DFB-Pokal: Bäckermädchen halten gegen Frankfurt eine Halbzeit lang gut mit - SG 99 ...

Die Seite wird erstellt Yves-Leander Sauer
 
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DFB-Pokal: Bäckermädchen halten gegen Frankfurt eine Halbzeit lang gut mit - SG 99 ...
DFB-Pokal: Bäckermädchen halten
gegen Frankfurt eine Halbzeit
lang gut mit

Es war lange Zeit ein unerwartet offenes Spiel, bei dem sich am Ende der Favorit
doch deutlich durchsetzte. Die Bäckermädchen der SG 99 Andernach unterlagen
am Sonntag im DFB-Pokal-Viertelfinale Eintracht Frankfurt mit 1:7. Doch eine
halbe Stunde lang schnupperten die Gastgeberinnen an der Sensation.

Denn den Andernacherinnen gehörte nicht nur der erste Torschuss des Spiels.
Auch die zwischenzeitliche Führung der Frankfurterinnen durch Geraldine
Reuteler (9.) konnte Antonia Hornberg nach schönem Chipball in die Spitze noch
ausgleichen (14.). Die Gäste liefen zwar in der Anfangsphase viel an, jedoch auch
oft ins Abseits. Und wenn es doch einmal brenzlig wurde, war Andernachs Torfrau
Jana Theisen ein starker Rückhalt. Gegen Lara Prasnikar (21.) und Barbara Dunst
(28.) parierte Theisen souverän und hielt das 1:1-Unentschieden zunächst fest.

Dass es sich bei dem Spiel um einen der Höhepunkte der Andernacher
Vereinsgeschichte handelte, war neben dem Platz erst auf den zweiten Blick zu
erkennen. Neutrale Zuschauer waren wegen der Corona-Pandemie nicht
zugelassen, lediglich ein paar Offizielle und Ordner standen auf den
Zuschauerrängen des Andernacher Stadions. Allein die ungewohnt hohe Zahl an
Journalisten, Fotografen und die Anwesenheit eines Kamerateams deutete auf die
Bedeutung des Spiels hin.

Die wenigen Anwesenden konnten nach dem starken Start der Andernacherinnen
und mancher Unmutsbekundung des Frankfurter Trainers Nikolaos Arnautis dann
doch einen Favoriten sehen, der ernst machte. Nach besagter halben Stunde
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dominierte der Bundesliga-Siebte aus Frankfurt zunehmend das Geschehen. Eine
entscheidende Lücke in der Andernacher Abwehr nutzte Dunst vor der Pause
zunächst zum 1:2-Halbzeitstand (41.).

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ornberg (r.) trifft für
Andernach zum 1:1-
Ausgleich. Foto: Tobias
Jenatschek

„Nach Wiederanpfiff kassieren wir das 1:3 und dann ist es irgendwann auch eine
Kraftfrage“, sagte Andernachs Trainer Florian Stein zu dem, was sich in den
zweiten 45 Minuten auf dem Andernacher Rasen abspielte. Die Frankfurterinnen
waren nun deutlich überlegen und setzten sich dauerhaft in der Hälfte der
Gastgeberinnen fest. Nach dem 1:3 von Reuteler (48.) konnte Theisen noch stark
einen Foulelfmeter parieren (51.). Danach schraubte die Eintracht das Ergebnis
jedoch immer weiter in die Höhe. Zweimal Dunst (60./69.), Laura Freigang (79.)
und Sandrine Mauron (81.) sorgten für den standesgemäßen 7:1-Erfolg des
großen Favoriten.

Stein war nach Spielende trotzdem stolz auf seine Mannschaft. „Ich bin sehr
zufrieden“, sagte er. „Wir haben uns zwei Dinge vorgenommen: ein Tor zu
schießen und uns gut zu verkaufen. Beides ist gelungen.“ Zwar sei das Ergebnis
am Ende vielleicht ein wenig zu hoch ausgefallen, für hängende Köpfe sorgte das
bei den Beteiligten jedoch nicht. Den Blick richten die Bäckermädchen nun auf
das erste Ligaspiel nach der langen Corona-Pause. Am Mittwoch treten die
Andernacherinnen um 17 Uhr bei der Zweitvertretung des FC Bayern München
an.

Es spielten: Theisen, Zilligen (88. Weinel), Engels (46. Dillenburg), Schumacher,
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Asteroth, Wagner, Umbach (90. Poppe), Weingarz (82. Lang), Schäfer, K.
Schermuly, Hornberg (82. Hisenaj)

Tore: 0:1/1:3 Reuteler (9./48.), 1:1 Hornberg (14.), 1:2/1:4/1:5 Dunst (35./60./69.),
1:6 Freigang (79.), 1:7 Mauron (81.)

(mlat)

Firma Brohlburg spendet der SG
99 einen neuen Ballständer

Im festen Glauben an bald wieder bessere (Fußball-)Zeiten hat die Firma
Brohlburg – seit Jahren einer der Hauptsponsoren unseres Vereins – der SG 99
einen formschönen Ballständer spendiert, der künftig überwiegend vor den
Spielen unserer 1. Frauen- und 1. Männermannschaft zum Einsatz kommen soll.
Parallele Entwicklung verbindet: Die Firma wurde 1999 – also im Gründungsjahr
unserer Sportgemeinschaft – mit Sitz in Andernach gegründet. Seitdem erfolgte
ein kontinuierlicher Aufbau zu einer der modernsten Produktionsstätten der
Dämmstoff-Branche (hochwertige Systeme aus Styropor und Neopor) in
Deutschland.
Das Bild unten zeigt Geschäftsinhaber Guido Brohlburg (Zweiter von links) bei
der Übergabe mit unseren Trainer/innen Isabelle Hawel, Florian Stein und Kim
Kossmann (ganz links). Noch ruht der Ball in den allermeisten Spielklassen der
Republik, aber spätestens im Sommer hoffen wir auf einen Re-Start des
Spielbetriebs all unserer Mannschaften. Erstmals zum Einsatz kommt der
Ballständer aber schon am morgigen Sonntag, 21. März (15 Uhr), beim DFB-
Pokalviertelfinale unserer Zweitliga-Frauen gegen Eintracht Frankfurt. Seid live
dabei auf tv.dfb.de !
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Foto: Tobias Jenatschek/picsahr.de
#hierentstehtwas

Wechsel bei der SG 99: Max
Kossmann geht, Tobias Wagner
rückt auf
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Max Kossmann
                                                             wechselt nach
                                                             Saffig.  Foto:
                                                             Andreas Walz

Eigentlich waren die Personalplanungen bei der ersten Mannschaft der SG 99
Andernach für die neue Saison bereits abgeschlossen. Jetzt tut sich doch noch
einmal etwas. Max Kossmann kehrt nach einem Jahr wieder zu seinem
Heimatverein SC Concordia Saffig zurück. Für ihn rückt zur kommenden Spielzeit
Tobias Wagner aus der eigenen zweiten Mannschaft in den Rheinlandliga-Kader
auf.

„Ich verstehe die Beweggründe für den Wechsel“, sagt Trainer Kim Kossmann.
„Der Zeitpunkt ist natürlich ungünstig, nachdem Max uns im Januar schon für die
neue Saison die Zusage gegeben hatte.“ Der 24-Jährige kam bis zur Corona-
Zwangspause in neun Ligaspielen acht Mal zum Einsatz, sechs Mal davon von
Beginn an. Lediglich beim letzten Punktspiel in Morbach fehlte er
krankheitsbedingt. „Max hat bisher eine sehr gute Saison gespielt und wird uns
fehlen. Dennoch akzeptieren wir seine Entscheidung und wünschen ihm für die
Zukunft alles Gute“, so Kim Kossmann.

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agner rückt in die
DFB-Pokal: Bäckermädchen halten gegen Frankfurt eine Halbzeit lang gut mit - SG 99 ...
erste Mannschaft
auf. Foto: Siggi
Wesselmann

Die Entscheidung für Saffig hat rein persönliche Gründe, wie Max Kossmann
betont: „Die fußballfreie Zeit hat mir verdeutlicht, dass mir der nötige Ehrgeiz
fehlt, um auf höherem Niveau Fußball zu spielen.“ Mit seinen Mitspielern oder
dem Trainerteam habe der Wechsel hingegen nichts zu tun. „Das ist eine tolle
Mannschaft, die in Zukunft noch viel erreichen wird“, sagt Max Kossmann. „Ich
bin dankbar für die Erfahrungen, die ich in dieser kurzen Zeit sammeln durfte.“

Nun soll Tobias Wagner stattdessen seine Chance in der Rheinlandliga nutzen.
„Wir trauen Tobias in der Zukunft einiges zu“, sagt Kim Kossmann.

Talent in der Wiege: Die
Schermuly-Schwestern spielen mit
Herz und Leidenschaft für die SG
99

                                  Sieben der aktuell neun besten Teams der
                                  deutschen Eliteklasse stehen im Viertelfinale
                                  um den DFB-Pokal der Frauen, das komplett am
                                  vorletzten Wochenende des Monats ausgespielt
                                  wird. Der achte, im Vergleich eher namenlose
Teilnehmer ist der einzige noch im Wettbewerb verbliebene Zweitligist: die SG 99
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Andernach. Die sogenannten „Bäckermädchen“ messen sich am Sonntag, 21.
März (15 Uhr), auf dem Rasenplatz des altehrwürdigen Stadions mit Eintracht
Frankfurt.

Seit Sommer 2019 spielen Julia Schermuly
(vorn mit der Nummer zehn auf der Hose)
und ihre ältere Schwester Kathrin (rechts
dahinter) für die blauen Farben der
Bäckermädchen. In dieser Saison läuft es
bisher recht gut für ihre SG 99 – auch am
21. März im DFB-Pokalviertelfinale? Foto:
Norbert J. Becker

Seit dem 2. Februar bereiten sich die Schützlinge des Trainergespanns Isabelle
Hawel und Florian Stein intensiv auf diesen wohl einmaligen Höhepunkt in der
erst 15-jährigen Abteilungshistorie vor. Noch nie ist eine Mannschaft aus
Andernach derart weit gekommen. Die bisherigen Vergleiche mit einer Elf aus der
Mainmetropole sind schon eine Weile her. Am 28. September 2014 verlor die SG
99 als frischgebackener Regionalliga-Aufsteiger gegen den späteren Champions-
League-Sieger 1. FFC Frankfurt mit 1:15. Das eher ernüchternde Ergebnis konnte
die aufstrebenden Bäckermädchen in ihrer Entwicklung aber nicht bremsen. Zwei
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freundschaftliche Testspiele gegen die Eintracht, damals noch in der Regionalliga
Süd beheimatet, gewann Andernach in den Jahren 2015 und 2017 jeweils mit 3:0.
Im Vorjahr landete der ruhmreiche 1. FFC um Manager Siegfried Dietrich nach
erfolgreichen Fusionsgesprächen und -verhandlungen im Nest der
Adlerträgerinnen.

Die beiden Schwestern Kathrin und Julia Schermuly – für die SG 99 seit dem
Sommer 2019 im Einsatz – haben in jüngerer Vergangenheit ebenfalls Erfahrung
gesammelt gegen ein Ensemble aus Frankfurt. Nur knapp mit 0:1 unterlagen sie
mit dem FSV Hessen Wetzlar am 9. September 2018 nach einem Gegentreffer per
Foulelfmeter dem von Niko Arnautis trainierten 1. FFC, auch aktuell der sportlich
Verantwortliche in Frankfurt. Vater Rainer, ständiger Begleiter seiner kickenden
Töchter, erinnert sich noch recht gut an diese Begegnung: „Ein enges Spiel. Da
hat nicht viel gefehlt.“

                                      Ein wenig ungläubig schaut Claudia
                                      Hill (später Schermuly) – hier umarmt
                                      von ihrer Mitspielerin mit der Nummer
                                      fünf – da schon nach ihrem 1:1-
                                      Ausgleich        per      Kopf     im
                                      Hessenpokalfinale 1987 gegen den
                                      FSV Frankfurt. Am Ende verlor der SV
                                      Niedermeilingen         aber     nach
                                      Verlängerung knapp mit 1:2. Rund 34
                                      Jahre später wollen es die Töchter
                                      Kathrin und Julia ähnlich gut richten
                                      im DFB-Pokalviertelfinale gegen
                                      Eintracht Frankfurt. Foto: Helmut
                                      Griesand
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Ganz nah dran an einem Erfolg gegen eine Frankfurter Mannschaft war auch
Mutter Claudia, damals trug sie noch den Mädchennamen Hill. Im
Hessenpokalfinale 1987 bot sie mit ihrem SV Hintermeilingen dem damals recht
erfolgreichen FSV, deutscher Meister des Vorjahres, die Stirn. Ihr Treffer mit
dem Kopf sorgte dafür, dass der Favorit in die Verlängerung musste, dort zog das
Team aus dem kleinen Ort im hessischen Landkreis Limburg-Weilburg letztlich
aber mit 1:2 den Kürzeren. Kopfballspiel – eine ihrer Stärken, die sie bei Kathrin
und Julia vermisst: „Das müssen sie noch üben“, sagt sie schmunzelnd. Die
Karriere gab sie Anfang der 90-er Jahre der Familie zuliebe auf. Nicole (1994) ist
die Erstgeborene der drei Töchter, es folgten Kathrin (1995) und Julia (1999). Der
älteste Spross der Schermulys suchte die sportliche Erfüllung in der
Leichtathletik.

Bei Kathrin war schon früh klar, wohin die Reise gehen würde. Mit fünf Jahren
gab‘s das erste Trikot mit der Rückennummer fünf – ihre Lieblingszahl, die sie
fortan durchs bewegte Fußballleben begleiten sollte. In Andernach trägt sie die
35. Die Jugendzeit war geprägt vom doppelten Spielrecht, zum einen bei den
Mädchen, zum anderen bei den Jungs. 2014, als die Bäckermädchen im Mai als
ungeschlagener Rheinlandmeister in die Regionalliga Südwest aufgestiegen
waren, folgte für die damals noch 18-jährige Kathrin die Teilnahme an der U20-
Weltmeisterschaft in Kanada. Kurios: Nach einem vorangegangenen Lehrgang an
der Sportschule in Kaiserau hatte sie mit dem Thema „Nationalmannschaft“ fast
schon abgeschlossen. „Wir wären nicht gut genug“, sagte Kathrin in Erinnerung
an das eher vernichtende Urteil für sie und ihre Mitstreiterinnen von Anouschka
Bernhard, damals die zuständige Trainerin der U 17.

Es kam aber alles anders. Viermal spielte sie dann doch für die U19, sogar
achtmal (ohne Niederlage) für die U20. Höhepunkt war das WM-Endspiel in
Montreal. Nach einem 5:1 gegen Brasilien im Viertelfinale und einem
umkämpften 2:1 in der Vorschlussrunde gegen starke Französinnen ging es zum
(krönenden) Abschluss gegen Nigeria. Zum Team von Trainerin Maren Meinert
zählten damals beispielsweise Sara Däbritz (jetzt bei Paris Saint-Germain),
Rebecca Knaak (aktuelle Spielführerin des SC Freiburg) und Lina Magull
(mittlerweile für den FC Bayern München im Einsatz). Das entscheidende 1:0
gegen die Afrikanerinnen erzielte Kathrins Zimmerkollegin Lena Petermann,
momentan beim französischen Erstligisten HSC Montpellier unter Vertrag. Noch
heute leuchten die Augen, wenn Kathrin an diese Momente zurückdenkt: „Wir
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waren überglücklich. Unvergessen, eine tolle Zeit.“

Den Sprung zu einem Bundesligisten wollte Kathrin in dieser Lebensphase nicht
wagen, zu bodenständig war ihre Ausprägung. „Als kleines Kind wollte ich mal
Polizistin werden, später dann Bäuerin. Unser Hof liegt mir am Herzen.“ Weit
vom letzten Wunsch entfernt ist sie nicht. Sie schloss zunächst eine Lehre zur
Steuerfachangestellten erfolgreich ab. Neben dem Job begann sie das Studium
der Agrarwissenschaften, das sie im Dezember vergangenen Jahres als „Bachelor“
beendete. Der „Master“ soll bis 2022 folgen.

Im landwirtschaftlichen Familienbetrieb in Niederbrechen (in der Nähe
Limburgs) hilft sie seit eh und je mit, erst kürzlich kümmerte sie sich zusätzlich
um den Hofladen im Dorf, als ihre Mutter das mit einem Leistenbruch
gesundheitlich mal nicht leisten konnte. Ob sie jetzt im besten Fußballalter noch
ab und zu an die Bundesliga denkt? „Nein, jetzt eigentlich nicht mehr“, sagt sie.
Als sie von Wetzlar nach Andernach gewechselt war, absolvierte sie im Übergang
noch zwei, drei Probetrainings beim 1. FFC Frankfurt. Letztlich blieb sie der SG
99 aber treu. Augenzwinkernd fügt sie hinzu: „Wenn Andernach aufsteigen
könnte, würde ich es mir das mit der Bundesliga noch mal überlegen.“ Worte, die
das Trainergespann sicher gerne hört.

Kathrins dreieinhalb Jahre jüngere Schwester Julia durchlief in ihrer Jugendzeit
eine ähnliche Entwicklung, der Sprung in ein U-Nationalteam blieb der flinken
Angreiferin allerdings verwehrt. Sie spielte in der U17-Bundesliga mit dem FSV
Hessen Wetzlar, zudem in der Regionalauswahl Wiesbadens mit Besarta Hisenaj.
Die 22-jährige kosovarische Nationalspielerin folgte im Vorjahr dem Weg der
beiden Schwestern nach Andernach. Julia war übrigens schon vor ihrem
Engagement bei der SG 99 ein waschechtes Bäckermädchen, sie absolvierte eine
dreijährige Lehre zur Bäckergesellin. Nach dem Abschluss packte sie eine
Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement obendrauf, im Sommer steht die
Prüfung auf dem Programm. Neben dem Fußball hält sie sich mit ihrem Enduro-
Bike in unwegsamem Gelände fit.

Die Vorzüge der Nummer zehn auf dem Fußballfeld: „Sie ist ein echter Giftzwerg,
vom Gegner kaum zu bremsen“, hält die ältere Schwester große Stücke auf das
Nesthäkchen der Familie. Ein Kompliment, dass die Jüngste der Schermulys
gerne zurückgibt: „Kathrin hat eine überragende Spielübersicht.“ Eine
Eigenschaft, die sie im zentralen Mittelfeld als treibende Kraft gut gebrauchen
kann.

Zurück in die nahe Zukunft: In etwas mehr als einer Woche geht also das Duell
mit den klar favorisierten Frankfurterinnen über die Bühne. 1026 Zuschauer
wollten 2014 das seinerzeit recht ungleiche Spiel in der zweiten Runde des DFB-
Pokals vor Ort sehen, dieser Rekordbesuch wird bis auf Weiteres noch Bestand im
Andernacher Fußball-Geschichtsbuch haben. Denn zum Leidwesen der
Bäckermädchen findet das Spiel in der Corona-Zeit unter Ausschluss der
Öffentlichkeit statt. Das Geschehen wird aber live auf DFB-TV übertragen. Sollten
die Schermuly-Schwestern spielen können – Julia laboriert derzeit an einer
lästigen Oberschenkel-Verletzung -, wollen beide „wirklich alles geben“. Auf
keinen Fall weniger.
FFussball-Magazin präsentiert die
Bäckermädchen in der März-
Ausgabe auf zwei Seiten

Vor dem DFB-Pokalspiel gegen Eintracht Frankfurt (Sonntag, 21. März, 15 Uhr)
rückt unsere SG 99 Andernach mehr und mehr in den Fokus. Das lesenswerte
Frauenfußball-Magazin beispielsweise widmete der erfolgreichen Mannschaft
in seiner zweiten Ausgabe des Jahres (ab dem 11. März im Handel erhältlich) eine
zweiseitige Reportage, die unsere Heimatstadt ein wenig ins rechte Licht rückt
und auch erklärt, wie die „Bäckermädchen“ überhaupt zu ihrer geflügelten
Bezeichnung gekommen sind. HIER geht es zum Artikel.
Juniorenleiter Salvatore Nizza:
„Nach der TuS Koblenz bieten wir
momentan die beste Jugendarbeit
im Umkreis“
Der Spielbetrieb im Amateurfußball ruht in der Corona-Pandemie nicht nur für
die Seniorenmannschaften, auch die Jugendligen sind seit Monaten in der
Zwangspause. Salvatore Nizza ist bei der SG 99 Andernach für die Junioren
zuständig. Im Interview spricht er darüber, ob er an eine Saisonfortsetzung
glaubt und welche großen Ziele sich der Verein für die kommenden vier Jahre
gesetzt hat.

Salva, du bist Sportlicher Leiter Junioren bei der SG 99 Andernach. Was
ist deine Aufgabe?
Salvatore Nizza Wir sind zunächst einmal mit Markus Durben, Stefan Schmidt
und mir ein Team. Wir arbeiten konzeptionell. Zum Beispiel haben wir für die
kommende Saison unser Bäckerjungenkonzept erweitert. Wir werden
Spezialtraining für die einzelnen Positionen anbieten, um uns auf dem Markt noch
besser zu positionieren. Darüber hinaus bin ich auch für Spielergespräche,
Trainergespräche und das Einstellen von Trainern zuständig.

In der Saison 2019/20
trainierte Nizza noch
selbst die B-Junioren der
SG 99.
Du bist dann übergeordnet für alle männlichen Jugenden zuständig?
Nizza Ja, genau. Ich bin aber schon auf den Leistungsbereich spezialisiert. Auch
wenn mich da Stefan Schmidt sehr entlastet, vor allem in der B-Jugend-
Regionalliga. Markus Durben kümmert sich von der D-Jugend abwärts um die
Administration. Ich bin dann bei der A-Jugend auch die Schnittstelle zu unserem
Seniorentrainer Kim Kossmann. Um zu schauen: Welche Jungs kommen hoch,
wen kann man in die erste oder zweite Mannschaft hochholen.

Was macht ihr denn in der Jugend anders als andere Vereine?
Nizza Das neue positionsspezifische Training, das in der C-, B- und A-Jugend in
einen Trainingstag integriert werden soll. Da werden dann Verteidiger mit
Verteidigern zusammengesteckt, Mittelfeldspieler mit Mittelfeldspielern und
Stürmer mit Stürmern. Da soll an den jeweils entscheidenden Themen gearbeitet
werden, beispielsweise: Wie agiere ich in der Kontervermeidung? Wie verteidige
ich in Unterzahl? Wie verarbeite ich Flanken richtig? Besonders ist auch unser
Bäckerjungenweg, den wir dieses Jahr noch extremer gehen. Sechs Jungs werden
in die erste und zweite Mannschaft aufsteigen.

Du siehst die Jugendabteilung also gut aufgestellt?
Nizza Absolut. Aber natürlich haben wir noch Verbesserungspotenzial. Im
Leistungsbereich haben wir in den letzten vier Jahren enorm viel gutgemacht. In
der C-Jugend hat uns im letzten Jahr nach einer schlechten Saison Corona
gerettet. Ansonsten haben wir im B- und A-Jugend-Bereich sehr viel richtig
gemacht. Davon profitieren wir jetzt in der ersten Mannschaft. Nach der TuS
Koblenz bieten wir momentan die beste Jugendarbeit im Umkreis. Darauf sind wir
stolz, aber wir dürfen uns nicht ausruhen. Daher sind wir auch fortwährend in
allen Altersbereichen auf Trainersuche.

Wo läuft es nicht so gut?
Nizza Von der D-Jugend abwärts haben wir viel Aufholbedarf. Da müssen wir
unheimlich ackern. Markus Durben arbeitet dafür schon in der F-Jugend hart.
Natürlich haben wir mit dem FC Andernach einen Mitstreiter, der seine
Hausaufgaben in dem unteren Bereich in den letzten Jahren enorm gut gemacht
hat. Deshalb waren wir letztes Jahr froh, dass uns der FC in der C-Jugend mit sehr
vielen Spielern bestückt hat.

Ist es denn schwer, die Balance zwischen dem Leistungsbereich und
einem Sportangebot für alle Kinder zu halten?
Nizza Nein, dafür haben für ja die zweiten Mannschaften. Wir haben ein klares
Konzept für die leistungsorientierten Jungs. Wir wollen aber auch wieder eine A2
melden. A2, B2, C2 – das steht für den Breitensport. Das ist eine Aufgabe, der wir
uns bewusst und mit Freude stellen.

Jetzt ruht schon seit Monaten der Spielbetrieb. Wir bleibt ihr in den
einzelnen Mannschaften mit den Jungs in Kontakt?
Nizza Ich weiß aus erster Hand, dass die C1 sich wöchentlich digital trifft. Ich
weiß das nicht von jeder Mannschaft. Ich habe da aber auch so viel Vertrauen,
dass ich den Trainern freie Hand lasse. Man muss den Jungs auch Zeit geben, sich
mal vom Kopf her frei zu machen. Diese Zeit ist psychisch nicht ganz so einfach
für die Jungs. Im Endeffekt wollen wir alle wieder auf den Platz.

Habt ihr Angst, dass gerade in den kleinen Jugenden während Corona
Spieler die Lust verlieren?
Nizza Ehrlich gesagt habe ich diese Angst nicht. Ich habe bislang auch nichts
davon gehört, dass Jungs abspringen wollen. Die einzige Sorge ist E-Sports, dass
uns die Jungs in die Richtung abspringen. Da versuchen wir auch ein Konzept zu
erarbeiten, um den Weg mitzugehen.

Bleibt es bei dem Trend, dass immer weniger Jungs Fußball spielen
wollen?
Nizza Wir können schon feststellen, dass weniger Jungs da sind. Bei den Damen
sieht man das noch mehr, aber bei uns auch. Wir hatten im letzten Jahr in der F-
Jugend einen enormen Zulauf, aber ansonsten hat man das schon gemerkt.

Wie könnt ihr die Trendwende schaffen?
Nizza Begeisterung. Du brauchst Trainer, die das nicht nur wegen der Kohle
machen, die Bock haben, die Jungs zu begeistern. So wie mich mein erster
Trainer begeistert hat. Der hat dafür gesorgt, dass ich so eine Leidenschaft für
Fußball habe.

Glaubst du, dass die Saison für alle Jugendteams fortgesetzt werden
kann?
Nizza Ich glaube, dass es im A-, B- und C-Jugendbereich wieder losgehen wird. In
der D-Jugend vielleicht auch. Aber in der E-Jugend abwärts glaube ich nicht, dass
da bis zum Saisonende noch was passiert.

Bei der A-Jugend hängt von einer Fortsetzung auch der mögliche Aufstieg
in die Regionalliga ab.
Nizza Die Faktenlage jetzt ist: Wenn die Saison abgebrochen wird, steigen wir
nicht auf. In der Satzung steht drin, dass wir die Hälfte der Saison spielen
müssen. Das wären noch zehn Spiele. Es wäre schon gut, wenn wir weiterspielen
könnten. Sonst würde uns das ein Jahr zurückwerfen. Aber dann wäre es halt so.

Was sind weitere Ziele, die ihr in den kommenden Jahren erreichen wollt?
Nizza Langfristig wollen wir nicht nur mit der A-Jugend, sondern auch mit der C-
Jugend in die Regionalliga und mit der D-Jugend in die Rheinlandliga aufsteigen.
Dafür haben wir den Masterplan 2025 entwickelt. Dann wollen wir alle
Mannschaften in der Regionalliga und eventuell auch unsere erste Mannschaft in
der Oberliga haben. Nach außen möchten wir uns als Ausbildungsverein
positionieren. Mit einer „Bäckerschule“, die auch bei der
Persönlichkeitsentwicklung und mit unseren Partnern bei der
Ausbildungsplatzsuche helfen soll.

Die Fragen stellte Marc Latsch.

Re-Start am 21. März: 2. Frauen-
Bundesliga       nimmt      den
Spielbetrieb wieder auf

Der Deutsche Fußballbund (DFB) hat sich positioniert und die insgesamt 18
Vereine der 2. Frauen-Bundesliga, unter anderem die SG 99 Andernach, am
Donnerstagnachmittag offiziell per E-Mail darüber in Kenntnis gesetzt, dass der
Spielbetrieb am 21. März nach dann knapp fünfmonatiger Pause wieder
aufgenommen werden soll. Ein entsprechendes 50-seitiges Hygienekonzept wurde
vom DFB-Präsidium abgesegnet und in § 20a der Durchführungsbestimmungen
zur Spielordnung verankert. Alle Mannschaften der Nord- und Südstaffel sind
mittlerweile per Ausnahmegenehmigung wieder im Trainingsbetrieb. Hilfreich
war dabei ein Unterstützungsschreiben des DFB, das die Vereine neben dem
umfangreichen Hygienekonzept den lokalen Behörden vorgelegt haben.

Vor dem Wiederbeginn hatte jede Mannschaft zwei Antigen-Schnelltests im
Abstand von mindestens 48 Stunden und maximal fünf Tagen vorzunehmen. Erst
bei durchgängig negativem Befund erfolgte der Startschuss. Der ist bei der SG 99
bereits am 2. Februar ertönt, bei einigen anderen (zum Beispiel 1. FC Köln und
RB Leipzig) sogar früher. Das Hygienekonzept ist deutlich schärfer als
beispielsweise das für die Regionalliga Südwest der Männer. So sind im
Spielbetrieb gleich zwei Schnelltests pro Woche erforderlich. Isabelle Hawel und
Florian Stein, Trainergespann der SG 99, sehen der Entwicklung mit gemischten
Gefühlen entgegen: „Wir sind maximal dankbar und freuen uns einerseits über
das Privileg, wieder spielen zu dürfen. Andererseits sind wir uns aber auch
unserer gesellschaftlichen Verantwortung und der Vorbildfunktion bewusst.
Unter den vorgegebenen Bedingungen verhalten wir uns so professionell wie
möglich.“

                                                      Bis zum 6. Juni sollen nun
                                                      laut      angepasstem
                                                      Terminplan die jeweils 13,
                                                      teilweise     14   noch
                                                       ausstehenden Spiele der
                                                       einzelnen Teams unter
                                                       Dach und Fach sein.
                                                       Damit aber nicht genug:
                                                       An     den       beiden
                                                       darauffolgenden
                                                       Wochenenden ermitteln
                                                       die             jeweils
Tabellensechsten der beiden Neunerstaffeln in Hin- und Rückspiel noch den
siebten Absteiger. Dahinter steckt die Absicht, die momentan erneut zweigeteilte
Klasse mit 18 Mannschaften in einem Rutsch wieder auf das eingleisige 14er-
Format für die Saison 2021/22 zu bringen. Die sieben Absteiger reduzieren das
Feld im ersten Schritt auf elf Teilnehmer, hinzu kommen im Anschluss drei Plätze
für die Relegationsrunde der aufstiegswilligen Regionalligisten – sofern die bei
immer noch ungeklärter Lage sportlich überhaupt ermittelt werden können.

Für die SG 99 Andernach birgt die vorgesehene Terminierung einige Tücken und
wirft laut Hawel und Stein „ganz, ganz viele Fragezeichen“ auf. Gleich vier
englische Wochen sieht der Spielplan für die Bäckermädchen vor, jedes Mal muss
die Mannschaft dabei an einem Mittwoch auswärts in minimal 170 bis maximal
520 Kilometer Entfernung antreten. Die Auftaktpartie, vorgesehen beim FC
Bayern München II, kann nicht am 21. März stattfinden, weil die SG 99 an diesem
Wochenende im DFB-Pokal gegen Eintracht Frankfurt antritt. Was gleich die
erste englische Woche verursacht, gefolgt von einer zweiten. Das Andernacher
Trainergespann sieht auch das recht zwiespältig: „Eine sehr unglückliche
Konstellation. Da werden wir ja schon fast dafür bestraft, dass wir im Pokal so
weit gekommen sind. Aber wir nehmen die Herausforderung natürlich an.“

Inklusive der Pokalpartie müssen die Andernacherinnen bis Ostern
voraussichtlich gleich fünfmal innerhalb von nur zwei Wochen ran. Die Abfolge im
Zeitraffer: Eintracht Frankfurt (20./21. März), FC Bayern München II (24. März),
TSG Hoffenheim II (28. März), Würzburger Kickers (31. März), Eintracht
Frankfurt II (3./4. April). Sollte sich die SG 99 überraschend fürs DFB-
Pokalhalbfinale qualifizieren: Das steht ebenfalls an Ostern auf dem Programm,
letztgenannte Zweitliga-Partie müsste verlegt werden und würde dann eine
weitere englische Woche verursachen. Noch alles Theorie, kommen wir zur
Praxis: Vor dem möglichen Re-Start gehen drei Testspiele über die Bühne. Am
Sonntag, 28. Februar (14 Uhr), messen sich die Bäckermädchen zunächst mit
dem Bundesliga-Dritten TSG 1899 Hoffenheim, die Begegnung mit dem
Champions-League-Aspiranten findet auf dem Rasenplatz in St. Leon-Rot statt.

Gabor Gallai, Trainer des Gastgebers, wird voraussichtlich nicht mit voller
Kapelle antreten, weil sich gleich acht Spielerinnen in den vergangenen Tagen im
Länderspiel-Einsatz befanden. Die deutschen Nationalspielerinnen Lena Lattwein
und Tabea Waßmuth – beide wechseln im Sommer zum VfL Wolfsburg – werden
nach den Länderspielen gegen Belgien (2:0) und am Mittwoch gegen die
Niederlande (1:2) jetzt womöglich geschont oder nur phasenweise eingesetzt. Das
könnte auch für Nicole Billa gelten, die österreichische Top-Stürmerin führt mit
17 Treffen derzeit die Bundesliga-Schützenliste an. Im Anschluss trifft die SG 99
auf zwei renommierte Teams der 2. Bundesliga Nord: Am Sonntag, 7. März (14
Uhr) kommt Arminia Bielefeld ins Andernacher Stadion, exakt eine Woche später
die Borussia aus Mönchengladbach. Beide Spiele finden unter Ausschluss der
Öffentlichkeit auf dem Kunstrasenplatz statt.

Ein Spiel der Andernacher Fußballfrauen (hier mit Lisa Umbach im blauen Trikot)
im eigenen Stadion – und das auch noch vor interessiertem Publikum. So
letztmals geschehen am 31. Oktober des Vorjahres. Die DFB-Pokalpartie gegen
den 1. FC Saarbrücken (3:1) bildete den Beginn einer langen Corona-Pause, die
mit dem Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt am 20. oder 21. März endet. Am
gleichen Wochenende wird auch wieder die 2. Bundesliga fortgeführt. Nach
jetzigem Stand allerdings ohne Zuschauer. Foto: Andreas Walz
Interview mit Kim Kossmann: „Wir
sind zu Recht Tabellenführer“

Es ist der 25. Oktober 2020. Mit einem 3:0-Auswärtssieg in Morbach schiebt sich
die SG 99 Andernach an die Tabellenspitze der Rheinlandliga. Vier Monate später
stehen die Bäckerjungen immer noch auf dem Platz an der Sonne, haben
allerdings auch kein weiteres Spiel mehr bestritten. Wegen der Corona-Pandemie
wurde der Spielbetrieb unterbrochen. Nach wie vor weiß keiner, ob und wann es
mit der Saison weitergeht. Zeit, einmal nachzufragen, wie Trainer Kim Kossmann
mit der Situation umgeht.

Kim, wie sehr fehlt dir der Fußball gerade?
Kim Kossmann Natürlich ist es schön zu Hause zu sein, gerade weil ich meinen
kleinen Sohn viel häufiger sehen kann. Nichtsdestotrotz fehlt mir der Fußball
schon sehr. Wobei ich gar nicht genau sagen kann, ob es nicht vielleicht noch
mehr die Jungs sind. Dass wir trainieren, ein Bierchen trinken. Das
Zusammensein, das fehlt schon.

Glaubst du daran, dass die Saison noch fortgesetzt wird oder müssen wir
bis zum Sommer auf Amateurfußball warten?
Kossmann Meine Stimmung ändert sich beinahe täglich. Mal denke ich, es geht
weiter. Mal denke ich, es geht nicht weiter. Ich habe mittlerweile aufgehört, mir
darüber Gedanken zu machen. Wenn es weitergeht, freue ich mich sehr. Wenn ich
mir überlege, dass wir erst im August in sechs Monaten unser erstes Pflichtspiel
haben, das tut schon sehr weh. Das wäre verrückt. Aber wir können das nicht
ändern. Wir müssen es nehmen, wie es kommt.

Habt ihr denn Kontakt mit dem Fußballverband?
Kossmann Der Verband hat jetzt mit Online-Konferenzen angefangen. Am
Donnerstag habe ich selbst an einer teilgenommen. Fakt ist, der Verband will
unbedingt die Hinrunde zu Ende spielen. Aber die Entscheidung liegt ja nicht bei
ihnen, die kommt von oben. Wenn wir am 15. März wieder auf den Platz können
und am ersten April-Wochenende wieder spielen können, dann wird es
funktionieren. Später wohl nicht mehr. Das liegt auch an den drei Wochen
Vorbereitungszeit, die der DFB für den Amateursport fordert.

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t seit September 2019
Trainer der Ersten.

Ein Abbruch der Saison wäre wahrscheinlich doppelt bitter, weil ihr
gerade Tabellenführer seid.
Kossmann Wenn ich da nein sagen würde, würde ich lügen. Wir haben bisher
eine richtig gute Runde gespielt. Wir sind Tabellenführer und meiner Meinung
auch zu Recht. Von daher wäre das natürlich total bitter. Aber so ist das im
Leben. Letztes Jahr haben wir profitiert. Da waren wir beim Abbruch Vorletzter,
auch wenn ich zu 100 Prozent glaube, dass wir ohnehin die Klasse gehalten
hätten. Aber wir haben uns einige graue Haare erspart. Jetzt sind wir Erster und
hätten natürlich gerne weitergespielt.

Wie wurdet ihr eigentlich vom Vorletzten zum Ersten in ein paar
Monaten?
Kossmann Wir sind eine richtige Einheit geworden. Da trägt natürlich auch der
Erfolg ein wenig zu bei. Wir haben uns fußballerisch etwas weiterentwickelt und
unsere Neuzugänge sind eingeschlagen. Alle machen einen richtig guten Job. Wir
kommen aber vor allem über die Gemeinschaft, das merkt man auf dem Platz und
außerhalb. Wir hatten immer eine Trainingsbeteiligung von 16, 17, 18 Leuten.

Wie haltet ihr denn gerade Kontakt?
Kossmann Die ersten zwei Wochen haben wir uns noch per Zoom zum Training
getroffen. Aber als klar wurde, dass wir längere Zeit keinen Fußball spielen
werden, wollte ich den Jungs auch nicht auf die Nerven gehen. Ein Fußballer will
Fußball spielen und hat keinen Bock, drei Mal die Woche Liegestütze bei Zoom zu
machen. Ich muss sagen, die Jungs machen wirklich viel. Aber einen festen
Trainingsplan gibt es nicht. Erst wenn wir wissen, dass wir bald wieder auf den
Platz dürfen.

Wie würde so eine kurze Vorbereitung dann aussehen?
Kossmann Das ist natürlich auch für mich komplett neu. Ich bin seit anderthalb
Jahren Trainer der ersten Mannschaft und hab noch keine Saison zu Ende
gespielt. Ich muss mir da auch Gedanken drum machen, bin aber guter Dinge.

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                                           ei einem der wenigen Spiele seines
                                           Teams auf dem Stadion-Rasen.

Ihr habt den Blick auch schon auf die kommende Saison gerichtet. Mit
Fabian Weber gibt es einen externen Neuzugang, dazu mehrere Spieler
aus der A-Jugend. Ist die Kaderplanung damit abgeschlossen?
Kossmann Es ist nichts mehr geplant. Es müsste schon einiges
zusammenkommen, damit wir extern nochmal jemanden holen. Auch Fabian
Weber ist quasi ein Andernacher Junge, der zwei Jahre bei mir in der A-Jugend
gespielt hat. Die nächsten zwei, drei Jahre haben wir richtig großes Potenzial in
der Jugend. Auf die Spieler wollen wir setzen. Als Tabellenführer mit Chancen auf
die Oberliga kriegst du natürlich ganz viele Anrufe und Nachrichten, in denen dir
Spieler angeboten werden. Das haben wir alles abgelehnt.

Könnte der Andernacher Weg mit einem Oberliga-Aufstieg nicht auch
vielleicht an seine Grenzen geraten? Weil es da ohne Externe vielleicht
nicht mehr reicht.
Kossmann Möglich. Wenn das wirklich so kommt, dann werden wir das als
Abenteuer ansehen und die Zeit genießen. Wir werden sehen, was wir draus
machen. Wir wissen, dass wir finanziell mit ganz weitem Abstand den geringsten
Etat der Liga hätten. Es wäre dennoch eine coole Sache für uns. Bis dahin ist es
aber noch ein ganz weiter Weg.

Hast du Angst, dass es Jugendspieler gibt, die im Corona-Lockdown die
Lust am Fußball verlieren?
Kossmann Selbstverständlich hat man Angst, dass das bei Kindern passieren
kann. Aber in unserer A- oder B-Jugend wird es keinen geben, der einfach aufhört.
Das sind schon Leistungssportler und Fußballer durch und durch. Die sind mit
Herz dabei. Ähnlich wie bei der Ersten, die sind alle heiß.

Was muss passieren, damit du am Ende mit dem Fußballjahr zufrieden
bist? Der Oberliga-Aufstieg oder einfach nur, dass es weitergeht?
Kossmann Wir wären einfach froh, wenn es weitergeht. Wenn wir unserem
Hobby wieder nachgehen, wir uns drei, vier Mal die Woche auf dem Platz treffen,
trainieren und anschließend ein Bierchen trinken können. Da redet auch keiner
von Oberliga-Aufstieg oder sowas. Wir sind froh, wenn wir wieder kicken können.

Glaubst du denn, dass 2021/22 wieder eine normale Fußballsaison wird?
Kossmann Da gehe ich von aus. Irgendwann muss es ja weitergehen. Nicht nur
im Fußball, sondern generell im Leben. Wir können uns ja nicht für immer zu
Hause einschließen, irgendwann wollen wir wieder unser altes Leben zurück.

Die Fragen stellte Marc Latsch.
Sechs Neuzugänge: SG 99 setzt
auf die Jugend

Auf dem Platz rollt nun schon seit Monaten kein Ball mehr, neben dem Platz
laufen dagegen die Vorbereitungen für die nächste Spielzeit auf Hochtouren. Mit
sechs Neuzugängen aus der eigenen A-Jugend wollen erste und zweite
Mannschaft in der Saison 2021/22 auf Torejagd gehen. Florian Dünker, Michael
Koch, Timon Jost, Paul Zwickert, Drilon Demiraj und Johnny Mosen sind dann neu
im Seniorenbereich dabei.

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s oben nach rechts
unten:      Florian
Dünker,     Michael
Koch, Timon Jost, Paul
Zwickert,     Drilon
Demiraj und Johnny
Mosen.
„Wir werden nächstes Jahr ein gutes und talentiertes Team an den Start bringen“,
sagt Kevin Müller als Trainer der zweiten Mannschaft. „Es ist eine sehr gute
Mischung aus jung und alt.“ Denn auch wenn die „Zwote“ in Zukunft etwas
verjüngt werden soll, neben Talenten dürften auch erfahrene Spieler wie Kim
Kossmann, Georg Egorov und Dominik Grösgen weiter für das Team auflaufen.
Jonas Maxein, Nik Ackermann und Karl Runkowsky sind bereits in der
Winterpause nach Miesenheim gewechselt, weitere Abgänge sollen im Sommer
jedoch nicht folgen. „Der Kader bleibt zusammen“, sagt Müller.

„Es ist unser Ziel, dass wir die Spieler aus der Jugend hochholen“, sagt auch Kim
Kossmann als Trainer der ersten Mannschaft. „Wir arbeiten eng mit der Zweiten
zusammen, damit die Jungs an Spielpraxis kommen.“ Die sechs Neuzugänge
sollen dabei sowohl in der Reserve als auch in der ersten Mannschaft ihre Chance
erhalten.

In welcher Liga die beiden Mannschaften in der nächsten Saison antreten
werden, ist offiziell noch unklar. Müller geht jedoch für die „Zwote“ stark von
einer weiteren Spielzeit in der Kreisliga A aus. Nicht nur, weil er an den
sportlichen Klassenerhalt der Mannschaft glaubt. „Meine persönliche Meinung
ist, dass wir die Saison nicht zu Ende spielen werden“, sagt Müller. „Ich lasse
mich aber gerne positiv überraschen.“

(mlat)

Trainingsbeginn am 2. Februar:
SG 99 startet mit Schnelltest in
die Vorbereitung aufs DFB-
Pokalspiel
Viel Zeit ist seit dem 6:1-Sieg im
                                         DFB-Pokal am Nikolaustag gegen
                                         den Zweitligakonkurrenten FSV
                                         Gütersloh ins Land gegangen. Jetzt
                                         starten die Fußballfrauen der SG 99
                                         Andernach nach achtwöchiger
Abstinenz mit einer behördlichen Ausnahmegenehmigung in die Vorbereitung auf
die nächste Runde in diesem Wettbewerb. Am Dienstag, 2. Februar, steht das
erste offizielle Freilufttraining des Jahres auf dem Programm mit Blick auf das
Viertelfinale (voraussichtlich am 21. März) gegen den Bundesligisten Eintracht
Frankfurt.

Die Mannschaft aus der Mainmetropole um die deutschen Nationalspielerinnen
Laura Freigang, Merle Frohms, Sophia Kleinherne und Sjoeke Nüsken absolviert
ihre erste Punktpartie bereits am 7. Februar gegen den MSV Duisburg, bis zur
Pokalbegegnung stehen dann noch drei weitere Aufgaben im Spielplan bis zum
Vergleich „Bäckermädchen“ gegen „Adlerinnen“. Ungleiche Voraussetzungen?
„Natürlich, aber das ist ja gerade der Reiz in solchen Pokalspielen. Die Mädels
und auch wir Trainer freuen uns auf diese Herausforderung. Wir nehmen es, wie
es kommt“, erklärt das Andernacher Trainergespann Isabelle Hawel und Florian
Stein: „Wir ziehen unseren Plan durch und wollen uns gegen Frankfurt am Tag X
so teuer wie möglich verkaufen und weiter positiv auf uns aufmerksam machen.“

Zurück zum Trainingsbeginn in der kommenden Woche: Statt Leistungsdiagnostik
ganz am Anfang erwartet die SG 99 etwas für sie völlig Neues in Zeiten des
Corona-Lockdowns. „Antigen-Schnelltestung“ heißt die Aufgabe, mit der sich die
Mannschaft plus Trainerstab ab sofort intensiv und vor allem regelmäßig in
Kooperation mit dem Unternehmensverbund MEDI – CENTER | MEDI –
HAUSTHILLMANN
                                            |        beschäftigen
                                                                wird.
                                                                   Freiwillig
                                                                            übrigens,
                                                                                   da
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                                        es seitens des Deutschen Fußball-
                                        Bunds oder der Politik aktuell (noch)
                                        keine konkreten Vorgaben. Einmal
                                        wöchentlich direkt vor der ersten
                                        Übungseinheit, einmal zusätzlich vor
                                        Testspielen müssen sich Spielerinnen
                                        und auch das Funktionsteam dieser
                                        Prozedur unterwerfen. Nach etwa 15
                                        bis 20 Minuten liegen die Ergebnisse
                                        schon vor. Abgenommen werden die
                                        Tests von ehrenamtlichen, aber
                                        eigens geschulten Personen aus dem
medizinischen Bereich. Das alte Umkleidegebäude auf dem Stadiongelände mit
seinen drei Kabinen und dem geräumigen Flur dient dabei sozusagen als
Vereinspraxis. Teamarzt Bernhard Butzmann als Hygienebeauftragter hält die
Hand über das Geschehen.

Der erste, momentan einzige sportliche Test auf dem Platz steht am 28. Februar
bei der TSG 1899 Hoffenheim auf dem Programm. „Ein schweres Kaliber, laut
Tabelle sogar besser als Frankfurt“, beurteilen Hawel und Stein die Qualität des
Champions-League-Aspiranten. Weitere Spiele vor dem Schlagabtausch mit der
Eintracht sind nur schwer bis gar nicht möglich. Die Bundesliga befindet sich
demnächst im Spielbetrieb (zweiwöchige Pause Ende Februar), eine Etage
darunter darf nach derzeitigem Stand bei den meisten Vereinen maximal trainiert
werden. Auch hier eine Ausnahme von der Regel: Der 1. FC Köln gewann den
Vergleich zweier nordrhein-westfälischer Zweitligisten am vergangenen Sonntag
mit 3:0 gegen Borussia Bocholt. Beide Teams unterzogen sich vorab einem
Schnelltest.

Gar nicht mal unwahrscheinlich, dass auch die Punkterunde der 2. Bundesliga
nach bisher nur drei absolvierten Spieltagen bald eine Fortsetzung erfährt. Der
DFB unternimmt derzeit den Versuch, seine semi-professionellen Klassen (2.
Frauen-Bundesliga, Bundesliga und DFB-Pokal der Junioren, optional B-
Juniorinnen-Bundesliga) wieder ins Laufen zu bringen. Das wird frühestens am
ersten März-Wochenende der Fall sein, tendenziell eher Mitte oder Ende des
Monats. Einen dreiwöchigen Trainingsvorlauf erachtet der DFB dabei als
ausreichend. Am Freitag tagt das Präsidium, um einen entsprechenden Beschluss
auf den Weg zu bringen. Als unabdingbare Basis dient ein 50-seitiges
Hygienekonzept in enger Anlehnung an die für die Fußball-Profiligen geltenden
Vorgaben. Über eine erste Fassung wurde bereits am 21. Januar im Rahmen einer
virtuellen Tagung aller Zweitliga-Klubs ausgiebig diskutiert.

Die SG 99 sieht dem Fall der Fälle entspannt entgegen. Geschäftsführer Bodo
Heinemann sagt: „Das ist alles für uns leistbar. Infrastrukturell bietet das
Andernacher Stadion in vielerlei Hinsicht beste Bedingungen. Wir bleiben
demütig, sind aber gewappnet.“ Finanziell müssen sich die Frauen-Zweitligisten
in diesem Zusammenhang nicht sonderlich sorgen: Der DFB hat mehr als nur
angedeutet, die Kosten für alle Testungen ab Re-Start übernehmen zu wollen
(rund 150 Euro pro Reihe bei 30 Personen). Das gilt im Übrigen schon definitiv
für die beiden unmittelbar vor dem Pokalspiel gegen Eintracht Frankfurt
erforderlichen Testreihen. Der große Unterschied: Hier sind die weitaus
umfangreicheren und bis zu zwölfmal teureren PCR-Testungen notwendig. Bis zu
diesem Zeitpunkt ist aber noch viel Wasser im Rhein an Andernach
vorbeigeflossen.

Trainingsbeginn: Ab dem 2. Februar bereiten sich die Bäckermädchen gezielt und
konzentriert auf das DFB-Pokalspiel gegen Eintracht Frankfurt vor. Foto: Tobias
Jenatschek/picsahr.de
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