Botanischer Rundbrief April 2019 - Gärten, Parks, Botanik
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Botanischer Rundbrief April 2019 Liebe Freunde der Botanik, das Jahr schreitet voran, nun also schon April. In die Natur ist Bewegung gekommen, es beginnt zu sprießen, erste Blüten neue Triebe. Die Weichen dafür wurden aber bereits im März gelegt, weil gegen Ende des Monats hin die Durchschnittstemperaturen gemeinhin über die 5 Grad Marke klettern. Ab da kommt Schwung in die Vegetation. Sie kennt nur eine Richtung: Alles muss raus. Die Herausforderung ist nun, mit dem April und seinen Launen zurecht zu kommen. Nicht umsonst heißt es: „April, April macht was er will!“ Das Wettergeschehen ist mitunter von starken Gegensätzen wie heftigen Temperaturunterschieden gekennzeichnet. Der Winter kann nochmal kurz und knackig zurückkehren, aber auch frühsommerliche Temperaturen mit Biergartenwetter sind nicht die Ausnahme. 1 Die Hohe Primel, Primula elatior, Frühlingsbote an Bachufern und an frischen Standorten unserer sommergrünen Laubwälder Wie auch immer, der Drang ins Freie lässt uns unruhig werden, auch wir wollen raus. Gelegenheiten zu einem Gang in die Natur bieten sich reichlich. Anregungen für Ziele bietet beispielsweise der Verkehrsverbund Großraum Nürnberg auf seinen Internetseiten: https://www.vgn.de/freizeit/ Beachten Sie, dass das Verbundgebiet wieder etwas größer geworden ist, einen Überblick finden Sie hier: https://www.vgn.de/verbundgebiet/
Das Fahren mit öffentlichen Verkehrsmitteln kann ein Stück Freiheit gegenüber dem Autofahren bedeuten, probieren Sie es aus. Und der Regionalverkehr fährt dazu weitgehend pünktlich und steht so im Gegensatz zum Fernverkehr der Deutschen Bahn. Viele Anregungen für Unternehmungen im Freien bieten auch die Veranstaltungen von BayernTourNatur: https://www.tournatur.bayern.de/veranstaltungen/index.htm Sie können online suchen, sich aber auch eine Veranstaltungsvorschau abonnieren, die dann wöchentlich auf Ihren Rechner geschickt wird. 2 März-Veilchen, Viola odorata. Das ausläufertreibende Veilchen ist bei uns eingebürgert Veranstaltungshinweise Naturhistorische Gesellschaft Nürnberg, Botanik: Vortrag: 2019, Donnerstag, 11.4. - 19.30 Uhr Natur und Mensch am Kilimanjaro – Auswirkungen der Klima- und Landnutzungsänderungen Dr. Andreas Hemp, Universität Bayreuth Lichtbildvortrag; Katharinensaal Der Kilimanjaro, höchster Berg Afrikas und höchster freistehender Berg der Welt, besitzt mit seinen Nebelwäldern und alpinen Regionen fast unberührte Naturlandschaften mit einer außerordentlichen Artenfülle. Andererseits ist der Kilimanjaro stellenweise sehr dicht besiedelt – über eine Million Menschen leben insbesondere am Süd- und Osthang mit entsprechenden Auswirkungen für die natürlichen Bergökosysteme. Der Vortrag fasst die
wichtigsten Ergebnisse einer achtjährigen DFG-Forschergruppe mit dem Thema „Kilimanjaro under global change“ zusammen. Vorträge der Naturhistorischen Gesellschaft Nürnberg finden in Nürnberg im Katharinensaal, Am Katharinenkloster 6, statt (Eingang im Hof gegenüber der Ruine). Für Mitglieder der Naturhistorischen Gesellschaft ist der Eintritt zu den Vorträgen frei, für Nichtmitglieder beträgt der Eintrittspreis 5 Euro. 3 Frühlings-Adonisröschen, Adonis vernalis, NSG Külsheimer Gipshügel Exkursionen: 2019, Samstag, 13.4. - 8.45 Uhr B2: Zur Frühjahrsblüte am Gipshügel bei Külsheim und ins Gräfholz Wir wandern vom Bahnhof Bad Windsheim kommend zu den Külsheimer Gipshügeln und betrachten neben den Frühblühern auch die Auswirkungen des Trockensommers 2018, die Ergebnisse der aufwändigen Pflegemaßnahmen und die neuen Infotafeln. Der Weg führt uns weiter, vorbei an einem Weinberg mit Wildtulpen ins Gräfholz, einem Laubwald mit reichlich Frühblühern. Zurück geht es über Oberntief (Einkehr). Leitung/Führung: Dieter Theisinger Treffpunkt: 8.45 Uhr, Hbf. Mittelhalle Rückkehr: ca. 18.00 Uhr Kosten: 13,00 € NHG-Mitglieder, 15,00 € Nichtmitglieder (inkl. VGN) Sonstiges: Mittagseinkehr in Oberntief Anmeldung ab Januar im Sekretariat (0911-22 79 70) oder per E-Mail an Info@nhg-nuernberg.de ist erforderlich! 2019, Samstag, 27.4. - 10.00 Uhr
B3: Frühling im Trubachtal Etwa 8 km lange botanische Rundwanderung zu teils spektakulären Ausblicken über dem Trubachtal. Zahlreiche Frühlingsboten locken. Insbesondere Frühlingsgeophyten, aber auch andere Frühlingsblüher, wie Veilchen, stehen im Fokus dieser Wanderung. Leitung/Führung: Rudolf Höcker Treffpunkt: 10.00 Uhr Großenohe, Parkplatz - Etwa 5 km nach Gräfenberg Richtung Bayreuth von der B2 nach Großenohe abbiegen, den Ort durchfahren, am Ortsende links Richtung Spießmühle Parkplatz. (Koordinaten 11.29087 Ost, 49.67394 Nord) Kosten: 5,00 € NHG-Mitglieder, 6,00 € Nichtmitglieder Sonstiges: Rucksackverpflegung, Nachmittagseinkehr Anmeldung ab Januar im Sekretariat (0911-22 79 70) oder per E-Mail an Info@nhg-nuernberg.de ist erforderlich! Botanischer Garten Erlangen https://www.botanischer-garten.uni-erlangen.de/termine.shtml 11:00 Sonntag 07.04. Frühling im Botanischen Garten; Führung Uhr 18:00 Zum Tag des Baumes `Ich bleibe oft vor Bäumen stehen...´; Donnerstag 25.04. Uhr Führung Ökologisch-Botanischer Garten Bayreuth 7. April 2019, 10 Uhr, Eingang des Ökologisch-Botanischen Pflanzen, die durchs Feuer gehen: Pyrophyten Gartens, Uni Bayreuth 21. April 2019, 7:30 Uhr, Wer singt denn da? Vogelstimmen im ÖBG Eingang des Ökologisch-Botanischen (zusammen mit LBV) Gartens, Uni Bayreuth 21. April 2019, 14 Uhr, Der ÖBG zum Kennenlernen: Allgemeine Eingang des Ökologisch-Botanischen Gartenführung Gartens, Uni Bayreuth Veranstaltungstipp: Halm und Spross – Ausstellung im Forum Botanische Kunst Forum Botanische Kunst, Obere Hauptstr. 18, 97291 Thüngersheim, Tel. 09364/813633 https://www.gartenpraxis.de/Halm-und-Spross-Ausstellung-im-Forum-Botanische- Kunst,QUlEPTYwODAzODcmTUlEPTExNTE.html https://www.botanische-kunst.de/ Kurzinfo aus der Vorankündigung: „Die Frühjahrsausstellung „Halm und Spross“ im Forum Botanische Kunst in Thüngersheim vom 13. April bis 10. Juni 2019 zeigt Fotografien und Aquarelle von vier Künstlern. Die Galerie Forum Botanische Kunst ist bislang europaweit die einzige Galerie, die sich ausschließlich der künstlerischen Auseinandersetzung mit der Pflanzenwelt widmet. Den Schwerpunkt der gezeigten Kunstwerke bilden detailgenaue Aquarelle, fotorealistische Malerei, Grafik, Fotografie und pflanzliches Objekt.“
4 Blaugrüner Faserschirm, Trinia glauca, NSG Höhfeldplatte bei Thüngersheim Verbinden Sie eine Fahrt zur Ausstellung nach Thüngersheim mit einem botanischen Gang über das NSG Höhfeldplatte oberhalb des Ortes gelegen. Im April blüht dort schon die Kleine Spinnenragwurz Ophrys araneola, Abbildungen hier. Kurze Zeit darauf Anfang Mai blüht der sehr seltene Doldenblütler Blaugrüner Faserschirm – Trinia glauca. Botanische Notizen Die 15 kuriosesten Tier- und Pflanzennamen „Der George-W.-Bush-Käfer oder die Fliege mit Beyoncé Knowles Hinterteil - manchmal lassen sich Wissenschaftler von den kuriosesten Dingen inspirieren, wenn sie neue Arten benennen …“ Weiterlesen Herkunft des einzigen Safranklons enthüllt „Auch Botanikern und Feinschmeckern kann die Ahnenforschung brennende Fragen beantworten. Etwa die nach dem Stammbaum des weltweit einzigen brauchbaren Safrankrokus …“ Weiterlesen Warum gerade Vanille mehr als Silber kostet „Der Vanillemarkt dreht frei. Schuld daran sei ein Zyklon auf Madagaskar - doch das ist nur die halbe Wahrheit. Die Vanillekrise zeigt, wie der globale Rohstoffmarkt tickt …“ Weiterlesen
Buchempfehlung: Die Pflanze, die gern Purzelbäume schlägt … „Das neue Buch von Ewald Weber stellt in unterhaltsamen Essays 25 ungewöhnliche Pflanzen aus der heimischen Flora vor. Jede von ihnen weist eine Besonderheit auf, etwas, das im Verborgenen liegt …“ Weiterlesen Botanische Streifzüge 5 Raues Veilchen, Viola hirta., mit einfarbig violetter Blüte Frühlingszeit ist Veilchenzeit. Bereits im März blühen die beiden Ausläufer treibenden Veilchenarten Viola odorata (März-Veilchen) und Viola suavis (Blaues Veilchen). Beide sind nicht einheimisch bei uns. Während das März-Veilchen aber vollkommen eingebürgert und flächig verbreitet ist, kommt das Blaue Veilchen selten und nur lokal eingebürgert vor. Hier tut sich besonders Nürnberg hervor, denn in dieser Stadt lassen sich erste Verwilderungen bereits gegen Ende des 19. Jahrhunderts nachweisen. Auch wenn Veilchen allgemein nicht so leicht zu bestimmen sind, sind zumindest diese beiden unproblematisch zu erkennen und gegeneinander abgrenzen. Beide bilden bedingt durch ihre Ausläufer meist flächige Vorkommen. Ausläufer bilden nur drei einheimische Veilchen aus. Das dritte, das sehr seltene Weiße Veilchen, Viola alba, kommt in unserer Region nicht vor. Die Blüte von Viola suavis ist kornblumenblau mit einem deutlich abgegrenzten weißen Zentrum, wohingegen die Blüte von Viola odorata allenfalls ein undeutliches, verwaschenes Zentrum aufweist und deutlich dunkler violettblau gefärbt ist.
Beachten Sie, dass es aber auch weißblühende, sowie andersfarbige Kulturvarietäten des Duft-Veilchens gibt. Veilchen ohne Ausläufer kann man im April auch schon blühend antreffen. Das immer noch häufige Raue Veilchen, Viola hirta, liebt trockenere Wiesen und lichte Wälder und ist basenliebend. Wenn es den Betrachter verschämt unter verfilztem Gras anblickt, hat es nur noch wenig Zukunftsaussichten, an diesem Ort bestehen zu können. Denn nahezu allen Vertretern dieser liebenswerten Gattung ist zu eigen, dass sie aufgrund ihrer geringen Wuchshöhe konkurrenzschwach sind. Sie lieben also offene, helle Lebensräume mit geringem Nährstoffangebot. 6 Blaues Veilchen, Viola suavis. Aufgrund der blauen Blüte auch Kornblumen-Veilchen genannt Ausgesprochen kalkhold und deshalb bei uns ausschließlich im Jura anzutreffen ist das Hügel-Veilchen, Viola collina. Seine Blüte beginnt bereits im März und geht bis in den April hinein. Beide, Raues Veilchen und Hügel-Veilchen, sind schwierig zu unterscheiden. Man braucht schon eine Lupe, um sie sicher auseinanderzuhalten. Bei der Betrachtung der Nebenblätter von Viola collina an der Pflanzenbasis fällt auf, dass sie lange Fransen an den Rändern tragen und diese dann auch noch bewimpert sind. Viola hirta kann zwar ebenso Fransen haben, diese sind aber kurz niemals zusätzlich bewimpert.
7 Hügel-Veilchen, Viola collina. Die Blüte ist hellviolett mit weißem Schlund Die vier gerade vorgestellten Veilchen, ob mit oder ohne Ausläufer, haben keinen oberirdischen Spross. Blätter und Blüten kommen direkt aus dem Erdspross, dem Rhizom. Eine zweite Gruppe einheimischer Veilchen hingegen entwickelt einen solchen oberirdischen Spross oder Stängel. Aus den Blattachseln seiner Laubblätter entwickeln sich die Blüten. Aus dieser Gruppe fällt ein frühblühender Vertreter auf, den man schon ganz besonders gut suchen muss. Zum einen ist Viola rupestris, das Sand-Veilchen, ein sogenannter Mikrophyt mit vielleicht 2 – 5 cm Wuchshöhe und von daher schon schwierig zu entdecken. Der Name weist auf seine Wuchsortpräferenz hin. Das Sand-Veilchen wächst ausschließlich auf den Dolomitsanden der Nördlichen Frankenalb. Da dieser Lebensraum aufgrund seiner Wasserdurchlässigkeit besonders im Sommer nahezu semiaride Bedingungen aufweist, ist Wassermangel sein ständiger Begleiter. So verwundert es nicht, dass sich durch die extrem trockenen Jahre 2003, 2016 und 2018 die Lage zusätzlich verschärft hat und sich die Bestände schon vor dem Ausnahmejahr 2018 in der Nördlichen Frankenalb sehr stark gegenüber vor 2003 verringert haben. Da in den letzten Jahren nur noch Einzelpflanzen zu finden waren, mag ich mir gar nicht ausmalen, was mich dieses Jahr bei einer Nachsuche erwartet. Ein zweiter Überblick über die später blühenden Veilchen im Jahr erwartet sie im Mai- Rundbrief.
8 Sand-Veilchen, Viola rupestris, hier in einer weißblühenden Form Zum Schluss nach langer Auszeit wieder ein Gedicht. Ein Gedicht, das Veilchen zutreffend charakterisiert: Das Veilchen und der Schmetterling (von Nikolaus Lenau) Ein Veilchen stand Veilchen: An Baches Rand, Nicht ungenossen blüh’ ich hier, Und sandte ungesehen Ein Schäfer kommt gar oft zu mir, Bei sanftem Frühlingswehen Und atmet meinen Duft und spricht: Süßen Duft „Ein solches Blümchen fand ich nicht, Durch die Luft. Wie Veilchen du! auf Wiesen, Auen, Da kommt auf schwankendem Flügel Ist keines mehr wie du zu schauen!“ Ein Schmetterling über den Hügel, Und senket zur kurzen Rast Schmetterling: Zum Veilchen sich nieder als Gast. ’s ist schöner doch, glaub meinem Wort, Zu blühn auf freier Wiese dort, Schmetterling: In jener bunten Blumenwelt, Ei! Veilchen! wie du töricht bist, Als hier im dunklen Schattenzelt! Zu blühn, wo niemand dein genießt!
Veilchen: Find’ ich zu früh dort meine Gruft. Hier bin ich meines Schäfers Wonne, Drum blüh’ ich in der Einsamkeit, Dort aber bleichet mich die Sonne, Wenn auch nur Einer mein sich freut. Und ohne Farbe ohne Duft, Zu guter Letzt … … ein Spruch, wie geschaffen für den wankelmütigen April: Fürstengunst, Aprilenwetter, Frauenlieb und Rosenblätter, Würfelspiel und Kartenglück Wechseln jeden Augenblick. Hinweis: Wenn Sie den Botanischen Rundbrief nicht mehr erhalten möchten, bitte eine kurze Nachricht an mich. Mit botanischen Grüßen Ihr --Rudolf Höcker
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