Impfungen bei HIV-Infizierten - Hartwig Klinker - Medizinische Klinik und Poliklinik II der Universität Würzburg
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Impfungen bei HIV-Infizierten Hartwig Klinker Medizinische Klinik und Poliklinik II der Universität Würzburg Schwerpunkt Infektiologie
Schutzimpfungen - Kontraindikationen? z Banale Infekte (auch mit subfebrilen Temperaturen) z Krampfanfälle in der Familie z Fieberkrämpfe in der Anamnese des Impflings (ggf. Antipyretika) z Dermatosen, lokale Hautinfektionen z Behandlung mit Antibiotika, niedrigen Dosen Kortikosteroiden z Immundefekte bei Impfungen mit Totimpfstoffen z Neugeborenenikterus, Frühgeburtlichkeit z Chronische Erkrankungen (Nutzen-Risiko-Abwägung) onen ikati STIKO 7/06 raind t ch e Kon Fals
Schutzimpfungen - Kontraindikationen „Akute behandlungsbedürftige Erkrankungen“ (-> 2 Wochen nach Genesung) Allergie gegen Bestandteile des Impfstoffes (z.B. Neomycin, Streptomycin, Hühnereiweiß) Schwangerschaft (nicht dringend indizierte Impfungen, Lebendimpfstoffe) STIKO 7/06
Schutzimpfungen Patienten mit angeborenem oder erworbenem Immundefekt z Konsultation des den Immundefekt behandelnden Arztes z Serologische Kontrolle des Impferfolges STIKO 7/06
Schutzimpfung bei HIV - Infizierten Mögliche Risiken z Verstärkte Impfreaktion ? z verminderter Impfschutz ? z Aktivierung der HIV-Replikation ?
Schutzimpfung bei HIV - Infizierten Mögliche Risiken z Verstärkte Impfreaktion ? z verminderter Impfschutz ? z Aktivierung der HIV-Replikation ?
Aktive Hepatitis B-Immunisierung bei HIV-positiven Patienten Anti-HBs-Titer Patienten (n/%) T4-Zellen/µl±SD 100 IU/l 10/23,3 469 ± 199 Latarska et al.,12th World AIDS Conference, Genf 1988, Abstr.Nr. 42418
Immunantwort nach Hepatitis A-Impfung bei homosexuellen Männern mit/ohne HIV-Infektion HIV + (n=90) HIV neg. (n=44) Serokonversion nach 1. Impfung 67/86 (78%) 37/41 (90%) nach 2. Impfung 67/76 (88%) 37/37 (100%) Anti-HAV-Titer (IU/l) 101 1086 mittl. CD/µl 540 (mit Serokonversion) 280 (ohne Serokonversion) G. Neilsen et al., J. Infect. Dis.1997; 176:1064-7
Antikörperantwort auf Diphtherie-, Tetanus und Poliomyelitits-Vakzine in Abhängigkeit von der CD4-Zellzahl z Prospektive Studie, 48 Patienten z Gruppe 1, 2, 3 (T4-Zellen 300/µl) Gruppe 1 2 3 Kontrollen mittl. T4/µl 20 205 490 Diphtherie-Antitoxin-Titer Tag 0/30 0,09/0,2 0,16/0,28 0,13/0,51 0,38/3,2 Tetanus-Antitoxin-Titer Tag 0/30 0,8/1,5 1,6/4,1 5,2/13,8 7,4/35,7 Polio-Antikörper-Titer Typ 1,2,3 - Tag 0 33/72/12 52/34/17 26/36/9 94/79/29 Typ 1,2,3 - Tag 30 81/196/37 223/169/84 796/1.293/287 1.096/1.486/511 Kroon et al.,Clin.Infect.Dis.1995;21:1197-203
Schutzimpfung bei HIV - Infizierten verminderter Impfschutz? Bei CD4-Zellzahl < 300/µl ist eine reduzierte Impfantwort zu erwarten Bei CD4-Zellzahl < 100/µl ist keine Impfantwort zu erwarten
Schutzimpfung bei HIV - Infizierten Mögliche Risiken z Verstärkte Impfreaktion ? z verminderter Impfschutz ? z Aktivierung der HIV-Replikation ?
Einfluß einer Influenza-Vakzination auf die HI-Viruslast z 110 Patienten, CD4 198 (21-690), Viruslast unter Nachweisgrenze (86 Pat. mit HAART) z HI-Viruslastbestimmung vor und 4 (8) Wochen nach Impfung z keine Änderung der HIV-Therapie zwischen Wochen 0 und 8 vor Impfung Woche 4 Woche 8 CD4/µl 198 228 HI-Viruslast unter Nachweis (Patienten n=) 110 84 100 D. Hasheeve et al., 12th World AIDS Conference, Genf 1998, Abstr.Nr. 32155
Einfluß einer Influenza-Vakzination auf die HI-Viruslast z Randomisierte, doppeltblinde, Placebo-kontrollierte Studie z 42 Patienten, CD4 Zellen 354±110/µl z HI-Viruslastbestimmung baseline (2x), Tag 7, 10, 14, 30 keine signifikante Änderung im Verhältnis der Mittelwerte der HI-Viruslast (Vakzine 1,05, Placebo 0,96 - 95% Konfidenz- Intervall) zwischen baseline und follow-up Visiten J. Glesby et al.,J. Infect. Dis.1996; 174:1332-6
Auswirkungen einer Hepatitis A-Impfung auf den klinischen Verlauf einer HIV-Infektion Fall-Kontroll-Studie - 1 Jahr Follow up- z 90 HIV-Patienten mit HAV-Impfung z 90 HIV-Patienten ohne HAV-Impfung (gematcht bezgl. T4- Zellzahl) nach 1 Jahr HAV-Impfung Kontrollen Tod (%) 7,3 7,6 AIDS (%) 10,1 10,7 T4-Zellen 125 123 N.J. Bodsworth et al., AIDS 1997; 11:749-9
Impfstatus bei Patienten mit HIV-Infektion 76 konsekutive Patienten Polio Tetanus 20 CD4 600 15 Polio I 10 Polio II 500 5 Polio III 0 400 Mittelwert +- 1 SE T4 0,5 IU/ml: 65% Serotyp III 67% 0,1 – 0,5 IU/ml: 17% < 0,1 IU/ml: 18% Diphtherie Titer > 1 IU/ml: 1,3% 0,1 – 1 IU/ml: 9% Klinker et al. 1998 < 0,1 IU/ml: 89%
Schutzimpfung bei HIV-Infektion Impfstoff HIV-Infektion asymptomatisch symptomatisch Inaktivierte Impfstoffe /Toxoide empfohlen empfohlen Masern empfohlen nicht empfohlen Mumps, Röteln, andere empfohlen nicht empfohlen Lebendimpfstoffe Varizellen möglich kontraindiziert BCG kontraindiziert kontraindiziert STIKO 7/06
Impfun Schutzimpfung gb HIV-In ei fektion - Tetanus - z Toxoid - Impfstoff z allgemein empfohlen z Auffrischung alle 10 Jahre z postexpositionell (es sollte grundsätzlich Diphtherie-Tetanus- Toxoidimpfstoff benutzt werden) STIKO 7/06
Impfun gb HIV-In ei Schutzimpfung fektion - Diphtherie - z Toxoid - Impfstoff z allgemein empfohlen z besonders angezeigt für z medizinisches Laborpersonal z Personal in Einrichtungen mit Publikumsverkehr z Aussiedler, Asylbewerber z Reisende z bei Diphtherie - Risiko z Überprüfung des Impfschutzes! STIKO 7/06 z Auffrischung alle 10 Jahre
Impfun Schutzimpfung gb HIV-In ei fektion - Poliomyelitis - z Inaktivierte Polio- Vakzine (IPV) z allgemein empfohlen z keine routinemäßige Auffrischung nach dem 18. LJ z bei Poliomyelitis - Risiko: z Überprüfung der Impfdokumentation (bei fehlender Dokumentation oder Impfung vor > 10 Jahren --> IPV- Impfung) z besonders bei z medizinischem und Laborpersonal z Kontaktpersonen zu Erkrankten z Aussiedler, Asylbewerber STIKO 7/06 z Reisende in Regionen mit Infektionsrisiko
Hepatitis A Expositionsprophylaxe Der Grundsatz: "Cook it, boil it, peel it or forget it!" wird nur von 2% der Reisenden konsequent durchgehalten Ansteckungshäufigkeit in Endemiegebieten (Erkrankte pro Reisemonat): 100 Bei Hotelaufenthalt: 3 von 1000Bei 90 Rucksacktouristen: 20 von 1000 80 70 Sub-Tropen 60 Südeuropa Hepatitis A ist nach Durchfall und akuten 50 respiratorischen Erkrankungen häufigste 40 Deutschland Reiseinfektion 30 20 10 0 Steffen, R., aus: Travel Medicine 2, Proceedings of the Second Conference on International Travel Medicine, Atlanta, Georgia, USA, May 9-12, 1991, Lobel, H.0., Steffen, R., Kozarsky, P.E. (eds.)
Hepatitis A Verlauf Fulminante Hepatitis A 3,00 2,00 Inkubationszeit: 2 - 6 Wochen 1,00 0,00 Akute Erkrankung: ca. 4 - 6 Wochen 49 J 10 - 15% protrahierte Verläufe nach Hadler 1991 (CDC) Fulminante Hepatitis A bei chronischer Hepatitis C Keine Chronifizierung 18 16 n=163 HBV,n= 432 HCV 14 über 7 Jahre 12 Fulminante Verläufe möglich 10 8 6 (mit höherem Alter bis zu 3%) 4 2 0 rt nt V V er ie C B na hw iz H H lim pl sc + + m fu V V ko A A H H un Vento,NEJM 338:1998;286
Hepatitis A - Impfung Impfun gb HIV-In ei fektion 1. HA - gefährdetes Personal medizinischer Einrichtungen, (Pädiatrie, Infektionsstation), Labor, Kindertagesstätten, psychiatrischen Einrichtungen 2. Kanalisations- und Klärwerksarbeiter 3. Homosexuell aktive Männer 4. Hämophile 5. Personen in psychiatrischen Einrichtungen 6. Personen, die an einer chronischen Lebererkrankung leiden und keine HAV-Antikörper besitzen Reisende in Regionen mit hoher Hepatitis-A-Prävalenz STIKO 7/06
Impfun gb Hepatitis A HIV-In ei fektion Impfschema • Grundimmunisierung: 1. Impfung idealerweise mindestens 2 Wochen vor der Reise, aber auch noch direkt vor Reisebeginn hohe Wahrscheinlichkeit für Impfschutz Schutz für mindestens 1 Jahr • Boosterimpfung für Langzeitschutz: 2. Impfung nach 6-12 Monaten für Langzeitschutz von voraussichtlich mindestens 10 Jahren Clemens et al. (1995) J. Infect. Dis. 171(Suppl.1): 44-49, STIKO 7.06
Hepatitis B Epidemiologie in Deutschland • mehr als 4.500 gemeldete Erkrankungen jährlich • ca. 200 gemeldete Todesfälle jährlich • Trägerrate ca. 0,5 - 1%, also ca. 400.000 - 800.000 chron. Träger RKI 2003 • Durchseuchungsrate ca. 5% (anti-HBc positiv) • ca. 5000 HBsAg-positive Schwangere jährlich Jilg: Gründe für eine generelle Impfung gegen Hepatitis B ; RKI 2003
Hepatitis B - Impfung Impfun gb HIV-In ei fektion 1. HB - gefährdetes medizinisches und zahnmedizinisches Personal, Ersthelfer, Polizisten, Sozialarbeiter, Gefängnispersonal 2. Dialyse-, Hämophiliepatienten 3. Patienten mit chronischer Lebererkrankung, die HBsAg negativ sind 4. Kontakt mit HBsAg-Trägern in Familie und Gemeinschaft 5. Personen in psychiatrischen Einrchtungen 6. Risikogruppen: Homosexuell aktive Männer, Drogensüchtige Reisende in Regionen mit hoher Hepatitis-B-Prävalenz bei engem Kontakt mit der einheimischenBevölkerung STIKO 7/06
Impfun gb Hepatitis B HIV-In ei fektion Impfschemata: Impfschema zur Grundimmunisierung 0-1-6 Monate 0 - 1 - 2 - 12 Monate 0-1-2-6 Monate für Dialysepatienten (jeweils doppelte Impfdosis) Nonresponder sind Personen, deren Anti-HBs-Titer nach 3 vorschriftsmäßig verabreichten Impfungen unter 10 IU/L liegt
Impfun gb Hepatitis B HIV-In ei fektion Auffrischungsempfehlungen der STIKO: bei Personen mit erhöhtem Infektionsrisiko titerabhängige Auffrischung (Titerbestimmung 4-8 Wochen nach der 3. Impfung) Anti-HBs-Titer 0 - 100 IE/L - sofortige Auffrischungsimpfung Anti-HBs-Titer >100 IE/L - Auffrischungsimpfung nach 10 Jahren alle anderen: keine Titerkontrolle empfohlen STIKO 7/06
Impfun gb HIV-In ei fektion Pneumokokken-Infektionenen Indikationsimpfung für: Personen über 60 Jahre Personen mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung, z. B. HIV-Infektion
Impfun gb FSME HIV-In ei fektion Indikationsimpfung für: Personen in FSME-Risikogebieten mit Zeckenexposition Personen mit beruflicher FSME-Gefährdung (z. B. Forstarbeiter)
Influenza Husten, Schnupfen, ? Heiserkeit Grippe ? ? Die Influenza ist bei uns die Infektionskrankheit mit der größten Zahl an Todesfällen H. Willers, RKI
Impfun gb Schutzimpfung HIV-In ei fektion - Influenza - z Gereinigte Influenza-Virus-Antigene z Indikationsimpfung: z Personen > 60 Jahre z Personen mit erhöhter Gefährdung bei chronischen Lungen-, Herz-, Leber-, Nierenerkrankungen, Diabetes mellitus, Immundefizienz, HIV-Infektion z medizinisches Personal z Personal in Einrichtungen mit Publikumsverkehr z Jährliche (Sept. - Nov.) Impfung mit aktueller Antigenkombination (WHO) STIKO 7/06
Pocken – eine neue Gefahr? Der letzte Pockenfall Somalia 1977 26.10.1979: Ausrottung der Pocken Edward Jenner
Pockenimpfung Impf-Komplikationen (geschätzt aus alten Daten; Quelle CDC) • Schwere Nebenwirkungen 1.000 / 1.000.000 – Allergische Reaktionen – Ausbreitung des Impfvirus auf andere Körperregionen • Lebensbedrohliche Nebenwirkungen 14-52 / 1.000.000 • Nebenwirkungen mit Todesfolge 1-2 / 1.000.000
Die Pockenimpfung Kontraindikationen • Schwangerschaft/Stillen • Immundefizit (z. B. HIV, Transplantation) • Immunsuppressive Behandlung (z. B. Malignom) • Steroideinnahme (einschließlich Augentropfen) • Ekzeme/atopische Dermatitis • Hautkrankheiten mit offenen Hautstellen • Augenkrankheiten der Bindehaut oder Hornhaut Kontraindikationen direkt und indirekt!
Meningokokken Meningokokken: es stehen Impfstoffe gegen Meningokokken der Serogruppen A, C, W135, Y zur Verfügung, nicht gegen Serogruppe B! Bei möglicher Exposition:: Chemoprophylaxe: Erkrankungsrisiko für enge Kontaktpersonen von Patienten mit Meningokokken-Meningitis ca. 200-1000fach erhöht! Sofortiger Beginn: Rifampicin 2x600 mg/d über 2 Tage oder Ciprofloxacin einmalig 750 mg STIKO 7/06
Reiseimpfungen HIV-Positive ohne Immunschwäche mit Immunschwäche Cholera (leb./oral) ja nein Gelbfieber (leb.,s.c.) ja nein Hepatitis A/B ja ja Masern (leb./i.m.) ja nein* Meningokokken ja ja Tollwut ja ja Typhus (leb./oral) ja nein Typhus (tot/i.m.) ja ja * In Ausnahmefällen
Humane Papillomaviren (HPV) Zugelassen seit 9/2006: Gardasil®, Impfstoff gegen die onkogenen HPV-Typen 16 und 18 Zulassung beantragt für: Cervarix®, Impfstoff gegen die onkogenen HPV-Typen 16 und 18, zusätzlich gegen die genitale Warzen verursachenden HPV- Typen 6 und 11 Allgemeine Impfempfehlung für alle Mädchen im Alter von 12- 17 Jahren, stabile AK-Titer über ca. 5 Jahre nachgewiesen, Notwendigkeit einer Wiederimpfung? Zur Effektivität der HPV-Impfung zur Verhinderung anderer Malignome (außer Cervixcarcinom) oder HPV-assoziierter Erkrankungen (z. B. Analkarzinom, Papillomatosen) liegen bisher keine Erfahrungen vor) STIKO 3/07
Humane Papillomaviren (HPV) J. M. Palefsky et al., Vaccine 2006; 24S3:140-146
Schutzimpfungen Infektionsschutz durch Impfung - auch bei HIV ? Infektionsschutz durch Impfung - gerade bei HIV !?
Schutzimpfung bei HIV - Infizierten Praktisches Vorgehen z Impfanamnese (Grundimmunisierung für Tetanus, Diphtherie, Polio, Hepatitis A/B ?) z ggf. Titerbestimmung z bei T4-Zellen >300/µl, HI-Viruslast
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