Ein//blick Tanz Bozen - Getrennt verbunden: 35 Jahre Tanz Bozen - Südtiroler Kulturinstitut

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Ein//blick Tanz Bozen - Getrennt verbunden: 35 Jahre Tanz Bozen - Südtiroler Kulturinstitut
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                                                                                                                                              Nr. 56 // Juni 2019
                                                                                                                                                                     ein//blick

                                                                                                   Weite Heimat
                                                                                                                                                        Tanz Bozen

                                                                                                                  KLANGfeste
                                                                                                                               35 Jahre Tanz Bozen
                                                                                                                               Getrennt verbunden:
Ein//blick Tanz Bozen - Getrennt verbunden: 35 Jahre Tanz Bozen - Südtiroler Kulturinstitut
Ein//blick Tanz Bozen - Getrennt verbunden: 35 Jahre Tanz Bozen - Südtiroler Kulturinstitut
// Überblick // 3

     Inhalt
                                                                                               04
04 Getrennt verbunden:
		 35 Jahre Tanz Bozen

12   Matthias Mayr gibt ein//blick

14   Weite Heimat

20   Lebensentwürfe/Büchertipps

26   Seitenblicke
                                                                   Foto: SKI-Archiv

                                                                                              14
28   Programm im Überblick

                                                    Foto: © Ebbert & Ebbert Fotografie

                                                                                         28

                                 Foto: SKI-Archiv
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/Tanz im Kulturinstitut/

//                  Getrennt verbunden:
                    35 Jahre Tanz Bozen

        Die Workshops von Tanz Bozen bringen
      internationale Gäste nach Bozen: die vier
  Tänzerinnen aus den USA haben 2018 an den
Workshops teilgenommen und ihr Können auch
 auf den Talferwiesen gezeigt. Foto: SKI-Archiv
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/Tanz im Kulturinstitut/

Tanzen verbindet. Das wissen alle, die es tun, und das beweisen auch vermehrt Studien
unterschiedlicher Wissensgebiete, diese, unter anderem, den gesundheitsfördernden
Aspekt des Tanzens untersuchen. In Südtirol hat diese kohäsive Wirkung sogar eine
(kultur-)politische Dimension, war doch der „Ballettsommer Bozen“ von Anfang an als
ein Projekt geplant, „das alle drei in Südtirol beheimateten Volksgruppen gleicher­maßen
einbinden und das kulturelle Blickfeld weiten sollte“. Und so lancierten die beiden
Kulturabteilungen der Landesregierung zusammen mit der Stadtgemeinde Bozen 1985
„auf Basis des Tanzes eine einzigartige Zusammenarbeit im Kulturbereich“1. Das war aus
damaliger Sicht bahnbrechend, und das Verbindende über das Trennende zu stellen hat
heute wohl nichts an Aktualität eingebüßt.

                                                  Von Edith Wolf Perez, Tanzpublizistin und ehemalige
                                            künstlerische Leiterin des Kursprogramms von Tanz Bozen

1
    Sabina Kasslatter Mur in „Tanz in Bozen. 20 Jahre“
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6 // Seitenblick //                                 /Tanz im Kulturinstitut/

                                        Die von der spanischen Dozentin Natalia Viñas Roig geleiteten Contemporary-Kurse
                                                                         sind seit Jahren sehr gut besucht. Foto: SKI-Archiv

                 Die Erfolgsgeschichte des Festivals gibt den         Bozen, führt den langjährigen Bestand vor
                 damaligen Akteuren Recht. Aus dem kleinen,           allem auf den Rückhalt, den das Festival in
                 aber feinen „Ballettsommer Bozen“ ist das            der Stadt erfährt und die dort herrschende
                 heutige „Tanz Bozen“ zu einer der nachhal-           Atmosphäre, zurück: „Ich glaube, dass der
                 tigsten und größten Veranstaltungen seiner           einladende Charakter von Bozen in den 35
                 Art in Europa gewachsen. Das zweiwöchige             Jahren, in denen Tanz Bozen existiert, eine
                 Festival im Juli hat immer die stilistischen         große Rolle gespielt hat.
                 Umbrüche und Neu-Verortungen von künst-
                 lerischen Positionen mitgemacht und mitge-           „Noch nie habe ich eine so kleine
                 tragen, konnte für jede Form des Tanzes ein
                 Publikum, und vor allem auch Tänzerinnen             Stadt erlebt, die TänzerInnen so
                 und Tänzer gewinnen.                                 sehr umarmt, wie ich es in Bozen
                                                                      erfahren habe.“
                 Was Paolo Campostrini anlässlich von „20
                 Jahre Tanz Bozen“ geschrieben hat, erfährt
                 auch 15 Jahre später jeden Sommer eine               Sowohl die Menschen als auch die pracht-
                 lebendige Bestätigung: „Somit tanzt Bozen            volle Naturkulisse der Umgebung verleihen
                 heute nicht mehr nur, weil es fürchtet, sonst        der Kultur, der körperlichen Aktivität und der
                 sprechen zu müssen, sondern, weil es im              Vielfalt eine Wärme und Offenheit, die es
                 Tanz eine neue Sprache entdeckt hat, eine            diesem Festival ermöglicht, über drei Jahr-
                 weitere seiner schon zahlreichen Sprachen,           zehnte zu gedeihen. Noch nie habe ich eine so
                 mit der es die Neugier gegenüber dem Neu-            kleine Stadt erlebt, die TänzerInnen so sehr
                 land verbinden kann, das es zu entdecken             umarmt, wie ich es in Bozen erfahren habe.
                 gilt (die Politik, das Zusammenleben, eine           Es ist einfach wunderschön!“
                 in Europa und vielleicht sogar weltweit ein-
                 zigartige Autonomie-Erfahrung), und zwar             Zwei Teile, zwei Akteure: Kurse und Auf-
                 als Landeshauptstadt an der Grenze und               führung // Die getrennte Ausrichtung der
                 daher als privilegierte Beobachtungsstelle           Workshops und der Performances ist eine
                 für alles, was sich an den anderen Grenzen           weitere Besonderheit von Tanz Bozen. Seit
                 bewegt, die der Kunst und die der Kultur.“           Beginn sind die beiden Teile künstlerisch,
                 Auch Sharon Booth, die aktuelle künstleri-           administrativ und finanziell unabhängig von-
                 sche Leiterin des Kursprogramms von Tanz             einander. Seit 2003 wird das Kursprogramm
Ein//blick Tanz Bozen - Getrennt verbunden: 35 Jahre Tanz Bozen - Südtiroler Kulturinstitut
/Tanz im Kulturinstitut/                                                            // Seitenblick // 7

vom Südtiroler Kulturinstitut organisiert,            des ­zeitgenössischen bzw. des klassischen
die Aufführungen werden seit 2015 von der             Tanzes nicht ganz koscher und stehen ei-
Stiftung Haydn von Bozen und Trient aus-              nander oftmals argwöhnisch gegenüber –
gerichtet. Was für Außenstehende auf den              auch wenn heute die stilistischen Grenzen
ersten Blick verwirrend erscheint, hat sich à         gar nicht mehr auszumachen sind.
la longue bestens bewährt. Beide Bereiche             Anfang der 1980er Jahre gab es jedenfalls
können so ihr eigenes künstlerisches Profil           eine Art Aufbruchstimmung. „Es wurden neue
entwickeln und gleichzeitig Synergien und             Konzepte eingebracht und die Unterschie-
Berührungsebenen nützen ohne von den un-              de stärker akzentuiert“, schrieb Mario Pasi
terschiedlichen Planungsrhythmen abhängig             zum 20-jährigen Jubiläum von Tanz Bozen.
zu sein. Während das Publikum sich näm-               Es fand eine Vermischung verschiedener Ele-
lich durchaus spontan für den Besuch einer            mente statt, eine neue Körperlichkeit setzte
Vorstellung entscheiden mag, so muss die              sich durch mit Einflüssen aus Zirkus, Sport
Teilnahme an einem einwöchigen Kurs län-              und Yoga. „Ein babylonisches Sprachgewirr
gerfristig geplant werden. Auch 2019 sind die         hat die Bühne erobert, tiefe Risse verursacht
Kurse von Tanz Bozen seit April zu buchen,            und heftig provoziert… Die alten, glorrei-
noch bevor das Performance-Programm ver-              chen Kategorien halten der Fragmentierung
öffentlicht wurde.                                    der Thesen nicht stand. Ohne allzu weit zu-
Doch diese Doppelstrategie erweist sich               rückzugreifen – das Ballett ist erst im 19.
auch auf künstlerischer Ebene als eine klu-           Jahrhundert zum Schauspiel geworden –,
ge Strategie.                                         lässt sich sagen, dass wir … von einem ab-
                                                      soluten Monopol (des klassischen Tanzes)
Dem Zeitgenössischen verpflichtet: Per-               zu einem ungebremsten Pluralismus über-
formances // Performance-Festivals kön-               gegangen sind.“
nen heute ein Programm von klassischen                Dieser Pluralismus wird im Begriff „zeit-
Compagnien bis zu experimentellen Grup-               genössischer Tanz“ subsummiert, der sich
pen kaum realisieren. Die zahlreichen (som-           nicht auf eine bestimmte Ästhetik oder ei-
merlichen) Tanzfestivals in Europa haben              nen künstlerischen Ausdruck bezieht. Hat
sich ganz auf den zeitgenössischen Tanz               der „moderne Tanz“ seit Beginn des 20. Jahr-
konzentriert. Diese Tendenz, die mit dem              hunderts einen Gegenentwurf zur Klassik ge-
Tanz-Boom in den 1980er und 90ern ein-                liefert, wich diese Bezeichnung zu Ende des
setzte, hat finanzielle aber auch ideologische        Jahrhunderts dem Label „zeitgenössischer
Gründe. Noch immer sind sich VertreterInnen           Tanz“. Dieses steht als eine Art ­Sammelbegriff

                                                 Die Choreografie „Franchir la nuit“ von Rachid Ouramdane
                     wird im Rahmen des Festivals im Stadttheater Bozen zu sehen sein. Foto: Patrick Imbert
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8 // Seitenblick //                                            /Tanz im Kulturinstitut/

                 für individuelle künstlerische Handschriften,                     von Vigilio Sieni eine Uraufführung auf dem
                 auch über verschiedene Kulturkreise hin-                          Programm. Weitere klingende Namen der
                 weg. Das heutige Kunstsystem sei „auf das                         Ausgabe 2019 sind Angelin Preljocaj, Olivier
                 Zeitgenössische fixiert“, argumentiert etwa                       Dubois, Rachid Ouramdane, Christian Rizzo,
                 die Tanzsoziologin Gabriele Klein2. „Entspre-                     Gauthier Dance und Merce Cunningham.
                 chend bezeichne ‚zeitgenössische Kunst‘                           Ein Aspekt des „zeitgenössischen Tanzes“
                 unterschiedslos alle Hervorbringungen, die                        ist die Verlagerung der Aufführungen aus
                 vom Kunstsystem in irgendeiner Form aner-                         dem Theater an öffentliche Plätze. In den
                 kannt und aufgenommen werden.“                                    letzten Jahren hat der künstlerische Leiter
                 „Zeitgenössischer Tanz“ referiert sich dem-                       Emanuele Masi vermehrt auf Veranstal-
                 nach auf keine künstlerische oder inhaltliche                     tungsorte außerhalb des Stadttheaters
                 Aussage, sondern bezieht sich – als Begriff                       gesetzt, um einerseits den Tanz in kulturell
                 des Kunstsystems – auf einen ökonomischen                         weniger privilegierte Gegenden zu bringen,
                 Wert. Dieser wiederum wird von Theatern                           wie etwa in den Parco delle Semirurali, wo
                 und mehr noch von den zahlreichen Som-                            heuer Sylvia Gribaudi auftritt. Die Tanzin­
                 merfestivals definiert. Dieser Umstand hat                        stallation „Floe“, eine Zusammenarbeit des
                 auch zu einer zunehmenden Austauschbar-                           französischen Zirkuskünstlers Jean-Baptiste
                 keit der Festivalprogramme geführt, die von                       André mit dem bildenden Künstler Vincent
                 denselben, aktuellen Produktionen bespielt                        Lamouroux, wird auf dem Verdiplatz und
                 werden.                                                           auf den Talferwiesen für Aufmerksamkeit
                                                                                   sorgen. Der Kapuzinergarten, das Merkan-
                 Ein Aspekt des „zeitgenössischen                                  tilgebäude und die Handelskammer Bozen
                                                                                   werden ebenso zu theatralen Räumen wie
                 Tanzes“ ist die Verlagerung der                                   das Museion. Dort verschmelzen die Videoin-
                 Aufführungen aus dem Theater an                                   stallation des Künstlerinnenduos Renate Lo-
                                                                                   renz und Pauline Boudry auf der Fassade mit
                 öffentliche Plätze.
                                                                                   der Performance der französische Tänzerin
                                                                                   und Choreografin Latifa Laâbissi zu „Witches
                 Das Performance-Festival Tanz Bozen hat                           Gestures“ (Hexengesten).
                 hier immer sehr geschickt agiert und sich
                 zumindest für den italienischen Raum sei-                         Diversität als programmatische Konstante:
                 ne Alleinstellungsmerkmale durch eine                             Workshops // Parallel zur Entwicklung auf
                 Programmation gesichert, die beinahe aus-                         der Bühne hat sich der Tanz seit den 1980er
                 schließlich aus nationalen Erstaufführun-                         Jahren als „Breitensport“ durchgesetzt, als
                 gen besteht. Auch heuer stehen zahlreiche                         erwachsene Menschen nicht nur Publikum
                 „prime ­nazionali“ und mit „Metamorphosis“                        sein wollten, sondern die Kursangebote, die

                          Avalon Rathgeb, die temperamentvolle Stepptanz-Dozentin aus London, bringt auch in diesem Sommer
                                                            Schwung und Rhythmus in die Bozner Turnhallen. Foto: SKI-Archiv

                 2
                    Gabriele Klein „Zeitgenossenschaft behaupten. Zur Politik kulturellen Übersetzens am Beispiel des Tänzers und Choreo-
                 grafen Koffi Kôkô“ in Benthien, Claudia, Klein, Gabriele (Hg): „Übersetzen und Rahmen“, Paderborn : Wilhelm Fink, 2017. S. 173
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die Tanzfestivals ebenfalls anboten, nützten,
um selbst zu tanzen.
Alles, was den Bühnentanz beeinflusste,
wurde nun auch für Amateure ein beliebtes
Körpertraining. Die zeitgenössischen Tänzer
gaben sich ganz der Erde hin, ja schöpften
aus ihr die Kraft, sich wieder aufzurichten
und nannten es Release-Technik. Körper-
künste oder Bodyworks wie Pilates, Yoga,
Felden­krais oder Alexander-Technik boten
eine weitere Facette für die Auseinanderset-
zung mit dem Körper.
Ethnische Tänze, ursprünglich sozialer Kitt
für Gemeinschaften, wurden (wieder) ent-
deckt, auf die westlichen Bühnen und Studios
gebracht ohne ihre ursprüngliche Kraft zu
verlieren. Afrikanischer Tanz oder der spani-            Anne Marie Porras, Koryphäe des Jazz-Tanzes und langjährige,
                                                      sehr erfolgreiche Dozentin bei Tanz Bozen, wird heuer erstmals ein
sche Flamenco beeindruckten mit ihrer Erd-                           Jazz-Pädagogik-Seminar abhalten. Foto: SKI-Archiv
verbundenheit. Der indische Tanz verführte
mit seiner raffinierten Gestensprache, mit      Jahr(zehnten) ein solides Tanz-„Handwerk“
seinen mythologischen Erzählungen ebenso        gewonnen haben, gibt es auch heuer wieder
wie mit seinen rhythmischen Varianten. Der      andere, aktuelle Tendenzen zu entdecken. Ob
orientalische Tanz befreite mit seinen Wel-     für Erwachsene oder Kinder: Das Kursange-
lenbewegungen das Becken und bestätigte         bot bietet hochkarätige Tanzerlebnisse. 30
die Weiblichkeit.                               internationale DozentInnen unterrichten von
Und gleichzeitig konnte sich die höfische       15. bis 27. Juli Skills in Bollywood, Afro Carib-
Kunst des Balletts, ein sehr rigides und dis-   bean Dance, Lindy Hop, Pilates, Feldenkrais
zipliniertes Körpertraining wohl aufgrund       oder Yoga sowie unterschiedliche Spielarten
seiner Eleganz gegenüber all den neuen          von Steppen, Jazz, Urban Dances, Ballett,
Einflüssen behaupten, ja gewann auch eine       Modern und Contemporary Dance bis hin zu
immer größere Tanzgemeinschaft.                 Community Dance.
Durch die getrennt agierenden Instanzen bei
Tanz Bozen bestand für das Kursprogramm         In Bozen tanzen: eines der besten Dinge
die Verpflichtung zu vorwiegend oder exklu-     überhaupt // Auf die schwierige Frage nach
siv Zeitgenössischem nie. Im Gegenteil, die     den Highlights des diesjährigen Sommer-
                                                programms fallen Sharon Booth spontan
Ob für Erwachsene oder                          ein paar Neuerungen ein: „Ich freue mich auf
                                                unseren neuen „Family Time Ballet“-Kurs,
Kinder: Das Kursangebot bietet                  in dem ein Elternteil, ein Großelternteil, ein
hochkarätige Tanzerlebnisse.                    älteres Geschwister oder eine Tagesmutter
                                                die Kinder (von 7 bis 10 Jahren) in einer Bal-
Workshops von Tanz Bozen schöpfen stilis-       lettklasse begleiten. Mit Kindern zusammen
tisch aus dem Vollen und bilden die gesamte     zu tanzen ist immer so magisch, dass es mich
Bandbreite des künstlerischen Tanzes ab mit     zum Lächeln bringt, mir vorzustellen, wie
einem hohen Anteil an Kursen in klassischem     meine eigene Tochter und mein Ehemann
Ballett und deren Derivate wie Floor Barre.     zusammen ein Adagio genießen. Wie immer
Auch für die 35. Ausgabe hat die künstleri-     kommen neue Lehrer zu uns, was oft ein
sche Leiterin Sharon Booth ein vielfältiges     großes Highlight ist. Diesen Sommer kommt
Angebot zusammengestellt, das Anfänger­         Bollywood nach Bozen und ich bin gespannt,
Innen einlädt, erste Tanzschritte zu versu-     wie unser neuer Stil dem Hype um diesen
chen und Profis vor neue Herausforderun-        fröhlichen Tanz gerecht wird. Ein weiterer
gen stellt. Und für jene BoznerInnen oder       Stepplehrer schließt sich uns an und bringt
Bozen-BesucherInnen, die in den letzten         eine Mischung aus amerikanischem Stepp
Ein//blick Tanz Bozen - Getrennt verbunden: 35 Jahre Tanz Bozen - Südtiroler Kulturinstitut
/Tanz im Kulturinstitut/

  Ballettunterricht dient nicht nur der Ausbildung klassischer TänzerInnen, sondern wird auch als Basistraining
      für alle westlichen Tanzstile gesehen. Im Bild die Dozentin Audrey van Herck aus Kanada. Foto: SKI-Archiv

und kubanischen Rhythmen mit. Ein paar                   die Möglichkeit haben, sich an einem Training
neue Optionen im „Repertoire“ sind ebenso                von Compagnien des Performance-Festivals
aufregend wie die Entwicklung unseres pä-                zu beteiligen, haben wir einen Dialog zwi-
dagogischen Programms, eine Erweiterung                  schen jungen TänzerInnen, professionellen
unseres Angebots an „Golden Age“-Kursen                  TänzerInnen, DirektorInnen und Choreograf­
und natürlich „DanceWorks“. Die Bühnenauf-               Innen eröffnet, die es in Tanz Bozen bisher
führungen in zwei speziell darauf hin arbei-             nicht gab. Darüber hinaus haben wir unser
tenden Kursen sind mittlerweile ein Highlight            „Repertoire“-Programm erheblich erweitert,
unseres Sommers, dieses Jahr kreieren Didier             damit fortgeschrittene TanzschülerInnen be-
Barbe und Fabrizio Lolli eine Choreografie mit           rühmte Choreografien erlernen und verste-
Live-Musik, und ich habe keinen Zweifel dar-             hen können, wie sich die Technik in ein be-
an, dass die daraus resultierenden Auftritte             stimmtes Bewegungsvokabular verwandelt.
einfach großartig werden!“                               Das Einbringen von „Gaga“ war auch eine
                                                         wichtige Priorität, da diese physische Spra-
„Es war mir sehr wichtig, die                            che von Ohad Naharin so roh und einzigar-
                                                         tig und nun für eine Vielzahl von Tanzteil-
Lücke zwischen der Ausbildung                            nehmerInnen zugänglich ist. Jeden Sommer
und der professionellen Tanzwelt                         konnten wir einen anderen Dozenten ver-
                                                         pflichten, und immer erreichen die Gaga-
zu schließen.“
                                                         Kurse die maximale TeilnehmerInnenzahl.
                                                         Schließlich glaube ich wirklich, dass Tanz
Seitdem die Tänzerin und Tanzpädagogin                   etwas für JEDEN ist. In gewisser Weise seh-
aus Kanada die künstlerische Leitung des                 nen wir uns alle danach, „das Tanzbein zu
Kursprogramms übernommen hat, hat sie                    schwingen“ und so führte ich „I“ für „inklusive
eine Reihe neuer Schwerpunkte gesetzt: „Es               Kurse“ ein. Das begann erst letzten Sommer;
war mir sehr wichtig, die Lücke zwischen                 die „I“-Kurse waren unglaublich vielfältig und
der Ausbildung und der professionellen                   diese Vielfalt machte allen große Freude. Alle
Tanzwelt zu schließen. Mit der Entwicklung               Altersgruppen, Backgrounds, Erfahrungen
des Programms „Onstage Please“, bei dem                  und Fähigkeiten waren vertreten. In einem
unsere fortgeschrittenen TeilnehmerInnen                 Kurs war eine Frau im Rollstuhl Partnerin
/Tanz im Kulturinstitut/                                                              // Rückblick // 11

einer Solistin des Dresdner Balletts. Wirklich              Info
inspirierend zu sehen, wie Kreativität in die-
sem Austausch von Unterschieden entsteht.“                 WORKSHOPS: von 15. bis 27. Juli 2019
In diesem Sinne hat sich Sharon Booth für                  (Tanzstile und DozentInnen auf S. 29)
die nächsten (35) Jahre zum Ziel gesetzt, die
getrennten Bereiche näher zusammenzu-                      Anmeldung:
bringen: „Ich würde gerne die Zusammenar-                  online auf www.tanzbozen.it/kurse oder
beit zwischen unseren Workshops und den                    beim Südtiroler Kulturinstitut,
Performances weiter verstärken. In unse-                   Schlernstraße 1, Bozen
rem Team haben wir so unglaubliche Cho-
reografInnen und PerformerInnen, dass es                   Informationen und kostenlose
eine Verschwendung ist, ihre Arbeit nicht                  Kursbroschüre:
auf der Bühne zu präsentieren. Es ist auch                 Telefon: 0471 313800;
wichtig, auf der Vielfalt unseres Programms                E-Mail: workshops@tanzbozen.it
aufzubauen – konsequent neue Stile und
LehrerInnen einzuführen und gleichzeitig die               Veranstalter: Südtiroler Kulturinstitut
Kontinuität grundlegender Techniken und
geliebter ‚Stammgäste‘ aufrechtzuerhalten…                 PERFORMANCES: von 12. bis 26. Juli 2019
das ist definitiv ein Balanceakt. Schließlich
soll die Atmosphäre der Workshops Tanz Bo-                 Tickets und Informationen:
zen erhalten, ja sogar geschützt werden. In                Theaterkasse Stadttheater Bozen;
unseren Studios vibriert eine positive Stim-               Telefon: 0471 053 800; www.tanzbozen.it
mung, die ihresgleichen sucht. Die LehrerIn-
nen, Musiker und TeilnehmerInnen lernen in                 Veranstalter:
diesen zwei Wochen buchstäblich voneinan-                  Stiftung Haydn von Bozen und Trient
der und bringen bessere KünstlerInnen und
Menschen hervor. Es mag lächerlich klingen,
aber fragen Sie jemanden und er wird dafür
bürgen, dass es eines der besten Dinge über-
haupt ist, mit uns in Bozen zu tanzen!“

 In den Repertoire-Kursen werden Materialien von bedeutenden Choreografen an fortgeschrittene TänzerInnen
         weitergegeben. Im Bild die TeilnehmerInnen des Kurses „Musical Theatre: Fosse Style“. Foto: SKI-Archiv
Matthias Mayr
                      gibt ein//blick
                      Matthias Mayr, 1973 in Bozen geboren, beginnt mit neun Jahren Cello
                      zu spielen. Es folgt sein Eintritt ins Konservatorium mit dem frühen Ziel
                      im Bereich der Musik (im besten Fall als Musiker) zu arbeiten. Während
                      seiner Studienzeit widmet er sich intensiv der Kammermusik und grün-
                      det das Giovane Trio di Bolzano mit der Absicht, das legendäre Trio di
                      Bolzano in Erinnerung zu rufen. Es begannen jahrelange Studien in Fie-
                      sole, Siena, Winterthur, Lenk und in Mainz. Seit seiner Studienzeit ar-
Foto: Matthias Mayr   beitet er im Festival- und Konzertmanagement, war 13 Jahre lang Leiter
                      des Kammermusikfestes in Lockenhaus.
                      Heute arbeitet er bei RAI SÜDTIROL als Nachrichtensprecher und Pro-
                      grammgestalter, ist künstlerischer Leiter der KLANGfeste auf Schloss
                      Runkelstein und der Konzertreihe PAULS SAKRAL und Leiter des Kir-
                      chenchores in Auer.
/Theater im Kulturinstitut/   // Seitenblick // 13
14 // Seitenblick //                                 /Musik im Kulturinstitut/

                                                                      Federspiel. Die jungen Musiker bestechen durch ihre
                                                              künstlerische Weitsicht und Tonsprache. Foto: © Maria Frodl

                                    Weite Heimat
                 Ein Musiksommer der offenen Grenzen: die Jubiläumsausgabe der KLANGfeste auf
                 Schloss Runkelstein.
                                                                         Von Mateo Taibon, Journalist

                 Bei Konzertveranstaltern können Jubiläen zu        Das Festival war von Anfang an hochkarätig.
                 schlaflosen Nächten führen. Da sollte über-        Das erste Konzert bestritt das weltberühmte
                 boten werden, was man in den Jahren zuvor          Vokalensemble „Die Singphoniker“, es folgten
                 angeboten hat, da sollte dem anspruchsvoll         Franui, I Sonatori de la Gioiosa Marca, aber
                 gewordenen Publikum die Crème de la crème          auch heimische Künstler. Die Ausrichtung
                 serviert werden. Für die KLANGfeste ist die        war zunächst klassisch mit dem Schwer-
                 20. Ausgabe eine Gelegenheit, einige Stern-        punkt Renaissance-Barock. 2013 hat Mat-
                 stunden der letzten Jahre wieder zu erleben.       thias Mayr die künstlerische Leitung über-
                 Das Programm bietet einige der Höhepunkte          nommen und eine stilistische Verschiebung
                 der letzten Jahre und dazu spannende Neu-          vorgenommen, doch dem Auftrag ist er dabei
                 igkeiten an, ein Jubiläumsmix sozusagen aus        treu geblieben: anspruchsvolle und doch un-
                 alten und neuen Bekanntschaften.                   terhaltsame Musik anbieten.

                 Die Idee zu den KLANGfeste hatte Helmut            Mit seiner Ausstrahlung bleibt Schloss Run-
                 Rizzolli, der engagierte Präsident der Stiftung    kelstein der zentrale Austragungsort der
                 Bozner Schlösser. Von Theateraufführungen          KLANGfeste. Dennoch ist die Ausweitung
                 in den 1950er Jahren war ihm die günstige          ein lang gehegter Wunsch der KLANGfeste.
                 Akustik des Schlosshofes in Erinnerung ge-         „Es ist die Suche nach Vernetzung und nach
                 blieben. Träger des Festivals wurde das Kul-       einem Miteinander“, erkärt Matthias Mayr,
                 turinstitut, künstlerischer Leiter Josef Lanz,     „es geht darum, dass man Partner findet, die
                 der von anderen Festivals her bekannt und          für eine zweite Aufführung eines Konzertes
                 geschätzt war. Die Raiffeisenkasse Bozen           ihre Türen öffnen. „Es ist aber nicht eine Part-
                 bot sich als Hauptsponsor der Konzertreihe         nerschaft im Sinne einer gemeinsamen Orga-
                 an. Damit war das Trio vollständig, das Aben-      nisation und Kostenteilung, wie im Falle der
                 teuer begann 2000.                                 Soireen auf Schloss Tirol: Organisation und
/Musik im Kulturinstitut/                                                            // Ausblick // 15

Finanzierung liegen beim Kulturinstitut.“ Es           ­ infallsreicher Tierpräparatoren passt es
                                                       e
gab mehrere Möglichkeiten, letztendlich sind           sich den Fantasien an und geht mit der Zeit:
Kastelbell und Bruneck die zusätzlichen Kon-           ein stimmiger Titel für die Wandlungsfähig-
zertorte geworden. „Bruneck ist ja nicht ein           keit von Federspiel.
fremder Ort“, unterstreicht Matthias Mayr,
„sondern wir bespielen die Sommervariante              Jütz // ist ein tirolerisch-schweizerisches
des Ragenhauses, das ja bereits im Winter              Ensemble, das sich der Volkstradition widmet
Konzertlocation für uns ist.“                          – nicht dem Buchstaben, sondern dem Geiste
                                                       treu. Volksmusik ist im Alpenraum oft mehr
Federspiel // Wer im Web nach Federspiel               eine Frage der Epoche, weniger eine Frage
sucht, stößt auf die fabelhaften Musiker,              der ethnischen Zugehörigkeit, musikalisch
die bereits 2012 und 2014 das Runkelsteiner            sind die Räume seit jeher großzügig bemes-
Publikum begeisterten und 2019 die KLANG-              sen. Jütz macht Volksmusik mit Interpreten,
feste eröffnen. Man stößt aber auch auf                die aus Pop, Jazz, Klassik, Folk kommen, die
Kellereien: das 2004 gegründete Ensemble               stilistischen Grenzen sind fließend. Bekannte
hat seinen Namen nämlich von einem be-                 Volkslieder werden neu gestaltet: urig und
sonderen Wein der Wachau: der Federspiel               doch innovativ, abgeändert und doch wieder-
zeichnet sich durch seinen „fruchtig-char-             erkennbar: Liedgut aus dem Alpenraum wird
manten Charakter“ und seine „kraftvolle De-            verjüngt und „verjützt“ und erhält Beifall von
likatesse“ aus. Den Namen verbindet man mit            allen Generationen.
der Region, aus der die meisten Musiker der
Gruppe ursprünglich stammen. Das Terroir               Liguriani // Ligurien ist eine kulturell vielfach
ihrer Musik ist der multikulturelle Raum der           unterschätzte Region Italiens. In dieser Küs-
Donaumo­narchie, dazu kommen außereuro-                tenregion treffen das Schroffe, die Kargheit,
päische (mexikanische) sowie Pop- und Jazz-            das Verschlossene auch der Berglandschaft
Elemente: verschiedene Musikstile werden               auf die einladende Offenheit des Meeres. Das
zusammen vergoren. Das Programm 2019                   musikalische Erbe Liguriens ist reichhaltig
heißt „Der Wolpertinger“. Es handelt sich da-          und attraktiv: alte wie neuere Volkslieder,
bei um ein Fabelwesen, das in unterschied-             Balladen, politische Lieder, temperament-
licher Form auftritt, als Projektionsfläche            volle Tänze, dazu französische Einflüsse oder
                                                       jene der faszinierenden okzitanischen Tra-
    Mit dem Programm „hin & über“ gelingt es Jütz,     dition. I Liguriani haben es sich zur Aufgabe
       alpine Volkslieder mit Charme und Witz in ein
 musikalisches Überraschungspaket zu verwandeln.
                                                       gemacht, die vielfältige Tradition ihrer Regi-
                          Foto © Yannick Mosimann      on neu aufblühen zu lassen. Die schillernde
                                                       Formation übersetzt die Überlieferungen für
                                                       den heutigen Zuhörer: kein Crossover, keine
                                                       vordergründige Modernisierung, sondern
                                                       eine Übersetzung, eine Anpassung, so dass
                                                       die Musik für heutige Ohren vertraut vital und
                                                       ansprechend klingt. Dies macht die Gruppe
                                                       so charmant und authentisch, so heutig und
                                                       doch so zeitlos. In Bozen bietet das Ensemble
                                                       sein Programm „Stundaio“ an. „Stundaio“ be-
                                                       zeichnet im ligurischen Dialekt einen etwas
                                                       misstrauisch-missmutigen, nörglerischen,
                                                       nach außen unfreundlichen, im Inneren aber
                                                       herzensguten Menschen. Es ist ein Synonym
                                                       für die Menschen Liguriens geworden.

                                                       „folksmilch // gibt es seit dem Jahr 2000,
                                                       gegründet als Studenten-Ensemble in Graz
                                                       anlässlich einer Werbeveranstaltung zum
                                                       Bau des Semmering-Basistunnels.“
16 // Ausblick //                                              /Musik im Kulturinstitut/

                       Auf der Homepage des „austrian.acoustic.                und doch anspruchsvolle Abend bietet M
                                                                                                                    ­ usik
                       trio“ ist die Biographie kurz und bündig. Der           und Musikkabarett in einem geistreichen
                       zweite Auftritt fand übrigens in einer Molke-           Umgang mit musikgeschichtlicher Vielfalt.
                       rei statt, das war der Anlass für die Namens-
                       gebung. Das Trio musiziert fantasiereich, mit           Hubert Dorigatti // A bissl eigen ist er schon,
                       viel Witz und nicht zuletzt mit atemberau-              der Hubert ­Dorigatti, wenn er einen schel-
                       bendem technischen Können. Stilistisch hat              misch anlächelt, doch an den Teufel denkt
                       folksmilch eine weite Heimat: Folk (v.a. des            man sicher nicht, auch wenn er teuflisch gut
                       Donauraums), Tango Nuevo, Jazz, Balkans-                Gitarre spielt und mit rauchig-sündiger Stim-
                       wing und immer wieder die Klassik als ver-              me singt. „Memphis liegt in Südtirol und der
                       bindendes Grund­element fließen ineinander.             Teufel spielt Blues“, heißt es im Text zur CD
                       Das Ergebnis: ein Crossover, kammermusika-              „Memphisto“ des Gitarristen, Sängers und
                       lisch in seiner Textur, mitreißend in seiner            Songwriters, „der Teufel kommt aus Bruneck
                       Virtuosität, zeitlos in seiner Musiksprache.            und spielt tatsächlich Blues.“ Der Pusterer
                       Dazu gesellen sich die Eleganz der fluktuie-            Hubert Dorigatti stieß bereits in der Mittel-
                       renden Wechsel zwischen den Stilen und die              schulzeit auf den Blues. Im Heim in Neustift
                       Nonchalance im Umgang mit Anspielungen                  stöberte er in Kassetten, die im Musikzimmer
                       und Zitaten.                                            lagen: „Diese Musik hat mir einfach gefallen“,
                                                                               sagt er. So hat er die Welt des Blues erkundet,
                       Der zweite Auftritt fand übrigens                       hat Jazz an den Konservatorien in Wien und
                                                                               Trient studiert und durchwanderte unter-
                       in einer Molkerei statt, das war der                    schiedlichste musikalische Stationen, doch
                       Anlass für die Namensgebung.                            seine musikalische Heimat bleibt der Blues.
                                                                               Was spricht ihn am Blues so an? Die melan-
                                                                               cholische, introvertierte Seite? „Ja, man hat
                                                                               das Privileg, dass man auch die dunkleren
                                                                               Seiten ansprechen kann, man kann auch von
                                                                               sich erzählen, wenn es einem nicht so gut
                                                                               geht.“ Vieles in seinen Texten sei autobio-
                                                                               graphisch, bekennt er, denn „ich schreibe
                                                                               eher, wenn ich nachdenklich oder schlecht
                                                                               gelaunt bin und in den Abgründen meiner
                                                                               Seele nachforsche.“

                                                                                                Im Blues ist der Ausnahmemusiker
                                                                                       Hubert Dorigatti zu Hause. Foto © Silbersalz

           Die Musik von folksmilch ist Ausdruck einer immensen Spielfreude,
  die sich bei den Konzerten auf das Publikum überträgt. Foto © Lucija Novak

                       Auf Schloss Runkelstein ist das jüngste Kon-
                       zertprogramm zu hören: „Palermo“ (2018),
                       ein Mix von Bearbeitungen und Eigenkom-
                       positionen. Neben Piazzola erklingt Michael
                       Jacksons „Billie Jean“ mit Tango-Flair, „Noche
                       de Figaro“ überrascht mit einem Fremdzitat,
                       in „Palermo“ (EAV) amüsiert die Paraphrase
                       musikalischer Stile, und Mozarts „Alla turca“
                       erklingt balkanisch-flott. Der unterhaltsame
/Musik im Kulturinstitut/                                                          // Ausblick // 17

         Auf Schloss Runkelstein präsentiert Hubert                In „Dance“ verlegt Uwaga! barocke Tänze, ro-
         Dorigatti (Gitarre) mit Fabrizio Poggi (Mund-             mantische Ballettsuiten, Klaviermusik, Tango
         harmonika) und Max Castlunger (Percussion)                oder Disco-Sound in andere Epochen und an
         seine CD „Memphisto“ (2018). Hat der sanfte               andere Orte: die Kunst der Verwandlung.
         Dorigatti etwas mit Mephisto gemein? „Es ist
         ein reines Wortspiel“, sagt er, es gäbe zwar
         Geschichten um die verkaufte Seele für den                Die Stimme des
         Blues ... apropos Seele: Hubert Dorigatti legt
         seine Seele in seine Musik hinein. „Mountain
                                                                   Hauptsponsors //
         Blues“, heißt es als Zusatz zu seinem Pro-                Das Leitmotiv der KLANGfeste lässt sich wohl
         gramm: „from the marmolada mountain to                    am besten mit: „Besondere Musik in einem
         mali to mississippi ...“: Eine weite musikali-            besonderen Ambiente“ zusammenfassen.
         sche Heimat.                                              Die wahre Einzigartigkeit der KLANGfeste
                                                                   ergibt sich aber aus dem Ambiente, in dem sie
                                                                   stattfinden, nämlich im Burghof von Schloss
                                                                   Runkelstein. Konzerte unter freiem Himmel
                                                                   sind eine Herausforderung für Künstler und
                                                                   Veranstalter, nicht nur, weil auf Wetterka­
                                                                   priolen schnell und flexibel reagiert werden
                                                                   muss.

                                                                   Diese immer einzigartige, im
                                                                   Sinne von nicht wiederholbare,
                                                                   Klangkulisse verleiht diesem
                                                                   Musikfestival seinen ganz
     Vier Musiker, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten,
                                                                   besonderen Flair.
stürzten sich 2007 in das Abenteuer, gemeinsam zu musizieren
                             Foto: © Ebbert & Ebbert Fotografie    In die musikalische Darbietung der Künstler
                                                                   flechten sich andere Geräusche und Töne ein,
         Uwaga! // Vier Musiker unterschiedlicher                  die es in einem Konzertsaal schlichtweg nicht
         Prägung bilden das von genuiner Spielfreude               gibt: das leise Säuseln des Abendwindes, das
         getragene Ensemble Uwaga!, das die Zuhörer                Zirpen der Grillen, manchmal das bedrohli-
         auf spannende abenteuerliche Streifzüge                   che Grollen des Donners und - völlig unver-
         mitnimmt. Heterogene Elemente ergeben                     meidlich – manchmal auch das Prasseln der
         eine interessante musikalische Landschaft,                Regentropfen. Diese immer einzigartige, im
         die Klassik, Jazz, Pop- und Weltmusik so-                 Sinne von nicht wiederholbare, Klangkulisse
         wie Balkan-Sound umspannt. Das Quartett                   verleiht diesem Musikfestival seinen ganz
         reißt mit der stilistischen Neuerkundung von              besonderen Flair.
         bekannter Literatur mit: Tschaikowsky oder                Als Bozner Bank sind wir froh und stolz zu-
         Beethoven als heutige Tanzmusik, Mozart im                gleich, Pate dieser Veranstaltungsreihe zu
         Balkanstil, Disco-Music klassisch und balka-              sein. Wir sind überzeugt: Geld schafft nicht
         nisch eingefärbt.                                         Kunst, es kann sie allenfalls ermöglichen. Da-
                                                                   mit aus dieser Möglichkeit auch Wirklichkeit
         Heterogene Elemente ergeben                               wird, dazu braucht es notwendigerweise den
                                                                   konkreten Zuspruch des Publikums. Diesen
         eine interessante musikalische                            Zuspruch wünschen wir den KLANGfesten
         Landschaft, die Klassik, Jazz, Pop-                       auch für die Zukunft. Die Raiffeisenkasse Bo-
                                                                   zen wird dabei verlässlicher Partner bleiben.
         und Weltmusik sowie Balkan-
         Sound umspannt.                                           Alexander Gasser,
                                                                   Obmann der Raiffeisenkasse Bozen
18 // Ausblick //                                     /Musik im Kulturinstitut/

                    Weltumfassender                                 ­ ulturellen Strömungen, wie er typisch für
                                                                    k

                    musikalischer                                   das Programm der KLANGfeste ist, finden wir
                                                                    reizvoll. Dieses Musikfestival ist für uns also
                    Kulturraum                                      ein weiterer Beitrag zum kulturellen Aus-
                                                                    tausch mit unseren Nachbarländern bzw. mit
                    Kurzinterview mit Hans-Christoph von            einem fast schon weltumfassenden musika-
                    Hohenbühel, Vorsitzender des Südtiroler         lischen Kulturraum.
                    Kulturinstituts
                                                                    Das Programm des Kulturinstituts ist an-
                    ein//blick: Wie ordnen sich die KLANGfeste      spruchsvoll und vielseitig, wie passt diese
                    in das Gesamtangebot des Kulturinstituts        Konzertreihe, die im Grunde Unterhaltungs-
                    ein?                                            musik ist, ins Konzept?
                    Hans-Christoph von Hohenbühel: Zu einer         Die Einteilung in Ernste Musik und Unterhal-
                    lebendigen Kultur gehören neben dem ei-         tungsmusik, E- und U-Kultur, halten wir nicht
                    genen Schaffen auch der Kulturkontakt und       für sinnvoll. Wo hätten sich beispielsweise
                    -austausch mit einer größeren Gemein-           Vivaldi oder Mozart selbst eingeordnet? Ich
                    schaft. Für diesen Kontakt und Austausch        weiß es nicht. Man kann Musik nur gut oder
                    zu sorgen, ist unser Auftrag. Deshalb pflegt    schlecht machen – egal in welchem Bereich.
                    das Südtiroler Kulturinstitut die Beziehungen   So hat es der Autor, Historiker und Musiker
                    zum gesamten deutschen Kulturraum durch         Philipp Blom vor kurzem bei seiner Veran-
                    Veranstaltungen in der gemeinsamen Spra-        staltung in Bozen auf den Punkt gebracht.
                    che: Theatergastspiele, Lesungen, Vorträge      Dass die Musiker, die wir einladen, ihre Mu-
                    und vieles mehr. Musik ist eine Ausdrucks-      sik gut machen, auf professionellem Niveau
                    form, die weit über Sprachgrenzen hinaus-       spielen, neue Wege bei der Interpretation
                    reicht, wenngleich auch sie unterschiedliche    beschreiten, vielfach auch selbst komponie-
                    kulturelle Prägungen kennt. Gerade diesen       ren oder Werke neu arrangieren – das sind
                    Mix aus verschiedenen musikalischen und         die Auswahlkriterien, die uns wichtig sind.

     Programm KLANGfeste 2019
     Federspiel                                     folksmilch                                        Ein Kultur-
                                                                                                    sponsoring der
     „Wolperting“                                   „Palermo“
     Do., 20.06.19                                  Do., 04.07.19
     Schloss Runkelstein                            Schloss Runkelstein
                                                                                                    Gefördert von
     Jütz                                           Hubert Dorigatti
     „hin & über“                                   „Memphisto“
     Di., 25.06.19                                  Di., 09.07.19
                                                                                                    Schirmherrschaft
     Schloss Runkelstein                            Schloss Runkelstein
     Do., 27.06.19                                  Mi., 10.07.19
     Schloss Kastelbell                             Ragenhaus, Bruneck
                                                    
     Liguriani                                      Uwaga
                                                                                                      In Zusammen­
                                                                                                         arbeit mit:
     Klänge und Geschichten                         „Dance!“
     aus Ligurien                                   Fr., 12.07.19
     Fr., 28.06.19                                  Schloss Runkelstein
     Schloss Runkelstein

     Alle Konzerte beginnen um 20.30 Uhr; Abendkasse ab 19.30 Uhr.                                   MusikschuleBruneck
                                                                                                   Scuola di musica Brunico

     Infos: www.klangfeste.org
     Karten: Tel. 0471 313800 – info@kulturinstitut.org – Athesia Ticket
L AURIN BAR & BIstRo
                                            /Sprachstelle      im Kulturinstitut/
                                                   L AU R I N s tR A s s e 4, Boze N — L AU R I N . It   — #L AURINLIfe
                                                                                                                          // Seitenblick // 19
granitdesign.eu Photo: Christian Kain

                                                                                        7: 3 0        1:00

                                                      enjoy
                                                                       open from                 to

                                                             l aurins summer lounge

                                        ENJOY
                                        THE
                                        LAURIN BAR& BISTRO
                                        LIFE!
20 // Seitenblick //                                 /Jukibuz im Kulturinstitut/

    //                          Über das
                                Leben in all
                                seinen Formen
                 Die schönsten Geschichten schreibt das Leben, heißt es. Dass dabei auch gute Bücher
                 entstehen, zeigte ein Gang durch die diesjährigen „Bücherwelten im Waltherhaus“. Die
                 aktuelle Kinder- und Jugendliteratur beschäftigt sich gerne mit Biografien, die so unter-
                 schiedlich sind wie die Formen, welche von Autorinnen und Autoren gewählt werden, um
                 uns die Geschichte eines Lebens zu erzählen.

                                                            Von Brigitte Kustatscher, Mitarbeiterin im JUKIBUZ

                 Bilderbücher eröffnen bereits einem jungen         und verstummen nur am Tag des Attentats,
                 Lesepublikum die Welt berühmter Persön-            um wie die Protagonistin auf den nächsten
                 lichkeiten. Malala Yousafzai, die jüngste No-      Seiten zurückzukehren – noch kraftvoller
                 belpreisträgerin der Geschichte, schreibt in       und selbstbewusster.
                 ihrem ersten Bilderbuch „Malalas magischer
                 Stift“ über ihre Kindheit in Pakistan und darü-    „Der Wundergarten“ erzählt die Lebensge-
                 ber, wie sehr sie sich als kleines Mädchen ei-      schichte des Künstlers Nek Chand, dessen
                 nen Stift wünschte, um damit über die Armut,        Felsengarten im indischen Chandigarh zu
                 die Not und den Krieg im Land eine bessere          einer bekannten Sehenswürdigkeit gewor-
                 Welt zu malen. Sie erzählt auch davon, wie          den ist. Als junger Mann aus seinem Hei-
                 sie statt diesem Traum nachzuhängen tat-            matort vertrieben, lässt sich Nek Chand in
                 sächlich einen Stift zur Hand nimmt und mit         Chandigarh nieder und beginnt mit dem Bau
                 dem Schreiben beginnt.                              seines geheimen Wundergartens: Er sam-
                                                                     melt Scherben, Gebrauchtes und Überreste
                                 „Jemand musste seine Mei-           auf den Müllhalden der Stadt und erbaut
                                  nung sagen. Warum nicht            damit seinen Felsengarten, der wie eine Oase
                                  ich?“ //Und so wird Malala,        inmitten der Wüste aus Beton und Grau liegt.
                                  deren Tagebuch in der Öf-          Hervorragend fängt
                                  fentlichkeit bekannt wird,         dieses besonde-
                                  zum Sprachrohr der Mäd-            re Bilderbuch die
                                  chenbildung und Gleichbe-          Stimmung an dem
                                  rechtigung und der Angriff         Ort voller kleiner
                                  auf sie zu einem traurigen         und großer Statuen,
                 Beispiel der Brutalität, mit welcher der Kampf      Gebäude, Balkone
                 um Macht und die ideologische Vorherr-              und Gärtchen aus
                 schaft in ihrer Heimat geführt wird. Bunte          recyceltem Mate-
                 Illustrationen ergänzen den glasklaren Er-          rial ein.
                 zählton Malalas, in dem kein Wort zu viel fällt,
/Jukibuz im Kulturinstitut/                                                 // Seitenblick // 21

Mit Erfindern und Entdeckern macht sich           Das klassische Sachbuch als Informations-
das Sachbuch auf zu neuen Formen // Mit           lieferant // Biografien zu historischen oder
dem erzählenden Sachbuch hat sich in den          zeitgenössischen Personen machen nach
letzten Jahren ein Genre im Kinder- und           wie vor einen Teil der jährlich erscheinenden
Jugendbuchbereich entwickelt, das beson-          Sachbuchproduktion aus. Kinder und Jugend-
ders lesenswerte und innovativ gestaltete         liche aller Altersstufen können aus einem
Neuerscheinungen hervorbringt. „Johannes          breiten Spektrum aus passenden Veröffent-
Gutenberg und das Werk der Bücher“ erzählt        lichungen wählen, wobei die Aufbereitung
die Lebensgeschichte dieses bahnbrechen-          und formale wie inhaltliche Gestaltung der
den Erfinders, dessen 550. Todestag im ver-       Bücher stark variieren: Steckbriefartige Le-
gangenen Jahr zu einer großen Anzahl an           bensläufe findet man beispielsweise in „100
entsprechenden Neuerscheinungen geführt           Forscher, die die Welt verändert haben“ für
hat. Es ist der Auftakt der neuen Reihe „Kinder   Kinder ab 8 Jahren oder im Ratgeber „How to
entdecken berühmte Leute“, die sich berühm-       be a girl“ für Jugendliche ab 13 Jahren.
ten Erfindern und Entdeckern widmet und
mit Christine Schulz-Reiss eine erfahrene
Sachbuchautorin gewinnen konnte. Sie schil-
dert das Leben Gutenbergs mit den nötigen
Informationen zum historischen Kontext so
lebendig, dass Wissensvermittlung und li-
terarisches Vergnügen fließend ineinander
übergehen. Die kupferstichartigen Illustra-
tionen von Klaus Ensikat machen die spät-
mittelalterliche Atmosphäre perfekt.

                                                  Die rundum gelungene Neuerscheinung „Al-
                                                  les über Anne“ wirkt auf den ersten Blick wie
                                                  ein klassisches Sachbuch, besticht beim Le-
                                                  sen jedoch mit einem innovativen Layout und
                                                  einer tollen grafischen Gestaltung, die vom
                                                  Vorsatzpapier bis zu den Seitenrändern ein-
                                                  fallsreich durchdacht ist und alle Kniffe eines
                                                  Buchs im Hardcover-Format nutzt. Es bietet
                                                  eine erste und umfassende Annäherung an
Reisefieber und Forschergeist werden Kinder       Anne Frank, die Interessierte im Mittelschul-
ab 10 Jahren packen, wenn sie den prachtvol-      alter ansprechen und fesseln wird.
len Sachbuchband „Alexander von Humboldt          Bestseller-Autor Christian Nürnberger und
oder Die Sehnsucht nach der Ferne“ in den         Südafrika-Experte Stephan Kaußen legen
Händen halten. Es ist ein Buch mit vielen         mit ihrer neuen Biografie über „Nelson Man-
farbenfrohen, atemberaubenden Illustra-           dela“ ein sprachlich wie inhaltlich deutlich
tionen und liebevoll gezeichneten Karten,         anspruchsvolleres Sachbuch für Jugendliche
die den LeserInnen beim Betrachten einen          ab 13 Jahren vor.
lebendigen Eindruck davon geben, wie Hum-
boldt sich gefühlt haben muss, als er der         Biografien als Comic und Graphic Novel //
beeindruckenden Pflanzen- und Tiervielfalt        Gezeichnete und bebilderte Geschichten
ferner Länder gegenüberstand und auf sei-         haben sich in den letzten Jahren, obwohl
nen jahrelangen Reisen erfuhr, wie groß die       häufig als leichtes Lesefutter abgestem-
weite Welt tatsächlich ist. Es ist aber auch      pelt, zu einem anspruchsvollen Genre der
ein Buch, das gelesen werden will und dafür       Kinder- und v.a. Jugendliteratur etabliert.
reich belohnt: Mit unglaublichen Geschichten      Vom dünnen Heftchen bis hin zum dicken
eines aufregenden Lebens, dessen Entde-           Wälzer im Hardcover sprechen sie nicht nur
ckerdrang für zwei gereicht hätte.
22 // Seitenblick //                                /Jukibuz im Kulturinstitut/

                 die „Bilderleser“ an, sondern bereiten mit        „Ein Leben, wie es spannender nicht sein
                 ausgefeiltem Stil und spannenden Themati-          könnte...“ // Das Leben des legendären Eu-
                 ken durchaus auch traditionellen Lesetypen         gène François Vidocq, Ausbrecherkönig, Kri-
                 Freude. Mit „Eine Hand voller Sterne“ liegt        minalist und Vorbild für Arthur Conan Doyles
                 nun Rafik Schamis autobiografischer Roman          Sherlock Holmes, wird in Walter Hansens
                 als Graphic Novel vor. Die in schwarz, weiß       „Der Detektiv von Paris“ für Jugendliche ab
                 und olivgrün gehaltenen Zeichnungen von            12 Jahren literarisch aufgearbeitet. Vidocq
                 Markus Köninger hauchen der Geschichte             kommt durch eine kindliche Dummheit recht
                 rund um den namenlosen Bäckerjungen in             früh in Kontakt mit dem Gaunerleben der
                 Damaskus, der von seiner Familie, der Lie-         damaligen Zeit. Ob zu Unrecht oder schuldig,
                 be und seinen Zukunftsträumen in der sy-           immer wieder muss er Strafen verbüßen,
                 rischen Stadt erzählt, Leben ein. Doch auch        doch Gitterstäbe stellen für den gewitzten
                 die Unruhen und der Terror der beginnenden         Jungen kein Hindernis dar: 25-mal bricht er
                 Diktatur, vor der sich niemand in Sicherheit       aus Gefängnissen aus, bis er schlussend-
                 wähnen kann, spielen eine wichtige Rolle in        lich einen Handel mit dem Polizeipräsiden-
                 der über 130 Seiten langen Bildergeschichte,       ten von Paris eingeht und zum Berater der
                 die den vielfach ausgezeichneten Autor auf         Ermittler wird. Der Au-
                 diese Weise für junge Erwachsene noch ein-         tor erzählt sich einmal
                 mal neu zugänglich macht.                          durch sämtliche Genres
                                                                    und es gelingt ihm da-
                                                                    bei ein hochspannender
                                                                    Historienkrimi, der eine
                                                                    abenteuerliche Biografie
                                                                    mit etwas dichterischer
                                                                    Freiheit zu einem unter-
                                                                    haltsamen, lustig-ver-
                                                                    blüffenden Leseerlebnis
                                                                    macht.

                                                                   Leseförderung, die über herkömmliche For-
                                                                   men hinausgeht // Ob als Bilder- oder klas-
                 Eine „offizielle Comic-Biografie“ gibt es nun     sisches Sachbuch, erzählt oder gezeichnet:
                 zum Südtiroler Extrembergsteiger Reinhold         Lebensläufe außergewöhnlicher Menschen
                 Messner. Michele Petruccis naturalistische        bieten der Kinder- und Jugendliteratur tol-
                 Comic-Strips beschreiben die Abenteuer, Er-       len Stoff für aufregende Geschichten. Das
                 rungenschaften und Dramen Messners und            junge Lesepublikum kommt damit nicht nur
                 vermitteln dessen Gefühle und Gedanken            zu Informationen und Sachwissen, sondern
                 in den zahlreichen außergewöhnlichen Le-          auch in den Genuss guter Bücher, die positive
                 benssituationen äußerst treffend. In drei Ka-     Leseerlebnisse schaffen und zeigen, dass es
                 piteln hält ein literarischer Reinhold Messner    neben dem herkömmlichen Roman eine Fülle
                 Rückschau auf sein Leben, erzählt von seinen      an literarischen Formen zu entdecken gibt.
                 Expeditionen, schmerzlichen Verlusten und
                 vielseitigen Interessen, wobei sein Selbstbe-
                 wusstsein und eiserner Wille zum Grundton
                 der Schilderungen gehören. Die spannende
                 All-Age-Biografie lebt von der Kraft ihrer Bil-
                 der, einem durchdachten Konzept, das volls-
                 te Konzentration beim Lesen erfordert, und
                 nicht zuletzt von dem aufregenden Leben
                 des Protagonisten selbst.
/Jukibuz im Kulturinstitut/                                                  // Seitenblick // 23

  Büchertipps
 :: Malala Yousafza: Malalas magischer Stift       :: Julia Korbik: How to be a girl
    (Nord Süd, 2018) / ab 5                           (Gabriel, 2018) / ab 13
 :: Barb Rosenstock: Der Wundergarten              :: Menno Metselaar u.a.: Alles über Anne
    (Freies Geistesleben, 2018) / ab 6                (Carlsen, 2018) / ab 10
 :: Christine Schulz-Reiss: Johannes Guten-        :: Christian Nürnberger, Stephan Kaußen:
    berg und das Werk der Bücher                      Nelson Mandela (Gabriel, 2018) / ab 13
    (Kindermann, 2018) / ab 8                      :: Rafik Schami, Markus Köninger:
 :: Volker Mehnert: Alexander von Humboldt            Eine Hand voller Sterne
    oder Die Sehnsucht nach der Ferne                 (Beltz & Gelberg, 2018) / ab 14
    (Gerstenberg, 2018) / ab 10                    :: Michele Petrucci: Reinhold Messner
 :: Andrea Mills, Stella Caldwell: 100 Forscher,      (Knesebeck, 2018) / ab 12
    die die Welt verändert haben                   :: Walter Hansen: Der Detektiv von Paris
    (Dorling Kindersley, 2018) / ab 8                 (Ueberreuter, 2018) / ab 12

//                   Büchersommer –
                     Sommerbücher
Der Leseclub aus dem JUKIBUZ empfiehlt
tolle Ferienlektüre für Jugendliche

Für Mädchen im Alter von un-                                       In den Warrior-Cats-Büchern
gefähr 10 Jahren, die gerne                                        geht es um Wildkatzen, die im
lustig-verrückte Bücher lesen,                                     Wald überleben müssen. Sie
ist dieses Buch genau richtig.                                     sind in vier Clans aufgeteilt
Als Cilla erfährt, dass sie eine                                   und müssen immer wieder
kleine Schwester bekommt,                                          mit Problemen fertigwer-
ist sie gar nicht begeistert. Da-                                  den, z.B. mit Überschwem-
mit sie auch nach der Geburt ihrer Schwester       mungen, Streitigkeiten, Hungersnöten und
noch Aufmerksamkeit von ihrer Familie be-          noch vielem mehr… Diese Abenteuer sind
kommt, schreibt sie ein Buch über ihr tur-         so spannend, dass man die Bücher sofort
bulentes Leben: „Wie ich aus einem Pinguin         verschlingt. Zum Glück gibt es sieben Staffeln
einen Elefanten machte“. Besonders gut hat         zu je sechs Büchern, dazu noch Spezialbü-
mir gefallen, dass das Buch in der Ich-Form        cher und Sonderbände! Diese Bücherreihe
geschrieben wurde.                                 empfehle ich Katzenliebhabern im Alter von
Buchtipp von Sanja, 10 Jahre alt                   8 bis 14 Jahren.
Susan Tan: Wie ich aus einem Pinguin einen         Buchtipp von Sofia, 13 Jahre alt
Elefanten machte                                   Erin Hunter: Warrior Cats. In die Wildnis
Cbt, 2017, 240 Seiten, ab 9                        (Reihe I, Band I), Neuausgabe
                                                   Beltz & Gelberg, 2018, 317 Seiten, ab 10
24 // Seitenblick //                                /Jukibuz im Kulturinstitut/

                 „Ein Baum voller Geheimnisse“ ist ein richti-   Yara und Noel sind die Haupt-
                 ges Sommerferien-Buch! Die Hauptfigur ist       figuren in diesem wunder-
                 ein Mädchen namens Minty, das gemeinsam         schönen Buch, in dem sich
                 mit dem geheimnisvollen Jungen Raymond          alles um die Liebe dreht. Die-
                 im dunklen Wald neben ihrem Haus einen          se zwei Jugendlichen müssen
                 Baum voller Geheimnisse findet, die auf Zet-    sich auf eine Reise begeben,
                 teln versteckt sind.                            um einem verstorbenen Mann
                 Ich würde dieses tolle Buch allen empfehlen,    die letzten zehn Wünsche zu
                 die Spaß am Lesen haben.                        erfüllen. Ich habe dieses Buch innerhalb ei-
                 Buchtipp von Emma, 11 Jahre alt                 nes Tages gelesen, da ich es einfach nicht
                 Natalie Standiford:                             mehr weglegen konnte!
                 Ein Baum voller Geheimnisse                     Buchtipp von Ariadne, 12 Jahre alt
                 Carlsen, 2016, 304 Seiten, ab 10                Ava Reed: Wir fliegen, wenn wir fallen
                                                                 Ueberreuter, 2017, 304 Seiten, ab 12

                 Dieses packende Buch handelt von einem
                 Mädchen namens Natalie, dessen Großvater        In den Büchern „Rubinrot“,
                 entführt wird. Als Natalie sich auf die Suche   „Saphirblau“ und „Smaragd-
                 nach ihm macht, kommt sie einer unheim-         grün“ geht es um 2 Jugendli-
                 lichen Geheimgesellschaft auf die Spur. Ich     che namens Gwendolyn und
                 fand das Buch so spannend, dass ich es nicht    Gideon. Sie verlieben sich in-
                 weglegen konnte, bevor ich es fertiggelesen     einander, und das nicht nur
                 hatte. Ich habe bis 23 Uhr gelesen und hab es   in der Gegenwart, sondern
                 gar nicht bemerkt! „Taurus“ ist für Kinder ab   auch in der Vergangenheit
                 10 Jahren gut geeignet.                         und in der Zukunft! Alle, die gerne spannen-
                 Buchtipp von Noah, 12 Jahre alt                 de Liebesromane lesen, werden auch diese
                 Michael Templar: Taurus - Die Erben der         Bücher lieben.
                 Macht (Band 1 der Sternen-Saga)                 Buchtipp von Ariadne, 12 Jahre alt
                 Oetinger, 2018, 384 Seiten, ab 10               Kerstin Gier: Edelsteintrilogie. Rubinrot (1)
                                                                 – Liebe geht durch alle Zeiten
                                                                 Arena, 2014, 352 Seiten, ab 12
                 In diesem Buch geht es um ein Mädchen na-
                 mens Nova. Nova wird von einer Wahrsagerin
                 auf dem Jahrmarkt verflucht, und das, ob-
                 wohl sie nicht einmal an Magie und solches      Auch im kommenden Herbst wird der JUKI-
                 Zeug glaubt! Nun hat Nova plötzlich einen       BUZ-Leseclub für Jugendliche ab 9 Jahren
                 bösen Zwilling namens Avon, der für viel        wieder starten. Informationen gibt es ab Mit-
                 Aufregung sorgt. Allen, die gerne lange und     te August im neuen JUKIBUZ-Programm oder
                 spannende Bücher lesen, würde ich dieses        online unter www.kulturinstitut.org.
                 Buch empfehlen. Es hat mich so gefesselt,
                 ich habe es kaum noch aus der Hand legen
                 können.
                 Buchtipp von Emma, 11 Jahre alt
                 Tanja Voosen: Nova und Avon –
                 Mein böser, böser Zwilling
                 Carlsen, 2017, 304 Seiten, ab 11
/Sponsoring im Kulturinstitut/   // Seitenblicke // 25

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ein Gemeinschaftsprojekt von
26 // Seitenblicke //                                    /Menschen im Kulturinstitut/

       Medea
       Frauen und Macht // Darum geht es in Christa Wolfs Roman                      Brigitte Margesin, Verwaltungsrätin
       „Medea. Stimmen“. Doch bei Christa Wolf ist die Frau – nämlich              des Kulturinstituts mit Ressortdirektor
                                                                                   Armin Gatterer
       Medea – anders als im griechischen Drama nicht die mächtige
       Kindsmörderin, sondern gerät selbst in die Mühlen der Macht.
       Das Deutsche Theater Berlin hat Christa Wolfs Roman unter
       der Regie von Tilmann Köhler für die Bühne adaptiert und mit
       Maren Eggert als Medea prominent besetzt. Das Südtiroler
       Kulturinstitut hatte die Inszenierung ins Bozner Waltherhaus
       eingeladen, sehr zur Freude des Sponsors Maximin Liebl von
       der Bozner Madonna Apotheke. Oswald Rogger, Präsident der
       Volkshochschule Südtirol, konnte als Mitveranstalter auch
       zahlreiche ehrenamtliche Mitarbeiter der Volkshochschule
       Südtirol begrüßen.
                                                                                                         Foto: SKI-Archiv

       New York Polyphony
       Der Vorsitzende des Südtiroler Kulturinstituts       Alte Musik // Bei Musik aus New York denkt man nicht
       Hans-Christoph von Hohenbühel mit Gattin Monika
       sowie Elisabeth und Gottfried Vonmetz
                                                            unbedingt an Alte Musik. Doch die vier Herren des A-
                                                             Cappella-Ensembles New York Polyphony wurden vor
                                                             allem damit berühmt. Ihr musikalisches Repertoire
                                                              reicht aber bis in die Gegenwart, was sie beim Kon-
                                                               zert im Brunecker Ragenhaus bewiesen. Mateo Taibon
                                                               bereitete das Publikum bei seiner Einführung in der
                                                                Athesia-Buchhandlung auf einen besonderen Abend
                                                                vor. Auch Gottfried Vonmetz, Leiter des Zweitsitzes
                                                                 Bozen als Vertreter des Sponsors Mediocredito In-
                                                                 vestitionsbank war erstaunt, welche Klangfülle mit
                                                                  nur vier Stimmen erzielt werden kann.
        Foto: SKI-Archiv

       The Who and the What
       Zerreißprobe // Man hat es nicht immer leicht mit den eigenen             Melissa Fischer von der Hypo Vorarlberg
       Kindern – und Eltern. Eine genauso humorvolle wie tiefgreifende                Leasing und Michael Hölzl, CEO von
                                                                                                            Firstavenue
       Geschichte darüber erzählt der Autor Ayad Akhtar in seinem The-
       aterstück „The Who and the What“: Ausgerechnet den Propheten
       Mohammed will die Tochter in einem Buch auseinandernehmen,
       was die Familie auf eine harte Probe stellt. Der Vater möchte
       nämlich nur eines: die zwei Töchter verheiratet sehen. Das Deut-
       sche Schauspielhaus Hamburg hat mit der deutschsprachigen
                                                                                                                       Foto: SKI-Archiv

       Erstaufführung des Stückes einen großen Erfolg gelandet. Auf
       Einladung des Südtiroler Kulturinstituts war die Inszenierung
       als Gastspiel im Bozner Waltherhaus und im Meraner Stadtthe-
       ater zu sehen. Michael Meyer und Melissa Fischer als Vertreter
       des Sponsors Hypo Vorarlberg Leasing freuten sich über den
       Publikumserfolg.
/Menschen im Kulturinstitut/                                                         // Seitenblicke // 27

Zorro – Rächer der Würstelmänner
Wiener Gemüt und Heurigenstimmung // Ob als Inspektor Jury in der                          Alex Agostini, Mitarbeiter des
gleichnamigen TV-Serie oder als Frauenschwarm in Kinofilmen wie                          Kulturinstituts, Monika Holzner,
                                                                                           Präsidentin des Kulturhauses
„Der letzte Tanz“ – der Schauspieler Fritz Karl zeigt in seinen vielen                Schlanders, Fritz Karl sowie Martin
Rollen stets, wie wandlungsfähig er ist. Dass er auch ein begnadeter                        Trafoier, Verwaltungsrat des
                                                                                                           Kulturinstituts
Vorleser ist und den perfekten „Zorro“ abgibt, bewies er bei seinen
Lesungen in Schlanders und Bruneck Ende April. Der humorvolle Text
„Zorro – Rächer der Würstelmänner“ des Autors H. C. Artmann gab
dem Programm seinen Titel und stand beispielhaft für den Inhalt der
Lesung: literarische Perlen des abgründigen Wiener Humors von
Anton Kuh bis Alfred Polgar. Musikalisch begleitet wurde Fritz Karl
von den OÖ. Concert-Schrammeln, die für die passende Heurigen-
Stimmung sorgten.
                                                                                                         Foto: SKI-Archiv

Bücherwelten in Schlanders
                                                        Auf Wanderschaft // Die Bücherausstellung, die im Jän-
                                                        ner im Waltherhaus in Bozen präsentiert worden war, war
        V. l.: Julia Aufderklamm, Johannes Andresen,
                 Volker Klotz, Raimund Rechenmacher,
                                                         erstmals auch in Schlanders zu sehen. Der Leiter der Mit-
         Monika Wielander Habicher, Martin Trafoier,      telpunktsbibliothek Schlanders Raimund Rechenmacher
      Karin Larcher, Hans-Christoph von Hohenbühel,        konnte bei der Eröffnung zahlreiche Gäste begrüßen.
                          Gudrun Warger, Ramona Kuen
                                                           Grußworte überbrachten Johannes Andresen von der
                                                            Landesbibliothek Teßmann und Hans-Christoph von
                                                             Hohenbühel vom Südtiroler Kulturinstitut. Der ge-
                                                             schäftsführende Abteilungsdirektor Volker Klotz hielt
                                                              ein Kurzreferat zum Thema „Wer soll das alles lesen?“
                                                              Rund um die Ausstellung gab es ein reichhaltiges
Foto: SKI-Archiv                                               Rahmenprogramm.

Buchkunst - Kunstbuch
Raum und Zeit // Zum zweiten Mal fand unter dem Motto „Buch-
                                                                                              3. Klasse Oberschule des
kunst –Kunstbuch“ eine von Eva Gratl konzipierte und von
                                                                       Franziskanergymnasiums mit Karin Larcher
Peter Karlhuber gestaltete Ausstellung statt. Unterschiedliche            (3. v. l.) und der Kuratorin der Ausstellung
Bücher und Buch-Kunstwerke entführten die Besucher in ein                                        Eva Gratl (ganz rechts)

weites Feld von Raum und Zeit: Dabei öffneten sich Sehn-
suchtsorte, fremde und nahe Welten, große und kleine Räu-
me. Vom Tagebuch als Erinnerungsstütze, von der privaten
Aufzeichnung bis zum Fotobuch, von der Dokumentation
fremder Welten bis hin zum Raum, der unsere Biographie
ist. Auch die 3. Klasse Oberschule des Franziskanergymna-
sium mit Karin Larcher ließ sich – angeleitet von Eva Gratl
– in private Dichter-Räume, nach Jemen und China, in die
                                                               Foto: SKI-Archiv
Türkei, nach Tahiti und in den Weltraum führen.
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