Epidemiologisches Bulletin 7 2022 - RKI

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                   ZU INFEKTIONSKRANKHEITEN UND PUBLIC HEALTH

   7 Epidemiologisches
2022 Bulletin
17. Februar 2022

                   STIKO: 18. Aktualisierung der COVID-19-
                   Impfempfehlung | Pseudoausbruch
                   mit Acinetobacter baumannii
Epidemiologisches Bulletin           7 | 2022       17. Februar 2022                                                      2

  Inhalt

  Beschluss der STIKO zur 18. Aktualisierung der COVID-19-Impfempfehlung                                                      3
  Die STIKO empfiehlt in der 18. Aktualisierung der COVID-19-Impfempfehlung alternativ zu den bereits emp-
  fohlenen COVID-19-Impfstoffen den Impfstoff Nuvaxovid zur Grundimmunisierung für Personen ≥ 18 Jah-
  re. Des Weiteren empfiehlt die STIKO besonders gesundheitlich gefährdeten bzw. exponierten Personen
  nach abgeschlossener COVID-19-Grundimmunisierung und erfolgter 1. Auffrischimpfung eine 2. Auffrisch­
  impfung mit einem mRNA-Impfstoff.

  Wissenschaftliche Begründung der STIKO zur Grundimmunisierung von Personen ≥ 18 Jahre mit dem
  COVID-19-Impfstoff Nuvaxovid von Novavax                                                     19
  Nuvaxovid, ein adjuvantierter Proteinimpfstoff der Firma Novavax, ist seit dem 20.12.2021 in der EU für die
  Grundimmunisierung gegen COVID-19 zugelassen. Die STIKO empfiehlt die Grundimmunisierung mit
  Nuvaxovid für Personen ≥ 18 Jahre mit 2 Impfstoffdosen im Abstand von mindestens 3 Wochen.

  Wissenschaftliche Begründung der STIKO zur Empfehlung zur 2. COVID-19-Auffrischimpfung mit einem
  mRNA-Impfstoff für besonders gesundheitlich gefährdete bzw. exponierte Personengruppen        41
  Die STIKO empfiehlt eine 2. Auffrischimpfung (frühestens 3 Monate nach der 1. Auffrischimpfung) mit ei-
  nem mRNA-Impfstoff für ≥ 70-Jährige, BewohnerInnen und Betreute in Einrichtungen der Pflege und für
  Personen mit Immundefizienz. Ebenfalls empfohlen wird die 2. Auffrischimpfung Tätigen in medizinischen
  Einrichtungen und Pflegeeinrichtungen, hier jedoch frühestens 6 Monate nach der 1. Auffrischimpfung.

  Entdeckung eines Pseudoausbruches mit Carbapenem-resistenten Acinetobacter baumannii                                        58
  Am NRZ für gramnegative Krankenhauserreger wurde Ende 2020 das gehäufte Auftreten von Isolaten des
  A. baumannii-Komplex mit Carbapenemresistenz beobachtet. Der Beitrag beschreibt die in Kooperation mit
  dem RKI durchgeführte Ausbruchsuntersuchung und die Aufklärung als Pseudoausbruch.

  Aktuelle Statistik meldepflichtiger Infektionskrankheiten: 6. Woche 2022                                                    60

  Impressum
  Herausgeber                                                      Allgemeine Hinweise/Nachdruck
  Robert Koch-Institut                                             Die Ausgaben ab 1996 stehen im Internet zur Verfügung:
  Nordufer 20, 13353 Berlin                                        www.rki.de/epidbull
  Telefon: 030 18754 – 0
  E-Mail: EpiBull@rki.de                                           Inhalte externer Beiträge spiegeln nicht notwendigerweise
                                                                   die Meinung des Robert Koch-Instituts wider.
  Redaktion
  Dr. med. Jamela Seedat                                           Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons
  Dr. med. Maren Winkler, Heide Monning (Vertretung)               Namensnennung 4.0 International Lizenz.

  Redaktionsassistenz
  Nadja Harendt
  Claudia Paape, Judith Petschelt (Vertretung)
                                                                   ISSN 2569-5266

         Das Robert Koch-Institut ist ein Bundesinstitut im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Gesundheit.
Epidemiologisches Bulletin      7 | 2022      17. Februar 2022                                            3

  Mitteilung der Ständigen Impfkommission beim Robert Koch-Institut
  Beschluss der STIKO zur 18. Aktualisierung
  der COVID-19-Impfempfehlung

  STIKO-Empfehlung zur COVID-19-Impfung
  Aktualisierung vom 15. Februar 2022

  Bei der Coronavirus Disease 2019-(COVID-19-)
  Impf­empfehlung der Ständigen Impfkommission                    Stillzeit kann jedoch im Einzelfall erwogen
  (STIKO) handelt es sich um eine Indikationsimp-                 werden, wenn eine produktspezifische,
  fempfehlung im Rahmen einer Pandemie. Die                       medizinische Kontraindikation gegen
  ­STIKO nimmt kontinuierlich eine Bewertung des                  mRNA-Impfstoffe besteht.
   Nutzens und des Risikos der COVID-19-Impfung              ▶▶   Besteht nach Verabreichung der 1. Impfung
   auf Basis der verfügbaren Daten sowohl für die All-            mit einem anderen COVID-19-Impfstoff
   gemeinbevölkerung als auch für spezielle Zielgrup-             eine produktspezifische, medizinische
   pen vor. Sobald neue Impfstoffe zugelassen und ver-            Kontraindikation gegen eine Fortführung
   fügbar sind oder neue Erkenntnisse mit Einfluss auf            der Impfserie, kann die Grundimmunisie-
   diese Empfehlung bekannt werden, wird die STIKO                rung mit Nuvaxovid vervollständigt werden.
   ihre COVID-19-Impfempfehlung aktualisieren. Die           ▶▶   Immundefiziente Patienten, die eine
   Publikation jeder Aktualisierung erfolgt im Epide-             produktspezifische, medizinische Kontra­
   miologischen Bulletin (Epid Bull) und wird auf der             indikation gegenüber anderen COVID-19-
   Webseite des Robert Koch-Instituts (RKI) bekannt               Impfstoffen aufweisen oder die auf die
   gegeben. Ob es in Zukunft eine Standardimpf­emp-               bisher verfügbaren Impfstoffe keine
   fehlung oder eine Indikationsimpfempfehlung ge-                messbare Immunantwort gegen SARS-
   gen COVID-19 geben wird, kann zum jetzigen Zeit-               CoV-2 entwickelt haben, können mit
   punkt noch nicht beurteilt werden.                             Nuvaxovid geimpft werden.
                                                             ▶▶   Ungeimpfte Personen mit einer durchge-
                                                                  machten SARS-CoV-2-Infektion können
                                                                  1 Impfstoffdosis Nuvaxovid zur Vervollstän-
   Nuvaxovid                                                      digung der Grundimmunisierung erhalten.
   Alternativ zu den bereits empfohlenen                     ▶▶   Obwohl Nuvaxovid bisher nicht zur
   COVID-19-Impfstoffen empfiehlt die STIKO zur                   Auffrischimpfung zugelassen ist, kann
   Grundimmunisierung gegen COVID-19 den                          Nuvaxovid bei produktspezifischen
   Impfstoff Nuvaxovid von Novavax für Personen                   medizinischen Kontraindikationen gegen
   ≥ 18 Jahre mit 2 Impfstoffdosen im Abstand von                 mRNA-Impfstoffe zur Auffrischimpfung
   mindestens 3 Wochen.                                           verwendet werden.
   ▶▶ Die Anwendung von Nuvaxovid während
      der Schwangerschaft und Stillzeit wird                 Empfehlung zur 2. Auffrischimpfung
      aufgrund fehlender Daten zum jetzigen                  Die STIKO empfiehlt nach abgeschlossener
      Zeitpunkt nicht empfohlen. Eine Impfung                COVID-19-Grundimmunisierung und erfolgter
      mit Nuvaxovid in der Schwangerschaft und               1. Auffrischimpfung eine 2. Auffrischimpfung
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                                                                sowie die Verhinderung von mütterlichen und
   mit einem mRNA-Impfstoff für folgende                        fetalen/neonatalen Schwangerschaftskomplika-
   Personengruppen: (i) Menschen ab dem Alter                   tionen durch eine Infektion mit dem Severe
   von 70 Jahren, (ii) BewohnerInnen und Betreu-                Acute Respiratory Syndrome Coronavirus Typ 2
   te in Einrichtungen der Pflege sowie für                     (SARS-CoV-2).
   Personen mit einem erhöhten Risiko für einen            ▶▶   Durch die Impfung von Kindern und Jugendli-
   schweren Krankheitsverlauf in Einrichtungen                  chen sollen COVID-19-Erkrankungen und Hos-
   der Eingliederungshilfe, (iii) Menschen mit                  pitalisierungen sowie Komplikationen der
   Immundefi­zienz ab dem Alter von 5 Jahren und                SARS-CoV-2-Infektion (wie z. B. Pediatric In-
   (iv) Tätige in medizinischen Einrichtungen und               flammatory Multisystem Syndrome; PIMS) ver-
   Pflegeeinrichtungen, insbesondere solche mit                 hindert werden. Zusätzliches Ziel ist es, auch
   direktem PatientInnen- bzw. BewohnerInnen-                   indirekte Folgen von SARS-CoV-2-Infektionen
   kontakt.                                                     zu reduzieren, wie z. B. Isolations- und Qua-
   Bei ≥ 70-Jährigen, BewohnerInnen und Betreu-                 rantänephasen. Die STIKO spricht sich jedoch
   ten in Einrichtungen der Pflege und bei                      explizit dagegen aus, dass der Zugang von Kin-
   immun­defizienten Personen ist die 2. Auffrisch­             dern und Jugendlichen zur Teilhabe an Bil-
   impfung frühestens 3 Monate nach der 1. Auf­                 dung, Kultur und anderen Aktivitäten des sozia­
   frischimpfung empfohlen und bei Tätigen in                   len Lebens vom Vorliegen einer Impfung ab-
   medizinischen Einrichtungen und Pflegeein-                   hängig gemacht wird.
   richtungen frühestens 6 Monate nach der                 ▶▶   Personen mit erhöhtem arbeitsbedingtem
   1. Auffrischimpfung. In begründeten Einzelfäl-               SARS-CoV-2-Expositionsrisiko (berufliche Indi-
   len kann bei Letztgenannten die 2. Auffrisch­                kation) sollen prioritär geschützt werden.
   impfung auch bereits nach frühestens 3 Mona-            ▶▶   Die COVID-19-Impfung dient auch dem Ziel,
   ten erwogen werden.                                          die Transmission von SARS-CoV-2 in der ge-
                                                                samten Bevölkerung zu reduzieren. Insbeson-
   Bei Personen der o. g. Gruppen, die nach                     dere in Umgebungen mit einem hohen Anteil
   erfolgter COVID-19-Grundimmunisierung und                    vulnerabler Personen und/oder einem hohem
   1. Auffrischimpfung eine SARS-CoV-2-Infektion                Ausbruchspotenzial soll durch die Impfung die
   durchgemacht haben, wird vorerst keine                       Virustransmission minimiert werden, um so ei-
   weitere Impfung mit den aktuell verfügbaren                  nen zusätzlichen Schutz zu bewirken.
   COVID-19-Impfstoffen empfohlen.                         ▶▶   Durch die Impfung eines möglichst großen An-
                                                                teils der Bevölkerung soll die Aufrechterhaltung
                                                                staatlicher Funktionen und des öffentlichen Le-
                                                                bens gesichert werden.
  Impfziele
  Das übergeordnete Ziel der COVID-19-Impfemp-
  fehlung der STIKO ist es, schwere Verläufe, Hospi-       Impfstoffe
  talisierungen und Tod sowie Langzeitfolgen durch         Für die Impfung gegen COVID-19 sind aktuell in
  COVID-19 in der Bevölkerung Deutschlands so weit         der Europäischen Union (EU) fünf Impfstoffe zuge-
  wie möglich zu reduzieren.                               lassen. Es handelt sich dabei um zwei mRNA-Impf-
                                                           stoffe (Comirnaty der Firma BioNTech/Pfizer und
  ▶▶ Die COVID-19-Impfung soll insbesondere                Spikevax der Firma Moderna; Comirnaty ist für die
     Menschen schützen, die infolge von Alter oder         Grundimmunisierung ab 5  Jahren, Spikevax ab
     Vorerkrankungen ein hohes Risiko haben, an            12  Jahren zugelassen) sowie zwei Vektor-basierte
     COVID-19 schwer zu erkranken oder zu verster-         Impfstoffe (Vaxzevria der Firma AstraZeneca und
     ben.                                                  COVID-19 Vaccine Janssen der Firma Janssen Cilag
  ▶▶ Ziel der Impfung von Schwangeren und Stillen-         International; beide zugelassen ab 18 Jahren). Au-
     den ist die Verhinderung schwerer COVID-19-           ßerdem ist Nuvaxovid, ein adjuvantierter Protein­
     Verläufe und von Todesfällen in dieser Gruppe         impfstoff der Firma Novavax, seit dem 20.12.2021 in
Epidemiologisches Bulletin                7 | 2022              17. Februar 2022                                                             5

  der EU für die Grundimmunisierung zugelassen.                                  ▶▶ Unter Berücksichtigung der bereits erfolgten
  Die Verfügbarkeit dieses Impfstoffs ist für Ende Fe-                              Empfehlungen der STIKO soll Comirnaty ab
  bruar 2022 angekündigt.                                                           5  Jahren, Nuvaxovid ab 18 Jahren, Spikevax ab
                                                                                    30  Jahren und Vaxzevria sowie die COVID-19
  Bei keinem dieser Impfstoffe handelt es sich um ei-                               Vakzine von Janssen ab 60  Jahren verwendet
  nen Lebendimpfstoff.                                                              werden (jeweils ohne obere Altersbegrenzung)
                                                                                    (s. Tab. 1).

                      Grundimmunisierung (GI)                                                          1. Auffrischimpfung6,7
   Personengruppe                                                  Impfstofftyp, bzw.   Impfabstand2                            Abstand zur
                      1. Impfstoffdosis     2. Impfstoffdosis                                          3. Impfstoffdosis
                                                                   Impfschema           (Wochen)                                2. Impfstoffdosis
   5 – 11-Jährige1    Comirnaty (10 µg)     Comirnaty (10 µg)                                          Aktuell keine Empfehlung9
   12 – 17-Jährige                                                 mRNA                 3–6            Comirnaty (30 µg)        3 – 6 Monate
                      Comirnaty (30 µg)     Comirnaty (30 µg)
   18 – 29-Jährige                                                                                     Comirnaty (30 µg)8
                      Nuvaxovid             Nuvaxovid              Proteinimpfstoff     ≥3
                      Comirnaty (30 µg)     Comirnaty (30 µg)                           3–6            Comirnaty (30 µg)3
                                                                   mRNA
                      Spikevax (100 µg)     Spikevax (100 µg)                           4–6            Spikevax (50 µg)3,5
   30 – 59-Jährige
                                                                                                       Comirnaty (30 µg) oder
                      Nuvaxovid             Nuvaxovid              Proteinimpfstoff     ≥3
                                                                                                       Spikevax (50 µg)5,8
                      Comirnaty (30 µg)     Comirnaty (30 µg)                           3–6            Comirnaty (30 µg)3
                                                                   mRNA
                      Spikevax (100 µg)     Spikevax (100 µg)                           4–6            Spikevax (50 µg)3,5
                                            Comirnaty (30 µg)                                          Comirnaty (30 µg)3
                      Vaxzevria
                                            Spikevax (100 µg)                                          Spikevax (50µg)3,5
                                            Comirnaty (30 µg)
   ≥ 60-Jährige                             (Optimierung der                                           Comirnaty (30 µg)3       ≥ 3 Monate
                                                                   Heterologes
                                            GI)                                         ≥4
                                                                   Impfschema4
                      COVID-19 Vaccine
                                            Spikevax (100 µg)
                      Janssen4
                                            (Optimierung der                                           Spikevax (50 µg)3,5
                                            GI)
                                            Nuvaxovid                                                  Comirnaty (30 µg) oder
                      Nuvaxovid             Nuvaxovid              Proteinimpfstoff     ≥3             Spikevax (50 µg)5, 8
   Schwangere
                      Comirnaty (30 µg)     Comirnaty (30 µg)      mRNA                 3–6            Comirnaty (30 µg)
   jeden Alters
   Personen, die
                                                                                                       Comirnaty (30 µg)
   einen in der EU
                      Erneute Impfserie mit einem in der EU zugelassenen                               (≥ 12-Jährige) oder
   nicht zugelasse-                                                                     ab 4
                      Impfstoff                                                                        Spikevax (50 µg)5
   nen Impfstoff
                                                                                                       (≥ 30-Jährige)
   erhalten haben

  Tab. 1 | Von der STIKO empfohlene Impfstoffe und Impfabstände zur Grundimmunisierung und 1. Auffrischimpfung von
  Immungesunden gegen COVID-19 (Stand: 15.02.2022)
  1 Kinder mit Vorerkrankungen oder mit Kontakt zu vulnerablen Personen im Umfeld (siehe unten).
  2 Sollte der empfohlene Abstand zwischen der 1. und 2. Impfstoffdosis überschritten worden sein, kann die Impfserie dennoch
    fortgesetzt werden und muss nicht neu begonnen werden.
  3 Für die Auffrischimpfung soll möglichst der mRNA-Impfstoff verwendet werden, der bei der Grundimmunisierung zur
    Anwendung kam. Wenn dieser nicht verfügbar ist, kann bei ≥ 30-Jährigen der jeweils andere mRNA-Impfstoff verwendet
    werden. Die STIKO betrachtet in der Altersgruppe ≥ 30 Jahre die beiden mRNA-Impfstoffe als gleichwertig.
  4 Für eine ausführliche Darstellung der Immunogenität, Sicherheit und Wirksamkeit dieses heterologen Impfregimes siehe
    8. Aktualisierung der COVID-19-Impfempfehlung der STIKO sowie die wissenschaftliche Begründung zur COVID-19 Vaccine
    Janssen.
  5 Für die Auffrischimpfung von Personen mit Immundefizienz soll Spikevax in einer Dosierung von 100 µg verwendet werden
    (siehe 11. Aktualisierung der COVID-19-Impfempfehlung der STIKO).
  6 Für Indikationsgruppen zur 2. Auffrischimpfung siehe Kapitel „Empfehlungen zur 2. Auffrischimpfung“.
  7 Bestehen produktspezifische medizinische Kontraindikationen gegen die Verwendung von Comirnaty bzw. Spikevax, kann
    Nuvaxovid verwendet werden.
  8 Es ist zu erwarten, dass auch für Nuvaxovid eine Zulassung für eine Auffrischimpfung beantragt werden wird. Die STIKO wird
    die Daten dann evaluieren und die Empfehlungen ggf. anpassen
  9 Eine Auffrischimpfung wird nur für Kinder mit Vorerkrankungen (Abstand ≥ 6 Monate nach abgeschlos­sener GI) oder
    Immundefizienz (Abstand ≥ 3 Monate nach abgeschlos­sener GI) empfohlen.
Epidemiologisches Bulletin                 7 | 2022          17. Februar 2022                                                                    6

  ▶▶ Comirnaty ist in zwei Dosierungen zugelassen;                             ▶▶ Die Grundimmunisierung mit 2 Impfstoffdo-
     die 10 µg-Dosis für die Anwendung im Alter von                               sen Vaxzevria empfiehlt die STIKO nicht mehr.
     5 – 11 Jahren und die 30 µg-Dosis für die Anwen-                             Es wird empfohlen, nach 1 Impfstoffdosis Vax-
     dung im Alter ≥ 12 Jahre. Spikevax ist ebenfalls                             zevria 1 Impfstoffdosis eines mRNA-Impfstoffs
     in zwei Dosierungen zugelassen; die 100 µg-                                  zu verabreichen (heterologes Impfschema).
     Dosis für die Anwendung zur Grundimmuni-                                  ▶▶ Bei der COVID-19 Vaccine Janssen ist laut Zu-
     sierung und die 50 µg-Dosis für die Anwen-                                   lassung für die Grundimmunisierung 1 Impf-
     dung zur Auffrischimpfung bei immunkompe-                                    stoffdosis ausreichend. Allerdings empfiehlt die
     tenten Personen (bei Immundefizienz (ID)                                     STIKO hier eine Optimierung des Impfschutzes
     wird die volle Dosis von 100 µg bei Auffrisch­                               durch eine zusätzliche mRNA- oder Nuvaxovid-
     impfungen benutzt).                                                          Impfstoffdosis.
  ▶▶ Für eine vollständige Grundimmunisierung                                  ▶▶ Die STIKO empfiehlt für die Durchführung
     sind bei den beiden mRNA-Impfstoffen jeweils                                 von Auffrischimpfungen einen mRNA-Impf-
     2 Impfstoffdosen notwendig.                                                  stoff zu verwenden, auch wenn für die Grund­
  ▶▶ Für die Grundimmunisierung mit Nuvaxovid                                     immunisierungen nicht oder nicht mehr von
     sind 2 Impfstoffdosen von je 5 µg im Mindest-                                der STIKO empfohlene Impfschemata zur An-
     abstand von 3  Wochen erforderlich. Der Impf-                                wendung gekommen sind (s. Tab. 2).
     stoff ist bisher nicht für die Auffrischimpfung
     zugelassen.

                       Schema der durchgeführten Grundimmunisierung                                             1. Auffrischimpfung ≥ 18 Jahre
                                                                             Optimierung der
   Personengruppe                                                                                                                   Abstand zur
                       1. Impfstoffdosis        2. Impfstoffdosis            Grundimmunisierung       3. Impfstoffdosis
                                                                                                                                    2. Impfstoffdosis
                       Vaxzevria                Vaxzevria
                       mRNA-Impfstoff           Vektor-basierter Impfstoff
                                                Vaxzevria
                       COVID-19 Vaccine                                                               Comirnaty (30 µg)
                       Janssen                  COVID-19 Vaccine
                                                                                                      (≥ 18-Jährige) oder
   ≥ 18-Jährige                                 Janssen                      keine
                                                                                                      Spikevax (50 µg)
                                                COVID-19 Vaccine                                      (≥ 30-Jährige)1, 2, 3,4, 5
                       Vaxzevria
                                                Janssen
                       Spikevax (100 µg)        Spikevax (100 µg)
                       Vaxzevria                Comirnaty (30 µg)                                                                   ≥ 3 Monate
                                                                             Comirnaty (30 µg)
                                                                             im Abstand von
   ≥ 18 – 29-Jährige                            –                            ≥ 4 Wochen               Comirnaty (30 µg)4, 5

                       COVID-19 Vaccine                                      Nuvaxovid
                       Janssen                                               Comirnaty (30 µg)
                                                                             oder Spikevax (100 µg)
                                                                             im Abstand von           Comirnaty (30 µg) oder
   ≥ 30 – 59-Jährige                            –
                                                                             ≥ 4 Wochen               Spikevax (50 µg)4, 5

                                                                             Nuvaxovid

  Tab. 2 | Vorgehen zur 1. Auffrischimpfung gegen COVID-19 bei Impfschemata, die von den aktuellen STIKO-Empfehlungen zur
  Grundimmunisierung abweichen (Stand: 15.02.2022)
  1 Im Alter von 18 – 29 Jahren soll nur Comirnaty eingesetzt werden.
  2 In der Altersgruppe ≥ 30 Jahre betrachtet die STIKO die beiden mRNA-Impfstoffe als gleichwertig.
  3 Für die Auffrischimpfung von Personen mit Immundefizienz soll Spikevax in einer Dosierung von 100 µg verwendet werden
    (siehe 11. Aktualisierung der COVID-19-Impfempfehlung der STIKO).
  4 Bestehen produktspezifische medizinische Kontraindikationen gegen die Verwendung von Comirnaty bzw. Spikevax, kann
    Nuvaxovid verwendet werden.
  5 Es ist zu erwarten, dass auch für Nuvaxovid eine Zulassung für eine Auffrischimpfung beantragt werden wird. Die STIKO wird
    die Daten dann evaluieren und die Empfehlungen ggf. anpassen.
Epidemiologisches Bulletin       7 | 2022       17. Februar 2022                                                               7

  Zu weiteren Details zu den COVID-19-Impfstoffen              A) Personen im Alter ≥ 60 Jahren
  wird auf die jeweiligen wissenschaftlichen Begrün-           B) Personen im Alter ab 18 Jahren mit Grunderkrankungen,
  dungen der STIKO verwiesen.                                  die ein erhöhtes Risiko für schwere COVID-19-Verläufe haben, z. B.
                                                               ▶▶ Angeborene oder erworbene Immundefizienz bzw. Immunsup-

                                                                  pression (z. B. HIV-Infektion, Z. n. Organtransplantation mit
  Das von der STIKO empfohlene Vorgehen zur                       immunsuppressiver Therapie)
                                                               ▶▶ Autoimmunerkrankungen, inkl. rheumatologische Erkrankungen
  Grundimmunisierung und zur Auffrischimpfung                  ▶▶ Chronische Herz-Kreislauf-Erkrankungen

                                                               ▶▶ Chronische Krankheiten der Atmungsorgane
  ist in Tabelle 1 und Tabelle 2 abgebildet. Zu Impfun-
                                                               ▶▶ Chronische Lebererkrankungen, inkl. Leberzirrhose

  gen von Personen mit ID siehe „Empfehlung zur                ▶▶ Chronische Nierenerkrankungen

                                                               ▶▶ Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen
  COVID-19-Impfung von Personen mit Immundefi-                 ▶▶ Chronische neurologische Erkrankungen

  zienz“ weiter unten (s. Tab. 4, Tab. 5 und Tab. 6).          ▶▶ Demenz oder geistige Behinderung

                                                               ▶▶ Psychiatrische Erkrankungen

                                                               ▶▶ Stoffwechselerkrankungen, inkl. Adipositas mit Body Mass Index

                                                                  (BMI) > 30 kg/m2 und Diabetes mellitus
                                                               ▶▶ Trisomie 21
  Empfehlung für Personen ab 18 Jahren                         ▶▶ Krebserkrankungen unter immunsuppressiver, antineoplastischer

  Die STIKO empfiehlt die Impfung gegen COVID-19                  Therapie

  allen Personen ab 18 Jahren.                                 C) Frauen im gebärfähigen Alter, noch ungeimpfte Schwangere ab
                                                               dem 2. Trimenon sowie noch ungeimpfte Stillende
                                                               D) Kinder und Jugendliche im Alter von 5 – 17 Jahren mit
   Bei der Verwendung von mRNA-Impfstoffen soll                Grunderkrankungen, die ein erhöhtes Risiko für schwere
   bei der Impfung von unter 30-Jährigen nur Comir-            COVID-19-Verläufe haben
                                                               ▶▶ Adipositas (> 97. Perzentile des BMI)

   naty eingesetzt werden. Da in dieser Altersgruppe           ▶▶ Angeborene oder erworbene Immundefizienz oder relevante

                                                                  Immunsuppression
   das Risiko des Auftretens einer Myo-/Perikarditis           ▶▶ Angeborene zyanotische Herzfehler (O -Ruhesättigung < 80 %)
                                                                                                           2
   nach Impfung mit Spikevax höher ist als nach                   und Einkammerherzen nach Fontan-Operation
                                                               ▶▶ Chronische Lungenerkrankungen mit einer anhaltenden
  ­Comirnaty (siehe wissenschaftliche Begründung),                Einschränkung der Lungenfunktion unterhalb der 5. Perzentile,
   soll Spikevax in dieser Altersgruppe nicht verwendet           definiert als z-Score-Wert < –1,64 für die forcierte Einsekunden­
                                                                  kapazität (FEV1) oder Vitalkapazität (FVC).
   werden. Bei Personen ab 30 Jahren kann hingegen             ▶▶ Schweres oder unkontrolliertes Asthma bronchiale

                                                               ▶▶ Chronische Nierenerkrankungen
   einer der beiden zugelassenen mRNA-Impfstoffe
                                                               ▶▶ Chronische neurologische oder neuromuskuläre Erkrankungen

   (Comirnaty, Spikevax) verwendet werden.                     ▶▶ Diabetes mellitus, wenn nicht gut eingestellt bzw. mit HbA1c-

                                                                  Wert > 9,0 %
                                                               ▶▶ Schwere Herzinsuffizienz

  Die beiden mRNA-Impfstoffe betrachtet die STIKO              ▶▶ Schwere pulmonale Hypertonie

                                                               ▶▶ Syndromale Erkrankungen mit schwerer Beeinträchtigung
  ansonsten als gleichwertig. Wenn der für die 1. Impf-        ▶▶ Trisomie 21

  stoffdosis verwendete mRNA-Impfstoff nicht ver-              ▶▶ Tumorerkrankungen und maligne hämatologische Erkrankungen

  fügbar ist, kann unter Berücksichtigung der Alter-           E) BewohnerInnen und Betreute in Einrichtungen der Pflege
                                                               sowie Personen mit einem erhöhten Risiko für einen schweren
  seinschränkung und bei Nichtschwangeren auch                 Krankheitsverlauf in Einrichtungen der Eingliederungshilfe
  der jeweils andere mRNA-Impfstoff eingesetzt wer-            F) Enge Kontaktpersonen von Schwangeren oder Personen mit
  den. Alternativ ist im Alter ≥ 18 Jahren auch die Ver-       einem Risiko für schwere COVID-19-Verläufe

  wendung des adjuvantierten Proteinimpfstoffs                 G) Personen, die arbeitsbedingt besonders exponiert sind, engen
                                                               Kontakt zu vulnerablen Personengruppen haben, oder Personen
  Nuvaxovid zur Grundimmunisierung möglich. Die                in Schlüsselpositionen, z. B.
                                                               ▶▶ Personal mit erhöhtem Expositionsrisiko in medizinischen
  Grundimmunisierung kann bei ≥ 60-Jährigen auch                  Einrichtungen
  mit einem der beiden zugelassenen Vektor-basier-             ▶▶ Personal mit engem Kontakt zu vulnerablen Gruppen in

                                                                  medizinischen Einrichtungen
  ten Impfstoffe (Vaxzevria, COVID-19 Vaccine Jans-            ▶▶ Pflegepersonal und andere Tätige in der ambulanten und

  sen) begonnen werden (s. Tab. 1).                               stationären Altenpflege oder Versorgung von Personen mit
                                                                  Demenz oder geistiger Behinderung
                                                               ▶▶ Tätige in Gemeinschaftsunterkünften

  Die STIKO empfiehlt allen Personen, die bisher nur           ▶▶ Medizinisches Personal im Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD)

                                                               ▶▶ LehrerInnen und ErzieherInnen

  eine Dosis eines Vektor-basierten Impfstoffes erhal-         ▶▶ Beschäftigte im Einzelhandel

                                                               ▶▶ Beschäftigte zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit
  ten haben, ein heterologes Impfschema (d. h.                 ▶▶ Personal in Schlüsselpositionen der Landes- und Bundesregie-

  1. Impfstoffdosis mit Vaxzevria oder der COVID-19               rungen
                                                               ▶▶ Berufsgruppen der kritischen Infrastruktur
  Vaccine Janssen, gefolgt von 1 Dosis eines mRNA-
  Impfstoffs in einem Abstand von mindestens 4 Wo-            Tab. 3 | Personen mit besonderer Indikation für eine
  chen) (s. Tab. 1). Die Altersbeschränkung für die           COVID-19-Impfung (Die Gruppen und Vorerkrankungen sind
                                                              nicht nach Relevanz geordnet.) Stand: 15.02.2022
  Vektor-basierten Impfstoffe erfolgte aufgrund der
Epidemiologisches Bulletin       7 | 2022       17. Februar 2022                                             8

  beobachteten thromboembolischen Ereignisse (sie-            nicht zu einem ausreichenden Schutz führt (z. B.
  he wissenschaftliche Begründung zum heterologen             Menschen unter immunsuppressiver Therapie).
  Impfschema).
                                                              5 – 11-jährige Kinder mit einer der in Tabelle 3 ge-
  Personen, die mit 1 Impfstoffdosis COVID-19 Vac-            nannten Vorerkrankungen, die bereits eine labor­
  cine Janssen grundimmunisiert worden sind, sollen           diagnostisch gesicherte SARS-CoV-2-Infektion
  zur Optimierung ihres Impfschutzes eine weitere             durchgemacht haben, sollen eine Impfstoffdosis im
  Impfstoffdosis eines anderen für die Grundimmu-             Abstand von mindestens 3  Monaten zur SARS-
  nisierung empfohlenen Impfstoffs erhalten. Bei              CoV-2-Infektion erhalten.
  Vorliegen einer Kontraindikation gegen mRNA-
  Impfstoffe oder bei individuellem Wunsch ist es             Bei Kindern mit ID, die eine SARS-CoV-2-Infektion
  nach ärztlicher Aufklärung grundsätzlich möglich,           durchgemacht haben, muss im Einzelfall entschie-
  bei Erwachsenen unabhängig vom Alter für die Op-            den werden, ob 1 Impfstoffdosis zur Grundimmuni-
  timierung der Grundimmunisierung (2. Impfstoff-             sierung ausreicht oder eine vollständige Impfserie
  dosis) oder für die 1. Auffrischimpfung (3. Impfstoff-      verabreicht werden sollte. Dies hängt maßgeblich
  dosis) auch die COVID-19 Vaccine Janssen oder               von Art und Ausprägung der ID ab.
  Nuvaxovid zu verwenden.
                                                              5 – 11-jährige Kinder ohne Vorerkrankungen, die be-
  Weitere Details zur Optimierung der Grundimmu-              reits eine labordiagnostisch gesicherte SARS-CoV-2-
  nisierung mit der COVID-19 Vaccine Janssen finden           Infektion durchgemacht haben, sollen vorerst nicht
  sich in der zugehörigen wissenschaftlichen Begrün-          geimpft werden.
  dung.
                                                              Bei individuellem Wunsch von Kindern und Eltern
  Zur Grundimmunisierung von Personen, die eine               bzw. Sorgeberechtigten kann die COVID-19-Imp-
  SARS-CoV-2-Infektion durchgemacht haben siehe               fung auch bei 5 – 11-jährigen Kindern ohne Vorer-
  Tabelle 7.                                                  krankungen nach ärztlicher Aufklärung erfolgen.

                                                              Für weitere Details siehe Wissenschaftliche Begrün-
  Empfehlung für Kinder und Jugendliche                       dung der STIKO zur Empfehlung der Impfung
  im Alter von 5 – 11 Jahren                                  gegen COVID-19 bei Kindern im Alter von 5 – 11 Jah-
  Die STIKO spricht für 5 – 11-jährige Kinder ohne            ren.
  Vorerkrankungen derzeit keine generelle Impfemp-
  fehlung aus.
                                                              Empfehlung für Kinder und Jugendliche
  Sie empfiehlt jedoch Kindern dieser Altersgruppe            im Alter von 12 – 17 Jahren
  mit verschiedenen Vorerkrankungen (s. Tab. 3) auf-          Die STIKO empfiehlt für alle 12 – 17-Jährigen die
  grund des erhöhten Risikos für einen schweren               COVID-19-Impfung mit 2 Dosen des mRNA-Impf-
  COVID-19-Verlauf eine Grundimmunisierung mit                stoffs Comirnaty (30 µg) im Abstand von 3 – 6 Wo-
  2 Impfstoffdosen des mRNA-Impfstoffs Comirnaty              chen (s. Tab. 1). Für die Impfung soll nur Comirnaty
  in altersgemäß zugelassener Formulierung (10 µg)            eingesetzt werden, da in dieser Altersgruppe das Ri-
  im Abstand von 3 – 6 Wochen.                                siko des Auftretens einer Myo-/Perikarditis nach
                                                              Impfung mit Spikevax höher ist als nach Comirnaty.
  Zusätzlich wird die Impfung 5 – 11-jährigen Kindern         Die Impfung erfordert eine ärztliche Aufklärung
  empfohlen, in deren Umfeld sich Angehörige oder             unter Berücksichtigung des Nutzens und des Risi-
  andere Kontaktpersonen mit hohem Risiko für ei-             kos, die auch für die betroffenen Kinder und Ju-
  nen schweren COVID-19-Verlauf befinden, die                 gendlichen verständlich sein muss.
  selbst nicht geimpft werden können oder bei denen
  der begründete Verdacht besteht, dass die Impfung           Kinder und Jugendliche, die aufgrund einer Vorer-
                                                              krankung ein erhöhtes Risiko für einen schweren
Epidemiologisches Bulletin        7 | 2022        17. Februar 2022                                              9

  COVID-19-Verlauf (s. Tab. 3) haben, sollen bevor-             Bereits mit 2 Impfstoffdosen geimpften Schwange-
  zugt berücksichtigt werden. Gleiches gilt für Kinder          ren soll unabhängig vom Alter ab dem 2. Trimenon
  und Jugendliche ab 12 Jahren, in deren Umfeld sich            eine Auffrischimpfung mit dem mRNA-Impfstoff
  Angehörige oder andere Kontaktpersonen mit ho-                Comirnaty in einem Abstand von 3 Monaten zur
  her Gefährdung für einen schweren COVID-19-                   Grundimmunisierung angeboten werden, auch
  Verlauf befinden, die selbst nicht geimpft werden             wenn für diese Gruppe bisher keine Daten zu einer
  können oder bei denen anzunehmen ist, dass auch               Auffrischimpfung vorliegen.
  nach Impfung kein ausreichender Schutz besteht
  (z. B. Menschen unter immunsuppressiver Thera-                Darüber hinaus empfiehlt die STIKO ungeimpften
  pie).                                                         Stillenden die Impfung mit 2 Dosen eines mRNA-
                                                                Impfstoffs, wobei bei unter 30-Jährigen nur Comir-
  Für Jugendliche, die tätigkeits- bzw. arbeitsbedingt          naty eingesetzt werden soll, da in dieser Altersgrup-
  entweder ein erhöhtes Expositionsrisiko aufweisen             pe das Risiko des Auftretens einer Myo-/Perikarditis
  oder engen Kontakt zu vulnerablen Personengrup-               nach Impfung mit Spikevax höher ist als nach
  pen haben, besteht eine berufliche Impfindikation             Comirnaty.
  (s. Tab. 3, Abschnitt G).
                                                                Die Anwendung von Nuvaxovid während der
  Um Viruseinträge in Gemeinschaftseinrichtungen                Schwangerschaft und Stillzeit wird aufgrund
  (Schulen und andere Einrichtungen für Kinder und              fehlender Daten zur Wirksamkeit und Sicherheit
  Jugendliche) zu minimieren und den Betrieb dieser             des Impfstoffs und des enthaltenen Adjuvans
  Einrichtungen so lange wie möglich aufrecht zu er-            Matrix M zum jetzigen Zeitpunkt nicht empfohlen.
  halten, sollten Eltern, LehrerInnen, ErzieherInnen            Eine Impfung mit Nuvaxovid in der Schwanger-
  sowie andere Betreuungspersonen von Kindern und               schaft und Stillzeit kann jedoch in Einzelfällen er-
  Jugendlichen das Impfangebot dringend wahrneh-                wogen werden, wenn bei einer Schwangeren oder
  men.                                                          Stillenden eine produktspezifische, medizinische
                                                                Kontraindikation gegen mRNA-Impfstoffe besteht.
  Zur Grundimmunisierung und Auffrischimpfung                   Eine akzidentielle Impfung in der Schwangerschaft
  von Jugendlichen, die eine SARS-CoV-2-Infektion               ist keine Indikation für einen Schwangerschaftsab-
  durchgemacht haben siehe Tabelle 7.                           bruch.

  Für weitere Details siehe Wissenschaftliche Begrün-           Weitere Details finden sich in der Wissenschaftli-
  dung der STIKO für die Empfehlung zur Impfung                 chen Begründung der STIKO zur Impfung gegen
  gegen COVID-19 bei Kindern und Jugendlichen von               COVID-19 von Schwangeren und Stillenden.
  12 – 17 Jahren.

                                                                Empfehlungen zur 1. Auffrischimpfung
  Empfehlung für Schwangere und Stillende                       Die STIKO empfiehlt Kindern im Alter von 5 – 11
  Die STIKO empfiehlt allen ungeimpften Personen                Jahren mit Vorerkrankung eine Auffrischimpfung
  im gebärfähigen Alter dringend die Impfung gegen              im Abstand von ≥ 6 Monaten nach der abgeschlos-
  COVID-19, sodass ein optimaler Schutz vor dieser              senen Grundimmunisierung. Sie empfiehlt allen
  Erkrankung bereits vor Eintritt einer Schwanger-              Personen im Alter ≥ 12 Jahren eine COVID-19-Auf-
  schaft besteht (s. Tab. 3).                                   frischimpfung mit einem mRNA-Impfstoff. Bei
                                                                12 – 17-Jährigen soll die 1. Auffrischimpfung in ei-
  Noch ungeimpften Schwangeren wird die Impfung                 nem Zeitfenster von 3 – 6 Monaten nach der abge-
  mit 2 Dosen des mRNA-Impfstoffs Comirnaty ab                  schlossenen Grundimmunisierung erfolgen. 12 – 17-
  dem 2. Trimenon empfohlen. Wenn die Schwanger-                Jährige mit Vorerkrankungen sollen möglichst früh-
  schaft nach bereits verabreichter 1. Impfstoffdosis           zeitig ihre Auffrischimpfung bekommen, während
  festgestellt wurde, sollte die 2. Impfstoffdosis erst ab      für 12 – 17-Jährige ohne Vorerkrankungen ein eher
  dem 2. Trimenon verabreicht werden.                           längerer Abstand von bis zu 6 Monaten empfohlen
Epidemiologisches Bulletin      7 | 2022      17. Februar 2022                                            10

  wird. Für Vorerkrankungen, die mit ID einherge-           der Empfehlung der COVID-19-Auffrischimpfung
  hen, siehe Kapitel „Empfehlung zur COVID-19-Imp-          mit einem mRNA-Impfstoff und zur Empfehlung
  fung von Personen mit Immundefizienz (ID)“.               der COVID-19-Auffrischimpfung von 12 – 17-Jähri-
                                                            gen.
  Bei ≥ 18-Jährigen ist die 1. Auffrischimpfung in ei-
  nem Mindestabstand von 3 Monaten empfohlen.               Ob und ggf. wann in Zukunft für die Allgemeinbe-
  Ziel ist es, durch diese forcierte Auffrischimpfkam-      völkerung weitere Auffrischimpfungen empfohlen
  pagne und den verkürzten Impfabstand schwere              werden, kann derzeit noch nicht gesagt werden.
  Verläufe von COVID-19 zu verhindern und die
  Transmission insbesondere der Omikron-Variante
  zu vermindern. Für einen längerfristigen Immun-           Empfehlungen zur 2. Auffrischimpfung
  schutz könnte es zukünftig bei der Zirkulation an-        für Indikationsgruppen
  derer Virusvarianten wieder sinnvoll sein, den Impf-      Die STIKO empfiehlt nach abgeschlossener
  abstand für Auffrischimpfungen auf mindestens             COVID-19-Grundimmunisierung und erfolgter
  6 Monate zu verlängern.                                   1. Auffrischimpfung eine 2. Auffrischimpfung für
                                                            ▶▶ Menschen ab dem Alter von 70 Jahren,
  Unabhängig davon, welcher Impfstoff bei der               ▶▶ BewohnerInnen in Einrichtungen der Pflege
  Grundimmunisierung verwendet wurde, soll für                   sowie Personen mit einem erhöhten Risiko für
  die Auffrischimpfung ein mRNA-Impfstoff einge-                 einen schweren Krankheitsverlauf in Einrich-
  setzt werden:                                                  tungen der Eingliederungshilfe
  ▶▶ Für Personen < 30 Jahren wird ausschließlich           ▶▶ Menschen mit ID ab dem Alter von 5 Jahren
      der Einsatz von Comirnaty empfohlen.                  ▶▶ Personal in medizinischen Einrichtungen und
  ▶▶ Für Personen im Alter ≥ 30 Jahren sind beide                Pflegeeinrichtungen, insbesondere solchen mit
      derzeit verfügbaren mRNA-Impfstoffe (Comir-                direktem PatientInnen- bzw. BewohnerInnen-
      naty und Spikevax) gleichermaßen für die Auf-              kontakt.
      frischimpfung geeignet.
  ▶▶ Comirnaty ist ab dem Alter von 18 Jahren für           Ziel der 2. Auffrischimpfung ist zum einen die Ver-
      die Auffrischimpfung in derselben Dosierung           hinderung von schweren COVID-19-Erkrankungen
      wie für die Grundimmunisierung zugelassen.            und Tod, zum anderen der individuelle Schutz von
      Spike­vax ist ab dem Alter von 18 Jahren für die      arbeitsbedingt exponierten Personen und in der Fol-
      Auffrischimpfung von Immungesunden in der             ge die Reduktion der Transmission von SARS-CoV-2
      halben Dosierung (50 µg) zugelassen.                  auf vulnerable Personen, die Minimierung von Iso-
  ▶▶ Für die Auffrischimpfung soll möglichst der            lations- und Quarantänemaßnahmen und die Auf-
      mRNA-Impfstoff verabreicht werden, der bei            rechterhaltung der medizinischen Versorgung.
      der Grundimmunisierung zur Anwendung ge-
      kommen ist. Wenn dieser nicht verfügbar ist,          Für die 2. Auffrischimpfung soll in der Regel ein
      kann auch der jeweils andere mRNA-Impfstoff           mRNA-Impfstoff verwendet werden. Vorzugsweise
      eingesetzt werden.                                    soll es der mRNA-Impfstoff sein, der bei der Grund­
  ▶▶ Obwohl Nuvaxovid bisher nicht zur Auffrisch­           immunisierung bzw. der 1. Auffrischimpfung zur
      impfung zugelassen ist, kann Nuvaxovid bei            Anwendung kam. Immundefiziente Menschen ab
      produktspezifischen medizinischen Kontrain-           einem Alter von 30 Jahren sollen bei der Verwen-
      dikationen gegen mRNA-Impfstoffe zur Auf­             dung von Spikevax die hohe Dosierung des Impf-
      frischimpfung verwendet werden.                       stoffs (100 µg) erhalten.

  Zur Auffrischimpfung für Personen, die eine SARS-         Bei ≥ 70-Jährigen, BewohnerInnen und Betreuten
  CoV-2-Infektion durchgemacht siehe Tabelle 7.             in Einrichtungen der Pflege sowie bei Personen mit
                                                            einem erhöhten Risiko für einen schweren Krank-
  Weitere Details finden sich in den Wissenschaftli-        heitsverlauf in Einrichtungen der Eingliederungs-
  chen Begründungen der STIKO zur Aktualisierung            hilfe und bei immundefizienten Menschen ist die
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  2. Auffrischimpfung frühestens 3 Monate nach der          frischimpung von >30-Jährigen mit ID ist die Dosie-
  1. Auffrischimpfung empfohlen.                            rung empfohlen, die für die Grundimmunisierung
                                                            eingesetzt wird (100 μg). PatientInnen mit ID < 30
  Bei Tätigen in medizinischen Einrichtungen und            Jahren sollen Comirnaty in der altersentsprechen-
  Pflegeeinrichtungen ist die 2. Auffrischimpfung frü-      den Dosierung erhalten (s. Tab. 5 und Tab. 6). Trotz
  hestens 6 Monate nach der 1. Auffrischimpfung             einer derzeit limitierten Datenlage können immun-
  empfohlen. Die STIKO geht davon aus, dass bei im-         defiziente PatientInnen, die eine produktspezifi-
  mungesunden Personen der Impfschutz nach der              sche, medizinische Kontraindikation gegenüber an-
  1. Auffrischimpfung besser und ein längerer Impf-         deren COVID-19-Impfstoffen aufweisen oder die
  abstand für den Langzeitschutz immunologisch              auf die bisher verfügbaren Impfstoffe keine mess-
  günstiger ist. In begründeten Einzelfällen kann die       bare Immunantwort gegen SARS-CoV-2 entwickelt
  2. Auffrischimpfung auch bereits nach frühestens          haben, mit Nuvaxovid geimpft werden.
  3  Monaten erwogen werden.
                                                            Bei schwer immundefizienten Personen ab dem Al-
  Bei Personen der o. g. Gruppen, die nach erfolgter        ter von 5 Jahren mit einer erwartbar stark vermin-
  COVID-19-Grundimmunisierung und 1. Auffrisch­             derten Impfantwort (s. Tab. 4) können mehrere
  impfung eine SARS-CoV-2-Infektion durchge-                Impfstoffdosen zur Optimierung der primären
  macht haben, wird vorerst keine weitere Impfung           Impfserie notwendig sein. Diese Impfstoffdosen
  mit den aktuell verfügbaren COVID-19-Impfstoffen          sollen im Mindestabstand von 4 Wochen zur jeweils
  empfohlen.                                                vorangegangenen Impfstoffdosis verabreicht wer-
                                                            den. Erst nach erfolgreicher Grundimmunisierung
                                                            sollen 2  Auffrischimpfungen im Mindestabstand
  Empfehlung zur COVID-19-Impfung                           von 3  Monaten erfolgen; dieser Mindestabstand gilt
  von Personen mit Immundefizienz (ID)                      auch zwischen den Auffrischimpfungen.
  Immunsupprimierende oder immunmodulierende
  Therapien können prinzipiell auch bei einer anste-        Eine serologische Antikörpertestung zur Über­
  henden Impfung weitergeführt werden. Empfeh-              prüfung des Impferfolges wird nicht grundsätzlich
  lenswert für den bestmöglichen Impferfolg ist eine        empfohlen. Der Wert, der einen sicheren Schutz be-
  möglichst geringe Immunsuppression zum Zeit-              deutet und damit eine oder mehrere Impfstoffdosen
  punkt der Impfung. Günstig ist ein Impfzeitpunkt          unnötig machen würde, ist nicht bekannt. Lediglich
  in der Mitte der Verabreichungsintervalle der im-         bei schwer immundefizienten Personen mit
  munsupprimierenden oder immunmodulierenden                einer erwartbar stark verminderten Impfantwort (s.
  Medikation. Bei geplanter antineoplastischer Thera-       Tab. 4) soll frühestens 4 Wochen nach der 2. Impf-
  pie („Chemotherapie“) soll die Impfung mindestens         stoffdosis UND frühestens 4 Wochen nach der
  2 Wochen vor deren Beginn erfolgen, um eine suf-          3. Impfstoffdosis eine serologische Untersuchung
  fiziente Immunantwort zu ermöglichen. Eine                auf spezifische Antikörper gegen das SARS-
  Handreichung findet sich in den Anwendungshin-            CoV-2-Spikeprotein erfolgen (Gesamtprotein, S1-
  weisen der STIKO zum Impfen bei verschiedenen             Untereinheit oder Rezeptorbindungsdomäne).
  Erkrankungen mit ID und unter immunsuppressi-
  ver Therapie.                                             Die Blutentnahme für die erste Antikörpermessung
                                                            kann am selben Termin durchgeführt werden, an
  Bisher ungeimpfte immundefiziente Personen ab             dem die 3. Impfstoffdosis verabreicht wird; das An-
  5  Jahren sollen grundsätzlich eine Grundimmuni-          tikörperergebnis muss aus den o. g. Gründen für die
  sierung und 2 Auffrischimpfungen mit einem                Gabe der 3. Impfstoffdosis nicht abgewartet werden.
  mRNA-Impfstoff nach der altersspezifischen Emp-           Eine 2- oder mehrmalige Messung ermöglicht bei
  fehlung (s. o.) erhalten. Je nach Ausprägung der ID       initial fehlender oder niedriger Antikörperantwort
  können mehrere Impfstoffdosen für eine optimierte         die Beobachtung eines ggf. einsetzenden Impfer-
  Grundimmunisierung notwendig werden (s. Tab.  4           folgs (Antikörperdynamik).
  und Tab. 6). Beim Einsatz von Spikevax zur Auf­
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                                                                                                                      Serologische Überprüfung
   Therapie bzw. Grunderkrankung                                                                                      der Impfantwort ≥ 4 Wochen
                                                                                                                      nach Impfung

   Therapien mit erwartbar geringer Einschränkung der Impfantwort (Beispiele)

   Apremilast, Dimethylfumarat, Glatirameracetat, Typ I Interferon (IFN-β)1

   Systemische, kurzzeitige (< 2 Wochen) Glukokortikoidtherapie mit niedriger Dosierung
   (Erwachsene: < 10 mg Prednisolonäquivalent/Tag, Kinder: < 0,2 mg Prednisolonäquivalent/kg/Tag)

   Niedrig-potente Immunsuppressiva:
   Methotrexat (MTX): (Erwachsene: ≤ 20 mg/Wo; Kinder: ≤ 15 mg/m2 KOF/Woche),
   Ciclosporin (Kinder und Erwachsene: ≤ 2,5 mg/kg/Tag),
                                                                                                                      Nein
   Leflunomid (Erwachsene: ≤ 20 mg/Tag, Kinder: ≤ 0,5 mg/kg/Tag),
   Azathioprin (< 3 mg/kg/Tag)

   JAK-Inhibitoren, z. B. Tofacitinib (Erwachsene: ≤ 5 – 10 mg/Tag)

   Einige niedrig-potente Biologika (z. B. Anti-TNF [Infliximab] bei niedriger Dosierung [≤ 3 mg/kg alle 8 Wochen];
   Antikörper gegen IL-1 [z. B. Canakinumab], IL-6R [z. B. Toculizumab], IL-17A [z. B. Secukinumab], IL-23
   [z. B. Risankizumab]; Anti-B-Lymphozyten-Stimulator [anti-BLyS/BAFF; Belimumab]

   Erkrankungen mit erwartbar geringer Einschränkung der Impfantwort (Beispiele)

   Autoimmunkrankheiten (unbehandelt): z. B. rheumatoide Arthritis, Systemischer Lupus Erythematodes,
   Multiple Sklerose
                                                                                                                      Nein
   Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen

   HIV-Infektion mit > 200 CD4-Zellen und ohne nachweisbare Viruslast

   Therapien mit relevanter Einschränkung der Impfantwort (Beispiele)

   Systemische Glukokortikoidtherapie mit intermediärer Dosierung (10 – 20 mg Prednisolonäquivalent/Tag,
   > 2 Wochen) oder hoher Dosierung (>1 mg Prednisolonäquivalent/kg/Tag, > 2 Wochen) oder i. v. Stoßtherapie
   mit sehr hohen Dosen (z. B.10 – 20 mg/kg/Tag Prednisolon-Äquivalent über 3 – 5 Tage in monatlicher
   Wiederholung)

   MTX: Erwachsene: > 20 mg/Woche; Kinder: > 15 mg/m2 KOF/Woche

   Azathioprin (≥ 3 mg/kg/Tag)                                                                                        Ja

   Cyclophosphamid

   Mycophenolat-Mofetil

   Biologika mit schwerer immunsuppressiver Wirkung (z. B. Biologika mit B-Zell-depletierender Wirkung wie
   anti-CD20-Antikörper [Ocrelizumab, Rituximab]; CTLA4-Ig [Abatacept], Fingolimod)

   Erkrankungen, die direkt oder infolge der notwendigen Therapie mit einer relevanten Einschränkung der Impfantwort einhergehen (Beispiele)

   Schwere primäre (angeborene) Immundefekte

   Z. n. Transplantation eines soliden Organs

   Z. n. Stammzelltransplantation (mit noch unvollständiger Rekonstitution)

   HämodialysepatientInnen                                                                                            Ja

   Krebserkrankungen unter immunsuppressiver, antineoplastischer Therapie

   HIV-Infektion mit ≤ 200 CD4-Zellen und/oder nachweisbarer Viruslast

  Tab. 4 | Orientierende Einordnung des Grades der Immundefizienz und serologische Kontrolle nach COVID-19-Impfung in
  Abhängigkeit des erwarteten Impfansprechens.
  Beispiele häufiger Erkrankungen bzw. häufig verwendeter Therapeutika mit unterschiedlich starker immunsuppressiver Wirkung
  (der Grad der Immundefizienz ist nicht nur vom Arzneimittel, sondern auch von patientInneneigenen Faktoren abhängig).
  Die Aufzählung in der Tabelle ist nicht abschließend (Stand 15.02.2022).
  KG = Kilogramm Körpergewicht; KOF = Körperoberfläche
  1 Die suppressive Wirkung dieser Substanzen auf die Immunantwort nach anderen Impfungen ist nach gegenwärtiger Studien-
    lage variabel oder – wie im Falle der COVID-19-mRNA-Impfung – noch nicht untersucht, weswegen hier eine Auffrischimpfung
    nach frühestens 3 Monaten empfohlen wird.
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                                                          Impfabstand zw.         3. Impfstoff-      Abstand zur     4. Impfstoffdosis    Abstand zur
                       1. Impfstoff-     2. Impfstoff-    1. und 2. Impfstoff-    dosis (1. Auf-     2. Impfstoff-   (2. Auffrisch-       3. Impfstoff-
   Personengruppe      dosis             dosis            dosis2 (Wochen)         frischimpfung)     dosis           impfung)             dosis
                       Grundimmunisierung mit 2 Impfstoffdosen                    Auffrischimpfungen
                       Comirnaty         Comirnaty                                Comirnaty3
   5 – 11-Jährige                                                                                                    Comirnaty3 (10 µg)
                       (10 µg)           (10 µg)                                  (10 µg)
   12 – 17-Jährige                                        3–6
                                         Comirnaty
                       Comirnaty                                                  Comirnaty3
   18 – 29-Jährige                       (30 µg)                                                                     Comirnaty3 (30 µg)
                       (30 µg)                                                    (30 µg)
   30 – 59-Jährige
                                                                                                     ≥ 3 Monate                           ≥ 3 Monate
   30 – 59-Jährige     Spikevax          Spikevax                                 Spikevax3
                                                          4–6                                                        Spikevax3 (100 µg)
   ≥ 60-Jährige        (100 µg)          (100 µg)                                 (100 µg)

   ≥ 60-Jährige
                       Comirnaty         Comirnaty                                Comirnaty3
   Schwangere                                             3–6                                                        Comirnaty3 (30 µg)
                       (30 µg)           (30 µg)                                  (30 µg)
   jeden Alters

  Tab. 5 | COVID-19-mRNA-Impfung bei PatientInnen mit Immundefizienz mit erwartbar geringer Einschränkung der Impfantwort1
  (Stand: 15.02.2022)
  1 Beispiele für Therapien oder Erkrankungen, die in der Regel zu keiner relevanten Einschränkung der Impfantwort führen sowie
    Empfehlungen zur serologischen Überprüfung der Impfantwort, s. Tabelle 4
  2 Sollte der empfohlene Abstand zwischen der 1. und 2. Impfstoffdosis überschritten worden sein, kann die Impfserie dennoch
    fortgesetzt werden und muss nicht neu begonnen werden.
  3 Für die Auffrischimpfung soll möglichst der mRNA-Impfstoff verwendet werden, der bei der Grundimmunisierung zur
    Anwendung kam. Wenn dieser nicht verfügbar ist, kann bei ≥ 30-Jährigen der jeweils andere mRNA-Impfstoff verwendet
    werden. Die STIKO betrachtet in der Altersgruppe ≥ 30 Jahre die beiden mRNA-Impfstoffe als gleichwertig.

   Personen-         1. Impfstoff-     2. Impfstoff-     Impfabstand     3. Impfstoff-   1. Auffrisch-    Abstand zur     2. Auffrisch-   Abstand zur
   gruppe            dosis             dosis             zw. 1. und      dosis und       impfung          letzten         impfung         1. Auffrisch-
                                                         2. Impfstoff-   ggf. weitere                     Impfstoff­                      impfung
                                                         dosis2          Impfstoff­                       dosis der
                                                         (Wochen)        dosen im                         Grundimmu-
                                                                         Mindestab-                       nisierung
                                                                         stand von
                                                                         4 Wochen3
                        Grundimmunisierung mit mindestens 3 Impfstoffdosen                                     Auffrischimpfungen
                     Comirnaty         Comirnaty                         Comirnaty4      Comirnaty4                       Comirnaty4
   5 – 11-Jährige
                     (10 µg)           (10 µg)                           (10 µg)         (10 µg)                          (10 µg)
   12 – 17-Jährige                                       3–6
                     Comirnaty         Comirnaty                         Comirnaty4      Comirnaty4                       Comirnaty4
   18 – 29-Jährige
                     (30 µg)           (30 µg)                           (30 µg)         (30 µg)                          (30 µg)
   30 – 59-Jährige
   30 – 59-Jährige                                                                                        ≥ 3 Monate                      ≥ 3 Monate
                     Spikevax          Spikevax                          Spikevax4       Spikevax4                        Spikevax4
                                                         4–6
   ≥ 60-Jährige      (100 µg)          (100 µg)                          (100 µg)        (100 µg)                         (100 µg)

                                                                                                                          Comirnaty4
   ≥ 60-Jährige
                     Comirnaty         Comirnaty                         Comirnaty   4
                                                                                         Comirnaty   4                    (30 µg)
                                                         3–6
   Schwangere        (30 µg)           (30 µg)                           (30 µg)         (30 µg)
   jeden Alters

  Tab. 6 | COVID-19-mRNA-Impfung bei PatientInnen mit Immundefizienz mit relevanter Einschränkung der Impfantwort1
  (Stand: 15.02.2022)
  1 Beispiele für Therapien oder Erkrankungen, die in der Regel zu einer relevanten Einschränkung der Impfantwort führen sowie
    Empfehlungen zur serologischen Überprüfung der Impfantwort, s. Tabelle 4
  2 Sollte der empfohlene Abstand zwischen der 1. und 2. Impfstoffdosis überschritten worden sein, kann die Impfserie dennoch
    fortgesetzt werden und muss nicht neu begonnen werden.
  3 Wenn keine messbare Immunantwort entwickelt wird oder produktspezifische medizinische Kontraindikationen gegen die
    Verwendung von Comirnaty bzw. Spikevax bestehen, kann Nuvaxovid verwendet werden.
  4 Für die 3. und ggf. weitere Impfstoffdosen der Grundimmunisierung und die Auffrischimpfung soll möglichst der mRNA-
    Impfstoff verwendet werden, der bei der Grundimmunisierung zur Anwendung kam. Wenn dieser nicht verfügbar ist, kann bei
    ≥ 30-Jährigen der jeweils andere mRNA-Impfstoff verwendet werden. Die STIKO betrachtet in der Altersgruppe ≥ 30 Jahre die
    beiden mRNA-Impfstoffe als gleichwertig.
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  Sollten nach der 3. Impfstoffdosis unverändert sehr             Vorsorgebevollmächtigten oder Sorgeberechtig-
  niedrige oder keine spezifischen Antikörper mess-               ten voraus. Bei Minderjährigen, die aufgrund
  bar sein, stehen mehrere Möglichkeiten zur Verfü-               ihres Alters und ihrer Entwicklung die erforder-
  gung:                                                           liche Einsichts- und Entscheidungsfähigkeit be-
  ▶▶ Die Dosis des mRNA-Impfstoffs kann gestei-                   sitzen, ist auch ihr Wille zu berücksichtigen, so-
       gert werden (z. B. Applikation einer doppelten             dass ein Konsens zwischen den Minderjährigen
       Dosis von Comirnaty als off-label-Anwendung;               sowie den zur Einwilligung Berechtigten vorlie-
       oder Impfung mit Spikevax (100 µg), welcher                gen sollte. In Fällen von widersprüchlichen Ein-
       eine etwa dreifach höhere mRNA-Menge bein-                 stellungen der gemeinsam Sorgeberechtigten
       haltet als Comirnaty).                                     ist bei gerichtlichen Auseinandersetzungen in
  ▶▶ Es kann auch ein Impfstoff einer anderen Tech-               der Regel davon auszugehen, dass dem/der
       nologie zur Anwendung kommen (z. B. ein                    Sorgeberechtigten die Entscheidungsbefugnis
       Vektorimpfstoff oder ein adjuvantierter Protein-           übertragen wird, der/die die Impfung befür-
       impfstoff wie Nuvaxovid).                                  wortet (siehe hierzu auch OLG Frankfurt a. M.,
  ▶▶ Je nach Immunantwort können weitere Impf-                    Beschluss v. 17.08.2021, Az. 6 UF 120/21).
       stoffdosen zur Grundimmunisierung im Ab-              ▶▶   Bei der Impfung sind die Anwendungshinwei-
       stand von 4 Wochen erwogen werden.                         se in den Fachinformationen zum jeweiligen
                                                                  Impfstoff sowie die veröffentlichten Rote-Hand-
  Über weitere Antikörpermessungen muss individu-                 Briefe zu beachten.
  ell entschieden werden. Für Personen ohne ausrei-          ▶▶   Bei Kontraindikation gegen einen COVID-19-
  chenden Immunschutz ist die Einhaltung von Ab-                  Impfstoff kann ein anderer zugelassener
  stands- und Hygieneregeln besonders wichtig (sie-               COVID-19-Impfstoff einer anderen Impfstoff-
  he auch 11. Aktualisierung der COVID-19-Impfemp-                technologie eingesetzt werden. Beispielsweise
  fehlung der STIKO).                                             kann bei einer bestätigten IgE-vermittelten
                                                                  Allergie gegen Inhaltsstoffe der mRNA-Impf-
  Bei Personen mit ID, die eine gesicherte SARS-                  stoffe die COVID-19 Vaccine Janssen oder
  CoV-2-Infektion durchgemacht haben, muss im                     Nuvaxovid verwendet werden.
  Einzelfall entschieden werden, wie viele weitere           ▶▶   Auch bei sehr alten Menschen oder Menschen
  Impfstoffdosen für einen optimalen Schutz notwen-               mit progredienten Krankheiten, die sich in ei-
  dig sind. Dies hängt maßgeblich von Art und Aus-                nem schlechten Allgemeinzustand befinden,
  prägung der ID ab.                                              muss die Impffähigkeit gegeben sein. Bei die-
                                                                  sen Gruppen sollte ärztlich geprüft werden, ob
  Kontaktpersonen von Personen mit ID sollten voll-               ihnen die Impfung empfohlen werden kann.
  ständig geimpft sein (COVID-19-Grundimmunisie-             ▶▶   Die Impfung ist strikt intramuskulär (i. m.) und
  rung und ab 12 Jahren auch eine Auffrischimp-                   keinesfalls intradermal, subkutan oder intravas-
  fung). Dies gilt auch für andere Impfungen. Zu-                 kulär (i. v.) zu verabreichen. Im Tiermodell kam
  dem sollten Kontaktpersonen im Umgang mit                       es nach direkter intravenöser Injektion eines
  einer schwer immundefizienten Person – insbeson-                mRNA-Impfstoffs zum Auftreten von Perimyo-
  dere, wenn diese nicht oder nicht ausreichend auf               karditis (klinisch und histopathologisch).*
  die COVID-19-Impfung angesprochen hat – auf                     Wenngleich akzidentielle intravasale Injektio-
  konsequentes Tragen eines medizinischen Mund-                   nen bei einer i. m.-Impfstoffapplikation nur sel-
  Nasen-Schutz achten.                                            ten auftreten, ist bei COVID-19-Impfungen eine
                                                                  Aspiration bei i. m.-Applikation zur weiteren
                                                                  Erhöhung der Impfstoffsicherheit sinnvoll.
  Hinweise zur praktischen Umsetzung
                                                             *		Perez, Yalile, et al. “Myocarditis Following COVID-19
                                                                mRNA Vaccine: A Case Series and Incidence Rate
  Durchführung der Impfung
                                                                Determination.” Clinical infectious diseases:
  ▶▶ Eine COVID-19-Impfung setzt eine sorgfältige               an official publication of the Infectious Diseases Society
     Aufklärung der zu impfenden Person bzw. des                of America (2021).
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  ▶▶ Bei PatientInnen unter Antikoagulation soll die       ▶▶ Eine akzidentelle COVID-19-Impfung im 1. Tri-
     Impfung ebenfalls i. m. mit einer sehr feinen            menon der Schwangerschaft ist keine Indika­
     Injektionskanüle und einer anschließenden                tion für einen Schwangerschaftsabbruch. Eine
     festen Kompression der Einstichstelle über               COVID-19-Impfung von Stillenden ist bei un-
     mindestens 2 Minuten erfolgen.                           kompliziertem Verlauf auch im Wochenbett
  ▶▶ Zwischen mRNA- oder Vektor-basierten                     möglich.
     COVID-19-Impfungen und der Verabreichung              ▶▶ Personen, die im Ausland bereits mit nicht in
     anderer Totimpfstoffe muss kein Impfabstand              der EU zugelassenen COVID-19-Impfstoffen
     eingehalten werden. Sie können auch zeit-                geimpft wurden, benötigen gemäß aktueller
     gleich gegeben werden. Zu Impfungen mit                  Rechtslage und unter Berücksichtigung der al-
     Lebend­impfstoffen soll hingegen ein Mindest-            tersentsprechenden Impfempfehlungen eine
     abstand von 14 Tagen vor und nach jeder                  erneute Impfserie (s. Tab. 1), um in der EU den
     COVID-19-Impfung eingehalten werden (siehe               Status als Geimpfte zu erlangen. Die erneute
     auch STIKO-Empfehlung zur Koadministrati-                Impfserie soll in einem Mindestabstand von
     on von COVID-19-Impfstoffen und anderen                  ≥ 28 Tagen zur letzten Impfstoffdosis begonnen
     Totimpfstoffen und die dazugehörige wissen-              werden. In solchen Fällen sollen die zu impfen-
     schaftliche Begründung). Nuvaxovid kann                  den Personen darauf hingewiesen werden, dass
     gleichzeitig mit einem Influenza-Totimpfstoff            vermehrte bzw. verstärkte lokale und systemi-
     verabreicht werden. Zur Verabreichung von an-            sche Reaktionen auftreten können. Die impfen-
     deren Tot- und Lebendimpfstoffen wird ein Ab-            den ÄrztInnen werden gebeten, auf das Auftre-
     stand von 14 Tagen vor und nach Nuvaxovid-               ten verstärkter Impfreaktionen aktiv zu achten
     Applikation empfohlen (wissenschaftliche                 und diese ggf. an das Paul-Ehrlich-Institut (PEI)
     Begründung zur STIKO-Empfehlung von Nu-                  zu melden.
     vaxovid).
  ▶▶ Es besteht grundsätzlich weder die Notwendig-         Impfung von Personen, die eine gesicherte
     keit noch die Empfehlung, vor Verabreichung           SARS-CoV-2-Infektion durchgemacht haben
     einer COVID-19-Grundimmunisierung das                 a) Personen ab dem Alter von 12 Jahren, die eine
     Vorliegen einer akuten asymptomatischen oder             durch PCR-Testung gesicherte** SARS-CoV-2-
     (unerkannt) durchgemachten SARS-CoV-2-                   Infektion durchgemacht haben, sollen
     Infektion labordiagnostisch auszuschließen.              1 COVID-19-Impfstoffdosis im Abstand von
     Impfungen, die trotz bestehender Immunität               mindestens 3 Monaten nach der Infektion er-
     verabreicht werden, sind im Allgemeinen gut              halten (s. Tab. 7).
     verträglich und unschädlich. Der serologische         b) Die Gabe der Impfstoffdosis ist bereits ab 4 Wo-
     Nachweis kann jedoch im Einzelfall hilfreich             chen nach dem Ende der COVID-19-Symptome
     sein, um über eine Impfindikation zu entschei-           möglich, wenn z. B. die Gefahr einer Exposition
     den.                                                     gegenüber neu aufgetretenen Virusvarianten
  ▶▶ Es ist nicht empfohlen, vor der Verabreichung            besteht, gegen die eine durchgemachte SARS-
     der Auffrischimpfung serologische Untersu-               CoV-2-Infektion alleine keinen längerfristigen
     chungen zur Bestimmung von COVID-19-                     Schutz vermittelt (Immune Escape-Varianten).
     Antikörpern durchzuführen. Der Wert, der für
     das Individuum einen Schutz vor Erkrankung
     anzeigt, ist nicht bekannt. Sicherheitsbedenken       **		 Der Nachweis einer gesicherten, durchgemachten
     gegenüber einer Auffrischimpfung bei noch be-              SARS-CoV-2-Infektion kann durch direkten Erregernach-
                                                                weis (PCR) zum Zeitpunkt der Infektion oder durch den
     stehender Immunität gibt es nicht.                         Nachweis von spezifischen Antikörpern erfolgen, die
  ▶▶ Sollte der empfohlene maximale Abstand zwi-                eine durchgemachte Infektion beweisen. Die labordiag-
     schen der 1. und 2. Impfstoffdosis überschritten           nostischen Befunde sollen in einem nach der Richtlinie
                                                                der Bundesärztekammer zur Qualitätssicherung labora-
     worden sein, kann die Impfserie dennoch fort-
                                                                toriumsmedizinischer Untersuchungen (RiLiBÄK)
     gesetzt und muss nicht neu begonnen werden.                arbeitenden oder nach DIN EN ISO 15189 akkreditierten
                                                                Labor erhoben worden sein.
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