Die Museumsstiftung Post und Telekommunikation
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Analysen und Berichte Monatsbericht des BMF November 2020 Die Museumsstiftung Post und Telekommunikation Analysen und Berichte ● Die Museumsstiftung Post und Telekommunikation mit Sitz in Bonn ist eine öffentlich-recht- liche Stiftung, die durch das Gesetz zur Errichtung einer Museumsstiftung Post und Telekom- munikation mit Wirkung vom 1. Januar 1995 errichtet worden ist. Sie unterliegt der Rechtsauf- sicht des BMF. ● Die Museumsstiftung finanziert sich durch eigene Einnahmen sowie durch Zuschüsse der beiden Unternehmen Deutsche Post AG und Deutsche Telekom AG. ● Die Museumsstiftung unterhält Museen für Kommunikation in Berlin (ehemaliges Reichs- postmuseum eröffnet 1898, beziehungsweise ehemaliges Postmuseum der Deutschen Demo- kratischen Republik, eröffnet 1958), in Frankfurt am Main (ehemaliges Bundespostmuseum, eröffnet 1958) und in Nürnberg (eröffnet 1925). Die drei Museen verzeichneten im Jahr 2019 circa 342.000 Besucherinnen und Besucher. ● Zur Unterbringung ihrer Sammlungen unterhält die Museumsstiftung darüber hinaus zwei Depots in Berlin und in Heusenstamm bei Frankfurt am Main. Die philatelistische Sammlung (circa 18,6 Mio. Objekte) ist im Archiv für Philatelie in Bonn zusammengefasst. Zur Geschichte der verblieben) – eine organisatorische und rechtli- Museumsstiftung che Verselbstständigung war damit jedoch nicht verbunden. Eine rechtlich eigenständige Struktur Die Museumsstiftung geht auf die Sammlung der wurde erst zeitgleich mit der Gründung der drei Deutschen Bundespost und ihrer Vorgänger zu- Aktiengesellschaften Deutsche Post AG, Deutsche rück. Die Sammlung war auf eine Vielzahl von Mu- Postbank AG und Deutsche Telekom AG durch die seen und Standorte verteilt. Nach der deutschen Errichtung der Museumsstiftung geschaffen. Wiedervereinigung kam noch das ehemalige Post- museum der Deutschen Demokratischen Republik Die Anfangsjahre der Museumsstiftung waren ge- (DDR) hinzu (siehe Abbildung 1). prägt von der Zusammenführung der vorhande- nen Museen und Standorte in die heutige Struktur. Eine übergeordnete rechtliche Struktur gab es Außerdem musste das Museumsgebäude in Berlin, nicht. Im Zuge der Postreform I – der Gliederung das im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt worden der Deutschen Bundespost in die drei öffentlichen war (siehe Abbildung 2), aufwändig restauriert wer- Unternehmen Deutsche Bundespost POSTDIENST, den. Die DDR hatte zwar das Gebäude 1958 zunächst Deutsche Bundespost POSTBANK und Deutsche behelfsmäßig und 1960 endgültig als Postmuseum Bundespost TELEKOM – wurde die Weiterfüh- der DDR wiedereröffnet. Dabei war jedoch insbe- rung des Museumswesens der Deutschen Bundes- sondere die zerstörte Kuppel nicht wiederhergestellt post zwar auf die Deutsche Bundespost TELEKOM worden. Nach einer mehrjährigen Baumaßnahme übertragen (mit Ausnahme der Postwertzeichen, konnte das historische Gebäude am 17. März 2000 als die bei der Deutschen Bundespost POSTDIENST Museum für Kommunikation neu eröffnet werden. 51
Analysen und Berichte Monatsbericht des BMF Die Museumsstiftung Post und Telekommunikation November 2020 Museumsstiftung Post und Telekommunikation Museen und größere Sammlungen bei Gründung 1995 Abbildung 1 Kiel Postmuseum Hamburg Oldenburg Hannover Postmuseum Berlin (ehemaliges Postmuseum der DDR) Westberliner Postmuseum an der URANIA Münster Düsseldorf Bochum Aachen Postwertzeichensammlung Bonn Mittelrheinisches Postmuseum Koblenz Deutsches Postmuseum Frankfurt am Main Saarbrücken Verkehrsmuseum Nürnberg / Postabteilung Postmuseum Stuttgart München Konstanz © Museumsstiftung Post und Telekommunikation Gesetzliche Aufgaben der der Stiftungszweck deshalb wie folgt bestimmt: Museumsstiftung „Zweck der Stiftung ist die Erschließung, Samm- lung und Darstellung der gesamten Entwicklung Nach dem Willen des Gesetzgebers soll die Muse- der Nachrichtenübermittlung und des damit im umsstiftung nicht im Sinne eines Firmenmuseums Zusammenhang stehenden Bank-, Güter- und Per- der aus der Deutschen Bundespost hervorgegange- sonenverkehrs im Post- und Fernmeldewesen.“ nen Aktiengesellschaften agieren. Angestrebt wird Hierzu zählt insbesondere die Aufgabe, die über- vielmehr die Erschließung und Darstellung der tragenen Sammlungsgegenstände zu bewahren, zu „gesamten“ Kommunikationsgeschichte. pflegen, zu ergänzen und der Öffentlichkeit zu er- schließen. Zur Erfüllung dieser Aufgabe tragen ver- In § 1 Abs. 1 des Gesetzes zur Errichtung einer Mu- schiedene Komponenten bei. seumsstiftung Post und Telekommunikation wird 52
Analysen und Berichte Monatsbericht des BMF Die Museumsstiftung Post und Telekommunikation November 2020 Analysen und Berichte Abbildung 2: Zerstörte Kuppel des heutigen Museums für Kommunikation Berlin © Museumsstiftung Post und Telekommunikation Dauerausstellungen und (nach circa 15 Jahren bis 20 Jahren) eingehend Wechselausstellungen überarbeitet werden. Seit der Errichtung der Mu- seumsstiftung hat an allen drei Standorten eine Alle drei Museen bieten Ausstellungen, die länger- Überarbeitung stattgefunden (Nürnberg: 2010, Ber- fristig präsentiert werden – die sogenannten Dau- lin: 2010 bis 2016, Frankfurt am Main: 2017). erausstellungen. Diese sollen vorrangig die Samm- lungsgegenstände der Öffentlichkeit erschließen Mit den zeitlich begrenzten Wechselausstellungen, und die Entwicklung der Nachrichtenübermittlung die in der Regel an mehreren Standorten gezeigt darstellen. Da sich einerseits neue Entwicklungen werden, kann die Museumsstiftung ein breiteres nur begrenzt in eine bestehende Ausstellung inte Themenspektrum anbieten. Die Wechselausstel- grieren lassen und andererseits die Ausstellungs- lungen berücksichtigen insbesondere auch sozio- konzepte einem steten Wandel unterliegen, müssen kulturelle Aspekte. Dauerausstellungen in regelmäßigen Abständen 53
Analysen und Berichte Monatsbericht des BMF Die Museumsstiftung Post und Telekommunikation November 2020 Wechselausstellungen der Museumsstiftung (Auswahl) ● Globalisierung 2.0 (2007) ● Glücksfälle-Störfälle. Facetten interkultureller Kommunikation (2012) ● Außer Kontrolle. Leben in einer überwachten Welt (2013) ● „Jetzt wächst zusammen, was zusammengehört.“ Kommunikations- und Logistiknetze der Ein- heit (2015) ● Dialog mit der Zeit – Eröffnung durch Herrn Bundespräsident Joachim Gauck (2015) ● Berührt – verführt. Werbekampagnen, die Geschichte machten (2015 bis 2017) ● Die Nacht. Alles außer Schlaf (2017 bis 2019) ● Mehr als Worte. 150 Jahre Postkartengrüße (2019 bis 2020) Die Museen der Stiftung als Orte Die Museumsstiftung Post der außerschulischen Bildung und und Telekommunikation und der Kommunikation die Herausforderungen der Corona-Pandemie Die Stiftung erreicht über ihre Museen jedes Jahr circa 5.000 Schulklassen und Gruppen. Zwei Drittel Die drei Museen für Kommunikation sind wie alle besuchen dabei nicht nur die Ausstellungen, son- anderen Museen von der Entwicklung der Coro- dern buchen zudem Führungen und Workshops na-Pandemie sehr stark betroffen. Aufgrund der mit speziell abgestimmten Programmen. vielfältigen Angebote der Museumsstiftung, die es in den meisten Museen in diesem Umfang nicht Bei den Bildungsinhalten haben sich in den ver- gibt (wie etwa die Debatten-Dienstage im Museum gangenen Jahren angesichts der Umbrüche in der für Kommunikation Frankfurt), sind hier die Aus- Gesellschaft (Stichwort Digitale Transformation/ wirkungen jedoch besonders stark, weil sich Zu- Wirtschaft 4.0) die Vermittlung von Medienkompe- gangsbeschränkungen zwangsläufig auch auf die tenz und digitalen Kompetenzen als zentrale The- verschiedenen Veranstaltungen auswirken. men etabliert. Die Bandbreite bei den Zielgruppen reicht von Vorschulprogrammen zur Internetnut- zung von Kindergartenkindern bis zu „Silver-Sur- fer“-Kursen für Smartphones und Social Media der Generation 50+. Inhaltlich umfasst das Angebot insbesondere Kurse zum Umgang mit Cybermobbing, zur Nutzung von Messenger-Diensten, zum Datenschutz und zu Persönlichkeitsrechten. 54
Analysen und Berichte Monatsbericht des BMF Die Museumsstiftung Post und Telekommunikation November 2020 Eröffnung von Wiedereröffnung der Museen und Wechselausstellungen und neue Wechselausstellungen Schließung der Museen Analysen und Berichte Die Museen konnten Mitte Mai 2020 wiederer- Im März 2020 sollten im Museum für Kommuni- öffnet werden. Wegen der Corona-Pandemie gal- kation Berlin und im Museum für Kommunika- ten – und gelten – neben den üblichen Vorgaben tion Frankfurt zwei Wechselausstellungen eröffnet jedoch erhebliche Zugangsbeschränkungen, die werden: von Bundesland zu Bundesland variieren. So durf- ten sich in den Dauerausstellungen in Berlin und Berlin: „Briefe ohne Unterschrift. DDR- Nürnberg höchstens 40 Personen beziehungs- Geschichte(n) auf BBC Radio“ weise 50 Personen gleichzeitig aufhalten. Starke Einschränkungen bei den Gruppenangeboten ha- Thema dieser Ausstellung sind anonym verfasste ben dazu geführt, dass Führungen für Schulklassen Briefe, die über Westberliner Deckadressen zur auf absehbare Zeit nicht möglich sind. Damit ent- BBC in London gelangten. Die Ausstellung wurde fällt einer der Schwerpunkte der Museumsaktivi- bis zum 10. Januar 2021 verlängert. täten. Das Museum für Kommunikation Nürnberg will allerdings erstmals anbieten, selbst in Schulen Frankfurt: „#neuland – Ich, wir und die zu gehen und dort Teilbereiche einer neuen Aus- Digitalisierung“ stellung vorzustellen. Insofern führen diese unge- wöhnlichen Zeiten dazu, dass das Museum die Be- In der Schlussphase der Vorbereitungen zur Eröff- sucherin oder den Besucher an anderem Ort abholt nung der Ausstellung wurde diese noch um eine und selbst zum Besucher wird. „Corona-Spur“ erweitert. In dieser wurde darge- stellt, wie die Bewältigung der Corona-Krise die Die geltenden Einschränkungen hatten auch star- Nutzung von technischen Möglichkeiten forciert ken Einfluss auf die Eröffnung von zwei neuen hat, etwa die Nutzung des Homeoffice. Wechselausstellungen im Oktober 2020. Aufgrund der rasanten Entwicklung der Co- Museum für Kommunikation Berlin rona-Pandemie mussten alle drei Museen am 14. März 2020 geschlossen werden. Damit konn- An der Eröffnung der Ausstellung „On Air. 100 Jahre ten die Eröffnungsveranstaltungen zu den beiden Radio“ am 1. Oktober 2020 konnten lediglich 90 ge- Ausstellungen nicht stattfinden. Die Ausstellung in ladene Gäste (statt sonst bis zu 400 Gäste) teilneh- Frankfurt wurde allerdings durch eine Videobot- men, um während der Veranstaltung die erforder- schaft im Internet eröffnet. lichen Sicherheitsabstände einhalten zu können (siehe Abbildung 3). In der Folgezeit war jedoch weder ein Besuch der Dauerausstellungen noch der Wechselausstellun- Die Ausstellung läuft bis zum 29. August 2021. gen möglich. Sie wird ergänzt durch 100 interessante Fakten zur 100-jährigen Geschichte des Radios, die über die Laufzeit der Ausstellung unter dem Hash- tag #100Jahre100Postings digital verfügbar sein werden. 55
Analysen und Berichte Monatsbericht des BMF Die Museumsstiftung Post und Telekommunikation November 2020 Abbildung 3: Eröffnung der Ausstellung „On Air. 100 Jahre Radio“ am 1. Oktober 2020 © Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Fotograf: Kay Herschelmann Museum für Kommunikation Nürnberg Auswirkungen auf die sonstigen Angebote der drei Museen Auch bei der Eröffnung der Ausstellung „#neu- land – Ich, wir und die Digitalisierung“ am 27. Ok- Die Angebote der Museen, etwa der medienpäda- tober 2020 war die Zahl der Gäste beschränkt. gogische Küchentalk im Museum für Kommunika- Am Platz, in den Gängen und in der Ausstellung tion Berlin, die Debatten-Dienstage im Museum für herrschte Maskenpflicht. Grußworte wurden zum Kommunikation Frankfurt und die Daten-Diens- Teil virtuell übermittelt. tage im Museum für Kommunikation Nürnberg, sind naturgemäß als Veranstaltungen vor Ort kon- Die Ausstellung (Laufzeit bis zum 25. April 2021) zipiert. Die Durchführung der Veranstaltungen ist wurde aus dem Museum für Kommunikation wegen der Corona-Pandemie zwar vor Ort nicht Frankfurt übernommen und durch aktuelle Coro- möglich – sie finden nunmehr jedoch in digitaler na-Bezüge ergänzt, etwa durch eine Vitrine mit Co- Form statt. rona-Objekten (siehe Abbildung 4). 56
Analysen und Berichte Monatsbericht des BMF Die Museumsstiftung Post und Telekommunikation November 2020 Analysen und Berichte Abbildung 4: Vitrine mit Corona-Objekten © Museumsstiftung Post und Telekommunikation Bereits vor der Corona-Krise ist die Museumsstif- Auch die Mitmachangebote für Kinder konnten in tung mit Google Arts & Culture eine Kooperation der bisherigen Form nicht aufrechterhalten wer- eingegangen, um die vielen Objekte der Museums- den. Das Museum für Kommunikation Frankfurt stiftung einem möglichst breiten Publikum zu prä- hat allerdings eine „Kinderwerkstatt to go“ konzi- sentieren. In mittlerweile 15 Online-Ausstellungen piert. Im Museum können vorbereitete Bastelsets können besondere Geschichten und Informatio- mit Anleitung abgeholt und zu Hause bearbeitet nen zu ausgewählten Themen aus der Kommuni- werden (siehe Abbildung 5). Auf den Websites der kationsgeschichte bei einem virtuellen Rundgang Museen finden sich zudem weitere Angebote, etwa erlebt werden. Dieses Angebot wurde bereits vor die Mitmachaktion „Schrott-Robos“ des Museums der Corona-Krise gut angenommen. Nun ist die für Kommunikation Berlin. Nachfrage jedoch noch stark angestiegen. 57
Analysen und Berichte Monatsbericht des BMF Die Museumsstiftung Post und Telekommunikation November 2020 Abbildung 5: Bastelsets mit Anleitung © Museumsstiftung Post und Telekommunikation Ausblick 18. November 2020 bis zum 29. August 2021 prä- sentiert werden soll. Die weitere Entwicklung der Corona-Pandemie lässt sich nicht abschätzen. Die Museumsstiftung Es hat sich jedoch gezeigt, dass die Museumsstif- Post und Telekommunikation wird somit weiter- tung viele ihrer Angebote in digitaler Form zur Ver- hin den oben dargestellten Einschränkungen aus- fügung stellen kann. Die digitalen Angebote wird gesetzt sein. Im November bleiben die Museen zu- sie beibehalten und weiter ausbauen und lädt daher nächst wieder geschlossen. Davon betroffen ist herzlich – auch und gerade im November 2020 – auch die neue Ausstellung „Back to Future – Tech- ein, im umfangreichen digitalen Angebot auf Mu- nikvisionen zwischen Fiktion und Realität“ im seumstour zu gehen. Museum für Kommunikation Frankfurt, die vom 58
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