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Erfahrungsbericht Erasmus-Studienaufenthalt an der Katholieke Universiteit Leuven (Belgien) Wintersemester 11/12 ERASMUS-Code der Gasthochschule: B LEUVEN01 Programmbeauftragten Heimathochschule: Prof. Wolf (Institut für BWL) Ich habe mein Erasmus-Semester in der Zeit vom September 2011 bis Februar 2012 an der Katholieke Universiteit Leuven, Belgien, verbracht. Allgemeines Leuven liegt im flämischen Teil Belgiens und hat knapp 95 000 Einwohner, von denen über 40 000 Studenten sind. Die Menschen sprechen Flämisch, einen niederländischischen Dialekt. Jedoch kann man sich meistens gut mit Englisch verständigen. Die Stadt an sich ist wunderschön. Sie wurde scheinbar nie während eines Krieges zerstört und besteht praktisch nur aus historischen Gebäuden. Auf dem Foto unten sieht man einen Teil des Oude Markt oder wie man ihn in Leuven nennt: „Die längste Bar der Welt“. Dieser Name kommt nicht von ungefähr, da fast jedes Gebäude entlang des Marktes eine Bar ist. Abgesehen davon sind auch der Grote Markt mit dem Stadthuis (Rathaus), die Universitätsbibliothek (siehe Foto unten) und der Begijnhof sehenswert. Oude Markt
Leuven liegt sehr zentral in Belgien, wodurch jede große Stadt des Landes gut mit der Bahn zu erreichen ist. Vor allem Brüssel, das sich nur 20 km entfernt befindet, bietet sich zur Besichtigung an. Aber auch Brügge, Gent oder Antwerpen sind höchstens eine Zugfahrt von 1,5 Stunden entfernt. Anreisemöglichkeiten Ich habe die günstigste Alternative gewählt und bin mit dem Zug nach Leuven gereist. Das bedeutet man fährt mindestens sechs Stunden über Hamburg, Köln und Lüttich (es geht auch über Brüssel, dauert jedoch länger). Wenn man früh genug bucht, schafft man es das Europa Spezial Belgien für 39 € zu kriegen. Wenn nicht, zahlt man schon mal 59 € und mehr... Mit den nötigen finanziellen Mitteln kann man natürlich auch von Hamburg nach Brüssel fliegen und dann den Zug nach Leuven nehmen. Allgemein sind Zugfahrten in Leuven sehr günstig. Wenn man unter 25 Jahre alt ist, kann man sich den Go Pass holen. Dieser kostet 50 € und erlaubt einem zehn Fahrten quer durch Belgien zu unternehmen. Wohnmöglichkeiten Die Wohnmöglichkeiten in Leuven sind begrenzt! Wenn ich nochmal ein Semester an der K.U. machen würde, würde ich früher anreisen, um eine größere Auswahl an Räumen und weniger Stress zu haben. Vor der Fahrt nach Leuven sollte man sich frühzeitig für ein paar Tage ein Hostelzimmer oder ein Zimmer in einem der Guest Houses der K.U. Leuven (siehe Website der Uni) reservieren. Je näher der Semesterbeginn rückt, desto eher sind alle verfügbaren Gästezimmer ausgebucht. Dann, sobald man in der Stadt ankommt, sollte man sich zum Housing Office, Naamsestraat 80, begeben. Dort bekommt jeder eine Liste mit verfügbaren Kamern (Zimmern) oder Studios (etwas größer, teurer und meist auch mit Bad und Küchenzeile) und Zugang zu einer Datenbank (Kotwijs) mit weiteren Angeboten, die jedoch teilweise nicht mehr aktuell sind. Als ich in Leuven angekommen bin (zwei Wochen vor Semesterbeginn), waren bloß drei Angebote auf meiner Liste. Um den Schock zu verdauen, muss man sich bewusst machen, dass es noch weitere Möglichkeiten gibt, an ein Zimmer zu kommen. Man kann sich selbstständig in der Datenbank auf die Suche machen oder einfach durch die Stadt laufen und nach „Te Huur“-Schildern Ausschau halten. Für Studenten, die nur ein Semester bleiben, ist die Wohnungssuche erschwert, da viele Landlords für ein ganzes Jahr vermieten wollen. Wenn man jedoch bei genug Vermietern anruft und hartnäckig bleibt, findet man trotzdem etwas. Weiterhin würde ich immer raten innerhalb des Rings, in dem Leuven sich befindet, zu wohnen (auf einer Landkarte gut zu erkennen).
Wenn man es ganz entspannt angehen möchte, so sollte man schon ein paar Wochen vor dem neuen Semester einmal für ein paar Tage nach Leuven fahren, um sich vor Ort nach einem Zimmer umschauen zu können. Ich hoffe, dass meine Beschreibung der Wohnungssituation nicht zu negativ klingt, denn auch wenn einem die Zimmer nicht in den Schoß fallen, so hat doch jeder Erasmus-Student, den ich kenne, eine Unterkunft gefunden :) Zu den Studentenwohnheimem kann ich leider nichts sagen, da ich nie raus gefunden habe, wie man an eines der wenigen Zimmer kommt. Ich glaube auch, dass man dafür mindestens ein Jahr an der K.U. Leuven immatrikuliert sein muss. Allgemeines zur Universität Die Katholieke Universiteit Leuven ist im Jahre 1425 gegründet worden und ist somit die älteste Universität Belgiens. Ihre teils historischen und teils neu gebauten Gebäude sind kreuz und quer durch die ganze Stadt verteilt und man wird das Gefühl nicht los, dass Leuven um die Universität herum gebaut wurde. Universitätsbibliothek
Fakultät der Wirtschaftswissenschaften, Naamsestraat 69 Betreuung vor Ort Die Betreuerin für ausländische Studenten an der Fakultät der Wirtschaftswissenschaften ist Lieve Smets und ist in der Naamsestraat 69, Raum 00.118 zu finden. Zu ihr muss man gehen, um den Letter of Admission zu erhalten und Antworten auf studienbezogene Fragen zu erhalten. Studienangebot Das Studienangebot an der K.U. Leuven ist im Allgemeinen sehr groß. Nur die englischsprachigen Kurse für Bachelor-Studierende sind etwas eingeschränkt, jedoch mehr als ausreichend um die von der Uni Kiel geforderten 10 ECTS-Punkte zu erbringen. Das Kursniveau ist hoch und es wird viel Wert auf Gruppenarbeit und weekly assignments gelegt. Am Ende des Semesters muss in fast jedem Kurs eine Klausur geschrieben werden (selten auch eine Hausarbeit), die dann zusammen mit der Gruppenarbeit und den weekly assignments die Abschlussnote bildet. Ich habe zwei Kurse belegt: Capital Investment Theory (4 SWS) und Theory of Industrial Organization (geblockt 6 SWS). Den ersten konnte ich im Wahlteil BWL „Finanz und Rechnungswesen“ und den zweiten im Wahlteil BWL „Organisation und Management“ einbringen. In beiden Kursen hatte ich kompetente Dozenten und interessanten Lehrstoff.
Sprachkurs Als ERASMUS-Student wird einem vom Instituut voor Levende Talen (ILT), dem Institut für Sprachen der K.U. Leuven, ein Einführungskurs Niederländisch angeboten. Dieser ist gratis, wenn man von dem 50€ teuren Buch absieht, das man sich kaufen muss. Der Sprachkurs dauert das ganze Semester, wobei man insgesamt fünf Stunden die Woche Unterricht hat (einmal 2 Std. und einmal 3 Std.) Als ich da war, wurden Kurse zu vier verschiedenen Zeiten angeboten. Wenn man sich jedoch einmal für einen Kurs angemeldet hatte, musste man auch in diesem bleiben. Etwas ungünstig ist in Leuven, dass alle Vorlesungen s.t. beginnen und enden und man daher kaum Zeit zum Wechseln der Räume hat. Das war für mich etwas nervig, da das ILT mit dem Fahrrad 5-10 Minuten von meinen anderen Kursräumen entfernt war. Der Niederländisch-Kurs an sich war unterhaltsam und zumeist lehrreich gestaltet. Für Deutsche ist es leichter Niederländisch zu lernen, weshalb man sich am Anfang etwas langweilt, jedoch steigert sich der Schwierigkeitsgrad stetig. Nach jeder Lektion gibt es einen kurzen schriftlichen Test und am Ende des Semesters muss jeder Student sowohl eine mündliche als auch eine schriftliche Prüfung absolvieren, um ein Zertifikat zu bekommen. Darüber hinaus werden eine Menge weiterer Sprachkurse angeboten, welche jedoch durchgehend kostenpflichtig sind. Möglichkeit für Zugang zum Internet Fast alle Studentenzimmer sind mit „Kotnet“, dem von der Uni bereitgestellten Internet, ausgestattet. Das ist in der Regel schon in den Nebenkosten enthalten, beinhaltet jedoch keine Flatrate sondern bloß 10GB pro Monat. Was sich manchmal als recht wenig herausstellen kann. Von zu viel Youtube schauen würde ich daher abraten :) Weiterhin stellt die Uni Computerräume zur Verfügung, die montags bis freitags von 8 bis 24 Uhr und samstags etwas kürzer geöffnet sind. In diesen Räumen kann man auch drucken. Es ist ratsam, sich eine belgische Prepaid-Karte anzuschaffen, da die Zimmer oft nicht mit Festnetztelefon ausgestattet sind. Diese Karten sind relativ preisgünstig zu haben, z. B. von Mobilcom oder Proximus. So eine Karte lohnt sich vor allem bei der Wohnungssuche, da man dabei locker um die 40-50 belgische Nummern anrufen muss. Finanzielles Die Lebenshaltungskosten in Belgien sind etwas höher als in Deutschland, was sich gut an den Mietpreisen zeigen lässt. Diese belaufen sich auf 250-500 € für ein Zimmer und für ein
Studio kann man auch schon mal 800 € zahlen, wenn man Pech hat und zu spät kommt. Die Mahlzeiten in einer der drei Mensen, Alma genannt, kosten zwischen 2,70 € und 5,40 €. Das Essen ist gewöhnungsbedürftig, jedoch hat die Mensa jedoch auch abends auf. Dafür kann man an der Fortbewegung sparen: Als Student der K.U. Leuven erhält man eine Karte, mit der man während des Semesters gratis Bus fahren darf. Wie bereits erwähnt gibt es den relativ günstigen Go Pass für Zugfahrten und wer sich mit dem Fahrrad fortbewegen möchte, sollte sich einfach eines leihen. In der Hollestraat 1, etwas außerhalb des Rings gelegen, befindet sich das Velo. Ein Unternehmen, bei dem man sich für 30 € plus 50 € Pfand ein gebrauchtes Fahrrad für sechs Monate mieten kann. Man sollte früh am Tag hingehen, um noch eine gute Auswahl zu haben und dann auch noch evtl. die Reparaturversicherung für 25 € abschließen, da die Fahrräder wie gesagt nicht mehr die neuesten sind...Direkt neben dem Velo befindet sich das SPIT, ein großer Laden für Gebrauchtwaren. Dort findet sich alles um günstig das Zimmer oder die Küche einzurichten. Freizeitmöglichkeiten Bereits bei der Immatrikulation kann man sich für eine spoortkart anmelden, die dann in den Studentenausweis integriert ist. Mit dieser Karte ist es einem erlaubt zahlreiche Angebote des Sportcentrums zu nutzen, u.a. die Schwimmhalle. Weiterhin gibt es für ca. 20 € die cultuurkart, mit der man Ermäßigungen für die Kulturangebote des Stuk (Kulturzentrum in der Naamsestraat 96) bekommt. Im Stuk ist außerdem jeden Sonntag ein kostenloser Jazzabend mit immer neuen Bands, bei dem sich viele Erasmus-Studenten einfinden. Weiterhin gibt es das Pangaea (eine Organisation für ausländische Studenten), das viele Möglichkeiten der Freizeitgestaltung anbietet. U.a. kann man an Tagesausflügen wie beispielsweise in die Ardennen, nach Brügge oder auch nach Amsterdam teilnehmen. Außerdem veranstaltet Pangaea Parties oder zeigt kostenlos aktuelle Kinofilme am Wochenende. Unter der Woche trifft man sich häufig am Oude Markt oder trinkt ein paar belgische Bierchen zu Studentenpreisen in den sog. Fakbars (jede Fakultät besitzt ihre eigene Bar), die immer sehr gut besucht sind. Gerade am Anfang des Semesters bietet die Uni viele Veranstaltungen wie Konzerte, Parties oder Filmvorführungen am Oude Markt, die man auf keinen Fall verpassen sollte. Um gerade am Anfang viele Kontakte zu anderen ausländischen Studenten knüpfen zu
können, empfehle ich, unbedingt an den Orientation Days teilzunehmen. Denn gerade hier kommt man ungezwungen mit den ersten Leuten ins Gespräch und erfährt gleichzeitig einiges über das Leben in Leuven. Fazit Ich persönlich kann nur jedem empfehlen, ein oder mehrere Semester im Ausland im Allgemeinen und in Leuven im Speziellen zu verbringen, da sich so ein Aufenthalt immer lohnt. Sei es um Menschen aus aller Welt kennenzulernen, sich selbst in einer vollkommen fremden Umgebung zu erproben oder einen neuen Blick auf sein Studium zu erhalten.
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