Geschichte und Zukunft der Psychotherapie - Referat bei der Einführungsveranstaltung IVV KURS 8 24. September 2011 - Philipps-Universität Marburg

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Geschichte und Zukunft der Psychotherapie - Referat bei der Einführungsveranstaltung IVV KURS 8 24. September 2011 - Philipps-Universität Marburg
Geschichte und Zukunft der Psychotherapie

 F. Mattejat

 Referat bei der
 Einführungsveranstaltung IVV KURS 8
 24. September 2011
Geschichte und Zukunft der Psychotherapie - Referat bei der Einführungsveranstaltung IVV KURS 8 24. September 2011 - Philipps-Universität Marburg
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Berühmte Prognoseirrtümer (Kircher, 2010)

„In fünf Jahren wird keiner mehr vom Auto reden, ich setze
auf´s Pferd.“
(Kaiser Wilhelm II, zur Erfindung des Automobils)

„Das Fernsehen wird sich auf keinem Markt, den es erobert hat,
länger als sechs Monate halten können. Die Leute werden es
bald leid sein, jeden Abend auf einen Sperrholzkasten zu starren.“
(Daryl F. Zanuck, Direktor der 20th Century Fox, 1946)

Es gibt keinen Grund, warum ein Mensch einen Computer zu
Hause haben sollte.“
(Ken Olsen, Präsident von Digital Equipment, 1977)
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Gliederung

1. Die Entwicklung der Psychotherapie

2. Die Psychotherapeutinnen und die Psychotherapeuten

3. Psychische Erkrankungen: Häufigkeit und epochale Trends

4. Die psychotherapeutische Versorgung

5. Der gesellschaftliche Kontext
Geschichte und Zukunft der Psychotherapie - Referat bei der Einführungsveranstaltung IVV KURS 8 24. September 2011 - Philipps-Universität Marburg
Gliederung

1. Die Entwicklung der Psychotherapie

2. Die Psychotherapeutinnen und die Psychotherapeuten

3. Psychische Erkrankungen: Häufigkeit und epochale Trends

4. Die psychotherapeutische Versorgung

5. Der gesellschaftliche Kontext
Geschichte und Zukunft der Psychotherapie - Referat bei der Einführungsveranstaltung IVV KURS 8 24. September 2011 - Philipps-Universität Marburg
Geschichte der modernen Psychotherapie
                                                                50 Jahre
                                                               Forschung

                 Begründung der modernen
  Aufklärung,
                                               100 Jahre Psychotherapie
                 Psychiatrie und Psychologie
Menschenrechte

           1800                           1900                     2000

                           1850                         1950
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Aufklärung + Menschenrechte

 • 1776      Unabhängigkeitserklärung und Proklamation der
             Bill of Rights

 • 1781:     Kant: Kritik der reinen Vernunft; 1784: „Was ist
             Aufklärung?“

 • 1775-83   Amerikanischer Unabhängigkeitskrieg

 • 1789      Französische Revolution - Der Sturm auf die
             Bastille
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Ausgehendes 18. Jahrhundert
  • 1774    F.A. Mesmer führt eine erfolgreiche
            Behandlung mit einem Magneten an Fräulein
            Österlin durch (Mesmerismus).
  • 1777    Beginn der empirischen Psychologie: Nikolaus
            Tetens - Messungen zu Nachempfindungen
  • 1777    Goethe führt auf dem Straßburger Münster
            bei sich selbst eine Konfrontationsbehandlung durch.
  • 1779    Erster deutsche Lehrstuhl für Pädagogik: Ernst Christian
            Trapp an der Universität Halle.
  • 1783    Karl Philipp Moritz: Magazin der
            Erfahrungsseelenkunde
  • 1793    Pinel: Befreiung der Geisteskranken von ihren
            Ketten.
  • 1800    Pestalozzi (franz. Ehrenbürger) gründete er
            Erziehungsinstitut im Schloss Burgdorf. (Hauptwerk: Wie
            Gertrud ihre Kinder lehrt). Kindheit als eigenständiger
            Lebensabschnitt.
Geschichte und Zukunft der Psychotherapie - Referat bei der Einführungsveranstaltung IVV KURS 8 24. September 2011 - Philipps-Universität Marburg
• 1774   F.A. Mesmer führt eine erfolgreiche
         Behandlung mit einem Magneten an Fräulein
         Österlin durch (Mesmerismus).

• 1777   Beginn der empirischen Psychologie: Nkolaus
         Tetens führt Messungen zu Nachempfindungen
         durch.

• 1777   Goethe führt auf dem Straßburger Münster
         bei sich selbst eine Konfrontationsbehandlung
         durch.

• 1783   Karl Philipp Moritz: Magazin der
         Erfahrungsseelenkunde

• 1793   Pinel: Befreiung der Geisteskranken von ihren
         Ketten.
Die Jahrhundertwende

    • 1893              „Vorläufige Mitteilungen über den
                        psychischen Mechanismus hysterischer
                        Phänomene “ von Freud und Breuer
                        (1899: „Die Traumdeutung“)

    • 1896              Gründung der ersten „psychologischen
                        Klinik“ und Begründung der klinischen
                        Psychologie durch Lightner Witmer

    • 1897              Pawlow veröffentlicht seine
                        Entdeckung von den bedingten
                        Reflexen (1904: Nobelpreis für
                        Physiologie bzw. Medizin)

Der Preis wird seit 1901 jährlich von der Nobelversammlung des Karolinska Institutet in Stockholm an
denjenigen verliehen, der im vergangenen Jahr „die wichtigste Entdeckung in der Domäne der
Physiologie oder Medizin gemacht hat“. 1901: Erster Preisträger Emil Adolf von Behring *1854, † 1917
(Beh. d. Diphterie).
Bergstrasse 19 im IX. Wiener Bezirk
Die letzten 50 Jahre:
Die psychopharmakologische Revolution:
1952 Entdeckung der Neuroleptika
Die letzten 50 Jahre in Deutschland

• 1952 Psychopharmakologische Revolution: Entdeckung der
  Neuroleptika

• 1964 „Neurosen-Urteil“ des Bundessozialgerichts: „Seelische
  Störungen – neurotische Hemmungen, die der Versicherte ... aus
  eigener Kraft nicht überwinden kann, sind eine Krankheit (BSGE 21,
  189).

• 1965 „Berliner AOK-Studie“ von A. Dührssen & E. Jorswieck; Eine
  empirisch-statistische Untersuchung zur Leistungsfähigkeit
  psychoanalytischer Behandlung; Nervenarzt, 36, 1965, S. 166-169-.

• 1967 Erste Psychotherapie-Richtlinien: Psychoanalyse/
  Tiefenpsychologie werden krankenkassen-abrechenbar.
Die letzten 50 Jahre in Deutschland

• 1975: Bericht über die Lage der Psychiatrie in der
  Bundesrepublik Deutschland (Psychiatrie-Enquete)

• 1976: Multiaxiales Klassifikationsschema

• 1980: Beginn des Modellprogramms Psychiatrie der
  Bundesregierung.

• 1991: ICD-10-F (Psychisch): Konsens zur
  diagnostischen Klassifikation. Deskriptiv; störungs-
  statt krankheitsorientiert; Konzept der Komorbidität.

• 1980: Einbeziehung der Verhaltenstherapie in die
  Leistungen der Ersatzkassen. Im Jahr 1986 wird die
  Verhaltenstherapie auch als Leistung in die übrigen
  gesetzlichen Kassen aufgenommen.

• 1999: Das Psychotherapeutengesetz tritt in Kraft.
Stadien der Psychotherapieforschung: Meilensteine

Vorempirisches Stadium (1. Hälfte des 20. Jahrhunderts):
a) Wirksamkeit wird unterstellt, aber nicht überprüft
b) Vorstellung, dass die Wirksamkeit der Psychotherapie nicht
   experimentell überprüft werden kann.

Allgemeine Wirksamkeit (1955 – 1995):
a) Ist Psychotherapie wirksam?
b) Welche Art der Psychotherapie (welche Schule) ist wirksam?

Spezifische Wirksamkeit (1985 - heute):
a) Welche Methode hilft bei welcher Störung? What works for whom?
     Störungsspezifische Behandlung
b) Was wirkt? Was sind die Wirkfaktoren der Psychotherapie?
     Allgemeine/generische Psychotherapie
EST-Ansatz, störungsspezifische Therapie und Leitlinien:
„Was hilft bei welchem Problem?“ / „ What works for whom?“
Bereich Kinder und Jugendliche

 Für die häufigsten psychischen
 Störungen bei Kindern und Jugendlichen
 verfügen wir über störungspezifische
 Behandlungsprogramme deren
 Wirksamkeit in kontrollierten Studien
 nachgewiesen wurde. Der EST-Ansatz
 hat zur Entwicklung von
 störungsspezifischen Leitlinien und
 Therapiemanualen geführt.
Kritik des EST-Ansatzes: Die zwei Hauptkritikpunkte

 • Das Problem der Einseitigkeit „Achse I + Technik“:
   Einseitige Überbetonung der Achse-I-Diagnose und der
   Therapietechniken / Prozeduren („Checklistentherapie“);
   Vernachlässigung von anderen Aspekten wie z.B.
   Funktionsniveau und Lebensqualität, Familien- und
   Umweltfaktoren, Therapiemotivation, Therapiebeziehung,
   flexible Anpassung des Vorgehens an individuellen Fall.

 • Das Problem der klinischen Repräsentativität „Keine-
   echten-Therapien“: RCTs sind zwar intern valide (d.h. sie
   erlauben Aussagen über die Κausalität) sie sind aber nicht auf
   die Versorgungsrealität generalisierbar; d.h. die externe Validität
   ist mäßig bis gering.
Wirksame psychosoziale Behandlungsmethoden für
die häufigsten Störungen im Kindes- und Jugendalter: Systematische
Auswertung von 112 Metaanalysen und systematischen Reviews (2000-2007)
[Bachmann et al., 2009]

 Depressive     Kognitiv-behav. und interpersonale Interventionen mit/ohne
 Störungen      Elterntraining/Familienmanagement. ØES: Klein bis mittel.
                Nicht hinreichend geklärt, ob Elterneinbezug einer ausschließlich
 9 MA           kindbezogenen Beh. überlegen ist (evtl. altersabh.)
 Angst-         Kognitiv-behaviorale Interventionen mit/ohne
 störungen      Elterntraining/Familienmanagement. ØES: Mittel bis hoch.
                Zur Wirksamkeit des Elterneinbezugs sind die Ergebnisse divergent
 6 MA           (alters- und störungsabhängig; Beisp. Schulverm.)
 ADHS           Behaviorale Elterntrainings. ØES: Klein bis mittel (bei großer
                Bandbreite).
 9 MA           Effekte auf Kernsympt. eher gering; Effekte auf internalisierende und
                oppositionelle Begleitsymptome höher.
 Störungen      Kinder: Elterntraining. Sehr gut bestätigt. ØES: Klein bis mittel.
 des Sozial-    Jugendliche: Mehrdimensionale/multisystemische Eltern-Kind- oder
 verhaltens     Familieninterventionen (z.B. multisystemische Therapie; Funktionale
 6 MA           Familientherapie). ØES: Mittel.
Nachgewiesene Wirksamkeit psychotherapeutischer Kontakte
in der „normalen“ Versorgung
Ergebnisse aus dem KJP-Projekt
[Bachmann et al., ; World Psychiatry, 2010]

 Depressive     Kognitiv-behav. und interpersonale Interventionen mit/ohne
 Störungen      Elterntraining/Familienmanagement.
                                  Kein Effekt         ØES: Klein bis mittel.
                Nicht hinreichendnachweisbar
                                  geklärt, ob Elterneinbezug einer ausschließlich
 9 MA           kindbezogenen Beh. überlegen ist (evtl. altersabh.)
 Angst-         Kognitiv-behaviorale Interventionen mit/ohne
 störungen      Elterntraining/Familienmanagement. ØES: Mittel bis hoch.
                                   Wirksam
                Zur Wirksamkeit des Elterneinbezugs sind die Ergebnisse divergent
 6 MA           (alters- und störungsabhängig; Beisp. Schulverm.)
 ADHS           Behaviorale Elterntrainings. ØES: Klein bis mittel (bei großer
                Bandbreite).       Wirksam
 9 MA           Effekte auf Kernsympt. eher gering; Effekte auf internalisierende und
                oppositionelle Begleitsymptome höher.
 Störungen      Kinder: Elterntraining. Sehr gut bestätigt. ØES: Klein bis mittel.
 des Sozial-    Jugendliche: Mehrdimensionale/multisystemische
                                  Kein Effekt                      Eltern-Kind- oder
 verhaltens     Familieninterventionen   (z.B. multisystemische Therapie; Funktionale
                                 nachweisbar
 6 MA           Familientherapie). ØES: Mittel.
Wo stehen wir heute? Was hat sich in den letzten
Jahrzehnten in der Therapie inhaltlich verändert?
• ICD / DSM – Klassifikation .

• Für die meisten diagnostischen Gruppen liegen evidenzbasierte
  Behandlungsprogramme mit Manualen vor. Überwiegend kognitiv-behaviorale
  Methoden.

• Für die meisten Störungsbilder gibt es prinzipiell wirksame psychotherapeutische
  Methoden. In der realen Versorgung allerdings sind noch Effektivitätsverbesserung
  notwendig.

• Die Rollenverteilung zwischen Patienten/Familien und Ärzten/Psychotherapeuten hat
  sich sehr stark verändert. Autoritär Partnerschaftlich. Aufklärung/Psychoedukation
  hat einen hohen Stellenwert, ebenso die aktive Steuerung der Therapie durch
  Patienten und Angehörige.

• Bedeutung der Psychotherapieschulen hat sich relativiert.
Wie geht es weiter?
Beispiel:
Die „dritten Welle“ in der Verhaltenstherapie
   Die Methoden und Ansätze der „dritten Welle“ der Verhaltenstherapie
   beziehen sich auf Störungen, die mit den bisherigen Methoden nur
   unzulänglich erreicht wurden (chronische Depressionen, GAD,
   Persönlichkeitsstörungen, PTSD)

   In der dritten Welle werden Anregungen aus sehr unterschiedlichen
   Traditionen aufgegriffen (Köpertherapie, humanistische Therapien,
   psychodynamische Ansätze, Meditationstechniken)

   Erste kontrollierte Studien zeigen Überlegenheit bei spezifischen
   Symptomen (z.B. Grübeln, Selbstverletzungen), im Bereich
   Patientenbindung und bei chronischen Problemen; die Studien zeigen
   niedrige Drop-out Raten bei schwierigen Patientengruppen und positive
   Ergebnisse bei der therapeutischen Beziehung.
Entwicklungstrends bei den Psychotherapie-
Methoden

• Integration von sehr unterschiedlichen therapeutischen Ansätzen
  und Traditionen; Systematisierung und explizite Manualisierung.

• Beschäftigung mit Problemkonstellationen, bei denen nur schwer
  oder kaum Erfolge erreichbar waren (z.B. Persönlichkeits-
  störungen, Bindungsstörungen, dissoziale Störungen)

• Lösung von der starren Fixierung auf diagnosenspezifische
  Programme (Transdiagnostische Konzepte)

• Aufschlüsselung der Einzelkomponenten von
  Behandlungsprogrammen und Fokussierung auf dysfunktionale
  Prozesse.
Gliederung

1. Die Entwicklung der Psychotherapie

2. Die Psychotherapeutinnen und die Psychotherapeuten

3. Psychische Erkrankungen: Häufigkeit und epochale Trends

4. Die psychotherapeutische Versorgung

5. Der gesellschaftliche Kontext
Anzahl der an der vertragsärztlichen Versorgung teilnehmenden
Psychotherapeutinnen und Psychothertapeuten in Deutschland
Quelle: Bundesarztregister der KBV (Depressive Erkrankungen [Gesundheitsberichterstattung - Themenhefte,
September 2010] Wittchen et al Heft 51 - Depressive Erkrankungen http://www.gbe-bund.de)

                                                                        Anzahl                  Anzahl
                                                                       Ende 2004               Ende 2008
 Psychologische Psychotherapeutinnen und -                                 12.389                  13.023
 therapeuten
 Ärztliche Psychotherapeutinnen und -                                       3.734                   4.908
 therapeuten die überwiegend…
 Kinder- und                                                                2.533                   2.987
 Jugendlichenpsychotherapeutinnen und -
 therapeuten
 Ärztliche Psychotherapeutinnen und -                                       8.408                      --
 therapeuten die Psychotherapie in
 unterschiedlichem Umfang …

 Summe                                                                     18.655                  20.918
 (Anstieg in 4 Jahren um 12.13%)                                          (27.064)
Relation Frauen:
Männer: 3 : 1 mit
weiter steigender
Ungleichverteilung
Psychotherapeutische Angebote in Kliniken und
Beratungsstellen
Gesundheitsberichterstattung 2008

 • Gesamtzahl der psychotherapeutisch Tätigen in Beratungsstellen:
   9550 Mitarbeiter.

 • Fachabteilungen für Psychotherapeutische Medizin und Psychiatrie,
   für Psychiatrie und Psychotherapie für Kinder- und
   Jugendpsychiatrie insgesamt 62.268 Betten - das entspricht 11,7
   % der insgesamt verfügbaren Krankenhausbetten. Dazu
   kommen ca. 30.000 Betten in Krankenhäusern mit ausschließlich
   psychiatrischen, psychotherapeutischen oder neurologischen
   Betten.
Daten der Psychotherapeutenkammer Hessen
aus: Ausbildungsbefragung Susanne Walz-Pawlita, Vorstand der LPPKJP Hessen: Zur Nachwuchs- und
Ausbildungssituation Psychologischer Psychotherapeuten und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten
in Hessen 2007

   Im Jahr 2008 haben 890 PP und 245 KJP ihre Ausbildung mit einer
   staatlichen Prüfung erfolgreich abgeschlossen. Jährlich schließen
   somit ca. 1000 Personen ihre Ausbildung ab.
Anzahl der Patientinnen und Patienten, die eine
Psychotherapie erhielten
• Statistischem Bundesamt: Im Jahr 2004 sind insgesamt 1.019.154
  Patientinnen und Patienten mit psychischen Erkrankungen
  (ICD-10 Diagnosen, F00 bis 99) in Krankenhäusern (SGB V § 39)
  behandelt worden [47] .

• Nach Angaben der Bundespsychotherapeutenkammer nahmen im
  Jahr 2004 rund 1 Million Patientinnen und Patienten eine
  ambulante Psychotherapie in Anspruch

• D.h. pro Jahr nehmen ca. 1 bis 2% der Gesamtbevölkerung eine
  psychotherapeutische Behandlung in Anspruch.
Gliederung

1. Die Entwicklung der Psychotherapie

2. Die Psychotherapeutinnen und die Psychotherapeuten

3. Psychische Erkrankungen: Häufigkeit und epochale Trends

4. Die psychotherapeutische Versorgung

5. Der gesellschaftliche Kontext
Psychotherapeutische Versorgung
[Gesundheitsberichterstattung - Themenhefte, Juni 2008]
Krankschreibungen
Aus: Psychotherapeutenkammer Hessen: Neun Punkte für eine bessere Versorgung psychisch kranker
Menschen. 23.03.2011 (Stellungnahme zum geplanten Versorgungsgesetz und zur Bedarfsplanung)

 • AU aufgrund körperlicher Erkrankungen nimmt ständig ab, steigt wg.
   psychischer Erkrankungen stark an.

 • Unipolare Depression: Krankheitskosten sind von 3,9 Mrd. Euro im Jahr
   2002 auf 5,2 Mrd. Euro im Jahr 2008 angestiegen

 • Obwohl der Krankenstand insgesamt sinkt, ist eine kontinuierliche Zunahme
   der durch depressive Erkrankungen bedingten Arbeitsunfähigkeitstage zu
   verzeichnen.

 • Anteil der Krankschreibungen von Arbeitnehmern wegen psychischere
   Erkrankungen hat sich seit 1990 nahezu verdoppelt.

 • Heute gehen rund 11% aller Fehltage auf psychische Störungen zurück.
Prozent der AU-Tage aufgrund von psychischen Erkrankungen an
allen AU-Tagen
Aus: Psychotherapeutenkammer Hessen: Neun Punkte für eine bessere Versorgung psychisch kranker
Menschen. 23.03.2011 (Stellungnahme zum geplanten Versorgungsgesetz und zur Bedarfsplanung)
Kinder und Jugendliche:
Epochale Veränderungen (Rutter & Smith, 1995)

 • Seit dem Ende des 2. Weltkrieges bis in die späten 80iger Jahre lässt sich in fast
   allen entwickelten Ländern ein bedeutsamer Anstieg von psychischen und
   psychosozialen Störungen bei Kindern und Jugendlichen feststellen; dieser Anstieg
   war relativ neu (keine Fortführung von vorherigen Trends)

 • Störungsbilder: Kriminalität, Substanzmissbrauch und Abhängigkeit, Depressionen,
   Essstörungen, suizidales Verhalten. Trend zu immer jüngeren Altersgruppen; Trend
   zur Konvergenz von Jungen und Mädchen.

 • Für die Erklärung kommen viele Faktoren in Betracht: Schnelle ökonomische
   Entwicklung, höherer Wohlstand; Veränderung der Familienbedingungen
   (Scheidungen, Disharmonie); Veränderung der Jugendkultur; Veränderung
   moralischer Werte.
ADHS (F90) in einer Inanspruchnahmepopulation
über einen Zeitraum von 23 Jahren (1983-2005)

   Inanspruchnahmepopulation der Klinik für Kinder- und
   Jugendpsychiatrie der Philipps-Universität Marburg 1983-2005:
   34.834 Behandlungsepisoden; 19.234 Patienten
   n = 1.727 Patienten mit der Diagnose ADHS (=8,97%)

   Prozentualer
   Anteil der
   Patienten mit
   ADHS

                       1983                                        2005
Welche Diagnosen sind im Fokus der Fachleute?
                                    2005

                        1995

            1985

1975
Welche Diagnosen sind im Fokus der Fachleute?
                                    2005

                        1995

                1985

1975

Anorexie
Schizophrenie
(McD)
2005

                            1995

                1985

1975            HKS, ADHS
                statt
                McD
Anorexie
Schizophrenie
(McD)
2005

                            1995

                            Borderline
                1985        Trauma / PTSD
                            Bindungsstörung
                            Tourette Syndr.

1975            HKS, ADHS
                statt
                McD
Anorexie
Schizophrenie
(McD)
2005

                                              Asperger
                            1995              Depression
                                              Bipolare Störung
                                              Gewalttätigkeit
                                              Soziale Probleme
                                              mit Misshandl.
                            Borderline
                1985        PTSD
                            Bindungsstörung
                            Tourette Syndr.

1975            HKS, ADHS
                statt
                McD
Anorexie
Schizophrenie
(McD)
Epochale Veränderungen in den letzten 20 Jahren

• Seit den 90iger Jahren bewegen sich die epidemiologischen Zahlen bei Kindern und
  Jugendlichen auf einem sehr hohen Niveau. Bei psychischen Störungen insgesamt
  sind keine eindeutigen Veränderungen mehr feststellbar, aber bei einzelnen
  Störungsbildern (z.B. schulbezogene Störungen).

• Es ist aber eine sehr starke Zunahme in der psychiatrischen und
  psychotherapeutischen Nachfrage und Inanspruchnahme festzustellen. Dieser
  Trend ist bei einzelnen Störungsbildern ´(PTSD) besonders deutlich.

• Insbesondere bei Problemen wie z.B. ADHS, Legasthenie, schulbezogenen
  Störungen, Depressionen, Störungen des Sozialverhaltens, Borderline-Störungen,
  PTSD ist der Behandlungsbedarf deutlich gestiegen.
Epochale Zeittrends
  Time Trends in Psychopathology. A 21-Year Comparison from Germany
  Eimecke et al., 2011

                                  1,4
                Estimated Means   1,2
                                   1
                                  0,8                                  Boys
                                                                       Girls
                                  0,6
                                  0,4
                                  0,2
                                   0
                                        1987          2008
                                               Year

Interaction Effect for year x sex concerning the CBCL - DSM-Oriented Scale Somatic Problems.
Estimated Means Resulting from MANCOVA (p < 0.05, two-tailed).
Psychische Auffälligkeiten / psychischen
Störungen bei Kindern und Jugendlichen
BELLA-Studie im Kinder- und Jugendgesundheitssurvey (KiGGS) [Robert-Koch-Institut, 2007]

           Kinder u. Jug. zw. 7 und 17 J.: n=2942; SDQ-Elternbericht und zus. Verfahren

                                        Depression        Angst          ADHS        Störungen
                                                                                     des Sozial-
                                                                                     verhaltens
            Jungen                          5,4%          10,1%          2,9%              7,9%
            Mädchen                         5,3%          10,0%          1,4%              7,2%
            Niedriger Sozialstatus          7,3%          12,9%          3,7%              11,3%

            Mittlerer Sozialstatus          5,5%          10,1%          2,3%              7,1%

            Hoher Sozialstatus              3,8%           8,0%          0,9%              5,7%

            Insgesamt                       5,4%          10,0%          2,2%              7,6%

   Insgesamt: 17,8 % der Jungen im Alter von 3 bis 17 Jahren und 11,5 % der gleichaltrigen
   Mädchen zeigen psychische Auffälligkeiten oder wurden als »grenzwertig« auffällig
   identifiziert.
Gliederung

1. Die Entwicklung der Psychotherapie

2. Die Psychotherapeutinnen und die Psychotherapeuten

3. Psychische Erkrankungen: Häufigkeit und epochale Trends

4. Die psychotherapeutische Versorgung

5. Der gesellschaftliche Kontext
Barrieren in der psychotherapeutischen Versorgung
(Gesundheitsbericht 2008)

 • Psychische Störungen in der Primärversorgung werden bei etwa der Hälfte der
   Patientinnen und Patienten nicht erkannt. Etwa 20 bis über 35 % der Patientinnen
   und Patienten in der hausärztlichen Primärversorgung weisen behandlungsbedürftige
   psychische Erkrankungen auf. Es wir nur die Hälfte der psychischen Störungen als
   solche diagnostiziert.

 • Behandlungsbedürftige und -willige Patientinnen und Patienten müssen vor dem
   Antritt einer Psychotherapie in der Regel längere Wartezeiten und
   Beantragungsverfahren in Kauf nehmen, was es ihnen erschwert, zeitnah einen
   geeigneten Behandlungsplatz zu finden.

 • Nur die Hälfte aller anfragenden Patientinnen und Patienten erhalten
   probatorische Sitzungen (erste diagnostische Gespräche) und nach den
   probatorischen Sitzungen wird nur 61 % ein ambulanter Psychotherapieplatz
   angeboten. Patientinnen und -patienten mit chronischen Schmerzen sowie mit
   Suchterkrankungen werden besonders häufig nicht in Behandlung genommen.
Depressive Erkrankungen [Gesundheitsberichterstattung - Themenhefte, September 2010] Wittchen et al
Heft 51 - Depressive Erkrankungen
http://www.gbe-bund.de

     Hegerl U, Pfeiffer T (2003) Das Kompetenznetz Depression, Suizidalität. Hausarzt Kolleg Neurologie Psychiatrie 1: 62 bis 65
Ergebnisse der Bella-Studie
(übernommen von Ravens-Sieberer, 2009)
Unter- und Fehlversorgung
•   Krasse Unterversorgung bei Erwachsenen ebenso wie bei Kindern:
•   Bei den Erwachsenen erhalten ca. 6-9% der Patienten eine suffiziente Behandlung.
•   Bei Kindern und Jugendlichen sind die Verhältnisse ähnlich: 7 bis 10 % der tatsächlich
    behandlungsbedürftigen Kinder und Jugendlichen erhalten eine Therapie.
•   Bedarf an Psychotherapie steigt weiter kontinuierlich an.
•   Aufrechterhaltung des jetzigen Versorgungsstatus erfordert Finanzmittel, die nicht zur
    Verfügung stehen. Von Kostenträgern werden kostengünstigere Versorgungsmodelle
    angestrebt. Hierbei ist zu berücksichtigen:
    (1) Kosten-Effektivität der Psychotherapie: Jeder Euro, der in Psychotherapie investiert wird,
        spart dem Gesundheitswesen 2 bis 4 Euro.
    (2) Da die Riskiofaktoren bekannt sind, ist ein Ausbau des Präventionsangebotes notwendig.
    (3) Erwachsene Menschen mit psychischen Störungen zeigen in der Regel schon als Kinder
        Auffälligkeiten. Die Therapie von Kindern und Jugendlichen hat somit einen präventiven
        Effekt.
•   Die Folgen psychischer Störungen sind offensichtlich. Die Optionen sind in der Politik bekannt;
    eine aktive und zielführende politische Steuerung ist schwer erkennbar.
Konferenz
„Psychotherapy in Europe – Disease Management Strategies
for Depression“
23. Febr. 2010

• Referenten aus 9 europäischen Ländern; in den meisten Ländern
  eher schlechtere Versorgung, z.B. Frankreich: Massive
  Ungereimtheiten. Der Referenz Ph. Grosbois bezeichnete die
  französische Situation als „surrealistischen Ausnahmezustand“.

• W. Cuijpers (Univ. Amsterdam, Holland): Stepped-care-Konzept
• G. Glenys Parry (Univ. Sheffield, UK): Stepped-care-Programm.
• J. Seikkula (Finland): Need-adapted Treatment.
Psychotherapy in the Netherlands
(aus der Präsentation von Prof. Pim Cuijpers)

 • Paid for all people:
    – Brief psychotherapy in primary care
    – Psychotherapy in secondary care as part of a larger treatment
       package

 • Problem:
    – 14% increase in number of patients from 2000-2007
    – Costs for mental health care have doubled between 2000-2010

 • Stepped care and internet-based treatments are one solution
Stepped care
(aus der Präsentation von Prof. Pim Cuijpers)

    Low-intensity treatments
    • Watchful waiting
    • Psycho-education
    • Advise on lifestyle and exercise
    • Guided (internet) self-help
    • Brief group courses
    • Brief face-to-face treatments in primary care

    High-intensity treatments
    • Face-to-face treatments
    • Referral to secondary care
    • Medication
What is guided self-help?
(aus der Präsentation von Prof. Pim Cuijpers)

• Psychological treatment,
    – where the patient or client takes home
    – a standardized psychological treatment
    – works through it more or less independently

• Book, Internet, stand-alone computer, television, video, audio

• Support by a professional therapist or coach
   – face-to-face, telephone, email, chat
   – support in working through the treatment
Die Zukunft der Gesundheitsversorgung
Was sagen die Ökonomen?

• Thesen (Auswahl) in „Gesundheitsversorgung 2020“ (Ernst & Young, 2005)
   – Weniger Staat, mehr Markt
   – Privatisiert: Das Faktische Ende der GKV
   – Von der Versorgungseinrichtung zur Marke. Vom Mediziner zum
      Dienstleister.
• Im nächsten wirtschaftlichen Zyklus steht die ganzheitliche Gesundheit im
  Mittelpunkt. Gesundheit der Umwelt und des Menschen. Demnach werden
  wir einen Boom der Umwelttechniken und der Gesundheitswirtschaft
  erleben. (Dr. Ulrich Eberl, Leiter Technologie- und
  Innovationskommunikation, Siemens AG; Zeit 31. März 2011, S. 77).

• Megamarkt Gesundheit: Wellness und selfness-boom; Gesundheit wird als
  Ware unter Lifestyle-Gesichtspunkten gekauft.
Deutschland Report 2035 (prognos, 2010)

Der Anteil der Gesundheitsausgaben am privaten Konsum ist von 2008 bis 2008 um 17%
angestiegen. Bis zum Jahr 2035 ist der stärkste Anstieg der privaten Konsumausgaben im
Bereich Gesundheitspflege zu erwarten. (Wachstumsstärkster privater Konsumsektor).
Gliederung

1. Die Entwicklung der Psychotherapie

2. Die Psychotherapeutinnen und die Psychotherapeuten

3. Psychische Erkrankungen: Häufigkeit und epochale Trends

4. Die psychotherapeutische Versorgung

5. Der gesellschaftliche Kontext
Die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen

(1) Hohe Komplexität einer globalisierten sozialen, kulturellen, technischen Umwelt:
    Globale Vernetzung, hohe Mobilität, Leben in multiplen Milieus, Plurarisierung
    und Individualisierung der familialen Lebensformen, informationelle
    Überforderung, extreme Beschleunigung

(2) Keine eindeutigen normativen Orientierungen wie wir damit umgehen können,
    vielfältige und unfeste Werte

(3) Wahrnehmung/Sensibilisierung für die damit verbundenen Probleme.
    Veränderungen in den gesellschaftlichen Wahrnehmungs-, Bewertungs- und
    Kommunikationsmustern
Unsicherheit in der Erziehung (Quelle: K. Hahlweg, 2009)

 • Eltern (Ja-Antworten)
   – Bin unsicher, ob ich meine Erziehungs-     68%
     aufgabe gut oder schlecht erfülle

   – Bin kein gutes Vorbild für junge Eltern    49%

 • Lehrerinnen und Lehrer
   – Fühlen Sie sich durch das Studium auf den Umgang mit hyperaktiven
     und aggressiven Kindern vorbereitet?
       • Studierende:             36%
       • Referendare:             17%
       • LehrerInnen:              2%
Veränderung in der Wahrnehmung und Bewertung: Sensibilisierung
Beispiel Inobhutnahmen und Hintergründe

  • Es gibt in den letzten Jahren keine Hinweise auf einen Anstieg im Bereich
    von Misshandlungen und Tötungen von Kindern, aber eine erhöhte
    Aufmerksamkeit (Lernen aus probl. Verläufen, Fegert, 2009)

  • Im Jahr 2006 registrierte die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) 1578 Fälle
    von Mord oder Totschlag von Kindern unter 16 Jahren und 3.639 Fälle von
    Misshandlung (Lernen aus probl. Verläufen, Fegert, 2009)

  • Die Zahl der Inobhutnahmen ist in den letzten Jahren stark angestiegen: Im
    Jahr 2008 wurden in Deutschland 32.300 Kinder in Obhut genommen; das
    sind pro Tag 89 Kinder. (vdL, Pressemittl., Sept. 2009)

  • Der Anlass für die Inobhutnahmen war Überforderung der Eltern (40-50%);
    bei 10-20% lag eine Vernachlässigung vor; bei rund 10 % eine
    Misshandlung (Lernen aus probl. Verläufen, Fegert, 2009)
Anstieg der registrierten Kindeswohlgefährdung (%)
           2006: 77 Mill. € – 2007: 97 Mill. € (Anstieg um 19%) für vorläufige
                      Schutzmaßnahmen (z.B. Inobhutnahmen)

            Im Jahr 2008:     Inobhutnahmen:                       32.300
                              Elterlicher Sorgeentzug (ESE):       12.500
Steigerung in %
gegenüber Vorjahr             Anträge auf ESE:                     14.900

      %

    Darstellung nach Hahlweg, 2009
Veränderungen in der öffentlichen
Wahrnehmung: Sensibilisierung

 • Kindestötung und Kindesmisshandlung
 • Sexueller Missbrauch
 • Gewalttätigkeiten
 • Traumatisierung, Traumafolgen ( Notfallpsychotherapie)
 • Kinder psychisch kranker Eltern
Eine Interpretation

(1)   Überforderung durch die Komplexität der Alltagsaufgaben;
      Traumatisierung durch außergewöhnliche
      Belastungen/Schädigungen

(2)   Verlust fester Normen und Orientierungen, Werte- und
      Bewertungsunsicherheit z.B. im Umgang mit Kindern

(3)   Sensibilisierung für psychische Probleme
Psychotherapie als zentrales
soziokulturelles Deutungs-
und Bewältigungsschema

  Der psychotherapeutische
  Diskurs als Modell für
  Problemlösungen und als die
  zentrale Möglichkeit, sich selbst
  und das Verhältnis zu sich
  selbst und zu anderen zu
  definieren
Individualisierung und Empathie
Komplempentäre Grundtendenzen

• Prozess der Individualisierung
  seit der Mitte des 18. Jahrhunderts
 „The value of the Individual“ (Weintraub)

• „ist untrennbar mit der Entwicklung
   des empathischen Bewußtseins
   verbunden“ (Rifkin, 2010)

• Titchener 1909 „empathy“ als Über-
  setzung von „Einfühlung“ (R. Vischer,
  1873; Dilthey 1890)
Entwicklung des empathischen Bewußtseins

  • Autodafé (aus port. auto da fé
    von lat. actus fidei, Glaubensakt)
    bezeichnet die Vollstreckung eines
    Urteils der Inquisition
  • Grimmelshausen: Simplicius
  • Herta Müller erzählt ihre Kindheit
    im Banat und die Ziehharmonika

     – Das Züchtigungsrecht des Ehemannes gegenüber seiner Frau wurde
       in Deutschland im Jahr 1947 offiziell aufgehoben. 1958 trat nach
       heftigen Auseinandersetzungen das Gleichberechtigungsgesetz in
       Kraft.
     – In Deutschland wurden per Gesetz im Jahr 1998 „körperliche und
       seelische Misshandlungen“ von Kindern verboten („unzulässig“).
     – November 2000: §1631: Recht auf gewaltfreie Erziehung.
100 Jahre Psychotherapie ?

    Der Mensch im Konflikt zwischen Lustprinzip und Realitätsprinzip.
    Psychotherapie als Gesellschaftskritik und Emanzipation.
    Subversives Potential: Psychotherapie ein mehr oder weniger
    unwillkommener Störenfried, eine kritische Außendistanz.

    Der überforderte Mensch
    Psychotherapie als notwendige Lebenstechnik und Lebenskunst, um
    mit den alltäglichen Erfordernissen zurecht zu kommen.
    Affirmatives / subversives Potential ? Psychotherapie ist mitten in der
    Gesellschaft angekommen, ständig gerufen und selbst oft überfordert,
    z.B. beim Setzen von ethischen Maßstäben.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
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