Deutsche Feuerwehr-Zeitung

 
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DEUTSCHE FEUERWEHR-ZEITUNG

Januar 2021

Deutsche Feuerwehr-Zeitung
Offizielles Organ des Deutschen Feuerwehrverbandes | Reinhardtstraße 25 | 10117 Berlin
Kontakt über: Telefon 030.288848800 | Fax 030.288848809 | info@dfv.org | www.feuerwehrverband.de

Nationales Konzept für große oder schwierige Vegetationsbrände
Extreme Hitze, lange Dürre und massen-                 »Die Feuerwehren
hafter Schädlingsbefall: Die deutschen            verfügen aktuell nur in
Wälder sind durch die Folgen des Klima-           sehr geringem Umfang
                                                 über spezielle Fahrzeuge
wandels immer anfälliger für Waldbrände
                                                       und Geräte für die
geworden. Der Deutsche Feuerwehrver-                 Vegetationsbrandbe-
band (DFV) und der Deutsche Städte- und              kämpfung«, erklärte
Gemeindebund (DStGB) haben daher ein                   DFV-Vizepräsident
»Nationales Konzept für besonders gro-              Karl-Heinz Knorr zur
                                                   gemeinsamen Position
ße oder schwierige Vegetationsbrände«
                                                    von DFV und DStGB.
erstellt, das Verbesserungspotenziale für                 (Foto: R. Hetter)
vorhandene Strukturen aufzeigt.
   »In vielen Wäldern fehlt die notwendige
Infrastruktur für drohende Großbrände:           • Prävention (Sensibilisierung von Bevöl-                Anzahl von Hubschraubern mit Au-
Befahrbare Wege, Wasserentnahmestel-               kerung und Waldbesitzern, Ausbau der                   ßenlastbehältern, Entwicklung und
len, Systeme zur Branderkennung können             Rettungspunkte Forst, Einrichtung und                  Beschaffung von Spezialfahrzeugen
und müssen deutlich verbessert werden«,            Ausbau von Früherkennungssystemen,                     durch den Bund, Optimierung der
erklärte Dr. Gerd Landsberg, Hauptge-              Kartenmaterial und Geo-Informations-                   Löschwasserförderungstechnik, Etab-
schäftsführer beim DStGB. Hinzu kämen              systeme, Informationsaustausch, Vor-                   lierung überörtlich einsetzbarer Ein-
Behinderungen der Löscharbeiten durch              beugender Waldbrandschutz, waldbau-                    heiten, Stationierung von Task-Forces
Munitionsverdachtflächen sowie teils ho-           liche Maßnahmen, Überprüfung von                       bei Feuerwehren, Optimierung der Ein-
her Anforderungsaufwand für die effek-             Munitionsverdachtsflächen, Harmoni-                    satztechnik bei kampfmittelbelasteten
tive Unterstützung durch Hubschrauber.             sierung des Kampfmittelbeseitigungs-                   Flächen).
»Die Feuerwehren verfügen aktuell nur              rechts, Abstimmung der Maßnahmen),                 »Ursächlich für die Probleme und Defi-
in sehr geringem Umfang über spezielle           • Organisation/Taktik (stärkere Verant-              zite bei den Feuerwehren ist außer den
Fahrzeuge und Geräte für die Vegetations-          wortungsübernahme bei Bund und                     teils kleinteiligen Strukturen des Feu-
brandbekämpfung«, erklärte DFV-Vizeprä-            Ländern, Unterstützung kommunaler                  erwehrwesens vor allem der Umstand,
sident Karl-Heinz Knorr. Die persönliche           Behörden bei Einsatzplanung, klare                 dass besonders große oder schwierige
Schutzausrüstung der Einsatzkräfte sei zu-         Anforderungs- und Kostenübernah-                   Vegetationsbrände nicht zum regelmäßi-
meist auf die Gebäudebrandbekämpfung               meregelungen, zentrale Aus- und Fort-              gen Erfahrungsschatz der (meisten) Feu-
ausgelegt; dies stelle bei Vegetationsbrän-        bildungsmöglichkeiten,      bundesweit             erwehren zählen«, waren sich Dr. Gerd
den jedoch eine unzumutbare körperliche            einheitliche Ausbildung in Vegetati-               Landsberg und Karl-Heinz Knorr einig.
Belastung dar. Auch die taktischen Beson-          onsbrandbekämpfung, Führungslehr-                      Die Ausarbeitung des nationalen Kon-
derheiten seien noch kein ausdrücklicher           gänge für Langzeitlagen, regelmäßige               zepts erfolgte in Zusammenarbeit mit dem
Bestandteil der Ausbildung. »Daher ist das         gemeinsame Übungen),                               Vorsitzenden des Arbeitskreises Wald-
bestehende System auf mögliche Verbesse-         • Technik/Ausstattung       (Beschaffung             brandbekämpfung des Deutschen Feu-
rungen zu überprüfen«, forderten Lands-            geeigneter Schutzkleidung, Entwick-                erwehrverbandes, Dr. Ulrich Cimolino.
berg und Knorr.                                    lung eines einfachen Atemschutzes,                 Das Dokument ist unter www.feuerwehr
   Das nationale Konzept nennt Verbesse-           [Ersatz-]Beschaffung geeigneter Fahr-              verband.de/fachliches/publikationen /
rungspotenzial in folgenden Bereichen:             zeuge, Sicherstellung ausreichender                positionen/ im Internet verfügbar. (soe)

COVID-19: 29. Deutscher Feuerwehrtag soll 2022 stattfinden
Der 29. Deutsche Feuerwehrtag soll vom 20. bis 25. Juni 2022 stattfinden: Angesichts der Corona-Pandemie ist die Großveranstaltung
erneut verlegt worden. Zuvor war bereits die parallel stattfindende Weltleitmesse INTERSCHUTZ durch die Deutsche Messe AG für das
Jahr 2022 neu terminiert worden. Der 29. Deutsche Feuerwehrtag in Hannover steht unter dem Leitmotiv »Sicherheit.Leben«. (soe)

                                                                                                   1/21 Deutsche Feuerwehr-Zeitung           A
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                                                         Förderpreis: Ausgezeichnete Unterstützung
    Bundesfeuerwehrarzt
    zu Tauglichkeit                                      des Ehrenamts Feuerwehr
    Vor dem Hintergrund der Corona-Pande-
    mie hat sich Bundesfeuerwehrarzt Klaus               Mit einer landesweite Kampagne in Radio             In der Kategorie »Unterstützung des Eh-
    Friedrich mit der Frage der allgemeinen              und sozialen Medien wurden erfolgreich              renamts« gewann die Kampagne »Kommt’s
    Tauglichkeit für den Feuerwehrdienst nach            Menschen dazu bewegt, sich in der Frei-             her zur Feuerwehr« (Ismaning). Den zwei-
    einer Infektionskrankheit, Operation oder            willigen Feuerwehr zu engagieren: Das               ten Platz belegte das Projekt »Brandschutz
    Blutspende befasst. Beispielhaft empfiehlt           Projekt »Kommt’s her zur Feuerwehr« aus             ist lebenswichtig« (St. Georgen) mit einer
    er nach Ausheilung einer Infektionskrank-            Bayern hat in der Kategorie »Unterstüt-             Kooperation aus Schule und Zeitung zum
    heit wie etwa einer COVID-19-Infektion               zung des Ehrenamts« den ersten Platz des            Thema »Verhalten im Brandfall«. Auf den
    bei folgenden Kriterien, vor allem nach              Förderpreises »Helfende Hand« des Bun-              vierten Rang kam die Unterstützung der
    einem schwerwiegenden Verlauf, eine                  desministeriums des Innern, für Bau und             Feuerwehr Storkow (Mark) mit einem
    ärztliche Prüfung der Leistungsfähigkeit:            Heimat belegt. Zum zwölften Mal wurde               Großtanklöschfahrzeug; dieses Projekt er-
    nach mehrwöchiger Erkrankung; neu auf-               der Preis in drei Kategorien verliehen.             hielt auch den Publikumspreis.
    tretende   körperliche    Beeinträchtigung;          »Viele Projekte mit Feuerwehr-Beteiligung               In der Kategorie »Innovative Konzep-
    Veränderung, Verminderung oder Verlust               zeigten herausragende Leistungen«, freut            te« belegten die Feuerwehren zwei der
    der Leistungsfähigkeit; Fortbestand ei-              sich Lars Oschmann, Vizepräsident des               fünf vorderen Plätze: Die Jugendfeuer-
    ner eingeschränkten Lungenfunktion zum               Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV)                  wehr Braunschweig-Stöckheim (Platz 4)
    Beispiel bei Atemnot; Fortbestand einer              und Jurymitglied. Trotz der aktuellen Co-           stellte mit »Homeoffice und Challenges«
    Entzündungssituation; nach Aufenthalt in             rona-Pandemie habe es eine hohe Beteili-            dar, wie sie trotz coronabedingter Kon-
    einem Krankenhaus; nach Aufenthalt auf               gung gegeben.                                       taktbeschränkung die Ausbildung für die
    einer Intensivstation; Zweifel der Eignung
    durch den Leiter der Feuerwehr; auf Anra-
    ten durch den Hausarzt; auf Wunsch des
    Feuerwehrangehörigen. »Dies tun wir pri-
    mär zum Schutz des Feuerwehrangehöri-
    gen, um Folgekrankheiten wie zum Beispiel
    Myokarditis zu vermeiden«, so Klaus Fried-
    rich. Die Empfehlung steht unter www.
    feuerwehrverband-blog.de      im    Internet.
    (soe)

    Schluss-Entwurf für
    ISO/DFIS 22300
    Das ISO-Zentralsekretariat (ISO/CS) hat
    nach Beratung der Kommentare aus dem öf-
    fentlichen Einspruchsverfahren den Schluss-
    Entwurf »ISO/FDIS 22300, Security and resi-
    lience – Vocabulary« zur Schlussabstimmung           Die Kampagne der Feuerwehr Ismaning gewann den 1. Preis in der Kategorie »Unterstützung des Ehren-
    vorgelegt. Das Dokument definiert Begriffe           amts. (Screenshot: soe)
    aus dem Bereich der Sicherheits- und Resili-
    enzstandards. (soe)                                  »Die vergangenen Monate haben ein-                  Jugendlichen aufrechterhält. Auf dem
                                                         drücklich und eindringlich bewiesen,                fünften Platz landete das Projekt der Kin-
    Ehrung für                                           wie wichtig es ist, einen hervorragenden            derfeuerwehr Bonn (Feuerdrachen Rhein-
    Ehrenpräsident                                       Bevölkerungs- und Katastrophenschutz                dorf) mit der Fahrzeugerkundung per
    DFV-Ehrenpräsident Hans-Peter Kröger ist             zu haben. Das Rückgrat dessen sind die              »TipToi«-Stift und selbst aufgenommenen
    mit dem Brandschutz-Ehrenzeichen 50 in               Menschen, die sich hier engagieren. Vie-            Audio-Aufnahmen.
    Gold am Bande des Landes Schleswig-Hol-              len Dank für das Engagement!«, erklär-                 Der Förderpreis war 2009 vom Bundes-
    stein ausgezeichnet worden. Die Verleihung           te Stephan Mayer, Parlamentarischer                 innenminister ins Leben gerufen worden,
    anlässlich der 50-jährigen aktiven Dienstzeit        Staatssekretär im Bundesinnenminis-                 um das Ehrenamt zu stärken, die Nach-
    fand unter Corona-Bedingungen in Kaköhl-             terium, bei der virtuell durchgeführten             wuchsarbeit zu fördern und das Interesse
    Blekendorf statt. (soe)                              Preisverleihung. »Alle Projekte basierten           der Menschen für ein Ehrenamt im Bevöl-
                                                         auf Innovation und Ideenreichtum«, lob-             kerungsschutz zu wecken. Ausführliche
                                                         te er die 267 in diesem Jahr eingegange-            Informationen gibt es im Internet unter
                                                         nen Vorschläge.                                     www.helfende-hand-foerderpreis.de. (soe)

B                      Deutsche Feuerwehr-Zeitung 1/21
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Wer ein Ehrenamt innehat, ist besonders gefordert
Wie geht Engagement, wenn die Welt              Ehrenamtlichen sind immer für andere              betonte Patzelt. »Jugendfeuerwehrwarte
stillsteht? Wie funktioniert Zusammen-          da, auch wenn sie selbst durch die mo-            hielten überall den Kontakt zu den Nach-
halt, wenn Kontaktverbot besteht? An-           mentane Lage mehrfache Belastungen                wuchskräften beispiellos aufrecht. Sie
gesichts des Internationalen Tags des           aushalten müssen – nicht nur durch ihr            setzten Übungsstunden digital um und
Ehrenamts dankten der Deutsche Feu-             Engagement in der Feuerwehr, sondern              lernten online – gemeinsam und doch
erwehrverband (DFV) und die Deutsche            auch durch die Auswirkungen der Coro-             mit gebotenem Abstand. Schnell zeigte
Jugendfeuerwehr (DJF) allen Engagier-           na-Pandemie auf die Situation in Familie          sich, wie kreativ Jugendfeuerwehr ge-
ten, die vor allem in Zeiten der Corona-        und Beruf.«                                       staltet werden kann.«
Pandemie Besonderes leisten. »Mehr als             Auch bei den Nachwuchskräften und                 DFV-Vizepräsident Hermann Schreck
eine Million Menschen sind ehrenamt-            ihren Betreuern gab es keinen Stillstand          und DJF-Bundesjugendleiter Christian
lich in unseren Freiwilligen Feuerweh-          – ganz im Gegenteil: In den vergangenen           Patzelt dankten auch all jenen Men-
ren aktiv. Sie sind auch unter den aktu-        Monaten schufen unzählige Jugendfeu-              schen, die das Engagement der ehren-
ellen widrigen Bedingungen im Einsatz«,         erwehrwarte ebenso plötzlich neue und             amtlichen Feuerwehrangehörigen mit
dankte DFV-Vizepräsident Hermann                vielfältige Alternativangebote für die            ermöglichen – in Familie, Beruf, Ausbil-
Schreck.                                        mehr als 270 000 Mitglieder bundesweit.           dung und Freundeskreis. »Nur durch die-
    »Wer ein Ehrenamt innehat, war im           »Wir sind sehr stolz auf den Ideen- und           ses Netzwerk der Unterstützung ist es oft
Jahr 2020 besonders gefordert«, erklär-         Facettenreichtum unserer Jugendfeuer-             erst machbar, das Ehrenamt zuverlässig
te Schreck gemeinsam mit DJF-Bundes-            wehren, ist diese Zeit doch insbesondere          auszuüben – erst recht in der aktuellen
jugendleiter Christian Patzelt: »Unsere         für viele Familien sehr herausfordernd«,          Corona-Pandemie«, erklärten sie. (soe)

Feuerwehr-Jahrbuch 2020: Corona-Pandemie als Titelthema
Das Feuerwehr-Jahrbuch 2020 des Deut-                                                             feuerwehr runden den redaktionellen Teil
schen Feuerwehrverbandes (DFV) ist                                                                ab. Der Anschriftenteil und die vom DFV
beim Versandhaus des DFV erhältlich.                                                              zusammengestellte Bundesstatistik der
Titelthema ist die Corona-Pandemie, die                                                           Feuerwehren und deren Einsätze machen
auch die Feuerwehren in Deutschland vor                                                           das 338-seitige Feuerwehr-Jahrbuch zum
große Herausforderungen stellt. Einsatz                                                           wertvollen Nachschlagewerk in der 54.
mit verschärfter Schutzausrüstung, Unter-                                                         Auflage und zu einer Arbeitshilfe für Füh-
richt per digitaler Lernplattform, Kontakt                                                        rungskräfte aus Feuerwehr, Politik und
halten trotz Kontaktverbots – die Feuer-                                                          Verwaltung.
wehrangehörigen haben bewundernswer-                                                                 Das Feuerwehr-Jahrbuch 2020 kostet
ten Einsatz gezeigt. Dieses Jahrbuch will                                                         19,90 Euro (inklusive fünf Prozent Mehr-
einen Überblick darüber geben, welchen                                                            wertsteuer, zuzüglich Versandkosten). Er-
Herausforderungen die Feuerwehren be-                                                             hältlich ist es beim Versandhaus des DFV,
gegneten, welche Ideen entstanden und                                                             Koblenzer Straße 135-137, 53177 Bonn,
wie der Umgang mit der »neuen Normali-          analysiert Entwicklungen, dokumentiert            Telefon 0228.95350-0, E-Mail bestel-
tät« aussehen kann.                             Prozesse auf Bundesebene und veröffent-           lung@feuerwehrversand.de, Direktlink
   Das Feuerwehr-Jahrbuch beschreibt            licht Fachempfehlungen. Die Beiträge der          www.feuerwehrversand.de/9/pid/8538/
als einziges Nachschlagewerk die Fachar-        Landesfeuerwehrverbände, Bundesgrup-              apg/1096/Feuerwehr-Jahrbuch-2020.htm.
beit des Deutschen Feuerwehrverbandes,          pen im DFV und der Deutschen Jugend-              (soe)

   DFV zu Rassismus-Vorfällen: »Wir müssen gemeinsam handeln!«
   Mit Bestürzung und Verärgerung reagierte der DFV auf Rassismus-Vorwürfe gegen Mitarbeiter der Bremer Feuerwehr. Der Bremer Innensena-
   tor hatte über Vorwürfe der Versendung von rechtsradikalen bzw. rassistischen Bilddokumenten in einer Chatgruppe einer Wachabteilung der
   Feuerwehr sowie frauenfeindliche und sexistische Vorfälle und Mobbing informiert. »Vorgänge, wie sie dort beschrieben werden, passen nie-
   mals zur Feuerwehr. Einstellungen, die solche Äußerungen zustande bringen und austauschen, haben in der Feuerwehr nichts zu suchen!«, so
   DFV-Vizepräsident Hermann Schreck. »Uns ist es sehr wichtig, dass sich die Feuerwehren und Verbände nicht einfach mit plakativen Appellen
   öffentlichkeitswirksam gegen Rechtsextremismus aussprechen, sondern aktiv sind! Wir müssen gemeinsam handeln!“, erklärte Schreck. (soe)

                                                                                               1/21 Deutsche Feuerwehr-Zeitung                 C
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Sonderausstellung im DFM: Erweiterter Katastrophenschutz ab 1968

Angesichts der derzeitigen Pandemielage                                                            ckiert, nicht zuletzt um sie auch im Ver-
konnte das Deutsche Feuerwehr-Museum                                                               teidigungsfall als Nicht-Kombattanten zu
(DFM) seine neue Sonderausstellung »Der                                                            kennzeichnen. Alle beteiligten Organisa-
Erweiterte Katastrophenschutz ab 1968«                                                             tionen wie die Feuerwehren, das Techni-
am 5. Dezember 2020, dem Tag des Eh-                                                               sche Hilfswerk und die Hilfsorganisatio-
renamtes, leider nur rein virtuell eröffnen.                                                       nen sollten wie im Frieden in ihrer jeweils
Natürlich hofft das Museumsteam, die                                                               eigenen Farbgebung zum Einsatz fahren.
Türen des DFM (www.dfm-fulda.de) bald                                                              Die Vielfalt der Helfer in der Not wurde
                                                     Der Fuldaer Filmemacher Christian Kretzsch-
wieder für die Besucher öffnen zu dürfen.            mar hat das Video zur Sonderausstellung in    dadurch jetzt auch farblich sichtbar.
    Im Frühjahr 2018 hatte das DFM erst-             gewohnter Qualität realisiert.                   Um das Ganze besser verstehen zu
mals eine Sonderausstellung aus dem Be-                                                            können, ist es unerlässlich, die Zeitzeug-
reich des Zivilschutzes eröffnet. Thema              Im Jahr 2019 folgte unter dem Schlagwort      nisse im historischen Kontext betrachten.
war damals der 1957 etablierte Luftschutz-           LSHD 2.0 die Fortsetzung mit veränderten      Da wird für die Älteren auch manche per-
hilfsdienst (LSHD), der ausschließlich für           Themenschwerpunkten unter anderem             sönliche Erinnerung wach werden, denn
den Verteidigungsfall ausgelegt war – ein            auf der Dekontaminierung betroffener          1968 war ein wahrhaft bewegtes Jahr!
beinahe schon vergessenes Kapitel der                Gebiete und dem Bergungsdienst mit dem           Die sanften Pastelltöne der Verdrän-
bundesdeutschen Nachkriegsgeschichte.                Rückgrat des Gerätekraftwagens (GKW).         gungskultur der 1950er-Jahre wurden
    Man dachte damals überwiegend nach                  Die neue bis mindestens Ende 2021 lau-     durch grellbunte Farben in plakativen
militärischen Kriterien und die für den zi-          fende Sonderausstellung beginnt mit dem       Mustern abgelöst. Die Jugend rebellierte
vilen Bevölkerungsschutz angeschafften               Jahr 1968, denn damals ging der LSHD im       in vielen Ländern und engagierte sich in
Fahrzeuge waren dementsprechend in                   so genannten Erweiterten Katastrophen-        Studenten- und Bürgerrechtsbewegungen.
khakigrauer Farbgebung getarnt. Schwer-              schutz auf. Nun konnte das umfangreiche       Auf diplomatischer Bühne deuteten sich
punkt dieser ersten Sonderausstellung                Material für den Zivilschutz nicht nur im     erste vorsichtige Signale von der Abkehr
(LSHD 1.0) war unter anderem die Wie-                reinen Verteidigungsfall sondern auch         einer reinen Konfrontationspolitik an: die
derherstellung zerstörter Fernmeldestruk-            zur Bewältigung allgemeiner Notlagen          USA, die Sowjetunion und Großbritanni-
turen, die Versorgung der Bevölkerung                wie zum Beispiel Erdbeben, Hochwasser         en unterzeichneten erstmals einen Atom-
aber auch der Helfer mit Feldküchen oder             oder Störfälle mit der Freisetzung atoma-     waffensperrvertrag! In den USA zwäng-
die Herstellung von Behelfswegen in und              rer oder chemischer Schadstoffe herange-      ten sich drei Astronauten in die beengte
über Trümmerlandschaften. Engagier-                  zogen werden – ein wichtiger und sinn-        Kommandokapsel ihrer Apollo-8-Mission.
te Vertreter der Interessengemeinschaft              voller Schritt in der Weiterentwicklung       An Weihnachten 1968 sollten sie als erste
für Historischen Luft- und Katastrophen-             des Katastrophenschutzes.                     Menschen den Mond umrunden.Der Blick
schutz (IG LSKatS) hatten nicht nur ihre                Die Fahrzeuge des ABC- und Fern-           von dort auf unseren blauen Planeten führ-
historischen Fahrzeuge zur Verfügung ge-             meldedienstes waren fortan nicht mehr         te damals vielen Menschen die Einzigar-
stellt, sondern diese auch bis ins kleinste          getarnt, sondern ganz im Gegenteil in         tigkeit der Erde und deren Schutzbedürf-
Detail originalgetreu in Szene gesetzt.              einem auffällig leuchtenden Orange la-        tigkeit vor Augen. (R. Schamberger)

links: 1:1-Inszenierung der Dekontaminierung der Helfer nach ihrem Einsatz. rechts: Das Dekontaminationsmehrzweckfahrzeug auf MAN mit seiner
aufwändigen Beladung in der damals neuen orangefarbigen Lackierung. (Fotos: DFM)

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