Extra.stark! - FÜR MENSCHEN MIT BEHINDERUNGEN MEHR CHANCEN - DRK Rostock

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Extra.stark! - FÜR MENSCHEN MIT BEHINDERUNGEN MEHR CHANCEN - DRK Rostock
extra.stark!
                                                                         RUBRIK

     ROTKREUZMAGAZIN MECKLENBURG - VORPOMMERN                       2018 | Nr.4
                                                                    JAHRGA NG 19

                                                          MEHR CHANCEN
                                                    FÜR MENSCHEN MIT
Rotkreuzmagazin extra.stark! Ausgabe 4 | 2018   1     BEHINDERUNGEN
Extra.stark! - FÜR MENSCHEN MIT BEHINDERUNGEN MEHR CHANCEN - DRK Rostock
EDITORIAL | INHALT

                                                                                         Liebe Leserinnen, liebe Leser,

                                                                                         ich freue mich immer wieder, wenn ich in diesem Magazin von             für Sie eine interessante berufliche Herausforderung dabei ist.
                                                                                         Menschen lese, die sich aktiv im Ehren- oder Hauptamt des               Das DRK in Mecklenburg-Vorpommern hat auch im Jahr 2018
                                                                                         Roten Kreuzes engagieren. Viele von ihnen kenne ich persönlich.         umfassende Investitionen getätigt – im Rahmen von Sanierungen,
                                                                                         Egal, ob ich in den Kreisverbänden, unseren Gesellschaften,             Erweiterungsbauten und Neubauten. Dadurch konnten wir z. B. die

                                Team
                                                                                         Einrichtungen oder Rotkreuzgemeinschaften unterwegs bin –               Bedingungen in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen, Kitas und
                                                                                         überall spüre ich das tatkräftige Wirken unserer Rotkreuzfamilie.       im Servicewohnen für ältere Menschen maßgeblich verbessern.
                                                                                         Das soll auch in Zukunft so bleiben.                                    Neben neuen Projekten hat die Konsolidierung des Erreichten –
                                                                                         Natürlich wird auch die Arbeit im DRK nicht einfacher. Zahlrei-         auf das wir alle miteinander stolz sein dürfen – und die weitere
                                                                                         che Gesetzesänderungen, auf die wir uns einstellen müssen,              gute Zusammenarbeit im Roten Kreuz oberste Priorität. Denn nur
                                                                                         und der zunehmende Fachkräftemangel in vielen Bereichen                 so können wir mit unseren Angeboten und Hilfeleistungen erfolg-
                                                                                         bereiten uns Probleme. Deshalb ist es unser Ziel, für alle Rot-         reich den Menschen zur Seite stehen, die unserer Hilfe bedürfen.
                                WIR BRAUCHEN DICH UM STARK                               kreuzmitarbeiter optimale Arbeitsbedingungen zu schaffen.               Es gibt also wieder viel zu
                                                                                         Dazu gehören u. a. die Erhöhung der Vergütungen durch Ver-              tun! Deshalb bitte ich Sie,
                                ZU SEIN. DIE PROFIS IN DER PFLEGE                        handlungen mit den Kostenträgern, kontinuierliche Ausbildung            liebe Leserinnen und Leser,
                                AUF RÜGEN UND IN STRALSUND!                              von Berufsnachwuchs, Weiterbildungsangebote, betriebliche               sich im Roten Kreuz zu
                                                                                         Gesundheitsförderung sowie die Sicherstellung der Verein-               engagieren – im Ehren- oder
                                                                                         barkeit von Familie und Beruf. Eine Arbeitsgemeinschaft aus             im Hauptamt. Sie werden
                                                                                         Fachleuten des Landesverbandes und der Kreisverbände sucht              gebraucht.

                                                                                                                                                                                                                                      Foto: Joern Lehmann
                                                                                         hier nach Wegen, dem Fachkräftemangel zu begegnen. Ein
  SETZE EIN ZEICHEN UND KOMM ZU UNS:                                                     Schritt ist die gemeinsame Stellenbörse auf der Internetseite           Herzlichst Ihr
  ALS MITARBEITER ODER MITGLIED!                                                         des Landesverbandes, wo sich Interessierte auf konkrete Stel-           Werner Kuhn
                                                                                         lenangebote – aber auch initiativ – bewerben können. Schauen            Präsident
                                                                                                                                                                 des DRK-Landesverbandes
                                                                                         Sie einfach einmal unter www.drk-mv.de/stellenangebote, ob              Mecklenburg-Vorpommern e. V.

SAUBERE LEISTUNG. REINES GEWISSEN.                                                        08                                              12                                               22
Gebäudereinigung • Glasreinigung • Unterhaltsreinigung • Garten- und Landschaftspflege
                                                                                         04 |	Aktuelles aus den                         16 |	Jugendrotkreuz:                           25 |	Nina – die Sirene
                                                                                               DRK-Kreisverbänden                              Begeisterung von Anfang an                       in der Tasche

                                                                                         06 |	Schicksale, die unter die Haut            17 |	Betreutes Wohnen:                         26 |	Neue Begegnungsstätte:
                                                                                               gehen: „Lauf Aziz!“                             Wer nicht rastet – der nicht rostet             Stadtteil freut sich über
                                                                                                                                                                                               vielfältige Angebote
                                                                                         08 |	Psychosoziale Notfallversorgung:          18 |	Prävention und Beratung:
                                                                                               Hilfe für die Helfer                            Helfen, bevor ein Konflikt entsteht       27 |	Fort- und Weiterbildungen:
                                                                                                                                                                                               Wertschätzung durch mehr
                                                                                         10 |	Tagebuch: Für jeden                       19 |	Kindertagesstätte: 25 Jahre                     Zuwendung
                                                                                               die passende Aufgabe                            DRK Kita „Kinderglück“ in Demmin
                                                                                                                                                                                         28 |	Soziale Betreuungsdienste:
                                                                                         12 |	Bundesteilhabegesetz:                     20 |	Ein Nachruf für Petra Müller                    Von der Klientin zur Praktikantin
                                                                                               Mehr Chancen für Menschen                 22 |	DRK-Krankenhäuser:
                                    IBR GmbH Hauptsitz                                         mit Behinderungen                                                                         29 |	Internationaler Freiwilligendienst:
                                                                                                                                               Attraktives Wohnangebot
                                    Spülfeld II 03, D-18546 Sassnitz OT Mukran                                                                                                                 Jugendtreffen in Italien
                                                                                         14 |	Porträt:                                        für Auszubildende
                                    Tel.: 03 83 92 / 69 30, Fax: 03 83 92 / 3 31 11
                                                                                               Corinna Kalle, MTF                                                                        29 |	Menschen, die aktiv helfen
                                    ibr-gmbh@ibr-vorpommern.de                                                                           24 |	Blutspende: Ehrenamtliche
                                                                                                                                               Mitstreiter dringend gesucht!             31 | Rätsel, Impressum
                                    Mehr auf WWW.IBR-VORPOMMERN.DE

                                                 2                                       Rotkreuzmagazin extra.stark! Ausgabe 4 | 2018                       3
Extra.stark! - FÜR MENSCHEN MIT BEHINDERUNGEN MEHR CHANCEN - DRK Rostock
AKTUELLES AUS DEN DRK-KREISVERBÄNDEN                                                                                                                                                                                                                                                                 AKTUELLES AUS DEN DRK-KREISVERBÄNDEN

                                                                                                              Zusätzliche Rettungswache                                     Neuer Geschäftsfüher
                                                                                                              wegen A 20 Baustelle                                          der DRK-Pflegeeinrichtungen
                                                                                                              Der Landkreis Vorpommern-Rügen hat in Koopera-                Adrian Gladysz (41) ist seit August 2018 Geschäfts-
                                                        Teilhabeberatung: Neues                               tion mit dem DRK Kreisverband Nordvorpommern in               führer der DRK-Pflegeeinrichtungen M-V gGmbH.              Ausbildung
                                                        Angebot beim DRK Rostock                              Grammendorf eine neue Rettungswache als Außen-                Der Gesundheits-, Pflege- und Sozialmanager kann           beim Roten Kreuz gestartet
                                                                                                              stelle der Grimmener Wache eingerichtet. Begrün-              auf umfangreiche Erfahrungen als Regionalleiter,
                                                        Am 1. Oktober 2018 hat die DRK Rostock gGmbH                                                                                                                                   13 junge Menschen haben am 1. September 2018
   Geschäftsführung für                                                                                       det wurde diese Maßnahme mit Problemen in der                 Einrichtungsleiter, Fachreferent und Berater von                                                                   Fit und gesund
                                                        für Menschen in Not eine neue Beratungsstelle                                                                                                                                  beim DRK-Kreisverband Rügen-Stralsund mit ihrer
                                                                                                              rettungsdienstlichen Versorgung der Bevölkerung,              Sozialunternehmen verweisen. „Ich freue mich auf
   Rettungsdienst bestellt                              eröffnet. Hier finden Menschen mit Behinderung                                                                                                                                 beruflichen Ausbildung begonnen. Sieben möchten         mit neuen Angeboten
                                                                                                              die sich durch die Baustelle an der A 20 ergeben.             die neuen Herausforderungen und möchte gemein-
   Mit Wirkung vom 1. Oktober 2018 hat die Gesell-      und deren Angehörige Unterstützung. Ziel des                                                                                                                                   Notfallsanitäter werden, vier Altenpfleger, eine Aus­   Von Seniorensport und Wassergymnastik bis hin
                                                                                                              Die Wache wird täglich von 7 bis 19 Uhr durch ein             sam mit allen Leitungskräften und Mitarbeitern aktiv
   schafterversammlung des DRK-Kreisverbandes           kostenfreien Angebotes ist es, die Ratsuchenden                                                                                                                                zubildende Staatlich anerkannte Erzieherin und eine     zu Wellnessmassage und Bewegungstherapie –
                                                                                                              zweiköpfiges Rettungsteam sowie einen Rettungs-               die Zukunft unserer Einrichtungen gestalten“,
   den Geschäftsführer für die DRK-Rettungsdienst       zu ermutigen, ihr Leben selbstbestimmt in die                                                                                                                                  Kauffrau im Gesundheitswesen. Zu ihnen gehört           mit einer breiten, neu gestalteten Angebotspalette
                                                                                                              wagen besetzt. Um eine optimale Versorgung zu ge-             erklärt Gladysz. Text: Christine Mevius | Foto: privat
   Nordwestmecklenburg gGmbH bestellt. Dieke            Hand zu nehmen, eigene Wünsche und Ziele zu                                                                                                                                    die 23-jährige Katharina Scheuch (l.). Die gelernte     im Bereich „Sport und Massage“ hält der DRK-
                                                                                                              währleisten, ist die Ausweitung auf 24 Stunden ge-
   Freerk van Stipriaan leitet einen Bereich mit mehr   verfolgen und sich für ihr Handeln im persön-                                                                                                                                  Hotelfachfrau hatte den Wunsch, beruflich noch          Kreisverband Ostvorpommern-Greifswald die
                                                                                                              plant, wenn genügend Personal zur Verfügung steht.
   als 105 Arbeitnehmern, die ausschließlich im         lichen Umfeld zu stärken. Weitere Infos unter:                                                                                                                                 einmal etwas ganz anderes auszuprobieren und            Menschen in der Region fit und gesund. Dafür
                                                                                                              Text: Katja Mann | Foto: Martin Jäger – pixelio.de                                   Rügen-
   Rettungsdienst tätig sind. Darunter sind neun        www.drk-rostock.de.                                                                                                                                                            entschied sich für den Beruf der Kauffrau.              sind Corinna Jänke und Sandra Boetzkes (v. l.)
                                                                                                              www.drk-nvp.de                                                                     Stralsund
   Auszubildende für den Beruf des Notfall­             Text und Foto: Julia Junge                                                                                                                                                     Derzeit besetzt sie mit Laura Raabe (r.) die Post­      zuständig. Das Kursleiter-Team ist in Anklam sowie
   sanitäters. „Um langfristig gut ausgebildete         www.drk-rostock.de                                                                                                                                                             stelle des DRK-Kreisverbandes.                          den Außenstellen in Lubmin und Greifswald tätig.
                                                                                                                                                                                                                                       Text und Foto: Burkhard Päschke
   Fachkräfte zu binden, hat die Gestaltung eines                                                                                                                      Nordvorpommern                                                                                                          Willkommen sind Mitarbeiter, Bewohner, Mitglie-
   attraktiven Rettungsdienstes oberste Priorität“,                                                                                                                                                                                    www.drk-ruegen-stralsund.de                             der sowie alle anderen Interessierten.
   sagt der 34-jährige Diplom-Jurist.                                                                                                           Rostock                                                                                                                                        Weitere Informationen unter Tel. 0 39 71 / 20 03 28.
   Text: Annette Broose / Foto: privat                                                                                                                                                                                                                                                         Text und Foto: Franziska Krause
                                                                                                                                Bad Doberan
   www.drk-nwm.de                                                                                                                                                                                                                                                                              www.drk-ovp-hgw.de
                                                                                                                                                                                                           Ostvorpommern-
                                                                                                                                                                                                              Greifswald

                                                                                         Nordwestmecklenburg                                              Güstrow                  Demmin

                                                                                                          Schwerin                                                                                                                   Uecker-Randow
                                                                                                                                 Parchim
   Viele Bauvorhaben im Kita-                                                                                                                                                             Neubrandenburg                                                                                       Mobbing in der Schule – Neue
   Bereich beim DRK Parchim                                                                 Ludwigslust
                                                                                                                                                                                                                                                                                               Selbsthilfegruppe in Malchin
   In Kürze werden die „Neddelrad-Spatzen“ in                                                                                                                                                                                                                                                  Die dreizehnjährige Tochter von Sandra Hoffmann
   einem Kinderrestaurant essen. Die Banzkower                                                                                                                          Mecklenburgische                                                                                                       wird in der Schule gemobbt. Sie leidet stark
                                                                                                                                                                           Seenplatte
   DRK-Kita erfährt durch einen Anbau eine deut­                                                                                                                                                                                                                                               da­runter. Das Problem Mobbing betrifft nicht nur
   liche Aufwertung. Auch für andere Standorte                                                                                                                                                                                                                                                 ihre Tochter, weiß die junge Frau und gründet
   werden Baupläne geschmiedet: Das „Kinder-                                                                                                                                                                                                                                                   deshalb mit Unterstützung der DRK-Selbsthilfe­
   land“ Parchim erhält bis Ende 2022 einen                                                                                                                                                                                                                                                    informationsstelle eine neue Selbsthilfegruppe.
   Ersatz­neubau. Zudem hat das Rote Kreuz die                                                                                                                                                                                                                                                 Sieben Betroffene haben sich bereits bei ihr
   Ausschreibung für den Neubau einer Kita in der                                                         Seit 2011 ermöglicht der DRK-Kreisverband Mecklen-                                                                           Zum Start des Schuljahres 2018/2019 hat der             gemeldet „Wir wollen unsere Kinder stärken
   Kreisstadt gewonnen, Baubeginn ist 2020.                                                               burgische Seenplatte sterbenskranken Menschen im                                                                             DRK-Kreisverband Neubrandenburg seine Fahr-             und gemeinsam nach Lösungen suchen. Wer
   In Sternberg plant der Kreisverband ebenfalls,                                                         Hospiz „Luisendomizil“ einen würdevollen Abschied                                                                            zeugflotte um fünf Kleinbusse erweitert. Das war        dazu kommen möchte, kann mich telefonisch
   die alte Kita durch einen Neubau zu ersetzen.                                                          vom Leben. Aufgrund guter Erfahrungen und der                                                                                notwendig geworden, nachdem das Rote Kreuz              unter 01 51 / 15 57 75 68 erreichen“, sagt die
   Text und Foto: Barbara Arndt
                                                                                                          großen Nachfrage soll jetzt ein neues Pflege­heim mit                                                                        vom Landkreis den Zuschlag für Leistungen in der        engagierte Mutter.
    www.drk-parchim.de                                                                                    stationärem Hospiz gebaut werden. Drei verbundene                                                                            freigestellten Schülerbeförderung erhalten hatte.       Text: Sylvia Reinhardt | Foto: Anne Garti  –  pixelio.de
                                                                                                          Wohnhäuser mit 88 Pflegeplätzen sollen entstehen. Im                                                                         Diese Art der Beförderung wird notwendig, wenn          www.demmin.drk.de
                                                                                                          Dachgeschoss ist ein Hospiz mit zehn Einzelzimmern                                                                           Kindern die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel
                                                        Neues Pflegeheim mit
                                                                                                          geplant. Mitte September konnte Richtfest gefeiert                DRK befördert mehr Schüler                                 nicht möglich oder unzumutbar ist. Aktuell befördert
                                                        Hospiz im Bau
                                                                                                          werden, spätestens im Sommer 2019 soll die Einrich-                                                                          der Fahrdienst täglich 107 Schülerinnen und Schüler.
                                                                                                          tung eröffnet werden. Text und Foto: Stephan Radtke                                                                          Text: Kathleen Kleist | Foto: Katrin Klatt
                                                                                                          www.drk-msp.de                                                                                                               www.neubrandenburg.drk.de

                                                                                4                                      Ausgabe 4 | 2018 Rotkreuzmagazin extra.stark!       Rotkreuzmagazin extra.stark! Ausgabe 4 | 2018                                          5
Extra.stark! - FÜR MENSCHEN MIT BEHINDERUNGEN MEHR CHANCEN - DRK Rostock
INTERNATIONAL                                                                                                                                                                                                                                                                                     INTERNATIONAL

                           AFGHANISTAN

     Herat

                SCHICKSA LE, DIE U NTER DIE H AU T GEHEN

                             „Lauf Aziz!“
          IN DEN BERATUNGSSTELLEN DES SUCHDIENSTES WERDEN
    DIE ROTKREUZMITARBEITER OFTMALS MIT BEWEGENDEN LEBENSLÄUFEN
        KONFRONTIERT. ÜBER DAS SCHICKSAL EINES JUNGEN AFGHANEN
           BERICHTET SYLVIA HOLZAPFEL AUS NEUBRANDENBURG.

                                                                                                                                                                                                                                                        Kinder in Afghanistan. | Foto: WikiImages – pixabay.com

   Manchmal fällt es ungemein schwer, die Fassung zu bewahren          Seit dem Tod des Vaters musste die Mutter allein für den Le-                      Plötzlich blitzten Lichter auf. „Stehen bleiben!“, kam von irani-           Stocken, die Verzweiflung stand ihm im Gesicht geschrieben,
   und tröstende Worte zu finden, wenn Flüchtlinge uns von ihrem       bensunterhalt der Familie sorgen. Frauen in Afghanistan sind                      scher Seite und Schüsse erschallten. Die Menschen rannten                   ab und zu kämpfte er mit den Tränen. Als er sagte: „Ich hatte
   schweren Weg berichten. Der deutsche Journalist und Schrift-        allerdings ihr Leben lang von den Ehemännern, Brüdern oder                        alle in verschiedene Richtungen. Auch Aziz’ Mutter, die den                 Glück, ich habe es geschafft!“, lächelte er ein wenig, aber sein
   steller Otto von Leixner formulierte einst: „Trost ist eine Kunst   Vätern abhängig. In der Familie gab es jedoch nur noch einen                      kleinen vierjährigen Ahmad auf dem Arm und den siebenjähri-                 Blick blieb traurig.
   des Herzens. Sie besteht oft nur darin, liebevoll zu schweigen      Onkel, der im Iran lebte. Aus diesem Grund floh die Mutter mit                    gen Mustafa an der Hand hatte, rannte und schrie: „Lauf, Aziz!“             Aziz lebt heute als unbegleiteter minderjähriger Flüchtling in ei-
   und schweigend mitzuleiden.“ Und genau das taten wir, als wir       Aziz und seinen beiden jüngeren Brüdern dorthin. Hier leb-                        Und er rannte und rannte, bis er nicht mehr konnte und sich auf             ner betreuten Wohngruppe. Er lernt fleißig Deutsch und geht
   die Geschichte des 17-jährigen Aziz aus Afghanistan hörten.         ten sie zwei Jahre illegal in ständiger Angst vor der iranischen                  den Boden fallen ließ.                                                                                      zur Schule. Aber die Ungewissheit
   Aziz stammt aus Herat, einer Provinz im Westen Afghanistans.        Polizei, die afghanische Flüchtlinge ohne Aufenthaltspapiere                                                                        »Trost ist eine Kunst des Herzens. Sie                    über das Schicksal seiner Mutter
                                                                       festnimmt und zurück in ihr Land schickt. Die Mutter arbeitete                    „Lauf Aziz!“ – das ist das Letz-                besteht oft nur darin, liebevoll zu schwei-                 und seiner kleinen Brüder belas-
                                                                       nachts heimlich als Schneiderin, um den Lebensunterhalt zu                        te, was er von seiner Mutter                        gen und schweigend mitzuleiden.«                        tet ihn sehr. „Ich weiß nicht, wo sie
                                                                       verdienen, denn der Onkel machte ihr ständig Vorwürfe, dass                       gehört hat, denn sie und seine                                                                              sind und wie es ihnen geht, nicht
                                                                                                                                                                                                                        Otto von Leixner
                                                                       sie ihnen „auf der Tasche liegen“ würden.                                         kleinen Brüder waren plötzlich                                                                              einmal, ob sie überhaupt noch le-
                                                                       Aziz weiß nicht, wann die Mutter den Entschluss fasste, mit                       verschwunden. „Ich habe gesucht und gesucht, habe geweint,                  ben. Nachts quälen mich Albträume. Manchmal weine ich mich
                                                                       den Kindern über die Türkei nach Europa zu fliehen und wie                        bis ich keine Tränen mehr hatte!“ Völlig mittellos, ohne Papiere,           in den Schlaf. Ich hoffe, sie leben und es geht ihnen gut. Mein
                                                                       sie das Geld für die Flucht zusammenbekam. Er war noch kei-                       mit nur wenigen Habseligkeiten und etwas zu essen im Ruck-                  größter Wunsch ist, dass wir uns eines Tages wiedersehen und
                                                                       ne 14 Jahre alt, als sie sich auf den Weg machten. Die Flucht                     sack war er von nun an allein auf sich gestellt. Und er schlug              in die Arme schließen können!“ Auf unseren Rat hin hat Aziz
                                                                       war abenteuerlich und gefährlich. Meistens kamen sie nur                          sich durch: „Ich bin einfach den anderen gefolgt. Irgendjemand              sein Foto auf einem Trace-The-Face-Poster veröffentlichen
                                                                       nachts vorwärts: zu Fuß, auf Eseln und mit Lastwagen – im-                        hat immer gewusst, wo es langgeht. Ich habe keine Ahnung,                   lassen. Weltweit haben Menschen online auf „Trace the Face“
                                                                       mer angewiesen auf die so genannten Fluchthelfer, für deren                       wo wir langgekommen sind. Es folgten Tage und Nächte, an                    Zugriff. „Vielleicht entdeckt mich ja meine Mutti auf einem aus-
                                                                       „Hilfe“ sie bezahlen mussten. Wie lange sie unterwegs waren,                      denen ich kaum schlief. Ich hatte Hunger, habe oft tagelang                 gehängten Poster oder im Internet. Ich hoffe und wünsche es
                                                                       weiß Aziz nicht. Auf dem letzten Stück des Weges mussten sie                      nichts gegessen und hoffte einfach nur, endlich irgendwo anzu-              mir sehnlichst!“
                                                                       einen mühsamen Fußmarsch über das Gebirge an der Grenze                           kommen. Ich kann das nicht beschreiben. Du weißt, du musst                  Auch die Mitarbeiter vom Suchdienst des Roten Kreuzes hoffen
                                                                       zur Türkei bewältigen. Es war stockdunkel, als sie aufbrachen.                    weiterlaufen, um zu überleben – und du weißt nicht, was dich                mit ihm und wünschen Aziz von ganzem Herzen, dass dieser
                                                                                                                                                         erwartet. Wer das nicht erlebt hat, kann sich das gar nicht vor-            Wunsch in Erfüllung geht.
                                                                       Junge Frauen in Afghanistan. | Foto: Amber Clay – pixabay.com                     stellen!“, erzählte uns Aziz. Dabei geriet der Junge oftmals ins                                                                Text: Sylvia Holzapfel

                                                                                                         Ausgabe 4 | 2018 Rotkreuzmagazin extra.stark!   Rotkreuzmagazin extra.stark! Ausgabe 4 | 2018                           7
Extra.stark! - FÜR MENSCHEN MIT BEHINDERUNGEN MEHR CHANCEN - DRK Rostock
ROTKREUZ-GEMEINSCHAFTEN                                                                                                                                                                                                                                                 ROTKREUZ-GEMEINSCHAFTEN

                                                                                                                                                                                                      Für die Stressbearbeitung
                                                                                                                                                                                                    nach belastenden Ereignissen
                                                                                                                                                                                                stehen landesweit 44 Helfer (Peers)
                                                                                                                                                                                                            zur Verfügung.
                                                                                                                                                                                                        2017 hatten die Helfer der
                                                                                                                                                                                                     Psychosozialen Notfallversorgung
                                                                                                                                                                                                       52 Einsätze, 24 davon waren
                                                                                                                                                                                                         präventive Schulungen.
                                                                                                                                                                                                                                                                  1

                                                                                                                                                                                            2
Foto: laflor – istockphoto.com

                                        Für Hilfe
                                                  m be-
                                    nach eine satz:
                                                  Ein
                                   lastenden
                                                   mm e r
                                     N o t r u f nu 6 9 5                                                                                                                                                                                                                                                 Ein Bus- oder Zugunglück
                                                  86 5
                                     0 38 34 /
                                                                                                                                                                                                                                                                                                          mit vielen Verletzten. Für
                                                                                                                                                                                                                                                                                                          die Helfer keine schönen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Bilder, die nach dem
                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Einsatz im Kopf bleiben.
                                                               PSYCHOSOZIA LE NOTFA LLV ERSORGUNG                                                                                                                                                                                                         Hier handelt es sich zum
                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Glück nur um Übungen.

                                                                   Hilfe für die Helfer
                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Im Ernstfall können die
                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Einsatzkräfte in solchen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Situationen Hilfe vom
                                                                                                                                                                                                                                                                                                          SbE-Team M-V anfordern.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Foto 1: Julia Junge
                                        DER ALLTAG VON EINSATZKRÄFTEN – OB IM RETTUNGSDIENST, IN EHRENAMTLICHEN                                                                                                                                                                                           Foto 2: Christine Mevius

                                       BEREITSCHAFTEN ODER IN DER WASSERWACHT – KANN MANCHMAL ZUR SEELISCHEN
                                                                                                                                                                                           Direkt am Ort des Geschehens besteht die Aufgabe meist                Flüchtlingshilfe zum Einsatz. Einige ehren- und hauptamtliche
                                          BELASTUNG WERDEN. DANN BRAUCHEN AUCH DIE HELFER PROFESSIONELLE
                                                                                                                                                                                           darin, den Einsatzkräften nach dem potenziell traumatischen           Helfer, die selbst als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen
                                                                   UNTERSTÜTZUNG.                                                                                                          Einsatz einen Ruhepol zu bieten, stabilisierend auf sie einzu-        waren, fühlten sich durch die ankommenden Geflüchteten an
                                                                                                                                                                                           wirken sowie erste Hinweise für die optimale Verarbeitung des         ihre eigenen, teilweise traumatischen, Erlebnisse erinnert.
                                    Oftmals sind es Großschadenslagen mit vielen Verletzten, To-             (SbE = Stressbearbeitung nach belastenden Ereignissen), spe-                  Ereignisses zu geben. Bei den Nachbesprechungen, die zwei             Durch die Konfrontation mit den Schicksalen der Geflüchteten
                                    desfälle oder alltägliche Tragödien, die die Mitarbeiter belasten        ziell für ihre eigenen Kollegen im Einsatz. Aufgrund persönlicher             bis drei Tage nach dem Ereignis angeboten werden, soll das            wurde deutlich, dass Redebedarf bestand, um die eigenen Ge-
                                    und über den Dienst hinaus in ihren privaten Bereich begleiten.          Erfahrungen verstehen die so genannten Peers Probleme von                     Erlebte strukturiert aufgearbeitet werden. „Das Wichtigste ist,       schichten zu verarbeiten. In einer gemeinsamen Teamsitzung
                                    Doch wie und wo bekommen ehren- und hauptamtliche Ein-                   betroffenen Helfern sehr gut. Deshalb können sie ihnen bei der                sich einerseits mit dem Geschehenen auseinanderzusetzen               mit den Experten fanden die Helfer offene Ohren. „Wir haben
                                    satzkräfte Hilfe und Unterstützung, wenn die emotionale Last             emotionalen Verarbeitung der Ereignisse eine wertvolle Hilfe                  und zu reflektieren, aber sich auch aktiv davon zu befreien und       gemerkt, dass unseren Helfern das Gespräch sehr gutgetan
                                    zu groß wird, sie sich ihre Sorgen von der Seele reden möch-             sein. Das Team arbeitet organisationsübergreifend. Es ist an die              nach vorn zu blicken“, weiß der Leiter der Landeszentralstelle        und sie in ihren eigenen Ressourcen gestärkt hat“, resümiert
                                    ten oder sich sogar ein psychisches Problem abzeichnet? Um               Landeszentralstelle Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV)                    für PSNV, Diplom-Pädagoge Heiko Fischer. „Darin ein gesun-            Kreisbereitschaftsleiterin Sabine Junge, die damals den „Not-
                                    Einsatzkräfte in dieser Situation nicht mit ihren Emotionen allein       M-V im Institut für Medizinische Psychologie der Universitäts-                des Gleichgewicht zu finden, ist nicht immer leicht. Unsere           ruf“ an die Landeszentrale für Psychosoziale Notfallversorgung
                                    zu lassen, gibt es bei Behörden und Hilfsorganisationen speziell         medizin Greifswald angebunden und kann von betroffenen                        speziell ausgebildeten Einsatz- und Fachkräfte können aber            absetzte. Viele Einsatzkräfte würden ihre Leidensfähigkeit mit-
                                    ausgebildete Mitarbeiter, die eine psychosoziale Notfallversor-          DRK-Helfern, Feuerwehrleuten und Polizeikräften zeitnah und                   Empfehlungen geben, wie die Bilder und Gedanken nach einem            unter überschätzen. Es könne durchaus sein, dass man 99 be-
                                    gung übernehmen.                                                         kostenfrei angefordert werden. Je nach Schwere des Einsatzes                  belastenden Erlebnis am besten verarbeitet werden können.“ In         lastende Situationen in seinen Diensten erlebt und sich erst bei
                                    Während sich Notfallbegleiter und Seelsorger um die Betroffenen          wird entschieden, ob die Peers noch direkt am Einsatzort ihre                 besonders schwierigen Fällen bieten die Experten Hilfe bei der        der hundertsten der Beginn eines Traumas abzeichne. „Umso
                                    eines Unglücks kümmern, sind die Helfer des landesweiten Ein-            Arbeit aufnehmen oder ob ein Termin ein paar Tage später ver-                 Kontaktaufnahme zu weiteren Nachsorgeangeboten.                       schöner ist es, wenn man weiß, dass schnell Hilfe kommen
                                    satznachsorgeteams, dem SbE-Team Mecklenburg-Vorpommern                  einbart wird.                                                                 In Rostock kam das SbE-Team M-V beispielsweise während der            kann, wenn man möchte“, sagt sie.                Text: Julia Junge

                                                                                                         8                                 Ausgabe 4 | 2018 Rotkreuzmagazin extra.stark!   Rotkreuzmagazin extra.stark! Ausgabe 4 | 2018                     9
Extra.stark! - FÜR MENSCHEN MIT BEHINDERUNGEN MEHR CHANCEN - DRK Rostock
TAGEBUCH                                                                                                                                                                                                                                                                                        TAGEBUCH

                        EIN TAG BEI MENSCHEN MIT BEHINDERUNGEN

            Für jeden die passende Aufgabe
    IN DEN ROSTOCKER DRK WERKSTÄTTEN HABEN 650 FRAUEN UND MÄNNER MIT BEHINDE-
     RUNGEN EINEN ARBEITSPLATZ GEFUNDEN, DER IHREN INDIVIDUELLEN FÄHIGKEITEN UND
       INTERESSEN ENTSPRICHT. „EXTRA.STARK!“ DURFTE SIE EINEN TAG LANG BEGLEITEN.

                                                                          Matthias Spettmann (l.) und sein Team arbeiten in der
                                                                          Tischlerei Hand in Hand. Die Qualitätssicherung ihrer                        In der Näherei sind parallel verschiedenste Aufträge zu bearbeiten.
                                                                          Produkte ist ihnen besonders wichtig.                                        Permanent rattern die Nähmaschinen und es werden Taschen, Gardinen,
                                                                                                                                                       Bekleidung und Kissenbezüge gefertigt oder umgenäht.

                                                                           07 :30 UH R            Offizieller Arbeitsbeginn. Alle sind an ihren         09 :00 UH R                Die Gestaltung der Geschenkartikel aus
                                                                          gewohnten Arbeitsplätzen und beginnen mit ihren aktuellen                    Holz und Keramik läuft wieder auf Hochtouren. Alle Verarbei-
                                                                          Projekten oder der täglichen Routine – ob bei der Geschenkarti-              tungsschritte wurden in Ruhe erlernt und wiederholt. Auch für
                                                                          kelgestaltung, in der Wäscherei, Näherei, Küche, Tischlerei, Gar-            Abwechslung ist gesorgt, denn bereits nach Ostern startet
                                                                          ten- und Landschaftsgestaltung oder Verpackung. Insgesamt                    die Fertigung für Weihnachten. Besonders gefragt sind Elche,
                                                                          14 unterschiedliche Dienstleistungs- und Produktionsbereiche                 Schneemänner und Kerzenständer – aber immer wieder auch
                                                                          werden geboten. Bevor sie hier zum Einsatz kommen, durch-                    neue Artikel, die auf dem eigenen Adventsmarkt oder dem
                                                                          laufen die meisten Beschäftigten vorab einen rund zweijährigen               Rostocker Weihnachtsmarkt angeboten werden.
   07 :00 UH R           So langsam wird es lebhaft an den                Berufsbildungsbereich. Hier werden ihnen parallel zur prakti-
   insgesamt fünf DRK-Werkstattstandorten. Die ersten Beschäf-            schen Tätigkeit die Rechte und Pflichten eines Arbeitnehmers
   tigten kommen mit Fahrrad, Bus und Bahn oder nutzen das                sowie wichtige schulische und tätigkeitsbezogene Kenntnisse                   10 :00 UH R                In der Näherei packt Fertigungsleiterin        Die Ostsee dient in der Holz-
                                                                                                                                                                                                                                  und Keramikwerkstatt als Inspiration für maritime
   Angebot des DRK-Fahrdienstes. Jeder geht sofort routiniert             vermittelt – ähnlich wie in einer Berufsschule.                              Jutta Boldt eine neue Lieferung Stoff aus. Ein Kunde möchte
                                                                                                                                                                                                                                  Geschenkartikel. Leuchttürme aus Ton sind bei den Kunden
           seiner Wege – zum Spind, in die Cafeteria, direkt an                                                                                        anlässlich eines Firmenjubiläums Seesäcke verschenken. Die                 besonders beliebt.
             den Arbeitsplatz oder auf ein kurzes „Hallo!“ in eine                                                                                     Mitarbeiterin entwickelte mit ihm dafür das Design. Die aktuelle
              andere Gruppe.                                               08 :30 UH R            Regelmäßige Abläufe und Pausen bringen               Herausforderung für ihr Team: das Anbringen von Metallösen
                                                                          wichtige Strukturen in den Alltag. Um 8.30 Uhr geht die erste                für den Kordelzug am oberen Rand des Seesacks.
                                                                          Gruppe in ihre 30-minütige Pause. Zeit zum Frühstücken, Aus-                                                                                            12 :30 UH R            Zwei Stunden in der Woche hat jeder
                                                                          tausch und Kontakte pflegen.                                                                                                                            Beschäftigte die Möglichkeit, sich im Rahmen so genannter
                                                                                                                                                        10 :30 UH R                Matthias Spettmann, Tischlermeister und        arbeitsbegleitender Maßnahmen fortzubilden oder individuellen
                                                                                                                                                       wie seine Kolleginnen und Kollegen zusätzlich Fachkraft für                Interessen nachzugehen. Je nach Wunsch stehen unter an-
                                                                                                                                                       Arbeits- und Berufsförderung, liebt das Element Holz. Kein                 derem Mathe, Rhythmus, Gesang, Bewegung und Fußball auf
                                                                                                                                                       Wunder, dass dieser Funke auch auf seine Beschäftigten                     dem Programm – ebenso Proben der hausinternen Band „Die
                                                                                                                                                       überspringt. Lachen durchdringt die Werkstatt. Man spürt die               Nordschwalben“, die sich auf ihre nächsten Auftritte vorbereitet.
                                                                                                                                                       Harmonie in der Gruppe. So kann auch ohne Probleme Kritik
                                                                                                                                                       an der eigenen Arbeit besprochen werden, denn schließlich
                                                                                                                                                       geht es um Qualitätsartikel.                                               14 :30 UH R            Pünktlich endet auch dieser Arbeitstag.
                                                                                                        Beim gemeinsamen Singen und Musizieren
                                                                                                        finden die Beschäftigten einen Ausgleich zum
                                                                                                                                                                                                                                  Der Arbeitsplatz ist aufgeräumt. Jeder macht sich auf den Weg
                                                                                                        manchmal anstrengenden Werkstattalltag.                                                                                   nach Hause. Und morgen sind alle wieder hier, wenn gemein-
                                                                                                                                                        11 :30 UH R                Mittagszeit in der hauseigenen Kantine.        sam gelernt, produziert und diskutiert wird.
                                                                                                                                                                                                                                                              Text: Stefanie Kasch | Fotos: Jens Wagner

                                                                     10                                                                                Rotkreuzmagazin extra.stark! Ausgabe 4 | 2018                         11
Extra.stark! - FÜR MENSCHEN MIT BEHINDERUNGEN MEHR CHANCEN - DRK Rostock
LANDESWEIT

                                                                                                                                                                             DAS SAGTEN TEILNEHMER AM R ANDE DER KONFERENZ:

                                                                                                                      Melanie Teuber,
                                                                                                                      Hanna Ziemann, Carola
                                                                                                                      Schudy und Doris Skera
                                                                                                                      (v. l.) haben in den Rosto-
                                                                                                                      cker DRK-Werkstätten
                                                                                                                      das kreative Arbeiten mit
                                                                                                                      Holz, Ton, Wachs und an-                   Anett Günther (49)                       Ramona Sprenger (39)                     Kathrin Oswald (50) und
                                                                                                                      deren Materialien für sich
                                                                                                                      entdeckt. Rotkreuzmit-
                                                                                                                                                                      Gerichtlich bestellte                   DRK Rostock Kinder- und               Jeannette Schultz (39)
                                                                                                                      arbeiterin Heike Berndt                             Betreuerin                            Jugendhilfe gGmbH                   Einrichtungsleiterin Geschütztes
                                                                                                                      (2. v. l.) unterstützt sie bei                                                                                                Wohnheim bzw. Psychosoziales
                                                                                                                      der Auswahl individueller
                                                                                                                                                         » Ich bedanke mich sehr für die Ein-          » Das Grundsatzreferat der Tagung
                                                                                                                                                                                                                                                    Wohnheim in Bergen auf Rügen
                                                                                                                      Angebote.                          ladung zu dieser wichtigen Tagung.            hat uns die enorme Komplexität des
                                                                                                                                                         Für meine Tätigkeit habe ich viele            Gesetzes aufgezeigt. Gleichzeitig wur-    » Der Fachvortrag hat uns noch-
   DRK DISKUTIERTE UMSE TZUNG DES BUNDESTEILHABEGESE TZES                                                                                                Impulse bekommen. Es ist beacht-              de deutlich, dass umfangreiche Ver-       mals die Trennung von Wohnen und
                                                                                                                                                         lich, welche große Arbeit auf die             änderungen nötig sind. Ich wünsche        Fachleistungen für Menschen mit

                         Mehr Chancen für Menschen                                                                                                       Einrichtungen zukommt. Im Sinne
                                                                                                                                                         unserer Klienten müssen wir künftig
                                                                                                                                                                                                       mir noch mehr Unterstützung im Be-
                                                                                                                                                                                                       reich der Kinder- und Jugendhilfe, um
                                                                                                                                                                                                                                                 Behinderungen deutlich gemacht.
                                                                                                                                                                                                                                                 In unseren neuen Konzepten und

                             mit Behinderungen                                                                                                            definitiv enger zusammenarbeiten. «          als Leistungserbringer fit zu werden. «   Verträgen müssen wir mehr individu-
                                                                                                                                                                                                                                                 alisierte Angebote formulieren statt
                                                                                                                                                                                                                                                 bisher Gruppenangebote. Damit er-
    AUCH WENN ES NOCH ZAHLREICHE FRAGEN UND PROBLEME ZUM BUNDESTEILHABE­                                                                                                                                                                           höht sich der Aufwand enorm. «
    GESETZ GIBT – EINES STEHT FEST: IN VIELEN BEREICHEN IST UMDENKEN NOTWENDIG.

Das Gesetz zur Stärkung der Teilhabe und Selbstbestimmung                Beispielen, welche Änderungen das BTHG beinhaltet und was
von Menschen mit Behinderungen (BTHG) ist am 1. Januar 2017              das für die Leistungserbringer bedeutet. Dabei machte sie den                                                                                                              SCHON GEWUSST?
in seiner ersten Stufe in Kraft getreten. Schon im Jahr 2023             Tagungsteilnehmern deutlich, dass die Auswirkungen des Ge-                                                                                                                 Das DRK in M-V unte
soll es in vollem Umfang gelten. Die notwendigen Struktur-               setzes auf bestehende Eingliederungshilfen und Angebote kei-                                                                                                                                     rstützt
                                                                                                                                                                                                                                                   Menschen mit Behind
veränderungen stellen das Land und die Trägereinrichtungen               nesfalls zu unterschätzen sind.                                                                                                                                                                  e­rungen
gleichermaßen vor große Herausforderungen, von denen es                  Das Bundesteilhabegesetz soll schließlich eine veränderte
                                                                                                                                                                                                                                                   unter anderem mit:
einige sehr kurz­fristig zu meistern gilt. Aus diesem Grund hatte        Denkweise mit sich bringen, die von einem institutions- zu ei-                                                                                                            • 831 Plätzen in Wer
der DRK-Landesverband Mecklenburg-Vorpommern e. V. am                    nem personenorientierten System führt. Aus diesem Grund                                   Jens Brauer (53)                             Thilo Rau (48)
                                                                                                                                                                                                                                                                         kstätten
27. August 2018 zu einer Fachtagung ins Bildungszentrum                  wird es erforderlich, das Spektrum der Hilfen zu verändern und                         Geschäftsbereichsleiter im                Geschäftsführer der DRK Soziale
                                                                                                                                                                                                                                                  • 108 Wohnungen
Teterow eingeladen. Daran nahmen 55 Teilnehmer aus Be-                   Angebote müssen neu formuliert werden.                                             DRK-Kreisverband Rügen-Stralsund:             Betreuungsdienste M-V gGmbH:
                                                                                                                                                                                                                                                  • 32 Plätzen in eine
hinderten-, Pflege-, Kinder- und Jugendeinrichtungen sowie               Ihre Probleme bei der Umsetzung des BTHG diskutierten die                       » Ein großes Lob an den DRK-Lan-              » Das BTHG ist für alle Leistungser­                            r
                                                                                                                                                                                                                                                    Förderschule
weitere Interessierte teil.                                              Tagungsteilnehmer anschließend in einem Worldcafé. Dabei                        desverband, der erstmals zu einer             bringer eine große Herausforderung,
Hauptziel der neuen gesetzlichen Regelungen ist es, die bis-             wurde u. a. deutlich, dass es aufgrund des noch fehlenden                       Fachtagung im Bereich der Behin-              weil es maßgebliche Änderungen            • 72 Plätzen in eine
                                                                                                                                                                                                                                                                      r vollstatio­
herigen Eingliederungshilfen zu modernisieren und stärker am             Landesrahmenvertrages zahlreiche Unklarheiten gibt. Zudem                       dertenhilfe eingeladen hat. Meine             beinhaltet. Wir haben viele neue            nären Pflegeeinricht
                                                                                                                                                                                                                                                                         ung für
persönlichen Bedarf der Menschen mit Behinderungen auszu-                äußerten etliche Verantwortliche aus dem Bereich der Be-                        dringendste Frage richtet sich an das         Konzepte geschrieben – was der-            schwerst­behinderte
richten. Aus diesem Grund werden die entsprechenden Leis-                hindertenhilfe ihre Sorge über die Zusammenarbeit mit den                       Land Mecklenburg-Vorpommern und               zeit noch fehlt, ist leider der Landes­
                                                                                                                                                                                                                                                                         Menschen
tungen neu geregelt und es gibt Veränderungen in der Zustän-             zuständigen Ämtern. Hier fehle es oftmals an qualifizierten                     lautet: Wann kommt der Landesrah-                       rahmenvertrag.«
digkeit der Kostenträger.                                                Mitarbeitern, die kompetent über die Zuwendung beantragter                      menvertrag, der zum 1. Januar 2019
Rechtsanwältin Jana Franke, die vorrangig die Rechte von                 Hilfeleistungen entscheiden könnten.                                            in Kraft treten soll und der alle wichti-
Menschen mit Behinderungen vertritt, erläuterte an konkreten                                                Text und Fotos: Christine Mevius                      gen Vorgaben enthält?«

                                                                    12                                 Ausgabe 4 | 2018 Rotkreuzmagazin extra.stark!   Rotkreuzmagazin extra.stark! Ausgabe 4 | 2018                     13
Extra.stark! - FÜR MENSCHEN MIT BEHINDERUNGEN MEHR CHANCEN - DRK Rostock
PORTRÄT

                                               MEDICA L TASK FORCE
                                                                                                                                                          Corinna Kalle hat in einer
                            Einmal Rotes Kreuz –                                                                                                          speziellen Einsatzgruppe
                                                                                                                                                          ihre Aufgabe gefunden.

                            immer Rotes Kreuz!
          CORINNA KALLE HAT IM NORDEN EINEN NEUANFANG GEWAGT UND SICH DAMIT
       EINEN TRAUM ERFÜLLT. BEI ALLEN NEUERUNGEN HAT SICH EINES NICHT VERÄNDERT:
          IHR ENGAGEMENT UND DAS GUTE GEFÜHL IN DER ROTKREUZ-GEMEINSCHAFT.

   „Um anderen Menschen zu helfen, bringe      Ihren ersten Berührungspunkt zum Roten             Kreuz. Beim hiesigen Kreisverband wur-
   ich mich ein“, erzählt Corinna Kalle, die   Kreuz hatte Corinna Kalle vor etwa fünf            de sie herzlich aufgenommen. „Überall
   sich seit etwa drei Jahren in der Medical   Jahren in ihrer Heimat Bayern. „Ich nahm           beim DRK ist der starke Zusammenhalt
   Task Force (MTF) im Kreisverband Ost-       am Extremlauf ‚BraveheartBattle‘ teil. Da          spürbar. Ich habe hier Freundschaften
   vorpommern-Greifswald engagiert. Die        kommen lauter verrückte Sportler zu-               geschlossen und lerne immer wieder
   Einsatzgruppe   des    Landesverbandes      sammen, überwinden auf 30 Kilometern               Neues dazu“, erzählt Corinna Kalle mit ei-
   ist auf große Schadensfälle spezialisiert   verschiedene Hürden und kriechen zum               nem Lächeln und fügt hinzu: „Das Ehren-
   und unterstützt in solchen Notlagen den     Beispiel durch den Schlamm“, erzählt               amt muss Spaß machen. Nur dann bringt
   Rettungsdienst sowie den Katastrophen­      die gebürtige Bayerin. „Da wurde ich auf           man Zeit und Energie mit ein“. Die Freude
   schutz. Corinna Kalle gehört zu den         Rotkreuzler aufmerksam, die die Veran-             an ihrer freiwilligen Tätigkeit steht ihr
   etwa 350 Rettern, die lokal an 17 Stand-    staltung absicherten, und dachte, das              sichtlich im Gesicht geschrieben, als
   orten organisiert sind. Helfen steckt       wäre was für mich“, so Corinna Kalle wei-          sie die Einsatzjacke anzieht und den
   der 30-Jährigen im Blut. Als Kranken-       ter. Nach einem Kennenlern-Abend wur-
   schwester in der Notaufnahme steht das      de sie schnell Mitglied beim Bayeri­schen           » Das Ehrenamt muss Spaß
   Wohl der ihr anvertrauten Menschen auch     Roten Kreuz. „Ich war in der Bereitschaft          machen. Nur dann bringt man
   beruflich jederzeit im Mittelpunkt. An      und bin ehrenamtlich als so genannter                Zeit und Energie mit ein. «
   ihrem Ehrenamt fasziniert sie, dass Tech-   dritter Mann im Rettungswagen mitge-
   nik und Medizinisches vereint sind.         fahren“, erzählt sie. Nach einer tollen            Sanitäts-­Gerätewagen vorfährt. Die junge
                                               Rotkreuz-Zeit in ihrer Heimat zog es sie           Frau hat das Fahrzeug voll im Griff. Den
                                               an die Küste. „Ich hatte schon immer den           Führerschein dafür machte sie beim DRK,
                                               Traum, am Wasser zu leben. Ich wollte              ebenso die Ausbildung zur Rettungs­
                                               etwas Neues sehen und hatte das Ge-                sanitäterin. „Die tollen Aus- und Weiter­
                                               fühl, ich muss einfach mal weg. Deshalb            bildungen     sind     ein    weiterer      großer
                                               habe ich mich in ganz Norddeutschland              Pluspunkt, wenn man sich engagiert“,
                                               beworben. Die erste Zusage kam aus                 schwärmt sie. Um die Einheiten der
                                               Greifswald“, berichtet sie voller Freude.          Medical Task Force weiter auszubauen,
                                               Für die Krankenschwester war klar,                 suchen die Teams vor Ort weitere enga-
                                               sich auch in Mecklenburg-Vorpommern                gierte Mitstreiter.
                                               ehren­amtlich zu engagieren. Dabei stand
                                               fest: einmal Rotes Kreuz, immer Rotes                           Text und Fotos: Franziska Krause

                                               Die Materialien für die Behandlung von Patienten
                                               sind sicher im Einsatzfahrzeug verstaut. Als
                                               gelernte Krankenschwester kann Corinna Kalle
                                               ihr Fachwissen einfließen lassen.

                                                                     14                                   Ausgabe 4 | 2018 Rotkreuzmagazin extra.stark!   Rotkreuzmagazin extra.stark! Ausgabe 4 | 2018   15
Extra.stark! - FÜR MENSCHEN MIT BEHINDERUNGEN MEHR CHANCEN - DRK Rostock
JUGENDROTKREUZ                                                                                                                           Karen Krumbiegel                                                                                                                                                          SENIOREN
                                                                                                                                           (l.) und ihr Team
                                                                                                                                         beim Landeswett-
                                                                                                                                            bewerb 2017 in                                                                 Das Betreute Wohnen in Grimmen.                                                 Helene Liehr (l.),
                                                                                                                                         Neubrandenburg.                                                                                                                                                  Anne Laube, und
                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Irmi Lenger (r.)
                                                                                                                                                                                                                                                                                                             sind bereit für
                                                                                                                                                                                                                                                                                                              einen kleinen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Spaziergang.

                                                                                                                      Das JRK in M-V:
                                                                                                                        136 Gruppen
                                                                                                                      2.094 Mitglieder
                                                                                                                davon 75 Gruppen
                                                                                                                 Junge Sanitäter /
                                                                                                              Schulsanitätsdienst mit
                                                                                                                                                                                                                 BE TREU TES WOHNEN
                                                                                                                  862 Mitgliedern
                                                                                                                                                                                      Wer nicht rastet – der nicht rostet
                             Begeisterung von Anfang an                                                                                                          IM BETREUTEN WOHNEN VOM DRK IN GRIMMEN SORGEN UNTERSCHIEDLICHSTE AKTIVITÄTEN
                                                                                                                                                                    FÜR DAS WOHLBEFINDEN DER BEWOHNER. IM WECHSEL WERDEN UNTER ANDEREM
            KAREN KRUMBIEGEL WOLLTE SCHON IMMER ANDEREN MENSCHEN HELFEN.
                                                                                                                                                                    SPORT, BASTELN UND SPIELE ANGEBOTEN. DAS STÄRKT KÖRPER, GEIST UND SEELE.
           HEUTE SORGT SIE DAFÜR, DASS BEREITS KINDER ERSTE HILFE LEISTEN KÖNNEN
                       UND IHREN PLATZ IN DER GEMEINSCHAFT FINDEN.                                                                                               Organisiert werden die Aktivitäten auf Wunsch der Bewohner von               sammenhalt, werden gemeinsam vorbereitet und durchgeführt.
                                                                                                                                                                 Hausdame Anne Laube. Seit einem Jahr bekommt die 63-Jähri-                   Dazu gehören Geburtstagsfeiern, Kaffee- und Frühstücksrun-
   Karen Krumbiegel war bereits im Grundschulalter ein aktives                 um die Reihen der Ausbilder u. a. im Bevölkerungsschutz zu                        ge dabei tatkräftige Unterstützung von Christel Bast (66), die sich          den, Grillabende oder einmal ein gemütliches Plauderstündchen
   und interessiertes Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Junge Sa-               stärken. Die schönsten Highlights sind jedoch für sie nach wie                    ehrenamtlich in ihrem Beruf als Ergotherapeutin i.R. engagiert.              genauso wie Ausflüge in die Region. „Natürlich können wir nicht
   nitäter in Bad Doberan. Hier lernte sie das Einmaleins der Ersten           vor die Wettbewerbe, bei denen sie als Gruppenführerin viele                      Gemeinsam versuchen die beiden Frauen, die Bewohner, die zum                 mehr die großen Tagesfahrten machen, sondern nur noch klei-
   Hilfe und hatte viel Spaß dabei. „Es hat mir schon immer gefal-             Erfahrungen sammeln konnte. „Besonders toll fand ich, dass                        Teil alle über 80 Jahre alt sind, zum Mitmachen zu begeistern. „Es           nere, weil es sonst für die Bewohner zu anstrengend ist“, erklärt
   len, mich in der Gemeinschaft mit Gleichgesinnten zu engagie-               meine Bad Doberaner Mannschaft am Bundeswettbewerb                                finden sich jene Bewohner dazu ein, bei denen es die Tagesform               Anne Laube. Und Helene Liehr fügt hinzu: „Viele Ecken kennt man
   ren und gemeinsame Ziele zu erreichen“, erklärt sie voller Be-              teilnehmen durfte“, erwähnt sie stolz und fügt hinzu: „Solche                     zulässt. Jedem steht frei, ob er mitmachen möchte oder nicht –               in der eigenen Umgebung noch gar nicht, ich bin erstaunt, was wir
   geisterung. Mit 15 Jahren interessierte sie sich kurzzeitig für das         Leistungsvergleiche sind sehr wichtig, weil man hier seinen                       und wir freuen uns über alle, die dabei sind“, erläutert Anne Laube.         für schöne Orte haben.“ Ob in Barth, Zingst, Tribsees oder auf der
   Schwimmtraining bei der Wasserwacht. Doch schnell stellte sie               Ausbildungsstand messen und immer wieder etwas dazuler-                           „Das soziale Miteinander ist den Bewohnern sehr wichtig, damit               Insel Rügen – zu entdecken gibt es für die Seniorinnen und Senio-
   fest, dass sie lieber Sanitäter bleiben wollte und wurde Mitglied           nen kann.“ Ihre Erfahrungen kommen auch dem Jugendrot-                            sich niemand einsam fühlt. Sie haben aber jederzeit die Möglich-             ren noch sehr viel.
   der Rotkreuz-Bereitschaft. Nach ihrem Abitur leitete sie außer-             kreuz zugute, wo sie die Vorbereitung und Durchführung von                        keit, sich in ihre eigenen vier Wände zurückzuziehen, um für sich            „Unser Betreutes Wohnen in Grimmen erfreut sich großer Beliebt-
   dem eine JRK-Gruppe an einer Bad Doberaner Schule, später                   Wettbewerben unterstützt. Denn gemeinschaftsübergreifend zu                       zu sein oder ihre alltäglichen Dinge zu erledigen“, fügt die ver-            heit. Die Plätze sind stets ausgelastet und auch die Warteliste ist
   baute sie in Rövershagen einen Schulsanitätsdienst auf, der bis             agieren, ist für die vielseitige Rotkreuzlerin selbstverständlich.                ständnisvolle Hausdame hinzu.                                                voll. So bleibt eine frei gewordene Wohnung nie lange leer und es
   heute erfolgreich an Wettbewerben teilnimmt. „Ich bin selbst                In Anerkennung ihres außergewöhnlichen Engagements wurde                          Um sich fit zu halten, fahren einige noch mit dem Fahrrad zu Termi-          kommen immer wieder neue Bewohner hinzu, die sich ebenfalls
   damit groß geworden und diese Gemeinschaft hat mich stark                   Karen Krumbiegel anlässlich des M-V-Tages 2018 in Rostock                         nen oder gehen mit ihrem Rollator einkaufen. Jeder kann entschei-            schnell bei uns einleben und wohlfühlen“, sagt Anne Laube, die al-
   geprägt. Deshalb möchte ich den Kindern ermöglichen, ihre                   vom Präsidenten des DRK-Landesverbandes, Werner Kuhn,                             den, ob er das Mittagessen bestellen oder lieber selbst kochen               les dafür tut, dass sich alle in ihrem neuen Zuhause wohlfühlen.
   soziale Ader zu entdecken und sie motivieren, anderen zu hel-               mit der Ehrenamtsmedaille der Gemeinschaften in Silber aus-                       möchte. In der Wohnanlage leben derzeit 14 ältere Menschen.                                                                Text und Fotos: Katja Mann
   fen. Die meisten bleiben von der 5. bis zur 12. Klasse dabei. Sie           gezeichnet. „Das war wirklich eine ganz große Überraschung,                       Einige sind schon lange hier, so wie die 82-jährige Irmi Lenger. Sie
   kommen einfach nicht mehr davon los und sind danach – genau                 von der ich überhaupt nichts geahnt habe und über die ich                         ist im Jahr 2010 eingezogen, als die betreute Wohnanlage eröffnet
   wie ich – in der Bereitschaft aktiv“, freut sich die 34-Jährige. Das        mich sehr freue“, erklärt die junge Frau mit dem großen Herzen                    wurde. „Ich freue mich jedes Mal, wenn wir in der Gruppe zusam-
   ist auch der Grund dafür, warum sie sich so stark für die nächste           für Kinder und die Erste Hilfe.                                                   men sein können, die vielen Aktivitäten gefallen mir sehr und tun
   Rotkreuz-Generation engagiert, die meistens im JRK ihren An-                Ganz privat möchte Karen Krumbiegel jetzt als Latein- und                         mir gut“, freut sich die ältere Dame. Andere wohnen noch nicht so
   fang nimmt – mit interessanter Freizeitgestaltung, Ausbildungs-             Englischlehrerin im Berufsleben ankommen, ihren Platz und                         lange hier, wie Helene Liehr (80). Sie ist erst vor einem Jahr einge-
   wochenenden und zahlreichen gemeinsamen Erlebnissen, die                    eine Schule finden, an der sie Fuß fassen kann – was heutzu­                      zogen. „Ich fühle mich hier so wohl und die ganze Atmosphäre ist
   sich in Ferienfreizeiten fortsetzen.                                        tage nicht so einfach zu sein scheint.                                            schön. Anne Laube gibt sich so viel Mühe, organisiert viel und ist
   Ebenfalls voller Leidenschaft ist Karen Krumbiegel als Landes­                                                                                                für uns da“, schwärmt die Seniorin.                                                           Christel Bast (1. v. r.) zeigt den Frauen leichte Übungen,
                                                                                                                                                                                                                                                                              die im Sitzen ausgeführt werden können.
   ausbilderin tätig. Hier sorgt sie für qualifizierten Nachwuchs,                                                    Text und Fotos: Christine Mevius           Viele Aktivitäten, die gut sind für die Gemeinschaft und den Zu-

                                                                          16                                     Ausgabe 4 | 2018 Rotkreuzmagazin extra.stark!   Rotkreuzmagazin extra.stark! Ausgabe 4 | 2018                           17
Extra.stark! - FÜR MENSCHEN MIT BEHINDERUNGEN MEHR CHANCEN - DRK Rostock
BERATUNG                                                                                                                                                                                                                                                                                     KINDER

                                        PR ÄV ENTION UND BER AT UNG

                  Helfen, bevor ein Konflikt entsteht
                         BARBARA GUTH BERÄT SCHWANGERE UND GIBT SCHÜLERN
                                   ANTWORTEN AUF ALLE FRAGEN.

                                                                                                                                                           Festumzug in die Stadt | Foto: Tom Reincke

                                                                                                                                                                                                        K INDERTAGESSTÄT TE

                                                                                                                                                                25 Jahre DRK Kita „Kinderglück“ in Demmin
                                                                                                                      Altersgerecht spricht
                                                                                                                      Barbara Guth mit                          DAS WAR EINE TOLLE FESTWOCHE: FÜNF TAGE LANG, VOM 3. BIS 7. SEPTEMBER,
                                                                                                                      Viertklässlern über alles,
                                                                                                                      was die bevorstehende                    WURDE GEFEIERT, GESPIELT, GETANZT, GESUNGEN, EINE RIESENTORTE VERNASCHT
                                                                                                                      Pubertät mit sich bringt.
                                                                                                                                                                                 UND AUCH EIN BISSCHEN DAZUGELERNT.

   Ein Tampon, Zigaretten, ein sexy BH, ein Pickelstift und so ein                                                    Ihre eigentliche Tä-              Vor 25 Jahren übernahm der DRK Kreisverband Demmin die                 kam auf den Spielplatz gefahren und brachte viele Kinderaugen
   kleines Teil aus Stoff. Das hat verdammte Ähnlichkeit mit ei-                                                      tigkeit     umfasst       die     Kindertagesstätte mit Krippe, Kindergarten und Hort von der            zum Leuchten. Zwei Rettungssanitäter erklärten kindgerecht,
   nem Penis … und ist gar nichts für kleine Feiglinge. Obwohl: Ein                                                   Schwangerschaftsbe-               Hansestadt. Im März 1994 wurde die erste Integrationsgruppe            was sie in einem Notfall tun müssen, und natürlich durften die
   Fläschchen davon ist auch dabei im Grabbelsack von Barbara                                                         ratung. In Sternberg              gegründet und schon im September folgte eine zweite Gruppe.            Kleinen sich in der Ersten Hilfe ausprobieren.
   Guth, aus dem jeder etwas herausholen darf. Die Sozialpäda-                                                        und in einer Außen-               Es ist sehr viel geschehen in dem vergangenen Vierteljahr-
   gogin des DRK Kreisverbandes Parchim besucht die Klasse 4 b                                                        stelle ist sie für Frauen         hundert. Einst war das Haus grau, jetzt ist es farbig mit roten        Alle Eltern waren an einem Abend zu einer Theateraufführung

                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Foto: Miesha Moriniere – pixabay.com
   der Crivitzer Grundschule zum Sexualkundeunterricht. „Das ist                                                      da, die ihre Schwan-              Eingangsdächern. Fenster und Türen wurden ausgetauscht                 mit dem Titel „Eltern sein – ein Kinderspiel?!“ eingeladen. Im An-
   schon etwas Besonderes“, weiß die erfahrene Beraterin, „zwi-                                                       gerschaft (nicht) als             und auch der Innenbereich und der Spielplatz haben in die-             schluss fanden sich Erzieher und Eltern zu einer gemütlichen
   schen Kichern und erstem Wissen um Dinge, die mit beginnen-                                                        Geschenk           ansehen        sen Jahren eine Verschönerungskur erhalten. Ein renoviertes            Gesprächsrunde zusammen und redeten über Zukunftspläne.
   der Pubertät zum Alltag werden, Sexualität inklusive.“ Denn die                                                    können. „Bei uns sind             Treppenhaus mit Zahlenstufen und aufgemalten Luftballons an            Für die Kinder waren in der Festwoche noch viele Überra-
   wird nicht an den Garderobenhaken im Schulflur gehängt.                 Ratsuchende in besten Händen. Wir entwickeln seit vielen Jah-                den Wänden laden die Kinder ein, aktiv zu sein. „Schon beim            schungen vorbereitet, die Hüpfburg lockte ebenso wie die Rie-
                                                                           ren unser Beratungsangebot weiter, verfügen über immense                     Herein­kommen kann mein Kind hier etwas lernen, das finde ich          sen-Seifenblasen und das Schminken. Eine Dampferfahrt auf
   Die Kinder sind neugierig auf die körperlichen und seelischen           Erfahrungen und können dank der Mitarbeit in Arbeitskreisen,                 toll“, sagte begeistert eine Mutter.                                   der Peene war für viele auch ein wunderbares Erlebnis. Den
   Veränderungen, sie träumen von der ersten Liebe. „Interesse             Netzwerken und Qualitätszirkeln umfassende Hilfe bieten.“                                                                                           Ausklang gestalteten die Erzieher mit einer Vorlesestunde aus
   ist da und manche wissen bereits gut Bescheid“, sagt Bar-               Mehr als 300 Frauen suchen pro Jahr das Gespräch. Das The-                   In der Festwoche erfuhren die Kinder viele neue Dinge. Rot-            dem Buch „Lisa und das Deutsche Rote Kreuz“.
   bara Guth. Tabus sind tabu, denn auf alle Fragen gibt es Ant-           menspektrum reicht von Familienplanung und Kurberatung                       kreuzmitarbeiter erklärten ihnen, wie viele Aufgaben der Kreis-                                            Text: Uta Lembke-Berkenhagen
   worten. Gut 50 Mal im Jahr ist Barbara Guth in Schulklassen             über die Nutzung finanzieller Hilfeleistungen bis zur Beratung               verband hat. Lutz Blendow, Ausbilder in der Ersten Hilfe, übte
   zu Gast. Zusätzlich ist sie für das Projekt „Babybedenkzeit“ in         vor und nach der Geburt oder bei einem Schwangerschafts-                     mit ihnen die Sicherheit im Straßenverkehr. Ein Rettungswagen
   Klasse 7 und 8 zuständig.                                               abbruch.
                                                                                                                Text und Fotos: Barbara Arndt

                                                                      18                                Ausgabe 4 | 2018 Rotkreuzmagazin extra.stark!   Rotkreuzmagazin extra.stark! Ausgabe 4 | 2018                     19
RUBRIK
MENSCHEN IM ROTEN KREUZ

                                   EIN N ACHRUF FÜR PE TR A M ÜLLER

                        Ein Leben für das Wohl
                        der älteren Menschen
            WIR TRAUERN UM EINE ROTKREUZPERSÖNLICHKEIT, DIE SICH IN BESONDEREM
                  MAßE FÜR DAS WOHL DER ÄLTEREN MENSCHEN ENGAGIERT HAT.
              AM 8. SEPTEMBER 2018 VERSTARB UNSERE LANGJÄHRIGE MITARBEITERIN
                         PETRA MÜLLER IM ALTER VON NUR 59 JAHREN.

   Petra Müller wurde am 2. November 1958 in Güstrow geboren und            später. Diese Entscheidung hatte aber auch die Qualifizierung
   ist in Schwerin aufgewachsen. Schon mit ihrer Berufswahl hatte           zum Fachwirt Altenpflege zur Folge, die Petra Müller ebenfalls
   sie sich für den Dienst am Menschen entschieden, was sie ihr             meisterte. Bei allem was sie tat, ließ sie sich von einem Motto
   ganzes weiteres Leben lang mit großem Engagement fortführte.             leiten: „Nur wenn ich mich in der Einrichtung selbst wohlfüh-
   1975 begann sie eine dreijährige Ausbildung an der Medizini-             le, kann ich hinter ihr stehen und sie anderen empfehlen.“ Der
   schen Fachschule in Schwerin und arbeitete anschließend bis              Erfolg ließ nicht lange auf sich warten, die 100 Plätze waren
   1985 als Krankenschwester im damaligen Bezirkskrankenhaus.               schnell belegt, es gab Wartelisten.                                           Fotos: Christine Mevius

   In dieser Zeit qualifizierte sie sich an der Bezirksakademie in          Qualität in der Pflege war Petra Müller immer sehr wichtig.
   Schwerin zur Stations- und Fachkrankenschwester für den                  Deshalb engagierte sie sich in einer entsprechenden Arbeits-                            »Unser Leben führt uns mit
   stationären Bereich. Ihr Abschlusszeugnis schmückte die Ge-              gruppe, die unter anderem ein erstes Qualitätshandbuch
                                                                                                                                                                 raschen Schritten von der Geburt
   samtnote „ausgezeichnet“.                                                entwickelte, das bis heute fortgeschrieben wird und der in-
   1985 wechselte Petra Müller den Beruf, denn mit drei kleinen             ternen Qualitätskontrolle dient. Mit der weiteren Investitions-
                                                                                                                                                            bis zum Tode. In dieser kurzen Zeitspanne
   Kindern war eine Arbeit im Schichtdienst des Krankenhauses               tätigkeit des Landesverbandes vergrößerte sich auch der                           ist es die Bestimmung des Menschen,
   schwierig geworden. Sie arbeitete als Wohnungswirtschaftlerin            Verantwortungsbereich von Petra Müller. Sie übernahm die                          für das Wohl der Gemeinschaft, deren
   bei der Kommunalen Wohnungsverwaltung (KWV) in Schwe-                    Geschäftsführung für die eigenständige Gesellschaft, die                                Mitglied er ist, zu arbeiten.«
   rin und absolvierte im Rahmen der Erwachsenenqualifizierung              2003 gegründet wurde. Bis zuletzt führte sie die DRK-Pflege-
                                                                                                                                                                            Friedrich der Große (1712 – 1782)
   eine Ausbildung zur Finanzkauffrau an der Fachschule für                 einrichtungen gGmbH, zu der insgesamt sieben Einrichtungen
   Finanzen in Gotha. Auch hier erlangte die ehrgeizige junge Frau          zählen. Grundsteinlegungen, Richtfeste und Einzugsfeiern ge-
   die Gesamtnote „ausgezeichnet“.                                          hörten zu den wohl schönsten Ereignissen der Frau, die immer
   Nach der Wende war sie bis 1991 bei der KWV für Personalfra-             wieder betonte, wie wichtig ihr die gute Pflege und Betreuung                 Einrichtungen, für die sie Verantwortung trug, regelmäßig als
   gen zuständig. Dann entschied sie sich erneut für eine andere            für die Lebensqualität der älteren Menschen ist – ob in der                   wichtiger Entscheider und Ansprechpartner vor Ort zu sein.
   berufliche Laufbahn und bewarb sich beim Deutschen Roten                 Tagespflege, im Betreuten Wohnen, in den Wohnanlagen oder                     Am 8. September 2018 hat das Herz von Petra Müller nach
   Kreuz, im Landesverband Mecklenburg-Vorpommern. Die Be-                  der Fachpflegeeinrichtung für Menschen im Wachkoma, für                       schwerer Krankheit aufgehört zu schlagen. Ein großer Verlust.
   werbung war erfolgreich und Petra Müller war hier zunächst für           die sie verantwortlich war.                                                   Denn Petra Müller hat in der Rotkreuzarbeit Maßstäbe und Zei-
   den Aufbau des Freiwilligen Sozialen Jahres zuständig. Bereits           Petra Müller war eine Powerfrau, mit festem Willen und ei-                    chen gesetzt – im Sinne der Menschlichkeit. Ihre Spuren von
   1995 stellte sie sich einer ganz neuen Herausforderung und               genem Kopf, die sich mit ganzer Kraft und großem Herzen                       Grevesmühlen bis Zingst werden lange nicht verwehen, denn
   übernahm am 1. April die Leitung der neu errichteten Wohnan-             dafür eingesetzt hat, dass es den ihr anvertrauten Men-                       die Geschichten, die damit verbunden sind, werden viele ihrer
   lage „Am Tannenberg“ in Grevesmühlen. „Als mich der Landes-              schen bis zum Lebensende gut geht. Auf sie war stets Ver-                     Mitstreiter, Kollegen und Freunde noch lange begleiten.
   geschäftsführer Hans-Peter Schultz fragte, ob ich die Leitung            lass. Für das Rote Kreuz gab sie immer 100 Prozent – ob bei                   Unser aufrichtiges Mitgefühl gilt ihrer gesamten Familie.
   des Hauses übernehmen würde, war ich zunächst unschlüs-                  schwierigen Pflegesatzverhandlungen oder wenn es darum                           Das Präsidium und der Vorstand des DRK-Landesverbandes
   sig, doch die Aufgabe, eine moderne Einrichtung zu leiten und            ging, sich neuen Herausforderungen zu stellen. Jede Woche                       Mecklenburg-Vorpommern e. V. im Namen der Gesellschaften,
   gestalten zu dürfen, gefiel mir“, sagte Petra Müller einige Jahre        war sie Hunderte Kilometer im Auto unterwegs, um in allen                                                Mitgliedsverbände und Mitarbeiter

                                                                       20                                 Ausgabe 4 | 2018 Rotkreuzmagazin extra.stark!   Rotkreuzmagazin extra.stark! Ausgabe 4 | 2018                   21
KRANKENHAUS                                                                                                                                                                                                                                                                                    KRANKENHAUS

                                                                                                                                                                                                                                                                        1: Auszubildende des DRK-Krankenhauses Grimmen eröffnen
                                                                                                                                                                                                                                                                        feierlich die neue Azubi-WG. | Foto: Almut Jaekel
                                                                                                                                                                                                                                                                        2: Die neue Unterkunft der Azubis. | Foto: Elisabeth Iwanek
                                                                                                                                                                                                                                                                        3: Ein Zimmer der Wohngemeinschaft auf dem Krankenhausgelände
                                                                                                                                                                                                                                                                        in Bartmannshagen. | Foto: Jana Hameister

                                                                                                                       „Innovative Ideen sind
                                                                                                                       gefragt, um neue Aus-
                                                                                                                      zubildende gewinnen zu
                                                                                                                      können.“ Astrid Schwal-
                                                                                                                              me, PDL

1                                                                                                                                                                                                 2                                                                       3

                                                                                       NEUE IDEE U MGESE T Z T
                                                                                                                                                                                                 Die Doppelhaushälfte bietet ihnen alles, was man für den               Sieglinde Bartels vom DRK-Krankenhaus Mecklenburg-Strelitz.

                                                           Attraktives Wohnangebot                                                                                                               Start ins Berufsleben benötigt. Neben dem Garten mit Ter-
                                                                                                                                                                                                 rasse und Grillecke teilen sich in der WG vier bis fünf Auszu-
                                                                                                                                                                                                                                                                        In Zeiten des Fachkräftemangels müssen Unternehmen mehr
                                                                                                                                                                                                                                                                        denn je um den Nachwuchs kämpfen. Eine Analyse zeigt, dass

                                                               für Auszubildende
                                                                                                                                                                                                 bildende das Wohnzimmer, Bad und eine Einbauküche mit                  bereits im Jahr 2020 rund 11 Prozent der Stellen in der Kranken­
                                                                                                                                                                                                 Essbereich. Internet sowie Waschmaschine und Wäsche-                   pflege nicht besetzt werden – Tendenz steigend. Im Jahr
                                                                                                                                                                                                 trockner stehen ihnen ebenfalls zur Verfügung. Im Oktober              2040 werden es aller Voraussicht nach bereits 25,4 Prozent
                                                                                                                                                                                                 zogen die ersten Auszubildenden in Grimmen ein, bis auf ein            sein. (Quelle: Ärzteblatt.de, 30. August 2017)
                                                           DRK-KRANKENHAUS GRIMMEN BIETET SEINEN AUSZUBILDENDEN                                                                                  Zimmer sind alle belegt.                                               Die DRK-Kliniken vor Ort zählen zu den attraktivsten Arbeitge-
                                                                        BEZAHLBARE UNTERKÜNFTE.                                                                                                  „Wir fühlen uns hier sehr wohl und sind dankbar für diese Mög-         bern. Sie bieten neben zahlreichen Weiterbildungsmöglichkei-
                                                                                                                                                                                                 lichkeit. Aufgrund des Schichtdienstes wäre es ohne eine sol-          ten einen sicheren Job und engagieren sich für die Bedürfnisse
                                         Dem deutschen Lehrstellenmarkt steht seit Längerem eine                   Wege und Projekte sind gefragt, um Azubis für die Ausbildung                  che Unterkunft für uns schwierig geworden, die Ausbildung              der Mitarbeiter. Dennoch bleibt es eine große Herausforderung,
                                         Zeiten­
                                               wende bevor. Vor allem Betriebe in den ländlichen                   zu gewinnen und zu halten.                                                    überhaupt zu beginnen“, berichten die Auszubildenden Hanna             Mitarbeiter zu akquirieren und zu halten. Die Idee, neue Unter-
                                         Regionen haben Mühe, die ausgeschriebenen Ausbildungs-                    Das DRK-Krankenhaus Grimmen zeigt, wie so ein Projekt                         Bartikowski und Lara Degenkolbe.                                       künfte zu schaffen, ist ein Schritt in die richtige Richtung – viele
    Foto: Gerd Altmann – pixabay.com

                                         plätze zu besetzen. Immer mehr Schulabgänger entscheiden                  aussehen kann: Im Sommer 2018 eröffnete die erste Azubi-­                     Auch das DRK-Krankenhaus in Teterow reagierte auf die Prob-            weitere werden folgen müssen.                        Text: Jana Hameister
                                         sich anstelle einer Ausbildung für ein Studium. Das Angebot an                                                                                          leme junger Menschen, während der Ausbildung eine Wohnung
                                         freien Lehrstellen im Land steigt bei fehlender Nachfrage. Der               »Innovative Ideen sind gefragt, um neue                                    zu finden. In der Regel haben die Auszubildenden aus allen vier
                                                                                                                                                                                                                                                                              DRK-Krankenhaus Mecklenburg-Strelitz gGmbH
                                         umworbene Nachwuchs hat viele Alternativen, denn auf den                      Auszubildende gewinnen zu können.«                                        DRK-Krankenhäusern in Mecklenburg-Vorpommern die Mög-
                                         ersten Blick scheint eine Ausbildung in den ländlichen Regio-                                                                                           lichkeit, direkt im DRK-Bildungszentrum in Teterow eine Unter-               Leiterin Personalmanagement: Sieglinde Bartels
                                                                                                                                       Astrid Schwalme, PDL
                                         nen Mecklenburg-Vorpommerns für die Auszubildenden wenig                                                                                                kunft zu mieten. Allerdings ist die Anzahl der Plätze begrenzt               Penzliner Straße 56 | 17235 Neustrelitz
                                         attraktiv. Vor allem der finanzielle und zeitliche Aufwand durch          Wohngemeinschaft. Junge angehende Pflegekräfte bekom-                         und der temporäre Bedarf groß. Um diesen zu decken, mietete                  Telefon: +49 39 81 / 2 68 - 7 03
                                         Fahrtkosten wirkt abschreckend.                                           men für wenig Geld eine Unterkunft, und zwar direkt auf dem                   das DRK-Krankenhaus Teterow eine zusätzliche Wohnung an.                     E-Mail: personal@drkmst.de
                                                              2018 haben insgesamt 32 junge Men-                   Krankenhaus­gelände. „Im Arbeitsalltag stellt das Pendeln zwi-                Von der Neustrelitzer DRK-Klinik wurde ebenfalls eine Unter-                 DRK-Krankenhaus Grimmen GmbH
                                                                 schen     ihre     Ausbildungen   in   den        schen Wohnort, Ausbildungsbetrieb und Berufsschule unsere                     kunft organisiert.                                                           Pflegedienstleitung: Astrid Schwalme
                                                                  DRK-Kliniken begonnen, 59,38 Pro-                zum Teil minderjährigen Azubis und deren Familien vor große                   „Wir bringen dort hauptsächlich Medizinstudenten unter, die                  Dorfstraße 39 | 18516 Süderholz / OT Bartmannshagen
                                                                    zent von ihnen sind minderjährig               Herausforderungen – mit der zusätzlichen Unterkunftsmög-                      ihr praktisches Jahr absolvieren, sowie neue Mitarbeiter von                 Telefon: +49 3 83 26 / 52 - 4 11
                                                                         und 71,88 Prozent kommen                  lichkeit können diese Wege vermieden werden“, erklärt Pflege-                 außerhalb, die sich dann in Ruhe eine Wohnung in der Nähe                    E-Mail: info@krankenhaus-grimmen.de
                                                                                  von außerhalb. Innovative        dienstleiterin Astrid Schwalme.                                               suchen können“, erläutert die Leiterin Personalmanagement

                                                                                                              22                                 Ausgabe 4 | 2018 Rotkreuzmagazin extra.stark!   Rotkreuzmagazin extra.stark! Ausgabe 4 | 2018                     23
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