Die gefühlte Revolution - Venezuela vor dem Post-Chavismus? - Bibliothek der Friedrich-Ebert ...
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INTERNATIONALE POLITIKANALYSE Die gefühlte Revolution Venezuela vor dem Post-Chavismus? BENJAMIN REICHENBACH April 2015 n Der steile Fall der Ölpreise auf dem Weltmarkt hat die wirtschaftlich und sozial ange- spannte Situation der auf Erdölexporten basierenden Rentenökonomie Venezuelas massiv verschärft. Die Regierung von Präsident Nicolás Maduro (PSUV) steht daher vor dem Dilemma, wirtschaftliche Strukturreformen mit enormen politischen Kosten durchzuführen oder sich unausweichlich auf einen Staatsbankrott zuzubewegen. n Nach dem Tod von Hugo Chávez hat sich zwischen der Regierung seines Nachfol- gers Maduro und den Anhänger_innen des Regierungslagers, dem sogenannten Chavismus, eine zuvor nicht bestehende Kluft aufgetan. Wenngleich die Regierung zunehmend auch im eigenen Lager in die Kritik gerät, fühlt sich ein wichtiger Teil der venezolanischen Bevölkerung nach wie vor der politischen Bewegung des Chavismus verbunden und betrachtet sich als Teil eines historischen Revolutionsprozesses. n Nationale und internationale Beobachter_innen sagen bereits das Ende der chavis- tischen Regierung voraus. Die Komplexität seit Jahrzehnten existierender staatlicher und gesellschaftlicher Dysfunktionalitäten wird dabei allerdings oft vernachlässigt oder ausgeblendet. Die derzeitige Krise Venezuelas geht weit über die Regierung Maduro und den Chavismus hinaus. Die politischen Eliten der Vierten Republik (1958–1999) tragen eine Mitverantwortung an den Strukturproblemen des Landes. Eine politisch stabile und ökonomisch nachhaltige Zukunftsperspektive wird sich nur mit dem Chavismus entwickeln lassen, nicht gegen ihn.
BENJAMIN REICHENBACH | DIE GEFÜHLTE REVOLUTION Inhalt Der Ölpreisschock von 2014�������������������������������������������������������������������������������������������������3 Maduro oder Sozialismus?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Das Vermächtnis von Hugo Chávez�������������������������������������������������������������������������������������5 Die Mythen über die Vierte Republik ���������������������������������������������������������������������������������6 Parlamentswahlen 2015: Regierung und Opposition, zwei Minderheiten . . . . . . . . . . . 7 Die politische Zukunft des Chavismus und der MUD���������������������������������������������������������8 Literatur. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 1
BENJAMIN REICHENBACH | DIE GEFÜHLTE REVOLUTION Die derzeitige Berichterstattung über Venezuela lässt das inzwischen 96 Prozent der gesamten Exporte aus- keine Superlative aus. »Zusammenbruch«, »Kollaps«, macht und die Grundlage der venezolanischen Devisen- »Endspiel« und andere Umschreibungen suggerieren einnahmen darstellt, hat seit dem Amtsantritt von Chá- das Ende einer Ära, die 1998 mit der Wahl von Hugo vez extrem zugenommen. Preiskontrollen, Enteignungen Chavez zum Präsidenten des Landes begonnen hat. Chá- und Gewinnbegrenzungen haben die Produktion un- vez’ Wahlsieg verhieß eine Alternative zum Kapitalismus rentabel gemacht und eine starke Importabhängigkeit neoliberaler Ausprägung, der in den späten 1990er Jah- geschaffen. Der Staat hat darauf mit zunehmender Ver- ren seinen weltweiten Höhepunkt erreicht hatte. Das schuldung reagiert. Schlagwort vom »Sozialismus des 21. Jahrhunderts« suggerierte ein neues Verständnis von sozialer Gerech- Die Zentralbank hat die Geldmenge unverhältnismäßig tigkeit und gab Millionen von Menschen in Armut die stark im Verhältnis zum Wirtschaftswachstum ausge- Hoffnung auf ein besseres Leben – nicht nur in Venezu- weitet. Die Inflationsrate ist 2014 auf 68,5 Prozent an- ela, sondern in ganz Lateinamerika und darüber hinaus. gestiegen und war damit zuletzt die höchste der Welt. In der politischen Bewegung des charismatischen Präsi- Prognosen gehen für 2015 von mehr als 100 Prozent denten – genannt Chavismus – drückte sich nicht nur die Inflation aus. Die Lebensmittelknappheit hat ungekann- Unterstützung eines großen Teils der Bevölkerung aus, te Ausmaße erreicht, sodass Grundnahrungsmittel wie sondern für seine Anhänger_innen verband sich damit Milch, Mehl, Öl aber auch Shampoo, Duschgel und auch das Lebensgefühl einer neu anbrechenden Zeit und Waschmittel immer schwieriger zu bekommen sind. der Zugehörigkeit zu einem historisch einzigartigen Pro- zess einer gefühlten »Revolution«. Zu all diesen schon seit Längerem bestehenden Pro blemen kam der massive Einbruch des Ölpreises in der Mit alledem, so meinen zahlreiche venezolanische und zweiten Jahreshälfte 2014. Venezuela verfügt über die internationale Kommentator_innen, wird es nach 16 Jah- größten Erdölreserven der Welt. Mit dem Ölpreisfall liegt ren chavistischer Regierung und zwei Jahre nach Chávez’ der Preis für ein Barrel (159 Liter) venezolanischen Roh- Tod nun bald endgültig vorbei sein. Der venezolanische öls nach seinem Tiefstand von 39 US-Dollar zu Jahres- Sozialismus sei am Ende und die chavistische Regierung beginn momentan bei etwa 50 US-Dollar, während der unter Präsident Nicolás Maduro habe abgewirtschaftet. Staatshaushalt auf einer Kalkulation von 60 US-Dollar Haben diese politischen Analyst_innen und die New York basiert. Lange Zeit war ein Barrel zu knapp 100 US- Times recht? Steckt die Regierung Maduro tatsächlich Dollar verkauft worden. Venezuela ist damit einer der in einem »Labyrinth«1, aus dem sie nicht mehr heraus- größten Verlierer der fallenden Ölpreise und hat in den kommt? Oder handelt es sich einmal mehr um Wunsch- letzten Monaten bis zu einem Drittel seiner Einnahmen denken der Regierungsgegner_innen, die den Chavismus eingebüßt. Erfolglos hat die Regierung Maduro daher in in den letzten 16 Jahren schon häufiger totgesagt ha- der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) auf ben? Immerhin deutet selbst Heinz Dieterich, der theo- eine Drosselung der Fördermenge gedrängt, die unter retische Vordenker des Sozialismus des 21. Jahrhunderts anderem am Widerstand Saudi-Arabiens scheiterte. und ehemalige Berater von Hugo Chávez, an, dass 2015 das letzte Jahr der chavistischen Regierung sein könnte.2 Seit der Festlegung des offiziellen Wechselkurses im Jahre 2003 werden die Deviseneinnahmen staatlich re- guliert. Da die Landeswährung Bolívares Fuertes (BsF) in Der Ölpreisschock von 2014 zwischen absurd überbewertet ist – der offizielle Wech- selkurs liegt heute bei einem US-Dollar zu 6,30 BsF –, Ohne Frage ist die wirtschaftliche und soziale Situation hat die Regierung nach einer Abwertung Anfang 2013 Venezuelas äußerst angespannt. Venezuelas Volkswirt- unterschiedliche Wechselkursmechanismen eingeführt, schaft folgt dem Modell einer klassischen Rentenökono- um den seit Einführung der Devisenkontrolle auf dem mie. Die traditionelle Abhängigkeit des Landes vom Öl, Schwarzmarkt gehandelten Parallelkurs zu drücken. In seiner jährlichen Ansprache ans Parlament hat Präsident 1. NYT: Mr. Maduro in His Labyrinth, 26.1.2015; http://www.nytimes. Maduro Ende Januar 2015 die Einführung eines neuen com/2015/01/26/opinion/mr-maduro-in-his-labyrinth.html?_r=0 Wechselkursmechanismus zur Überwindung der wirt- 2. Dieterich, Heinz (2015): ¿Último año de gobierno chavista?, 20.1.2015; http://www.aporrea.org/actualidad/a201309.html schaftlichen und sozialen Krise verkündet, der bei seiner 3
BENJAMIN REICHENBACH | DIE GEFÜHLTE REVOLUTION Einführung mit 177 BsF pro US-Dollar beinahe auf Höhe von Einnahmen liegt in einer vorzeitigen Schulden- des Parallelkurses lag. Dieser war Ende 2014 regelrecht tilgung von Mitgliedern des Bündnisses Petrocaribe. explodiert und beträgt inzwischen das Vierzigfache des Die Dominikanische Republik hatte im Rahmen dieses offiziellen Wechselkurses (ca. 275 BsF pro US-Dollar). Bündnisses seit 2005 venezolanisches Öl im Wert von vier Mrd. US-Dollar zu Sonderkonditionen erhalten. Im Ein strukturelles Problem der Währungspolitik besteht im Januar einigten sich Venezuela und die Dominikanische Devisenmangel. Kaum jemand möchte derzeit US-Dollar Republik auf einen Schuldenerlass von 52 Prozent bei verkaufen und die Regierung hat nur einen geringen sofortiger Rückzahlung der Restschulden. Die Regierung Bruchteil dessen zur Verfügung gestellt, was notwendig verfügt also nach wie vor über Möglichkeiten, Einnah- gewesen wäre, um Vertrauen in ihre Liquidität zu erzeu- men zu generieren, um ihre Zahlungsverpflichtungen gen. Durch die extrem hohe Marge zwischen offiziellem einzuhalten. Kurs und Parallelkurs bleibt darüber hinaus der Anreiz bestehen, Devisen zum günstigen offiziellen Kurs zu Wenngleich es demzufolge denkbar erscheint, einen erwerben und für das Dreißig- bis Vierzigfache wieder Zahlungsausfall 2015 abzuwenden, wird dieser 2016/17 zu verkaufen. Die Regierung bezeichnet dies als Teil des in Anbetracht noch höherer Schuldentilgungen immer sogenannten »Wirtschaftskrieges« (guerra económica). unvermeidlicher, wenn die Regierung keine strukturel- Dies trifft insofern zu, als zu vermuten ist, dass privat- len Veränderungen auf der Einnahmenseite vornimmt. wirtschaftliche und öffentliche Akteure, die Zugang zu Es stellt sich die Frage, welche politischen Kosten für die den Devisen haben, sich tatsächlich daran bereichern. Regierung durch strukturelle Reformen, wie eine Ab- Allerdings ist dies nicht die Ursache der Wirtschaftskri- wertung der Landeswährung oder eine Anhebung des se, sondern ein Symptom. Solange die Regierung keine Benzinpreises, entstehen würden. Sie würden der im ei- einheitliche Wechselkurspolitik betreibt, wird dieses Pro- genen Lager wachsenden Kritik Vorschub leisten. Diese blem bestehen bleiben. Kritik kam 2014 in der Entlassung von Planungsminister Giordani erstmals öffentlich zum Ausdruck. Strukturreformen, wie sie von der Opposition, der Pri- vatwirtschaft, aber auch von den chavistischen Ökono- men und Ex-Ministern Víctor Álvarez und Felipe Pérez Maduro oder Sozialismus? gefordert werden, meidet die Regierung Maduro bis- lang. In der zweiten Jahreshälfte 2015 müssen jedoch ca. Jorge Giordani gehörte zum Chavismus der ersten Stun- 10 Mrd. US-Dollar an Staatsschulden getilgt werden. Die de. Seit 1999 war er beinahe durchgehend Planungsmi- Devisenreserven des Landes liegen laut venezolanischer nister Venezuelas. Aber Giordanis Bedeutung für den Zentralbank (BCV) noch immer bei ca. 20 Mrd. US-Dol- Chavismus geht weit über seine ausgeübten Regierungs- lar.3 Nach Angaben des World Gold Council bestehen funktionen hinaus. Er war Vordenker des »Sozialismus die venezolanischen Devisenreserven allerdings zu 69 des 21. Jahrhunderts«, Kopf der chavistischen Wirt- Prozent aus Gold, dessen Preis ebenfalls stark gefallen schaftspolitik, ein marxistischer Ideologe ersten Ranges ist und das nicht schnell getauscht werden kann.4 Die und enger Weggefährte von Hugo Chávez. Giordani BCV verhandelt daher gerade einen Swap in Höhe von war eine heilige Kuh im chavistischen Machtgefüge, bis 1,4 Mrd. US-Dollar mit der Bank of América und Credit zu jenem 17. Juni 2014, dem Tag, an dem Präsident Ni- Suisse, um ihre Liquidität zu erhöhen. Auch die Raffinerie colás Maduro seine Entlassung verkündete. Was folgte, CITGO in den USA, die sich im Besitz der staatlichen ve- war der Sturm. Giordani schlug zurück. Er veröffentlich- nezolanischen Ölgesellschaft PDVSA befindet, könnte für te noch am Tag seiner Entlassung einen zwölfseitigen ca. 10 Mrd. US-Dollar verkauft werden. Allerdings ent- Brief mit dem Titel »Zeugnis und Verantwortung vor stünden dann strukturelle Folgekosten für den Reimport. der Geschichte«5. Giordani schrieb darin, der Präsident Eine weitere Möglichkeit zur kurzfristigen Generierung übernehme keine Führung und habe ein Machtvakuum innerhalb der Regierung geschaffen, das zum Kontroll- 3. Banco Central de Venezuela (BCV): Reservas Nacionales y tipos de verlust über die eigene Bewegung und ihre seit 2005 cambio de referencia; http://www.bcv.org.ve/excel/2_1_1.xls?id=459 4. World Gold Council: World Official Gold Holdings, International Finan- cial Statistics, February 2015; https://www.gold.org/download/file/3347/ 5. Giordani, Jorge: Testimonio y responsabilidad ante la historia, 18.6.2014; World_Official_Gold_Holdings_as_of_February2015_IFS.pdf http://www.aporrea.org/ideologia/a190011.html 4
BENJAMIN REICHENBACH | DIE GEFÜHLTE REVOLUTION zunehmend mit dem Staat verschmolzenen Institutio vismus. Der Chavismus ist zwar Ausdruck einer Kritik am nen geführt habe. Er kritisierte den wirtschaftspoliti- Fortbestand unüberwindbarer sozialer Klassen im 21. schen Schlingerkurs der Regierung. Der Präsident sei zu Jahrhundert. Die ärmeren Bevölkerungsteile kämpfen nachgiebig gegenüber Opposition und Privatwirtschaft, aber auch in Venezuela nicht gegen das Kapital, sondern die Revolution müsse fortgeführt und vertieft werden, um das Kapital. Worauf basiert also die Verbundenheit der Weg in den Sozialismus des 21. Jahrhunderts kon- des chavistischen Bevölkerungsteils mit der von Chávez sequent weitergegangen werden. Und er kritisierte die initiierten politischen Bewegung? ausufernde Korruption, die in den Institutionen zur Steu- erung der Devisenpolitik entstanden sei. Eine derart hef- tige Kritik hatte es aus dem eigenen Lager bis dato nicht Das Vermächtnis des Hugo Chávez gegeben. In Giordanis Reaktion drückt sich aus, was unter Chávez undenkbar war, aber im Laufe des Jahres Für viele Beobachter_innen liegt das Erklärungsmuster 2014 immer deutlicher wurde: eine Kluft zwischen Basis für die Verbundenheit mit der Regierung im Klientelis- und Führung des Chavismus. mus. Viele Venezolaner_innen sind Empfänger_innen staatlicher Hilfeleistungen und die Anzahl der Staats- Die wachsende Zahl kritischer Stimmen im Regierungs- bediensteten hat sich im letzten Jahrzehnt in etwa ver- lager lässt sich jedoch nicht vom Chavismus abgrenzen, doppelt. Ist die Frage also nur, wann der chavistischen sondern will ihn vielmehr gegen die aktuelle Regie- Regierung dafür das Geld ausgehen wird? Oder liegen rungspolitik für sich reklamieren. Bis zum Tod von Hugo die Gründe für die Loyalität eines festen Teils der vene- Chávez waren der Präsident und seine Regierung, Partei zolanischen Bevölkerung tiefer? und Bewegung des Chavismus eine Einheit, die ihren Weg zum Sozialismus gegen alle als Feinde wahrge- Hugo Chávez hat die venezolanische Gesellschaft pola nommenen Akteure der nationalen und internationalen risiert. Bei allem Streitbaren, was sich über Chávez sagen Opposition des »Imperialismus« verteidigte. Im zweiten lässt, wird jedoch auch von manchen seiner Gegner_in- Jahr von Maduros Präsidentschaft sind erstmals Risse in nen eines anerkannt: Chávez hat vielen Menschen Ver- dieser Einheit hervorgetreten. trauen gegeben. Er hat es verstanden, Bevölkerungstei- len, die Zeit ihres Lebens darauf gewartet haben, gehört Ausdruck dessen ist auch die chavistische Gruppierung zu werden, das Gefühl zu geben, dass er ihnen eine Marea Socialista. Die zunehmend regierungskritische Stimme verleiht. Damit hat er Menschen erreicht, die Strömung innerhalb des Chavismus versteht sich als sich von der Gesellschaft abgehängt gefühlt haben. In marxistisch und kritisiert Korruption und Bereicherung. diesem Sinne hat Chávez einem Teil der Bevölkerung den Giordani ist einer von ihnen. Auf die Frage, wie die ve- Glauben an die Perspektive auf ein besseres Leben ver- nezolanische Wirtschaft letztendlich organisiert sein mittelt. Kritiker_innen wenden ein, dass die Armut in Ve- sollte, antworten die sozialistischen Vordenker mit Au- nezuela nicht oder nicht nachhaltig zurückgegangen sei. tosuffizienz und kommunalstaatlichen Strukturen der Laut den neuesten Zahlen der UN-Wirtschaftskommis Selbstversorgung. Unabhängig davon, ob dies in einer sion für Lateinamerika (CEPAL) ist die Armut in Venezue- rohstoffbasierten und in hohem Maße in die globale la 2013 wieder auf 32 Prozent angestiegen.6 Wirtschaft integrierten Ökonomie als sozialromantisch verblendete Träumerei anzusehen ist oder nicht, ist in Entscheidend für das Verständnis des Chavismus dürfte jedem Fall zu bezweifeln, dass diese Vorstellung bei der aber weniger die tatsächliche, sondern die von den Be- Mehrheit der venezolanischen Bevölkerung (auch inner- troffenen selbst gefühlte Armut sein. Chávez hat in sei- halb des chavistischen Lagers) mehrheitsfähig ist. ner Anhängerschaft in einem solchen Maß Vertrauen er- zeugt, dass er einen quasi-religiösen Status erlangt hat. Er Der Konsumismus ist ein Grundelement des venezolani- ist zum Bezugspunkt eines Politikverständnisses mit einer schen Lebensstils. Die sprudelnden Öleinnahmen sowie ihm inhärenten Logik geworden. Kategorien und Begriffe die Geldentwertungen durch Inflation haben diese Men- talität über viele Jahrzehnte hinweg verstetigt. Der Sozi- 6. Comisión Económica para América Latina y el Caribe (CEPAL): Pano- rama Social de América Latina 2014, Naciones Unidas, Santiago de Chile alismus als Wirtschaftsmodell erscheint daher nicht als 2014, S.17, http://repositorio.cepal.org/handle/11362/37626 (basierend tragendes Element der politischen Bewegung des Cha- auf Zahlen des öffentlichen Statistikinstituts (INE) Venezuelas). 5
BENJAMIN REICHENBACH | DIE GEFÜHLTE REVOLUTION werden darin im Sinne seiner »Revolutionsbewegung« demokratischer Regierungswechsel in der Region be- verstanden und verwendet. Die von nüchternen ratio- wundert, während in beinahe allen anderen Ländern nalen Argumenten getragene Kritik, dass in Venezuela zwischen den 1960er und 1980er Jahren Diktatoren die nie eine »Revolution« stattgefunden habe, weil Chávez Macht ergriffen. Der Pakt von Punto Fijo aus dem Jahre 1998 demokratisch gewählt wurde, oder dass das vene- 1958 – eine Vereinbarung der politischen und wirtschaft- zolanische Wirtschaftssystem wenig mit Sozialismus zu lichen Eliten – verlieh dem zuvor von Diktatoren und Mi- tun habe, weil es sich noch immer um eine Marktwirt- litärs dominierten Land erstmals über lange Zeit instituti- schaft in Form eines staatsmonopolistischen Kapitalis- onelle Stabilität. mus handele und die USA Hauptabnehmer des venezo- lanischen Öls seien, greifen nicht. Die Antworten darauf Unter der Oberfläche der vermeintlichen Erfolgsstory könnten lauten, dass derjenige, der der Revolution nicht verbargen sich jedoch strukturelle Dysfunktionalitäten, anhängt, gar nicht verstehen kann, worin sie besteht die eine Aushöhlung der demokratischen Ordnung be- und was Sozialismus im Sinne der Revolution bedeutet. günstigten. Zwischen den abwechselnd regierenden Die Begriffshoheit liegt innerhalb der Bewegung und im Sozialdemokraten (AD) und Konservativen (COPEI) hatte Zweifelsfall gilt das gesprochene Wort von Hugo Chávez sich ein Parteienkartell gebildet, das sich mit der Zeit im- Frías. mer weiter von der Bevölkerung wegbewegte und das Gefühl für die gesellschaftlichen Befindlichkeiten verlor. Chávez prägt das Weltbild und die Lebensvorstellungen Soziale Gegensätze waren lange Zeit überlagert, wur- der Anhänger_innen des Chavismus. Es stellt sich die den aber nicht strukturell abgebaut. Zum Ausdruck kam Frage, inwieweit es der Regierung Maduro gelingt, die- all dies 1989 im Caracazo, einem sozialen Aufstand, der ses Erbe gegenüber den Anhänger_innen des Chavismus von der Regierung des damaligen Präsidenten Carlos glaubhaft für sich in Anspruch zu nehmen. Der chavisti- Andrés Pérez (AD) blutig niedergeschlagen wurde. Dem sche Politikwissenschaftler Nicmer Evans, intellektueller folgten vom IWF diktierte neoliberale Anpassungspoli- Kopf von Marea Socialista, weist darauf hin, dass die tiken des Washington Consensus, die zusätzlich Öl ins Zukunft Maduros nicht von der Opposition abhängt, Feuer gossen. Der argentinische Spruch, »sie sollen alle sondern vom Chavismus.7 Wie Giordani attestiert auch verschwinden« (que se vayan todos), beschreibt die ge- Evans dem Chavismus ein Führungsproblem, das sich im gen das parteipolitische Establishment gerichtete Stim- Übrigen auch aufseiten der Opposition feststellen lässt. mung der 1990er Jahre in Venezuela. Es ist zum jetzigen Zeitpunkt schwer vorstellbar, welche chavistischen Führungsfiguren den Unmut von Kriti- Auf diesem Nährboden konnte der gegen die alten Eli- ker_innen wie Marea Socialista aufnehmen könnten. ten gerichtete Diskurs von Hugo Chávez gedeihen. Seine Die politische Klasse des Chavismus steht nach wie vor Wahl zum Staatspräsidenten 1998 hatte logische Grün- genauso hinter Nicolás Maduro, wie ein harter Kern der de, sie war kein Zufall der Geschichte, wie manche Op- chavistischen Basis. Die Frage, warum dies so ist, führt positionspolitiker_innen irrtümlich bis heute glauben. In unweigerlich zu einer Auseinandersetzung mit Ursprün- Venezuela ist in den 1980er und 1990er Jahren ein Ver- gen und Entstehungshintergrund des Chavismus sowie trauensverlust in die politische Klasse entstanden, der den Verhältnissen der Vierten Republik (1958–1999). bis heute anhält. Ein nicht geringer Teil der Bevölkerung hat in Hugo Chávez eine vielversprechende Alternative zum verkrusteten Klientelsystem gesehen. Die Mythen über die Vierte Republik Die politischen Gegner_innen des Chavismus haben zu Mit der Einführung der Bolivarischen Verfassung wurde Beginn des letzten Jahrzehnts versucht, seine Präsident- die politische Konstitution Venezuelas 1999 auf eine neue schaft mit allen erdenklichen Mitteln zu beenden (Putsch Grundlage gestellt. Die seit 1958 bestehende Vierte Re- 2002, Generalstreik 2003, Referendum 2004). Chávez publik wurde abgelöst. In den Jahrzehnten der Vierten gelang es jedoch, eine Mehrheit für seine Politik zu sta- Republik wurde Venezuela über lange Jahre als Vorbild bilisieren. Die Opposition hat in den 16 Jahren chavisti- scher Regierung keine überzeugende Antwort auf die 7. Costa, Jolger Rodriguez: Nicmer Evans: »El madurismo es un error his- Frage nach Alternativen geboten. Einzelnen Führungs tórico«, in: El Nacional, 26.1.2015; http://www.el-nacional.com/siete_dias/ Nicmer-Evans-madurismo-error-historico_0_554344571.html figuren hängt nicht nur eine Unterstützung des Putsches 6
BENJAMIN REICHENBACH | DIE GEFÜHLTE REVOLUTION von 2002 nach, sondern sie geben auch zu erkennen, siegessicher. In Anbetracht der Krise wird allerdings mit dass sie die Mängel der Vierten Republik bis heute nicht einem hohen Anteil an Nichtwähler_innen gerechnet. anerkannt haben. Ihr Diskurs suggeriert, dass vor dem Dies könnte nicht nur die Regierung, sondern durchaus Chavismus alles besser gewesen sei. Dies ist für einen auch die Opposition treffen. Es wird also auf die Mobili- bestimmten Teil der Bevölkerung aber nicht richtig. Die sierungsfähigkeit der Parteien ankommen. Furcht vor einer Rückkehr der Vierten Republik hält viele von der Regierung enttäuschte Venezolaner_innen nach Die internen Vorwahlen der PSUV im Juni sollten zei- wie vor im Regierungslager. gen, inwieweit Parteiführung und Basis eine Einheit im Regierungslager bilden. Die PSUV wird sich ihrer Basis Der Chavismus hat die Schwächen der Vierten Republik öffnen und auf breite Beteiligung von unten setzen ausgenutzt, um sie unverhältnismäßig zu verdammen, müssen. Auf Oppositionsseite wurde bereits entschie- zu diskreditieren und wie den Teufel an die Wand zu den, dass nur in 38 von 87 Wahlkreisen – und damit malen. Dies wird dem hohen Grad an Institutionalisie- in 12 von 23 Bundesstaaten – Vorwahlen stattfinden rung und der relativen Stabilität bis in die 1980er Jahre werden. Wenngleich es aus finanziellen und logisti- wiederum nicht gerecht. Ab dann wurden die Schwä- schen Gründen für das Oppositionsbündnis Mesa de la chen des damaligen Systems allerdings unverkennbar. Unidad Democrática (MUD) unmöglich gewesen wäre, Die heutigen Oppositionspolitiker_innen sollten deshalb landesweit Vorwahlen durchzuführen, muss diese Ent- anerkennen, dass der Chavismus zwar viele Probleme scheidung als eher enttäuschend angesehen werden. In vertieft oder pervertiert hat, dass ihre Ursachen aber vielen Staaten werden die Listenplätze damit einheitlich bereits in der Vierten Republik oder sogar weiter zurück vergeben, was alteingesessenen Kandidat_innen und liegen. Seit den 1920er Jahren lebt das Land vom Erdöl. Amtsträger_innen zuvorkommen und den Nachwuchs Die Mentalität einer Rentenökonomie ist seit Jahrzehn- bremsen dürfte. ten fester Bestandteil der venezolanischen Gesellschaft. Damit verbinden sich seit jeher politische Praktiken der Im Hinblick auf die Parlamentswahlen ist zudem zu be- Patronage und des Klientelismus. Jede nachhaltige poli- rücksichtigen, dass die Mandatsvergabe nicht nur von tische Zukunftsperspektive muss sich davon lösen. der Gesamtzahl der Wählerstimmen, sondern vom Zu- schnitt der Wahlkreise abhängt, was einen Erfolg der Opposition erschwert. Selbst eine knappe Mehrheit an Parlamentswahlen 2015: Regierung Wählerstimmen würde nicht zwangsläufig eine Mehr- und Opposition, zwei Minderheiten heit an Mandaten bedeuten, weshalb der Opposition nur ein eindeutiger Erfolg von über 60 Prozent nützen Was bedeutet dies für die Ende 2015 in Venezuela statt- dürfte. Die Regierung wird sicher alle Möglichkeiten findenden Parlamentswahlen? Nach den Zahlen des Ins- ausschöpfen, um einen klaren Erfolg der MUD zu ver- tituts Dataanálisis war die Zustimmung zu Präsident Ma- hindern. Es ist schwer vorstellbar, dass die Opposition duro im Zuge der Krise Anfang 2015 auf ein Rekordtief die Parlamentswahlen tatsächlich klar für sich gewinnen von 22 Prozent gesunken.8 Allerdings lässt sich daraus könnte. nicht automatisch steigende Zustimmung für die frag- mentierte Opposition ableiten. Die einzige derzeit er- Überraschenderweise kommt ein Licht inmitten der ak- kennbare Mehrheit in der venezolanischen Bevölkerung tuellen Krise für die Regierung ausgerechnet vom ver- ist die der sogenannten »Ninis«, die weder Regierung meintlichen Erzfeind USA. US-Präsident Barack Obama noch Opposition anhängen (ni gobierno, ni oposición). hat Venezuela Anfang März 2015 zu einer Bedrohung für die Sicherheit der Vereinigten Staaten erklärt. Damit hat Unter den Parteien hat die regierende Partido Socialista er der venezolanischen Opposition einen Bärendienst er- Unido de Venezuela (PSUV) mit 16 Prozent noch immer wiesen. Nicht nur innerhalb Venezuelas standen nun alle die höchste Zustimmung. Beide Seiten, Regierung und politischen Akteur_innen unter dem Druck, die vollkom- Opposition, geben sich nichtsdestotrotz nach außen men übertriebene Reaktion aus den USA als gute Pat- riot_innen zurückzuweisen. Auch in der Region stellten 8. Ultimas Noticias: Datanálisis pronostica escenario »comprometido« para sich die Regierungen geschlossen hinter Venezuela. Nach parlamentarias, 2.1.2015; http://www.ultimasnoticias.com.ve/noticias/ac- tualidad/politica/datanalisis-pronostica-escenario-comprometido-para.aspx Zahlen des Meinungsforschungsinstituts Hinterlaces sind 7
BENJAMIN REICHENBACH | DIE GEFÜHLTE REVOLUTION Maduros Umfragewerte in Folge von Obamas Aussage zu bauen und eine Transition graduell zu gestalten. In unmittelbar gestiegen.9 Wäre Obamas Aussage kurz vor einer gespaltenen Gesellschaft sind sie daher zum Schei- den Parlamentswahlen gefallen, hätte sie der Regierung tern verurteilt. vermutlich den Sieg gesichert. Da der Wahltermin noch immer unklar ist, bleibt offen, wie sich die Situation in Einen schnellen Regierungswechsel zugunsten der Op- den nächsten Monaten entwickeln wird. position wird es nicht geben. Letztlich stellt »la salida die Idee einer neuen Minderheitsregierung dar, welche die bisherigen Regierungsanhänger_innen ausschließt. Die politische Zukunft des Chavismus Jede Form von Exklusion diskreditiert aber jedes mög- und der MUD liche Transitionsprojekt. Eine politisch stabile und öko- nomisch nachhaltige Zukunftsperspektive wird sich nur Abhängig vom Grad der Geschlossenheit auf Regie- mit dem Chavismus entwickeln lassen, nicht gegen ihn. rungs- und Oppositionsseite lassen sich drei Szenarien Die linken Parteien im Oppositionslager sollten dem der möglichen politischen Entwicklung aufzeigen. Konfrontationskurs daher eine inklusive Alternative zur Annäherung an das Regierungslager entgegenstellen. Das Szenario einer einheitlichen Opposition infolge Ein wirtschaftlicher Anpassungsprozess kann sich nur er folgreicher Parlamentswahlen kann als äußerst un- graduell auf Basis des Status quo erfolgreich gestalten wahrscheinlich angesehen werden. Die 2014 unter dem lassen. Schlagwort vom »Ausweg« (la salida) hervorgetretenen Proteste haben zu einer Spaltung des Oppositionslagers Ein weiteres denkbares Szenario ist, dass die Regierung geführt, die nicht überwunden wurde. Ein Teil – die trotz massiver Wirtschaftskrise die Zahlungsunfähigkeit Parteien der beiden verhafteten Oppositionsführer Le- vorerst vermeidet und in Anbetracht der Fragmentierung opoldo López (Voluntad Popular) und Antonio Ledezma des MUD die Parlamentswahlen bei hoher Wahlent- (Alianza Bravo Pueblo) sowie María Corina Machado – haltung knapp gewinnt. Präsident Maduro wäre damit hat »la salida« aktiv gefördert und setzt auf Konfronta vorübergehend gestärkt. Er könnte dann versuchen, sei- tionskurs mit der Regierung für einen schnellstmöglichen ne Präsidentschaft mit stärkeren staatlichen Eingriffen, Regierungswechsel. Der andere Teil des MUD (die kon- aber ohne strukturelle Wirtschaftsreformen bis zu den servative Partei Primero Justicia von Henrique Capriles Präsidentschaftswahlen 2019 fortzusetzen. Die venezo sowie die linken Parteien Acción Democrática, Un Nuevo lanische Verfassung sieht in Artikel 72 vor, dass alle Tiempo und Avanzada Progresista) hat die Proteste ab- gewählten Amtsträger_innen (also auch der Präsident) gelehnt oder mit Skepsis gesehen und ist zum Dialog mit nach der Hälfte der Legislaturperiode durch ein Referen- dem Regierungslager bereit. dum abberufen werden können. Im Jahr 2004 kam es zu einer solchen Volksabstimmung gegen Hugo Chávez, Der MUD hat es seit seiner Gründung 2008 bis heu- der diese jedoch mit 59 Prozent für sich entschied. Ein te nicht vermocht, sich von einer Wahlallianz in eine Referendum des MUD über eine Abberufung Maduros, inhaltlich-programmatische Alternative zu verwandeln. das ab 2016 möglich wäre, würde voraussetzen, dass die Sein Programm ist der Regierungswechsel, was danach Opposition sich von einer eventuellen Niederlage bei den passieren soll, bleibt offen. Verliert der MUD die Par- Parlamentswahlen erholt und eine überzeugende inhalt- lamentswahlen, könnte sich auch die Frage nach dem liche und personelle Alternative zur Regierungspolitik Fortbestand seiner Existenz stellen. Den von Student_in- entwickelt. nen der Mittel- und Oberschicht getragenen Protesten von »la salida« war es 2014 nicht gelungen, andere Be- Unabhängig vom Ausgang der Parlamentswahlen stellt völkerungsteile und soziale Klassen für sich zu gewin- sich für Nicolás Maduro und seine Regierung die Heraus- nen. Ihre politischen Vertreter_innen treten in klarer forderung, mit der zunehmend schwierigen wirtschaftli- Gegnerschaft zum Chavismus auf. Damit haben sie die chen Lage umgehen zu müssen. Teilt man diese Ansicht, Möglichkeit verworfen, Brücken zwischen den Lagern stellt sich die Frage, welche Veränderung der aktuellen Situation denkbar wären. Alle ökonomischen Rahmen- 9. Noticias al dia: Hinterlaces: Decreto de Obama aumentó popularidad daten deuten darauf hin, dass die derzeitige Situation de Maduro, 20.3.2015; http://noticiaaldia.com/2015/03/hinterlaces-decre- to-de-obama-aumento-popularidad-de-maduro-video/ Venezuelas mittelfristig so nicht mehr haltbar ist. Das 8
BENJAMIN REICHENBACH | DIE GEFÜHLTE REVOLUTION dritte Szenario geht daher davon aus, dass grundlegen- schaftlich strukturellen Reformkurses einzulassen. Damit de Anpassungsprozesse des venezolanischen Modells könnte die Machtbasis der Regierung zunehmend porö- weniger durch den steigenden Einfluss der Opposition ser werden. Nichtsdestotrotz scheint ein Teil von bis zu zu erwarten sind, sondern vielmehr durch Veränderun- 30 Prozent der Bevölkerung, auf der Basis einer emo- gen innerhalb des Regierungslagers. tionalen Ablehnung der Vierten Republik unerbittlich am Projekt der von Hugo Chávez initiierten, gefühlten Der Handlungsspielraum von Präsident Maduro wird zu- Revolution festhalten zu wollen. Der Chavismus hat da- nehmend enger. Er steht vor dem Dilemma, wirtschaft- mit unabhängig von der gegenwärtigen Performance liche Strukturreformen mit enormen politischen Kosten der Regierung Maduro mittelfristig ein nicht zu unter- durchzuführen oder sich immer unausweichlicher auf schätzendes politisches Potenzial in Venezuela und wird einen Staatsbankrott zuzubewegen. Die Aussagen Oba nicht so einfach verschwinden, wie Teile der Opposition mas haben es dem Chavismus einfach gemacht, die es sich ausmalen. Es könnte auf die Basis des Chavis- Reihen für den Moment eng zu schließen. Eine weitere mus ankommen, in welcher politischen Konstellation Vertiefung der wirtschaftlichen Krise wird jedoch den und mit welchen wirtschaftspolitischen Elementen ein sozialen Druck erhöhen. Es ist derzeit nicht erkennbar, unausweichlicher ökonomischer Anpassungsprozess in dass Maduro bereit wäre, sich auf das Risiko eines wirt- Venezuela vollzogen werden wird. 9
BENJAMIN REICHENBACH | DIE GEFÜHLTE REVOLUTION Literatur Banco Central de Venezuela (BCV): Reservas Nacionales y tipos de cambio de referencia; http://www.bcv.org.ve/ excel/2_1_1.xls?id=459 (Zugriff 23.3.2015). Comisión Económica para América Latina y el Caribe (CEPAL): Panorama Social de América Latina 2014, Naciones Unidas, Santiago de Chile 2014, S.17; http://repositorio.cepal.org/handle/11362/37626 (Zugriff 20.3.2015) Costa, Jolger Rodriguez: Nicmer Evans: »El madurismo es un error histórico«, in: El Nacional, 26.1.2015; http://www. el-nacional.com/siete_dias/Nicmer-Evans-madurismo-error-historico_0_554344571.html (Zugriff 27.1.2015). Dieterich, Heinz (2015): ¿Último año de gobierno chavista?, 20.1.2015; http://www.aporrea.org/actualidad/a201309. html (Zugriff 27.1.2015). Giordani, Jorge: Testimonio y responsabilidad ante la historia, 18.6.2014; http://www.aporrea.org/ideologia/a190011. html (Zugriff 20.3.2015). New York Times: Mr. Maduro in His Labyrinth, 26.1.2015; http://www.nytimes.com/2015/01/26/opinion/mr-maduro- in-his-labyrinth.html?_r=0 (Zugriff 27.1.2015). Noticias al día: Hinterlaces: Decreto de Obama aumentó popularidad de Maduro, 20.3.2015; http://noticiaaldia. com/2015/03/hinterlaces-decreto-de-obama-aumento-popularidad-de-maduro-video/ (Zugriff 24.3.2015). Ultimas Noticias: Datanálisis pronostica escenario »comprometido« para parlamentarias, 2.1.2015; http://www.ultimas- noticias.com.ve/noticias/actualidad/politica/datanalisis-pronostica-escenario-comprometido-para.aspx (Zugriff 20.3.2015). World Gold Council: World Official Gold Holdings, International Financial Statistics, February 2015; https://www.gold. org/download/file/3347/World_Official_Gold_Holdings_as_of_February2015_IFS.pdf (Zugriff 23.3.2015). 11
Über den Autor Impressum Benjamin Reichenbach ist Leiter der Friedrich-Ebert-Stiftung in Friedrich-Ebert-Stiftung | Referat Lateinamerika und Karibik Venezuela. Hiroshimastr. 17 | 10785 Berlin | Deutschland Verantwortlich: Dr. Svenja Blanke, Leiterin des Referats Lateinamerika und Karibik Tel.: +49-30-269-35-7484 | Fax: +49-30-269-35-9253 http://www.fes.de/lateinamerika Bestellungen / Kontakt: info-lak@fes.de Eine gewerbliche Nutzung der von der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) herausgegebenen Medien ist ohne schriftliche Zustim- mung durch die FES nicht gestattet. ISBN Die in dieser Publikation zum Ausdruck gebrachten Ansichten 978-3-95861-145-0 sind nicht notwendigerweise die der Friedrich-Ebert-Stiftung.
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