Boden - Recht - Wohnen - Netzwerks Mieten & Wohnen

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Boden - Recht - Wohnen - Netzwerks Mieten & Wohnen
Konferenzbericht:

                          Boden – Recht – Wohnen
                    – Ansätze für eine sozialere Mieten- und Wohnungspolitik –

                                       am 23. / 24. 2. 2018 in Bochum

Ende Februar 2018 hatte das Netzwerk Mieten &
Wohnen zu seiner 3. Konferenz in das Kulturzentrum
Bochum-Langendreer geladen. An den beiden Konfer-
enztagen wurden drei Schwerpunktthemen vertieft
sowie über Neue Gemeinnützigkeit und gemeinsame
Interessen von Mietern und Beschäftigten geredet.
Daneben war viel Platz zum Netzwerken. Die Teilne-
hmer*innenzahl hat sich dieses Jahr gegenüber den
ersten Konferenzen erheblich gesteigert. Im folgen-
den dokumentieren wir die Ergebnisse der Workshops
und Schwerpunkte der Konferenz. Im folgenden Text
sind dazu Links zu Vorträgen, die auf der Konferenz
gehalten wurden.

Die drei Schwerpunktthemen der Konferenz sollen           auf 2016; zugleich ist der Hannibal 2, der vor 6 Monaten
thematisch in Arbeitsgruppen innerhalb des Netzw-         wegen Brandschutzmängeln für unbewohnbar erklärt
erks weiterbehandelt werden. Dazu lädt das Netzw-         wurde, ein dramatisches Beispiel dafür, welche Folgen
erk Mieten & Wohnen zu einem Treffen am 8. / 9. Juni      Spekulation mit Wohnraum und ausbleibende Instand-
nach Kassel ein.                                          haltung und Eigentümerpflichten haben können.”

Bereits ab sofort beginnen die Vorbereitungen für die     Die Lösungsansätze seien vielfach beschrieben worden;
nächste Konferenz, die im Frühjahr 2019 stattfinden       ein besseres Mietrecht gegen Verdrängung und Miet-
wird. Für Interessierte, die die Konferenz mitvorbe-      preissprünge, eine gänzlich andere Bodenpolitik, eine
reiten können, und thematische Vorschläge ist das         Neue Wohnungsgemeinnützigkeit, die dauerhaft bez-
Netzwerk offen. Für Nachfragen dazu steht unser Bo-       ahlbares Wohnen sichert, eine stärkere Beteiligung von
chumer Büro bereit.                                       Bewohner*innen und Mitarbeiter*innen an den Entsc-
                                                          heidungen der Unternehmen oder selbstorganisierte,
                                                          gemeinwohlorientierte Wohnprojekte. Die Antworten der
Der Wunsch nach Durchsetzung der                          Politik hingegen seien weiterhin unbefriedigend, so die
wohnungspolitischen Ideen                                 einhellige Stimmung der Konferenzteinehmer*innen.

Die Konferenz, die außerhalb des Tagesgeschäftes nach     Die Gruppen und Organisationen im Netzwerk Mieten &
guten Lösungen suchen will, stand dennoch stärker als     Wohnen müssten lauter werden, um die immer sichtbar-
zuvor unter dem Eindruck, auch Forderungen durchzu-       ere sozialpolitische Katastrophe zu stoppen. Gebraucht
setzen zu wollen. Es reiche nicht mehr, nach Jahren       würden viel mehr Mieterinitiativen, Aktivitäten in So-
erhöhter Aufmerksamkeit für das Thema Wohnen nur          zialen Medien, öffentliche Veranstaltungen, Gespräche
gute Idee zu erarbeiten, war der Tenor vieler Debatten.   mit Politikerinnen und Politikern und sicher auch Druck
Denn sogar im bisher entspannten Wohnungsmarkt            auf der Straße.
des Ruhrgebiets entständen immer mehr Engpässe. Am
Beispiel Dortmunds läßt sich dies in wenigen Worten
verdeutlichen, so Martin Krämer vom Netzwerk Mieten       Bodenfrage neu gestellt
& Wohnen in seiner Begrüßung: “Die Leerstandsquote
in Dortmund lagt im Jahr 2016 bereits bei nur 1,7 %,      Die Bodenfrage hatte sich im Vorfeld der Konferenz zu
die Angebotsmieten stiegen um mehr als 8 % von 2015       einem bundesweit viel diskutierten Thema entwickelt.
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lebendige Stadtquartiere hätten keine Chance, wenn nur
                                                              der maximale Preis zählt. Sie sieht daher besonders die
                                                              öffentliche Hand gefragt, vom Bund über die Länder bis
                                                              zu den Kommunen, ihre Flächen nur noch im Erbbaure-
                                                              cht zu vergeben.

                                                              Warum dies auch in den Kommunen nur selten oder
                                                              gar nicht geschieht, wurde in der anschließenden Ar-
                                                              beitsgruppe intensiv diskutiert. Dabei kristallisierte sich
                                                              heraus, dass städtische Grundstücke in sehr vielen Fällen
                                                              zur Stabilisierung der klammen kommunalen Haushalte
                                                              veräußert werden. Dabei würden Erbpachtmodelle
                                                              langfristige, dauerhafte Einnahmen für die Gemeinden
                                                              garantieren und zudem den Einfluss auf das Grundstück
Der rasante Anstieg der Bodenpreise vor allem in den          aufrecht erhalten, etwa zum Erhalt preisgünstigen Wohn-
wachsenden Metropolen macht bezahlbares Wohnen                raums. Doch gerade in Städten mit knappen Kassen
durch gemeinwohlorientierte Unternehmen oder für              oder gar Städten in der Haushaltssicherung würden die
geförderten Wohnungsbau fast unmöglich. Boden hat             Spielregeln für die Kommunalfinanzen dazu führen, dass
sich zu dem Mietpreissteiger Nr. 1 entwickelt, so jüngst      Erbpachtmodelle nicht umgesetzt werden könnten – den
eine Studie des Bundesinstuts für Bau-, Raum- und Stadt-      politischen Willen vor Ort einmal vorausgesetzt.
forschung.
                                                              Dass es trotzdem Lösungsansätze gibt, beschrieb Christoph
Den Auftakt im Eröffnungsplenum der Konferenz machte          Stupka aus München in seinem Vortrag. Dort ist nach
Laura Weißmüller aus München, die als Redakteurin der         langen Kämpfen inzwischen eine engagierte Strategie der
Süddeutschen Zeitung für den Bereich Architektur und          Stadt zu beobachten. Schon seit den 90er Jahren existiert
Design zuletzt in mehreren Artikeln zur Bodenfrage wich-      dort als wichtige Grundlage die Sozialgerechte Boden-
tige Impulse gegeben hatte. Ihr Vortrag lautete „Wie Luft     nutzung, die Bauträgern eine Abgabe von Bodengewinnen
und Wasser – Warum der Umgang mit Boden sich grund-           verpflichtet. Bei der Vergabe von Grundstücken kommen
sätzlich ändern muss“. Dieser beruhte auf ihrem Text          zunehmend gemeinwohlorientierte Träger zum Zuge.
“Mit Füßen getreten”, der am letzten September in der
Süddeutschen Zeitung erschienen war. Laura Weißmüller         In Leipzig ist in der Zusammenarbeit aus alternativen Bau-
arbeitete heraus, dass der Boden keine Ware wie jede an-      trägern und der Stadt das Netzwerk Leipziger Freiheit ent-
dere ist. Boden sei nicht vermehrbar und nicht verzichtbar.   standen. Dieses berät, wie Jens Gerhardt referierte, Wohn-
Menschen brauchen ihn wie Wasser und Luft zum Leben.          projekte bei Bauvorhaben. Er berichtete vom Erfahrungs-
                                                              austausch verschiedener Städte hierzu, den es bisher nicht
Besonders konkret war die Diskussion im bodenpolitischen      gab. Generell sei das Thema wenig aufbereitet gewesen.
Schwerpunkt um die Frage nach einer Grundsteuerreform,        Dabei böten Konzeptverfahren viele Möglichkeiten Anteile
die mit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts inzwi-       für geförderten Wohnungsbau, aber auch Qualitäten in
schen eine hohe Relevanz bekommen hat. Henry Wilke            der Architektur und im Städtebau zu sichern sowie Grund-
stellte in Bochum den Ansatz des Bündnisses                   stücke eben nicht nach dem Höchstpreis zu vergeben.
„Grundsteuer: Zeitgemäß“, in dem unter Anderem der            Einig war man sich in der Diskussion, dass Kommunen
Mieterbund und der Nabu mitarbeiten, vor. Sein Vortrag        auf jeden Fall gestärkt werden müssen, damit sie wieder
ist hier nachzulesen. In der Diskussion gab es grundsätz-     besser handlungsfähig werden.
liche Zustimmung zu dem Ansatz. Gefragt wurde aber
auch, warum es nicht auch eine höhere Grundsteuer             Jochen Lang aus Berlin stellte in seinem Vortrag das
geben könnte und, ob Mieter*innen davon nicht befreit         Konzept einer Bodenstiftung des Bundes vor. Dieses hatte
werden könnten.                                               er zusammen mit Frauke Burgdorff und Stefan Rettich im
                                                              Herbst 2017 veröffentlicht. Anstelle der Verwertung zu
Boden als Gemeingut, eine Forderung, die auch Rolf-           Höchstpreisen von Grundstücken durch die dem Bundes-
Novy-Huy als Vorstand der Stiftung trias in seinem            finanzministerium unterstellte Bundesanstalt für Immobil-
späteren Beitrag vehement erhob. Laura Weißmüller             ienaufgaben (BImA), sollen demnach auf den Stiftungs-
führte in der anschließenden Diskussion weiter aus, dass      grundstücken Quartiere entstehen, die sich u. a. durch
gemeinwohlorientierte Träger zu kurz kämen, wenn              geförderten Wohnungsbau mit dauerhaften Bindungen,
Grundstücke zum Höchstpreis vergeben werden und               qualitative öffentliche Räume und umfangreiche Beteili-
Spekulationsobjekte sind. Bezahlbare Wohnungen und            gungsprozesse bei der Realisierung auszeichnen.
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Eine umfassende bodenpolitische Agenda, die verschiede-
ne Herausforderungen aufzählt hat das difu zusammen mit
dem VHW veröffentlicht. Diese stellte Ricarda Pätzold in
einem Beitrag „Neun auf einen Streich“ vor.

In der abschließenden Workshopphase wurden Erfahrun-
gen mit der 2017 durch die Bundesregierung neu geschaf-
fene Kategorie „Urbanes Gebiet“ ausgetauscht. Dieses soll
den Städten und Investoren neue Möglichkeiten eröffnen,
mehr Wohnraum zu erstellen.

Am Ende des Workshops stand keine abschliessende Ant-
wort, aber die Erkenntnis, dass sich ohne neue Ansätze
die Wohnungsproblematik weiter verschärfen wird
und nur die Kombination der verschiedenen Massnah-           Sebastian Herklotz meinte, soziale Träger bräuchten eine
men eine nachhaltige Wirkung erzielen können. Dabei          gute Balance zwischen der originären inhaltlichen Arbe-
müssten die Interessen der Mieter*innen berücksichtigt       it und der Beschäftigung mit dem Wohnungsbau. Das
werden, um zum Beispiel zu verhindern, dass sämtliche        Personal müsse qualifiziert oder neue Mitarbeiter*innen
Grünflächen überbaut werden.                                 eingestellt werden.

Das Netzwerk Mieten und Wohnen wird nun eine neue            In der zweiten Workshoprunde, die sich mit den In-
Arbeitsgruppe gründen, die sich mit dem Thema bes-           strumenten lokaler Wohnungspolitik auf kommunaler
chäftigt.                                                    Landes- oder Bundesebene beschäftigte, drehte sich die
                                                             Diskussion um die Erwartung an die Politik. Der Bund
                                                             müsse wieder verstärkt die Steuerungskompetenz in der
Wohnen für alle                                              Wohnungspolitik wahrnehmen, um allen Menschen ein-
                                                             en gleichberechtigten Zugang zu Wohnraum gewähren
Im ersten Workshop ging es um die berüchtigten               zu können (durch Verstärkung des sozialen Wohnungs-
„Bevölkerungsgruppen mit erschwertem Zugang zum              baus, Einführung einer neuen Wohnungsgemeinnützig-
Wohnungsmakt“ früher auch oft als „A-Gruppen bez-            keit, dynamische und jährliche Anpassung des Wohngel-
eichnet“: Alleinerziehende, Arbeitslose, Ausländer, Arme     des sowie Energiekostenkomponente
... Gemeinsam ist ihnen nicht nur das häufig geringe
Einkommen, sondern auch, dass viele Vermieter*innen          Sebastian Herklotz hob hervor, den sozialen Trägern böte
nicht gerne an sie vermieten, und dass sie deshalb be-       sich durch Kooperationen mit der Wohnungswirtschaft
sonders auf engen Wohnungsmärkten noch größere               neue Geschäftsfelder und ein besserer Wohnungszugang.
Schwierigkeiten haben, etwas Bezahlbares zu finden.          Beispiele seien hier die Beratung von Mitarbeiter*innen
Gemeinsam ist ihnen aber auch, dass verschiedenste           der Wohnungswirtschaft zu psychosozialen Fragestellun-
soziale Einrichtungen versuchen, ihnen dabei zu helfen.      gen oder die Unterstützung der Mitarbeiter*innen der
Etliche davon trafen sich in diesem Workshop, um ihre        Wohnungswirtschaft bei „Problem“-Mieter*innen.
Erfahrungen auszutauschen und voneinander zu lernen.
Da überall im Land der Anteil bezahlbarer Wohnungen          Wie sehr gerade Geringverdiener*innen der Schuh
zurückgeht und außerdem in der Immobilienwirtschaft          drückt, wusste Stefan Nagel vom Diakonischen Werk
die Meinung um sich greift, man hole sich nur Schwier-       in Hamburg zu berichten. Er begegnete einer Frau, der
igkeiten ins Haus, wenn man an solche Bevölkerungs-          wegen Eigenbedarf gekündigt worden war, und die auf
gruppen vermietet, ist die Arbeit der Wohlfahrtsverbände     ihrer Wohnungssuche in 8 Monaten 146 Besichtigungen
nicht einfacher geworden. Manche sind sogar bereits          durchgeführt hatte und dabei nicht selten mit mehr als
dazu übergegangen, selbst als Bauträger aufzutreten.         30 Suchenden gleichzeitig Termin hatte. In Hamburg
                                                             zahlen Geringverdiener*innen im Schnitt 45 % ihres
Jennifer Puls vom Paritätischen Gesamtverband stellte        Einkommens für die Miete. Bei mittleren Einkommen sind
die Möglichkeiten und Risiken für selbstbauende soziale      es 29 %, und die wohlhabenderen (aber noch keines-
Träger heraus. Eine Chance sei, wenn Träger als Konflikt-    wegs wirklich Reichen) kommen mit 17 % ihres Budgets
manager in der Nachbarschaft fungieren und den So-           aus. Er schloss daraus, wie wichtig es dabei ist, die
zialraum aktiv mitgestalten. Risikoreich sei hingegen, der   jeweiligen Perspektiven, Handlungszwänge und berech-
Mangel an Ressourcen, insbesondere, da der Aufbau von        tigten Interessen anzuerkennen und zu berücksichtigen.
Fachwissen notwendig sei, der vielen Trägern fehle.
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„Wohnverhältnisse, Versorgungsbedarfe und Wohnung-
                                                            spolitik. Regionale Unterschiede und Einflussfaktoren von
                                                            städtischen Mietwohnungsmärkten“ und erläuterte die
                                                            in den letzten Jahren erheblich angespanntere Situation
                                                            an den Wohnungsmärkten der Ballungszentren. Immer
                                                            mehr Menschen mit geringeren Einkommen konkurrieren
                                                            um den nur immer weniger vorhandenen bezahlbaren
                                                            Wohnraum. Die Bereitschaft umzuziehen sinkt im Hin-
                                                            blick auf immer stärker steigenden Mieten. Im Anschluss
                                                            berichtete Magnus Hengge über die Mietsituation der
                                                            Berliner Kleingewerbetreibenden und die in diesem
                                                            Zusammenhang durchgeführten stadtpolitischen Kam-
                                                            pagnen.

Auf der anderen Seite begegneten ihm die Ängste der         In der anschließenden Diskussionen kamen die Teilneh-
Wohnungswirtschaft mit oft verzerrter Wahrnehmung           mer*innen überein, dass der Schutz der Kleingewerbe-
und übertriebenen Befürchtungen. Dagegen könne auf          treibenden auf freien Träger auf dem Gewerberaummiet-
mehreren Ebenen angearbeitet werden. So durch die           markt rechtlich kaum ausgeprägt ist, obwohl das Macht-
verlässliche Präsenz sozialer Arbeit, wenn es irgendwann    gefälle zwischen Mieter*innen und Vermieter*innen dem
tatsächliche Probleme gibt und die Antistigma-Arbeit        im Wohnraummietrecht ähnlich ist. Es wurden Ideen für
und Aufklärung z.B. über psychische Erkrankungen und        mehr Mieterschutz diskutiert und erste Modelle zur Dif-
Unterstützungsmöglichkeiten etc.. Seine Präsentation ist    ferenzierung zwischen weniger schutzwürdigen größeren
hier nachzulesen.                                           Mietern*innen (Stichwort Supermarktketten) und kleiner-
                                                            en Gewerbetreibenden (Zeitungskiosk) gesammelt. Die
In der abschliessenden Diskussion zu Bündnisse vor Ort      Arbeitsgruppe plant Regelungsvorschläge zum besseren
und politischer Vernetzung sagte Herr Nagel, kommu-         Schutz von Gewerbemieter*innen zu erarbeiten
nale Lobbys für eine soziale Wohnungspolitik aus unter-
schiedlichen Akteure können die Durchschlagskraft für       Beim Thema Wohnraummietrecht wurde schnell
eine soziale Wohnungspolitik erhöhen. Bündnisse könnt-      deutlich, dass die Probleme auf dem Land und in den
en auch inhaltliche und strategische Optionen eröffnen,     Ballungszentren durchaus unterschiedlich sind, und dass
die die einzelnen Akteure für sich nicht oder nicht so      im Einzelnen noch geprüft werden muss, inwiefern hier-
ohne weiteres haben.                                        auf normativ reagiert werden müsste. Thema war auch,
                                                            inwiefern ein Recht auf Wohnungstausch Menschen mo-
Politische Bündnisse können der Freien Wohlfahrtspflege     tivieren könnte, größere Wohnungen für Familien oder
helfen, ihre „deformation professionell“ zu überwinden      Mehrpersonenhaushalte frei zu machen, um dann selber
und die Fragen der Wohnungsversorgung konsequent            eine kleinere Wohnung finanzieren zu können.
wohnungspolitisch und nicht „sozialarbeiterisch“ zu rah-
men und auf die politische Bühne zu bringen.
                                                            AK Neue Wohnungsgemeinnützigkeit:
Ein weiteres gutes Beispiel sei die mögliche Bereicherung
durch eine aktivere Rolle von Mietervereinen in der Poli-   Eine Neue Wohnungsgemeinnützigkeit und gemeinnützi-
tik gegen Wohnungslosigkeit. Mietervereine sprächen         ge Akteure auf den lokalen Wohnungsmärkten
Wohnungslose nicht als sozial Hilfebedürftige, sondern
als zukünftige Mieter, als Rechtssubjekte an. Wohnungs-     Dieser Arbeitskreis konnte leider nicht in der geplanten Form
lose verlieren Status als „spezielle“ Gruppe,               stattfinden, weil der Hauptreferent Axel Burkhardt aus Tübin-
                                                            gen erkrankt war. So blieb die Diskussion über lokale Bedarfe
                                                            für die Wohnungsgemeinnützigkeit nur andiskutiert.
Regionale und soziale
Differenzierung des Mietrechts                              Bisher sind es eher wenige Kommunen und Kommu-
                                                            nale Wohnungsunternehmen, die einen Bedarf für eine
Im Rahmen der bereits langjährig agierenden Arbeits-        Neue Gemeinnützigkeit formuliert haben. Hier sind
gruppe „Mietrecht neu denken“ fand bei der diesjäh-         die Kommunalfinanzen ein Hemmschuh. Die klammen
rigen Konferenz ein Workshop zum Thema „Regionale           Kommunen wollen ungern auf die Einnahmen aus den
und soziale Differenzierung des Mietrechts“ statt. Zu       Unternehmen verzichten. Die Schuldenfrage wäre also
Beginn hielt Andrej Holm einen Vortrag zum Thema            mitzubedenken.
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Dennoch sind Elemente der Gemeinnützigkeit durch
Selbstverpflichtung nicht unmöglich. Die kommunaler
Ebene sollte hierbei selbstbestimmen, was für sie gemein-
nützig ist.

Die Diskutierenden waren sich einig über die fortbe-
stehende Notwendigkeit der Einführung einer Neuen
Wohnungsgemeinnützigkeit. In der aktuellen Diskus-
sion scheint diese aber nicht durchsetzbar, weil in
der SPD nur Teile der Partei diese aktiv unterstützen,
Befürworter*innen aus Linken und Grünen nicht an der
Bundesregierung beteiligt sind und es auch aus den Bun-
desländern keine Impulse gibt.

                                                            Diese Entwicklung läuft nicht ohne Widerstand von Miet-
Überraschend wäre in der Diskussion der Jahre 2016
                                                            er*innen und Mietervereinen in zahlreichen Städten. Die
und 2017 das massive Thematisieren der NWGN sei-
                                                            besondere Aufgabe des Netzwerks Mieten & Wohnen ist
tens der Immobilienwirtschaft gewesen, so Jan Kuhnert
                                                            es, eine systematische Diskussion grundsätzlicher Alterna-
vom Netzwerk-AK Neue Wohnungsgemeinnützigkeit.
                                                            tiven in der Mieten- und Wohnungspolitik, die über die
Die Befürchtungen scheinen dort groß, dass die Woh-
                                                            tagespolitischen Diskussionen hinausgehen.
nungsgemeinnützigkeit als mögliche Alternative ins Spiel
käme. Gleichzeitig gab es durchaus Signale aus Teilen der
                                                            Daher haben sich verschiedene an Wohnungsthemen
Wohnungswirtschaft, sich auf längere Bindungsfristen bei
                                                            arbeitende Akteure zur kontinuierlichen Debatte zum
geförderten Wohnungsbau einlassen zu können.
                                                            Netzwerk Wohnen & Mieten zusammengeschlossen.
Die ungeklärte Frage, woher neue bezahlbare Wohnun-
                                                            Das Netzwerk versteht sich seit der Gründung als Platt-
gen entstehen sollen, bleibt bestehen. Deswegen kann
                                                            form, in der unterschiedliche Akteure zusammenkommen
die Idee einer neuen Gemeinnützigkeit schnell wieder in
                                                            und sich austauschen können. Dazu wurden Vereinba-
die Debatte einfließen.
                                                            rungen der Zusammenarbeit beschlossen. Die entstan-
                                                            denen Arbeitsgruppen diskutieren interdisziplinär und in
                                                            der Breite von etablierten Organisationen bis zu sozialen
Das Netzwerk Mieten & Wohnen
                                                            Bewegungen. Alternativideen sollen entwickelt und in die
                                                            öffentliche Debatte gebracht werden.
Wir möchten Sie und euch herzlich einladen, das Netz-
werk als Plattform zu nutzen. Das Netzwerk Mieten &
                                                            Neben den Konferenzen arbeiten zwei kontinuierliche
Wohnen wurde mit dem Ziel gegründet, über die fortlau-
                                                            Arbeitsgruppen („Mietrecht neu denken“ sowie „Neue
fenden Verschlechterungen für Mieter*innen und Mieter-
                                                            Wohnungsgemeinnützigkeit“). Kontakt zu den Arbeits-
vereine hinaus Diskussionen zu führen und neue Ideen zu
                                                            gruppen vermittelt unser Büro in Bochum.
entwickeln.

                                                            Zwischen den Konferenzen finden zwei zweitägige bun-
Die Idee einer Versorgung breiter Bevölkerungskreise mit
                                                            desweite Treffen zum inhaltlichen Austausch und zur
bezahlbaren und lebenswerten Wohnungen hat sich zu-
                                                            Vorbereitung der Konferenzen statt. Diese Treffen sind für
gunsten einer marktorientierten Versorgung gewandelt.
                                                            alle am Netzwerk Interessierten offen. Das nächste Tref-
                                                            fen findet am 8. / 9. Juni 2018 in Kassel statt.

                                                            Mitglieder des Netzwerks sind zur Zeit neben Einzelper-
                                                            sonen: Berliner Mieterverein, GWA St. Pauli, KUB Bera-
                                                            tung, Mieterverein Bochum, Hattingen und Umgegend,
                                                            Mieterverein Dortmund und Umgebung, Mietergemein-
                                                            schaft Essen, Mieter helfen Mietern Frankfurt, Mieter
                                                            helfen Mietern Hamburg, Mieter helfen Mietern Nürn-
                                                            berg, Mieter/innen-Schutzverein, Mietshäuser Syndikat
                                                            Hamburg, Montag Stiftung Urbane Räume, Paritätischer
                                                            Gesamtverband, Republikanische Anwältinnen- und An-
                                                            wälteverein, ver.di Wohnungwirtschaft, Wohnbund
Boden - Recht - Wohnen - Netzwerks Mieten & Wohnen
Die Referent*innen und Moderator*innen

Stefan Bentrop ist Rechtsanwalt und Justiziar des Deut-
schen Mieterbundes e. V.. Der Deutsche Mieterbund e.
V. ist der Dachverband für rund 300 ihm angeschlossene
Mietervereine in der Bundesrepublik Deutschland. Diese
vertreten die Interessen von circa 1,2 Mio. Mieterhaus-
halten.

Sabine Bösing ist tätig als Referentin im Bereich Behin-
dertenpolitik und Soziale Psychiatrie beim Paritätischen
Wohlfahrtsverband - Gesamtverband, zuständig seit 2014
für das Projekt „Inlusion psychisch kranker Menschen im
Bereich Wohnen bewegen“. Die Versorgung mit ange-                 wirtschaftliches Studium abgeschlossen. Er ist hauptbe-
messenem und bezahlbarem Wohnraum für Menschen                    ruflich als geschäftsführender Vorstand des Psychosozi-
mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen wurde für sie            alen Trägerverein Sachsen e.V. tätig, übt darüber hinaus
zu einem zentralen Thema in ihrem beruflichen Handeln.            noch ehrenamtliche Tätigkeiten und ist u.a. im Landes-
Neben einem sozialpädagogischen Studium verfügt sie               beirat Psychiatrie in Sachsen.
über mehrere Zusatzqualifikationen unter anderem in
Organisationsentwicklung und systemischen Coaching.               Dr. Christian Lamker ist Raumplaner und als wissenschaft-
                                                                  licher Mitarbeiter an der Fakultät Raumplanung der TU
Frauke Burgdorff ist Raumplanerin. Sie hat als Stadtplanerin      Dortmund sowie als Lehrbeauftragter an der RWTH Aa-
in Belgien, als Geschäftsführerin der Initiative Stadtbaukultur   chen tätig. Er hat in Dortmund, Auckland und Melbourne
NRW in Gelsenkirchen, als Vorständin der Montag Stiftung          in Raumplanung, Umweltrecht und Stadtforschung stu-
Urbane Räume und als Geschäftsführerin der Urbane Nach-           diert. Er ist aktiv in der Akademie für Raumforschung und
barschaft Samtweberei gearbeitet. Nun engagiert sie sich          Landesplanung (ARL) als Mitglied des Lenkungskreises
mit ihren Kolleginnen in der Agentur BURGDORFF STADT              des Jungen Forums, Sprecher der Regionalgruppe NRW
für kooperative Stadtentwicklung in ganz Deutschland.             und Initiator der NRW-Arbeitsgruppe Postwachstumspla-
                                                                  nung.
Axel Burkhardt aus Tübingen ist Beauftragter für Wohn-
raum. Die Stadt bemüht sich dort durch ein neues kom-             Jochen Lang ist beim Berliner Senat als Abteilungsleiter
munales Handlungsprogramm um die Versorgung aller                 u.a. für Wohnungspolitik und Wohnungsbau verantwort-
Bewohner*innen mit bezahlbaren Wohnungen.                         lich. Zuvor arbeitete er im Bundesbau- und Verkehrsmini-
                                                                  sterium sowie in Forschung und Beratung.
Magnus Hengge ist als Kommunikationsdesigner und
als selbstständiger Kleinunternehmer nah dran an den              Stephan Nagel hat Politische Wissenschaft, Soziologie
Bedürfnissen und Sorgen der Gewerbetreibenden. Er ist             und Sozialpädagogik studiert und ist langjährig in der
aktiv bei Bizim Kiez. Die Nachbarschaftsinitiative „Bizim         Wohnungslosenhilfe engagiert. Seit 2005 ist er Referent
Kiez“ (deutsch „Unser Kiez“) wurde 2015 als solidarische          für Wohnungslosen-, Suchtkrankenhilfe und Armut im
Gemeinschaft von Anwohner*innen gegründet, die sich               Diakonischen Werk Hamburg.
gegen die Kündigung eines seit Generationen bestehen-
den und multikulturell eingebundenen Gemüseladens
bildete. Schnell entstand daraus eine Bewegung, die sich
sehr breit für alle Betroffenen der in Berlin-Kreuzberg be-
sonders schnell fortschreitenden Gentrifizierung einsetzt.

Julia Hampe ist Stadtplanerin, Moderatorin und Beraterin.
Sie gestaltet Dialogprozesse, bringt Personen miteinander
ins Gespräch und moderiert Workshops oder Großgrup-
penveranstaltungen. Mit Vorliebe arbeitet sie an den The-
men Verkehr, Wohnen, Klimaschutz und Energiewende.

Kay Herklotz hat einen Masterabschluss an den Hoch-
schulen in Wiesbaden und Fulda „Master of Art“ mit dem
Schwerpunkt „Gemeindepsychiatrie“ und ein betriebs-
Boden - Recht - Wohnen - Netzwerks Mieten & Wohnen
sammenschluss von 26 Wohnungsunternehmen, die Be-
                                                                standsobjekte kaufen und im Neubau aktiv sind, mit dem
                                                                Ziel Bauherren in Konsortien zu vereinen, die gemeinsam
                                                                Konzepte der Nachbarschaftsorganisation, der Mobilität
                                                                und der kulturellen Infrastruktur umsetzen. 2014 grün-
                                                                dete er die STATTBAU München GmbH.

                                                                Rainer Tietzsch hat zum öffentlichen Baurecht promoviert
                                                                und ist seit 1982 Rechtsanwalt in Berlin mit dem Schwer-
                                                                punkt Mietrecht und Stadterneuerung. Er ist Autor
                                                                mehrerer Fachbücher und Mitgründer des Portals www.
                                                                promietrecht.de.

                                                                Henry Wilke hat Stadt- und Regionalplanung, Öffentliche
Rolf Novy-Huy (*1957) ist Bankkaufmann. Er ist unter            Verwaltung sowie Historische Urbanistik studiert. Als
anderem 12 Jahre bei der GLS Gemeinschaftsbank eG in            Referent für Siedlungsentwicklung beim NABU Bundes-
Bochum tätig und beschäftigt sich mit der Finanzierung          verband beschäftigt er sich mit den Themen Flächenver-
von Gemeinschaftlichen Wohnprojekten, und unter-                brauch und doppelter Innenentwicklung. Er koordiniert
schiedlichen alternativen Projekten. Zudem ist Mitgrün-         den bundesweiten Aufruf „Grundsteuer: Zeitgemäß!“,
der und Vorstand der Stiftung trias, der gemeinnützigen         der die Reform der Grundsteuer in eine reine Bodenwert-
Stiftung für Boden, Ökologie und Wohnen in Hattingen            steuer fordert.
(Ruhr). Durch seine Tätigkeiten verfügt er über einen gu-
ten Überblick über die Projektaktivitäten in Deutschland        Laura Weissmüller aus München hat Kunstgeschichte,
und kennt viele Projekte im Detail.                             Jura und Publizistik in Berlin und Rom studiert. Seit 2009
                                                                arbeitet sie als Redakteurin beim Feuilleton der Süd-
Ricarda Pätzold (Dipl. Ing. Stadt-und Regionalplanung)          deutschen Zeitung. Dort verantwortet sie den Bereich
ist seit 2013 als Wissenschaftlerin und Projektleiterin am      Architektur, Stadtplanung und Design. Besonders inter-
Deutschen Institut für Urbanistik tätig. Neben den Haupt-       essiert sie dabei die Frage, welche Art von Gestaltung es
themen Wohnen und Wohnungspolitik arbeitet sie auch             braucht, damit die Gesellschaft sich trifft. Antworten dar-
zu Fragestellungen von Partizipation, Integration, Nut-         auf sucht sie in neu gebauten Museen und Hochhäusern
zungsmischung etc.                                              genauso wie in Einfamilienhaussiedlungen auf dem Land
                                                                oder auf Parkbänken alter Stadtviertel.
Jennifer Puls ist Referentin für fachpolitische Grundsatzfra-
gen beim Paritätischen Gesamtverband“. Der Paritätische
greift das Recht auf Wohnen insbesondere im Rahmen
unserer Kampagne „Mensch, Du hast Recht!“ auf, mit
welcher auf den Schutz der sozialen Menschenrechte in
Deutschland sowie auf die Relevanz dieser aufmerksam
macht.
                                                                Netzwerk Mieten & Wohnen e. V.:
                                                                (vom Finanzamt Hamburg als gemeinnützig anerkannt)
                                                                c/o Mieter helfen Mietern, Bartelsstraße 30, 20357 Ham-
Benjamin Raabe hat Rechtswissenschaften in Marburg
                                                                burg,
und Berlin studiert. Er ist seit 1994 in Berlin als Rechts-
                                                                Website:        www.netzwerk-mieten-wohnen.de,
anwalt zugelassen, seit 25 Jahren Mieterberater, seit 12
                                                                Email: 		       info@netzwerk-mieten-wohnen.de,
Jahren Fachanwalt für Mietrecht und Mitglied des Ar-
                                                                Konto: 		       GLS Bank Bochum,
beitskreises Mietrecht im RAV.
                                                                		BIC GENODEM1,
                                                                		              IBAN DE55 4306 0967 2057 0377 00
Christian Stupka ist Mitgründer der Wohnungsgenossen-
schaft WOGENO München eG. Konstituierend waren
Überlegungen zu dauerhaft bezahlbaren, gemeinschafts-
orientierten und selbstbestimmten Wohnprojekten.                                                        Büro Bochum:
Heute besitzt die WOGENO 20 Häuser mit über 500                                                         Brückstraße 58
Wohnungen. 2005 brachte er die Genossenschaftliche                                                      44787 Bochum
Immobilienagentur München eG auf den Weg, ein Zu-                                                       +492349611464
Boden - Recht - Wohnen - Netzwerks Mieten & Wohnen
Beitrit tserklärung – Einzugsermächtigung

Der Verein Mieten & Wohnen e.V. ist der Trägerverein des gleichnamigen Netzwerks.
Der Verein ist vom Finanzamt als gemeinnützig anerkannt. Spenden können also
von den Steuern abgesetzt werden.

•       Ich möchte Mitglied im Mieten & Wohnen e.V. werden und zahle als Gruppe /
        Einzelmitglied einen Mitgliedsbeitrag in Höhe von 10 € (ermässigt 5 €) im Monat.

•       Unsere Organisation möchte Mitglied im Mieten & Wohnen e.V. werden und
        zahlt einen Mitgliedsbeitrag in Höhe von 20 / __ € Euro im Monat.

Ich ermächtige den Mieten & Wohnen e.V., jederzeit widerruflich, meinen Beitrag jeweils
zu Beginn des Fälligkeitsdatums zu Lasten meines unten angegebenen Kontos durch
Lastschrift einzuziehen. Innerhalb von 6 Wochen kann ich bereits vollzogene Lastschriften
wieder rückgängig machen.

Kontakt: Netzwerk Mieten & Wohnen c/o MhM, Bartelsstraße 30, 20357 Hamburg, info@
netzwerk-mieten-wohnen.de, Tel. 0234 961 14 64

Spendenkonto: Netzwerk Wohnen und Mieten, GLS Bank, IBAN DE55430609672057037700

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