FAQ Aujeszkysche Krankheit (AK) - OpenAgrar
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FAQ Aujeszkysche Krankheit (AK) Die Aujeszkysche Krankheit (AK) verursacht in wei- gegen das Virus entwickelt. Ähnlich einer Herpes- ten Teilen der Welt erhebliche ökonomische Schäden virus-Erkrankung beim Menschen kommt es unter und Verluste in der Schweineproduktion. Dank strik- Stressbedingungen, die zu einer Beeinträchtigung des ter nationaler Bekämpfungsprogramme konnte die AK Immunsystems des betreffenden Tieres führen, dann bei Hausschweinen Deutschlands getilgt werden. Seit zu einer Reaktivierung und Ausscheidung des Virus. 2003 gilt Deutschland offiziell als frei von AK. Die Auf- rechterhaltung des AK-freien Status ist an jährliche Bei den im Schwarzwildbestand vorkommenden Er- serologische Untersuchungen in Hausschweinebestän- regern handelt es sich, im Gegensatz zu denen bei den gekoppelt. Trotz AK-Freiheit in den Hausschwei- Hausschweinen, um hoch angepasste Virusvarianten nebeständen kommt der Erreger jedoch weiterhin in mit einer geringen Virulenz, die keine sichtbaren den Schwarzwildbeständen Deutschlands vor. Symptome beim Schwarzwild verursachen. Hinweise auf Aborte bei trächtigen Bachen oder vermehrte To- Was ist die Aujeszkysche Krankheit (AK)? desfälle bei Frischlingen in Zusammenhang mit AKV- Infektionen beim Schwarzwild gibt es nicht. Bisher Die AK ist eine Tierseuche, die weltweit vorkommt sind nur sehr wenige Fälle bekannt, in denen es infol- und durch das Suid Herpesvirus 1 (SHV 1) aus der Fa- ge einer massiven Schwächung des Immunsystems ein- milie der Alphaherpesvirinae verursacht wird. Es wird zelner Tiere zu starken klinischen Symptomen durch oft auch als Pseudorabiesvirus (PrV) oder Virus der AK eine Infektion kam. Ein positiver Antikörpernachweis (AKV) bezeichnet. Die AK ist vornehmlich eine Virus- ist immer ein Hinweis auf eine latente Infektion des infektion bzw. -erkrankung der Schweine. Haus- und betreffenden Tieres. Wildscheine bilden die natürlichen Wirte für dieses Virus, wo es unabhängig zirkuliert. Ein charakteristi- Bei allen anderen Säugetieren, einschließlich Hunden sches Merkmal von AK-Infektionen bei Schweinen ist und Katzen, verläuft eine Infektion mit dem Virus die lebenslange Viruslatenz, sie sind also lebenslang der AK immer tödlich. Sie stellen Fehlwirte für das Virusträger. Andere empfängliche Säugetiere sind Virus dar und versterben aufgrund des ausschließ z. B. Hunde oder Katzen. lichen Befalls des Nervensystems an einer Virusenze- phalitis mit schweren zentralnervösen Ausfällen. Wie sieht die Erkrankung aus? Wie wird die Erkrankung übertragen? Das klinische Bild der AK bei Schweinen hängt von der Virulenz des Erregers, vom Alter sowie vom im- Schwarzwild infiziert sich immer durch direkten Kon- munologischen Status des betreffenden Tieres ab und takt mit anderen Artgenossen, wobei das Virus mit al- reicht von schweren zentralnervösen Symptomen mit len Sekreten, d. h. Nasenausfluss, Speichel, aber auch tödlichem Ausgang über schwere Allgemeinerkran- via Vaginal- und Präputialflüssigkeiten bei Bachen kungen, Aborte bis zu relativ milden respiratorischen bzw. Keilern ausgeschieden wird. Indirekte Übertra- Symptomen. gungen durch Speichel an Malbäumen sind theore- tisch denkbar, aber praktisch kaum von Bedeutung. Wie bei Hausschweinen ruft das AKV beim Schwarz- wild eine latente Infektion hervor, das heißt: Schwei- Andere Tiere infizieren sich durch direkten Kontakt ne, die sich einmal infiziert haben, bleiben lebens- mit infizierten Haus- oder Wildschweinen. Aber auch lang Virusträger, obwohl der Organismus Antikörper über kontaminierte Gegenstände kann der Erreger in 2 | FAQ | FLI | Stand 22.03.2021
FAQ Aujeszkysche Krankheit (AK) Hausschweinebestände gelangen. Die Verfütterung Kann ich meinen Hund impfen? von nicht erhitztem rohem Aufbruch von Schwarzwild sowie kontaminierter Lebensmittel ist eine der häu- Eine Schutzimpfung für Hunde gibt es weltweit nicht. figsten Infektionsquellen für Hunde und Katzen. Die für Hausschweine verwendeten Totimpfstoffe sind für Hunde nicht zugelassen und auch nicht wirksam. Im Vergleich zu anderen Herpesviren weist der Erre- ger eine hohe Überlebensfähigkeit in der Umwelt auf. Aufgrund des Ansteckungsweges über den Mund- und In gepökeltem Fleisch bleibt das Virus bis zu 20 Tage Nasenraum, des stark neurotropen (auf das Nerven- infektiös. Auch in Urin, Mist und Boden überlebt der system wirkenden) Charakters des Virus sowie der Erreger für einige Zeit. sehr kurzen Inkubationszeit bei Fleischfressern ent- falten durch Impfstoffe ausgebildete Antikörper kei- Welche Rolle spielt die Aujeszkysche Krankheit nen effektiven Schutz. (AK) bei anderen Tieren? Was sollte ich auf der Jagd beachten? Neben Schweinen als natürlichem Wirt können die Viren nahezu alle Säugetierarten infizieren, wobei Hygiene ist das oberste Gebot. Im Mittelpunkt steht sie aus epidemiologischer Sicht sogenannte Fehlwir- dabei die Vermeidung direkten Kontaktes von Jagd- te oder Sackgassen für das Virus darstellen. In diesen gebrauchshunden mit möglicherweise infizierten Tieren ist eine Weiterentwicklung unmöglich und/ Schweinen. Insbesondere das so genannte Schärfen oder von ihnen aus kann der Erreger nicht weiter- von Jagdhunden beim Strecke legen oder die Nach- verbreitet werden. Die Infektionsrate von Fehlwirten suche sind klassische Infektionsquellen. Leider sieht ist bei der AK relativ gering. Lediglich Primaten, ein- man einem erlegten Stück Schwarzwild nicht an, ob schließlich des Menschen, sowie Einhufer sind für das es infiziert ist und zudem noch Virus ausscheidet. Da- AKV nicht empfänglich. her sollten alle erlegten Stücke Schwarzwild als po- tentiell infiziert betrachtet werden. Schweiß, sprich Grundsätzlich können sich Hunde und Katzen durch Blut, waidwund geschossenen Schwarzwildes ist nicht die Aufnahme von rohem infektiösem Fleisch infizie- ansteckend, da infektiöses Virus nicht im Blut nach- ren. Da Deutschland aber frei von AK im Hausschwei- weisbar ist. Roher Aufbruch sowie rohes Fleisch soll- nebestand ist, gibt es hier kein Übertragungsrisiko. ten, wie oben erwähnt, nicht an Jagdhunde verfüt- tert werden. Wie wird die Erkrankung bekämpft? Generell ist anzumerken, dass AK-Infektionen bei Die AK gehört zu den anzeigepflichtigen Tierseuchen. Hunden, insbesondere Jagdhunden, nicht zu den klas- Die Anzeigepflicht umfasst nicht nur die amtliche sischen Hundeseuchen gehört und ein relativ seltenes Feststellung der Seuche, sondern bereits den Ver- Ereignis ist. Jäger mit privaten Schweinehaltungen dacht. Bei einem Seuchenverdacht oder Feststellung sollten die Schweinehaltungshygiene-Verordnung ver- der Seuche greift die Verordnung zum Schutz gegen innerlichen und einer Virusverbreitung durch konta- die Aujeszkysche Krankheit. Diese beinhaltet u. a. minierte Gegenstände oder Lebensmittel Vorschub die Tötung und unschädliche Beseitigung infizierter leisten (Desinfektion). Schweine. Es gibt Impfstoffe gegen AK beim Haus- schwein, jedoch keinen Impfstoff für Hunde. FAQ | FLI | Stand 22.03.2021 | 3
FAQ Aujeszkysche Krankheit (AK) Welche Symptome haben Hunde, wenn sie sich mit Wo finde ich Informationen zu Fallzahlen? der Aujeszkyschen Krankheit (AK) infiziert haben? Informationen zur Anzahl festgestellter Erkrankun- Da die Symptome bei anderen Säugetieren, insbeson- gen bei Tieren sind über das TierSeuchenInforma dere bei Fleischfressern, denen der Tollwut sehr ähn- tionsSystem (TSIS) des FLI unter https://tsis.fli.de lich sind, wird die Viruserkrankung auch als Pseudowut erhältlich. Angaben zu AK-Antikörpernachweisen bzw. bezeichnet. Das zentrale Nervensystem wird in kurzer Seroprävalenzen beim Schwarzwild sind nur über die Zeit sehr stark beschädigt. Deshalb treten nach einer zuständigen Veterinärbehörden erfragbar, vorausge- kurzen Inkubationszeit (4–7 Tage) massive neurophy- setzt, es wird beim Schwarzwild ein entsprechendes siologische Symptome auf. Im Anfangsstadium gehö- Monitoring durchgeführt. Im Rahmen eines bundes- ren dazu Benommenheit und Unkoordiniertheit. Die weiten Monitorings konnte gezeigt werden, dass in Tiere verweigern plötzlich die Futteraufnahme und fast allen Bundesländern AK-spezifische Antikörper werden depressiv. Gelegentlich werden permanentes beim Schwarzwild und damit Infektionen nachzuwei- Bellen bzw. Unruhe und Angst beobachtet. Die Tie- sen sind. Besonders betroffen sind Scharzwildpopu- re sind jedoch nicht aggressiv. Fieber tritt nicht auf. lationen in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Mit Fortschreiten der Erkrankung bekommen die Tie- Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Niedersachsen, re Atemnot und können ausgeprägtes Speicheln zei- Bayern, Hessen, Rheinland-Pfalz sowie im Saarland. gen. Oft stellen sich gleichzeitig Schluckbeschwerden und Erbrechen ein. Später erfolgt dann der Verlust der Körperkontrolle. Kardinalsymptom ist ein star- ker Juckreiz, meist von den Ohren ausgehend. Dieser kann so stark sein, dass die Tiere infolge Scheuerns teils Knochen blank legen oder sich selbst verstüm- meln. Es ist allerdings auch möglich, dass Tiere in kür- zester Zeit perakut versterben. Das Risiko, dass sich ein Hund bei einem infizierten Hund ansteckt ist rein theoretischer Natur; bislang sind keine derartigen Fälle bekannt. Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit Hauptsitz: Insel Riems, Südufer 10, D-17493 Greifswald – Insel Riems, www.fli.de Fotos/Quellen: Wildschweine, Jagdhund, Hund, Katze (© pixabay) 4 | FAQ | FLI | Stand 22.03.2021
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