Corona-Impfung in der Praxis - TIM KÜMMERLE FÜR PRAXIS AM EBERTPLATZ, KÖLN - Hivandmore.de

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CORONA-IMPFUNG IN DER PRAXIS

Corona-Impfung in der Praxis
TIM KÜMMERLE FÜR PRAXIS AM EBERTPLATZ, KÖLN
In unserer infektiologischen Schwer-      und vier MFAs. Eine Stunde Vorberei-      werden nicht noch mehr überlastet. Bei
punktpraxis haben wir frühzeitig ent-     tung mit drei Mitarbeitern ist zum Auf-   der Buchung wird in einem elektroni-
schieden, möglichst aktiv an der Impf-    ziehen der Impfdosen erforderlich.        schen Dialog mit dem Patienten sicher-
kampagne mitzuwirken. Bereits An-         Dank der Beachtung von Totraum-           gestellt, dass nur jeweils die richtigen
fang des Jahres im Januar und Feb-        volumina der Spritzen gelingt es fast     Priorisierungsgruppen einen Termin
ruar konnten wir als Teil von mobilen     immer, aus den Comirnaty®-Vials sechs     buchen können. Dennoch kommt es
Teams in Seniorenheimen und zentra-       Impfdosen und aus den Vaxzevria®-         vereinzelt zu Fehlbuchungen, welche
len Impfzentren Erfahrungen im Um-        Vials elf Impfdosen zu entnehmen. Wir     wir dann telefonisch klären müssen.
gang mit den Impfstoffen sammeln,         haben keine Bedenken, diese Impf-         Comirnaty®-Termine werden schneller
haben die Technik des Aufziehens          dosen auch zu verabreichen.               gebucht als Vaxzevria®-Termine – nicht
erlernt und konnten die eigene                                                           überraschend. Wir beobachten,
Impfsprechstunde anhand der                                                              dass Patienten teilweise extrem
Vorbilder in verschiedenen Impf-                                                         weite Strecken zurücklegen, um
zentren planen.                                                                          bei uns geimpft zu werden – of-
Ferner haben wir uns bei der Stadt                                                       fenbar sind die Impfmöglichkeiten
Köln als Impf-Schwerpunktpraxis                                                          gerade im Umland der Städte bis-
beworben. Ab Mitte März konnten                                                          her suboptimal. Es wird häufig be-
wir so bereits pflegebedürftige                                                          richtet, dass viele Hausärzte noch
Patienten und deren Angehörige                                                           zurückhaltend Impfstoff bestellen
in der Praxis oder per Hausbesuch                                                        – angesichts der hohen logisti-
impfen. Dafür wurden uns geringe                                                         schen Herausforderungen durch-
Mengen Comirnaty®-Impfstoff zur                                                          aus verständlich.
Verfügung gestellt.
Ab Anfang April haben wir Impf-                                                          EXTRA TELEFONDIENST
stoff über den üblichen Bezugs-                                                          Wir haben eine Halbtagskraft aus-
weg via Apotheke bestellt. Als                                                           schließlich zur Beantwortung der
Schwerpunktpraxis wurde uns                                                              zahllosen Impffragen per Telefon
zudem wöchentlich ein geringes                                                           und E-Mail angestellt und weitere
Sonderkontingent Comirnaty® von                                                          Telefonleitungen gebucht, um
der Stadt Köln zugeteilt.                                                                weiter für unsere anderen Pati-
                                                                                         enten erreichbar zu sein.
SEPARATE IMPFSTUNDEN                      TERMINVERGABE                             Wir erhalten sehr viele Anfragen von
Derzeit impfen wir 200-350 Patienten      Wir haben ein online-Buchungssystem       Patienten, die sich bereit erklären bei
pro Woche. Den Großteil der Imp-          für die Impftermine aktiviert und beste   übrig gebliebenen Impfdosen schnell
fungen verabreichen wir in separaten      Erfahrungen damit gemacht. Ein Tool       vorbei zu kommen. Für diese Fälle füh-
Sprechstunden Mittwoch und Freitag        hilft uns, die verfügbaren Impfdosen      ren wir eine hauseigene Liste und
Nachmittag. Hier nutzen wir 10 Räume      pro Woche zu erfassen – dann werden       konnten bisher problemlos zusätzliche
parallel für Impfungen über einen Zeit-   online Termine entsprechend dieser        Impfdosen vergeben ohne dass Impf-
raum von vier Stunden. Die Termine        Zahl freigeschaltet. Auf diese Weise      stoff verworfen werden musste.
werden im 15-Minuten-Takt vergeben.       kommt es zu keinen Überbuchungen,         Da wir trotz allen Anstrengungen nur
In unseren Impfteams arbeiten an die-     die Patienten erhalten die Anamnese-      einen Teil unserer Patienten zeitig mit
sen Tagen zwei Ärzte, zwei studen-        und Aufklärungsbögen automatisch          Impfstoff versorgen können, freuen wir
tische Hilfskräfte (Medizinstudenten)     per E-Mail und unsere Telefonleitungen    uns sehr, dass die Stadt Köln im zentralen

26      HIV&more 2/2021
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CORONA-IMPFUNG IN DER PRAXIS

Impfzentrum an der Messe bei medizi-       stunde ein immenser zeitlicher, finanzi-   ten uns mehr logistische Unterstützung
nischen Sonderfällen sehr rasch Impf-      eller und organisatorischer Aufwand        bei der Impfaktion gewünscht und uns
termine vergibt. Das Gesundheitsamt        darstellte. Durch diese Anstrengung kön-   über mehr Impfstoff schon in den frü-
Köln hat das Vorliegen einer HIV-Infek-    nen wir eine faire, transparente Vertei-   hen Phasen der Impfkampagne gefreut.
tion als schwere, chronische Erkran-       lung von vielen Impfdosen unter un-        Insgesamt hoffen wir, dass Politik, nie-
kung definiert – diese Patienten werden    seren Patienten sicherstellen. Es ist      dergelassene Ärzte, ärztliche Selbst-
deshalb zeitnah geimpft. Die Organisa-     schwer vorstellbar, dass Praxen mit we-    verwaltung und der kommunale Ge-
tion des Impfzentrums ist vorbildlich,     niger personellen Ressourcen diesen        sundheitsdienst bezüglich des Umgang
die Reaktion der Stadt auf E-Mail An-      Kraftakt meistern können. Sehr bedauer-    mit künftigen Pandemien im engma-
fragen der Patienten extrem zeitnah.       lich ist, dass die finanzielle Vergütung   schigen Austausch bleibt und eine in-
Insgesamt kann gesagt werden dass          der Impfung in keinem Verhältnis zum       tensive Nachbesprechung der Erfah-
die Etablierung der COVID-Impfsprech-      erforderlichen Aufwand steht. Wir hät-     rungen aus dieser Pandemie erfolgt.

ANDRÉ MANUTSCHAROW FÜR PRAXIS NEUMANN, MAGDEBURG
DIE PRAXIS                                 Entscheidung scheint noch nicht ge-        im Krisenfalle ermöglichen, sonst
Für unsere zwei Arztsitze bekommen         fallen zu sein. Die Logik dahinter er-     könnte es in Zukunft böse Überra-
wir wöchentlich Impfstoff für 80-          schließt sich mir allerdings nicht. Ich    schungen geben.
100 Patienten (Comirnaty, Vaxzevira,       bezweifle, dass die Grundimmunisie-        SARS-CoV-2 ist sehr wahrscheinlich
demnächst auch Ad16.COV2.S, J&J).          rung eines Großteils der Bevölkerung       nur ein Probelauf. Eine neue Grippe-
Wir haben eine angestellte Fachärztin      allein über die niedergelassenen Kol-      pandemie auf dem Niveau von 1918,
für Allgemeinmedizin und eine              legen in ausreichender Geschwindig-        würde zu einer nicht vorstellbaren Ka-
Weiterbildungsassistentin. Beide sind      keit möglich sein wird. Neben der Ein-     tastrophe führen, wenn wir nicht
zum Impfen an 2 Tagen pro Woche            bindung der Betriebsmediziner wären        schneller werden. Mit „schneller wer-
eingeteilt. Der Zeitaufwand ist enorm.     in Zukunft niedrigschwellige Ange-         den“ meine ich vor allem die politi-
Die Aufklärung nimmt viel Zeit in An-      bote sinnvoll, z.B. in Einkaufszentren,    schen und wirtschaftlichen Vorausset-
spruch und der Patient muss bis zur        damit das Impfprogramm an Fahrt ge-        zungen, die den Verlauf einer Pande-
Impfung drei Unterschriften leisten.       winnt, alles unter der Voraussetzung,      mie maßgeblich mitbestimmen. Ja,
Feste Impftermine bekommen bei uns         dass genug Impfstoff zur Verfügung         der Markt bringt Innovationen (die
nur Patienten ohne speziellen Wunsch       steht. Die Priorisierung sollte aus mei-   staatliche Förderung von Forschung
hinsichtlich des Impfstoffs, da wir bis-   ner Sicht bis dahin beibehalten werden.    mal außen vorgelassen) in großer Zahl
her nicht wissen, wann welcher Impf-                                                  und schnell hervor, aber ob auch alle
stoff kurz-/mittelfristig, zu welchen      GLOBALE PERSPEKTIVE                        etwas von diesen haben werden, ist
Mengen zur Verfügung steht. Es gibt        Es ist schon erstaunlich, wie schnell      nicht immer sicher. Die Verteilung von
viele Diskussionen über die Impfstoffe.    neue Impfstoffe entwickelt/angepasst       im Katastrophenfall überlebenswich-
Manche Patienten sagen zunächst er-        und zugelassen wurden und wie lang-        tigen Gütern scheint über den freien
freut, sie würden alles nehmen, um         sam dann Produktion und Verteilung         Markt eher schlechter zu funktionie-
dann am Impftag auf den mRNA-Impf-         vonstatten gehen, vor allem aus glo-       ren, dies aus bekannten Gründen.
stoff zu bestehen. Prinzipiell priori-     baler Perspektive. Die Diskussion um       Es bleibt zu hoffen, dass die revoluti-
sieren wir. Wenn allerdings Impfstoff      die Impfstoff-Patente wird in schon        onäre mRNA-Technologie das hält,
übrig bleibt, geben wir diesen je nach     fast religiöser Form geführt, was Zeit     was sie verspricht und dass Produkti-
Erreichbarkeit der Patienten auch          kostet und der Sache nicht dienlich ist,   on und Verteilung in Zukunft besser
nicht priorisiert ab.                      weder aus der Perspektive von Public       funktionieren werden. Vielleicht sind ja
                                           Health noch in Hinsicht auf die globa-     mRNA-Printer (CureVac arbeitet daran)
(LOKAL-) POLITISCHE ASPEKTE                le Wirtschaft. Mit Blick auf zukünftige    eine Lösung, die weltweit – kühn ge-
In der Landeshauptstadt Magdeburg          Pandemien sollte man präventiv auf         dacht in Apotheken – stehen könnten
wurde/wird eine Schließung der Impf-       internationaler Ebene Strukturen           und Impfstoff „on demand“ produzie-
zentren zum Sommer diskutiert. Eine        schaffen, die ein schnelleres Agieren      ren. Das wäre die nächste Revolution.

                                                                                                        HIV&more 2/2021    27
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KNUD SCHEWE FÜR MVZ ICH STADTMITTE, HAMBURG

Seit über einem Jahr herrscht der Aus-    men mit den winterlich veränderten         Und es kamen neue Herausforde-
nahmezustand in unserer Praxis: Erst      Lebensumständen schaffte es endlose        rungen: Der Impfstoff ist knapp ge-
die gespenstische Leere im Frühling       Infektionswellen mit nicht enden wol-      blieben, die Lieferungen unvorherseh-
des letzten Jahres, begleitet von Ängs-   lenden Lockdowns. Es war der wohl          bar – erst am Donnerstag wird die
ten vor der noch unbekannten Seuche       längste und dunkelste Winter, an den       Impfstofflieferung der Folgewoche
und den noch kontrovers diskutierten      ich mich erinnern kann.                    mitgeteilt. Die Patienten müssen kurz-
Übertragungswegen. Dazu die ver-          Der Lichtstreif am Horizont, die Imp-      fristig einbestellt werden, der organi-
zweifelten Versuche, Desinfektions-       fungen erschienen nah und doch un-         satorische Aufwand ist immens. Zum
mittel und Schutzausrüstung zu be-        erreichbar, wir krempelten die Ärmel       Glück wird selten um Termine ge-
schaffen. Nahezu alle Arbeitsabläufe      hoch, für zunächst nicht verfügbaren       feilscht: „Ich muss es dann irgendwie
der Praxis wurden überprüft und an        Impfstoff. Die extreme Impfstoff-Man-      einrichten“, ist oft zu hören, fast alle
die Erfordernisse der                                                                               sind dankbar. Mit größer
Pandemie angepasst,                                                                                 werdenden Impfstoff-
das Personal täglich ge-                                                                            lieferungen bei fortbe-
testet. Eine Schutzwand                                                                             stehender Priorisierung
im Labor wurde einge-                                                                               steigt der organisato-
baut, um einigermaßen                                                                               rische Aufwand – die
gefahrlos Abstriche ent-                                                                            Telefonanlage bricht
nehmen zu können. Die                                                                               zeitweise zusammen,
durch kaum vorherseh-                                                                               der Mail-Eingang wird
bare Quarantäneanord-                                                                               geflutet, spezielle Impf-
nungen immer wieder                                                                                 sprechstunden in den
zerschossene Personal-                                                                              sprechstundenfreien
planung, die vielen Un-                                                                             Zeiten sind eingerichtet.
gewissheiten, die zu-                                                                               Das letzte Fläschchen
nehmende Zahl der PatientInnen, die       gelwirtschaft gepaart mit der Ver-         BionTech am Tag: Werden es 6 oder 7
sich trotz der Schilder am Eingang in     zweiflung der sozial deprivierten Pati-    Impfdosen? Warte- und Nachrücker-
der Praxis mit Erkältungssymptomen        enten aber auch des Teams haben            listen werden gepflegt, Patientenströ-
vorstellten und sich nur zu oft im        einen Dauerstress erzeugt, der die         me gelenkt. Immer wieder erreicht der
Nachhinein als PCR-positiv erwiesen.      Coping-Mechanismen vieler überfor-         Füllungsgrad der (wirklich nicht klei-
Der Schrecken der ersten, zum Glück       derte. Die Nerven lagen oft blank.         nen) Praxis einen kritischen Wert, zeit-
leichten Infektionsfälle im Team, die                                                weise sind sogar Türsteher erforder-
durch die implementierte tägliche         ENDLICH IMPF-START                         lich, die den Zustrom in die Praxisräu-
PCR-Testung aller rechtzeitig entdeckt    Dann Anfang April das wunderbare           me begrenzen. Patientenanfragen
wurden, so dass ein „Superspreading       Gefühl der ersten Impfung in der Pra-      ohne Ende – alle machen Überstunden
event“ mit wochenlanger Schließung        xis. Das stolze Personal, die glück-       bis in die Nacht.
der Praxis verhindert werden konnte.      lichen ersten Impflinge, die Freude, das
Es folgte ein relativ entspannter Som-    Klatschen. Die Aufregung um die ers-       ALLE HELFEN MIT
mer, der uns sogar ein Sommerfest auf     ten Impfdosen, noch zusammen her-          Bei den täglichen morgendlichen
der Elbe und unsere wöchentlichen         gestellt mit dem Apotheker Andreas         Teambesprechungen werden nicht nur
gemeinsamen Frühstücke erlaubte.          Hintz aus der Alexander Apotheke.          die Arbeitsabläufe optimiert und Infor-
                                          Das genaue Abzählen der Impfdosen,         mationen zu den neuesten medizi-
NERVEN LAGEN BLANK                        die persönliche Einbestellung der          nischen Erkenntnissen besprochen,
Doch SARS-CoV-2 zeigte sich uner-         Impflinge nach gemeinsam fest-             sondern auch die Stressoren, Ängste
bittlich, es veränderte sich und zusam-   gelegten Priorisierungskriterien.          und Sorgen des Teams aufgegriffen.

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CORONA-IMPFUNG IN DER PRAXIS

Das Team wächst gerade über sich          zu helfen, diese Pandemie endlich zu
hinaus: Flexibilität, gegenseitige        beenden. Auch an dieser Stelle ein
Unterstützung und Solidarität, profes-    großes Lob und Dankeschön!
sionelle Ruhe und enorme Arbeits-         Werden wir den Belastungen des
geschwindigkeit, Freundlichkeit und       Impfmarathons weiter standhalten?
gute Laune dominieren die Atmosphä-       Ich bin optimistisch, wir schaffen das!
re in der Praxis – und wenn es doch       Einen Wunsch habe ich jedoch: Es
einmal kritisch wird, dann gibt es        ist an der Zeit, dass nicht nur die
raschen Support. So manche erweist        Pflegenden in Heimen und Kliniken,
sich ungeahnt als Organisationstalent,    sondern auch die medizinischen
andere behalten auch im hektischen        Fachangestellte endlich adäquat für
Durch-einander unbeirrt die Ruhe.         ihre fachliche Qualifikation und ihren
Man spürt die Motivation, die große       Einsatz in der Pandemie gewürdigt
Bereitschaft sich einzubringen, dabei     werden.

ANJA MEURER FÜR ZENTRUM FÜR INNERE MEDIZIN UND INFEKTIOLOGIE (ZIMI), MÜNCHEN

Ob ich an die Corona-Impfung glaube,      nannten „Sonderrechten“ für Geimpf-       desto mehr sehe ich, wie wichtig die
wurde ich vor einiger Zeit gefragt –      te (die ja eine logische Konsequenz       persönlichen Belange und Über-
von einem anderen Arzt. „Da haben         der Tatsache sind, dass Geimpfte nur      zeugungen des einzelnen Patienten
wir doch Daten!“, antwortete ich ver-     selten als Krankheitsüberträger in        für seine medizinischen Entschei-
ständnislos. Mittlerweile merke ich       Frage kommen). Einer meiner Pati-         dungen sind. Die meisten glauben, sie
aber, dass Glaube in Bezug auf Imp-       enten hatte seinen im Ausland leben-      seien gut informiert – wie die Psycho-
fungen nicht zu unterschätzen ist. Die    den Partner seit Monaten nicht gese-      login, die gleichzeitig ihrem Bauch-
nigerianische Patientin, deren Pastor     hen und drängte daher vehement,           gefühl in Impfentscheidungen traut
vor der Impfung gegen Corona warnte,                                                oder der syrische Patient, der in seinen
weil man dadurch mit „6-6-6“ mar-                                                   Informationskanälen gehört hatte,
kiert würde und der Teufel einen so                                                 dass täglich tausend Personen in
erkennen würde, ist sicher ein ex-                                                  Deutschland an der Impfung sterben.
tremes Beispiel. Da muss sich die Pa-                                               Manche fragen aber auch lieber noch
tientin entscheiden, ob sie der Ärztin                                              einmal nach, wie der Patient aus
oder dem Pastor glaubt. Und die Pati-                                               Niederbayern, der von Nachbarn
enten, die mehr Angst vor der liebevoll                                             gehört hatte, dass vor gut 100 Jahren
„Astra“ genannten Impfung haben als                                                 Tausende an der Impfung gegen die
vor einer COVID-Erkrankung, trotz                                                   spanische Grippe gestorben seien.
Alter >60 und Vorerkrankungen? Da                                                   Für uns Ärzt:innen ist es herausfor-
spielte doch auch der Glaube eine grö-                                              dernd, sachlich und informativ und mit
ßere Rolle als die Wissenschaft bei der                                             Mitgefühl auf alle diese Situationen
Entscheidung eines Patienten, den                                                   einzugehen. Ja, ich wünsche mir ins-
Impftermin 15 min. vorher abzusagen.                                                geheim manchmal eine Impfpflicht
Es gibt natürlich auch andere Gründe,                                               und ein Ende der Debatte, damit wir
Comirnaty den Vorzug zu geben, vor        Comirnaty zu bekommen. Das war nun        uns wieder anderen Themen im Leben
allem der geringere Abstand zwischen      wirklich eine sachlich gut begründete     zuwenden können. Letztendlich ist das
den beiden Impfungen und somit das        Entscheidung.                             aber die Vielfalt, die ich an meinem
schnellere Erlangen von den soge-         Je länger ich darüber nachdenke,          Beruf so mag.

                                                                                                      HIV&more 2/2021    29
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