Der Jahrtausendsommer 1540 - Zukunft Skisport
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Der Jahrtausendsommer 1540 „Das große Sonnenjahr“ English abstract on slide 17 ZUKUNFT SKISPORT – research & consulting Günther Aigner Tirol, im Juli 2022 Die meisten der hier vorgestellten Erkenntnisse beruhen auf der wissenschaftlichen Untersuchung von WETTER et al. (2014). Das 32-köpfige Forscherteam hat Daten aus mehr als 300 Chroniken aus ganz Europa zusammengeführt, die eine Fläche von 3 Millionen km² abdecken.
(Quelle Nummer 01) siehe Literaturverzeichnis 2022*: Vorläufige Schätzung Der Jahrhundertsommer 2003 … … war in Innsbruck (AUT) um 4,4 Grad Celsius wärmer als das Mittel des 20. Jahrhunderts www.zukunft-skisport.at 3
(01) 2022*: Vorläufige Schätzung Der Jahrhundertsommer 2003 … … war am Sonnblick (AUT) um 2,9 Grad Celsius wärmer als das Mittel des 20. Jahrhunderts www.zukunft-skisport.at 4
Der Jahrtausendsommer 1540 o Jahrtausendhitze und -dürre in Mitteleuropa (3) (4) (2, S. 108) (6) (10) o „Europas vernichtende Jahrtausenddürre“ schreibt das „Spektrum der Wissenschaft“ (4) o „Mega-Dürre – Europas größte Katastrophe“ titelt der SRF (5) (11) o „Die Dürre von 1540 überragt alles Bekannte“ wird der Schweizer Klimaforscher Christian Pfister im „Spektrum“ zitiert (4) o 11 Monate ohne Regen in großen Teilen Mitteleuropas (4) (5) (6) (11) o Eine Million Tote in Europa die meisten starben an der Ruhr (verunreinigtes Wasser) (4) o Rhein, Elbe und Seine konnten „trockenen Fußes durchwatet werden“ (4) (3) o Die „warme Brühe“ in den Gewässern „färbte sich grün, Fische trieben darin kieloben.“ (4) o Wälder und Städte gingen in Flammen auf (5) (11) o Europa war in Rauch eingehüllt (5) o Positive Temperaturanomalie von 5 bis 7 °C Anm. Referenzperiode: 20. Jhdt. (4) Mit anderen Worten: Der Sommer 1540 war um 5 bis 7 Grad Celsius wärmer als ein durchschnittlicher Sommer im 20. Jahrhundert www.zukunft-skisport.at 6
Der Jahrtausendsommer 1540 o Die Jahrtausenddürre begann in Norditalien mit einem Winter, der „trocken und warm wie ein Juli“ war. Große winterliche Trockenheit auch in Spanien. (4) (6) o In Norditalien fiel von Oktober 1539 bis Anfang April 1540 kein bzw. kaum Regen. (4) Anm.: Auch die Dürre von 2022 in Norditalien begann mit stark reduziertem Winterniederschlag o In weiten Teilen Europas wurde schon im Mai 1540 das Wasser knapp – Brunnen und Quellen fielen trocken, die Mühlen standen still. (4) o Die Leute hungerten, das Vieh wurde notgeschlachtet. (4) o Menschen gruben in ausgetrockneten Flussbetten nach Wasser. (5) o Trockenrisse so groß, „dass man hätte Schuhe hineinstellen können“ (3, S. 90) (4) o Sogar im regenreichen Nordtirol fiel 15 Wochen lang kein Niederschlag. (3, S. 91) 1540 im Vergleich mit dem Jahrhundertsommer 2003: (11) ➢ „2003 war heftig, aber 1540 war noch viel extremer“, so der Klimaforscher Christian Pfister (5) ➢ 1540 habe den Hitzesommer 2003 „bei Weitem übertroffen“, so Oliver Wetter (Universität Bern) (6) www.zukunft-skisport.at 8
Der Jahrtausendsommer 1540 Der Jahrtausendsommer am Bodensee o Der Bodenseepegel sank auf ein Rekordtief. (4) (5) o Und zwar so tief, dass die Bodenseeinsel Lindau mit dem Festland verbunden war. (3) (4) (5) o Im ausgetrockneten Bodensee suchten die Menschen nach römischen Münzen. (5) o „Der See war so klein“, wunderten sich Chronisten (6) o Der Rhein war so klein, dass man zu Fuß durchging. (5) www.zukunft-skisport.at 10
Im Jahrtausendsommer 1540 sank der Bodenseepegel auf Rekordniveau – die Insel Lindau war mit dem Festland verbunden. (3) (4) (5) Im Mittel kann man im Sommer vor Lindau ca. 2,5 m Wassersäule messen. Im Dürrejahr 2018 betrug diese Wassersäule im Dezember nur mehr 50 bis 70 cm. (8) Foto: Edda Praefke 11
Der Jahrtausendsommer 1540 Der Jahrtausendwein o Ein „Jahrtausendwein“ wurde gekeltert, mit eigens angefertigten Prunkfässern. (3, S. 90) (4) (2, S. 108) (9) o An diesem Jahrtausendwein sollen sich im Elsass Menschen zu Tode getrunken haben. (3, S. 90) (2, S. 108) o Der Jahrtausendwein sah „im Glas aus wie Gold“, schrieben Chronisten (6) o 1631 (im Dreißigjährigen Krieg) fahndeten die Schweden in Würzburg nach diesem Wein. Sie konnten ihn aber nicht finden, weil man die Fässer eingemauert hatte. (2, S. 108) (6) Weitere Auswirkungen auf die Landwirtschaft o In Pfons (Tiroler Wipptal) konnte man bereits im Mai das Getreide ernten. Danach wurde erneut ausgesät – und am 08. September zum zweiten Mal geerntet. (3, S. 91) o In Lindau am Bodensee gab es zwei Kirschernten. (4) o Auch im Elsass blühten die Obstbäume zwei Mal. (4) o Wein war 1540 vielerorts billiger als Wasser – z. B. am Bodensee und in Bayreuth (4) (3, S. 91) www.zukunft-skisport.at 12
Der Jahrtausendwein von 1540 (Flasche in der Mitte) Foto: Michael Stephan Weingut „Bürgerspital“ in Würzburg 13
Der Jahrtausendsommer 1540 „Das große Sonnenjahr“ o „Das große Sonnenjahr“ brachte Mitteleuropa 11 Monate Mittelmeerklima. (3, S. 90f) (11) o Bis Jänner 1541 blieb es sonnig und warm. (4) o Der Winter 1540/41 ist praktisch vollständig ausgefallen. (4) o In Schaffhausen (CH) badeten die Menschen zu Weihnachten 1540 im Rhein. (4) (3, S. 91) o Im Jänner 1541 blühten in Matrei am Brenner (Tirol) die Kirschen. (3, S. 91) Anm.: Dafür fiel im westlichen Russland der Sommer aus: Chronikeinträge berichten von Hochwasser, Sturzfluten und Kälte (4) www.zukunft-skisport.at 14
1540 in Tirol o In Tirol hat es im Frühling und Sommer 1540 insgesamt 15 Wochen lang nicht geregnet. Davon berichtet u.a. die Schwazer Chronik. „Anno 1540 ist ein so heißer Sommer gewesen, dass es durch 15 ganzer Wochen nicht geregnet hatte.“ o „Ein verderblicher und sengender Sommer“, wird in Chroniken geschrieben o In großen Teilen Tirols vertrocknete das Getreide, auch die Heuernte war gering. o Das wenige Korn, das wuchs, konnte schon im Mai geschnitten werden. Danach wurde wieder eingesät und Anfang September erneut geerntet. o Trinkwasser für Mensch und Tier war knapp. Das Vieh musste mancherorts mit Milch getränkt werden. o Um Jakobi (25. Juli) verkaufte man den neuen Wein, der 25% billiger war als Wasser. o In Südtirol konnte ein hervorragender Wein gekeltert werden. o Im Jänner 1541 wurde aus Süd- und Osttirol eine Getreideknappheit gemeldet, weil die Ernte 1540 gering ausgefallen war. o Das „große Sonnenjahr“ dauerte auch in Tirol bis in den kommenden Winter hinein: Zu Jahresbeginn 1541 blühten in Matrei am Brenner die Kirschen. Alle Quellen dieser Seite: 3, S. 90f www.zukunft-skisport.at 15
FAZIT: Der Jahrtausendsommer 1540 o Der Sommer 1540 war der Jahrtausendsommer, die Jahrtausendhitze, die Jahrtausenddürre. o Dieser Sommer war um etwa 5 bis 7 Grad Celsius wärmer als im Mittel des 20. Jahrhunderts. o 1540 war deutlich extremer (Hitze und Trockenheit) als 2003. Was würde eine Wiederholung dieses Ereignisses heute bedeuten? (4) (5) (6) (11) Trinkwasserversorgung? Epidemien? Großflächige Waldbrände? Stromausfälle? Energieerzeugung aus Wasserkraft? Kühlung der Atomkraftwerke? Erliegen des Schifffahrthandels? Gesundheitsversorgung / vulnerable Bevölkerungsgruppen? Massensterben von Tieren? Notschlachtungen von Nutzvieh? www.zukunft-skisport.at 16
English Abstract The summer of 1540 is the subject of this paper. In large parts of Europe this summer was the hottest and driest during the past more than 1,000 years. Across Europe, there was no rain for 11 months. The Rhine, Elbe and Seine could be crossed on dry feet. Forests and cities went up in flames. The summer of 1540 resulted in one million deaths throughout Europe. It was 5 to 7 degrees Celsius warmer than a normal summer. The millennium drought began in northern Italy with an extremely dry winter. No rain fell from October 1539 to early April 1540. In many parts of Europe water became scarce as early as May. Wells and springs fell dry, and mills stood still. The people starved and dug for water in dried-up riverbeds. The cattle was emergency slaughtered. This exceptional warm period brought Europe 10 months of Mediterranean climate. It remained sunny and warm until January 1541. The winter 1540/41 has not taken place. In Schaffhausen (CH) people bathed in the Rhine at Christmas 1540. In January 1541, cherries bloomed in Tyrol (Austria). Most of the findings presented here are based on the scientific research of WETTER et al. (2014), which is linked in the references. Based on more than 300 first-hand documentary weather report sources originating from an area of 2 to 3 million km², the researchers show that Europe was affected by an unprecedented 11-month-long Megadrought. www.zukunft-skisport.at 17
Quellenangaben | References (1) ZAMG HISTALP Daten. Downloadbar hier: http://www.zamg.ac.at/histalp/dataset/station/csv.php (2) GLASER, Rüdiger (2008): Klimageschichte Mitteleuropas. 1200 Jahre Wetter, Klima, Katastrophen. Primus-Verlag, Darmstadt. Link zum Buch (3) JÄGER, Georg (2010): Schwarzer Himmel – Kalte Erde – Weißer Tod: Wanderheuschrecken, Hagelschläge, Kältewellen und Lawinenkatastrophen im „Land im Gebirge“. Eine kleine Agrar- und Klimageschichte von Tirol. Universitätsverlag Wagner, Innsbruck. Zweite Auflage 2011. Link zum Buch (4) SPEKTRUM (2018): Europas vernichtende Jahrtausenddürre. Artikel vom 11. August 2018 Link: https://www.spektrum.de/news/europas-vernichtende-jahrtausendduerre/1584414 (5) SRF (2015): Mega-Dürre – Europas größte Katastrophe. Onlineauftritt des Wissenschaftsmagazins „Einstein“ des SRF. Artikel vom 09. April 2015. Link: https://www.srf.ch/sendungen/einstein/einstein/mega-duerre-europas-groesste-katastrophe (6) DER SPIEGEL. Hitze-Jahr 1540. Wetterdaten enthüllen Europas größte Naturkatastrophe. 02. Jul. 2014 Link: https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/hitze-und-duerre-1540-katastrophe-in-europa-im-mittelalter-a-978654.html (7) BEHRINGER, Wolfgang (2007): Kulturgeschichte des Klimas. C. H. Beck Verlag, München. Link zum Buch (8) Auskunft vom Amt der Vorarlberger Landesregierung (Hydrographischer Dienst), Ing. Ralf Grabher. (9) Informationen zum 1540er-Steinwein auf der Website des Bürgerspitals Würzburg. Link: https://www.buergerspital.de/weingut/weinmacher/1540er-steinwein/index.html (10) Der schlimmste Sommer aller Zeiten. Jahrtausenddürre 1540. Frankfurter Allgemeine Zeitung. 03.Aug.2018 https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/der-schlimmste-sommer-aller-zeiten-jahrtausendsommer-1540-15720067.html (11) WETTER Oliver et al. (2014): The year-long unprecedented European heat and drought of 1540 – a worst case. In: Climate Change 125, 349-363. Link: https://link.springer.com/article/10.1007/s10584-014-1184-2 www.zukunft-skisport.at 18
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Aristoteles (384 – 322 v. Chr.) Griechischer Universalgelehrter „Aristoteles glaubte an drei Formen des Glücks: Die erste Form des Glücks ist ein Leben der Lust und der Vergnügungen. Die zweite Form des Glücks ist ein Leben als freier, verantwortlicher Bürger. Die dritte Form des Glücks ist das Leben als Forscher und Philosoph. Aristoteles betont, dass alle drei Formen zusammengehören, damit der Mensch ein glückliches Leben führen kann.“ Aus „Sofies Welt“, 15. Auflage, 2008, S. 140 21
Günther Aigner ZUKUNFT SKISPORT research & consulting Bichlnweg 9a / 9, A-6370 Kitzbühel g.aigner@zukunft-skisport.at www.zukunft-skisport.at Der Tiroler Günther Aigner (* 1977 in Kitzbühel) ist einer der weltweit führenden Zukunftsforscher auf dem Gebiet des alpinen Skitourismus. Er absolvierte die Diplomstudien der Sportwissenschaft (2005) und der Wirtschaftspädagogik (2007) an der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck und an der University of New Orleans („UNO“, USA). Von 2008 bis 2014 leitete Aigner für den Tourismusverband „Kitzbühel Tourismus” das Eventportfolio und das Wintermarketing. Seit 2014 führt er „ZUKUNFT SKISPORT – research & consulting“. Er berät alpine Destinationen und Skiresorts wie Lech-Zürs, Zell am See, Snow Space Salzburg, Dolomiti Superski oder Obertauern. Als „Speaker“ hält er Fachvorträge im In- und Ausland. Über Beiträge und Interviews nimmt er in TV-, Hörfunk- und Printmedien am öffentlichen Diskurs teil. Gastlektorate für Tourismus führten Aigner bis dato an Hochschulen in Hanoi (VNM), Baku (AZE), Sanya (CHN), Taschkent (UZB), Belgrad (SRB), Konstanz (DEU), Innsbruck, Salzburg, Kufstein, Krems, Dornbirn und Seekirchen (Schloss Seeburg) sowie als Referenten zum Ausbildungslehrgang der Österreichischen Staatlichen Skilehrer. 2019 war Günther Aigner beitragender Autor im österreichischen Special Report „Tourismus und Klimawandel“ (ASR19) des Austrian Panel on Climate Change (APCC). Er ist Mitglied im Studienausschuss Nr. VII („Umwelt“) des Weltseilbahnverbandes (O. I. T. A. F.). Seit 2021 Doktoratsstudium „Management“ an der Universität Innsbruck. 22
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