Dialogforum 2014 Unternehmen Biologische Vielfalt 2020 - Berlin, 31. März 2014 Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt Dokumentation - BFN
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Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt Dialogforum 2014 Unternehmen Biologische Vielfalt 2020 Berlin, 31. März 2014 Dokumentation
Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt Dialogforum zur Dokumentation biologischen Vielfalt Berlin, 31. März 2014 Inhaltsverzeichnis Hintergrund………………………………………………………………………………………………….. 2 Ziele des Dialogforums…………………………………………………………………………………..… 2 Programm……………………………………………………………………………………………………. 3 Teilnehmende am Dialogforum……………………………………………………………………………. 4 Ergebnisse…………………………………………………………………………………………………… 4 Einführung…………………………………………………………………………………………………. .. 6 „Unternehmen Biologische Vielfalt 2020“ – laufende Aktivitäten.…………………………………… ... 9 Vorträge…………………………………………………………………………………………………… . 11 Biologische Vielfalt in Unternehmen – Praxiserfahrungen ……………………………….................. 12 Dialogforum zur biologischen Vielfalt Ergebnisse der Diskussionen in Kleingruppen ..………………………………………………. .... ……13 Abschließende Vorträge…………………………………………………………………………………. . 15 Impressionen von der Veranstaltung…………………………………………………………………... . 17 Ansprechpartner Dr. Kilian Delbrück Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit Referat N I 1 Robert-Schuman-Platz 3 53175 Bonn E-Mail: Kilian.Delbrueck@bmub.bund.de Karin Robinet Bundesamt für Naturschutz Fachgebiet I 2.1 Konstantinstraße 110 53179 Bonn E-Mail: Karin.Robinet@BfN.de Text und Gestaltung nova-Institut für Ökologie und Innovation Arno Todt Chemiepark Knapsack Industriestraße 300 50354 Hürth E-Mail: Arno.Todt@nova-Institut.de Titelfoto: intention.de 1
Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt Dialogforum zur Dokumentation biologischen Vielfalt Berlin, 31. März 2014 Dialogforum zur biologischen Vielfalt Dialogforum 2014 Unternehmen Biologische Vielfalt 2020 Berlin, 31. März 2014 Hintergrund Im Rahmen des Umsetzungsprozess der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt (NBS) wurde im März 2013 der Startschuss für die Dialog- und Aktionsplattform „Unternehmen Biologi- sche Vielfalt 2020“ (UBi 2020) gegeben. Wie können Schutz und Nutzung der biologischen Viel- falt so gestaltet werden, dass die Vielfalt der Arten und Naturräume erhalten bleibt und sich mit den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Interessen verbindet? Vor dem Hintergrund dieser Frage hat das Bundesumweltministerium (BMUB) gemeinsam mit der deutschen Wirtschaft und Dialogforum zur biologischen Vielfalt Naturschutzorganisationen das langfristig angelegte Projekt „Unternehmen Biologische Vielfalt 2020“ ins Leben gerufen. Zu den Begründern und Unterstützern der Plattform zählt eine wach- sende Zahl an Institutionen. Dazu gehören: BMUB, BMWi, BfN, UBA, die Wirtschaftsverbände BDI, DIHK, ZDH, BDEW, HDE, VDA, die Naturschutzorganisationen NABU, WWF, Global Nature Fund (GNF) sowie die Initiativen 'Biodiversity in Good Company', econsense und VfU. Ein wichtiges Element der Dialogplattform bilden jährliche Dialogforen, die den Akteuren den Austausch zum Thema erlauben und aktuelle Entwicklungen aus „Unternehmen Biologische Viel- falt 2020“ vermitteln. Am 31. März 2014 fand nun in Berlin das erste Dialogforum nach dem Start von „Unternehmen Biologische Vielfalt 2020“ statt. Das Dialogforum bot die Möglichkeit, aktuelle Informationen zur Umweltpolitik in der neuen Legis- laturperiode zu erhalten und mit Fachleuten aus Wirtschaft und Naturschutz weitere Kernthemen zu diskutieren: Integration biologischer Vielfalt in Unternehmensprozesse, Herausforderungen im Liegenschaftsmanagement, Engagement für Naturschutzprojekte außerhalb des Betriebes. Dar- über hinaus erlaubt es die Veranstaltung, die UBi 2020 Dialog- und Aktionsplattform besser ken- nen zu lernen und Vorschläge für die Weiterentwicklung zu machen. Ziele des Dialogforums Das Dialogforum zielte darauf ab, den Dialog von Wirtschaft und Naturschutz zum Thema ‚biolo- gische Vielfalt’ fortzusetzen und dabei die Fortschritte von „Unternehmen Biologische Vielfalt 2020“ zu erörtern, sowie neue Aktivitäten anzustoßen. Ziel der Veranstaltung war es, dazu beizu- tragen, weitere Unternehmen für den Schutz der biologischen Vielfalt und eine naturgerechte Nutzung zu sensibilisieren sowie das Bewusstsein für den volks- und betriebswirtschaftlichen Wert der biologischen Vielfalt zu stärken. Erfolgsvoraussetzungen und Herausforderungen der Integration und Umsetzung biologischer Vielfalt in der Wirtschaft sollten dazu an ausgewählten Beispielen erörtert werden. 2
Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt Dialogforum zur Dokumentation biologischen Vielfalt Berlin, 31. März 2014 Programm 10:30 Umweltpolitik in der neuen Legislaturperiode Dr. Elsa Nickel, Abteilungsleiterin im Bundesumweltministerium, Bonn 10:50 Unternehmen Biologische Vielfalt 2020 - eine Einschätzung aus Sicht von Mitgliedern des Initiativkreises Dr. Thomas Holtmann, Abteilungsleiter im Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) Marion Hammerl, Präsidentin des Global Nature Funds (GNF) 11:10 Dialog- und Aktionsplattform „Unternehmen Biologische Vielfalt 2020“ - aktueller Stand Dr. Kilian Delbrück, Referatsleiter im Bundesumweltministerium, Bonn 11:30 Dialog- und Aktionsplattform „Unternehmen Biologische Vielfalt 2020“ - Präsentation laufender Aktivitäten - Nachhaltigkeitsinitiative Futouris, Dr. Ines Carstensen, Futouris Dialogforum zur biologischen Vielfalt - Marktplatz Natur, Dr. Katja Arzt, EUROPARC Deutschland - Kolloquium Umsetzung Naturschutzrecht, Catrin Schiffer, Bundesverband der Deutschen Industrie 12:10 Mit Unternehmen zu mehr biologischer Vielfalt!? – Ausgewählte Ansätze und Arbeiten aus dem BfN Prof. Dr. Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) 12:30 Mittagsimbiss 13:30 Die Umsetzung der europäischen Biodiversitätsstrategie Marco Fritz, Europäische Kommission DG Environment, Brüssel 13:50 Biologische Vielfalt in Unternehmen – Praxiserfahrungen Biologische Vielfalt in betrieblichen Kernprozessen „Die Selbstverpflichtung der Firma Faber-Castell zum Erhalt der biologischen Viel- falt“ Gisbert Braun‚ Faber-Castell AG, Head of Corporate Quality & Sustainability und Stellv. Vorstandsvorsitzender der ‚Biodiversity in Good Company’ Initiative Engagement für biologische Vielfalt in Projekten außerhalb des Betriebes „NABU und Veolia – gemeinsames Engagement für biologische Vielfalt“ Sylke Freudenthal, Veolia Deutschland, Beauftragte für Nachhaltige Entwicklung Naturfreundliches Management betrieblicher Flächen „Naturnahe Gestaltung von Firmengeländen“ Dr. Nicole Schrader, Heinz Sielmann Stiftung, Projektleiterin 14:50 Diskussion in Kleingruppen (mit Vertreter/innen aus den Praxisbeispielen) - Biologische Vielfalt in betrieblichen Kernprozessen - Engagement für biologische Vielfalt in Projekten außerhalb des Betriebes - Naturfreundliches Management betrieblicher Flächen 15:50 Kaffeepause 3
Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt Dialogforum zur Dokumentation biologischen Vielfalt Berlin, 31. März 2014 16:20 Botschaften und Kernresultate aus den Kleingruppendiskussionen Moderatoren der Kleingruppen 16:40 Kritische Anmerkungen aus Sicht eines Naturschutzverbandes Magnus Wessel, Leiter Naturschutzpolitik, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) 16:55 Resümee und Perspektiven für „Unternehmen Biologische Vielfalt 2020“ Dr. Kilian Delbrück, Referatsleiter im Bundesumweltministerium, Bonn 17:15 Ende Die Präsentationen des Dialogforums stehen als Download zur Verfügung unter www.nova-institut.de/nachhaltige_regionalentwicklung/index.php?tpl=downloadlist&lng=de Teilnehmende am Dialogforum Dialogforum zur biologischen Vielfalt An der Veranstaltung nahmen rund 120 Personen aus Unternehmen, Wirtschafts- und Natur- schutzverbänden sowie Naturschutzverwaltungen, -stiftungen und aus Forschung und Wissen- schaft teil. Das Spektrum reichte von Vertreter/innen der Unternehmen Audi AG, Bahn AG, CEMEX AG, Knauf AG, Michelin AG, REWE AG und Werner & Mertz GmbH über die Länderum- weltministerien, Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt sowie NABU, WWF und BUND bis zu BDI, DIHK, ZDH, Bundesverband der Baustoffe, VDA, MIRO und Helmholtz- Zentrum für Umweltforschung (UFZ). Ergebnisse Das Dialogforum bot einen sehr guten Rahmen, Informationen zu den drei Schwerpunktthemen zu sammeln und Erfahrungen auszutauschen. Biologische Vielfalt in betrieblichen Kernprozessen Es wurde offensichtlich, dass für Unternehmen, die sich mit biologischer Vielfalt befassen, bei entsprechenden Aktivitäten das Kerngeschäft im Mittelpunkt stehen sollte. Dabei bilden die globa- len Lieferketten der Unternehmen einen wichtigen Aspekt, der für alle Seiten eine Herausforde- rung bildet. Eine weitere Aufgabe liegt in der Schließung von Wissenslücken, die für unternehme- rische Entscheidungen wichtig sind, wie etwa zum „ökologischen Fußabdruck“ von Rohstoffen und Produkten sowie bei Indikatoren und Standards der biologischen Vielfalt. Daher sollte das bestehende Analyseinstrumentarium (z.B. Ökobilanzen) weiterentwickelt werden, um Unterneh- men dabei zu unterstützen, ihre wesentlichen Bezüge zur biologischen Vielfalt festzustellen und ins Umweltmanagement einzubeziehen. Frau Prof. Dr. Jessel, Präsidentin des BfNs, verwies in diesem Zusammenhang auf laufende vom BfN geförderte Forschungsvorhaben. 4
Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt Dialogforum zur Dokumentation biologischen Vielfalt Berlin, 31. März 2014 Engagement für biologische Vielfalt in Projekten außerhalb des Betriebes Die Zusammenarbeit von Unternehmen und Naturschutzverbänden in Naturschutz- und Biodiver- sitätsprojekten ist in Deutschland verbreitet. Die Erfahrungen zeigen, dass erfolgreiche Koopera- tionen Entwicklungszeit erfordern, klare Zielstellungen und eine gute Kommunikation. Beispiele reichen von der Kooperation des NABU mit Volkswagen und Veolia, über die Zusammenarbeit von REWE und dem Global Nature Fund zum Thema Lieferketten bis zu gemeinsamen Projekten des BUND mit Neuland, der Deutschen Bahn und dem Handelsunternehmen Tegut. Auf Seiten von Naturschutzverbänden werden diese Kooperation unter dem Gesichtspunkt der Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit immer wieder kritisch diskutiert. Die Teilnehmer/innen der Veranstaltung waren sich darin einig, dass bei diesen Projekten eine glaubwürdige und angemessene Kommunikation nach außen erfolgt müsse. Aktivitäten, die ins- besondere im Verhältnis zum Kerngeschäft überzogen beworben würden, dürften schnell als Feigenblätter entlarvt und als Greenwashing angeprangert werden. In diesem Zusammenhang wurden die Aktivitäten, die im Rahmen von Unternehmen Biologische Vielfalt 2020 zur glaubwür- Dialogforum zur biologischen Vielfalt digen Kommunikation von Unternehmen erfolgen, positiv gewertet. Naturfreundliches Management betrieblicher Flächen Ein naturfreundliches Management betrieblicher Flächen bietet Unternehmen eine hohe Aufent- haltsqualität für Mitarbeiter/innen, die positive Wertschätzung bei Mitarbeitern, Kunden und An- wohnern sowie die Unterstützung des Umweltbewusstseins im Unternehmen insgesamt. Bei vielen Unternehmen besteht ein Interesse an diesem Thema. Naturschutzverbände und Be- triebe arbeiten daran vor Ort immer wieder eng zusammen. Das Themenfeld bietet Unternehmen eine gute Möglichkeit, Hürden gegenüber einem Biodiversitätsengagement abzubauen und einen guten motivierenden Einstieg, um aktiv zu werden. Darüber hinaus bietet dieser Ansatz die Mög- lichkeit, Mitarbeiter vor Ort einzubeziehen und Eigeninitiative zu fördern. Dabei können die be- trieblichen Aktivitäten über ihre Vorbildfunktion für Mitarbeiter und ihr privates Grün Multiplikator- effekte entfalten. Allerdings besteht bei Unternehmen die Befürchtung, dass ein naturfreundliches Management betrieblicher Flächen dazu führt, dass entsprechend gestaltete Vorhalteflächen aufgrund der rechtlichen Regelungen, unter Naturschutz gestellt werden und nicht mehr genutzt werden kön- nen. Diese Sorge stehe aktuell einem breiteren Engagement von Unternehmen für die biologi- sche Vielfalt vor Ort entgegen sowohl im Hinblick auf kleine Betriebsflächen als auch bezüglich größerer Strukturen. Vorgeschlagen wurde, einen rechtlich fundierten Handlungsleitfaden zu entwickeln und eine rechtliche Klärung zu finden im Sinne eines Naturschutzes auf Zeit. Der BUND machte in seinen kritischen Anmerkungen zur Veranstaltung deutlich, dass es bei den Aktivitäten zur biologischen Vielfalt nicht bei einem Kurieren an Symptomen bleiben dürfe, son- dern Wertschöpfungsziele von Unternehmen mehr Rücksicht auf die Begrenztheit von Fläche und Ressourcen nehmen müssten. Die Frage, ob die biologische Vielfalt überhaupt in der Zusam- menarbeit mit Unternehmen gestärkt werden kann, bewertete Prof. Dr. Jessel, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz, positiv - allerdings unter gewissen Voraussetzungen. 5
Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt Dialogforum zur Dokumentation biologischen Vielfalt Berlin, 31. März 2014 Darüber hinaus lieferte die Veranstaltung eine gute Übersicht über laufende politische Aktivitäten in Deutschland und auf europäischer Ebene, die dazu beitragen, im Bereich Unternehmen und biologischer Vielfalt weitere Fortschritte zu erzielen. Einführung Umweltpolitik in der neuen Legislaturperiode Dr. Elsa Nickel, Abteilungsleiterin im Bundesumweltministerium (BMUB) Frau Dr. Nickel begrüßte die Teilnehmenden und wies auf die wichtige Funktion der Dialog- und Aktionsplattform „Unternehmen Biologische Vielfalt 2020“ hin, um die Wirtschaft in die Umsetzung der Dialogforum zur biologischen Vielfalt Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt einzubeziehen. Im Weiteren gab die BMUB Abtei- lungsleiterin einen Überblick über wichtige umweltpolitische Vorhaben in der neuen Legislaturpe- riode. So wies sie auf den neuen Bericht zur Lage der Natur hin. Das Netz Natura 2000 lässt erste Erfolge erkennen, bedrohte Arten kehren nach Deutschland zu rück, z.B. Fischotter, Luchs und Wildkatze. Aber es sind noch viele Anstrengungen nötig, um Lebensräume wieder zu stabili- sieren, die in den letzten Jahren durch Übernutzung gelitten haben, zum Beispiel Grünland und Meere. Als dringende Handlungsfelder, um dieser Entwicklung entgegen zu wirken, benannte Dr. Nickel die Energiepolitik, die Landwirtschaft und den Hochwasserschutz. Den Flüssen müsse im Sinne des Natur- und Hochwasserschutzes mehr Raum gegeben werden, weshalb das BMUB an einem Programm zum „präventiven Hochwasserschutz“ arbeitet. Die Landwirtschaft habe mit einem Anteil von 54 Prozent an der Landfläche Deutschlands eine besondere Verantwortung für die biologische Vielfalt. Das BMUB ist hierzu in intensiven Diskussionen mit dem BMEL. Und, in der Energiepolitik solle der Trend zu immer umfangreicheren Flächen des Anbaus von Energiepflan- zen gestoppt werden. Weiter erklärte Frau Dr. Nickel, dass die Bundesregierung gute Fortschritte bei der Entwicklung von 155.000 Hektar bundeseigener Fläche als „Nationales Naturerbe“ mache und bei dem Ziel, auf 10 % der Waldfläche eine natürliche Entwicklung zuzulassen, eine Vorbildfunktion einnehme. Im weiteren Verlauf ging Dr. Elsa Nickel auf weitere umweltpolitische Themen, wie den Klima- schutz und den europäischen Emissionshandel, ein. Noch in diesem Jahr werde das BMUB einen nationalen Klimaschutzplan vorlegen. Im Bereich der Kreislaufwirtschaft gehe das BMUB gegen den gezielten Missbrauch bei den „dualen Systemen“ vor und werde die Rückgabe alter Elektro- und Elektronikgeräte für Verbraucher künftig einfacher gestalten. Schließlich erklärte die BMUB Abteilungsleiterin zum neuen Ressortzuschnitt des Ministeriums, dass in der engeren Zusammenarbeit von Umwelt, Bauen und Stadtentwicklung gute Synergien zu erwarten sind, insbesondere im Hinblick auf die Reduzierung von Treibhausgasemissionen 6
Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt Dialogforum zur Dokumentation biologischen Vielfalt Berlin, 31. März 2014 und die Verringerung des Flächenverbrauchs in Deutschland, aber auch um mehr Naturschutz im urbanen Bereich zu verwirklichen.. Abschließend machte Frau Dr. Nickel deutlich, dass sich die Bundesregierung weiterhin zur Um- setzung der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt bekenne. Dafür stehe die Vereinbarung im aktuellen Koalitionsvertrag. Als unerlässlichen Beitrag für die Umsetzung betonte sie das En- gagement der Naturschutzverbände und den Dialog mit den allen wichtigen gesellschaftlichen Akteuren. Unternehmen Biologische Vielfalt 2020 - eine Einschätzung aus Sicht von Mitgliedern des Initiativkreises Dr. Thomas Holtmann, Abteilungsleiter im Verband der Deutschen Industrie (VDI) Dr. Holtmann bekundete, dass „Unternehmen Bio- logische Vielfalt 2020“ aus Sicht der deutschen Dialogforum zur biologischen Vielfalt Industrie einen guten Prozess darstellt, der als Vor- bild für die Kommunikation zwischen Wirtschaft und Umweltverbänden sowie zwischen Unter- nehmensforen und Bundesregierung auch in anderen Themengebieten der Umweltpolitik dienen könne. Er unterstützte die Initiative, da sie eine konstruktive Kommunikation und ein gegenseiti- ges Verständnis zwischen den unterschiedlichen Stakeholdern fördere. Herr Dr. Holtmann sah Politik und Gesellschaft aufgerufen, bei Prozessen, wie etwa der Realisie- rung von Natura 2000, alle Interessen im Sinne der Nachhaltigkeit gleichermaßen zu berücksich- tigen und zu einem gerechten Ausgleich zu bringen. So sollten alle naturschutzrechtlichen Prü- fungen mit Vernunft und Augenmaß durchgeführt werden. Hier könne der UBi-Prozess mit dem Aktionsfeld „Biologische Vielfalt und Naturschutzrecht“ wichtige Beiträge leisten und einen praxis- orientierten Austausch zwischen Unternehmen und Naturschutzbehörden fördern. Er erklärte, dass die Belastung der Industrie bei einem wissenschaftlich gesicherten Ausschluss von Beein- trächtigungen von Natura-2000-Gebieten sehr hoch sei. Die damit verbundenen naturschutzfach- lichen Fragestellungen sollten einer übergeordneten Lösung zugeführt werden, damit in der ge- samten Industrie mehr Potenzial für freiwilliges Engagement zum Schutze der biologischen Viel- falt entstehen können. Neben naturschutzfachlichen Aspekten beschäftige sich die Wirtschaft derzeit auch mit der For- derung nach der Internalisierung externer Kosten und den Ansätzen einer Integration des The- mas Biodiversität in das betriebliche Umweltmanagement, so Dr. Holtmann. Hier liefere die Dis- kussion über praktikable Steuerungsgrößen und Indikatoren innerhalb des UBi-Prozesses wert- volle Hinweise. Abschließend erklärte Dr. Thomas Holtmann, dass Umweltverbände, Regierung und Wirtschaft in einigen Punkten unterschiedliche Sichtweisen vertreten, aber oft genug die gleichen Ziele anvi- sieren. Diese Ziele gelte es, herauszuarbeiten und im Dialog gemeinsam weiter zu verfolgen. 7
Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt Dialogforum zur Dokumentation biologischen Vielfalt Berlin, 31. März 2014 Marion Hammerl, Präsidentin des Global Nature Fund (GNF) Marion Hammerl wies in ihrem Statement auf die globalen Verluste an biologischer Vielfalt und Öko- systemen hin und auf die Verantwortung deutscher Unternehmen mit ihren globalen Biodiversitäts- Footprints. Viele Argumente sprechen nach An- sicht von Frau Hammerl für den Erhalt der biologi- schen Vielfalt: die Sicherung von Ressourcen sowie der Erhalt wichtiger Wirtschafts- und Le- bensgrundlagen. Ebenso viele Argumente würden vorgebracht, um sich nicht um die Biodiversität zu kümmern: zu große Komplexität, mangelnder Einfluss auf die Lieferkette sowie zusätzliche Kosten und vermeintliche Wettbewerbsnachteile. Biologische Vielfalt sei komplex, aber das sei Qualitätssicherung auch und die würde von Unter- nehmen sehr gut kontrolliert. Mehr Unternehmen sollten beginnen, sich mit dem Thema biologi- Dialogforum zur biologischen Vielfalt sche Vielfalt intensiver zu beschäftigen, auch wenn noch offene Fragen bestehen und die letzt- endliche Methode noch nicht vorliege. Es sollte begonnen werden und offene Punkte könnten im laufenden Prozess geklärt werden im Sinne von „learning by doing“. Unternehmen Biologische Vielfalt 2020 sei ein hilfreicher Begleiter, bei dem die Wirtschaftsver- bände die Aufgabe übernehmen sollten, insbesondere KMUs mit branchenspezifischen Informa- tionen und Instrumenten zu versorgen. Die Naturschutzverbände seien bereit, ihr Know-how ein- zubringen, wenn sich die Wirtschaftsverbände mit den Herausforderungen ernsthaft auseinan- dersetzten. Darüber hinaus unterstrich Frau Hammerl, dass die Wirtschaftsverbände das Thema biologische Vielfalt intensiver über ihre Kommunikationswege verbreiten sollten und damit zum Mainstreaming beitragen könnten. Bei der dramatischen Entwicklung der Biodiversität könne man nicht nur auf freiwillige Instrumen- te setzen; auch die Behörden seien gefragt, die gesetzlichen Rahmenbedingungen weiterzuent- wickeln. Ziel müsse es sein, dass Vorreiterunternehmen nicht benachteiligt würden, sondern alle Betriebe die gleichen Bedingungen hätten. Es sei nicht akzeptabel, dass umweltverträgliche Pro- dukte teurer seien als umweltschädlichere Erzeugnisse. Marion Hammerl sah in der die Internali- sierung der Umweltkosten (inkl. Biodiversität) eine wichtige Aufgabe von UBi 2020, um Änderun- gen in Richtung einer Green Economy zu erreichen. Dialog- und Aktionsplattform „Unternehmen Biologische Vielfalt 2020“ - aktueller Stand Dr. Kilian Delbrück,Referatsleiter im Bundesumweltministerium (BMUB) Dr. Delbrück informierte über die Realisierung der Dialog- und Aktionsplattform. Im Bereich der Dialog- plattform wies er auf sechs Punkte hin: 8
Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt Dialogforum zur Dokumentation biologischen Vielfalt Berlin, 31. März 2014 die jährlichen Dialogforen; die UBi 2020-Webseite, die unter www.biologischevielfalt.de/ubi_2020.html zu finden ist; den Initiativkreis, als UBi 2020 Begleit-und Steuerungsgremium; die Koordinierungsstelle als ständiger Anlaufpunkt für alle Interessierten ('Biodiversity in Good Company' Initiative, Berlin; nova-Institut, Hürth); den Aufbau eines Kontaktnetzwerks aus Ansprechpersonen in IHKs, HWKs Verbänden und Länderministerien (nova-Institut, Hürth). Die Aktionsplattform soll zu einem Schaufenster vielfältiger Projekte entwickelt werden, mit denen die deutsche Wirtschaft ihre Verantwortung für den Schutz von biologischer Vielfalt und Ökosys- temleistungen wahrnimmt, so fasst Dr. Delbrück eine Aufgabe von UBi 2020 zusammen. In der Präsentation der laufenden und neuen Aktivitäten in den sieben Aktionsbereichen von „Unternehmen Biologische Vielfalt 2020“ machte er deutlich, dass insbesondere im Bereich „Fi- nanzierung von Naturschutzprojekten in Kooperation mit Unternehmen“ neue Projekte in die Plattform aufgenommen werden konnten. Dialogforum zur biologischen Vielfalt Schließlich warb Dr. Kilian Delbrück für die Beteiligung weiterer Organisationen und Verbände am Kreis der UBi 2020 Unterstützer sowie für die Teilnahme an der Aktionsplattform, die den Aktivitä- ten zusätzliche Aufmerksamkeit und Anerkennung bietet. „Unternehmen Biologische Vielfalt 2020“ - laufende Aktivitäten Nachhaltigkeitsinitiative Futouris Prof. Dr. Ines Carstensen, Futouris Prof. Dr. Ines Carstensen machte deutlich, dass es bei der Nachhaltigkeitsinitiative der großen Touris- musunternehmen in Deutschland, an der unter anderem TUI, Neckermann und Thomas Cook beteiligt sind, darum geht, die Nachhaltigkeitsper- formance der Unternehmen zu optimieren und neue Nachhaltigkeitsprozesse zu initiieren. Dieses erfolge im Rahmen von Projekten, Sensibili- sierung und Innovation, begleitet durch Wissenschaft und Stakeholder-Prozesse. Dabei setzt Futouris darauf, über einen Prozess von mehreren Jahren von ersten Patenprojekten zu Bran- cheninnovationen und Standards zu kommen. Futouris führt zur Steuerung und Vernetzung der verschiedenen Partner aus Wissenschaft, Tourismuswirtschaft und Politik eine zentrale Koordi- nierungsstelle mit dem Namen C.I.S.T. ein. 9
Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt Dialogforum zur Dokumentation biologischen Vielfalt Berlin, 31. März 2014 Marktplatz Natur Dr. Katja Arzt, EUROPARC Deutschland Dr. Katja Arzt erklärte, dass in den Nationalen Na- turlandschaften eine große Zahl an Projektansätzen bestehen, die einen wichtigen Beitrag für Natur und Klima versprechen. Viele dieser Projekte könnten nicht wirkungsvoll umgesetzt werden, da es an finanzieller und personeller Ausstattung fehle. Für Unternehmen gewinne das Thema „Nachhaltigkeit“ an Bedeutung und werde immer mehr zu einem integralen Bestandteil der betrieblichen Strategien. Verbraucher möchten klar und deutlich wissen, mit welchem Ressourcenverbrauch die Erzeugung von Produkten verbunden ist. Damit werden Natur- und Klimaschutz zum Wettbewerbsfaktor. Um Partner aus den Nationalen Natur- landschaften und Unternehmen zusammen zu bringen, betreibt EUROPARC Deutschland die internetbasierte Angebotsplattform „Marktplatz Natur“. Anbieter und Nachfrager von Projekten für Dialogforum zur biologischen Vielfalt Umwelt- und Klimaschutz treffen hier zusammen. EUROPARC Deutschland koordiniert die unter- schiedlichen Projekte, stellt sie übersichtlichen Projektprofilen vor und berichtet kontinuierlich über den Fortgang. Kolloquium Umsetzung Naturschutzrecht Catrin Schiffer, Bundesverband der Deutschen Industrie (VDI) In ihrer Präsentation machte Catrin Schiffer deutlich, dass es beim Kolloquium Umsetzung Naturschutz- recht darum geht, dass Wirtschaftsvertreter ge- meinsam mit Behörden herausarbeiten, wie natur- schutzfachliche Zielsetzungen mit weniger Belas- tungen für Unternehmen genauso gut oder besser zu erreichen sind. Dazu hat es 2013 einen ersten Austausch zwischen Vertretern von BMU, BDI, LANA, UBA und BfN zu Anwendungsprob- lemen im Naturschutzrecht gegeben. Im weiteren Verlauf organisiert der BDI weitere Fachge- spräche zu den Themenkomplexen Critical Loads und artenschutzrechtliche Probleme. Im Jahr 2013 hat ein erstes Fachgespräch zu Critical Loads stattgefunden; im Jahr 2014 folgen weitere mit den Schwerpunkten Stickstoff, Säure und Schwermetalleinträge in FFH-Gebieten. Die Gespräche zu artenschutzrechtlichen Fragestellungen beginnen im Sommer 2014 mit Schwer- punkten in rechtliche und methodische Unsicherheiten bei der Anwendung der Natura-2000- Richtlinie und der Vogelschutzrichtlinie. Ziel der Gespräche sei es, so Frau Schiffer, Lösungen zu finden, damit in der gesamten Industrie das Potenzial für freiwilliges Engagement zum Schutze der biologischen Vielfalt mobilisiert werden kann. 10
Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt Dialogforum zur Dokumentation biologischen Vielfalt Berlin, 31. März 2014 Vorträge Mit Unternehmen zu mehr biologischer Vielfalt!? – Ausgewählte Ansätze und Arbeiten aus dem BfN Prof. Dr. Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) In ihren Überlegungen zu der Frage, ob die biologi- sche Vielfalt in der Zusammenarbeit mit Unterneh- men gestärkt werden kann, kam Prof. Dr. Beate Jessel zu einer positiven Bewertung. Diese Einschätzung erfolgte allerdings unter der Vorausset- zung, dass es gelingt, den Einfluss von Unternehmen und Produkten auf die biologische Vielfalt genauer zu ermitteln, Wissenslücken zu schließen bzw. vorhandenes Wissen zu verbreiten, hemmende und fördernde Bedingungen zu identifizieren, um entsprechende ökonomische Anrei- Dialogforum zur biologischen Vielfalt ze zu setzen und Fehlanreize zu beseitigen sowie konkrete Handlungsmöglichkeiten aufzuzei- gen. In ihrer Präsentation stellte Prof. Dr. Jessel Projekte aus dem BfN vor, von denen erwartet wird, dass sie dazu beitragen, diese Voraussetzungen zu verbessern. So arbeitet „Naturkapital Deutschland – TEEB.DE“, unter anderem dazu, wichtige Synergien zwischen Naturkapital und Klimapolitik zu verdeutlichen. Mit dem Projekt „Biologische Vielfalt in Öko-Bilanzen“ trägt das BfN mit dazu bei, zu einer Methodik zu kommen, um Auswirkungen von Produktsystemen auf die Biodiversität, basierend auf ISO 14040 & 14044, zu erfassen und diese in Ökobilanzierungssoft- ware zu integrieren. Das Label „Friends of Fair Wild“ fördert die Transparenz im Hinblick auf na- turverträgliche Wildsammlung von Pflanzen beim Rohstoffeinkauf. Die Umsetzung der europäischen Biodiversitätsstrategie Marco Fritz, Europäische Kommission DG Umwelt, Brüssel Marco Fritz klärte über die Brüsseler Pläne zur Wei- terführung der Europäischen Business & Biodiversi- ty Plattform auf und stellte dabei unter anderem drei wesentliche Arbeitsfelder zur Umsetzung der Euro- päischen Biodiversitätsstrategie heraus: Natural Capital Accounting (MAES), Innovation (GI, NNL) und den Zugang zu Finanzierungsinstrumenten wie NCFF. Im Hinblick auf das Thema „Grünen Infrastruktur“ (GI) erläuterte er die strategische Prioritäten- setzung der Kommission: Einbeziehung von GI in die wichtigsten Politikbereiche und ihre Finanzierungsmechanismen (Leitfäden, beispielhafte Maßnahmen, Informationsaustausch); Verbesserung der Informationsgrundlagen und Förderung von Innovationen und Standards; 11
Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt Dialogforum zur Dokumentation biologischen Vielfalt Berlin, 31. März 2014 besserer Zugang zu innovativen Finanzierungsmechanismen; Unterstützung für Programme/Projekte auf EU-Ebene (TEN). Im Weiteren ging der Kommissionsvertreter auf die „No Net Loss“ (NNL) Initiative der Europäi- schen Kommission ein und wies auf die Internetkonsultation (Frühjahr 2014), die „Impact Asses- sments“ (laufend bis Anfang 2015) sowie die geplante Verabschiedung im Jahr 2015 hin. Ab- schließend stellte Marco Fritz verschiedene Finanzierungsinstrumente für Biodiversitätsprojekte auf EU-Ebene vor. Biologische Vielfalt in Unternehmen – Praxiserfahrungen Biologische Vielfalt in betrieblichen Kern- prozessen: „Die Selbstverpflichtung der Firma Faber- Castell zum Erhalt der biologischen Vielfalt“ Gisbert Braun‚ Faber-Castell AG, Dialogforum zur biologischen Vielfalt Head of Corporate Quality & Sustainability Im Schwerpunktbereich „biologische Vielfalt in be- trieblichen Kernprozessen“ klärte Gisbert Braun von Faber-Castell auf über die Wahrnehmung der ökologischen und sozialen Verantwortung des Unternehmens in Deutschland und an seinen Standorten weltweit. Im weiteren Verlauf berichtete Herr Braun darüber, wie sich das Unternehmen Faber-Castell in der Bewirtschaftung der unter- nehmenseigenen Holzplantagen in Brasilien und bei der Aufforstung von Weideland für die biolo- gische Vielfalt einsetzt. Darüber hinaus ging er auf die Aktivitäten zur nachhaltigen Forstentwick- lung in Kolumbien ein. Die Faber-Castell AG ist Mitglied bei „Biodiversity in Good Company“ und Gisbert Braun stellvertretender Vorstandsvorsitzender dieser unternehmensübergreifenden Initia- tive. Engagement für biologische Vielfalt in Projekten außerhalb des Betriebes: „NABU und Veolia – gemeinsames Engagement für biologische Vielfalt“ Sylke Freudenthal, Veolia Deutschland, Beauftragte für Nachhaltige Entwicklung Sylke Freudenthal präsentierte zum Themenkom- plex „Engagement für biologische Vielfalt in Projek- ten außerhalb des Betriebes“ die Zusammenarbeit ihres Unternehmens mit dem NABU Bundes- verband. Veolia kooperiert mit dem Naturschutzverband bei der Renaturierung der Havel. Hierbei geht es um die finanzielle Unterstützung bei der Sicherung der unteren Havel-Niederung als na- turnahe Fluss-und Auenlandschaft und die Entwicklung naturnaher Gewässerstrukturen. Gleich- zeitig berät der Naturschutzbund Deutschland das Unternehmen bei der Entwicklung der biologi- 12
Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt Dialogforum zur Dokumentation biologischen Vielfalt Berlin, 31. März 2014 schen Vielfalt an den Betriebsstandorten. Schließlich hat die Förderung durch Veolia dem NABU die Studie „Das Blaue Band - Naturschutz als Chance für die Wasserstraßenreform“ ermöglicht. Darüber hinaus engagiert sich Veolia Deutschland in Kooperation mit dem NABU Gifhorn für die Moorrenaturierung bei Gifhorn; das Unternehmen unterstützt den Förderkreis Naturschutz Hon- delage beim seinem Wasserbüffelprojekt in Braunschweig; und schließlich ermöglicht Veolia der Naturstiftung David den Aufbauer einer Datenbank zur naturschutzfachlichen Bedeutung von Militärflächen. Naturfreundliches Management betrieblicher Flächen: „Naturnahe Gestaltung von Firmengeländen“ Dr. Nicole Schrader, Heinz Sielmann Stiftung, Projektleiterin Zum Themenbereich „Naturfreundliches Manage- Dialogforum zur biologischen Vielfalt ment betrieblicher Flächen“ stellte Dr. Nicole Schrader, Projektleiterin in der Heinz Sielmann Stiftung, das Projekt „Naturnahe Gestaltung von Firmengeländen“ vor, das von BMUB und BfN im Rahmen des Bundesprogramms biologische Vielfalt gefördert wird. Frau Dr. Schrader ging in ihrer Präsentation auf die Vorteile ein, die sich Unternehmen von einem solchen Engagement versprechen können, wie etwa die hohe Aufenthaltsqualität für Mitarbei- ter/innen, die positive Wertschätzung bei Mitarbeitern, Kunden und Anwohnern sowie die Unter- stützung des Umweltbewusstseins in Unternehmen insgesamt. Darüber hinaus klärte die Projekt- leiterin ausführlich über praktische Ansätze auf, die sich für Unternehmen in der naturnahen Ge- staltung ihrer Firmengelände bieten. Dazu gehören zum Beispiel der Eingangsbereich zentraler Gebäude als grüne Visitenkarte, die Minimierung von Versiegelung sowie die Verwendung heimi- scher und standortgerechter Pflanzen. Ergebnisse der Diskussion in Kleingruppen Biologische Vielfalt in betrieblichen Kernprozessen In der Diskussion dieser Kleingruppe wurde deut- lich, dass für Unternehmen, die sich mit biologi- scher Vielfalt befassen, bei entsprechenden Aktivi- täten das Kerngeschäft im Mittelpunkt stehen sollte. Dabei bleibt das Thema biologische Vielfalt auch für Branchen wie die Gipsindustrie, die sich bereits intensiv mit dem Thema befassen, herausfordernd. Herausforderungen bilden beispielsweise Wissenslücken im Bereich von Themen, die für unter- nehmerische Entscheidungen wichtig sind, wie etwa zum „ökologischen Fußabdruck“ von Roh- stoffen und Produkten oder zu Kennzahlen. Das bestehende Analyseinstrumentarium (z.B. Öko- 13
Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt Dialogforum zur Dokumentation biologischen Vielfalt Berlin, 31. März 2014 bilanzen) sollte weiterentwickelt werden, um Unternehmen dabei zu unterstützen, ihre wesentli- chen Bezüge zur biologischen Vielfalt zu erfassen und in die Handlungsgrundlagen einzubezie- hen. Dabei sollten insbesondere auch die Relationen zu den globalen Lieferketten Berücksichti- gung finden. Angesprochen wurde in dieser Gruppe, dass das Engagement für biologische Vielfalt Ressourcen erfordert, die dazu beitragen können, dass entsprechende Qualitätsprodukte einen höheren Preis haben. In der Kommunikation ist ein Engagement für die biologische Vielfalt jenseits des Kerngeschäfts immer wieder mit Schwierigkeiten behaftet. Im Hinblick auf die Dialog- und Aktionsplattform Un- ternehmen Biologische Vielfalt 2020 wurde die Arbeit zum Thema glaubwürdige Unternehmens- kommunikation in Zusammenarbeit mit Naturschutzverbänden gewürdigt. Engagement für biologische Vielfalt in Projekten außerhalb des Betriebes In der zweiten Kleingruppe waren Teilnehmer ver- Dialogforum zur biologischen Vielfalt treten, die über umfangreiche Erfahrungen in der Zusammenarbeit von Unternehmen und Natur- schutzverbänden im Bereich der biologischen Viel- falt verfügen. Dazu gehörten BASF in der Zusam- menarbeit mit dem Landschaftsverband beim The- ma Pflanzenschutz ebenso wie Volkswagen und der NABU bei der Wiedervernetzung von Lebensräumen für Wölfe, REWE und der GNF zum Thema Lieferketten und der BUND, der mit Neuland, der Deutschen Bahn und Tegut kooperiert. Im Hinblick auf die Motivation erfolgt das Engagement von Unternehmen zum Teil auf Grund regulatorischer Anforderungen der EU, aus Gründen von Reputation und Glaubwürdigkeit sowie um gesellschaftliche Verantwortung für die Natur und Umwelt wahrzunehmen. Auf Seiten von Naturschutzverbänden wird die Kooperation mit Unternehmen unter dem Gesichtspunkt der Un- abhängigkeit und Glaubwürdigkeit immer wieder kritisch diskutiert. Die Teilnehmer waren sich darin einig, dass es bei Kooperationen von Unternehmen und Natur- schutzverbänden immer darum gehen müsse, an glaubwürdigen Projekte zu arbeiten, die nicht in den Verdacht geraten können, als Feigenblätter für mangelndes Nachhaltigkeitsengagement im Sinne von Greenwashing zu dienen. Eine erfolgreiche Zusammenarbeit erfordere Zeit, klare Ziel- stellungen und eine gute und angemessene Kommunikation. Naturfreundliches Management betrieblicher Flächen Deutlich wurde in dieser Gruppe, dass bei vielen Unternehmen Interesse an einem naturfreundlichen Management ihrer betrieblichen Flächen besteht. Das Themenfeld biete Unternehmen eine gute Möglichkeit, Hürden gegenüber einem Biodiversi- tätsengagement abzubauen und einen guten Ein- stieg, um aktiv zu werden. Darüber hinaus bietet 14
Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt Dialogforum zur Dokumentation biologischen Vielfalt Berlin, 31. März 2014 dieser Ansatz die Gelegenheit, Mitarbeiter vor Ort einzubeziehen und Eigeninitiative zu fördern. Dabei können die betrieblichen Aktivitäten über ihre Vorbildfunktion für die Mitarbeitern und ihr privates Grün Multiplikatoreffekte entfalten. Ein zentrales Thema der Diskussion in dieser Kleingruppe drehte sich um die Befürchtung, dass ein naturfreundliches Management betrieblicher Flächen dazu führt, dass entsprechend gestalte- te Vorhalteflächen aufgrund der rechtlichen Regelungen, unter Naturschutz gestellt werden und nicht mehr genutzt werden können. Diese Sorge stehe aktuell einem breiteren Engagement von Unternehmen für die biologische Vielfalt vor Ort entgegen sowohl im Hinblick auf kleine Betriebs- flächen als auch bezüglich größerer Strukturen. Vorgeschlagen wurde, einen rechtlich fundierten Handlungsleitfaden zu entwickeln und eine rechtliche Klärung zu finden, im Sinne eines Natur- schutzes auf Zeit. Abschließende Vorträge Kritische Anmerkungen aus Sicht eines Dialogforum zur biologischen Vielfalt Naturschutzverbandes Magnus Wessel, Leiter Naturschutzpolitik, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Magnus Wessel erklärte in seinen kritischen An- merkungen, dass ein Wandel zu mehr biologischer Vielfalt in Unternehmen, der nur auf „weiter so wie bisher“ setze, keine wirklichen Fortschritte liefere. Es müsse in den Wertschöpfungszielen mehr Rücksicht auf die Begrenztheit von Fläche und vieler Ressourcen genommen werden, sonst blei- be es beim Kurieren an Symptomen. Weiter wies er darauf hin, dass durch Unternehmen bei Konsumenten auch Bedürfnisse für Produkte, die vorher nicht bestanden, erst erzeugt werden. Darüber hinaus haben Unternehmen, seiner Einschätzung nach, den Einfluss und die Verantwor- tung, das Marktgeschehen stärker in eine nachhaltige Richtung zu bestimmen. Abschließend plädierte Magnus Wessel an die Unternehmen, ihr Biodiversitätsengagement ehrlich zu überprü- fen und stärker im Kerngeschäft aktiv zu werden, da dort wirklich relevante und glaubwürdige Effekte erzielt werden könnten. Resümee und Perspektiven für „Unternehmen Biologische Vielfalt 2020“ Dr. Kilian Delbrück, Referatsleiter im Bundesumweltministerium (BMUB) Dr. Delbrück resümierte, dass an „Unternehmen Biologische Vielfalt 2020“ ein großes Interesse be- stehe. Den Kern des Projektes solle weiterhin ein 15
Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt Dialogforum zur Dokumentation biologischen Vielfalt Berlin, 31. März 2014 Dialog bilden, der zu praktischen Lösungen führt. Dabei reiche es, seiner Ansicht nach, nicht, an Symptomen zu kurieren, sondern es müssten konkrete Erfolge für die Sicherung der biologischen Vielfalt erreicht werden. Die Veranstaltung habe eine gute Übersicht verschafft, welche wichtigen politischen Aktivitäten in Deutschland und auf europäischer Ebene stattfinden, die dazu beitragen, beim Erhalt der bio- logischen Vielfalt weiter zu kommen. Darüber hinaus habe das Dialogforum sehr gute Möglichkei- ten geschaffen, voneinander zu lernen und Erfahrungen auszutauschen. Deutlich sei bei diesem Dialogforum geworden, dass es Vorreiterunternehmen gäbe sowie eine Vielzahl von Betrieben bestehen, die sich intensiver mit dem Thema beschäftigen wollen. Koope- ration von Unternehmen und Naturschutzorganisationen sei aktuelle Praxis in Deutschland und funktioniert unter bestimmten Bedingungen. Als Herausforderungen für die weitere Arbeit von „Unternehmen Biologische Vielfalt 2020“ nannte er die folgenden Punkte. Klare Kenntnisse über Wirkungen und Zusammenhänge mit der biologischen Vielfalt sowie zu Indikatoren und Standards der biologischen Vielfalt; Dialogforum zur biologischen Vielfalt Zielgruppengerechte Informationsvermittlung im Bereich biologische Vielfalt und Unterneh- men; die Einbeziehung des Themas biologische Vielfalt und Nachhaltigkeit insgesamt in die globa- len Lieferketten von Unternehmen sowie die glaubwürdige und angemessene Kommunikation von biologischer Vielfalt durch Unter- nehmen nach außen. Abschließend dankte Herr Dr. Delbrück allen Personen, die am Gelingen des Dialogforums 2014 - Unternehmen Biologische Vielfalt 2020 beteiligt waren. 16
Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt Dialogforum zur Dokumentation biologischen Vielfalt Berlin, 31. März 2014 Impressionen von der Veranstaltung Dialogforum zur biologischen Vielfalt 17
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