ENERGIEPRAXIS OSTSCHWEIZER - Abteilung Energie
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OSTSCHWEIZER April 2020 ENERGIEPRAXIS EIGENSTROM BEI GEBÄUDEN Minergie schreibt es bereits vor und Modul E der MuKEn 2014 empfiehlt es: die Eigenstromerzeugung bei Neubauten. Silas Gerber, Energiefachmann, AWEL, Abteilung Energie Sowohl Minergie als auch das Modul E der Zum Bulletin Mustervorschriften der Kantone im Ener- Der Einsatz erneuerbarer Energien ist für giebereich (MuKEn) fordern bei Neubauten den Gebäudebetrieb unerlässlich. Fossile eine Eigenstromversorgung von mindestens Energien, wie Öl oder Gas, verlieren dabei 10 W pro m2 Energiebezugsfläche. Dieser an Bedeutung. Doch was geschieht mit Strom muss nicht zwingend von einer Pho- der bestehenden Gasinfrastruktur? Aber tovoltaik (PV)-Anlage stammen. Meist ist nicht nur die Wärme, auch der Strom soll dies jedoch die einfachste Art, um die Vor- erneuerbar sein und möglichst aus der ei- gaben zu erfüllen. genen Photovoltaik-Anlage stammen. Wie Bei einem Einfamilienhaus mit 200 m2 Ener- sieht dies aus ökonomischer Sicht aus? giebezugsfläche genügt zum Beispiel eine Diese Ausgabe zeigt auf, welche Mass- PV-Anlage mit einer Leistung von 2 kWp. nahmen zu einem hohen Eigenverbrauch Auch bei bestehenden Gebäuden setzen des selbstproduzierten Stroms führen Eigentümerinnen und Eigentümer zuneh- und wie die Zukunft der Gasinfrastruktur mend auf Solarenergie vom eigenen Dach aussehen könnte. ❚ oder von der eigenen Fassade. Energiefachstellen der Ostschweizer Kantone und des Fürstentums Liechtenstein
Eine PV-Anlage ist nicht nur aus ökologi- ger Strom wird dem EVU verkauft. Dieses in- scher, sondern auch aus ökonomischer stalliert bei jedem Gebäude einen separaten Sicht sinnvoll – vorausgesetzt, der Eigen- Zähler und rechnet den Stromverbrauch ab verbrauch ist hoch. Das heisst, möglichst (Abbildung 1). viel Strom sollte direkt im eigenen Haushalt verbraucht und möglichst wenig ins öffent- Die zwei Modelle des ZEV liche Netz eingespeist werden. Der Eigen- ZEV – private Zähler und interne Abrech- verbrauch lässt sich mit einer intelligenten nung (Abbildung 2): Der Produzent verkauft Steuerung erhöhen. Grosses Potenzial bie- seinen Strom direkt dem Nachbarn und ten jedoch auch die umliegenden Häuser: nutzt dazu private Installationen. Die Zäh- Anstatt den Strom ins Netz einzuspeisen, ler sind im Besitz der Hauseigentümer. Die- kann ein Solarstromproduzent seinen Strom se lesen sie selbst ab und verrechnen den den Nachbarn verkaufen. Solche «Zusam- Strom untereinander. Das EVU misst ledig- menschlüsse zum Eigenverbrauch» (ZEV) lich den Stromverbrauch des ZEV als Gan- sind mit dem Inkrafttreten des eidgenössi- zes und stellt diesem die Rechnung für den schen Energiegesetzes und der dazugehö- bezogenen Netzstrom. rigen Energieverordnung seit dem 1. Januar ZEV-EVU – Abrechnung durch das EVU (Ab- 2018 möglich. bildung 3): Wie beim ersten Modell nutzen Produzent und Konsument ihre privaten In- Der Direktverkauf an den Nachbarn macht stallationen. Dem EVU wird jedoch die Ab- Sinn für den Solarstromproduzenten. Denn rechnung des ZEV übergeben. Dazu instal- die Vergütungssätze der Energieversor- liert das EVU je einen Zähler für jede Partei gungsunternehmen (EVU) für die Rücklie- –zusätzlich zum Zähler für den ZEV. Mit der ferung des Stroms decken die Produkti- Abrechnung durch das EVU und der Miete onskosten selten. Beim Verkauf des Stroms für die Zähler erhöhen sich jedoch die Kos- innerhalb der ZEV ist der Erlös höher, weil ten für die Mitglieder des ZEV gegenüber die Bezüger keine Netzzuschläge und Abga- dem Modell mit privaten Zählern. ben leisten müssen. Wann ist ein ZEV erlaubt? Der klassische Eigenverbrauch Der Zusammenschluss zum Eigenverbrauch Der Solarstrom wird soweit möglich direkt ist erlaubt, wenn Produktion und Verbrauch: im eigenen Haus verbraucht. Überschüssi- ❚ auf demselben Grundstück liegen oder Wirtschaftlichkeit der Modelle Welches Modell aus wirtschaftlicher Sicht am besten ist, zeigt das Rechenbeispiel eines Mehrfa- milienhauses mit 6 Wohnungen und einer PV-Anlage mit 15 kWp à 1000 kWh/kWp = 15 000 kWh PV-Jahresertrag und mit einer Eigenverbrauchsrate von 0 % und 50%. Das Gebäude liegt im Netz- gebiet der EKZ (5/7 Hochtarif und 2/7 Niedertarif). Beträge in Schweizer Installation ohne ZEV-EVU ZEV Franken inkl. MwSt Eigenverbrauch Eigenverbrauchsrate 0% 50 % 50 % Zähler 8 EVU 8 EVU 1 EVU, 8 private (6x Wohnung, 1x (6x Wohnung, 1x (6x Wohnung, 1x Allgemein, 1x PV) Allgemein, 1 x PV) Allgemein, 1x PV Investition in private Zäh- 0.- 0.- - 3200.- ler (400.– pro Stk.) Miete Zähler (103.45 - 827.60 / Jahr - 827.60 / Jahr - 103.45 / Jahr Fr./Jahr) Vergütung Rückspei- + 1080.- / Jahr + 540.- / Jahr + 540.- / Jahr sung (7.2 Rp./kWh)1 Verkauf Eigenverbrauch 0.- / Jahr + 1303.50 / Jahr + 1303.50 / Jahr im ZEV (17.38 Rp./kWh)2 Total nach 10 Jahren 2’524.- 10‘159.- 14‘200.50 1 gemäss EKZ Tarifblatt (www.ekz.ch Private Stromprodukte), Hoch-/Niedertarif gewichtet. 2 maximale Vergütung für den Eigenverbrauch gemäss EKZ Tarifblatt (www.ekz.ch Private Stromprodukte), Hoch-/ Niedertarif gewichtet 2 Ostschweizer Energiepraxis April 2020
❚ auf angrenzenden Grundstücken liegen oder ❚ nur durch eine Strasse, Eisenbahntrasse oder ein Fliessgewässer voneinander ge- trennt sind. Bei allen Varianten müssen die Eigentü- merinnen und Eigentümer der Grundstü- cke dem Zusammenschluss zustimmen und das öffentliche Netz darf nicht in Anspruch genommen werden. Zudem muss die Ei- genstromversorgung mindestens 10 % der Anschlussleistung des Zusammenschlus- ses betragen, dazu ein Beispiel: Bei zwei Einfamilienhäusern mit einer gemeinsamen Abbildung 1 (oben links): Anschlussleistung von 33 kW muss die Ei- klassischer Eigenverbrauch genstromversorgung des ZEV mindestens 3.3 kWp betragen. Abbildung 2 (oben rechts): privater Zähler und interne Mieter in einem ZEV Abrechnung Bei einem Neubau mit einem ZEV werden die Mieterinnen und Mieter über den Miet- Abbildung 3 (links): vertrag in den Zusammenschluss aufge- privater Zähler und Abrech- nommen. Wird der ZEV nachträglich gegrün- nung durch EVU det, können die Mieter selbst entscheiden, ob sie dem ZEV beitreten. Mieterinnen und Mietern, die Teil eines ZEV sind, stellt die Grundeigentümerin oder der Lastgangmessung bei mehr als 30 kVA Grundeigentümer folgende Kosten in Rech- Anschlussleistung nung: Bei Energieerzeugungsanlagen (EEA) ab 30 Interne Kosten (ZEV), verbrauchsabhängig: kVA (ca. 30 kW) Anschlussleistung ist zu- ❚ für die intern produzierte Energie sätzlich eine Lastgangmessung (Produkti- ❚ für Betrieb und Unterhalt der Anlage onszähler Abbildung 4) mit automatischer ❚ anrechenbare Kapitalkosten der Anlage Datenübermittlung vorgeschrieben. Bis an- Interne Kosten (ZEV), anteilmässig: hin musste der Eigentümer für die Anschaf- ❚ für die interne Messung, Datenbereit- fung der Zähler mit Datenübermittlung stellung, Verwaltung und Abrechnung und für die regelmässigen Messungen auf- kommen. Dies hatte verhältnismässig hohe Externe Kosten: Mehrkosten zur Folge – die Eigentümer ent- ❚ für die beim EVU bezogene Elektrizität schieden sich häufig für kleinere Anlagen. Abgezogen von der Rechnung werden die Dadurch wurde die installierte Leistung von Erlöse aus der eingespeisten Elektrizität. neuen EEA begrenzt. Für den Strom aus dem ZEV darf den Mie- Die Stromversorgungsverordnung (Strom- terinnen und Mietern nicht mehr verrechnet VV) mit deren Überarbeitungen vom 1. Ja- werden als ein Standardprodukt des EVU nuar 2018 und 1. Juni 2019 ändern dies: Die kosten würde. Lastgangmessung ist Teil der Netzkosten und die Messwerte werden automatisch mit Fazit Smart Meter ausgelesen. Den selbst produzierten Strom direkt zu nut- Damit trägt nun das EVU und nicht mehr der zen, ist wirtschaftlich interessant. Neben Eigentümer die Kosten für die Lastgangmes- dem ZEV gibt es weitere Möglichkeiten, den sung. Eigenverbrauch zu erhöhen: Einerseits wir- ken sich bauliche Massnahmen wie Grösse und Ausrichtung der PV-Anlage, das Last- management oder ein Batteriespeicher auf den Eigenverbrauch aus. Anderseits können die Bewohnerinnen und Bewohner mit ihrem Verhalten den Eigenverbrauch steigern, in- dem sie zum Beispiel Geräte wie Waschma- schine oder Geschirrspüler betreiben, wenn die Sonne scheint und so den selbst produ- Abbildung 4: bei EEA ab 30 kVA zierten Solarstrom direkt verbrauchen. ❚ zusätzlich Produktionszähler Ostschweizer Energiepraxis April 2020 3
DIE ZUKUNFT DER GASNETZE Welche Rolle spielen die Gas-Verteilnetze in einer (fast) klimaneutralen Welt? Ein Dialogprojekt hat nach Ant- worten gesucht. Sabine Perch-Nielsen, Projektleiterin Gemeinden, Städte und Gasversorger aus- Die Energie- und Klimapolitik ist stark in Be- zuarbeiten. wegung. Im August 2019 hat der Bundesrat In jeweils ganztätigen Workshops haben die entschieden, dass die Schweiz bis 2050 kli- Vertreter/innen die Themen Nachfrage, In- maneutral werden soll. Was bedeuten solch frastruktur, Biogas, erneuerbares syntheti- ambitionierte Klimaziele für die Zukunft der sches Gas und die Bedeutung für die Ver- Gas-Verteilnetze? teilnetze vertieft diskutiert. Über zentrale Die öffentliche Diskussion zu diesem Thema Aussagen haben sie abgestimmt, um den scheint zuweilen widersprüchlich: Einige Konsens festzuhalten und den Dissens her- Akteure argumentieren, dass Erdgas als fos- auszuschälen und transparent darzulegen. siler Energieträger keine Zukunft hat und die Die zwei Produkte dieses Prozesses sind: Verteilnetze daher langfristig in Frage ge- ein Fachbericht mit allen Grundlagen samt stellt sind. Andere Akteure widersprechen Quellenangaben und Abstimmungsresulta- und verweisen darauf, dass es in einer erneu- ten sowie ein breit abgestützter Ratgeber erbaren Energiezukunft zum Ausgleich des für Gemeinden, Städte und Versorger, der in Sonnen- und Windstroms «Power-to-Gas» diesem widersprüchlichen Umfeld konsoli- brauchen wird. Wie sind diese Argumente dierte Orientierung bieten soll. zu beurteilen? Konsens Nachfragerückgang Dialog mit breiter Beteiligung Ein Konsens unter den Teilnehmenden war, Im Rahmen der Metropolitankonferenz Zü- dass eine starke Klima- und Energiepolitik rich wurde der Zukunft der Gasnetze in ei- zu einem Rückgang der Gasnachfrage füh- nem Dialogprojekt nachgegangen. Ziel ist ren wird: Gebäudevorschriften und Förder- es, die Gas-Infrastruktur in Städten und Ge- programme führen dazu, dass Eigentümer meinden weiterzuentwickeln und Fehlinves- auf Wärmeverbunde, Wärmepumpen oder titionen zu vermeiden. Dazu haben im Dia- Holzheizungen umsteigen und somit für die logprojekt 15 ausgewählte Vertreter/innen Gasversorger als Kunden verloren gehen von Gemeinden, Gasversorgern, Verbänden, (linker blauer Pfeil Abbildung 5). Damit müs- Kantonen, der Wissenschaft und dem Bund sen die Kosten für das Gasnetz auf weni- gemeinsam Fakten und Grundlagen entwi- ger Kunden verteilt werden, die Netzkosten ckelt, um auf dieser Basis Empfehlungen für steigen für die übrigen Kunden (roter Pfeil). Die Energie- und Klimapolitik verteuert die Gasversorgung auch direkt, so über die For- derung nach erneuerbarem Gas oder die steigende CO2-Abgabe auf fossilen Brenn- stoffen (rechter blauer Pfeil). Die über Me- chanismen verteuerte Gasversorgung kann je nach Entwicklung der Alternativen wiede- rum zu einem weiteren Rückgang der Gas- nachfrage führen, potenziell kommt es zu ei- ner «Abwärtsspirale». Konsens klimafreundliches Biogas Wird Biogas aus Hofdünger oder anderen organischen Abfällen und Nebenprodukten hergestellt, ist es klar klimafreundlicher als fossile Energieträger. In der Schweiz beste- hen zudem noch viele unerschlossene Po- tenziale. Das Gesamtpotenzial von Biogas Abbildung 5: Konsens Nachfragerückgang. ist aber beschränkt und beläuft sich auf rund 4 Ostschweizer Energiepraxis April 2020
10–15 % des heutigen Gasverbrauchs. Zu- Bedeutung Verteilnetze dem ist der Bezug von Biogas über das Ver- Die Nachfrage von Gas geht zurück, erneu- teilnetz heute rund 50 % teurer als Erdgas. erbare Gase sind beschränkt und teuer. Was bedeutet dies für die Zukunft der Verteilnet- Konsens «Power-to-Gas» ze? Die Akteure gehen davon aus, dass sich Methan kann heute mit einem Wirkungsgrad in wenig dichten Wohnquartieren die Erneu- von rund 55 % aus Strom synthetisch herge- erung von Leitungen irgendwann nicht mehr stellt werden. Das ökologische Potenzial von lohnt und somit die Netze schrumpfen wer- inländischem erneuerbaren, synthetischen den. Eine Schweiz mit «netto null» Emissi- Gas beläuft sich auf rund 5–15 % des heu- onen ist nicht kompatibel mit der heutigen tigen Gasverbrauchs. Diese Schätzung be- ruht auf der Annahme, dass in der Schweiz Photovoltaik massiv ausgebaut wird (Bele- gung von ca. 50 % aller dafür mindestens «gut» geeigneten Dächer in der Schweiz). Zu diesem «ökologischen Potenzial» wer- den nur die Mengen an Gas gezählt, die mit «überschüssigem» erneuerbaren Strom pro- duziert werden, also wenn die übrige Strom- nachfrage bereits vollständig erneuerbar gedeckt ist. Denn der direkte Einsatz von er- neuerbarem Strom ist in jedem Fall viel kli- mafreundlicher als die Herstellung von Gas. Dabei zeigt sich eine der Herausforderun- Abbildung 6: Herstellungskosten erneuerbares Gas gen. «Überschüssiger» Strom fällt nur in wenigen Stunden pro Jahr an. Die Herstel- Ausdehnung der Verteilnetze. Dies heisst je- lungskosten sind jedoch stark von den Voll- doch nicht, dass Verteilnetze in einer klima- laststunden der Anlagen abhängig. Fallen neutralen Zukunft keine Rolle übernehmen diese unter 2 000 Stunden pro Jahr, so stei- können. Denn für einige Anwendungen gibt gen die Kosten des erzeugten Gases deut- es derzeit kaum Alternativen zu Brennstoffen. lich an. Hier stehen also Wirtschaftlichkeit und Klimafreundlichkeit im Widerspruch Klimaziele von 2050 klingen weit weg, doch sie bedeuten für einen Gasnetzbetreiber be- Einsatz erneuerbare Gase reits heute Handlungsbedarf. Verzichtet der Das gesamte Potenzial von inländischen, er- Gasversorger auf die Erneuerung einer Lei- neuerbaren Gasen (Biogas und Synthese- tung, sollte er im Idealfall bereits 20 Jahre gas) beläuft sich also auf rund 15–30 % des vorher keine neuen Anschlüsse mehr legen heutigen Gasverbrauchs. Dissens bestand und 10 bis 20 Jahre vorher die bestehenden zwischen den Teilnehmenden des Dialog- Kunden informieren. Um Fehlinvestitionen projekts, inwieweit die Schweiz ausländi- («stranded investments») zu vermeiden, darf sche erneuerbare Gase künftig nutzen kann er also nicht erst zum Zeitpunkt der Erneue- und soll, um den eigenen Bedarf an erneuer- rung einer Leitung prüfen, ob sie auch wirt- barem Gas zu decken. schaftlich ist. Angesichts des beschränkten Potenzials an Die Botschaft ist klar: Der Handlungsbedarf erneuerbaren Gasen stellt sich die Frage, wo ist für Gemeinden, Städte und Gasversorger dieses kostbare Gut in einer klimaneutralen gross, sich mit der künftigen Rolle des Gas- Zukunft eingesetzt werden soll. Es bestand netzes zu beschäftigen, genau hinzuschau- Konsens, dass sie vor allem dort zum Ein- en, zu rechnen und zu planen. Der erarbeite- satz kommen sollen, wo wenige Alternativen te Ratgeber gibt hierzu Hintergrundwissen, bestehen: also in der Industrie, im Güterver- zeigt Bausteine der Umsetzung auf und por- kehr und zur Produktion von Winterstrom. traitiert Gemeinden und Versorger, welche Zudem waren sich die Teilnehmenden einig, die Herausforderungen schon angehen. ❚ dass langfristig der Einsatz für Raumwärme und im Personenverkehr nur in Ausnahme- Der Ratgeber ist zu finden unter: fällen sinnvoll ist. Wo zukünftig tatsächlich metropolitanraum-zuerich.ch/themen/koope- erneuerbare Gase eingesetzt werden, hängt rationsprogramm/zukunft-der-gas-infrastruk- von vielen Faktoren ab wie der Zahlungsbe- tur.html reitschaft, den jeweiligen Alternativen und den politischen Rahmenbedingungen. Ostschweizer Energiepraxis April 2020 5
NEWS AUS DEN KANTONEN APPENZELL AUSSERRHODEN Staubli wird seine Aufgaben im Bereich der Energiegesetz: Teilrevision (MuKEn 2014) Energie übernehmen. Per Anfang März hat Der Regierungsrat von Appenzell Ausser- das Team Verstärkung durch Roxanne Dör- rhoden hat einen Entwurf für eine Teilrevi- ge erhalten. In ihrer Verantwortung liegen sion des Energiegesetzes verabschiedet und die Bereiche Lärm, NIS und Feuerungskon- das Vernehmlassungsverfahren eröffnet. Mit trolle. der Teilrevision sollen in erster Linie die Mu- energie.gl.ch KEn 2014 umgesetzt werden. Gleichzeitig können die gesetzlichen Grundlagen für die GRAUBÜNDEN Umsetzung von weiteren Massnahmen aus Die Teilrevision des Energiegesetzes des dem Energiekonzept 2017–2025 geschaffen Kantons Graubünden (BEG) und Verbesserungen am geltenden Recht Mit der Teilrevision des BEG werden die ge- vorgenommen werden. setzlichen Grundlagen im Gebäudebereich Das Vernehmlassungsverfahren wurde per an die veränderten energiepolitischen Rah- Ende Februar 2020 abgeschlossen. Die Aus- menbedingungen angepasst. Der Grosse wertung ist zur Zeit in Arbeit. Rat stimmte der Teilrevision mit 69:18 Stim- energie.ar.ch men bei 0 Enthaltungen zu. Neubauten sollen künftig nach dem Stand APPENZELL INNERRHODEN der Technik gebaut werden. Dies deckt sich Energiegesetz in Kraft getreten mit den Zielen der MuKEn 2014, dass der In Appenzell Innerrhoden ist das neue Ener- Bedarf an Energie «nahe bei null» ist. Eine giegesetz am 1. April 2020 in Kraft getreten. neue Bündnerlösung für die Eigenstromer- Es setzt die Basismodule der MuKEN 2014 zeugung sieht Ausnahmen für Gebäude an um und legt beispielsweise fest, dass bei ei- Standorten mit wenig Sonneneinstrahlung nem Neubau ein Teil der benötigten Ener- oder Minergiebauten vor. gie auf der Parzelle der Neubaute selber Beim Wärmeerzeugerersatz in bestehen- erzeugt wird. Beim Ersatz des Wärmeerzeu- den Bauten ist der Einsatz von erneuerbaren gers in einem bestehenden Wohnbaut ist Energien oder Energieeffizienzmassnahmen das Gebäude so auszurüsten, dass der An- im Rahmen von 10 % künftig Pflicht. teil an nichterneuerbarer Energie 90 % des Die umfangreichen Förderprogramme wer- massgebenden Bedarfs nicht überschreitet. den für winterstromoptimierte PV-Anlagen Die Neuinstallation von und der Ersatz durch ergänzt. elektrische Widerstandsheizungen und aus- Weiter wird ein Steuerabzug für Investitio- schliesslich direkt elektrisch beheizte, zent- nen, die dem Energiesparen oder dem Um- rale Wassererwärmer ist verboten. weltschutz dienen, namentlich auch PV-An- energie.ai.ch lagen, eingeführt. www.energie.gr.ch GLARUS Revision kantonales Energiegesetz ST. GALLEN Die Landsgemeinde hätte am ersten Mai- VI. Nachtrag Energiegesetz sonntag über die Revision des kantonalen In der nächsten Session des Kantonsrats Energiegesetzes abstimmen sollen. Wegen wird der VI. Nachtrag des Energiegesetzes des Coronavirus wurde die Landsgemeinde diskutiert. erstmals in der Geschichte verschoben. Die Das Ziel des Baudepartements des Kantons Abstimmung findet am 6. September statt. St. Gallen ist es, dass der VI. Nachtrag im Anfang des Jahres hatte der Landrat die Vor- ersten Quartal 2021 in Kraft treten kann. lage behandelt, das Eintreten war unbestrit- energie.sg.ch ten. Widerstand gegen die Neuerungen im Gesetz wie sie der Regierungsrat und die Neue Kampagne landrätliche Kommission vorgelegt haben, Der Kanton hat Mitte März 2020 die Kampa- gab es bei der Landratsdebatte nur von der gne für den beschleunigten Ersatz fossiler SVP. Die anderen Parteien stellten sich prak- Heizungen gestartet. Mit zusätzlichen För- tisch geschlossen hinter die Vorlage. dergeldern will die Regierung die Nutzung erneuerbarer Heizsysteme wie zum Beispiel Wechsel in der Energiefachstelle Wärmepumpen vorantreiben. Dazu hat der Urs Fischli, Leiter der Energiefachstelle, geht Kantonsrat im vergangenen Jahr einen Kre- per Ende Mai in den Ruhestand. Alexandra dit von 10 Millionen Franken bis 2023 be- 6 Ostschweizer Energiepraxis April 2020
schlossen. Mit den zusätzlichen Beiträgen ZÜRICH des Bundes ist für die Kampagne von 30 Mil- move-MEGA lionen Franken auszugehen. Mit dem Power-to-Gas-Projekt «move-ME- Neben dem Ersatz fossiler Heizsysteme GA» demonstriert die Empa in Dübendorf, durch Wärmepumpen wer- wie die Mobilität der Zukunft ohne fossile den die Impulsberatung «er- Energie funktionieren kann. Beim Demons- neuerbar heizen» sowie die trator «move-MEGA» wird aus erneuerba- Erstellung des Anlagenzer- rem Strom Wasserstoff hergestellt und aus tifikat Wärmepumpen-Sys- der Luft CO2 gewonnen. In einer neuarti- tem-Modul gefördert. gen Methanisierungsanlage lässt sich dann energieagentur-sg.ch aus dem Wasserstoff und dem CO2 erneuer bares Methangas hergestellen, das direkt SCHAFFHAUSEN als Treibstoff genutzt wer- Neue Förderbereiche den kann. Der Kanton Zürich Der Kanton Schaffhausen hat sein Förder- unterstützt «move-MEGA» programm auf 2020 ausgebaut. Von höhe- als Pilotprojekt mit 500 000 ren Beiträgen profitieren beispielsweise Franken. Hausbesitzer/innen bei der Dämmung des empa.ch/web/s604/move- Dachs sowie der Wände oder des Bodens mega gegen aussen oder gegen das Erdreich. Neu spricht der Kanton zusätzlich einen Bonus Potenzialabschätzung Asphaltkollektoren bei der Dachsanierung, wenn diese gleich- Die im Auftrag der Abteilung Energie des zeitig mit der Installation einer Solarstrom- AWEL erstellte Studie zeigt, dass sich As- anlage erfolgt. Ausserdem bietet er eine Ak- phaltkollektoren vor allem zur Gewinnung tion an, um den Ersatz von Elektroheizungen von Niedertemperaturwärme insbesondere zu beschleunigen. Ersetzen Hausbesitzer/ für die Regeneration von Erdsondenfeldern innen eine Elektroheizung durch ein erneu- eignen. Durch die Regeneration erhöht sich erbares System, erhalten sie zusätzlich zum die Jahresarbeitszahl der Wärmepumpe und Förderbeitrag einen Bonus. die erforderliche Erdsondenanzahl kann re- Im Weiteren wird neu die Installation statio- duziert werden. Die Potenzialabschätzung närer Batteriespeicher für bestehende oder zeigt, dass solche Anlagen auch wirtschaft- geplante Solarstromanlagen gefördert. lich interessant sein können. Nun werden Pi- energie.sh.ch lotprojekte gesucht. www.energie.zh.ch THURGAU Energienutzungsgesetz breit abgestützt ALLE KANTONE Ohne Gegenstimme hiess der Thurgauer Impulsberatung «erneuerbar heizen» Grosse Rat die Revision des Energienut- EnergieSchweiz hat Anfang des Jahres das zungsgesetzes (ENG) gut. Dadurch lassen Programm «erneuerbar heizen» lanciert. Es sich – wie in anderen Kantonen – technische will zum Umstieg von fossilen Heizungen Entwicklungen, neue Baufachnormen und auf Systeme für einheimische, erneuerba- energiepolitische Rahmenbedingungen so- re Energien motivieren und damit einen we- wie die MuKEn berücksichtigen. sentlichen Beitrag an die Erreichung der Kli- Der Kanton hat im Rahmen der Revision maziele leisten. auch den administrativen Aufwand für Ge- Mit der Impulsberatung «erneuerbar heizen» meinden und Bauherrschaften reduziert. So erhalten Hausbesitzer/innen professionelle realisiert er bei Neubauten ein vereinfachtes Unterstützung beim Heizungsersatz. Dazu energietechnisches Profil, das sogenann- besichtigen ausgebildete Impulsberater/in- ten «TG-light», das sich auf die wesentlichen nen das Gebäude und beraten vor Ort über sechs Anforderungen fokussiert. die Möglichkeiten, wie die Heizung ersetzt Als Besonderheit ist die Steigerung des An- werden kann. Gemeinsam mit der Hausei- teils erneuerbarer Energien beim Heizungs- gentümerschaft wählen sie dann das pas- ersatz zu erwähnen. Entscheiden sich Eigen- sende, erneuerbare Heizsystem. tümer/innen bei der Heizungserneuerung Die Impulsberatung wird in den meisten wieder für eine fossile Feuerung, so ist der Kantonen kostenlos oder vergünstigt ange- Energieverbrauch zu senken oder ein Teil mit boten. Bitte informieren Sie sich in Ihrem erneuerbarer Energie abzudecken. Dieser Kanton bezüglich der Förderbedingungen. Anteil beträgt ab dem Jahr 2020 mindestens 10 %, ab 2025 15 % und ab 2030 20 %. Impulsberater/innen sowie Infos zum Pro- Das ENG tritt per 1. Juli 2020 in Kraft. gramm sind zu finden unter: www.energie.tg.ch erneuerbarheizen.ch Ostschweizer Energiepraxis April 2020 7
VERANSTALTUNGEN MEHRERE KANTONE (AR, GL, SG, ZH) ZÜRICH EnergiePraxis-Seminare 2020 Kurs Einführung Private Kontrolle Die EnergiePraxis-Seminare in St. Gallen, Zürich 10.07.20 09.00 –12.00 Ziegelbrücke, Winterthur und Zürich finden Zürich 01.12.20 09.00 –12.00 im Herbst 2020 statt. Weitere Informationen energie.zh.ch ➞ Private Kontrolle folgen zur gegebenen Zeit. Energie (PK) energie.zh.ch ➞ EnergiePraxis & Kurse Weitere Veranstaltungen GRAUBÜNDEN Tageslicht-Symposium Energieapéro Das Tageslicht aus seinem Schattendasein Chur 13.05.20 17.00–19.00 befreien Chur 26.08.20 17.00–19.00 Zürich 18.06.20 08.30 –17.00 energieapero-gr.ch tageslicht-symposium.ch ST. GALLEN Minergie-Kurse Minergie-Systemerneuerung: Modernisie- Der Bundesrat verbietet auf Grund des Co- ren und alternative Lüftungssysteme ronavirus bis zum 19. April 2020 öffentli- FHS, St.Gallen 09.06.20 08.30–12.00 che und private Veranstaltungen. Mehr Komfort im Sommer Wir führen in dieser Agenda deshalb nur An- FHS, St.Gallen 30.06.20 08.30–12.00 gebote ab Mitte Mai 2020 auf. Bitte erkundi- gen Sie sich über die aktuelle Durchführung Monitoring von Veranstaltungen sowie längerer und re- FHS, St.Gallen 19.08.20 13.30–17.00 gelmässiger Kurse und Lehrgänge im Ener- giebereich beim entsprechenden Anbieter. PV und Eigenverbrauchsoptimierung Vielen Dank für Ihr Verständnis und bleiben FHS, St.Gallen 01.09.20 08.30–17.00 Sie gesund. Planung eines Minergie-ECO Gebäudes FHS, St.Gallen 15.09.20 08.30–17.00 Weitere Infos zu Angeboten finden Sie unter: minergie.ch 8. Energiekongress 2020 energieagentur-sg.ch/Kalender Auf direktem Weg zur Klimaneutralität – aber forumenergie.ch/kurse wie? energie-agenda.ch Olma-Messen St. Gallen 19.06.20 energieakademie.ch energie-cluster.ch ➝ Veranstaltungen EnergieTreff 2020 solarevent.ch St.Gallen 13.05.+26.08.20 17.00–19.00 energieschweiz.ch ➝ Veranstaltungen Weitere Veranstaltungen und Infos: energieagentur-sg.ch ➞ Kalender SCHAFFHAUSEN +THURGAU 1. KEEST EARLY BIRD – Forum für wache Unternehmerinnen und Unternehmer Das Energienutzungsgesetz tritt am 01. Juli 2020 in Kraft. Welche Konsequenzen erge- ben sich für KMU? Impressum Ermatingen 24.06.20 07.30–10.00 Redaktion: Ivo Peter (ip), Christoph Gmür (chg) AWEL Zürich, Telefon 043 259 42 66, energie@bd.zh.ch, Weitere Termine und Infos: www.energie.zh.ch energie-agenda.ch Layout: Gaby Roost, Nova Energie, Sirnach 8 Ostschweizer Energiepraxis April 2020
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