann oder Figurengruppen wie die Beweinung
Christi durch Maria (Vesperbild oder Pietà) dienten neben der öffentlichen Anbetung
auch der persönlichen Fürbitte. Zudem sollten sie den Betrachter zur Anteilnahme am
Leid der Dargestellten aufrufen.

Alle Bilddateien: siehe Seite Bildinformationen
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Informationen zu Bilddateien
Die folgenden Bilddateien können Sie gerne bei den Mühlhäuser Museen als druckfähiges
Pressematerial erhalten oder über die Homepage der Klassik Stiftung Weimar herunterladen.

 Nr. Bilddatei                                      Bildangaben

 1                                                  Triptychon mit Einhornverkündigung
                                                    Erfurt, um 1430/40
                                                    Foto: Klassik Stiftung Weimar

 2                                                  Altarflügel mit Einhornverkündigung
                                                    aus Heilsberg, Erfurt, Werkstatt des Meisters des
                                                    Allendorfer Altars, um 1490
                                                    Foto: Klassik Stiftung Weimar

 3                                                  Martinsaltar aus Meckfeld
                                                    Kiefernholz/Lindenholz, farbig gefasst, Tempera auf
                                                    Holz
                                                    Saalfeld, Meister des Meckfelder Altars, 1503
                                                    Foto: Klassik Stiftung Weimar

 4                                                  Heiliger Georg und Heiliger Hubert auf einem
                                                    Altarflügel aus Ammerbach, um 1503
                                                    Foto: Klassik Stiftung Weimar
5    Heiliger Georg
     Lindenholz, farbig gefasst
     Altenburg, Werkstatt des Jacob Naumann unter
     Beteiligung von Franz Geringswalde (?), um 1505
     Foto: Klassik Stiftung Weimar

6    Blick in die Ausstellung „Von Einhörnern und
     Drachentötern“
     im Museum St. Marien
     Foto: Tino Sieland | Rechte: Mühlhäuser Museen

7    Blick in die Ausstellung „Von Einhörnern und
     Drachentötern“
     im Museum St. Marien
     Foto: Tino Sieland | Rechte: Mühlhäuser Museen

8    Blick in die Ausstellung „Von Einhörnern und
     Drachentötern“
     im Museum St. Marien
     Foto: Tino Sieland | Rechte: Mühlhäuser Museen

9    Blick in die Ausstellung „Von Einhörnern und
     Drachentötern“
     im Museum St. Marien
     Foto: Tino Sieland | Rechte: Mühlhäuser Museen

10   Blick in die Ausstellung „Von Einhörnern und
     Drachentötern“
     im Museum St. Marien
     Foto: Tino Sieland | Rechte: Mühlhäuser Museen
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Ausstellungsort           Museum St. Marien | Müntzergedenkstätte, Mühlhausen

Laufzeit                  ab 13. Nov. 2018

Projektleitung            Dr. Thomas T. Müller, Sarah Lösel M.A.

Kuratorin                 Sarah Lösel M.A.

Gestaltung                Artus.Atelier, Erfurt

Ausstellungsfläche        Sakristei und Nord-Chor, ca. 50 m²

Objekte                   35 Objekte

Sammlung                  Spezialsammlungen Thomas Müntzer und Bauernkrieg der
                          Mühlhäuser Museen

Finanzierung              Mühlhäuser Museen

                                  Kontakt

                                  Mühlhäuser Museen
                                  Sarah Lösel M.A.
                                  Fachreferentin Kulturgeschichte
                                  Kristanplatz 7
                                  99974 Mühlhausen/Thür.
                                  Tel.: 03601/8566-27
                                  E-Mail: loesel@mhl-museen.de
                                  oder info@mhl-museen.de
Zur Ausstellung „Thomas Müntzer – Fakten und Fiktionen“

Der radikale Reformator Thomas Müntzer polarisierte über Jahrhunderte. Als begnadeter
Prediger gewann er vielerorts eine große Anhängerschaft. Von den jeweiligen Landesherren
wurde er jedoch vertrieben und verfolgt. Der Versuch Müntzers, seine eigenen
reformatorischen Ideen umzusetzen, kostete ihn schließlich das Leben.
Die Ausstellung informiert über den Theologen und Reformator Thomas Müntzer, der 1525
auch in der Marienkirche predigte und mit Mühlhäuser Aufständischen in den Bauernkrieg
zog. Als besonderes Exponat ist eine Replik des vermeintlichen Schwertes Thomas Müntzers
zu sehen. Die Waffe trug wesentlich zur Legendenbildung um den Reformator bei, denn bis
weit hinein ins 20. Jahrhundert galt Müntzer als „Unruhestifter“ und „Aufrührer“. In der DDR
hingegen wurde er zum „Bauernführer“ stilisiert. So erschien sein Abbild auf zahlreichen
Medaillen und Gemälden, zierte Gläser, Bierkrüge sowie Geldscheine. Die Anerkennung als
Theologe und Reformator kam spät. Heute gilt Thomas Müntzer als eine der zentralen
Figuren der deutschen Reformation.
Projektionen, moderne Skulpturen und Plastiken ergänzen die Schau und geben einen
Einblick in Interpretation der Person Müntzers in der bildenden Kunst.

Thomas Müntzer – Fakten und Fiktionen
Der radikale Reformator Thomas Müntzer polarisierte über Jahrhunderte. Als begnadeter
Prediger gewann er vielerorts eine große Anhängerschaft. Von den jeweiligen Landesherren
wurde er jedoch vertrieben und verfolgt. Der Versuch Müntzers seine reformatorischen
Ideen umzusetzen, kostete ihn schließlich das Leben.
Das von Martin Luther und seinen Anhängern negativ besetzte Bild Müntzers als „Aufrührer“
und „Unruhestifter“ wirkte weit hinein ins 20. Jahrhundert. In der DDR hingegen wurde er
zum „Bauernführer“ stilisiert. Die Anerkennung als Theologe und Reformator kam spät.
Heute gilt Thomas Müntzer als eine der zentralen Figuren der deutschen Reformation.

Vorbildlich – Müntzer in der Kunst
Eine breit angelegte Auseinandersetzung mit Thomas Müntzer
und dem Bauernkrieg setzte in der bildenden Kunst erst mit der
Staatsgründung der DDR ein. Die Verankerung Müntzers im
neuen marxistischen Geschichtsbild der DDR hatte auch
Auswirkungen auf die Kunst. So entstanden in den 1950er und
1970er Jahren zahlreiche Grafiken, Gemälde, Skulpturen,
Büsten, Denkmale und Medaillen mit dem Abbild des
angeblichen „Bauernführers“. Häufig griffen die Künstler dabei
auf die älteste bekannte Abbildung Müntzers von Sichem aus
dem Jahr 1608 zurück.
In der Regel wurden die Kunstwerke als staatliche Auftragsarbeiten geschaffen. Aber nicht
immer wandten sich Künstler dem von der Regierung geförderten sozialistischen Realismus
zu, sondern behaupteten sich wie Klaus-Michael Stephan durch ausdrucksstarke Bildideen,
Formsprachen und Malweisen. Demgegenüber stand eine eher gering ausgeprägte
künstlerische Auseinandersetzung mit der Person im Westen Deutschlands.

Prediger am Ende der Zeiten
Thomas Müntzer reformierte noch vor den Wittenberger Gelehrten den Gottesdienst
grundlegend. In Allstedt und Mühlhausen teilte er das Abendmahl in beiderlei Gestalt aus
und übersetzte theologische Texte aus dem Lateinischen. Für eine aktivere Beteiligung von
Laien am Gottesdienst übertrug Müntzer auch die liturgischen Gesänge in die deutsche
Sprache.
Sahen Martin Luther und die Wittenberger Reformatoren den Glauben ausschließlich in der
Heiligen Schrift begründet, wurden die Worte der Bibel für Müntzer erst durch den Geist
Gottes lebendig.
Die Theologie Müntzers war maßgeblich von einem endzeitlichen Zeitverständnis geprägt.
Der Reformator verband mystisches und apokalyptisches Gedankengut und sah auch im Leid
einen Weg zum Heil. Auf den erwarteten Zerfall der alten Kirche und das Ende der Welt
wollte er die Menschen mit einer universalen Reformation und der Schaffung einer
Gemeinde von „Auserwählten“ vorbereiten.
Die unterschiedlichen Standpunkte zu zentralen theologischen Themen entfachten heftige
Dispute mit anderen Reformatoren wie Martin Luther oder Philipp Melanchthon.

Wandelnde Ansichten – Das Müntzerbild
Historiker, Dichter und Publizisten beleuchteten erst ab dem ausgehenden 18. Jahrhundert
auch das positive Wirken des bis dahin nahezu ausschließlich negativ bewerteten
Reformators.
Vertreter der Arbeiterbewegung wie Ferdinand Lasalle oder August Bebel verbanden in der
Mitte des 19. Jahrhunderts die Erinnerung an Müntzer mit dem Streben nach Freiheit,
Demokratie und sozialer Gerechtigkeit. Besonders nachhaltig wirkte Friedrich Engels Schrift
„Der deutsche Bauernkrieg“ von 1850, die als Grundlage für die in der DDR entwickelte
Deutung von Reformation und Bauernkrieg als „frühbürgerliche Revolution“ genutzt wurde.
Erinnerungskarte 1981: motorisiertes Schützenregiment „Thomas Müntzer“ der NVA in Mühlhausen
Bilddatei: Mühlhäuser Museen

Seit den 1950er Jahren schloss sich in der DDR eine propagandistische Instrumentalisierung
und Überhöhung Müntzers an. In diesem Kontext wurden Straßen, Schulen, Betriebe und
selbst Truppenteile der Nationalen Volksarmee nach dem Reformator benannt. Ebenso
entstanden heute teils skurril anmutende Müntzer-Erinnerungsstücke wie Aschenbecher
oder Bierdeckel.
Die reformatorischen Ansätze Thomas Müntzers sowie sein theologisches Selbstverständnis
spielten in der offiziellen Erinnerungskultur der DDR bis zur Mitte der 1980er Jahre nur eine
untergeordnete Rolle.
Unabhängig von politischen Instrumentalisierungen und teils widersprüchlichen
Bewertungen gilt Thomas Müntzer heute als eine der zentralen Figuren der deutschen
Reformation.

Detail aus der Skulpturengruppe „Ruf – Leid – Aufbruch“, 1989, von Klaus-Michael Stephan
Foto: Tino Sieland, Rechte: Mühlhäuser Museen
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