DFB-Pokal: Bäckermädchen halten gegen Frankfurt eine Halbzeit lang gut mit - SG 99 ...
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DFB-Pokal: Bäckermädchen halten gegen Frankfurt eine Halbzeit lang gut mit Es war lange Zeit ein unerwartet offenes Spiel, bei dem sich am Ende der Favorit doch deutlich durchsetzte. Die Bäckermädchen der SG 99 Andernach unterlagen am Sonntag im DFB-Pokal-Viertelfinale Eintracht Frankfurt mit 1:7. Doch eine halbe Stunde lang schnupperten die Gastgeberinnen an der Sensation. Denn den Andernacherinnen gehörte nicht nur der erste Torschuss des Spiels. Auch die zwischenzeitliche Führung der Frankfurterinnen durch Geraldine Reuteler (9.) konnte Antonia Hornberg nach schönem Chipball in die Spitze noch ausgleichen (14.). Die Gäste liefen zwar in der Anfangsphase viel an, jedoch auch oft ins Abseits. Und wenn es doch einmal brenzlig wurde, war Andernachs Torfrau Jana Theisen ein starker Rückhalt. Gegen Lara Prasnikar (21.) und Barbara Dunst (28.) parierte Theisen souverän und hielt das 1:1-Unentschieden zunächst fest. Dass es sich bei dem Spiel um einen der Höhepunkte der Andernacher Vereinsgeschichte handelte, war neben dem Platz erst auf den zweiten Blick zu erkennen. Neutrale Zuschauer waren wegen der Corona-Pandemie nicht zugelassen, lediglich ein paar Offizielle und Ordner standen auf den Zuschauerrängen des Andernacher Stadions. Allein die ungewohnt hohe Zahl an Journalisten, Fotografen und die Anwesenheit eines Kamerateams deutete auf die Bedeutung des Spiels hin. Die wenigen Anwesenden konnten nach dem starken Start der Andernacherinnen und mancher Unmutsbekundung des Frankfurter Trainers Nikolaos Arnautis dann doch einen Favoriten sehen, der ernst machte. Nach besagter halben Stunde
dominierte der Bundesliga-Siebte aus Frankfurt zunehmend das Geschehen. Eine entscheidende Lücke in der Andernacher Abwehr nutzte Dunst vor der Pause zunächst zum 1:2-Halbzeitstand (41.). A n t o n i a H ornberg (r.) trifft für Andernach zum 1:1- Ausgleich. Foto: Tobias Jenatschek „Nach Wiederanpfiff kassieren wir das 1:3 und dann ist es irgendwann auch eine Kraftfrage“, sagte Andernachs Trainer Florian Stein zu dem, was sich in den zweiten 45 Minuten auf dem Andernacher Rasen abspielte. Die Frankfurterinnen waren nun deutlich überlegen und setzten sich dauerhaft in der Hälfte der Gastgeberinnen fest. Nach dem 1:3 von Reuteler (48.) konnte Theisen noch stark einen Foulelfmeter parieren (51.). Danach schraubte die Eintracht das Ergebnis jedoch immer weiter in die Höhe. Zweimal Dunst (60./69.), Laura Freigang (79.) und Sandrine Mauron (81.) sorgten für den standesgemäßen 7:1-Erfolg des großen Favoriten. Stein war nach Spielende trotzdem stolz auf seine Mannschaft. „Ich bin sehr zufrieden“, sagte er. „Wir haben uns zwei Dinge vorgenommen: ein Tor zu schießen und uns gut zu verkaufen. Beides ist gelungen.“ Zwar sei das Ergebnis am Ende vielleicht ein wenig zu hoch ausgefallen, für hängende Köpfe sorgte das bei den Beteiligten jedoch nicht. Den Blick richten die Bäckermädchen nun auf das erste Ligaspiel nach der langen Corona-Pause. Am Mittwoch treten die Andernacherinnen um 17 Uhr bei der Zweitvertretung des FC Bayern München an. Es spielten: Theisen, Zilligen (88. Weinel), Engels (46. Dillenburg), Schumacher,
Asteroth, Wagner, Umbach (90. Poppe), Weingarz (82. Lang), Schäfer, K. Schermuly, Hornberg (82. Hisenaj) Tore: 0:1/1:3 Reuteler (9./48.), 1:1 Hornberg (14.), 1:2/1:4/1:5 Dunst (35./60./69.), 1:6 Freigang (79.), 1:7 Mauron (81.) (mlat) Firma Brohlburg spendet der SG 99 einen neuen Ballständer Im festen Glauben an bald wieder bessere (Fußball-)Zeiten hat die Firma Brohlburg – seit Jahren einer der Hauptsponsoren unseres Vereins – der SG 99 einen formschönen Ballständer spendiert, der künftig überwiegend vor den Spielen unserer 1. Frauen- und 1. Männermannschaft zum Einsatz kommen soll. Parallele Entwicklung verbindet: Die Firma wurde 1999 – also im Gründungsjahr unserer Sportgemeinschaft – mit Sitz in Andernach gegründet. Seitdem erfolgte ein kontinuierlicher Aufbau zu einer der modernsten Produktionsstätten der Dämmstoff-Branche (hochwertige Systeme aus Styropor und Neopor) in Deutschland. Das Bild unten zeigt Geschäftsinhaber Guido Brohlburg (Zweiter von links) bei der Übergabe mit unseren Trainer/innen Isabelle Hawel, Florian Stein und Kim Kossmann (ganz links). Noch ruht der Ball in den allermeisten Spielklassen der Republik, aber spätestens im Sommer hoffen wir auf einen Re-Start des Spielbetriebs all unserer Mannschaften. Erstmals zum Einsatz kommt der Ballständer aber schon am morgigen Sonntag, 21. März (15 Uhr), beim DFB- Pokalviertelfinale unserer Zweitliga-Frauen gegen Eintracht Frankfurt. Seid live dabei auf tv.dfb.de !
Foto: Tobias Jenatschek/picsahr.de #hierentstehtwas Wechsel bei der SG 99: Max Kossmann geht, Tobias Wagner rückt auf
Max Kossmann wechselt nach Saffig. Foto: Andreas Walz Eigentlich waren die Personalplanungen bei der ersten Mannschaft der SG 99 Andernach für die neue Saison bereits abgeschlossen. Jetzt tut sich doch noch einmal etwas. Max Kossmann kehrt nach einem Jahr wieder zu seinem Heimatverein SC Concordia Saffig zurück. Für ihn rückt zur kommenden Spielzeit Tobias Wagner aus der eigenen zweiten Mannschaft in den Rheinlandliga-Kader auf. „Ich verstehe die Beweggründe für den Wechsel“, sagt Trainer Kim Kossmann. „Der Zeitpunkt ist natürlich ungünstig, nachdem Max uns im Januar schon für die neue Saison die Zusage gegeben hatte.“ Der 24-Jährige kam bis zur Corona- Zwangspause in neun Ligaspielen acht Mal zum Einsatz, sechs Mal davon von Beginn an. Lediglich beim letzten Punktspiel in Morbach fehlte er krankheitsbedingt. „Max hat bisher eine sehr gute Saison gespielt und wird uns fehlen. Dennoch akzeptieren wir seine Entscheidung und wünschen ihm für die Zukunft alles Gute“, so Kim Kossmann. T o b i a s W agner rückt in die
erste Mannschaft auf. Foto: Siggi Wesselmann Die Entscheidung für Saffig hat rein persönliche Gründe, wie Max Kossmann betont: „Die fußballfreie Zeit hat mir verdeutlicht, dass mir der nötige Ehrgeiz fehlt, um auf höherem Niveau Fußball zu spielen.“ Mit seinen Mitspielern oder dem Trainerteam habe der Wechsel hingegen nichts zu tun. „Das ist eine tolle Mannschaft, die in Zukunft noch viel erreichen wird“, sagt Max Kossmann. „Ich bin dankbar für die Erfahrungen, die ich in dieser kurzen Zeit sammeln durfte.“ Nun soll Tobias Wagner stattdessen seine Chance in der Rheinlandliga nutzen. „Wir trauen Tobias in der Zukunft einiges zu“, sagt Kim Kossmann. Talent in der Wiege: Die Schermuly-Schwestern spielen mit Herz und Leidenschaft für die SG 99 Sieben der aktuell neun besten Teams der deutschen Eliteklasse stehen im Viertelfinale um den DFB-Pokal der Frauen, das komplett am vorletzten Wochenende des Monats ausgespielt wird. Der achte, im Vergleich eher namenlose Teilnehmer ist der einzige noch im Wettbewerb verbliebene Zweitligist: die SG 99
Andernach. Die sogenannten „Bäckermädchen“ messen sich am Sonntag, 21. März (15 Uhr), auf dem Rasenplatz des altehrwürdigen Stadions mit Eintracht Frankfurt. Seit Sommer 2019 spielen Julia Schermuly (vorn mit der Nummer zehn auf der Hose) und ihre ältere Schwester Kathrin (rechts dahinter) für die blauen Farben der Bäckermädchen. In dieser Saison läuft es bisher recht gut für ihre SG 99 – auch am 21. März im DFB-Pokalviertelfinale? Foto: Norbert J. Becker Seit dem 2. Februar bereiten sich die Schützlinge des Trainergespanns Isabelle Hawel und Florian Stein intensiv auf diesen wohl einmaligen Höhepunkt in der erst 15-jährigen Abteilungshistorie vor. Noch nie ist eine Mannschaft aus Andernach derart weit gekommen. Die bisherigen Vergleiche mit einer Elf aus der Mainmetropole sind schon eine Weile her. Am 28. September 2014 verlor die SG 99 als frischgebackener Regionalliga-Aufsteiger gegen den späteren Champions- League-Sieger 1. FFC Frankfurt mit 1:15. Das eher ernüchternde Ergebnis konnte die aufstrebenden Bäckermädchen in ihrer Entwicklung aber nicht bremsen. Zwei
freundschaftliche Testspiele gegen die Eintracht, damals noch in der Regionalliga Süd beheimatet, gewann Andernach in den Jahren 2015 und 2017 jeweils mit 3:0. Im Vorjahr landete der ruhmreiche 1. FFC um Manager Siegfried Dietrich nach erfolgreichen Fusionsgesprächen und -verhandlungen im Nest der Adlerträgerinnen. Die beiden Schwestern Kathrin und Julia Schermuly – für die SG 99 seit dem Sommer 2019 im Einsatz – haben in jüngerer Vergangenheit ebenfalls Erfahrung gesammelt gegen ein Ensemble aus Frankfurt. Nur knapp mit 0:1 unterlagen sie mit dem FSV Hessen Wetzlar am 9. September 2018 nach einem Gegentreffer per Foulelfmeter dem von Niko Arnautis trainierten 1. FFC, auch aktuell der sportlich Verantwortliche in Frankfurt. Vater Rainer, ständiger Begleiter seiner kickenden Töchter, erinnert sich noch recht gut an diese Begegnung: „Ein enges Spiel. Da hat nicht viel gefehlt.“ Ein wenig ungläubig schaut Claudia Hill (später Schermuly) – hier umarmt von ihrer Mitspielerin mit der Nummer fünf – da schon nach ihrem 1:1- Ausgleich per Kopf im Hessenpokalfinale 1987 gegen den FSV Frankfurt. Am Ende verlor der SV Niedermeilingen aber nach Verlängerung knapp mit 1:2. Rund 34 Jahre später wollen es die Töchter Kathrin und Julia ähnlich gut richten im DFB-Pokalviertelfinale gegen Eintracht Frankfurt. Foto: Helmut Griesand
Ganz nah dran an einem Erfolg gegen eine Frankfurter Mannschaft war auch Mutter Claudia, damals trug sie noch den Mädchennamen Hill. Im Hessenpokalfinale 1987 bot sie mit ihrem SV Hintermeilingen dem damals recht erfolgreichen FSV, deutscher Meister des Vorjahres, die Stirn. Ihr Treffer mit dem Kopf sorgte dafür, dass der Favorit in die Verlängerung musste, dort zog das Team aus dem kleinen Ort im hessischen Landkreis Limburg-Weilburg letztlich aber mit 1:2 den Kürzeren. Kopfballspiel – eine ihrer Stärken, die sie bei Kathrin und Julia vermisst: „Das müssen sie noch üben“, sagt sie schmunzelnd. Die Karriere gab sie Anfang der 90-er Jahre der Familie zuliebe auf. Nicole (1994) ist die Erstgeborene der drei Töchter, es folgten Kathrin (1995) und Julia (1999). Der älteste Spross der Schermulys suchte die sportliche Erfüllung in der Leichtathletik. Bei Kathrin war schon früh klar, wohin die Reise gehen würde. Mit fünf Jahren gab‘s das erste Trikot mit der Rückennummer fünf – ihre Lieblingszahl, die sie fortan durchs bewegte Fußballleben begleiten sollte. In Andernach trägt sie die 35. Die Jugendzeit war geprägt vom doppelten Spielrecht, zum einen bei den Mädchen, zum anderen bei den Jungs. 2014, als die Bäckermädchen im Mai als ungeschlagener Rheinlandmeister in die Regionalliga Südwest aufgestiegen waren, folgte für die damals noch 18-jährige Kathrin die Teilnahme an der U20- Weltmeisterschaft in Kanada. Kurios: Nach einem vorangegangenen Lehrgang an der Sportschule in Kaiserau hatte sie mit dem Thema „Nationalmannschaft“ fast schon abgeschlossen. „Wir wären nicht gut genug“, sagte Kathrin in Erinnerung an das eher vernichtende Urteil für sie und ihre Mitstreiterinnen von Anouschka Bernhard, damals die zuständige Trainerin der U 17. Es kam aber alles anders. Viermal spielte sie dann doch für die U19, sogar achtmal (ohne Niederlage) für die U20. Höhepunkt war das WM-Endspiel in Montreal. Nach einem 5:1 gegen Brasilien im Viertelfinale und einem umkämpften 2:1 in der Vorschlussrunde gegen starke Französinnen ging es zum (krönenden) Abschluss gegen Nigeria. Zum Team von Trainerin Maren Meinert zählten damals beispielsweise Sara Däbritz (jetzt bei Paris Saint-Germain), Rebecca Knaak (aktuelle Spielführerin des SC Freiburg) und Lina Magull (mittlerweile für den FC Bayern München im Einsatz). Das entscheidende 1:0 gegen die Afrikanerinnen erzielte Kathrins Zimmerkollegin Lena Petermann, momentan beim französischen Erstligisten HSC Montpellier unter Vertrag. Noch heute leuchten die Augen, wenn Kathrin an diese Momente zurückdenkt: „Wir
waren überglücklich. Unvergessen, eine tolle Zeit.“ Den Sprung zu einem Bundesligisten wollte Kathrin in dieser Lebensphase nicht wagen, zu bodenständig war ihre Ausprägung. „Als kleines Kind wollte ich mal Polizistin werden, später dann Bäuerin. Unser Hof liegt mir am Herzen.“ Weit vom letzten Wunsch entfernt ist sie nicht. Sie schloss zunächst eine Lehre zur Steuerfachangestellten erfolgreich ab. Neben dem Job begann sie das Studium der Agrarwissenschaften, das sie im Dezember vergangenen Jahres als „Bachelor“ beendete. Der „Master“ soll bis 2022 folgen. Im landwirtschaftlichen Familienbetrieb in Niederbrechen (in der Nähe Limburgs) hilft sie seit eh und je mit, erst kürzlich kümmerte sie sich zusätzlich um den Hofladen im Dorf, als ihre Mutter das mit einem Leistenbruch gesundheitlich mal nicht leisten konnte. Ob sie jetzt im besten Fußballalter noch ab und zu an die Bundesliga denkt? „Nein, jetzt eigentlich nicht mehr“, sagt sie. Als sie von Wetzlar nach Andernach gewechselt war, absolvierte sie im Übergang noch zwei, drei Probetrainings beim 1. FFC Frankfurt. Letztlich blieb sie der SG 99 aber treu. Augenzwinkernd fügt sie hinzu: „Wenn Andernach aufsteigen könnte, würde ich es mir das mit der Bundesliga noch mal überlegen.“ Worte, die das Trainergespann sicher gerne hört. Kathrins dreieinhalb Jahre jüngere Schwester Julia durchlief in ihrer Jugendzeit eine ähnliche Entwicklung, der Sprung in ein U-Nationalteam blieb der flinken Angreiferin allerdings verwehrt. Sie spielte in der U17-Bundesliga mit dem FSV Hessen Wetzlar, zudem in der Regionalauswahl Wiesbadens mit Besarta Hisenaj. Die 22-jährige kosovarische Nationalspielerin folgte im Vorjahr dem Weg der beiden Schwestern nach Andernach. Julia war übrigens schon vor ihrem Engagement bei der SG 99 ein waschechtes Bäckermädchen, sie absolvierte eine dreijährige Lehre zur Bäckergesellin. Nach dem Abschluss packte sie eine Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement obendrauf, im Sommer steht die Prüfung auf dem Programm. Neben dem Fußball hält sie sich mit ihrem Enduro- Bike in unwegsamem Gelände fit. Die Vorzüge der Nummer zehn auf dem Fußballfeld: „Sie ist ein echter Giftzwerg, vom Gegner kaum zu bremsen“, hält die ältere Schwester große Stücke auf das Nesthäkchen der Familie. Ein Kompliment, dass die Jüngste der Schermulys gerne zurückgibt: „Kathrin hat eine überragende Spielübersicht.“ Eine Eigenschaft, die sie im zentralen Mittelfeld als treibende Kraft gut gebrauchen
kann. Zurück in die nahe Zukunft: In etwas mehr als einer Woche geht also das Duell mit den klar favorisierten Frankfurterinnen über die Bühne. 1026 Zuschauer wollten 2014 das seinerzeit recht ungleiche Spiel in der zweiten Runde des DFB- Pokals vor Ort sehen, dieser Rekordbesuch wird bis auf Weiteres noch Bestand im Andernacher Fußball-Geschichtsbuch haben. Denn zum Leidwesen der Bäckermädchen findet das Spiel in der Corona-Zeit unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Das Geschehen wird aber live auf DFB-TV übertragen. Sollten die Schermuly-Schwestern spielen können – Julia laboriert derzeit an einer lästigen Oberschenkel-Verletzung -, wollen beide „wirklich alles geben“. Auf keinen Fall weniger.
FFussball-Magazin präsentiert die Bäckermädchen in der März- Ausgabe auf zwei Seiten Vor dem DFB-Pokalspiel gegen Eintracht Frankfurt (Sonntag, 21. März, 15 Uhr) rückt unsere SG 99 Andernach mehr und mehr in den Fokus. Das lesenswerte Frauenfußball-Magazin beispielsweise widmete der erfolgreichen Mannschaft in seiner zweiten Ausgabe des Jahres (ab dem 11. März im Handel erhältlich) eine zweiseitige Reportage, die unsere Heimatstadt ein wenig ins rechte Licht rückt und auch erklärt, wie die „Bäckermädchen“ überhaupt zu ihrer geflügelten Bezeichnung gekommen sind. HIER geht es zum Artikel.
Juniorenleiter Salvatore Nizza: „Nach der TuS Koblenz bieten wir momentan die beste Jugendarbeit im Umkreis“
Der Spielbetrieb im Amateurfußball ruht in der Corona-Pandemie nicht nur für die Seniorenmannschaften, auch die Jugendligen sind seit Monaten in der Zwangspause. Salvatore Nizza ist bei der SG 99 Andernach für die Junioren zuständig. Im Interview spricht er darüber, ob er an eine Saisonfortsetzung glaubt und welche großen Ziele sich der Verein für die kommenden vier Jahre gesetzt hat. Salva, du bist Sportlicher Leiter Junioren bei der SG 99 Andernach. Was ist deine Aufgabe? Salvatore Nizza Wir sind zunächst einmal mit Markus Durben, Stefan Schmidt und mir ein Team. Wir arbeiten konzeptionell. Zum Beispiel haben wir für die kommende Saison unser Bäckerjungenkonzept erweitert. Wir werden Spezialtraining für die einzelnen Positionen anbieten, um uns auf dem Markt noch besser zu positionieren. Darüber hinaus bin ich auch für Spielergespräche, Trainergespräche und das Einstellen von Trainern zuständig. In der Saison 2019/20 trainierte Nizza noch selbst die B-Junioren der SG 99.
Du bist dann übergeordnet für alle männlichen Jugenden zuständig? Nizza Ja, genau. Ich bin aber schon auf den Leistungsbereich spezialisiert. Auch wenn mich da Stefan Schmidt sehr entlastet, vor allem in der B-Jugend- Regionalliga. Markus Durben kümmert sich von der D-Jugend abwärts um die Administration. Ich bin dann bei der A-Jugend auch die Schnittstelle zu unserem Seniorentrainer Kim Kossmann. Um zu schauen: Welche Jungs kommen hoch, wen kann man in die erste oder zweite Mannschaft hochholen. Was macht ihr denn in der Jugend anders als andere Vereine? Nizza Das neue positionsspezifische Training, das in der C-, B- und A-Jugend in einen Trainingstag integriert werden soll. Da werden dann Verteidiger mit Verteidigern zusammengesteckt, Mittelfeldspieler mit Mittelfeldspielern und Stürmer mit Stürmern. Da soll an den jeweils entscheidenden Themen gearbeitet werden, beispielsweise: Wie agiere ich in der Kontervermeidung? Wie verteidige ich in Unterzahl? Wie verarbeite ich Flanken richtig? Besonders ist auch unser Bäckerjungenweg, den wir dieses Jahr noch extremer gehen. Sechs Jungs werden in die erste und zweite Mannschaft aufsteigen. Du siehst die Jugendabteilung also gut aufgestellt? Nizza Absolut. Aber natürlich haben wir noch Verbesserungspotenzial. Im Leistungsbereich haben wir in den letzten vier Jahren enorm viel gutgemacht. In der C-Jugend hat uns im letzten Jahr nach einer schlechten Saison Corona gerettet. Ansonsten haben wir im B- und A-Jugend-Bereich sehr viel richtig gemacht. Davon profitieren wir jetzt in der ersten Mannschaft. Nach der TuS Koblenz bieten wir momentan die beste Jugendarbeit im Umkreis. Darauf sind wir stolz, aber wir dürfen uns nicht ausruhen. Daher sind wir auch fortwährend in allen Altersbereichen auf Trainersuche. Wo läuft es nicht so gut? Nizza Von der D-Jugend abwärts haben wir viel Aufholbedarf. Da müssen wir unheimlich ackern. Markus Durben arbeitet dafür schon in der F-Jugend hart. Natürlich haben wir mit dem FC Andernach einen Mitstreiter, der seine Hausaufgaben in dem unteren Bereich in den letzten Jahren enorm gut gemacht hat. Deshalb waren wir letztes Jahr froh, dass uns der FC in der C-Jugend mit sehr vielen Spielern bestückt hat. Ist es denn schwer, die Balance zwischen dem Leistungsbereich und einem Sportangebot für alle Kinder zu halten?
Nizza Nein, dafür haben für ja die zweiten Mannschaften. Wir haben ein klares Konzept für die leistungsorientierten Jungs. Wir wollen aber auch wieder eine A2 melden. A2, B2, C2 – das steht für den Breitensport. Das ist eine Aufgabe, der wir uns bewusst und mit Freude stellen. Jetzt ruht schon seit Monaten der Spielbetrieb. Wir bleibt ihr in den einzelnen Mannschaften mit den Jungs in Kontakt? Nizza Ich weiß aus erster Hand, dass die C1 sich wöchentlich digital trifft. Ich weiß das nicht von jeder Mannschaft. Ich habe da aber auch so viel Vertrauen, dass ich den Trainern freie Hand lasse. Man muss den Jungs auch Zeit geben, sich mal vom Kopf her frei zu machen. Diese Zeit ist psychisch nicht ganz so einfach für die Jungs. Im Endeffekt wollen wir alle wieder auf den Platz. Habt ihr Angst, dass gerade in den kleinen Jugenden während Corona Spieler die Lust verlieren? Nizza Ehrlich gesagt habe ich diese Angst nicht. Ich habe bislang auch nichts davon gehört, dass Jungs abspringen wollen. Die einzige Sorge ist E-Sports, dass uns die Jungs in die Richtung abspringen. Da versuchen wir auch ein Konzept zu erarbeiten, um den Weg mitzugehen. Bleibt es bei dem Trend, dass immer weniger Jungs Fußball spielen wollen? Nizza Wir können schon feststellen, dass weniger Jungs da sind. Bei den Damen sieht man das noch mehr, aber bei uns auch. Wir hatten im letzten Jahr in der F- Jugend einen enormen Zulauf, aber ansonsten hat man das schon gemerkt. Wie könnt ihr die Trendwende schaffen? Nizza Begeisterung. Du brauchst Trainer, die das nicht nur wegen der Kohle machen, die Bock haben, die Jungs zu begeistern. So wie mich mein erster Trainer begeistert hat. Der hat dafür gesorgt, dass ich so eine Leidenschaft für Fußball habe. Glaubst du, dass die Saison für alle Jugendteams fortgesetzt werden kann? Nizza Ich glaube, dass es im A-, B- und C-Jugendbereich wieder losgehen wird. In der D-Jugend vielleicht auch. Aber in der E-Jugend abwärts glaube ich nicht, dass da bis zum Saisonende noch was passiert. Bei der A-Jugend hängt von einer Fortsetzung auch der mögliche Aufstieg
in die Regionalliga ab. Nizza Die Faktenlage jetzt ist: Wenn die Saison abgebrochen wird, steigen wir nicht auf. In der Satzung steht drin, dass wir die Hälfte der Saison spielen müssen. Das wären noch zehn Spiele. Es wäre schon gut, wenn wir weiterspielen könnten. Sonst würde uns das ein Jahr zurückwerfen. Aber dann wäre es halt so. Was sind weitere Ziele, die ihr in den kommenden Jahren erreichen wollt? Nizza Langfristig wollen wir nicht nur mit der A-Jugend, sondern auch mit der C- Jugend in die Regionalliga und mit der D-Jugend in die Rheinlandliga aufsteigen. Dafür haben wir den Masterplan 2025 entwickelt. Dann wollen wir alle Mannschaften in der Regionalliga und eventuell auch unsere erste Mannschaft in der Oberliga haben. Nach außen möchten wir uns als Ausbildungsverein positionieren. Mit einer „Bäckerschule“, die auch bei der Persönlichkeitsentwicklung und mit unseren Partnern bei der Ausbildungsplatzsuche helfen soll. Die Fragen stellte Marc Latsch. Re-Start am 21. März: 2. Frauen- Bundesliga nimmt den Spielbetrieb wieder auf Der Deutsche Fußballbund (DFB) hat sich positioniert und die insgesamt 18 Vereine der 2. Frauen-Bundesliga, unter anderem die SG 99 Andernach, am Donnerstagnachmittag offiziell per E-Mail darüber in Kenntnis gesetzt, dass der Spielbetrieb am 21. März nach dann knapp fünfmonatiger Pause wieder
aufgenommen werden soll. Ein entsprechendes 50-seitiges Hygienekonzept wurde vom DFB-Präsidium abgesegnet und in § 20a der Durchführungsbestimmungen zur Spielordnung verankert. Alle Mannschaften der Nord- und Südstaffel sind mittlerweile per Ausnahmegenehmigung wieder im Trainingsbetrieb. Hilfreich war dabei ein Unterstützungsschreiben des DFB, das die Vereine neben dem umfangreichen Hygienekonzept den lokalen Behörden vorgelegt haben. Vor dem Wiederbeginn hatte jede Mannschaft zwei Antigen-Schnelltests im Abstand von mindestens 48 Stunden und maximal fünf Tagen vorzunehmen. Erst bei durchgängig negativem Befund erfolgte der Startschuss. Der ist bei der SG 99 bereits am 2. Februar ertönt, bei einigen anderen (zum Beispiel 1. FC Köln und RB Leipzig) sogar früher. Das Hygienekonzept ist deutlich schärfer als beispielsweise das für die Regionalliga Südwest der Männer. So sind im Spielbetrieb gleich zwei Schnelltests pro Woche erforderlich. Isabelle Hawel und Florian Stein, Trainergespann der SG 99, sehen der Entwicklung mit gemischten Gefühlen entgegen: „Wir sind maximal dankbar und freuen uns einerseits über das Privileg, wieder spielen zu dürfen. Andererseits sind wir uns aber auch unserer gesellschaftlichen Verantwortung und der Vorbildfunktion bewusst. Unter den vorgegebenen Bedingungen verhalten wir uns so professionell wie möglich.“ Bis zum 6. Juni sollen nun laut angepasstem Terminplan die jeweils 13, teilweise 14 noch ausstehenden Spiele der einzelnen Teams unter Dach und Fach sein. Damit aber nicht genug: An den beiden darauffolgenden Wochenenden ermitteln die jeweils Tabellensechsten der beiden Neunerstaffeln in Hin- und Rückspiel noch den siebten Absteiger. Dahinter steckt die Absicht, die momentan erneut zweigeteilte Klasse mit 18 Mannschaften in einem Rutsch wieder auf das eingleisige 14er- Format für die Saison 2021/22 zu bringen. Die sieben Absteiger reduzieren das
Feld im ersten Schritt auf elf Teilnehmer, hinzu kommen im Anschluss drei Plätze für die Relegationsrunde der aufstiegswilligen Regionalligisten – sofern die bei immer noch ungeklärter Lage sportlich überhaupt ermittelt werden können. Für die SG 99 Andernach birgt die vorgesehene Terminierung einige Tücken und wirft laut Hawel und Stein „ganz, ganz viele Fragezeichen“ auf. Gleich vier englische Wochen sieht der Spielplan für die Bäckermädchen vor, jedes Mal muss die Mannschaft dabei an einem Mittwoch auswärts in minimal 170 bis maximal 520 Kilometer Entfernung antreten. Die Auftaktpartie, vorgesehen beim FC Bayern München II, kann nicht am 21. März stattfinden, weil die SG 99 an diesem Wochenende im DFB-Pokal gegen Eintracht Frankfurt antritt. Was gleich die erste englische Woche verursacht, gefolgt von einer zweiten. Das Andernacher Trainergespann sieht auch das recht zwiespältig: „Eine sehr unglückliche Konstellation. Da werden wir ja schon fast dafür bestraft, dass wir im Pokal so weit gekommen sind. Aber wir nehmen die Herausforderung natürlich an.“ Inklusive der Pokalpartie müssen die Andernacherinnen bis Ostern voraussichtlich gleich fünfmal innerhalb von nur zwei Wochen ran. Die Abfolge im Zeitraffer: Eintracht Frankfurt (20./21. März), FC Bayern München II (24. März), TSG Hoffenheim II (28. März), Würzburger Kickers (31. März), Eintracht Frankfurt II (3./4. April). Sollte sich die SG 99 überraschend fürs DFB- Pokalhalbfinale qualifizieren: Das steht ebenfalls an Ostern auf dem Programm, letztgenannte Zweitliga-Partie müsste verlegt werden und würde dann eine weitere englische Woche verursachen. Noch alles Theorie, kommen wir zur Praxis: Vor dem möglichen Re-Start gehen drei Testspiele über die Bühne. Am Sonntag, 28. Februar (14 Uhr), messen sich die Bäckermädchen zunächst mit dem Bundesliga-Dritten TSG 1899 Hoffenheim, die Begegnung mit dem Champions-League-Aspiranten findet auf dem Rasenplatz in St. Leon-Rot statt. Gabor Gallai, Trainer des Gastgebers, wird voraussichtlich nicht mit voller Kapelle antreten, weil sich gleich acht Spielerinnen in den vergangenen Tagen im Länderspiel-Einsatz befanden. Die deutschen Nationalspielerinnen Lena Lattwein und Tabea Waßmuth – beide wechseln im Sommer zum VfL Wolfsburg – werden nach den Länderspielen gegen Belgien (2:0) und am Mittwoch gegen die Niederlande (1:2) jetzt womöglich geschont oder nur phasenweise eingesetzt. Das könnte auch für Nicole Billa gelten, die österreichische Top-Stürmerin führt mit 17 Treffen derzeit die Bundesliga-Schützenliste an. Im Anschluss trifft die SG 99 auf zwei renommierte Teams der 2. Bundesliga Nord: Am Sonntag, 7. März (14
Uhr) kommt Arminia Bielefeld ins Andernacher Stadion, exakt eine Woche später die Borussia aus Mönchengladbach. Beide Spiele finden unter Ausschluss der Öffentlichkeit auf dem Kunstrasenplatz statt. Ein Spiel der Andernacher Fußballfrauen (hier mit Lisa Umbach im blauen Trikot) im eigenen Stadion – und das auch noch vor interessiertem Publikum. So letztmals geschehen am 31. Oktober des Vorjahres. Die DFB-Pokalpartie gegen den 1. FC Saarbrücken (3:1) bildete den Beginn einer langen Corona-Pause, die mit dem Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt am 20. oder 21. März endet. Am gleichen Wochenende wird auch wieder die 2. Bundesliga fortgeführt. Nach jetzigem Stand allerdings ohne Zuschauer. Foto: Andreas Walz
Interview mit Kim Kossmann: „Wir sind zu Recht Tabellenführer“ Es ist der 25. Oktober 2020. Mit einem 3:0-Auswärtssieg in Morbach schiebt sich die SG 99 Andernach an die Tabellenspitze der Rheinlandliga. Vier Monate später stehen die Bäckerjungen immer noch auf dem Platz an der Sonne, haben allerdings auch kein weiteres Spiel mehr bestritten. Wegen der Corona-Pandemie wurde der Spielbetrieb unterbrochen. Nach wie vor weiß keiner, ob und wann es mit der Saison weitergeht. Zeit, einmal nachzufragen, wie Trainer Kim Kossmann mit der Situation umgeht. Kim, wie sehr fehlt dir der Fußball gerade? Kim Kossmann Natürlich ist es schön zu Hause zu sein, gerade weil ich meinen kleinen Sohn viel häufiger sehen kann. Nichtsdestotrotz fehlt mir der Fußball schon sehr. Wobei ich gar nicht genau sagen kann, ob es nicht vielleicht noch mehr die Jungs sind. Dass wir trainieren, ein Bierchen trinken. Das Zusammensein, das fehlt schon. Glaubst du daran, dass die Saison noch fortgesetzt wird oder müssen wir bis zum Sommer auf Amateurfußball warten? Kossmann Meine Stimmung ändert sich beinahe täglich. Mal denke ich, es geht weiter. Mal denke ich, es geht nicht weiter. Ich habe mittlerweile aufgehört, mir darüber Gedanken zu machen. Wenn es weitergeht, freue ich mich sehr. Wenn ich mir überlege, dass wir erst im August in sechs Monaten unser erstes Pflichtspiel haben, das tut schon sehr weh. Das wäre verrückt. Aber wir können das nicht
ändern. Wir müssen es nehmen, wie es kommt. Habt ihr denn Kontakt mit dem Fußballverband? Kossmann Der Verband hat jetzt mit Online-Konferenzen angefangen. Am Donnerstag habe ich selbst an einer teilgenommen. Fakt ist, der Verband will unbedingt die Hinrunde zu Ende spielen. Aber die Entscheidung liegt ja nicht bei ihnen, die kommt von oben. Wenn wir am 15. März wieder auf den Platz können und am ersten April-Wochenende wieder spielen können, dann wird es funktionieren. Später wohl nicht mehr. Das liegt auch an den drei Wochen Vorbereitungszeit, die der DFB für den Amateursport fordert. K o s s m a n n i s t seit September 2019 Trainer der Ersten. Ein Abbruch der Saison wäre wahrscheinlich doppelt bitter, weil ihr gerade Tabellenführer seid. Kossmann Wenn ich da nein sagen würde, würde ich lügen. Wir haben bisher eine richtig gute Runde gespielt. Wir sind Tabellenführer und meiner Meinung auch zu Recht. Von daher wäre das natürlich total bitter. Aber so ist das im Leben. Letztes Jahr haben wir profitiert. Da waren wir beim Abbruch Vorletzter, auch wenn ich zu 100 Prozent glaube, dass wir ohnehin die Klasse gehalten hätten. Aber wir haben uns einige graue Haare erspart. Jetzt sind wir Erster und hätten natürlich gerne weitergespielt. Wie wurdet ihr eigentlich vom Vorletzten zum Ersten in ein paar
Monaten? Kossmann Wir sind eine richtige Einheit geworden. Da trägt natürlich auch der Erfolg ein wenig zu bei. Wir haben uns fußballerisch etwas weiterentwickelt und unsere Neuzugänge sind eingeschlagen. Alle machen einen richtig guten Job. Wir kommen aber vor allem über die Gemeinschaft, das merkt man auf dem Platz und außerhalb. Wir hatten immer eine Trainingsbeteiligung von 16, 17, 18 Leuten. Wie haltet ihr denn gerade Kontakt? Kossmann Die ersten zwei Wochen haben wir uns noch per Zoom zum Training getroffen. Aber als klar wurde, dass wir längere Zeit keinen Fußball spielen werden, wollte ich den Jungs auch nicht auf die Nerven gehen. Ein Fußballer will Fußball spielen und hat keinen Bock, drei Mal die Woche Liegestütze bei Zoom zu machen. Ich muss sagen, die Jungs machen wirklich viel. Aber einen festen Trainingsplan gibt es nicht. Erst wenn wir wissen, dass wir bald wieder auf den Platz dürfen. Wie würde so eine kurze Vorbereitung dann aussehen? Kossmann Das ist natürlich auch für mich komplett neu. Ich bin seit anderthalb Jahren Trainer der ersten Mannschaft und hab noch keine Saison zu Ende gespielt. Ich muss mir da auch Gedanken drum machen, bin aber guter Dinge. K o s s m a n n b ei einem der wenigen Spiele seines Teams auf dem Stadion-Rasen. Ihr habt den Blick auch schon auf die kommende Saison gerichtet. Mit Fabian Weber gibt es einen externen Neuzugang, dazu mehrere Spieler aus der A-Jugend. Ist die Kaderplanung damit abgeschlossen? Kossmann Es ist nichts mehr geplant. Es müsste schon einiges
zusammenkommen, damit wir extern nochmal jemanden holen. Auch Fabian Weber ist quasi ein Andernacher Junge, der zwei Jahre bei mir in der A-Jugend gespielt hat. Die nächsten zwei, drei Jahre haben wir richtig großes Potenzial in der Jugend. Auf die Spieler wollen wir setzen. Als Tabellenführer mit Chancen auf die Oberliga kriegst du natürlich ganz viele Anrufe und Nachrichten, in denen dir Spieler angeboten werden. Das haben wir alles abgelehnt. Könnte der Andernacher Weg mit einem Oberliga-Aufstieg nicht auch vielleicht an seine Grenzen geraten? Weil es da ohne Externe vielleicht nicht mehr reicht. Kossmann Möglich. Wenn das wirklich so kommt, dann werden wir das als Abenteuer ansehen und die Zeit genießen. Wir werden sehen, was wir draus machen. Wir wissen, dass wir finanziell mit ganz weitem Abstand den geringsten Etat der Liga hätten. Es wäre dennoch eine coole Sache für uns. Bis dahin ist es aber noch ein ganz weiter Weg. Hast du Angst, dass es Jugendspieler gibt, die im Corona-Lockdown die Lust am Fußball verlieren? Kossmann Selbstverständlich hat man Angst, dass das bei Kindern passieren kann. Aber in unserer A- oder B-Jugend wird es keinen geben, der einfach aufhört. Das sind schon Leistungssportler und Fußballer durch und durch. Die sind mit Herz dabei. Ähnlich wie bei der Ersten, die sind alle heiß. Was muss passieren, damit du am Ende mit dem Fußballjahr zufrieden bist? Der Oberliga-Aufstieg oder einfach nur, dass es weitergeht? Kossmann Wir wären einfach froh, wenn es weitergeht. Wenn wir unserem Hobby wieder nachgehen, wir uns drei, vier Mal die Woche auf dem Platz treffen, trainieren und anschließend ein Bierchen trinken können. Da redet auch keiner von Oberliga-Aufstieg oder sowas. Wir sind froh, wenn wir wieder kicken können. Glaubst du denn, dass 2021/22 wieder eine normale Fußballsaison wird? Kossmann Da gehe ich von aus. Irgendwann muss es ja weitergehen. Nicht nur im Fußball, sondern generell im Leben. Wir können uns ja nicht für immer zu Hause einschließen, irgendwann wollen wir wieder unser altes Leben zurück. Die Fragen stellte Marc Latsch.
Sechs Neuzugänge: SG 99 setzt auf die Jugend Auf dem Platz rollt nun schon seit Monaten kein Ball mehr, neben dem Platz laufen dagegen die Vorbereitungen für die nächste Spielzeit auf Hochtouren. Mit sechs Neuzugängen aus der eigenen A-Jugend wollen erste und zweite Mannschaft in der Saison 2021/22 auf Torejagd gehen. Florian Dünker, Michael Koch, Timon Jost, Paul Zwickert, Drilon Demiraj und Johnny Mosen sind dann neu im Seniorenbereich dabei. v o n l i n k s oben nach rechts unten: Florian Dünker, Michael Koch, Timon Jost, Paul Zwickert, Drilon Demiraj und Johnny Mosen.
„Wir werden nächstes Jahr ein gutes und talentiertes Team an den Start bringen“, sagt Kevin Müller als Trainer der zweiten Mannschaft. „Es ist eine sehr gute Mischung aus jung und alt.“ Denn auch wenn die „Zwote“ in Zukunft etwas verjüngt werden soll, neben Talenten dürften auch erfahrene Spieler wie Kim Kossmann, Georg Egorov und Dominik Grösgen weiter für das Team auflaufen. Jonas Maxein, Nik Ackermann und Karl Runkowsky sind bereits in der Winterpause nach Miesenheim gewechselt, weitere Abgänge sollen im Sommer jedoch nicht folgen. „Der Kader bleibt zusammen“, sagt Müller. „Es ist unser Ziel, dass wir die Spieler aus der Jugend hochholen“, sagt auch Kim Kossmann als Trainer der ersten Mannschaft. „Wir arbeiten eng mit der Zweiten zusammen, damit die Jungs an Spielpraxis kommen.“ Die sechs Neuzugänge sollen dabei sowohl in der Reserve als auch in der ersten Mannschaft ihre Chance erhalten. In welcher Liga die beiden Mannschaften in der nächsten Saison antreten werden, ist offiziell noch unklar. Müller geht jedoch für die „Zwote“ stark von einer weiteren Spielzeit in der Kreisliga A aus. Nicht nur, weil er an den sportlichen Klassenerhalt der Mannschaft glaubt. „Meine persönliche Meinung ist, dass wir die Saison nicht zu Ende spielen werden“, sagt Müller. „Ich lasse mich aber gerne positiv überraschen.“ (mlat) Trainingsbeginn am 2. Februar: SG 99 startet mit Schnelltest in die Vorbereitung aufs DFB- Pokalspiel
Viel Zeit ist seit dem 6:1-Sieg im DFB-Pokal am Nikolaustag gegen den Zweitligakonkurrenten FSV Gütersloh ins Land gegangen. Jetzt starten die Fußballfrauen der SG 99 Andernach nach achtwöchiger Abstinenz mit einer behördlichen Ausnahmegenehmigung in die Vorbereitung auf die nächste Runde in diesem Wettbewerb. Am Dienstag, 2. Februar, steht das erste offizielle Freilufttraining des Jahres auf dem Programm mit Blick auf das Viertelfinale (voraussichtlich am 21. März) gegen den Bundesligisten Eintracht Frankfurt. Die Mannschaft aus der Mainmetropole um die deutschen Nationalspielerinnen Laura Freigang, Merle Frohms, Sophia Kleinherne und Sjoeke Nüsken absolviert ihre erste Punktpartie bereits am 7. Februar gegen den MSV Duisburg, bis zur Pokalbegegnung stehen dann noch drei weitere Aufgaben im Spielplan bis zum Vergleich „Bäckermädchen“ gegen „Adlerinnen“. Ungleiche Voraussetzungen? „Natürlich, aber das ist ja gerade der Reiz in solchen Pokalspielen. Die Mädels und auch wir Trainer freuen uns auf diese Herausforderung. Wir nehmen es, wie es kommt“, erklärt das Andernacher Trainergespann Isabelle Hawel und Florian Stein: „Wir ziehen unseren Plan durch und wollen uns gegen Frankfurt am Tag X so teuer wie möglich verkaufen und weiter positiv auf uns aufmerksam machen.“ Zurück zum Trainingsbeginn in der kommenden Woche: Statt Leistungsdiagnostik ganz am Anfang erwartet die SG 99 etwas für sie völlig Neues in Zeiten des Corona-Lockdowns. „Antigen-Schnelltestung“ heißt die Aufgabe, mit der sich die Mannschaft plus Trainerstab ab sofort intensiv und vor allem regelmäßig in Kooperation mit dem Unternehmensverbund MEDI – CENTER | MEDI –
HAUSTHILLMANN | beschäftigen wird. Freiwillig übrigens, da gibt es seitens des Deutschen Fußball- Bunds oder der Politik aktuell (noch) keine konkreten Vorgaben. Einmal wöchentlich direkt vor der ersten Übungseinheit, einmal zusätzlich vor Testspielen müssen sich Spielerinnen und auch das Funktionsteam dieser Prozedur unterwerfen. Nach etwa 15 bis 20 Minuten liegen die Ergebnisse schon vor. Abgenommen werden die Tests von ehrenamtlichen, aber eigens geschulten Personen aus dem medizinischen Bereich. Das alte Umkleidegebäude auf dem Stadiongelände mit seinen drei Kabinen und dem geräumigen Flur dient dabei sozusagen als Vereinspraxis. Teamarzt Bernhard Butzmann als Hygienebeauftragter hält die Hand über das Geschehen. Der erste, momentan einzige sportliche Test auf dem Platz steht am 28. Februar bei der TSG 1899 Hoffenheim auf dem Programm. „Ein schweres Kaliber, laut Tabelle sogar besser als Frankfurt“, beurteilen Hawel und Stein die Qualität des Champions-League-Aspiranten. Weitere Spiele vor dem Schlagabtausch mit der Eintracht sind nur schwer bis gar nicht möglich. Die Bundesliga befindet sich demnächst im Spielbetrieb (zweiwöchige Pause Ende Februar), eine Etage darunter darf nach derzeitigem Stand bei den meisten Vereinen maximal trainiert werden. Auch hier eine Ausnahme von der Regel: Der 1. FC Köln gewann den Vergleich zweier nordrhein-westfälischer Zweitligisten am vergangenen Sonntag mit 3:0 gegen Borussia Bocholt. Beide Teams unterzogen sich vorab einem Schnelltest. Gar nicht mal unwahrscheinlich, dass auch die Punkterunde der 2. Bundesliga nach bisher nur drei absolvierten Spieltagen bald eine Fortsetzung erfährt. Der DFB unternimmt derzeit den Versuch, seine semi-professionellen Klassen (2. Frauen-Bundesliga, Bundesliga und DFB-Pokal der Junioren, optional B- Juniorinnen-Bundesliga) wieder ins Laufen zu bringen. Das wird frühestens am ersten März-Wochenende der Fall sein, tendenziell eher Mitte oder Ende des Monats. Einen dreiwöchigen Trainingsvorlauf erachtet der DFB dabei als
ausreichend. Am Freitag tagt das Präsidium, um einen entsprechenden Beschluss auf den Weg zu bringen. Als unabdingbare Basis dient ein 50-seitiges Hygienekonzept in enger Anlehnung an die für die Fußball-Profiligen geltenden Vorgaben. Über eine erste Fassung wurde bereits am 21. Januar im Rahmen einer virtuellen Tagung aller Zweitliga-Klubs ausgiebig diskutiert. Die SG 99 sieht dem Fall der Fälle entspannt entgegen. Geschäftsführer Bodo Heinemann sagt: „Das ist alles für uns leistbar. Infrastrukturell bietet das Andernacher Stadion in vielerlei Hinsicht beste Bedingungen. Wir bleiben demütig, sind aber gewappnet.“ Finanziell müssen sich die Frauen-Zweitligisten in diesem Zusammenhang nicht sonderlich sorgen: Der DFB hat mehr als nur angedeutet, die Kosten für alle Testungen ab Re-Start übernehmen zu wollen (rund 150 Euro pro Reihe bei 30 Personen). Das gilt im Übrigen schon definitiv für die beiden unmittelbar vor dem Pokalspiel gegen Eintracht Frankfurt erforderlichen Testreihen. Der große Unterschied: Hier sind die weitaus umfangreicheren und bis zu zwölfmal teureren PCR-Testungen notwendig. Bis zu diesem Zeitpunkt ist aber noch viel Wasser im Rhein an Andernach vorbeigeflossen. Trainingsbeginn: Ab dem 2. Februar bereiten sich die Bäckermädchen gezielt und konzentriert auf das DFB-Pokalspiel gegen Eintracht Frankfurt vor. Foto: Tobias Jenatschek/picsahr.de
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