Einsatz von G-CSF und GM-CSF

 
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MANUALSupportive Maßnahmen und symptomorientierte Therapie                                           60
© 2001 by Tumorzentrum München

         Einsatz von G-CSF und GM-CSF
         C. Straka

Eine durch Chemo- oder Strahlentherapie indu-         gegenüber besteht das in E. coli ohne Glykosy-
zierte Neutropenie resultiert klinisch in einer       lierung exprimierte GM-CSF Molgramostim
erhöhten Infektanfälligkeit. Bei ausgeprägter         (M) aus 127 Aminosäuren.
Neutropenie erhöht sich die Morbidität und
                                                      Trotz Unterschieden in der Pharmakologie und
unter Umständen auch die Mortalität einer The-
                                                      im Wirkungsspektrum werden die Substanzen
rapie. Zur therapeutischen Intervention hin-
                                                      weitgehend identisch angewandt. Wegen einer
sichtlich einer therapieinduzierten Neutropenie
                                                      vermutlich höheren Nebenwirkungsrate von
stehen zwei myelopoetische, rekombinant her-
                                                      GM-CSF wird jedoch häufig G-CSF der Vorzug
gestellte Wachstumsfaktoren zur Verfügung:
                                                      gegeben. Hinsichtlich der zugelassenen Indika-
Granulozyten-Kolonie-stimulierender Faktor
                                                      tionen gibt es Unterschiede (Tabelle 2).Auch im
(G-CSF) und Granulozyten-Makrophagen-
                                                      Rahmen der autologen und allogenen Knochen-
Kolonie-stimulierender Faktor (GM-CSF).
                                                      mark- und Blutstammzelltransplantation erge-
Beide Faktoren stimulieren die Proliferation von
                                                      ben sich Anwendungen.
Vorläuferzellen im Knochenmark. G-CSF be-
                                                      Bislang sind die in Tabelle 2 aufgeführten Indi-
schleunigt die Ausreifung der Vorstufen hin zu
                                                      kationen zugelassen.
den neutrophilen Granulozyten des peripheren
Bluts. GM-CSF fördert auch die Bildung von            Die folgenden Empfehlungen zum Einsatz der
Eosinophilen und Monozyten. Von G-CSF ste-            hämatopoetischen Wachstumsfaktoren (CSF)
hen zwei variante, rekombinant hergestellte           orientieren sich an den Richtlinien der ASCO
Moleküle zur Verfügung (Tabelle 1). Filgrastim        von 1994, 1996 und 2000 (1–3), die auf einer kri-
(F) besteht aus 175 Aminosäuren inklusive eines       tischen Bewertung der vorhandenen Studiener-
zusätzlichen N-terminalen Methionins zur              gebnisse basieren. In diesen Richtlinien wird
Expression in E. coli. Eine Glykosylierung fehlt.     ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die Ein-
Lenograstim (L) besteht aus den natürlichen 174       haltung derselben auf freiwilliger Basis und unter
Aminosäuren mit einem Kohlenhydratanteil von          Berücksichtigung der individuellen Umstände
4% nach Expression in Hamsterovarzellen. Dem          eines Patienten erfolgen muss. Darüber hinaus

Tabelle 1. Myeloische Wachstumsfaktoren.

Faktor                 Bezeichnung          Molekül                  Firma           Präparatname

G-CSF                  Filgrastim           175 Aminosäuren          Amgen           Neupogen®
                                            nicht glykosyliert
                       Lenograstim          174 Aminosäuren          Chugai          Granocyte®
                                            glykosyliert
GM-CSF                 Molgramostim         127 Aminosäuren          Novartis/       Leucomax®
                                            nicht glykosyliert       Essex
Einsatz von G-CSF und GM-CSF                                                                              61

Tabelle 2. Zugelassene Indikationen für die rekombinanten myeloischen Wachstumsfaktoren.

1. Verkürzung der Dauer von Neutropenie und Verminderung der Häufigkeit neutropenen Fiebers bei Patienten,
   die wegen einer malignen Erkrankung (außer CML und MDS) (F) bzw. einer nicht-myeloischen malignen
   Erkrankung (L, M) mit konventioneller myelosuppressiver Chemotherapie behandelt werden.
2. Verkürzung der Dauer der Neutropenie bei Patienten, die eine myeloablative Behandlung mit anschließender
   Knochenmarktransplantation erhalten (F, L, Ma).
3. Schwere, kongenitale, zyklische und idiopathische Neutropenie mit einer Neutrophilenzahl < 500µl (F)
4. Mobilisierung von Blutstammzellen (PBSC) in das periphere Blut. (F, L)
5. Behandlung von andauernder Neutropenie bei Patienten mit fortgeschrittener HIV-Infektion (F)

a
    Keine Empfehlung zur Gabe nach allogener Knochenmarktransplantation, da ausreichende klinische Daten
    nicht vorliegen.

beziehen sich diese Richtlinien nur auf die klini-       mehr beträgt. Bei weniger myelosuppressiven
sche Routine,nicht aber auf klinische Studien mit        Chemotherapien dürfte – bei fraglichem klini-
spezifischen Fragestellungen.                            schem Gewinn – keine Kosteneffektivität der
                                                         CSF-Gabe gegeben sein.
Die beiden derzeitigen Hauptziele bei der CSF-
Anwendung sind die Vermeidung neutropenen
Fiebers sowie die Mobilisierung von Blutstamm-           Das Ziel einer Dosisintensivierung der Chemo-
zellen. Beides ist dazu geeignet, die Durchführ-         therapie mit CSF-Einsatz besteht in einer Ver-
barkeit von Chemotherapien zu erhöhen, die               besserung der Krankheitskontrolle oder des
Lebensqualität der Patienten zu verbessern und           Überlebens. Eine sichere Grundlage, auf der
Krankenhauskosten zu vermindern.                         der routinemäßige Einsatz dosisintensivierter
                                                         Regime mit CSF-Gabe empfohlen werden
                                                         kann, ist derzeit jedoch bei keiner Erkrankung
Primär-prophylaktischer Einsatz von CSF
                                                         gegeben. Möglicherweise ändert sich das in
Mehrere größere randomisierte Studien bei soli-          Zukunft, denn erste Studienergebnisse zeigen
den Tumoren und Lymphomen (4–6) belegten,                bei spezifischen Patientengruppen potenzielle
dass der Einsatz von CSF nach aggressiver Che-           Vorteile einer Dosisintensivierung auf. Hierbei
motherapie die Rate von febriler Neutropenie             muss jedoch auch ein besonderes Augenmerk
um etwa 50% senken kann. Dies hatte jedoch               auf die Früh- und Spättoxizität sowie das
keine Auswirkung auf das Überleben. Die Rate             Auftreten von Sekundärmalignomen gerichtet
an febrilen Neutropenien betrug im Kontrollarm           werden. Im Rahmen der Deutschen Hodgkin-
über 40%. Routinechemotherapien haben                    Studie konnte gezeigt werden, dass eine
jedoch keine Rate an febriler Neutropenie, die           Dosiseskalation von BEACOPP in Verbindung
höher als 15% wäre. Kostenanalysen haben                 mit der Gabe von CSF die Krankheitskontrolle
gezeigt, dass eine Kosteneffizienz für CSF bei-          verbessern kann. Die Deutsche Studiengruppe
den derzeitigen Kosten wohl nur gegeben ist,             für hoch maligne Lymphome beobachtet der-
wenn das Risiko für eine febrile Neutropenie             zeit bessere klinische Ergebnisse für ein durch
tatsächlich > 40% ist. Die Vermeidung einer              Verkürzung des Zeitintervalls unter CSF dosis-
febrilen Neutropenie verbessert sicher die               intensiviertes CHOP bei älteren Patienten.
Lebensqualität des Patienten und führt zu                Beim kleinzelligen Bronchialkarzinom zeigte
Kosteneinsparungen durch kürzere oder ver-               sich ein besseres Überleben für eine dosisin-
miedene Hospitalisierung und in geringerem               tensivierte Chemotherapie mit CSF-Gabe (7).
Umfang erforderliche supportive Maßnahmen.               Solange jedoch umfangreiche Ergebnisse nicht
Der primäre Einsatz von CSF kann dement-                 vorliegen, sollte eine Dosisintensivierung mit
sprechend dann empfohlen werden, wenn das                CSF-Gabe nur im Rahmen von Studienproto-
Risiko einer febrilen Neutropenie 40% oder               kollen erfolgen.
C. Straka                                                                                            62

Einige individuelle Konstellationen können           peutischen CSF-Gabe bestehen in einer Reduk-
den primären Einsatz von CSF nahe legen. So          tion der Infektionsrate sowie in der Reduktion
kann z.B. bei stark vorbehandelten Patienten         der infektionsbezogenen Morbidität und Morta-
die Knochenmarkreserve so stark einge-               lität.
schränkt sein, dass auch weniger intensive Regi-
                                                     In einer Studie (8) wurde der Stellenwert der
me zu einer ausgeprägten Myelosuppression
                                                     G-CSF-Gabe bei afebrilen Patienten mit schwe-
führen. Risikofaktoren, die den Einsatz von
                                                     rer Neutropenie nach Chemotherapie randomi-
CSF rechtfertigen könnten, sind eine präexi-
                                                     siert untersucht. Obwohl die Phase der Neutro-
stierende Neutropenie aufgrund der Erkran-
                                                     penie in der G-CSF-Gruppe zwei Tage kürzer
kung oder Vortherapie, großflächige Vorbe-
                                                     war, ergaben sich keine klinischen Vorteile für
strahlungen, insbesondere des Beckens, eine
                                                     die Patienten, die G-CSF erhielten. Aus diesem
klinisch bereits in Erscheinung getretene
                                                     Grunde kann die routinemäßige CSF-Gabe für
Immunsuppression, das Auftreten einer febri-
                                                     Patienten in afebriler Neutropenie derzeit nicht
len Neutropenie bei vergleichbar intensiver
                                                     empfohlen werden.
Vortherapie oder auch präexistierende Infek-
tionen. Hierbei handelt es sich dann um indivi-      Die kollektiven Daten aus acht Studien (3) konn-
duelle Entscheidungen, die im Sinne des Pati-        ten keinen Vorteil für eine CSF-Gabe bei unkom-
enten getroffen werden. Es ist zu vermuten, dass     plizierter febriler Neutropenie neben der Anti-
ein Teil der Patienten in solcher Situation in der   biotikagabe etablieren. Eine unkomplizierte
Tat von einer CSF-Gabe profitiert. Dies ist          febrile Neutropenie war wie folgt definiert:
jedoch nicht durch Studienergebnisse belegt.         Fieber ≤ 10 Tage und kein Anhalt für Pneumonie,
                                                     Zellulitis, Abszess, Sinusitis, Hypotension, Multi-
                                                     organdysfunktion oder invasive Pilzinfektion. Bei
Sekundär-prophylaktischer Einsatz von CSF
                                                     klinisch schwerem Verlauf einer febrilen Neutro-
Nach febriler oder lang dauernder Neutropenie        penie sollte jedoch der Einsatz von CSF neben
im vorangegangenen Chemotherapiezyklus be-           der Antibiose erwogen werden. Hierbei handelt
steht die Möglichkeit, CSF in den folgenden          es sich dann um eine Einzelfallentscheidung
Zyklen sekundär einzusetzen. Ein solches Vor-        meistens ohne Möglichkeit, den klinischen Nut-
gehen ist dazu geeignet, die Einhaltung der          zen zu belegen. Risikofaktoren, die den CSF-Ein-
Dosisintensität eines Regimes zu verbessern          satz bei febriler Neutropenie nahelegen, sind eine
oder ganz zu gewährleisten. Solange für defi-        schwerste Neutropenie (ANC < 100/µl),eine nicht
nierte Regime, die normalerweise keinen pro-         kontrollierte Grunderkrankung, Pneumonie,
phylaktischen Einsatz von CSF erforderlich           Hypotension, Sepsis und invasive Pilzinfektion.
machen, kein Überlebensvorteil durch Einhal-         Auch ein Alter über 65 Jahre sowie eine
tung der Dosisintensität gezeigt wurde, sollten      Lymphopenie nach Therapie stellen sich als, wenn
bei palliativem Ansatz jedoch zunächst Dosisre-      auch weniger gesicherte, Risikofaktoren dar.
duktionen oder Therapieverzögerungen erwo-
gen werden. Von dieser Empfehlung sind jedoch
                                                     Stammzellmobilisierung, Hochdosistherapie
in den neuen ASCO-Richtlinien (3) kurative
                                                     und Auto- und Allotransplantation
Therapieansätze ausdrücklich ausgenommen.
                                                     hämatopoetischer Stammzellen
                                                     Für die Unterstützung der Stammzellmobilisie-
Therapeutischer Einsatz von CSF
                                                     rung zur Steigerung der Stammzellausbeute nach
Die CSF wurden ursprünglich zugelassen,um die        myelosuppressiver Chemotherapie besitzt die
Wahrscheinlichkeit einer febrilen Neutropenie        CSF-Gabe einen gesicherten Stellenwert (9, 10).
nach Chemotherapie zu senken. Im klinischen          Darüber hinaus können durch alleinige CSF-
Alltag kommt es jedoch nicht selten vor, dass        Gabe ohne vorgeschaltete Chemotherapie auto-
man mit Patienten in der therapieinduzierten         loge und auch allogene periphere Blutstammzel-
Neutropenie konfrontiert ist, bei denen noch         len mobilisiert und dann mittels Leukapherese
keine Gabe eines CSF erfolgt und sich die Frage      gesammelt werden. Hierbei ist die CSF-Gabe
nach deren Einsatz stellt. Die Ziele der thera-      kürzer (4 –6 Tage) und normalerweise höher
Einsatz von G-CSF und GM-CSF                                                                    63

dosiert als die CSF-Gabe im Anschluss an eine      Rahmen von Induktion und Konsolidierung um
myelosuppressive Chemotherapie. Nur die CSF-       etwa fünf Tage durch die Gabe von CSF. Diese
Gabe ermöglicht die Mobilisierung und Gewin-       Verkürzung des Krankenhausaufenthaltes be-
nung allogener Stammzellen. Hierdurch wird die     deutet, dass der Einsatz von CSF kosteneffek-
herkömmliche Knochenmarkentnahme in Voll-          tiv sein kann. Hinsichtlich der Krankheits-
narkose umgangen. Durch die Gabe autologer         kontrolle ergaben sich nach derzeitigem
oder allogener mobilisierter Blutstammzellen       Wissensstand weder Vor- noch Nachteile. Diese
werden aufgrund der schnelleren hämatopoeti-       Ergebnisse beziehen sich auf den primär-
schen Regeneration (11–13) sowie der damit         prophylaktischen Einsatz von CSF. Dieser
verbundenen Reduktion supportiver Maßnah-          erscheint somit indiziert, es sind jedoch insbe-
men und der Hospitalisierung im Vergleich zur      sondere die Festlegungen in Studienprotokol-
Knochenmarktransplantation etwa 20% der            len zu beachten. Gerade bei älteren Patienten,
Gesamtkosten eingespart. Obwohl die CSF im         die aufgrund von Komorbidität häufiger außer-
Rahmen der allogenen Stammzelltransplantati-       halb von Studien behandelt werden, stellt sich
on empfohlen werden können, liegen derzeit         dann insbesondere die Frage einer CSF-Gabe
noch keine abschließenden Erkenntnisse hin-        nach Chemotherapie.
sichtlich der Sicherheit der allogenen periphe-
                                                   Im Rahmen der Deutschen Multizentrischen
ren Stammzellen für die Entwicklung oder Ver-
                                                   AML-Therapiestudie der AMLCG, wird derzeit
stärkung einer Graft-versus-Host-Erkrankung
                                                   das G-CSF-„Priming“ in Hinsicht auf Anzahl
(GvHD), insbesondere der chronischen GvHD
                                                   und Dauer der erzielten Remissionen unter-
vor. Die allogene periphere Stammzelltransplan-
                                                   sucht.
tation wird daher weiterhin im Vergleich mit der
allogenen Knochenmarktransplantation in Stu-       Die aktuellen Richtlinien der ASCO (3) emp-
dien evaluiert.                                    fehlen bei ALL die CSF-Gabe nach Induktion
                                                   und Konsolidierung. G-CSF wird bereits ge-
Verschiedene Studien zu G-CSF und GM-CSF
                                                   nerell als Teil der Induktions- und Konsoli-
nach autologer und allogener Knochenmark-
                                                   dierungstherapie im Rahmen der Deutschen
transplantation belegten, dass hierdurch die
                                                   Multizentrischen ALL-Therapiestudie für Er-
Neutropeniedauer nach Transplantation signifi-
                                                   wachsene der GMALL eingesetzt.
kant reduziert werden konnte, verbunden mit
einer kürzeren Hospitalisierung und einer Ver-     Bei MDS kann eine längerfristige G-CSF-Gabe
ringerung der Tage mit Fieber (14–19). Für eine    derzeit nicht empfohlen werden. Eine intermit-
Verstärkung der GvHD durch CSF nach alloge-        tierende Gabe bei Patienten mit schwerer Neut-
ner Knochenmarktransplantation ergaben sich        ropenie und wiederkehrenden Infektionen soll-
keine Hinweise.Auch nach autologer peripherer      te erwogen werden.
Stammzelltransplantation kann die Regenerati-
on der Neutrophilen noch begrenzt weiter durch
                                                   CSF bei kombinierter Chemo-/Radiotherapie
den Einsatz von CSF gesteigert werden (20). Da
die Regeneration der Neutrophilen hier aller-      Die CSF-Gabe bei kombinierter Chemo-/Ra-
dings ohnehin schnell erfolgt, werden derzeit      diotherapie kann die Neutropeniedauer verkür-
auch Regime mit reduzierter CSF-Gabe nach          zen. Möglicherweise bestehen auch positive
Autotransplantation untersucht. Im Falle eines     Wirkungen auf den Schweregrad einer Mukosi-
verzögerten Engraftments nach peripherer           tis. Andererseits wurden unter CSF-Gabe bei
Stammzelltransplantation sollten CSF gegeben       kombinierter Chemo-/Radiotherapie verstärkt
werden.                                            Thrombozytopenien und ein Anstieg der pul-
                                                   monalen Toxizität beobachtet (21). Demzufolge
                                                   wird von CSF in diesem Zusammenhang abge-
CSF bei akuten Leukämien und MDS                   raten, insbesondere bei mediastinaler Bestrah-
                                                   lung.
Studienergebnisse der Therapie akuter Leukä-
mien zeigten eine signifikante Verkürzung der      Die derzeitigen Empfehlungen sind in Tabelle 3
Neutropeniedauer und der Hospitalisierung im       zusammengefasst.
C. Straka                                                                                                 64

Tabelle 3. Empfehlungen zum Einsatz von CSF.

Primär-prophylaktischer Einsatz
  normal dosierte Chemotherapie       nicht empfohlen
  aggressive Chemotherapie            empfohlen, wenn erwartete Rate an febriler Neutropenie > 40%
  Dosiseskalation                     derzeit nur in Studien
  Risikokonstellation                 Einzelfallentscheidung

Sekundär-prophylaktischer Einsatz
  palliativer Therapieansatz          nicht empfohlen
  kurativer Therapieansatz            empfohlen

Therapeutischer Einsatz
  afebrile Neutropenie                nicht empfohlen
  febrile Neutropenie                 nicht generell empfohlen, jedoch Einzelfallentscheidung
                                      bei Risikokonstellation

Stammzellmobilisierung
  autolog                             empfohlen
  allogen                             empfohlen

Einsatz nach Transplantation
  autologes Knochenmark               empfohlen
  allogenes Knochenmark               empfohlen
  autologe PBSC                       empfohlen
  allogene PBSC                       empfohlen

Akute Leukämien und MDS
  AML                                 Einsatz sollte erwogen werden, Studienprotokolle sind zu beachten
  ALL                                 empfohlen
  MDS                                 keine Empfehlung der längerfristigen Gabe

Kombinierte Chemo-/Radiotherapie      nicht empfohlen

Dosierung und Anwendung der CSF                         fortzusetzen. Im Rahmen der Mobilisierung und
                                                        Blutstammzellgewinnung wird die CSF-Gabe
Die empfohlenen Dosierungen der CSF sind in
                                                        normalerweise so lange erfolgen, bis die Stamm-
Tabelle 4 aufgeführt. Nach Chemotherapie soll-
                                                        zellsammlungen abgeschlossen worden sind.
te die CSF-Gabe frühestens 24 Stunden nach
                                                        Nach Knochenmark- oder Blutstammzelltrans-
deren Verabreichung erfolgen. Häufig wird zwei
                                                        plantation erfolgt die CSF-Gabe häufig so lange,
bis drei Tage nach Chemotherapie mit der CSF-
                                                        bis an drei aufeinander folgenden Tagen die
Gabe begonnen. Derzeit wird auch der verzö-
                                                        Neutrophilenzahl > 1000/µl liegt oder an einem
gerte CSF-Einsatz untersucht. Diese Ergebnisse
                                                        Tag > 10 000/µl erreicht worden sind.
müssen für weitere Empfehlungen abgewartet
werden.Generell ist das Ziel,die CSF-Gabe über
                                                        Vergleich zwischen G-CSF und GM-CSF
den Nadir hinaus so lange fortzusetzen, bis wie-
der normale und stabile Neutrophilenzahlen              Richtlinien zur relativen Wertigkeit und Anwen-
erreicht sind. Nach myelosuppressiver Chemo-            dung von G-CSF versus GM-CSF können nicht
therapie wird empfohlen, die CSF-Gabe bis zum           vorgeschlagen werden, da nur einzelne größere
Wiedererreichen einer normalen Neutrophilen-            Vergleichsstudien existieren. Die Nebenwir-
zahl im Blut (mindestens 2000 Neutrophile/µl)           kungsrate unter GM-CSF erscheint zumindest
Einsatz von G-CSF und GM-CSF                                                                                65

Tabelle 4.Empfohlene Dosierungen der CSF.

G-CSF (Filgrastim)
  nach myelosuppressiver Chemotherapie: 5 µg/kg subkutan (oder intravenös) täglich
  Blutstammzellmobilisierung allein mit CSF: 10 µg/kg täglich subkutan für 4–6 Tage
  autologe Blutstammzellmobilisierung in der Kombination von CSF mit Chemotherapie: 5 µg/kg subkutan täglich
  nach Blutstammzelltransplantation: 5 µg/kg subkutan (oder intravenös) täglich
  nach Knochenmarktransplantation: 10 µg/kg subkutan (oder intravenös) täglich als
   Anfangsdosis, bei eintretender Neutrophilenregeneration Reduktion auf 5 µg/kg

G-CSF (Lenograstim)
  nach myelosuppressiver Chemotherapie: 150 µg/m2 subkutan täglich
  Blutstammzellmobilisierung allein mit CSF: 10 µg/kg subkutan täglich für 4–6 Tage
  autologe Blutstammzellmobilisierung in der Kombination von CSF mit Chemotherapie: 150 µg/m2 subkutan
   täglich
  nach Blutstammzelltransplantation: 150 µg/m2 subkutan (oder intravenös) täglich
  nach Knochenmarktransplantation: 150 µg/m2 subkutan (oder intravenös) täglich

GM-CSF (Molgramostim)
  nach myelosuppressiver Chemotherapie: 5-10 µg/kg subkutan täglich, Anfangsdosis 5 µg/kg
  nach autologer Knochenmarktransplantation: 10 µg/kg täglich intravenös, Infusion über 4–6 Stunden

etwas höher als die unter G-CSF. Insgesamt ist          Hersteller. In einer größeren Studie zum Ver-
die Verträglichkeit beider Faktoren gut. Häufig         gleich von GM-CSF mit G-CSF bei Patienten mit
beobachtete Nebenwirkungen bei Patienten mit            afebriler Neutropenie nach Chemotherapie (22)
malignen Erkrankungen durch Filgrastim sind             zeigte sich für G-CSF eine geringfügig schnelle-
leichte bis mäßige (10%) und auch schwere               re Neutrophilenerholung, jedoch ohne Auswir-
Knochen- und Muskelschmerzen (3%), die                  kung auf den klinischen Verlauf hinsichtlich der
normalerweise mit Standard-Schmerzmitteln               Inzidenz von Fieber oder Hospitalisierung. Es
behandelt werden können. Nicht selten findet            gab auch keine signifikanten Unterschiede in der
sich eine reversible Erhöhung von LDH und               Nebenwirkungsrate. In einer weiteren Studie
alkalischer Phosphatase.Unter Lenograstim sind          zeigte sich eine effektivere Stammzellmobilisie-
Knochen- und Muskelschmerzen bei diesen Pati-           rung nach Chemotherapie mit G-CSF als mit
enten etwa gleich häufig. Die häufigsten Neben-         GM-CSF (23).
wirkungen von Lenograstim bei der Blutstamm-
zellmobilisierung gesunder Personen bestehen
in Kopfschmerzen (30%), Knochenschmerzen                Literatur
(23%), Rückenschmerzen (17,5%) und Schwä-
che (11%). Auch vorübergehende Erhöhungen                1 American Society of Clinical Oncology (1994)
von GOT, GPT und alkalischer Phosphatase                   Recommendations for the use of hematopoietic
                                                           colony-stimulating factors: Evidence-based, clinical
werden unter Lenograstim beobachtet. Unter                 practice guidelines. J Clin Oncol 12: 2471–2508
Molgramostim wurden neben den chemo-                     2 American Society of Clinical Oncology (1996) Up-
therapieassoziierten Nebenwirkungen auch häu-              date of recommendations for the use of hematopoietic
figer Knochenschmerzen, Fieber und allergische             colony-stimulating factors: Evidence-based clinical
Reaktionen an den Injektionsstellen bei subku-             practice guidelines. J Clin Oncol 14: 1957–1960
taner Gabe beobachtet. Schwere und lebensbe-             3 Ozer H, Armitage JO, Bennett CL et al (2000) 2000
                                                           update of recommendations for the use of hemato-
drohliche Nebenwirkungen traten unter allen
                                                           poietic colony-stimulating factors: Evidence-based
drei Substanzen selten auf, z.B. das ARDS, wobei           clinical practice guidelines. J Clin Oncol 18:
jedoch die Kausalität unklar ist.Die hier gemach-          3558–3585
ten prozentualen Angaben zur Häufigkeit von              4 Crawford J, Ozer H, Stoller R et al (1991) Reduc-
Nebenwirkungen basieren auf den Angaben der                tion by granulocyte colony-stimulating factor of
C. Straka                                                                                                     66

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