Die Bedeutung geschlechtsspezifischer Ansätze für die Integration von weiblichen Geflüchteten - ifo Institut

Die Seite wird erstellt Pernilla Graf
 
WEITER LESEN
DATEN UND PROGNOSEN

Clara Albrecht, Maria Hofbauer Pérez und Tanja Stitteneder

Migrationsmonitor:
Die Bedeutung geschlechtsspezifischer
Ansätze für die Integration von
weiblichen Geflüchteten
Die Integration von Zuwander*innen und Geflüchteten                                                                                   IN KÜRZE
in die Gesellschaft des Ziellandes ist von unzähligen
Herausforderungen geprägt. Dies gilt sowohl für Män-
ner als auch für Frauen. Jedoch haben es Frauen in           Die Integration von Migrant*innen und Geflüchteten ist nach
vielerlei Hinsicht schwerer. Nicht nur Sprache, Kul-         wie vor von vielen Herausforderungen geprägt, auch wenn
tur, Zugang zu Arbeit und die westlichen Schulsys-           das Thema derzeit etwas in den Hintergrund der öffentli-
teme sind neu und mit offenen Fragen verbunden.
                                                             chen Diskussion gerückt ist. Ein umfassender geschlechts-
Zudem übernehmen Frauen traditionell den Großteil
der Haushalts- und Kinderbetreuungspflichten, von            spezifischer Integrationsansatz liegt aktuell allerdings nicht
denen Männer oftmals ausgenommen sind. Die In-               vor, obwohl fast jede*r zweite Zuwander*in und jede*r dritte
tegrationshürden belasten Frauen also in doppelter           Asylbewerber*in weiblich ist. Die meisten dieser Frauen ha-
Hinsicht. Doch gerade die Integration von Frauen und         ben es in vielerlei Hinsicht schwer. In den Bereichen Bildung,
Mädchen gilt es zu fördern, denn vor allem Mütter            Arbeitsmarktbeteiligung und sozialer Integration schneiden
üben großen Einfluss auf ihre Kinder aus und geben
                                                             sie schlechter ab als Männer. Auch im Vergleich mit ein-
ihre Erfahrungen unter Umständen bewusst oder
unterbewusst an sie weiter. Zudem ist ungefähr die           heimischen bzw. in der EU-geborenen Frauen ist dies der
Hälfte aller Zuwanderer*innen in der EU weiblich, und        Fall. Geschlechtsspezifische Bedürfnisse sollten daher ver-
jede dritte geflüchtete Person ist eine Frau (Europäi-       stärkt in Integrationsmaßnahmen berücksichtigt werden.
sche Kommission 2018). Zwar ist die Gesamtzahl der
(weiblichen) Geflüchteten in den letzten Jahren zu-
rückgegangen, der Frauenanteil ist jedoch gestiegen.
Somit sind unter den Geflüchteten auch immer mehr        Geschwindigkeit, mit der sich die Kluft im Zeitraum
Frauen. Anders als Männer migrieren sie in erster        2006–2020 verringert hat, wird es 257 Jahre dauern,
Linie aus familiären Gründen, etwa zum Zweck der         bis sie vollständig geschlossen ist (World Economic
Familienzusammenführung.                                 Forum 2020). Einer der Hauptgründe für die anhal-
     Der vorliegende Artikel beleuchtet die Herausfor-   tende Ungleichheit ist die ungleiche Beteiligung von
derungen für Frauen im Allgemeinen und für weibli-       Frauen und Männern am Arbeitsmarkt. Während welt-
che Geflüchtete im Besonderen. Dabei wird auf vier       weit 78% der Männer zur aktiven Erwerbsbevölkerung
zentrale Bereiche näher eingegangen: Bildung und         gehören, gilt dies nur für 55% der Frauen. Dies ergibt
Arbeit, Geschlechterrollen und -normen, Kenntnisse       ein geschlechtsspezifisches Beschäftigungsgefälle von
der Sprache des Aufnahmelandes und Erfahrungen           23%. Innerhalb der EU ist dies weniger stark ausge-
mit Trauma und Gewalt.                                   prägt, liegt aber immer noch bei 12%.
                                                              Ein wesentlicher Einflussfaktor ist die ungleiche
GESCHLECHTERUNTERSCHIEDE IM ARBEITS-                     Aufteilung der unbezahlten Betreuungsarbeit in den
MARKT UND DIE UNGLEICHE VERTEILUNG VON                   Haushalten. Es gibt kein Land auf der Welt, in dem
ARBEIT                                                   Männer genauso viel Zeit für unbezahlte Arbeit auf-
                                                         wenden wie Frauen. Auch in der EU verrichten Frauen
Männer und Frauen in der Europäischen Union neh-         den größten Teil der unbezahlten Sorge- und Haus-
men nicht in gleichem Maße am Arbeitsmarkt teil,         arbeit, unabhängig von ihrem Beschäftigungsstatus.
auch wenn die Erwerbsbeteiligung von Frauen in den       Die Diskrepanz zwischen bezahlter und unbezahlter
letzten Jahrzehnten insgesamt gestiegen ist. Laut dem    Arbeit vergrößert sich weiter mit der Elternschaft –
Global Gender Gap Report 2020 des Weltwirtschafts-       während 88% der Mütter mit Kindern unter 18 Jahren
forums beträgt der globale Gender Gap durchschnitt-      täglich unbezahlte Betreuungsarbeit leisten, tun dies
lich 31,4%. Im Bereich »Wirtschaftliche Teilhabe und     nur 64% der Väter (im Vergleich zu 81% bei Frauen
Chancen« ist der Geschlechterunterschied mit 57,8%       und 48% bei Männern im Allgemeinen). In Ländern,
sogar noch größer. In Anbetracht der langsamen           in denen die unbezahlte Arbeit gleichmäßiger ver-

                                                                       ifo Schnelldienst   4 / 2021   74. Jahrgang   14. April 2021   63
DATEN UND PROGNOSEN

Abb. 1                                                                                                                                und sehen sich darüber hinaus mit zusätzlichen Her-
Bildungsniveau und Geburtsland, 2019                                                                                                  ausforderungen konfrontiert.
                      Geringes Bildungsniveau                 Mittleres Bildungsniveau             Hohes Bildungsniveau
                                                                                                                                      Lücken in Bildung und (dokumentierter)
Frauen im Alter zwischen 30–34 Jahren
                                                                                                                                      Berufserfahrung
         EU-28-Länder          12                        41                                        48
                                                                                                                                      Generell haben Geflüchtete tendenziell ein niedri­
Nicht-EU-28-Länder                      30                              30                              40                            geres Qualifikationsniveau als die einheimische
                                                                                                                                      Be­völkerung. Unter ihnen sind geflüchtete Frauen
                           0                   20                  40                60                 80                 100 %
                                                                                                                                      besonders niedrig gebildet. Dieses niedrige Bil-
Männer im Alter zwischen 30–34 Jahren
                                                                                                                                      dungsniveau hat großen Einfluss auf ihre Beschäf-
         EU-28-Länder            16                             48                                       37
                                                                                                                                      tigungschancen und stellt somit ein Haupthinder-
                                                                                                                                      nis für ihre Integration dar (OECD 2019). Um die Bil-
Nicht-EU-28-Länder                        31                             33                                 37                        dungsunterschiede zwischen geflüchteten Frauen1
                                                                                                                                      und einheimischen Frauen innerhalb der EU 28 zu
                           0                   20                  40                60                 80                 100 %
Anmerkung: Sofern die Summe der Anteile nicht genau 100 beträgt, ist dies auf Rundungsfehler zurückzuführen.                          untersuchen, vergleicht Abbildung 1 die Anteile von
Quelle: Eurostat (2020).                                                                             © ifo Institut                   einheimischen und im Ausland geborenen Frauen
                                                                                                                                      im Alter von 30–34 Jahren in drei verschiedenen
                                      teilt ist, sind die Beschäftigungsquoten für Frauen                                             Bildungsniveaus (niedrig, mittel und hoch) nach der
                                      tendenziell höher und die geschlechtsspezifischen                                               International Standard Classification of Education.2
                                      Unterschiede beim Einkommen geringer (Europäi-                                                  Im Jahr 2019 betrug die Bildungslücke im Tertiärbe-
                                      sches Institut für Gleichstellungsfragen 2020). Wenn                                            reich zwischen Frauen, die in der EU 28 leben und
                                      man unbezahlte und bezahlte Arbeit kombiniert, ar-                                              auch in der EU 28 geboren wurden, und Frauen, die
                                      beiten Frauen in den OECD-Ländern im Durchschnitt                                               zwar in der EU 28 leben, aber außerhalb geboren wur-
                                      25 Minuten länger (OECD Report 2020a). Die ungleiche                                            den, – 7,4 Prozentpunkte. Dies bedeutet, dass der
                                      Verteilung unbezahlter Sorge- und Hausarbeit hat                                                Anteil der Frauen mit tertiärem Bildungsabschluss
                                      zur Folge, dass erwerbstätige Mütter im Vergleich zu                                            bei Frauen, die nicht in einem EU-Land geboren
                                      Vätern deutlich häufiger in Teilzeit arbeiten. Während                                          wurden, um 7,4 Prozentpunkte niedriger ist als bei
                                      36,5% der Frauen mit Kindern unter sechs Jahren in                                              Frauen, die dort geboren wurden. Für den mittleren
                                      der EU 27 teilzeitbeschäftigt sind, trifft dies nur auf                                         Bildungsbereich beträgt dieser Abstand – 10,7 Pro-
                                      5,3% der Väter zu (Eurostat 2020b). Das Ungleich­                                               zentpunkte. Am wichtigsten ist jedoch, dass die Lü-
                                      gewicht zwischen den Geschlechtern im Kontext von                                               cke für niedrige Bildungsniveaus im Gegensatz dazu
                                      Elternschaft und Erwerbstätigkeit wird auch deutlich,                                           18,2 Prozentpunkte betrug, was bedeutet, dass der
                                      wenn man betrachtet, wer seine Arbeitszeit reduziert,                                           Anteil der Frauen mit niedrigem Bildungsniveau bei
                                      um die Kinderbetreuung zu gewährleisten. Auch hier                                              Frauen, die in Nicht-EU-28-Ländern geboren wurden,
                                      sind Frauen eindeutig in der Mehrheit, denn der Frau-                                           um 18,2 Prozentpunkte größer ist als bei Frauen, die
                                      enanteil beträgt 82% (Eurostat 2020c).                                                          in EU-28-Ländern geboren wurden. Diese Bildungslü-
                                                                                                                                      cken weisen auf die Benachteiligung von weiblichen
                                      ZUSÄTZLICHE HERAUSFORDERUNGEN FÜR                                                               Geflüchteten in der Bildung hin.
                                      GEFLÜCHTETE FRAUEN                                                                                   Bei den niedriggebildeten Männern beträgt der
                                                                                                                                      Abstand zwischen Einheimischen und im Ausland Ge-
                                      Viele Migrantinnen und Flüchtlingsfrauen stehen vor                                             borenen 15,4 Prozentpunkte und ist damit vergleich-
                                      sehr ähnlichen Problemen wie einheimische Frauen                                                bar mit dem der Frauen. Bei den mittleren Bildungs-
                                                                                                                                      stufen beträgt der Abstand 15,2 Prozentpunkte und
Abb. 2                                                                                                                                ist größer als bei den Frauen, während er bei der ter-
Bildungslücken bei Frauen: Berichtsland vs. Nicht-EU-28                                                                               tiären Bildung nur 0,2 Prozentpunkte beträgt.
2019, Anteil von Frauen zwischen 30 und 34 Jahren
                                                                                                                                           Für die wichtigsten europäischen Zielländer, mit
                           Hohes Bildungsniveau               Mittleres Bildungsniveau            Geringes Bildungsniveau             Ausnahme des Vereinigten Königreichs, zeigen die
       Prozentpunkte                                                                                                                  Lücken im Durchschnitt ein ähnliches Muster (vgl.
 40                                     35
                                                                                                                                      Abb. 2). Die meisten mittel- und hochgebildeten
 30
                     20                                       21                                                           23         Frauen sind meist Frauen, die in der EU geboren wur-
 20
                                                                                    13      10
                                                                                8
 10                                                                                                                                   1
                                                                                                                                         Wir vergleichen nicht-einheimische Frauen, die in der EU 28 leben,
                                                                                                        2
  0                                                                                                                                   mit einheimischen Frauen in den EU-28-Ländern, da aktuelle Daten
          -1                                                                                                                          explizit für Geflüchtete, unseres Wissens nicht auf EU-Ebene verfüg-
-10                                                                                                                                   bar sind.
                                                    -10 -11                                      -12             -10 -12              2
                                                                                                                                         Geringes Bildungsniveau bezieht sich auf einen Bildungsstand
-20                              -14                                                                                                  unter der Primärstufe (ISCED-Stufe 0), der Primärstufe (ISCED-Stu-
               -18         -21                                          -22
-30                                                                                                                                   fe 1) und der Sekundarstufe I (ISCED-Stufe 2). Mittlere Bildung um-
                                                                                                                                      fasst die obere Sekundarstufe (ISCED-Stufe 3) und die postsekundäre
         Deutschland            Italien             Schweden             Spanien                 UK              Frankreich           nicht-tertiäre Bildung (ISCED-Stufe 4), während sich die hohe Bil-
Quelle: Eurostat (2020).                                                                                             © ifo Institut   dung auf die tertiäre Bildung (ISCED-Stufe 5–8) bezieht.

                           64         ifo Schnelldienst       4 / 2021       74. Jahrgang   14. April 2021
DATEN UND PROGNOSEN

den. Dagegen überwiegt im unteren Bildungsniveau           Abb. 3
der Anteil der Frauen, der außerhalb der EU gebo-          Beteiligung am Arbeitsmarkt nach Geschlecht
                                                           % der weiblichen/männlichen Bevölkerung im Alter 15–64; modellierte ILO-Schätzungen, 2020
ren ist. In Italien ist der Unterschied im Anteil der im
Ausland geborenen Frauen mit niedrigem Bildungs­                                                                          Männer –Zielland                Männer –Herkunftsland
niveau im Vergleich zu den einheimischen Frauen mit                                                                       Frauen – Zielland               Frauen – Herkunftsland
                                                                   Schweden                                                                                            85,1
34,9 Prozentpunkten besonders hoch. Die geringste                                                                                                                   81,7
                                                                                                                                                                     82,7
                                                                 Deutschland                                                                              74,5
Differenz weist in diesem Zusammenhang Spanien mit                           UK                                                                                         82,5
                                                                                                                                                          73,3
13,3 Prozentpunkten auf. Insgesamt weist dies auf die              Slowenien                                                                          71,9
                                                                                                                                                                 78,2
                                                                                                                                                                 78,7
Bildungsherausforderung hin, der sich geflüchtete                     Spanien                                                                      68,9
                                                                   Frankreich                                                                               75,8
Frauen aufgrund ihres im Durchschnitt niedrigen Bil-                                                                                               68,6
                                                                                                                                                                 78,7
                                                           Europäische Union                                                                       67,8
dungsniveaus gegenübersehen. Die Bildungsbenach-                Griechenland                                                                                76,0
                                                                                                                                         60,1
teiligung insbesondere von sehr gering qualifizierten                   Italien                                                         56,4
                                                                                                                                                           75,0
                                                                                                                                                                           86,5
weiblichen Geflüchteten muss daher durch gezielte                    Georgien                                                                  64,3
                                                                  Kolumbien                                                                                               85,5
Integrationsprogramme angegangen werden.                                                                                                    63,2
                                                                                                                                                                 78,6
                                                                   Venezuela                                                    50,0
     Aufgrund ihres niedrigen Qualifikationsniveaus                    Nigeria                                                         58,6
                                                                                                                               48,1
sind weibliche Geflüchtete zusätzlich mit Hindernissen                  Türkei                                        38,3
                                                                                                                                                                 78,3

                                                                     Pakistan                                                                                            84,7
auf dem Arbeitsmarkt konfrontiert, vor allem wenn sie                                                    23,2
                                                                 Afghanistan                                                                                 76,5
über keine oder nur wenig Berufserfahrung auf dem                                                        22,8
                                                                                                                                                            75,8
                                                                           Iran                       18,7
Arbeitsmarkt des Ziellandes verfügen (Degler et al.                     Syrien                                                                                   77,7
                                                                                                     15,4
2017). Dabei beeinflusst Arbeitserfahrung unabhängig                       Irak               12,4
                                                                                                                                                             76,8

vom Land, in dem sie erworben wurde, die Integra­                                  0                20               40                60                    80                      100 %
tionschancen enorm. Folglich kann die Erwerbsquote         Quelle: World Bank (2020).                                                                                             © ifo Institut
von Frauen in den Herkunftsländern als guter Prädik-
tor für die Arbeitsmarktintegration im Ankunftsland
betrachtet werden (Knize Estrada 2018; Frank und               Abbildung 4 geht näher auf die Erwerbsbeteili-
Hou 2015).                                                 gung ein und zeigt die Beschäftigungs- und Arbeits-
     Abbildung 3 zeigt die Erwerbsquoten von Män-          losenquoten von Männern und Frauen in ausgewähl-
nern und Frauen in ausgewählten europäischen               ten europäischen Ländern. In allen Ländern sind die
Zielländern (hellgraue und hellblaue Balken) und in        Erwerbsquoten der einheimischen Frauen höher als
den zehn häufigsten Herkunftsländern von Asylsu-           die der im Ausland geborenen Frauen. Dies gilt nicht
chenden (dunkelgraue und dunkelblaue Balken) im            unbedingt für Männer: In Griechenland, Italien, Slowe-
Jahr 2019 (World Bank 2020). In den meisten Her-
kunftsländern ist die Frauen­erwerbsquote niedriger        Abb. 4
als in den europäischen Zielländern. Während die           Beschäftigungs- und Arbeitslosenquoten, 2019
durchschnittliche Quote in den Herkunftsländern bei                                                                                    Im Ausland geborene Frauen
35,6% liegt, weisen die europäischen Länder eine                                                                                       Im Berichtsland geborene Frauen
                                                           Beschäftigungsquoten (15- bis 64-Jährige)                                   Im Ausland geborene Männer
durchschnittliche Frauenerwerbsquote von 69,4%                                                                                         Im Berichtsland geborene Männer
                                                                %
auf (der EU-Durchschnitt liegt bei 67,8%). Die Her-        90
kunftsländer mit den niedrigsten Frauenerwerbs-
quoten sind der Irak (12,4%), Syrien (15,4%) und der       60
Iran (18,7%), während die Quoten in Georgien (64,3%),
Kolumbien (63,2%) und Venezuela (50,0%) mit de-            30
nen der europäischen Zielländer wie Italien (56,4%)
und Griechenland (60,1%) vergleichbar sind. Im Ge-          0
gensatz dazu sind die Quoten einiger europäischer
Länder wie Schweden (81,7%), Deutschland (74,5%),
Großbri­tannien (73,3%) und Slowenien (71,9%) deut-
lich höher.                                                Arbeitslosenquoten (15- bis 64-Jährige)
     Die grauen Balken zeigen die Erwerbsquoten von             %
                                                           40
Männern. Während in den europäischen Zielländern
                                                           30
die Unterschiede für Frauen und Männer im Durch-
schnitt moderat sind, unterscheiden sich diese in den      20
Herkunftsländern erheblich. In den Hauptherkunfts-
                                                           10
ländern gehen Frauen in der Regel seltener einer Er-
werbsarbeit nach als Männer. Die Aufnahmeländer             0
müssen berücksichtigen, dass viele Frauen weniger
(dokumentierte) Berufserfahrung sammeln konnten
und eventuell spezielle Programme notwendig sind,
damit die Integration gelingen kann.                       Quelle: OECD (2020b).                                                                                                  © ifo Institut

                                                                                ifo Schnelldienst    4 / 2021   74. Jahrgang   14. April 2021         65
DATEN UND PROGNOSEN

                                    nien, Spanien und dem Vereinigten Königreich ist die                                    stimmung oder Ablehnung der Aussage »Wenn Ar-
                                    Beschäftigungsquote der im Ausland geborenen Män-                                       beitsplätze knapp sind, sollten Männer mehr Recht
                                    ner höher als die der im Inland geborenen Männer.                                       auf einen Arbeitsplatz haben als Frauen«, Q33, World
                                         Die untere Abbildung zeigt die Arbeitslosenquo-                                    Values Survey) stark und negativ mit der Beschäf­
                                    ten. Auch hier liegen die Arbeitslosenquoten der im                                     tigungsquote von Frauen zusammenhängen. In An­
                                    Ausland geborenen Frauen weit über den Quoten der                                       betracht der Tatsache, dass Überzeugungen und
                                    im Inland geborenen Frauen. Besonders in Griechen-                                      Einstellungen früh im Leben etabliert und über Ge-
                                    land ist die Arbeitslosigkeit bei Frauen unabhängig                                     nerationen hinweg weitergegeben werden, spielt die
                                    von ihrer Herkunft hoch. Die Arbeitslosenquoten der                                     Kultur von Zuwanderinnen folglich eine entschei-
                                    Männer folgen in allen Ländern einem ähnlichen Mus-                                     dende Rolle für ihr Arbeitsmarktverhalten in den
                                    ter, sind aber weniger stark ausgeprägt. Die Arbeits-                                   Aufnahmeländern.3
                                    marktbeteiligung von Frauen ist somit nicht nur in                                           Inwieweit die Kultur für die Arbeitsmarktergeb-
                                    den Hauptherkunftsländern geringer, sondern auch                                        nisse von Frauen eine Rolle spielt, ist die Forschungs-
                                    auf den europäischen Arbeitsmärkten.                                                    frage von Fernández und Fogli (2009). Die Autorinnen
                                         Im Zusammenhang mit der Berufserfahrung und                                        untersuchen das Arbeitsmarktverhalten von Migran-
                                    dem Bildungsniveau besteht eine weitere Herausfor-                                      tinnen der zweiten Generation und verwenden die
                                    derung darin, dass weibliche Geflüchtete tendenziell                                    weibliche Erwerbsbeteiligung im Herkunftsland als
                                    in informellen Beschäftigungsverhältnissen wie im                                       quantitativen Proxy für Kultur, da die Entscheidung,
                                    häuslichen Bereich arbeiten. Folglich arbeiten geflüch-                                 auf dem Arbeitsmarkt aktiv zu werden, von der Ver-
                                    tete Frauen mit hoher Wahrscheinlichkeit in Jobs mit                                    teilung von Präferenzen und Überzeugungen abhängt.
                                    geringer Bezahlung und Wertschätzung (Kabir und                                         Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Kultur eine
                                    Klugman 2019).                                                                          signifikante Determinante für die Arbeitsergebnisse
                                         Weibliche Geflüchtete sind mit einer doppelten                                     von Frauen ist, die sowohl von den Präferenzen der
                                    Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt konfrontiert,                                      einzelnen Frauen als auch von den Präferenzen ihrer
                                    aufgrund ihres Geschlechts und weil sie einen Asylsta-                                  männlichen Ehepartner abhängt, falls sie verheiratet
                                    tus haben, der es ihnen erschwert, einen Job zu fin-                                    sind.
                                    den, der ihren Fähigkeiten und Kenntnissen entspricht.                                       Betrachtet man die weibliche Arbeitsmarktbe­
                                    Wie die Europäische Kommission 2018 feststellte, ist                                    teiligung in den Hauptherkunftsländern von Asyl­
                                    die doppelte Diskriminierung von Flüchtlingsfrauen                                      bewerber*innen in Europa (Abb. 3) in Kombination
                                    noch nicht ausreichend im Fokus der Politik.                                            mit den vorherrschenden Vorstellungen zu Geschlech­
                                                                                                                            terrollen (Abb. 5) und den Positionierungen im Global
                                    Geschlechtsspezifische Normen                                                           Gender Gap Index (World Economic Forum 2019), fällt
                                                                                                                            eine starke Korrelation zwischen den drei Indikatoren
                                    Die in einem Land vorherrschenden geschlechtsspe-                                       auf – Länder mit sehr niedrigen Frauen­erwerbsquoten
                                    zifischen Normen beeinflussen das Arbeitsmarktver-                                      und/oder einer großen geschlechtsspezifischen
                                    halten von Männern und Frauen und tragen so zu                                          Beschäftigungslücke weisen in der Regel extrem
                                    Unterschieden im Erwerbsverhalten bei (Akerlof und                                      schlechte Ergebnisse in Bezug auf die Gleichstellung
                                    Kranton 2000; Bertrand 2011).                                                           der Geschlechter und sehr traditionelle Geschlecht-
                                         Fortin (2015) untersucht die Auswirkungen von                                      errolleneinstellungen auf. Dagegen zeigen Länder mit
                                    Einstellungen bezüglich der Geschlechterrollen auf                                      ähnlichen Frauenerwerbsquoten wie in der Europä-
                                    die Arbeitsmarktergebnisse von Frauen in den OECD-                                      ischen Union (z.B. Kolumbien und Venezuela) auch
                                    Ländern und stellt fest, dass traditionelle Einstel-                                    bessere Ergebnisse in Bezug auf die Gleichstellung
                                    lungen zu Geschlechterrollen (erfasst durch die Zu-                                     der Geschlechter und weniger traditionelle Geschlech-
                                                                                                                            ternormen. Extreme Beispiele sind der Irak und Pa-
Abb. 5                                                                                                                      kistan, die den vorletzten und drittletzten Platz im
Zustimmung zur Aussage:                                                                                                     Gender Gap Index (von 153 einbezogenen Ländern)
»Wenn Arbeitsplätze knapp sind, sollten Männer mehr Recht auf einen Job haben als Frauen«
                                                                                                                            belegen, die gleichzeitig geschlechtsspezifische Be-
      %                                                                                                                     schäftigungslücken von über 60 Prozentpunkten auf-
90                                                                                                      85,3
                                                                                          78,1                              weisen und zu den Ländern mit den traditionellsten
                                                                                   69,6
                                                                                                 64,6                       Geschlechterrolleneinstellungen zählen.
60                                                                         48,6                                51,2              Folglich hängt die erfolgreiche Arbeitsmarktinte­
                      37,7                                                                                                  gration von Migrantinnen und geflüchteten Frauen
                             25,4
30                                                                  18,9                                                    auch stark von den Geschlechternormen (und de-
         11,5   9,2                  11,6 10,8
                                                   2,9      6,5                                                             nen ihrer Ehepartner) in ihren Herkunftsländern ab.
  0                                                                                                                         Politische Maßnahmen, die auf eine Erhöhung der

                                                                                                                            3
                                                                                                                               Guiso et al. (2006) definieren Kultur als die gewohnheitsmäßigen
                                                                                                                            Überzeugungen und Werte, die ethnische, religiöse und soziale Grup-
                                                                                                                            pen verhältnismäßig unverändert von Generation zu Generation wei-
Quelle: World Values Survey Wave 7: 2017–2020, Q33.                                                        © ifo Institut   tergeben.

                         66         ifo Schnelldienst    4 / 2021   74. Jahrgang    14. April 2021
DATEN UND PROGNOSEN

weiblichen Arbeitsmarktbeteiligung abzielen, sollten      Abb. 6
auch die fortbestehenden Geschlechterrollenvorstel-       Teilnahme an Integrations- und Sprachkursen
lungen berücksichtigen, falls das Herkunftsland der       Geflüchtete in Deutschland, 2016

Zielgruppe eines mit einem großen Gleichstellungs-              %
                                                                                                                                       Insgesamt      Frauen    Männer
                                                          50
gefälle ist. Da auch die Einstellung der Männer ge-                                                                                                              42
genüber berufstätigen Frauen eine entscheidende                                     37                                                               39
                                                          40
                                                                    34
Rolle für die Erwerbsbeteiligung von Frauen spielt,                                                                                                       30
                                                          30               25
sollten Initiativen, die Männer und ihre traditionellen
Geschlechternormen ansprechen, nicht vernachläs-          20
sigt werden.                                                                                                               7               8
                                                          10                                                                       6
                                                                                               2         1       3
Mangel an Sprachkenntnissen und fehlende                   0
                                                                    Integrationskurs                Sprachkurs            Sprachprogramm               Andere
Kenntnis über Initiativen
                                                                         (BAMF)                     (ESF-BAMF)           der Bundesagentur           Deutschkurse
                                                                                                                              für Arbeit
Neben Benachteiligungen in der Ausbildung, am Ar-         Quelle: DIW (2017), basierend auf der IAB-BAMF-SOEP Befragung 2016, gewichtet.                       © ifo Institut
beitsplatz und aufgrund kultureller Hintergründe
spielen auch fehlende Sprachkenntnisse eine Rolle.             Um Zuwander*innen bestmöglich auf die Arbeits-
Hinzukommt, dass viele der Angebote, die im Gast-         welt vorzubereiten, wurde in den letzten Jahren ver-
land verfügbar sind, nicht unbedingt unter den Ge-        mehrt der Ruf nach spezifischeren berufsbezogenen
flüchteten bekannt sind. Zweifellos ist das Beherr-       Sprachkursen laut (vgl. z.B. Extramiana 2012). Solche
schen der Sprache des Aufnahmelandes für die sozi-        Kurse würden sich jedoch vorwiegend an Migrant*in-
ale und wirtschaftliche Integration von Geflüchteten      nen mit einem Job oder guten Arbeitsmarktaussich-
för­derlich (z.B. Chiswick und Miller 2001; Ager und      ten richten, böten aber nicht unbedingt eine Lö-
Strang 2008). Dies gilt besonders, wenn die Sprach-       sung für Frauen, die für ihre Partner oder Familien
kenntnisse frühzeitig nach der Ankunft gefördert wer-     migriert oder gar geflüchtet sind und unter Umstän-
den. Sprach- und Integrationskurse sollen den im          den schlechtere Arbeitsmarktaussichten haben. In
Ausland geborenen und in der EU lebenden Perso-           dem Bemühen, die Geschlechterunterschiede auszu-
nen zumindest grundlegende Sprachkenntnisse und           gleichen, wurden in Deutschland Kurse geschaffen,
Wissen über die kulturellen Normen des Gastlandes         die sich speziell an Frauen richten (BAMF 2020). Das
vermitteln. Aufgrund des Mangels an länderübergrei-       Programm beinhaltet Sprach- und Orientierungs-
fenden Daten zu Geflüchteten greifen wir auf natio-       kurse für Mütter mit Migrationshintergrund, die in
nale Daten aus Deutschland zurück, um einen tieferen      der Vergangenheit aufgrund von Kinderbetreuung
Einblick in die Teilnahme von Frauen an Sprachkursen      oder Haushaltspflichten nicht in der Lage waren, re-
und mögliche geschlechtsspezifische Unterschiede          guläre Sprach- oder Integrationskurse zu besuchen.
zu erhalten.                                              Die angebotenen Kurse bieten ihnen die Möglichkeit,
     Abbildung 6 zeigt den Anteil der Geflüchteten, die   sich weiterzubilden und sich mit anderen Müttern mit
im Jahr 2016 an verschiedenen Sprach- und Integrati-      Migrationshintergrund zu vernetzen. Derartige Initia-
onskursen in Deutschland teilgenommen haben. Aus          tiven gehen auf geschlechtsspezifische Herausforde-
der Abbildung geht hervor, dass Männer und Frauen         rungen ein und unterstützen weibliche Geflüchtete,
nicht gleich häufig teilnehmen. Nur 25% der weib­         Fähigkeiten und Kenntnisse für ihr tägliches Leben in
lichen Geflüchteten haben an einem Integrationskurs       Deutschland zu erwerben. Diese Kurse sind ein erster
des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF)       Schritt zur Integration in die Gesellschaft.
teilgenommen, im Vergleich zu 37% der männlichen
Geflüchteten. Ähnlich groß ist der Unterschied in der     Erfahrungen mit Trauma und körperlicher Gewalt
Teilnahme bei anderen Sprachkursen und Mentoren-          vor und während der Flucht
programmen. Gerade letztere sind ein weiteres gutes
politisches Instrument, um die Integration von Ge-        NGOs und die Medien berichten häufig über die skan-
flüchteten zu fördern und ihre Sprachkenntnisse zu        dalösen Zustände in den Flüchtlingslagern und die
verbessern (DIW 2020). Resnjanskij et al. (2021) zei-     gefährliche Reise nach Europa (vgl. z.B. UNHCR und
gen, dass Mentoring insbesondere die Arbeitsmarkt-        MMC 2020). Während dies allein schon eine enorme
chancen von jungen Erwachsenen aus benachteiligten        Herausforderung für Geflüchtete im Allgemeinen dar-
Familien, zu denen Geflüchtete häufig gehören, erhö-      stellt, gibt es immer wieder Fälle, in denen Frauen
hen kann. Die Autoren finden positive Effekte auf die     zudem Opfer von (sexueller) Gewalt werden (OECD
Mathematikleistungen, die Geduld und die sozialen         2019). Das UN-Büro für die Koordinierung humanitärer
Kompetenzen von Migrant*innen der ersten Genera-          Angelegenheiten gibt an, dass eine von drei Frauen in
tion sowie auf deren Arbeitsmarktorientierung. Eine       ihrem Leben körperliche oder sexuelle Gewalt erlebt,
grobe Kosten-Nutzen-Analyse legt dabei nahe, dass         was mit höheren Raten von HIV, Depressionen und
der zu erwartende Nutzen des Programms die Kosten         schwangerschaftsbedingten Problemen verbunden
im Verhältnis von fast 31 zu 1 übersteigt.                ist (UN OCHA 2018).

                                                                                ifo Schnelldienst    4 / 2021   74. Jahrgang   14. April 2021   67
DATEN UND PROGNOSEN

          Der Zugang zu medizinischer und psycholo­                              nissen sowie kognitiven Potenzialen, verfügbar unter:
                                                                                 https://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.563710.de/
     gischer Versorgung ist daher entscheidend, um solche                        diwkompakt_2017-123.pdf.
     traumatischen Erlebnisse zu überwinden. Während                             DIW – Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (2020), »Mentoren-
     die medizinische Versorgung theoretisch der gesam-                          programme fördern die Integration von Geflüchteten«, DIW Wochenbe-
                                                                                 richt (49), 905–914.
     ten Bevölkerung, und somit auch allen Migrant*innen
                                                                                 Europäische Kommission (2018), »Integration of Migrant Women«,
     und Geflüchteten, in der EU zusteht, sieht es in der                        verfügbar unter: https://ec.europa.eu/migrant-integration/feature/
     Realität oft anders aus. Die Untersuchung von Lebano                        integration-of-migrant-women.
     et al. (2020) hinsichtlich der Bereitstellung und dem                       Europäisches Institut für Gleichstellungsfragen (2020), »Gender Inequali-
                                                                                 ties in Care and Pay in the EU«, verfügbar unter: https://eige.europa.eu/
     Zugang zur Gesundheitsversorgung zeigt, dass große                          sites/default/files/documents/20203246_mh0320445enn_pdf.pdf.
     Unterschiede zwischen den Mitgliedstaaten bestehen.
                                                                                 Eurostat (2020a), »Population by Educational Attainment Level, Sex, Age
     Insbesondere die psychische Gesundheitsversorgung,                          and Country of Birth (%)«, verfügbar unter:
                                                                                 https://ec.europa.eu/eurostat/databrowser/view/edat_lfs_9912/default/
     die präventive Versorgung und die Langzeitpflege für
                                                                                 table?lang=en.
     ältere Menschen müssen demnach verbessert wer-
                                                                                 Eurostat (2020b), »Percentage of Part-Time Employment of Adults by
     den. Kohlenberger et al. (2019) analysieren den Zu-                         Sex, Age Groups, Number of Children and Age of Youngest Child«, Feb-
     gang von Geflüchteten zur Gesundheitsversorgung                             ruar, verfügbar unter: https://ec.europa.eu/eurostat/databrowser/view/
                                                                                 lfst_hhptechi/default/table?lang=en.
     in Ös­terreich. Sie stellen fest, dass der selbst ein-
                                                                                 Eurostat (2020c), »Persons in Employment with Childcare Responsi-
     geschätzte Gesundheitszustand von Geflüchteten                              bilities by Effect on Employment and Educational Attainment Level«,
     niedriger ist als der der einheimischen Bevölkerung,                        verfügbar unter: https://ec.europa.eu/eurostat/databrowser/view/
                                                                                 lfso_18ceffed/default/table?lang=en.
     obwohl die medizinische Grundversorgung für beide
                                                                                 Extramiana, C. (2012), Learning the Language of the Host Country for
     Gruppen sichergestellt ist. Mangelnde Sprachkennt-                          Professional Purposes – Outline of Issues and Educational Approaches,
     nisse, (versteckte) Kosten und soziokulturelle Fak­                         Language Policy Division, Council of Europe, verfügbar unter:
                                                                                 https://rm.coe.int/16802faa70.
     toren bilden dabei die Hauptbarrieren. Somit werden
                                                                                 Fernández, R. und A. Fogli (2009), »Culture: An Empirical Investigation
     die Gesundheitsbedürfnisse der Geflüchteten oft nur                         of Beliefs, Work, and Fertility«, American Economic Journal: Macroecono-
     unzureichend verstanden und selten adäquat be-                              mics 1(1), 146–177.

     rücksichtigt, was zu gesundheitlichen Ungleichheiten                        Fortin, N. (2005), »Gender Role Attitudes and the Labour-market Out-
                                                                                 comes of Women across OECD Countries«, Oxford Review of Economic
     führt und die Integration behindert. Dies sei insbe-                        Policy 21(3), 416–438,
     sondere bei Frauen und afghanischen Geflüchteten                            Frank, K. und F. Hou (2016), »Beyond Culture: Source Country Female
     der Fall.                                                                   Labour Force Participation and the Earnings of Immigrant Women«,
                                                                                 Quarterly Journal of Experimental Psychology 30(3), 29–40.
          Auf Länderebene gibt es bereits einige vielver-
                                                                                 Guiso, L., P. Sapienza und L. Zingales (2006), »Does Culture Affect Econo-
     sprechenden Projekte, allerdings fehlt eine europä-                         mic Outcomes?«, Journal of Economic Perspectives 20(2), 23–48.
     ische oder internationale Strategie zur Integration                         Kabir, R. und J. Klugman (2019), Unlocking Refugee Women’s Potential,
     von zugewanderten oder geflüchteten Frauen und                              Rescue Works, verfügbar unter: https://www.rescue.org/sites/default/
                                                                                 files/document/3987/reportrescueworksunlockingrefugeewomenspoten-
     Mädchen. Die Vorteile entsprechender Programme                              tial.pdf.
     könnten die erforderlichen Investitionen bei weitem                         Knize Estrada, V. J. (2018), »Migrant Women Labor-force Participation
     übersteigen. Schätzungen zum potenziellen Nutzen                            in Germany: Human Capital, Segmented Labor Market, and Gender Per-
                                                                                 spectives«, IAB Discussion Paper 201812, Institut für Arbeitsmarkt- und
     von frauenspezifischen Programmen reichen von                               Berufsforschung (IAB), Nürnberg.
     1,7 bis 150 US-Dollar für jeden ausgegebenen US-Dol-                        Kohlenberger J., I. Buber-Ennser, B. Rengs, S. Leitner und M. Landes-
     lar (UN Women und UNFPA 2020). Die Integration von                          mann (2019), »Barriers to Health Care Access and Service Utilization of
                                                                                 Refugees in Austria: Evidence from a Cross-sectional Survey«, Health
     Migrantinnen und weiblichen Geflüchteten sollte da-                         Policy 123(9), 833–839.
     her ein zentrales Thema im Bereich der Integrations-                        Lebano, A., S. Hamed, H. Bradby et al. (2020), »Migrants’ and Refugees’
     arbeit sein.                                                                Health Status and Healthcare in Europe: A Scoping Literature Review«,
                                                                                 BMC Public Health 20, 1039.
                                                                                 OECD (2019), Ready to Help? Improving Resilience of Integration Systems
     LITERATUR                                                                  for Refugees and other Vulnerable Migrants, OECD Publishing, Paris.
     Ager, A. und A. Strang (2008), »Understanding Integration: A Conceptual     OECD (2020a), How’s Life? 2020: Measuring Well-being, OECD Publishing,
     Framework«, Journal of Refugee Studies 21(2), 166–191.                      Paris.
     Akerlof. G. A. und R. E. Kranton (2000), »Economics and Identity«, The      OECD (2020b), »Employment, Unemployment, and Participation Rates
     Quarterly Journal of Economics 115(3), 715–753.                             by Place of Birth and Sex«, verfügbar unter:
     BAMF – Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (2020), »Integrations-       https://stats.oecd.org/Index.aspx?DataSetCode=DIOC_SECTOR#.
     kurse für Frauen«, Januar, verfügbar unter: https://www.bamf.de/DE/         Resnjanskij, S., J. Ruhose, S. Wiederhold und L. Woessmann (2021),
     Themen/Integration/ZugewanderteTeilnehmende/Integrationskurse/Spe-          »Can Mentoring Alleviate Family Disadvantage in Adolescence? A Field
     zielleKursarten/Frauen/frauen.html?nn=282656.                               Experiment to Improve Labor-Market Prospects«, CESifo Working Papers
     Bertrand, M. (2011), »New Perspectives on Gender«, in: O. Ashenfelter       No. 8870.
     und D. Card (Hrsg.), Handbook of Labor Economics 1, Vol. 4, Elsevier,       UNHCR und MMC (2020), »On This Journey, No One Cares if You Live or
     Amsterdam, 1543–1590.                                                       Die«, Juli, verfügbar unter: https://www.unhcr.org/protection/operations
     Chiswick, B. A. und P. W. Miller (2001), »A Model of Destination Language   /5f2129fb4/journey-cares-live-die-abuse-protection-justice-along-routes-
     Acquisition: Application to Male Immigrants in Canada«, Demography 38,      east-west.html
     391–409.                                                                    UN OCHA (2018), World Humanitarian Data and Trends 2018, verfügbar
     Degler, E., T. Liebig und A.-S. Senner (2017), »Integrating Refugees        unter: https://www.unocha.org/sites/unocha/files/WHDT2018_web_fi-
     into the Labour Market – Where Does Germany Stand?«, ifo DICE Re-           nal_spread.pdf.
     port 15(3), 6–10.                                                           UN Women und UNFPA (2020), Funding for Gender Equality and the
     DIW – Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (2017), IAB-BAMF-         Empowerment of Women and Girls in Humanitarian Programming, ver-
     SOEP-Befragung von Geflüchteten 2016: Studiendesign, Feldergebnisse         fügbar unter: https://www.unfpa.org/sites/default/files/pub-pdf/GEEWG_
     sowie Analysen zu schulischer wie beruflicher Qualifikation, Sprachkennt-   UN_Women_02.pdf.

68   ifo Schnelldienst   4 / 2021   74. Jahrgang   14. April 2021
DATEN UND PROGNOSEN

World Bank (2020), »World Development Indicators: Labor Force Partici-
pation Rate (Modeled ILO Estimate)«, verfügbar unter: https://databank.
worldbank.org/source/world-development-indicators/preview/on.
World Economic Forum (2019), The Global Gender Gap Report 2020,
verfügbar unter: https://www.weforum.org/reports/
gender-gap-2020-report-100-years-pay-equality.
World Values Survey (2021), Wave 7, verfügbar unter:
https://www.worldvaluessurvey.org/wvs.jsp.

                                                                          ifo Schnelldienst   4 / 2021   74. Jahrgang   14. April 2021   69
Sie können auch lesen