Ein Blinder besteigt die sieben höchsten Berge der Welt - DR. DR. RAINER ZITELMANN ÜBER WILLENSKRAFT, NEINSAGER UND DIE ALCHEMIE, SCHLECHTES IN ...
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Einstellung ERIK WEIHENMAYER – Ein Blinder besteigt die sieben höchsten Berge der Welt DR. DR. RAINER ZITELMANN ÜBER WILLENSKRAFT, NEINSAGER UND DIE ALCHEMIE, SCHLECHTES IN GUTES ZU VERWANDELN 8 www.erfolg-magazin.de . Ausgabe 04/2021 . ERFOLG magazin
Einstellung D ie ehrgeizigsten Bergsteiger nannt »PV«, zu ihm, und zwar direkt nach- zum Gipfel fortzusetzen. Ich fragte Wei- der Welt setzen sich das Ziel, dem er den Gipfel bestiegen hatte. »Dein henmayer, ob er ähnlich vorgegangen ist, den Mount Everest, mit 8848 Leben verändert sich gerade. Lass den Eve- also die Ziele in sein Unterbewusstsein Metern der höchste Berg der rest nicht zum größten Erfolg deines Le- einprogrammiert hat. Welt, zu besteigen. Bergstei- bens werden«, mahnte PV. »Die Worte Seine Antwort: »Jeden Tag verbringe ich 15 ger, denen auch dieses Ziel nicht reicht, gruben sich in mein Gedächtnis und gaben Minuten damit, mir vorzustellen, oben auf nehmen sich die »Seven Summits« vor – die keine Ruhe«, schrieb Weihenmayer später. dem Gipfel zu stehen – bis zu dem Punkt, höchsten Gipfel der sieben Kontinente. Der Ich fragte ihn, was diese Worte für ihn an dem ich praktisch das Knirschen des Amerikaner Dick Bass war 1985 der erste heute bedeuteten. Er antwortete, indem er Schnees unter meinen Steigeisen höre. Ich Mensch, dem die unglaubliche Leistung ge- sich auf Untersuchungen von Dr. Paul »Ich konnte lang, die »Seven Summits« zu besteigen. Stoltz bezog: »Stoltz hat Individuen und Als der blinde Amerikaner Erik Weihen- Gruppen rund um den Globus untersucht mayer sich dieses Ziel in den Kopf gesetzt und kam dabei zu der Erkenntnis, dass gar nicht hatte und den Mount Rainier (ein 4.392 man Menschen in drei Kategorien unter- Meter hoher Berg in der Nähe von Seattle) teilen kann: Quitter (Aufgeber), Camper als Klettertraining für den Mount McKin- oder Climber (Kletterer). Aufgeber erklärt anders, denn ley bestieg, sagte ihm ein beunruhigter sich praktisch von selbst. Camper sind Führer: »Keine Chance, dass du da rauf- Leute, die einen gewissen Erfolg verbucht kommst, und was den McKinley betrifft, haben, aber dann plötzlich weg vom Fens- ich war jeden der ist noch zehnmal schwieriger als der ter sind. Sie verlieren den Glauben an sich Rainier.« Als Weihenmayer den McKinley selbst, werden zynisch; vielleicht probieren bestiegen hatte und sich vornahm, den fast sie etwas aus und scheitern oder erhalten Morgen mit 7.000 Meter hohen Aconcagua in den An- einen Tiefschlag und, ja, sind plötzlich ein- den zu erklettern, erklärten ihm Experten: fach müde. Sie verlieren ihren Schwung, »Ich kann noch verstehen, dass du den werden an den Rand gedrängt und stagnie- dem Ziel McKinley geschafft hast, da gibt es nur ren, sodass ihr ganzes Potenzial verloren Schnee; du brauchst also eigentlich nicht geht. Beim Nachdenken darüber habe ich zu sehen, wo du hintrittst, aber der Acon- mich gefragt, was es bedeutet, Kletterer zu aufgewacht« cagua ist eine andere Geschichte. Da gibt es sein – das heißt fortlaufend zu wachsen, überall nur lockeres Geröll. Da wirst du sich weiterzuentwickeln und zu versuchen, keinen Halt finden.« Doch schon im fol- Neues zu entdecken. Dabei geht es nicht genden Winter bestieg der Athlet aus New nur um Körperliches. Ich lasse mich psy- Jersey den Aconcagua. chologisch beraten, versuche, meine eigene —REINHOLD MESSNER Psyche zu verstehen, die Tiefen meines »Neinsager tun mir leid« Charakters auszuloten, durch Beratung, Nachdem er diesen Gipfel genommen durch Meditation.« hatte, verkündete Weihenmayer, er wolle auch den höchsten Gipfel der Welt, den Programmiere dein Unterbewusstsein! Mount Everest besteigen. Fast alle sagten Wer große Ziele erreichen will, so wie ihm, dies sei nicht möglich. Im Interview Weihenmayer, muss diese zuvor in sein mit mir erinnerte er sich: »Wissen Sie, ei- Unterbewusstsein einprogrammieren. Ich nige sagten so was wie, ich gehörte nicht erinnere mich an einen Vortrag des Berg- auf den Berg oder: Mit 13 Blindenhunden steigers Reinhold Messner, den ich vor ei- könnte es jeder auf den Gipfel schaffen. Ich nigen Jahren hörte. Er erzählte, wie er in habe einen gehört, der sagte sogar, er eine Gletscherspalte stürzte und fast sicher würde mir auf die Bergspitze folgen und war, dass er dort nie mehr herauskommen meine Leiche fotografieren – einfach nur, würde und sterben müsste. Er nahm sich um Geld bei den Medien zu machen. Also fest vor, dass er, sollte er das Unwahr- ja, es gibt Arschlöcher da draußen. Ich scheinliche doch schaffen und aus der nenne sie Neinsager. Und klar, es gibt Spalte entkommen, sofort umkehren Neinsager und sie tun mir leid. Denn es würde. Als er es geschafft hatte, setzte er sind Leute, die im Kopf immer vor einer jedoch seine Tour bis zur Bergspitze fort. geschlossenen Tür stehen. Und das ist vor »Ich konnte gar nicht anders, denn ich war Bilder: IMAGO / Everett Collection allem für diese Leute selbst tragisch.” jeden Morgen mit dem Ziel aufgewacht Am 25. Mai 2001 bestieg Weihenmayer und jede Nacht damit eingeschlafen und den Gipfel des Mount Everest. Am 18. Juni hatte es mir jeden Tag immer wieder ein- 2001 war er auf dem Cover des »Time Ma- programmiert«, so Messner in seinem gazine« abgebildet. Den wichtigsten Satz Vortrag. Sein Unterbewusstsein zwang sagte der Expeditionsleiter Pasquale, ge- ihn, weiterzumachen und den Aufstieg ERFOLG magazin . Ausgabe 04/2021 . www.erfolg-magazin.de 9
Einstellung Bilder: IMAGO / Everrett Collection, Thomas Schweigert, Cover: FinanzBuch Verlag höre die Seile, fühle den Himmel, einfach um Ziele zu erreichen: »Stellen Sie sich vor, kennen... Nicht einfach nur überleben, nur die Kälte und ich fühle die Herzen auf dem Gipfel zu stehen und Sie sind da. sondern die Zügel in die Hand nehmen, meiner Teamkameraden, fühle die Tränen. Ja, es verleiht Ihnen eine Form von Ener- die Energie dieser schlechten Sache dazu Ich breche buchstäblich in Tränen aus, weil gie, dieses Ziel im Kopf zu haben. Auf mich nutzen, dich auf einen neuen Weg zu brin- ich tatsächlich dort bin. Also ja, ich denke, wirkt es elektrisierend.« gen, den du wahrscheinlich sonst nicht ge- das ist es, was Sie meinen. Und als ich oben Am Ende meines Interviews fragte ich, was gangen wärst. Und man sieht das immer auf dem Everest stand, hatte ich ihn in aus seiner Sicht das Geheimnis des Erfolges wieder. Es ist eine Kunst und gleichzeitig Wirklichkeit zuvor schon hundertmal in sei. Was er sagte, erinnerte mich an Napo- eine Wissenschaft. Es hat fast etwas Magi- Gedanken bestiegen. Ich denke daher, dass leon Hill, der in seinem Buch »Denke nach sches zu sehen, wie es passiert. Denn man diese Art eines Glaubenssystems und des- und werde reich« immer wieder betonte, sieht, wie Menschen durch so viel Hölle sen Einprogrammierung in das Unterbe- dass in jedem Nachteil ein gleich großer und Schmerz und Leid gehen. Und aus die- wusstsein enorm wichtig sind, um es wirk- Vorteil verborgen sei. Weihenmayer nennt sem Schmerz und Leid und Verlust sprießt lich dorthin zu schaffen.« dies, »den Gedanken der Alchemie, manchmal der Samen der Schöpfung und Die Visualisierung von Zielen und das Schlechtes in Gutes zu verwandeln, der der Energie und der Entdeckung.« »Einprogrammieren” in das Unterbewusst- Versuch, das Überraschende, die unerwar- sein ist demnach eine wichtige Methode, teten Geschenke in einer Situation zu er- Der Autor »ICH WILL. Was wir von erfolgreichen Menschen mit Behinderung lernen können« von Rainer Zitelmann 384 Seiten Rainer Zitelmann ist ein weltweit erfolgreicher Erscheint: Juni 2021 Autor, der soeben sein 25. Buch veröffentlicht hat: Finanzbuch Verlag »ICH WILL. Was wir von erfolgreichen Menschen ISBN: 978-3-95972-469-2 mit Behinderung lernen können.« 10 www.erfolg-magazin.de . Ausgabe 04/2021 . ERFOLG magazin
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