Boden - Recht - Wohnen - Netzwerks Mieten & Wohnen
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Konferenzbericht: Boden – Recht – Wohnen – Ansätze für eine sozialere Mieten- und Wohnungspolitik – am 23. / 24. 2. 2018 in Bochum Ende Februar 2018 hatte das Netzwerk Mieten & Wohnen zu seiner 3. Konferenz in das Kulturzentrum Bochum-Langendreer geladen. An den beiden Konfer- enztagen wurden drei Schwerpunktthemen vertieft sowie über Neue Gemeinnützigkeit und gemeinsame Interessen von Mietern und Beschäftigten geredet. Daneben war viel Platz zum Netzwerken. Die Teilne- hmer*innenzahl hat sich dieses Jahr gegenüber den ersten Konferenzen erheblich gesteigert. Im folgen- den dokumentieren wir die Ergebnisse der Workshops und Schwerpunkte der Konferenz. Im folgenden Text sind dazu Links zu Vorträgen, die auf der Konferenz gehalten wurden. Die drei Schwerpunktthemen der Konferenz sollen auf 2016; zugleich ist der Hannibal 2, der vor 6 Monaten thematisch in Arbeitsgruppen innerhalb des Netzw- wegen Brandschutzmängeln für unbewohnbar erklärt erks weiterbehandelt werden. Dazu lädt das Netzw- wurde, ein dramatisches Beispiel dafür, welche Folgen erk Mieten & Wohnen zu einem Treffen am 8. / 9. Juni Spekulation mit Wohnraum und ausbleibende Instand- nach Kassel ein. haltung und Eigentümerpflichten haben können.” Bereits ab sofort beginnen die Vorbereitungen für die Die Lösungsansätze seien vielfach beschrieben worden; nächste Konferenz, die im Frühjahr 2019 stattfinden ein besseres Mietrecht gegen Verdrängung und Miet- wird. Für Interessierte, die die Konferenz mitvorbe- preissprünge, eine gänzlich andere Bodenpolitik, eine reiten können, und thematische Vorschläge ist das Neue Wohnungsgemeinnützigkeit, die dauerhaft bez- Netzwerk offen. Für Nachfragen dazu steht unser Bo- ahlbares Wohnen sichert, eine stärkere Beteiligung von chumer Büro bereit. Bewohner*innen und Mitarbeiter*innen an den Entsc- heidungen der Unternehmen oder selbstorganisierte, gemeinwohlorientierte Wohnprojekte. Die Antworten der Der Wunsch nach Durchsetzung der Politik hingegen seien weiterhin unbefriedigend, so die wohnungspolitischen Ideen einhellige Stimmung der Konferenzteinehmer*innen. Die Konferenz, die außerhalb des Tagesgeschäftes nach Die Gruppen und Organisationen im Netzwerk Mieten & guten Lösungen suchen will, stand dennoch stärker als Wohnen müssten lauter werden, um die immer sichtbar- zuvor unter dem Eindruck, auch Forderungen durchzu- ere sozialpolitische Katastrophe zu stoppen. Gebraucht setzen zu wollen. Es reiche nicht mehr, nach Jahren würden viel mehr Mieterinitiativen, Aktivitäten in So- erhöhter Aufmerksamkeit für das Thema Wohnen nur zialen Medien, öffentliche Veranstaltungen, Gespräche gute Idee zu erarbeiten, war der Tenor vieler Debatten. mit Politikerinnen und Politikern und sicher auch Druck Denn sogar im bisher entspannten Wohnungsmarkt auf der Straße. des Ruhrgebiets entständen immer mehr Engpässe. Am Beispiel Dortmunds läßt sich dies in wenigen Worten verdeutlichen, so Martin Krämer vom Netzwerk Mieten Bodenfrage neu gestellt & Wohnen in seiner Begrüßung: “Die Leerstandsquote in Dortmund lagt im Jahr 2016 bereits bei nur 1,7 %, Die Bodenfrage hatte sich im Vorfeld der Konferenz zu die Angebotsmieten stiegen um mehr als 8 % von 2015 einem bundesweit viel diskutierten Thema entwickelt.
lebendige Stadtquartiere hätten keine Chance, wenn nur der maximale Preis zählt. Sie sieht daher besonders die öffentliche Hand gefragt, vom Bund über die Länder bis zu den Kommunen, ihre Flächen nur noch im Erbbaure- cht zu vergeben. Warum dies auch in den Kommunen nur selten oder gar nicht geschieht, wurde in der anschließenden Ar- beitsgruppe intensiv diskutiert. Dabei kristallisierte sich heraus, dass städtische Grundstücke in sehr vielen Fällen zur Stabilisierung der klammen kommunalen Haushalte veräußert werden. Dabei würden Erbpachtmodelle langfristige, dauerhafte Einnahmen für die Gemeinden garantieren und zudem den Einfluss auf das Grundstück Der rasante Anstieg der Bodenpreise vor allem in den aufrecht erhalten, etwa zum Erhalt preisgünstigen Wohn- wachsenden Metropolen macht bezahlbares Wohnen raums. Doch gerade in Städten mit knappen Kassen durch gemeinwohlorientierte Unternehmen oder für oder gar Städten in der Haushaltssicherung würden die geförderten Wohnungsbau fast unmöglich. Boden hat Spielregeln für die Kommunalfinanzen dazu führen, dass sich zu dem Mietpreissteiger Nr. 1 entwickelt, so jüngst Erbpachtmodelle nicht umgesetzt werden könnten – den eine Studie des Bundesinstuts für Bau-, Raum- und Stadt- politischen Willen vor Ort einmal vorausgesetzt. forschung. Dass es trotzdem Lösungsansätze gibt, beschrieb Christoph Den Auftakt im Eröffnungsplenum der Konferenz machte Stupka aus München in seinem Vortrag. Dort ist nach Laura Weißmüller aus München, die als Redakteurin der langen Kämpfen inzwischen eine engagierte Strategie der Süddeutschen Zeitung für den Bereich Architektur und Stadt zu beobachten. Schon seit den 90er Jahren existiert Design zuletzt in mehreren Artikeln zur Bodenfrage wich- dort als wichtige Grundlage die Sozialgerechte Boden- tige Impulse gegeben hatte. Ihr Vortrag lautete „Wie Luft nutzung, die Bauträgern eine Abgabe von Bodengewinnen und Wasser – Warum der Umgang mit Boden sich grund- verpflichtet. Bei der Vergabe von Grundstücken kommen sätzlich ändern muss“. Dieser beruhte auf ihrem Text zunehmend gemeinwohlorientierte Träger zum Zuge. “Mit Füßen getreten”, der am letzten September in der Süddeutschen Zeitung erschienen war. Laura Weißmüller In Leipzig ist in der Zusammenarbeit aus alternativen Bau- arbeitete heraus, dass der Boden keine Ware wie jede an- trägern und der Stadt das Netzwerk Leipziger Freiheit ent- dere ist. Boden sei nicht vermehrbar und nicht verzichtbar. standen. Dieses berät, wie Jens Gerhardt referierte, Wohn- Menschen brauchen ihn wie Wasser und Luft zum Leben. projekte bei Bauvorhaben. Er berichtete vom Erfahrungs- austausch verschiedener Städte hierzu, den es bisher nicht Besonders konkret war die Diskussion im bodenpolitischen gab. Generell sei das Thema wenig aufbereitet gewesen. Schwerpunkt um die Frage nach einer Grundsteuerreform, Dabei böten Konzeptverfahren viele Möglichkeiten Anteile die mit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts inzwi- für geförderten Wohnungsbau, aber auch Qualitäten in schen eine hohe Relevanz bekommen hat. Henry Wilke der Architektur und im Städtebau zu sichern sowie Grund- stellte in Bochum den Ansatz des Bündnisses stücke eben nicht nach dem Höchstpreis zu vergeben. „Grundsteuer: Zeitgemäß“, in dem unter Anderem der Einig war man sich in der Diskussion, dass Kommunen Mieterbund und der Nabu mitarbeiten, vor. Sein Vortrag auf jeden Fall gestärkt werden müssen, damit sie wieder ist hier nachzulesen. In der Diskussion gab es grundsätz- besser handlungsfähig werden. liche Zustimmung zu dem Ansatz. Gefragt wurde aber auch, warum es nicht auch eine höhere Grundsteuer Jochen Lang aus Berlin stellte in seinem Vortrag das geben könnte und, ob Mieter*innen davon nicht befreit Konzept einer Bodenstiftung des Bundes vor. Dieses hatte werden könnten. er zusammen mit Frauke Burgdorff und Stefan Rettich im Herbst 2017 veröffentlicht. Anstelle der Verwertung zu Boden als Gemeingut, eine Forderung, die auch Rolf- Höchstpreisen von Grundstücken durch die dem Bundes- Novy-Huy als Vorstand der Stiftung trias in seinem finanzministerium unterstellte Bundesanstalt für Immobil- späteren Beitrag vehement erhob. Laura Weißmüller ienaufgaben (BImA), sollen demnach auf den Stiftungs- führte in der anschließenden Diskussion weiter aus, dass grundstücken Quartiere entstehen, die sich u. a. durch gemeinwohlorientierte Träger zu kurz kämen, wenn geförderten Wohnungsbau mit dauerhaften Bindungen, Grundstücke zum Höchstpreis vergeben werden und qualitative öffentliche Räume und umfangreiche Beteili- Spekulationsobjekte sind. Bezahlbare Wohnungen und gungsprozesse bei der Realisierung auszeichnen.
Eine umfassende bodenpolitische Agenda, die verschiede- ne Herausforderungen aufzählt hat das difu zusammen mit dem VHW veröffentlicht. Diese stellte Ricarda Pätzold in einem Beitrag „Neun auf einen Streich“ vor. In der abschließenden Workshopphase wurden Erfahrun- gen mit der 2017 durch die Bundesregierung neu geschaf- fene Kategorie „Urbanes Gebiet“ ausgetauscht. Dieses soll den Städten und Investoren neue Möglichkeiten eröffnen, mehr Wohnraum zu erstellen. Am Ende des Workshops stand keine abschliessende Ant- wort, aber die Erkenntnis, dass sich ohne neue Ansätze die Wohnungsproblematik weiter verschärfen wird und nur die Kombination der verschiedenen Massnah- Sebastian Herklotz meinte, soziale Träger bräuchten eine men eine nachhaltige Wirkung erzielen können. Dabei gute Balance zwischen der originären inhaltlichen Arbe- müssten die Interessen der Mieter*innen berücksichtigt it und der Beschäftigung mit dem Wohnungsbau. Das werden, um zum Beispiel zu verhindern, dass sämtliche Personal müsse qualifiziert oder neue Mitarbeiter*innen Grünflächen überbaut werden. eingestellt werden. Das Netzwerk Mieten und Wohnen wird nun eine neue In der zweiten Workshoprunde, die sich mit den In- Arbeitsgruppe gründen, die sich mit dem Thema bes- strumenten lokaler Wohnungspolitik auf kommunaler chäftigt. Landes- oder Bundesebene beschäftigte, drehte sich die Diskussion um die Erwartung an die Politik. Der Bund müsse wieder verstärkt die Steuerungskompetenz in der Wohnen für alle Wohnungspolitik wahrnehmen, um allen Menschen ein- en gleichberechtigten Zugang zu Wohnraum gewähren Im ersten Workshop ging es um die berüchtigten zu können (durch Verstärkung des sozialen Wohnungs- „Bevölkerungsgruppen mit erschwertem Zugang zum baus, Einführung einer neuen Wohnungsgemeinnützig- Wohnungsmakt“ früher auch oft als „A-Gruppen bez- keit, dynamische und jährliche Anpassung des Wohngel- eichnet“: Alleinerziehende, Arbeitslose, Ausländer, Arme des sowie Energiekostenkomponente ... Gemeinsam ist ihnen nicht nur das häufig geringe Einkommen, sondern auch, dass viele Vermieter*innen Sebastian Herklotz hob hervor, den sozialen Trägern böte nicht gerne an sie vermieten, und dass sie deshalb be- sich durch Kooperationen mit der Wohnungswirtschaft sonders auf engen Wohnungsmärkten noch größere neue Geschäftsfelder und ein besserer Wohnungszugang. Schwierigkeiten haben, etwas Bezahlbares zu finden. Beispiele seien hier die Beratung von Mitarbeiter*innen Gemeinsam ist ihnen aber auch, dass verschiedenste der Wohnungswirtschaft zu psychosozialen Fragestellun- soziale Einrichtungen versuchen, ihnen dabei zu helfen. gen oder die Unterstützung der Mitarbeiter*innen der Etliche davon trafen sich in diesem Workshop, um ihre Wohnungswirtschaft bei „Problem“-Mieter*innen. Erfahrungen auszutauschen und voneinander zu lernen. Da überall im Land der Anteil bezahlbarer Wohnungen Wie sehr gerade Geringverdiener*innen der Schuh zurückgeht und außerdem in der Immobilienwirtschaft drückt, wusste Stefan Nagel vom Diakonischen Werk die Meinung um sich greift, man hole sich nur Schwier- in Hamburg zu berichten. Er begegnete einer Frau, der igkeiten ins Haus, wenn man an solche Bevölkerungs- wegen Eigenbedarf gekündigt worden war, und die auf gruppen vermietet, ist die Arbeit der Wohlfahrtsverbände ihrer Wohnungssuche in 8 Monaten 146 Besichtigungen nicht einfacher geworden. Manche sind sogar bereits durchgeführt hatte und dabei nicht selten mit mehr als dazu übergegangen, selbst als Bauträger aufzutreten. 30 Suchenden gleichzeitig Termin hatte. In Hamburg zahlen Geringverdiener*innen im Schnitt 45 % ihres Jennifer Puls vom Paritätischen Gesamtverband stellte Einkommens für die Miete. Bei mittleren Einkommen sind die Möglichkeiten und Risiken für selbstbauende soziale es 29 %, und die wohlhabenderen (aber noch keines- Träger heraus. Eine Chance sei, wenn Träger als Konflikt- wegs wirklich Reichen) kommen mit 17 % ihres Budgets manager in der Nachbarschaft fungieren und den So- aus. Er schloss daraus, wie wichtig es dabei ist, die zialraum aktiv mitgestalten. Risikoreich sei hingegen, der jeweiligen Perspektiven, Handlungszwänge und berech- Mangel an Ressourcen, insbesondere, da der Aufbau von tigten Interessen anzuerkennen und zu berücksichtigen. Fachwissen notwendig sei, der vielen Trägern fehle.
„Wohnverhältnisse, Versorgungsbedarfe und Wohnung- spolitik. Regionale Unterschiede und Einflussfaktoren von städtischen Mietwohnungsmärkten“ und erläuterte die in den letzten Jahren erheblich angespanntere Situation an den Wohnungsmärkten der Ballungszentren. Immer mehr Menschen mit geringeren Einkommen konkurrieren um den nur immer weniger vorhandenen bezahlbaren Wohnraum. Die Bereitschaft umzuziehen sinkt im Hin- blick auf immer stärker steigenden Mieten. Im Anschluss berichtete Magnus Hengge über die Mietsituation der Berliner Kleingewerbetreibenden und die in diesem Zusammenhang durchgeführten stadtpolitischen Kam- pagnen. Auf der anderen Seite begegneten ihm die Ängste der In der anschließenden Diskussionen kamen die Teilneh- Wohnungswirtschaft mit oft verzerrter Wahrnehmung mer*innen überein, dass der Schutz der Kleingewerbe- und übertriebenen Befürchtungen. Dagegen könne auf treibenden auf freien Träger auf dem Gewerberaummiet- mehreren Ebenen angearbeitet werden. So durch die markt rechtlich kaum ausgeprägt ist, obwohl das Macht- verlässliche Präsenz sozialer Arbeit, wenn es irgendwann gefälle zwischen Mieter*innen und Vermieter*innen dem tatsächliche Probleme gibt und die Antistigma-Arbeit im Wohnraummietrecht ähnlich ist. Es wurden Ideen für und Aufklärung z.B. über psychische Erkrankungen und mehr Mieterschutz diskutiert und erste Modelle zur Dif- Unterstützungsmöglichkeiten etc.. Seine Präsentation ist ferenzierung zwischen weniger schutzwürdigen größeren hier nachzulesen. Mietern*innen (Stichwort Supermarktketten) und kleiner- en Gewerbetreibenden (Zeitungskiosk) gesammelt. Die In der abschliessenden Diskussion zu Bündnisse vor Ort Arbeitsgruppe plant Regelungsvorschläge zum besseren und politischer Vernetzung sagte Herr Nagel, kommu- Schutz von Gewerbemieter*innen zu erarbeiten nale Lobbys für eine soziale Wohnungspolitik aus unter- schiedlichen Akteure können die Durchschlagskraft für Beim Thema Wohnraummietrecht wurde schnell eine soziale Wohnungspolitik erhöhen. Bündnisse könnt- deutlich, dass die Probleme auf dem Land und in den en auch inhaltliche und strategische Optionen eröffnen, Ballungszentren durchaus unterschiedlich sind, und dass die die einzelnen Akteure für sich nicht oder nicht so im Einzelnen noch geprüft werden muss, inwiefern hier- ohne weiteres haben. auf normativ reagiert werden müsste. Thema war auch, inwiefern ein Recht auf Wohnungstausch Menschen mo- Politische Bündnisse können der Freien Wohlfahrtspflege tivieren könnte, größere Wohnungen für Familien oder helfen, ihre „deformation professionell“ zu überwinden Mehrpersonenhaushalte frei zu machen, um dann selber und die Fragen der Wohnungsversorgung konsequent eine kleinere Wohnung finanzieren zu können. wohnungspolitisch und nicht „sozialarbeiterisch“ zu rah- men und auf die politische Bühne zu bringen. AK Neue Wohnungsgemeinnützigkeit: Ein weiteres gutes Beispiel sei die mögliche Bereicherung durch eine aktivere Rolle von Mietervereinen in der Poli- Eine Neue Wohnungsgemeinnützigkeit und gemeinnützi- tik gegen Wohnungslosigkeit. Mietervereine sprächen ge Akteure auf den lokalen Wohnungsmärkten Wohnungslose nicht als sozial Hilfebedürftige, sondern als zukünftige Mieter, als Rechtssubjekte an. Wohnungs- Dieser Arbeitskreis konnte leider nicht in der geplanten Form lose verlieren Status als „spezielle“ Gruppe, stattfinden, weil der Hauptreferent Axel Burkhardt aus Tübin- gen erkrankt war. So blieb die Diskussion über lokale Bedarfe für die Wohnungsgemeinnützigkeit nur andiskutiert. Regionale und soziale Differenzierung des Mietrechts Bisher sind es eher wenige Kommunen und Kommu- nale Wohnungsunternehmen, die einen Bedarf für eine Im Rahmen der bereits langjährig agierenden Arbeits- Neue Gemeinnützigkeit formuliert haben. Hier sind gruppe „Mietrecht neu denken“ fand bei der diesjäh- die Kommunalfinanzen ein Hemmschuh. Die klammen rigen Konferenz ein Workshop zum Thema „Regionale Kommunen wollen ungern auf die Einnahmen aus den und soziale Differenzierung des Mietrechts“ statt. Zu Unternehmen verzichten. Die Schuldenfrage wäre also Beginn hielt Andrej Holm einen Vortrag zum Thema mitzubedenken.
Dennoch sind Elemente der Gemeinnützigkeit durch Selbstverpflichtung nicht unmöglich. Die kommunaler Ebene sollte hierbei selbstbestimmen, was für sie gemein- nützig ist. Die Diskutierenden waren sich einig über die fortbe- stehende Notwendigkeit der Einführung einer Neuen Wohnungsgemeinnützigkeit. In der aktuellen Diskus- sion scheint diese aber nicht durchsetzbar, weil in der SPD nur Teile der Partei diese aktiv unterstützen, Befürworter*innen aus Linken und Grünen nicht an der Bundesregierung beteiligt sind und es auch aus den Bun- desländern keine Impulse gibt. Diese Entwicklung läuft nicht ohne Widerstand von Miet- Überraschend wäre in der Diskussion der Jahre 2016 er*innen und Mietervereinen in zahlreichen Städten. Die und 2017 das massive Thematisieren der NWGN sei- besondere Aufgabe des Netzwerks Mieten & Wohnen ist tens der Immobilienwirtschaft gewesen, so Jan Kuhnert es, eine systematische Diskussion grundsätzlicher Alterna- vom Netzwerk-AK Neue Wohnungsgemeinnützigkeit. tiven in der Mieten- und Wohnungspolitik, die über die Die Befürchtungen scheinen dort groß, dass die Woh- tagespolitischen Diskussionen hinausgehen. nungsgemeinnützigkeit als mögliche Alternative ins Spiel käme. Gleichzeitig gab es durchaus Signale aus Teilen der Daher haben sich verschiedene an Wohnungsthemen Wohnungswirtschaft, sich auf längere Bindungsfristen bei arbeitende Akteure zur kontinuierlichen Debatte zum geförderten Wohnungsbau einlassen zu können. Netzwerk Wohnen & Mieten zusammengeschlossen. Die ungeklärte Frage, woher neue bezahlbare Wohnun- Das Netzwerk versteht sich seit der Gründung als Platt- gen entstehen sollen, bleibt bestehen. Deswegen kann form, in der unterschiedliche Akteure zusammenkommen die Idee einer neuen Gemeinnützigkeit schnell wieder in und sich austauschen können. Dazu wurden Vereinba- die Debatte einfließen. rungen der Zusammenarbeit beschlossen. Die entstan- denen Arbeitsgruppen diskutieren interdisziplinär und in der Breite von etablierten Organisationen bis zu sozialen Das Netzwerk Mieten & Wohnen Bewegungen. Alternativideen sollen entwickelt und in die öffentliche Debatte gebracht werden. Wir möchten Sie und euch herzlich einladen, das Netz- werk als Plattform zu nutzen. Das Netzwerk Mieten & Neben den Konferenzen arbeiten zwei kontinuierliche Wohnen wurde mit dem Ziel gegründet, über die fortlau- Arbeitsgruppen („Mietrecht neu denken“ sowie „Neue fenden Verschlechterungen für Mieter*innen und Mieter- Wohnungsgemeinnützigkeit“). Kontakt zu den Arbeits- vereine hinaus Diskussionen zu führen und neue Ideen zu gruppen vermittelt unser Büro in Bochum. entwickeln. Zwischen den Konferenzen finden zwei zweitägige bun- Die Idee einer Versorgung breiter Bevölkerungskreise mit desweite Treffen zum inhaltlichen Austausch und zur bezahlbaren und lebenswerten Wohnungen hat sich zu- Vorbereitung der Konferenzen statt. Diese Treffen sind für gunsten einer marktorientierten Versorgung gewandelt. alle am Netzwerk Interessierten offen. Das nächste Tref- fen findet am 8. / 9. Juni 2018 in Kassel statt. Mitglieder des Netzwerks sind zur Zeit neben Einzelper- sonen: Berliner Mieterverein, GWA St. Pauli, KUB Bera- tung, Mieterverein Bochum, Hattingen und Umgegend, Mieterverein Dortmund und Umgebung, Mietergemein- schaft Essen, Mieter helfen Mietern Frankfurt, Mieter helfen Mietern Hamburg, Mieter helfen Mietern Nürn- berg, Mieter/innen-Schutzverein, Mietshäuser Syndikat Hamburg, Montag Stiftung Urbane Räume, Paritätischer Gesamtverband, Republikanische Anwältinnen- und An- wälteverein, ver.di Wohnungwirtschaft, Wohnbund
Die Referent*innen und Moderator*innen Stefan Bentrop ist Rechtsanwalt und Justiziar des Deut- schen Mieterbundes e. V.. Der Deutsche Mieterbund e. V. ist der Dachverband für rund 300 ihm angeschlossene Mietervereine in der Bundesrepublik Deutschland. Diese vertreten die Interessen von circa 1,2 Mio. Mieterhaus- halten. Sabine Bösing ist tätig als Referentin im Bereich Behin- dertenpolitik und Soziale Psychiatrie beim Paritätischen Wohlfahrtsverband - Gesamtverband, zuständig seit 2014 für das Projekt „Inlusion psychisch kranker Menschen im Bereich Wohnen bewegen“. Die Versorgung mit ange- wirtschaftliches Studium abgeschlossen. Er ist hauptbe- messenem und bezahlbarem Wohnraum für Menschen ruflich als geschäftsführender Vorstand des Psychosozi- mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen wurde für sie alen Trägerverein Sachsen e.V. tätig, übt darüber hinaus zu einem zentralen Thema in ihrem beruflichen Handeln. noch ehrenamtliche Tätigkeiten und ist u.a. im Landes- Neben einem sozialpädagogischen Studium verfügt sie beirat Psychiatrie in Sachsen. über mehrere Zusatzqualifikationen unter anderem in Organisationsentwicklung und systemischen Coaching. Dr. Christian Lamker ist Raumplaner und als wissenschaft- licher Mitarbeiter an der Fakultät Raumplanung der TU Frauke Burgdorff ist Raumplanerin. Sie hat als Stadtplanerin Dortmund sowie als Lehrbeauftragter an der RWTH Aa- in Belgien, als Geschäftsführerin der Initiative Stadtbaukultur chen tätig. Er hat in Dortmund, Auckland und Melbourne NRW in Gelsenkirchen, als Vorständin der Montag Stiftung in Raumplanung, Umweltrecht und Stadtforschung stu- Urbane Räume und als Geschäftsführerin der Urbane Nach- diert. Er ist aktiv in der Akademie für Raumforschung und barschaft Samtweberei gearbeitet. Nun engagiert sie sich Landesplanung (ARL) als Mitglied des Lenkungskreises mit ihren Kolleginnen in der Agentur BURGDORFF STADT des Jungen Forums, Sprecher der Regionalgruppe NRW für kooperative Stadtentwicklung in ganz Deutschland. und Initiator der NRW-Arbeitsgruppe Postwachstumspla- nung. Axel Burkhardt aus Tübingen ist Beauftragter für Wohn- raum. Die Stadt bemüht sich dort durch ein neues kom- Jochen Lang ist beim Berliner Senat als Abteilungsleiter munales Handlungsprogramm um die Versorgung aller u.a. für Wohnungspolitik und Wohnungsbau verantwort- Bewohner*innen mit bezahlbaren Wohnungen. lich. Zuvor arbeitete er im Bundesbau- und Verkehrsmini- sterium sowie in Forschung und Beratung. Magnus Hengge ist als Kommunikationsdesigner und als selbstständiger Kleinunternehmer nah dran an den Stephan Nagel hat Politische Wissenschaft, Soziologie Bedürfnissen und Sorgen der Gewerbetreibenden. Er ist und Sozialpädagogik studiert und ist langjährig in der aktiv bei Bizim Kiez. Die Nachbarschaftsinitiative „Bizim Wohnungslosenhilfe engagiert. Seit 2005 ist er Referent Kiez“ (deutsch „Unser Kiez“) wurde 2015 als solidarische für Wohnungslosen-, Suchtkrankenhilfe und Armut im Gemeinschaft von Anwohner*innen gegründet, die sich Diakonischen Werk Hamburg. gegen die Kündigung eines seit Generationen bestehen- den und multikulturell eingebundenen Gemüseladens bildete. Schnell entstand daraus eine Bewegung, die sich sehr breit für alle Betroffenen der in Berlin-Kreuzberg be- sonders schnell fortschreitenden Gentrifizierung einsetzt. Julia Hampe ist Stadtplanerin, Moderatorin und Beraterin. Sie gestaltet Dialogprozesse, bringt Personen miteinander ins Gespräch und moderiert Workshops oder Großgrup- penveranstaltungen. Mit Vorliebe arbeitet sie an den The- men Verkehr, Wohnen, Klimaschutz und Energiewende. Kay Herklotz hat einen Masterabschluss an den Hoch- schulen in Wiesbaden und Fulda „Master of Art“ mit dem Schwerpunkt „Gemeindepsychiatrie“ und ein betriebs-
sammenschluss von 26 Wohnungsunternehmen, die Be- standsobjekte kaufen und im Neubau aktiv sind, mit dem Ziel Bauherren in Konsortien zu vereinen, die gemeinsam Konzepte der Nachbarschaftsorganisation, der Mobilität und der kulturellen Infrastruktur umsetzen. 2014 grün- dete er die STATTBAU München GmbH. Rainer Tietzsch hat zum öffentlichen Baurecht promoviert und ist seit 1982 Rechtsanwalt in Berlin mit dem Schwer- punkt Mietrecht und Stadterneuerung. Er ist Autor mehrerer Fachbücher und Mitgründer des Portals www. promietrecht.de. Henry Wilke hat Stadt- und Regionalplanung, Öffentliche Rolf Novy-Huy (*1957) ist Bankkaufmann. Er ist unter Verwaltung sowie Historische Urbanistik studiert. Als anderem 12 Jahre bei der GLS Gemeinschaftsbank eG in Referent für Siedlungsentwicklung beim NABU Bundes- Bochum tätig und beschäftigt sich mit der Finanzierung verband beschäftigt er sich mit den Themen Flächenver- von Gemeinschaftlichen Wohnprojekten, und unter- brauch und doppelter Innenentwicklung. Er koordiniert schiedlichen alternativen Projekten. Zudem ist Mitgrün- den bundesweiten Aufruf „Grundsteuer: Zeitgemäß!“, der und Vorstand der Stiftung trias, der gemeinnützigen der die Reform der Grundsteuer in eine reine Bodenwert- Stiftung für Boden, Ökologie und Wohnen in Hattingen steuer fordert. (Ruhr). Durch seine Tätigkeiten verfügt er über einen gu- ten Überblick über die Projektaktivitäten in Deutschland Laura Weissmüller aus München hat Kunstgeschichte, und kennt viele Projekte im Detail. Jura und Publizistik in Berlin und Rom studiert. Seit 2009 arbeitet sie als Redakteurin beim Feuilleton der Süd- Ricarda Pätzold (Dipl. Ing. Stadt-und Regionalplanung) deutschen Zeitung. Dort verantwortet sie den Bereich ist seit 2013 als Wissenschaftlerin und Projektleiterin am Architektur, Stadtplanung und Design. Besonders inter- Deutschen Institut für Urbanistik tätig. Neben den Haupt- essiert sie dabei die Frage, welche Art von Gestaltung es themen Wohnen und Wohnungspolitik arbeitet sie auch braucht, damit die Gesellschaft sich trifft. Antworten dar- zu Fragestellungen von Partizipation, Integration, Nut- auf sucht sie in neu gebauten Museen und Hochhäusern zungsmischung etc. genauso wie in Einfamilienhaussiedlungen auf dem Land oder auf Parkbänken alter Stadtviertel. Jennifer Puls ist Referentin für fachpolitische Grundsatzfra- gen beim Paritätischen Gesamtverband“. Der Paritätische greift das Recht auf Wohnen insbesondere im Rahmen unserer Kampagne „Mensch, Du hast Recht!“ auf, mit welcher auf den Schutz der sozialen Menschenrechte in Deutschland sowie auf die Relevanz dieser aufmerksam macht. Netzwerk Mieten & Wohnen e. V.: (vom Finanzamt Hamburg als gemeinnützig anerkannt) c/o Mieter helfen Mietern, Bartelsstraße 30, 20357 Ham- Benjamin Raabe hat Rechtswissenschaften in Marburg burg, und Berlin studiert. Er ist seit 1994 in Berlin als Rechts- Website: www.netzwerk-mieten-wohnen.de, anwalt zugelassen, seit 25 Jahren Mieterberater, seit 12 Email: info@netzwerk-mieten-wohnen.de, Jahren Fachanwalt für Mietrecht und Mitglied des Ar- Konto: GLS Bank Bochum, beitskreises Mietrecht im RAV. BIC GENODEM1, IBAN DE55 4306 0967 2057 0377 00 Christian Stupka ist Mitgründer der Wohnungsgenossen- schaft WOGENO München eG. Konstituierend waren Überlegungen zu dauerhaft bezahlbaren, gemeinschafts- orientierten und selbstbestimmten Wohnprojekten. Büro Bochum: Heute besitzt die WOGENO 20 Häuser mit über 500 Brückstraße 58 Wohnungen. 2005 brachte er die Genossenschaftliche 44787 Bochum Immobilienagentur München eG auf den Weg, ein Zu- +492349611464
Beitrit tserklärung – Einzugsermächtigung Der Verein Mieten & Wohnen e.V. ist der Trägerverein des gleichnamigen Netzwerks. Der Verein ist vom Finanzamt als gemeinnützig anerkannt. Spenden können also von den Steuern abgesetzt werden. • Ich möchte Mitglied im Mieten & Wohnen e.V. werden und zahle als Gruppe / Einzelmitglied einen Mitgliedsbeitrag in Höhe von 10 € (ermässigt 5 €) im Monat. • Unsere Organisation möchte Mitglied im Mieten & Wohnen e.V. werden und zahlt einen Mitgliedsbeitrag in Höhe von 20 / __ € Euro im Monat. Ich ermächtige den Mieten & Wohnen e.V., jederzeit widerruflich, meinen Beitrag jeweils zu Beginn des Fälligkeitsdatums zu Lasten meines unten angegebenen Kontos durch Lastschrift einzuziehen. Innerhalb von 6 Wochen kann ich bereits vollzogene Lastschriften wieder rückgängig machen. Kontakt: Netzwerk Mieten & Wohnen c/o MhM, Bartelsstraße 30, 20357 Hamburg, info@ netzwerk-mieten-wohnen.de, Tel. 0234 961 14 64 Spendenkonto: Netzwerk Wohnen und Mieten, GLS Bank, IBAN DE55430609672057037700 Name, Vorname Straße, Hausnummer PLZ, Ort Telefon Konto Nr. e-Mail SEPA Name, Ort des Geldinstituts Unterschrift Ort, Datum
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