Inanspruchnahme gynäkologischer und allgemeinärztlicher Leistungen durch Frauen ab 50 Jahren - RKI

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Journal of Health Monitoring   Inanspruchnahme gynäkologischer und allgemeinärztlicher Leistungen durch Frauen ab 50 Jahren                                FOCUS

Journal of Health Monitoring · 2020 5(2)
DOI 10.25646/6807
                                                      Inanspruchnahme gynäkologischer und allgemeinärztlicher
Robert Koch-Institut, Berlin
                                                      Leistungen durch Frauen ab 50 Jahren
Laura Krause 1, Lorena Dini 2,
Franziska Prütz 1                                     Abstract
                                                      In Deutschland gibt es relativ wenige repräsentative Daten zur Nutzung ärztlicher Leistungen und deren Einflussfaktoren.
1
  Robert Koch-Institut, Berlin
                                                      Auf Datenbasis der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1, 2008 – 2011) wird die gynäkologische und
  Abteilung für Epidemiologie und Gesundheits-
  monitoring
                                                      allgemeinärztliche Inanspruchnahme von Frauen mit Fokus auf die Altersgruppe 50 Jahre und älter untersucht, mit Daten
2
  Charité – Universitätsmedizin Berlin                des Bundes-Gesundheitssurveys 1998 (BGS98) verglichen und auf Basis dieser sowie weiterer Daten die mögliche aktuelle
  Institut für Allgemeinmedizin                       Entwicklung diskutiert. Während die allgemeinärztliche Inanspruchnahme im Altersverlauf mit stets über 80 % konstant
                                                      hoch liegt, sinkt die gynäkologische Inanspruchnahme mit zunehmendem Alter. Rund 60 % der Frauen ab 50 Jahren besuchen
Eingereicht: 03.04.2020
                                                      mindestens einmal im Jahr eine gynäkologische Praxis. Sozioökonomischer Status und Wohnort stellen sich als wichtige
Akzeptiert: 22.06.2020
Veröffentlicht: 30.06.2020                            Determinanten der Inanspruchnahme bei Frauen im mittleren und höheren Lebensalter heraus. Etwa die Hälfte der Frauen
                                                      ab 50 Jahren hat mindestens einmal im Jahr sowohl Ärztinnen und Ärzte für Gynäkologie als auch für Allgemeinmedizin in
                                                      Anspruch genommen. Unter 10 % haben nur Gynäkologinnen und Gynäkologen aufgesucht, etwa ein Drittel hat von den
                                                      beiden Facharztgruppen nur Ärztinnen und Ärzte für Allgemeinmedizin konsultiert. Im Vergleich zum BGS98 haben in
                                                      DEGS1 die allgemeinärztliche und die gynäkologische Inanspruchnahme deutlich zugenommen, allerdings lässt sich aus
                                                      Krankenkassendaten kein Anstieg der gynäkologischen Inanspruchnahme zwischen 2008 und 2018 ablesen. Die Ergebnisse
                                                      legen nahe, Allgemeinärztinnen und -ärzte stärker für gynäkologische Beratungs- und Behandlungsbedarfe von mittelalten
                                                      und älteren Frauen zu sensibilisieren.

                                                         INANSPRUCHNAHME · GYNÄKOLOGIE · ALLGEMEINMEDIZIN · FRAUEN · DEUTSCHLAND · DEGS1

                                                      1. Einleitung                                                       gynäkologischer und geburtshilflicher Leistungen sein [3, 4].
                                                                                                                          Eine gute gynäkologische Versorgung ist aber in jedem
                                                      In Deutschland erfolgt die ambulante Versorgung vor allem           Lebensabschnitt wichtig; bei mittelalten und älteren Frauen
                                                      durch niedergelassene Fachärztinnen und Fachärzte [1].              stehen andere Themen im Vordergrund als bei Frauen
                                                      Frauen nehmen im Vergleich zu Männern in höherem Maße               im reproduktiven Alter [5], zum Beispiel Krebsfrüherken-
                                                      ambulante ärztliche Leistungen in Anspruch [2, 3]. Am               nung, die Wechseljahre oder Gebärmuttersenkungs- und
                                                      größten fallen die Geschlechterunterschiede im jüngeren             Inkontinenzbeschwerden [6–8]. Insbesondere die Krebs-
                                                      Alter aus. Ein Grund hierfür dürfte die Inanspruchnahme             früherkennung ist von großer Bedeutung: Zwar werden

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Journal of Health Monitoring        Inanspruchnahme gynäkologischer und allgemeinärztlicher Leistungen durch Frauen ab 50 Jahren                                FOCUS

                                                           Mammographie-Screening und Früherkennung auf Gebär-                  ärztinnen und -ärzte gehören, stellen Kreise und kreisfreie
DEGS1                                                      mutterhalskrebs von einem Großteil der Frauen in Anspruch            Städte die Grundlage der Planung dar; berücksichtigt wer-
Datenhalter: Robert Koch-Institut                          genommen, die Inanspruchnahme nimmt jedoch mit dem                   den dabei auch Mitversorgungsaspekte. Die Bedarfspla-
Ziele: Bereitstellung zuverlässiger Informationen          Alter ab [9]. Ein Focus-Artikel in dieser Ausgabe des Jour-          nung kann nach regionalen Gegebenheiten wie demogra-
über den Gesundheitszustand, das Gesundheitsver-           nal of Health Monitoring untersucht Beratungs- und                   fischen Faktoren angepasst werden. In Regionen mit einem
halten und die gesundheitliche Versorgung der Bevöl-
kerung in Deutschland, Analyse zeitlicher Entwick-         Behandlungsanlässe in gynäkologischen Praxen bei Frauen              höheren Anteil älterer Frauen wird von weniger Arztsitzen
lungen und Trends                                          ab 50 Jahren.                                                        für Frauenärztinnen und -ärzten ausgegangen [16]. So fin-
Erhebungsmethode: Schriftliche Befragung, körper-              Der sozioökonomische Status (SES) und der Wohnort                den sich 2019 zum Beispiel in Oberspreewald-Lausitz,
liche Untersuchungen und Tests, computergestütz-
tes ärztliches Interview, Arzneimittelinterview, Labor­    sind wichtige Determinanten der Inanspruchnahme [2, 3,               einem Kreis in Brandenburg mit einem hohen Anteil an
untersuchungen von Blut- und Urinproben                    10–15]. Personen der niedrigen sozioökonomischen Sta-                Frauen ab 50 Jahren von 58 %, neun Frauenärztinnen und
Grundgesamtheit: Bevölkerung zwischen 18 und 79            tusgruppe suchen häufiger haus- beziehungsweise allge-              -ärzte pro 100.000 Einwohner [17, 18]. In der kreisfreien
Jahren mit ständigem Wohnsitz in Deutschland
                                                           meinärztliche Praxen auf, während Personen der hohen                 Stadt Potsdam, in welcher der Anteil an Frauen ab 50 Jah-
Stichprobenziehung: Einwohnermeldeamt-Stichpro-
ben – zufällig ausgewählte Personen aus 180 Gemein-        sozioökonomischen Statusgruppe häufiger spezialisierte               ren geringer ist (41 %), gibt es 24,5 Frauenärztinnen und
den in Deutschland wurden eingeladen (120 Gemein-          Fachärztinnen und Fachärzte konsultieren. Menschen, die             -ärzte pro 100.000 Einwohner.
den aus Bundes-Gesundheitssurvey 1998, 60 neue
Orte)                                                      in städtischen Gebieten leben, stellen sich häufiger in spe-             Angesichts der vorhandenen medizinischen Bedarfe und
Teilnehmende: N = 8.151 (4.283 Frauen; 3.868 Män-          zialisierten fachärztlichen Praxen vor als Bewohnerinnen             der zunehmenden Zahl älterer Frauen ist die Sicherstellung
ner). Die Studienpopulation besteht aus Personen,          und Bewohner ländlicher Regionen. Diese wiederum neh-                einer bedarfsgerechten gynäkologischen Versorgung auch
die neu in die Untersuchung einbezogen wurden und
aus Personen, die schon am Bundes-Gesundheits-
                                                           men häufiger haus- beziehungsweise allgemeinärztliche                für diese Bevölkerungsgruppe von großer Bedeutung. Die
survey 1998 teilgenommen hatten (Mischdesign)              Leistungen in Anspruch [2, 12].                                      demografische Entwicklung wirkt dabei in doppelter Hin-
Responserate: 62 % bei den wiedereingeladenen und              Auch hinsichtlich des Angebots an ambulanter ärzt­licher         sicht: als Alterung der Bevölkerung sowie der Ärzteschaft
42 % bei den erstmals Teilnehmenden
                                                           Versorgung gibt es regionale Unterschiede [1]. So findet             [19]. Bemerkbar macht sich dies besonders in ländlichen
Untersuchungszeitraum: Nov. 2008 – Nov. 2011
                                                           sich eine höhere Hausarzt- sowie Facharztdichte in städti-           Regionen, in denen für eine wachsende Zahl älterer Men-
Datenschutz: Die Studie unterliegt der strikten Ein-
haltung der datenschutzrechtlichen Bestimmungen
                                                           schen als in ländlichen Gebieten. Die Sicherstellung einer           schen immer weniger Ärztinnen und Ärzte zur Verfügung
des Bundesdatenschutzgesetzes und wurde von dem            flächendeckenden, wohnortnahen ambulanten ärztlichen                 stehen. Wie die demografische Entwicklung mit Blick auf
Bundesbeauftragten für Datenschutz und Informati-
onsfreiheit in Deutschland genehmigt. Die zuständige
                                                           Versorgung ist Aufgabe der Kassenärztlichen Vereinigun-              Frauen ab 50 Jahren in Berlin, Brandenburg und Mecklen-
Ethikkommission der Charité – Universitätsmedizin          gen (KVen) [16]. Hierbei eingesetzt wird das Instrument              burg-Vorpommern verlaufen wird, ist in einem Fact sheet in
Berlin hat DEGS1 unter ethischen Gesichtspunkten
geprüft und der Studie zugestimmt (No.EA2/047/08).
                                                           der Bedarfsplanung, das die Arztgruppen in verschiedene              dieser Ausgabe des Journal of Health Monitoring dargestellt.
Die Teilnahme an der Studie war freiwillig. Die Teilneh-   Versorgungsebenen (z. B. hausärztliche Versorgung, allge-                Vor diesem Hintergrund hat das durch den Innovati-
menden wurden über die Ziele und Inhalte der Studie
sowie über den Datenschutz informiert und gaben ihre
                                                           meine fachärztliche Versorgung) mit unterschiedlich gro-             onsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA)
schriftliche Einwilligung (informed consent).              ßen Planungsregionen einteilt. Die hausärztliche Versor-             geförderte Projekt „Regionale Versorgung von Frauen über
Mehr Informationen unter                                   gung wird am kleinräumigsten geplant. Für die allgemeine            49 Jahre durch Fachärztinnen und Fachärzte für Gynäkolo-
www.degs-studie.de
                                                           fachärztliche Versorgung, zu denen auch die Frauen-                  gie und für Allgemeinmedizin (Frauen 5.0)“ [20] die

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Journal of Health Monitoring    Inanspruchnahme gynäkologischer und allgemeinärztlicher Leistungen durch Frauen ab 50 Jahren                             FOCUS

                                         gynäkologische und allgemeinärztliche Versorgung von                Inanspruchnahmedaten der Krebsfrüherkennungsunter-
                                         Frauen ab 50 Jahren in der Region Nordost (Berlin, Bran-            suchungen diskutiert.
                                         denburg, Mecklenburg-Vorpommern) untersucht. Ziele des
                                         Projekts waren eine Bestandsaufnahme der Versorgungs-               2. Methode
                                         situation und darauf aufbauend die Entwicklung von Kon-             2.1 Stichprobendesign und Studiendurchführung
                                         zepten, um eine bedarfsgerechte ambulante gynäkologi-
                                         sche Versorgung für diese Bevölkerungsgruppe zu                     Mit DEGS1 hat das RKI in den Jahren von 2008 bis 2011
                                         gewährleisten.                                                      bun­des­weit repräsentative Daten zur gesundheitlichen
                                            Zu dieser Bestandsaufnahme gehörte auch eine Ana-                Lage der in Deutschland lebenden Erwachsenenbevölke-
                                         lyse der Inanspruchnahme gynäkologischer und allgemein­             rung zwischen 18 und 79 Jahren erhoben. Das Studienpro-
                                         ärztlicher Leistungen durch Frauen, fokussiert auf die              gramm umfasste Befragungen, körperliche Untersuchun-
                                         Altersgruppe 50 Jahre und älter, die im Fokus dieses Bei-           gen und Tests. Insgesamt nahmen 8.151 Personen an der
                                         trags steht. Insbesondere die gynäkologische Versorgung             Studie teil. Konzept und Design von DEGS1 sind an ande-
                                         dieser Altersgruppe steht selten im Mittelpunkt von Unter-          rer Stelle ausführlich beschrieben [21, 22].
                                         suchungen. Da derzeit zur Inanspruchnahme einzelner                     Inhaltliche Schwerpunkte waren neben dem Gesund-
                                         Facharztgruppen keine aktuelleren bevölkerungsrepräsen-             heitszustand und Gesundheitsverhalten die Inanspruch-
                                         tativen Daten aus dem Gesundheitsmonitoring des Robert              nahme von Leistungen des Gesundheitssystems. In DEGS1
                                         Koch-Instituts (RKI) zur Verfügung stehen, wird folgender           erfolgte eine differenzierte Abfrage der Inanspruchnahme
                                         Zugang gewählt: Auf Basis der Studie zur Gesundheit                 von Ärztinnen und Ärzten verschiedener Fachrichtungen.
                                         Erwachsener in Deutschland (DEGS1, 2008 – 2011) werden              Die Teilnehmenden wurden gefragt, wie oft sie in den letz-
                                         die gynäkologische und allgemeinärztliche Inanspruch-               ten zwölf Monaten niedergelassene Ärztinnen und Ärzte
                                         nahme bei Frauen im Altersverlauf deskriptiv dargestellt            in Anspruch genommen haben (12-Monats-Prävalenz der
                                         und für Frauen ab 50 Jahren sozioökonomische und wohn-              Inanspruchnahme). Dabei konnte auch die Anzahl der Kon-
                                         ortspezifische Unterschiede der Inanspruchnahme sowie               takte angegeben werden (12-Monats-Prävalenz der Kon-
                                         Zusammenhänge zwischen gynäkologischer und allgemein­               takthäufigkeit). Unter insgesamt 13 verschiedenen Fach-
                                         ärztlicher Inanspruchnahme analysiert. Zur Abschätzung              richtungen konnten „Gynäkologe“ und „Allgemeinarzt/
                                         von Tendenzen in der zeitlichen Entwicklung werden in               Praktischer Arzt“ (im Folgenden als allgemeinärztliche
                                         der Diskussion die Inanspruchnahmedaten aus DEGS1                   Inanspruchnahme bezeichnet) angegeben werden [2].
                                         mit denen der Vorgängererhebung, des Bundes-Gesund-                    Zu den in DEGS1 erhobenen soziodemografischen Vari-
                                         heitsurveys 1998 (BGS98), verglichen. Wie die Entwicklung           ablen gehören neben Alter und Geschlecht der Teilnehmen-
                                         der gynäkologischen Inanspruchnahme sich aktuell fort-              den auch SES und Wohnort. Der SES wird anhand eines
                                         setzen könnte, wird anhand von Krankenkassendaten und               mehrdimensionalen Index bestimmt, in den Angaben zu

Journal of Health Monitoring 2020 5(2)                                                                                                                       17
Journal of Health Monitoring    Inanspruchnahme gynäkologischer und allgemeinärztlicher Leistungen durch Frauen ab 50 Jahren                               FOCUS

                                             schulischer und beruflicher Ausbildung, beruflicher Stel-              Die DEGS1-Berechnungen wurden mit einem Gewich-
                                             lung und zum Haushaltsnettoeinkommen (bedarfsgewich-                tungsfaktor durchgeführt, der Abweichungen der Stich-
                                             tet) eingehen. Dieser erlaubt, die Teilnehmenden in eine            probe von der Bevölkerungsstruktur (Stand: 31.12.2010)
                                             niedrige, mittlere und hohe sozioökonomische Status-                bezüglich Alter, Geschlecht, Region, Staatsangehörigkeit,
                                             gruppe einzuteilen [23]. Beim Wohnort wird zwischen Land            Gemeindetyp und Bildung korrigiert [21]. Sämtliche Analy-
                                             und Stadt in vier Kategorien unterschieden: ländlich                sen wurden mit Stata 15.1 (Stata Corp., College Station, TX,
                                             (< 5.000 Einwohner), kleinstädtisch (5.000 – ≤ 20.000 Ein-          USA, 2017) unter Verwendung des DEGS1-Datensatzes
                                             wohner), mittelstädtisch (20.000 – ≤ 100.000 Einwohner)             (Version 18) durchgeführt. Um die Clusterung der Teilneh-
                                             und großstädtisch (> 100.000 Einwohner) [2].                        menden innerhalb der Untersuchungsorte und die Gewich-
                                                                                                                 tung bei der Berechnung von Konfidenzintervallen und
                                             2.2 Statistische Methoden                                           p-Werten zu berücksichtigen, wurden in allen Analysen
Die gynäkologische                                                                                               Stata-Survey-Kommandos verwendet [24].
Inanspruchnahme nimmt                        Auf Datenbasis von DEGS1 wird die 12-Monats-Prävalenz
mit dem Alter der Frauen ab,                 der Inanspruchnahme gynäkologischer und allgemeinärzt-              3. Ergebnisse
die allgemeinärztliche                       licher Leistungen bei 18- bis 79-jährigen Frauen (n = 4.283)
                                             im Altersverlauf betrachtet. Anschließend wird die gynä-            In allen Altersgruppen nehmen über 80 % der Frauen inner-
Inanspruchnahme ist über
                                             kologische und allgemeinärztliche Inanspruchnahme von               halb eines Jahres Leistungen in allgemeinärztlichen Pra-
die Altersgruppen hinweg                     Frauen ab 50 Jahren dargestellt und dabei auch Unter-               xen in Anspruch (Abbildung 1). Die 12-Monats-Prävalenz
konstant hoch.                               schiede nach SES und Wohnort berichtet (n = 2.287). Hin-            der gynäkologischen Inanspruchnahme sinkt hingegen
                                             sichtlich der Indikatoren zur Inanspruchnahme werden                mit zunehmendem Alter, besonders deutlich in den höhe-
                                             Prävalenzen und Ergebnisse multivariater binär-logisti-             ren Altersgruppen: Während rund drei Viertel der Frauen
                                             scher Regressionen berechnet, bei den Indikatoren zur               zwischen 40 und 49 Jahren in den letzten zwölf Monaten
                                             Kontakthäufigkeit Mittelwerte und Ergebnisse linearer               vor der Befragung eine gynäkologische Praxis aufgesucht
                                             Regressionen. Die Regressionsanalysen sind adjustiert               haben (75,4 %), sind es in der Altersgruppe der 50- bis
                                             für Alter (kategorial), SES und Wohnort. Es wird von einem          59-Jährigen nur noch knapp über zwei Drittel der Frauen
                                             statistisch signifikanten Unterschied zwischen Gruppen              (68,7 %). Insgesamt findet fast eine Halbierung der
                                             ausgegangen, wenn der p-Wert kleiner als 0,05 ist.                  12-Monats-Prävalenz der gynäkologischen Inanspruchnah-
                                             Abschließend wird eine Kreuztabellenanalyse zwischen                me statt, von 80,4 % bei den 18- bis 29-Jährigen auf 44,6 %
                                             der gynäkologischen und allgemeinärztlichen Inanspruch-             bei den 70- bis 79-jährigen Frauen.
                                             nahme durchgeführt und mit dem Pearson Chi-Qua­drat-                   Von den Frauen zwischen 50 und 79 Jahren haben sich
                                             Test getestet, ob zwischen den beiden Variabeln ein                 59,4 % innerhalb eines Jahres mindestens einmal in einer
                                             Zusammenhang besteht.                                               gynäkologischen Praxis vorgestellt. Die Anzahl der Kontakte

    Journal of Health Monitoring 2020 5(2)                                                                                                                         18
Journal of Health Monitoring     Inanspruchnahme gynäkologischer und allgemeinärztlicher Leistungen durch Frauen ab 50 Jahren                                        FOCUS

                                 Abbildung 1      90
                                                       Anteil (%)                                                             häufiger innerhalb eines Jahres bei einer Allgemeinärztin
12-Monats-Prävalenz der Inanspruchnahme                                                                                       oder einem Allgemeinarzt als Frauen der hohen sozioöko-
   gynäkologischer und allgemeinärztlicher        80
                                                                                                                              nomischen Statusgruppe (3,6 Kontakte).
            Leistungen bei Frauen zwischen        70                                                                              Bei der allgemeinärztlichen Inanspruchnahme der 50-
18 und 79 Jahren im Altersverlauf (n = 4.238)
  Quelle: Adaptiert nach Rattay et al. 2013 [2]   60                                                                          bis 79-jährigen Frauen sind außerdem wohnortspezifische
                                                  50
                                                                                                                              Unterschiede festzustellen (Tabelle 1) – sie ist in Großstäd-
                                                                                                                              ten geringer als auf dem Land. Insgesamt ist die statisti-
                                                  40
                                                                                                                              sche Chance, im letzten Jahr mindestens einmal eine All-
                                                  30                                                                          gemeinärztin oder einen Allgemeinarzt aufgesucht zu
                                                  20                                                                          haben, bei Frauen in ländlichen Regionen rund 2,5-mal
                                                                                                                              höher als in der Großstadt. Wohnortspezifische Unter-
                                                  10
                                                                                                                              schiede bestehen zwar nicht in der 12-Monats-Prävalenz
Ein deutlicher Rückgang                                                                                                       der gynäkologischen Inanspruchnahme, jedoch in der Kon-
                                                       18 – 29      30 – 39   40– 49       50 – 59   60 – 69     70 – 79
                                                                                                       Altersgruppe (Jahre)   takthäufigkeit: Während Frauen in ländlichen Regionen im
in der gynäkologischen
                                                           Allgemeinmedizin            Gynäkologie                            Mittel 1,3-mal im Jahr eine gynäkologische Praxis aufge-
Inanspruchnahme zeigt                                                                                                         sucht haben, sind für Frauen in Großstädten durchschnitt-
sich bei Frauen ab der                            betrug im Mittel 1,5. Eine Allgemeinärztin oder einen All-                  lich 1,8 Kontakte zu verzeichnen.
Altersgruppe 50 bis 59 Jahre.                     gemeinarzt suchten 82,6 % der Frauen dieser Altersgruppe                        Die Kreuztabellenanalyse zeigt, dass zwischen der
                                                  mindestens einmal jährlich auf. Im Mittel gab es 4,8 Kon-                   12-Monats-Prävalenz der gynäkologischen und allgemein­
                                                  takte im Jahr.                                                              ärztlichen Inanspruchnahme ein Zusammenhang besteht
                                                     Tabelle 1 zeigt, dass sich die Inanspruchnahme bei                       (p < 0,001): Rund die Hälfte der Frauen zwischen 50 und
                                                  Frauen zwischen 50 und 79 Jahren nach sozioökonomi-                         79 Jahren (50,9 %) haben sich innerhalb eines Jahres min-
                                                  schem Status unterscheidet: Frauen der niedrigen sozio­                     destens einmal sowohl in einer gynäkologischen als auch
                                                  ökonomischen Statusgruppe zeigen innerhalb eines Jahres                     in einer allgemeinärztlichen Praxis vorgestellt. 31,7 % der
                                                  eine geringere Inanspruchnahme gynäkologischer Leistun-                     Frauen dieser Altersgruppe haben von den beiden Fach-
                                                  gen als Frauen aus den höheren Statusgruppen. Die allge-                    gruppen nur eine Fachärztin oder einen Facharzt für Allge-
                                                  meinärztliche Inanspruchnahme ist dagegen bei Frauen                        meinmedizin aufgesucht. 8,5 % der 50- bis 79-jährigen
                                                  aus der hohen Sozialstatusgruppe am geringsten. Sozio­                      Frauen haben in den letzten zwölf Monaten mindestens
                                                  ökonomische Unterschiede zeigen sich auch in der                            einmal gynäkologische, aber keine allgemeinärztlichen Leis-
                                                  12-Monats-Prävalenz der Kontakthäufigkeit: Frauen der                       tungen in Anspruch genommen. 8,9 % berichten, im letz-
                                                  niedrigen und der mittleren sozioökonomischen Status-                       ten Jahr weder in einer gynäkologischen noch in einer all-
                                                  gruppe waren mit 5,5 beziehungsweise 4,8 Kontakten                          gemeinärztlichen Praxis gewesen zu sein.

       Journal of Health Monitoring 2020 5(2)                                                                                                                                    19
Journal of Health Monitoring    Inanspruchnahme gynäkologischer und allgemeinärztlicher Leistungen durch Frauen ab 50 Jahren                                                   FOCUS

                                       Tabelle 1                                                         Gynäkologische Inanspruchnahme                          Allgemeinärztliche Inanspruchnahme
   12-Monats-Prävalenz der Inanspruchnahme                                                 %        (95 %-KI)  OR       (95 %-KI) p-Wert              %       (95 %-KI)   OR        (95 %-KI) p-Wert
       gynäkologischer und allgemeinärztlicher     Sozioökonomischer Status
               Leistungen von Frauen zwischen       Niedrig                             47,1 (41,1 – 53,1)            0,56 (0,37 – 0,84)    0,005   81,8 (75,8 – 86,6)     1,22 (0,82 – 1,82)      0,317
50 und 79 Jahren und Ergebnisse multivariater       Mittel                              61,8 (58,5 – 65,0)            0,88 (0,65 – 1,20)    0,428   84,7 (82,4 – 86,8)     1,63 (1,19 – 2,23)      0,003
 binär-logistischer Regressionen (Odds Ratios)      Hoch                                68,0 (62,3 – 73,2)             Ref.          Ref.       –   75,7 (70,4 – 80,3)      Ref.          Ref.         –
nach sozioökonomischem Status und Wohnort          Wohnort
                                     (n = 2.287)    Ländlich                            55,6    (49,7 – 61,3)         0,79 (0,57 – 1,11)    0,175   89,6   (85,9 – 92,4)   2,46 (1,55 – 3,91) < 0,001
                     Quelle: DEGS1 (2008 – 2011)    Kleinstädtisch                      56,4    (52,0 – 60,7)         0,78 (0,59 – 1,03)    0,076   82,4   (77,7 – 86,2)   1,29 (0,87 – 1,92)   0,208
                                                    Mittelstädtisch                     60,6    (55,8 – 65,2)         0,87 (0,66 – 1,15)    0,327   83,1   (80,0 – 85,8)   1,36 (0,96 – 1,91)   0,082
                                                    Großstädtisch                       62,8    (58,0 – 67,3)          Ref.          Ref.       –   78,3   (73,3 – 82,6)    Ref.          Ref.      –
                                                   KI = Konfidenzintervalle, OR = Odds Ratio, Ref. = Referenzgruppe

                                                   4. Diskussion                                                                     eine geringere Inanspruchnahme gynäkologischer Leistun-
   Etwa ein Drittel der Frauen ab                                                                                                    gen bei Frauen ab 50 Jahren in der niedrigen sozioökono-
   50 Jahren hat von den beiden                    Während die 12-Monats-Prävalenz der allgemeinärztlichen                           mischen Statusgruppe. Dies steht im Einklang mit den
                                                   Inanspruchnahme über die Altersgruppen hinweg mit über                            eingangs zitierten Studien zur sozialen Ungleichheit in der
   Facharztgruppen ausschließ-                     80 % konstant hoch liegt [2], geht die 12-Monats-Prävalenz                        haus- und fachärztlichen Inanspruchnahme in der deut-
   lich Allgemeinärztinnen                         der gynäkologischen Inanspruchnahme mit dem Alter                                 schen Allgemeinbevölkerung [2, 3, 10–15] sowie mit Studien
   und -ärzte konsultiert.                         immer stärker zurück. Nur noch rund 60 % der 50- bis                              zur Altersgruppe 50 Jahre und älter [26–29]. Zu berücksich-
                                                   79-jährigen Frauen besuchen mindestens einmal im Jahr                             tigen sind in diesem Zusammenhang auch Studien, die
                                                   eine gynäkologische Praxis (bei einer Inanspruchnahme                             zeigen, dass Personen mit niedrigem SES eine geringere
                                                   von 69,6 % über alle Altersgruppen) [2]. Ähnliche Ergeb-                          Inanspruchnahme eher präventiv tätiger Arztgruppen wie
                                                   nisse liefern Auswertungen der „Study of Health in Pomera­                        Dermatologie, Gynäkologie oder Zahnheilkunde aufweisen
                                                   nia (SHIP)“-Studie für die Region Vorpommern [25]: Hier                           und das Leistungsspektrum präventiver Maßnahmen zur
                                                   zeigt sich eine Abnahme der gynäkologischen Inanspruch-                           Früherkennung und Vorsorge weniger nutzen [2, 30].
                                                   nahme von 86,3 % bei den 20- bis 29-Jährigen auf 36,6 %                               Die eingangs beschriebenen Stadt-Land-Unterschiede
                                                   bei den 70-jährigen und älteren Frauen. In der Altersgrup-                        in der haus- und fachärztlichen Inanspruchnahme in der
                                                   pe 50 bis 59 Jahre nehmen 71,1 % der Frauen gynäkologi-                           deutschen Allgemeinbevölkerung [2, 12] lassen sich zum
                                                   sche Leistungen in Anspruch (Inanspruchnahme über alle                            Teil in der Gruppe der Frauen ab 50 Jahren wiederfinden:
                                                   Altersgruppen: 69,8 %).                                                           Im Vergleich zu Frauen in Großstädten suchen Frauen in
                                                      Mit Blick auf sozioökonomische Unterschiede findet                             ländlichen Regionen häufiger mindestens einmal im Jahr
                                                   sich eine höhere Inanspruchnahme allgemeinärztlicher und                          eine allgemeinärztliche Praxis auf, während sich in der gynä-

         Journal of Health Monitoring 2020 5(2)                                                                                                                                              20
Journal of Health Monitoring    Inanspruchnahme gynäkologischer und allgemeinärztlicher Leistungen durch Frauen ab 50 Jahren                             FOCUS

                                             kologischen Inanspruchnahme keine Stadt-Land-Unter­-                rungen der Inanspruchnahme, allerdings wurde hier nicht
                                             schiede zeigen. Damit im Einklang steht eine Studie von             nach Altersgruppen differenziert. Wegen der unterschied-
                                             Stentzel et al. [31], in der eine schlechtere Erreichbarkeit        lichen Datengrundlage und Methodik (unter anderem der
                                             von gynäkologsichen Praxen keinen Einfluss auf die Inan-            Einbeziehung der Männer in die Berechnungen) ist ein
                                             spruchnahme hat. Laut den DEGS1-Daten geben Frauen                  Vergleich mit den DEGS1-Daten nicht möglich. Weitere
                                             in ländlichen Regionen aber weniger Kontakte zu gynäko-             Hinweise auf aktuelle Enwicklungen lassen sich den Daten
                                             logischen Praxen innerhalb eines Jahres an als Frauen in            zur Inanspruchnahme von Krebsfrüherkennungsuntersu-
                                             Großstädten. Diese Ergebnisse regen zu weiteren Analysen            chungen entnehmen. Der Studie Gesundheit in Deutsch-
                                             an, regionale Unterschiede in der gynäkologischen Inan-             land aktuell (GEDA 2014/2015-EHIS) zufolge nahmen
                                             spruchnahme auch mit Bezug auf die vorhandenen Ange-                53,1 % der Frauen ab 20 Jahren eine Früherkennungsun-
                                             bote weiter zu untersuchen.                                         tersuchung auf Gebärmutterhalskrebs (Pap-Test) inner-
Zwischen 1998 und                                Im Vergleich zum BGS98 hat in DEGS1 die Inanspruch-             halb der letzten zwölf Monate in Anspruch. Der höchste
2008/2011 haben die                          nahme von Allgemeinärztinnen und -ärzten bei Frauen in              Wert findet sich mit 67,9 % bei den 30- bis 34-jährigen
allgemeinärztliche und                       allen Altersgruppen deutlich zugenommen [2]. Ingesamt               Frauen. Von den 60- bis 64-Jährigen nehmen weniger als
die gynäkologische                           betrachtet ist die allgemeinärztliche Inanspruchnahme               die Hälfte (49,0 %), von den über 70-Jährigen weniger als
                                             zwischen den beiden Erhebungszeitpunkten um rund 10                 ein Drittel (29,7 %) teil [9]. Auswertungen zum Mammo-
Inanspruchnahme bei
                                             Prozentpunkte gestiegen, von 70,9 % auf 79,4 %. Auch bei            graphie-Screening zeigen, dass im Jahr 2017 49 % der ein-
Frauen ab 50 Jahren                          Frauenärztinnen und -ärzten ist eine Zunahme der Inan-              geladenen Frauen am Mammographie-Screening-Pro-
deutlich zugenommen.                         spruchnahme zu verzeichnen. Dieser Anstieg ist vor allem            gramm teilnahmen. Von 2008 bis 2013 war bei den
                                             auf höhere Altersgruppen zurückzuführen: In der Alters-             eingeladenen Frauen eine steigende Tendenz in der Teil-
                                             gruppe 60 bis 69 Jahre ist die gynäkologische Inanspruch-           nahme zu sehen, seit 2014 geht die Teilnahmerate zurück.
                                             nahme um 18 Prozentpunkte von 44 % im BGS98 auf 62 %                Ein Anstieg bei den Teilnahmeraten ist nur bei der Gruppe
                                             in DEGS1 gestiegen, in der Altersgruppe 70 bis 79 Jahre             der Frauen zu verzeichnen, die schon einmal am Screening
                                             sogar um 24 Prozentpunkte von 21 % auf 45 % [2]. Um                 teilgenommen hatten und ein weiteres Mal eingeladen
                                             abzuschätzen, ob die Inanspruchnahme seitdem weiter                 wurden [34]. Allerdings findet das Mammographie-
                                             zugenommen hat, können Abrechnungsdaten von Kran-                   Screening nicht in der gynäkologischen Praxis statt; es
                                             kenkassen genutzt werden. Im Arztreport der BARMER                  wäre aber möglicherweise ein Anlass, zur Beratung eine
                                             wird unter anderem jährlich die ambulante ärztliche Inan-           gynäkologische Praxis aufzusuchen. Weitere Beratungs-
                                             spruchnahme analysiert. Demnach haben im Jahr 2008                  und Behandlungsanlässe, die neben der Krebsfrüherken-
                                             26,6 % der Bevölkerung gynäkologische Leistungen in                 nung bei Frauen ab 50 Jahren eine Rolle spielen, werden
                                             Anspruch genommen [32], im Jahr 2018 waren es 25,0 %                in einem zweiten Focus-Artikel in dieser Ausgabe des Jour-
                                             [33]. Es zeigen sich also keine wesentlichen Verände-               nal of Health Monitoring dargestellt.

    Journal of Health Monitoring 2020 5(2)                                                                                                                       21
Journal of Health Monitoring    Inanspruchnahme gynäkologischer und allgemeinärztlicher Leistungen durch Frauen ab 50 Jahren                                FOCUS

                                            Bei der Erhebung der Inanspruchnahme in bevölke-                  Versorgung (z. B. lange Wartezeiten, größere Entfernun-
                                         rungsbezogenen Studien wie den RKI-Gesundheitssurveys                gen) Gründe für eine Nicht-Inanspruchnahme sein kön-
                                         sind bestimmte Limitationen zu bedenken. So ist es denk-             nen [39, 40]. Es scheint aber möglich, dass sich der Anstieg
                                         bar, dass es bei Selbstangaben zur ärztlichen Inanspruch-            der gynäkologischen Inanspruchnahme zwischen 1998
                                         nahme zu Unter- oder Fehlerfassungen kommt, etwa auf-                und 2008 – 2011 fortsetzt und Frauen aus jüngeren
                                         grund von Erinnerungslücken (Recall Bias) oder, weil sehr            Alterskohorten gynäkologische Praxen häufiger aufsuchen
                                         alte oder kranke Personen nicht an Befragungen teilneh-              werden. Hierzu sollten zukünftig weitere – auch qualita-
                                         men können [35, 36]. Eine Unterschätzung von Arztbesu-               tive – Studien durchgeführt werden, welche die Inan-
                                         chen scheint besonders im höheren Alter vorzukommen                  spruchnahme bei Frauen im mittleren und höheren
                                         [37], allerdings eher im Hinblick auf die Anzahl der Kon-            Lebensalter in den Blick nehmen. Ausgewählte Zugangs-
                                         takte als auf die Frage, ob überhaupt Ärztinnen und Ärzte            barrieren zur ambulanten ärztlichen Versorgung werden
                                         aufgesucht wurden. Darüber hinaus ist ein Recall Bias wahr-          in dem Fact sheet Zugangsbarrieren zur gesundheitlichen
                                         scheinlicher, wenn ein längerer Zeitraum als die letzten             Versorgung bei Frauen ab 50 Jahren in Deutschland detail-
                                         zwölf Monate erfasst wird [38]. Im Gegensatz zu Abrech-              lierter dargestellt.
                                         nungsdaten von Krankenkassen ermöglichen die DEGS1-                      Zu einer bedarfsgerechten Inanspruchnahme gynäko-
                                         Daten Aussagen über die Inanspruchnahme unabhängig                   logischer Leistungen kann eine Stärkung der Gesundheits-
                                         von der Art der Krankenversicherung [36].                            kompetenz beitragen, zum Beispiel durch Informationen
                                            Aus den vorliegenden Ergebnissen lassen sich zwar                 über gynäkologische Erkrankungen oder Krebsfrüherken-
                                         keine direkten Schlussfolgerungen zur Bedarfsgerechtig-              nungsuntersuchungen [39]. Die DEGS1-Daten geben
                                         keit und Qualität der Versorgung ableiten, sie weisen                Ansatzpunkte für eine weitere Überlegung: Etwa ein Drittel
                                         jedoch auf die Notwendigkeit hin, Gründe für eine Nicht-             der Frauen ab 50 Jahren hat von den beiden Facharztgrup-
                                         Inanspruchnahme gynäkologischer Leistungen bei Frauen                pen nur Ärztinnen und Ärzte für Allgemeinmedizin konsul-
                                         ab 50 Jahren zu untersuchen. So ist es denkbar, dass die             tiert. Dieser Befund legt nahe, Allgemeinärztinnen und
                                         gynäkologische Inanspruchnahme vor allem im Zusam-                  -ärzte stärker für gynäkologische Beratungs- und Behand-
                                         menhang mit reproduktiver Gesundheit gesehen und                     lungsbedarfe von Frauen im mittleren und höheren Lebens-
                                         daher ab einem bestimmten Alter als nicht (mehr) not-                alter zu sensibilisieren. Dies gilt vor allem im Hinblick auf
                                         wendig wahrgenommen wird, oder, dass die Umstände                    Krebsfrüherkennungsuntersuchungen [41]. Ein Ziel des Pro-
                                         der Untersuchung von den Frauen als (zu) unangenehm                  jekts Frauen 5.0 war es, aufbauend auf der Analyse der Ver-
                                         empfunden werden. Auswertungen aus dem Projekt                       sorgungssituation, ein Modell für die regionale ambulante
                                         Frauen 5.0 weisen darauf hin, dass sowohl persönliche                Versorgung zu entwickeln, das – auch durch interprofessi-
                                         Barrieren (z. B. Alter, Scham oder Angst vor der gynäkolo-           onelle Kooperationen – den Versorgungsbedarfen von
                                         gischen Untersuchung) als auch Rahmenbedingungen der                 Frauen ab 50 Jahren gerecht wird [39].

Journal of Health Monitoring 2020 5(2)                                                                                                                          22
Journal of Health Monitoring    Inanspruchnahme gynäkologischer und allgemeinärztlicher Leistungen durch Frauen ab 50 Jahren                                         FOCUS

                                                                                     Korrespondenzadresse         Das Projekt „Regionale Versorgung von Frauen über 49
                                                                                           Dr. Laura Krause    Jahre durch Fachärztinnen und Fachärzte für Gynäkologie
                                                                                       Robert Koch-Institut
                                                    Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring
                                                                                                               und für Allgemeinmedizin (Frauen 5.0)“ wurde durch den
                                                                                   General-Pape-Str. 62–66     Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses
                                                                                                12101 Berlin   gefördert (Förderkennzeichen: 01VSF16030).
                                                                                    E-Mail: KrauseL@rki.de

                                                                                                               Interessenkonflikt
                                                                                                Zitierweise
                                                                           Krause L, Dini L, Prütz F (2020)
                                                                                                               Die Autorinnen geben an, dass kein Interessenkonflikt
                                                  Inanspruchnahme gynäkologischer und allgemeinärztlicher      besteht.
                                                                    Leistungen durch Frauen ab 50 Jahren.
                                                                  Journal of Health Monitoring 5(2): 15–26.    Literatur
                                                                                      DOI 10.25646/6807        1.   Robert Koch-Institut (Hrsg) (2015) Gesundheit in Deutschland.
                                                                                                                    Gesundheitsberichterstattung des Bundes. Gemeinsam getragen
                                                                                                                    von RKI und Destatis. RKI, Berlin.
                                                                                                                    https://edoc.rki.de/handle/176904/3248 (Stand: 19.06.2020)
                                         Die englische Version des Artikels ist verfügbar unter:
                                                                                                               2.   Rattay P, Butschalowsky H, Rommel A et al. (2013) Inanspruch-
                                         www.rki.de/journalhealthmonitoring-en                                      nahme der ambulanten und stationären medizinischen Versor-
                                                                                                                    gung in Deutschland: Ergebnisse der Studie zur Gesundheit
                                                                                                                    Erwachsener in Deutschland (DEGS1). Bundesgesundheitsbl
                                         Datenschutz und Ethik                                                      56(5/6):832–844
                                         DEGS1 unterliegt der strikten Einhaltung der datenschutz-             3.   Prütz F, Rommel A (2017) Inanspruchnahme ambulanter ärzt­
                                         rechtlichen Bestimmungen des Bundesdatenschutzgeset-                       licher Versorgung in Deutschland. Journal of Health Monitoring
                                                                                                                    2(4):88–94.
                                         zes und wurde von dem Bundesbeauftragten für Daten-                        https://edoc.rki.de/handle/176904/2905 (Stand: 18.06.2020)
                                         schutz und Informationsfreiheit in Deutschland genehmigt.             4.   Babitsch B, Bormann C, Gohl D et al. (2014) Gender and Utiliza-
                                         Die zuständige Ethikkommission der Charité – Universi-                     tion of Health Care. In: Janssen C, Swart E, von Lengerke T
                                                                                                                    (Hrsg) Health Care Utilization in Germany – Theory, Methodolo-
                                         tätsmedizin Berlin hat DEGS1 unter ethischen Gesichts-                     gy, and Results. Springer, New York Heidelberg Dordrecht Lon-
                                                                                                                    don, S. 101–116
                                         punkten geprüft und der Studie zugestimmt (No.
                                                                                                               5.   Robert Koch-Institut (Hrsg) (2009) Gesundheit und Krankheit im
                                         EA2/047/08). Die Teilnahme an DEGS1 war freiwillig. Die                    Alter. Eine gemeinsame Veröffentlichung des Statistischen Bun-
                                         Teilnehmenden wurden über die Ziele und Inhalte der Stu-                   desamtes, des Deutschen Zentrums für Altersfragen und des
                                                                                                                    Robert Koch-Instituts. Gesundheitsberichterstattung des Bundes.
                                         die sowie über den Datenschutz informiert und gaben ihre                   RKI, Berlin.
                                         schriftliche Einwilligung (informed consent).                              https://edoc.rki.de/handle/176904/3220 (Stand: 19.06.2020)
                                                                                                               6.   Ozalp S, Tanir HM, Gurer H (2006) Gynecologic problems
                                                                                                                    among elderly women in comparison with women aged between
                                         Förderungshinweis                                                          45–64 years. Eur J Gynaecol Oncol 27(2):179–181
                                         DEGS1 wurde mit Mitteln des Robert Koch-Instituts und                 7.   Moroney JW, Zahn CM (2007) Common gynecologic problems in
                                         des Bundesministeriums für Gesundheit finanziert.                          geriatric-aged women. Clin Obstet Gynecol 50(3):687–708

Journal of Health Monitoring 2020 5(2)                                                                                                                                   23
Journal of Health Monitoring    Inanspruchnahme gynäkologischer und allgemeinärztlicher Leistungen durch Frauen ab 50 Jahren                                               FOCUS

                                         8.   Kumari BA, Ramaiah A, Chandra AS (2016) Spectrum ofgyneco-           19. Schräg M, Herrmann M, Klement A et al. (2009) Zentrierte Ver-
                                              logical disorders in elderly women. IAIM, 3(11):112–117                  sorgungsformen als Antwort auf die Bevölkerungsentwicklung.
                                                                                                                       In: Klauber J, Robra BP, Schellschmidt H (Hrsg) Krankenhaus-
                                         9.   Starker A, Buttmann-Schweiger N, Krause L et al. (2018) Krebs-           Report 2008/2009, Schwerpunkt: Versorgungszentren.
                                              früherkennungsuntersuchungen in Deutschland: Angebot und                 Schattauer, Stuttgart, S. 75–86
                                              Inanspruchnahme. Bundesgesundheitsbl 61(12):1491–1499
                                                                                                                   20. Gemeinsamer Bundesausschuss (G-BA) (2016) Geförderte Pro-
                                         10. Hoebel J, Rattay P, Prütz F et al. (2016) Socioeconomic Status            jekte des Innovationsausschusses zur Förderbekanntmachung
                                             and Use of Outpatient Medical Care: The Case of Germany. PLoS             Versorgungsforschung vom 8. April 2016.
                                             One 11(5):e0155982                                                        https://innovationsfonds.g-ba.de/downloads/media/50/Versor-
                                         11. Bremer P, Wübker A (2013) Sozioökonomische Unterschiede in                gungsforschung-Uebersicht-gefoerderte-Projekte-2016.pdf
                                                                                                                       (Stand: 07.06.2019)
                                             der Inanspruchnahme von Haus- und Facharztleistungen in
                                             Deutschland. Eine empirische Analyse. Prävention und Gesund-          21. Kamtsiuris P, Lange M, Hoffmann R et al. (2013) Die erste Welle
                                             heitsförderung 8(1):15–21                                                 der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1):
                                                                                                                       Stichprobendesign, Response, Gewichtung und Repräsentativitat.
                                         12. Thode N, Bergmann E, Kamtsiuris P et al. (2005) Einflussfakto-            Bundesgesundheitsbl 56(5/6):620–630
                                             ren auf die ambulante Inanspruchnahme in Deutschland.
                                             Bundesgesundheitsbl 48(3):296–306                                     22. Gößwald A, Lange M, Dölle R et al. (2013) Die erste Welle der
                                                                                                                       Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1):
                                         13. Krause L, Seeling S, Prütz F et al. (2017) Prevalence and Trends          Gewinnung von Studienteilnehmenden, Durchführung der Feld-
                                             in the Utilization of Gynecological Services by Adolescent Girls in       arbeit und Qualitatsmanagement. Bundesgesundheitsbl
                                             Germany. Results of the German Health Survey for Children and             56(5/6):611–619
                                             Adolescents (KiGGS). Geburtshilfe Frauenheilkd 77(9):1002–1011
                                                                                                                   23. Lampert T, Kroll LE, von der Lippe E et al. (2013) Sozioökonomi-
                                         14. Klein J, Hofreuter-Gätgens K, von dem Knesebeck O (2014) Socioe­          scher Status und Gesundheit : Ergebnisse der Studie zur
                                             conomic Status and the Utilization of Health Services in Germa-           Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1).
                                             ny: A Systematic Review. In: Janssen C, Swart E, von Lengerke T           Bundesgesundheitsbl 56(5/6):814–821
                                             (Hrsg) Health Care Utilization in Germany Theory, Methodology,
                                             and Results. Springer, New York, S. 117–143                           24. StataCorp. (2017) Stata: Release 15. Statistical Software. College
                                                                                                                       Station, TX: StataCorp LLC
                                         15. Tille F, Gibis B, Balke K et al. (2017) Soziodemografische und
                                                                                                                   25. Schwarz S, Völzke H, Alte D et al. (2005) Gynaecological health
                                             gesundheitsbezogene Merkmale der Inanspruchnahme und des
                                                                                                                       care utilization and use of sex hormones – the study of Health in
                                             Zugangs zu haus- und fachärztlicher Versorgung – Ergebnisse
                                                                                                                       Pomerania. Human Reproduction 20(10):2916–2922
                                             einer deutschlandweiten Bevölkerungsbefragung von 2006 bis
                                             2016. Z Evid Fortbild Qual Gesundhwes 126:52–65                       26. Bremer P, Wübker A (2012) Soziale Ungleichheit und Inanspruch-
                                                                                                                       nahme medizinischer und präventiver Leistungen. In: Kirch W,
                                         16. Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) (2019) Bedarfspla-                Hoffmann T, Pfaff H (Hrsg) Prävention und Versorgung. Thieme,
                                             nung. Grundlagen, Instrumente und Umsetzung.                              Stuttgart, New York, S. 226–249
                                             http://www.kbv.de/html/bedarfsplanung.php (Stand: 24.03.2020)
                                                                                                                   27. Gruber S, Kiesel M (2010) Inequality in health care utilization in
                                         17. Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) (2019) Gesundheits-               Germany? Theoretical and empirical evidence forspecialist con-
                                             daten. Regionale Verteilung der Ärzte in der vertragsärztlichen           sultation. Journal of Public Health 18(4):351–365
                                             Versorgung.
                                             https://gesundheitsdaten.kbv.de/cms/html/16402.php                    28. Hessel A, Gunzelmann T, Geyer M et al. (2000) Inanspruchnah-
                                             (Stand: 17.06.2020)                                                       me medizinischer Leistungen und Medikamenteneinnahme bei
                                                                                                                       über 60jährigen in Deutschland – gesundheitliche, sozialstruktu-
                                         18. Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (2016) Bevölkerung 2018.             relle, sozio-demographische und subjektive Faktoren. Z Gerontol
                                             www.statistik-berlin-brandenburg.de (Stand: 17.06.2020)                   Geriatr 33(4):289–299

Journal of Health Monitoring 2020 5(2)                                                                                                                                         24
Journal of Health Monitoring    Inanspruchnahme gynäkologischer und allgemeinärztlicher Leistungen durch Frauen ab 50 Jahren                                           FOCUS

                                         29. Reibling N, Wendt C (2010) Bildungsniveau und Zugang                   40. Thierbach C, Dini L (2019) Gesundheitskompetenz und die
                                             zu Gesundheitsleistungen. Eine vergleichende Analyse von                   (Nicht)Inanspruchnahme der gynäkologischen Versorgung von
                                             Zugangsregulierung und Inanspruchnahme fachärztlicher                      Frauen 50+ – Ergebnisse einer qualitativen Telefonbefragung
                                             Leistungen in Europa. Gesundheitswesen 72(8/9):447–454                     2018 (Abstract). 18. Deutscher Kongress für Versorgungsfor-
                                         30. Robert Koch-Institut (Hrsg) (2014) Daten und Fakten: Ergebnisse            schung (DKVF), Berlin.
                                             der Studie »Gesundheit in Deutschland aktuell 2012«. Beiträge              https://www.egms.de/static/en/meetings/dkvf2019/
                                             zur Gesundheitsberichterstattung des Bundes. RKI, Berlin.                  19dkvf294.shtml (Stand: 26.03.2020)
                                             https://edoc.rki.de/handle/176904/3245 (Stand: 19.06.2020)             41. Kreienberg R, Digel S (2005) Krebsvorsorgeuntersuchungen bei
                                         31. Stentzel U, Bahr J, Fredrich D et al. (2018) Is there an association       älteren Patientinnen. Der Gynäkologe 38(12):1074–1079
                                             between spatial accessibility of outpatient care and utilization?
                                             Analysis of gynecological and general care. BMC Health Serv Res
                                             18(1):322
                                         32. BARMER GEK (Hrsg) (2010) BARMER GEK Arztreport. Auswer-
                                             tungen zu Daten bis 2008. Schwerpunkt: Erkrankungen und
                                             zukünftige Ausgaben. Asgard Verlag, St. Augustin
                                         33. BARMER (Hrsg) (2020) BARMER Arztreport 2020. Psychotherapie
                                             – veränderter Zugang, verbesserte Versorgung? BARMER, Berlin
                                         34. Kooperationsgemeinschaft Mammographie (Hrsg) (2019)
                                             Jahresbericht Evaluation 2017. Deutsches Mammographie-
                                             Schreening-Programm. Kooperationsgemeinschaft
                                             Mammographie, Berlin
                                         35. Swart E (2012) The prevalence of medical services use. How
                                             comparable are the results of large-scale population surveys in
                                             Germany? Psychosoc Med 9:Doc10
                                         36. Ohlmeier C, Frick J, Prütz F et al. (2014) Nutzungsmöglichkeiten
                                             von Routinedaten der Gesetzlichen Krankenversicherung in der
                                             Gesundheitsberichterstattung des Bundes. Bundesgesundheitsbl
                                             57(4):464–472
                                         37. Hessel A, Gunzelmann T, Geyer M et al. (2000) Inanspruchnah-
                                             me medizinischer Leistungen und Medikamenteneinnahme bei
                                             über 60jährigen in Deutschland – gesundheitliche, sozialstruktu-
                                             relle, sozio-demographische und subjektive Faktoren. Z Gerontol
                                             Geriatr 33(4):289–299
                                         38. Bhandari A, Wagner T (2006) Self-reported utilization of health
                                             care services: improving measurement and accuracy. Med Care
                                             Res Rev 63(2):217–235
                                         39. Charité – Universitätsmedizin Berlin (Hrsg) (2020) Frauen 5.0 –
                                             Executive Summary: Regionale Versorgung von Frauen 50+ durch
                                             Fachärztinnen und Fachärzte für Allgemeinmedizin und Gynäko-
                                             logie.
                                             https://allgemeinmedizin.charite.de/fileadmin/user_upload/micro-
                                             sites/m_cc01/allgmed/DOCS/Executive_Summary_Frauen50_
                                             Printed.pdf (Stand: 26.03.2020)

Journal of Health Monitoring 2020 5(2)                                                                                                                                     25
Journal of Health Monitoring    Inanspruchnahme gynäkologischer und allgemeinärztlicher Leistungen durch Frauen ab 50 Jahren        FOCUS

                                             Impressum
                                             Journal of Health Monitoring

                                             Herausgeber
                                             Robert Koch-Institut
                                             Nordufer 20
                                             13353 Berlin

                                             Redaktion
                                             Johanna Gutsche, Dr. Birte Hintzpeter, Dr. Franziska Prütz,
                                             Dr. Martina Rabenberg, Dr. Alexander Rommel, Dr. Livia Ryl,
                                             Dr. Anke-Christine Saß, Stefanie Seeling, Martin Thißen,
                                             Dr. Thomas Ziese
                                             Robert Koch-Institut
                                             Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring
                                             Fachgebiet Gesundheitsberichterstattung
                                             General-Pape-Str. 62–66
                                             12101 Berlin
                                             Tel.: 030-18 754-3400
                                             E-Mail: healthmonitoring@rki.de
                                             www.rki.de/journalhealthmonitoring

                                             Satz
                                             Gisela Dugnus, Kerstin Möllerke, Alexander Krönke

                                             ISSN 2511-2708

                                             Hinweis
                                             Inhalte externer Beiträge spiegeln nicht notwendigerweise die
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   Journal of Health Monitoring 2020 5(2)                                                                                                   26
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