Die K ulturlandschaften Niedersachsens - Entdecken Sie die Eigenarten und Besonderheiten eines vielfältigen Landes und seiner Regionen! ...

 
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Die K ulturlandschaften Niedersachsens - Entdecken Sie die Eigenarten und Besonderheiten eines vielfältigen Landes und seiner Regionen! ...
Die K ulturla ndschaften Niedersachsens

             Entdecken Sie die Eigenarten und Besonderheiten eines vielfältigen
             Landes und seiner Regionen!

                                                                             1
Die K ulturlandschaften Niedersachsens - Entdecken Sie die Eigenarten und Besonderheiten eines vielfältigen Landes und seiner Regionen! ...
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    Ubersichtskarte                         Inhaltsverzeichnis
                                            		 Übersichtskarte............................................................................................................2           29 Stadtlandschaft Hannover . ............................................................................... 66
                                            		 Inhaltsverzeichnis.......................................................................................................3             30 Braunschweig-Hildesheimer Lössbörde .......................................................68
                                            		 Grußworte..................................................................................................................... 4        31 Stadtlandschaft Braunschweig ........................................................................70
                                            		 Einleitung.......................................................................................................................5      32 Ostbraunschweigisches Hügelland . .............................................................. 72
                                               1 Nordseeinseln und Wattenmeer....................................................................... 10                                33 Osnabrücker Hügelland ....................................................................................... 74
                                               2 Nordseemarschen..................................................................................................... 12               34 Westfälisches Tiefland ..........................................................................................76
                                               3 Ostfriesische Geest- und Fehngebiete.............................................................14                                   35 Zentrales Weserbergland . ................................................................................... 78
                                               4 Emsmarschen ............................................................................................................16           36 Leinebergland .......................................................................................................... 80
                                               5 Saterland . ....................................................................................................................18    37 Solling, Bram- und Kaufunger Wald ............................................................... 82
                                              6 Oldenburger Geest mit Ammerland ..............................................................20                                       38 Innerstebergland ....................................................................................................84
                                               7 Wesermarschen ....................................................................................................... 22             39 Nördliches Harzvorland .......................................................................................86
                                               8 Elbmarschen . ............................................................................................................ 24        40 Westharz .....................................................................................................................88
                                              9 Elbe-Weser-Geest ....................................................................................................26                41 Südwestliches Harzvorland / Gipskarst . ..................................................... 90
                                             10 Hamme-Wümme-Niederung mit Teufelsmoor......................................... 28                                                      42 Untereichsfeld ..........................................................................................................92
                                              11 Elbeniederung...........................................................................................................30           		 Literaturtipps.............................................................................................................94
                                             12 Nordheide . ................................................................................................................. 32      		 Impressum, Bildnachweis....................................................................................95
                                              13 Uelzener Becken ...................................................................................................... 34
                                             14 Wendländische Geest / Drawehn . ..................................................................36
                                             15 Südheide ..................................................................................................................... 38
                                             16 Emslandmoore ........................................................................................................ 40
                                              17 Emsländische Geest mit Hümmling .............................................................. 42
                                             18 Grafschaft Bentheim .............................................................................................44
                                             19 Oldenburger Münsterland .................................................................................46
                                            20 Bersenbrücker Land mit Artland . ....................................................................48
                                             21 Wildeshauser und Syker Geest .........................................................................50
                                             22 Diepholzer Moorniederung / Dümmer ........................................................ 52
                                             23 Nördliches Mindener Land ................................................................................. 54
                                             24 Mittelweser . ..............................................................................................................56
                                             25 Allerniederung ......................................................................................................... 58
                                            26 Zentralniedersächsischer Geestrand ............................................................ 60
    Die Kulturlandschaften Niedersachsens
                                             27 Schaumburg . ............................................................................................................62
                                                                                                                                                                                         Blick über das „Innerstebergland“, eine von 42 Kulturlandschaften, die auf den Seiten 10 bis 93 porträtiert
                                             28 Calenberger Land ....................................................................................................64                  werden. (Foto: Wiegand)

2                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           3
Die K ulturlandschaften Niedersachsens - Entdecken Sie die Eigenarten und Besonderheiten eines vielfältigen Landes und seiner Regionen! ...
Gru worte                                                                                                                                                               Einleitu ng
                                  ..
            Geleitwort des Niedersachsischen Heimatbundes
                                                                                                                                                                        Die K ulturla ndschaften                        K riterien:
            Unter den sechzehn deutschen Bundesländern          bauen. Besondere Landschafts- und Siedlungs-         niedersächsische Landschaften informieren. Es
                                                                                                                                                                        Niedersachsens                                  Wie wu rden die 42 K ultu
                                                                                                                                                                                                                                             .. r-
            reicht nur Niedersachsen vom Meer bis ins hohe      strukturen entstanden dort, wo die vielfältigen      gilt, das jeweils Spezifische von Landschafen zu   In dieser Broschüre geht es um Kultur-          la ndschaften a usgewa hlt
            Gebirge. Das Land weist daher eine besonders        Bodenschätze des Landes abgebaut wurden:             erkennen: Damit ist nicht nur das Eintreten für    landschaften, also um Landschaften,
            vielfältige Natur auf: Mittelgebirge, Flusstäler,   Erze, Salz oder Torf. Es ist daher besonders kenn-   einen Schutz von Natur gemeint, sondern auch       die von Menschen geprägt wurden und
                                                                                                                                                                                                                        u nd a bgegrenzt?
            Lössbörden, Geest und Marschland. So unter-         zeichnend für Niedersachsen, dass es dort nicht      der Kultur. Immer wieder wird deutlich, wie sich   werden. Überall in Niedersachsen be-            Die Kulturlandschaften Niedersachsens
            schiedlich wie die Natur sind auch die Methoden,    nur eine Heimat gibt, sondern eine große Vielfalt    Natur und Kultur durchdringen und oft nicht        treibt der Mensch Land- und Forstwirt-          unterscheiden sich aufgrund verschiede-
            mit denen Naturland in kultiviertes Land ver-       davon. Diese Vielfalt zu bewahren ist eine große     mehr klar ist, was aus natürlichen Ursachen be-    schaft, kultiviert Moore, baut Straßen,
            wandelt wurde. Trockenes Land musste bewäs-         Aufgabe, auch für den Niedersächsischen Hei-         steht und was in den Jahrtausenden der Land-                                                       ner Kriterien voneinander. Zum einen auf-
                                                                                                                                                                        legt Siedlungen an und gewinnt Boden-           grund ihrer verschiedenen naturräumli-
            sert, feuchtes trockengelegt werden, Waldland       matbund.                                             nutzung aus kulturellen Gründen geschaffen
                                                                                                                                                                        schätze. Er sät und pflanzt, erntet und         chen Bedingungen wie Geologie, Boden,
            wurde gerodet, nicht mehr genutztes Ackerland                                                            wurde.
            aufgeforstet. Wo es an Mineralstoffen mangelte,
                                                                Christian Wiegand setzt sich mit dem Nieder-                                                            rodet. Mancherorts baut er Dämme                Klima oder Relief. Zum anderen aufgrund
            musste man düngen, Steilhänge wurden terras-
                                                                sächsischen Heimatbund schon seit Jahrzehnten                                                           und Gräben, anderswo renaturiert er Flüsse      anthropogener (menschlich bedingter)
                                                                für die Identifizierung und den Schutz nieder-                                                          und Moore. Er entscheidet, welche Baumar-
            siert. Unter dem Einfluss von Hirten und ihren
                                                                sächsischer Landschaften ein. Er ist auch der
                                                                                                                                                                                                                        Kriterien, z.B. Bauweise, Siedlungsstruktur,
            Herden entstanden Heiden und Hudewälder. Je                                                                                                                 ten im Wald wachsen, und reguliert den          Identität oder Sprache. Auf den folgenden
                                                                Initiator dieser Publikation. Wir haben ihm da-      Hansjörg Küster
            nach verfügbarem Baumaterial errichtete man                                                                                                                 Wildbestand. Er bewirtschaftet die Land-        Seiten werden diese Kriterien beschrieben.
                                                                für sehr zu danken. Unser Dank gilt ebenso der       Präsident des Niedersächsischen Heimatbundes
            Stein-, Fachwerk- oder Ziegelgebäude. Im Harz,                                                                                                              schaft und er nutzt sie für Freizeit und Er-
                                                                Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung, die
            wo es Nadelholz gab, konnte man Blockhäuser                                                                                                                 holung. Man kann also sagen: Niedersach-
                                                                unser Vorhaben gefördert hat, mit dem wir über
                                                                                                                                                                        sen ist fast überall eine Kulturlandschaft.     Naturrau m
                                                                                                                                                                        Lediglich bei einzelnen Schutzgebieten, z.B.
                                                                                                                                                                        beim Nationalpark Wattenmeer, kann man          Der Ausgangspunkt einer jeden Kultur-
                                                                                                                                                                        eher von Naturlandschaften sprechen.            landschaft ist ihr Naturraum. Ist das
                                ..                                                                                                                                                                                      Gelände eben wie z.B. die ostfriesischen
            Gru wort der Niedersachsischen Bingo-U mweltstiftung
                                                                                                                                                                        Nahezu überall in Niedersachsen nimmt           Marschgebiete? Oder ist es hügelig wie
            Die Niedersächsische Bingo-Umweltstiftung för-      Im Jahre 2019 feierte die Niedersächsische Bingo-    die Schätze in unserem Land zu erkennen, zu
                                                                                                                                                                        der Mensch mehr oder weniger Einfluss           im Harz und im Weserbergland? Sind die
            dert Projekte, die dem praktischen Naturschutz      Umweltstiftung ihr 30jähriges Jubiläum – eine        schützen und zu pflegen.
                                                                                                                                                                        auf die Landschaft. Aber zweifellos sieht       Böden nährstoffreich wie in den Börden?
            dienen wie auch solche, die das Bewusstsein für     Erfolgsgeschichte für die Natur in Niedersachsen!
                                                                                                                                                                        es nicht überall gleich aus. Dass sich die      Oder sind sie nährstoffarm wie auf der
            den Umwelt- und Naturschutz schärfen und zu-        In diesem Zeitraum wurden über 5.400 Projekte
            gleich die Kultur- und Naturlandschaft für Men-     im Umwelt- und Naturschutz, aber auch in ihren                                                          Nordseeküste von der Lüneburger Heide           Geest? Steht das Grundwasser hoch an
            schen erlebbar machen.                              beiden weiteren Förderbereichen Denkmalpflege                                                           unterscheidet und der Harz vom Emsland,
                                                                und Entwicklungszusammenarbeit, gefördert.                                                              ist offensichtlich. Wenn man aber genau
            Nachhaltige Erlebnisse, ehrenamtliches Engage-
                                                                                                                     Sigrid Rakow                                       hinsieht, kann man noch mehr Unterschie-
            ment und die Beteiligung von Kindern und Ju-        Vor diesem Hintergrund unterstützen wir gerne
                                                                                                                     Vorstandsvorsitzende BINGO!                        de entdecken. Welche, davon handelt diese
            gendlichen sind für uns zentrale Elemente bei       den Niedersächsischen Heimatbund bei der Er-
                                                                                                                                                                        Broschüre. 42 verschiedene Kulturland-
            der Förderung. Dadurch kann die heimatliche         stellung dieser Broschüre. Durch sie kann eine
            Natur- und Kulturlandschaft mit ihrer Arten-        große Öffentlichkeit auf die Vielfalt, Eigenart
                                                                                                                                                                        schaften Niedersachsens werden auf den
            vielfalt geschützt, erhalten und weiterentwickelt   und Schönheit der niedersächsischen Landschaft                                                          Seiten 10 bis 93 porträtiert und mit vielen
            werden.                                             aufmerksam gemacht werden. Die Broschüre                                                                Fotos charakterisiert. Aber nach welchen
                                                                bietet zudem Menschen eine Orientierung, die                                                            Kriterien wurden die Kulturlandschaf-            Die fruchtbaren Lössböden der Börden wer-
                                                                in Niedersachsen eine neue Heimat suchen.                                                               ten voneinander unterschieden? Und von           den seit Jahrtausenden als Ackerland genutzt.
                                                                                                                                                                        wem? Und wozu? Die Antwort auf diese             Wald oder Grünland sind selten, wie hier bei
                                                                Wir hoffen, dass diese Broschüre dazu beiträgt,                                                                                                          Hoheneggelsen, Landkreis Hildesheim. (Foto:
                                                                                                                                                                        Fragen sollen Ihnen die Seiten 5 bis 9 geben.
                                                                                                                                                                                                                         Wiegand)                                        Naturräumliche Gliederung Niedersachsens (DRACHENFELS 2010)

4                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      5
Die K ulturlandschaften Niedersachsens - Entdecken Sie die Eigenarten und Besonderheiten eines vielfältigen Landes und seiner Regionen! ...
wie in den Flussauen und Mooren? Oder          Siedlu ngsformen u nd Bauweisen                 burger Heide herrscht das lockere Haufen-   Manche Siedlungsformen stehen sogar für           Hauses, bevorzugte Materialien für Dach          drei verschiedene historische Bauern-            teil von der Traufseite her erschlossen wer-
                                                 fallen die Böden schnell trocken wie auf                                                       dorf vor. Doch auch im Osten gibt es Son-   bestimmte Kulturlandschaften, z.B. die            und Wände, die Raumnutzung – derartige           haus-Typen: Im Nordwesten des Landes             den. Und dazwischen, im größten Teil Nie-
                                                 den sandigen Höhenzügen der Lünebur-           Niedersachsen ist außerordentlich bunt,         dertypen, z.B. die Rundlinge im Wendland    Findorff-Siedlungen für die Kulturland-           Dinge sind keinesfalls homogen in Nieder-        sind Gulfhäuser typisch. Das Gulfhaus            dersachsens, bestimmen Niederdeutsche
                                                 ger Heide? Ist das Klima ausgeglichen          was die Formen seiner ländlichen Sied-          oder die Marschhufendörfer der Elbtalaue.   schaft „Hamme-Wümme-Niederung mit                 sachsen, sondern je nach Region sehr ver-        ist in der Regel aus Ziegelsteinen erbaut.       Hallenhäuser das Bild, die mitten in der
                                                 mit relativ kühlen Sommern und warmen          lungen angeht (siehe Karte unten). Ei-          Unübersichtlich wird es im Westen Nie-      Teufelsmoor“ oder die Rundlinge für die           schieden. Das gilt vor allem für historische     Sein Wirtschaftsteil hat im Giebel – jeweils     Giebelseite ein großes Dielentor haben. Sie
                                                 Wintern wie an der Nordsee? Oder ist es        nigermaßen homogen geht es noch im              dersachsens: Streusiedlungen mit Ein-       Kulturlandschaft „Wendländische Geest /           Bauernhäuser, weil sie sehr an den Natur-        außerhalb der Mitte – zwei Türen: ein gro-       sind ideal an die (historische) Mischwirt-
                                                 eher kontinental, also mit wärmeren Som-       Osten des Landes zu: In den Börden und          zelhöfen, Wurtendörfer, lockere Haufen-     Drawehn“.                                         raum angepasst waren. Daher können his-          ßes Dielentor und eine kleinere Stalltür. Im     schaft aus Ackerbau und Viehhaltung an-
                                                 mern und kälteren Wintern wie im Osten         im Berg- und Hügelland gibt es eigentlich       dörfer und Reihendörfer verschiedenster                                                       torische Bauernhäuser ganz unterschied-          überwiegenden Teil des niedersächsischen         gepasst und darum so typisch für die Geest-
                                                 Niedersachsens?                                nur einen Siedlungstyp, nämlich das ge-         Art und Entstehungsgeschichte wechseln      Die Art des Bauens, vor allem die Art, wie        lich aussehen.                                   Berg- und Hügellandes herrschen quer-            gebiete Niedersachsens.
Geest leitet sich vom Niederdeutschen „gest“                                                    schlossene Haufendorf. Und in der Lüne-         sich regional ab.                           man früher baute, kann regional sehr                                                               aufgeschlossene Häuser vor, also Häuser,
bzw. „güst“ ab, was so viel wie „trocken“ oder   Geologie, Böden, Klima oder Relief – an-                                                                                                   unterschiedlich sein. Der Grundriss des           In Niedersachsen gibt es im Wesentlichen         bei denen Wohn-, Stall- und ggf. Scheunen-
„unfruchtbar“ bedeutet. Die Böden sind mehr      hand dieser vier Merkmale lässt sich Nie-
oder weniger sandig. Eichen, die darauf gut
zurechtkommen, sind typisch, wie hier bei
                                                 dersachsen in verschiedene Naturräume                                                                                                                                                                                                          Ein Merkmal von Gulfhäusern, hier in Bunder-
                                                 gliedern, wie die Karte auf Seite 5 zeigt.                                                                                                                                                                                                     hee, Landkreis Leer, ist ihre relativ geringe
Schülern, Heidekreis. (Foto: Wiegand)
                                                                                                                                                                                                                                                                                                Dachneigung. (Foto: Gläntzer)
                                                 Die vier Haupt-Naturräume sind:
                                                  • Küsten- und Marschland: Nr. 1 (blau)
                                                     in der Karte auf Seite 5
                                                  •G
                                                    eest: Nr. 2 bis 6 (grün und olivgrün)
                                                   in der Karte auf Seite 5
                                                  •B
                                                    örde: Nr. 7 (hell- und mittelbraun)
                                                   in der Karte auf Seite 5
                                                  •B
                                                    erg- und Hügelland: Nr. 8 und 9
Die Erhebungen im Berg- und Hügelland              (dunkelbraun) in der Karte auf Seite 5                                                                                                    Das Weserbergland und das Osnabrücker Hügelland sind sich aus naturräumlicher Sicht sehr
sind für niedersächsische Verhältnisse                                                                                                                                                       ähnlich: Langgezogene aufgefaltete Höhenzüge aus kalkhaltigem Gestein, dazwischen fruchtbare
sehr steil und i.d.R. bewaldet, wie hier bei     Für viele der 42 Kulturlandschaften, die auf                                                                                                lössgefüllte Senken. Dass man sie dennoch nicht verwechseln kann, liegt an ihren Siedlungen. Im
Winzenburg bei Alfeld im Leinebergland.          den Seiten 10 bis 93 beschrieben werden,                                                                                                    Weserbergland (oben: Duinger Berg) herrschen geschlossene Haufendörfer vor; im Osnabrücker Hü-
(Foto: Wiegand)                                  war der Naturraum ein wichtiges Kriteri-                                                                                                    gelland (unten: Teutoburger Wald) bestimmen Einzelhöfe das Bild. (Fotos: Wiegand)
                                                 um, um sie von Nachbar-Kulturlandschaf-
                                                 ten zu unterscheiden. Das gilt z.B. für die
                                                 „Nordseemarschen“ die „Emsmarschen“,
                                                 die „Emslandmoore“, die „Wesermar-
                                                 schen“, die „Allerniederung“, das „Uelzener
                                                 Becken“, das „Osnabrücker Hügelland“
                                                 oder den „Westharz“. Andere weisen
                                                 menschlich bedingte Unterschiede auf,
                                                 die auf den folgenden Seiten beschrieben
                                                                                                                                                                                                                                                                                                Niederdeutsche Hallenhäuser können, wie          Queraufgeschlossene Häuser sind nicht selten
Weite Horizonte, Grünland, Tiefs und mittler-    werden.                                                                                                                                                                                                                                        hier in Natrup-Hagen bei Osnabrück, aus Fach-    zweistöckig, wie hier in Everode, Leineberg-
weile auch Windräder prägen die Marsch, hier                                                                                                                                                                                                                                                    werk erbaut sein, aber auch massiv aus Natur-    land. (Foto: Wiegand)
bei Dornum, Landkreis Aurich. (Foto: Wiegand)                                                    Siedlungsformen in Niedersachsen im 19. Jahrhundert (SEEDORF & MEYER 1996)                                                                                                                     oder Ziegelstein. (Foto: Wiegand)

6                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           7
Die K ulturlandschaften Niedersachsens - Entdecken Sie die Eigenarten und Besonderheiten eines vielfältigen Landes und seiner Regionen! ...
Identität erhalten haben. Diese regionale                                                                                                              Wollte man alle Gebiete voneinander ab-
Territorialgeschichte, Konfession u nd
         ..                                      Identität war bei einigen der 42 Kultur-                                                                                                               grenzen, die sich nur in einem Kriterium        Dem Arbeitskreis gehörten an:
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Wozu wu rden die 42
Identitat                                        landschaften, die ab Seite 10 porträtiert                                                                                                              voneinander unterscheiden, käme man             • Harald Baumgarten (Landkreis Hameln-Pyrmont,           K ultu rla..ndschaften
                                                                                                                                                                                                                                                           Naturschutzamt)
Das Land Niedersachsen ging bei seiner           werden, für deren Auswahl und Abgren-                                                                                                                  in Niedersachsen auf Hunderte von Kul-
Gründung 1946 aus den vier Ländern               zung ausschlaggebend. Beispiele sind                                                                                                                   turlandschaften. Darum stellte sich der         • Prof. Hubertus von Dressler (Hochschule Osna-          a usgewa hlt?
                                                                                                                                                                                                                                                           brück, Fakultät Landschaftsarchitektur und
Hannover, Braunschweig, Oldenburg und            „Schaumburg“, das „Untereichsfeld“, die                                                                                                                Arbeitskreis immer wieder die Fragen:              Regionalentwicklung)                                   Im Jahr 2015 hat das Land Niedersachsen
Schaumburg-Lippe hervor. In den Jahrhun-         „Grafschaft Bentheim“ oder das „Olden-                                                                                                                 Welches Kriterium ist das wichtigste?           • Hilda Frank (Nds. Landesbetrieb für Wasserwirt-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  damit begonnen, das Landschaftspro-
derten zuvor war die territoriale Vielfalt       burger Münsterland“. Auch die aus natur-                                                                                                               Wodurch zeichnet sich eine Kulturland-             schaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN))               gramm neu aufzustellen. Erstmalig sollte
noch größer. Insbesondere in solchen Ge-         räumlicher Sicht homogene Börde wurde                                                                                                                  schaft im Gegensatz zur Umgebung be-            • Katrin Furche (NLWKN)                                   darin auch das Thema Kulturlandschaften
bieten, die eine besonders lange kontinu-        aus territorialgeschichtlichen Gründen                                                                                                                 sonders aus? Was sind die wesentlichen          • Sören Frischmuth (Landkreis Stade,                     behandelt werden. Denn § 1 (4) des Bundes-
ierliche Geschichte aufweisen, kann sich         unterteilt in „Calenberger Land“ und             Bildstock bei Langenhagen, in der Kulturland-    Zweisprachiges Ortsschild im „Saterland“             Merkmale oder Merkmalkombinationen?                Naturschutzamt)                                        naturschutzgesetzes fordert: „Zur dauer-
bis heute eine besonders starke regionale        „Braunschweig-Hildesheimer Lössbörde“.           schaft „Untereichsfeld“. (Foto: Wiegand)         (Foto: Wiegand                                                                                       • Klaus Gännslen (Landkreis Nienburg/Weser,              haften Sicherung der Vielfalt, Eigenart
                                                                                                                                                                                                        Auf diese Weise ist die Karte mit 42 ver-          Fachdienst Naturschutz)                                und Schönheit sowie des Erholungswertes
                                                                                                 Die regionale Identität mancher Kultur-          verbliebener Dialekt der Ostfriesischen               schiedenen Kulturlandschaften Nieder-           • Dr. Torsten Gohlisch (Nds. Landesamt für Denkmal-      von Natur und Landschaft sind insbeson-
                                                                                                 landschaft wird noch dadurch verstärkt,          Sprache und hat nur im Saterland überlebt.            sachsens entstanden, siehe Seite 2.                pflege, Fachgruppe Kulturlandschaft des NHB)
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  dere Naturlandschaften und historisch
                                                                                                 dass sich die vorherrschende Konfession          Aufgrund dieser Besonderheit wurde das                                                                • Rainer Halbauer (Landkreis Hameln-Pyrmont,
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  gewachsene Kulturlandschaften, auch mit
                                                                                                                                                                                                                                                           Naturschutzamt)
                                                                                                 von der in den Nachbargebieten unter-            „Saterland“ als eine eigenständige nieder-                                                                                                                      ihren Kultur-, Bau- und Bodendenkmälern,
                                                                                                                                                                                                                                                        • Alexander Harms (NLWKN, Fachgruppe Kulturland-
                                                                                                 scheidet.Das gilt z.B.für das„Untereichsfeld“,   sächsische Kulturlandschaft ausgewählt                                                                  schaft des NHB)                                         vor Verunstaltung, Zersiedelung und sons-
                                                                                                 das Jahrhunderte lang zum Bistum Mainz           und porträtiert (Seite 18-19).                                                                                                                                  tigen Beeinträchtigungen zu bewahren.“
                                                                                                                                                                                                                                                        • Axel Heinze (Museum Leben am Meer Esens,
                                                                                                 zählte und mit seinem besonders hohen                                                                                                                     Fachgruppe Kulturlandschaft des NHB)                   Deshalb hat die zuständige Fachbehörde
                                                                                                 Katholikenanteil wie eine Insel inner-                                                                                                                 • Franz Höchtl (Alfred Toepfer Akademie für Natur-       (der Niedersächsische Landesbetrieb für
                                                                                                 halb seiner überwiegend protestantischen                                                                                                                  schutz, Fachgruppe Kulturlandschaft des NHB)           Wasserwirtschaft, Küsten- und Natur-
                                                                                                 Umgebung wirkt.
                                                                                                                                                  Wer hat die K ultu rla nd-                                                                                                                                      schutz, NLWKN) ein Gutachten zum Thema
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Das Gutachten ist beim NLWKN unter Tel.

                                                                                                 Die Identität einer Region kann zusätzlich
                                                                                                                                                                   ..                                                                                   • Dr. Ansgar Hoppe (Projekt „Alleen in Niedersachsen“,
                                                                                                                                                                                                                                                           Fachgruppe Kulturlandschaft des NHB)
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  (0511) 3034-3305 erhältlich.
                                                                                                                                                  schaften a usgewa hlt?                                                                                                                                          „Kulturlandschaft“ in Auftrag gegeben.
                                                                                                 auf Alltags- oder wirtschaftlichen Bezügen                                                                                                             • Prof. Dr. Hansjörg Küster (Institut für Geobotanik     Bearbeitet wurde es 2016 vom Büro Kul-           geprägt sind. Im Ergebnis werden in
                                                                                                                                                  Die 42 Kulturlandschaften Niedersach-                                                                    der Leibniz Universität Hannover, Präsident des
                                                                                                 beruhen. So besteht ein Unterschied zwi-                                                                                                                  NHB)                                                   turlandschaft und Geschichte, unterstützt        dem Gutachten 71 „Historische Kultur-
                                                                                                                                                  sens, die in diesem Heft porträtiert wer-
                                                                                                 schen der „Nordheide“ und der „Südheide“                                                      Im Arbeitskreis wurden die Abgrenzungen und typischen    • Dr. Hilko Linnemann (Landkreis Holzminden,             vom Büro Bosch & Partner. Das Gutachten          landschaften landesweiter Bedeutung“
                                                                                                                                                  den, hat ein Arbeitskreis des Niedersäch-                                                                                                                       hatte zwei Aufgaben:
                                                                                                 darin, dass die „Südheide“ eher nach Han-                                                     Merkmale der niedersächsischen Kulturlandschaften aus-      Vorsitzender der Fachgruppe Kulturlandschaft
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   identifiziert, abgegrenzt und beschrie-
                                                                                                                                                  sischen Heimatbundes (NHB) ausgewählt        führlich diskutiert. (Foto: Wiegand)                        des NHB)
                                                                                                 nover und Braunschweig ausgerichtet ist,                                                                                                                                                                         1.	Zum einen sollte Niedersachsen in Kul-       ben. In dieser Broschüre werden sie in
                                                                                                                                                  und voneinander abgegrenzt. Er setzte                                                                 • Dr. Ronald Olomski (Referent für Natur- und
                                                                                                 während sich die Menschen der „Nordhei-                                                                                                                                                                              turlandschaften gegliedert werden.           den jeweiligen Kulturlandschaft-Kapi-
                                                                                                                                                  sich aus Mitgliedern der Fachgruppe Kul-                                                                 Umweltschutz beim NHB)
                                                                                                 de“ eher nach Hamburg orientieren.                                                                                                                                                                                   Im Ergebnis hat das Gutachten Nieder-        teln genannt und in den dortigen Über-
                                                                                                                                                  turlandschaft des NHB zusammen und                                                                    • Berthold Paterak (NLWKN)
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      sachsen in 42 verschiedene Kulturland-       sichtskarten verzeichnet. Sie dort auch
                                                                                                 Sprache                                          wurde ergänzt durch Fachleute, die als                                                                • Harald Platte (Büro Bosch & Partner, Hannover)
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      schaften unterteilt und beschrieben.         zu beschrieben, hätte aber den Umfang
                                                                                                                                                  Experten für die verschiedenen Regionen                                                               • Fabian Wais (Nds. Ministerium für Ernährung,
                                                                                                 Viele Menschen in Niedersachsen, insbe-                                                                                                                                                                              Die Seiten 10 - 93 dieser Broschüre sind     dieser Broschüre gesprengt.
                                                                                                                                                  Niedersachsens ihr Wissen einbrachten.                                                                   Landwirtschaft und Verbraucherschutz,
                                                                                                 sondere ältere, sprechen nicht nur Hoch-                                                                                                                  Fachgruppe Kulturlandschaft des NHB)                       eine reich bebilderte Kurzfassung davon.   Das Gutachten ist 2019 unter dem Titel„Kul-
                                                                                                 deutsch, sondern auch die Regionalsprache        Bei der Auswahl, Abgrenzung und Be-                                                                   • Christian Wiegand (Büro KuG, Vorsitzender der          2.	Zum anderen sollten historische Kul-       turlandschaftsräume und historische Kul-
                                                                                                                                                                                                                                                          Fachgruppe Kulturlandschaft des NHB)
                                                                                                 Niederdeutsch oder die Minderheitenspra-         zeichnung der niedersächsischen Kultur-                                                                                                                             turlandschaften gefunden werden,           turlandschaften landesweiter Bedeutung
                                                                                                                                                                                                                                                        •P
                                                                                                                                                                                                                                                          rof. Dr. Hans Hermann Wöbse (Fachgruppe
                                                                                                 che Saterfriesisch. Das Niederdeutsche ist       landschaften hat der Arbeitskreis die zu-                                                                                                                           also Gebiete, die sich von der normalen    in Niedersachsen“ (siehe Abbildung) ver-
                                                                                                                                                                                                                                                         Kulturlandschaft des NHB)
                                                                                                 in Niedersachsen überall verbreitet, wobei       vor beschriebenen Kriterien angewandt.                                                                                                                              Kulturlandschaft in der Weise unter-       öffentlicht worden. Es umfasst 338 Seiten,
 Schloss Bückeburg ist der Stammsitz des Hauses Schaumburg-Lippe, eines der vier Gründungslän-   es örtlich sehr unterschiedlich klingt. Das      Ein Problem bestand jedoch darin, dass                                                                                                                              scheiden, dass sie besonders stark von     enthält zahlreiche farbige Abbildungen
 der Niedersachsens. (Foto: Fürstliche Schlossverwaltung)                                        Saterfriesische dagegen gilt als letzter         die Anzahl der Kriterien sehr groß ist.                                                                                                                             historischen Elementen und Strukturen      und kostet 19 € zzgl. 2,50 € Versandkosten.

8                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         9
Die K ulturlandschaften Niedersachsens - Entdecken Sie die Eigenarten und Besonderheiten eines vielfältigen Landes und seiner Regionen! ...
1      Nordseeinseln u nd Watten meer
                                                                                                                                                                                                                                                                Leuchttürme und andere Seezeichen auf den
                                                                                                                                                                                                                                                                Nordseeinseln geben der Seefahrt Orientierung,
                                                                                                                                                                                                                                                                wie hier auf Wangerooge. (Foto: Stöber)

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Literaturtipps:                                   Charakteristische Merkmale
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  • KÜSTER, H.: Nordsee. Die Geschichte einer
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    der Nordseeinseln und des Wattenmeeres:
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Landschaft. Wachholtz Verlag/Murmann           • Das Gebiet ist durch die Gezeiten massiv geprägt. Nicht
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Publishers, Kiel/Hamburg 2015                     nur das Wattenmeer mit seiner regelmäßigen Über-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       flutung bei Hochwasser ist dynamisch. Auch die Inseln
 Historische K ultur-               Bei Holsten-Mündrup: Typisch für das Land-                                                                                                                                                                                                                                    • NEUES ARCHIV FÜR NIEDERSACHSEN
                                                                                                                          In den Dünen von Baltrum sind noch ehemalige Inselgärten zu erkennen,                                                                                                                                                                        „wandern“ unter dem Einfluss von Meeresströmung,
                                    schaftsbild des Osnabrücker Hügellandes ist ein                                                                                                                                                                                                                                  1/2018: Die Nordsee, Wachholtz/Murmann
 la ndschaften la ndes-                                                                                                   von den Insulanern „Tuunen“ genannt. Geschützt durch ihre Mulden-                                                                                                                                                                            Wind und Meeresspiegelanstieg. Durch Küstenschutz-
                                    Mix aus Acker- und Grünland, Weidezäunen,                                                                                                                                                                                                                                        Publishers, Kiel/Hamburg, 2018
                                                                                                                          lage und umstehende Gehölze ließ sich hier Gemüse anbauen. Manchmal                                                                                                                                                                          maßnahmen versucht man, dies zu minimieren.
 weiter Bedeutu ng:                 Bauernwäldchen, Obstbäumen und Bauernhöfen
                                                                                                                          kann man das noch an der Vegetation erkennen. (Foto: Zietz)
                                    in bewegtem Gelände. (Foto: Wiegand)                                                                                                                                                                                                                                          • Zeitschrift NIEDERSACHSEN – Themenheft         • Die Inseln bestehen zum größten Teil aus Dünen, die –
 •B
   altrum Ostdorf
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Nordsee. Verlag CULTURCON Medien,                 je nach Alter – unterschiedlich stark bewachsen sind.
  (HK01 in Karte)
                                                                                                                                                                                                  Auf den nordseeabgewandten Seiten der Inseln und an der Festlandküste wird Landgewinnung betrieben.                Heft 2/2006                                       Die Vegetations- und Dünenentwicklung beginnt mit
                                                                                                                                                                                                  Lahnungen aus geflochtenen Zweigen verlangsamen den Abfluss des Hochwassers und lassen Schwebstoffe zu                                                               Strandhafer (Weißdünen), führt über Sandsegge und
                                                                                                                                                                                                  Boden sinken. Zunächst besiedeln Pionierpflanzen den Boden, später Salzwiesen, die dann gerne als Viehweiden                                                         Kriechweide (Graudünen) und endet mit Besenheide
                                                                                                                                                                                                  genutzt werden. (Foto: Zietz)                                                                                                                                        und Krähenbeere (Braundünen). Auf den Schlickböden
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       der meerabgewandten Seite wachsen Salzwiesen mit
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Strandflieder und -aster.

 Nicht nur für die alten Fischer-                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   • Die Anfänge des Fremdenverkehrs liegen über 200 Jahre
 häuser auf Baltrum (oben), son-                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       zurück (Norderney wurde 1797 das erste Nordseebad).
 dern für die meisten Wohn- und                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Heute stellt er für die Inselbewohner die größte Erwerbs-
 Ferienhäuser auf den Nordsee-                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         und Einnahmequelle dar. Die Inselorte sind dadurch stark
 inseln sind Ziegelsteinhäuser                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         angewachsen und z.T. städtisch geprägt.
 typisch. Mit zunehmendem
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    • Typische historische Kulturlandschaftselemente sind
 Fremdenverkehr entstanden auf
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Lahnungen, Buhnen, Strandmauern und andere his-
 einigen Inseln aber auch Gebäu-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       torische Küstenschutzbauwerke, Seedeiche, Schlopps
 de mit städtischem Charakter
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       (Spuren von Dünendurchbrüchen, die künstlich ge-
 wie an der Kaiserstraße auf Nor-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       schlossen wurden), Leuchttürme oder Baken und andere
 derney (unten). (Fotos: Stöber)
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Seezeichen, Marschwiesen mit Grüppen und Entwässe-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       rungsgräben, Gartengruben (Tuunen) in Dünentälern,
                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Bei Ebbe läuft das Hochwasser in Prielen aus dem Watt wieder ab.     historische Bahnlinien und Bahnhöfe sowie Häuser,
                                                                                      Seehunde halten sich gerne auf Sandbänken und ungestörten Stränden auf. (Foto: Zietz)                       Dünen und weiter Sandstrand auf                                                                Im Hintergrund sieht man Cuxhaven. (Foto: Gehrt)                     Kirchen, Straßen und Mauern aus Ziegelsteinen.
                                                                                                                                                                                                  Juist. Am Fuß der Dünen sieht man Sand-
                                                                                                                                                                                                  fangzäune aus Buschbunden. Sie sollen
                                                                                                                                                                                                  den Sand gegen Winderosion schützen
10                                                                                                                                                                                                und die Ansiedlung von Strandgräsern                                                                                                                                                                              11
                                                                                                                                                                                                  fördern. (Foto: Stöber)
Die K ulturlandschaften Niedersachsens - Entdecken Sie die Eigenarten und Besonderheiten eines vielfältigen Landes und seiner Regionen! ...
2      Nordsee marschen                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Charakteristische Merkmale der Nordsee marschen:
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            • Weite, ebene Landschaft. Wurten bzw. Warften (künstliche erhöhte Siedlungsplätze) sowie Deiche bilden die
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               einzigen markanten Erhöhungen.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            • Seit dem Mittelalter schützt eine durchgehende Deichlinie vor Überflutungen. Im Laufe der Jahrhunderte
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               hat man immer neue Flächen eingepoldert, d.h. die Deiche seewärts verlagert und dadurch aufgeschlicktes
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Wattenmeer in fruchtbares Kulturland umgewandelt. Die jüngeren Polder bzw. Groden werden i.d.R. beackert,
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               in den älteren herrscht Grünland vor.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            • Wald gibt es in der Marsch nicht. Bäume wachsen ausschließlich an Straßen und Bauernhöfen (Windschutz).
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            • Bei den ländlichen Siedlungen herrschen drei Typen vor: erstens Einzelhöfe auf Wurten (bzw. Warften), zwei-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               tens Dorfwurten (-warften) und drittens Reihensiedlungen an oder zwischen (Alt-) Deichen. Das historische
                                                                                                                                                                                                                           Mit Hilfe von Deichen hat man dem Watt in den vergangenen Jahrhunderten immer wieder                Bauernhaus ist das aus Ziegelstein erbaute Gulfhaus. Eine besondere Siedlungsform stellen Sielhafenorte dar,
                                                                                                                                                                                                                           Land abgetrotzt. Auf diese Weise sind so genannte Polder entstanden, die dank des fruchtbaren       weil Sie nicht landwirtschaftlichen Ursprungs sind.
                                                                                                                                                                                                                           Kleibodens gutes Ackerland abgeben. Manchmal sind die alten Deiche stehen geblieben, wie
                                                                                                                                                                                                                           hier im Charlottenpolder. (Foto: Wiegand)                                                         • Typische historische Kulturlandschaftselemente sind Deiche, Altdeiche (Schlafdeiche), Deichscharte, Schöpf-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                und Pumpwerke, Saarteiche (Kleigewinnung zum Deichbau), Kolke, Wurten bzw. Warften, Polder und Groden,
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Hecks (Weidetore), Tiefs, Gräben und
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Grüppen, Siele, Sielhäfen und -orte, Kirchen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Wie hier bei Etzel ist der Übergang von der Geest zur Marsch
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                aus Ziegelsteinen oder Granitquadern,
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                meist gut zu erkennen: Auf der Geest (rechts) begrenzen He-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Ziegelsteinstraßen, Alleen und Hofbäume
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                cken und Bäume die Parzellen. In der Marsch (links) treten
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                (oft windgebeugt) sowie Windmühlen.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Gräben an ihre Stelle. Bäume und Hecken findet man dann
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                nur noch an Straßen oder Bauernhöfen, so dass die Landschaft
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           Typisch für die mittelalterlichen Kirchen der        meist sehr weiträumig wirkt. (Foto: Wiegand)
                                                                                                          Alle älteren Siedlungen der Nordseemarschen liegen auf künstlich aufgeschichteten Wohnhügeln, so genannten
                                                                                                          „Wurten“ bzw. „Warften“. In Krummhörn (Foto rechts: Stöber) ist der Höhenunterschied gegenüber den Marschwie-                                                                                                    Nordseemarschen sind mächtige, meist frei-
                                                                                                          sen im Hintergrund besonders gut zu sehen. In umgekehrter Blickrichtung ist die Erhöhung schwerer zu erkennen,                                                                                                   stehende Glockentürme aus Ziegelstein. Impo-
                                                                                                          wie bei der Warft Oldendorf bei Burhafe im Bild oben links (Foto: Wiegand).                                                                                                                                      sant sind auch die Kirchwurten, die die Dorf-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           wurten noch einmal überragen. Das Bild zeigt
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           die Visquarder Kirche, bei der sowohl der Glo-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           ckenturm als auch das Kirchenschiff aus dem 13.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           Jahrhundert stammen. (Foto: Gläntzer)

                                                                                                                                                                                                                           Wenn man in den Nordseemarschen auf solche
                                                                                                                                                                                                                           Hügel trifft, handelt es sich normalerweise um
                                                             Historische K ulturla ndschaften                                                                                                                              verlassene Wurten bzw. Warften. Mindestens
                                                             la ndesweiter Bedeutu ng:                                                                                                                                     genauso häufig sieht man Windräder. (Foto:                                                                                                         Literaturtipps:
                                                                                                                                                                                                                           Wiegand)
                                                             • Geestrand bei Terhalle (HK02 in Karte)                                                                                                                                                                                                                                                                        • BEHRE, K.-E.: Ostfriesland. Die Geschichte seiner
                                                             • Warftenlandschaft Nordwerdum (HK03)                                                                                                                                                                                                                                                                               Landschaft und ihrer Besiedlung. Brune-Mettcker
                                                             • Charlottengroden (HK04)                                                                                                                                                                                                                                                                                           Druck- und Verlagsgesellschaft, Wilhelmshaven, 2014
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              • BEHRE, K.-E. & VAN LENGEN, H.: Ostfriesland.
 Eine nie enden wollende Aufgabe ist, die Marsch zu entwässern. Grüppen, wie auf dem Bild oben in der                                                                                                                                                                                                                                                                            Geschichte und Gestalt einer Kulturlandschaft.
 Leybucht (Foto: Wiegand), leiten das Wasser in Gräben, die wiederum in Tiefs münden, z.B. das Pumptief                                                                                                                                                                                                                                                                          Ostfriesische Landschaft, Aurich, 1995
 bei Dornumersiel (Foto rechts: Zietz). Durch Sieltore und mit Hilfe von Schöpfwerken wird das Wasser
 schließlich in die Nordsee befördert.                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        • Zeitschrift NIEDERSACHSEN – Themenheft „Ostfries-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 land“. Verlag CULTURCON Medien, Heft 2/2018

12                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                13
Die K ulturlandschaften Niedersachsens - Entdecken Sie die Eigenarten und Besonderheiten eines vielfältigen Landes und seiner Regionen! ...
3      Ostfriesische Geest- u nd Fehngebiete
                                                     Historische K ultur-                                                                                                                                                                                                                                  Charakteristische Merkmale der Ostfriesischen Geest- u nd
                                                     landschaften                                                                                                                                                                                                                                          Fehngebiete:
                                                     landesweiter                                                                                                                                                                                                                                          • Teilgebiet Ostfrieslands, das durch die „Emsmarschen“ zerschnitten wird und aus
                                                     Bedeutung:                                                                                                                                                                                                                                               drei Teilen besteht (siehe Karte).
                                                     • Neugaude                                                                                                                                                                                                                                           • Bei den Böden handelt es sich nicht (wie in der Marsch) um ehemalige Meeresbö-
                                                       (HK05 in Karte)                                                                                                                                                                                                                                       den, sondern entweder um eiszeitliche Ablagerungen oder um Moorböden.
                                                     • Wallheckenlandschaft
                                                       Upstalsboom (HK06)                                                                                                                                                                                                                                  • Die eiszeitlichen Ablagerungen (z.B. Grundmoränen) sind vergleichsweise frucht-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                              bar und schon lange besiedelt. Die ältesten bis heute durchgehend besiedelten
                                                     • Reepsholt (HK07)                                                                                                                                                                                                                                       Orte gehen bis ins Mittelalter zurück und weisen die Form von Haufendörfern
                                                     • Jheringsfehn (HK08)                                                                                                                                                                                                                                    oder Hofgruppen auf.
                                                     • Holtland (HK09)                                                                                                                                                                                                                                     • Die Moore (Fehngebiete) dagegen galten lange Zeit als siedlungsfeindlich und un-
                                                     • Ihrener Stern                                                                                                                                                                                                                                         durchdringlich. Sie wurden erst ab dem 16. Jahrhundert entwässert, besiedelt und
                                                        und Kamm (HK10)                                                                                                                                                                                                                                       kultiviert. Hier findet man entweder Fehnkolonien, die sich entlang von Kanälen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                              aufreihen, oder Moorkolonien, deren Kolonisten-Hofstellen sich locker
                                                                                                                                                                                                                                                                                                              in der Landschaft verteilten.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                           • Das charakteristische historische Bauernhaus ist im gesamten Gebiet das Gulfhaus.
                                                   Literaturtipps:                                                                                                                                                                                                                                         • Typische historische Kulturlandschaftselemente sind Wallhecken (z.T. degradiert
                                                   • BEHRE, K.-E.: Ostfriesland. Die Geschichte seiner Land-                                                                                                                                                                                                 oder nur als Wälle erhalten), außerdem Einzelbäume und Alleen (in Küstennähe
                                                     schaft und ihrer Besiedlung. Brune-Mettcker Druck-                                                                                                                                                                                                       windgebeugt), Kanäle, Wieken, Tiefe und Gräben zur Entwässerung oder Erschlie-
                                                     und Verlagsgesellschaft, Wilhelmshaven, 2014                                                                                                                                                                                                             ßung der Moore, Relikte von Handtorfstichen, Plaggenesche (in Ostfriesland
                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Gasten genannt) und Eschkanten.
                                                   • BEHRE, K.-E. & VAN LENGEN, H.: Ostfriesland. Geschich-    Geestdörfer wie Reepsholt (unten) verfügen über
                                                      te und Gestalt einer Kulturlandschaft. Ostfriesische      relativ ertragreiches Ackerland. Sie stammen min-
                                                      Landschaft, Aurich, 1995                                                                                                   Das Luftbild von Logabirum zeigt zahlreiche Wallhecken – außer in der Bildmitte. Dabei handelt es sich um die ehema-
                                                                                                                destens aus dem Hochmittelalter und sind damit
                                                                                                                                                                                 lige Gaste, also den historischen Logabirumer Gemeinschaftsacker. Er war nur am Rand mit Wallhecken begrenzt, nicht
                                                   • Zeitschrift NIEDERSACHSEN – Themenheft „Ostfries-         relativ alt. Ihre Höfe stehen locker und ohne geo-
                                                                                                                                                                                 jedoch in sich unterteilt. Die übrigen Wallhecken sind viel jünger als der Gastewall und gehen meist auf das Preußische
                                                      land“. Verlag CULTURCON Medien, Heft 2/2018               metrische Ordnung beieinander. Dagegen sind
                                                                                                                                                                                 Urbarmachungsedikt von 1765 zurück. Demnach sollten nicht eingefriedete Flächen dem Staat gehören – was zur massen-
                                                                                                                Fehnsiedlungen wie Jheringsfehn (oben) relativ
                                                                                                                                                                                 haften Anlage von Wallhecken führte. (Foto: Unkel)
                                                                                                                jung. Ihre Häuser reihen sich akkurat an einem oder
                                                                                                                mehreren parallelen Kanälen auf. (Fotos: Zietz)

                                                                                                                                                                      Ein Tor zu einer Viehweide nennt man Heck oder Rollbaum.
                                                                                                                                                                      Wie hier wird die Zuwegung dazu gelegentlich von Wall-
 In dieser alten Wallhecke bei Holtgast wurden
                                                                                                                                                                      hecken gesäumt. (Foto: Sander-Seyfert)
 die Heckenpflanzen gerodet oder sind zu Einzel-
 bäumen durchgewachsen. (Foto: Zietz)

                  Weidevieh vor einem Gulfhof in
                  Backemoor. Noch immer nimmt
                  Grünland mehr als die Hälfte
                  der Ostfriesischen Geest- und
                  Fehngebiete ein – eine Ursache
                  für den hohen Stellenwert der                                                                                                                                                                                       Diese kleine Gemeindestraße bei Süd-Dunum wird beiderseits           Die Kirche von Dunum ist eine typische mittelalterliche Dorfkirche Ostfrieslands.
                  Milch- und Viehwirtschaft.                                                                                                                                                                                          von Wallhecken begleitet. Ihr geschwungener Verlauf und ihre         Charakteristisch sind der separate Glockenturm, die Errichtung auf einem künstli-
                  (Foto: Sander-Seyfert)                                                                                                                                                                                              Höhe lassen vermuten, dass sie bereits im Mittelalter angelegt       chen Hügel, die Ziegelbauweise sowie das Fundament und manchmal sogar ganze
                                                                                                                                                                                                                                      wurden. Im Hintergrund ein typischer Gulfhof. (Foto: Wiegand)        Wände aus Findlingen. (Foto: Wiegand)

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Die K ulturlandschaften Niedersachsens - Entdecken Sie die Eigenarten und Besonderheiten eines vielfältigen Landes und seiner Regionen! ...
4      Emsmarschen
                                                                                                                                                                                          Raureif im Hammrich Nettelburg bei Leer.
                                                                                                                                                                                          (Foto: Sander-Seifert)
                                                                                                                                          ..                                                                                         Ostfriesische Gulfhäuser aus Ziegelstein (hier in Bunderhee) sind auch für
                                                                                                                                                                                                                                     die Emsmarschen typisch. Anders als das Niederdeutsche Hallenhaus ha-
                                                                                                                                                                                                                                     ben sie nicht ein mittiges Tor im Giebel, sondern zwei seitliche: ein Tor zur
                                                                                                                                                                                                                                     Diele und eine Tür in den Stall. Der andere Giebel (im Foto nicht zu sehen) ist
                                                                                                                                                                                                                                     die eigentliche Vorderseite des Gulfhauses und beherbergt den Wohnteil.
                                                                                                                                                                                                                                     Er ist in der Regel schmaler und hat höhere Seitenwände. (Foto: Gläntzer)

 Sieltiefe nehmen das Wasser der vielen
 Gräben auf und führen es Sielen und                                                    Wie hier bei Hatzum sind die Emsmarschen
 Schöpfwerken zu. Ems, Leda und Jümme                                                   traditionelles Wiesen- und Weideland.
 befördern es zur Nordsee. (Foto: Zietz)                                                (Foto: Zietz)

                                                                                        Literaturtipps:                                                                                                                               Charakteristische Merkmale der Emsmarschen:
                                                                                        • BEHRE, K.-E.: Ostfriesland. Die Geschichte                                                                                                 • Große Teile der Emsmarschen liegen auf oder sogar unter Meeresspie-
                                                                                           seiner Landschaft und ihrer Besiedlung.                                                                                                       gelniveau. Deiche an den Flüssen Ems, Leda und Jümme schützen sie
                                                                                           Brune-Mettcker Druck- und Verlagsgesell-                                                                                                      gegen Hochwasser.
                                                                                           schaft, Wilhelmshaven, 2014
                                                                                                                                                                                                                                      • Die Landschaft ist eben und wird fast ausschließlich als Grünland
                                                                                        • EBEL, J.: Links & Rechts der Ems. Landschaf-                                                                                                  genutzt.
                                                                                          ten, Orte, Sehenswürdigkeiten an Deutsch-
                                                                                                                                                                                                                                      • Im Gegensatz zur Kulturlandschaft „Nordseemarschen“ gibt es nur im
                                                                                          lands kleinstem Strom. Aschendorff Verlag,
                                                                                                                                                                                                                                         ehemaligen Einbruchsgebiet des Dollarts (nördlich von Bunde) einige
                                                                                          Münster, 2004
                                                                                                                                                                                                                                         Polder. Fast nur dort wird Ackerbau betrieben.
                                                                                                                                                                                                                                      • Die Siedlungen liegen überwiegend auf den Uferwällen der Flüsse Ems,
                                                                                                                                                                                                                                        Leda und Jümme. Oft hat man sie durch Bodenauftrag zu Wurten erhöht
                                                                                                                                                                                                                                         und dadurch gegen Hochwasser geschützt. Ansonsten ist das Gebiet
                                           Die Kleiböden der Emsmarschen ließen                                                                                                                                                          siedlungsarm oder siedlungsfrei, v.a. in den so genannten Hammrichen.
                                           viele Ziegeleien entstehen, z.B. oben bei
                                           Jemgum. Ihre Produkte prägen zahlrei-                                                                                                                                                      • Typische historische Kulturlandschaftselemente sind Tiefs, Gräben
                                           che charakteristische Ortsbilder wie links                                                                                                                                                    und Grüppen zur Entwässerung, historische Deichlinien / Schlaf-
                                           in Ditzum. Der Sielhafen, die Kirche, die                                                                                                                                                     deiche, Lahnungen, Buhnen, Ziegeleien, Lehm-Abbaustellen, Pütten
                                           Windmühle und viele weitere Gebäude                                                                 Typisch für die Emsmarschen sind so genannte Hammriche, also siedlungsarme und als        und Bracks, Schöpfwerke, Windmühlen, Wurtendörfer, Wehrkirchen
                                           stehen unter Denkmalschutz. (Fotos: Zietz)                                                          Grünland genutzte Niederungen wie der Jümmiger Hammrich bei Filsum. (Foto: Wiegand)       und Gulfhäuser, üblicherweise aus Ziegelstein.

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Die K ulturlandschaften Niedersachsens - Entdecken Sie die Eigenarten und Besonderheiten eines vielfältigen Landes und seiner Regionen! ...
5   Saterla nd
                                                         Historische K ulturla ndschaften                                                                                                                                                                                                                                 Charakteristische Merkmale des Saterla nds:
                                                         la ndesweiter Bedeutu ng:                                                                                                                                                                                                                                        • Eigenständige kleine Kulturlandschaft, die im Saterfriesi-
                                                         • „Elisabethfehn“ (HK11 in Karte); liegt überwiegend                                                                                                                                                                                                               schen eine eigene Sprache und damit eine Besonderheit hat
                                                            in der Kulturlandschaft 19 „Oldenburger Münster-                                                                                                                                                                                                                 – hervorgerufen durch eine Jahrhunderte lange Insellage
                                                           land“.                                                                                                                                                                                                                                                            inmitten riesiger Moorgebiete.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          • Heute bildet das Saterland eine Gemeinde im Landkreis
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             Cloppenburg, bestehend aus Ramsloh, Strücklingen, Sedels-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             berg, Bollingen und Scharrel.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          • Die Orte mit ihren Äckern und Wiesen reihen sich rechts und
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             links der Sagter-Ems auf.
                                                         Der Kern des Saterlandes ist eine                                                                                                                                                                                                                                • Viele Moorgebiete an den Rändern des Gebietes sind abge-
                                                         ganz leichte Erhöhung aus eis-                                                                                                                                                                                                                                      torft oder durch Tiefenumbruch kultiviert worden. Manche
                                                         zeitlichen Sanden, die wie eine                                                                                                                                                                                                                                     wurden renaturiert und stehen unter Naturschutz.
                                                         Insel inmitten von Mooren liegt.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          • Typische historische Kulturlandschaftselemente sind Gräben
                                                         Jahrhunderte lang war sie kaum
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             und Kanäle, Fehnsiedlungen, Windmühlen, Wallhecken und
                                                         anders als über die Sagter-Ems zu
                                                                                                                                                                                                                         Als 1860 der Ort Elisabethfehn entlang des                                                          Buschreihen entlang der Wege und Alleen sowie Kleinbahn-
                                                         erreichen. Die meisten der umlie-
                                                                                                                                                                    Literaturtipps:                                      Elisabethfehnkanals gegründet wurde,                                                                linien und Torfbänke als Relikte des Torfabbaus.
                                                         genden Moore wurden zunächst
                                                         von Bauern, später industriell                                                                                                                                  siedelten sich dort auch Menschen aus
                                                                                                                                                                    • Zeitschrift NIEDERSACHSEN – Themenheft „Sater-
                                                         abgebaut. Das Foto rechts (Foto:                                                                                                                                dem Saterland an. Sie ließen sich an den-
                                                                                                                                                                      land“. Verlag CULTURCON Medien, Heft 2/2006                                                                                                         Auf ehemaligen Moorböden wird nach Entwässerung, Torfab-
                                                         Schmatzler) zeigt eine wieder-                                                                                                                                  jenigen Seitenkanälen nieder (im Bild die
                                                         vernässte Abbaufläche im Natur-                                                                                                                                 Hinterwieke), die ihrer Heimat am nächsten                                                       bau und Tiefenumbruch Ackerbau betrieben. (Foto: Wiegand)
                                                         schutzgebiet      Schwaneburger                                                                                                                                 liegen. (Foto: Wiegand)
                                                         Moor. Im Bild unten führen Gleise
                                                         einer alten Torfbahn in die un-
                                                         endliche Weite der Esterweger                                                                                                                                                                                Die um 1900 errichtete Galerieholländer-Wind-
                                                         Dose. (Foto: Wiegand)                                                                                                                                                                                        mühle ist ein Wahrzeichen des Ramsloher Ortsteils
                                                                                                                                                                                                                                                                      Hollen. (Foto: Wiegand)

                                                                                                                 Im Saterland sind die Ortsschilder zweisprachig:
                                                                                                                 in Hochdeutsch und in Saterfriesisch. Galt das
                                                                                                                 Saterfriesische lange Zeit als rückständig, wird
                                                                                                                 es heute in Kindergärten und Schulen bewusst
                                                                                                                 gesprochen. (Foto: Engbers)

        Wie eine Insel ragt eine so genannte Torfbank
        aus dem ehemaligen Hollenermoor heraus. Im                                                                                                                                                                Blick von Hollen entlang des Deiches der Sagter-
        Gegensatz zur Umgebung wurde auf dieser Par-                                                                                                                                                              Ems nach Ramsloh, dem größten Ort der Gemein-
        zelle der Torf nicht abgebaut. (Foto: Wiegand)                                                                                                                                                            de Saterland. (Foto: Wiegand)

18                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         19
6       Oldenburger Geest mit Ammerla nd
                                                                                        Literaturtipps:
                                                                                        • Zeitschrift NIEDERSACHSEN – Themen-                                                                                                                                                                                                        Charakteristische Merkmale
                                                                                          heft Ammerland. Verlag CULTURCON                                                                                                                                                                                                            der Oldenburger Geest
                                                                                          Medien, Heft 1/2015
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      mit Ammerla nd:
                                                                                        • HAGEN, D., SCHMIDT, H. & KÖNIG, G.:
                                                                                           Oldenburg – Land zwischen Nordsee und                                                                                                                                                                                                      • Überwiegend ebene Landschaft mit
                                                                                           Dammer Berge. Herausgegeben von der                                                                                                                                                                                                          viel Grünland und wenig Wald. Acker-
                                                                                           Niedersächsischen Landeszentrale für                                                                                                                                                                                                         bau findet nur auf den fruchtbarsten
                                                                                           politische Bildung, Hannover (1999)                                                                                                                                                                                                          Böden statt. Dort liegen auch die
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        ältesten und größten Siedlungen,
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        die i.d.R. die Form von Haufendörfern
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        haben.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      • In den entwässerten Mooren
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         dagegen herrschen Reihendörfer
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         (Fehndörfer) vor, die sich an Kanä-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         len oder Straßen aufreihen. Viele
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         sind kaum älter als 150 Jahre. Das
                                                                                                                                                                  In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden im Ammerland viele                                                                                                   ursprüngliche Bauernhaus war ein
                                                                                                                                                                  Baumschulen gegründet. Heute gibt es rund 350 Betriebe, die u.a. auf                                                                                                   Niederdeutsches Hallenhaus. Im 18.
                                                                                                                                                                  Rhododendron spezialisiert sind. So kommt es, dass das Gehölz viele                                                                                                    Jahrhundert hielt dann das Gulfhaus
                                                                                                                                                                  Bauernhöfe ziert. Sogar in Wallhecken ist es zu finden. (Fotos: Zietz)                                                                                                 Einzug.
 Der Neuenburger Urwald wurde         Bei Holsten-Mündrup: Typisch für das Land-                                                                                                                                                                                                                                                      • Eine Besonderheit des Ammerlandes
 Jahrhunderte lang als Hutewald       schaftsbild des Osnabrücker Hügellandes ist ein                                                                                                                                                                                                                                                    sind die vielen Baumschulen, die zur
 genutzt. Diese uralte Eiche hat      Mix aus Acker- und Grünland, Weidezäunen,                                                                                                                                                                                                                                                          Bezeichnung „Parklandschaft“ beige-
 mit ihren Eicheln sicherlich viele                                                     Zahlreiche Kanäle, Flüsse und                                                           ..                                                                                                                                                       tragen haben.
                                      Bauernwäldchen, Obstbäumen und Bauernhöfen        Bäche entwässern die Land-                                                                                                                         Schwarzbunte Kühe auf einer Weide im Ammerland. Auf den ertragsarmen Böden der
 Generationen von Hausschwei-         in bewegtem Gelände. (Foto: Wiegand)              schaft, wie hier z.B. die Aue bei                                                                                                                  Oldenburger Geest spielt die Viehwirtschaft traditionell eine große Rolle. (Foto: Zietz)   • Typische historische Kulturland-
 nen genährt. (Foto: Zietz)
                                                                                        Edewecht. (Foto: Zietz)                                                                                                                                                                                                                          schaftselemente sind Wallhecken
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         (z.T. durchgewachsen und zu Baum-
 Typisch für die besiedelten                                                                                                                                                                                                                                                                                                             reihen verändert), Alleen (oft Stiel-
 Moorgebiete der Oldenburger                                                                                                       Eine Wallhecke, bei der ein-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         eichen), (Fehn-) Kanäle und Gräben,
 Geest sind Bauernhöfe, die                                                                                                        zelne Gehölze zu Bäumen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Torfabbauflächen, Handtorfstiche,
 sich an geradlinigen Straßen                                                                                                      durchgewachsen sind, un-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Plaggeneschböden, Baumschulen,
 aufreihen, wie hier bei Jedde-                                                                                                    tergliedert eine Wiesen-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Parks, Zier- und Bauerngärten (oft
 loh. Hinter den Höfen schlie-                                                                                                     landschaft im Ammerland.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         mit Rhododendren), Großsteingräber
 ßen die Landwirtschaftsflä-                                                                                                       Wallhecken zählen zu den
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         sowie Grabhügel.
 chen an, bei denen es sich                                                                                                        prägendsten Kulturland-
 zumeist um Grünland han-                                                                                                          schaftselementen des Ge-
 delt. (Foto: Wiegand).                                                                                                            biets. (Foto: Zietz)

                                                                                                                                                                                                                                           Im Zuge der Agrarreformen des 19. Jahrhunderts hat man
                                                                                                                                                                                                                                           viele schnurgerade Feldwege angelegt. Bis heute werden
                                                                                                                                                                                                                                           sie von Eichen und Birken gesäumt. (Foto: Wiegand)

20                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  21
7   Wesermarschen
                      Die Wiesen der Wesermarschen werden nicht nur mit Gräben, sondern auch                                                                                                                                                    Charakteristische Merkmale                           Literaturtipps:
                      mit „Grüppen“ entwässert. Es handelt sich um flache parallele Rinnen, in
                      denen das Wasser abfließen kann, wie hier bei Berne-Glüsing. (Foto: Wiegand)                                                                                                                                              der Weserma rschen:                                  • BEHRE, K.-E.: Die Geschichte der
                                                                                                                                                                                                                                                • Nahezu ebene Landschaft rund um das Mün-            Landschaft um den Jadebusen.
                                                                                                                                                                                                                                                  dungsgebiet der Weser.                                Brune-Mettcker Druck- und Verlags-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                        gesellschaft. Wilhelmshaven, 2012
                                                                                                                                                                                                                                                • Zu den Wesermarschen zählen u.a. Stedingen,
                                                                                                                                                                                                                                                   das Stadland, die Stader Marsch und Butja-        • BICKELMANN, H. (Hrsg.): Fluss, Land,
                                                                                                                                                                                                                                                   dingen, aber auch Gebiete rechts der Weser           Stadt – Beiträge zur Regionalge-
                                                                                                                                                                                                                                                   wie die Länder Wursten und Würden oder die           schichte der Unterweser. Land-
                                                                                                                                                                                                                                                   Osterstader Marsch.                                  schaftsverband der ehemaligen
                                                                                                                                                                             Fedderwardersiel ist ein Hafen an der Nordspitze Butjadingens,                                                             Herzogtümer Bremen und Verden.
                                                                                                                                                                                                                                                • Die Böden sind grundwassernah und feucht.
                                                                                                                                                                             der mit Weser und Nordsee über ein Sieltief verbunden ist. Bei                                                             Stade, 2011
                                                                                                                                                                                                                                                   Grünland nimmt mit rund 70 % der Fläche
                                                                                                                                                                             Niedrigwasser liegen die Krabbenkutter auf Grund. (Foto: Stöber)      einen sehr hohen Anteil ein.
                                                                                                                                                                                                                                                • Es gibt nur wenig Ackerland und fast keine Wäl-
                      Historische K ultur-                                                                                                                                                                                                         der. Bäume sieht man v. a. in und an Siedlungen   Weidevieh in der Osterstader Marsch
                                                                                                                                                                                                                                                   oder entlang von Straßen (Alleen).                bei Sandstedt. Ebenheit, Baumarmut
                      la ndschaften la ndes-                                                                                                                                                                                                                                                         und ein weiter Himmel zeichnen die
                      weiter Bedeutu ng:                                                                                                                                                                                                        • Größere Ortschaften sind selten und beschrän-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Landschaft aus. (Foto: Zietz)
                                                                                                                                                                                                                                                   ken sich auf die Uferwälle entlang der Weser
                      • Land Wursten um Cappel                                                                                                                                                                                                    (Nordenham, Brake, Elsfleth, Berne, Lemwer-
                         (HK13 in der Karte)                                                                                                                                                                                                       der). Viele ländliche Siedlungen reihen sich an
                      • Osterstader Marsch (HK15)                                                                                                                                                                                                  Straßen auf. Sie sind v. a. von Niederdeutschen
                                                                                                                                                                                                                                                   Hallenhäusern geprägt, zum Teil aber auch von
                      • Moorriem (HK16)                                                                                                                                                                                                            Gulfhäusern.
                                                                                                                                                                                                                                                • Typische historische Kulturlandschaftsele-
                                                                                                                                                                                                                                                   mente sind Wurten, Altdeiche, Grünland mit
                                                                                                                                                                                                                                                   Grüppenstrukturen, Braken, Kanäle, Sieltiefs,
                                                                                                                                                                                                                                                   (viehkehrende) Gräben, Hecks (Weidetore),
                                                                                                                                                                                                                                                   kleine Ortslagen und Einzelgehöfte mit Altholz-
                                                                                                                                                                                                                                                   bestand, Moorhufen, historische Windmühlen,
                                                                                                                                                                                                                                                   Jedutenhügel und Leuchttürme.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Moorriem ist eine hervorragend
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                erhaltene Hollerkolonisation aus
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                dem 11. bis 12. Jahrhundert. Die
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Höfe des Dorfes reihen sich ent-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                lang einer einzigen 10 km langen
                                                                                                                                                 Zum Schutz vor Hochwasser liegen die ältesten Dörfer und Einzelsiedlungen entweder
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Straße auf. Ihre langen schma-
                                                                                                                                                 auf den Uferwällen der Weser oder auf Wurten, wie hier z. B. die Kirchwurt von Cappel. Dass
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                len Grundstücke (Hufen) gehen
                                                                                                                                                 der Name des Landes Wursten auf das niederdeutsche Wort „Wurtsassen“ (Wurtenbewohner)
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                rechtwinklig davon ab und wer-
                                                                                                                                                 zurückgeht, zeigt die Bedeutung der künstlichen Erdhügel für die Besiedlung der Marschen.
                                                                                                     Unzählige Gräben sorgen für Entwässerung.                                                                                                                                                                                  den seitlich von Gräben begrenzt.
                                                                                                                                                 (Foto: Zietz)
                                                                                                     (Foto: Zietz)                                                                                                                                                                                                              (Foto: Wiegand)

                     „Viehkehrende“ Gräben sind in den Wesermarschen häu-
                     fig zu sehen. Dank ihrer Breite erfüllen sie die Funktion
                     von Weidezäunen. Die Tore an den Graben-Übergängen
                     nennt man „Hecks“. (Foto: Wiegand)

22                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              23
8       Elbmarschen

                                                                                                                                                                                                                                   Bei der Eindeichung und Kultivierung der Marschen durch
                                                                                                                                                                                Literaturtipps:                                    die Holländer im 12. Jahrhundert sind langgestreckte, bis 2 m
                                                                                                                                                                                                                                   hohe Ackerbeete per Hand aufgehäuft worden. Ab dem 18.
                                                                                                                                                                                • LANDSCHAFTSVERBAND STADE (Hrsg.):               Jahrhundert wurden sie in Grünland umgewandelt. Bei
                                                                                                                                                                                   Elbe-Weser-Dreieck. Eine kleine Landes-         Altenbruch z.B. sind die Wölbungen noch gut zu erkennen.
                                                                                                                                                                                   kunde der ehemaligen Herzogtümer Bremen         (Foto: Gehrt)
                                                                                                                                                                                   und Verden. Wallstein Verlag, 2013
 Historische K ultur-                Bei Holsten-Mündrup: Typisch für das Land-
                                     schaftsbild des Osnabrücker Hügellandes ist ein                                                                                            • Zeitschrift NIEDERSACHSEN – Themenheft          Charakteristische Merkmale der Elbmarschen:
 la ndschaften la ndes-              Mix aus Acker- und Grünland, Weidezäunen,                                                                                                     „Altes Land“. Verlag CULTURCON Medien,
 weiter Bedeutu ng:                  Bauernwäldchen, Obstbäumen und Bauernhöfen                                                                                                    Heft 1/2008                                     • Weites, ebenes, waldfreies Land entlang der Niederelbe,
 •K
   ehdinger Moorgürtel              in bewegtem Gelände. (Foto: Wiegand)                                                                                                                                                             bestehend aus dem Alten Land, dem Land Kehdingen
                                                                                                                                                                                • Zeitschrift NIEDERSACHSEN – Themenheft             und dem Land Hadeln.
  (HK21 in Karte)
                                                                                       Hinter den Häusern, auf                                                                     „Elbmarschen“. Verlag CULTURCON Medien,
 • Krautsand (HK22)                                                                    fruchtbarem Marschbo-                                                                       Heft 1/2014                                     • Die Marsch- und Moorböden werden durch zahlreiche
 • Altes Land (HK23)                                                                   den, liegen die Obstplan-    Ohne schützende Deiche könnten Siedlungen wie Twielen-                                                            Gräben entwässert. Vielerorts ist die alte Unterteilung
                                                                                       tagen des Alten Landes.      fleth nicht existieren. (Foto: Zietz)                                                                             des Landes in lange schmale Streifen (Marsch- bzw.
                                                                                       Das gemäßigte Nordsee-                                                                                                                         Moorhufen) noch erkennbar.
 Von Süden aus der „Elbe-Weser-                                                        klima und die tiefen Grä-
 Geest“ kommend fließt die Oste                                                                                                                                                                                                    • Im Gegensatz zu den Nordseemarschen sind nicht Gulf-
                                                                                       ben, in denen die Kaltluft
 durch die Elbmarschen und                                                                                                                                                                                                            häuser, sondern Niederdeutsche Hallenhäuser typisch.
                                                                                       abfließen kann, schüt-
 mündet bei Neuhaus in die Elbe.                                                                                                                                                                                                      Der vergleichsweise hochgelegene Elbe-Uferwall mit
                                                                                       zen die Obstblüten vor
 Eine berühmte Sehenswürdig-                                                                                                                                                                                                          guten Böden ermöglichte eine frühe Besiedlung und
                                                                                       Frostschäden. (Foto oben:
 keit ist die 1909 erbaute Schwe-                                                                                                                                                                                                     landwirtschaftliche Nutzung.
                                                                                       Zietz).
 befähre bei Osten. (Foto: Stöber)                                                                                                                                                                                                 • Typische historische Kulturlandschaftselemente sind
                                                                                       Typisch für die imposan-                                                                                                                       z.B. Marsch- und Moorhufendörfer und ihre -fluren,
 Der so genannte Kehdinger Moor-                                                       ten Bauernhöfe des Alten                                                                                                                       Fachwerkhöfe mit Hofeichen und z.T. Prunkpforten,
 gürtel war bis weit ins 18. Jahr-                                                     Landes sind die reetge-                                                                                                                        Eindeichungen, Lahnungen und Buhnen, Kanäle, Fleete
 hundert hinein fast unbesiedelt.                                                      deckten Dächer, das zie-                                                                                                                       und Gräben, Dauergrünland mit Grüppen, Pütten
 Dann wurde das Moor entwäs-                                                           gelrot-weiße    Fachwerk                                                                                                                       (Bodenentnahmestellen zum Deichbau), Kolke und
 sert, in schmale Parzellen (Moor-                                                     und die so genannten                                                                                                                           Bracks (Kleingewässer infolge von Ausspülungen durch
 hufen) aufgeteilt und an Neu-                                                         Prunkpforten (Foto links:                                                                                                                      Deichbrüche), Windmühlen, historische Deichlinien /
 siedler vergeben. (Foto: Wiegand)                                                     Stöber).                     Klei ist in den Elbmarschen massenhaft     Die Elbmarschen sind ein weites, ebenes, waldfreies Land. Was auf
                                                                                                                                                                                                                                      Schlafdeiche, Häfen und Hafenorte, Ziegeleien, Ziegeltei-
                                                                                                                    vorhanden und hat zahlreiche Ziegeleien    den ersten Blick wie Wald aussieht, sind meist die Bäume von Bau-
                                                                                                                                                                                                                                      che und Ziegelsteinstraßen sowie Torfabbaustellen.
                                                                                                                    entstehen lassen. Daher gibt es traditi-   ernhöfen, hier z.B. Altendorf bei Osten. (Foto: Wiegand)
                                                                                                                    onell nicht nur viele Ziegelsteinhäuser,
                                                                                                                    sondern auch Ziegelsteinstraßen, wie
                                                                                                                    hier auf Krautsand. (Foto: Zietz)
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