Ein Semester in Santiago de Chile - Von Ella Gramm und Britta Tiedtke

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Ein Semester in Santiago de Chile - Von Ella Gramm und Britta Tiedtke
Ein Semester in Santiago de Chile
Von Ella Gramm und Britta Tiedtke
http://brittella.blogspot.com

Britta Tiedtke und Ella Gramm auf der „Isla Negra“ in Chile.

1) Wo und wann haben Sie sich im Ausland aufgehalten?
Nach einigen Überlegungen im Sommersemester 2007 beschlossen wir, unser
Auslandssemester in der Hauptstadt Chiles, Santiago de Chile zu verbringen. Denn
glücklicherweise bietet das ITMK seit dem Wintersemester 2007/08 die Möglichkeit, das
obligatorische Auslandssemester an einer Partnerhochschule, der Universidad Mayor, in
Santiago de Chile zu absolvieren. Der Vorteil dieser Partnerschaft ist, dass wir keine
Studiengebühren an der UMayor bezahlen mussten und bei den Vorbereitungen und den
Formalitäten beraten wurden. Am 21. bzw. am 23. Juli 2007 traten also wir unsere lange
Reise nach Südamerika, genauer gesagt nach Chile, an.

2) Wie sind Sie darauf gekommen/aufmerksam geworden?
Wir kamen auf diese Idee, nachdem wir uns auf der Internetseite des ITMK unter den
Auslandskooperationen umgeschaut hatten, und haben uns dann sofort auf die zwei
angebotenen Plätze an der UMayor beworben.
Das Bewerbungsverfahren für diese beiden Plätze war äußerst unkompliziert, da es eine
Informationsveranstaltung zu der Universität und den zu erfüllenden Formalitäten gab, die
das Bewerbungsverfahren deutlich erleichterte. (Ein Tipp dazu, immer schön auf die
Aushänge im dritten Stock achten und zu den Infoveranstaltungen hingehen).
Als wir dann unsere beiden Plätze sicher hatten, und nachdem unsere Daten beim
International Office der UMayor angekommen waren, begann auch schon ziemlich schnell
die Kontaktaufnahme seitens des Direktors des International Office, Herr René Lara und
seiner Mitarbeiter, Katherine Zuñiga und Osvaldo Diaz.
An dieser Stelle möchten wir ein großes Lob an dieses Team aussprechen. Denn Dank ihrer
Unterstützung vor, während und nach dem Auslandsemester wurden uns alle anfälligen
Formalitäten deutlich erleichtert.

3) Wie haben Sie Ihr AS vorbereitet (z.B. Unterkunftssuche, Reiseroute,
Kontaktaufnahme mit Personen vor Ort)?
Schon zwei Monate vor Antritt des Auslandssemesters schickte Herr Lara uns per E-Mail
alle wichtigen Informationen, die man vorab benötigt. Darunter fallen Internetlinks und -
adressen zur Wohnungssuche, wie zum Beispiel der Organisation ContactChile
(www.contactchile.cl) oder der Studentenresidenz Casa Suecia (www.casauniversitaria.cl).
Letztere können wir besonders empfehlen, da wir selber dort für den Zeitraum des
Auslandssemesters gelebt haben. Weiterhin erhielten wir Informationspakete zu Land,

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Kultur und Leute, das Ausflugsprogramm der UMayor und Formblätter zum chilenischen
Notensystem sowie zur Kursauswahl (www.umayor.cl).
Zusammengefasst kann man sagen, dass die UMayor uns super auf den
Auslandsaufenthalt vorbereitet hat. Zudem hatten wir das Glück, dass eine Kommilitonin
des ITMK bereits im vorherigen Jahr ihr Auslandssemester an der UMayor verbracht hatte
und uns weitere Insidertipps geben konnte. Insofern bieten auch wir gerne Hilfe bei
Fragen bezüglich der Lebensgestaltung in Santiago de Chile an: britt.x@gmx.de oder
ella-gramm@web.de .
Um direkt gewisse Ängste vorwegzunehmen: Das Leben in Santiago de Chile ist nicht so
extrem anders, wie man es vielleicht von Südamerika vermutet.

4) Wie waren Ihre ersten Eindrücke von der Stadt/dem Land/den Menschen/der
Unterkunft/der Universität...?
Unser erster Eindruck von der Stadt ist mit drei Worten zu beschreiben: GROß, SAUBER,
MODERN.

Plaza de Armas                                             La Moneda

Dazu muss man aber auch wissen, dass Santiago de Chile eine der sichersten Städte
Südamerikas ist, und eine der teuersten, was wir beide eindeutig bestätigen können. Man
braucht nicht ängstlich durch die Stadt zu laufen, wenn man sich an ein paar (unserer
Meinung nach aber auch nur logische) Regeln hält und nicht gerade mit seiner
Digitalkamera die ganze Zeit durch die Gegend winkt.
Bezüglich der Lebenshaltungskosten sollte man sich bewusst sein, dass das Leben dort
nicht unbedingt soviel preiswerter ist als in Deutschland. Sicherlich sind viele Sachen
deutlich günstiger, wie zum Beispiel die Transportmöglichkeiten, Lebensmittel und
Immobilien, jedoch bieten Unterhaltungs- sowie Reiseprogramm so viele attraktive
Möglichkeiten, dass man sich hier schnell mal verschätzt. Die Chilenen sind ein sehr
gastfreundliches Volk, was man vor allem in den ersten Tagen bemerken konnte, denn sie
agieren außerordentlich hilfsbereit bezüglich Wegbeschreibungen und
Orientierungsfragen. Auch innerhalb der Uni waren unsere Kommilitonen und Professoren
sehr hilfsbereit und verständnisvoll, was den Einstieg in den Universitätsalltag
vereinfachte. Die chilenischen Studenten waren äußerst neugierig bezüglich der
deutschen Lebensweise und halfen uns besonders während der ersten Tage, uns zurecht
zu finden. Der erste Eindruck von der UMayor war also insofern sehr gut, vor allem aber
weil wir erstklassig durch Tutoren betreut wurden und überhaupt das System eher dem
Schulsystem gleicht als einem Universitätssystem (z.B. in Bezug auf die Menge der
Studenten, Größe der Klassen etc.). Dennoch muss man hinzufügen, dass man doch
deutlich als Ausländer auffällt und man sollte sich während der ersten Tage nicht wundern,
wenn man häufiger mal angestarrt wird.

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5) Was haben Sie studiert?
Die UMayor ist eine private Universität mit fünf verschiedenen Campi und genießt einen
sehr guten Ruf. Die Studiengänge, die angeboten werden, sind Medizin, Architektur,
Betriebswirtschaftslehre, verschiedene Design- und Ingenieur-Studiengänge sowie
Erziehungswissenschaften.
                                       Wir entschlossen uns dazu, an der Fakultät für
                                       Erziehungswissenschaften zu studieren, wobei sich
                                       Ella auf musikalische Erziehung spezialisierte und
                                       Britta auf Sportpädagogik. So besuchte Ella zum
                                       Beispiel Vorlesungen in Klavier und Klarinette und
                                       Britta Vorlesungen, wie Leichtathletik und
                                       Sportchemie.

                                                  Curso de cocina chilena

Einige Vorlesungen hat man zweimal die Woche. Wobei die Vorlesungstermine sogar bis in
den späten Abend angeboten werden. Die Klassen sind sehr klein gehalten, was das
Verständnis, aber auch die Möglichkeit, Kommilitonen kennen zu lernen, deutlich
erleichtert. Generell kann man sagen, dass das System sehr schulisch angelegt ist, was sich
vor allem in der strikten Anwesenheitspflicht äußert (75% um den Kurs zu bestehen).
Des Weiteren ist erwähnenswert, dass sich die Endnote aus mehreren kleineren Noten
zusammensetzt. Das bedeutet, dass man mehrere Prüfungen absolvieren muss, anstelle
einer einzigen am Ende des Semesters.

La Feria de los estudiantes extranjeros                                       La Despedida

6) Wie wurden Sie von Ihren Kommilitonen aufgenommen?
Professoren sowie Kommilitonen haben uns herzlich empfangen und wir konnten uns gut
integrieren. Wir mussten zwar am Anfang ein bisschen Geduld haben, weil die Chilenen
zunächst etwas schüchtern und zurückhaltend reagierten. Das verlor sich allerdings recht
schnell und wir konnten richtige Freundschaften aufbauen. Vor allen Dingen muss man
sagen, dass alle sehr hilfsbereit waren und auch sehr geduldig, was die anfänglichen
Verständnisschwierigkeiten im Spanischen betraf.

7) Wie konnten Sie sich integrieren an der Uni und in der Freizeit?
Die Integration an der UMayor verlief sehr gut. Dadurch dass man sozusagen ein Exot für
die Chilenen ist, war die Neugier auf unsere Kultur und Lebensgestaltung sehr groß. Des
Weiteren hatten viele unserer Kommilitonen deutsche Vorfahren, weswegen sie entweder
Deutsch sprachen oder zumindest verstanden. Natürlich waren wir zu Beginn des
Semesters ein wenig verwirrt bezüglich des Semesterablaufs. Vor allem die
Kommunikation war etwas erschwert, weil auch die Professoren spanischen Dialekt
sprachen und selten Rücksicht darauf nahmen, dass wir noch nicht so hinterherkamen.
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Jedoch hatte auch da das International Office vorgesorgt und uns mit drei
Einführungstagen sowie einer Einführung in den chilenischen Dialekt auf den
Studienalltag vorbereitet.
Wir beide hatten unabhängig voneinander das Glück, schon innerhalb der ersten Tage in
unseren Kursen Kommilitonen zu finden, die uns noch mal alles erklärten und viel zeigten,
wie zum Beispiel Studententreffpunkte, die Mensa oder die verschiedenen
Sportmöglichkeiten, die von der Uni angeboten wurden. Dort trafen wir dann auch fast
immer auf die anderen Austauschstudenten des Intercambios.
Wir beide waren in unseren Kursen die einzigen Austauschstudentinnen, was wie schon
vorher erwähnt, dazu beitrug dass wir einerseits wie die chilenischen Studenten behandelt
wurden, was aber andererseits in Bezug auf den Spracherwerb nur von Vorteil war.

Zur Freizeitintegration kann man sagen, dass diese noch viel einfacher verlief als die
Integration an der Uni. Wir haben in der Studentenresidenz „Casa Suecia“ gewohnt, wo wir
mit 30 anderen Studenten aus aller Welt zusammenlebten. Davon waren zwei drittel aus
Lateinamerika (auch aus Chile) und das andere Drittel aus den USA und Europa, was
glücklicherweise dazu führte, dass im Haus fast nur Spanisch gesprochen wurde. Diese Art
zu wohnen fanden wir sehr angenehm. Denn wir haben sofort Menschen kennen gelernt,
konnten schnell Freundschaften aufbauen und zusammen die Stadt erkundschaften.
Außerdem haben wir in unserem Haus regelmäßig Partys veranstaltet, zu denen jeder
Mitbewohner seine chilenischen Kommilitonen einlud, was dazu führte, dass man auch die
Freunde der anderen Hausbewohner kennen lernte. Hierzu sollte man erwähnen, dass es
jede Menge Studenten in Santiago gibt und diese gerne und ausgiebig feiern, sich also nur
freuen, wenn sie irgendwo eingeladen werden. Das nächtliche Unterhaltungsprogramm ist
abwechslungsreich und vielfältig. Da Santiago de Chile so groß ist, gibt es unzählige Clubs,
Diskotheken und Bars, die alle verschiedenen Geschmäcker bedienen.

Neben den üblichen Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung, wie Ausgehen, Kino, etc. ist
Chile ein optimaler Ausgangspunkt zum Herumreisen in Südamerika. Da Chile unheimlich
lang ist und auch verschiedene Klima- sowie Landschaftszonen bietet, hat man neben dem
Unibesuch viel zu tun, wenn man das Land erkunden möchte.
Wir zum Beispiel haben neben dem Norden (Wüste) und Süden (Gletscher) Chiles auch
Peru, Bolivien, Argentinien und Brasilien bereist, was wir auch jedem nur empfehlen
können, da man so schnell nicht wieder die Gelegenheit dazu bekommen wird.

Machupichu, Peru                                               Rio de Janeiro

Einen Eindruck von unserem Chileaufenthalt und unserern Reisen erhaltet Ihr in Fotoform
auf unserer speziell dafür eingerichteten Website: http://brittella.blogspot.com

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8) Was hat Sie überrascht? Womit hätten Sie nicht gerechnet?
Man muss sich darauf gefasst machen - und das hätten wir uns niemals so extrem
vorgestellt - dass das chilenische Spanisch deutlich anders ist als Castellano. Die ersten
Wochen sind ein wenig ernüchternd, weil man ja davon ausgeht, man studiere Castellano,
versteht aber kaum etwas. Das Verständnis wird beispielsweise erschwert durch Modismen
wie cachai? oder huevon und das sehr schnelle Redetempo der Chilenen. Das legt sich
jedoch relativ schnell und man nimmt auch die Modismen an.

9) Eine kleine Anekdote….
Eine kleine Anekdote um den Unterschied des chilenischen Dialektes zum Spanischen zu
verdeutlichen: Auf der ersten Party, die in unserem Haus gefeiert wurde (eine Woche nach
unserer Ankunft), sollten wir in den Genuss kommen, das chilenische Nationalgetränk
PISCO zu probieren. Da die Chilenen den Konsonanten „s“ nicht bzw. kaum aussprechen,
dachten wir dieses Getränk hieße PICO. PICO ist allerdings in der chilenischen
Umgangssprache die gebräuchliche Bezeichnung für das männliche Geschlechtsteil. Als
wir beide also einen PICO bestellten, hatten wir das Gelächter auf unserer Seite.

10) Würden Sie es wieder tun? Warum?
Diese Antwort ist eindeutig: Wir würden es jeder Zeit wieder tun!
Warum? Weil es unserer Meinung nach ein tolles Gefühl ist, wenn man merkt, dass man der
Herausforderung, sich in einer völlig neuen Umgebung und Kultur zurecht zu finden und
sogar zu Hause zu fühlen, gewachsen ist.

11) Was würden Sie beim nächsten Mal anders machen?
Auf die Frage, ob wir rückblickend etwas anders machen würden, können wir beide guten
Gewissens sagen: NEIN!
                                     Denn wir hatten das Glück, mit dreißig super lieben
                                     Menschen aus aller Welt in unserer Studentenresidenz
                                     zusammen zu leben und Erfahrungen zu sammeln, die
                                     wir nie wieder vergessen werden. Und eins ist sicher,
                                     wir waren bestimmt nicht das letzte Mal in Chile, denn
                                     die Wiedervereinigungstreffen sind schon geplant.
                                     Letztendlich können wir sagen, wir beneiden jeden,
                                     dem das Auslandssemester noch bevorsteht. Denn es
                                     war eine tolle Zeit, die man einfach erlebt haben muss.

Die Mitbewohner von Casa Suecia

12) Ein guter Rat für diejenigen, die demnächst ins Ausland gehen?
Da bleibt nur zu sagen: Lasst die schöne Zeit mit ruhigem Gewissen auf euch zukommen
und genießt sie in vollen Zügen!!!

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