Die K ulturlandschaften Niedersachsens - Entdecken Sie die Eigenarten und Besonderheiten eines vielfältigen Landes und seiner Regionen! ...
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Die K ulturla ndschaften Niedersachsens Entdecken Sie die Eigenarten und Besonderheiten eines vielfältigen Landes und seiner Regionen! 1
.. Ubersichtskarte Inhaltsverzeichnis Übersichtskarte............................................................................................................2 29 Stadtlandschaft Hannover . ............................................................................... 66 Inhaltsverzeichnis.......................................................................................................3 30 Braunschweig-Hildesheimer Lössbörde .......................................................68 Grußworte..................................................................................................................... 4 31 Stadtlandschaft Braunschweig ........................................................................70 Einleitung.......................................................................................................................5 32 Ostbraunschweigisches Hügelland . .............................................................. 72 1 Nordseeinseln und Wattenmeer....................................................................... 10 33 Osnabrücker Hügelland ....................................................................................... 74 2 Nordseemarschen..................................................................................................... 12 34 Westfälisches Tiefland ..........................................................................................76 3 Ostfriesische Geest- und Fehngebiete.............................................................14 35 Zentrales Weserbergland . ................................................................................... 78 4 Emsmarschen ............................................................................................................16 36 Leinebergland .......................................................................................................... 80 5 Saterland . ....................................................................................................................18 37 Solling, Bram- und Kaufunger Wald ............................................................... 82 6 Oldenburger Geest mit Ammerland ..............................................................20 38 Innerstebergland ....................................................................................................84 7 Wesermarschen ....................................................................................................... 22 39 Nördliches Harzvorland .......................................................................................86 8 Elbmarschen . ............................................................................................................ 24 40 Westharz .....................................................................................................................88 9 Elbe-Weser-Geest ....................................................................................................26 41 Südwestliches Harzvorland / Gipskarst . ..................................................... 90 10 Hamme-Wümme-Niederung mit Teufelsmoor......................................... 28 42 Untereichsfeld ..........................................................................................................92 11 Elbeniederung...........................................................................................................30 Literaturtipps.............................................................................................................94 12 Nordheide . ................................................................................................................. 32 Impressum, Bildnachweis....................................................................................95 13 Uelzener Becken ...................................................................................................... 34 14 Wendländische Geest / Drawehn . ..................................................................36 15 Südheide ..................................................................................................................... 38 16 Emslandmoore ........................................................................................................ 40 17 Emsländische Geest mit Hümmling .............................................................. 42 18 Grafschaft Bentheim .............................................................................................44 19 Oldenburger Münsterland .................................................................................46 20 Bersenbrücker Land mit Artland . ....................................................................48 21 Wildeshauser und Syker Geest .........................................................................50 22 Diepholzer Moorniederung / Dümmer ........................................................ 52 23 Nördliches Mindener Land ................................................................................. 54 24 Mittelweser . ..............................................................................................................56 25 Allerniederung ......................................................................................................... 58 26 Zentralniedersächsischer Geestrand ............................................................ 60 Die Kulturlandschaften Niedersachsens 27 Schaumburg . ............................................................................................................62 Blick über das „Innerstebergland“, eine von 42 Kulturlandschaften, die auf den Seiten 10 bis 93 porträtiert 28 Calenberger Land ....................................................................................................64 werden. (Foto: Wiegand) 2 3
Gru worte Einleitu ng .. Geleitwort des Niedersachsischen Heimatbundes Die K ulturla ndschaften K riterien: Unter den sechzehn deutschen Bundesländern bauen. Besondere Landschafts- und Siedlungs- niedersächsische Landschaften informieren. Es Niedersachsens Wie wu rden die 42 K ultu .. r- reicht nur Niedersachsen vom Meer bis ins hohe strukturen entstanden dort, wo die vielfältigen gilt, das jeweils Spezifische von Landschafen zu In dieser Broschüre geht es um Kultur- la ndschaften a usgewa hlt Gebirge. Das Land weist daher eine besonders Bodenschätze des Landes abgebaut wurden: erkennen: Damit ist nicht nur das Eintreten für landschaften, also um Landschaften, vielfältige Natur auf: Mittelgebirge, Flusstäler, Erze, Salz oder Torf. Es ist daher besonders kenn- einen Schutz von Natur gemeint, sondern auch die von Menschen geprägt wurden und u nd a bgegrenzt? Lössbörden, Geest und Marschland. So unter- zeichnend für Niedersachsen, dass es dort nicht der Kultur. Immer wieder wird deutlich, wie sich werden. Überall in Niedersachsen be- Die Kulturlandschaften Niedersachsens schiedlich wie die Natur sind auch die Methoden, nur eine Heimat gibt, sondern eine große Vielfalt Natur und Kultur durchdringen und oft nicht treibt der Mensch Land- und Forstwirt- unterscheiden sich aufgrund verschiede- mit denen Naturland in kultiviertes Land ver- davon. Diese Vielfalt zu bewahren ist eine große mehr klar ist, was aus natürlichen Ursachen be- schaft, kultiviert Moore, baut Straßen, wandelt wurde. Trockenes Land musste bewäs- Aufgabe, auch für den Niedersächsischen Hei- steht und was in den Jahrtausenden der Land- ner Kriterien voneinander. Zum einen auf- legt Siedlungen an und gewinnt Boden- grund ihrer verschiedenen naturräumli- sert, feuchtes trockengelegt werden, Waldland matbund. nutzung aus kulturellen Gründen geschaffen schätze. Er sät und pflanzt, erntet und chen Bedingungen wie Geologie, Boden, wurde gerodet, nicht mehr genutztes Ackerland wurde. aufgeforstet. Wo es an Mineralstoffen mangelte, Christian Wiegand setzt sich mit dem Nieder- rodet. Mancherorts baut er Dämme Klima oder Relief. Zum anderen aufgrund musste man düngen, Steilhänge wurden terras- sächsischen Heimatbund schon seit Jahrzehnten und Gräben, anderswo renaturiert er Flüsse anthropogener (menschlich bedingter) für die Identifizierung und den Schutz nieder- und Moore. Er entscheidet, welche Baumar- siert. Unter dem Einfluss von Hirten und ihren sächsischer Landschaften ein. Er ist auch der Kriterien, z.B. Bauweise, Siedlungsstruktur, Herden entstanden Heiden und Hudewälder. Je ten im Wald wachsen, und reguliert den Identität oder Sprache. Auf den folgenden Initiator dieser Publikation. Wir haben ihm da- Hansjörg Küster nach verfügbarem Baumaterial errichtete man Wildbestand. Er bewirtschaftet die Land- Seiten werden diese Kriterien beschrieben. für sehr zu danken. Unser Dank gilt ebenso der Präsident des Niedersächsischen Heimatbundes Stein-, Fachwerk- oder Ziegelgebäude. Im Harz, schaft und er nutzt sie für Freizeit und Er- Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung, die wo es Nadelholz gab, konnte man Blockhäuser holung. Man kann also sagen: Niedersach- unser Vorhaben gefördert hat, mit dem wir über sen ist fast überall eine Kulturlandschaft. Naturrau m Lediglich bei einzelnen Schutzgebieten, z.B. beim Nationalpark Wattenmeer, kann man Der Ausgangspunkt einer jeden Kultur- eher von Naturlandschaften sprechen. landschaft ist ihr Naturraum. Ist das .. Gelände eben wie z.B. die ostfriesischen Gru wort der Niedersachsischen Bingo-U mweltstiftung Nahezu überall in Niedersachsen nimmt Marschgebiete? Oder ist es hügelig wie Die Niedersächsische Bingo-Umweltstiftung för- Im Jahre 2019 feierte die Niedersächsische Bingo- die Schätze in unserem Land zu erkennen, zu der Mensch mehr oder weniger Einfluss im Harz und im Weserbergland? Sind die dert Projekte, die dem praktischen Naturschutz Umweltstiftung ihr 30jähriges Jubiläum – eine schützen und zu pflegen. auf die Landschaft. Aber zweifellos sieht Böden nährstoffreich wie in den Börden? dienen wie auch solche, die das Bewusstsein für Erfolgsgeschichte für die Natur in Niedersachsen! es nicht überall gleich aus. Dass sich die Oder sind sie nährstoffarm wie auf der den Umwelt- und Naturschutz schärfen und zu- In diesem Zeitraum wurden über 5.400 Projekte gleich die Kultur- und Naturlandschaft für Men- im Umwelt- und Naturschutz, aber auch in ihren Nordseeküste von der Lüneburger Heide Geest? Steht das Grundwasser hoch an schen erlebbar machen. beiden weiteren Förderbereichen Denkmalpflege unterscheidet und der Harz vom Emsland, und Entwicklungszusammenarbeit, gefördert. ist offensichtlich. Wenn man aber genau Nachhaltige Erlebnisse, ehrenamtliches Engage- Sigrid Rakow hinsieht, kann man noch mehr Unterschie- ment und die Beteiligung von Kindern und Ju- Vor diesem Hintergrund unterstützen wir gerne Vorstandsvorsitzende BINGO! de entdecken. Welche, davon handelt diese gendlichen sind für uns zentrale Elemente bei den Niedersächsischen Heimatbund bei der Er- Broschüre. 42 verschiedene Kulturland- der Förderung. Dadurch kann die heimatliche stellung dieser Broschüre. Durch sie kann eine Natur- und Kulturlandschaft mit ihrer Arten- große Öffentlichkeit auf die Vielfalt, Eigenart schaften Niedersachsens werden auf den vielfalt geschützt, erhalten und weiterentwickelt und Schönheit der niedersächsischen Landschaft Seiten 10 bis 93 porträtiert und mit vielen werden. aufmerksam gemacht werden. Die Broschüre Fotos charakterisiert. Aber nach welchen bietet zudem Menschen eine Orientierung, die Kriterien wurden die Kulturlandschaf- Die fruchtbaren Lössböden der Börden wer- in Niedersachsen eine neue Heimat suchen. ten voneinander unterschieden? Und von den seit Jahrtausenden als Ackerland genutzt. wem? Und wozu? Die Antwort auf diese Wald oder Grünland sind selten, wie hier bei Wir hoffen, dass diese Broschüre dazu beiträgt, Hoheneggelsen, Landkreis Hildesheim. (Foto: Fragen sollen Ihnen die Seiten 5 bis 9 geben. Wiegand) Naturräumliche Gliederung Niedersachsens (DRACHENFELS 2010) 4 5
wie in den Flussauen und Mooren? Oder Siedlu ngsformen u nd Bauweisen burger Heide herrscht das lockere Haufen- Manche Siedlungsformen stehen sogar für Hauses, bevorzugte Materialien für Dach drei verschiedene historische Bauern- teil von der Traufseite her erschlossen wer- fallen die Böden schnell trocken wie auf dorf vor. Doch auch im Osten gibt es Son- bestimmte Kulturlandschaften, z.B. die und Wände, die Raumnutzung – derartige haus-Typen: Im Nordwesten des Landes den. Und dazwischen, im größten Teil Nie- den sandigen Höhenzügen der Lünebur- Niedersachsen ist außerordentlich bunt, dertypen, z.B. die Rundlinge im Wendland Findorff-Siedlungen für die Kulturland- Dinge sind keinesfalls homogen in Nieder- sind Gulfhäuser typisch. Das Gulfhaus dersachsens, bestimmen Niederdeutsche ger Heide? Ist das Klima ausgeglichen was die Formen seiner ländlichen Sied- oder die Marschhufendörfer der Elbtalaue. schaft „Hamme-Wümme-Niederung mit sachsen, sondern je nach Region sehr ver- ist in der Regel aus Ziegelsteinen erbaut. Hallenhäuser das Bild, die mitten in der mit relativ kühlen Sommern und warmen lungen angeht (siehe Karte unten). Ei- Unübersichtlich wird es im Westen Nie- Teufelsmoor“ oder die Rundlinge für die schieden. Das gilt vor allem für historische Sein Wirtschaftsteil hat im Giebel – jeweils Giebelseite ein großes Dielentor haben. Sie Wintern wie an der Nordsee? Oder ist es nigermaßen homogen geht es noch im dersachsens: Streusiedlungen mit Ein- Kulturlandschaft „Wendländische Geest / Bauernhäuser, weil sie sehr an den Natur- außerhalb der Mitte – zwei Türen: ein gro- sind ideal an die (historische) Mischwirt- eher kontinental, also mit wärmeren Som- Osten des Landes zu: In den Börden und zelhöfen, Wurtendörfer, lockere Haufen- Drawehn“. raum angepasst waren. Daher können his- ßes Dielentor und eine kleinere Stalltür. Im schaft aus Ackerbau und Viehhaltung an- mern und kälteren Wintern wie im Osten im Berg- und Hügelland gibt es eigentlich dörfer und Reihendörfer verschiedenster torische Bauernhäuser ganz unterschied- überwiegenden Teil des niedersächsischen gepasst und darum so typisch für die Geest- Niedersachsens? nur einen Siedlungstyp, nämlich das ge- Art und Entstehungsgeschichte wechseln Die Art des Bauens, vor allem die Art, wie lich aussehen. Berg- und Hügellandes herrschen quer- gebiete Niedersachsens. Geest leitet sich vom Niederdeutschen „gest“ schlossene Haufendorf. Und in der Lüne- sich regional ab. man früher baute, kann regional sehr aufgeschlossene Häuser vor, also Häuser, bzw. „güst“ ab, was so viel wie „trocken“ oder Geologie, Böden, Klima oder Relief – an- unterschiedlich sein. Der Grundriss des In Niedersachsen gibt es im Wesentlichen bei denen Wohn-, Stall- und ggf. Scheunen- „unfruchtbar“ bedeutet. Die Böden sind mehr hand dieser vier Merkmale lässt sich Nie- oder weniger sandig. Eichen, die darauf gut zurechtkommen, sind typisch, wie hier bei dersachsen in verschiedene Naturräume Ein Merkmal von Gulfhäusern, hier in Bunder- gliedern, wie die Karte auf Seite 5 zeigt. hee, Landkreis Leer, ist ihre relativ geringe Schülern, Heidekreis. (Foto: Wiegand) Dachneigung. (Foto: Gläntzer) Die vier Haupt-Naturräume sind: • Küsten- und Marschland: Nr. 1 (blau) in der Karte auf Seite 5 •G eest: Nr. 2 bis 6 (grün und olivgrün) in der Karte auf Seite 5 •B örde: Nr. 7 (hell- und mittelbraun) in der Karte auf Seite 5 •B erg- und Hügelland: Nr. 8 und 9 Die Erhebungen im Berg- und Hügelland (dunkelbraun) in der Karte auf Seite 5 Das Weserbergland und das Osnabrücker Hügelland sind sich aus naturräumlicher Sicht sehr sind für niedersächsische Verhältnisse ähnlich: Langgezogene aufgefaltete Höhenzüge aus kalkhaltigem Gestein, dazwischen fruchtbare sehr steil und i.d.R. bewaldet, wie hier bei Für viele der 42 Kulturlandschaften, die auf lössgefüllte Senken. Dass man sie dennoch nicht verwechseln kann, liegt an ihren Siedlungen. Im Winzenburg bei Alfeld im Leinebergland. den Seiten 10 bis 93 beschrieben werden, Weserbergland (oben: Duinger Berg) herrschen geschlossene Haufendörfer vor; im Osnabrücker Hü- (Foto: Wiegand) war der Naturraum ein wichtiges Kriteri- gelland (unten: Teutoburger Wald) bestimmen Einzelhöfe das Bild. (Fotos: Wiegand) um, um sie von Nachbar-Kulturlandschaf- ten zu unterscheiden. Das gilt z.B. für die „Nordseemarschen“ die „Emsmarschen“, die „Emslandmoore“, die „Wesermar- schen“, die „Allerniederung“, das „Uelzener Becken“, das „Osnabrücker Hügelland“ oder den „Westharz“. Andere weisen menschlich bedingte Unterschiede auf, die auf den folgenden Seiten beschrieben Niederdeutsche Hallenhäuser können, wie Queraufgeschlossene Häuser sind nicht selten Weite Horizonte, Grünland, Tiefs und mittler- werden. hier in Natrup-Hagen bei Osnabrück, aus Fach- zweistöckig, wie hier in Everode, Leineberg- weile auch Windräder prägen die Marsch, hier werk erbaut sein, aber auch massiv aus Natur- land. (Foto: Wiegand) bei Dornum, Landkreis Aurich. (Foto: Wiegand) Siedlungsformen in Niedersachsen im 19. Jahrhundert (SEEDORF & MEYER 1996) oder Ziegelstein. (Foto: Wiegand) 6 7
Identität erhalten haben. Diese regionale Wollte man alle Gebiete voneinander ab- Territorialgeschichte, Konfession u nd .. Identität war bei einigen der 42 Kultur- grenzen, die sich nur in einem Kriterium Dem Arbeitskreis gehörten an: Wozu wu rden die 42 Identitat landschaften, die ab Seite 10 porträtiert voneinander unterscheiden, käme man • Harald Baumgarten (Landkreis Hameln-Pyrmont, K ultu rla..ndschaften Naturschutzamt) Das Land Niedersachsen ging bei seiner werden, für deren Auswahl und Abgren- in Niedersachsen auf Hunderte von Kul- Gründung 1946 aus den vier Ländern zung ausschlaggebend. Beispiele sind turlandschaften. Darum stellte sich der • Prof. Hubertus von Dressler (Hochschule Osna- a usgewa hlt? brück, Fakultät Landschaftsarchitektur und Hannover, Braunschweig, Oldenburg und „Schaumburg“, das „Untereichsfeld“, die Arbeitskreis immer wieder die Fragen: Regionalentwicklung) Im Jahr 2015 hat das Land Niedersachsen Schaumburg-Lippe hervor. In den Jahrhun- „Grafschaft Bentheim“ oder das „Olden- Welches Kriterium ist das wichtigste? • Hilda Frank (Nds. Landesbetrieb für Wasserwirt- damit begonnen, das Landschaftspro- derten zuvor war die territoriale Vielfalt burger Münsterland“. Auch die aus natur- Wodurch zeichnet sich eine Kulturland- schaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN)) gramm neu aufzustellen. Erstmalig sollte noch größer. Insbesondere in solchen Ge- räumlicher Sicht homogene Börde wurde schaft im Gegensatz zur Umgebung be- • Katrin Furche (NLWKN) darin auch das Thema Kulturlandschaften bieten, die eine besonders lange kontinu- aus territorialgeschichtlichen Gründen sonders aus? Was sind die wesentlichen • Sören Frischmuth (Landkreis Stade, behandelt werden. Denn § 1 (4) des Bundes- ierliche Geschichte aufweisen, kann sich unterteilt in „Calenberger Land“ und Bildstock bei Langenhagen, in der Kulturland- Zweisprachiges Ortsschild im „Saterland“ Merkmale oder Merkmalkombinationen? Naturschutzamt) naturschutzgesetzes fordert: „Zur dauer- bis heute eine besonders starke regionale „Braunschweig-Hildesheimer Lössbörde“. schaft „Untereichsfeld“. (Foto: Wiegand) (Foto: Wiegand • Klaus Gännslen (Landkreis Nienburg/Weser, haften Sicherung der Vielfalt, Eigenart Auf diese Weise ist die Karte mit 42 ver- Fachdienst Naturschutz) und Schönheit sowie des Erholungswertes Die regionale Identität mancher Kultur- verbliebener Dialekt der Ostfriesischen schiedenen Kulturlandschaften Nieder- • Dr. Torsten Gohlisch (Nds. Landesamt für Denkmal- von Natur und Landschaft sind insbeson- landschaft wird noch dadurch verstärkt, Sprache und hat nur im Saterland überlebt. sachsens entstanden, siehe Seite 2. pflege, Fachgruppe Kulturlandschaft des NHB) dere Naturlandschaften und historisch dass sich die vorherrschende Konfession Aufgrund dieser Besonderheit wurde das • Rainer Halbauer (Landkreis Hameln-Pyrmont, gewachsene Kulturlandschaften, auch mit Naturschutzamt) von der in den Nachbargebieten unter- „Saterland“ als eine eigenständige nieder- ihren Kultur-, Bau- und Bodendenkmälern, • Alexander Harms (NLWKN, Fachgruppe Kulturland- scheidet.Das gilt z.B.für das„Untereichsfeld“, sächsische Kulturlandschaft ausgewählt schaft des NHB) vor Verunstaltung, Zersiedelung und sons- das Jahrhunderte lang zum Bistum Mainz und porträtiert (Seite 18-19). tigen Beeinträchtigungen zu bewahren.“ • Axel Heinze (Museum Leben am Meer Esens, zählte und mit seinem besonders hohen Fachgruppe Kulturlandschaft des NHB) Deshalb hat die zuständige Fachbehörde Katholikenanteil wie eine Insel inner- • Franz Höchtl (Alfred Toepfer Akademie für Natur- (der Niedersächsische Landesbetrieb für halb seiner überwiegend protestantischen schutz, Fachgruppe Kulturlandschaft des NHB) Wasserwirtschaft, Küsten- und Natur- Umgebung wirkt. Wer hat die K ultu rla nd- schutz, NLWKN) ein Gutachten zum Thema Das Gutachten ist beim NLWKN unter Tel. Die Identität einer Region kann zusätzlich .. • Dr. Ansgar Hoppe (Projekt „Alleen in Niedersachsen“, Fachgruppe Kulturlandschaft des NHB) (0511) 3034-3305 erhältlich. schaften a usgewa hlt? „Kulturlandschaft“ in Auftrag gegeben. auf Alltags- oder wirtschaftlichen Bezügen • Prof. Dr. Hansjörg Küster (Institut für Geobotanik Bearbeitet wurde es 2016 vom Büro Kul- geprägt sind. Im Ergebnis werden in Die 42 Kulturlandschaften Niedersach- der Leibniz Universität Hannover, Präsident des beruhen. So besteht ein Unterschied zwi- NHB) turlandschaft und Geschichte, unterstützt dem Gutachten 71 „Historische Kultur- sens, die in diesem Heft porträtiert wer- schen der „Nordheide“ und der „Südheide“ Im Arbeitskreis wurden die Abgrenzungen und typischen • Dr. Hilko Linnemann (Landkreis Holzminden, vom Büro Bosch & Partner. Das Gutachten landschaften landesweiter Bedeutung“ den, hat ein Arbeitskreis des Niedersäch- hatte zwei Aufgaben: darin, dass die „Südheide“ eher nach Han- Merkmale der niedersächsischen Kulturlandschaften aus- Vorsitzender der Fachgruppe Kulturlandschaft identifiziert, abgegrenzt und beschrie- sischen Heimatbundes (NHB) ausgewählt führlich diskutiert. (Foto: Wiegand) des NHB) nover und Braunschweig ausgerichtet ist, 1. Zum einen sollte Niedersachsen in Kul- ben. In dieser Broschüre werden sie in und voneinander abgegrenzt. Er setzte • Dr. Ronald Olomski (Referent für Natur- und während sich die Menschen der „Nordhei- turlandschaften gegliedert werden. den jeweiligen Kulturlandschaft-Kapi- sich aus Mitgliedern der Fachgruppe Kul- Umweltschutz beim NHB) de“ eher nach Hamburg orientieren. Im Ergebnis hat das Gutachten Nieder- teln genannt und in den dortigen Über- turlandschaft des NHB zusammen und • Berthold Paterak (NLWKN) sachsen in 42 verschiedene Kulturland- sichtskarten verzeichnet. Sie dort auch Sprache wurde ergänzt durch Fachleute, die als • Harald Platte (Büro Bosch & Partner, Hannover) schaften unterteilt und beschrieben. zu beschrieben, hätte aber den Umfang Experten für die verschiedenen Regionen • Fabian Wais (Nds. Ministerium für Ernährung, Viele Menschen in Niedersachsen, insbe- Die Seiten 10 - 93 dieser Broschüre sind dieser Broschüre gesprengt. Niedersachsens ihr Wissen einbrachten. Landwirtschaft und Verbraucherschutz, sondere ältere, sprechen nicht nur Hoch- Fachgruppe Kulturlandschaft des NHB) eine reich bebilderte Kurzfassung davon. Das Gutachten ist 2019 unter dem Titel„Kul- deutsch, sondern auch die Regionalsprache Bei der Auswahl, Abgrenzung und Be- • Christian Wiegand (Büro KuG, Vorsitzender der 2. Zum anderen sollten historische Kul- turlandschaftsräume und historische Kul- Fachgruppe Kulturlandschaft des NHB) Niederdeutsch oder die Minderheitenspra- zeichnung der niedersächsischen Kultur- turlandschaften gefunden werden, turlandschaften landesweiter Bedeutung •P rof. Dr. Hans Hermann Wöbse (Fachgruppe che Saterfriesisch. Das Niederdeutsche ist landschaften hat der Arbeitskreis die zu- also Gebiete, die sich von der normalen in Niedersachsen“ (siehe Abbildung) ver- Kulturlandschaft des NHB) in Niedersachsen überall verbreitet, wobei vor beschriebenen Kriterien angewandt. Kulturlandschaft in der Weise unter- öffentlicht worden. Es umfasst 338 Seiten, Schloss Bückeburg ist der Stammsitz des Hauses Schaumburg-Lippe, eines der vier Gründungslän- es örtlich sehr unterschiedlich klingt. Das Ein Problem bestand jedoch darin, dass scheiden, dass sie besonders stark von enthält zahlreiche farbige Abbildungen der Niedersachsens. (Foto: Fürstliche Schlossverwaltung) Saterfriesische dagegen gilt als letzter die Anzahl der Kriterien sehr groß ist. historischen Elementen und Strukturen und kostet 19 € zzgl. 2,50 € Versandkosten. 8 9
1 Nordseeinseln u nd Watten meer Leuchttürme und andere Seezeichen auf den Nordseeinseln geben der Seefahrt Orientierung, wie hier auf Wangerooge. (Foto: Stöber) Literaturtipps: Charakteristische Merkmale • KÜSTER, H.: Nordsee. Die Geschichte einer der Nordseeinseln und des Wattenmeeres: Landschaft. Wachholtz Verlag/Murmann • Das Gebiet ist durch die Gezeiten massiv geprägt. Nicht Publishers, Kiel/Hamburg 2015 nur das Wattenmeer mit seiner regelmäßigen Über- flutung bei Hochwasser ist dynamisch. Auch die Inseln Historische K ultur- Bei Holsten-Mündrup: Typisch für das Land- • NEUES ARCHIV FÜR NIEDERSACHSEN In den Dünen von Baltrum sind noch ehemalige Inselgärten zu erkennen, „wandern“ unter dem Einfluss von Meeresströmung, schaftsbild des Osnabrücker Hügellandes ist ein 1/2018: Die Nordsee, Wachholtz/Murmann la ndschaften la ndes- von den Insulanern „Tuunen“ genannt. Geschützt durch ihre Mulden- Wind und Meeresspiegelanstieg. Durch Küstenschutz- Mix aus Acker- und Grünland, Weidezäunen, Publishers, Kiel/Hamburg, 2018 lage und umstehende Gehölze ließ sich hier Gemüse anbauen. Manchmal maßnahmen versucht man, dies zu minimieren. weiter Bedeutu ng: Bauernwäldchen, Obstbäumen und Bauernhöfen kann man das noch an der Vegetation erkennen. (Foto: Zietz) in bewegtem Gelände. (Foto: Wiegand) • Zeitschrift NIEDERSACHSEN – Themenheft • Die Inseln bestehen zum größten Teil aus Dünen, die – •B altrum Ostdorf Nordsee. Verlag CULTURCON Medien, je nach Alter – unterschiedlich stark bewachsen sind. (HK01 in Karte) Auf den nordseeabgewandten Seiten der Inseln und an der Festlandküste wird Landgewinnung betrieben. Heft 2/2006 Die Vegetations- und Dünenentwicklung beginnt mit Lahnungen aus geflochtenen Zweigen verlangsamen den Abfluss des Hochwassers und lassen Schwebstoffe zu Strandhafer (Weißdünen), führt über Sandsegge und Boden sinken. Zunächst besiedeln Pionierpflanzen den Boden, später Salzwiesen, die dann gerne als Viehweiden Kriechweide (Graudünen) und endet mit Besenheide genutzt werden. (Foto: Zietz) und Krähenbeere (Braundünen). Auf den Schlickböden der meerabgewandten Seite wachsen Salzwiesen mit Strandflieder und -aster. Nicht nur für die alten Fischer- • Die Anfänge des Fremdenverkehrs liegen über 200 Jahre häuser auf Baltrum (oben), son- zurück (Norderney wurde 1797 das erste Nordseebad). dern für die meisten Wohn- und Heute stellt er für die Inselbewohner die größte Erwerbs- Ferienhäuser auf den Nordsee- und Einnahmequelle dar. Die Inselorte sind dadurch stark inseln sind Ziegelsteinhäuser angewachsen und z.T. städtisch geprägt. typisch. Mit zunehmendem • Typische historische Kulturlandschaftselemente sind Fremdenverkehr entstanden auf Lahnungen, Buhnen, Strandmauern und andere his- einigen Inseln aber auch Gebäu- torische Küstenschutzbauwerke, Seedeiche, Schlopps de mit städtischem Charakter (Spuren von Dünendurchbrüchen, die künstlich ge- wie an der Kaiserstraße auf Nor- schlossen wurden), Leuchttürme oder Baken und andere derney (unten). (Fotos: Stöber) Seezeichen, Marschwiesen mit Grüppen und Entwässe- rungsgräben, Gartengruben (Tuunen) in Dünentälern, Bei Ebbe läuft das Hochwasser in Prielen aus dem Watt wieder ab. historische Bahnlinien und Bahnhöfe sowie Häuser, Seehunde halten sich gerne auf Sandbänken und ungestörten Stränden auf. (Foto: Zietz) Dünen und weiter Sandstrand auf Im Hintergrund sieht man Cuxhaven. (Foto: Gehrt) Kirchen, Straßen und Mauern aus Ziegelsteinen. Juist. Am Fuß der Dünen sieht man Sand- fangzäune aus Buschbunden. Sie sollen den Sand gegen Winderosion schützen 10 und die Ansiedlung von Strandgräsern 11 fördern. (Foto: Stöber)
2 Nordsee marschen Charakteristische Merkmale der Nordsee marschen: • Weite, ebene Landschaft. Wurten bzw. Warften (künstliche erhöhte Siedlungsplätze) sowie Deiche bilden die einzigen markanten Erhöhungen. • Seit dem Mittelalter schützt eine durchgehende Deichlinie vor Überflutungen. Im Laufe der Jahrhunderte hat man immer neue Flächen eingepoldert, d.h. die Deiche seewärts verlagert und dadurch aufgeschlicktes Wattenmeer in fruchtbares Kulturland umgewandelt. Die jüngeren Polder bzw. Groden werden i.d.R. beackert, in den älteren herrscht Grünland vor. • Wald gibt es in der Marsch nicht. Bäume wachsen ausschließlich an Straßen und Bauernhöfen (Windschutz). • Bei den ländlichen Siedlungen herrschen drei Typen vor: erstens Einzelhöfe auf Wurten (bzw. Warften), zwei- tens Dorfwurten (-warften) und drittens Reihensiedlungen an oder zwischen (Alt-) Deichen. Das historische Mit Hilfe von Deichen hat man dem Watt in den vergangenen Jahrhunderten immer wieder Bauernhaus ist das aus Ziegelstein erbaute Gulfhaus. Eine besondere Siedlungsform stellen Sielhafenorte dar, Land abgetrotzt. Auf diese Weise sind so genannte Polder entstanden, die dank des fruchtbaren weil Sie nicht landwirtschaftlichen Ursprungs sind. Kleibodens gutes Ackerland abgeben. Manchmal sind die alten Deiche stehen geblieben, wie hier im Charlottenpolder. (Foto: Wiegand) • Typische historische Kulturlandschaftselemente sind Deiche, Altdeiche (Schlafdeiche), Deichscharte, Schöpf- und Pumpwerke, Saarteiche (Kleigewinnung zum Deichbau), Kolke, Wurten bzw. Warften, Polder und Groden, Hecks (Weidetore), Tiefs, Gräben und Grüppen, Siele, Sielhäfen und -orte, Kirchen Wie hier bei Etzel ist der Übergang von der Geest zur Marsch aus Ziegelsteinen oder Granitquadern, meist gut zu erkennen: Auf der Geest (rechts) begrenzen He- Ziegelsteinstraßen, Alleen und Hofbäume cken und Bäume die Parzellen. In der Marsch (links) treten (oft windgebeugt) sowie Windmühlen. Gräben an ihre Stelle. Bäume und Hecken findet man dann nur noch an Straßen oder Bauernhöfen, so dass die Landschaft Typisch für die mittelalterlichen Kirchen der meist sehr weiträumig wirkt. (Foto: Wiegand) Alle älteren Siedlungen der Nordseemarschen liegen auf künstlich aufgeschichteten Wohnhügeln, so genannten „Wurten“ bzw. „Warften“. In Krummhörn (Foto rechts: Stöber) ist der Höhenunterschied gegenüber den Marschwie- Nordseemarschen sind mächtige, meist frei- sen im Hintergrund besonders gut zu sehen. In umgekehrter Blickrichtung ist die Erhöhung schwerer zu erkennen, stehende Glockentürme aus Ziegelstein. Impo- wie bei der Warft Oldendorf bei Burhafe im Bild oben links (Foto: Wiegand). sant sind auch die Kirchwurten, die die Dorf- wurten noch einmal überragen. Das Bild zeigt die Visquarder Kirche, bei der sowohl der Glo- ckenturm als auch das Kirchenschiff aus dem 13. Jahrhundert stammen. (Foto: Gläntzer) Wenn man in den Nordseemarschen auf solche Hügel trifft, handelt es sich normalerweise um Historische K ulturla ndschaften verlassene Wurten bzw. Warften. Mindestens la ndesweiter Bedeutu ng: genauso häufig sieht man Windräder. (Foto: Literaturtipps: Wiegand) • Geestrand bei Terhalle (HK02 in Karte) • BEHRE, K.-E.: Ostfriesland. Die Geschichte seiner • Warftenlandschaft Nordwerdum (HK03) Landschaft und ihrer Besiedlung. Brune-Mettcker • Charlottengroden (HK04) Druck- und Verlagsgesellschaft, Wilhelmshaven, 2014 • BEHRE, K.-E. & VAN LENGEN, H.: Ostfriesland. Eine nie enden wollende Aufgabe ist, die Marsch zu entwässern. Grüppen, wie auf dem Bild oben in der Geschichte und Gestalt einer Kulturlandschaft. Leybucht (Foto: Wiegand), leiten das Wasser in Gräben, die wiederum in Tiefs münden, z.B. das Pumptief Ostfriesische Landschaft, Aurich, 1995 bei Dornumersiel (Foto rechts: Zietz). Durch Sieltore und mit Hilfe von Schöpfwerken wird das Wasser schließlich in die Nordsee befördert. • Zeitschrift NIEDERSACHSEN – Themenheft „Ostfries- land“. Verlag CULTURCON Medien, Heft 2/2018 12 13
3 Ostfriesische Geest- u nd Fehngebiete Historische K ultur- Charakteristische Merkmale der Ostfriesischen Geest- u nd landschaften Fehngebiete: landesweiter • Teilgebiet Ostfrieslands, das durch die „Emsmarschen“ zerschnitten wird und aus Bedeutung: drei Teilen besteht (siehe Karte). • Neugaude • Bei den Böden handelt es sich nicht (wie in der Marsch) um ehemalige Meeresbö- (HK05 in Karte) den, sondern entweder um eiszeitliche Ablagerungen oder um Moorböden. • Wallheckenlandschaft Upstalsboom (HK06) • Die eiszeitlichen Ablagerungen (z.B. Grundmoränen) sind vergleichsweise frucht- bar und schon lange besiedelt. Die ältesten bis heute durchgehend besiedelten • Reepsholt (HK07) Orte gehen bis ins Mittelalter zurück und weisen die Form von Haufendörfern • Jheringsfehn (HK08) oder Hofgruppen auf. • Holtland (HK09) • Die Moore (Fehngebiete) dagegen galten lange Zeit als siedlungsfeindlich und un- • Ihrener Stern durchdringlich. Sie wurden erst ab dem 16. Jahrhundert entwässert, besiedelt und und Kamm (HK10) kultiviert. Hier findet man entweder Fehnkolonien, die sich entlang von Kanälen aufreihen, oder Moorkolonien, deren Kolonisten-Hofstellen sich locker in der Landschaft verteilten. • Das charakteristische historische Bauernhaus ist im gesamten Gebiet das Gulfhaus. Literaturtipps: • Typische historische Kulturlandschaftselemente sind Wallhecken (z.T. degradiert • BEHRE, K.-E.: Ostfriesland. Die Geschichte seiner Land- oder nur als Wälle erhalten), außerdem Einzelbäume und Alleen (in Küstennähe schaft und ihrer Besiedlung. Brune-Mettcker Druck- windgebeugt), Kanäle, Wieken, Tiefe und Gräben zur Entwässerung oder Erschlie- und Verlagsgesellschaft, Wilhelmshaven, 2014 ßung der Moore, Relikte von Handtorfstichen, Plaggenesche (in Ostfriesland Gasten genannt) und Eschkanten. • BEHRE, K.-E. & VAN LENGEN, H.: Ostfriesland. Geschich- Geestdörfer wie Reepsholt (unten) verfügen über te und Gestalt einer Kulturlandschaft. Ostfriesische relativ ertragreiches Ackerland. Sie stammen min- Landschaft, Aurich, 1995 Das Luftbild von Logabirum zeigt zahlreiche Wallhecken – außer in der Bildmitte. Dabei handelt es sich um die ehema- destens aus dem Hochmittelalter und sind damit lige Gaste, also den historischen Logabirumer Gemeinschaftsacker. Er war nur am Rand mit Wallhecken begrenzt, nicht • Zeitschrift NIEDERSACHSEN – Themenheft „Ostfries- relativ alt. Ihre Höfe stehen locker und ohne geo- jedoch in sich unterteilt. Die übrigen Wallhecken sind viel jünger als der Gastewall und gehen meist auf das Preußische land“. Verlag CULTURCON Medien, Heft 2/2018 metrische Ordnung beieinander. Dagegen sind Urbarmachungsedikt von 1765 zurück. Demnach sollten nicht eingefriedete Flächen dem Staat gehören – was zur massen- Fehnsiedlungen wie Jheringsfehn (oben) relativ haften Anlage von Wallhecken führte. (Foto: Unkel) jung. Ihre Häuser reihen sich akkurat an einem oder mehreren parallelen Kanälen auf. (Fotos: Zietz) Ein Tor zu einer Viehweide nennt man Heck oder Rollbaum. Wie hier wird die Zuwegung dazu gelegentlich von Wall- In dieser alten Wallhecke bei Holtgast wurden hecken gesäumt. (Foto: Sander-Seyfert) die Heckenpflanzen gerodet oder sind zu Einzel- bäumen durchgewachsen. (Foto: Zietz) Weidevieh vor einem Gulfhof in Backemoor. Noch immer nimmt Grünland mehr als die Hälfte der Ostfriesischen Geest- und Fehngebiete ein – eine Ursache für den hohen Stellenwert der Diese kleine Gemeindestraße bei Süd-Dunum wird beiderseits Die Kirche von Dunum ist eine typische mittelalterliche Dorfkirche Ostfrieslands. Milch- und Viehwirtschaft. von Wallhecken begleitet. Ihr geschwungener Verlauf und ihre Charakteristisch sind der separate Glockenturm, die Errichtung auf einem künstli- (Foto: Sander-Seyfert) Höhe lassen vermuten, dass sie bereits im Mittelalter angelegt chen Hügel, die Ziegelbauweise sowie das Fundament und manchmal sogar ganze wurden. Im Hintergrund ein typischer Gulfhof. (Foto: Wiegand) Wände aus Findlingen. (Foto: Wiegand) 14 15
4 Emsmarschen Raureif im Hammrich Nettelburg bei Leer. (Foto: Sander-Seifert) .. Ostfriesische Gulfhäuser aus Ziegelstein (hier in Bunderhee) sind auch für die Emsmarschen typisch. Anders als das Niederdeutsche Hallenhaus ha- ben sie nicht ein mittiges Tor im Giebel, sondern zwei seitliche: ein Tor zur Diele und eine Tür in den Stall. Der andere Giebel (im Foto nicht zu sehen) ist die eigentliche Vorderseite des Gulfhauses und beherbergt den Wohnteil. Er ist in der Regel schmaler und hat höhere Seitenwände. (Foto: Gläntzer) Sieltiefe nehmen das Wasser der vielen Gräben auf und führen es Sielen und Wie hier bei Hatzum sind die Emsmarschen Schöpfwerken zu. Ems, Leda und Jümme traditionelles Wiesen- und Weideland. befördern es zur Nordsee. (Foto: Zietz) (Foto: Zietz) Literaturtipps: Charakteristische Merkmale der Emsmarschen: • BEHRE, K.-E.: Ostfriesland. Die Geschichte • Große Teile der Emsmarschen liegen auf oder sogar unter Meeresspie- seiner Landschaft und ihrer Besiedlung. gelniveau. Deiche an den Flüssen Ems, Leda und Jümme schützen sie Brune-Mettcker Druck- und Verlagsgesell- gegen Hochwasser. schaft, Wilhelmshaven, 2014 • Die Landschaft ist eben und wird fast ausschließlich als Grünland • EBEL, J.: Links & Rechts der Ems. Landschaf- genutzt. ten, Orte, Sehenswürdigkeiten an Deutsch- • Im Gegensatz zur Kulturlandschaft „Nordseemarschen“ gibt es nur im lands kleinstem Strom. Aschendorff Verlag, ehemaligen Einbruchsgebiet des Dollarts (nördlich von Bunde) einige Münster, 2004 Polder. Fast nur dort wird Ackerbau betrieben. • Die Siedlungen liegen überwiegend auf den Uferwällen der Flüsse Ems, Leda und Jümme. Oft hat man sie durch Bodenauftrag zu Wurten erhöht und dadurch gegen Hochwasser geschützt. Ansonsten ist das Gebiet Die Kleiböden der Emsmarschen ließen siedlungsarm oder siedlungsfrei, v.a. in den so genannten Hammrichen. viele Ziegeleien entstehen, z.B. oben bei Jemgum. Ihre Produkte prägen zahlrei- • Typische historische Kulturlandschaftselemente sind Tiefs, Gräben che charakteristische Ortsbilder wie links und Grüppen zur Entwässerung, historische Deichlinien / Schlaf- in Ditzum. Der Sielhafen, die Kirche, die deiche, Lahnungen, Buhnen, Ziegeleien, Lehm-Abbaustellen, Pütten Windmühle und viele weitere Gebäude Typisch für die Emsmarschen sind so genannte Hammriche, also siedlungsarme und als und Bracks, Schöpfwerke, Windmühlen, Wurtendörfer, Wehrkirchen stehen unter Denkmalschutz. (Fotos: Zietz) Grünland genutzte Niederungen wie der Jümmiger Hammrich bei Filsum. (Foto: Wiegand) und Gulfhäuser, üblicherweise aus Ziegelstein. 16 17
5 Saterla nd Historische K ulturla ndschaften Charakteristische Merkmale des Saterla nds: la ndesweiter Bedeutu ng: • Eigenständige kleine Kulturlandschaft, die im Saterfriesi- • „Elisabethfehn“ (HK11 in Karte); liegt überwiegend schen eine eigene Sprache und damit eine Besonderheit hat in der Kulturlandschaft 19 „Oldenburger Münster- – hervorgerufen durch eine Jahrhunderte lange Insellage land“. inmitten riesiger Moorgebiete. • Heute bildet das Saterland eine Gemeinde im Landkreis Cloppenburg, bestehend aus Ramsloh, Strücklingen, Sedels- berg, Bollingen und Scharrel. • Die Orte mit ihren Äckern und Wiesen reihen sich rechts und links der Sagter-Ems auf. Der Kern des Saterlandes ist eine • Viele Moorgebiete an den Rändern des Gebietes sind abge- ganz leichte Erhöhung aus eis- torft oder durch Tiefenumbruch kultiviert worden. Manche zeitlichen Sanden, die wie eine wurden renaturiert und stehen unter Naturschutz. Insel inmitten von Mooren liegt. • Typische historische Kulturlandschaftselemente sind Gräben Jahrhunderte lang war sie kaum und Kanäle, Fehnsiedlungen, Windmühlen, Wallhecken und anders als über die Sagter-Ems zu Als 1860 der Ort Elisabethfehn entlang des Buschreihen entlang der Wege und Alleen sowie Kleinbahn- erreichen. Die meisten der umlie- Literaturtipps: Elisabethfehnkanals gegründet wurde, linien und Torfbänke als Relikte des Torfabbaus. genden Moore wurden zunächst von Bauern, später industriell siedelten sich dort auch Menschen aus • Zeitschrift NIEDERSACHSEN – Themenheft „Sater- abgebaut. Das Foto rechts (Foto: dem Saterland an. Sie ließen sich an den- land“. Verlag CULTURCON Medien, Heft 2/2006 Auf ehemaligen Moorböden wird nach Entwässerung, Torfab- Schmatzler) zeigt eine wieder- jenigen Seitenkanälen nieder (im Bild die vernässte Abbaufläche im Natur- Hinterwieke), die ihrer Heimat am nächsten bau und Tiefenumbruch Ackerbau betrieben. (Foto: Wiegand) schutzgebiet Schwaneburger liegen. (Foto: Wiegand) Moor. Im Bild unten führen Gleise einer alten Torfbahn in die un- endliche Weite der Esterweger Die um 1900 errichtete Galerieholländer-Wind- Dose. (Foto: Wiegand) mühle ist ein Wahrzeichen des Ramsloher Ortsteils Hollen. (Foto: Wiegand) Im Saterland sind die Ortsschilder zweisprachig: in Hochdeutsch und in Saterfriesisch. Galt das Saterfriesische lange Zeit als rückständig, wird es heute in Kindergärten und Schulen bewusst gesprochen. (Foto: Engbers) Wie eine Insel ragt eine so genannte Torfbank aus dem ehemaligen Hollenermoor heraus. Im Blick von Hollen entlang des Deiches der Sagter- Gegensatz zur Umgebung wurde auf dieser Par- Ems nach Ramsloh, dem größten Ort der Gemein- zelle der Torf nicht abgebaut. (Foto: Wiegand) de Saterland. (Foto: Wiegand) 18 19
6 Oldenburger Geest mit Ammerla nd Literaturtipps: • Zeitschrift NIEDERSACHSEN – Themen- Charakteristische Merkmale heft Ammerland. Verlag CULTURCON der Oldenburger Geest Medien, Heft 1/2015 mit Ammerla nd: • HAGEN, D., SCHMIDT, H. & KÖNIG, G.: Oldenburg – Land zwischen Nordsee und • Überwiegend ebene Landschaft mit Dammer Berge. Herausgegeben von der viel Grünland und wenig Wald. Acker- Niedersächsischen Landeszentrale für bau findet nur auf den fruchtbarsten politische Bildung, Hannover (1999) Böden statt. Dort liegen auch die ältesten und größten Siedlungen, die i.d.R. die Form von Haufendörfern haben. • In den entwässerten Mooren dagegen herrschen Reihendörfer (Fehndörfer) vor, die sich an Kanä- len oder Straßen aufreihen. Viele sind kaum älter als 150 Jahre. Das In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden im Ammerland viele ursprüngliche Bauernhaus war ein Baumschulen gegründet. Heute gibt es rund 350 Betriebe, die u.a. auf Niederdeutsches Hallenhaus. Im 18. Rhododendron spezialisiert sind. So kommt es, dass das Gehölz viele Jahrhundert hielt dann das Gulfhaus Bauernhöfe ziert. Sogar in Wallhecken ist es zu finden. (Fotos: Zietz) Einzug. Der Neuenburger Urwald wurde Bei Holsten-Mündrup: Typisch für das Land- • Eine Besonderheit des Ammerlandes Jahrhunderte lang als Hutewald schaftsbild des Osnabrücker Hügellandes ist ein sind die vielen Baumschulen, die zur genutzt. Diese uralte Eiche hat Mix aus Acker- und Grünland, Weidezäunen, Bezeichnung „Parklandschaft“ beige- mit ihren Eicheln sicherlich viele Zahlreiche Kanäle, Flüsse und .. tragen haben. Bauernwäldchen, Obstbäumen und Bauernhöfen Bäche entwässern die Land- Schwarzbunte Kühe auf einer Weide im Ammerland. Auf den ertragsarmen Böden der Generationen von Hausschwei- in bewegtem Gelände. (Foto: Wiegand) schaft, wie hier z.B. die Aue bei Oldenburger Geest spielt die Viehwirtschaft traditionell eine große Rolle. (Foto: Zietz) • Typische historische Kulturland- nen genährt. (Foto: Zietz) Edewecht. (Foto: Zietz) schaftselemente sind Wallhecken (z.T. durchgewachsen und zu Baum- Typisch für die besiedelten reihen verändert), Alleen (oft Stiel- Moorgebiete der Oldenburger Eine Wallhecke, bei der ein- eichen), (Fehn-) Kanäle und Gräben, Geest sind Bauernhöfe, die zelne Gehölze zu Bäumen Torfabbauflächen, Handtorfstiche, sich an geradlinigen Straßen durchgewachsen sind, un- Plaggeneschböden, Baumschulen, aufreihen, wie hier bei Jedde- tergliedert eine Wiesen- Parks, Zier- und Bauerngärten (oft loh. Hinter den Höfen schlie- landschaft im Ammerland. mit Rhododendren), Großsteingräber ßen die Landwirtschaftsflä- Wallhecken zählen zu den sowie Grabhügel. chen an, bei denen es sich prägendsten Kulturland- zumeist um Grünland han- schaftselementen des Ge- delt. (Foto: Wiegand). biets. (Foto: Zietz) Im Zuge der Agrarreformen des 19. Jahrhunderts hat man viele schnurgerade Feldwege angelegt. Bis heute werden sie von Eichen und Birken gesäumt. (Foto: Wiegand) 20 21
7 Wesermarschen Die Wiesen der Wesermarschen werden nicht nur mit Gräben, sondern auch Charakteristische Merkmale Literaturtipps: mit „Grüppen“ entwässert. Es handelt sich um flache parallele Rinnen, in denen das Wasser abfließen kann, wie hier bei Berne-Glüsing. (Foto: Wiegand) der Weserma rschen: • BEHRE, K.-E.: Die Geschichte der • Nahezu ebene Landschaft rund um das Mün- Landschaft um den Jadebusen. dungsgebiet der Weser. Brune-Mettcker Druck- und Verlags- gesellschaft. Wilhelmshaven, 2012 • Zu den Wesermarschen zählen u.a. Stedingen, das Stadland, die Stader Marsch und Butja- • BICKELMANN, H. (Hrsg.): Fluss, Land, dingen, aber auch Gebiete rechts der Weser Stadt – Beiträge zur Regionalge- wie die Länder Wursten und Würden oder die schichte der Unterweser. Land- Osterstader Marsch. schaftsverband der ehemaligen Fedderwardersiel ist ein Hafen an der Nordspitze Butjadingens, Herzogtümer Bremen und Verden. • Die Böden sind grundwassernah und feucht. der mit Weser und Nordsee über ein Sieltief verbunden ist. Bei Stade, 2011 Grünland nimmt mit rund 70 % der Fläche Niedrigwasser liegen die Krabbenkutter auf Grund. (Foto: Stöber) einen sehr hohen Anteil ein. • Es gibt nur wenig Ackerland und fast keine Wäl- Historische K ultur- der. Bäume sieht man v. a. in und an Siedlungen Weidevieh in der Osterstader Marsch oder entlang von Straßen (Alleen). bei Sandstedt. Ebenheit, Baumarmut la ndschaften la ndes- und ein weiter Himmel zeichnen die weiter Bedeutu ng: • Größere Ortschaften sind selten und beschrän- Landschaft aus. (Foto: Zietz) ken sich auf die Uferwälle entlang der Weser • Land Wursten um Cappel (Nordenham, Brake, Elsfleth, Berne, Lemwer- (HK13 in der Karte) der). Viele ländliche Siedlungen reihen sich an • Osterstader Marsch (HK15) Straßen auf. Sie sind v. a. von Niederdeutschen Hallenhäusern geprägt, zum Teil aber auch von • Moorriem (HK16) Gulfhäusern. • Typische historische Kulturlandschaftsele- mente sind Wurten, Altdeiche, Grünland mit Grüppenstrukturen, Braken, Kanäle, Sieltiefs, (viehkehrende) Gräben, Hecks (Weidetore), kleine Ortslagen und Einzelgehöfte mit Altholz- bestand, Moorhufen, historische Windmühlen, Jedutenhügel und Leuchttürme. Moorriem ist eine hervorragend erhaltene Hollerkolonisation aus dem 11. bis 12. Jahrhundert. Die Höfe des Dorfes reihen sich ent- lang einer einzigen 10 km langen Zum Schutz vor Hochwasser liegen die ältesten Dörfer und Einzelsiedlungen entweder Straße auf. Ihre langen schma- auf den Uferwällen der Weser oder auf Wurten, wie hier z. B. die Kirchwurt von Cappel. Dass len Grundstücke (Hufen) gehen der Name des Landes Wursten auf das niederdeutsche Wort „Wurtsassen“ (Wurtenbewohner) rechtwinklig davon ab und wer- zurückgeht, zeigt die Bedeutung der künstlichen Erdhügel für die Besiedlung der Marschen. Unzählige Gräben sorgen für Entwässerung. den seitlich von Gräben begrenzt. (Foto: Zietz) (Foto: Zietz) (Foto: Wiegand) „Viehkehrende“ Gräben sind in den Wesermarschen häu- fig zu sehen. Dank ihrer Breite erfüllen sie die Funktion von Weidezäunen. Die Tore an den Graben-Übergängen nennt man „Hecks“. (Foto: Wiegand) 22 23
8 Elbmarschen Bei der Eindeichung und Kultivierung der Marschen durch Literaturtipps: die Holländer im 12. Jahrhundert sind langgestreckte, bis 2 m hohe Ackerbeete per Hand aufgehäuft worden. Ab dem 18. • LANDSCHAFTSVERBAND STADE (Hrsg.): Jahrhundert wurden sie in Grünland umgewandelt. Bei Elbe-Weser-Dreieck. Eine kleine Landes- Altenbruch z.B. sind die Wölbungen noch gut zu erkennen. kunde der ehemaligen Herzogtümer Bremen (Foto: Gehrt) und Verden. Wallstein Verlag, 2013 Historische K ultur- Bei Holsten-Mündrup: Typisch für das Land- schaftsbild des Osnabrücker Hügellandes ist ein • Zeitschrift NIEDERSACHSEN – Themenheft Charakteristische Merkmale der Elbmarschen: la ndschaften la ndes- Mix aus Acker- und Grünland, Weidezäunen, „Altes Land“. Verlag CULTURCON Medien, weiter Bedeutu ng: Bauernwäldchen, Obstbäumen und Bauernhöfen Heft 1/2008 • Weites, ebenes, waldfreies Land entlang der Niederelbe, •K ehdinger Moorgürtel in bewegtem Gelände. (Foto: Wiegand) bestehend aus dem Alten Land, dem Land Kehdingen • Zeitschrift NIEDERSACHSEN – Themenheft und dem Land Hadeln. (HK21 in Karte) Hinter den Häusern, auf „Elbmarschen“. Verlag CULTURCON Medien, • Krautsand (HK22) fruchtbarem Marschbo- Heft 1/2014 • Die Marsch- und Moorböden werden durch zahlreiche • Altes Land (HK23) den, liegen die Obstplan- Ohne schützende Deiche könnten Siedlungen wie Twielen- Gräben entwässert. Vielerorts ist die alte Unterteilung tagen des Alten Landes. fleth nicht existieren. (Foto: Zietz) des Landes in lange schmale Streifen (Marsch- bzw. Das gemäßigte Nordsee- Moorhufen) noch erkennbar. Von Süden aus der „Elbe-Weser- klima und die tiefen Grä- Geest“ kommend fließt die Oste • Im Gegensatz zu den Nordseemarschen sind nicht Gulf- ben, in denen die Kaltluft durch die Elbmarschen und häuser, sondern Niederdeutsche Hallenhäuser typisch. abfließen kann, schüt- mündet bei Neuhaus in die Elbe. Der vergleichsweise hochgelegene Elbe-Uferwall mit zen die Obstblüten vor Eine berühmte Sehenswürdig- guten Böden ermöglichte eine frühe Besiedlung und Frostschäden. (Foto oben: keit ist die 1909 erbaute Schwe- landwirtschaftliche Nutzung. Zietz). befähre bei Osten. (Foto: Stöber) • Typische historische Kulturlandschaftselemente sind Typisch für die imposan- z.B. Marsch- und Moorhufendörfer und ihre -fluren, Der so genannte Kehdinger Moor- ten Bauernhöfe des Alten Fachwerkhöfe mit Hofeichen und z.T. Prunkpforten, gürtel war bis weit ins 18. Jahr- Landes sind die reetge- Eindeichungen, Lahnungen und Buhnen, Kanäle, Fleete hundert hinein fast unbesiedelt. deckten Dächer, das zie- und Gräben, Dauergrünland mit Grüppen, Pütten Dann wurde das Moor entwäs- gelrot-weiße Fachwerk (Bodenentnahmestellen zum Deichbau), Kolke und sert, in schmale Parzellen (Moor- und die so genannten Bracks (Kleingewässer infolge von Ausspülungen durch hufen) aufgeteilt und an Neu- Prunkpforten (Foto links: Deichbrüche), Windmühlen, historische Deichlinien / siedler vergeben. (Foto: Wiegand) Stöber). Klei ist in den Elbmarschen massenhaft Die Elbmarschen sind ein weites, ebenes, waldfreies Land. Was auf Schlafdeiche, Häfen und Hafenorte, Ziegeleien, Ziegeltei- vorhanden und hat zahlreiche Ziegeleien den ersten Blick wie Wald aussieht, sind meist die Bäume von Bau- che und Ziegelsteinstraßen sowie Torfabbaustellen. entstehen lassen. Daher gibt es traditi- ernhöfen, hier z.B. Altendorf bei Osten. (Foto: Wiegand) onell nicht nur viele Ziegelsteinhäuser, sondern auch Ziegelsteinstraßen, wie hier auf Krautsand. (Foto: Zietz) 24 25
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