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Aujeszkysche Krankheit (AK)

                              FAQ   | FLI | Stand 22.03.2021
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FAQ Aujeszkysche Krankheit (AK)

Die Aujeszkysche Krankheit (AK) verursacht in wei-          gegen das Virus entwickelt. Ähnlich einer Herpes-
ten Teilen der Welt erhebliche ökonomische Schäden          virus-Erkrankung beim Menschen kommt es unter
und Verluste in der Schweineproduktion. Dank strik-         Stressbedingungen, die zu einer Beeinträchtigung des
ter nationaler Bekämpfungsprogramme konnte die AK           Immunsystems des betreffenden Tieres führen, dann
bei Hausschweinen Deutschlands getilgt werden. Seit         zu einer Reaktivierung und Ausscheidung des Virus.
2003 gilt Deutschland offiziell als frei von AK. Die Auf-
rechterhaltung des AK-freien Status ist an jährliche        Bei den im Schwarzwildbestand vorkommenden Er-
serologische Untersuchungen in Hausschweinebestän-          regern handelt es sich, im Gegensatz zu denen bei
den gekoppelt. Trotz AK-Freiheit in den Hausschwei-         Hausschweinen, um hoch angepasste Virusvarianten
nebeständen kommt der Erreger jedoch weiterhin in           mit einer geringen Virulenz, die keine sichtbaren
den Schwarzwildbeständen Deutschlands vor.                  Symptome beim Schwarzwild verursachen. Hinweise
                                                            auf Aborte bei trächtigen Bachen oder vermehrte To-
Was ist die Aujeszkysche Krankheit (AK)?                    desfälle bei Frischlingen in Zusammenhang mit AKV-
                                                            Infektionen beim Schwarzwild gibt es nicht. Bisher
Die AK ist eine Tierseuche, die weltweit vorkommt           sind nur sehr wenige Fälle bekannt, in denen es infol-
und durch das Suid Herpesvirus 1 (SHV 1) aus der Fa-        ge einer massiven Schwächung des Immunsystems ein-
milie der Alphaherpesvirinae verursacht wird. Es wird       zelner Tiere zu starken klinischen Symptomen durch
oft auch als Pseudorabiesvirus (PrV) oder Virus der AK      eine Infektion kam. Ein positiver Antikörpernachweis
(AKV) bezeichnet. Die AK ist vornehmlich eine Virus-        ist immer ein Hinweis auf eine latente Infektion des
infektion bzw. -erkrankung der Schweine. Haus- und          betreffenden Tieres.
Wildscheine bilden die natürlichen Wirte für dieses
Virus, wo es unabhängig zirkuliert. Ein charakteristi-      Bei allen anderen Säugetieren, einschließlich Hunden
sches Merkmal von AK-Infektionen bei Schweinen ist          und Katzen, verläuft eine Infektion mit dem Virus
die lebenslange Viruslatenz, sie sind also lebenslang       der AK immer tödlich. Sie stellen Fehlwirte für das
Virusträger. Andere empfängliche Säugetiere sind            Virus dar und versterben aufgrund des ausschließ­
z. B. Hunde oder Katzen.                                    lichen Befalls des Nervensystems an einer Virusenze-
                                                            phalitis mit schweren zentralnervösen Ausfällen.
Wie sieht die Erkrankung aus?
                                                            Wie wird die Erkrankung übertragen?
Das klinische Bild der AK bei Schweinen hängt von
der Virulenz des Erregers, vom Alter sowie vom im-          Schwarzwild infiziert sich immer durch direkten Kon-
munologischen Status des betreffenden Tieres ab und         takt mit anderen Artgenossen, wobei das Virus mit al-
reicht von schweren zentralnervösen Symptomen mit           len Sekreten, d. h. Nasenausfluss, Speichel, aber auch
tödlichem Ausgang über schwere Allgemeinerkran-             via Vaginal- und Präputialflüssigkeiten bei Bachen
kungen, Aborte bis zu relativ milden respiratorischen       bzw. Keilern ausgeschieden wird. Indirekte Übertra-
Symptomen.                                                  gungen durch Speichel an Malbäumen sind theore-
                                                            tisch denkbar, aber praktisch kaum von Bedeutung.
Wie bei Hausschweinen ruft das AKV beim Schwarz-
wild eine latente Infektion hervor, das heißt: Schwei-      Andere Tiere infizieren sich durch direkten Kontakt
ne, die sich einmal infiziert haben, bleiben lebens-        mit infizierten Haus- oder Wildschweinen. Aber auch
lang Virusträger, obwohl der Organismus Antikörper          über kontaminierte Gegenstände kann der Erreger in

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Hausschweinebestände gelangen. Die Verfütterung           Kann ich meinen Hund impfen?
von nicht erhitztem rohem Aufbruch von Schwarzwild
sowie kontaminierter Lebensmittel ist eine der häu-       Eine Schutzimpfung für Hunde gibt es weltweit nicht.
figsten Infektionsquellen für Hunde und Katzen.           Die für Hausschweine verwendeten Totimpfstoffe sind
                                                          für Hunde nicht zugelassen und auch nicht wirksam.
Im Vergleich zu anderen Herpesviren weist der Erre-
ger eine hohe Überlebensfähigkeit in der Umwelt auf.      Aufgrund des Ansteckungsweges über den Mund- und
In gepökeltem Fleisch bleibt das Virus bis zu 20 Tage     Nasenraum, des stark neurotropen (auf das Nerven-
infektiös. Auch in Urin, Mist und Boden überlebt der      system wirkenden) Charakters des Virus sowie der
Erreger für einige Zeit.                                  sehr kurzen Inkubationszeit bei Fleischfressern ent-
                                                          falten durch Impfstoffe ausgebildete Antikörper kei-
Welche Rolle spielt die Aujeszkysche Krankheit            nen effektiven Schutz.
(AK) bei anderen Tieren?
                                                          Was sollte ich auf der Jagd beachten?
Neben Schweinen als natürlichem Wirt können die
Viren nahezu alle Säugetierarten infizieren, wobei        Hygiene ist das oberste Gebot. Im Mittelpunkt steht
sie aus epidemiologischer Sicht sogenannte Fehlwir-       dabei die Vermeidung direkten Kontaktes von Jagd-
te oder Sackgassen für das Virus darstellen. In diesen    gebrauchshunden     mit   möglicherweise       infizierten
Tieren ist eine Weiterentwicklung unmöglich und/          Schweinen. Insbesondere das so genannte Schärfen
oder von ihnen aus kann der Erreger nicht weiter-         von Jagdhunden beim Strecke legen oder die Nach-
verbreitet werden. Die Infektionsrate von Fehlwirten      suche sind klassische Infektionsquellen. Leider sieht
ist bei der AK relativ gering. Lediglich Primaten, ein-   man einem erlegten Stück Schwarzwild nicht an, ob
schließlich des Menschen, sowie Einhufer sind für das     es infiziert ist und zudem noch Virus ausscheidet. Da-
AKV nicht empfänglich.                                    her sollten alle erlegten Stücke Schwarzwild als po-
                                                          tentiell infiziert betrachtet werden. Schweiß, sprich
Grundsätzlich können sich Hunde und Katzen durch          Blut, waidwund geschossenen Schwarzwildes ist nicht
die Aufnahme von rohem infektiösem Fleisch infizie-       ansteckend, da infektiöses Virus nicht im Blut nach-
ren. Da Deutschland aber frei von AK im Hausschwei-       weisbar ist. Roher Aufbruch sowie rohes Fleisch soll-
nebestand ist, gibt es hier kein Übertragungsrisiko.      ten, wie oben erwähnt, nicht an Jagdhunde verfüt-
                                                          tert werden.
Wie wird die Erkrankung bekämpft?
                                                          Generell ist anzumerken, dass AK-Infektionen bei
Die AK gehört zu den anzeigepflichtigen Tierseuchen.      Hunden, insbesondere Jagdhunden, nicht zu den klas-
Die Anzeigepflicht umfasst nicht nur die amtliche         sischen Hundeseuchen gehört und ein relativ seltenes
Feststellung der Seuche, sondern bereits den Ver-         Ereignis ist. Jäger mit privaten Schweinehaltungen
dacht. Bei einem Seuchenverdacht oder Feststellung        sollten die Schweinehaltungshygiene-Verordnung ver-
der Seuche greift die Verordnung zum Schutz gegen         innerlichen und einer Virusverbreitung durch konta-
die Aujeszkysche Krankheit. Diese beinhaltet u. a.        minierte Gegenstände oder Lebensmittel Vorschub
die Tötung und unschädliche Beseitigung infizierter       leisten (Desinfektion).
Schweine. Es gibt Impfstoffe gegen AK beim Haus-
schwein, jedoch keinen Impfstoff für Hunde.

                                                                                    FAQ   | FLI | Stand 22.03.2021 | 3
FAQ Aujeszkysche Krankheit (AK)

Welche Symptome haben Hunde, wenn sie sich mit                        Wo finde ich Informationen zu Fallzahlen?
der Aujeszkyschen Krankheit (AK) infiziert haben?
                                                                      Informationen zur Anzahl festgestellter Erkrankun-
Da die Symptome bei anderen Säugetieren, insbeson-                    gen bei Tieren sind über das TierSeuchenInforma­
dere bei Fleischfressern, denen der Tollwut sehr ähn-                 tionsSystem (TSIS) des FLI unter https://tsis.fli.de
lich sind, wird die Viruserkrankung auch als Pseudowut                erhältlich. Angaben zu AK-Antikörpernachweisen bzw.
bezeichnet. Das zentrale Nervensystem wird in kurzer                  Seroprävalenzen beim Schwarzwild sind nur über die
Zeit sehr stark beschädigt. Deshalb treten nach einer                 zuständigen Veterinärbehörden erfragbar, vorausge-
kurzen Inkubationszeit (4–7 Tage) massive neurophy-                   setzt, es wird beim Schwarzwild ein entsprechendes
siologische Symptome auf. Im Anfangsstadium gehö-                     Monitoring durchgeführt. Im Rahmen eines bundes-
ren dazu Benommenheit und Unkoordiniertheit. Die                      weiten Monitorings konnte gezeigt werden, dass in
Tiere verweigern plötzlich die Futteraufnahme und                     fast allen Bundesländern AK-spezifische Antikörper
werden depressiv. Gelegentlich werden permanentes                     beim Schwarzwild und damit Infektionen nachzuwei-
Bellen bzw. Unruhe und Angst beobachtet. Die Tie-                     sen sind. Besonders betroffen sind Scharzwildpopu-
re sind jedoch nicht aggressiv. Fieber tritt nicht auf.               lationen in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg,
Mit Fortschreiten der Erkrankung bekommen die Tie-                    Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Niedersachsen,
re Atemnot und können ausgeprägtes Speicheln zei-                     Bayern, Hessen, Rheinland-Pfalz sowie im Saarland.
gen. Oft stellen sich gleichzeitig Schluckbeschwerden
und Erbrechen ein. Später erfolgt dann der Verlust
der Körperkontrolle. Kardinalsymptom ist ein star-
ker Juckreiz, meist von den Ohren ausgehend. Dieser
kann so stark sein, dass die Tiere infolge Scheuerns
teils Knochen blank legen oder sich selbst verstüm-
meln. Es ist allerdings auch möglich, dass Tiere in kür-
zester Zeit perakut versterben. Das Risiko, dass sich
ein Hund bei einem infizierten Hund ansteckt ist rein
theoretischer Natur; bislang sind keine derartigen
Fälle bekannt.

Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit
Hauptsitz:          Insel Riems, Südufer 10, D-17493 Greifswald – Insel Riems, www.fli.de
Fotos/Quellen:      Wildschweine, Jagdhund, Hund, Katze (© pixabay)

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