Ein mann und sein hund - Perro-Peregrino - Der pilgernde Spaniel

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Ein mann und sein hund - Perro-Peregrino - Der pilgernde Spaniel
reportage

                              egrino - D er pilg ernde Spaniel
                     Perro-Per

                               ein mann
                             un d s e i n h u n d

                                                             Michael Glitza und
                                                             sein English Cocker
                                                             Spaniel „Quincy
                                                             von Frenke“ wan-
                                                             derten einen Monat
                                                             auf dem Jakobsweg.
                                                             Noch vor dem Boom,
                                                             der durch die Verfil-
                                                             mung des Bestsellers
                                                             „Ich bin dann mal
                                                             weg“ von Hape Ker-
                                                             keling, wohl
                                                             ausgelöst wird

                                                           Das Pilger-Team vor dem Grenz-
                                                         stein von Kastilien und Galizien in
                                                                   der Nähe von La Laguna

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Ein mann und sein hund - Perro-Peregrino - Der pilgernde Spaniel
er für einen Monat
                                                                                     Unser Schlafzimm
                                                                                                        uadratmeter, die
                                                                                     Pilgerreise. 2,5 Q
                                                                                                         s teilten
                                                                                     Quincy und ich un

                                                                                                übernachten werden. Das be-
                                                                                                deutete etwa fünf Kilogramm
                                                                                                des insgesamt ca. 15 Kilo-
                                                                                                gramm schweren Rucksacks
                                                                                                und war damit mehr als emp-
                                                                                                fohlen. Die Faustregel besagt,
                                                                                                dass man nicht mehr als 10
                                                                                                Prozent des Körpergewichts
                                                                                                bzw. nicht mehr als 10 Kilo-
                                                                                                gramm mit sich führen soll.
                                                                                                Gleich die erste 27-Kilome-
                                                                                                ter-Etappe führte uns über
                                                                                                die Pyrenäen. Sicherlich ei-
                                                                                                ne der härtesten Teilstücke.
                                                                                                Einerseits durch den großen
                                                                                                Höhenunterschied, der zu be-
                                                                                                wältigen ist, andererseits hat-
                                                                                                te ich mit den anfangs
    Von Frankreich nach Spanien über die Pyrenäen. Schon am
    ersten Tag über 1.000 Höhenmeter

I
   m Juni schnappte ich mir      spanischen Stadt Santiago de
   die Hundeleine für eine       Compostela gemeint. Das Ziel
   ganz besondere Gassi-Tour     ist das unter der Kathedrale
für Quincy, meinen einjähri-     befindliche Grab des Apostels
gen English Cocker Spaniel,      Jakobus. Dazwischen liegen
und mich. Wir machten uns        etwa 800 Kilometer Wegstre-
auf, um als Team, diesen Weg     cke, die zu Fuß, mit dem Fahr-
zu „bezwingen“. Nachdem          rad oder hoch zu Pferd zurück
auch der Tierarzt in Hamburg     gelegt werden sollen.
grünes Licht gab und bestä-
tigte, dass Tagesetappen zwi-    Erste Etappe: Berg
schen 20 und 45 Kilometern
Hundepfoten nichts anhaben       Bereits vor unserer Reise
können, reisten wir per Bahn     wusste ich, dass Hunde in
in das Dörfchen St. Jean-Pied-   den Albergue, den Herbergen,
de-Port.                         keine gern gesehenen Über-
                                                                     Rucksack runter,
Gemeinhin ist meist der Pil-     nachtungsgäste sind. Bis auf                          Schuhe aus. Jede
                                                                    für ein kleines Sc                   Pause nutzte Qui
gerweg Camino Francés vom        wenige Ausnahmen sind sie                            hläfchen. Vor alle                  ncy
französischen St. Jean-Pied-     dort verboten. Es war also klar,   bestimmten den Ta                    m seine Bedürfnis
                                                                                        gesablauf                          se
de-Port zur Kathedrale in der    dass wir stets in einem Zelt

                                                                                                       E i n H e r z f ü r T i e r e 75
Ein mann und sein hund - Perro-Peregrino - Der pilgernde Spaniel
ungewohnten körperlichen             Probleme, was Quincy Tag         und schlief dort, während          Und was für einen. Der eher
Belastung und dem schwe-             für Tag aufs Neue bestätigte.    ich mich um Wäsche, Ein-           an einen Obdachlosen anmu-
ren Rucksack zu kämpfen.             Wichtig ist, dass Hunde ihre     kauf und unser Abendessen          tende Pilger war bereits über
Im Gegensatz zu Quincy.              10-15 Stunden Schlaf pro Tag     kümmerte. Aber auch jeden          2.000 km gegangen – und das
Er genoss es sichtlich, mehr         bekommen. Deshalb achtete        Zwischenstopp am Tag nutzte        sah man ihm auch an. Lange
als 10 Stunden zu wandern.           ich sehr genau darauf, dass      er für ein kleines Schläfchen.     Haare, Bart, verschlissene Kla-
Hunde – Hirten,- Hütehunde           Quincy nach unserer An-                                             motten und ein paar ausgetre-
und auch Jagdhunde wie der           kunft stets Ruhe bekam. Nach     Zwei Zottel im Zelt                tene Wanderstiefel vor seinem
Cocker Spaniel – haben mit           dem alltäglichen Zeltaufbau                                         Zelt. Begleitet wurde er von
Wegstrecken der Länge keine          war Quincy der erste im Zelt     Dass Quincy nicht der einzige      einem riesigen, zotteligen
                                                                      Hund auf dem Jakobsweg war,        Hirtenhund. Leider sprach
                                                                      erfuhren wir gleich kurz hin-      unser Mitbewohner für die-
                                                                      ter Pamplona Bei unserer An-       se Nacht lediglich spanisch.
                                                                      kunft in Cizur Menor bot man       Trotz meiner begrenzten
                                                                      Quincy und mir an, unser Zelt      Sprachkenntnisse konnten
                                                                      in einer Templer-Burgruine         wir uns mit Händen und Fü-
                                                                      hinter der Malteser-Albergue       ßen unterhalten. Und so de-
                                                                       aufzuschlagen. Zu Quincys         monstrierte er uns stolz, was
                                                                       und meiner Überraschung           einen richtigen Pilgerhund
                                                                       trafen wir dort auf einen         wohl ausmacht, wenn Mensch
                                                                        weiteren Pilger mit Hund.        und Tier sich eine Wasser-

                                                                  -
                              er Si erra d e Sa n Millán – Selbst
                          r d
   Quincy und ich vo
                  ht s‘ s möglich.
   auslöser mac                  d ern schweißt zusa
                                                      mmen.
            ei nsam    e  W  an
   Das gem

                                                                                                                   den
                                                                                              C o cke r Spaniel in
                                                                                            h
                                                                                  er Englis
                                                                         Ein stolz Bergen.
                                                                                   en                      s
                                                                         spanisch ab es immer etwa
                                                                                     g
                                                                          Zu sehen

Einsame, kilometerlange
Wanderwege laden ein, nur
mit sich und der Natur
zu sein

76 e i n h e r z f ü r T i e r e
Ein mann und sein hund - Perro-Peregrino - Der pilgernde Spaniel
Oft waren wir schon in den frühen Morgenstunden unterwegs.
Dann konnten in den heißen Mittagsstunden Pause machen
und wunderschöne Sonnenaufgänge boten sich uns

flasche teilen müssen: Mein         merksam, leider blieb von der der Wasserstrahl einfach nur                körperlichen Strapazen ge-
spanischer Mitbewohner hielt        Demonstration nicht viel bei  zur Dusche für Quincy wer-                  wöhnt und begann, die Tage
eine volle Plastikflasche hoch      ihm hängen. Abschließend      den würde und wir unsere                    zu genießen. n.
über den Kopf seines Hundes         muss ich aber berichten, dass Übungseinheiten daher eher
und ließ das Wasser aus der         wir dieses Kunststückchen bis halbherzig angingen. Mag                    Freiheit im Kopf
Flasche laufen. Der Hund hob        zum Ende des Weges nicht      sein, dass sein Hund in dieser
sein Kopf, öffnete sein Maul        hin bekamen. Das mag aber     Disziplin pflegeleichter war.               NTolle Landschaften und Ein-
und trank – ganz ohne Napf.         auch daran gelegen haben,     Die Unmengen an Hundefut-                   samkeit – oft über Stunden
Quincy schaute zwar auf-            dass ich besorgt war, dass    ter für seinen riesigen Hund                – luden ein, die Gedanken
                                                                  möchte ich mir aber gar nicht               fliegen zu lassen. Quincy und
                                                                  vorstellen. In diesem Punkt                 ich versanken im Jetzt und
    Kreative Pilger hi                                                       zumindest dürfte                 Hier, und jeder von uns ging
                       nterlassen immer                                      Quincy wesentlich                seinen Gedanken nach – für
    gestaltete Plätze,                   wieder mit viel M
                        die einladen Ras                  ühe                p i l g e r t au g l i c h e r   Quincy kann ich das natür-
    wenig erfreut, bei                  t zu machen. Qui
                       einer Vogelscheuch                 ncy ist           sein. Nicht ganz ein-             lich nur vermuten. Schritt für
                                          e an der Leine zu                 fach    war nämlich der           Schritt, Meter für Meter ka-
                                                            sein
                                                                            Umstand, dass Hun-                men wir unserem Ziel näher.
                                                                           defutter eben auch                 Immer besser meisterten wir
                                                                           nicht überall verfüg-              unseren ungewohnten Tages-
                                                                           bar war. Da ich mit                ablauf und wuchsen als Team
                                                                          Quincy barfe, er also               fest zusammen. Näherten wir
                                                                          Rohfutter erhält, konn-             uns Dörfern, blieben wir nicht
                                                                         ten wir jeden Schlach-               mehr lang allein. Der Perro-
                                                                         ter nutzen, und Futter               Peregrino (Pilgerhund), wie
                                                                         besorgen.                            Quincy inzwischen überall ge-
                                                                        Nach ein bis zwei Wo-                 rufen wurde, zog die Neugie-
                                                                        chen hatte auch ich                   rigen an. Als Exoten auf dem
                                                                        mich endlich an die                   Weg beantworteten wir

                                                                                                                     E i n H e r z f ü r T i e r e 77
Ein mann und sein hund - Perro-Peregrino - Der pilgernde Spaniel
allabendliche „Quincy-Show“,     noch der Gang zum Pilgerbü-
                                                                in der er Tricks wie „Pfötchen   ro an, wo wir unsere „Com-
                                                                geben“, „bellen auf Komman-      postela“, die Urkunde für an-
                                                                do“, „toten Hund spielen“        kommende Pilger, entgegen
                                                                oder seine „seitliche Rolle“     nehmen wollten. Quincy ging
                                                                vorführte, für Unterhaltung.     leider leer aus. Auch wenn ich
                                                                Angekommen in Santiago           bezeugen konnte, dass er ein
                                                                de Compostela stand für uns      echter Pilger ist, wollte man
                                                                                                 seine Leistung im Pilgerbüro
                                  Mal auf den insgesamt
     Exoten unter sich. Nur zwei
                                                                                                     leider nicht anerkennen.
                                    erung trafen wir einen
     800 Kilometern unserer Wand                                                                    Ein Dream Team
     weiteren Pilger auf vier Pfoten
                                                                                                    Am Ende des Weges stand
                                                                                                    ein schwerer Abschied.
                                                                                                    Von dem, was wir erleben
täglich ähnliche Fragen. Ob                                                                        durften und den tollen Er-
er den ganzen Weg mitgehen                                                                         fahrungen, die wir als Team
würde? Ob er keine Probleme                                                                        machten. Einen Monat nach
damit hätte? Überall sorgte                                                                       unserem Start fuhren wir zu-
der kleine, reiselustige Hund                                                                     rück nach Hamburg, stolz,
für Erstaunen und Bewunde-                                                                        die 800 Kilometer gemeistert
rung. Verwundert hingegen                                                                         zu haben.
waren vor allem Spanier da-                                                                       Was bleibt, sind die Erinne-
rüber, dass ein Hund macht,         Auf dem Platz vor de                                         rungen und dieser Bericht,
                                                         r Kathedrale in Sant
was man ihm sagt. Hundeer-          Compostela. Aus woch                      iago de            der belegt, dass nicht nur ich
ziehung ist in Spanien nicht                             enlanger Sehnsucht, da                  sondern auch der kleine, zähe
                                    erreichen, wird Wehm                        s Ziel zu
sehr verbreitet. So sorgte die                           ut                                      Cocker Spaniel diesen Weg
                                                                                                 gegangen ist.  Michael Glitza

                                                                            Quincy vor dem
                                                                        Ziel aller Pilger. Die    Pilgern auf
                                                                          Grabeskirche des
                                                                         Apostels Jakobus,
                                                                                                  vier Pfoten
                                                                           in der jeweils um      Im Dezember 2016
                                                                        12 Uhr die abschlie-
                                                                                                  erscheint das Buch
                                                                        ßende Pilgermesse
                                                                                                  zur Reise: „Pilgern auf
                                                                            abgehalten wird
                                                                                                  vier Pfoten – Mit Hund
                                                                                                  auf dem Jakobsweg“,
                                                                                                  Autor: Michael Glitza,
                                                                                                  Verlag: BoD – Books on
                                                                                                  Demand, Norderstedt,
                                                                                                  Preis: 14,99 €,
                                                                                                  344 Seiten, illustriert
                                                                                                                                  Fotos: Michael Glitza

78 e i n h e r z f ü r T i e r e
Ein mann und sein hund - Perro-Peregrino - Der pilgernde Spaniel Ein mann und sein hund - Perro-Peregrino - Der pilgernde Spaniel Ein mann und sein hund - Perro-Peregrino - Der pilgernde Spaniel Ein mann und sein hund - Perro-Peregrino - Der pilgernde Spaniel Ein mann und sein hund - Perro-Peregrino - Der pilgernde Spaniel
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